Medienkonferenz zur Übergabe der «Petition für eine gerechte Klimapolitik» Statement Thomas Vellacott, CEO WWF Schweiz Bern, 28. Mai 2015 Die Schweizer Bevölkerung will eine gerechte Klimapolitik Die Politik tut zu wenig Die internationale Staatengemeinschaft und mit ihr die Schweiz will gefährlichen Klimawandel von über 2 Grad Celsius verhindern und die Wissenschaft sagt, was Industrieländer dafür tun müssen: Die eigenen Emissionen sind bis 2020 um 40% unter das Niveau von 1990 zu senken, wie dies auch die Petition der Klima-Allianz fordert. Mit dem geltenden CO₂-Gesetz ist das zwar möglich, doch der Bundesrat nutzt die Möglichkeiten nicht. Er setzt nur das absolute Minimum um – und riskiert damit, selbst das gesetzliche Minimalziel von 20% weniger Treibhausgasen zu verpassen. Mit parlamentarischen Störmanövern versuchen Economiesuisse und die Erdölvereinigung zusätzlich, die ohnehin schon minimalistische Schweizer Klimapolitik weiter zu schwächen. Inzwischen hat der Bundesrat neue Klimaziele für das Jahr 2030 beschlossen. Im kommenden Jahrzehnt sollen die Emissionen im Inland jedes Jahr um 1% sinken. Die EU und selbst die USA machen mit 2% pro Jahr doppelt so viel. 3% sind nötig, wenn der Bundesrat sein eigenes Ziel von maximal 2 Grad Erwärmung ernst nimmt. Für die Klima-Allianz ist klar: Eine gerechte Klimapolitik heisst 3% pro Jahr, was von über 100‘000 Menschen mit der heute eingereichten Petition unterstützt wird. Das ist fair, machbar und das beste Modernisierungsprogramm für die Schweiz. Wirtschaftlich ein Gewinn Klimaschutz sei teuer, und wenn schon wäre er im Ausland viel billiger zu haben. So lautet das Mantra der Umweltschutz-Abbauer im Parlament und in gewissen Wirtschaftsverbänden. Zum Glück stimmt das nicht. Nehmen wir die Gebäudeheizungen als Beispiel, weil sie in der Schweiz die grösste Quelle von CO2-Emissionen sind. Die Schweiz belegt bei der Anzahl Ölheizungen international einen Spitzenplatz. Eine Wärmepumpenheizung verursacht 10 Mal weniger CO₂-Emissionen als die besten Ölheizungen und kostet inklusive Energie und Unterhalt in einem typischen Fall einen Drittel weniger. Auf klimafreundlichere Heizungen umzusteigen, ist also auf jeden Fall lohnenswert. Das gleiche gilt für effizientere Fahrzeuge, die zweitwichtigste CO₂-Quelle. Würden die Schweizer ebenso effiziente Autos kaufen wie die Dänen, könnten die Autofahrer hierzulande jedes Jahr eine Milliarde Franken Benzin- und Dieselkosten sparen. 1 Klimaschutz im Inland ist darum günstiger als Nichtstun. Und er ist günstiger als im Inland Geld für fossile Energien zu verschwenden und zusätzlich im Ausland Klima-Zertifikate zu kaufen. Die Schweiz soll Klimaschutz im Ausland unterstützen, aber nicht anstelle von Klimaschutz im Inland. Schliesslich verursachen wir mit Importen im Ausland grosse CO2-Emissionen – noch einmal so viel wie im Inland. Mit unserer Wirtschaftskraft und den in den letzten Jahrzehnten in der Atmosphäre deponierten Emissionen stehen wir zusätzlich in der Verantwortung. Die Bevölkerung will mehr Klimaschutz Die Bevölkerung schaut zum Glück in die Zukunft und nicht in die Vergangenheit. Heute haben wir die Petition der Klima-Allianz mit über 100‘000 Unterschriften eingereicht. Das ist die Stimme der Mehrheit. Denn: Laut der kürzlich veröffentlichten Univox-Umweltstudie von gfs-zürich finden 71% der Befragten, dass mehr für den Klimaschutz getan werden muss. Für eine klare Mehrheit sollte die Schweiz gar den Anspruch haben, das klimafreundlichste Land Europas zu werden. Zudem sehen die Menschen viel mehr wirtschaftliche Vorteile als Nachteile in einer nachhaltigen Energie- und Klimapolitik.* Beim Klimawandel geht es für unzählige Arten und Millionen von Menschen ums Überleben. Die Klima-Allianz verlangt einen fairen Beitrag der Schweiz, damit die durch den Klimawandel verursachte Erwärmung die gefährlichen 2 Grad nicht übersteigt. Das lohnt sich für die Bevölkerung, für die Natur und nicht zuletzt auch für die Wirtschaft. *Download: http://assets.wwf.ch/downloads/gfszh_umwelt_2014_def.pdf bzw. http://bit.ly/1JT2Iis 2