Folien zur Vorlesung “Wahrscheinlichkeitsrechnung und Stoch. Prozesse” 22.10.2015 Kapitel 4.2: Unabhängigkeit von Ereignissen: Definition: Sei (Ω, A, P) ein Wahrscheinlichkeitsraum und A, B ∈ A Ereignisse. A und B sind unabhängig, falls gilt: P(A ∩ B) = P(A) · P(B). Bemerkungen: • Falls A und B unabhängig sind, so gilt P(A|B) = P(A ∩ B) P(B) U nabh. = P(A) · P(B) = P(A). P(B) D.h.: die Tatsache, ob B eintritt (oder nicht) beeinflusst die Wahrscheinlichkeit von A nicht! • Falls A und B unabhängig sind, so sind auch B und A unabhängig. • Falls A ∩ B = ∅ und P(A) > 0 und P(B) > 0, so sind A und B nicht unabhängig! Beispiele: 1. Ein Würfel wird einmal geworfen. Man betrachte folgende Ereignisse: A = ”gerade Augenzahl” 1 P(A) = , 2 −→ 1 P(B) = . 3 −→ B = ”Augenzahl durch 3 teilbar” Dann gilt: P(A ∩ B) = P({6}) = P(A) · P(B) = 1 6 1 1 1 · = = P(A ∩ B). 2 3 6 Somit sind A und B unabhängig! (Vgl. Skizze!) 2. Roulette A = ”gerade Augenzahl > 0” B = ”Zahlen 1,...,18” −→ −→ P(B) = P(A) = 18 . 37 Dann gilt: P(A ∩ B) = P({2, 4, 6, . . . , 18}) = P(A) · P(B) = 9 37 18 18 9 · 6 = = P(A ∩ B). 37 37 37 Somit sind A und B nicht unabhängig! 18 , 37 Satz: Seien A und B unabhängige Ereignisse. Dann sind auch 1. A und B unabhängig, 2. A und B unabhängig, 3. A und B unabhängig. Folgende Definition verallgemeinert den Begriff der Unabhängigkeit auf mehrere Ereignisse: Definition: Seien A1 , . . . , An ⊆ Ω Ereignisse. A1 , . . . , An ⊆ Ω heißen vollständig unabhängig, wenn für jedes m ∈ {2, 3, . . . , n} und jede Wahl 1 ≤ i1 < i2 < · · · < im ≤ n gilt: P(Ai1 ∩ Ai2 ∩ · · · ∩ Aim ) = P(Ai1 ) · P(Ai2 ) · · · P(Aim ). Beispiel: Roulette: es wird dreimal gespielt und jeweils auf Rot gesetzt. Sei Ai das Ereignis, daß man beim i-te Spiel gewinnt (i = 1, 2, 3). Übungsaufgabe: Man zeige, daß A1 , A2 , A3 unabhängig sind. Achtung: Im Allgemeinen ist es möglich, daß P(Ai ∩ Aj ) = P(Ai ) · P(Aj ) für alle i 6= j ist, aber P(Ai1 ∩ Ai2 ∩ Ai3 ) 6= P(Ai1 ) · P(Ai2 ) · P(Ai3 ). Siehe Beispiel 4 auf anderer Folie. Kapitel 4.3: Zuverlässigkeit von Systemen: Frage: Wie zuverlässig sind Systeme, wenn einzelne Komponenten mit gewissen Wahrscheinlichkeiten ausfallen? (a) Serielle Systeme: Serielle Schaltung mit n Komponenten: K1 K2 K3 Kn Das System fällt aus, wenn mindestens eine Komponente ausfällt. Jede Komponente fällt unabhängig von den anderen Komponenten aus. Die Komponente Ki bleibt mit der Wahrscheinlichkeit pi ∈ (0, 1) intakt und fällt mit Wahrscheinlichkeit qi = 1 − pi aus. Sei Ri das Ereignis, daß die Komponente Ki nicht ausfällt. Wahrscheinlichkeit, daß das System nicht ausfällt: P[R1 ∩ R2 ∩ · · · ∩ Rn ] Unabh. = P[R1 ] · P[R2 ] · . . . · P[Rn ] = p1 · p2 · · · pn . Die Wahrscheinlichkeit, daß das System ausfällt ist dann gegeben durch 1 − P[R1 ∩ R2 ∩ · · · ∩ Rn ] = 1 − p1 · p2 · · · pn . (b) Parallele Systeme: Parallele Schaltung mit n Komponenten: K1 K2 Kn Das System fällt aus, wenn alle Komponenten ausfallen. Jede Komponente fällt unabhängig von den anderen Komponenten aus. Die Komponente Ki bleibt mit der Wahrscheinlichkeit pi ∈ (0, 1) intakt und fällt mit Wahrscheinlichkeit qi = 1 − pi aus. Sei Ri das Ereignis, daß die Komponente Ki nicht ausfällt. Wahrscheinlichkeit, daß das System ausfällt: P[R1 ∩R2 ∩· · ·∩Rn ] Unabh. = P[R1 ]·P[R2 ]·. . .·P[Rn ] = q1 ·q2 · · · qn = (1−p1 )·(1−p2 ) · · · (1−pn ). Die Wahrscheinlichkeit, daß das System ausfällt nicht ist dann gegeben durch 1 − P[R1 ∩ R2 ∩ · · · ∩ Rn ] = 1 − (1 − p1 ) · (1 − p2 ) · · · (1 − pn ).