Die etwas andere Welt der Teilchenphysik: Begriffs- und Vorstellungsänderungen auf der Reise in den Mikrokosmos Michael Kobel TU Dresden 14.07.2014 FOS/BOS Fachbetreuertagung, Michael Kobel I. Grundsatzbetrachtungen II. Teilchenphysik-Konzepte für die Schule II.1. Quantenobjekte ohne Welle/Teilchen II.2. Wie klein/strukturlos sind Teilchen? II.2. Wechselwirkungen: Potenziale und Kräfte II.3. Ladungen und Kopplungsparameter III. Feynmandiagramme IV. Ausblick I. Grundsätzliche Betrachtungen • Stärken der Astro-/Teilchenphysik • • • • Faszination der fundamentalen Fragen Faszination der Begriffe (Urknall, Antimaterie) Faszination der experimentellen Aufbauten (CERN) Grundlagenforschung als Kulturgut und intellektueller Gewinn • Herausforderungen • • • • • Teilchenphysik in Schulcurricula wenig vertreten Suche nach Antworten auf noch nie selbst gestellte Fragen Große Zahl neuer Begriffe in kürzester Zeit Viele neue Konzepte und Vorstellungen Herstellung des Bezugs zur Erfahrungswelt 3 Wie vorgehen? • • Historisch? • Meilensteine der Theorie: • unzählige Experimente… • Schafft man nicht mal an der Uni ! • • • • • • • • • • • • 1917: NOETHER: Symmetrietheorem 1927-1930: DIRAC, JORDAN, WIGNER, HEISENBERG, PAULI, FERMI: Quantenelektrodynamik QED 1932: FERMI: Fermi-Theorie der schwachen Wechselwirkung 1933: YUKAWA: Mesonentheorie zur starken Wechselwirkung 1941: PAULI Eichtheorie der QED 1949: FEYNMAN, TOMONAGA, SCHWINGER Renormierung und Feynman-Diagramme 1961: GLASHOW Elektroschwache Mischung und Eichtheorie 1964: GELL-MANN, ZWEIG Quarks 1965: HAN, NAMBU, GREENBERG starke Farbladung 1964-1967 HIGGS, BROUT, ENGLERT, KIBBLE, HAGEN, GURALNIK Spontane Symmetriebrechung zur Massenerzeugung 1967-1968 SALAM, WEINBERG Standardmodell der Elektroschwachen Wechselwirkung: QFD 1971 ‘T HOOFT, VELTMAN Beweis der Renormierbarkeit des Standardmodells 1973 GROSS, POLITZER, WILCZEK, FRITZSCH,WEINBERG Standardmodell der Starken Wechselwirkung: QCD • Einstiegsvorschlag: Kosmologie 1. Konkretes Beispiel, Anknüpfen an Bekanntes: Elektron 2. Das große Bild der Kosmologie 3. Wissenschaftliche Ziele I.1. Das Elektron und die Kosmologie Kleinere W-Masse Tatsächlicher Ablauf Kleinere d-Quarkmasse Kleinere Elektronmasse View Online: http://www.tricklabor.com/de/portfolio/was-waere-wenn Download: : www.teilchenphysik.de/multimedia/informationsmaterial/veranstaltungen • Massen von Elementarteilchen bestimmen den Ablauf der Kosmologie • Wissenschaftler wollen zunächst verstehen, was Masse ist, um danach versuchen, die Werte zu verstehen Bedeutung der Elektronmasse (bekanntes Teilchen!) Gelegenheit zur Diskussion mit Jugendlichen(was wäre wenn?) ® Elektron: Einfluss auf Größen- und Energieskala der Atome (Moleküle, Festkörper, Lebewesen, …) ® 1 Elektronmasse (und Stärke a em = 137,0359991 ... der elektromagnetischen Wechselwirkung) regieren atomare Energien und Radien ® Bindungsenergie steigt mit me 2 E0 (me ) = - 12 Z 2a em me c 2 2 H - Atom : - 12 a em me c 2 = 13,6 eV ® Größe der Atomhülle fällt mit 1 / me r0 (me ) = h Za em me c 6 I.2. Teilchenphysik und Kosmologie (Energie <-?-> Zeit ) Was ist die Verbindung <-?-> : TEMPERATUR ! (Kompression = Erwärmung) Suche nach der Grundidee des Universums („Weltformel“) S l S S S LHC: TeilchenNachstellen der beschleuniger: Prozesse zwischen Elementarteilchen 10-12 s nach dem Urknall LHC LEP http://lhc-milestones.web.cern.ch/lhc-milestones Geschichte der Physik Zurück zum Urknall S II.1 Das Theoriegebäude • Theorie = „Standardmodell der Teilchenphysik“ • Was es sicher nicht ist: Sogar der große Enrico Fermi sagte einmal zu seinem Studenten (und zukünftigen Nobelpreisträger ) Leon Lederman, "Junger Mann, wenn ich mich an all die Namen dieser Teilchen erinnern könnte, wäre ich besser Botaniker geworden!" Standardmodell = Elementare Bausteine ? 1. Elementare Bausteine sind eine herausragende experimentelle Erkenntnis x eine weitere Substruktur ist „so gut wie“ ausgeschlossen ! à später 2. Aber: sind nicht die theoretische Grundidee des Standardmodells x Anordnung weder vorhergesagt, noch bisher nachträglich verstanden ! 3. Bergen außerdem Gefahr des reines Auswendiglernens 4. Die Elementarteilchen sind die „Spieler“ in einer Welt, in der sich die „Spielregeln“ = Wechselwirkungen aus Symmetrien herleiten lassen II.1. Teilchen-Welle Dualismus Wichtig:"Skalen"diskussion Wie klein sind Elementarteilchen? …und sind sie Teilchen und/oder Welle? Proton Neutron Quarks Elektron Atomkern ZuckerMolekül Fußballfeld Atom Fliege Mensch < 10-18 m 10-18 10-15 http://scaleofuniverse.com 10-12 10-9 Ausdehnung in m 10-6 10-3 1 103 :10 :10 ·10 ·10 11 Lehrplan BOS Bayern Meine Kommentare • Positiv • Es wird von statistischer Deutung gesprochen • Es wird von Wahrscheinlichkeitswelle gesprochen (allerdings nur bei Materiewellen, warum nicht auch bei Photonen?) • Negativ • Bei Licht/Photonen ist gleichberechtigt (?) von Wellenmodell und Teilchenmodell die Rede • Besser wäre (~ grob analog zu Wasserwellen) • Klassisch: viele Photonen lassen sich durch elektromagnetische Wellen beschreiben (ähnlich: Wasser = viele Moleküle) z.B: ein Handy sendet 1022 Photonen / Sekunde zum Satellit eine Welle aus 1 Liter Wasser hat 3x1025 Wassermoleküle • Quantenmechanisch: einzelne Photonen sind Teilchen, (ähnlich wie Wassermoleküle) deren Nachweiswahrscheinlichkeit Wellencharakter aufweisen kann (QM: prinzipiell auch möglich bei einzelnen Wassermolekülen!). Dualismus wird oft missverstanden! • Ziel der folgenden Folien ist zu zeigen: • Photonen, Elektronen, Quarks etc. sind Teilchen (sogar *Elementarteilchen* = strukturlos) • Ihre Nachweiswahrscheinlichkeit kann Wellencharakter zeigen, was aber nicht heißt, das das Objekt selber Wellencharakter hat • Ein Dualismus Teilchen – Welle ist völlig überflüssig und ist sehr missverständlich • Es gibt eine einheitliche Beschreibungsweise, bei der nur der klassische Bahnbegriff aufgegeben wird • Darstellung ohne Formeln • Richard Feynman on Quantum Mechanics Part 1 - Photons Corpuscles of Light • http://www.youtube.com/watch?v=xdZMXWmlp9g 36:11 – 37:48 und 39:06 – 40:45 Nachweiswahrscheinlichkeit ohne Bahnbegriff Richard P. Feynman: QED- Die seltsame Theorie von Licht und Materie“ • Berechnung der Nachweiswahrscheinlichkeit bei P: • „Wahrscheinlichkeitsamplitude“ für jeden Weg kann durch Vektorpfeil (Betrag und Richtung) beschrieben werden • Richtung des Vektorpfeils hängt von Laufzeit ab. • Wahrscheinlichkeit ist Quadrat der vektoriellen Summe aller Pfeile • à die Summe wird von (nahezu) geradlinigen Wegen dominiert i) Beschreibung klassischer Phänomene • Vereinfachung zur Diskussion Sammellinse ii) Beugungsphänomene • Effekte Kleiner Strukturen (Spalte, Gitter, Hindernisse) • Klein ~ Größe der (klassischen!) Wellenlänge • Lassen nicht mehr alle Wege zu • Erlauben große Amplituden an mehreren Orten (Beugung, Interferenz) Einige Bemerkungen • Nur bei Photonen? • Nein, das ist ganz genauso bei *allen* Teilchen (elementaren und zusammengesetzten,von Proton - > Fullerene) • Was ist das Besondere? • Der Bahnbegriff ist obsolet geworden • Teilchen können (scheinbar) gleichzeitig an mehreren Orten sein • Analog: Teilchen können auch gleichzeitig in mehreren Zuständen sein (Beispiel: Neutrinos) • Bei der Messung findet man jedes einzelne Teilchen nur an einem Ort und/oder in einem Zustand (mit der korrekten statistischen Nachweiswahrscheinlichkeit) • Seltsam? • Ja, aber die Natur ist so! Wir beschreiben nur, was wir in der Natur vorfinden Quantenobjekte • Analogie zu makroskopischen Wellen? • Mathematisch tatsächlich vorhanden über die Phase der „Wellenfunktion“ (<-> Pfeile) • Oft missverstanden als Eigenschaft der Quanten („Das Elektron ist (manchmal) eine Welle“) • Wellenartig ist (z.B. beim Elektron) aber nur die örtliche/zeitliche Nachweiswahrscheinlichkeit als „punktförmiges“ = Strukturloses Teilchen. • Der Welle/Teilchen Dualismus ist ein sehr gefährliches irreführendes und m.E. heute bedeutungsloses Bild • Als historische Episode (Begriffsbildung!) aber nützlich • Die heutige Teichenphysik beschreibt alle Quantenobjekte einheitlich und ohne Dualismus à graphisch-mathematisch: Feynmandiagramme II.2. Wie klein/strukturlos sind Teilchen? • Heisenberg‘sche Unschärfe • • Praktischer: Δx Δpc ≥ ħc = 0,2 GeV fm • 0,2 GeV fm = 200 eV nm setzt alle Skalen von Festkörper -> Atom -> Teilchenphysik • Drei nützliche Aspekte dieser Beziehung 1. 2. 3. begrenzt Meßgenauigkeit für Ort und Impuls beschreibt Aufenthaltsgebiet („Orbital“) von Teilchen mit Impulskomponente px= 0 .. Δpx Beschreibt „Treffgenauigkeit“ Δx = Auflösungsvermögen bei Impulsübertrag Δp in Streuprozessen à Untersuchung der „Punktförmigkeit“ = Strukturlosigkeit von Quantenobjekten wie Elektronen, Myonen, Quarks, …. Teilchenstrahlen als Mikroskope Sehen = Abbilden Wurfgeschoß (Projektil) à Zielobjekt à Nachweis (Detektor) Wichtig: „Auflösungsvermögen“ Treffgenauigkeit = 2 GeV fm / Impulsübertrag Dp (in GeV/c) , zum Beispiel: 0,2 µm bei Dp = 1 eV/c (sichtbares Licht) 1 fm bei Dp = 0,2 GeV/c (a-Strahlen bei Rutherford) 0,2 fm bei Dp = 1 GeV/c (Teilchenstrahlen, z.B. Elektronen) >0,15µm Messung von Objektformen u. Größen • „Abtasten“ mit hochenergetischen Projektilen • Elektronen • Neutrinos • … • Beobachtung der „Beugungsmuster“ in der Nachweiswahrscheinlichkeit Auflösungsvermögen der Teilchenphysik • 50/60er Jahre: pc ~ 0,1 - 1 GeV • Δx Δpc ~ ħc = 0,2 GeV fm à Δx ~ 0,2 - 2 fm • à Ladungsverteilung von Kernen • à Ladungsverteilung und nicht-punktförmigkeit des Protons (Hofstadter, 1956) • 70/90er Jahre: pc ~ 10 – 100 GeV • Δx ~ 0,02 – 0,002 fm • Quarks als strukturlose Objekte im Proton entdeckt (SLAC, 1970, HERA am DESY 1985-2007) • 2010/20er Jahre: pc ~ 100 – 1000 GeV • Δx ~ 0,002 – 0,000.2 fm (= 0,2 Attometer) Elastische Elektron-Nukleon Streuung • Beugungsmuster = “Formfaktoren” (Povh, Abb. 5.6) sind “Fouriertransformierte” der elektrischen Ladungsverteilung des Objekts • -> Erkennen von Form und Ausdehnung des Objekts Formfaktoren u. Ladungsverteilungen von Kernen • • à Kerne haben Ausdehnung von einigen fm Protonen haben Ausdehnung von ca 0.9 fm e-p Kollisionen bei HERA am DESY • Untersuchung der Struktur des Protons à strukturlose Quarks Gute Broschüre: “Das Supermikroskop HERA”: http://pr.desy.de/e113/index_ger.html 30 GeV e ¯® ¬ p 800 GeV Evidenz für Quarks (bereits am SLAC, 1970) - Formfaktor F(Δp² =: q2) wird konstant, - à “punktförmige” Konstituenten (im Rahmen der Auflösung) - HERA: Quarks sind auch bei Δx ~ 0,002 fm = 2 Attometer strukturlos Untersuchung von Elektronen und Photonen • OPAL am LEP(CERN): e+e-à gg bei Ös:=ESP > 205 GeV • Elektronen + Photonen ebenfalls strukturlos bis hinunter zu 0,001 fm Zeit Schlussfolgerung • Wäre das Elektron ein gebundener e- =(XY)- Zustand: • à X und Y wären auf Raum Δx ~ 0,002 fm gebunden • à hätten daher Impuls*c = Energie von je ~ 100 GeV • Daher nach E=Mc² auch Massensumme M=200 GeV/c² M = 200. 000. 000 keV/c² • Damit die Elektronmasse 511 keV/c² sein kann, müsste die Bindungsenergie EB = - 199. 999. 489 keV/c² auf ~ 1 /Millionstel genau die Massensumme (fast) aufheben • Woher sollte solch ein „Zufall“ kommen? • Elektronen, Neutrinos, Quarks, Photonen sind sehr sicher • Strukturlose Elementarteilchen • Nicht aus anderen Objekten zusammengesetzt • Wir haben die kleinsten Materiebausteine gefunden! … und diese sind „Teilchen“ ! II.3. Zentraler Begriff: Wechselwirkung • Pierers Universallexikon: • Wechselwirkung, das Verhältnis zweier gleichzeitig vorhandener Gegenstände, vermöge dessen sie füreinander in gewissen Beziehungen zugleich als Ursache und als Wirkung aufgefasst werden. • In der Teilchenphysik sogar mehr als das • Alle(!) Vorgänge in der Natur lassen sich zurückführen auf nur 4 Fundamentale Wechselwirkungen • 3 dieser Wechselwirkungen werden im Standardmodell erklärt • Diese vereinigen die Phänomene „Entstehung“, „Kraft“ u. „Zerfall“ Einteilung (Aufgabe für Jugendliche) • Welche „Kräfte“ gehören zu welcher fundamentalen Wechselwirkung? • • • • • • • Schwerkraft Kernkraft Coulomb-Kraft Reibungskraft Muskelkraft Motorkraft … • Woran könnte es liegen, dass wir von manchen Wechselwirkungen nichts „merken“? Von welchen? • Welche können wir direkt spüren? • Gravitation • Elektromagnetismus • Welche der beiden ist stärker? Ein Beispiel: • Noch ein Beispiel: www.fnal.gov/pub/today/archive_2010/today10-04-15.html FCoulomb = 2.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000 FNewton Ordne die Stärke der Wechselwirkungen ! • Verbreiteter Fehler: z.B. www.drillingsraum.de/4_grundkraefte_physik/4_grundkraefte_physik.html (keine der schlechtesten Physikseiten…!) • Dies geht nicht eindeutig! Die Ordnung der WW-Stärke hängt vom Abstand ab! Kernphysik Teilchenphysik „Wir“ www.schmunzelmal.de TAFEL: Reichweiten, Potenzielle Energien, Kopplungen Wechselwirkung- Ladung - Kopplung Jede Wechselwirkung hat eigene Botenteilchen Botenteilchen koppeln nur an Teilchen mit entsprechender Ladung Ladung der Materieteilchen Botenteilchen Starke Wechselwirkung Starke „Farb“-Ladung Schwache Wechselwirkung Schwache „Isospin“-Ladung Elektromagnetismus I3 W = a gs = 1.2 e- „Weakonen“ (W+,W-,Z) a gw = 0.6 n Elektrische Ladung Photonen g Q = -1, + ⅔, -⅓, … ge = e = 0.3 SI: g e Gravitation Kopplungsparameter Gluonen g „Rot“, „Blau“, „Grün“ æ + 1/2 ö ç ç - 1/2 ÷ ÷ è ø Kopplung der Botenteilchen (bei 100 GeV) Supersymmetrie??? Gravitonen ? ? = e ε 0 hc g2W = W 4p a GN g2S = S 4p g2e = 4p Grundlegende Erkenntnis des „Standardmodells“ Zu jeder Wechselwirkung gehört eine Ladung Nur Teilchen mit entsprechender Ladung spüren Wechselwirkung Wechselwirkung erfolgt über Austausch von Botenteilchen http://www.fnal.gov/pub/today/archive/archive_2013 Die Ordnung der WW-Stärke hängt vom Abstand ab! Kernphysik Teilchenphysik „Wir“ www.schmunzelmal.de II.3: Ladung Ladung … • … ist kein Stoff ! • … beschreibt die Sensitivität von Teilchen bezüglich der jeweiligen Wechselwirkung Eigenschaften: • Ladungen sind Additiv Ladung(A+B) = Ladung(A) + Ladung(B) • Ladungen kommen nur in Vielfachen einer kleinsten Ladung vor • Ladung ist erhalten, d.h. sie entsteht weder neu, noch geht sie verloren Neues über Ladung • Es gibt 3 völlig verschiedene Ladungen (für jede WW des Standardmodells eine) • Diese können Vektorcharakter haben (!) • Die Teilchen ordnen sich bezüglich dieser Ladungen in „Multipletts“ • Warum genau diese Anordnung im „Periodensystem der Teilchen“? à immernoch unverstanden! Elektrische Ladung Q Schwache Ladung IW3 +2/3 +1/2 -1/3 -1/2 0 +1/2 -1 -1/2 Starke Ladung Blau Grün Rot www.teilchenphysik.de/teilchenphysik/elementarteilchen www.weltmaschine.de/physik/standardmodell_der_teilchenphysik Materialien des Netzwerk Teilchenwelt • „Steckbriefe“ der Teilchen (hier: Materieteilchen) • Gelegenheit zu eigenen Aktivitäten • ordnen, diskutieren, vertraut werden Stabile Materie in unserer Umgebung besteht nur aus Teilchen der ersten Generation: Elektronen, Up- und Down-Quarks. Von ihnen gibt es je zwei massereichere, instabile „ Kopien” mit gleichen Ladungen (2. und 3. Generation). Antimaterie • Zu jedem Bausteinteilchen existiert ein Antiteilchen mit umgekehrten Vorzeichen von allen Ladungen • Sonst sind alle Eigenschaften (Masse, Lebensdauer) gleich • Aus Botenteilchen können paarweise Materie- und Antimaterieteilchen entstehen • Umgekehrt können sie sich paarweise wieder zu Botenteilchen (nicht: „Energie“) vernichten mZ 2Ee Antimaterie Zu jeder Materieteilchensorte gibt es eine Antiteilchensorte mit gleicher Masse und entgegengesetzten Ladungen. 45 III. Feynmandiagramme • Theorievorhersage: • • • • Eindeutiges Set von fundamentalen “Vertices” für jede Wechselwirkung Bilden Grundlage von Feynman-Diagrammen zur Beschreibung von Reaktionen, die auf Abständen << fm ablaufen Alle Prozesse sind Kombination solch fundamentaler Vertices Andere Prozesse können nicht stattfinden ! Zeit z.B. Beta”zerfall” des Neutrons Anm: Pfeilrichtung ß symbolisiert Antiteilchen Es läuft trotzdem in der Zeit nach rechts TAFEL: Feynmandiagramme,Ladungen und Kopplungen Beispiel: Messung der Z “Zerfälle“ • Das Z Teilchen ist nicht stabil • Wandelt sich nach 3x10-25s in andere Teilchen um • Produktion und Zerfall als Feynmandiagramm: e+ Z0 Z0 Z0 e- Zeit Z0-Zerfall in ein Tau-Antitau-Paar Z0-Zerfall in ein Elektron-PositronPaar Z0-Zerfall in ein Myon-AntimyonPaar Z0-Zerfall in ein Quark-AntiquarkPaar (aus denen Jets entstehen) Ereignisbilder eines LEP-Experimentes 1000 solcher Ereignisse werden von Jugendlichen (100 je Gruppe) analysiert und kategorisiert Feynmandiagramme und Wechselwirkungen • Wechselwirkung: „Beide Gegenstände sind Ursache und Wirkung“ (àEinstein: „raumartige“ Ereignisse: beobachterabhängig ) • Umwandlung des Wasserstoff p e- W+ n p ne e- W- n ne • Erster Nachweis von Antineutrinos aus Kernkraftwerken p `ne W+ n e+ p `ne W- n e+ • b+ und b- - Umwandlungen von Kernen p W+ n e+ ne n W- p e`ne Beispiel: „schwache Isospin-Ladung“? v Zugrundeliegende Symmetrie genau dieselbe wie bei Spin v Vektor mit 3 Komponenten • Spin S = (Sx, Sy, Sz) im Ortsraum • Schwacher Isospin IW = (I1W, I2W, I3W) im abstrakten schwachen Isospinraum v Messbar nur: • Gesamter Betrag • eine Komponente (meist gewählt: die 3.) • sie beiden anderen sind „unscharf“ v Darstellung in Multipletts in I3W I3 æ + 12 ö æn e ö æn m ö æ u ö æ e + ö æ d ö æ F + ö æ 0 ö ç ÷ : çç - ÷÷, çç - ÷÷,..., çç ÷÷,..., çç ÷÷,..., çç ÷÷,..., çç 0 ÷÷ = çç ÷ ç - 1 ÷ è e ø è m ø è d ø èn e ø è u ø è F ø èv + H ( x ) ÷ø è 2ø W http://de.wikipedia.org/wiki/Stern-Gerlach-Versuch I3 W æ +1ö æ ç ÷ çW ç 0 ÷ : çç Z ç -1÷ èçW è ø ö ÷ ÷ -÷ ÷ ø + 0 Ladungserhaltung • Erhaltung der schwachen Ladung I3W bei wichtigen Prozessen: (der Vektorcharakter von I hier nicht wichtig, es genügt I3W ) • K-Elektron Einfang in Atomen +½ p W+ n -½ +½ p W- n -½ -½ e-½ ene+½ ne +½ • Erster Nachweis von Antineutrinos aus Kernkraftwerken +½ p W+ n -½ +½ p -½ `n -½ `n e+ +½ e e • b+ und b- - Umwandlungen von Kernen n -½ +½ p -½ n W+ e+ +½ ne+½ W- W- n -½ e+ +½ p +½ e- -½ `ne -½ Messungen bis 2010: Z-Zerfälle bei LEP Z0 • Zugängliche Forschungsmethode: • Vergleich der Häufigkeiten • Gemeinsame Diskussion: • e, µ, t haben gleiche Eigenschaften • Quarks kommen 5x3 Mal „zu häufig“ vor à 5 Quark-Sorten x 3 starke Farbladungen In Einklang mit LEP Ergebnissen, publiziert in: Physics Reports, Mai 2006 53 Rückschlüsse auf Ladungen • • • • Es gibt 3 völlig verschiedene Ladungen (eine für jede WW des Standardmodells) Die Teilchen ordnen sich bezüglich dieser Ladungen in „Multipletts“ Gleiche Ladungen = Gleiche Reaktionsraten der zugehörigen Wechselwirkung Z-Zerfälle identisch in e,µ,t à gleiche schwache Ladungen („Leptonuniversalität“) Elektrische Ladung Q Schwache Ladung IW3 +2/3 +1/2 -1/3 -1/2 0 +1/2 -1 -1/2 Starke Ladung Blau Grün Rot www.teilchenphysik.de/teilchenphysik/elementarteilchen www.weltmaschine.de/physik/standardmodell_der_teilchenphysik 54 IV Ausblick: Gesamtes “Standardmodell“ der Teilchenphysik "erfunden" von 1961-73, gültig bis heute • Fundamentale Wechselwirkungen zwischen Teilchen • erfordern Botenteilchen (Austauschteilchen) • sind aus Symmetrien ableitbar !! • Bausteine der Welt • Träger von Ladungen • Spielen nach Regeln der entsprechenden Wechselwirkungen • Massenmechanismus • Symmetrien verbieten Teilchenmassen !! • Herkunft der Teilchenmassen noch unbekannt • Hypothese: “Higgsmechanismus“, Nachweis: Higgs-Teilchen • Errungenschaft des Standardmodells • beschreibt *alle* bekannten Prozesse • Ist (derzeit) DIE grundlegende Theorie der Physik Lagrangedichte des Standardmodells = derzeitige „Weltformel“: • Dies ist eigentlich nur eine in spezieller Form geschriebene Energiedichte ! • auf CERN T-shirt, Tasse und Mouse Pad Michael Kobel 56 Von der Lagrangedichte zu den Vertices Wechselwirkungen zwischen Boten und Bausteinen -> am Besten verstanden Forschung in Dresden Botenteilchen unter sich: à emag Wellen, Sellbstkopplung www.quantumdiaries.org/2011/06/26/cern-mug-summarizes-standard-model-but-is-off-by-a-factor-of-2/ Higgs mit Bausteinen und Boten Massen der Bausteine und Botenteilchen Erzeugung und Zerfälle des Higgs Teilchens Higgsteilchen unter sich noch nicht beobachtet -> nächster Beschleuniger Bedeutung • Aufstellung der Terme dieser „Weltformel“: • Natur verlangt Invarianz unter 3 Symmetrien („lokalen Umeichungen“) • Terme, die die Symmetrie nicht erfüllen, sind verboten • Symmetrie lässt sich nur mit Hilfe von Wechselwirkungen erfüllen -> lokale Eichsymmetrie ist „Ursache“ der Wechselwirkungen • Erläuterung der Formel: • Jedem Term entspricht in dieser Reihenfolge à elektromagnetische Wellen und Wechselw. zw. Botenteilchen à Wechselwirkung zwischen Baustein- und Botenteilchen à Massen der Bausteinteilchen und WW mit BEHiggs-Feld à WW der Botenteilchen BEHiggs-Feld und Higgs-Teilchen • Alle Prozesse lassen sich mit Hilfe dieser Formel vorhersagen (Maxwell-Gleichungen: Licht, Magnetismus, Elektromotor, Radiowellen, Kernphysik: a,b,g - Zerfälle, Brennen von Sternen…) Why are all the interactions so similar in their structure? There are a number of possibilities: • The first is the limited imagination of physicists: When we see a new phenomenon, we try to fit it in the framework we already have – until we have made enough experiments we don’t know that it doesn’t work… It’s because physicists have only been able to think of the same damn thing, over and over again. • Another possibility is that it is the same damn thing over and over again – that Nature has only one way of doing things, and She repeats her story from time to time. • A third possibility is that things look similar because they are aspects of the same thing – some larger picture underneath… Richard. P. Feynman, “The strange theory of light and matter” Princeton University Press, 1985 “Die seltsame Theorie des Lichts und der Materie” Piper Taschenbuch, 9,95€ Danke für Ihre Aufmerksamkeit ! Ich hoffe, manche Anregungen waren nützlich, denn: Schneeschnee.de