Hochschule Anhalt (FH) Bernburg Pfeifengräser – Molinia Molinia arundinacea 'Windspiel' Foto: Wolfram Kircher „Wie war es möglich, solche Schätze für den Garten unausgeschöpft zu lassen?“ Dies schrieb Karl Foerster in seinem Buch Einzug der Gräser und Farne in die Gärten, 1957. Heute finden Gräser zunehmend Liebhaber. Dies mag vor allem an ihren ästhetischen Merkmalen liegen. Ihre Schönheit und Anmut offen-baren sich insbesondere in den langen, biegsamen Blättern und grazilen Blütenständen, welche mannigfaltige Verwendungs-möglichkeiten bieten. Sie bringen Struktur und Leichtigkeit in die Pflanzung, setzen Kontraste zu auffälligen Blütenfarben. Solitär gepflanzt bilden Gräser markante Blickpunkte, als Bodendecker ruhige Flächen und in hohen Gruppen den grünen Hintergrund für Blütenpflanzen. Am meisten schätzt man die Ziergräser, weil sie das Gartenbild rund um das Jahr bereichern: im Frühjahr durch ihren Austrieb, im Sommer durch die Blüten, im Herbst durch manch prächtige Herbstfärbung und im Winter bezaubern reifbedeckte Halme. Charakteristisch für die Pfeifengräser (Molinia) sind sommergrüne Blatthorste, über denen im Juli lockere Blütenrispen erscheinen. Ihr volkstümlicher Name leitet sich von der Verwendung der harten Halme als Pfeifenreiniger ab. Die Gattung umfasst lediglich zwei Arten – Molinia arundinacea (Rohrartiges Pfeifengras) und Molinia caerulea (Blaues Pfeifengras). Merkblätter zum Mitnehmen finden Sie im Info-Kasten! Pflanze des Monats September 2006/Erstellt von J. Riedel Molinia arundinacea – Rohrartiges Pfeifengras Das Rohrartige Pfeifengras ist eine Pflanze wechselfeuchter, basenreicher, oft kalkhaltiger Lehmböden. Natürlich findet man es in Streuwiesen und lichten Laub- und Nadelwäldern des Alpenraums, von O-Frankreich über S-Deutschland bis hin nach Bosnien und Siebenbürgen. Molinia arundinacea zeigt hohe Blütenhalme, die ihre Umgebung im Spätsommer viele Wochen lang verschönern. Diese sind leicht und luftig und im Herbst prächtig goldgelb. Für den Garten gibt es eine große Auswahl an Sorten: Sorte Höhe Merkmale Blatt/Blüten ´Bergfreund´ 60/155 Intensiv gelbe Herbstfärbung ´Fontäne´ 60/200 Halme nach außen gebogen, Liebhaberpflanze ´Karl Foerster´ 60/220 Aufrecht wachsend mit zarten Blütenständen ´Skyracer´ 60/250 Höchste Sorte ´Transparent´ 60/230 Aufrecht mit sehr zarten Blütenständen, am standfestesten ´Windspiel´ 60/240 Kräftigere Blütenstände und größere Ähren Verwendet werden sie zumeist einzeln oder in kleinen Trupps, vor und zwischen licht stehenden Gehölzen, in wiesenartigen Pflanzungen und Rabatten. Besonders wohl fühlen sie sich in der Nähe von Gewässern. Geeignete Pflanzpartner sind unter anderem Taglilien-Wildarten (Hemerocallis), Wasserdost (Eupatorium fistulosum), Tafelblatt (Rodgersia podophylla) oder Blut-Weiderich (Lythrum salicaria). Molinia caerulea – Blaues Pfeifengras Das Blaue Pfeifengras ist eine nordisch-eurasiatische Art. In Deutschland ist sie in Gebieten mit bodensauren, mageren Standorten verbreitet und gedeiht auf Pfeifengras-Streuwiesen, Brachflächen, in Mooren und in Waldgebieten. Molinia caerulea ist insgesamt von niedrigerem Wuchs als Molinia arundinacea und hat ebenfalls strahlenförmig aufrechte Blütenhalme. Auch von ihr gibt es zahlreiche Sorten: Pflanze des Monats September 2006/Erstellt von J. Riedel Sorte Höhe Merkmale Blatt/Blüten ´Dauerstrahl´ 40/90 Robust mit steif aufrechten Blütenhalmen, schlanke dunkle Blütenstände ´Edith Dudszus´ 40/90 ´Heidebraut´ Aufrecht Streng aufrecht ´Moorhexe´ 20/80 Aufrecht, wertvoll für flächige Pflanzungen ´Strahlenquelle´ 40/80 Auch im Winter standfest ´Variegata´ 30/60 Blätter hellgelb längs gestreift, sehr wertvolle Wildform Verwendet wird das Blaue Pfeifengras zumeist als Bodendecker und in größeren Gruppen. Auf wechselfeuchten Plätzen im absonnigen bis halbschattigen Bereich des Gartens fühlt es sich wohl. Besonders geeignet ist es für den Heidegarten, wo es mit Zwerggehölzen wie Heidel- und Preiselbeeren und Stauden wie Sand-Thymian (Thymus serpyllum) und Karthäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum) kombiniert werden kann. Im Moorbeet steht es zusammen mit Sibirischer Wieseniris, Trollblume (Trollius pumilus), Sumpf-Blutströpfchen (Potentilla palustris) und verschiedenen Seggen. Am Gehölzrand gesellen sich Akelei (Aquilegia vulgaris), Wald-Aster (Aster divaricatus), Gold-Lerchensporn (Pseudofumaria lutea) oder Knotiger Storchschnabel (Geranium nodosum) dazu. Jessica Riedel Literatur: Jelitto,L.; Schacht, W; Simon, H.: Die Freilandschmuckstauden. Stuttgart: Ulmer, 2002. King, M.;Oudolf, P.: Gräser. Köln: Dumont Buchverlag, 1997. Hansen, R.; Stahl, F.: Die Stauden und ihre Lebensbereiche in Gärten und Grünanlagen. Stuttgart: Ulmer, 1990. Pflanze des Monats September 2006/Erstellt von J. Riedel