G. Trutnau WS 2005/06 Wahrscheinlichkeitstheorie I Aufgabe 46. Zeige: (i) Ist X eine exponentialverteilte Zufallsvariable, so gilt (1) P [X > s + t|X > t] = P [X > s] für alle s, t ≥ 0, d.h. X hat kein “Gedächtnis”. (ii) Ist umgekehrt X eine Zufallsvariable mit P [X ∈ (0, ∞)] = 1 für die (1) gilt, so ist X exponentialverteilt. (Hinweis zu (ii): Es sei ϕ(t) := P [X > t]. Dann ist ϕ monoton fallend, rechtsstetig und erfüllt die Funktionalgleichung ϕ(s + t) = ϕ(s) · ϕ(t) für alle s, t ≥ 0.) Aufgabe 47. Wir betrachten Polyas Urnenmodell: Eine Urne enthalte s schwarze und w weiße Kugeln. In jeder Periode werde eine Kugel zufällig gezogen und durch t Kugeln der gezogenen Farbe ersetzt. Wir setzen Xn = 1, wenn im n–ten Schritt eine schwarze Kugel gezogen wird und Xn = 0 sonst. Sei P die resultierende Wahrscheinlichkeitsverteilung auf Ω = {0, 1}N . Zeige, dass P [Xn+1 Pn s + (t − 1) i=1 xi = 1|X1 = x1 , . . . , Xn = xn ] = . s + w + (t − 1)n Wir wollen in den folgenden beiden Aufgaben das Langzeitverhalten des Urnenmodells aus Aufgabe 47 studieren. Aufgabe 48. Es sei Pp die zum Münzwurfmodell mit Erfolgsparameter p ∈ [0, 1] gehörende Wahrscheinlichkeitsverteilung auf dem Raum Ω aller binären Folgen ω = (x1 , x2 , . . . ) und Xn (ω) = xn . Weiterhin sei µ die Betaverteilung zu den Parametern s w α := t−1 und β := t−1 . µ ist also eine Wahrscheinlichkeitsverteilung auf [0, 1] mit Dichte Γ(α+β) α−1 (1 Γ(α)Γ(β) x − x)β−1 . Zeige für die durch Q [A] := Z 1 Pp [A] µ(dp) 0 definierte Wahrscheinlichkeitsverteilung auf Ω, dass Q[Xn+1 Pn s + (t − 1) i=1 xi . = 1|X1 = x1 , . . . , Xn = xn ] = s + w + (t − 1)n Folgere, dass Q mit dem Wahrscheinlichkeitsmaß P aus Aufgabe 47 übereinstimmt. —2— Aufgabe 49. Wir betrachten wieder das Urnenmodell aus Aufgabe 47. Zeige, dass der Anteil der schwarzen Kugeln schwach gegen die Betaverteilung µ aus Aufgabe 48 konvergiert. (Hinweis: Aus Aufgabe 47 wissen wir, dass P [A] = Z 1 Pp [A] µ(dp) . 0 Nun beachte, dass nach dem Gesetz der großen Zahlen limn→∞ 1 n Pn k=1 Xk = p Pp -f.s.)