Prof. Dr. Jörn Steuding Institut für Mathematik, Universität Würzburg 24. Oktober 2014 Algebraische Zahlentheorie — 2. Übung Aufgabe 1. Beweise für das n-te Kreisteilungspolynom φn ∈ Q[X] die Formeln Y Y (X d − 1)µ(n/d) , φd und φn = Xn − 1 = d|n d|n wobei die Möbiussche µ-Funktion n 7→ µ(n) definiert ist durch µ(1) = 1 sowie µ(n) = 0, falls p2 | n für eine Primzahl p, und µ(n) = (−1)ν , falls n das Produkt von ν vielen verschiedenen Primzahlen ist. Gebe ferner ein Kreisteilungspolynom an, welches mindestens einen Koeffizienten verschieden von 0, ±1 besitzt. Aufgabe 2. Beweise folgende Formel von Carlitz: Für paarweise verschiedene komplexe Zahlen mit xyz = 1 gilt X n (i + j + k)! (−1)j (x + y + z)i (xy + yz + zx)j = xn + y n + z n . i + j + k i!j!k! i,j,k≥0 i+2j+3k=n Entwickele eine entsprechende Formel für den Ausdruck xn + y n unter der Voraussetzung xy = 1. Aufgabe 3. Beweise den Satz von Kronecker: Ist K ein Zahlkörper der Signatur {r1 , , r2 }, so ist das Vorzeichen der Diskriminante ∆K gleich (−1)r2 . Gib’ jeweils eine kubische Erweiterung K/Q an mit positiver bzw. negativer Diskriminante. Aufgabe 4. Es seien α, β ganzalgebraisch. Zeige, dass dann auch jede Wurzel von X 2 + αX + β = 0 ganzalgebraisch ist. Verallgemeinere diese Beobachtung! Aufgabe 5. i) Am 25. Oktober 1811, also morgen vor 203 Jahren, wurde Évariste Galois geboren. Gebe eine galoische Erweiterung an, deren Galois-Gruppe die Ordnung 203 besitzt. ii) Zeige: Genau dann, wenn m und n teilerfremde natürliche Zahlen sind, gilt Q(ζm , ζn ) = Q(ζmn ), wobei ζk := exp 2πi k . Aufgabe 6. Finde sämtliche Lösungen in natürlichen Zahlen n, x der Ramanujan-NagellGleichung: X 2 + 7 = 2n . Aufgabe 7. Bestimme Diskriminante und eine Ganzheitsbasis des kubischen Zahlkörpers √ Q( 3 2). Alle Bearbeitungen sind ausreichend zu begründen. Verwendet werden dürfen lediglich Ergebnisse, die bereits in der Vorlesung oder auf vorangegangenen Übungsblättern dieser Veranstaltung behandelt wurden. Für den Scheinerwerb ist das Vortrechnen einer Aufgabe notwendig; alternativ ist eine Klausur zu schreben. Auf alle Fälle ist es sinnvoll, Aufgaben zu bearbeiten! Viel Spaß! Ein schönes Thema für eine Masterarbeit wäre, sich dem Thema Origami mit dem Werkzeugkasten der Algebra und algebraischen Zahlentheorie zu nähern: Eine schöne Bache√ lorarbeit, die u.a. zeigt, dass 3 2 faltbar ist, findet sich auf http://www.mathematik.uniwuerzburg.de/∼steuding/sonstiges.html. Wie man mittels Origami polynomielle Gleichungen beliebigen Grades lösen kann, behandeln José Ignacio Royo Prieto und Eulália Tramuns in Abelian and non-Abelian numbers via 3D Origami (siehe arXiv:1408.0880).