Meine Damen und Herren Es waren aufwühlende Worte von Herrn Tuku, die uns die unbeschreibliche Lage der verfolgten Yeziden in Irak noch einmal vor Augen geführt haben. Ausdrücklich möchte ich meinem Vorredner, dem Imam, dafür danken, dass er deutlich gemacht hat, dass diese Verbrechen, die im Namen des Islam geschehen, nichts mit dem Islam zu tun haben. Ich habe nun die Ehre, die Bahá’í-Gemeinde in Garbsen zu vertreten und zunächst den Bahá’í-Glauben Kurz vorzustellen. Woran glauben die Bahá’í? Einheit in der Vielfalt und Frieden zählen zu den Kernpunkten des Bahá’í-Glaubens. Die Bahá’í glauben, dass es nur einen Gott gibt, der die Quelle aller Religionen ist. Somit gibt es in Wahrheit auch nur eine Religion, die im Laufe der Menschheitsgeschichte mit verschiedenen Namen und angepasst an verschiedene Bedingungen immer wieder erneuert wurde. Seit seiner Entstehung Mitte des 19. Jahrhunderts in Iran ist der Bahá’í-Glaube schrecklichen Verfolgungen in seinem Geburtsland ausgesetzt gewesen - und ist es immer noch. Daher verbindet uns Bahá’í eine tief empfundene Solidarität mit allen Menschen - Yeziden, Christen und auch Muslimen -, die wegen ihres Glaubens in Irak und Syrien bestialischen Verfolgungen ausgesetzt sind und unvorstellbares Leid ertragen müssen. Es ist ganz besonders verabscheuungswürdig, dass diese Verbrechen im Namen Gottes geschehen, des Gottes, der - nach dem Glauben der Bahá’í - aus Liebe und nur aus Liebe den Menschen erschaffen hat. Diesem Schöpfungsrund der Liebe dient auch die Religion. Sie soll Zuneigung und Einheit stiften. Wird sie zur Ursache von Hass und Zwietracht, so hat sie ihren belebenden Geist aufgegeben. Dazu heißt es in der Schrift der Bahá’í: „Die Religion sollte alle Herzen vereinen und Krieg und Streitigkeiten auf der Erde vergehen lassen, Geistigkeit hervorrufen und jedem Herzen Licht und Leben bringen. Wenn die Religion zur Ursache von Abneigung, Hass und Spaltung wird, so wäre es besser, ohne sie zu sein, und sich von einer solchen Religion zurückzuziehen, wäre ein wahrhaft religiöser Schritt.“ Als ein Zeichen unseres gemeinsamen Denkens, Handelns und Wollens sollte jede Religion - so war besprochen - aus der eigenen Schrift ein Wort wiedergeben, das der sog. Goldenen Regel entspricht. Hier nun ein Zitat von Bahá’u’lláh, dem Stifter des Bahá’í-Glaubens: „Bürdet keiner Seele eine Last auf, die ihr selber nicht tragen wollt, und wünscht niemandem, was ihr euch selbst nicht wünscht. Dies ist mein bester Rat für euch, wolltet ihr ihn doch beherzigen.“ Ich schließe nun mit einem Friedensgebet der Bahá’í. Es sei den verfolgten Menschen in Irak und Syrien gewidmet. „O Herr! Zieh Du das Volk aus dem abgründigen Meer des Hasses und der Feindseligkeit, befreie es aus dieser undurchdringlichen Finsternis. Vereinige die Herzen, erleuchte die Augen mit dem Lichte des Friedens und der Versöhnung. Errette sie aus den Tiefen des Krieges und des Blutvergießens, befreie sie aus des Irrtums Finsternis. Reiße den Schleier von ihren Augen und erleuchte ihre Herzen mit dem Lichte der Führung. Verfahre mit ihnen nach Deinem zarten Erbarmen und Mitleid, nicht nach Deinem gerechten Zorn, der den Mächtigen die Glieder zittern lässt. O Herr! Krieg folgt auf Krieg. Not und Angst nehmen überhand, einst blühende Länder sind alle verheert. O Herr! Die Herzen sind schwer, die Seelen voll Qual. Erbarme Dich dieser Armen, ... O Du gütiger Herr! Vereinige alle. Gib, dass die Religionen in Einklang kommen und vereinige die Völker, auf dass sie einander ansehen wie eine Familie und die ganze Erde wie eine Heimat. O dass sie doch in vollkommener Harmonie zusammenlebten! O Gott! Erhebe das Banner der Einheit der Menschheit. O Gott! Errichte den Größten Frieden. Schmiede Du, o Gott, die Herzen zusammen. O Du gütiger Vater, Gott! Erfreue unsere Herzen durch den Duft Deiner Liebe. Erhelle unsere Augen durch das Licht Deiner Führung. Erquicke unsere Ohren mit dem Wohlklang Deines Wortes und beschütze uns alle in der Feste Deiner Vorsehung. Du bist der Mächtige und der Kraftvolle, Du bist der Vergebende und Du bist der, welcher die Mängel der ganzen Menschheit übersieht.“