20 Diagnose & Therapie Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde Klinikum rechts der Isar der TU München Von Dr. Nicole Schaenzler W er zwischen 40 und 50 Jahre alt ist, muss meist feststellen, dass ihm das Sehen in der Nähe zunehmend Schwierigkeiten bereitet. In dieser Zeit lässt die Fähigkeit des Auges nach, nahe Gegenstände scharf zu erkennen – und zwar unabhängig davon, ob man bis dahin normal- oder fehlsichtig war. Um z. B. das Kleingedruckte auf einem Etikett oder die Schrift in einem Buch bzw. einer Zeitung noch klar lesen zu können, muss das Gedruckte von den Augen weit entfernt gehalten werden, um den Text wieder scharf zu bekommen. »Die Arme werden immer länger«, heißt es dann oft. Früher oder später ist jeder betroffen Von Alterssichtigkeit oder Presbyopie ist über kurz oder lang jeder betroffen. Ursache ist der natürliche Alterungsprozess der Augenlinse, die im Lauf des Lebens zunehmend an Elastizität verliert und in der Folge ihre Fähigkeit einbüßt, sich auf unterschiedliche Entfernungen einzustellen: Dem Auge gelingt es immer weniger, Bilder zugleich in der Nähe und in der Ferne scharf Topfit 1 / 2016 Lesen ohne Brille trotz Alterssichtigkeit abzubilden. Dieser sogenannte Akkommodationsverlust wirkt sich vor allem auf das Sehen in der Nähe aus. Dabei rückt der Nahpunkt mit fortschreitendem Alter immer weiter vom Auge ab, sodass es irgendwann nicht mehr möglich ist, einen Gegenstand in einer Entfernung von weniger als 40 Zentimetern scharf auf der Netzhaut abzubilden. Lange Zeit gab es praktisch nur eine Möglichkeit, im Alltag mit der Alterssichtigkeit einigermaßen zurecht zu kommen: Man musste sich eine Lesebrille zulegen. Eine notwendige, aber umständliche und häufig auch lästige Lösung, denn die Lesebrille erlaubt zwar scharfes Sehen in der Nähe, doch für das scharfe Sehen in die Ferne ist sie naturgemäß nicht geeignet. Hinzu kommt, dass viele Menschen im höheren Lebensalter oft sogar zwei Brillen benötigen: eine Korrekturbrille für die Ferne und für die Nähe. Der permanente Wechsel zwischen der einen und der anderen Brille – oder, als Alternative, das Tragen einer Gleitsichtbrille – bereitet vielen Probleme, insbesondere, wenn sie im Beruf oder in der Freizeit auf eine konstant gute Sicht in unterschiedlichen Sehentfernungen angewiesen sind. Und da die physiologische Alterung der Augenlinse kontinuierlich fortschreitet, muss die Brille für den Nahbereich (oder die Gleitsichtbrille) auch noch in regelmäßigen Abständen ausgetauscht werden. Kontakt Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde Klinikum rechts der Isar der TU München Ismaninger Str. 22 81675 München Tel. 089 / 41 40-23-20 Prof. Dr. Dr. E-Mail: [email protected] Chris P. Lohmann Direktor der Augenklinik www.augenklinik.med.tum.de Refraktiver Linsenaustausch . . . Mit der chirurgischen Linsenimplantation steht der modernen Augenheilkunde eine therapeutische Alternative zur Verfügung, die den Betroffenen wieder zu einem brillenfreien Leben verhilft. Der refraktive Linsenaustausch ist bestens erprobt, denn das Grundprinzip entspricht im Wesentlichen dem Ablauf der Grauen-StarOperation, mit der eine kataraktbedingte Trübung der Augenlinse behoben und die in der Augenklinik am Klinikum rechts der Isar der TU München seit Jahren als Routineeingriff durchgeführt wird: Die natürliche Linse des Auges wird durch eine kleine, faltbare Kunstlinse ersetzt – ein risikoarmer Eingriff, der in der Regel ambulant unter lokaler Betäubung durchgeführt wird. Wesentliche Teilschritte der Linsenoperation werden von Prof. Lohmann und seinem Team mit dem hochmodernen Femtosekundenlaser durchgeführt; dadurch ist der Eingriff kürzer und noch sicherer geworden. . . . mit multifokalen Kunstlinsen Die Verträglichkeit der Kunstlinsen ist im Allgemeinen sehr gut; ein Fremdkörpergefühl ist nicht zu erwarten. Für ein optimales Behandlungsergebnis ist es allerdings wichtig, dass der einzelne Patient, je nach seinem individuellen Anforderungsprofil, genau mit der Linse versorgt wird, die für ihn am besten geeignet ist. »Dies lässt sich nur durch eine genaue Untersuchung ermitteln«, betont Prof. Lohmann. Speziell für die Presbyopiekorrektur kommen vor allem multifokale Kunstlinsen infrage. Dieser Linsentyp ist in mehrere Zonen aufgeteilt, die eine unterschiedliche Brechkraft besitzen. Dadurch wird das einfallende Licht auf mehreren Brennpunkten (= multifokal) gebündelt. Der Vorteil: Nicht nur die Nahsicht, sondern auch die Mittel- und Fernsicht können mit derselben Linse korrigiert werden; die multifokalen Kunstlinsen wirken also wie eine Gleitsichtbril- Fotos: Fotolia.com, Klinikum rechts der Isar der TU München Wenn man die 40 Jahre überschritten hat und Gegenstände oder Worte in der Nähe unscharf werden, liegt meist Alterssichtigkeit vor — eine Erscheinung, von der im Lauf ihres Lebens nahezu 100 Prozent der Bevölkerung betroffen ist. Leider gibt es keine Möglichkeiten, der fortschreitenden Leseschwäche vorzubeugen. Abfinden müssen wir uns mit den damit verbundenen Einschränkungen jedoch nicht. Dank innovativer Therapieansätze auf dem Gebiet der operativen Presbyopiekorrektur kann die Alterssichtigkeit heute in vielen Fällen erfolgreich behandelt werden. Diagnose & Therapie 21 Der Femtosekundenlaser ist um ein Vielfaches präziser als jedes mikrochirurgische Skalpell und leistet in der chirurgischen Linsenimplantation der modernen Augenheilkunde sehr gute Dienste. le im Auge. Wer zusätzlich unter einer Hornhautverkrümmung leidet, profitiert gegebenenfalls von torischen Kunstlinsen in einer multifokalen Variante. Corneale Inlays Für alterssichtige Patienten mit einer gesunden Hornhaut steht seit Kurzem ein weiteres Verfahren zur Verfügung, welches darauf abzielt, die Form der Hornhaut so zu verändern, dass eine erhöhte Schärfentiefe erzeugt und damit die Lesefähigkeit wiederhergestellt wird – und dies, ohne die Fernsicht wesentlich zu beeinträchtigen. Dieser Effekt wird mithilfe sogenannter cornealer Inlays erreicht. Hierbei handelt es sich um ultradünne, sehr kleine ringförmige Linsen mit einer zentralen Öffnung, die direkt in die Hornhaut mittig vor der Pupille eingesetzt werden. Zur Korrektur der Alterssichtigkeit genügt es, wenn das Inlay nur in ein Auge, und zwar meist in das nicht-dominante Auge, eingesetzt wird. Zudem lässt es sich mühelos wieder entfernen, was in den allermeisten Fällen allerdings nicht notwendig ist. Auch bei diesem Eingriff, der im Allgemeinen ambulant unter örtlicher Betäubung erfolgt, setzt die Augenklinik am Klinikum rechts der Isar der TU München für den kleinen Schnitt in die Hornhaut den Femtosekundenlaser ein. Welches Verfahren für welchen Patienten den größtmöglichen Therapieerfolg verspricht, kann nur durch ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch sowie durch eine eingehende Untersuchung geklärt werden. Dabei gilt es nicht nur, die objektiven Befunde, sondern auch die subjektiven Bedürfnisse des Patienten zu berücksichtigen. »Werden alle relevanten Faktoren bei der Wahl der geeigneten Therapiestrategie berücksichtigt, stehen die Chancen für eine erfolgreiche Presbyopiekorrektur und damit für ein Leben ohne Lesebrille sehr gut«, sagt Prof. Lohmann. Checkliste: Bin ich alterssichtig? ■■ Das Lesen, vor allem bei schlechten Lichtverhältnissen, ist anstrengender. ■■ Die Augen ermüden beim Lesen rascher. ■■ Sie merken, dass der gewohnte Abstand zu Ihrem Buch, Ihrer Zeitung oder einem anderen Gegenstand in der Nähe nicht mehr ausreicht, um das zu Lesende scharf zu sehen. ■■ Es kommt der Zeitpunkt, an dem Sie feststellen, dass die Länge der Arme nicht mehr ausreicht, um alles gut sehen bzw. lesen zu können. Spätestens jetzt wird es Zeit, einen Augenarzt aufzusuchen. Mit uns behalten Sie den Durchblick! Perfektes Sehen ohne Brille – treffen Sie die richtige Wahl Ob die operative Korrektur eines Brillenfehlers möglich ist, kann durch eine augenärztliche Untersuchung festgestellt werden. Aber welche OP-Methode ist die beste? Neben einer Weiterentwicklung der Lasertechnologie und Schnitttechnik bei der bekannten LASIK-OP stehen der Medizin heutzutage moderne Kunstlinsen zur Verfügung. Ist eine Laseroperation auf Grund verschiedener Faktoren nicht möglich oder sinnvoll, kann auch die Implantation einer künstlichen Linse in Betracht gezogen werden. Um die richtige Wahl zu treffen, ist die korrekte Beurteilung der Unter­suchungsergebnisse von äußerster Wichtigkeit. Wir informieren Sie gerne! Das können Sie von uns erwarten: ◾ präzise Diagnostik ◾ modernste Technik ◾ maßgeschneiderte Therapie­konzepte ◾ persönliches Engagement Unser Anliegen ist es, jeden Patienten bestmöglich zu versorgen. Den Traum, Blinde sehend zu machen, können wir nicht für jeden verwirk­lichen. Aber wir können Augenlicht erhalten, schützen und verbessern! Unsere Schwerpunkte: ◾ Tränenwegserkrankungen ◾ Erkrankungen der Augen­oberfläche ◾ Hornhauttransplantation ◾ Grauer Star (Katarakt) ◾ Grüner Star (Glaukom) ◾ altersabhängige Makula­ degeneration (AMD) ◾ diabetische Augen­erkrankungen ◾ Netzhautablösung ◾ refraktive Laser- und ­Linsenchirurgie ◾ Schielen und Kinderaugenheilkunde Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde Klinikum rechts der Isar der TU München Ismaninger Str. 22 81675 München Tel.: (089) 41 40-23 20 Fax: (089) 41 40-40 76 E-Mail: [email protected] www.augenklinik.med.tum.de Topfit 1 / 2016