Alexandra Lusser - „Cytosinmethylierung als neuer Mechanismus zur Regulation von lncRNAs“ (Einzelprojekt) Die Nukleinsäuren DNA und RNA können durch eine Reihe von postsynthetischen Reaktionen chemisch modifiziert werden. DNA enthält in erster Linie Cytosinmethylierungen, während für die RNA eine breite Vielfalt unterschiedlicher Modifikationen bekannt ist, welche sowohl die Nukleobasen als auch die Ribose betreffen können. Der Großteil dieser Modifikationen wurde an den mengenmäßig am stärksten vorkommenden RNA Spezies, den rRNAs und tRNAs, entdeckt und untersucht. Im Gegensatz dazu ist sehr wenig über die Art und Bedeutung chemischer Modifikationen an internen Nukleobasen in poly(A)RNAs bekannt. Durch die enorme technologische Entwicklung der Sequenziermethodik in den vergangenen Jahren ist klar geworden, dass das eukaryontische Transkriptom wesentlich komplexer ist als angenommen und aus einer Vielfalt unterschiedlicher RNA Typen besteht. Eine besonders interessante RNA Spezies ist die Klasse der langen nicht kodierenden RNAs (lncRNAs). Eine prominente Funktion dieser RNAs scheint in der Regulation von Chromatin Struktur und Genaktivität zu liegen. Erst kürzlich konnten wir und zwei weiteren Forschungsgruppen zeigen, dass poly(A)RNAs Cytosinmethylierungen (m5C) aufweisen können. Im Speziellen haben wir entdeckt, dass die lncRNAs HOTAIR und XIST methyliert werden und dass im Fall von XIST diese Modifikation die Interaktion mit dem Chromatin-modifizierenden Proteinkomplex PRC2 negativ beeinflusst. Diese Befunde deuten darauf hin, dass Cytosinmethylierung die Interaktion zwischen lncRNAs und ihren Proteinpartnern regulieren könnte. Mit dem Ziel ein umfassendes Verständnis der biochemischen und biologischen Effekte von Cytosinmethylierung in lncRNAs zu erlangen, möchten wir mit dem vorliegenden Projekt unsere Studien auf diesem Gebiet fortsetzen und ausweiten. Konkret planen wir eine transkriptom-weite Untersuchung des Vorkommens von m5C in poly(A)RNA und lncRNA. Die Daten aus diesen Experimenten sollen anschließend mit Hilfe detaillierter bioinformatischer Analysen mit strukturellen oder funktionellen Eigenschaften der RNAs korreliert werden. Darüberhinaus werden wir den Einfluss der Methylierung auf RNA-Protein Interaktionen untersuchen. In einem zweiten Projektteil planen wir Studien zur Identifikation der für spezifische Methylierungen verantwortlichen Enzyme. Schließlich werden wir an der Entwicklung einer neuen Methode zur Detektion weiterer Cytosinmodifikationen in RNA arbeiten. Wir hoffen mit den geplanten Untersuchungen bisher unbekannte Mechanismen der Funktionsregulation von RNA, im speziellen von lncRNA, zu entdecken. Die Regulation der Aktivität von mRNAs und lncRNAs betrifft letztlich alle Prozesse des Lebens. Daher erwarten wir, dass die Ergebnisse aus den geplanten Studien zu einem tieferen Verständnis verschiedenster zellulärer Vorgänge wie z.B. Zellzyklus, Entwicklung und Differenzierung, führen werden und darüberhinaus Einblicke in die Entstehung bzw. Therapie bestimmter humaner Erkrankungen erlangt werden können.