Suprema und Infima reeller Teilmengen Seminar Konstruktive Analysis bei Prof. Dr. Schwichtenberg Quirin F. Schroll 5. Dezember 2016 Vortrag Für die folgenden Argumente benötigen wir noch den Begriff der bewohnten Mengen. Eine Menge π heiße bewohnt (engl. inhabited), falls sie ein Element enthält, formal ∃π π ∈ π. Eine bewohnte Menge π ist offensichtlich nicht leer, d. h. ¬∀π π ∉ π, aber die Umkehrung ist nicht allgemeingültig. Bewohnt zu sein ist eine stärkere Eigenschaft. Satz, β liegt dicht in β: Bemerkung: Zu π₯ < π§ gibt es π ∈ β mit π₯ < π < π§. (Beweisskizze im Skript.) Die konstruierte rationale Zahl π hängt von der Darstellung von π₯ und π§ ab. Wir sollten uns an das Lemma von der (einfachen) Vergleichbarkeit reeller Zahlen mit Intervallen erinnern: ∀π₯,π¦,π§ (π₯ < π§ → π₯ ≤ π¦ ∨ π¦ ≤ π§). Daneben gibt es noch die strikte Vergleichbarkeit: ∀π₯,π¦,π§ (π₯ < π§ → π₯ < π¦ ∨ π¦ < π§) Nachher wird lediglich der Spezialfall für rationale π₯ und π§ verwendet. Im Beweis dazu zeigt man ∀π,π (π < π → ∃π′ ,π ′ π < π′ < π ′ < π) und verwendet die Vergleichbarkeit auf π′ < π ′ . Damit folgt die starke Vergleichbarkeit mit reellen Intervallen. Weil β dicht in β liegt, findet man π und π zu π₯ < π§ mit π₯ < π < π < π§ und wendet dann die beschriebene Konstruktion an. Definition: Wir nennen π¦ ∈ β ein Supremum von π ⊆ β, falls ∀π₯∈π π₯ ≤ π¦ und ∀π<π¦ ∃π₯∈π π ≤ π₯. Ist nur die erste Bedingung erfüllt, so heiße π¦ eine obere Schranke von π. Lemma: Alle Suprema einer Menge π ⊆ β sind äquivalent. Das rechtfertigt, von dem Supremum von π zu sprechen. Sofern es existiert, schreibe dafür sup π. Beweis. Seien also π¦ und π§ beide Suprema von π. Dann genügt es π¦ ≤ π§ zu zeigen, und dafür wiederum π¦ β― π§. Also angenommen es gelte π¦ > π§ und somit, weil β dicht in β liegt, gibt es π ∈ β mit π§ < π < π¦. Weil π¦ ein Supremum ist, gibt es ein π₯ ∈ π mit π ≤ π₯. Weil π§ eine obere Schranke von π ist, müsste π₯ ≤ π§ gelten, d. h. π₯ β― π¦, jedoch ist π₯ ≥ π > π§. 1 Definition: Eine bewohnte Menge π ⊆ β heiße nach oben lokalisiert, falls für alle π < π gilt ∃π₯∈π π ≤ π₯ ∨ ∀π₯∈π π₯ ≤ π. Prinzip von der kleinsten oberen Schranke: Für eine bewohnte, nach oben beschränkte Menge ist es äquivalent ein Supremum zu haben und nach oben lokalisiert zu sein. Beweis zu →. Seien π¦ = sup π und π < π. Die strikte Vergleichbarkeit liefert π < π¦ oder π¦ < π. π < π¦. Weil π¦ das Supremum von π ist, gilt π ≤ π₯ für ein π₯ ∈ π. π¦ < π. Weil π¦ eine obere Schranke von π ist, gilt π₯ ≤ π¦ < π für alle π₯ ∈ π. Beweis zu ←. Sei π¦ eine obere Schranke. Setze Ππ (π, π) als das Prädikat ∃π₯∈π π ≤ π₯ ∧ ∀π₯∈π π₯ ≤ π, also beide Bedingungen für die Lokalisiertheit. Die Voraussetzungen liefern π0 , π0 ∈ β, sodass Ππ (π0 , π0 ) erfüllt ist: Weil π bewohnt ist, gibt es ein π₯ ∈ π und dazu gibt es ein π0 ∈ β, für das π0 < π₯ gilt, nämlich π0 = ππ(1) − 1 mit ((ππ )π , π) = π₯. Nach Definition der reellen Zahlen gilt π0 <1 π₯ und wegen Abschwächung ∃π₯∈π π0 ≤ π₯. Analog ist π¦ <1 π0 = ππ (1) + 1, wobei ((ππ )π , π ) = π¦. Weil π¦ eine obere Schranke von π ist, gilt somit ∀π₯∈π π₯ ≤ π0 . Aus der Transitivität folgt π0 < π0 . Sie sind Anfangswerte zweier Folgen (ππ )π und (ππ )π von rationalen Zahlen, die 1. π0 ≤ π1 ≤ β― ≤ ππ < ππ ≤ β― ≤ π1 ≤ π0 , 2. Ππ (ππ , ππ ) und π 3. ππ − ππ ≤ ( 23 ) (π0 − π0 ) für alle π erfüllen. Dazu seien π0 , … , ππ und π0 , … , ππ bereits so konstruiert. Weil π nach oben lokalisiert ist, gilt für π = ππ + 13 (ππ − ππ ) und π = ππ + 23 (ππ − ππ ) = ππ − 13 (ππ − ππ ) ∃π₯∈π π ≤ π₯ ∨ ∀π₯∈π π₯ ≤ π. Im ersten Fall setze ππ+1 = π und ππ+1 = ππ und im zweiten analog ππ+1 = ππ und ππ+1 = π. Dann gilt Ππ (ππ+1 , ππ+1 ) und auch die anderen beiden Bedingungen gelten auch für π + 1. Prinzip von der grössten unteren Schranke: Auf analoge Weise definiert man untere Schranken, Infima sowie untere Lokalisiertheit und beweist die Eindeutigkeit zweiterer. Man schreibt inf π, falls es existiert. Ebenfalls analog zum Prinzip von der kleinsten oberen Schranke beweist man das Prinzip der größten unteren Schranke. 2