Sprunggelenksfrakturen Zusammenfassung - Allgemeines - Ursache - Symptome - Diagnose - Einteilung der Brüche - Therapie - Risiken und Komplikationen Prognose Zusammenfassung Brüche der Knöchelgabel des Unterschenkels, dem so genannten oberen Sprunggelenk sind Folge von Unfällen mit Umknickungsereignis beim Sport und im Alltag. Je nach Ausmaß und Lokalisation der Fraktur ist eine operative Therapie und/oder eine ca. 6-wöchige Therapie im Gips erforderlich. Häufig ist eine folgenlose Heilung zu erreichen. Allgemeines Sprunggelenksfrakturen, also Brüche der Knöchelgabel, sind auf Grund der vergleichsweise schwachen Bandstabilisation der Außen- und Innenbänder des Sprunggelenks auch bei scheinbar harmlosen Unfällen relativ häufig. Ursache Die Ursache dieser auch als Malleolenfrakturen bezeichneten Brüche sind meistens das Umknicken durch Stolpern und Ausrutschen, weiterhin der Drehsturz beim Skifahren, der Sturz aus größerer Höhe sowie Verkehrsunfälle und die Einwirkung direkter Gewalt. Es handelt sich also um eine unfallbedingte Verletzung. Symptome Die auffälligsten Symptome dieser Verletzung sind eine deutlich schmerzhafte Beweglichkeit, z.B. bei der Abrollbewegung des Fußes, eine sich verstärkende Schwellung sowie Hautverfärbungen im Sprunggelenksbereich. Auch eine Fußfehlstellung und sogar offene Brüche mit dem Austreten von Knochenteilen durch die Haut und ein damit verbundener kompletter Funktionsverlust des Fußes sind möglich. Diagnose Die Diagnose von Knöchelfrakturen erfolgt anhand des klinischen Bildes bei der ärztlichen Untersuchung sowie der angefertigten Röntgenaufnahmen. Die Durchblutung, die Beweglichkeit und die Sensibilität des Fußes bzw. des Unterschenkels sollten bei der manuellen Untersuchung genau untersucht werden. Auf den Röntgenaufnahmen lassen sich an den verschiedenen Knochen, die an der Bildung der Sprunggelenksgabel beteiligt sind, eventuelle Bruchlinien und Gelenkunregelmäßigkeiten erkennen. Zu den gelenkbildenden Knochen des oberen Sprunggelenks gehören der Außenknöchel (Wadenbein oder Fibula), der Innenknöchel, der Knöchelfortsatz des Schienbeines, sowie die Gelenkflächen von Schienenbein (Tibia) und Sprungbein (Talus). Einteilung der Brüche Für eine sachgerechte Behandlung dieser Brüche wurden Klassifikationen entwickelt, um die vielfältigen Kombinationen zwischen Innenknöchel-, Außenknöchel- und den begleitenden Bandverletzungen sinnvoll zu ordnen. Außenknöchelbrüche, die häufigste Art des Sprunggelenkbruchs, werden meist nach Weber eingeteilt (Wilhelm Weber, Chirurg, 1872-1928). Dabei spielt die bindegewebige Verbindung zwischen dem Schienbein und dem Wadenbein, die sich knapp oberhalb des Außenknöchels befindet, die entscheidende Rolle Diese so genannte Syndesmose verleiht der Sprunggelenksgabel die entscheidende Stabilität Eine Verletzung dieser Verbindung führt zu einem Auseinanderweichen der Sprunggelenksgabel und damit zur Abnahme der gelenkbildenden Oberfläche mit der Folge eines schweren Knorpelschadens der Belastungszonen und der Ausbildung eines abnutzungsbedingten (degenerativen) Gelenkschadens, der so genannten Arthrose. Folgende Formen der Außenknöchelbrüche nach Weber werden unterschieden: Typ Weber A Bei einer Außenknöchelfraktur unterhalb der Syndesmose spricht man von einer Weber A Fraktur. Die Sprunggelenksgabel ist dabei stabil. Es kann meist eine nichtoperative, auch als konservativ bezeichnete Therapie mit einer Ruhigstellung mit Hilfe eines Unterschenkelgipses erfolgen. Fraktur des Wadenbeins (1) unterhalb der Syndesmose, der Verbindung zum Schienbein (2) vom Typ einer Weber-A-Fraktur (A) mit knöchernem Ausriss des Innenbands (D). Dabei kommt es zu einer Erweiterung des Gelenkspalts zwischen der Gelenkfläche der Tibia und des Sprungbeins, dem Talus (3). Typ Weber B Bei einer Weber B Fraktur verläuft der Bruch des Wadenbeins in Höhe der Syndesmose. Oft ist diese verletzt, die Stabilität der Sprunggelenksgabel ist nicht mehr gewährleistet. Die Therapie erfolgt meist operativ. Fraktur (D) in Höhe der Syndesmose mit häufigem Riss des Innenbandes (C). Typ Weber C Der Bruch des Wadenbeins befindet sich bei dieser Fraktur oberhalb der Syndesmose. Dennoch ist diese immer gerissen. Meist erfolgt eine operative Versorgung der Verletzung. Eine besondere Form der Weber-C-Fraktur stellt die seltene MaisonneuveFraktur dar. Dabei handelt es sich um einen hohen Wadenbeinbruch mit Zerreißen der Syndesmose und der so genannten Membrana interossea, einer Membran zwischen Schien- und Wadenbein. Typische Weber-C-Fraktur (C) mit Riss der Syndesmose (F) und mit knöchernem Ausriss des Innenbands (G). Hohe Wadenbeinfraktur (Maisonneuve-Fraktur) als Sonderform der Weber-C-Fraktur • • • • • • • • • • 1 Wadenbein (Fibula) 2 Schienbein (Tibia) 3 Zwischenknochenhaut (Membrana interossea) 4 Außenknöchel (Malleolus lateralis) 5 Bandhaft (Syndesmose) 6 Tibiagelenkfläche 7 Innenknöchel (Malleolus medialis) 8 Sprungbein (Talus) A Hohe Wadenbeinfraktur (Maisonneuve-Fraktur) B Innenbandruptur Von einer bimalleolären Sprunggelenksfraktur spricht man bei einer Kombination von Außenknöchel- und Innenknöchelbruch. Bei einer trimalleolären Fraktur tritt zusätzlich ein Ausriss der hinteren Schienbeinkante, dem so genannten Volkmannschen Dreieck, auf. Bei Knöchelfrakturen werden häufig auch die Kapsel- und Bandstrukturen des Sprunggelenkes mitverletzt. So kommt es oftmals zu Überdehnungen und Rissen dieser bindegewebigen Haltebänder. Nicht zu den Sprunggelenksfrakturen zählen die sprunggelenksnahen Brüche im unteren Teil des Schienenbeins, der Tibia. Diese so genannten Pilon-tibiale-Frakturen gehören zu den besonders komplizierten Brüchen des Beines und haben eine schlechtere Prognose einer Wiederherstellung der normalen Gelenkbeweglichkeit als die Sprunggelenksfrakturen. Therapie Die Behandlung beginnt bei Fehlstellungen des Sprunggelenkes noch am Unfallort, meist durch den Notarzt, mit einer Wiedereinrichtung (Reposition) durch Längszug am Fuß, um eine zusätzliche Schädigung der Weichteile sowie Nerven- und Gefäßverletzungen zu vermeiden. Bis zur Ankunft im Krankenhaus wird anschließend eine Ruhigstellung des Beines in einer Schiene durchgeführt. In Abhängigkeit der Fraktur (Fraktureinteilung) erfolgt entweder eine nichtoperative konservative Therapie oder eine Operation zur Wiederherstellung einer regelrechten Gelenkanatomie. Die richtig wiederhergestellte Länge, Rotation und Achse der Sprunggelenksknochen ist für den Erfolg der Therapie entscheidend. Tritt eine Fraktur des Sprunggelenkes mit einer Verschiebung der Bruchenden ein oder wird die Syndesmose verletzt, ist eine operative Therapie notwendig. Eine zeitige Operation - innerhalb von wenigen Stunden - ist unumgänglich bei schweren Verletzungen wie offenen Frakturen, Gefäß- und Nervenschäden sowie bei Frakturen mit schweren Weichteilschäden. Ist die Schwellung im Sprunggelenksbereich zu stark fortgeschritten, muss mit der Operation gewartet werden, bis sich diese zurückgebildet hat, da sonst die Infektionsgefahr erheblich steigt. Bis zur Abschwellung des Sprunggelenkes wird der Unterschenkel in einer Gipsschiene oder in einem aufgeschnittenen Gipsverband (Spaltgips) ruhiggestellt. Das Bein sollte für diese Zeit hochgelagert und gekühlt werden. Um einem Muskelschwund und einer Thrombose, einem gefährlichen Verschluss der venösen Gefäße, vorzubeugen, sollte bereits im Gips mit Muskelanspannungsübungen begonnen werden. Bis zur vollen Belastung muss eine so genannte Thromboseprophylaxe durchgeführt werden. Diese erfolgt durch Krankengymnastik und tägliche, schmerzlose Spritzen mit einem Heparinderivat in das Fettgewebe der Bauchdecke oder des Oberschenkels. Nach der Entfernung des Gipses sollten intensive krankengymnastische Übungen zur Wiederherstellung der Beweglichkeit des Sprunggelenkes stattfinden. Konservative Therapie Die konservative Therapie findet überwiegend ambulant statt. Sie ist bei allen nicht verschobenen Sprunggelenksbrüchen und bei Brüchen ohne Verletzung der Syndesmose möglich. In der Regel erfüllen diese Voraussetzung Frakturen vom Weber A-Typ. Weiterhin wird die konservative Therapie bei Patienten, die an schweren Erkrankungen leiden und nur mit höherem Risiko operiert werden können, empfohlen. Bei erheblichen Durchblutungsstörungen der Beine, bei Unterschenkelgeschwüren oder bei Vorfußinfektionen kommt eine zeitgerechte Operation in der Regel nicht in Betracht. Nach der Abschwellung des Sprunggelenks mit Ruhigstellung in einer Gipsschiene oder in einem aufgeschnittenen Gipsverband erfolgt nach ca. 8 bis 10 Tagen die Anlage eines geschlossenen zirkulären Gipsverbands für weitere 5 Wochen. Bei konservativ behandelten bimalleolären oder trimalläolären Sprunggelenksfrakturen sollte für eine Zeit von 3 bis 4 Wochen höchstens eine Teilbelastung stattfinden. Nach der Gipsabnahme und einer Röntgenkontrolle kann die Belastung dann zunehmend erhöht werden. Einfache Außenknöchelbrüche können im Gips gleich voll belastet werden. Operative Therapie Durch die operative Therapie soll eine Übungsstabilität der Fraktur erreicht werden. Das bedeutet, dass das Bein bewegt werden kann, jedoch anfangs noch keine Belastung stattfindet. Bei der Operation wird über einen ca. 10 cm langen Hautschnitt im Bereich oberhalb des Außen- und/oder Innenknöchels die Fraktur freigelegt, die Bruchenden wieder aneinander gebracht und mit Hilfe von kleinen Platten, Schrauben, Spickdrähten oder Drahtschlingen fixiert. Bei Verletzung der Syndesmose wird für die Dauer von 6 Wochen eine so genannte Stellschraube zwischen Schien- und Wadenbein meist zusätzlich eingebracht. Nach dieser Zeit wird die Schraube über einen kleinen Schnitt, meist in örtlicher Betäubung, entfernt. Eine Belastung des Fußes ist für diesen Zeitraum nicht möglich, da es sonst zum Materialbruch der Schraube kommen kann. In der Regel werden am zweiten Tag nach der Operation die eingebrachten Wundschläuche entfernt. Danach sollte bereits mit Übungsbewegungen des Beines und des Fußes begonnen werden. Bei Weber-Aund -B-Frakturen kann, unter Benutzung von Gehstützen, eine Teilbelastung von 20 kg ohne Gips erlaubt werden. Diese sollte für 6 Wochen nach der Operation eingehalten werden. Danach kann der Übergang zur Vollbelastung, je nach Schmerzen, zügig stattfinden. Bei Patienten, die nicht die körperliche Möglichkeit haben, eine Teilbelastung von 20 kg einzuhalten, wird nach ca. 14 Tagen, also nach der Fadenentfernung, ein geschlossener Unterschenkelgips für 4 Wochen angelegt. Das Bein darf damit voll belastet werden. Bei Weber-C-Frakturen sollte das Bein für die Dauer von 6 Wochen entlastet werden. Wiederum kann, je nach Möglichkeiten des Patienten, ein Gips angelegt werden. Röntgenkontrollen sollten direkt nach der Operation, nach 2 und 6 Wochen sowie vor der Materialentfernung erfolgen. Die eingebrachten Materialien wie Schrauben, Lochplatten und Drähte werden nach knöcherner Ausheilung der Fraktur nach ca. 6-12 Monaten wieder entfernt. Eine Ausnahme bildet die sogenannte Stellschraube, die zur Fixierung von Waden- und Schienbein implantiert wurde. Sie muss nach ca. 6 Wochen entfernt werden, um eine Belastung des Fußes zur Mobilisierung zu ermöglichen. Die zur Materialentfernung erforderliche kleine Operation kann häufig unter lokaler Schmerzausschaltung (Lokalanästhesie) erfolgen. Die operativen Eingriffe werden stationär durchgeführt. Es muss mit einem Krankenhausaufenthalt von ca. 7 Tagen gerechnet werden. Die Nachbehandlung kann je nach Verlauf und Frakturtyp mit oder ohne Gips erfolgen. Nach ca. 6 Wochen kann dieser entfernt werden. Bei operativen Eingriffen ist das Duschen nach ca. 7 bis 10 Tagen erlaubt. Die Fadenentfernung erfolgt nach ca. 14 Tagen. Risiken und Komplikationen Die allgemeinen Gefahren bei ärztlichen Eingriffen wie Thrombosen (Bildung von Blutgerinnseln), Embolien (Schlagaderverschlüsse durch verschleppte Gerinnsel) sowie Verletzungen von Nerven und Gefäßen sind sehr selten. Die Risiken der Sprunggelenksoperation liegen in möglichen Gelenks- und Wundinfektionen, die zu einer bleibenden Bewegungseinschränkung führen können. Auch verzögerte Wundheilung bei schwererem Weichteilschaden sind möglich Weitere seltene Komplikationen sind eine fortgesetzte Fehlstellungen der Gliedmaße, Material- und Metallbrüche sowie eine spätere Gelenksarthrose bei zu lange andauernder Ruhigstellung, unzureichender Krankengymnastik oder schwerem Knorpelschaden der Belastungsflächen der gelenkbildenden Knochen. Prognose Bei fachgerechter Therapie und intensiver physiotherapeutischer Nachbehandlung ist in Abhängigkeit von der Schwere der Verletzung häufig mit einer vollständigen Wiederherstellung der Sprunggelenksfunktion zu rechnen. Fahrradfahren und Schwimmen sind bereits nach 6 Wochen, Laufen auf weichem Untergrund nach 10 Wochen meist wieder möglich. Ballsportarten sollten nach gutem Muskelaufbau frühestens nach 12 Wochen betrieben werden. Übermäßige Beanspruchungen durch schockartige, ungedämpfte Belastungen sollten vermieden werden. Jede Erkrankung hat ihren eigenen, persönlichen Verlauf. Darum sollte das Vorgehen immer mit dem jeweils behandelnden Arzt intensiv besprochen werden.