Mikrobiologisches Großpraktikum vom18.04 – 29.04.2005 Unterschiede zwischen pro- und eukaryotischer Zellen Betreuerin: Referentin: Frau Wolf Maren Meilick Unterschied zwischen prokaryontischer und eukaryontischer Zelle Die Eucyte: Sie beinhaltet in ihrem Cytoplasma eine Menge von Organellen, die für die Funktion der Zelle bzw. des ganzen Organismus wichtig sind. Bei der Eucyte differenziert man die tierische Zelle von der pflanzlichen Zelle. Sie unterscheiden sich im Großen und Ganzen nur von der Art einiger Organellen, die nicht in beiden Zelltypen vorkommen und von ihrer äußeren Zellwand. Abb. 1: tierische Zelle Abb. 2: pflanzliche Zelle 2 Die Eucyte enthält Organellen mit einfacher und doppelter Biomembran. 1) Organellen mit doppelter Biomembran: a) Zellkern: Der Kern ist von einer Kernhülle umgeben, die vom ER (siehe später) gebildet wird. Es ist eine doppelschichtige, duchrlöcherte Membran, sodass ein Transport von Nucleinsäuren, Proteinen und Metaboliten möglich ist. Die DNA ist im Kern auf den Chromosomen verteilt, diese werden erst während der Kernteilung sichtbar. Die Kernteilung erfolgt durch die Mitose (siehe später). b) Mitochondrie: Sie hat eine stäbchenähnliche oder gekrümmte Form, die innere Membran ist stark gefaltet (à vergrößerte Oberfläche ). Sie besitzt zwei Reaktionsräume: plasmatischer Raum im Inneren, nicht-plasmatischer Raum zw. innerer und äußerer Membran. In ihrer Matrix befindet sich unter anderem eine eigene DNA sowie 70 S-Ribosomen. Dies befähigt die Mitochondrien zu einer eigenständigen RNA- und Proteinbiosynthese. Funktionell gesehen sind die Mitochondrien die Träger der Enzyme der Atmungskette, des Citronensäurecylus, der oxidativen Phosphorylierung und des Fettsäurenabbaus. c) Chloroplasten: nur in der pflanzlichen Zelle Sie haben ebenfalls eine zweischichtige Hülle. Die Innere Membran umschließt das Stroma (Matrixraum). Im Inneren der Chloroplaste befinden sich flächige, lamellenförmige Membransysteme, die Thylakoide die u.a. das Chlorophyll und Carotinoid enthalten. Die Chloroplasten sind der Ort der Photosynthese und enthalten wie die Mitochondrie eigene DNA. 2) Organelle mit einfacher Biomembran: a) ER: endoplasmatisches Retikulum; Es durchzieht das gesamte Cytoplasma mit einem flächigen Netzwerk. Es fungiert als intrazelluläres Transportsystem. Die Membranen umschließen Innenräume, die Zisternen. Das ER kann mit anderen Membranen in Verbindung stehen, z.B. mit der Kernhülle. Man unterscheidet beim ER das glatte und das rauhe ER. Das rauhe ER hat an seiner Membranfläche viele 80 S-Ribosomen, der Ort der Proteinbiosynthese, das glatte ER hat dagegen keine Ribosomen an seiner Membran. b) Golgi-Apparat: auch Dictysomen genannt; Sie bestehen aus Paketen von abgeflachten Memebranvesikeln, sog. Zisternen. Im Inneren befinden sich v.a. Eiweiße und Enzyme, bzw. Baustoffe für die Zellwand. Die Enzyme werden an den Zisternen synthetisiert und gelagert. Am Rande der Membranstapel können sich Bläschen (Golgi-Vesikel) abschnüren und zu den Orten wandern, an denen die Stoffe benötigt werden (à Exocytose). c) Vacuole: nur in der pflanzlichen Zelle In Folge einer verstärketen Wasseraufnahme kommt es zur lokalen Entmischung. Es entstehen kleine Wassertröpfchen, die zusammenfließen und größere Vakuolen bilden, die durch eine Biomembran, dem Tonoplast, vom Cytoplasma abgegrenzt sind. Er ist Speicherort für Nährstoffe und Zellabfälle. 3 3) Organellen ohne Biomembran: a) Ribosomen: Sie sind die Orte der Proteinbiosynthese. Im Cytoplasma der Eukaryonten befinden sich die 80 S-Robosomen, die aus morphologisch zwei verschiedenen Untereinheiten bestehen: aus einer 60 S- und einer 40 S-Untereinheit. Die Ribosomen der Eukaryonten können frei im Cytoplasma oder gebunden an das ER vorkommen. Im Funktionszustand sind die Ribosomen perlschnurartig auf messenger-RNA-Molekülen zu Polyribosomen oder Polysomen aufgereiht. b) Lysosomen: nur in tierischer Zelle Sie enthalten zahlreiche Enzyme mit deren Hilfe Makromoleküle abgebaut werden können. c) Mikrotubuli: Sie haben einen Durchmesser von ca. 25nm. Sie bestehen aus einem Protein, dem Tubulin. Es ist offenbar ein Dimer aus zwei recht ähnlichen Tubulinmolekülen. Man hat noch keine gesicherten Vorstellungen über ihre Funktion. Man vermutet , dass sie an gerichteten Bewegungen beteiligt sind, da sie charakteristische Bestandteile der Geißeln und bei der der Kernteilung auftretenden Spindelfasern sind. Man vermutet weiterhin, dass sie für die Gestalt der Zellen bzw. deren Veränderungen verantwortlich sind, sie vermögen allerdings nicht den Bewegungsvorgang bzw. die Gestaltsveränderung aktiv hervorzurufen. d) Mikrofilamente: Sie kommen sowohl in pflanzlichen als auch in tierischen Zellen vor. Ihr Durchmesser beträgt 2-4 nm. Durch das Antibiotokum Cytochalasin B wird ihre Aktivität gehemmt, gleichzeitig hören die Bewegungsvorgänge und Gestaltveränderungen auf. Nach Entfernen des Cytochalasins werden die Bewegungen wieder aufgenommen. Da Cytochalasin auf das Actinmyosinsystem der Muskeln wirkt, lässt sich daraus schließen, dass Mikrofilamente aus Actin bestehen. Die Zellwand: Die pflanzlichen Zellen sind, im Gegensatz zu den tierischen, von einer festen Zellwand umgeben. Eine Ausnahme machen die nackten Plasmodien der Schleimpilze sowie gewisse Flagellaten und niedere Pilze. Die Chemie der pflanzlichen Zelle besteht im Wesentlichen aus drei Gruppen von Kohlenhydraten: Pektine in Form des Protopektins, Cellulosane und Cellulose. Außerdem enthalten die Zellwände noch Proteine (Glykoproteide). Unter dem Lichtmikroskop erscheinen die Zellwände geschichtet. Man unterscheidet die Primärwand und Sekundärwand. Die Wände benachbarter Zellen sind durch die Mittellamelle miteinander verkittet. Der Abschluß durch eine feste Zellwand würde den Stoffaustausch zwischen benachbarten Zellen erschweren, weshalb besondere Verbindungswege vorhanden sind, die als Tüpfel bezeichnet werden. Alle Membranen bestehen dabei aus einer Doppellipidschicht, in der Proteine, Cholesterin etc. eingelagert sein können. Die Zellwand der tierischen Zelle besteht ebenfalls aus einer Doppellipidschicht. In ihr sind Transportproteine eingelagert. Sowohl die Lipide als auch die Proteine sind mit Kohlenhydratketten verbunden, die die äußere Oberfläche überragen. Im 4 Gegensatz zur pflanzlichen Zelle bestehen die tierischen Zellen nur aus einer Membranschicht. Die Kernteilung: Die Kernteilung erfolgt durch die Mitose. Sie erfüllt zwei Funktionen: identische Reduplikation des genetischen Materials, Verteilung je eines vollständigen Chromosomensatzes auf jeden Tochterkern. Die Mitose läuft in vier Phasen ab: 1) Prophase: Kernhülle löst sich auf; längsgespaltete Chromosomen werden sichtbar 2) Metaphase: Chromosomen ordnen sich der Äquatorialebene an 3) Anaphase: Spalthälften der Chromosomen werden an den Spindelfasern zu den Polen gezogen 4) Telophase: Chromosomen, die erneut längsgespaltet sind, werden von einer Kernhülle umgeben; der Kern geht in die Funktionsform über. Alle höheren Pflanzen und Tiere machen bei der sexuellen Vermehrung eienen Kernphasenwechsel durch. Bei der Befruchtung verschmelzen die Keimzellen und ihre Kerne zur Zygote. Der Kern enthält also zwei Chromosomensätze (2n). Beim Übergang zur nächsten sexuellen Generation muss also eine Halbierung der Normalzahl (2n) zur Normalzahl (n) erfolgen. Dieser Vorgang wird Meiose genannt. Auch die Meiose gliedert sich in zwei Reifeteilungen: Reifeteilung I: 1) Interphase: Paarung der homologen Chromosomen 2) Prophase I: homologe Tetradenbildung 3) Metaphase I: Chromatidtetraeden werden von den Spindelfasern an die Äquatorialebene gebracht 4) Anaphase I: Trennung der homologen Chromosomen 5) Telophase I: Ausbilden der Zellmembran; es sind zwei Zellen mit doppeltem Chromosomensatz entstanden. Reifeteilung II à ähnlich der Mitose Organellen der Fortbewegung: Bei Protozoen, Algen, Spermatozoen und in Flimmerepithelien können Geißeln oder Wimpern (Cilien) vorkommen. Diese sind einheitlich aufgebaut: Sie bestehen aus neun peripheren Doppelfilamenten und zwei zentralen einfachen Filamenten und sind von der Cytoplasmamembran umhüllt. Die Geißel ist durch ein Basalkorn in der Cytoplasmaschicht verankert. 5 Die Protocyte: Die Zellen der Prokaryonten sind sehr klein. Ihre Kompartimentierung ist weniger ausgeprägt als die der Eukaryonten. Abb. 3: Bakterienzelle 1) Organellen ohne Biomembran: a) Ribosomen: Die Ribosomen gehören dem 70 S-Typ an. Sie sind die Orte der Proteinbiosynthese. Sie bestehen aus zwei Untereinheiten: der 30 S- und der 50 S-Untereinheit. Sie kommen frei im Cytoplasma vor. b) DNA: Die genetische Information liegt auf einem einzigen DNA-Faden. Dieser ist meist ringförmig geschlossen und wird von keiner Kernhülle umgeben. c) Plasmid: Desweiteren ist meist noch extrachromosomale DNA vorhanden, die ebenfalls ein ringförmiges geschlossenes Molekül bildet, ein sog. Plasmid. Die in den Plasmiden lokalisierte Information ist entbehrlich. Das Cytoplasma: Im Cytoplasma kommen noch lösliche Enzyme und lösliche RNA vor. Das Cytoplasma wird durch die Cytoplasmamembran nach außen hin abgetrennt. Sie besteht aus einer Doppellipidschicht und hat eine entscheidende Stoffwechselfunktion: Sie ist die osmotische Schranke und kontrolliert den Stoffein6 und Austritt. Dabei hat sie ein aktives Transportsystem und ein Permease-System zur Verfügung. Die Enzyme der oxidativen Phosphorylierung und des Elektronentransportes sind in oder an der Membranen lokalisiert (bei den Eukaryonten in den Mitochondrien). Die Replikation der DNA ist wahrscheinlich ebenfalls an der Membran lokalisiert, und die Geißeln haben hier ihren Ansatzpunkt. Manche Bakterien bilden Einstülpungen der Cytoplasmamembran, die sog. Mesosomen. Die Zellwand: Die Zellwand der Bakterien ist nicht starr, sondern dünn und elastisch. Das Stützskelett der Bakterienzellwand besteht weitgehend aus einem einheitlichen Polymer, dem Peptidoglykan Murein. Desweiteren enthält die Bakterienzellwand Strukturen und Substanzen, die nicht bei Tieren oder Pflanzen anzutreffen sind: Die alternierende Folge von N-Acetylglycosamin und N-Acetylmuraminsäure; die in den Proteinen vorhandene Aminosäure m-Diaminopimelinsäure und die D-Formen des Alanins und der Glutaminsäure; Vorhandensein einer Peptidoglykanschicht Die Zellteilung: Der Zellteilung voraus geht immer die Replikation der DNA. Sie wird dabei nach dem semikonservativen Mechanismus repliziert: Die Stränge weichen auseinander, sie werden entspiralisiert. An jedem Einzelstrang erfolgt die Neusynthese eines komplementären Strangs. Man hat bei Escherichia coli beobachtet wie sie sich nach der Replikation auf ca. das Doppelte verlängert und anschließend durch Bildung eines Septum sich zwei Tochterzellen bilden. Organellen der Fortbewegung: Die Geißeln können an Bakterien unterschiedlich angeordnet sein. Sie dienen den Bakterien als „Fortbewegunsmittel“. Die Geißeln der Bakterien sind helical gewundenen Fäden. Die Filamente der Geißeln bestehen aus einem spezifischen Protein, dem Flagellin. Sie bestehen aus drei Abschnitten: Geißelfilament, Geißelhaken und Basalkörper, mit ihm ist die Geißel in der Cytoplasmamembran verankert. 7 Die Unterschiede im Überblick: Tab. 1: Überblick der Unterschiede Merkmal Kernmembran Energiegewinnung genetische Information Ribosomen Zellwand Zellorganellen Zellteilung Geißeln Protocyte Eucyte fehlt in Plasmamembran lokalisiert auf einem DNA-Molekül, Plasmid 70 S-Ribosomen alternierende Folge von NAcetylglycosamin und NAcetylmuraminsäure; Aminosäure mDiaminopimelinsäure; Peptidoglykanzellwand Ribosomen, Reservestoffe, Lipide vorhanden in Mitochondrien und Plastiden auf versch. Chromosomen Replikation und Ausbildung eines Septum helical gewundenen Fäden, Filamente bestehen aus dem Proetein Flagellin 80 S-Ribosomen pflanzl. Zelle enthalten Protopektins, Cellulosane und Cellulose; Ribosomen, Golgi-Apparat, Mikrofilamente, Mikrotubuli, ER, Mitochondrien, (Chloroplasten, Lysosome, Vakuole) Mitose, (Meiose) neun peripheren Doppelfilamenten und zwei zentralen einfachen Filamenten Literaturangaben: Dr. sc. Benno Kunz; Grundriss der Lebensmittel-Mikrobiologie, Behr`s Verlag Hans G. Schlegel; Allgemeine Mikrobiologie, 6. überarbeitete Auflage, Thieme-Verlag Madigan, Martinko, Parker; Brock Biology of Microorganism, ninth Edition 8