Veraenderungen der DNA

Werbung
Veränderungen der DNA
Dezember 2009
Elmar Schiebel, ZMBH
Gen: Nukleotidsequenz, die benötigt wird, um ein Protein oder eine RNA
herzustellen: codierende Sequenz, regulatorische Sequenzen und Introns
eingeschlossen.
Genom: die gesamte genetische Information eines Organismus
Locus: der Ort eines Gens im Genom
Allel: eine bestimmte Version eines Gens
Genotyp: der Genotyp oder das Erbbild eines Organismus repräsentiert
seine exakte genetische Ausstattung, also den individuellen Satz von Genen,
den er im Zellkern in sich trägt
Phänotyp: ein Erscheinungsbild (Eigenschaft) eines Organismus
Wildtyp: normalerweise vorkommendes Allel eines Gens; Phänotyp des
Organismus so wie er sich natürlicherweise darstellt
Mutante: ein vom Wildtyp aufgrund einer Mutation (genetischen
Veränderung) verschiedener „Organismus“
Arten von Mutationen
Genom-Mutationen
z.B. Trisomien
Chromosomen-Mutationen
z.B. Translokation eines Gens: Reorganisation eines Chromosomes, so dass
ein Fragment von Chromosom A mit Chromosom B fusioniert wird:
z.B. Philladelphia Chromosom.
Deletion
Insertion
Inversion: Eine chromosomale Änderung bei der ein DNA Abschnitt um 180º
relativ zu dem restlichen DNA gedreht und dann inseriert wird.
Intragenische Mutation
z.B. Nukleotid-Austausch, Leseraster-Mutationen
Down Syndrom:
Chromosom 21 ist mit 47 x 106
Nukleotiden das kleinste
menschliche Chromosom. Es
repäsentiert ungefähr 1.5%
der gesamten menschlichen DNA.
Arten von Mutationen
Genom-Mutationen
z.B. Trisomien
Chromosomen-Mutationen
Translokation eines Gens: Reorganisation eines Chromosomes, so dass
ein Fragment von Chromosom A mit Chromosom B fusioniert wird:
z.B. Philladelphia Chromosom.
Deletion
Insertion
Inversion: Eine chromosomale Änderung bei der ein DNA Abschnitt um 180º
relativ zu dem restlichen DNA gedreht und dann inseriert wird.
Intragenische Mutationen
z.B. Nukleotid-Austausch, Leseraster-Mutationen
Chromosomale Translokationen können zu Krankheiten führen.
Chromosomale Translokationen können zu
Krankheiten führen:
Philadelphia Chromosom
Die chronische myeloische Leukämie (CML) ist ein Krebs des Immunsystems. Die
Teilung der weissen Blutkörper gerät ausser Kontrolle.
Die Ursache von CML ist eine Translokation zwischen Chromosom 9 und
22 welche zum Philadelphia Chromosom führt. Durch die Translokation entsteht
eine Genfusion und deren Expression zu einem chimeren Protein: BCR-ABL.
BCR
Chrom. 22
Chrom. 9
ABL
Philadelphia
Chrom.
BCR-ABL Fusionsprotein
(verursacht CML)
extra langes
Chrom. 9
Arten der Mutation
Genom-Mutationen
z.B. Trisomien
Chromosomen-Mutationen
z.B. Translokation eines Gens: Reorganisation eines Chromosomes, so dass
ein Fragment von Chromosom A mit Chromosom B fusioniert wird:
z.B. Philladelphia Chromosom.
Deletion
Insertion
Inversion: Eine chromosomale Änderung bei der ein DNA Abschnitt um 180º
relativ zu dem restlichen DNA gedreht und dann inseriert wird.
Intragenische Mutationen
z.B. Nukleotid-Austausch, Leseraster-Mutationen
Nukleotid-Austausch
Austausch eines einzelnen
Nukleotids gegen ein
anderes.
Je nachdem, wie das
entsprechende Codon
betroffen ist, kann die
Relevanz für das codierte
Protein völlig unterschiedlich sein.
-> neutrale Mutation
-> veränderte Aminosäure
-> frühzeitiges StopCodon
Knippers, Abb. 9.1
Der "universelle" genetische Code:
61 Tripletts (Codons) codieren für insgesamt 20 Aminosäuren
Startcodon: AUG (in Bakterien sehr selten GUG)
Stop: UGA, UAA, UAG
Leseraster-Mutation
Insertion oder Deletion von
ein oder zwei Nukleotiden.
Diese Art der Mutation
führt zu einer Verschiebung des Leserasters und
hat damit fast immer
drastischen Konsequenzen
für die Proteinsequenz.
Knippers, Abb. 9.3
Mutationen in Mehrzellern
Somatische Mutationen und Keimbahn-Mutationen haben unterschiedliche
Konsequenzen.
In vielen Fällen verursachen somatische Mutationen zwar den Tod der
betroffenen Zelle, dies kann aber oft durch andere Zellen ausgeglichen werden.
Werden allerdings sogenannte Proto-Onkogene getroffen, kann es zur TumorEntwicklung kommen. Die Nachkommen sind von somatischen Mutationen nicht
betroffen.
Keimbahn-Mutationen betreffen die Nachkommen des Organismus, in dem sich
die Mutation ereignet. Monogenetische Erbkrankheiten gehen auf einzelne
Mutationen in einem Gen zurück.
Mutationen können sich dominant oder rezessiv auswirken. Diese Klassifizierung
fragt, ob der Phänotyp im heterozygoten Zustand (eine Kopie normal, eine
mutiert) der Mutante oder dem Wildtyp entspricht.
Die basale (spontane) Mutationsrate in Bakterien- und Eukaryonten-Genomen
ist vergleichbar: typischerweise ein Austausch alle 109 - 1010 Nukleotid-Paare
pro Generation.
Hefe: 12 Mb
Menschliches Genom: 3000 Mb (0.3-3 Mutationen)
Was sind die Ursachen von Mutationen?
Zunächst ist es wichtig, zwischen spontanen und induzierten Mutationen zu
unterscheiden.
Spontane Mutationen reflektieren die Chemie der DNA im chemischen Milieu
der Zelle und die Eigenschaften des Replikations-Apparats (Falscheinbauten)
sowie des DNA-Reparatur-Apparats -- also der mit der Erhaltung des Genoms
befassten Enzyme.
Induzierte Mutationen werden durch chemische Substanzen oder durch
Strahlung (UV, Radioaktivität) hervorgerufen. Diese Prozesse sind von großer
medizinischer Bedeutung und spielen für genetische Experimente eine wichtige
Rolle.
Spontane Mutationen
1. Mutationen, die während der DNA Replikation auftreten
2. Induziert durch die chemische Eigenschaften der Basen
Wie werden Falscheinbauten bei der DNA-Replikation verhindert? -- Zuverlässigkeit oder fidelity der Replikation
1.
Grundprinzip ist die Energetik der Basenpaarung selbst, die „richtigen“
Paarungen den Vorzug gibt (Thermodynamik der Basenpaarung). Allerdings
können selten auch andere Basenpaarungen auftreten, die dann zum
Falscheinbau führen.
2. In der DNA-Polymerase findet zwischen dem Binden der neuen Base und
der Knüpfung der kovalenten Bindung eine Konformationsänderung statt.
Die dafür nötige Zeit macht es wahrscheinlich, dass ein „falsches“
Nukleotid sich wieder aus dem aktiven Zentrum löst. Man bezeichnet diesen
Mechanismus auch als „kinetisches Korrekturlesen“.
3. Die DNA-Synthese kann nur mit einem perfekt gepaarten Primer ablaufen.
Eine 3‘-5‘-Exonuklease-Aktivität der Polymerase entfernt falsch gepaarte
Basen am Ende des neu synthetisierten Stranges.
Ungewöhnliche Basenpaare als
Ursache für Falscheinbauten
an der Replikationsgabel.
Knippers, Abb. 9.6
Korrekturlesefunktion der
DNA-Polymerase.
Das Enzym hat zwei aktive
Zentren. Kettenverlängerung
in 5‘-3‘ Richtung bedarf eines
perfekt passenden 3‘-Endes
am Primer (P Stelle). Liegt ein
solches nicht vor, baut die 3‘5‘ Nukleaseaktivität des
zweiten aktiven Zentrums „E“
das nicht paarende Nukleotid
wieder ab.
3’-5’ Nucleaseaktivität
Und was passiert, wenn doch mal ein falsches Nukleotid eingebaut
wird?
Zusätzlich zu der direkt in die DNA-Polymerase eingebaute
Korrekturlesefunktion gibt es noch spezialisierte DNA-ReparaturSysteme in der Zelle.
z.B. können Falschpaarungen, so genannte mismatches, durch ein
postreplikatives Reparatursystem beseitigt werden.
Mismatch-Reparatur
Die Gene dieses Reparaturweges wurden bei der
Untersuchung von E.coli
Mutanten gefunden, die
extrem hohe Mutationsraten
aufweisen (Mutator-Mutanten
= Mut). Die drei wesentlichen
Schritte des MismatchRepairs sind:
1. Erkennung der falschen
Basenpaarung im Doppelstrang.
2. Abbau des falsch
synthetisierten Stranges.
3. DNA-Synthese (Reparatur).
Knippers, Abb. 9.7
Schritte der Reparatur von Basenpaar-Mismatches
1. MutS-ATP bindet an das falsche Basenpaar.
2. ATP Hydrolyse erlaubt die Bindung von MutL, das MutH rekrutiert.
3. MutS und MutL aktivieren die Endonukleaseaktivität von MutH.
4. MutH schneidet den nicht-methylierten DNA Strang.
5. Die DNA-Helicase II (UvrD) und Exonukleasen (ExoVII oder
Exo I) entfernen die Einzelstrang-DNA im Bereich der Mutation.
6. DNA-Polymerase III füllt die Lücke auf. Die DNA Ligase schliesst die Lücke.
Das mismatch repair-System
ist in Eukaryonten
konserviert.
Wie wird der neu synthetisierte, falsche Strang erkannt?
E. coli: der neue Strang ist noch nicht methyliert.
Eukaryonten: Wahrscheinlich werden die Enden wachsender DNAStränge erkannt, vermutlich vermitteln durch das dort vorhandene
Einzelstrang-Bindeprotein RPA. Hier jedoch: drei Homologe MutS,
die Heterodimere ausbilden. DNA-Polymerase delta füllt die Lücke
auf.
Hereditäres nicht-polypöses Colonkarzinom (HNPCC) = Lynch-Syndrom.
Gezeigt sind drei häufig
betroffene Gene und die
Art der
prädisponierenden
Mutationen.
MSH = MutS Homolog
MLH = MutL Homolog
autosomal vererbte
dominate Mutationen
des Mismatch
Reparatursystems,
welche in vielen Fällen zu
einer Krebserkrankung
führen.
Mutationen in MSH2,
MLH1 oder MSH6 sind
für 2-3%
der jährlichen
Darmkrebsfälle
verantwortlich.
Sind MSH2, MLH1 und MSH6 Protoonkogene oder
Tumorsuppressoren?
30%
60%
7-10%
Knockout-Mäuse ohne bestimmte Mismatch-Reparatur-Gene sind
Modellorganismen für menschliche Krebserkrankungen
Beispiel:
Erhöhte Sterblichkeit in
einer Population von
MSH6-Knockout-Mäusen
(MutS homolog 6).
Im dargestellten Fall
dominant oder rezessiv?
Zuverlässigkeit oder fidelity der Replikation:
1.
Fehlerrate:
Fehler pro X korr.
Nukleotid-Paare
pro Generation
Thermodynamik der Basenpaarung
Der Unterschied der freien Energie zwischen
korrekten (G-C und A-T) Basenpaarungen und falschen
(z.B. G-T) erlaubt den Einbau der Basen mit einem Fehler
von in 1/100 Fällen.
2. Selektion der Base durch die Polymerase
Kinetisches Proofreading durch die DNA-Polymerase.
Übergang von einer inaktive in eine aktive Konformation
hängt vom Einbau der richtigen Base ab.
10-2
Beitrag
102
10-5
105
3. Proofreading der DNA Polymerase
3’-5’ Exonukleaseaktivität.
10-7
4. Post-Replikation Mismatch Reparatur: MutS, H, L, ..
Mutationen, die zu einer Verformung der DNA führen,
einschliesslich fehlerhafte Basenpaarungen werden entfernt.
10-10
103
Spontane Mutationen
1. Mutationen, die während der DNA Replikation auftreten
2. Induziert durch chemische Eigenschaften der Basen
Von der Replikation einmal abgesehen, ereignen sich an der DNA mit einer
bestimmten Wahrscheinlichkeit chemische Veränderungen (spontan oder
induziert). Dank spezieller Reparatursysteme wird eine solche Veränderung
nur in 1:1000 Fällen als Mutation „fixiert“.
Führt jede Mutation zu einem Phänotyp ?
Hydrolytische Depurinierung (9000
Ereignisse pro Tag pro Zelle) (ApurinStellen) und Deaminierung (400 mal pro Tag
pro Zelle) sind spontane Prozesse, zwar
selten aber häufig genug, um das Genom zu
destabilisieren, wenn keine Reparatur
stattfindet.
Apyrimidin-Stellen entstehen indirekt durch
Deaminierung von Cytosin Resten zu Uracil
und deren Entfernung durch Uracil-DNAGlykosylase, welche falschgepaarte UracilReste durch Lösen der glykosidischen
Bindung entfernt.
Apurin- oder Apyrimidin-Stellen (APStellen) sind Punkte im Doppelstrang, wo
der Basenanteil des Nukleotids fehlt.
Knippers, Abb. 9.8
9000x
400x
10x
AP-Stellen und Konsequenzen
Gegenüber einer informationslosen Stelle im Matrizenstrang
wird bevorzugt ein AdeninNukleotid eingebaut.
Also: Replikation von AP-Stellen
ohne Reparatur führt zu
Punktmutationen: neutral, missense,
nonsense!
Punktmutation
Mutation
Keine Mutation
Wie können AP-Stellen repariert werden?
Knippers, Abb. 9.9
3’-OH
Reparatur von AP-Stellen
durch Basen-ExzisionsReparatur (BER).
1.
Basen können auch
oxidativ geschädigt
werden. Diese werden
2. wiederum von Glykosylasen erkannt und können
auf demselben Wege
repariert werden.
5‘-Desoxyribose-P
3. dPRase =
Desoxyribophodiesterase
4. DNA-Polymerase ß
III 5.
Knippers, Abb. 9.10
„Hotspots“ sind Stellen
im Genom, an denen viel
öfter als an anderen
Stellen Punktmutationen auftreten.
Die molekularen
Grundlagen von Hotspots
sind nicht immer gut
verstanden.
Aussnahmen sind jedoch
solche Hotspots an CpGDinukleotiden. Diese
sind häufig methyliert
und werden in TpG oder
CpA Basenpaare
umgewandelt.
Warum ?
Knippers, Abb. 9.15
In Säugetierzellen liegt ein Teil der DNA methyliert vor (die Methylierung
spielt eine Rolle im Rahmen der Regulation der Genexpression). An
methylierten Cytosinen kann es zu einer hydrolytischen Deaminierung
kommen, was die Base in ein Thymin umwandelt. Thymin wird als normaler
Baustein der DNA nicht von den DNA-Gykosylasen des Reparatursystems
erkannt.
Diese Veränderung wird deshalb nicht repariert und wird so in der Regel als
Mutation fixiert indem an der Stelle eines normalen CG-Basenpaars ein TAPaar erscheint.
Die basale Mutationsrate in Bakterien- und Eukaryonten-Genomen ist
vergleichbar: typischerweise ein Austausch alle 109 - 1010 Nukleotid-Paare pro
Generation. Das haploide Genom des Mensch hat 3 x 109 Basenpaare -- ist die
Rate nicht zu hoch?
Induzierte Mutationen
Der Ames-Test wird eingesetzt, um die Mutagenizität einer Substanz zu
messen. Man verwendet einen Histidin-auxotrophen Stamm des Bakteriums
Salmonella, der zusätzlich defekt in der DNA-Reparatur ist. Die Zellen werden
mit einem Leberextrakt auf einer Platte aus Medium ohne Histidin ausplattiert.
Die zu testende Substanz wird in Form einer getränkten Filterscheibe auf die
Platte aufgebracht. Man vergleicht die spontane Reversion mit der Reversion in
Gegenwart der Substanz.
Revertanten,
die durch
Mutagenese
indziert
wurden.
Filter mit
Substanz
Unter Reversion versteht man die Wiederherstellung des ursprünglichen
Phänotyps (Histidin-Prototrophie).
Ames-Test zur Messung der Mutagenizität einer Substanz
Es gibt unterschiedliche Testerstämme: Leserahmenmutation, Punktmutation.
Induzierte Mutationen können z.B. durch polyzyklische Kohlenwasserstoffe
entstehen. Diese werden durch den Stoffwechsel in der Leber aktiviert und
modifizieren dann Basen in der DNA.
Knippers, Abb. 9.20
Polycyclische Kohlenwasserstoffe im Steinkohleteer, Zigarettenrauch, usw.
werden z.B. in Leberzellen in wirksame Agenzien überführt, die dann die Basen
in den DNA-Bausteinen verändern können.
Die Auslösung von Mutationen beruht hauptsächlich auf zwei Mechanismen:
1.
Die glykosidische Bindung zwischen den modifizierten Basen und der
Desoxyribose wird labiler als normalerweise. Dementsprechend erfolgen
häufige hydrolytische Depurinierungen mit einer vermehrten Erzeugung
von AP-Stellen, die bei der Replikation der DNA zu Adenin-Nukleotiden
überführt werden.
2. Die DNA-Replikation wird durch die unförmigen Modifikationen blockiert.
Die Reparatur dieser Defekte kann zu Mutationen führen.
Hierzu ein Beispiel.
DNA-Schäden induziert durch
ultraviolettes Licht:
85% - Thymin-Dimere können
durch UV-Bestrahlung entstehen.
Seltener (10%) sind TCPhotoprodukte.
In jedem Fall kommt es zu einer
Verzerrung der DNA Struktur
und zu Problemen bei der
Transkription und Replikation.
Es entsteht ein
Cyclobutanring !
Knippers, Abb. 9.21
Unförmige Basenmodifikationen durch polyzyklische Kohlenwasserstoffe und
die Bildung von Thymin-Dimeren durch UV haben gemeinsam, dass der DNADoppelstrang signifikant verzerrt wird. Solche Veränderungen werden von
einem speziellen Reparatursystem erkannt, das Reparatur nach dem
Mechanismus der Nukleotid-Exzision (unterschiedlich zu Basen-ExzisionsReparatur) betreibt.
Knippers, Abb. 9.22
Nukleotid-Exzisions-Reparatur von UVSchäden bei Bakterien:
(1, 2) Ein Komplex aus den Proteinen
UvrA und UvrB erkennt den zu
reparierenden Bereich z.B. ein ThyminDimer.
(3) ATP Hydrolyse führt zur
Freisetzung von UvrA. UvrB markiert
den geschädigten DNA-Bereich.
(4) Dann wird der problematische
Strang durch eine Endonuklease (UvrC)
geschnitten: Der UvrBC Komplex
schneidet die DNA 5‘-wärts und 3‘wärts vom DNA-Schaden.
(5) Der Einzelstrang wird dann durch
eine Helikase (UvrD) abgetrennt.
(6) Die eigentliche Korrektur beinhaltet
wieder DNA-Polymerisation und
Ligation.
Knippers, Abb. 9.23
Eukaryonten
Zuvor haben wir gesehen, dass Defekte der Mismatch Reparatur mit der
Krankheit “Hereditäres nicht-polypöses Colonkarzinom (HNPCC) = LynchSyndrom“ assoziiert sind.
Bei der Krankheit Xeroderma pigmentosum ist das Nukleotid-ExzisionsReparatur-System betroffen. Im einzelnen sind verschiedene Gene für die
an diesem Reparatur-Weg beteiligten Proteine betroffen. Die Patienten sind
extrem UV-empfindlich und bekommen meist früh in ihrem Leben Hautkrebs.
Xeroderma pigmentosum
UV-Licht verursacht DNA Schäden in Epidermiszellen. Es entstehen CyclobutanPyrimidin Dimere, die normalerweise über das das Nukleotid-Exzisions-ReparaturSystem repariert werden. Bei der vererbbaren Krankheit Xeroderma pigmentosum
sind Gene des Nukleotid-Exzisions-Reparatur-System (NER) mutiert. Dies führt zur
Reduktion oder zum Ausfall des NER. Die nicht-reparierten DNA-Schäden
führen zu Mutationen, d.h. auch zu einer Veränderung von kodierenden Bereichen des
Genoms. Mutationen in Tumor-Supressor-Genen (e.g. p53) oder Proto-Onkogenen
führen dann zu Hautkrebs.
Vergleich Basen-Exzision Reparatur mit Nucleotid-Exzision Reparatur
Basen-Exzision Reparatur:
Dieser Mechanismus ist verantwortlich für die Reparatur von endogenen
DNA-Schäden, die durch Hydrolyse, Hydroxyl-Radikale oder Methylierung
entstehen. Im Zentrum des Geschehens stehen das Ausschneiden der
geschädigten Base durch eine Glykosylase und das Schliessen der so
entstandenen AP-Stelle. Nur eine Base wird ersetzt.
Nucleotid-Exzision Reparatur:
Dieser Mechanismus tritt in Kraft, wenn DNA-Schäden zu grösseren
Verzerrungen der DNA-Helix führen (polycyclische Kohlenwasserstoffe, UV).
Dann erfolgt die Nucleotid-Exzision Reparatur, bei dem ein grösserer
Einzelstrangbereiche (12 Nukleotide) ersetzt wird.
Beide Mechanismen setzen unterschiedliche Enzyme ein.
Reparatur von Doppelstrangbrüchen
Auf 3000 Basenschäden kommen etwa 1000 Einzelstrangbrüche und 40
Doppelstrangbrüche.
Die Reparatur von Einzelstrangbrüchen wird durch den intakten
Partnerstrang geleitet, der als Matrize für die Neusynthese dient,
ähnlich wie bei der Reparatursynthese nach einer Nucleotid-Exzision
Reparatur.
Warum sind Doppelstrangbrüche überhaupt interessant?
Doppelstrangbrüche werden als Veränderungen von Chromosomenstrukturen
sichtbar (Inversion; Translokationen, dizentrisches Chromosom).
Doppelstrangbrüche haben demnach schwerwiegende Folgen für die Funktion
und Struktur des menschlichen Genoms.
Reparatur von
Doppelstrangbrüchen
erfolgt entweder über
homologe Rekombination
oder über End-zu-End-Verknüpfung.
Die BRCA-1/2-Gene
codieren für Proteine, die
an der Reparatur durch
homologe Rekombination
beteiligt sind. Wenn sie
mutiert sind, besteht eine
erbliche Prädisposition für
Brustkrebs.
Exonucleasen
und auch in Säugern!
Ligase IV und XRCC4
Knippers, Abb. 9.27
Die Produkte von BRCA1 und BRCA2 (Tumor-Suppressor-Gene) interagieren mit
und regulieren Rad51 (das menschliche Homologe zu RecA (kommt später noch)).
BRCA2 reguliert die intrazelluläre Lokalisation und die DNA-Bindung von Rad51.
Die Funktion von BRCA1 ist weniger verstanden.
BRCA1 hat Funktionen in: DNA damage repair: interagiert mit Rad51,
Ubiquitinierung, Regulation der Transkription und weitere Funktionen.
Mutationen sind dominant.
Eine BRCA Mutation (1 in 800 Personen) bedeutet, dass die betroffenen
Person ein erhöhtes Risiko hat entweder Brust- oder Eierstockkrebs
zu bekommen.
Im Fall von BRCA-1 und BRCA-2 Mutationen: 36-85% der Träger entwickeln
Brustkrebs und 16-60% Eierstockkrebs.
Welche Möglichkeiten zur Früherkennung gibt es:
Die BRCA1 und BRCA2 Gene sind je über 80,000 bp lang. Über 600 Mutationen sind in
jedem Gen bekannt, die das Brustkrebsrisiko erhöhen können. Viele der Mutationen
sind spezifisch für eine bestimmt Familie.
Bestimmte Mutationen sind jedoch für eine Personengruppe spezifisch:
z.B. Jüdische Bevölkerungsgruppe, Personengruppen in Island, Dänemark und
den Niederlanden.
Rekombination
Austausch von DNA-Anteilen zwischen DNA-Doppelsträngen.
1.
Allgemeine oder homologe Rekombination: Austausch von Abschnitten
zwischen zwei DNA-Doppelsträngen gleicher oder ähnlicher Sequenz
(z.B. als Reparaturmechanismus, im Verlauf der meiotischen Zellteilung
als Mechanismus für genetische Diversität in einer Population, bei der
Herstellung von „knock-out“-Mutanten in Modellorganismen wie Hefe
oder Maus).
2. Integrative Rekombination: Einbau eines DNA-Moleküls in ein anderes
(z.B. Transposition von beweglichen genetischen Elementen, Einbau eines
Virusgenoms ins Wirtsgenom).
Wesentliche Aspekte der homologen
Rekombination:
- räumliche Nähe der DNA (bedingt
durch den synaptonemalen Komplex)
- Strangbrüche
- Basenpaarung mit dem homologen
Partnerstrang
- kovalente Verknüpfung der
überkreuzten Stränge erzeugt die
Holliday-Struktur
- Bewegung der Überkreuzungsstruktur
- Einzelstrangschnitte und
Verknüpfung:
(A) ausgetauschte
Doppelstrangbereiche und
„Heteroduplex“-Bereich (= Crossover)
oder nur (B) „Heteroduplex“-Bereich.
Heteroduplex kann mehrere 1000 bp
betragen.
Knippers, Abb. 8.9
(A)
(B)
Elektronenmikroskopische Darstellung der
offenen Form der
Holliday-Struktur.
nur „Heteroduplex“
Bereich
Holliday-Struktur:
Die beiden verschiedenen, möglichen Ergebnisse der Auflösung
hängen davon ab, in
welcher isomeren Form
die Holliday-Struktur im
Moment der Auflösung
vorliegt.
Crossover
Isomerisierung
Der Name Isomer ist von Iso
(ίσος, isos, griech.. = gleich) und meros
(μέρος, griech. = Teil) abgeleitet.
Isomere sind chemische Verbindungen
der gleichen Summenformel, aber
unterschiedlicher chemischer Struktur.
Enzyme der Rekombination Beispiel E.coli
Ursprünglich (1965 durch Clark und Margulies) wurden die Gene als
E. coli Mutanten identifiziert, die Donor-DNA nicht in das Genom
einbauen können.
Die rekominationsdefekten Mutanten erhielten die Bezeichnung RecA,
RecB, RecC, RecD usw. Erst später wurden die Gene und die
Genprodukte identifiziert und die Eigenschaften der kodierten
Proteine untersucht.
Besonder interessant ist das RecA Protein, das an allen
Rekombinationsvorgängen beteiligt ist. Die Rekombinationsaktivität
sinkt ohne aktives RecA Protien auf Werte von 10-4-10-5 im Vergleich
zu Wild-Typ E. coli Zellen.
Das RecA-Protein (Rad51 ist das menschliche Homologe zu RecA )
RecA besteht aus 352 Amiosäure. In Gegenwart von ATP bindet das
RecA Protein an einzelstängige DNA: ein RecA bedeckt 2 Nukleotide.
Dann sucht das Protein nach kompl. Abschnitten im Doppelstrang-DNASubstrat und nimmt Kontakt mit homologer DNA auf. Das RecA Protein
entwindet teilweise den homologen Teil der dsDNA, so dass sich die
ersten Basenpaarungen zwischen dem
ankommenden Einzelstrang und dem
komplementären Strang der EmpfängerDNA ausbilden können. Im nächsten Schritt
windet sich die Einzelstrang DNA um den
Komplementärstrang im Empfänger-DNA
Molekül, wobei sich eine normale
Doppelhelix ausbildet. Dieser Prozess setzt
sich fort, bis der gesamte Einzelstrang
übertragen ist.
RecA-ATP sitzt fest auf der DNA, aber
für den Strangaustausches wird ATP
Hydrolyse benötigt.
RecA bildet Multimere aus.
Das RecA Filament wickelt sich um die DNA Helix mit 6 Molekülen pro Umdrehung
(12 Basenpaare).
Das RecA-Protein und seine Homologe vermitteln die Basenpaarung zwischen
einem DNA-Einzelstrang und der homologen Region auf einer DNADoppelhelix.
Das RecA-Protein
tauscht die Stränge
unter ATP-Verbrauch
aus.
Erkennung der
homologen
Bereiche
Start:
RecA
interagiert
mit ssDNA
und dann mit dsDNA
Einzelstrang-Bereiche und das RecBCD-Enzym
RecBCD besteht aus drei Untereinheiten der E.coli Gene RecB, C und D.
Der Komplex hat mehrere Funktionen:
- als Helikase entwindet es doppelsträngige DNA von den Enden her unter
ATP Verbrauch.
- als Exonuclease greift es DNA-Einzelstänge an.
Proteine, die die Rekombination durchführen (Bsp. E. coli):
In E. coli bereitet der
RecBCD-Komplex das
Rekombinationsereignis
durch Entwinden des
Doppelstrangs
(Helicaseaktivität) und
Exonuclease-Aktivität
(erzeugen eines
überhängenden Einzelstrangs) vor. Dann kann
das RecA-Protein binden.
Chi: cross over hot spot instigator:
1000 Chi Seq. im E.coli Genom.
1.
Das RecBCD-Enzym entwindet einen DNA-Strang und stellt schließlich
einen Einzelstrang-Zweig her, an den sich das RecA-Protein bindet.
2. Der RecA-beladene Einzelstrang nimmt den Kontakt mit der
komplementären Nukleotid-Folge in einem homologen DNA-Molekül auf, wo
dann Strangaustausch und Ausbildung der Holiday-Struktur erfolgen.
Branch Migration und das RuvAB-Protein
Das aktive RuvA-Protein ist ein Tetramer, das sich mit hoher Affinität an
Holliday-Strukturen bindet, als Voraussetzung für die Anlagerung von
RuvB, einem Hexamer. RuvB bildet ein Ring aus, in dessen Öffnung die
Doppelstrang-DNA passt. Unter Verbrauch von ATP wird die DNA so
gedreht, dass der Prozess der Branch Migration vorangetrieben wird.
RuvB
Auflösung der Holliday-Struktur durch RuvC
RuvA und RuvB sind für das Wandern der Überkreuzungsstelle in E.coli
wichtig. RuvC bindet mit hoher Affinität an die Holliday-Struktur und löst
diese durch Schneiden von zwei Strängen auf. Nach Ligation liegen die neuen
DNA-Doppelstränge vor (überkreuzt oder nicht).
Reparatur eines Doppelstrangbruchs durch Homologe Rekombination
1. Strangbruch
2. RecBCD (Helicase und Exonuclease) erzeugt 3’ Einzelstrand DNA.
3. RecA: Strangaustausch und Ausbildung der Holiday-Struktur.
4. RuvAB: branch migration.
5. RuvC: bindet mit hoher Affinität an die Holliday-Struktur + Endonuclease.
6. Ligase - Rekomb. abgeschlossen.
1
2
3
4
5
6
Wie können Mutationen zur Entstehung
von Krebs führen?
Welches sind die Krebszellen?
Eigenschaften von Krebszellen:
-
ignorieren Wachstumskontrolle
vermeiden Selbstmord (Apoptose)
sind genetisch instabil
verlassen ihr Stammgewebe
wachsen in fremden Geweben
Die Entstehung eines Tumors ist ein
Mikroevolutionsprozess, in dessen
Verlauf die Zellen diese Eigenschaften aufgrund von mehreren
Mutationsereignissen erwerben. Eine
höhere Mutationsrate begünstigt
diesen Prozess.
Kategorien von Proteinen, die in mutierter Form zur Tumorentstehung
beitragen können:
- Wachstumsfaktoren (I)
- Rezeptoren für Wachstumsfaktoren (II)
- Proteine der Signaltransduktion
(III)
- Transkriptionsfaktoren (IV)
- anti-Apoptose-Proteine (V)
- Zellzyklus-Kontroll-Proteine (VI)
- DNA-Reparatur-Enzyme (VII)
Beachte, dass Kategorie (VII) das
Auftreten von allen anderen Kategorien
begünstigt!!!
Ein Onkogen ist ein mutiertes Gen, das durch seine Überaktivität dazu
beiträgt, dass eine Zelle sich in Richtung Tumorzelle entwickelt. Die normale
Version eines solchen Gens bezeichnet man als Proto-Onkogen: Beispiel
GTPase Ras
Ein Tumor-Supressor-Gen ist ein Gen, dessen Verlust die Entwicklung der
Zelle zur Tumorzelle begünstigt. Beispiel: p53.
Onkogene sind dominant.
Mutationen in Tumor-Supressor-Genen sind in der Regel rezessiv.
Ras: kleine GTPase
Zuerst gefunden bei: Harvey (das HRAS Oncogen) und Kirsten (KRAS) Sarcoma Virus: vRas
Menschliches Protooncogen c-Ras: H-Ras, N-Ras and K-Ras
Phosphat-Bindeloop
Konstitutiv-aktives Ras (Oncogen) trägt dominante Mutationen
und führt zur Krebsentstehung: 20-25% aller menschlichen Tumore
haben ein mutiertes Ras Gen.
Mutationen, die die GTP Hydrolyse verhindern:
a) G12 im P loop - GAP funktioniert nicht mehr.
Ras ist immer an.
b) Q61: wichtig für die Hydrolyse von
GTP zu GDP. Ras ist immer an.
DxxG trägt zur GTP
Bindung und Hydrolyse bei.
p53 - Tumorsuppressor
TP53 Gen auf Chromosom 17, 393 Aminosäuren
7 Domänen:
a) N-terminal Transaktivationsdomäne
b) AD2 - wichtig für die apoptotische Funktion
c) DNA-Bindedomäne
d) NLS
e) Homodimerisierungsdomäne
f) C-terminale Domäne - Regulation
Mutationen, die zur Tumorentstehung beitragen, inaktivieren im allgemeinen
die DNA-Bindedomäne.
p21 WAF1/CIP1 (Cdk Inhibitor), GADD45, WIP1, mdm-2, PCNA, Cyclin D1, Cyclin G,
TGFalpha und 14-3-3, .....
Herunterladen