Für den Wunschzettel: B. Sykes: Keine Zukunft für Adam, Lübbe J. Relethford: Reflections of our Past, Westview Press (ca. 25 Euro) S. Wells: The Journey of Man : A Genetic Odyssey (ca. 25 Euro) D. Bainbridge: The X in Sex, Harvard University Press (ca. 20 Euro) S. Jones: Y - The Descent of Man, Little Brown Book (ca. 20 Euro) M.A. Jobling et al.: Human Evolutionary Genetics – Origins, Peoples & Disease, Garland Science (61 Euro) R.J. Epstein: Human Molecular Biology – an Introduction to the Molecular Basis of Human Disease (55 Euro) Strachan Read: Human Molecular Genetics 3 (66/70 Euro) Rekombination als genetisches Ereignis: Rekombination = Neukombination von Allelen Bateson 1902: „Allelomorph“ von jedem Vererbungselement in der (diploiden) Zelle gibt es zwei Exemplare, die entweder identisch sind (homozygot) oder unterschiedlich (heterozygot) Erweiterung des Begriffs: in der Population gibt es u.U. noch mehr verschiedene Ausprägungen = Allele Erweiterung: es gibt auch Unterschiede, die keine Auswirkung auf Phänotyp haben, und es gibt Unterschiede in Nicht-Gen-Sequenzen Polymorphismen: • SNPs (single nucleotide polymorphisms), indels (Insertionen und Deletionen), VNTRs (variable number of tandem repeats) • Allelhäufigkeit in Population über 1% • ca. alle 600 bis 1000 bp Mendels Gesetz der unabhängigen Aufspaltung Mendels Gesetz der unabhängigen Aufspaltung Unabhängige Aufspaltung bei Lokalisierung auf unterschiedlichen Chromosomen Gameten: R y r Y diploider Organismus: R y 0.25 Meioseprodukte: R y 0.25 r Y parentale Kombination r Y 0.25 0.25 R Y r y rekombinante Kombination von Mendel untersuchte Eigenschaften der Erbsen Mendel hatte Glück: Die Gene der von ihm untersuchten Eigenschaften liegen auf unterschiedlichen Chromosomen Aufspaltung bei Syntänie, falls kein meiotischer Rekombinationsmechanismus Gameten: A B diploider Organismus: a A A a b 0.5 0.5 Meioseprodukte: B b a B b rekombinante Kombination parentale Kombination Aufspaltung bei Syntänie mit meiotischem Rekombinationsmechanismus Gameten: A B diploider Organismus: a A A B a b >0.25 >0.25 Meioseprodukte: B b a parentale Kombination b <0.25 <0.25 A b a B rekombinante Kombination Die bevorzugte Bildung von parentalen Gameten weist auf die Kopplung zweier Loci hin Gekoppelte Loci liegen nahe beieinander. Die Wahrscheinlichkeit für ein Cross-over-Ereignis zwischen ihnen ist gering. Die bevorzugte Bildung von parentalen Gameten weist auf die Kopplung zweier Loci hin Gekoppelte Loci liegen nahe beieinander. Die Wahrscheinlichkeit für ein Cross-over-Ereignis zwischen ihnen ist gering. „Kopplung“ (linkage) beschreibt die relative Positionierung von zwei (oder mehr) Loci zueinander (unabhängig von den Allelen der betreffenden Loci) „Kopplungsgleichgewicht“ (Linkage Equilibrium, LE) bedeutet, dass bestimmte Kombinationen von Allelen (an unterschiedlichen Loci) in der Population entsprechend der Allelhäufigkeiten vorkommen. „Kopplungsungleichgewicht“ (Linkage Disequilibrium, LD) bedeutet, dass bestimmte Kombinationen von Allelen häufiger oder weniger häufig vorkommen, als aufgrund der Allelhäufigkeiten zu erwarten wäre. Allelhäufigkeiten in der Population: am Locus A findet man Allel A1 mit einer Häufigkeit von p1 und Allel A2 mit einer Häufigkeit von p2 am Locus B findet man Allel B1 mit einer Häufigkeit von q1 und Allel B2 mit einer Häufigkeit von q2 erwartete Allelkombinationen in den Gameten bei LE: Kombination A1 B1 mit einer Häufigkeit von P11= p1! q1 A1 B2 P12= p1! q2 A2 B1 P21= p2! q1 A2 B2 P22= p2! q2 Allelkombinationen in den Gameten bei LD: Kombination A1 B1 mit einer Häufigkeit von P11= A 1 B2 P12= A 2 B1 P21= A 2 B2 P22= p1! p 1! p 2! p 2! q1 + D q2 - D q1 - D q2 + D Ursachen für LD: •Selektion für oder gegen bestimmte Kombination •genetische Drift •Gründereffekte, die noch nicht durch Rekombination aufgebrochen wurden Haplotypen: •Kombinationen von polymorphen Varianten von mehreren Loci auf einem chromosomalen Abschnitt polymorphe Loci A B C D E vorhandene Allele in Bevölkerung: A*1, A*2 B*1, B*2 C*1, C*2 D*1, D*2 E*1, E*2 25 Kombinationen möglich Haplotypen: •Kombinationen von polymorphen Varianten von mehreren Loci auf einem chromosomalen Abschnitt •Meist kommen weniger Kombinationen vor als theoretisch möglich Die Allele im Intervall sind im LD •Man kann im Genom Haplotyp-Blöcke finden, wo einige wenige Haupt-Haplotypen vorkommen; zwischen den Blöcken finden sich Regionen wo offenbar viel Rekombination stattfand •Die Blöcke (meist 5-20 kb) sind vermutlich Resultat von Rekombinations-Hotspots (und Coldspots) Haplotyp-Blöcke Mosaik-Chromosomen in Bevölkerung Cardon, Trends Genet. 19:135-140, 2003 Warum gibt es Sex und Rekombination? •Definition sexuelle Fortpflanzung: Zusammentreffen von genetischem Material zweier Eltern, so dass Nachkommen gebildet werden, die eine Kombination elterlichen Materials erhalten •Entstand vor ca. 2x109 Jahren; tritt bei fast allen Eukaryonten zumindest phasenweise auf •ABER: Sexuelle Fortpflanzung kostet viel Energie und liefert geringere Anzahl an Nachkommen als asexuelle F. Paradox of Sex The two-fold cost of sex Lit. zu den Kosten von sexueller Fortpflanzung: Spiegel 41/2005 (10.10.2005) Bdelloidea: 40 Mio Jahre ohne Sex - ein evolutionärer Skandal Nur Weibchen; diploide Eier, die sich durch mitot. Teilungen wieder zu Weibchen entwickeln (Apomixis); ca. 360 Arten; besetzen fast jedes Süßwasserhabitat; SEHR ERFOLGREICH Ansonsten: asexuelle Arten verstreut im Tree-of-Life, meist rasch aussterbend (aber kurzfristig oft erfolgreich), "Sackgassen" Mögliche Vorteile sexueller Fortpflanzung: 1. genetische „Verbesserung“ der Population: •+/- gleichzeitig auftretende vorteilhafte Neumutationen können in einem Individuum zusammenkommen Kombination vorteilhafter Mutationen bei sexueller Fortpflanzung v. Sengbusch, Botanik, Uni Hamburg Mögliche Vorteile sexueller Fortpflanzung: 1. genetische „Verbesserung“ der Population: •+/- gleichzeitig auftretende vorteilhafte Neumutationen können in einem Individuum zusammenkommen •LDs, die zur Unterrepräsentation günstiger Allelpaare führen, werden aufgebrochen (aber: "Bürde der Rekombination", d.h vorteilhafte LDs werden zerstört) Mögliche Vorteile sexueller Fortpflanzung: 1. genetische „Verbesserung“ der Population: •+/- gleichzeitig auftretende vorteilhafte Neumutationen können in einem Individuum zusammenkommen •LDs, die zur Unterrepräsentation günstiger Allelpaare führen, werden aufgebrochen (aber: "Bürde der Rekombination", d.h vorteilhafte LDs werden zerstört) •vorteilhafte Allele können aus einem ungünstigen genetischen Hintergrund herausgelöst werden Mögliche Vorteile sexueller Fortpflanzung: 1. genetische „Verbesserung“ der Population: •+/- gleichzeitig auftretende vorteilhafte Neumutationen können in einem Individuum zusammenkommen •LDs, die zur Unterrepräsentation günstiger Allelpaare führen, werden aufgebrochen (aber: "Bürde der Rekombination", d.h vorteilhafte LDs werden zerstört) •vorteilhafte Allele können aus einem ungünstigen genetischen Hintergrund herausgelöst werden •nachteilige Mutationen können bündelweise aus der Population entfernt werden Mögliche Vorteile sexueller Fortpflanzung: 1. genetische „Verbesserung“ der Population: •+/- gleichzeitig auftretende vorteilhafte Neumutationen können in einem Individuum zusammenkommen •LDs, die zur Unterrepräsentation günstiger Allelpaare führen, werden aufgebrochen (aber: "Bürde der Rekombination", d.h vorteilhafte LDs werden zerstört) •vorteilhafte Allele können aus einem ungünstigen genetischen Hintergrund herausgelöst werden •nachteilige Mutationen können bündelweise aus der Population entfernt werden •Niedrighalten der durchschnittlichen Anzahl ungünstiger Mutationen (Mullers Ratsche) Mullers Ratsche (Muller's Ratchet) 3 0 3 5 1 0 1 2 4 2 1 Mullers Ratsche (Muller's Ratchet) 3 0 X 3 5 0 X 1 1 2 4 2 1 Mullers Ratsche (Muller's Ratchet) 0 X 3 0 X 3 2 5 1 1 2 4 2 1 3 5 1 3 5 2 2 4 2 1 Mullers Ratsche (Muller's Ratchet) 3 0 X 3 2 5 0 X 1 1 2 4 2 1 3 1 X 3 5 5 2 2 4 1 2 X Mullers Ratsche (Muller's Ratchet) 0 X 3 0 X 3 2 5 1 1 2 4 2 1 3 1 X 3 5 2 5 2 4 1 2 X 2 4 5 4 3 3 5 2 2 3 4 Mögliche Vorteile sexueller Fortpflanzung: 1. genetische „Verbesserung“ der Population: PROBLEM:Die Theorien implizieren Selektion auf Ebene der Population 2. erleichterte Anpassung an sich ändernde Umweltbedingungen durch erhöhte Variabilität (Lotteriemodell, Ko-Evolution) z.B. Red Queen-Hypothese (Variabilität schützt vor Parasiten) UNTER VERÄNDERLICHEN BEDINGUNGEN ERHÖHTE CHANCE, SEINE GENE WEITER ZU GEBEN Genkonversion bei der HR DSBR-Modell •Beidseitige Invasion •Heteroduplex und neu-synthetisierte DNA auf beiden Doppelsträngen SDSA-Modell •Einseitige Invasion •Donor bleibt unverändert Der Homogenisierungseffekt von Genkonversion: •Wenn Nicht-Zufälligkeiten in meiotischer Rekombination/Heteroduplex-Reparatur auftreten, könnten bestimmte Allele sich öfter durchsetzen oder eher eliminiert werden Der Homogenisierungseffekt von Genkonversion: •Wenn Nicht-Zufälligkeiten in meiotischer Rekombination/Heteroduplex-Reparatur auftreten, könnten bestimmte Allele sich öfter durchsetzen oder eher eliminiert werden •Es gibt Hinweise auf „biased gene conversion“ in Richtung GC (deshalb Variationen im GC-Gehalt im Genom) Der Homogenisierungseffekt von Genkonversion: •Wenn Nicht-Zufälligkeiten in meiotischer Rekombination/Heteroduplex-Reparatur auftreten, könnten bestimmte Allele sich öfter durchsetzen oder eher eliminiert werden •Es gibt Hinweise auf „biased gene conversion“ in Richtung GC (deshalb Variationen im GC-Gehalt im Genom) •Evolutionäre Auseinander-Entwicklung, wenn Rekombination inhibiert (Bsp. Meselson-Effekt bei asexuellen Arten; heteromorphe Geschlechtschromosomen; Speziation) Meselson-Effekt am Bsp. Bdelloidea: Allel 1 Allel 2 A B C 12 12 1 2 "Allelic sequence divergence" die beiden Allele in einem diploiden asex. Individuum unterscheiden sich stark D 12 A 1 Größere Verwandtschaft zwischen Spezies als innerhalb Individuum B 1 C 1 D A 1 2 B 2 C 2 D 2 CW. Birky PNAS 101:2651-2652 2004 Spiegel 38/2003; 9.9.2003 Chromosomen-spezifische Geschlechtsdeterminierung männlich heterogametisch: Bsp. Säuger SRY Y Trennung vor ca. 300 Mio Jahren X weiblich heterogametisch: Bsp. Vögel ?? Z Z-Dosis + W ODER (Mechanismus noch unklar) Z Z NB: bei heterogametischen Sex-Chromosomen ist immer dasjenige das kleinere, das nur alleine vorkommt (und daher nie meiotisch rekombiniert) Entwicklung von X und Y aus einem Autosomenpaar Lahn und Page, Science 286:964-967 (1999) Aufbau des Y-Chromosoms MSY male-specific region (früher: nonrecombining region) Heterochromatinblock Jobling und Tyler-Smith Nature Rev Genet 4:598-612 (2003) Zusammensetzung der MSY-Region Skaletsky, Nature 423 pp825 (2003) Palindrome in der MSY-Region (Skaletsky, Nature 423pp825 (2003)) Spiegel 38/2003; 9.9.2003 Geographische Verteilung der Hauptgruppen von Y-Haplotypen Jobling und Tyler-Smith Nature Rev Genet 4:598-612 (2003) Chromosomale Speziation in Primaten: altes Modell: Rearrangierungen führen zu Gametenprobleme, daher Reproduktionsbarriere neues Modell: Genfluss noch möglich, außer in rearrangierten Bereichen; Anhäufung von Veränderungen in rearrangierten Bereichen; schließlich Isolation Rieseberg, Science 300:267-268 (2003)