Lösungen zur Kompetenzen-Seite © 2010 Cornelsen Verlag, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Chlamydomonas reinhardtii pflanzt sich geschlechtlich und ungeschlechtlich fort. Unter guten Lebensbedingungen verläuft die Fortpflanzung ungeschlechtlich (asexuelle Fortpflanzung; in der Abbildung unten links und rechts): Durch zwei aufeinander folgende mitotische Teilungen entstehen in einer gemeinsamen Hülle 4 geißellose Zellen, die nach dem Verlassen der Hülle wieder Geißeln bilden. Bei Eintritt ungünstiger Lebensbedingungen, beispielsweise Stickstoffmangel, pflanzt sich die Art geschlechtlich fort (sexuelle Fortpflanzung). Dabei wandeln sich Chlamydomonas-Zellen in zwei unterschiedliche Typen („+“ und „–“) Gameten (Geschlechtszellen) um, die sich äußerlich nicht unterscheiden. Je ein „+“- und ein „–“-Gamet paaren sich (durch Geißelkontakt) und ihre Zellen vereinigen sich (Fusion) zu einer unbegeißelten Zygote. Da die ChlamydomonasZellen haploid sind (n), ist die Zygote diploid (2n), besitzt also einen doppelten Chromosomensatz. Aus der Zygote entstehen durch Meiose wieder 4 haploide, begeißelte Zellen (Auskeimen), die sich erneut ungeschlechtlich fortpflanzen. Da bei der Meiose die Anlagen für den „+“-Typ und den „–“-Typ getrennt werden, entstehen je zur Hälfte Zellen (Klone) beider Typen (linke und rechte Hälfte des Bilds). Dass sich Chlamydomonas reinhardtii bei Eintritt ungünstiger Bedingungen geschlechtlich statt ungeschlechtlich fortpflanzt, entspricht der Vorstellung, dass geschlechtliche Fortpflanzung bei veränderten und verschlechterten Bedingungen von Vorteil ist, weil die dadurch erhöhte genetische Variabilität der Individuen die Chance auf eine schnelle Anpassung der Population verbessert. geschlechtliche Fortpflanzung ungeschlechtliche Fortpflanzung Vorteil bewirkt große genetische Variabilität der Nachkommen ermöglicht schnelle, identische Reproduktion für jedes Individuum Nachteil ist durch Bildung der Gameten und die verringert die Fähigkeit zu schneller Geschlechterfindung zeit- und Anpassung an veränderte Bedingungen energieaufwendig Die Fortpflanzung von Chlamydomonas reinhardtii wechselt zwischen geschlechtlicher und ungeschlechtlicher Fortpflanzung und die geschlechtliche Fortpflanzung ist mit einem Kernphasenwechsel zwischen haploiden Phasen (vegetative Zellen und Gameten) und der diploiden Phase der Zygote verbunden. Daher liegt sowohl ein Generationswechsel als auch ein Kernphasenwechsel vor. Da nur die Zygote diploid ist, gehört Chlamydomonas zu den Haplonten. Innerhalb der Gattung Chlamydomonas kommen drei verschiedene Differenzierungsformen der Gameten vor: • Bei Isogamie lassen sich nach äußerer Gestalt und Größe (wohl aber nach dem Paarungsverhalten) keine Unterschiede zwischen den durch Geißeln beweglichen Gameten erkennen, die sich zur Zygote vereinigen. • Bei Anisogamie sind die beweglichen Gameten ungleich groß. Es vereinigt sich jeweils ein kleiner und ein großer Gamet zu einer Zygote. • Bei der Oogamie vereinigen sind kleine, bewegliche Gameten mit großen unbeweglichen Gameten. Die Differenzierung der Gameten wie bei der Oogamie in der Gattung Chlamydomonas entspricht prinzipiell den Verhältnissen bei Vielzellern. Deren kleine, meist bewegliche männliche Gameten und sehr große, unbewegliche, nährstoffreiche weibliche Gameten sind allerdings noch weiter gehend in typische Spermien bzw. Eizellen differenziert. Angewandte Biologie Reproduktionsbiologie Seite 1 von 2 Lösungen zur Kompetenzen-Seite © 2010 Cornelsen Verlag, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. Die unterschiedliche Differenzierung der Gameten bei der Oogamie zu hoch spezialisierten Zelltypen ist möglicherweise eine Anpassung an unterschiedliche Funktionen innerhalb der geschlechtlichen Fortpflanzung. Die Spermien sind durch ihre Kleinheit besonders beweglich und erfordern eine geringe Menge Zellsubstanz. Sie können dadurch in großer Menge produziert werden und die Chance einer Befruchtung erhöhen. Die unbeweglichen Eizellen bieten mit ihrer großen Menge an Cytoplasma und Nährstoffen für das Überleben der Zygote und ihre Weiterentwicklung besonders gute Voraussetzungen. Angewandte Biologie Reproduktionsbiologie Seite 2 von 2