Vererbung. 208 eine Spannung von 16,97 ± 1,72%. Wie sind nun die Rechts- und Links­ samen auf die einzelnen Früchte verteilt? Man findet entweder einen Rechts­ und einen Linkssamen in einer Frucht („antidrom") oder beide Samen sind gleichsinnig orientiert („homodrom"). Die Prozente an Antidromen liegen bei allen untersuchten Sorten unter 50. Allein „Excelsa" kommt dieser Zahl mit 49,68% sehr nahe. Am wenigsten Antidrome fanden sich bei „Moembel" mit 7,20%, im ganzen eine Spannung von 12,48 ± 2,28% zwischen den beiden Sorten. Auffallend ist die große Zahl der abnorm gedrehten Samen bei man­ chen Sorten, doch wird dadurch an den obigen Feststellungen prinzipiell nichts geändert. — Es werden ferner zahlreiche Anomalien ausführlich be­ handelt. K ö hl e r (Berlin-Dahlem). Bericht ü b e r d i e 2. J a h r e s v e r s a m m l u n g d e r deutschen G e s e l l s c h a f t für V e r e r b u n g s w i s s e n s c h a f t in Wien 25. bis 27. Sept. 1922. Ztschr. f. ind. Abst.- u. Vererb.-Lehre 1923. 30, 257—331. 1. Goldschmidt, R., D a s M u t ' a t i o n s p r o b l e m . S. 260—268. Von den 3 Typen der bekannten Mutationen: durch Veränderung a) eines einzelnen Gens oder b) eines Genkomplexes oder c) durch Ausfall oder Verdoppelung ganzer Chromosomen behandelt der Verf. im folgenden nur den ersten, die Genmutationen. Ihr W e s e n liegt in einer V e r ä n d e ­ r u n g des Gens; über ihre Häufigkeit gehen die Ansichten auseinander; sehr vielfach sind die Veränderungen des Gens letal oder wenigstens lebens­ schwächend; zeitlich und örtlich sind sie nicht lokalisiert. Ihr Wesen ist aus dem Studium der multiplen Allelomorphen zu erschließen. Die multiplen Allelomorphen stellen sich dar als quantitativ verschiedene Zustände des gleichen Gens. Die Mutation ist also eine Veränderung quantitativer Art; daraus kann man schließen, daß das Gen von der Natur der Enzyme ist. Über die Ursache der Mutation ist zurzeit noch nichts Positives auszusagen. Für die A r t b i l d u n g sind die chromosomalen Mutationen (3. Gruppe) zwar wichtig, aber nicht ausschlaggebend; die Genmutationen kommen nach Ansicht des Verf.s jedoch nicht als artbildend in Frage. Hier ist gemeinsame Arbeit mit Entwicklungsmechanik einerseits, Systematik und Tier- bzw. Pflanzengeographie andererseits notwendig. 2. Kniep, H., Ü b e r e r b l i c h e Ä n d e r u n g e n v o n G e s c h l e c h t s f a k t o r e n b e i P i l z e n . S. 268—271. An Aleurodiscus wurde aus dem geschlechtlichen Verhalten der 4 Sporen einer Basidie festgestellt, daß die Geschlechtsvererbung dem dihybriden Schema folgt. Die Zygote ABab bildet die Gameten (Myzelien) AB und ab; eine andere die Gameten Ab und a B . Nur d i e Gameten, die sich wieder zur Zygote ABab ergänzen, kopulieren miteinander; ein Gamet reagiert also nur mit einem der 3 anderen. — Bei Schizophyllum commune wurden Unregelmäßigkeiten beobachtet, die auf Grund einer genotypischen Ver­ änderung der Geschlechtsfaktoren zu erklären sind. Wird z. B . A zu A^ dann reagiert A B sowohl mit ab als mit Ab; in der Nachkommenschaft muß der neue Typ wieder herausspalten, was sich durch Rückkreuzung leicht feststellen läßt. U. a. wurde aus 2 mutierten Haplonten a B und A B ein Diplont ajBABi hergestellt, der den Gameten a ^ liefert, der nun mit allen 4 Gameten der Ausgangsrasse kopuliert. Mutation aller 4 Geschlechtsfak­ toren muß so zu Myzelien führen, die mit allen Gameten einer Rasse kopulieren. Auf diese Weise ließe sich das geschlechtliche Verhalten von Fruchtkörpern verschiedener Standorte erklären. X x X