Verena Schenk Synthese der α-Ketosäure von Uracil Polyoxin C DIPLOMARBEIT zur Erlangung des akademischen Grades einer Diplom-Ingenieurin der Studienrichtung Technische Chemie erreicht an der Technischen Universität Graz Dipl.-Ing. Dr.techn. Assoc.Prof. Tanja Wrodnigg Institut für Organische Chemie Technische Universität Graz 2010 Meinen Eltern Deutsche Fassung: Beschluss der Curricula-Kommission für Bachelor-, Master- und Diplomstudien vom 10.11.2008 Genehmigung des Senates am 1.12.2008 EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG Ich erkläre an Eides statt, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig verfasst, andere als die angegebenen Quellen/Hilfsmittel nicht benutzt, und die den benutzten Quellen wörtlich und inhaltlich entnommene Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Graz, am …………………………… ……………………………………………….. (Unterschrift) Englische Fassung: STATUTORY DECLARATION I declare that I have authored this thesis independently, that I have not used other than the declared sources / resources, and that I have explicitly marked all material which has been quoted either literally or by content from the used sources. …………………………… date ……………………………………………….. (signature) Danksagung In erster Linie möchte ich Frau Professor Tanja Wrodnigg und Herrn Professor Arnold Stütz für die Aufnahme in die Glyco-Group, in der ich sehr viel lernen konnte und ein tolle Zeit verbracht habe, danken. Weiters danke ich ihnen für die jahrelange Unterstützung. Sie standen mir jeder Zeit bei chemischen Fragen mit Rat und Tat zur Seite, kümmerten sich aber auch um meine gelegentlichen Motivationstiefs während der Diplomarbeit, wenn wieder von vorne begonnen werden musste. Ganz besonders dankbar bin ich Frau Professor Tanja Wrodnigg für die großartige Betreuung. Ich möchte mich auch herzlich bei den anderen Mitgliedern der Glyco Group, Katharina Gallas, Uwe Groß, Gerit Pototschnigg, Florian Adanitsch, Georg Schitter, Martin Thonhofer und Patrick Kosmos, für die gute Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung bedanken. Besonderer Dank kommt hier meiner Laborkollegin und Freundin Kathi zu, die mich immer wieder geduldig zur Weiterarbeit ermunterte und mit der ich trotz einiger „chemischer“ Rückschläge sehr viel Spaß im Labor hatte. Weiters danke ich allen Mitarbeitern des Instituts für Organische Chemie unter der Leitung von Professor Rolf Breinbauer für die schöne Zeit und besonders Carina Illaszewicz-Trattner und Professor Jörg Weber für die Aufnahme der NMR-Spektren, und Dipl.-Ing. Harald Stecher für analytische Hilfestellungen. Herrn Professor Peter Macheroux danke ich für die Themenstellung und die Finanzierung und Dipl. Ing. Alexandra Binter für die hilfreichen Diskussionen. Vor allem möchte ich mich bei meiner Familie bedanken, bei meinen Eltern für die finanzielle und moralische Unterstützung sowie ihre Liebe und Geduld und bei Alexander und Dorith für die anregenden Gespräche, ihre Freundschaft und Unterstützung. Abstract Nikkomycins belong to the group of peptidyl nucleosides and have been isolated from Streptomyces tendae strains. These structures are known as potent competitive inhibitors of chitin synthase, a key enzyme in the chitin biosynthesis pathway of fungi and insects. Chitin synthases are absent in mammals and therefore are attractive targets for potential antibiotics1. Genomic approaches as well as the elucidation of biosynthetic pathways of natural antibiotics accelerate the progress of designing potential antibacterial agents. In the case of nikkomycins, however, only a few steps of their biosynthesis have been identified thus far2, 3. In this Diploma thesis the synthesis of the 5’-oxo derivative of uracil polyoxin C will be developed. This α-keto acid will be employed for the elucidation of the role of aminotransferase NikK. 1 Cohen, E. Ann. Rev. Entomol. 1987, 32, 71-93. Lauer, B.; Süssmuth, R.; Kaiser, D.; Jung, G.; Bormann, C. J. Antibiot. 2000, 53, 385-392. 3 Ginj, C.; Rüegger, H.; Amrhein, N.; Macheroux, P. ChemBioChem 2005, 6, 1974-1976. 2 Kurzfassung Nikkomycine werden von Streptomyces tendae und Streptomyces ansochromogenes produziert und zählen zu den Peptidnukleosiden. Diese Strukturen sind starke Inhibitoren von Chitinsynthase, einem Schlüsselenzym bei der Chitinbiosynthese von Pilzen und Insekten. Die Chitinsynthase kommt in Säugetieren nicht vor und bietet deshalb eine gute Angriffsposition für mögliche Antibiotika1. Für die Synthese neuer antibakterieller Reagenzien ist es wichtig, den Biosyntheseweg der natürlichen Antibiotika zu kennen, allerdings sind im Fall der Nikkomycine bis jetzt nur wenige Details der Biosynthese aufgeklärt2, 3. In dieser Diplomarbeit soll ein Syntheseweg für die α-Ketosäure von Uracil Polyoxin C erarbeitet werden. Diese α-Ketosäure wird zur Aufklärung der Rolle von NikK, einer Aminotransferase, bei der Nikkomycin-Biosynthese eingesetzt werden. Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis _____________________________________________ 8 1 Einleitung ______________________________________________________ 9 1.1 Kohlenhydrate ________________________________________________ 9 1.2 Nukleobasen ________________________________________________ 10 1.3 Nukleotide __________________________________________________ 11 1.4 Nukleoside __________________________________________________ 12 1.5 Nukleosid-Antibiotika __________________________________________ 13 1.6 Polyoxine ___________________________________________________ 14 1.7 Nikkomycine_________________________________________________ 21 2 Problemstellung ________________________________________________ 27 3 Durchführung und Diskussion ____________________________________ 29 4 Zusammenfassung______________________________________________ 40 5 Experimenteller Teil _____________________________________________ 42 5.1 Analytik ____________________________________________________ 42 5.2 Darstellung der Produkte _______________________________________ 44 5.2.1 2’,3’-O-Isopropylidenuridin (2) ________________________________ 44 5.2.2 5’-Oxa-2’,3’-O- isopropylidenuridin (3)__________________________ 44 5.2.3 5’-O-t-Butyldimethylsilyl-6’-cyano-2’,3’-O-isopropylidenuridin (19) ____ 45 5.2.4 6’-Oxa-5’-O-t-butyldimethylsilyl-2’,3’-O-isopropylidenuridin (20) ______ 47 5.2.5 6’-Carboxy-5’-O-t-butyldimethylsilyl-2’,3’-O-isopropylidenuridin (21) ___ 48 5.2.6 6’-Carboxy-5’-hydroxy-2’,3’-O-isopropylidenuridin (22) _____________ 49 5.2.7 6’-Carboxy-5’-oxo-2’,3’-O-isopropylidenuridin (6) _________________ 50 5.2.8 6’-Carboxy-5’-oxouridin (12) _________________________________ 51 6 NMR-Spektren__________________________________________________ 52 7 Publikationsliste ________________________________________________ 59 8 Curriculum vitae ________________________________________________ 60 7 Abkürzungen Abkürzungsverzeichnis abs. absolut [α]D20 spezifischer Drehwert AZT Azidothymidin (Zidovudin) Bu4NF Tetrabutylammoniumfluorid DC Dünnschichtchromatographie DIBAl Diisobutylaluminiumhydrid DMAP 4-(Dimethylamino)-pyridin DMF Dimethylformamid DMP Dess-Martin-Periodinan DNA Desoxyribonukleinsäure EE Essigester eq Äquivalent Et3N Triethylamin HIV human immunodeficiency virus HMPA Hexamethylphosphoramid HPLC High performance liquid chromatography HSV Herpes simplex Virus LM Laufmittel NMR Kern-Magnet-Resonanz NRTI Nukleosidische Reverse-Transkriptase-Inhibitoren p-mtrityl-Cl para-Methoxytritylchlorid pTSA para-Toluolsulfonsäure Pyr. Pyridin RNA Ribonukleinsäure TBDMS-Cl tert-Butyldimetylsilylchlorid t-BuOH tert-Butanol THF Tetrahydrofuran TMSCN Trimethylsilylcyanid UDP-GlcNAc Uridindiphosphat-N-acetylglucosamin UMP Uridinmonophosphat UPOC Uracil Polyoxin C 8 Einleitung 1 Einleitung 1.1 Kohlenhydrate Der Begriff Kohlenhydrate bedeutet in seiner ursprünglichen Form „Hydrate des Kohlenstoffs“, da man dachte, dass alle Saccharide aus den Elementen C, O und H mit der Bruttoformel Cn(H2O)m aufgebaut sind, wie beispielsweise D-Glucose. Jedoch trifft diese Formel auf die meisten heute als Kohlenhydrat bezeichneten Verbindungen nicht zu, da auch andere Heteroatome, wie Stickstoff oder Schwefel, und mehrere funktionelle Gruppen enthalten sein können. Im Allgemeinen versteht man unter Kohlenhydraten Polyhydroxyaldehyde (Aldosen) oder Polyhydroxyketone (Ketosen) mit, üblicherweise, drei bis neun Kohlenstoffatomen. Kohlenhydrate stellen die wohl größte Gruppe von Naturprodukten neben DNA, Proteinen und Lipiden dar, und kommen als Monosaccharide, Disaccharide, Oligosaccharide und Polysaccharide vor. Nach Anzahl ihrer Kohlenstoffatome werden Monosaccharide als Triosen (C3), Tetrosen (C4), Pentosen (C5), Hexosen (C6), Heptosen (C7), etc. bezeichnet. Sie stellen die Bausteine von Oligo- und Polysacchariden dar, und werden über eine glykosidische Bindung miteinander verknüpft. 1 2 3 Abbildung 1: Bekannte Vertreter von Kohlenhydraten: D-Glucose (1), Cellulose (2), Chitin (3). Neben Lipiden und Eiweiß bilden Kohlenhydrate den Hauptbestandteil der menschlichen Nahrung und spielen eine wichtige Rolle als Energielieferant. Der Großteil der Biomasse besteht aus Kohlenhydraten, denn jährlich werden von Pflanzen, Algen und verschiedenen Bakteriengruppen Milliarden Tonnen durch Photosynthese produziert. Dabei handelt es sich um einen biochemischen Vorgang, 9 Einleitung bei dem zuerst Lichtenergie in chemische Energie umgewandelt wird. Dies geschieht mittels lichtabsorbierender Farbstoffe (Chlorophyllen). Die daraus entstehende chemische Energie wird dann zur Fixierung von Kohlenstoffdioxid genutzt. Dieser Schritt wird „Calvin Cycle“ genannt. Kohlendioxid und Wasser werden reduziert und ergeben so Kohlenhydrate und Sauerstoff. Neben ihrer Funktion als Energiequelle spielen Kohlenhydrate auch noch eine große Rolle als Gerüstsubstanzen von Pflanzen (Cellulose) und Insekten (Chitin), siehe Abbildung 1. Außerdem sind sie an vielen biologischen Prozessen, wie der Zellerkennung und der Zell-Zell-Kommunikation, beteiligt und sind die Strukturerkennung der Blutgruppendeterminanten. Zu der Familie der Kohlenhydrate zählen außer den heterocyclischen Fünf- und Sechsringen beispielsweise auch Aldite, Aldarsäuren, N-Glykoside, C-Glykoside, Aldonsäuren, Aldonolactone, Uronsäuren, Inositole, Iminozucker, Carbazucker und Glykoside4. 1.2 Nukleobasen Nukleinbasen sind Bestandteile der Nukleotide und Nukleoside. Man unterscheidet die Pyrimidin-Derivate (Uracil, Thymin und Cytosin), die als Grundgerüst einen Pyrimidinring besitzen, und die Purin-Derivate (Adenin und Guanin), hier ist der Grundstoff Purin. Die in der DNA vorkommenden Nukleobasen Adenin (A), Guanin (G), Thymin (T) und Cytosin (C) werden auch DNA-Basen genannt. Adenin (A), Guanin (G), Uracil (U) und Cytosin (C) werden, da sie in der RNA vorkommen, auch als RNA-Basen bezeichnet. Zu den Nukleobasen zählen noch viele andere Basen, wie Xanthin und Hypoxanthin, doch bauen diese nicht die DNA oder RNA auf5. In Abbildung 2 sieht man die häufigsten Nukleobasen. 4 Lindhorst, T. K. Essentials of Carbohydrate Chemistry and Biochemistry, Wiley-VCH, Weinheim, 2007. 10 Einleitung Abbildung 2: Struktur der Nukleobasen. 1.3 Nukleotide Nukleotide sind die monomeren Einheiten, die Grundbausteine, aus denen die Nukleinsäuren aufgebaut werden. Nukleotide besitzen drei charakteristische Bestandteile, eine Nukleobase, eine Pentose und eine Phosphorsäure. In Abbildung 3 ist der Aufbau von Nukleotiden schematisch dargestellt. Im Falle der DNA ist der Zucker die 2-Desoxy-D-ribose und bei der RNA handelt es sich um die D-Ribose. Nach der Pentoseeinheit benannt, spricht man bei der DNA von Desoxyribonukleotiden und bei der RNA von Ribonukleotiden. Die Nukleotide unterscheiden sich weiters durch die stickstoffhaltigen Basen Adenin, Guanin, Cytosin, Thymin (nur in DNA) und Uracil (nur in RNA), den sogenannten Nukleobasen. Diese sind mit dem Zucker über eine N-Glykosidbindung verbunden. Zusätzlich ist die Pentose bei Nukleotiden mit ein bis drei Phosphatgruppen verestert. Sie kommen also als Monophosphate, Diphosphate und Triphosphate vor. Die Nukleotide dienen zur Codierung der DNA und der RNA. Die kleinste Informationseinheit, das Codon, setzt sich aus drei miteinander verknüpften Nukleotiden zusammen5. 5 Lehninger, A. Biochemie, Verlag Chemie, Weinheim, New York, 1977, 249-268. 11 Einleitung Abbildung 3: Aufbau der Nukleotide. 1.4 Nukleoside Nukleoside sind ähnlich aufgebaut wie Nukleotide, nur fehlt ihnen der Phosphatrest. Sie setzen sich also aus einer Pentose, entweder 2-Desoxy-D-ribose bei der DNA oder D-Ribose bei der RNA, und einer Nukleobase, Adenin, Guanin, Cytosin, Thymin und Uracil, zusammen. Wieder unterscheidet man Desoxyribonukleoside (DNA) und Ribonukleoside (RNA)5. In Abbildung 4 sind Cytidin und Desoxycytidin als Beispiele für Nukleoside dargestellt. Nukleoside spielen beispielsweise eine große Rolle als Antibiotika6. NH2 NH2 NH2 N N HO CH2 N O H H O Cytosin O HO CH2 N OH Cytidin O O H H H OH N N H H H H OH H Desoxycytidin Abbildung 4: Aufbau der Nukleoside anhand des Beispiels mit Cytosin als Base. 6 Isono, K. The Journal of Antibiotics 1988, 41 (12), 1711-1739. 12 Einleitung 1.5 Nukleosid-Antibiotika Nukleosid-Antibiotika werden als sekundäre Stoffwechselprodukte von einigen Mikroorganismen produziert. Sie kommen in vielen Strukturvarianten vor und sind meist sehr komplexe Moleküle mit weitreichenden biologischen Aktivitäten. Sie wirken unter anderem als Antimykotika, Herbizide, Viruzide, Insektizide und Antitumormittel, können aber auch gegen Trypanosomen-Erkrankungen eingesetzt werden und zeigen immunstimulierende, sowie immunsupressive Eigenschaften. Viele Nukleoside und Nukleotide spielen eine wichtige Rolle bei der Veränderung von grundlegenden zellulären Stoffwechselwegen. Aufgrund dessen stellen die Synthesen von Nukleinsäuren, Proteinen, Glycanen und Glycoproteinen die Angriffspunkte von Nukleosid-Antibiotika dar. Die Nukleosid-Antibiotka besitzen großes Potential zur Regulierung der Zelldifferenzierung und des Zellwachstums. Wichtige Vertreter der Nukleosid-Antibiotika sind Polyoxine (siehe Kapitel 1.6) sowie Nikkomycine (Kapitel 1.7), beide gehören zu der Gruppe der 6 Peptidnukleosidantibiotika . Wichtig zu erwähnen sind hier auch die nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTI), das sind Nukleosid-Analoga, die als Virostatika wirken. Sie inhibieren die Reverse Transkriptase von Retroviren. Dieses Enzym ist dafür verantwortlich, dass das virale RNA-Genom in DNA umgeschrieben wird. In Abbildung 5 sind Zidovudin (Azidothymidin, AZT), Lamivudin (3TC) und Didanosin (ddl) als Beispiele für NRTIs, die sich bei der Behandlung von HIV (human immunodeficiency virus) bewährt haben, dargestellt7. AZT war der erste Nukleosidinhibitor, bei dem anti-HIV-Aktivität entdeckt wurde8. Außerdem zeigt Abbildung 5 die Struktur von Puromycin, einem Nukleosidantibiotikum, das von Streptomyces alboniger9 produziert wird und eine weitreichende antibakterielle Aktivität aufweist. Puromycin hemmt die 6 Proteinbiosynthese, ist allerdings gegenüber Tieren hoch toxisch . Ferner ist Aciclovir abgebildet, der Wirkstoff von Zovirax. Zovirax ist wohl eines der bekanntesten Virostatika und wird als Arzneimittel gegen HSV (Herpes simplex Virus) eingesetzt10. 7 Cihlar, T.; Ray, A. S. Antiviral Research 2010, 85, 39-58. Mitsuya, H.; Weinhold, K. J.; Furman, P. A.; St. Clair, M. H.; Lehrman, S. N.; Gallo, R. C.; Bolognesi, D.; Barry, D. W.; Broder, S. National Academy of Sciences of the United States of America 1985, 82 (20), 7096-7100. 9 Vara, J.; Perez-Gonzalez, J. A.; Jimenez, A. Biochemistry 1985, 24, 8074-8081. 10 Champness, J. N.; Bennett, M. S.; Wien, F.; Visse, R.; Summers, W. C.; Herdewijn, P.; de Clercq, E.; Ostrowski, T.; Jarvest, R. L.; Sanderson, M. R. Proteins: Structure, Function, and Genetics 1998, 32 (3), 350-361. 8 13 Einleitung Abbildung 5: Vertreter von Nukleosid-Analoga mit antibiotischer und antiviraler Wirkung. 1.6 Polyoxine Der Polyoxinkomplex wurde von Isono et al. bei einem Screening-Verfahren, um ein geeignetes Antibiotikum gegen den phytopathogenen Pilz Pellicularia filamentosa f. sasakii zu finden, entdeckt11. Dieser Pilz ist der Verursacher der Blattscheidendürre von Reis. Die Polyoxine werden von Streptomyces cacaoi var. asoensis Stämmen produziert und zeigen ein hohes Potential als landwirtschaftliche Fungizide. Polyoxin N wird von Streptomyces piomogenes produziert. Bisher sind viele verschiedene Polyoxine und Neopolyoxine bekannt. Die Polyoxine A, B, D, E, F, G, H, J, K, L, M und N sowie die Neopolyoxine A, B und C zeigen alle biologische Aktiviät gegen phytopathogene Pilze (siehe Abbildung 7), die einzigen Ausnahmen sind die Polyoxine C und I (Abbildung 8), ihnen fehlt jegliche biologische Aktivität6, 11, 12. Die biologisch aktiven Polyoxine inhibieren competitiv die Chitinsynthase, ein Enzym, das für die Biosynthese von Chitin in der Zellwand der Pilze zuständig ist, und stören 11 12 Isono, K.; Asahi, K.; Suzuki, S. J. Am. Chem. Soc. 1969, 91 (26), 7490-7505. Isono, K.; Suzuki, S. Tetrahedron Letters 1968, 2, 203-208. 14 Einleitung so die Intaktheit der Pilzzellen, was zum Tod der Pathogene führt. Weder Pflanzen noch Säugetiere produzieren Chitin, weshalb Polyoxine für sie potentiell ungiftig sind, und sich zur Bekämpfung von Pilzinfektionen eignen13. Die Biosynthese von Chitin wird durch Chitinsynthase katalysiert und geht von N-Acetylglucosamin (UDP-GlcNAc) aus. Polyoxine und Nikkomycine „mimen“ UDP-GlcNAc als dessen Strukturanaloga und inhibieren so die Chitinbiosynthese14. In Abbildung 6 sind UDP-GlcNAc mit Nikkomycin Z und Polyoxin D als Beispiele für ähnliche Strukturen dargestellt. Abbildung 6: N-Acetylglucosamin (UDP-GlcNAc) und seine Strukturanaloga Polyoxin D und Nikkomycin Z. 13 14 Cesario, C.; Miller, M. J. J. Org. Chem. 2009, 74, 5730-5733. Obi, K.; Uda, J.; Iwase, K.; Sugimoto, O.; Ebisu, H.; Matsuda, A. Bioorg. Med.Chem. Lett. 2000, 10, 1451-1454. 15 Einleitung Polyoxin R1 R2 O R3 R1 A CH2OH O B D E CH2OH COOH COOH F COOH G CH2OH H CH3 J CH3 K H L M H H NH OH OH OH OH OH OH H R3 COR 2 O H 2N O N O N H OH OH OH O NH 2 HO OH Polyoxine H OH OH OH OH OH OH OH H O R NH HO N CH3 O NH HO COOH O N O N CH3 O O N H OH NH 2 COOH N O N H HO Neopolyoxin A R=CHO Neopolyoxin B R=COOH OH OH NH2 HO OH Neopolyoxin C Abbildung 7: Strukturen der biologisch aktiven Polyoxine und Neopolyoxine (übernommen von Referenz 6). Abbildung 8: Strukturen von Polyoxin C und I (übernommen von Referenz 11). 16 Einleitung Die Biosynthese der Polyoxine ist bereits geklärt6 (Abbildung 9), so wird das Nukleosidgerüst durch Kondensation von Uridin (wahrscheinlich durch den 5’-Aldehyd) und Phosphoenolpyruvat gebildet15. Anschließend folgt die Bildung des Alloseuronsäurenukleosids unter Verlust zweier C-Atome. Um die Methyl-, Hydroxymethyl- oder Carboxylgruppe zu erhalten, wird das C-3 von L-Serin in die Position 5 von Uracil über verschiedene Reaktionswege mittels Thymidylatsynthetase eingeführt. L-Glutaminsäure und L-Isoleucin gelten als Precursor der Aminosäurenseitenketten, Polyoximsäure. 5-Fluoropolyoxine Carbamoylpolyoxamsäure werden allerdings durch und Zugabe von 5-Fluorouracil gebildet16. NH2 HOH2CCHCOOH NH2 CH3 CHCHCOOH C2H5 Serin Isoleucin CH3 NH2 CHCOOH COOH NH H3CHC Glycin HOOC COOH PEP P OC COOH O O C NH CH2 N CHOH O O CH2 O NH CHO N O Uridin O HO OH O O R OH O OH HOOC O N H2N CH O O N NH HOOC NH N O A OH HO O OH CH2OCNH2 COOH H2N CH CH2 O R HOOC NH N OH O O O Polyoxine P OCNH2 OH O CH2 COOH COOH H2N CH CH2 COOH H2N CH CH2 COOH H2N CH CH OH C CH2 CH2 CH2OH CH2OCNH2 O HO CH CH2OCNH2 O Glutamat OH Octosylsäure Abbildung NH C O CHNCH O N H2NCH CHOH B HOCH HO OH O HO O R 9: R=H, CH3, CH2OH, COOH Schematische Darstellung der Biosynthese von Polyoxinen (übernommen von Referenz 6). 15 Isono, K.; Hirasawa, K.; Sato, T.; Funayama, S.; Suzuki, S. J. Am. Chem. Soc. 1978, 100 (12), 3937-3939. 16 Isono, K.; Crain, P. F.; Odiorne, T. J.; McCloskey, J. A.; Suhadolnik, R. J. J. Am. Chem. Soc. 1973, 95 (17), 5788-5789. 17 O Einleitung Polyoxin C (Abbildung 8) ist das kleinste Molekül unter der Familie der Polyoxine und stellt eine Schlüsselverbindung zur Strukturaufklärung der anderen Polyoxine dar, da es durch Hydrolyse der Polyoxine A, B, G und I gewonnen wird, so wie man durch Hydrolyse der Polyoxine D, E und F die korrespondierende Säure, Polyoxin C Säure erhält12. Eine Uracil Reihe von Polyoxin Chemikern C (UPOC) hat sich mittlerweile befasst. Abbildung 10 mit der Synthese zeigt von literaturbekannte Synthesewege, die zu UPOC führen. Abbildung 10: Ausgewählte Synthesewege für UPOC aus der Literatur (übernommen von Referenz 17). 18 Einleitung Weg A beschreibt die Synthese von UPOC über eine modifizierte Streckersynthese zwischen dem isopropylidengeschützten Aldehyd (I) und TMSCN und einer Aminosäure in Gegenwart von BF317. Diese Synthese wurde von Fiandor et al. 1987 veröffentlicht18. Durch Hydrolyse der Nitrilgruppe von II wird UPOC erhalten. Die Arbeitsgruppe um Barrett19, Variante B, zeigt die nukleophile Addition Kaliumtrimethylsilonat an das Nitroalken, welches schließlich zum (S)-α-Hydroxythioester (IV) führt und nach weiteren sechs Stufen zu UPOC. Diese Synthese ist deutlich länger als die vorige, besitzt aber eine wesentlich höhere Stereoselektivität17. Evina und Guillerm20 (Weg C) behandeln V mit AD-mix-α, dieser besitzt eine hohe Stereoselektivität, und überführen VI in ein O-2,5'-Cyclonukleosid. Nach Zugabe von NaN3 in HMPA und weiteren vier Stufen erhalten sie Uracil Polyoxin C mit einer Ausbeute von nur 6%17. Der Syntheseweg nach Akita et al.21 (D) beschreibt die nukleophile Addition von Vinylmagnesium an IX. Jedoch erfordert dieser Syntheseweg mit α-L-Talofuranosyluronsäure als Intermediat sehr viele Schritte mit schlechter Diastereoselektivität17. Weg E entwickelt von der Arbeitsgruppe von Finney22 ähnelt der vorigen Synthese von Akita. XII wird mittels eines Zinkacetylid stereospezifisch in XIII überführt. Nach weiteren 4 Stufen wird wieder das Azid als Vorstufe für UPOC erhalten17. Die oben angeführten Synthesen wurden von Plant, Thompson und Williams ausgewählt, um zu zeigen, dass mit zunehmender Stereoselektivität meist mehr Syntheseschritte erforderlich sind. Plant et al.17 haben außerdem eine kürzere, aber dennoch stereoselektive Synthese entwickelt (Abbildung 11). 17 Plant, A.; Thompson, P.; Williams, D. M. J. Org. Chem. 2008, 73, 3714-3724. Fiandor, J.; García-López, M. T.; De las Heras, F. G.; Méndez-Castrillón, P. P. Synthesis 1987, 978981. 19 Barrett, A. G. M.;Lebold, S. A. J. Org. Chem. 1990, 55, 3853-3857. 20 Evina, C. M.; Guillerm, G. Tetrahedron Letters 1996, 37, 163-166. 21 Akita, H.; Uchida, K.; Chen, C. Y.; Kato, K. Chem.Pharm. Bull. 1998, 46, 1034-1038. 22 More, J. D.; Finney, N. S. Synlett 2003, 1307-1310. 18 19 Einleitung O O O O O XV N O O NH t Bu O t-BuS(O)NH2, CuSO4, CH2Cl2 S N O N NH O O O O O t Bu S BF3-OEt2, CH2Cl2, -78°C dann TMSCN CN N H N O NH O O O XVIIa R , C5'-R, 77% Ausbeute, 97:3 dr XVIa Rs, 88% Ausbeute XVIIb Ss , C5'-S, 70% Ausbeute, 94:3 dr s XVIb Ss, 87% Ausbeute HCl/MeOH O CO2Me NH O N XVIIIa C5'-S, 76% Ausbeute H2N O XVIIIb C5'-R, 76% Ausbeute HO OH XVIIIa O CO2Me O N H 2N HO NH O OH XVIIIb Abbildung 11: Effizienter stereoselektiver Syntheseweg für den Methylester von Uracil Polyoxin C entwickelt von Plant et al. (übernommen von Referenz 17). Bei dieser stereoselektiven Synthese wird der Aldehyd (XV) einmal mit (R)-(+)-tertButansulfinamid in trockenem CH2Cl2 mit Kupfersulfat und einmal mit (S)-(-)-tertButansulfinamid umgesetzt und anschließend die so erhaltenen Verbindungen XVIa und XVIb mit BF3-OEt2 bei -78°C gefolgt von TMSCN behandelt, um XVIIa mit Rs,R Konfiguration mit 77% Ausbeute und XVIIb mit Ss,S Konfiguration mit 70% Ausbeute zu erhalten. Durch Zugabe von HCl in Methanol werden gleichzeitig der Methylester von UPOC (XVIII) gebildet und die Isopropyliden-Schutzgruppe abgespalten. 20 Einleitung 1.7 Nikkomycine Nikkomycine zählen wie Polyoxine zu den Nukleosid-Antibiotika. Sie wurden bereits 1970 in Japan entdeckt und nach der Stadt Nikko benannt. Nikkomycine werden von einigen Streptomyces Arten, den Streptomyces tendae und Streptomyces ansochromogenes, produziert. Streptomyces gehören der Gattung der Actinobacteria an, und sind vorwiegend im Boden zu finden. Die meisten medizinisch genutzten Antibiotika werden von der Familie der Streptomycetaceae produziert. Nikkomycine fungieren als starke Inhibitoren für die Chitinsynthase und weisen daher insektizide, akarizide und fungizide Eigenschaften auf. Chitin kommt in den Zellwänden der meisten Pilze sowie als Hauptbestandteil des Exoskeletts vieler Invertebraten, wie Spinnen, Insekten, Krebstieren und anderen vor. Wegen der Hemmung der Chitinsynthase kommt Nikkomycinen ein hohes antibiotisches Potential zu. Ein möglicher Einsatzbereich für Nikkomycine ist die Behandlung von Patienten, die aufgrund von Krebserkrankungen oder anderen Krankheiten, bei denen das Immunsystem geschwächt, oder durch Einnahme von Immunsupressiva herabgesetzt wird, anfälliger für Pilzerkrankungen sind23, 24. Da immer häufiger Antibiotika-Resistenzen ausgebildet werden, ist es besonders wichtig neue Antibiotika zu finden, aber auch bereits bekannte zu modifizieren, um so die Verträglichkeit und Wirkungsweise zu verbessern und Nebenwirkungen herabsetzen zu können25. Hierfür wäre es besonders hilfreich, besser über die Nikkomycinbiosynthese Bescheid zu wissen, um so einen Anhaltspunkt für die Entwicklung neuartiger Nikkomycine zu haben, die ihrerseits wieder wertvolle Eigenschaften als potentielle Antibiotika aufweisen könnten3. Über zwanzig biologisch aktive Nikkomycine wurden aus Streptomyces tendae Stämmen isoliert26. In Abbildung 12 sind einige bereits bekannte Nikkomycine dargestellt. 23 Fiedler, H. P.; Schüz, T.; Decker, H. Clinical Dermatology 1993, 7, 325-52. Binter, A. Presentation for Graduate Seminar 2008. 25 http://www.wissenschaft-online.de/abo/lexikon/bio/4027. 26 Schüz, T. C.; Fiedler, H.-P.; Zähner, H. The Journal of Antibiotics 1992, 45 (2), 199-206. 24 21 Einleitung Nikko- R1 mycin R2 R3 Nikko- R1 mycin R2 R3 O Z HN O OH Ox OH N O X OH Qz Homo HN O N -Ser O J HN O Glu Qx Glu Px Homo -Ser N I OH O Bz HN O O OH Rz N Bx HN O OH HN O Glu O OH Wz N Kx N Rx O Kz Glu HN O OH OH N Wx OH O Oz HN O OH N Abbildung 12: Bekannte Nikkomycine (übernommen von Referenz 6). 22 Einleitung Obwohl der strukturelle Aufbau der Nikkomycine bald nach ihrer Entdeckung geklärt wurde, sind von der Biosynthese bis heute nur wenige Schritte bekannt und erforscht3. Von der Struktur her können Nikkomycine zu den Peptidnukleosiden gezählt werden. Sie setzen sich aus Hydroxypyridylhomothreonin zwei und der ungewöhnlichen Aminosäuren, Aminohexuronsäure, zusammen. dem Die Aminohexuronsäure ist zusätzlich mit Uracil oder 4-Formyl-4-imidazolin-2-on N-glykosidisch verknüpft3, siehe Abbildung 13. Hydroxypyridylhomothreonin Aminohexuronsäure Abbildung 13: Grundstruktur der Nikkomycine (übernommen von Referenz 3). Die Reaktionsschritte, die bei der Biosynthese der Aminohexuronsäure ablaufen, sind bislang annähernd unerforscht. Macheroux und Arbeitsgruppe konnten zeigen, dass der erste Schritt die Einführung einer Enolpyruvat-Gruppe bei der Hydroxygruppe am C-3 von UMP ist (Abbildung 14). Das Protein, das diese Übertragung katalysiert, wird NikO genannt. Gefunden wurde es, indem das Nikkomycin Biosynthese-Operon isoliert wurde, und die einzelnen Proteine später in E.coli exprimiert wurden3. 23 Einleitung Abbildung 14: NikO als Enolpyruvyl transferase. Auf dem Operon befinden sich viele weitere Gene, von denen ausgegangen werden kann, dass die entsprechenden Proteine für die Synthese der Aminohexuronsäure von Bedeutung sind (siehe Abbildung 15)24. NikL NikM NikK NikJ NikI NikN Abbildung 15: Gemeinsam mit NikO wurden sechs weitere Gene transkribiert, die die Proteine NikI, NikJ, NikK, NikL, NikM und NikN kodieren. Noch nicht geklärt ist allerdings, in welcher Reihenfolge sie in die Synthese eingreifen, daher ist es notwendig die Substrate, die von den jeweiligen Proteinen/Enzymen umgesetzt werden, zu finden. Darum werden derzeit die Wirkungsweise der Proteine und ihre mögliche Funktion in der Nikkomycin-Biosynthese erforscht. Durch Sequenzähnlichkeiten zu anderen Proteinen können Rückschlüsse auf die möglichen Funktionsweisen gezogen werden. Bei NikI, NikM und NikN ist bis jetzt noch unklar, welche Rollen sie in der 24 Einleitung Synthese übernehmen24. Schüz et al. haben gezeigt, dass die Bildung der Aminohexuronsäure über ein bicyclisches Intermediat abläuft26 (siehe Abbildung 16). Abbildung 16: Bicyclisches Nikkomycin-Intermediat mit Uracil als Base (übernommen von Referenz 26). NikL zeigt eine große Ähnlichkeit zu Tyrosinphosphatasen und katalysiert möglicherweise eine Dephosphorylierungsreaktion (Abbildung 17)24. Abbildung 17: Mögliche Funktion von NikL. NikJ ähnelt S-Adenosylmethionin und Eisen-Schwefel-Oxidoreduktasen, aufgrund dessen katalysiert es vielleicht Redoxreaktionen oder radikalische Umlagerungen (Abbildung 18)24. 25 Einleitung H N O HO 5' 6' 7' O O O O N OH H N O NikJ? Oxidation an C-5' HO (und C-6'?) COO 5' 6' 7' O O O N OH COO Abbildung 18: Mögliche Funktion von NikJ. NikK weist große Ähnlichkeiten zu Histidinolphosphat-Aminotransferasen auf, weshalb davon ausgegangen wird, dass das Protein für die Einführung der Aminogruppe in die Aminohexuronsäure verantwortlich ist. Als mögliches Substrat wird die α-Ketosäure von Uracil Polyoxin C angenommen (Abbildung 19)24. Abbildung 19: Mögliche Funktion von NikK. 26 Problemstellung 2 Problemstellung Obwohl die Struktur der Nikkomycine bekannt ist, bleibt ihre Biosynthese bis heute weitestgehend ungeklärt. Nikkomycine bestehen aus Hydroxypyridylhomothreonin mit einem Aminohexuronsäure-Rest (siehe Abbildung 20)3. Aminohexuronsäure Abbildung 20: Struktur der Nikkomycine. Mit Hilfe des Nikkomycin Operons wurden die für die Synthese verantwortlichen Enzyme identifiziert, und aufgrund von Aminosäuresequenzähnlichkeiten wird auf deren mögliche Funktion in der Biosynthese rückgeschlossen. Die Arbeitsgruppe von Macheroux veröffentlichte, dass das Enzym NikO als Enolpyruvyltransferase die Darstellung von 3’-Enolpyruvyl-UMP katalysiert3. Nun wird versucht, die Substrate für die weiteren Enzyme NikI, NikJ, NikK, NikL, NikM und NikN zu finden, um so deren Aufgaben in der Aminohexuronsäurebildung bestimmen, und den Mechanismus aufklären zu können (siehe Abbildung 21). 27 Problemstellung NikK Abbildung 21: NikI, NikJ, NikK, NikL, NikM, NikN katalysieren die Biosynthese von Uracil Polyoxin C. NikK weist eine hohe Aminotransferase-Aktivität auf, daher wird angenommen, dass mit Hilfe dieses Proteins eine Aminogruppe anstelle einer Ketogruppe eingeführt wird, siehe Abbildung 2224. Das Ziel dieser Diplomarbeit ist es, die korrespondierende α-Ketosäure von Uracil Polyoxin C zu synthetisieren, welche für die Aufklärung von NikK als Aminotransferase Verwendung finden wird (siehe Abbildung 22). Abbildung 22: Transfer der Aminogruppe mittels NikK. 28 Durchführung und Diskussion 3 Durchführung und Diskussion Syntheseweg 1: Für die Darstellung der α-Ketosäure von Uracil Polyoxin C (12) ausgehend von Uridin (1) wird der in Abbildung 23 angegebene Syntheseplan 1 aufgestellt. Abbildung 23: Syntheseplan 1. 29 Durchführung und Diskussion Zuerst werden die cis-ständigen Hydroxygruppen an C-2 und C-3 von Uridin (1) durch Einführung eines Isopropylidenacetals geschützt, um im folgenden Schritt ausschließlich die Hydroxygruppe am C-5 regioselektiv oxidieren zu können. Die Isopropylidenschutzgruppe wird mit trockenem Aceton in Anwesenheit von konzentrierter Schwefelsäure als saurem Katalysator eingeführt27. Nachdem die Reaktion für eine Stunde bei Raumtemperatur gerührt worden ist, wird sie abgebrochen, obwohl die Kontrolle mittels DC noch keinen vollständigen Umsatz zeigt, da es sonst durch die Säure zur Abspaltung des Uracils an der Anomere kommen kann. Bei der Abspaltung verfärbt sich die zuvor farblose Lösung orange. Die Reaktion wird durch Zugabe von Et3N gestoppt und das so erhaltene Produkt (2) säulenchromatographisch gereinigt. Der frühe Abbruch der Reaktion zeigt keine Auswirkung auf die Ausbeute (100%). Der Aldehyd (3) wird mittels einer Dess-Martin-Oxidation gewonnen28. Hierfür wird das geschützte Uridin (2) mit dem Dess-Martin-Periodinan (DMP) in trockenem Methylenchlorid bei Raumtemperatur umgesetzt. Die Reaktionszeit beträgt 2-3 Stunden. Die Aufarbeitung erfolgt nicht, wie in der Literatur angegeben, mit einer gesättigten Thiosulfat-Lösung und einer gesättigten NatriumhydrogencarbonatLösung, da sich das Produkt sowohl in der wässrigen als auch in der organischen Phase löst. Stattdessen wird die Reaktion durch Zugabe von festem Bicarbonat neutralisiert, welches anschließend wieder abfiltriert werden kann. Das Produktgemisch wird säulenchromatographisch getrennt (65,5% Ausbeute). Da das Dess-Martin-Reagenz sehr teuer ist, wird die Synthese des Aldehydes auch mit einer Swern-Oxidation29 durchgeführt. Die Nachteile dieser Oxidationsmöglichkeit sind allerdings, dass sich hier mehr Nebenprodukte bilden, die sich schwerer trennen lassen, und die Durchführung aufgrund der Wasserempfindlichkeit und der Reaktivität unter Schutzgas bei -78 °C erfolgen mus s. Weiters eignet sich das Produkt nicht so gut für die Umsetzung in den Folgereaktionen, da sich auch hier, laut Dünnschichtchromatographie, wieder mehr Nebenprodukte bilden, was zu schlechteren Ausbeuten führt. Auffallend ist, dass diese beiden Oxidationsmethoden laut NMR-Untersuchungen zu zwei unterschiedlichen Hauptprodukten führen. So 27 Bello, A. M.; Poduch, E.; Fujihashi, M.; Amani, M.; Li, Y.; Crandall, I.; Hui, R.; Lee, P. I.; Kain, K. C.; Pai E. F.; Kotra, L. P. J. Med. Chem. 2007, 50 (5), 915-921. 28 Notz, W.; Hartel, C.; Waldscheck, B.; Schmidt, R. R. J. Org. Chem. 2001, 66, 4250-4260. 29 Nielsen, K. D.; Kirpekar, F.; Roepstorff, P.; Wengel, J. Bioorganic and Medicinal Chemistry 1995, 3 (11), 1493-1502. 30 Durchführung und Diskussion erhält man bei der Dess-Martin-Oxidation nicht den gewünschten Aldehyden sondern das korrespondierende Dihydrat, wohingegen die Swern-Oxidation den erwarteten Aldehyden liefert, der jedoch nur schwer zu reinigen ist. Die Oxidation mit DMP führt allerdings zu besseren Ausbeuten und das Vorliegen des Dihydrats anstelle des Aldehyden hat keinen negativen Einfluss auf die Folgereaktion. Aus diesen Gründen hat man sich für die zwar teure, aber für dieses System besser geeignete, geruchsfreie Dess-Martin-Oxidation entschieden. Im nächsten Schritt wird eine Kettenverlängerung an der Position C-5 nach einer modifizierten Killiani-Fischer-Reaktion durchgeführt30. Verbindung 3 wird bei 0 °C mit NaCN in destilliertem Wasser und Acetonitril umgesetzt. Nach vollständigem Umsatz wird das Reaktionsgemisch auf 85 °C erhitzt, um das Cyanhydrin zur entsprechenden α-Hydroxysäure (5) zu hydrolysieren. Es kommt beim Einengen der Reaktionslösung im Aufarbeitungsschritt allerdings zu einer Rückreaktion und in Folge zu einer Abspaltung der Isopropylidenschutzgruppe (Abbildung 24). N C O O O O O N N HO 85°C H O O OH O 4 N N HO H O O O 5 Abbildung 24: Falscher Ansatz für die Säuregenerierung. Ein neuer Syntheseplan mit einer anderen Schutzgruppentechnik wird ausgearbeitet (siehe Abbildung 25). 30 Pratt, J. P.; Richtmyer, M. K. J. Am. Chem. Soc. 1955, 77, 6326-6328. 31 Durchführung und Diskussion Syntheseweg 2: Abbildung 25: Syntheseplan 2. Wieder wird von Uridin (1) ausgegangen. Um die Hydroxygruppen an Positionen C-2 und C-3 mit tert-Butyldimethylsilylchlorid31 schützen zu können, muss erst am C-5 temporär eine Methoxytritylschutzgruppe32 eingeführt werden. Hierfür wird Uridin (1) 31 32 Myers, A. G.; Gin, D. Y.; Rogers, D. H. J. Am. Chem. Soc. 1994, 116 (11), 4697-4718. Smith, M.; Rammler, D. H.; Goldberg, I. H.; Khorana, H. G. J. Am.Chem. Soc. 1962, 84 (3), 430440. 32 Durchführung und Diskussion in trockenem Pyridin gelöst und bei Raumtemperatur mit Methoxytritylchlorid umgesetzt. Das Produkt wird sauer/basisch aufgearbeitet und mittels Säulenchromatographie gereinigt (72% Ausbeute). Zu dem gereinigten Produkt werden in DMF Imidazol und tert- Butyldimethylsilylchlorid zugegeben, um die Silylschutzgruppen einzuführen. Nach 15 Stunden wird die Reaktion mit MeOH gequencht, im Vakuum eingeengt und mit Essigester und destilliertem Wasser extrahiert. Das so erhaltene Produkt wird wieder säulenchromatographisch gereinigt (91% Ausbeute). Nun wird die Methoxytritylschutzgruppe wieder abgespalten, um im nächsten Schritt die Hydroxygruppe am C-5 oxidieren zu können. Der geschützte Zucker wird in Methylenchlorid gelöst, anschließend werden ein paar Tropfen destilliertes Wasser zugegeben. MeOH wird solange zugetropft, bis die Lösung erst trüb und dann wieder klar wird. Bei der Abspaltung mit p-Toluolsulfonsäure muss besonders darauf geachtet werden, nicht zu sauer zu werden. Der pH wird auf 2 bis 3 eingestellt, da es sonst bei der relativ langen Rührzeit von 24 Stunden zur Spaltung des Aglycons kommen könnte. Nach vollständigem Umsatz wird die Lösung mit einer gesättigten NaHCO3-Lösung neutralisiert und mit CH2Cl2 extrahiert. Das Produkt wird mittels Säulenchromatographie gereinigt (85% Ausbeute). Der Aldehyd (8) wird über eine Swern29 (43% Ausbeute) oder eine Dess-MartinOxidation28 (100% Ausbeute) gewonnen, analog zum Syntheseplan 1. Wieder erhält man bei der Dess-Martin-Oxidation das korrespondierende Dihydrat und bei der Swern-Oxidation den erwarteten Aldehyden, der wiederum nur schwer zu reinigen ist. Die Oxidation mit DMP führt allerdings zu besseren Ausbeuten und es ist kein weiterer Reinigungsschritt notwendig. Beide Produkte werden für die Kettenverlängerung im nächsten Schritt eingesetzt, und es stellt sich heraus, dass sich wieder das Dess-Martin-Produkt besser für die Reaktion eignet, obwohl es als Dihydrat und nicht als Aldehyd vorliegt. Aufgrund der Vorteile der höheren Ausbeute, des Wegfallens eines Reinigungsschrittes und der kürzeren Reaktionszeit wird auch bei den Silylschutzgruppen die Dess-Martin-Oxidation vorgezogen. Mit dieser Schutzgruppe kann die Reaktion nach Vorschrift mit einer gesättigten 33 Durchführung und Diskussion Thiosulfatlösung und einer gesättigten Natriumhydrogencarbonatlösung aufgearbeitet werden, da sich das Produkt nicht in der wässrigen Phase löst. Die Oxidation nach Pfitzner-Moffatt33 wird ebenfalls ausprobiert, doch sie führt nicht zum gewünschten Produkt (8). Die Kettenverlängerung nach einer modifizierten Killiani-Fischer-Reaktion30 (9) und die anschließende Bildung der Säure (10) durch Aufheizen auf 85 °C führen nicht zu dem gewünschten Produkt (Abbildung 26). Daraufhin wird die Kettenverlängerung mit Trimethylsilylcyanid in trockenem Methylenchlorid durchgeführt18. Die bei dieser Reaktion entstehenden beiden Diastereomere an Position C-5 werden in weiterer Folge gemeinsam umgesetzt, da dieses Stereozentrum in der nachfolgenden Oxidation zur α-Ketosäure wieder zerstört wird. N C O O O N HO O OTBDMS 9 O O 85°C N H TBDMSO OH N HO N H O OTBDMS TBDMSO 10 Abbildung 26: Auch mit der Silylschutzgruppe führt dieser Schritt nicht zum Ziel. Die Dünnschichtchromatographie zeigt, dass das Cyanhydrin (9) nicht stabil ist und beim Einengen im Vakuum zerfällt. Daher wird überlegt, das Cyanhydrin noch im selben Schritt zu schützen (Abbildung 27). 33 Howgate, P.; Jones, A. S.; Tittensor, J. R. Corbohyd. Res. 1970, 12, 403-408. 34 Durchführung und Diskussion Abbildung 27: Erweiterung von Syntheseplan 2 mit einer Acetylschutzgruppe am Cyanhydrin. Dafür wird der Aldehyd (8) mit NaCN umgesetzt und das erhaltene Produkt mit CHCl3 aus der wässrigen Phase extrahiert. Zu der über Na2SO4 getrockneten Chloroformlösung wird trockenes Pyridin zugegeben und mit Ac2O und DMAP acetyliert. Die Acetylierung geht trotz der großen Menge an Chloroform sehr schnell, die Reaktionszeit beträgt ein bis zwei Stunden. Nach vollständigem Umsatz wird mit MeOH gequencht und sauer/basisch aufgearbeitet. Nun ist das Produkt stabil, und kann mittels Säulenchromatographie gereinigt werden (87% Ausbeute). Die Methode des in-situ Schützens funktioniert auch bei einer Kettenverlängerung mit Trimethylsilylcyanid, jedoch muss hier vor der Acetylierung mit stark verdünnter HCl ausgeschüttelt werden, wodurch es zu einer Rückreaktion kommen kann. Außerdem ist diese Art der Kettenverlängerung mit längeren Reaktionszeiten verbunden und es kann zur Bildung von Silylketten kommen. 35 Durchführung und Diskussion Mittels reduktiver Hydrolyse mit Pd auf BaSO4 soll Aldehyd (14) gebildet werden, allerdings ohne Erfolg. Daher wurde Verbindung 13 mit DIBAl unter N2-Atmosphäre bei -78 °C reduziert und mit einer gesättigten NH 4Cl-Lösung und einer gesättigten Natriumhydrogencarbonatlösung aufgearbeitet. Zuerst werden 2 Äquivalente DIBAl genommen. Hier zeigen NMR-Untersuchungen, dass nicht nur das Nitril reduziert wird, sondern auch die Acetylgruppe abgespalten wird. Es entsteht eine Mischung aus 13, 14 und 17. Daher wird versucht, durch Variation der DIBAl-Äquivalente eine vollständige Reaktion zu Verbindung 17 zu erhalten (Abbildung 28). Abbildung 28: Möglicher Syntheseplan, bei dem 13 sofort zu 17 durch Variation der DIBAl-Äquivalente reduziert wird. Jedoch wird bei 4 Äquivalenten auch der Uracilrest reduziert, und auch bei 3 Äquivalenten erhält man mehrere Nebenprodukte. Deswegen wird versucht, Verbindung 14 nach Syntheseplan 2 zuerst mit NaOCl und NaH2PO4 zur Säure zu oxidieren und anschließend mit CH2N2 zu verestern. Inzwischen wird auch versucht, Verbindung 4 aus dem ersten Syntheseplan in-situ mit TBDMS-Cl zu schützen, um anschließend das Nitril mit DIBAl reduzieren zu können, da die Silylschutzgruppe gegenüber dem DIBAl stabiler ist. Es stellt sich heraus, dass mit 2 Äquivalenten DIBAl ein vollständiger Umsatz zum gewünschten Produkt erreicht wird. Daher wird ein neuer Syntheseplan 3 (siehe Abbildung 29) basierend auf Syntheseplan 1 erstellt und Syntheseplan 2 nicht weiter verfolgt. 36 Durchführung und Diskussion Syntheseweg 3: Abbildung 29: Syntheseplan 3. 37 Durchführung und Diskussion Wie schon im ersten Syntheseplan wird Uridin (1) mit Aceton und konzentrierter Schwefelsäure 2’,3’-O-Isopropyliden geschützt und anschließend an Position C-5 mit DMP oxidiert. Die Kettenverlängerung am C-5 erfolgt mittels modifizierter KillianiFischer-Reaktion mit NaCN. Nach vollständigem Umsatz wird die wässrige Lösung mit Essigester extrahiert. Das Produkt geht nur schwer in die organische Phase. Die Essigesterphase wird über Na2SO4 getrocknet, und DMF, Imidazol und TBDMS-Cl werden zugegeben. Jetzt kann das Reaktionsgemisch gefahrlos im Vakuum eingeengt werden, bis eine stark konzentrierte Lösung übrig bleibt. Erneut werden Imidazol und TBDMS-Cl zugegeben, um vollständigen Umsatz zu erreichen. Es wird mit MeOH gequencht und mit EE und H2O dest. ausgeschüttelt. Das Produkt (19) wird säulenchromatographisch gereinigt und in einer Ausbeute von 57% erhalten. Verbindung 19 wird mit zwei Äquivalenten DIBAl zu Aldehyd (20) in einer Ausbeute von 73% reduziert. Der Aldehyd (20) wird mit NaOCl und NaH2PO4 in THF, t-BuOH und Isopenten bei 0 °C zur Säure ( 21) oxidiert. Hier ist zu beachten, dass die Reaktionszeiten bei größeren Ansatzmengen deutlich zunehmen. Die Reaktion wird mit einer gesättigten Na2SO3-Lösung und einer gesättigten NaCl-Lösung gestoppt und auf pH 3 angesäuert und mit EE ausgeschüttelt. Die Säure (21) wird in einer Ausbeute von 96% erhalten. Im nächsten Schritt wird die Silylschutzgruppe mit Bu4NF·3H2O in THF abgespaltet und die so erhaltene Hydroxysäure (22) mit DMP in absolutem CH2Cl2 zur Ketosäure (6) oxidiert. Das erhaltene Produkt wird mittels Säulenchromatographie gereinigt und in einer Ausbeute von 30% erhalten. 38 Durchführung und Diskussion Im letzten Schritt soll die Isopropylidenschutzgruppe, laut Vorschrift34, mit 4N HCl in Dioxan abgespalten werden. Massenuntersuchungen von Vorversuchen zeigen, dass das gewünschte Produkt (12) in kleinen Mengen gebildet wurde, doch muss die Methode noch verbessert werden, und ein geeignetes Reinigungsverfahren entwickelt werden. Außerdem fehlen noch die analytischen Schritte um die erhaltene Verbindung hinreichend als die α-Ketosäure identifizieren und charakterisieren zu können, diese laufen gerade35. 34 Dalhoff, C.; Hüben, M.; Lenz, T.; Poot, P.; Nordhoff, E.; Köster, H.; Weinhold, E. ChemBioChem 2010, 11, 256-265. 35 Wird in einem Addendum nachgereicht. 39 Zusammenfassung 4 Zusammenfassung Während dieser Diplomarbeit wurde die Synthese der α-Ketosäure von Uracil Polyoxin C erarbeitet (Abbildung 30). Abbildung 30: Syntheseweg zur α-Ketosäure von Uracil Polyoxin C. Uridin (1) wurde 2’,3’-O-Isopropyliden geschützt und an Position C-5 mit DMP oxidiert. Bei der anschließenden Kettenverlängerung mittels modifizierter KillianiFischer-Reaktion wurde die dabei entstehende Hydroxygruppe am C-5 in-situ mit einer tert-Butyldimethylsilylgruppe geschützt. Das Nitril (19) wurde mit DIBAl reduziert und der so gebildete Aldehyd (20) mit einer NaOCl/NaH2PO4-Lösung zur Säure (21) oxidiert. Anschließend wurde die Silylschutzgruppe abgespalten und die Ketosäure (6) über eine Dess-Martin-Oxidation erhalten. Der letzte Schritt, in dem die Isopropylidenschutzgruppe abgespalten werden soll, befindet sich gerade in der Entwicklung. 40 Zusammenfassung Alle Syntheseschritte konnten mit relativ guten bis sehr guten Ausbeuten durchgeführt werden, und auch die Bildung der Diastereomere (19, 20, 21 und 22) durch die Kettenverlängerung stellte kein Problem dar, da das Stereozentrum durch die Oxidation zur Ketosäure (6) wieder zerstört wurde. So konnten beide Diastereomere in den folgenden Reaktionen gemeinsam umgesetzt werden. Mit Hilfe der so synthetisierten α-Ketosäure von Uracil Polyoxin C soll ein weiterer Syntheseschritt der Nikkomycin-Biosynthese und die Bedeutung von NikK für selbige aufgeklärt werden. 41 Experimenteller Teil 5 Experimenteller Teil 5.1 Analytik Chromatographie Dünnschichtchromatographie: Für die Dünnschichtchromatographie werden Kieselgel 60 F254-Fertigplatten der Firma Merck verwendet. Die Detektion erfolgte mit einer 254 nm UV Lampe und den unten angeführten Sprühreagenzien. Nach dem Sprühen wurde zur Entwicklung erhitzt. Sprühreagenzien: Vanillin/Schwefelsäure: 1 g Vanillin in 100 mL konzentrierter H2SO4. Ammoniummolybdat/Cersulfat: 100 g Ammoniummolybdat in 1000 mL 10 %-iger H2SO4 und 8 g Cer(IV)sulfat in 80 mL 10 %-iger H2SO4. Anisaldehyd: 10 mL para-Anisaldehyd, 2 mL Essigsäure, 180 mL Ethanol und 10 mL konzentrierte H2SO4. Ehrlich-Reagenz: 0,5 g para-Dimethylaminobenzaldehyd in 25 mL Ethanol und 25 mL konzentrierter HCl. Permanganat-Lösung: KMnO4 in H2O. Präparative Dünnschichtchromatographie: Hierfür wurden mit Kieselgel 60 beschichtete Glasplatten (0,25 oder 0,5 mm) der Firma Merck verwendet. Säulenchromatographie: Die Säulenchromatographie wurde mit Merck Kieselgel 60 (230-400 mesh) durchgeführt. Die Laufmittelzusammensetzungen unterscheiden sich und sind daher in den Arbeitsvorschriften zur Herstellung der jeweiligen Substanzen angeführt. 42 Experimenteller Teil Optische Aktivität Die Drehwerte wurden mit einem PERKIN ELMER Polarimeter 341 bei 20 °C, einer Küvettenlänge von 1 dm und einer Wellenlänge von 589 nm gemessen. Die Konzentrationsberechnung bezieht sich auf g/100 mL und das Lösungsmittel für die jeweilige Messung ist in der Arbeitsvorschrift angegeben. NMR- Spektroskopie Die NMR-Spektren wurden mit einem Bruker Ultrashield 300 MHz bei einer Frequenz von 75,53 MHz (13C) beziehungsweise 300,36 MHz (1H) aufgenommen. NMR-spektroskopische Daten: δ chemische Verschiebung in ppm gegen Trimethylsilan in Klammer: 13 zugeordnetes Kohlenstoffatom 1 Multiplizität, Anzahl der Wasserstoffe, zugeordnete Wasserstoffe, C: H: Kopplungskonstante (J) in Hz Multiplizität: s Singlett d Duplett bs breites Singlett dd duplettisches Duplett t ddd duplettisches dd Triplett m Multiplett n.a. nicht aufgelöst 43 Experimenteller Teil 5.2 Darstellung der Produkte 5.2.1 2’,3’-O-Isopropylidenuridin (2) Uridin (1) (5 g; 20,5 mmol) wird in trockenem Aceton (250 mL) suspendiert. Konzentrierte H2SO4 (2,5 mL) wird bei Raumtemperatur zugetropft. Die Reaktion wird bei Raumtemperatur für 1 Stunde gerührt und schließlich mit Et3N neutralisiert und im Vakuum eingeengt. Der Rückstand wird mittels Säulenchromatographie gereinigt. Ausbeute: 5,8 g (20,4 mmol) weißes Pulver (100%). 5 HO O N 4 9 1 3 N H 2 O O 7 6 O 11 12 10 O DC LM: EE/MeOH (10:1) (v/v) Säulen LM: EE/MeOH (10:1) (v/v) Ausbeute: 100% Rel. Molmasse: 284,27 g/mol (C12H16N2O6) [α]58920 -0,172 8 H-NMR (MeOD) δ: 7.76 (d, 1H, J11,12=8.1 Hz, H-12), 5.80 (d, 1H, J1,2=2.4 Hz, H-1), 1 5.61 (d, 1H, H-11), 4.84 (dd, 1H, J2,3=6.2 Hz, H-2), 4.75 (dd, 1H, J3,4=3.4 Hz, H-3), 4.13 (dd, 1H, J4,5=7.4 Hz, H-4), 3.67 (ddd, 2H, J4,5’=3.2 Hz, ,J5,5’=11.6 Hz, H-5), 1.47 (s, 3H, H-7), 1.27 (s, 3H, H-8). C-NMR (MeOD) δ: 166.2 (C-10), 152.1 (C-9), 144.0 (C-12), 115.2 (C-6), 102.7 (C- 13 11), 94.2 (C-1), 88.4 (C-4), 85.9 (C-2), 82.3 (C-3), 63.1 (C-5), 27.6, 25.6 (2C, C-7, C8). 5.2.2 5’-Oxa-2’,3’-O- isopropylidenuridin (3) Zu einer Suspension von Verbindung 2 (4 g; 14,1 mmol) in absolutem CH2Cl2 (200 mL) wird DMP (6,57 g; 15,5 mmol; 1,1 eq) bei Raumtemperatur zugegeben. Die Reaktion wird für 2-3 Stunden bei Raumtemperatur gerührt. Nach vollständigem Umsatz wird die Reaktion mit festem Bicarbonat neutralisiert, das Bicarbonat abfiltriert und das Lösungsmittel im Vakuum entfernt. Der Rückstand wird 44 Experimenteller Teil säulenchromatographisch gereinigt. Ausbeute: 2,6 g (9,21 mmol) weißes Pulver (65,5%). O 5 O N 4 1 3 9 7 6 N H 2 O O O DC LM: Säulen LM: 11 10 12 O EE/MeOH (10:1) (v/v) EE/Toluol (2:1) (v/v) Ausbeute: 65,5% Rel. Molmasse: 282,25 g/mol (C12H14N2O6) [α]58920 -0,175 8 Dihydrat: H-NMR (MeOD) δ: 7.90 (d, 1H, J11,12=8.1 Hz, H-12), 5.92 (d, 1H, J1,2=2.8 Hz, H-1), 1 5.72 (d, 1H, H-11), 4.97-4.88 (m, 2H, H-2, H-3), 4,73 (d, 1H, J4,5=4.1 Hz, H-5), 4.18 (dd, 1H, J3,4=2.1 Hz, H-4), 1.56 (s, 3H, H-7), 1.37 (s, 3H, H-8). C-NMR (MeOD) δ: 166.3 (C-10), 152.2 (C-9), 143.8 (C-12), 114.8 (C-6), 102.4 (C- 13 1), 97.8 (C-5), 94.7 (C-11), 89.1 (C-4), 85.9 (C-2), 82.2 (C-3), 27.6, 25.6 (2C, C-7, C8). 5.2.3 5’-O-t-Butyldimethylsilyl-6’-cyano-2’,3’-O-isopropylidenuridin (19) Verbindung 3 (2,6 g; 9,21 mmol) wird in absolutem Acetonitril (15 mL) und H2O dest. (15 mL) suspendiert. Unter Eiskühlung wird NaCN (451,5 mg; 9,21 mmol; 1 eq) zugegeben. Die Lösung wird bei 0 °C für 3 Stunden g erührt. Das Reaktionsgemisch wird mit Essigester extrahiert. Dieser Schritt muss sehr oft mit geringen Mengen EE wiederholt werden, um das Produkt vollständig aus der wässrigen Phase zu bekommen. Die vereinten organischen Phasen werden getrocknet. Anschließend wird DMF (15 mL) zugegeben. Imidazol (7,53 g; 111 mmol; 12 eq) und TBDMS-Cl (8,33 g; 55,3 mmol; 6 eq) werden nacheinander zugegeben. Die Lösung wird für ungefähr 10 Minuten bei Raumtemperatur gerührt. Schließlich wird der EE im Vakuum entzogen und die Reaktion wird für weitere 12 Stunden bei Raumtemperatur gerührt. Eventuell muss weiteres TBDMS-Cl zugegeben werden. Nach vollständigem Umsatz wird die Reaktion durch Zugabe von MeOH (30 mL) gequencht, eingeengt 45 Experimenteller Teil und mit EE und H2O dest. ausgeschüttelt. Die wässrige Phase wird 3-mal mit jeweils 20 mL EE extrahiert und die organischen Phasen werden vereint, über Na2SO4 getrocknet, einrotiert und mittels Säulenchromatographie gereinigt. Ausbeute: 2,2 g (5,19 mmol) gelbliches Pulver (57%). DC LM: N 13 O 5 TBDMSO 12 N 4 H 2 O O 7 6 EE Silylierung 9 N 1 3 O Kettenverlängerung; O 11 10 EE/MeOH (10:1) (v/v) Säulen LM: CH/EE (2:1) (v/v) Ausbeute: 57% Rel. Molmasse: 423,54 g/mol 8 (C19H29N3O6Si) Die absolute Konfiguration wurde nicht bestimmt, deswegen werden die Signale für die beiden Diastereomere als a und b angegeben. H-NMR (CDCl3) δ: 7.42 (d, 1H, J11b,12b=8.1 Hz, H-12b), 7.23 (d, 1H, J11a,12a=8.1 Hz, 1 H-12a), 5.81 (d, J1b,2b=2.4 Hz, H-1b), 5.78-5.69 (m, 2H, H-11a, H-11b), 5.57 (d, 1H, J1a,2a=1.6 Hz, H-1a), 5.04 (dd, 1H, J2a,3a=6.5 Hz, H-2a), 4.91-4.82 (m, 3H, H-2b, H-3a, H-3b), 4.72 (d, 1H, J4b,5b=5.8 Hz, H-5b), 4.70 (d, 1H, J4a,5a=7.8 Hz, H-5a), 4.30 (dd, 1H, J3b,4b=3.0 Hz, H-4b), 4.24 (dd, 1H, J3a,4a=3.3 Hz, H-4a), 1.56 (s, 3H, H-7b), 1.53 (s, 3H, H-7a), 1.34 (s, 3H, H-8b), 1.32 (s, 3H, H-8a), 0.95-0.84 (m, SiC(CH3)3, a und b), 0.22, 0.18, 0.15, 0.10 (4s, 12H, Si(CH3)2, a und b). C-NMR (CDCl3) δ: 163.6, 163.5 (2C, C-10a, C-10b), 150.4, 150.2 (2C, C-9b, C-9a), 13 143.5, 141.6 (2C, C-12a, C-12b), 118.7, 117.9 (2C, C-13a, C-13b), 115.2, 114.8 (2C, C-6b, C-6a), 103.2, 103.1 (2C, C-11b, C-11a), 97.0, 94.1 (2C, C-1a, C-1b), 88.6, 87.6 (2C, C-4a, C-4b), 84.3 (2C, C-2a, C-2b), 82.2, 80.8 (2C, C-3a, C-3b), 63.5, 62.9 (2C, C-5b, C-5a), 27.2, 27.1 (2C, C-7b, C-7a), 25.7, 25.6 (6C, SiC(CH3)3, a und b), 25.4, 25.3 (2C, C-8b, C-8a), -4.8, -5.0, -5.1, -5.2 (4C, Si(CH3)2, a und b). 46 Experimenteller Teil 5.2.4 6’-Oxa-5’-O-t-butyldimethylsilyl-2’,3’-O-isopropylidenuridin (20) Verbindung 19 (2,2 g; 5,19 mmol) wird in absolutem Toluol (20 mL) vorgelegt. Der Kolben mit der Lösung wird evakuiert und mit N2 belüftet (Vorgang 3-mal wiederholen) und danach auf -78 °C gekühlt. Die Rea ktion wird unter N2-Atmosphäre bei -78 °C durchgeführt. DIBAl (8,6 mL; 10,4 mmol; 2 eq) wird mittels Spritze langsam über ein Septum zugetropft. Das Reaktionsgemisch wird für 2 Stunden bei -78 °C gerührt. Eine gesättigte NH 4Cl-Lösung (30 mL) wird zugetropft und die Reaktion wird für weitere 10 Minuten bei -78 °C ger ührt. Nach Zugabe von CH2Cl2 wird die Kühlung entfernt und das Gemisch auf Raumtemperatur gebracht. Die Reaktion wird mit einer gesättigten NaHCO3-Lösung und CH2Cl2 ausgeschüttelt. Die wässrige Phase wird mehrmals mit CH2Cl2 extrahiert, die organischen Phasen werden vereint und über Na2SO4 getrocknet und das Lösungsmittel im Vakuum entfernt. Der Rückstand wird säulenchromatographisch gereinigt. Ausbeute: 1,6 g (3,75 mmol) gelbes Pulver (73%). O H 12 1110 13 O 5 TBDMSO N 4 1 3 9 H 2 O O 7 6 N O DC LM: EE/CH (2:1) (v/v) O Säulen LM: EE/CH (2:1) (v/v) Ausbeute: 73% Rel. Molmasse: 426,54 g/mol (C19H30N2O7Si) 8 H-NMR (CDCl3) δ: 7.64 (d, 1H, J11b,12b=8.1 Hz, H-12b), 7.20 (d, 1H, J11a,12a=8.0 Hz, 1 H-12a), 6.00 (d, J1b,2b=2.8 Hz, H-1b), 5.80 (d, 1H, J1a,2a=2.5 Hz, H-1a), 5.70 (2d, 2H, H-11a, H-11b), 4.95 (dd, 1H, J2a,3a=6.5 Hz, H-2a), 4.86-4.78 (m, 2H, H-2b, H-3a), 4.69-4.60 (m, 2H, H-3b, H-4b), 4.36-4.31 (m, 2H, H-5a, H-5b), 4.20 (dd, 1H, J3a,4a=4a,5a=4.7 Hz, H-4a), 1.58-1.48 (m, CH3 a und b, H-7 a und b), 1.34-1.28 (m, CH3 a und b, H-8 a und b), 0.94-0.84 (m, SiC(CH3)3, a und b), 0.15-0.04 (m, Si(CH3)2, a und b). 47 Experimenteller Teil C-NMR (CDCl3) δ: 201.3, 200.0 (2C, C-13a, C-13b), 163.3, 163.3 (2C, C-10b, C- 13 10a), 150.2, 150.1 (2C, C-9b, C-9a), 141.8, 140.4 (2C, C-12a, C-12b), 115.3, 114.9 (2C, C-6a, C-6b), 103.2, 102.7 (2C, C-11a, C-11b), 92.7, 91.7 (2C, C-1a, C-1b), 86.2, 85.9 (2C, C-4a, C-4b), 85.1, 83.9 (2C, C-3b, C-3a), 80.3, 80.0 (2C, C-2b, C-2a), 78.7, 77.4 (2C, C-5b, C-5a), 27.4, 27.3 (2C, C-7b, C-7a), 25.6, 25.5 (2C, C-8a, C-8b), 25.9 (6C, SiC(CH3)3, a und b), -4.3, -4.7, -5.1 (4C, Si(CH3)2, a und b). 5.2.5 6’-Carboxy-5’-O-t-butyldimethylsilyl-2’,3’-O-isopropylidenuridin (21) Verbindung 20 (0,8 g; 1,88 mmol; 1 eq) wird in THF abs. (5 mL), t-BuOH abs. (10 mL) und Isopenten abs. (5 mL) gelöst und auf 0 °C gekühlt. Eine NaOCl/NaH2PO4-Lösung (130 mL) wird über einen Tropftrichter zugetropft. Die Reaktion wird bei 0 °C für 60 Minuten gerührt. Die Reaktion wird durch Zugabe einer gesättigten Na2SO3-Lösung (50 mL) und einer gesättigten NaCl-Lösung (20 mL) gestoppt und mit Eisessig neutralisiert. Das Lösungsmittelgemisch wird mehrmals mit EE extrahiert und die organischen Phasen vereint, über Na2SO4 getrocknet und im Vakuum eingeengt. Der Rückstand wird säulenchromatographisch gereinigt. Ausbeute: 800 mg (1,81 mmol) gelbes Pulver (96%). Herstellung der NaOCl/NaH2PO4-Lösung: 250 mg NaOCl und 250 mg NaH2PO4 werden in 1,2 mL H2O dest. gelöst. O HO 13 O 5 TBDMSO 12 N 4 1 3 9 7 6 O 8 EE/CH (1:1) (v/v) O Säulen LM: CH/EE (1:1) (v/v) (0,5% Eisessig) N H 2 O O 11 10 DC LM: Ausbeute: 96% Rel. Molmasse: 442,54 g/mol (C19H30N2O8Si) 48 Experimenteller Teil H-NMR (MeOD) δ: 7.64 (d, 1H, J11b,12b=8.0 Hz, H-12b), 7.57 (d, 1H, J11a,12a=8.0 Hz, 1 H-12a), 5.74 (d, 1H, J1b,2b=1.4 Hz, H-1b), 5.66-5.58 (m, 3H, H-1a, H-11a, H-11b), 5.12 (dd, 1H, J2b,3b=6.4 Hz, H-2b), 5.02 (dd, 1H, J1a,2a=1.5 Hz, J2a,3a=6.3 Hz, H-2a), 4.92-4.80 (m, 4H, H-3a, H-3b, H-5a, H-5b), 4.21 (dd, 1H, J3a,4a=3.2 Hz, J4a,5a=6.7 Hz, H-4a), 4.11 (dd, 1H, J3b,4b=3.2 Hz, J4b,5b=8.3 Hz, H-4b), 1.50-1.45 (m, CH3 a und b, H-7 a und b), 1.30-1.25 (m, CH3 a und b, H-8 a und b), 0.90-0.80 (m, SiC(CH3)3, a und b), 0.20-0.02 (m, Si(CH3)2, a und b). C-NMR (MeOD) δ: 175.3 (2C, C-13a, C-13b), 166.2, 166.1 (2C, C-10b, C-10a), 13 152.3, 152.2 (2C, C-9a, C-9b), 146.0, 144.9 (2C, C-12b, C-12a), 115.6, 115.4 (2C, C6a, C-6b), 103.1 (2C, C-11a, C-11b), 98.4, 97.0 (2C, C-1a, C-1b), 90.5, 90.3 (2C, C4a, C-4b), 86.0, 85.7 (2C, C-2a, C-2b), 84.0, 82.7 (2C, C-3b, C-3a), 65.1, 64.2 (2C, C-5a, C-5b), 28.1, 27.5 (2C, C-7b, C-7a), 27.4, 26.7 (2C, C-8b, C-8a), 26.1, 25.5 (6C, SiC(CH3)3, a und b), -4.8, -4.9, -5.0 (4C, Si(CH3)2, a und b). 5.2.6 6’-Carboxy-5’-hydroxy-2’,3’-O-isopropylidenuridin (22) Verbindung 21 (520 mg; 1,18 mmol; 1 eq) wird in absolutem THF (10 mL) gelöst. Bu4NF·3H2O (483 mg; 1,53 mmol; 1,3 eq) wird zugegeben und die Reaktion für 2 Stunden bei Raumtemperatur gerührt. Nach vollständigem Umsatz wird das Lösungsmittel im Vakuum entzogen und der Rückstand mittels Säulenchromatographie gereinigt. Ausbeute: 300 mg (0,91 mmol) gelbes Öl (78%). OH O 13 HO O 5 N 4 1 3 O 12 1110 9 N H 2 DC LM: EE/CH (3:1) (v/v) Säulen LM: EE/CH (3:1) (v/v) Ausbeute: 78% Rel. Molmasse: 328,27 g/mol (C13H16N2O8) O O 7 6 O 8 49 Experimenteller Teil H-NMR (CDCl3) δ: 7.45 (d, 1H, J11b,12b=8.1 Hz, H-12b), 7.40 (d, 1H, J11a,12a=8.0 Hz, 1 H-12a), 5.80-5.70 (m, 2H, H-11a, H-11b), 5.65-5.60 (m, 2H, H-1a, H-1b), 5.27-5.20 (m, 1H, H-2b), 5.05-4.97 (m, 2H, H-3a, H-3b), 4.80-4.73 (m, 2H, H-5a, H-5b), 4.734.66 (m, 1H, H-2a), 4.37-4.27 (m, 2H, H-4a, H-4b), 2.07-1.95 (m, CH3, H-7a, H-7b, H8a, H-8b). C-NMR (CDCl3) δ: 171.8 (2C, C-13a, C-13b), 165.0, 164.7 (2C, C-10b, C-10a), 13 151.3, 151.0 (2C, C-9b, C-9a), 143.9, 143.8 (2C, C-12b, C-12a), 115.2, 114.9 (2C, C6a, C-6b), 102.9, 102.6 (2C, C-11a, C-11b), 96.4, 96.2 (2C, C-1b, C-1a), 87.6, 86.8 (2C, C-4b, C-4a), 85.8, 85.3 (2C, C-2b, C-2a), 84.1, 83.7 (2C, C-3b, C-3a), 61.9, 61.7 (2C, C-5b, C-5a), 27.1 (2C, C-7a, C-7b), 25.3 (2C, C-8a, C-8b). 5.2.7 6’-Carboxy-5’-oxo-2’,3’-O-isopropylidenuridin (6) Verbindung 22 (120 mg; 0,37 mmol) wird in absolutem CH2Cl2 (10 mL) suspendiert. DMP (171 mg; 0,40 mmol; 1,1 eq) wird zugegeben. Die Reaktion wird für 2-3 Stunden bei Raumtemperatur gerührt. Nach vollständigem Umsatz wird die Reaktion mit festem Bicarbonat neutralisiert, das Bicarbonat abfiltriert und das Lösungsmittel im Vakuum entfernt. Der Rückstand wird mittels Säulenchromatographie gereinigt. Ausbeute: 36 mg (0,11 mmol) gelbliches Öl (30%). OH O 13 O 5 O 12 N 4 1 3 9 11 10 N H 2 DC LM: EE/CH (3:1) (v/v) O Säulen LM: EE/CH (3:1) (v/v) Ausbeute: 30% Rel. Molmasse: 326,26 g/mol (C13H14N2O8) O O 7 6 O 8 Charakteristische Peaks in 1H-NMR (CDCl3) δ: 8.02 (d, 1H, J11,12=7.9 Hz, H-12), 5.80 (d, 1H, H-11), 5.55 (bs, 1H, H-1), 5.18 (d, 1H, J2,3=6.1 Hz, H-2), 5.04 (d, 1H, H-3), 4.40-4.30 (m, 1H, H-4). 50 Experimenteller Teil C-NMR (CDCl3) δ: 176.2 (C-5), 172.1 (C-13), 163.5 (C-10), 150.4 (C-9), 144.0 (C- 13 12), 115.1 (C-6), 103.7 (C-11), 93.8 (C-1), 86.9 (C-4), 80.3, 76.5 (2C, C-2, C-3), 26.5, 25.3 (2C, C-7, C-8). 5.2.8 6’-Carboxy-5’-oxouridin (12) Vorversuch: Verbindung 6 (44 mg, 0,13 mmol) wird in absolutem CH2Cl2 (10 mL) suspendiert. Bei 0 °C wird eine 4N HCl-Lösung in Dioxan (18 mL) zuge tropft. Die Reaktion wird für 1 Stunde bei 0 °C gerührt. H 2O dest. (1 mL) wird zugegeben und das Gemisch für 1 weitere Stunde bei 0 °C gerührt. Nach vollständigem Umsatz wird die Reaktion mit H2O dest. (10 mL) und Et3N (11 mL) gequencht. Die organische Phase wird mit H2O dest. extrahiert, die wässrigen Phasen vereint und das Lösungsmittel im Vakuum entfernt. OH O 6 O 5 O 10 N 4 1 3 7 O 9 8 DC LM: CHCl3/MeOH (1/1) (v/v) Rel. Molmasse: 286,19 g/mol (C10H10N2O8) N H 2 O HO OH 51 NMR-Spektren 6 NMR-Spektren 2’,3’-O-Isopropylidenuridin (2) 380.933 440.407 969.533 970.945 1083.430 1087.909 1095.364 1099.836 1104.059 1107.494 1115.958 1119.419 1238.091 1241.534 1419.590 1423.146 1425.809 1429.187 1435.721 1446.851 1449.196 1452.904 1455.430 1680.227 1688.258 1738.350 1740.711 2324.581 2332.634 25.6810 27.6837 48.2989 48.5826 48.8663 49.1500 49.4337 49.7175 50.0012 63.2013 82.3532 85.9536 88.5091 94.2428 102.7713 115.2580 143.9951 152.2172 166.3285 52 NMR-Spektren 5’-Oxa-2’,3’-O- isopropylidenuridin (3) 366.822 385.039 429.020 430.876 442.922 677.653 973.100 974.726 976.356 977.960 979.587 1222.882 1224.877 1226.960 1228.945 1231.051 1389.287 1393.385 1435.721 1442.128 1444.894 1447.347 1449.542 1451.709 1453.875 1455.917 1457.861 1460.090 1462.213 1684.398 1687.984 1692.457 1696.055 1737.176 1739.862 1749.785 1752.543 2115.116 2123.301 2130.470 2139.892 2147.125 2312.690 2320.786 2338.736 2346.833 21.6329 25.5273 25.5658 27.5798 27.6163 48.2986 48.5823 48.8661 49.1500 49.4339 49.7177 50.0015 82.0375 82.1721 85.8418 85.9983 89.1612 89.7786 94.7747 95.2512 97.6844 97.8463 102.3839 102.4784 114.7770 114.8670 126.4284 129.3367 130.0489 143.8559 152.2691 166.3443 166.3705 53 NMR-Spektren 5’-O-t-Butyldimethylsilyl-6’-cyano-2’,3’-O-isopropylidenuridin (19) 45.432 47.357 54.007 56.967 64.865 75.103 261.180 271.388 283.589 371.328 378.443 385.607 406.881 412.573 428.266 460.707 469.811 477.518 615.222 875.523 1096.604 1234.950 1242.096 1277.163 1280.467 1284.927 1288.217 1295.600 1298.541 1301.388 1304.339 1416.830 1422.045 1424.609 1427.833 1451.465 1461.434 1464.498 1468.215 1470.920 1474.426 1476.446 1478.457 1483.057 1518.047 1519.703 1524.553 1526.239 1679.680 1681.279 1726.879 1731.892 1734.821 1739.701 1753.447 1755.824 2174.607 2182.698 2184.835 2232.000 2240.107 2867.251 2891.118 -4.9921 -4.8158 18.2437 18.3034 25.3067 25.3937 25.5990 25.6730 25.7947 27.1124 27.2345 62.8605 63.4579 76.8065 77.2300 77.4308 77.6535 80.7743 82.1503 84.3001 87.6170 88.6232 94.1321 96.9688 103.0841 103.2208 114.7923 115.2159 117.8756 118.6532 141.6980 143.4672 150.2200 150.4457 163.4508 163.5651 54 NMR-Spektren 6’-Oxa-5’-O-t-butyldimethylsilyl-2’,3’-O-isopropylidenuridin (20) 32.496 36.450 40.869 43.481 46.198 49.555 53.893 59.507 64.178 242.713 248.269 260.449 263.591 266.803 272.165 274.439 360.455 367.601 374.751 391.865 396.186 399.276 417.241 423.802 429.069 435.392 450.336 456.713 467.069 470.493 604.431 1216.834 1223.976 1231.117 1234.829 1238.272 1256.369 1261.063 1265.773 1277.415 1287.643 1290.229 1297.906 1299.004 1303.008 1304.192 1304.996 1307.901 1385.176 1387.929 1390.907 1394.088 1396.797 1400.210 1402.987 1406.050 1411.398 1413.944 1417.186 1437.124 1440.465 1443.338 1447.660 1450.374 1454.496 1456.969 1459.520 1462.940 1464.116 1479.466 1484.014 1485.938 1490.524 1670.050 1705.119 1712.080 1719.769 1734.383 1736.838 1743.014 1745.342 1791.043 1793.894 2156.957 2162.320 2164.981 2170.308 2174.594 2200.261 2201.590 2205.126 2289.232 2297.374 2761.697 2787.075 2889.103 2890.151 2894.767 2898.301 -4.6807 -4.3298 14.3787 18.4071 18.4716 21.2378 25.5206 25.5668 25.6031 25.6772 25.8388 25.9076 25.9964 26.0440 27.0898 27.3438 27.4331 60.5930 76.8069 77.2300 77.4289 77.6534 79.9692 80.2891 83.8743 85.1089 85.8634 86.1964 91.6564 92.7364 102.7472 103.1783 114.9406 115.3111 140.3761 141.7930 150.0821 150.2472 163.2521 163.3370 171.3798 199.9741 201.3293 55 NMR-Spektren 6’-Carboxy-5’-O-t-butyldimethylsilyl-2’,3’-O-isopropylidenuridin (21) 24.019 26.569 33.070 37.251 47.443 50.905 250.438 256.002 258.926 266.148 274.274 328.014 331.218 332.691 335.358 343.641 350.739 358.082 359.923 365.949 373.850 384.592 389.145 399.754 407.032 414.670 428.153 437.302 441.696 446.214 576.683 583.186 971.353 972.878 974.326 1135.902 1206.209 1213.420 1226.709 1229.933 1235.066 1238.254 1258.902 1262.202 1265.679 1268.903 1317.997 1402.157 1410.221 1435.721 1444.119 1447.706 1450.390 1453.877 1458.990 1462.258 1466.530 1473.445 1479.978 1482.113 1486.199 1503.047 1504.588 1509.357 1510.796 1532.795 1533.697 1539.147 1673.048 1676.341 1682.661 1685.597 1690.747 1693.566 1722.251 1723.695 2264.196 2267.723 2272.094 2275.719 2287.601 2295.632 -4.9040 -4.7937 -3.6466 19.0318 19.0553 19.1461 19.3925 20.8982 24.7915 25.5160 25.7480 25.8826 26.0905 26.1166 26.4840 26.5178 26.6457 26.6932 26.7882 26.8380 27.4200 27.4790 27.7195 28.1034 48.2991 48.5827 48.8664 49.1500 49.2870 49.4335 49.7169 50.0002 64.1941 65.0503 82.6534 83.9631 85.6921 85.9607 90.3049 90.5310 96.9958 98.3655 102.8450 103.1103 115.4267 115.5968 119.0852 120.0125 144.8757 146.0314 152.1686 152.3067 166.1121 166.2047 175.2899 56 NMR-Spektren 6’-Carboxy-5’-hydroxy-2’,3’-O-isopropylidenuridin (22) 367.487 378.955 391.485 409.289 415.136 419.048 426.270 449.404 455.864 592.313 598.896 603.613 610.257 1203.612 1210.077 1217.135 1224.255 1231.384 1288.388 1290.087 1295.138 1297.443 1302.601 1409.018 1424.952 1427.686 1431.465 1476.763 1480.506 1483.120 1486.111 1504.314 1528.753 1533.489 1537.109 1568.405 1573.768 1633.566 1690.547 1718.759 1726.072 1733.789 1736.168 2174.607 2194.805 2202.936 2216.799 2224.856 2231.554 2239.621 3111.947 3112.488 24.2125 24.2542 25.2179 25.2513 25.3023 25.5574 25.7575 26.9878 27.0523 27.1357 60.6945 60.9951 61.7466 61.9265 76.8058 77.2300 77.6539 80.2006 81.4939 83.6649 84.1250 85.2740 86.8185 87.5808 96.1910 96.4264 97.9417 102.8554 114.1719 114.3130 114.9038 115.2296 117.9938 118.4681 143.7764 143.9190 150.8605 150.9160 151.3426 164.7013 164.7367 165.0441 171.7684 176.5571 57 NMR-Spektren 6’-Carboxy-5’-oxo-2’,3’-O-isopropylidenuridin (6) 267.115 271.715 277.298 293.455 302.635 306.560 313.145 316.829 319.683 324.231 329.801 330.074 337.670 343.700 357.706 362.528 369.648 376.767 380.925 383.730 390.557 393.466 398.351 401.221 405.344 414.676 421.040 429.482 432.722 438.278 444.242 457.466 466.473 478.880 607.048 611.432 624.189 631.729 646.074 1140.934 1189.434 1195.901 1208.124 1210.172 1211.018 1219.194 1226.334 1233.476 1240.627 1301.151 1308.238 1311.561 1314.459 1317.724 1413.391 1416.649 1429.285 1458.506 1463.849 1504.946 1510.078 1516.137 1537.462 1539.791 1543.498 1546.317 1549.708 1555.804 1639.075 1641.720 1666.350 1729.775 1738.668 1743.367 1746.660 2142.097 2148.348 2149.657 2155.869 2157.398 2174.607 2184.379 2194.504 2215.203 2216.007 2223.529 2230.382 2231.135 2379.788 2381.231 2387.595 2389.025 2402.151 2410.070 14.3822 20.8358 21.2581 25.3020 26.4961 27.3067 60.6756 76.4599 76.6443 76.6833 76.8069 76.9882 77.1058 77.2300 77.3560 77.4315 77.5126 77.6532 80.3474 93.7505 103.6792 115.1448 128.1797 132.0026 133.4538 141.9815 143.8285 150.3712 163.5182 170.0125 172.0767 176.2289 58 Publikationsliste 7 Publikationsliste Poster „Synthetic Studies towards Uracil Polyoxin C Analogues“, V. Schenk, A. Binter, P. Macheroux, T. Wrodnigg, 15th European Carbohydrate Symposium, Vienna, Austria, 19 – 24 July, 2009 „Uracil Polyoxin C: Synthesis and Studies of Analogues“, V. Schenk, A. Binter, P. Macheroux, T. Wrodnigg, 13th Austrian Cemistry Days, Vienna, Austria, 24 – 27 August, 2009 59 Curriculum vitae 8 Curriculum vitae Persönliche Angaben Name: Verena Schenk Staatsbürgerschaft: Österreich Geburtsdatum: 02.10.1985 Geburtsort: Graz Ausbildung 1992-1996 Volksschule Alleestraße in Köflach 1996-2004 BG/BRG Köflach, 8580 Köflach, Gymnasialzweig seit 2004 Studium Technische Chemie, TU Graz 14.03.08 1. Diplomprüfung seit Mai 09 Diplomarbeit „Synthese der α-Ketosäure von Uracil Polyoxin C“ am Institut für Organische Chemie, TU Graz Betreuerin: Dipl.-Ing. Dr.techn. Assoc.Prof. Tanja Wrodnigg Berufserfahrung Okt. 07 – Apr. 09 Projektmitarbeiterin am Institut für Umweltbiotechnologie, TU Graz Juli/Sept. 08 Ferialpraktikum, Glyco Group, TU Graz Okt. 08 COST Action, TNO Eindhoven Zusätzliche Qualifikationen Cambridge Certificate Celi 3 (Italienisch Zertifikat) Zertifikat in Spanisch Poster-Präsentationen Synthetic Studies towards Uracil Polyoxin C Analogues (15th European Carbohydrate Symposium 2009) Uracil Polyoxin C: Synthesis and Studies of Analogues (GÖCH Chemitage 09) 60