Aufgaben zum Stirlingschen Kreisprozess 212. Ein Stirling-Motor arbeite mit 50 g Luft ( M = 30 g ⋅ mol−1 )zwischen den Temperaturen T1 = 350°C und T3 = 50°C sowie den Volumina V1 = 2000cm3 und V2 = 5000 cm3 . a) Skizzieren Sie das V-p-Diagramm des Stirling-Motors. Erklären Sie seine Arbeitsweise anhand der Skizze und des Arbeitsdiagramms unter Nutzung des 1. Hauptsatzes der Thermodynamik. b) Berechnen Sie für die vier Zustände die Drücke und stellen Sie den Kreisprozess qualitativ in einem V-T- sowie einem T-p-Diagramm grafisch dar. c) Berechnen Sie für einen Durchlauf die Änderung der inneren Energie, die mechanische Arbeit und die Wärme. d) Zeigen Sie, dass sich für diesen Kreisprozess der thermodynamische Wirkungsgrad nach T der Beziehung η = 1− 3 ergibt und bestimmen Sie ihn. T1 213. Eine abgeschlossene Gasmenge ist im Anfangszustand durch folgende Größen gekennzeichnet: V1 = 150 cm3 p1 = 232kPa T1 = 247K Beim Stirlingschen Kreisprozess werden von dem Gas nacheinander folgende Zustandsänderungen durchlaufen: - isochore Erwärmung um 40 K - isotherme Expansion auf 290cm³ - isochore Abkühlung auf die Anfangstemperatur - isotherme Kompression auf den Anfangszustand a) Ermitteln Sie Druck, Volumen und Temperatur nach jeder Zustandsänderung. b) Zeichnen Sie ein V-p-Diagramm für diesen Kreisprozess. Berechnen Sie für jede isotherme Zustandsänderung mindestens zwei weitere Wertepaare. c) Entscheiden Sie, ob nach Abschluss des Kreisprozesses das System insgesamt Arbeit abgegeben oder aufgenommen hat. Begründen Sie Ihre Antwort. d) Bestimmen Sie diese Arbeit. e) Wie groß ist der thermische Wirkungsgrad dieses Prozesses? Geben Sie eine Möglichkeit an, den Wirkungsgrad zu vergrößern. Lösungen 212. 1-2: isotherme Expansion: Die Luft wird erwärmt und dehnt sich aus. Der Arbeitskolben bewegt sich nach oben. Da die Kurbelwelle für den Verdrängungskolben im oberen Teil ist, bewegt sich dieser praktisch nicht. Die Luft verrichtet Arbeit. Die dafür notwendige Energie wird durch die Erwärmung zugeführt. Da sie sich gleichzeitig ausdehnt, ändert sich die Temperatur nicht. 2-3: isochore Abkühlung: Der Arbeitskolben befindet sich im oberen Umkehrpunkt und bewegt sich praktisch nicht. Damit bleibt das Volumen konstant. Der Verdrängungskolben bewegt sich nach unten und schiebt die Luft durch den Zwischenraum zwischen Kolben und Zylinder in den oberen Teil. Dort kühlt die Luft ab. ∆U = Q + WV Da die Temperatur konstant bleibt, ändert sich die innerer Energie nicht. Es gilt also ∆U = 0 und damit kann schreiben: 0 = Q12 + WV12 Q12 = − WV12 Die dem System zugeführte Wärme (positiv) wird als Arbeit vom Motor abgegeben (negativ). ∆U = Q + WV Es wird keine Arbeit verrichtet, also ist WV = 0 . Damit wird 23 ∆U23 = Q23 Da eine Wärmeabgabe erfolgt, sinkt die innere Energie und damit die Temperatur von T1 auf T2. Da sich der Arbeitskolben nicht bewegt, wird keine Arbeit verrichtet. 3-4 isotherme Kompression: Auf Grund der Energie des Schwungrades, dass im Bild nicht mit dargestellt ist, bewegt sich der Arbeitskolben jetzt von oben nach unten und drückt die Luft zusammen. Die Luft ist immer noch im kühleren Teil des Verdrängungszylinders und gibt Wärme ab. Die Temperatur bleibt konstant. An der Luft wird Arbeit verrichtet, sie wird zusammengepresst. 4-1 isochore Temperaturerhöhung Der Verdrängungskolben bewegt sich nach oben. Die kalte Luft strömt an ihm vorbei in den unteren Teil und wird dort erwärmt. Der Druckt steigt, es wird keine Arbeit verrichtet. Zustand 1 2 3 4 V in10 −3 m3 2 5 5 2 ∆U = Q + WV Da die Temperatur konstant bleibt, ist die Änderung der inneren Energie wieder 0. 0 = Q23 + WV23 Q23 = − WV23 Da dass System Wärme abgibt, wird daraus −Q23 = WV23 Am System wird Arbeit verrichtet. ∆U = Q + WV Die verrichtete Arbeit ist 0, also wird ∆U41 = Q41 Da dem System Wärme zugeführt wird, steigt die innere Energie, also die Temperatur. p inMPa T in K 4,32 1,73 0,897 2,24 623 623 323 323 1-2: isotherm Für eine isotherme Zustandsänderung gilt: p1 ⋅ V1 = p2 ⋅ V2 Die beiden Volumina sind gegeben, aber beide Drücke sind unbekannt. Also muss noch eine zweite Gleichung gefunden werden, damit ein Druck berechnet werden kann. Es gilt weiterhin: p1 ⋅ V1 = n ⋅ R ⋅ T1 n ⋅ R ⋅ T1 V1 n ist die Stoffmenge und für die gilt: m n= M Das kann man nun einsetzen und erhält eine Gleichung für den Druck bei Zustand 1: m ⋅ R ⋅ T1 p1 = M ⋅ V1 Damit kann der Druck berechnet werden: 50 ⋅10 −3 kg ⋅ 8,314 J ⋅ K −1 ⋅ mol−1 ⋅ 623K p1 = 30 ⋅10 −3 kg ⋅ mol−1 ⋅ 2 ⋅10 −3 m3 p1 = 4,32MPa p1 = und gleich weiter der Druck für Zustand 2: p1 ⋅ V1 = p2 ⋅ V2 p2 = p1 ⋅ V1 V2 4,32MPa ⋅ 2 ⋅10 −3 m3 5 ⋅10−3 m3 p2 = 1,73MPa p2 = 2-3: isochor Das Volumen bleibt konstant und es gilt: p 2 p3 = T2 T3 p3 = p2 ⋅ T3 T2 p3 = 1,73MPa ⋅ 323K 623K p3 = 0,897MPa 3-4: isotherm p3 ⋅ V3 = p4 ⋅ V4 p4 = p3 ⋅ V3 V4 0,897MPa ⋅ 5 ⋅10 −3 m3 2 ⋅10−3 m3 p 4 = 2,24MPa p4 = V-T-Diagramm T-p-Diagramm Da für die beiden isochoren Zustandsänderungen gilt: T ∼ p , müssen die beiden Geraden sich im Nullpunkt schneiden! c) Es müssen für alle 4 Änderungen die Größen berechnet werden. 1-2 isotherm: Die Änderung der inneren Energie ist Null. Für eine isotherme Zustandsänderung berechnet sich die Volumenarbeit mit der Gleichung V3 WV = − ∫ p dV Va Das ergibt V WV = p ⋅ V ⋅ ln e Va Da für eine isotherme Änderung das Produkt aus p und V konstant ist, kann man die Werte für Zustand 1 oder Zustand 2 einsetzen: V WV12 = p1 ⋅ V1 ⋅ ln 2 V1 5 ⋅10 −3 m3 WV12 = 4,32 ⋅106 Pa ⋅ 2 ⋅10 −3 m−3 ⋅ ln −3 3 2 ⋅10 m WV12 = − 7,93kJ In Aufgabe a) wurde gezeigt, dass Q12 = − WV12 Damit wird vom System 7,93 kJ Arbeit verrichtet und 7,93 kJ Wärme aufgenommen. 2-3 isochor: Vom System wird Wärme abgegeben, es gilt: Q = m ⋅ C V ⋅ ∆T und eingesetzt: Q23 = 0,05kg ⋅ 0,72 kJ ⋅ ( −300K ) kg ⋅ K Q23 = − 10,8kJ Das System gibt 10,8 kJ Wärme ab. 3-4 isotherm: Das wird wieder wie bei der Zustandänderung 1-2 gerechnet: V WV34 = p3 ⋅ V3 ⋅ ln 4 V3 2 ⋅10−3 m3 WV34 = 0,897 ⋅106 Pa ⋅ 5 ⋅10 −3 m−3 ⋅ ln 3 −3 5 ⋅10 m WV34 = 4,11kJ Diese Arbeit von 4,11 kJ muss in das System gesteckt werden. Dabei wird genau dieser Betrag in Form von Wärme abgegeben. 4-1 isochor Es wird wie bei der Änderung 2-4 gerechnet und man erhält eine Wärme von 10,8 kJ, die das System aufnehmen muss. d) Für eine Maschine, in der ein Kreisprozess abläuft, gilt allgemein für de Wirkungsgrad: Q + Qab η = zu Q zu Die in den Änderungen 2-3 und 4-1 auftretenden Wärmengen heben sich auf, so dass nur noch die Änderungen 1-2 und 3-4 betrachtet werden müssen. Da entsprechen die Wärmen den verrichteten Arbeiten. V V −p1 ⋅ V1 ⋅ ln 2 − p3 ⋅ V3 ⋅ ln 4 V1 V3 η= V −p1 ⋅ V1 ⋅ ln 2 V1 Nun kann man ersetzten: p ⋅ V = n ⋅R ⋅ T V V −n ⋅ R ⋅ T1 ⋅ ln 2 − n ⋅ R ⋅ T3 ⋅ ln 4 V1 V3 η= V −n ⋅ R ⋅ T1 ⋅ ln 2 V1 V V −T1 ⋅ ln 2 − T3 ⋅ ln 4 V1 V3 η= V −T1 ⋅ ln 2 V1 Da gilt: V V ln 4 = − ln 3 V3 V4 und V1 = V4 V2 = V3 wird V V −T1 ⋅ ln 2 + T3 ⋅ ln 2 V1 V1 η= V −T1 ⋅ ln 2 V1 gekürzt: −T + T η= 1 3 −T1 η = 1− T3 T1 Mit den gegebenen Temperaturen erhält man einen maximalen Wirkungsgrad von 48%. In der Realität ist er kleiner, da in diese Rechnung keine Reibungsverluste eingegangen sind. 213. a) Die vier Zustände werden in einer Tabelle dargestellt: Zustand p in kPa V in cm³ 1 232 150 2 270 150 (isochor) 3 140 290 4 120 290 T in K 247 287 (247 + 40) 287 247 Der Druck beim Übergang von Zustand 1 nach Zustand 2 berechnet sich mit p1 T1 = p2 T2 T2 ⋅ p1 T1 Beim Übergang 2 nach 3 gilt für die isotherme Zustandsänderung: p2 = p2 V3 = p3 V2 V2 ⋅ p2 V3 Beim Übergang 3 nach 4 gilt: p3 T3 = p 4 T4 p3 = p4 = T4 ⋅ p3 T3 b) Für die isothermen Zustandsänderungen werden für selbst gewählte Volumen die Drücke berechnet. Dazu wird der in Aufgabe a) gezeigte Zusammenhang zwischen Druck und Volumen für die isotherme Zustandsänderung verwendet: p ⋅ V = konst. Übergang 2->3 (isotherme Expansion) V in cm³ 180 210 240 270 p in kPa 225 193 169 150 Übergang 4->1 (isotherme Kompression) V in cm³ 180 210 240 270 p in kPa 193 166 145 129 Kreisdiagramm c) Die von einem System abgegeben Arbeit ist allgemein die Fläche unter der Kurve im V-pDiagramm. Der Vorgang 2->3 ist eine Expansion, also der Vorgang, bei dem das System Arbeit verrichtet. Der Übergang 4->1 ist eine Kompression, am System muss Arbeit verrichtet werden. Der Betrag des Anteils 2 -> 3 ist größer als der Betrag des Anteils 4 -> 1, insgesamt wird also vom System Arbeit abgegeben. d) Damit ist auch klar, wie sich diese Arbeit berechnen lässt. Es muss die Arbeit für den Übergang 2->3 berechnet werden. Davon zieht man die Arbeit ab, die beim Übergang 4->1 wieder in das System hinein gesteckt wird. Diese Arbeit wird bei einem Motor z.B. in einer Schwungscheibe gespeichert. Für eine isotherme Zustandänderung berechnet sich die Volumenarbeit nach der Gleichung: V W = p A ⋅ VA ⋅ ln A VE A kennzeichnet den Anfang und E das Ende. Gibt ein System Arbeit ab, hat die Arbeit ein negatives Vorzeichen. Nimmt es Arbeit auf, wird das Vorzeichen automatisch positiv, da das Endvolumen kleiner ist als das Anfangsvolumen. Die Gesamtarbeit ist dann also: W = W23 + W41 Plus deshalb, weil sich die Vorzeichen bei der Berechnung ergeben. V V W = p2 ⋅ V2 ⋅ ln 2 + p 4 ⋅ V4 ⋅ ln 4 V3 V1 W = 2,7 ⋅105 Pa ⋅1,5 ⋅10 −4 m3 ⋅ ln 150 cm3 290 cm3 5 −4 3 + 1,2 ⋅ 10 Pa ⋅ 2,9 ⋅ 10 m ⋅ ln 290 cm3 150 cm3 W = − 26.7 J + 22,9 J W = − 3,8 J Der Stirlingmotor gibt bei jeder Umdrehung 3,8 J Arbeit ab, e) Der thermische Wirkungsgrad eines Kreisprozesses wird durch die beiden Temperaturen bestimmt. Es gilt: T η = 1− 1 T2 247K 287K η = 0,14 η = 1− η = 14% Der Wirkungsgrad kann nur durch die Änderungen der Temperaturen erhöht werden. Entweder wird die große Temperatur weiter erhöht oder die niedrige Temperatur weiter verkleinert.