brexit: einschätzungen unserer investment- teams

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INFORMATION FOR INVESTMENT PROFESSIONALS
BREXIT: EINSCHÄTZUNGEN
UNSERER INVESTMENTTEAMS
JUNI 2016
Überblick
Mark Burgess
Chief Investment Officer,
EMEA, und Global Head of
Equities
Dieses Ergebnis hat die Finanzmärkte kalt erwischt. Daher ist es auch
keine Überraschung, dass die Aktienmärkte – und Anlagewerte in britischer
Währung insgesamt – heute einbrechen. Das, was die Märkte am meisten
hassen, ist Unsicherheit. Dadurch, dass der Premierminister seinen
Rücktritt angekündigt hat, haben wir zusätzlich zu den wirtschaftlichen
Unsicherheiten auch noch politische Unsicherheiten, und wir wissen nicht,
wie sich die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Großbritannien und der EU
künftig gestalten werden. Die Austrittsverhandlungen werden einige Zeit in
Anspruch nehmen. Zusätzlich werden wir neue bilaterale
Handelsabkommen mit dem Rest der Welt aushandeln müssen.
Die zentrale Frage ist aber die nach den Auswirkungen auf das restliche
Europa. Vermutlich werden jetzt auch in einigen anderen europäischen
Ländern und Euro-Mitgliedstaaten Rufe nach einem Referendum laut. Die
Märkte werden diese Entwicklungen mit großer Sorge beobachten. Wir sind
eine einzelne Handelsnation und wie unsere künftigen
Handelsvereinbarungen mit dem Rest der Welt aussehen werden, lässt
sich aktuell noch nicht sagen. Das dürfte die Wirtschaftsaktivität insgesamt
bremsen. Die allgemeine Verunsicherung und die Frage, was dies alles für
Europa bedeutet, wird auch die europäischen Aktienmärkte belasten. Damit
ist dies ein negatives Ereignis für das weltweite BIP.
Was die Positionierung unserer Fonds angeht, haben wir uns im Vorfeld
des Referendums um eine möglichst neutrale Ausrichtung bemüht, da der
Ausgang so unsicher war. Unsere Aktienportfolios sind relativ defensiv
aufgestellt. Wir sind in europäischen Finanzwerten eher untergewichtet und
ich erwarte, dass diese den Druck am stärksten spüren werden. Unsere
Multi-Asset-Portfolios sind ebenfalls relativ defensiv aufgestellt. Das ist
einer der großen Vorteile des aktiven Managements: dass man solche
Anpassungen vornehmen kann, um von den richtigen Marktbewegungen zu
profitieren. Daher glaube ich auch, dass unsere Kundenportfolios
vergleichsweise gut aufgestellt sind, auch wenn die Kurse heute natürlich
insgesamt nachgeben.
Wir beschäftigen uns seit langem mit diesem Thema. Wir sind gut
aufgestellt und denken zuallererst an die Interessen unserer Kunden. Die
hohen Kursausschläge an den Märkten werden auch neue attraktive
Anlagechancen eröffnen und uns die Möglichkeit geben, unsere Portfolios
entsprechend neu auszurichten.
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BREXIT VIEWS | JUNE 2016
Asset Allocation
Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es keine klaren Vorstellungen über die künftige
Ausgestaltung der Beziehung zwischen Großbritannien und seinem größten
Handelspartner, den Zeitplan für den Austritt und die Veränderung der
parteipolitischen Landschaft in Großbritannien nach der brutalen ReferendumKampagne. Damit stehen wir am Beginn einer Phase profunder wirtschaftlicher,
finanzwirtschaftlicher und politischer Unsicherheiten.
Toby Nangle
Co-Head of Global Asset
Allocation & Head of MultiAsset, EMEA
Nachdem die Finanzmärkte in den vergangenen Tagen eine hohe Wahrscheinlichkeit
eines Votums für den Verbleib in der EU eingepreist hatten, hat sie das
Abstimmungsergebnis ganz klar auf dem falschen Fuß erwischt.
Die Anleihenmärkte dürften eine Rezession in Großbritannien und eine Zinssenkung
durch die Bank of England einpreisen. Angesichts des heftigen Wertverlusts der
britischen Währung wird der geldpolitische Ausschuss der Bank (MPC) aber auch
den dadurch bedingten Inflationsdruck im Auge behalten. Der MPC hat bereits
angedeutet, dass die Zinsen nicht nur nicht gesenkt, sondern möglicherweise sogar
angehoben werden könnten, falls die Inflationserwartungen deutlich zunehmen
sollten.
Der Ausblick für europäische Risikoanlagen wird überschattet durch die zu
erwartende kurz- und mittelfristige Wachstumsabschwächung in Großbritannien und
ihre Auswirkungen auf die gerade erst beginnende Erholung in Kontinentaleuropa.
Stärker als von etwaigen direkten Auswirkungen auf die Unternehmensgewinne
werden die Bewertungen durch die tiefgreifende Verunsicherung über eine mögliche
politische Ansteckung belastet.
Risikoereignisse sind nur selten so eindeutig terminiert. Auch wenn das den Märkten
nicht geholfen hat, das richtige Ergebnis einzupreisen, hat es den Zentralbanken die
Möglichkeit gegeben, Notfallpläne auszuarbeiten. Wir rechnen fest damit, dass sie
bei Bedarf eingreifen werden, um die nötige Liquidität bereitzustellen.
Britische Aktien
Auf kurze Sicht ist das Austrittsvotum ohne Zweifel eine Belastung für das britische
Pfund und die britische Wirtschaft. Die längerfristigen Folgen sind aber weitaus
weniger klar. Rund 70% der Erträge von Unternehmen im FTSE 100 werden im
Ausland erwirtschaftet. Daher könnten die Folgen für den britischen Aktienmarkt
nicht so gravierend sein wie manche fürchten.
Richard Colwell
Head of UK Equities
Britische Aktien, die zuvor aggressiv abverkauft wurden, bieten möglicherweise
Chancen, die nun genutzt werden können. Das gilt insbesondere für die Aktien der
verschiedenen ‚Brexit-Körbe‘, die von Investmentbanken zusammengestellt wurden,
um die Bedenken rund um den Brexit zu nutzen. Darüber hinaus wirkt sich natürlich
jegliches Engagement in Auslandseinkünften positiv auf entsprechende Anlagen aus,
da diese dadurch als weniger abhängig von der Binnenwirtschaft betrachtet werden
und von einem schwächeren Pfund profitieren können.
Außerdem weisen britische Aktien (außer Finanzwerten) durch die aktuelle
Marktrendite (bei Redaktionsschluss) von 3,95% eine gewisse Abfederung auf – sie
ist drei Mal so hoch wie die Rendite britischer Staatsanleihen und im weltweiten
Vergleich attraktiv. Tatsächlich haben britische Staatsanleihen zu keinem anderen
Zeitpunkt seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1729 so niedrig rentiert wie
aktuell.
Wir haben im Vorfeld der Abstimmung keine bedeutenden Anpassungen an unseren
Portfolios vorgenommen. Wir sind der Ansicht, dass es bedeutendere globale
Herausforderungen gibt, zum Beispiel die Zweifel an der Wirkung der Geldpolitik, die
weltweite Wachstumsabschwächung und die steigende Verschuldung. Kurzfristig
halten wir selektiv Ausschau nach Anlagemöglichkeiten, die sich durch
stimmungsbedingte Bewertungsabschläge ergeben.
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BREXIT VIEWS | JUNE 2016
Anleihen
Jim Cielinski
Global Head of Fixed
Income
Mit diesem Ergebnis hatten die Märkte nicht gerechnet – entsprechend extrem
war auch ihre spontane Reaktion. Die Kurse von Kernländer-Staatsanleihen sind
in die Höhe geschossen, während die Marktrendite in vielen Industrieländern auf
neue Rekordtiefs gesunken ist. Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe
zum Beispiel ist um rund 20 Basispunkte gesunken und liegt mit rund 1,5% jetzt
auf dem tiefsten Stand der letzten Jahrzehnte. Die Rendite der zehnjährigen
deutschen Bundesanleihe ist ähnlich stark auf -0,10% gesunken. Dagegen haben
die Staatsanleihen der europäischen Peripherieländer herbe Kursverluste zu
verkraften (italienische Staatsanleihen haben eine Spreadausweitung um rund 30
Basispunkte verzeichnet) und dürften weiter unter Abwärtsdruck stehen.
An den Devisenmärkten hat das Pfund um rund 9% gegenüber dem US-Dollar
abgewertet (1,35) und notiert damit so tief wie zuletzt 1985. Auch der Euro hat um
rund 3% nachgegeben (1,09). Der Yen ist auf 101,5 gestiegen. Auch
Unternehmensanleihen notieren schwächer und die Rohstoffpreise sind ebenfalls
gesunken. Einzige Ausnahme ist der Goldpreis, der kräftig gestiegen ist.
Diese Ereignisse verleiten zur Kurzfristigkeit und Orientierung an den
tagesaktuellen Nachrichten. Tatsächlich müssen wir uns aber auf eine
ausgedehnte Phase erhöhter Unsicherheit mit unterschiedlichen denkbaren
Szenarien einstellen. Das Basisszenario wären negative Auswirkungen des
Abstimmungsergebnisses auf das globale Wachstum insgesamt und
insbesondere das Wachstum in Großbritannien. Die fehlende Klarheit wird die
Investitions- und Einstellungsbereitschaft der Unternehmen dämpfen und macht
eine Rezession in Großbritannien wahrscheinlicher. Gleichzeitig hat das Risiko
eines politischen Vakuums durch die Rücktrittsankündigung von David Cameron
deutlich zugenommen. In Europa hat sich die Wahrscheinlichkeit für ähnliche
Abstimmungen in anderen Mitgliedstaaten erhöht. Das wird die
Gemeinschaftswährung und die Banken und Unternehmen in den europäischen
Peripheriestaaten belasten. Das Szenario einer schrittweisen Auflösung der EU
haben die Märkte nicht eingepreist.
Unserer Ansicht nach werden mehrere Zentralbanken (die Bank of England, die
Europäische Zentralbank und die Bank of Japan) die Geldpolitik lockern müssen.
Durch die Abwertung der britischen Währung wird der Inflationsdruck in den
kommenden zwölf Monaten steigen. Letztlich wird sich das aber als temporäres
Phänomen erweisen. Auch wenn die Entscheidung für eine Lockerung der
Geldpolitik damit nicht eindeutig sein wird, werden sich die Zentralbanker vor
allem von Wachstums- und Stabilitätssorgen leiten lassen.
Die Renditen der Kernländer-Staatsanleihen sind auf Rekordtiefstände gesunken
und dürften sich dort halten, solange die Risikoaversion anhält. Das Potenzial für
weitere Renditerückgänge dürfte aber begrenzt sein. Die sogenannten sicheren
Häfen sind inzwischen extrem teuer.
Die Emittenten aus dem Unternehmenssektor haben sich längst an das
wachstums- und umsatzschwache Umfeld gewöhnt. Für diese Unternehmen wird
entscheidend sein, wie stark die Wachstumsabschwächung ausfällt. Unser
Basisszenario geht von einem langsamen Wachstum ohne eine Verbesserung
des Kreditumfelds, aber auch ohne einen starken Anstieg der Ausfallraten aus.
Die Spread-Märkte sollten durch die anhaltende Suche nach Anlagen mit
laufender Verzinsung genauso gestützt werden wie durch
Zentralbankmaßnahmen (z.B. Ankäufe von Unternehmensanleihen), die ein
‚Sicherheitsnetz‘ spannen und die Verluste an den Kreditmärkten abfedern. Daher
halten wir an unserem moderat konstruktiven Ausblick für
Unternehmensschuldtitel fest.
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BREXIT VIEWS | JUNE 2016
Europäische Aktien
Die Briten haben für den Austritt ihres Landes aus der Europäischen Union
gestimmt. So viel wissen wir. Was wir nicht wissen, ist, zu welchem Ergebnis
die jetzt anstehenden wirtschaftlichen und politischen Verhandlungen kommen
werden. In den nächsten Wochen und Monaten werden Investoren nach
Antworten auf viele Fragen suchen. Wichtige Themen sind u.a.

Phil Dicken
Head of European Equities
Der neue britische Premierminister.
 Die künftige Ausgestaltung der Beziehungen zwischen Großbritannien
und der EU.
 Die Reaktion der EU auf das britische Referendum einschließlich einer
möglichen Anpassung der EU-Führungsstrukturen.
 Der Aufstieg der populistischen / EU-feindlichen Parteien in Europa (FünfSterne-Bewegung in Italien, Front National in Frankreich, Podemos in Spanien
etc.).
Die Märkte werden auf diese Herausforderungen und das sich verändernde
wirtschaftliche Umfeld genauso reagieren wie auf die Bewegungen der
Wechselkurse und die Veränderung der Zinserwartungen. Diese
Unsicherheiten werden zu einer erhöhten Volatilität führen, die uns als aktiven
Investoren attraktive Anlagemöglichkeiten eröffnen wird. Beispielsweise
werden wir uns fragen, welche Sektoren vom schwächeren Pfund profitieren
werden, welchen Unternehmen das anhaltende Niedrigzinsumfeld
zugutekommen wird und welche Aktien in einem turbulenten Marktumfeld
übermäßig stark abverkauft werden.
Im bisherigen Jahresverlauf 2016 haben wir unsere Portfolios relativ defensiv
aufgestellt, zum Beispiel durch ein geringes Engagement in Banken, vor allem
aus der Eurozone, und eine höhere Gewichtung von Unternehmen, die auch
in einer wachstumsschwachen Welt wachsen können. Dank dieses
vorwiegend bottom-up-orientierten Ansatzes befinden wir uns jetzt in einer
Position der Stärke, durch die wir uns weiter voll darauf konzentrieren können,
langfristige Mehrerträge für unsere Investoren zu erwirtschaften.
Asien-Pazifik
Asiens direkte Handelsbeziehungen und finanziellen sowie wirtschaftlichen
Verbindungen mit Großbritannien gelten zwar als begrenzt. Längerfristig stellt
sich für Asien aber die Frage, welche Auswirkungen das Brexit-Votum auf die
Wachstumsentwicklung im restlichen Europa hat. Dies könnte die
Wachstumsdynamik der sehr exportabhängigen asiatischen Volkswirtschaften
deutlich bremsen. So dürften sich die Wachstumsaussichten für Korea,
Singapur, Hongkong, Thailand und Malaysia weiter eintrüben. Gleichzeitig
könnte die akkommodierende Fiskal- und Geldpolitik in der Region auf einen
ähnlich aggressiven Lockerungspfad einschwenken wie zuletzt in einigen
Industrieländern – bis hin zu negativen Zinsen.
Clifford Lau, CFA
Head of Fixed Income,
Asia Pacific
Wenn die Verunsicherung anhalten sollte, dürften die Zinsen in Asien auf
ihrem aktuell extrem niedrigen Niveau verharren und die asiatischen
Währungen in Erwartung künftiger Kapitalabflüsse stark schwanken. Für die
asiatischen Kreditspreads wären das eher gute Aussichten.
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BREXIT VIEWS | JUNE 2016
Das kurzfristig größte Risiko ist die Unsicherheit in der Eurozone, vor allem die mögliche Ansteckung
anderer euroskeptischer EU-Mitgliedstaaten. Die wirtschaftlichen Schäden einer solchen Entwicklung
wären nur schwer zu beziffern. Zu diesem Zeitpunkt sind wir dennoch der Ansicht, dass die asiatischen
Märkte diesen Sturm dank der soliden Zahlungsbilanzen der asiatischen Volkswirtschaften insgesamt gut
überstehen werden, wenn sich die Wogen geglättet haben.
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