Angststörung, Psychose, Persönlichkeitsstörungen, PTSD, Suizidalität

Werbung
Angststörung, Psychose,
Persönlichkeitsstörungen, PTSD,
Suizidalität
FB Ärztekammer Wien 2009
Angststörung
Psychopathologie
• Stimmung: Einengung, Unsicherheit, Beunruhigung, AusgesetztSein, In-die-Enge-getrieben-Sein, Furcht, Sorge um die Gesundheit,
Lebensangst
• Antrieb: Spannung, Unruhe, Erregung, Panik, Erstarren,
Einschränkung der Besonnenheit, der Übersicht, des Denkens
• Leibsymptome: Kopfdruck, Herzklopfen, zugeschnürter Hals, Zittern,
Schwindel, Atemstörung, Sexualfunktionsstörung
• Vegetativum: Sympathikuserregung: weite Pupillen, PulsBlutdruckanstieg, Mundtrockenheit, Schwitzen, erhöhter
Muskeltonus; Parasympathikuserregung: Übelkeit, Erbrechen,
Harndrang, Durchfall
2009
erstellt von: Dialog - Dr. Walter North
2
Angststörung
Lebenszeitprävalenz
• generalisierte Angststörung
5,1%
• Panikerkrankung
3,5%
• Agoraphobia
5,3%
(Menschenmengen, Schlangestehen, weit weg von zu Hause)
• Soziale Phobie
13,3%
• Spez. Phobien
11,3%
• PTDS
3,6%
• Zwangsstörung
3,2%
2009
erstellt von: Dialog - Dr. Walter North
3
Angststörungen
• Rund 74% der Männer und 85% der Frauen mit einer Suchtmittelabhängigkeit beschreiben das frühere Auftreten einer Angststörung
• Angststörung und Suchtmittelkonsum tragen kausal zur Entwicklung
der jeweils anderen Störung bei
• Feed-forward-cycle
2009
=
Teufelskreis
erstellt von: Dialog - Dr. Walter North
4
Angststörung
Behandlung
•
•
•
•
•
•
•
•
SSRI, SNRI
NaSSA : Mirtazepin
Partieller 5-HT-1a-Agonist: Buspiron
NARI: Reboxetin (Edronax)
SRE: Tianeptin (Stablon)
TZA: Imipramin
Antipsychotika: Atypika
Antikonvulsiva: Valproinsäure, Pregabalin (Lyrica), Carbamazepin,
Lamotrigin ?
• Antihistaminika: Hydroxyzin (Atarax)?
2009
erstellt von: Dialog - Dr. Walter North
5
Angststörung
Psychotherapie
• Supportive Psychotherapie
• Kognitive Verhaltenstherapie
• Systemische Therapie
• Dynamische (tiefenpsychologisch/psychoanalytische)
Psychotherapie
• Biofeedback
2009
erstellt von: Dialog - Dr. Walter North
6
Der schizophrene Formenkreis
• F 20 Schizophrenie:
typisch psychotische Symptome fast ständig während mindestens
eines Monats
• F 22 wahnhafte Störung:
isolierte Wahnvorstellung über mind. 3 Monate, sonst keine
psychotischen Symptome
• F23 vorübergehende akute psychotische Störung
typisch psychotische Symptome, Dauer kürzer als ein Monat
• F 24 schizoaffektive Störung
in einer Krankheitsphase bestehen schizophrene und affektive
Symptome gleichzeitig
2009
erstellt von: Dialog - Dr. Walter North
7
Der schizophrene Formenkreis
Symptome einer Psychose:
• Ich – Erlebnis – Störung (Gedankeneingebung, - ausbreitung,
-entzug, Gefühl des Gemachten)
• bestimmte Wahninhalte (kulturell unangemessen, unrealistisch)
• bestimmte Halluzinationen (va. kommentierende und dialogische
Stimmen)
• formale Denkstörung (Gedankenabreißen, Zerfahrenheit,
Neologismen)
• katatone Symptome (Erregung, Haltungsstereotypien, Stupor)
• negative Symptome (Apathie, sozialer Rückzug, verflachter Affekt)
2009
erstellt von: Dialog - Dr. Walter North
8
Das psychiatrische Modell der Schizophrenie
• Die Ätiologie der Schizophrenie ist nach wie vor nicht geklärt.
• Während chromosomale Untersuchungen bislang keine oder
widersprüchliche Ergebnisse erbrachten, sind Auffälligkeiten in
zumindest zwei Neurotransmittersystemen (Dopamin und
Serotonin) nachweislich vorhanden.
• Der Verlauf ist heterogen und starken äußeren Einflüssen
unterworfen (Vulnerabilitäts – Streß – Modell).
• Die Erkrankung beginnt meist im jüngeren Erwachsenenalter,
die Lebenszeitprävalenz liegt – in allen untersuchten Kulturen –
bei ca. 1% der Bevölkerung.
2009
erstellt von: Dialog - Dr. Walter North
9
Empirische Daten der Schizophrenie
• Prognose: Ca 25 % Remission, ca. 50% rezidivierend ohne
massive Beeinträchtigung, ca. 25 % schwere chronische
Beeinträchtigung.
• Zahl und Schwere der Krankheitsepisoden kann durch
antipsychotische Medikation nachweislich reduziert werden.
• Rückfallrate in den ersten 24 Monaten nach Entlassung ohne
Medikation 90%, mit Medikation ca 30%, bei Kombination von
Medikation und psychoedukativer Familientherapie 10%.
2009
erstellt von: Dialog - Dr. Walter North
10
Schizophrenie - das Krankheitsmodell
Psychiatrisches Krankheitsmodell
Neurotransmitterstörung
Biologische Vulnerabilität –
Dekompensation durch Belastung
Keine spezifische Bedeutung der
psychopathologischen Auffälligkeit
Systemisches Krankheitsmodell
Beziehungs-, Kommunikationsstörung
Die Psychose als „Einladung“, der gefolgt
werden kann aber nicht muß
Das auffällige Verhalten oder Erleben
macht Sinn im Kontext einer schwierigen
Beziehungssituation.
Ziel: Professionelles
Ziel: Veränderung von Beziehungen, damit
Krankheitsmanagement – Symptomfreiheit“ anderes Verhalten/Erleben möglich wird
Medikamente sind unverzichtbar, die
Medikation wird nicht grundsätzlich
therapeutische Arbeit soll die Compliance, abgelehnt, häufig aber auch nicht explizit
die Krankheitseinsicht und konstruktive
befürwortet. Bestimmte „KrankheitseinCopingstrategien fördern.
sichten“ werden gezielt in Frage gestellt.
2009
erstellt von: Dialog - Dr. Walter North
11
Die bipolar affektive Störung
•
Lebenszeitprävalenz für eine depressive Episode: 10 - 15%,
Lebenszeitprävalenz für BIP : 5 – 10%
•
BIP : 15 – 25% sterben an Suizid, in 50 – 75% der manischen
Episoden kommen auch psychotische Symptome vor
•
in einer 25 a – Katamnese haben unipolar depressive Patienten
durchschnittlich 4 Episoden, bipolar depressive Patienten jedoch
durchschnittlich 10 Krankheitsepisoden.
•
unbehandelte Patienten mit einer BIP haben eine höhere Mortalität
an Herz - Kreislauferkrankungen
2009
erstellt von: Dialog - Dr. Walter North
12
Allgemeine diagnostische Leitlinien von
Persönlichkeitsstörungen
•
•
•
•
•
•
2009
Deutliche Unausgeglichenheit in den Einstellungen und im
Verhalten in mehreren Funktionsbereichen wie Affektivität,
Impulskontrolle, Wahrnehmung, Denken, Beziehungen.
Das abnorme Verhaltensmuster ist andauernd und nicht auf
Episoden psychischer Krankheiten beschränkt.
Das abnorme Verhaltensmuster ist tiefgreifend und in vielen
Situationen eindeutig unpassend.
Die Störung beginnt in der Jugend und manifestiert sich auf Dauer
im Erwachsenenalter.
Die Störung führt zu deutlichem subjektivem Leid.
Die Störung ist meist mit deutlichen Einschränkungen der
beruflichen und sozialen Leistungsfähigkeit verbunden.
erstellt von: Dialog - Dr. Walter North
13
Diagnostische Kriterien der Borderline Persönlichkeitsstörung
•
•
•
•
•
•
•
2009
intensive aber instabile Beziehungen (Idealisierung – Abwertung)
Impulsivität bei mind. 2 potenziell selbstschädigendenden
Aktivitäten (Geldausgeben, Sexualität, Substanzmißbrauch,
Autofahren, etc..) ;übermäßige Wutausbrüche
massive Stimmungsschwankungen innerhalb von Stunden
wiederholte Suizidandrohungen, -versuche oder Selbstverletzungen
ausgeprägte Identitätsstörung: Unsicherheit in mind. zwei Lebensbereichen (Selbstbild, sexuelle Orientierung, langfristige Ziele, Art
der Freunde, persönliche Wertvorstellungen)
chronisches Gefühl der Leere oder Langeweile
verzweifeltes Bemühen, ein reales oder imaginäres Alleinsein zu
verhindern
erstellt von: Dialog - Dr. Walter North
14
Atypische Neuroleptika
Clozapin (Leponex), 300-450 (nicht zusammen mit BZD – erhebliche
Nebenwirkungen!!!)
Olanzapin (Zyprexa), 10-20
Risperidon (Risperdal) , 4-8
Sertindol (Serdolect), 12-20
Amisulpirid (Solian) 400-800
Quetiapin (Seroquel) 400-800
Ziprasidon (Zeldox) 40-160
Aripiprazol (Abilify) 15-30
2009
erstellt von: Dialog - Dr. Walter North
15
Traumatisierungsstörungen
Diagnosen
• Akute Belastungsstörung – ASD
• Posttraumatische Belastungsstörung – PTSD
• Posttraumatische Verbitterungsstörung – PTED
(anhaltende Verbitterung, negative Affekte, sozialer Rückzug,
Phobie, lang anhaltende Arbeitsunfähigkeit)
Auslöser: einschneidendes, aber nicht außergewöhnliches
Lebensereignis, Erleben von Ungerechtigkeit , Mobbing
2009
erstellt von: Dialog - Dr. Walter North
16
PTSD
Eine posttraumatische Belastungsstörung ("posttraumatic stress
disorder"/PTSD) kann sich nach der Belastung mit einem "Trauma"
(s.o.) entwickeln, das heißt, wenn ein Mensch mit Ereignissen oder
mit Situationen konfrontiert wird, die sein Verarbeitungsvermögen
übersteigen. Dabei hängt die Frage, ob ein Ereignis
"traumatisierend" wirkt von Beidem ab, von der Art und Stärke des
Ereignisses/der Situation und von der Person, die dem Ereignis/der
Situation ausgesetzt ist. Auf Seiten der Person spielt oft eine
entscheidende Rolle, in welcher Gesamtverfassung sie sich
befindet, ob ein Ereignis/eine Situation "traumatisch" wirkt oder
verarbeitet werden kann.
2009
erstellt von: Dialog - Dr. Walter North
17
PTDS
Trotz dieser Wechselseitigkeit muss man aber offenbar unterstellen,
dass es keine Person gibt, die nicht durch ein ausreichend
intensives Ereignis traumatisierbar wäre. Es gibt vermutlich auch
Ereignisse und Situationen, die schon aufgrund ihrer Schwere oder
Unvereinbarkeit mit menschlichem Leben für alle Menschen
"traumatisierende" Wirkung haben. Umgekehrt gibt es Menschen,
deren Abwehrmechanismen und Bewältigungsfähigkeit besonders
stark ausgeprägt oder flexibel sind bzw. deren Empfindlichkeit
(Vulnerabilität) für ein bestimmtes "traumatisierendes" Ereignis
überdurchschnittlich gering ist. Diese Menschen sind dann
gegenüber solchen Ereignissen im Durchschnitt resistenter als
andere.
2009
erstellt von: Dialog - Dr. Walter North
18
PTSD
Charakteristisch für die PTSD sind Alpträume, Schlafstörungen
sowie das immer wiederkehrende unwillkürliche Nacherleben der
bedrohlichen (oder als bedrohlich erlebten) traumatisierenden
Situation in so genannten Flashbacks, auch Intrusionen genannt.
Als Reaktion auf bestimmte persönliche Auslöser („Trigger“), die
akustisch, visuell, olfaktorisch oder taktil sein können, treten
plötzlich starke Gefühle von Angst, Panik, Zittern, Bewusstlosigkeit
oder andere Schockreaktionen auf.
Dauer: mind. 1 Monat , ab 3 Monaten chronifiziert
2009
erstellt von: Dialog - Dr. Walter North
19
Suicidalität
Präsuicidales Syndrom – Erwin Ringel
1) Einengung
• Situative Einengung
• Dynamische Einengung mit einseitiger Ausrichtung der
Apperzeption, Assoziation, Affekte, Verhaltensmuster
• Einengung der zwischenmenschlichen Beziehungen
• Einengung der Wertwelt
2) Gehemmte, gegen die eigene Person gerichtete Aggression
3) Suicidfantasien
2009
erstellt von: Dialog - Dr. Walter North
20
Suicidalität
Psychologische Aspekte
•
•
•
•
•
•
2009
Impulsivität
Schwarz-weiß-Denken
Kognitive Rigidität
Eingeschränkte Problemlöse-Ressourcen
Verminderte Spezifität des autobiografischen Gedächtnisses
Hoffnungslosigkeit
erstellt von: Dialog - Dr. Walter North
21
Prädiktoren für erhöhtes Suizidrisiko
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
2009
Jüngeres Alter (bei Männern)
Alkoholkonsum
Depression bei bipolarer Störung
Mischzustände bei bipolarer Erkrankung
Komorbidität mit Angsterkrankung
Frühere Suizidversuche
Obdachlosigkeit
Kurz zurückliegendes Verlusterlebnis
Soziale Isolation
Suizid in der Familienanamnese
Chronische Schmerzen
erstellt von: Dialog - Dr. Walter North
22
Psychopathologie des erhöhten Suizidrisikos
•
•
•
•
•
•
•
•
2009
Tiefe Hoffnungslosigkeit
Schuldgefühle und Selbstvorwürfe
Gefühl der Wertlosigkeit
„ Altruistische“ Suizid- und Opferideen
Agitiertheit, gesteigerter Antrieb
Ausgeprägte Schlafstörungen
Depressiver Wahn
Andere psychotische Symptome
erstellt von: Dialog - Dr. Walter North
23
Einschätzung der Suizidalität
• Risikogruppe: Substanzabhängige, Psychisch Kranke, Alte und
Vereinsamte, Personen nach Suizidversuch
• Krise: Traumatische oder Veränderungskrise
• Suizidale Einengung: Erwägung, Abwägung, Entschluss
• Präsuizidales Syndrom: Einengung der Dynamik, Wertwelt,
Beziehungen
2009
erstellt von: Dialog - Dr. Walter North
24
Behandlung der Suizidalität
Kombination von medikamentöser und Psychotherapie
Medikation:
• SSRI
• AD mit dualer Wirkung SNRI, NaSSA, SARI
• BZD
• Trizyklika ?
• Stimmungsstabilisierer
2009
erstellt von: Dialog - Dr. Walter North
25
Prinzipien der Krisenintervention
• Aufbau einer tragfähigen Beziehung
• Akzeptieren des suizidalen Verhaltens als Notsignal
• Verstehen der Bedeutung und subjektiven Notwendigkeit dieses
Notsignals
• Emotionale Entlastung
• Bearbeiten der gescheiterten Bewältigungsversuche
• Hilfestellung zum Wiederherstellen der wichtigsten Beziehungen
• Gemeinsame Entwicklung alternativer Problemlösungen für aktuelle
und zukünftige Krisen
• Kontaktangebote als Hilfe zur Selbsthilfe
2009
erstellt von: Dialog - Dr. Walter North
26
Grundlagen für den Umgang mit suizidalen Menschen
• Aufbau einer tragfähigen Beziehung
• Suizidalität immer ansprechen
• Verbindliche Vereinbarungen für die nächste Sitzung, bzw. Zeit bis
dahin
2009
erstellt von: Dialog - Dr. Walter North
27
Behandlungen von Komorbiditäten
• Interdisziplinäre Behandlung
• Kooperation, Koordination, Vernetzung
• Langfristige Substitution
• Symptomspezifische Medikation
• Respektvoller Umgang
• Wertschätzung
• Gendersensibilität
2009
erstellt von: Dialog - Dr. Walter North
28
Herunterladen