UNSER ANGEBOT AN DER KORNHAUSGASSE 7 Ambulatorien für Psychotische Erkrankungen und Transkulturelle Psychiatrie Ambulatorium für Transkulturelle Psychiatrie Das Ambulatorium für Transkulturelle Psychiatrie berät und behandelt Menschen, bei denen kultur- und/oder migrationsspezifische Fragen wie unterschiedliche Wertvorstellungen und fehlende gesellschaftliche Integration im Zusammenhang mit psychischem Leiden im Vordergrund stehen. Bei der Therapie spielen diese individuellen Wertesysteme der betroffenen Patientinnen und Patienten eine wichtige Rolle. In der ambulanten Abklärung, Beratung und Behandlung werden transkulturelle Mediatoren in enger langjähriger Kooperation mit dem Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz HEKS eingesetzt, etwa auch Muttersprachenlehrer («nativ speaker»). Letztere können in Therapieverfahren unterstützen, bei weniger sprachkompetenten Patientinnen und Patienten präziser und erfolgreicher zu arbeiten. Behandlungsbeispiele sind etwa edukative Angebote für Frauen mit geringem Bildungs- bzw. Alphabetisierungsgrad, Förderung der Integration und Unterstützung der persönlichen Autonomie für insbesondere türkische und serbokroatische Frauen sowie Gruppenansätze zur Verbesserung von Affektregulation von männlichen Patienten in Zusammenhang mit Verlusten (Arbeit, Partner oder körperliche Integrität), Kränkung und Verbitterung. • Differenzialdiagnostische Abklärungen unter Berücksichtigung des kulturellen Hintergrundes der Betroffenen • Psychotherapeutische und pharmakologische Behandlung unter Einbezug der Angehörigen • Einzel- und gruppentherapeutische Angebote • Beizug eines Dolmetschers bei Bedarf Aktuelle Gruppenangebote • Trainingsprogramm für Angehörige von Menschen mit einer psychotischen Erkrankung: FIT - Impulse für neue Wege Ambulatorium für Psychotische Erkrankungen Bei Psychosen und Erkrankungen aus dem schizophrenen Spektrum können der Realitätsbezug und die Wahrnehmung erheblich verändert sein. Das Ambulatorium für Psychotische Erkrankungen diagnostiziert und behandelt Patientinnen und Patienten mit langjährigen Psychosen, wobei der Fokus auf der Behandlung schizophrener Erkrankungen liegt. Die Diagnostik und Behandlung von Patientinnen und Patienten in einer ersten psychotischen Episode sind ebenfalls ein wesentlicher Schwerpunkt. • Integrierte Planung der Diagnostik, Behandlung und Unter stützung für Patientinnen und Patienten mit einer ersten psychotischen Episode • Problem- und krankheitsphasenspezifische Gruppenprogramme für Betroffene und Angehörige • Programme für die Förderung der Neurokognition, Leistungsmotivation und Belastungsfähigkeit • Kognitives Funktionstraining am Computer Das Gruppentherapieangebot wird laufend erneuert und ausgebaut. Unser Team informiert Patientinnen, Patienten, Angehörige und Fachpersonen gerne über neue Angebote. Zentrum für Psychotische Erkrankungen Mitarbeitende: Ärztlicher Abteilungsleiter: Pflegerischer Abteilungsleiter: Assistenzärzte: Mitarbeitende Pflege: Assistenzpsychologen: Sozialarbeit: 80% 100% 240% 500% 300% 70% Kontakt • Zwei Programme für die Förderung der Neurokognition, Leistungsmotivation und Belastungsfähigkeit Ambulatorien für Psychotische Erkrankungen und Transkulturelle Psychiatrie • Kognitives Funktionstraining am Computer für Menschen mit einer psychotischen Erkrankung: COGPACK - Fitness fürs Gehirn Gesundheitszentrum Psychiatrie Kornhausgasse Kornhausgasse 7 4051 Basel Tel. +41 61 325 81 00 Fax +41 61 325 81 01 • Sich Austauschen bei gemütlicher Atmosphäre: Kaffeebar • Mehr Lebensqualität durch Bewegung: Energiequelle Bewegung • Gesprächsgruppe «Blick nach vorn», wird geleitet von Pflegefachpersonen und einer Peer (Psychiatrie-Erfahrene) Ärztliche Leitung: Prof. Dr. med. Roland Vauth Pflegerische Leitung: Urs Henzel Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel www.upkbs.ch MÖGLICHKEITEN UND GRENZEN IN DER BEHANDLUNG PSYCHOTISCHER ERKRANKUNGEN PD Dr. med. Marc Walter Universitäre Psychiatrische Kliniken, CH-4012 Basel Einleitung 2. Psychosoziale Therapie Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis stellen eine häufige und oft beeinträchtigende psychiatrische Krankheit dar. Jährliche erkranken etwa 15 von 100.000 Einwohnern neu an einer Schizophrenie. Die Lebenszeitprävalenz in der Allgemeinbevölkerung liegt bei ca. 1,0%. Für die meisten Patienten werden psychosoziale Interventionen in stabilen Phasen als nützlicher Therapiebaustein empfohlen und können Behandlungsergebnisse verbessern (APA). Evidenzbasierte Therapieempfehlungen (Abb. 2) sind derzeit: Obwohl bei einer Reihe von Patienten Verlaufsformen mit wenigen Krankheitsepisoden und gutem klinischen Ergebnis auftreten, kommt es oft zu einem chronischen und beeinträchtigenden Krankheitsverlauf. • Psychoedukation • Angehörigen- und Familienbetreuung • Kognitive Verhaltenstherapie • Training sozialer und kognitiver Kompetenzen Möglichkeiten der Behandlung Um eine „Remission“ (optimale Behandlung und Normalisierung psychopathologischer Befunde) oder «Recovery» (Erreichen eines bestmöglichen Funktionsniveaus) zu erreichen, muss eine langfristige pharmakologische und psychosoziale Behandlung der Patienten sicher gestellt sein. 1. Pharmakotherapie Die American Psychiatric Association (APA) empfiehlt, ersterkrankte Patienten über einen Zeitraum von 1 bis 2 Jahren und Mehrfacherkrankte über einen Zeitraum von 5 Jahren rezidivprophylaktisch zu behandeln. Bei vielen Patienten muss davon ausgegangen werden, dass eine lebenslange Prophylaxe mit Antipsychotika erforderlich ist. Grenzen der Behandlung 30% der Patienten leiden unter behandlungsresistenten psychotischen Symptomen. (Wieder) Möglichkeiten: • Clozapin als Monotherapie • Augmentierung mit Antidepressivum bei Negativsymptomen • Augmentierung mit Valproinsäure bei Unruhe • Training bei kognitiven Problemen • Integrierte Behandlungsansätze bei Komorbidität • Die bislang größte Metaanalyse von Leucht et al. 2013 konnte zeigen, dass die Antipsychotika in den Nebenwirkungen aber auch der Wirksamkeit starke Unterschiede aufweisen: Kontakt • Die effektivsten Wirkstoffe waren Clozapin, Amisulprid, Olanzapin und Risperidon Ambulatorien für Psychotische Erkrankungen und Transkulturelle Psychiatrie • Extrapyramidalmotorische Nebenwirkungen waren am meisten bei Haloperidol und am wenigsten bei Clozapin • Gewichtszunahme war am meisten bei Olanzapin und am wenigsten bei Haloperidol Gesundheitszentrum Psychiatrie Kornhausgasse Kornhausgasse 7 4051 Basel Tel. +41 61 325 81 00 Fax +41 61 325 81 01 • Therapieabbruch war am meisten bei Haloperidol und am wenigsten bei Amisulprid Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel www.upkbs.ch ERSTE HILFE IN LEBENSKRISEN – PSYCHIATRISCHE DIAGNOSTIK UND INTERVENTION IN DER AKUTAMBULANZ Christine Calabrese (1), Andreas Schmidt (2), Stefan Borgwardt (3) Das neue Gesundheitszentrum Psychiatrie in der Kornhausgasse 7 Das Gesundheitszentrum Psychiatrie an der Kornhausgasse 7 in der Innenstadt ist die zentrale Anlaufstelle für erwachsene Patientinnen und Patienten. Das Gesundheitszentrum Psychiatrie Kornhausgasse zeichnet sich durch eine für alle Betroffene direkt zugängliche, interdisziplinäre und diagnoseübergreifende Diagnostik und Behandlung aus. Die kurzen Wege und die starke Vernetzung der ambulanten Angebote führen zu einer patientenorientierten Behandlung und einer besseren medizinischen Qualität. Diagnostik und Behandlungsangebot in der Akutambulanz (Walk-In) Betroffene können sich direkt und ohne Terminvereinbarung für Abklärungen und Erstbehandlungen in der Akutambulanz im 3. Stock melden. Die Akutambulanz vertritt ein mehrdimensionales ganzheitliches Krankheitskonzept, das die Wechselwirkung psychischer, körperlicher und sozialen Dimensionen in der Entstehung, im Verlauf und in der Behandlung psychischer Störungen berücksichtigt. Vorrangiges Ziel ist die qualifizierte psychiatrisch-psychotherapeutische Versorgung akut behandlungsbedürftiger Patienten und Patientinnen. Umfassende, klinische und apparative Diagnostik schafft die Voraussetzung für adäquate therapeutische Massnahmen: • • • • • Klinisch-psychiatrische Exploration einschliesslich medizinisch-körperlicher Abklärung Psychodiagnostik und Neuropsychologie MR-bildgebende Untersuchungen Elektrophysiologische Untersuchungen Laborchemische Untersuchungen zu Verfügung. Diese umfassende, klinische und apparative Diagnostik schafft die Voraussetzung für adäquate therapeutische Massnahmen. Darüber hinaus bieten wir Spezialsprechstunden für Studentinnen und Studenten sowie für neuropsychiatrische Störungen an. Es besteht eine enge Zusammenarbeit mit dem Sozialdienst der UPK, Institutionen (wie z.B. teil- und vollstationäre Einrichtungen), Spezialambulanzen der UPK (wie z.B. ZASS, Zentrum für Gender Research und Früherkennung, Ambulatorium für Transkulturelle Psychiatrie) sowie den niedergelassenen Fachpersonen, sodass eine störungsspezifische Anschluss- und Weiterversorgung gewährleistet ist. Behandlungsteam Ärztinnen und Ärzte, psychiatrische Pflegefachpersonen sowie Sozialarbeiterinnen Öffnungszeiten Montag, Dienstag, Mittwoch, Freitag Donnerstag von 8.00 bis 16.00 Uhr von 8.00 bis 12.00 Uhr Akutambulanz Empfang: ausserhalb der Öffnungszeiten: Tel. +41 61 325 81 81 Tel. +41 61 325 51 00 (Zentrale Aufnahme ) Neben unserer «Walk-In» Sprechstunde, wo die Möglichkeit besteht ohne Termin vorstellig zu werden, sind telefonische Terminvereinbarungen jederzeit möglich. 1 Oberärztin, Ärztliche Leitung Akutambulanz 2 Pflegerische Klinikleitung Erwachsenen-Psychiatrische Klinik, Pflegerischer Zentrumsleiter, Zentrum für Diagnostik und Krisenintervention 3 Chefarzt Erwachsenen-Psychiatrische Klinik, Ärztlicher Leiter Zentrum für Diagnostik und Krisenintervention SOZIALARBEIT IM GESUNDHEITSZENTRUM PSYCHIATRIE KORNHAUSGASSE Soziale Probleme sind oft Ursache oder Folge einer psychischen Erkrankung. Der Sozialdienst der UPK fördert und unterstützt den Genesungsprozess im Interesse der Patientinnen und Patienten. Er befasst sich mit den sozialen Aspekten von Gesundheit und Krankheit. Der Sozialdienst ist Teil des ganzheitlichen Behandlungsangebotes der UPK. Als Bindeglied nach aussen unterstützt der Sozialdienst die gesellschaftliche Integration der Patientinnen und Patienten. Aufgaben der Sozialarbeit • • • • • Vermeidung von Exklusion als Folge der psychischen Erkrankung Förderung der Integration/Inklusion Kompensation von eingeschränkter Teilhabe und Teilnahme Aufklärung und Beratung des interprofessionellen Teams über die soziale Situation, die Lebenswelten und die Ressourcen der Patientinnen und Patienten Koordination der Angebote und Interventionen und Vernetzung Arbeit und Tagesgestaltung • • • • • Klärung von belastenden Situationen am Arbeitsplatz Vermittlung und Koordination von Gesprächen mit Arbeitgebern Beantragen von Abklärungs- und Eingliederungsmassnahmen bei der IV Information und Beratung zur individuellen Gestaltung der Tagesstruktur (zum Beispiel Tagesheim, geschützter Arbeitsplatz) Information, Beratung und Vernetzung im Bereich Arbeitsrecht (zum Beispiel: Arbeitsvertrag, Krankheit, Schwangerschaft, Taggeldversicherung Wohnen • • • • • • • Information und Beratung über verschiedene Wohnformen (zum Beispiel: eigene Wohnung, Wohnung mit Wohnbegleitung, Wohngemeinschaft, Wohnheim) Vermittlung von Wohnungen in Alterssiedlungen und Pflegeheimplätze; Begleitung im Entscheidungsprozess und Unterstützung bei der Umsetzung Klärung der Finanzierungsmöglichkeiten Information und Beratung beim Wohnungswechsel Klärung und Organisation von Unterstützung im Haushalt Klärung von belastenden Situationen mit Vermietern oder Nachbarn Information, Beratung und Vernetzung bei Mietrechtsfragen Soziale Aspekte psychischer Erkrankung Angebote der Sozialarbeit informieren – erkennen - beraten – befähigen – vermitteln koordinieren - vernetzen – begleiten In Absprache mit den Patientinnen und Patienten unterstützen die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter in den Kernbereichen: Finanzen • • • • • • Klärung der Finanzsituation Sicherung des Lebensunterhaltes Erstellung eines Budgets Prüfung von Ansprüchen gegenüber Sozialversicherungen und Unterstützung beim Einfordern Hilfeleistung in administrativen Belangen Vermittlung Beistandschaften und Treuhandschaften Soziale Probleme stehen oft als Ursache oder Folge in einem direkten Zusammenhang mit einer psychischen Erkrankung. Und wirken wechselseitig aufeinander. SOZIALARBEIT IM GESUNDHEITSZENTRUM PSYCHIATRIE KORNHAUSGASSE Soziale Vernetzung • • • Unterstützung bei Kontakten im privaten Lebensumfeld, Selbsthilfegruppen, Freizeitangeboten Vernetzung mit Organisationen und Beratungsstellen Enge Zusammenarbeit mit Behörden und Ämter wie z. B: − KESB − ABES − Sozialhilfe − Amt für Sozialbeiträge − Amt für Langzeitpflege − Gesundheitsdienste, Abteilung Sucht Sozialen Institutionen wie z. B: − PSAG − Stiftung Melchior − Mobile − Pro Senectute − Suchthilfe beider Basel − Plus Minus Schnittstellen und Netzwerke Der Sozialdienst sichert die Schnittstellen in den sozialen Netzwerken. Er übernimmt eine Scharnierfunktion zwischen Klinik und gesellschaftlichem Umfeld und vertritt Interessen der Klinik gegenüber dem gesellschaftlichen Umfeld und umgekehrt. In seiner Rolle als Vermittler zwischen den Systemen leistet der Sozialdienst Übersetzungsarbeit Migration und Psychiatrie Die Beratung und Unterstützung von Migrantinnen und Migranten bedarf besonderer Merkmale, die sich durch den Migrationshintergrund ergeben: • • • • Die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter beraten und vernetzen die Patientinnen und Patienten bei rechtlichen Anliegen in allen Lebenslagen mit den entsprechenden Institutionen und Ämtern (zum Beispiel bei Ausländer- und Asylfragen, bei häuslicher Gewalt). Soziale Funktionsfähigkeit • • • • • • Einsatz von Dolmetschern und transkulturellen Übersetzern, wo nötig Informationsbedarf der Behandler über das Herkuftsland: Kultur, Sitten, Religion, Wirtschaft, Sozialbedingungen, Umgang mit Psychisch Kranken etc. Erhebung der Migrationsanamnese (Gründe, Erwartungen, Hoffnungen etc.) Wahrnehmen und Akzeptieren spezieller Bedürfnisse (Speise-, Gebets- Kleidungsvorschriften und –gewohnheiten) Ziel- und lösungsorientiertes Arbeiten mit Stärkung der Eigenverantwortung und Vermeidung von passiver Versorgungshaltung Erklären der Möglichkeiten und Grenzen der Behandlung im Spital Schaffung eines sicheren Raumes bei häuslicher oder sonstiger Gewalt, Vernetzung mit entsprechenden Institutionen (Frauenhaus, AKJS etc.) Vermeidung von Retraumatisierung bei traumatisierenden Erfahrungen Vernetzung mit der MUSUB bei Suchtproblemen Miteinbezug transkultureller Ressourcen und Resilienzfaktoren ; wie würden solche Probleme im Heimatland gelöst Folgende Problemlandkarte illustriert die Komplexität der Kontextfaktoren von Menschen mit Migrationshintergrund am Beispiel einer Schmerzerkrankung in Kombination mit einer Depression, einem PTSD, und/oder anderen psychischen Problemen und meist mit ausgeprägten psychosozialen Belastungen: Sozialarbeit ist integrierter Bestandteil des ganzheitlichen Behandlungsangebotes • • • • • • Ganzheitliche Wahrnehmung des kranken Menschen Interprofessionelles Vorgehen in der Zielsetzung, Planung und Durchführung der Behandlung und Beratung Enge Absprachen und stetige Anpassung der Planung Zeitnahe Umsetzung der Interventionen Gemeinsames Ziel Schnittstellenmanagement DEMENZ UND DEPRESSION – DIFFERENZIALDIAGNOSTISCHE UND PROGNOSTISCHE ASPEKTE Ambulatorium für ältere Menschen mit seelischen Störungen – Differenzialdiagnose Depression/Demenz Belastende Schlafstörungen, andauernde bedrückte Stimmung und Antriebslosigkeit, Wahrnehmungsstörungen und ein Nachlassen der geistigen Leistungsfähigkeit können in jedem Alter auftreten. Bei älteren Patientinnen und Patienten bedürfen sie jedoch einer spezifischen Diagnostik und Therapie. Demenzen und Depressionen sind die häufigsten psychiatrischen Störungen in höherem Lebensalter. Depressive Störungen erhöhen das Demenzrisiko. Das gemeinsame Auftreten von leichter kognitiver Störung und Depression ist zudem ein Risikozustand für die Persistenz kognitiver Störungen. Altersdepressionen sollten daher frühzeitig erkannt und adäquat behandelt werden. Das Ambulatorium bietet eine umfassende ärztliche, psychologische und gegebenenfalls apparative und labormedizinische Diagnostik an, um der Ursache solcher Symptome auf den Grund zu gehen und eine angemessene Therapie durchzuführen oder aber den zuweisenden Fachpersonen zu empfehlen. Vor allen Dingen auch körperliche Ursachen seelischer Störungen sollen aufgeklärt und behandelt werden. Darüber hinaus wird insbesondere untersucht, ob ein Nachlassen der geistigen Leistungsfähigkeit auf einer Depression oder einer Demenzerkrankung beruht. Tabelle Typische klinische und kognitive Symptome Major Depression (MD) versus Alzheimersche Erkrankung (AD) Merkmal MD AD Diagnose Major Depression Symptome weniger schwer und beherrschend wie bei MD Weiteres Angebot Beratung und Unterstützung im Umgang mit seelischen Störungen und Hirnleistungsproblemen im Alltag. Diesbezügliche Beratung in rechtlichen und finanziellen Angelegenheiten. Beginn Nach oder vor dem 60. Lebensjahr Vor dem 60. Lebensjahr ungewöhnlich Ausmaß und Verlauf der kognitiven Veränderungen Akut; stimmungskongruente Fluktuationen der Kognition; kann sich verbessern mit Remission, obwohl Defizite auch persistieren können Schleichend; progrediente kognitive Verschlechterung Leitung Prof. Dr. med. Thomas Leyhe Subjektive Gedächtnisbeschwerden Überschätzung der kognitiven Beeinträchtigung Unterschätzung der kognitiven Beeinträchtigung Affekt Traurigkeit gleich oder größer als Apathie Apathie größer als Traurigkeit, wenn Stimmungsveränderungen vorhanden sind; Apathie kann auch ohne Depression bestehen Schlaf-Wach-Rhythmus Oft gestört Unterschiedlich Gedächtnis Initiale Suppression der Lernkurve, Verbesserung bei wiederholter Darbietung, Leistung verbessert sich mit Abrufhinweisen, Intrusionen untypisch Flache Lernkurve trotz wiederholter Darbietung, schnelles Vergessen, keine Leistungsverbesserung durch Abrufhinweise, Intrusionen häufig Aphasie/Apraxie/Agnosie Ungewöhnlich Auftreten nach Gedächtnisbeeinträchtigungen Exekutivfunktionen Supprimiert oder beeinträchtigt Können durch komorbide Depression beeinträchtigt sein; ansonsten Beeinträchtigung eher später im Verlauf der Erkrankung Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit Verlangsamt Normal zu Erkrankung Beginn der Psychomotorische Geschwindigkeit Verlangsamt Normal zu Erkrankung Beginn der Bemühen Verminderung mit kognitiver Anforderung; disproportionale Beeinträchtigung bei anspruchsvollen kognitiven Aufgaben; Weiß-nicht-Antworten Normales Bemühen, den kognitiven Anforderungen angemessenes Bemühen Ärztlicher Leiter Zentrum für Alterspsychiatrie und ausserplanmässiger Professor der Eberhard Karls Universität, Tübingen Facharzt für Neurologie und Psychiatrie mit Zusatz Psychotherapie und klinische Geriatrie Experte für Differenzialdiagnostik und Behandlung von seelischen Störungen und Hirnleistungsproblemen älterer Menschen Mitarbeiter Franca Gonet-Wirz, Ärztin Sara Maria Proserpi, Psychologin Stefanie Bartocha, Psychologin Jacqueline Steiner, Sozialarbeiterin Regula Brand, Sekretariat Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel Zentrum für Alterspsychiatrie (ZAP) Ambulatorium für ältere Menschen mit seelischen Störungen Differenzialdiagnose Depression/Demenz Kornhausgasse 7 CH-4051 Basel Anmeldungen: Regula Brand, Zentrumsleitungsassistentin Tel. +41 61 325 53 51 oder Tel. +41 61 325 81 51 Fax +41 61 325 55 85 [email protected] Leyhe, T., Lang, U. (2013): Demenz und Depression – eine schwierige, aber wichtige Differenzialdiagnose. Schweizerische Zeitschrift für Psychiatrie & Neurologie 3, 4-8. TRENDS IM AMBULANTEN ANGEBOT DER UPK BASEL Die therapeutische Bindung hängt mit Stigmatisierung und RecoveryOrientierung zusammen Prof. Roland Vauth, ärztlicher Leiter der Psychosen und Trankskulturellen Ambulanz, hat die Bedeutung der Stigmatisierung für die therapeutische Beziehung und demoralisierende, therapieschädigende Effekte auf den Patienten untersucht (1). In einem grossen Antistigmaprojekt der UPK wird durch die Arbeitsgruppe von PD Dr. Christian Huber die Basler Bevölkerung zur Stigmatisierung psychisch Kranker befragt werden (2). Verschiedene Antistigmamassnahmen der UPK sind in Planung. Ebenfalls hat die Arbeitsgruppe von Herrn Prof. Vauth gezeigt, dass die psychotherapeutische Förderung eines selbstwirksamen und aussöhnenden Umgangs mit psychischer Erkrankung (Recovery-Orientierung) ein hochrelevanter Ansatz in der störungsspezifischen Therapie ist (3). Die Umsetzung recovery-orientierter Behandlung und Peerinvolvement in den UPK wird von Dr. Franziska Rabenschlag (Pflegeforscherin) geprüft und initiiert (4). 1.Kvrgic S, Cavelti M, Beck EM, Rüsch N, Vauth R. Therapeutic alliance in schizophrenia. Role of recovery orientation, self-stigma etc. Psychiatry Res. 2013 2. Sowislo JF, Lange C, Lang UE, Huber CG. Die Stigmatisierung psychiatrischer Patienten und des psychiatrischen Versorgungssystems in der Basler Bevölkerung. In Preparation 3.Cavelti M, Kvrgic S, Beck EM, Kossowsky J, Vauth R. Assessing recovery from schizophrenia as an individual process. Eur Psychiatry. 2012 4.Jaeger M,…, Rabenschlag F. Measuring recovery: Validity of the Recovery Process Invcentory and the Recovery attitudes Invcentory. Psychiatry Res. 2013 Ambulante Zwangsbehandlung als unwirksam erwiesen: Zwangsbehandlung wird an der UPK reduziert und beforscht In einem Artikel in Lancet zeigte Prof. Stefan Priebe aus London dieses Jahr erstmals, dass die dort übliche ambulante Zwangsbehandlung «community treatment orders» keine Verbesserung, dafür aber potentiellen Schaden für die Patienten bringt. In den UPK untersuchen wir gemeinsam mit Dr. Andres Schneeberger aus Graubünden in einer Kooperation mit der Universität Columbia, Prof. Bruce G. Link, welche potentiellen Schäden mit einer ambulanten Zwangsbehandlung verbunden sind. In der UPK wurden durch die Öffnung mehrerer Stationen die Zwangsmassnahmen teilweise um das bis zu Zehnfache reduziert, die Compliance erhöht und die Stationsatmosphäre gebessert (1,2,3,4). 1.Blaesi S, Gairing S, Walter M, Lang UE, Huber CG. Sicherheit, therapeutischer Halt und Patientenzusammenhalt auf geschlossenen, neu geöffneten und offenen psychiatrischen Stationen, Psych Prax im Druck 2.Jungfer C, Huber CG…..Lang UE. Reduction of Seclusion and Forced Medication Without Significant Shift to Closed Wards: Successful Implementation of a Least Restrictive Policy (eingereicht J Clin Psych) 3.Sollberger D, Lang UE. Psychiatry with open doors : Part 1: Rational for an open door for acute psychiatry.Nervenarzt. 2013 Mar 30 4.Sollberger D, Lang UE. Psychiatry with open doors : Part 2: Therapeutic challenges.]Nervenarzt. 2013 Apr Neue Initiative der UPK für arbeitsstress-bedingte Störungen Neu ist zum 1.10.2013 Prof. Elisabeth Schramm als leitende Psychologin in der Privatklinik gestartet. Dort wird in Kürze ein auf den neusten Entwicklungen beruhendes störungsorientiert-modulares Psychotherapiekonzept für affektive Störungen implementiert. Elisabeth Schramm ist Präsidentin des deutschen Netzwerkes für das Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP), einer spezifischen Methode zur Behandlung chronisch depressiver Patienten und hat seit Jahren die störungsspezifische Psychotherapie in Deutschland geprägt. Als eine besondere Initiative zur Prävention von Depressionen und arbeitsstressbedingten Störungen (Burnout) wird sie nach Voranmeldung in den UPK einen Workshop zur «Authentisch-achtsamen Präsenz bei der Arbeit» anbieten (1,2). Für Menschen, die unter stressassoziierten Störungen leiden, bieten wir bei Prof. Holsboer in der ZASS Ambulanz niederschwellig eine individuelle «Stress-Resilienz»-Abklärung an. 1.Schramm E. Berger M. Interpersonelle Psychotherapie bei arbeitsstressbedingten depressiven Erkrankungen. Nervenarzt 2013 2.Schramm E, …., Härter M. Comparative efficacy of the cognitive Behavioral Analysis System Psychotherapy versus supportive psychotherapy: design and rationale of a multisite randomized trial. BMC Psychiatry 2011 Neue ambulante Sprechstunde für Persönlichkeitsstörungen In den letzten 15 Jahren hat sich gezeigt, dass spezialisierte und evidenzbasierte Psychotherapieverfahren in der Behandlung von Patienten mit schweren Persönlichkeitsstörungen effektiv sind (1). Das Zentrum für Spezielle Psychotherapie der UPK unter der Leitung von Dr. med. Dr. phil. Daniel Sollberger hat zusätzlich zu den stationären und tagesstationären Angeboten in der PTA und PTK neu eine niederschwellige, spezialisierte ambulante Sprechstunde für Patienten mit schweren Persönlichkeitsstörungen (insbes. Borderline und Narzisstische Persönlichkeitsstörungen) eingerichtet. Dort werden neben klinisch-diagnostischen Abklärungen die Vermittlung geeigneter Therapieplätze sowie spezialisierte Kurzzeittherapien angeboten. 1.Sollberger D, Walter M. Psychotherapie der BorderlinePersönlichkeitsstörung: Gemeinsamkeiten und Differenzen evidenzbasierter störungsspezifischer Behandlungen. Fortschritte Neurologie Psychiatrie 2010 Das «Hamburger Modell» der integrierten Behandlung von Psychosen soll auch in Basel etabliert werden In dem ersten deutschen Modell für integrierte Versorgung in Hamburg wurde gezeigt, dass durch die Implementierung eines psychotherapeutisch orientierten und interdisziplinären ambulanten niedrigschwellig verfügbaren Teams das Outcome der Patienten deutlich verbessert werden konnte. Die Patienten hatten weniger stationäre Aufenthalte und weniger depressive Symptome sowie Angstsymptome und wiesen mehr Aktivität auf. Dieses Modell soll auch in Basel eingeführt und untersucht werden. Früherkennung von Psychosen (FePsy) Ein Angebot des Zentrums für Gender Research und Früherkennung Prof. Dr. med. Anita Riecher-Rössler, Dr. med. Sabine Bosch, Dr. phil. Erich Studerus, Dr. phil. Susan Tefikow, Dr. phil. Martina Papmeyer, MSc Martina Uttinger, MSc Sarah Ittig, MSc Avinash Ramyead Das Basler FePsy-Projekt Zuweisung von Patienten Schizophrene Psychosen beginnen meist schleichend und atypisch, wodurch sie oft lange unerkannt und unbehandelt bleiben. Dies verschlechtert die Prognose deutlich. Bei Verdacht auf Vorliegen eines Prodromalstadiums oder einer Erkrankung aus dem schizophrenen Formenkreis bzw. beginnender Psychose können PatientInnen von ÄrztInnen, PsychotherapeutInnen, psychosozialen Diensten oder auch von Laien in unsere Früherkennungssprechstunde zugewiesen werden. Weiterhin bieten wir die Möglichkeit einer „second opinion“. Am Zentrum für Gender Research und Früherkennung (ZGF) haben wir deshalb das Basler Projekt zur Früherkennung von Psychosen (FePsy) etabliert. Es besteht aus einer Spezialsprechstunde zur Früherkennung von Psychosen und einem daran angeschlossenen Forschungsprojekt. Früherkennung In der Früherkennungssprechstunde erfolgt bei Menschen mit unklaren psychischen Veränderungen und Verdacht auf beginnende Psychosen eine individuelle Abklärung und Beratung. Durch eine gründliche psychiatrisch-psychologische Untersuchung, einschliesslich Testpsychologie, EEG und Kernspinuntersuchung des Gehirns sowie Laboruntersuchungen, wird sehr genau abgeklärt, ob ein Risiko besteht, an einer Psychose zu erkranken und, falls ja, was die möglichen Ursachen sind. Frühbehandlung Im FePsy-Projekt bieten wir auch Frühinterventionsprogramme an. Das Behandlungskonzept beinhaltet je nach Stadium der Psychoseentwicklung bzw. Sicherung der Diagnose zunächst nur Beratung, supportive Psychotherapie und unspezifische unterstützende Massnahmen wie sozialarbeiterische Hilfe. Bei höherem Risiko bieten wir zusätzlich kognitiv-behaviorales Case-Management an. Da wir nur neuroleptisch unbehandelte Patienten in unsere Studie einschliessen, bitten wir Sie im Falle einer bisher unbehandelten erstpsychotischen Symptomatik – falls möglich – mit der neuroleptischen Behandlung zu warten bzw. den Patienten/die Patientin vorübergehend nur mit Benzodiazepinen zu behandeln. Der Patient /die Patientin wird dann so rasch als möglich von uns abgeklärt und gegebenenfalls in die Studie eingeschlossen. Wir bemühen uns die Erhebungen innerhalb weniger Tage durchzuführen, so dass sich die neuroleptische Behandlung nur geringfügig verzögert. Orientierungshilfen für Zuweiser Im FePsy-Projekt wurden zwei Instrumente entwickelt, die einfach und schnell in der Hausarzt- oder Beratungspraxis angewendet werden können und welche eine Einschätzung darüber ermöglichen, ob eine Weiterverweisung indiziert ist. Beide Instrumente können Sie von unserer Website (www.fepsy.ch) herunterladen oder direkt bei uns bestellen: • Das Selbstscreen-Prodrom: Ein Selbstbeurteilungsfragebogen, den die Patienten in der Wartezone ausfüllen können. Dieser Bogen zeigt auf einen Blick, ob der Patient ein Risiko für eine psychische Erkrankung hat und ob er auch ein Risiko für eine Psycho hat. Bei Ausbruch einer klaren Psychose werden dann frühzeitig Neuroleptika in niedriger Dosierung, Psychoedukation, kognitive Verhaltenstherapieprogramme und neuropsychologische und psychologische Trainingsprogramme eingesetzt, die zum Teil speziell für Ersterkrankte entwickelt wurden. • Auf Wunsch erfolgt eine ergänzende Behandlung in Zusammenarbeit mit dem Zuweiser, oder die Patienten werden zur weiteren Behandlung an niedergelassene Psychotherapeuten und Psychiater, auf die Kriseninterventionsstation oder zum stationären Aufenthalt in die UPK vermittelt. Website (www.fepsy.ch) Forschungsprojekt Patienten, die in unserer Früherkennungssprechstunde abgeklärt wurden und bei denen ein Risiko für eine Psychose oder eine bereits existierende Psychose festgestellt wurde, werden angefragt, ob sie an unserer Früherkennungsstudie mitmachen wollen. Bei Einwilligung zur Studie werden die im Rahmen der Früherkennungssprechstunde erhobenen Daten zusätzlich für Forschungszwecke ausgewertet. Das Hauptziel unserer Studie ist es, die Erkennung von Psychosen und Psychoserisiken zu verbessern bzw. den Ausbruch einer Psychose möglichst früh und fehlerfrei vorherzusagen. Das FePsy-Projekt beteiligt sich ausserdem an verschiedenen multizentrischen Studien, die nicht nur die Früherkennung sondern auch die Frühintervention bei Psychosen erforschen. Die Risikocheckliste: Eine Checkliste, mit deren Hilfe die beratenden Fachpersonen beurteilen können, ob möglicherweise ein Psychoserisiko besteht Unsere Website bietet vertiefte Informationen sowohl für Hilfesuchende als auch für Fachpersonen. Sie finden dort u.a. unseren FePsy-Flyer, Informationsbrochüren, Erhebungsinstrumente, Informationen über die laufenden Forschungsprojekte, aktuelle Veranstaltungen, sowie Angaben bezüglich externen Zuweisungen von Patientinnen und Patienten an unsere Sprechstunde. Kontakt Für nähere Informationen oder Zuweisungen können sie uns telefonisch oder per E-Mail erreichen: Gesundheitszentrum Psychiatrie Kornhausgasse Zentrum für Gender Research und Früherkennung Kornhausgasse 7 CH-4051 Basel Tel. +41 61 325 81 00 / Fax +41 61 325 81 60 Email: [email protected]