Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Technische Universität München Wie sage ich, dass der Patient „nix“ hat? Gesprächsführung bei Patienten mit somatoformen Störungen Priv.-Doz. Dr. med. Claas Lahmann Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Klinikum rechts der Isar Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Technische Universität München Was ist das Problem? Patient Hohe Erwartungen, Idealisierung des Arztes Enttäuschung bei Symptompersistenz, Hoffnungs- & Hilflosigkeit, Entwertung des Arztes Weitere Enttäuschungen, Suche nach neuem Arzt und Suche nach weiterer Diagnostik Arzt Hohe Ansprüche an die eigene ärztliche Tätigkeit, Übernahme der Erwartungen, offene/latente Versprechen Erleben des Patienten als anstrengend, ansprüchlich; Frustration, Enttäuschung; Weiterleitung des Patienten vgl. Sauer 2007 Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Patient Hohe Erwartungen, Idealisierung des Arztes Patient fühlt sich ernst genommen, aber drängt auf körperliche Diagnostik Patient fühlt sich angenommen und akzeptiert, auch bei Symptompersistenz Technische Universität München Arzt Wahrnehmung der Irritation, Klage entgegennehmen, Erwartungen relativieren, Eigenverantwortung des Pat. Gelassene Haltung, keine redundanten Untersuchungen, Psychoedukation vgl. Sauer 2007 Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Technische Universität München Wozu Techniken der Gesprächsführung? • Ärzte mit guter Kommunikationskompetenz identifizieren Patientenprobleme genauer • … und sind beruflich zufriedener und weniger gestresst • Ihre Patienten sind zufriedener und haben eine bessere Krankheitsbewältigung Maguire & Pitceathly (BMJ 2002) Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Technische Universität München Ein paar Werkzeuge für gelingende Kommunikation Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Technische Universität München Definierter Rahmen - Zeitlich: Gesprächsdauer vorgeben - Inhaltlich: Gesprächsthema formulieren - Intentional: Gesprächsanliegen formulieren Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Technische Universität München - Kein vorschnelles Unterbrechen des Patienten; Beginn mit offenen Fragen - Möglichst wenig Suggestivfragen - Tangentiale Gesprächsführung: Psychosomatische Themen „beiläufig“ einführen - „Ich-Botschaften“ als non-konfrontative Gesprächstechnik - Den emotionalen Erlebnisgehalt aussprechen - Fokussierung auf relevante Aspekte - Bei schwierigem Gesprächsverlauf Wechsel auf die Metaebene Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Technische Universität München Sich selbst im Blick behalten Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Technische Universität München Frühzeitige Erweiterung der Anamnese Richtung psychosozialer Belastungsfaktoren, Angst & Depression Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Technische Universität München Wie sage ich jetzt dem Patienten, dass er nix hat? GAR NICHT !!! Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Technische Universität München Positive Diagnosestellung statt Negativbefunden Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Somatoforme Störung, Somatisierungsstörung, somatoforme autonome Funktionsstörung, anhaltende somatoforme Schmerzstörung, dissoziative Bewegungsstörung, funktionelles Syndrom, somatoformer Schwindel, Konversionsstörung Technische Universität München Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Technische Universität München Metaphern – Hilfen bei der Diagnosemitteilung à Kein „mechanisches“ Problem, sondern ein Regulationsproblem à Vegetatives Nervensystem als „Schaltzentrale“ à Vegetatives Nervensystem – wie das Betriebssystem eines PC à Gestörtes Zusammenspiel der Organe/Organsysteme – wie ein Orchester mit guten Musikern, die aber schlecht zusammen spielen Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Technische Universität München Klinische Konsequenzen kurz und knapp - Frühzeitige Erweiterung der Anamnese - Positive Diagnosestellung - Organischer Befund schließt psychische bzw. psychosomatische Komorbidität nicht aus! - Motivation zu psychosomatischer Therapie als primäres Ziel - Psychosomatische Mitbehandlung statt Weiterbehandlung Priv.-Doz. Dr. med. Claas Lahmann Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Klinikum rechts der Isar