Praxisworkshop Leberprobleme

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Praxisworkshop Leberprobleme
Folge 3
Behandlung von Leberleiden
Verschiedenste Auslöser für einen Leberschaden
Vielfältige Ansätze für Mariendistelextrakt
Alkohol, Medikamente (siehe Kasten), virale, bakterielle
oder parasitäre Infektionen der Leber sind meist die Ursache
für einen Leberschaden, der unter anderem an erhöhten
Serumwerten der Leberenzyme und des Prokollagen-3-Peptids erkennbar wird. Zu den klinischen Beschwerden, die
auf eine Schädigung der Leber weisen, zählen Übelkeit und
Erbrechen, Völlegefühl, Appetitmangel, saures Auf­stossen,
Blähungen, unklare Bauchbeschwerden, Müdigkeit und
Juckreiz.
Bei erhöhten Leberwerten findet Mariendistel als
Leberschutz Verwendung. In welcher Zubereitung und
Dosis wird sie eingesetzt?
Als Ausgangsmaterial zur Herstellung von Extrakten dienen
die getrockneten reifen Früchte von Silybum marianum ohne
Dornenkrone. Der Silymaringehalt sollte nicht weniger als
1,5 % betragen. Der Wirkstoff Silymarin besteht aus verschiedenen Flavonoiden, wobei der Gehalt der Flavonoide oft in
Silibinin-Äquivalenten angegeben wird.
Als Initialdosis wird eine Extraktmenge mit bis zu 420 mg Silymarin/Silybinin pro Tag empfohlen. Bei Langzeittherapie
kann die Dosis auf 210 bis 280 mg pro Tag reduziert werden
Als unerwünschte Wirkung wurde lediglich eine geringe ab-
Galenische Zubereitung beeinflusst
Freisetzung des Wirkstoffs
Die Firma Madaus entwickelte für ihren Mariendistelextrakt eine galenische
Optimierung, so dass der gesamte Wirkstoff aus den Kapseln freigesetzt
wird. Ohne Angaben zur Bioverfügbarkeit des Wirkstoffs kann für andere
silymarinhaltige Präparate in derselben Darreichungsform mit der gleichen
Deklaration nicht zwangsläufig auf biopharmazeutische bzw. therapeutische Gleichwertigkeit geschlossen werden.
Quelle: Schulz, H.-U. et al.: Arzneim.- Forsch./Drug Res. 45 (I), Nr. 1,61-64, 1995
Unsere Expertin:
Professor Dr. Sigrun Chrubasik
führende Wirkung beobachtet, die auf der Anregung der Gallensaftproduktion beruht.
Worauf beruht die Wirksamkeit?
In etablierten in vitro-Tests wirkte der Wirkstoff aus der Mariendistel Zellmemban-stabilisierend, anticholestatisch, antifibrotisch, antientzündlich und antioxidativ (ESCOP Monographs Supplement 2009). Die chemische Struktur der
wirksamen Flavonoide ähnelt der von Cortison. Ähnlich wie
Cortison stimuliert der Wirkstoff daher auch die Transkription
der DNA-abhängigen RNA-Polymerase im Zellkern isolierter
Leber- und Nierenzellen; dies regeniert die Leberfunktion, da
mit nachlassender Leberfunktion die Proteinsynthese sinkt.
Tierversuche belegen die leberschützende und antifibrotische
Wirkung des Silymarins, sowie die antientzündliche, antioxidative, antikanzerogene und cholesterinsenkende Wirkung.
Bei welchen Indikationen setzen Sie
Mariendistelextrakt ein?
Viele explorative Studien verweisen auf die Wirksamkeit von
Mariendistelextrakt bei Leberschäden. Doch fehlt noch immer der überzeugende Beweis durch konfirmative Studien
(Cochrane Database Syst Rev. 2007;(4):CD003620).
In seinem 2008 veröffentlichtem Update (Forsch Komple-
Medikamente, die einen Leberschaden
auslösen können
n
Anabolika
n
Anästhetika
n
Antiarrhythmika wie Amiodaron
n
Antibiotika wie Amoxicillin,
Clindamycin, Norfloxacin,
Erythromycin, Clarythromycin,
Fusidinsäure
n
Antidiabetika wie Glibenclamid, Troglitazon
n
Antientzündliche Medikamente
wie Leflunomid, Zafirlukast,
Infliximab
n
Antiepileptika
n
Antihypertensiva wie Calciumantagonisten, Bosentan (bei
pulmonaler arterieller Hypertonie)
n
Antimykotika
n
Antiretrovirale Therapie n
Antirheumatika inklusive der
Coxibe
n
Antituberkulostatika wie Isoniacid, Rifampicin
n
Chemotherapeutika
n
H1- und H2-Blocker
n
Immunsuppresiva wie Cyclosporin
n
Lipidsenker
n
Nichtsteroidale Antirheumatika
n
Östrogene
n
Paracetamol
n
Pflanzliche Medikamente wie
Schöllkraut, Beinwell und Pestwurz (wenn nicht pyrrolizidinfrei), Kava-Kava, Cimicifuga
n
Psychopharmaka
n
Thyreostatika
n
Tamoxifen
Quelle: Trauner M., Medikamentös-induzierte Leberschäden aus klinischer Sicht.
22. Frühjahrstagung der ÖGP IAP Austria Wien, 27.–29. März 2008
(www.medunigraz.at/gastroenterologie/pdf/TRAUNER_PathoFJT_Final.pdf)
mentmed. 2008; 15: 9-20) kommt Professor Dr. Reinhard
Saller, UniversitätsSpital Zürich, zu dem Schluss, dass Mariendistelextrakt in Anbetracht des Nutzen-Risiko-Verhältnisses
bei Pilzvergiftungen (Amanita phalloides) und bei Leberzirrhose (Child „A“, zum Beispiel durch Alkohol bedingt) zum
Einsatz kommen sollte.
Ich empfehle Mariendistelextrakt bereits, wenn erhöhte Transaminasen im Serum auf eine Leberschädigung hinweisen.
Gibt es Kontraindikationen, die berücksichtigt
werden sollten?
Es gibt keine Hinweise, die den Einsatz von Mariendistelextrakt einschränken würden, bei Schwangeren oder Stillenden
liegen jedoch nur unzureichende Informationen vor.
Impressum | Idee und Konzeption: Inter Medical · Redaktionsleitung: Dr. med. Christine Mücke · Produktion: Patrik Brunner · Layout: Patrik Brunner · In Kooperation mit Max Zeller Söhne AG Division Madaus
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