Fachwissenschaftliches Seminar zur Zahlentheorie Vortragsunterlagen zu: „Das Briefmarkenproblem“ Dieses Problem verhält sich in gewisser Hinsicht komplementär zum Münzproblem. Will man mit 5-, 10-Cent-Briefmarken einen Brief frankieren und dabei höchstens 3 Marken verwenden, so kann man jedes Vielfache von 5 Cent zwischen 0 und 30 Cent zusammenstellen, d.h. rechnet man modulo 5, so gilt: {0, 1, 2, 3, 4, 5, 6} ⊆ 3 · {5, 10}. Beim Briefmarkenproblem sind wir nun daran interessiert, bei vorgegebenem A ⊆ N mit |A| = k und h ∈ N, das größte n = n(h, A) mit {0, 1, 2, 3, 4, 5, . . . , n} ⊆ hA zu bestimmen. Das Briefnarkengrcibtern In gewisserWeise komplementär zum Münzproblem ist das Briefnartt""problem(vgl. etwa [Selrrier1986]).Mochte man mit 10-, 50- und 60-PfennigBriefmarken einen Brief frankieren und dabei höchstens4 Marken verwenden, so kann man jedesVielfachevon 10 Pf zwischen0 und 240 Pf zusammenstellen. Rechnet ma,nin Vielfachen von 1.0,so gilt also { 0 , 1 ,2 , . . . , 2 4 } g 4 { 0 ,1 , 5 , 6 } . Beim Briefmarkenproblemgeht es um die Bestimmung der größten Zahl n:, so daß { 0 ,1 ,2 r .. . , n } Q h A Vll.9 DasMünzproblem und dasBriefmarkenproblem 441 für ein gegebenesh € IN gilt. Diese Zahl n(h,.A) nennt man die h-Reich,weite von Ä. Außer (wie stets) 0 g Ä setzen wir nun auch L g A voraus, da andernfalls n(h, A): 0 wäre. Ist /c die Anzahl der positiven Elemente von Ä, dann gilt n(h,,A). (of I Denn eine Summe ß1k D*ro, mit 4o:0, ol : 1, ri € INound d-O D*t - h d=O entsteht als h-Auswahl aus einer (fr + l)-Menge ohne Berücksichtigung der Reihenfolge, wobei Wiederholungen erlaubt sind, und die Anzahl solcher Auswahlen beträg, f;-), wie man in der Kombinatorik lernt. Interessant sind &-Mengen .4 mit möglichst großer Reichweite. (Dabei soll zwar 1, nicht aber 0 als Element von A mitgezählt werden.) Man setzt n(h,,k),_ n(h,A) ü1S und nennt eine Menge Ä mit n(h,A): n(h,ß) eine (h,k)-optimale Menge oder (h,k)-Eatremalbasis.Trivialerweisegilt n(ä,,1) : h, denn {0,1} ist eine n(h,,L)optimale Menge. Der folgende Satz behandelt den Fall le :2; er geht auf [Stahr 1955] zurück. Satz 23: Es gilt h 2 + 6h + 1l ,(h,,D:l 4 Beweis:Es sei Ä: {0,1,a} mit a) t. Dabei können wir o < h+ 2 annehmen, da and ern f a llsscho n h+ L ( hA g ilt. Is t n € IN und n - 11 -a* c2.1mit rr,tz € INo und 12 < o (Division mit Rest), dann gilt für jede Darstellung ' 1 m i t a r t U z€ I N o d i e B e z i e h u n g t * y z 2 x r * x z . D i e Z a h I n n:U|a*Az besitzt keine Darstellung als Summe von lr Zahlen aus .A, wenn fit* rz > t?+ 1. Die kleinste solcheZahl ergibt sichmit o2 : a- l und nr: h+L - (" - 1). Also ist n(h,A) - (h - a*2). o * ( o - 1 ) . 1 - L : - a 2 + ( l z+ 3 ) . a - 2 . Betrachten wir a als reelle Variable, so nimmt dieser Term seinen größten Wert an der Stelle f; an. Es gilt nämlich n(h,A) - h 2+ 6 h + L -('-ry)' Vll Elementeder AdditivenZahlentheorie M2 Man erhäilt h 2+ 6 h + t , falls lr gerade, r,u,r,: { h 2+ 6 h + L 1 -4t falls lz ungerade. Insgesamtergibt sich also obige Behauptung. tr Aus Satz 23 folgt n(h,r,:(3)'*o101. B ei spi e l 5: Nach Satz23 g ilt n (3,2):7', und -A : {0,1,3} ist (3,2)-optimal . Die kleinste Zahl, die man nicht als Summe von drei Summanden aus Ä schreiben kann, ist die Zahl8. Bei sp i el 6: Es g ilt n(10,2):40 , und Ä: {0,1,6} ist (10,2)-optimal.Al l e Zahlen von 1 bis 40 sind also als Summe von 10 Summanden aus A darstellbar; beispielsweisegilt 3 4: 6 +6 + 6 + 6 + 6+ I + 1 + 1 + 1 + 0 . Die Zahl 41 kann man nicht so darstellen. Denn dazu benötigt man mindestens sechs Summanden 6 und kommt dann auf L1 Summanden, mit sieben Summanden 6 erhält man aber schon 42. Fär den Fall t :3 hat Gpnt HopuntsTnR folgendes Resultat erzielt: Ist ++1*' undt: t'/1*, l+r, ": L:fj.J lrl sowle a:2s-t+1 dann ist für h > 22 die MengeA: und b:ta-s, {1, a, ä} (ä'3)-optimal,und es gilt n(h,3)- (h + 4 - s- t) . b+ (t -2)'o * (s - 2)' L Daraus folgt n(h,B):ä (3)'+o(h) [Hofmeister1968,L983]. Eine Tabellefür n(h,k) und zugehörigeoptimale Mengenmit (I?-1xh'z-9)<1e0 Vlf.9 DasMünzproblem und dasBriefmarkenproblem 443 findet man in [Hofmeister1985].Vgl. hierzu auch [Selmer1986]. Satz 2a ([Rohrbach1939],[Stöhr 1955])Es gilt -) *-,((f)-, (f)') =n(h,k)(o; Beweis: Die Abschätzung nach oben ergibt sich aus -) n(h,A) . (h I \nl für lÄl : * (s.o.). E. sind zwei verschiedeneAbschätzungennach unten zu beweisen,wobei die eine für h < Icund die anderefür fr < h trivial ist. Zunächst zeigenwir für k < h n(h,k), (*)_ Dazu setzenwir r: | il + t' [;J Wegen k < h ist 9 ) 2. Für die Menge Ä: {0, l, g, gz, ..., gk-t} gilt dann n@, A) 7 gr , denn in der g-adischen Zifferndarstellung einer Zahl zwischen 1 und ge - 1 ist die Quersumme < k(g - 1) : ttf] S h, und gk ist die Summe von 9 (S h) Summanden g&-r. Es folgt n(h,k) A)>(t*] * ') = (f)2 n(h, Nun beweisen wir für h < k die Abschätzung n(h,k)= (f)' Wir betrachten dazu die ä * 1 Zahlen d4:1 d,2 _ d's : d4 _ iln+r: (u*1)d1 udr*(u+l)d2 uü*udz*(u*1)d3 udr* udz*... + udn-t* (u *L)dn Vll Elementeder AdditivenZ ahlentheori e 444 m i t u €I N und bilden damit die Menge Bn mit 0 e Bn und den positiven Elementen 2dr, dt, udr * 2d,2, ud,t * d,z, udr * ud,2l d,s, u d t * u d z * 2 d , s , udr, ud1 { ud,2, udr*ud,2{ud.3, : d';* dn, tl;i d';| 2d'1'', " " Dl;i uDl=' dt' Die Anzahl der positiven Elemente in Bn ist k : uh. Für die ä-Reichweitevon .B1 gilt n(h, 81) 2 dn+r - t. Dies kann man induktiv beweisen:Für h: L ist 81 : {0, \,2,.. .,u} und daher w egendt : ! n(L,81):u:dz-t' Ist schon "(h-l,Br,-r)>do*f Bnq e Bn nur noch zeigen, daß die Zahlen von wegen ma^i1 bewiesen, so muß dr, bis"dn+r- l als Summe von lr Zahlen aus .86 darzustellen sind. Jede dieser Zah\en ist nun von der Form s : u d t * u d z + . . . * u d n - t * q d n* r mit 0 S q <u und 0 ( r 1 dn-1. Es gilt h-r " fi = 1 d , ; * q d n€ B n , -L Summanden aus und r ist nach Induktionsvoraussetzung eine Summe von h Bn-r und damit auch aus 81,. Also ist s eine Summe von h Summanden aus 81. Es folgt n(h, B) ) d,pr1- I : Setzenwir nun u - lil, dann besitzt ^B1wegen nIIl S k höchstensk positive Elemente.Es ist also n(h,k) 2 n(h,nn)>- ([f]*') - (f)' n Vll.10 Aufgaben ( Die Abschätzungenin Satz 24 sind symmetrischbezüglich ä und k, denn : (*it). Es gilt allerdings nfcät n(h,ß) = n(k,i); beispielsweise ist (tfl -: n(3, 4) 26 (optimale Menge {0, 1,4, ,7 ,8} ) und n(4, 3) 26 (optimäle Menge { 0 , 1 , 5 ,, g } ) . Fär ß S ä ergibt sich aus Satz 24 die grobereAbschätzung n(h,,k)sg rJ f+)H \fr/ Diese kann man für festes k und lr + m verbessern zu (fr- 1)i;'. r n(h,k) fl) *, oror-,,, = t._ rl, \e/ [Rridseth1990]. Aus Safz Zifolgt, daß positive Konstanten cp und Cr existieren,mit welchen /1,\t /"* 3 n(h'k)s cr (;J * og'r-r) (.;J * o1t'*-1 " gilt, Dabei ist c3 ) L nach Satz 24. Es gilt ct:Ct-L, C2-_Q2-!, cs:Qs-!. Fernerweiß manr duß ca ) 2,008 [Mossige1.987]und Ct S 2,43 [Kirfel 1989].