Aus der Klinik für Strahlentherapie und Radio-Onkologie des Marienhospitals Herne - Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum Direktor: Prof. Dr. med. I. A. Adamietz Überlebensgewinn nach perkutaner Strahlentherapie in der Behandlung des nichtkleinzelligen Bronchialkarzinoms Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin einer Hohen Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum vorgelegt von Eva Hakim aus Prag 2003 Dekan: Prof. Dr. med. G. Muhr 1. Referent: Prof. Dr. med. I. A. Adamietz 2. Referent: Prof. Dr. med. L. Heuser Tag der mündlichen Prüfung: 20. April 2004 2 / 110 Für meine lieben Eltern 3 / 110 Inhaltsverzeichnis 1. EINLEITUNG 6 2. LITERATURÜBERSICHT ZUR KLINIK, THERAPIE UND ZUM VERLAUF DES BRONCHIALKARZINOMS 7 2.1. Epidemiologie 7 2.2. Ätiologie 8 2.3. Histologie & Lokalisation 10 2.4. Stadieneinteilung 12 2.5. Metastatische Ausbreitung & Prognose 14 2.6. Aktivitätsindex zur Beurteilung des Allgemeinzustandes 15 2.7. Diagnose 17 2.8. Therapie 18 2.8.1. 2.8.2. 2.8.3. 2.8.4. 18 20 23 24 2.9. Operative Behandlung Strahlentherapeutische Behandlung Chemotherapeutische Behandlung Interdisziplinäre Behandlungskonzepte Akute und chronische Strahlenfolgen 25 3. FRAGESTELLUNG 27 4. PATIENTENGUT 28 4.1. Epidemiologische Daten 28 4.1. Tumorlokalisation 29 4.2. Histologie 30 4.3. Tumorausbreitung & Stadienverteilung 30 4.4. Klinische Befunde vor der Radiotherapie 33 4.4.1. 4.4.2. 4.4.3. 4.4.4. 4.4.5. 33 33 34 36 37 Allgemeinzustand Begleiterkrankungen Atembeschwerden vor Beginn der Radiotherapie Schmerzen vor Beginn der Radiotherapie Gesamtkollektiv & Subkollektive 5. METHODIK 38 6. ERGEBNISSE 40 6.1. Gesamtüberleben der Patienten in unserem Kollektiv 40 4 / 110 6.2. Einfluss tumorbedingter Prognosefaktoren 43 6.3. Einfluss patientenassoziierter Prognosefaktoren auf das Überleben 50 6.4. Einfluss therapiebedingter Prognosefaktoren 61 6.5. Überlebensgewinn 70 7. ZUSAMMENFASSUNG & DISKUSSION 73 7.1. Zusammensetzung des Patientenkollektivs 73 7.2. Methodik 73 7.3. Überlebenszeiten 74 7.4. Prognosefaktoren 74 7.5. Überlebensgewinn 83 7.6. Zusammenfassung 84 8. LITERATURVERZEICHNIS 87 9. ANHANG 105 9.1. Patientenerhebungsblatt 105 9.2. Danksagung 108 9.3. Lebenslauf 109 5 / 110 1. Einleitung Das Bronchialkarzinom hat als häufigste Krebsursache in den industrialisierten Ländern eine wichtige Bedeutung erlangt. Als ein klassisches Karzinogen gilt dabei das Rauchen. Es gibt zwei klinisch relevante Formen des Bronchialkarzinoms: das kleinzellige und das nichtkleinzellige Bronchialkarzinom. Die vorliegende Arbeit konzentriert sich auf das nichtkleinzellige Bronchialkarzinom. Die Prognose dieser Form der Erkrankung ist ungünstiger als die des kleinzelligen Bronchialkarzinoms, so dass Anstrengungen zur Verbesserung der Prognose unternommen werden müssen. Aufgrund der relativ geringen klinischen Symptomatik wird das Bronchialkarzinom erst in einem weit fortgeschrittenen Stadium entdeckt. Bei der Behandlung des Karzinoms kommen Chirurgie, Strahlentherapie und Chemotherapie zum Einsatz. Die Effektivität aller Verfahren ist eingeschränkt. Die bisher veröffentlichten Literaturdaten beschreiben die Ergebnisse der Therapie im Sinne der lokalen Tumorkontrolle und des Überlebens in Bezug auf Prognosefaktoren und Therapieverfahren. Publikationen zum Überlebensgewinn sind kaum vorhanden. Aus diesem Grund beschäftigt sich diese Arbeit mit der Effektivität der perkutanen Strahlentherapie in der Behandlung des nichtkleinzelligen Bronchialkarzinoms. Die Analysen umfassen die klassischen Erfolgsparameter und versuchen, den subjektiven Überlebensgewinn in einem retrospektiv untersuchten Kollektiv zu ermitteln. 6 / 110 2. Literaturübersicht zur Klinik, Therapie und zum Verlauf des Bronchialkarzinoms 2.1. Epidemiologie Das Bronchialkarzinom ist weltweit der häufigste bösartige Tumor des Mannes und steht bei der Frau in Deutschland nach dem Mammakarzinom und dem Dickdarmkarzinom an dritter Stelle der malignen Tumorerkrankungen. 1997 verstarben in Deutschland 37 248 Menschen (76% Männer, 24% Frauen) an einem Bronchialkarzinom. Es war somit bei Männern für ca. ein Drittel und bei Frauen für kapp 10% aller Krebstodesfälle verantwortlich (STATISTISCHES BUNDESAMT, 1999). Bei Betrachtung der Krebssterblichkeit in Europa zwischen 1955 und 1995 zeigt die Sterberate bei Männern seit 1988 eine leicht abnehmende Tendenz. Sie lag zwischen 1985 und 1989 bei 52,4 und zwischen 1990 und 1994 bei 49,8 Todesfällen pro 100.000 Einwohner und Jahr. Bei Frauen ist ein kontinuierlicher und rascher Anstieg der Mortalität am Bronchialkarzinom zu verzeichnen. Sie lag zwischen 1990 und 1994 bei 14,3 Todesfällen pro 100.000 Einwohner und Jahr. Falls sich die Entwicklung fortsetzt, könnte bald der Lungenkrebs bei Frauen noch vor dem Darmkrebs die zweithäufigste Krebstodesursache sein (LEVI et al., 1999). In Nordamerika ist das Bronchialkarzinom bereits die führende Krebstodesursache bei Frauen im Alter bis 64 Jahre (GREENLEE et al., 2001). Die altersstandardisierte Sterberate liegt bei Männern etwa bei 50 Todesfällen pro 100 000 Personen pro Jahr. Nach einem steilen Anstieg der Mortalität im Zeitraum von 1950 bis 1980 bewegt sich die Mortalität relativ konstant auf diesem Niveau. Im internationalen Vergleich haben Schottland (80,6), die Niederlande (74,6) sowie England und Wales (zusammen 73,7) die höchsten Sterberaten. Bei den Frauen beträgt die altersstandardisierte Mortalität etwa 8 Todesfälle pro 100.000 Einwohner pro Jahr (BECHER, 1995). Es ist die einzige Krebsart, deren Häufigkeit kontinuierlich ansteigt und zwar mit einer höheren Rate als dies früher bei den Männern zu beobachten war. Sollte dieser Trend anhalten, wird in weniger als zwei Jahrzehnten - auch in Deutschland wie jetzt in den USA - bei der Frau die häufigste Krebstodesursache das Bronchialkarzinom sein, sinkt doch bei beiden Geschlechtern altersbezogen die Inzidenz nahezu aller anderen Karzinome (KONIETZKO et al., 1996). Das Alter bei der Diagnosestellung liegt heute im Mittel zwischen dem 50. und 80. Lebensjahr, wobei mehr als 50% der Lungenkarzinomerkrankungen bei Patienten im Alter>65 Jahre diagnostiziert werden (MÜLLER et al., 1997; GRIDELLI, 2000). 7 / 110 2.2. Ätiologie Hauptursache des Bronchialkarzinoms ist mit 85% das inhalative Zigarettenrauchen. Allgemein lässt sich eine Dosisabhängigkeit zwischen Exposition und Karzinomgefährdung feststellen. Das Karzinomrisiko korreliert mit der Zahl der gerauchten Zigaretten. Eine Verdopplung der sog. Pack-Years bedingt einen jeweils zweibis vierfachen Anstieg der Bronchialkarzinomsterblichkeit. Pack-Year ist das Produkt aus der Zahl der täglich gerauchten Zigarettenschachteln und der Raucherjahre. Je früher der Beginn des Rauchens im Leben, desto höher ist das Risiko (bis zu 30fach erhöht). Wenn das Rauchen aufgegeben wird, verringert sich das Risiko mit Zunahme des rauchfreien Intervalls. Das Plateau des Nichtrauchers wird allerdings nicht mehr völlig erreicht (HÄUSSINGER et al., 1996). Basierend auf einer prospektiven Kohortenstudie der American Cancer Society mit > 900.000 Teilnehmern und einem 6-jährigen Beobachtungszeitraum wurde für das Lungenkarzinom das Mortalitätsrisiko für Nichtraucher, aktuelle Raucher und Ex-Raucher berechnet (Tabelle X). Die jährliche Lungenkarzinommortalität für aktuelle Raucher im Alter von 75 Jahren beträgt etwa 1/100 bei Männern und 1/200 bei Frauen. Verglichen mit aktuellen Rauchern beträgt das relative Risiko von Nichtrauchern 0,05 oder weniger (BLACKWELL et al., 2000). Tab. 1: Geschätztes relatives Sterberisiko an Bronchialkarzinomen nach Beendigung des Nikotinkonsums: Nichtraucher und Ex-Raucher verglichen mit aktuellen Rauchern (Stopp: Beendigung des Nikotinkonsums entsprechend Alterstufen in Jahren) Relatives Risiko Alter 55 Männer -Nichtraucher -Stopp 30-39 -Stopp 40-49 -Stopp 50-54 -Stopp 55-59 -Stopp 60-64 -Aktueller Raucher Alter 65 Alter 75 Alter 55 Alter 65 Alter 75 0,07 0,17 0,40 1,0 0,05 0,11 0,22 0,33 0,60 1,0 0,04 0,10 0,15 0,23 0,31 0,49 1,0 Frauen 0,05 0,14 0,36 1,0 0,03 0,09 0,18 0,29 0,56 1,0 0,03 0,07 0,12 0,19 0,27 0,45 1,0 Die Rolle des Passivrauchens wird kontrovers diskutiert. Die größte bislang durchgeführte Multicenterstudie zum Lungenkrebsrisiko bei Passivrauchern ergab für Deutschland eine Erhöhung des Risikos auf das 1,5fache bei starker Passivrauchexposition im Kindesalter 8 / 110 (durch die Eltern), in der Freizeit und am Arbeitsplatz. Dauerte die Belastung am Arbeitsplatz durch stark verrauchte Arbeitsräume länger als zehn Jahre, zeigte sich ein fast doppelt so hohes Krebsrisiko verglichen mit den nicht oder nur geringbelasteten Personen (BOFFETO, 1999). Das bedeutsamste Karzinogen ist Teer. Der Teergehalt wird zwar durch den Filter reduziert, durch tiefere Inhalationen kann dieser Schutzeffekt aber wieder vernichtet werden (STUSCHKE et al., 1996). Weitere Karzinogene stellen Asbest, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, Chrom, Nickel, Beryllium und Arsen dar (WOLF et al., 1997). Das Risiko, nach Asbestexposition an einem Bronchialkarzinom zu erkranken, ist für Nichtraucher eher gering. Dagegen bedeutet das Zusammentreffen von Asbestexposition und langjährigem Rauchen eine Erhöhung des Karzinomrisikos auf das 90fache im Vergleich zu einer nichtrauchenden „Normalpopulation“. Der kanzerogene Effekt von Asbest und Zigarettenrauchen ist also multiplikativ. Die Latenzzeit zwischen Exposition und Tumormanifestation liegt im Mittel bei 25 Jahren (RÖSLER et al., 1993). Man nimmt an, dass das natürliche radioaktive Gas Radon in bestimmten geographischen Regionen signifikant zur Exposition des Respirationstraktes gegenüber Strahlung beiträgt (STEVENS und LOWE, 1997; NRC, NATIONAL RESEARCH COUNCIL, 1999). Neben kanzerogenen Expositionen sind auch anlagebedingte Faktoren für die Entstehung eines Bronchialkarzinoms erwähnenswert. Angehörige von Patienten mit Lungenkarzinomen weisen ein bis zu 2,5fach erhöhtes Risiko auf (MÜLLER-HÖCKER, 2000). Allerdings muss bemerkt werden, dass trotz der Vielzahl der beim Bronchialkarzinom nachgewiesenen molekularen Veränderungen, die entscheidenden Schritte in der Entstehung dieser Tumore nicht bekannt sind (WOLF et al., 1997). Unklar ist, welche Bedeutung den genetisch determinierten Enzymsystemen, insbesondere den mischfunktionellen Hydroxylasen (Cytochrom-p-450-System) zukommt, die bei der Metabolisation und Aktivierung von Kanzerogenen eine Rolle spielen. Molekulargenetische Untersuchungen haben gezeigt, dass der Prozess der Kanzerisierung mit mehrfachen Mutationen des nukleären Genoms assoziiert ist (MÜLLER-HÖCKER, 2000). In der Entstehung des Bronchialkarzinoms scheinen sowohl aktivierte Protoonkogene als auch alterierte Supressorgene involviert zu sein. Aus dem Bereich der Tumorsuppressorgene ist mit einer Frequenz von 50-70% eine Veränderung von dem p53Gen beim nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom nachweisbar (HOLLSTEIN et al., 1991; BRAMBILLA et al., 1997). Eine Metaanalyse zur Rolle des p53 als Prognosefaktor 9 / 110 zeigte, dass ein abnormer p53-Status in allen Tumorkategorien mit einer schlechten Prognose assoziiert war (STEELS et al., 2001). Neben p53 lassen sich außerdem Deletionen der Tumorsupressorregionen nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom 3p in etwa 50% der Patienten mit nachweisen. Unter den aktivierten Onkogenen kommt den Ras-Onkogenen eine besondere Bedeutung zu. Onkogene aus der Ras-Familie codieren für ein membranassoziertes 21KD-Proteinprodukt, das Guaninnukleotide bindet, Guanosintriphosphataktivität besitzt und in der Signaltransduktion involviert ist (FISCHER et al., 2001). Ras-Punktmutationen finden sich in etwa 30% der nichtkleinzelligen Bronchialkarzinome. Von besonderer Bedeutung ist dabei die K-RasMutation als eine spezifische Form der Mutation bei Adenokarzinomen (WOLF, 1997). 2.3. Histologie & Lokalisation Die vier wichtigsten histologischen Typen des Lungenkarzinoms sind laut STEVENS und LOWE das Plattenepithelkarzinom mit einer Häufigkeit von etwa 50%, das kleinzellige anaplastische Karzinom mit einer Häufigkeit von etwa 20%, das Adenokarzinom mit einer Häufigkeit von etwa 20% sowie das großzellige anaplastische Karzinom mit etwa 10%. Ein kleiner Anteil der Tumore kann ein gemischtes Differenzierungsmuster zeigen, wobei insbesondere gemischte Adenokarzinome / Plattenepithelkarzinome auftreten. In der Klassifikation der WHO (3. Ausgabe 1999) wird in differenzierte und undifferenzierte Karzinome unterschieden. Zu den differenzierten Karzinomen zählen das Plattenepithelkarzinom, das Adenokarzinom und kombinierte adeno-squamöse Karzinome. Undifferenzierte Karzinome sind das kleinzellige und das großzellige Karzinom (TRAVIS et al., 1999) Plattenepithelkarzinome liegen meist zentral, in den großen Bronchien meist peripher der ersten Aufzweigung und verursachen oft eine Bronchusobstruktion. Ein multizentrisches Vorkommen ist selten. Die überwiegende Mehrheit der Plattenepithelkarzinome kommt bei Männern vor. Etwa 98% aller Patienten sind Raucher. Im Vergleich zu anderen Tumorarten wachsen sie relativ langsam. Die Tumorzellen beim Plattenepithelkarzinom haben ein gut entwickeltes Zytoplasma, das gelegentlich eosinophil ist. Die Zellkerne zeigen Atypien und Mitosen. Die Tumorzellen bilden große Zellkomplexe und oft kann man einen Einbruch in die Lymphbahnen beobachten. Plattenepithelkarzinome verhornen unterschiedlich stark. Die Differenzierungsgrade des Tumors werden entsprechend der Stärke der Verhornung und des Ausmaßes an Atypien angegeben. Man unterscheidet zwischen: 10 / 110 1) hoch differenziertem verhornendem Plattenepithelkarzinom 2) mittelgradig differenziertem Plattenepithelkarzinom 3) wenig differenziertem Plattenepithelkarzinom (NOLTENIUS, 1987; MÜLLER, 1994). 90% der Plattenepithelkarzinome sind zentral in Lappen-, Segment- oder Subsegmentbronchien lokalisiert. 10% sind peripher lokalisiert und machen 50% der Pankoast-Tumore aus. Diese Bronchialkarzinome nehmen ihren Ausgang von einer Lungenspitze, infiltrieren frühzeitig in Pleura, Armplexus, Rippen und Weichteile der oberen Thoraxapertur (MÜLLER-HÖCKER, 2000). Adenokarzinome wachsen meist in der Peripherie der Bronchien und infiltrieren die Pleura. Sie können lange asymptomatisch bleiben und wachsen langsam, neigen jedoch zu früher Metastasierung. Histologisch zeichnen sie sich durch ausgeprägte Infiltration von Blutgefäßen aus (STUSCHKE et al., 1996; MÜLLER 1994). Besteht keine Metastasierung, hat diese Untergruppe eine bessere Prognose als andere Lungenkrebsarten (STEVENS und LOWE, 1997). Die Inzidenz des Adenokarzinoms ist geschlechtsabhängig. Der Anstieg der Adenokarzinome ist bei Frauen stärker als bei Männern (MORGAN et al., 2000). Nach der WHO-Klassifikation 1999 lassen sich lichtmikroskopisch folgende Typen unterscheiden: 1) Azinäre Adenokarzinome 2) papilläre Adenokarzinome 3) solide schleimbildende Adenokarzinome 4) bronchioloalveoläre Karzinome, sog. Alveolarzellkarzinome (TRAVIS et al., 1999). Die bronchioloalveolären Karzinome leiten sich teilweise von Pneumozyten Typ II, teilweise von Clarazellen ab und können auch eine Schleimbildung aufweisen (MÜLLERHÖCKER, 2000). Ein besonderes histologisches Merkmal ist die Ausbreitung entlang der Septen. Das Karzinom kann als lokalisierter Knoten, multipel oder diffus wachsen (STUSCHKE et al., 1996). Häufig sind peripher gelegene Adenomkarzinome verbunden mit Narben oder interstitieller Fibrose (REITEMEYER, 1986). Es ist jedoch nicht sicher, dass diese Art der Narben-Karzinome tatsächlich infolge einer vernarbenden Entzündung 11 / 110 entstehen. Das Narbengewebe könnte durch tumorbedingte Atelektase vorgetäuscht werden (NOLTENIUS, 1987). Beim großzelligen Karzinom ist keine Differenzierung und somit keine Klassifizierung möglich. Elektromikroskopisch können jedoch oft Merkmale dargestellt werden, die entweder auf einen plattenepithelialen oder einen adenokarinomatösen Ursprung hindeuten. Wie die Adenokarzinome neigen die großzelligen Karzinome zur frühen hämatogenen Ausbreitung . Sie haben eine schlechte Prognose und sind zum Zeitpunkt der Diagnosestellung oft schon sehr ausgedehnt (STEVENS und LOWE, 1997). Das kleinzellige Bronchialkarzinom ist am häufigsten bei starken Rauchern mit frühem Beginn zu finden und bei Beschäftigten im Uranbau. 90% der kleinzelligen Karzinome entstehen zentral (MÜLLER-HÖCKER, 2000). Es sind überwiegend Männer befallen. Bei der Mehrzahl der kleinzelligen Karzinome sind die Zellen klein und liegen dicht nebeneinander. Die kleinzelligen Karzinome entstehen im Bronchialepithel, weisen jedoch eine Differenzierung in neuroendokrine Zellen auf, wodurch sich paraneoplastische Syndrome erklären lassen. Zum Zeitpunkt der Diagnosestellung haben bereits ca. 85% metastasiert, da dieser histologische Typ sehr schnell wächst und früh Metastasen bildet (STEVENS und LOWE, 1997). Das Bronchialkarzinom präsentiert sich histologisch als eine heterogene Gruppe. Aufgrund der Unterschiede im biologischen Verhalten, wie auch im Ansprechen auf eine Behandlung, werden klinisch das kleinzellige Bronchialkarzinome und den nichtkleinzellige Bronchialkarzinome unterschieden (STUSCHKE et al., 1996). 2.4. Stadieneinteilung Die Notwendigkeit einer Klassifizierung und Stadieneinteilung ergibt sich aus der Tatsache, dass Größe und Ausbreitung einer malignen Geschwulst in entscheidendem Umfang die Prognose und Therapieentscheidung beeinflussen. In den nachfolgenden Tabellen ist die Stadieneinteilung des Bronchialkarzinoms nach dem TNM-System dargestellt. Dieses System berücksichtigt die Tumorgröße, die regionären Lymphknoten und die Fernmetastasen (UICC, 1997). 12 / 110 Tab. 2: Klinische TNM- Klassifikation der UICC 1997 Primärtumor TX Primärtumor kann nicht beurteilt werden / positive Zytologie, jedoch Tumor weder radiologisch noch bronchoskopisch sichtbar T0 Kein Anhalt für Primärtumor Tis Carcinoma in situ T1 Tumor 3 cm oder weniger in größter Ausdehnung T2 Tumor mehr als 3 cm Ausbreitung in Hilusregion / Invasion von viszeraler Pleura / Befall des Hauptbronchus, 2 cm oder weiter distal der Carina/ Atelektase oder obstruktive Entzündung bis zum Hilus T3 Tumor jeder Größe mit Befall von Brustwand / Zwerchfell / parietales Perikard / mediastinale Pleura / totale Atelektase / Tumor im Hauptbronchus weniger als 2 cm distal der Carina T4 Tumor jeder Größe mit Befall von Mediastinum / Herz / großen Gefäßen / Trachea / Ösophagus/ Wirbelkörper / Carina / Tumor mit malignem Pleuraerguss N Regionäre Lymphknoten NX Regionäre Lymphknoten (LK) können nicht beurteilt werden N0 Keine regionären Lymphknotenmetastasen N1 Metastasen in ipsilateralen peribronchialen LK und/oder in ipsilateralen Hilus-LK N2 Metastasen in ipsilateralen, mediastinale und/oder subcranialen LK N3 Metastasen in kontralateralen mediastinalen, kontralateralen Hilus-, ipsi- oder kontralateralen Skalenus- oder supraklavikulären LK M Metastasen MX Das Vorliegen von Fernmetastasen kann nicht beurteilt werden M0 Keine Fernmetastasen M1 Fernmetastasen vorhanden 13 / 110 Tab. 3: Stadiengruppierung des Bronchialkarzinoms unter Berücksichtigung von T, N, M (UICC 1997) Okkultes Karzinom TX N0 M0 Stadium 0 Tis N0 M0 Stadium I A T1 N0 M0 Stadium I B T2 N0 M0 Stadium II A T1 N1 M0 Stadium II B T2 N1 M0; T3 N0 M0 Stadium III A T1 N2 M0; T2 N2 M0; Stadium III B Jedes T N3 M0; T 4 Jedes N M0 Stadium IV Jedes T Jedes N 2.5. T3 N1 M0; T3 N2 M0 M1 Metastatische Ausbreitung & Prognose Der Krankheitsverlauf und das Schicksal von Patienten mit bösartigen Lungentumoren werden entscheidend vom Ausmaß und Ort der Metastasierung geprägt. Die Tumorausbreitung erfolgt hierbei über drei Wege: lokal (intrathorakal), regional (über Lymphbahnen) und hämatogen (Fernmetastasen) (STUSCHKE et al., 1996). Plattenepithelkarzinome zeigen zum Zeitpunkt der Diagnose überwiegend eine lokale Manifestation, eventuell mit hilären Lymphknotenmetastasen. Hämatogene Metastasen sind hingegen zum Zeitpunkt der Diagnose selten. Insbesondere bei Adenokarzinomen und großzelligen Karzinomen besteht dagegen zum Zeitpunkt der Diagnose häufig eine hämatogene Streuung (MÜLLER-HÖCKER, 2000). Bei der hämatogenen Metastasierung können alle Organe und Körperregionen befallen werden. Nach den Ergebnissen zahlreicher Studien sind bei primären bösartigen Lungentumoren hämatogene Metastasen in der Leber mit 40%, nach den thorakalen Lymphknoten, die häufigste Metastasenlokalisation. Weitere, im Rahmen der Fernmetastasierung bevorzugte Organe sind Skelettsystem (28,9%), Nebennieren (26,1%) und das ZNS (14%). Bei der lymphogenen Ausbreitung bösartiger Lungentumore sind zunächst die regionären intrapulmonalen und hiliären Lymphknoten beteiligt. Diese dem N1-Stadium der TNMKlassifikation entsprechenden Lymphknoten weisen nach Untersuchungen aus dem Obduktionsgut in 82,5 % der Fälle einen metastatischen Tumorbefall auf. Mediastinale Lymphknoten sind in 57% der Fälle befallen. Der Nachweis ipsilateraler mediastinaler 14 / 110 Lymphknotenmetastasen, also eines N2-Stadiums, bedingt eine gegenüber dem N1Stadium deutliche Verschlechterung der Prognose. Der Bifurkationslymphknoten ist die häufigste mediastinale Metastasenlokalisation - unabhängig von der Lappenlokalisation der Primärtumore. In diesem Bereich konnten für die kontralaterale mediastinale Metastasierung verantwortliche, zur Gegenseite kreuzende Lymphgefäßverbindungen nachgewiesen werden (JUNKER et al, 1989). Nach einer retrospektiven Analyse von 3750 Patienten lag die 5-Jahres-Überlebensrate im Stadium I zwischen 36% und 62%, im Stadium II zwischen 23% und 34%, im Stadium III zwischen 5% und 8% sowie im Stadium IV bei nur 2% (MOUNTAIN, 1986). Im Allgemeinen lässt sich feststellen, dass die Prognose für Patienten mit gesicherten nichtkleinzelligen bösartigen Lungentumoren bei einer 5-Jahres-Überlebensrate von weniger als 10% weiterhin ausgesprochen schlecht ist (MÜLLER, 2002). 2.6. Aktivitätsindex zur Beurteilung des Allgemeinzustandes Sowohl die Therapie als auch die Prognose werden in einem erheblichen Umfang vom Allgemeinzustand des Patienten beeinflusst. In der klinischen Onkologie werden Schemata zur Beurteilung des Allgemeinzustandes verwendet. In den nachfolgenden Tabellen wird einmal das Schema nach Karnofsky sowie die Befindlichkeitsskala nach EORT/RTOG/WHO beschrieben (SAUER, 1996). (Tab. 4) 15 / 110 Tab. 4: Beurteilung des Allgemeinzustandes nach dem Karnofsky-Index 100 % Normale Aktivität, keine sichtbaren Krankheitszeichen, Normalität 90 % Fähigkeit zu normaler Aktivität, keine Symptome oder Krankheitszeichen 80 % Normale Aktivität unter Anstrengung, einige Krankheitszeichen oder Symptome 70 % Patient kann sich selbst versorgen, ist aber zu normaler Aktivität und zur Arbeit unfähig 60 % Patient braucht gelegentlich Hilfe, kann aber die meisten Angelegenheiten selbst erledigen 50 % Patient ist beträchtlich hilfsbedürftig, benötigt oft medizinische Pflege 40 % Patient ist auf Pflege und Hilfe angewiesen 30 % Starke Behinderung, Krankenhausaufnahme indiziert, noch keine Lebensgefahr 20 % Krankenhausaufnahme notwendig, starke Krankheitszeichen, supportive Therapie notwendig 10 % Sterben Tab. 5: Befindlichkeitsskala nach EORTC/RTOG/WHO Grad 0 Volle körperliche Leistungsfähigkeit (Karnofsky 100) Grad 1 Geringe körperliche Beeinträchtigung wie leichte Ermüdung, Abgeschlagenheit (Karnofsky 90-80) Grad 2 Mäßige körperliche Beeinträchtigung: starke Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Selbstversorgung noch möglich (Karnofsky 60-70 ) Grad 3 Starke körperliche Beeinträchtigung: starke Müdigkeit, zeitweise Bettlägerigkeit, Selbstversorgung nur noch mit Hilfe (Karnofsky 40-50) Grad 4 Massive körperliche Beeinträchtigung: ständige Bettlägerigkeit, Hospitalisation notwendig (Karnofsky < 40) 16 / 110 2.7. Diagnose Beim Bronchialkarzinom bestimmen drei Überlegungen das diagnostische Vorgehen: die Festlegung von Ausdehnung und histologischem Typ des Primärtumors, die Festlegung einer ggf. vorhandenen Metastasierung sowie ihrer Lokalisation und schließlich die Analyse der Funktion von Atmung und Kreislauf hinsichtlich eines möglichen geplanten Operationseingriffes (PANKOW et al, 1995). Die klinischen Symptome wie Husten, Hämoptoe, Dyspnoe, Fieber, Thoraxschmerz und Appetitlosigkeit sind uncharakteristisch (UKENA et al, 2002). Lediglich direkte Symptome durch lokal oder systemisch fortgeschrittene Tumorausbreitung wie Heiserkeit (Rekurrensparese), Dysphagie (Ösophagusinfiltration) und reduzierter Allgemeinzustand (Karnofsky-Index < 70) sind charakteristisch. Bei der klinischen Untersuchung sind neben Perkussion und Auskultation der Lunge, vor allen Dingen die Palpation der Lymphknoten, speziell der supraklavikulären Lymphknotenregionen, von Wichtigkeit. Bei der apparativen Diagnostik zur Erfassung des Primärtumors sowie der Fernmetastasen konventionelle Radiologie, der Ultraschall, die haben die Computertomographie und die Magnetresonanztomographie, die Bronchoskopie und die Mediastinoskopie eine wichtige Funktion (STUSCHKE et al., 1996). Bei radiologischem Tumorverdacht kann in ca. 50% der Fälle bronchoskopisch ein Tumor erfasst werden. Für endobronchial sichtbare Tumore oder Schleimhautalterationen ist die Zangenbiopsie der Goldstandard. Mittels der transbronchialen Nadelaspiration können zytologische Präparate aus tieferliegenden Tumoranteilen gewonnen werden, besonders bei endobronchial nicht sichtbaren Tumoren oder Lymphknoten. Eine Bronchiallavage zur zytologischen Aufarbeitung sollte sich anschließen. Als zusätzliche zytologische Methode mit niedriger Komplikationsrate und hoher diagnostischer (BÜLTZINGSLÖWEN Ausbeute et al., kann 2000; der Bürstenabstrich HERTH et al., eingesetzt 2002). werden Bei allen Therapieentscheidungen auf der Basis des klinischen Tumorstadiums muss bedacht werden, dass nur in durchschnittlich etwa 50% bis 60% der Fälle eine Übereinstimmung zwischen klinischem Staging und pathologischem Staging besteht. Die Indikation zur invasiven Abklärung aller fraglichen Befunde sollte daher großzügig gestellt werden (BÜLZEBRUCK et al., 1992; HOFFMANN et al., 2002). Eine gering belastende invasive Methode zur histologischen Diagnosesicherung ist die Lymphknotenbiopsie oder Exstirpation von palpatorisch auffälligen zervikalen oder supraklavikulären Lymphknoten. Mittels der Mediastinoskopie können paratracheale, tracheobronchiale und Bifurkationslymphknoten im Mediastinum beurteilt werden. Die Videothorakoskopie ist 17 / 110 eine neue, elegante Methode zum prätherapeutischen Staging. Sie erfolgt in Allgemeinnarkose mit Doppellumenintubation, um eine Atelektase der ipsilateralen Lunge zu gewährleisten. Es werden zwei bis drei Trokarinzisionen im dritten und vierten Interkostalraum (ICR) angelegt und die Optik über eine Inzision in den fünften ICR eingeführt. Die Videothoraskopie erlaubt neben der Biopsie mediastinaler Lymphknoten eine direkte Visualisierung des Tumors mit Abklärung einer fraglichen hilären oder mediastinalen Kompression bzw. Infiltration. Nachteilig gegenüber der Medianoskopie ist die Möglichkeit der ausschließlich einseitigen Exploration (HOFFMAN et al., 2002). In den letzten Jahren hat die Untersuchung sog. Tumormarker Aufmerksamkeit gefunden. Hier sind die neurospezifischen Enolase (NSE), das karzinoembryonale Antigen (CEA), besondere Proteine, wie CA 50 und Tissue polypeptide antigen sowie andere neuroendokrine oder epitheliale Marker zu nennen. Sie sind bedeutend für die Verlaufsbeurteilung und weniger für die direkte Diagnostik oder Frühdiagnostik von Karzinomen (BERGMANN et al., 1993; BUCCHERI et al., 1992; PANKOW et al., 1995). Zur Strategie der Frühdiagnose ist anzumerken, dass die optimale Früherkennung des Bronchialkarzinoms noch nicht befriedigend geklärt ist. Es gibt röntgenologische und zytologische Ansätze, wobei die Ersteren im Vergleich leistungsfähiger waren, da bei ihnen die Frage der Beurteilungsqualität nicht so kritisch ist. 2.8. Therapie 2.8.1. Operative Behandlung Die chirurgische Behandlung des nichtkleinzelligen Bronchialkarzinoms im Stadium I und II, d.h. bei T1-2 Karzinomen mit oder ohne peribronchialen oder ipsilateral-hiliären Lymphknotenbefall (N0, N1), ist seit drei Jahrzehnten unverändert die Therapie der Wahl (MARTIN et al., 1977; MEYER et al., 1987; MARTIN et al., 1988; VOGTMYOKOPF et al., 1989; STUSCHKE et al., 1996; BRANSCHEID et al., 1997; PRÄUER et al., 2000; DIENEMANN, 2001). Die diagnostischen Maßnahmen sollten zum Ziel haben, die onkologische, die funktionelle sowie die allgemeine Operabililät abzuklären (GOLDSTRAW et al., 1991). Nur ca. 40% der Patienten können nach adäquater präoperativer Diagnostik einer Operation zugeführt werden (BRANSCHEID, 1997). Eine respiratorische Globalinsuffizienz bedeutet in der Regel funktionelle Inoperabilität. Die Einsekundenkapazität (FEV1) hat sich als der wichtigste Parameter zur Abschätzung des operativen Risikos und der späten 18 / 110 postoperativen Lungenfunktion erwiesen. Die postoperative FEV1 muss in jedem Fall größer als 800 ml sein, um einen resezierenden Eingriff zuzulassen (HOFFMANN et al., 2002). Die chirurgische Therapie des nichtkleinzelligen Bronchialkarzinoms mit kurativer Zielsetzung setzt voraus, dass sich die Erkrankung auf den Thorax beschränkt. Die komplette, d.h. radikale Standardresektionsverfahren Resektion sind die des Tumors Lobektomie, ist die eine Vorraussetzung. Bilobektomie oder die Pneumonektomie. Nicht-anatomische oder atypische Lungenresektionen sind nur in Ausnahmefällen bei Hochrisikopatienten gerechtfertigt. Nichtbefallene Lungenlappen sollten erhalten und ggf. reanastomosiert werden (bronchoplastische Operationen). Eine Tumoreröffnung intraoperativ ist zu vermeiden, um eine Tumorverschleppung zu verhindern. Die En-block-Resektion aller infiltrierten Strukturen ist daher obligat. Alle Resektionsränder (Bronchus, Gefäße, periphere Absetzungsränder) sollten intraoperativ mittels Schnellschnittdiagnostik mikroskopisch auf Tumorfreiheit überprüft werden um ggf., soweit funktionell und technisch möglich, eine Nachresektion vorzunehmen (BRANSCHEID, 1997; SUNDER-PLASMANN, 1997; HOFFMANN et al., 2002). Die Lymphadenektomie ist ein wesentlicher Bestandteil der Malignomchirurgie. Bei unsachgemäßer oder nicht durchgeführter Lymphadenektomie ist auch bei noch so suffizienter Lungenparenchymresektion das Lympphknotenrezidiv sicher (MEYER et al., 1987; VOGT-MYOKOPF et al., 1989; WARREN et al., 1994; GINSBERG et al., 1995). Junker und Müller konnten in ihrer Studie in 45% der Fälle nachweisen, dass beim Bronchialkarzinom im Verlauf des anzunehmenden Metastasierungsweges, Lymphknoten übersprungen werden. Jeder Lymphknoten kann als erste Manifestation der lymphogenen Metastasierung in Frage kommen (JUNKER et al., 1989). Jeder N1 Lymphknotenstatus beeinträchtigt insgesamt die Prognose (SCHNEIPP-MENDELSSOHN et al., 1997). Die Ergebnisse der chirurgischen Therapie beim nichtkleinzelligen Bronchialkarzinom werden durch die perioperative Letalität und das Langzeitüberleben nach Resektion bestimmt. Die perioperative Letalität wird im Wesentlichen durch Patientenfaktoren wie Alter und Komorbidität beeinflusst. Tumorabhängige Faktoren bestimmen die Größe des Eingriffs (HOFFMAN et al., 2002). Dominierender prognostischer Faktor für das Langzeitüberleben ist die Radikalität der Resektion (DIENEMANN et al., 2001). Die 5-Jahres-Überlebensraten nach chirurgischer Therapie werden in der Literatur im Stadium Ia mit 67-70%, im Stadium Ib mit 57-60%, im Stadium IIa mit 52-55%, im Stadium IIb 33-38% und im Stadium IIIa mit 15-25% beschrieben (SCHNEIDER et al., 19 / 110 1995; HÄUSSINGER et al., 1996; MOUNTAIN, 1996). In der nachfolgenden Tabelle 6 werden die Ergebnisse der operativen Therapie im Patientengut der Thoraxklinik Heidelberg aus den Jahren 1988 bis 1997 beispielhaft dargestellt (HOFFMAN et al., 2002). Tab. 6: Langzeitüberleben nach kurativer Operation (R0-Resektion) beim nichtkleinzelligen Bronchialkarzinom P-Stadium N I 684 II 415 IIIA 299 IIIB 273 1 Jahr 88% 79% 65% 57% 3 Jahr 70% 51% 37% 26% 5 Jahr 57% 41% 25% 20% 7 Jahr 48% 36% 17% 14% Median (Monate) 82 38 22 16 2.8.2. Strahlentherapeutische Behandlung Für 70-80% aller Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom ist die Strahlentherapie die einzig wirksame Behandlung, die angeboten werden kann. Es handelt sich um jene Patienten, bei denen die prognostischen Vorteile einer Resektionsoperation wegen Inoperabilität des Patienten oder wegen nicht mehr gegebener Resektabilität des Tumors nicht genutzt werden können (O’CONNOR, 1985; EMAMI et al., 1992; SCHMIDT, 1995). Eine moderne Strahlentherapie kann heute auf eine hochwertige Ausrüstung nicht mehr verzichten. Dazu gehören moderne Elektronenbeschleuniger mit der Möglichkeit, Photonen- und Elektronenstrahlen unterschiedlicher Energien zu erzeugen und den pathologisch anatomischen Erfordernissen anzupassen (GADEMANN et al., 1996). Ergänzt wird die perkutane Strahlentherapie durch die Möglichkeit, in einem kleinen Volumen durch Kontaktbestrahlung mit einem Radionuklid eine hohe Dosis einzustrahlen. Dies gelingt mit der Afterloading-Methode, meist in High-Dose-Verfahren mit Iridium (192Ir) (KATH et al., 1995; BUSCH et al., 2000). Eine Indikation zur Afterloadingtherapie ist bei stenosierenden Tumoren des Bronchialsystems gegeben. Längerfristige Erfolge sind in der Regel nur bei kleineren Tumoren bis zu einem Querdurchmesser von 3 cm zu erreichen. Jenseits dieser Grenze wird aufgrund des steilen 20 / 110 Dosisabfalls mit zunehmendem Abstand von der Quelle nur noch eine geringe Strahlendosis mit entsprechend geringer Wirkung erreicht (FICHER et al., 2000). Der eigentlichen Strahlentherapie geht eine Therapieplanung für den einzelnen Patienten voraus, die die individuellen anatomischen und topographischen Verhältnisse berücksichtigt. Nur eine für den Einzelfall optimierte Dosisverteilung im Tumorgebiet kann zu dem angestrebten Therapieerfolg führen. Diagnostische Verfahren wie Computertomographie oder/und Kernspintomographie, die den Tumor in vielen Ebenen darstellen können, ermöglichen es, die Bestrahlungsplanung dreidimensional durchzuführen. Dabei ist es möglich, durch Schonung von gesundem Gewebe die Dosis im Tumor zu erhöhen und eine homogenere Dosis einzuhalten. Die Dosis wird so über mehrere, durch ein besonderes System von Satellitenblenden (sog. Multi-LeafKollimatoren) geformte Eintrittsfelder appliziert. Sie berücksichtigen fast ausschließlich den Tumor. Neben- und Spätwirkungen im gesunden Nachbargewebe werden reduziert (ZIMMERMANN et al., 1995; BAUMANN et al.; 2002). Bestrahlt werden die Primärtumorregion, ein Sicherheitssaum von mindestens 1-2 cm über röntgenologischen Tumorgrenzen hinaus, sowie obligat die regionären Lymphabflussgebiete im gleichseitigen Hilus und im Mediastinum und fakultativ die supraklavikulären Lymphknoten. Bei Tumorsitz in einem Oberlappen und/oder bei gesichertem mediastinalen Lymphknotenbefall (N2) sollten aufgrund des dann gehäuften okkulten Befalls, beide supraklavikulären Lymphknotenmanifestationen mitbestrahlt werden. Dies ist nicht erforderlich bei Primärtumorsitz im Mittel- oder Unterlappen, falls die mediastinalen Lymphknoten tumorfrei sind (N0-1). Manifeste kontralaterale Hiluslymphome signalisieren meist eine palliative Situation (SCHMIDT, 1995). Die mehrheitlich empfohlene kurative Gesamtdosis im Zielvolumen an makroskopischen Tumormanifestationen beträgt zwischen 60-70 Gray (Gy) bei einer konventionellen Fraktionierung. Auf okkulte Manifestationen werden 50 Gy appliziert. Dieser Standard basiert auf einer randomisierten Studie der Radiation Therapy Oncology Group (RTOG 7310) (PEREZ et al., 1980; O`CONNOR et al., 1985; RICHARDS et al., 1985; EMAMI et al., 1992). Bei Einzelfraktionen von 1,8 bis 2 Gy pro Bestrahlungstag (konventionelle Fraktionierung) ergeben sich 33-40 Bestrahlungen und damit eine Bestrahlungsdauer von etwa sieben bis acht Wochen. Als unkonventionelle Fraktionierungsschemata werden vereinzelt die Hyperfraktionierung oder akzelerierte Fraktionierung eingesetzt. Bei der Hyperfraktionierung werden reduzierte Einzeldosen meist zweimal pro Tag appliziert. Als 21 / 110 akzelerierte Fraktionierung wird eine Verkürzung der Gesamtbehandlungszeit oder genauer eine Anhebung der Dosis pro Woche über die bei der konventionellen Fraktionierung üblichen 10 Gy bezeichnet. Ziel dieser Verfahren ist eine Erhöhung der lokalen Tumorkontrolle (BAUMANN et al., 2002). Eine Verbesserung der langfristigen Überlebensquoten scheint jedoch bei diesen Fraktionierungsschemata nicht gesichert zu sein (SAUSE et al., 1997; BAUMANN et al., 2001). Im strahlentherapeutischen Alltag nimmt die Radiotherapie als Palliativbehandlung einen herausragenden Platz ein. Auch bei Fernmetastasen in Knochen und Gehirn verspricht die Bestrahlung effektive Linderung und Verhütung von Symptomen. Das Zielvolumen bei der palliativen Strahlentherapie umfasst, integriert die für bestehende oder kurzfristig drohende Symptome bzw. Komplikationen verantwortlichen Tumormanifestationen. Die Gesamtdosen betragen 50-60 Gy bei konventioneller Fraktionierung mit 2 Gy pro Tag. Bei sehr stark reduziertem Allgemeinzustand ist die Applikation von Einzeldosen von 5 Gy eins bis zweimal pro Woche vertretbar. Ein palliativer Erfolg ist bei Gesamtdosen um 20 Gy zu erwarten (SCHMIDT, 1995). Der Pancoast-Tumor nimmt in der Radiotherapie eine Sonderstellung ein. Üblich ist die präoperative Strahlentherapie mit Dosen zwischen 40 und 50 Gy. Nach einer anschließenden Erholungsphase von etwa vier Wochen wird üblicherweise die Operation angeschlossen. Diese kombinierte Therapie führt in 85% der Fälle zu einer lokalen Tumorkontrolle und zu 5-Jahres-Überlebensraten bis zu 25% (O'CONNOR et al., 1985; EARL et al., 1992; ENAMI et al., 1992; LYNCH et al., 1994; SCHMIDT, 1995). Zusammengefasst zeigen die Ergebnisse klinischer Untersuchungen durchschnittliche 5Jahres-Überlebensraten von 20% bei medizinisch inoperablen Patienten mit einem nichtkleinzelligen Bronchialkarzinom im Stadium I und II nach einer Radiotherapie mit 60 Gy in konventioneller Fraktionierung. Betrachtet man alle fernmetastasenfreie Ausgangsstadien zeigen die Ergebnisse der alleinigen perkutanen Strahlentherapie bei 1045% der Fälle eine komplette Remission je nach Patientenkollektiv. Fünf Jahre nach der Therapie leben nur noch etwa 5% (HOLSTI et al., 1980; PEREZ et al., 1982; RICHARDS et al., 1985; SIMPSON et al., 1985; WEISENBUGER et al., 1986; PEREZ et al., 1986; HEILMANN et al., 1987; HAFTY et al., 1988; ZHANG et al., 1989; SCMIDT, 1995; BAUMANN et al., 2001; BAUMANN et al., 2002). 22 / 110 2.8.3. Chemotherapeutische Behandlung Da nichtkleinzellige Bronchialkarzinome durch eine niedrigere Proliferationsrate eine langsamere Wachstumsgeschwindigkeit und eine spätere Metastasierung als zum Beispiel das kleinzellige Bronchialkarzinom aufweisen, ist die Ansprechbarkeit gegenüber einer Chemotherapie geringer. Die Ergebnisse, insbesondere in der Behandlung der fortgeschrittenen Stadien des nichtkleinzelligen Bronchialkarzinoms, sind immer noch unbefriedigend. Die Remissionsraten liegen bei den metastasierten Stadien deutlich unter 40%, meist zwischen 20 und 30% und das mediane Überleben beträgt in den meisten Studien lediglich wenige Wochen (GANZ et al., 1984; WILLIAMS et al., 1987; QUOIX et al., 1988; RAPP et al., 1988; GATZEMEIER, 1995; ANDERSON et al., 2000). Allerdings wurde 1993 in Lancet eine Metaanlyse publiziert, die einen Rückgang der Mortalität beim fortgeschrittenen nichtkleinzelligen Bronchialkarzinom bei therapierten Patienten während der ersten sechs Monate anzeigte, verbunden mit einer Steigerung der Lebensqualität der behandelten Patienten (SOUQUET et al., 1993). In einer randomisierten Studie von Cartei wies die mit Chemotherapie behandelte Gruppe gegenüber der unbehandelten Gruppe einen deutlichen Überlebensvorteil auf. Der Unterschied in der medianen Überlebenszeit von 6,1 Monaten unter Chemotherapie gegenüber 4,0 Monaten in der Kontrollgruppe war mit p<0,0001 hochsignifikant (CARTEI et al., 1993). In einer großen Metaanalyse, die 6247 Patienten aus über 100 Studien erfasste, zeigte sich der Trend zu einer höheren Remissionsrate bei Patienten, die prätherapeutisch ein geringeres Tumorvolumen aufwiesen. Die Chemotherapie im Stadium III war, verglichen mit dem Stadium IV, deutlich effektiver (DONNADIEU et al., 1991). In der Monochemotherapie gehören Carboplatin, Etoposid, Ifosfamid, Vindesin/Vinblastin, Mitomycin C und Cisplatin zu den wichtigen Einzelmedikamenten. Sie können Remissionsraten >15% bewirken. Carboplatin und Etoposid sind in der Monochemotherapie etwas weniger wirksam, es sind aber wichtige Partner im Rahmen von Kombinationstherapien (KRIS et al., 1985; KREISMAN et al., 1987; SCHILLER et al., 2002). Monochemotherapien sind bezüglich Remissionsraten und Remissionsdauer gegenüber einer Polychemotherapie unterlegen (WOLF et al., 2002). Polychemotherapien, die auf Cisplatin basieren, erbrachten in Phase II-Studien hohe Remissionsraten um 40% (BUNN, 1989; KLATERSKY et al., 1989; GRALLA et al., 1991; VON PAWEL et al., 2000). Die Zahl der verschiedenen Chemotherapiekombinationen ist unüberschaubar. In der Mehrzahl der Fälle werden Kombinationen angewandt, die Platinsalze, Isfosfamid, 23 / 110 Vinkaalkaloide und Mitomycin C enthalten. Noch existiert kein akzeptierter Standard. Die Ergebnisse der o.g. Studien weisen eine prinzipielle Effektivität der Chemotherapie nach, so dass es nicht gerechtfertigt ist, grundsätzlich auf eine Chemotherapie zu verzichten. Letztendlich ist es aber nur in Studien möglich, durch Überprüfung und Weiterentwicklung alter und neuer Therapieansätze sowie Erprobung neuer Medikamente, die Ergebnisse der Chemotherapie weiter zu verbessern. 2.8.4. Interdisziplinäre Behandlungskonzepte Die Indikation zur postoperativen Strahlentherapie wird risikoadaptiert in Abhängigkeit von Lymphknotenstatus und Vollständigkeit der Tumorresektion gestellt. Findet man nach kurativer Resektion ein mediastinaler Lymphknotenbefall (N2 oder N3), so werden das Mediastinum und die Tumorregion nachbestrahlt. Auch bei inkompletter Resektion (R1/R2) ist eine postoperative Radiatio indiziert (SCHNEIDER et al., 1995; SAWYER et al., 1997; SERKE et al., 2002). Im Stadium III und IV liegt bislang keine befriedigende Therapie vor. Diese Tumorstadien sind deshalb Gegenstand klinischer Studien, in denen der Einsatz multimodaler Therapiekombinationen aus Strahlentherapie, Chemotherapie und ggf. Operation geprüft wird. Die, der Kombinationsbehandlung zugrunde liegende Rationale, zielt auf die Verstärkung der lokalen Effektivität der Bestrahlung durch Verhinderung der Reparatur des Strahlenschadens, der Zellzyklus-Synchronisierung und der verstärkten Reoxygenierung der Proliferation klonogener Zellen in den Bestrahlungspausen ab (DEWIT, 1987; PHILLIPS, 1996). Weiterhin wird im präoperativen Ansatz der Radiochemotherapie eine Erhöhung der (R0) Resektionsrate erwartet. Auch hätte eine Beseitigung von klinisch inapparenten Mikrometastasen und die potentielle Verringerung der intraoperativen Tumorzellaussaat eine Senkung der Fernmetastasierungsrate zur Folge (RÜBE, 1997; ALBAIN et al., 2000). Besondere Bedeutung könnte ein solcher Therapieansatz für selektionierte Patienten im Stadium IIIB mit ausgedehnter mediastinaler Lymphknotenmetastasierung oder Organinvasion erlangen (THOMAS et al., 2002). Einige randominisierte Phase-II-Studien zur primären simultanen oder sequentiellen Radiochemotherapie zeigen eine signifikante Verbesserung der Überlebenszeit der Patienten gegenüber einer alleinigen Strahlentherapie (LE CHEVALLIER et al., 1992; SHAAKE-KONING et al., 1992; DILLMAN et al., 1996). Dennoch hat die kombinierte Radiochemotherapie keinen Eingang in die Routinebehandlung gefunden. Es bedarf 24 / 110 weiterer multizentrisch angelegter Phase-III-Studien mit größeren Fallzahlen, die diese Konzepte im nationalen und internationalen Rahmen definitiv evaluieren und absichern. In der folgenden Tabelle ist eine Übersicht der derzeitigen Behandlungsstrategien in Abhängigkeit vom Stadium der Erkrankung dargestellt (HUBER et al., 2000; HOFFMAN et al., 2002) Tab. 7: Stadiengerechte Therapie beim nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom Stadium Operation Radiotherapie Chemotherapie I Ja Nur bei Inoperabilität Nur in klinischen Studien II Ja Nur bei Inoperabilität Nur in klinischen Studien IIIA Ja, im Rahmen multimodalen Therapie Ja, bei Inoperabilität, postoperativ bei N2 und/oder R1/R2 Ja, präoperativ IIIB Nein (nur in Einzelfällen) Ja, als primäre Therapie (ggf. postoperativ) In Kombination mit Radiotherapie in klinischen Studien Palliativ Palliativ Palliativ IV 2.9. Akute und chronische Strahlenfolgen Jede Strahlendosis tötet eine bestimmte Anzahl von Zellen ab. Dies wird makroskopisch erst nach der nächsten Zellteilung, die je nach Gewebeart nach Stunden bis Monaten erfolgen kann, sichtbar. In Geweben mit einem hohen Zellumsatz, zum Beispiel Dünndarm, werden durch die Bestrahlung viele Zellen abgetötet, was klinisch zu akuten Reaktionen führt. Diese Frühfolgen sind durch Proliferation der Stammzellen rasch reparabel. Spätfolgen sind dagegen nur partiell zu beheben, weil die Stammzellen einen Teil ihrer Proliferationskapazität verloren haben. Es kommt zu Atrophie (RICHTER et al.,1995). Die RTOG ( Radiation Therapy Onkology Group in den Vereinigten Staaten) unterscheidet zwischen den akuten (Tag 1-90 nach Beginn der Radiotherapie) und den chronischen Strahleneffekten (>90 Tage nach Beginn der Radiotherapie) (SAUER, 1996). Empirische Daten zeigen, wie häufig akute und chronische Strahlenfolgen für verschiedene Gewebe und unterschiedliche Strahlendosen sind. Es ergeben sich die sog. Toleranzdosen (TD). Sie gelten für die jeweilige Strahlenfolge, die mit einer bestimmten statistischen 25 / 110 Wahrscheinlichkeit auftritt. So bedeutet die Angabe einer TD 5/5 von 50 Gy für die Hirnnekrose als Strahlenfolge, dass eine solche Nebenwirkung mit einer Wahrscheinlichkeit von 5% in einem Zeitraum von fünf Jahren beobachtet wird. Die Werte für die Toleranzdosis gelten für eine konventionelle Fraktionierung von fünfmal 2 Gy/Woche und sind als relativ anzusehen. Das bedeutet, dass für jeden Patienten das Risiko einer Strahlenfolge abgeschätzt werden muss, um dann eine für den Patienten akzeptable und zumutbare Toleranzdosis festzulegen (RICHTER et al., 1995). Leider treten bei der Strahlenbehandlung von Lungentumoren fast regelmäßig Nebenwirkungen auf, die jedoch reversibel und durch symptomatische Maßnahmen zu beheben sind. Am häufigsten ist die radiogene Ösophagitis. Gefürchtet ist die Pneumonitis, die häufig erst nach Abschluss der Bestrahlung auftritt. Sie erfordert eine intensive Behandlung mit Antibiotika und Kortikosteroiden. Die sich daraus entwickelnde und radiologisch auch später nachweisbare Fibrose der Lunge verläuft klinisch stumm. Die Kombination aus Chemotherapie und Radiotherapie kann die Inzidenz der Ösophagitis steigern. Dann sind lokale Anästhetika indiziert. Ein besonderes Problem kann die Beeinträchtigung der Knochenmarktätigkeit sein, vor allem wenn eine sehr aggressive Chemotherapie vorrausgegangen ist. Fällt die Leukozytenzahl unter 1000/µl bzw. die Granulozyten unter 500/µl, ist die Gabe von G-CSF ( granulozyte colony stimulation factor) indiziert. Problematisch sind Thrombozytopenien, da effektive Wachstumsfaktoren zur Steigerung der Thrombozytopoese noch nicht zur Verfügung stehen (BUSCH et al., 2000). Das Volumen des mitbestrahlten Normalgewebes hat wesentlichen Einfluss auf die Ausbildung bzw. den Schweregrad von Normalgewebsschäden nach Strahlentherapie. Durch den Einsatz moderner Bestrahlungsplanungstechniken wird das Volumen des mitbestrahlten Normalgewebes, insbesondere der Lunge, deutlich reduziert (BAUMANN et al., 2002). 26 / 110 3. Fragestellung In der Literaturübersicht wurden ausführlich Epidemiologie, Ätiologie und die Ergebnisse der einzelnen Therapieverfahren sowie der interdisziplinären Konzepte in der Behandlung des nichtkleinzelligen Bronchialkarzinoms beschrieben. Die publizierten Daten zeigen, dass die Überlebenswahrscheinlichkeit beim Bronchialkarzinom insgesamt schlecht ist, insbesondere im fortgeschrittenen Stadium. Daten, die sich mit der Problematik des subjektiven Überlebensgewinns beschäftigen, sind kaum vorhanden. Aus diesem Grunde ist das Ziel dieser Arbeit, die klassischen Überlebensparameter zu analysieren und zusätzlich den Netto- Zeit- Überlebensgewinn für den Patienten nach Strahlentherapie eines Bronchialkarzinoms zu ermitteln. 27 / 110 4. Patientengut 4.1. Epidemiologische Daten Zur Analyse wurden Patienten aus dem Behandlungskollektiv der Universitätsklinik Marienhospital Herne der Ruhr-Universität Bochum herangezogen. Es wurden die Krankenunterlagen von Patienten, die in den Jahren 1995 bis einschließlich 1999 an einem nichtkleinzelligen Bronchialkarzinom erstmalig bestrahlt worden sind, untersucht. Zur Auswertung kamen insgesamt 93 Patienten. Von den 93 Patienten waren 80 Personen männlichen und 13 weiblichen Geschlechts. (Abb. 1). 100 80 Anzahl 60 40 20 0 männlich weiblich Abb. 1: Geschlechterverteilung im Gesamtkollektiv Zum Zeitpunkt der Diagnosestellung war der jüngste Patient mit 48 Jahren eine Frau. Der älteste Patient war ein Mann von 83 Jahren. Somit betrug die Altersspannweite im Patientenkollektiv 35 Jahre. Der Median des Alters betrug 66 Jahre und das Durchschnittsalter lag bei 65 Jahren. Die Altersverteilung der Patienten wird in Abbildung X dargestellt. Es wurden Klassen gebildet, die jeweils 4 Jahre umfassen. In der Abbildung ist zu erkennen, dass die 68 bis 72jährigen am häufigsten vertreten waren. Insgesamt entsprach sowohl die Geschlechter- als auch die Altersverteilung den in der Literatur gefundenen Angaben (siehe 2.1.). 28 / 110 Häufigkeit 20 10 0 50,0 58,0 54,0 66,0 62,0 74,0 82,0 70,0 78,0 Alter bei Diagnosestellung Abb. 2: Altersverteilung Gesamtkollektiv 4.1. Tumorlokalisation Bei allen Patienten lag ein nichtkleinzelliges Bronchialkarzinom vor. Die genaue Lokalisation der Tumore ist in Tabelle 8 dargestellt. Fast die Hälfte (47,3%) der Bronchialkarzinome waren zentral im Bereich der großen Bronchien lokalisiert. Dabei war in 26,9% eher die rechte und in 20,4% mehr die linke Seite betroffen. Der Rest verteilte sich auf die Peripherie. Die rechte Lunge war statistisch gesehen häufiger betroffen als die linke Lunge. In vier Fällen wurde in der Lungenspitze ein Pancoast-Tumor beobachtet. Tab. 8: Tumorverteilung Lokalisation Bronchialkarzinom, rechts rechts zentral, hilusnah rechter Oberlappen rechter Mittellappen rechter Unterlappen Anzahl 47 25 10 1 8 Prozent%% 50,6 26,9 10,8 1,1 8,6 keine genaue Zuordnung 3 3,2 links zentral, hilusnah linker Oberlappen linker Unterlappen 42 19 6 8 45,2 20,4 6,5 8,6 keine genaue Zuordnung 9 9,7 4 4.3 Bronchialkarzinom, links Pancoast-Tumor 29 / 110 4.2. Histologie Bei der überwiegenden Mehrheit der malignen Tumore handelte es sich mit 66,0% (n=66) um das Plattenepithelkarzinom. In 20 Fällen lag ein verhornendes Plattenepithelkarzinom vor. Die Mehrheit der Plattenepithelkarzinome war mit 30 Fällen mäßig differenziert. 13 Fälle wiesen eine schlechte und 6 Fälle zeigten eine gute Differenzierung. In einem Fall lag ein anaplastisches Plattenepithelkarzinom vor und in 17 Fällen konnte kein genauer Differenzierungsgrad festgestellt werden. Bezüglich des Geschlechtes überwogen beim Plattenepithelkarzinom mit 59 Fällen die Männer. Am zweitstärksten vertreten war das Adenokarzinom mit 22,6% ( n=21). Von den 21 Patienten waren 17 Frauen. Das großzellige Karzinom trat mit einer Häufigkeit von 6,5% (n=6) auf. Eine Übersicht über die histologische Häufigkeitsverteilung gibt die Abb. 3. wieder. 70 60 Anzahl 50 40 30 20 10 0 Plattenepthel-Ca Adenokarzinom Grosszelliges-Ca Histologie Abb. 3: Histologische Verteilung 4.3. Tumorausbreitung & Stadienverteilung Die Einteilung der Tumorausbreitung wird nach der T-Klassifikation vorgenommen (siehe 2.4.). Ein großer Teil der Patienten im Kollektiv verteilte sich auf die Stadien T2 und T3, wobei 38,7% der Patienten (n=36) das Stadium T2 und 43,0% (n=40) das Stadium T3 aufwiesen. Der Rest der Patienten verteilte sich auf die Stadien T1 und T4. Dabei befanden sich 12 Patienten (12,9%) im Stadium T4. Bei 5,4% (n=5) lag das Stadium T1 vor. Die Ausbreitung des Tumors nach der T-Klassifikation wird in Abb. 4 dargestellt. 30 / 110 50 40 Anzahl 30 20 10 0 T1 T2 T3 T4 TNM-Klassifikation,T-kategorie Abb. 4: Ausbreitung des Tumors nach der T-Klassifikation Bei der Betrachtung des Befalls der regionalen Lymphknoten nach der N-Klassifikation (siehe 2.4.) ist festzustellen, dass in der Mehrzahl der Fälle mit n=36 ein N2-Stadium vorlag. Es folgen mit n=24 das N3-Stadium und mit n=18 das N0-Stadium. Das N1Stadium war mit n=7 Fällen am geringsten vertreten. In 8 Fällen war eine Beurteilung der regionären Lymphknotenmetastasen nicht möglich. (Abb. 5) 40 Anzahl 30 20 10 0 N0 N1 N2 N3 Nx TNM-Klassifikation, N-Kategorie Abb. 5: Befall der regionären Lymphknoten nach der N-Klassifikation Hinsichtlich der M-Klassifikation (siehe 2.4.) wiesen 19,4% (n=18) Fernmetastasen auf. Bei 80,6% (n=75) waren keine Fernmetastasen vorhanden. Betrachtet man die Ausbreitung des Tumors in Abhängigkeit des Befalls der regionären Lymphknoten, so stellt sich das Ergebnis wie in Tabelle 9 dar. Die Mehrheit der Patienten 31 / 110 (n=18) wiesen ein T2N3-Stadium auf. Mit fast gleicher Anzahl traten die Stadien T3N2 (n=14) und T3N3 (n=13) auf. Die Kombination aus einem T4 –Tumor und einem N1Lympfknotenstatus sowie einem Tumor im Stadium T1 und einem N3-Lympfknotenstatus waren im Patientenkollektiv nicht vertreten. In 8 Fällen konnte aufgrund des fehlenden Lymphknotenstatus keine Aussage zur Ausbreitung des Tumors in Abhängigkeit des Befalls der regionären Lymphknoten getroffen werden. Tab. 9: Tumorausbreitung in Abhängigkeit des regionären Lymphknotenbefalls N0 2 6 9 1 T1 T2 T3 T4 N1 1 4 2 N2 2 18 14 2 N3 8 13 3 Fasst man die TNM-Klassifikation in Stadiengruppierungen (siehe 2.4.) zusammen, so befand sich die Mehrheit der Patienten zum Zeitpunkt der Erstdiagnose mit 39,8% (n=37) im Stadium III A. Es folgten mit 26,9% (n=25) das Stadium III B und mit 20,4% (n=19) das Stadium IV. Nur insgesamt12,9% (n=12) der Patienten verteilten sich auf die Stadien I und II. (Abb. 6) 40 Häufigkeit 30 20 10 0 Stadium I A Stadium II A Stadium I B Stadium III A Stadium II B Stadium IV Stadium III B Stadiengruppierung Abb. 6: Stadienverteilung 32 / 110 4.4. Klinische Befunde vor der Radiotherapie 4.4.1. Allgemeinzustand Der Allgemeinzustand der Patienten vor Beginn der Radiotherapie ist unter Zuhilfenahme der KARNOFSKY-SKALA in der nachfolgenden Abbildung dargestellt (siehe 2.6). Die Mehrheit der Patienten wiesen mit 75,3% (n=70) einen Karnofsky-Index zwischen 70-80% auf. Ein Karnofsky-Index über 90% fand sich bei 16,1% der Patienten (n=15), wobei nur eine kleine Gruppe von 3,2% (n=3) eine normale Aktivität, keine sichtbaren Krankheitszeichen und damit einen Index von 100% aufwies. Bei 8,6% der Patienten (n=8) lag der Karnofsky-Index bei 60 %. Patienten mit einem Allgemeinzustand unter 60% nach der Befindlichkeitsskala wurden im Gesamtkollektiv nicht beobachtet. 40 Häufigkeit 30 20 10 0 KI 60 KI 70 KI 80 KI 90 KI 100 Karnofsky-Index Abb. 7: Allgemeinzustand im Patientenkollektiv nach dem Karnofsky-Index Bei 12,9% der Patienten (n=12) war direkt vor Beginn der Radiotherapie ein Krankenhausaufenthalt notwendig. 4.4.2. Begleiterkrankungen Bei der Betrachtung der Begleiterkrankungen, welche die Patienten im Gesamtkollektiv neben der Hauptdiagnose des nichtkleinzelligen Bronchialkarzinoms aufwiesen, ließen sich sechs Klassen unterscheiden. Es traten Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, des Gastrointestinaltraktes, des Bewegungsapparates sowie pulmonale, neurologische und Stoffwechselerkrankungen auf. 14 Patienten waren bereits in ihrer Vorgeschichte an einer anderen bösartigen Erkrankung als dem Bronchialkarzinom erkrankt und geheilt worden. Bei 15,1% (n=14) der Patienten ließ sich keine zusätzliche Begleiterkrankung feststellen. Einzeln betrachtet konnte, bei der Mehrzahl der Patienten, in 32,3% der Fälle, (n=30) nur 33 / 110 eine zusätzliche Erkrankung beobachtet werden. Insgesamt wiesen 42,7% der Patienten (n=49) mehr als eine Begleiterkrankung auf. In 29% der Fälle (n=27) fanden sich neben dem Bronchialkarzinom zwei, gefolgt von 18,3% (n=17) mit drei und 5,4% (n=5) mit vier Begleiterkrankungen. (Abb. 8) 40 Anzahl 30 20 10 0 keine Erkrankung 2 Erkrankungen 1 Erkrankung 4 Erkrankungen 3 Erkrankungen Abb. 8: Zusätzliche Begleiterkrankungen zur Hauptdiagnose des nichtkleinzelligen Bronchialkarzinoms 4.4.3. Atembeschwerden vor Beginn der Radiotherapie Bei Befragung und Untersuchung der Patienten vor Beginn der Radiotherapie, konnte in 52,7% der Fälle (n=49) eine erschwerte Atmung beobachtet werden. 33 Patienten (35,5%) beschrieben Belastungsdyspnoe, bei 11 Patienten (11,8%) wurde Ruhedyspnoe festgestellt und bei 5 Patienten (5,4%) Orthopnoe beobachtet. 44 Patienten (47,3%) gaben keine Atembeschwerden an. Eine quantitative Übersicht über die Atembeschwerden bietet die Abb. 9. Hinsichtlich des Symptoms Husten kann zwischen produktivem Husten und trockenem, unproduktivem Reizhusten unterschieden werden. Vor Beginn der Radiotherapie wiesen insgesamt 35,5% der Patienten (n=33) Husten auf. Davon gaben 15,1% (n=14) Reizhusten und 20,4% (n=19) produktiven Husten an. In der Mehrheit der Fälle (60,4%; n= 60) wurde jedoch kein Husten beschrieben. 34 / 110 50 40 Anzahl 30 20 10 0 kein Husten Ruhedspnoe Belastungsdyspnoe Orthopnoe Abb. 9: Atembeschwerden vor Beginn der Radiotherapie Betrachtet man die Häufigkeit der Atembeschwerden in den einzelnen Stadien, so verteilte sich der Schwerpunkt der Atembeschwerden auf die Stadien III und IV. Die Mehrzahl der Patienten (n=16) im Stadium IIIA zeigte Belastungsdyspnoe. In den Stadien I und II konnte keine Orthopnoe beobachtet werden. Tab. 10: Atembeschwerden in Abhängigkeit des Stadiums Belastungs- Ruhedyspnoe Orthopnoe dyspnoe 1 Stadium IA Stadium IB 4 Stadium IIA 1 1 Stadium IIB Stadium IIIA 16 4 2 Stadium IIIB 8 3 2 Stadium IV 4 2 1 35 / 110 4.4.4. Schmerzen vor Beginn der Radiotherapie 22,6% der Patienten (n=21) gaben Schmerzen vor Beginn der Radiotherapie an. Die Mehrheit der Patienten (77,4%, n=72) war schmerzfrei. 80 Anzahl 60 40 20 0 keine Schmerzen Schmerzen Abb. 10: Schmerzen vor Beginn der Radiotherapie 36 / 110 4.4.5. Gesamtkollektiv & Subkollektive Es erschien nicht sinnvoll, das gesamte Kollektiv bei allen Teilfragen auszuwerten. Aus diesem Grunde wurden Subkollektive gebildet. Die charakteristischen Merkmale dieser Kollektive werden in der folgenden Tabelle 11 gegenübergestellt und zusammengefasst. Tab. 11: Gegenüberstellung des Gesamtkollektivs mit den Subkollektiven Gesamtkollektiv Anzahl Geschlecht (w/m) Alter (in Dekaden) < 50 Jahre 50-60 Jahre 60-70 Jahre > 70 Jahre Histologie Adenokarzinom Plattenepithelkarzinom Großzelliges Karzinom T-Klassifikation T1 T2 T3 T4 N-Klassifikation N0 N1 N2 N3 Nx Stadienverteilung Stadium I Stadium II Stadium IIIA Stadium IIIB Stadium IV Karnofsky-Index 100% 90% 80% 70% 60% 93 Subkollektiv mit kompletten Survivaldaten 76 Subkollektiv mit kurativen Therapieansatz 52 13 / 80 10 / 66 5 / 47 3 25 37 28 2 19 32 23 0 11 23 18 21 66 6 15 55 6 8 42 2 5 36 40 12 5 29 31 11 3 23 19 7 18 7 36 24 8 14 7 29 19 7 9 6 20 12 5 8 4 37 25 19 6 4 29 20 17 6 4 19 15 8 3 12 36 34 8 1 9 30 30 6 0 4 21 23 4 37 / 110 5. Methodik Zur Studie wurden Patienten aus dem Behandlungskollektiv der Universitätsklinik Marienhospital Herne der Ruhr-Universität Bochum herangezogen. Es sind insgesamt 225 Krankenunterlagen von Patienten, die in den Jahren 1995 bis einschließlich 1999 an einem nichtkleinzelligen Bronchialkarzinom bestrahlt worden sind, ausgewertet worden. Damit eine Akte in die Studie aufgenommen wurde, mussten mindestens drei Hauptkriterien erfüllt werden: 1) Zeitpunkt der Erstdiagnose 2) Zeitpunkt der ersten Bestrahlung 3) Feststellung onkologischer Anamnese vor der Erstbestrahlung und im Verlauf der Therapie In das Patientenkollektiv wurden nicht aufgenommen: 1) Patienten, die nur an ihren Metastasen bestrahlt wurden 2) Patienten, die nach der zweiten oder dritten Bestrahlung verstarben Insgesamt entsprachen 93 Patienten den aufgestellten Kriterien. Die Daten sowie die onkologische Anamnese vor und nach der Radiotherapie wurden mit Hilfe des Patientenerhebungsblattes dokumentiert (siehe Anhang). In den Fällen, in denen keine Information über den Todeszeitpunkt vorlag, wurden am 1. August 2000 die jeweiligen Hausärzte der Patienten angeschrieben. Der 1. August 2000 war Stichtag der statistischen Auswertung. Die Patienten wurden vom Zeitpunkt der Erstdiagnose bis zum Stichtag beobachtet. Die Beobachtungszeit betrug insgesamt 9,5 Jahre. Für die Datenverwaltung, Auswertung und Erstellung der Diagramme wurde das Computerprogramm “SPSS“ (Version SPSS 11.0 Windows) verwendet. Die Analyse der Überlebenszeiten im Gesamtkollektiv wurde mit Hilfe der Kaplan-MeierSchätzung als statistische Methode durchgeführt (KAPLAN u. MEIER, 1958). Das Datum der Erstdiagnose wurde als Startzeitpunkt zur Berechnung der Überlebenszeiten gewählt. Das Datum der letzten Beobachtung bzw. des Todes stellte den Endzeitpunkt dar. Der Kaplan-Meier-Schätzer bildet dabei eine stufenförmige Überlebensfunktion mit Sprüngen zu jedem Todeszeitpunkt. Patienten, die die Studie vorzeitig verlassen haben oder die zum Zeitpunkt des Stichtages weiterhin am Leben sind, werden gesondert betrachtet und zensiert. Eine Person trägt beim Kaplan-Meier Verfahren bis zum Zeitpunkt 38 / 110 der Zensierung zum Erstellen der Schätzungsfunktion, als unter Risiko stehende Person bei, nach diesem Zeitpunkt wird sie nicht mehr berücksichtigt. Diese Fälle werden im Graphen mit einem Kreuz markiert. Als Überlebensgewinn haben wir das Produkt aus überlebten Tagen und Lebensqualität definiert. Es wurde die Zeit nach dem Beginn der Radiotherapie bis zum Tod berechnet, von der oben beschriebenen Zeitspanne die Dauer von zehn Wochen abgezogen. Diese zehn Wochen beinhalten die 6wöchige Radiotherapie und vier Wochen einer Erholungsphase. Zur Prüfung der prognostischen Relevanz der betrachteten Parameter wurde der Log-RangTest eingesetzt (PETO et al., 1972). Dieses nicht-parametrische Testverfahren erlaubt den Vergleich zwischen den Überlebenskurven von Subgruppen und prüft dabei gemäß den Ausprägungen eines Merkmals die Signifikanz zwischen den jeweiligen Teilkollektiven (BÜLZEBRUCK 1987). Als Signifikanzschwelle wurde p<0,05 gewählt. Als weitere statistische Methode wurde die Korrelation nach Pearson angewandt, um lineare Zusammenhänge zwischen verschiedenen Variablen darzustellen zu können (TRAMPISCH 1997). Als Signifikanzschwelle wurde ebenfalls p<0,05 gewählt. 39 / 110 6. Ergebnisse 6.1. Gesamtüberleben der Patienten in unserem Kollektiv Der Beobachtungszeitraum erstreckte sich vom Zeitpunkt der Erstdiagnose bis zum Tode oder zum Stichtag als Bestätigungsdatum des Überlebens. Die Beobachtungszeit betrug insgesamt 9,5 Jahre (2/91-8/00). Von den vorliegenden Patientendaten (n=93) wurden die Daten der 76 Patienten ausgewertet, von denen zum Auswertungsstichtag Informationen über das Überleben vorlagen. Davon waren 68 Patienten in dem oben genannten Zeitraum verstorben. acht Patienten haben am Stichtag gelebt und wurden zensiert. Der erste Patient war vier Wochen nach Erstdiagnose des Bronchial-Karzinoms verstorben. Die längste Überlebensdauer betrug 292 Wochen (67,4 Monate). Dieser Patient lebte noch zum Auswertungsstichtag. Die mediane Überlebenszeit aller 76 radiotherapierten Patienten betrug 51 Wochen (11,8 Monate). Die Überlebenswahrscheinlichkeit lag nach einem Jahr bei 47,4%, im zweiten Jahr bei 20,8% und im dritten Jahr bei 10,7%. Die 5-JahresÜberlebenswahrscheinlichkeit aller Patienten lag bei mit 3,3%. Die Überlebenskurve des Gesamtkollektivs ist in Abbildung 11 wiedergegeben, die Überlebenswahrscheinlichkeiten zeigt Tabelle 12. Kum. Überlebenswahrscheinlichkeit 1,0 ,8 ,6 ,4 ,2 Überlebensfunktion Zensiert 0,0 0 100 200 300 Überlebenszeit nach Erstdiagnose in Wochen Abb. 11: Überlebenswahrscheinlichkeit (nach Kaplan-Meier) der bestrahlten Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom (Gesamtkollektiv, n=76) 40 / 110 Tab. 12: Überlebenswahrscheinlichkeit (nach Kaplan-Meier) der bestrahlten Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom (Gesamtkollektiv n=76) Überlebens- Standardfehler wahrscheinlichkeit (SE) 72 8 51 5 1-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeiten (%) 47,4 0,05 2-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeiten (%) 20,8 0,05 3-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeiten (%) 10,7 0,04 5-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeiten (%) 3,3 0,03 Mittlere Überlebenswahrscheinlichkeit (Wochen) Mediane Überlebenswahrscheinlichkeit (Wochen) Zur Homogenisierung der Patientengruppe und zur Reduktion von weiteren unabhängigen Einflussfaktoren wurden Patienten, welche eine Chemotherapie oder eine hoch palliative Gesamtreferenzdosis (< 49 Gy) erhalten hatten, von der folgenden Auswertungen ausgeschlossen. In die weitere Auswertung kamen damit nur Patienten, welche mit einer potenziell kurativen Intention primär oder ergänzend zu einer Operation bestrahlt wurden. Zur Auswertung kamen 52 Patienten. Bei exklusiver Betrachtung dieser Patienten ergab sich eine gering höhere mediane Überlebenszeit von 52 Wochen (12 Monaten). Die Überlebenswahrscheinlichkeit lag ein Jahr nach Erstdiagnose bei 48,1 %, nach zwei Jahren bei 23,2% und nach drei Jahren bei 13,2%. Auch die 5-Jahres- Überlebenswahrscheinlichkeit lag im Vergleich zum Gesamtkollektiv mit 4,0% etwas höher. Die 1- bis 5-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeiten sind in Tabelle 13 aufgeführt und die Überlebenskurve der in kurativer Intention bestrahlten Patienten in Abbildung 11 dargestellt. 41 / 110 Kum. Überlebenswahrscheinlichkeit 1,0 ,8 ,6 ,4 ,2 Überlebensfunktion Zensiert 0,0 0 100 200 300 Überlebenszeit nach Erstdiagnose in Wochen Abb. 12: Überlebenswahrscheinlichkeit (nach Kaplan-Meier) der in kurativer Intention bestrahlten Patienten (n= 52) mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom Tab. 13: Überlebenswahrscheinlichkeit (nach Kaplan-Meier) der in kurativer Intention bestrahlten Patienten (n= 52) mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom Überlebens- Standardfehler wahrscheinlichkeit (SE) 75 11 52 6 1-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeiten (%) 48,1 0,07 2-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeiten (%) 23,2 0,07 3-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeiten (%) 13,2 0,05 5-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeiten (%) 4,0 0,04 Mittlere Überlebenswahrscheinlichkeit (Wochen) Mediane Überlebenswahrscheinlichkeit (Wochen) 42 / 110 6.2. Einfluss tumorbedingter Prognosefaktoren Aus der T1-Kategorie wurden drei Patienten und aus der T2-Kategorie 28 Patienten in kurativer Intention bestrahlt. In die T3-Kategorie fielen 23 Patienten und in die T4Kategorie acht Patienten. Ein Vergleich der medianen Überlebenszeit zeigt mit 201 Wochen (46,4 Monate) einen Vorteil zugunsten der Patientengruppe mit einem T1-Tumor. In dieser Gruppe konnte auch mit 66,6% die höchste 1-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit beobachtet werden. Im weiteren beobachteten Zeitraum blieb diese konstant, da keine weiteren Patienten der T1Kategorie verstorben sind. Für die T2-, T3- und T4-Kategorien wurden im ersten Jahr nach Erstdiagnose annähernd kongruent verlaufende Überlebenskurven beobachtet. Bei der Betrachtung der 1- bis 3-Jahres-Überlebensraten hatten jedoch Patienten mit einem T4Tumor höhere Überlebenswahrscheinlichkeit. Allerdings bezüglich des medianen Überlebens hatte die Patientengruppe mit der T2-Kategorie mit 57 Wochen (13,2 Monaten) einen Überlebensvorteil gegenüber dem Patientenkollektiv mit einem T3- oder T4- Tumor. Insgesamt muss jedoch festgehalten werden, dass die beobachteten Unterschiede nicht statistisch signifikant sind. Die Berechnung des Log-Rang-Tests ergab einen p-Wert von 0,08. In der Abbildung 13 und Tabelle 14 werden die Ergebnisse der Überlebenszeitanalyse in Abhängigkeit der T-Kategorie nochmals dargestellt. Kum. Überlebenswahrscheinlichkeit 1,0 ,8 TNM-Klassifikation T4 ,6 T4-zensiert T3 ,4 T3-zensiert T2 T2-zensiert ,2 T1 T1-zensiert 0,0 0 100 200 300 Überlebenszeit nach Erstdiagnose in Wochen Abb. 13: Überlebenskurve (nach Kaplan-Meier) der in kurativer Intention bestrahlten Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom (n=52) in Abhängigkeit von der TKategorie (Log-Rang-Test: p=0,08) 43 / 110 Tab. 14: Überlebenswahrscheinlichkeit (nach Kaplan-Meier) der in kurativer Intention bestrahlten Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom (n=52) in Abhängigkeit von der T-Kategorie. Überlebenswahrscheinlichkeit (Confidence Interval; CI) T-Klassifikation Mittlere Median Wochen Wochen (CI) 1 Jahr % 2 Jahre % 3 Jahre % 201 201 66,6 66,6 66,6 (56-346) (56-346) 73 57 52,2 29,4 13,0 (45-100) (41-72) 48 47 36,8 - - (36-60) (23-70) 104 56 57,1 42,9 28,6 (38-170) (14-98) (CI) 1 (n = 3) 2 (n = 23) 3 (n = 19) 4 (n = 7) In kurativer Intention wurden in der N0-Kategorie 11 Patienten, in der N1-Kategorie sechs Patienten, in der N2-Kategorie 24 Patienten und in der N3-Kategorie 15 Patienten bestrahlt. In sechs Fällen konnte der Lymphknotenstatus nicht bestimmt werden (Nx). Im Teilkollektiv mit einem unbekannten Lymphknotenstatus wurde mit 126 Wochen die längste mediane Überlebenszeit beobachtet. Die Patienten mit einem N1-Stadium lebten im Median 121 Wochen (27,9 Monate), Patienten mit einem N2-Stadium 52 Wochen (12 Monate) und die Patienten mit einem N3-Stadium 34 Wochen (7,8 Monate). Das Patientenkollektiv mit einem N0-Stadium wies eine mediane Überlebensdauer von 45 Wochen (10,4 Monaten) auf. Die gemeinsame Berechnung des Log-Rang-Testes über alle N-Kategorien ergab mit p=0,929 keinen signifikanten Unterschied in der Überlebensdauer. Jedoch bei der genauen Gegenüberstellung von N1- Kategorie vs. N2- und N3-Kategorie ergab sich mit p=0,007 und p=0,002 ein statistisch signifikanter Einfluss des N-Stadiums auf die Überlebensdauer. Auffallend war ein Überlebensvorteil für Patienten mit einem niedrigerem N-Stadium. Dieser positive Überlebenstrend setzte sich im Vergleich der 1bis 3-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeiten im Patientenkollektiv mit einem N1-, N2und N3-Stadium fort. Tabelle 15 und Abbildung 14 verdeutlichen diesen Sachverhalt. 44 / 110 1,0 Kum. Überlebenswahrscheinlichkeit TNM-Klassifikation Nx ,8 Nx-zensiert N3 ,6 N3-zensiert N2 ,4 N2-zensiert N1 ,2 N1-zensiert N0 0,0 N0-zensiert 0 100 200 300 Überlebenszeit nach Erstdiagnose in Woche Abb. 14: Überlebenskurve (nach Kaplan-Meier) der in kurativer Intention bestrahlten Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom (n=52) in Abhängigkeit von der NKategorie (Log-Rang-Test: Nx, N1, N2, N3 p= 0,929; N1 vs.N2 p=0,007; N1 vs. N3 p=0,002) Tab. 15: Überlebenswahrscheinlichkeit (nach Kaplan-Meier) der in kurativer Intention bestrahlten Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom (n=52) in Abhängigkeit von der N-Kategorie Überlebenswahrscheinlichkeit (Confidence Interval; CI) NKlassifikation 0 (n = 9) 1 (n = 6) 2 (n =20) 3 (n =12) x (n = 5) Mittlere Median Wochen (CI) Wochen (CI) 1 Jahr % 2 Jahre % 3 Jahre % 45 51 44,4 - - (26-64) (0-141) 161 121 83,3 66,7 50,0 (94-228) (41-200) 56 52 50,0 18,0 - (41-70) (21-83) 40 34 25,0 - - (28-51) (15-54) 5 126 60,0 40,0 20,0 (38-212) (0-355) 45 / 110 In dem Patientenkollektiv ohne Chemotherapie und mit einer Gesamtdosis >49 Gy zeigten zum Zeitpunkt der Erstdiagnose sieben Patienten Fernmetastasen (M1- Kategorie). 45 Patienten wiesen keine Fernmetastasen auf und hatten somit die M0-Kategorie. Das M0Stadium hatte einen signifikanten Einfluss auf die Überlebenswahrscheinlichkeit (p<0,001). Patienten der M0-Kategorie lebten im Median 57 Wochen (13,2 Monaten). Im Gegensatz dazu hatten die Patienten der M1-Kategorie eine mediane Überlebenszeit von 17 Wochen (3,9 Monaten). Auch Überlebenswahrscheinlichkeiten bei zeigten der sich Betrachtung der prognostische 1- bis Vorteile 3-Jahresfür die Patientengruppe ohne Fernmetastasen. Im zweiten Jahr nach Erstdiagnose waren alle Patienten mit Fernmetastasen verstorben. In Abbildung 15 sind die Überlebenskurven der beiden Patientenkollektive dargestellt. Tabelle 16 gibt genaue Auskunft über die 1- bis 3Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeiten. Kum. Überlebenswahrscheinlichkeit 1,0 ,8 ,6 TNM-Klassifikation Metastasen vorhanden ,4 Metastasen vorhanden -zensiert ,2 keine Metastasen keine Metastasen 0,0 -zensiert 0 100 200 300 Überlebenszeit nach Erstdiagnose in Wochen Abb. 15: Überlebenskurve (nach Kaplan-Meier) der in kurativer Intention bestrahlten Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom (n=52) in Abhängigkeit von der MKategorie (Log-Rang-Test: p<0,001) 46 / 110 Tab. 16: Überlebenswahrscheinlichkeit (nach Kaplan-Meier) der in kurativer Intention bestrahlten Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom (n=52) in Abhängigkeit von der M-Kategorie Überlebenswahrscheinlichkeit (Confidence Interval; CI) M- Mittlere Median Klassifikation Wochen Wochen (CI) (CI) 84 57 (61-107) (46-67) 22 17 (9-35) (0-36) 0 (n =45) 1 (n = 7) 1 Jahr % 2 Jahre % 3 Jahre % 53,3 26,6 15,3 14,3 - - Bei der Betrachtung des Tumorstadiums in Abhängigkeit vom kurativem Therapieansatz befanden sich 34 Patienten und damit die Mehrheit im Stadium III. Davon wurden im Stadium IIIA 19 und im Stadium IIIB 15 Patienten bestrahlt. Im Stadium I kamen sechs, im Stadium II vier und im Stadium IV acht Patienten zur Auswertung. In der vorliegenden Dissertation wurde das Stadium I und II zu einer einzigen Gruppe zusammengefasst. Der Grund hierfür liegt in der geringen Gruppengröße der genannten Stadien, für die sonst keine aussagekräftigen Berechnungen möglich gewesen wären. Das Tumorstadium erwies sich als ein Faktor mit signifikanten Einfluss auf die Überlebenszeit (p=0,003). Die mediane Überlebenswahrscheinlichkeit für Patienten der Stadien I und II belief sich auf 70 Wochen (16,2 Monate). Wurde bei den Patienten das Stadium IIIA diagnostiziert, so lebten sie im Median 57 Wochen (13,2 Monate). Patienten im Stadium IIIB lebten im Median 48 Wochen (11,1 Monate). Für Patienten im Stadium IV der Erkrankung betrug die mediane Überlebenszeit nur noch 17 Wochen (3,9 Monate). Dieser Sachverhalt ließ erkennen, dass je fortgeschrittener das Tumorstadium eines Patienten war, desto geringer war auch seine mediane Überlebenswahrscheinlichkeit. Die Ergebnisse dieser Analyse sind in Abbildung 16 und Tabelle 17 nochmals ausführlich dargestellt. 47 / 110 Kum. Überlebenswahrscheinlichkeit 1,0 ,8 Tumorstadium St. IV ,6 St. IV-zensiert St. IIIB ,4 St. IIIB-zensiert St. IIIA ,2 St. IIIA-zensiert St. I+II St. I+II-zensiert 0,0 0 100 200 300 Überlebenszeit nach Erstdiagnose in Wochen Abb. 16: Überlebenskurve (nach Kaplan-Meier) der in kurativer Intention bestrahlten Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom (n=52) in Abhängigkeit vom Tumorstadium (St. I, II, IIIA, IIIB, IV) (Log-Rang-Test: p=0,003) Tab. 17: Überlebenswahrscheinlichkeit (nach Kaplan-Meier) der in kurativer Intention bestrahlten Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom (n=52) in Abhängigkeit vom Tumorstadium (St. I, II, IIIA, IIIB, IV) Überlebenswahrscheinlichkeit (Confidence Interval; CI) Tumorstadium I + II (n = 10) III A (n = 19) III B (n = 15) IV (n = 8) Mittlere Median Wochen Wochen (CI) (CI) 121 70 (58-153) (0-156) 63 57 (49-77) (45-68) 81 48 (43-119) (32-64) 21 17 (10-33) (7-28) 1 Jahr % 2 Jahre % 3 Jahre % 70,0 50,0 37,5 52,6 18,4 - 46,7 24,0 16,6 12,5 - - 48 / 110 Im Patientenkollektiv mit kurativem Therapieansatz konnte zwischen drei histologischen Typen unterschieden werden. Es wurden 42 Patienten mit einem Plattenepithelkarzinom, acht mit einem Adenokarzinom und zwei mit einem großzelligen Karzinom bestrahlt. Ein Vergleich der medianen Überlebenszeiten zeigt zunächst einmal einen Vorteil zu Gunsten der Patienten mit einem Adenokarzinom. Diese Patienten lebten im Median 71 Wochen (16,4 Monate). Auch bei Betrachtung der 1-, 2- und 3-Jahres- Überlebenswahrscheinlichkeiten waren die beobachteten Werte höher als in dem Patientenkollektiv mit einem Plattenepithelkarzinom. Die schlechtesten Langzeitergebnisse hatten Patienten mit großzelligem Karzinom. Die längste Überlebenszeit nach Erstdiagnose betrug in diesem Teilkollektiv 30 Wochen (6,9 Monate). 1- bis 3-Jahres- Überlebenswahrscheinlichkeiten waren für diese Patienten nicht zu beobachten. Der Log-Rang-Test ergab einen signifikanten Unterschied der Überlebens- wahrscheinlichkeiten zwischen dem Plattenepithelkarzinom und dem großzelligen Karzinom. Der beobachtete Überlebensvorteil der Patienten mit einem Adenokarzinom gegenüber den Patienten mit einem Plattenepithelkarzinom oder dem großzelligen Karzinom ist statistisch nicht signifikant (p=0,059). In Abbildung 17 sind die Überlebenskurven der drei unterschiedlichen Histologietypen dargestellt. Tabelle 18 gibt Auskunft über die mittlere, mediane und die 1- bis 3Jahreswahrscheinlichkeiten nach Histologiearten getrennt. Kum. Überlebenswahrscheinlichkeit 1,0 ,8 Histologie Adenokarzinom ,6 Adenokarzinom -zensiert Großzelliges Ca ,4 Großzelliges Ca -zensiert ,2 Plattenepithel - Ca Plattenepithel - Ca 0,0 -zensiert 0 100 200 300 Überlebenszeit nach Erstdiagnose in Wochen Abb. 17: Überlebenskurve (nach Kaplan-Meier) der in kurativer Intention bestrahlten Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom (n=52) in Abhängigkeit von der Histologie (Log-Rang-Test: p=0,059) 49 / 110 Tab. 18: Überlebenswahrscheinlichkeit (nach Kaplan-Meier) der in kurativer Intention bestrahlten Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom (n=52) in Abhängigkeit von der Histologie Überlebenswahrscheinlichkeit (Confidence Interval; CI) Tumorhistologie Mittlere Median Wochen Wochen 1 Jahr 2 Jahre 3 Jahre (CI) (CI) % % % 116 71 75,0 50,0 37,5 (54-117) (0-160) 18 18 - - - (12-36) (12-36) 71 51 45,2 18,5 8,2 (47-95) (38-64) Adenokarzinom (n=8) Großzelliges Karzinom (n=2) Plattenepithelkarzinom (n=42) 6.3. Die Einfluss patientenassoziierter Prognosefaktoren auf das Überleben Altersverteilung bei Diagnosestellung im Patientenkollektiv mit kurativen Therapieansatz wurde in drei Klassen eingeteilt. In der Gruppe der 50- bis 60-jährigen kamen 11 und in der Gruppe der 60- bis 70-jährigen kamen 23 Patienten zur Auswertung. 18 Patienten waren älter als 70. Das Alter hatte einen statistisch signifikanten Einfluss auf die Überlebenswahrscheinlichkeit (p=0,003). Die Patienten in der Altersklasse von 60 bis 70 Jahren hatten mit 62 Wochen (14,3 Monaten) die längste mediane Überlebenszeit. Dieser Trend wiederspiegelt Überlebenswahrscheinlichkeit. sich Allerdings auch hat in sich der im höchsten weiteren 1-Jahres- Verlauf der Beobachtungszeit die Prognose zugunsten der 50- bis 60-jährigen verschoben. Die 2Jahres- und 3-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit war in der Altersklasse 50 bis 60 Jahre am höchsten. Die schlechteste Prognose hatten die über 70jährigen. Die mediane Überlebenszeit betrug 30 Wochen (6,9 Monate). Der letzte Patient aus dieser Gruppe ist nach zwei Jahren verstorben, daher kann keine Aussage zu der 3-Jahres-Überlebensrate getroffen werden. Die Abbildung 18 und Tabelle 19 geben eine Übersicht zu den verschiedenen Überlebenszeitanalysen. 50 / 110 Kum. Überlebenswahrscheinlichkeit 1,0 ,8 ,6 Alter in Dekaden >70Jahre ,4 >70Jahre-zensiert 60-70Jahre ,2 60-70Jahre-zensiert 50-60Jahre 50-60Jahre-zensiert 0,0 0 100 200 300 Überlebenszeit nach Erstdiagnose in Wochen Abb. 18: Überlebenskurve (nach Kaplan-Meier) der bestrahlten Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom in Abhängigkeit vom Alter des Patienten (in Dekaden) (n=52) (Log-Rang-Test: p=0,003) Tab. 19: Überlebenswahrscheinlichkeit (nach Kaplan-Meier) der bestrahlten Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom (n=52) in Abhängigkeit vom Alter des Patienten (in Dekaden) Überlebenswahrscheinlichkeit (Confidence Interval; CI) Alter Mittlere Median Wochen Wochen (CI) 1 Jahr % 2 Jahre % 3 Jahre % 63,6 45,5 34,1 65,2 27,9 14,8 16,7 5,6 - im Patientenkollektiv mit (CI) 50-60 120 60 (n=11) (57-183) (0-135) 60-70 85 62 (n=23) (53-117) (42-82) 40 30 (27-53) (17-43) >70 (n=18) Die geschlechtsspezifische Analyse einem kurativen Therapieansatz ergab, dass von den 52 Patienten 47 männlichen Geschlechts und fünf weiblichen Geschlechts waren. Damit stellten die Männer die Majorität. Die mediane 51 / 110 Überlebensdauer der Männer betrug 52 Wochen (12 Monate). Die Frauen lebten im Median 43 Wochen (9,2 Monate). Nach 37,2 Monaten waren alle fünf Frauen verstorben. Dem gegenübergestellt betrug die längste Überlebensdauer bei den Männern 48,5 Monate. Statistisch gesehen hatte das Geschlecht keinen signifikanten Prognoseunterschied (p=0,789). Im erstem Jahr nach Erstdiagnose betrug die Überlebenswahrscheinlichkeit bei den Frauen 48,9%, bei den Männern 40,0%. Dieser beobachtete günstige Überlebenstrend hielt aber im Bezug auf 2- und 3-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeiten nicht an. Im zweitem Jahr blieb die Überlebenswahrscheinlichkeit der Männer konstant bei 40%. Die 3Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit war aber mit 20,0% höher als bei den Frauen. Abbildung 19 und Tabelle 20 veranschaulichen nochmals die Ergebnisse. Kum. Überlebenswahrscheinlichkeit 1,0 ,8 ,6 ,4 Geschlecht weiblich ,2 weiblich-zensiert männlich 0,0 männlich-zensiert 0 100 200 300 Überlebenszeit nach Erstdiagnose in Wochen Abb. 19: Überlebenskurve (nach Kaplan-Meier) der in kurativer Intention bestrahlten Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom (n=52) in Abhängigkeit vom Geschlecht (Log-Rang-Test: p=0,789) 52 / 110 Tab. 20: Überlebenswahrscheinlichkeit (nach Kaplan-Meier) der in kurativer Intention bestrahlten Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom (n=52) in Abhängigkeit vom Geschlecht Überlebenswahrscheinlichkeit (Confidence Interval; CI) Geschlecht Mittlere Median Wochen (CI) Wochen (CI) weiblich 68 43 (n=5) (12-125) (0-97) männlich 76 52 (n=47) (54-99) (41-64) 1 Jahr % 2 Jahre % 3 Jahre % 48,9 21,0 12,3 40,0 40 20,0 Der Allgemeinzustand im Patientenkollektiv mit einem kurativen Therapieansatz wurde mit Hilfe des Karnofsky-Index beschrieben. Vor Beginn der Therapie wiesen jeweils vier Patienten den Karnofsky-Index von 90% oder 60% auf. 21 Patienten zeigten einen Karnofsky-Index von 80% und 23 Patienten wurden nach der Befindlichkeitsskala (siehe 2.6.) mit dem Karnofsky-Index von 70% beschrieben. Für den, vor Therapiebeginn, festgestellten Karnofsky-Index konnte ein statistisch signifikanter Einfluss auf die Überlebenswahrscheinlichkeit festgestellt werden (p=0,043). Die mediane Überlebenszeit für Patienten mit dem Index von 90% betrug 72 Wochen (16,6 Monate), mit dem Index von 80% 59 Wochen (13,6 Monate) und mit dem Index von 70% 47 Wochen (10,8 Monate). Patienten mit dem Index von 60% hatten im Median nur 17 Wochen (3,9 Monate) zu leben. Der Vergleich der 1- bis 3-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeiten zeigte, dass die Patientengruppe mit dem besten Karnofsky-Index, die höchste Lebenserwartung hatte. Je schlechter der Allgemeinzustand war, desto niedriger fiel ihre 1-bis 2-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit aus. In der Gruppe mit einem Karnofsky-Index von 60% konnte keine 1- bis 3-Jahresüberlebenswahrscheinlichkeit beobachtet werden. Der letzte Patient aus diesem Kollektiv ist bereits 39 Wochen (9 Monate) nach Erstdiagnose verstorben. In Abbildung 20 sind die Überlebenskurven der Patienten nach dem Karnofsky-Index wiedergegeben. Die Tabelle 21 verdeutlicht nochmals die 1- bis 3-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeiten. 53 / 110 Kum. Überlebenswahrscheinlichkeit 1,0 ,8 Karnofsky-Index KI 90 ,6 KI 90-zensiert KI 80 ,4 KI 80-zensiert KI 70 ,2 KI 70-zensiert KI 60 KI 60-zensiert 0,0 0 100 200 300 Überlebenszeit nach Erstdiagnose in Wochen Abb. 20: Überlebenskurve (nach Kaplan-Meier) der in kurativer Intention bestrahlten Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom (n=52) in Abhängigkeit vom Allgemeinzustand der Patienten (Karnofsky-Index) (Log-Rang-Test: p=0,043) Tab. 21: Überlebenswahrscheinlichkeit (nach Kaplan-Meier) der in kurativer Intention bestrahlten Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom (n=52) in Abhängigkeit vom Allgemeinzustand des Patienten (Karnofsky-Index) Überlebenswahrscheinlichkeit (Confidence Interval; CI) Karnofsky- Mittlere Median Index Wochen Wochen (CI) 1 Jahr % 2 Jahre % 3 Jahre % 105 72 100 50,0 25,0 (59-151) (9-134) 79 59 57,1 26,8 8,0 (46-112) (47-70) 77 47 39,1 19,0 19,0 (41-113) (36-57) 23 17 - - - (12-34) (17-18) (CI) KI 90 (n= 4) KI 80 (n=21) KI 70 (n=23) KI 60 (n= 4) 54 / 110 Es wurden die Vorerkrankungen als Nebendiagnose zur Hauptdiagnose des nichtkleinzelligem Bronchialkarzinoms im Patientenkollektiv untersucht. Bei fünf Patienten konnte keine weitere Vorerkrankung ermittelt werden. 18 Patienten hatten nur eine zusätzliche Vorerkrankung, 16 Patienten zwei Vorerkrankungen und 10 Patienten wiesen drei zusätzliche Begleiterkrankungen auf. Bei drei Patienten wurden maximal vier weitere Nebendiagnosen beobachtet. Ein Vergleich der medianen Überlebensdauer zeigt, dass die Patientengruppe mit zwei Vorerkrankungen mit 60 Wochen (13,8 Monaten) die längste mediane Überlebenszeit hatte. Die kleinste mediane Überlebensdauer wurde mit 34 Wochen (7,8 Monaten) im Patientenkollektiv mit zwei Begleiterkrankungen erhoben. Die Überlebenswahrscheinlichkeit nach einem Jahr fiel mit 66,7% zugunsten der Gruppe mit vier Vorerkrankungen aus. Allerdings konnten zwei Jahre nach Erstdiagnose keine Überlebenden mehr beobachtet werden. Einen Überblick über die medianen Überlebenszeiten und die Überlebenswahrscheinlichkeiten werden in der Tabelle 22 und der Abbildung 21 vermittelt. Nach der Berechnung des Log-Rang-Tests hat mit einem p-Wert von 0,911 die Anzahl der Nebendiagnosen keine signifikante Bedeutung für die Überlebenswahrscheinlichkeit im untersuchten Kollektiv. 1,0 Kum. Überlebenswahrscheinlichkeit Vorerkrankungen 4 Erkrankungen ,8 4 E. zensiert 3 Erkrankungen ,6 3 E. zensiert 2 Erkankungen ,4 2 E. zensiert 1 Erkrankung ,2 1 E. zensiert keine Erkrankung keine E. zensiert 0,0 0 100 200 300 Überlebenszeit nach Erstdiagnose in Wochen Abb. 21: Überlebenskurve (nach Kaplan-Meier) der in kurativer Intention bestrahlten Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom (n=52) in Abhängigkeit von Vorerkrankungen (Log-Rang-Test: p=0,911) 55 / 110 Tab. 22: Überlebenswahrscheinlichkeit (nach Kaplan-Meier) der in kurativer Intention bestrahlten Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom (n=52) in Abhängigkeit von Vorerkrankungen Überlebenswahrscheinlichkeit (Confidence Ineterval; CI) Vorerkrankung Keine (n= 5) 1 2 3 4 (n=18) (n=16) (n=10) (n= 3) Mittlere Median Wochen Wochen (CI) (CI) 85 48 (22-148) (13-83) 75 34 (39-110) (0-72) 77 60 (38-116) (36-84) 68 47 (26-110) (27-66) 45 58 (20-71) (0-1209 1 Jahr % 2 Jahre % 3 Jahre % 40,0 40,0 40,0 38,9 33,3 13,9 62,5 8,9 8,9 40,0 20,0 10,0 66,7 - - Bei exklusiver Betrachtung der Patienten mit Herzkreislauferkrankung konnten 28 Patienten mit einer Erkrankung des Herzkreislaufsystems ermittelt werden. Im Teilkollektiv ohne eine solche Nebendiagnose befanden sich 24 Patienten. Das Vorhandensein einer Herzkreislauferkrankung hatte einen signifikanten Einfluss auf die Überlebensdauer (p=0,012). Für die Gruppe ohne eine Herzkreislauferkrankung konnte eine mediane Überlebenszeit von 62 Wochen (14,3 Monaten) berechnet werden, während die Patienten mit einer Vorerkrankung des Herzkreislaufsystems im Median nur 43 Wochen (9,9 Monate) lebten. Besonders deutlich wird der Vorteil der Patienten ohne diese Begleiterkrankung bei der Betrachtung der 1- bis 3-Jahres- Überlebenswahrscheinlichkeiten. Die Tabelle 23 und Abbildung 22 machen hierzu nähere Angaben. 56 / 110 Kum. Überlebenswahrscheinlichkeit 1,0 ,8 ,6 Vorerkrankung Herz/ Kreislauf ,4 Herz/ Kreislauf -zensiert ,2 keine/unbekannt keine/unbekannt 0,0 -zensiert 0 100 200 300 Überlebenszeit nach Erstdiagnose in Wochen Abb. 22: Überlebenskurve (nach Kaplan-Meier) der in kurativer Intention bestrahlten Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom (n=52) in Abhängigkeit von Herzkreislauferkrankungen (Log-Rang-Test: p=0.012) Tab. 23: Überlebenswahrscheinlichkeit (nach Kaplan-Meier) der in kurativer Intention bestrahlten Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom (n=52) in Abhängigkeit von Herz/Kreislauf Erkrankungen Überlebenswahrscheinlichkeit (Confidence Interval; CI) Mittlere Median Wochen Wochen Erkrankung (CI) (CI) keine (n=24) 102 62 (66-139) (29-95) 48 43 (37-60) (27-60) Herz/Kreislauf vorhanden (n=28) 1 Jahr % 2 Jahre % 3 Jahre % 58,3 40,4 25,2 39,2 8,3 - Bei der Untersuchung des Patientenkollektivs auf pulmonale Begleiterkrankung fielen 24 Patienten mit solch einer Begleiterkrankung auf. Bei 28 Patienten konnte keine pulmonale Vorerkrankung beobachtet werden. Wurde bei einem Patienten eine pulmonale Erkrankung beobachtet, so lebte er im Median 52 Wochen (12 Monate). Bei Patienten ohne eine pulmonale Begleiterkrankung betrug die 57 / 110 mediane Überlebenszeit 48 Wochen (11,1 Monate). Bei dem Vergleich der 1- bis 3-JahresÜberlebenswahrscheinlichkeiten fiel jedoch auf, dass sich der zwar geringere Überlebensvorteil, nach zwei Jahre nach der Erstdiagnose, zugunsten der Patienten ohne eine pulmonale Begleiterkrankung verschiebt. Die Berechnung des Log-Rang-Testes zeigt einen p-Wert von 0,656. Damit hatte das Vorhandensein einer pulmonalen Erkrankung keinen statistisch signifikanten Einfluss auf die Überlebenswahrscheinlichkeit der 52 in kurativer Intention bestrahlten Patienten. Die Überlebenskurven für beide Teilkollektive sind in Abbildung 23 dargestellt. Die genauen Überlebenswahrscheinlichkeiten zeigt die Tabelle 24. Kum. Überlebenswahrscheinlichkeit 1,0 ,8 ,6 Vorerkrankung pulmonale Erkrankung ,4 pulmonale Erkrankung -zensiert ,2 keine pulmonale Erkr keine pulmonale Erkr -zensiert 0,0 0 100 200 300 Überlebenszeit nach Estdiagnose in Wochen Abb. 23: Überlebenskurve (nach Kaplan-Meier) der in kurativer Intention bestrahlten Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom (n=52) in Abhängigkeit von pulmonalen Nebenerkrankungen (Log-Rang-Test: p=0,656) 58 / 110 Tab. 24: Überlebenswahrscheinlichkeit (nach Kaplan-Meier) der in kurativer Intention bestrahlten Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom (n=52) in Abhängigkeit von pulmonalen Nebenerkrankungen Überlebenswahrscheinlichkeit (Confidence Interval; CI) Pulmonale Mittlere MedianWochen Erkrankung Wochen (CI) 1 Jahr % 2 Jahre % 3 Jahre % 46,4 26,3 15,8 50,0 19,4 9,7 (CI) Keine 77 48 (n=28) (49-105) (12-84) 71 52 (43-99) (40-64) vorhanden (n=24) Betrachtet man die Atembeschwerden im Patientenkollektiv mit einem kurativen Therapieansatz, zeigten vor Beginn der Therapie zwei Patienten Orthopnoe. Ruhedyspnoe konnte bei zehn Patienten beobachtet werden. 21 Patienten wiesen Belastungsdyspnoe auf. 19 Patienten hatten keine Atembeschwerden und hatten die längste mediane Überlebenszeit mit 72 Wochen (16,6 Monaten). Dem gegenübergestellt wurde im Patientenkollektiv mit Orthopnoe die kürzeste mediane Überlebensdauer von 30 Wochen (6,9 Monaten) berechnet. Patienten mit Ruhedyspnoe lebten im Median 48 Wochen (11,1 Monate) und Patienten mit Belastungsdyspnoe 41 Wochen (9,5 Monate). Bei der Berechnung der 1- bis 3-Jahres-Überlebenszeiten zeigte das Teilkollektiv ohne Atembeschwerden mit 63,2%, 45% und 18,8% die höchste 1-, 2- und 3-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit. Statistisch gesehen ist der beobachtete Unterschied der medianen Überlebenszeiten und der Überlebenswahrscheinlichkeiten jedoch nicht signifikant (p=0,295). Den oben geschilderten Sachverhalt stellen Tabelle 25 und Abbildung 24 nochmals dar. 59 / 110 Kum. Überlebenswahrscheinlichkeit 1,0 Atembeschwerden ,8 Orthopnoe Orthopnoe-zensiert ,6 Ruhedspnoe Ruhedspnoe-zensiert Belastungsdyspnoe ,4 Belastungsdyspnoe -zensiert ,2 keine Dyspnoe keine Dyspnoe 0,0 -zensiert 0 100 200 300 Überlebenszeit nach erstdiagnose in Wochen Abb. 24: Überlebenskurve (nach Kaplan-Meier) der in kurativer Intention bestrahlten Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom (n=52) in Abhängigkeit von der Begleitsymptomatik Dyspnoe (Log-Rang-Test: p=0,295) Tab. 25: Überlebenswahrscheinlichkeit (nach Kaplan-Meier) der in kurativer Intention bestrahlten Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom (n=52) in Abhängigkeit von der Begleitsymptomatik (Dyspnoe) Überlebenswahrscheinlichkeit (Confidence Interval; CI) Dyspnoe Keine (n=19) Orthopnoe (n=2) Ruhedyspnoe (n=10) Belastungsdyspnoe (n=21) Mittlere Median Wochen Wochen (CI) (CI) 93 72 (59-127) (15-128) 43 30 (17-68) (17-68) 68 48 (27-109) (0-98) 61 41 (31-90) (24-59) 1 Jahr % 2 Jahre % 3 Jahre % 63,2 45,0 18,8 50,0 - - 40,0 20,0 10,0 38,1 9,5 9,5 60 / 110 6.4. Einfluss therapiebedingter Prognosefaktoren Im Gesamtkollektiv (n=76) wurden unterschiedliche Therapieansätze erhoben. Die Mehrheit der Patienten (n=32) erhielt die perkutane Bestrahlung als einzige Therapiemaßnahme. Am zweithäufigsten wurde bei 24 Patienten eine Kombination aus einem chirurgischen Eingriff und einer Radiotherapie angewandt. 16 Patienten wurden mit einer Therapiekombination aus Chemo- und Radiotherapie behandelt. Ein trimodales Therapiekonzept, bestehend aus einer Operation, Chemo- und Radiotherapie, erhielten nur vier Patienten. Patienten mit einer Therapiekombination aus Operation und Strahlentherapie lebten im Median mit 60 Wochen (13,8 Monaten) am längsten. Das Teilkollektiv mit einem trimodalem Therapieansatz zeigte eine mediane Überlebenszeit von 57 Wochen (13,2 Monaten) und Patienten mit einer Kombination aus Chemo- und Radiotherapie 48 Wochen (11,1 Monaten). Die kürzeste mediane Überlebensdauer wurde im Patientenkollektiv mit alleiniger Strahlentherapie beobachtet. Bei der Berechnung der 1- bis 3-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeiten fiel in dem Patientenkollektiv mit einem trimodalen Therapiekonzept mit 75% und 50 % die höchste 1- und 2- Jahres-Überlebensrate auf. Allerdings konnten im dritten Jahr nach Erstdiagnose keine Überlebenden beobachtet werden. Die gemeinsame Berechnung des Log-Rang-Testes ergab für über alle Therapieansätze einen Wert von 0,264. Damit wurde die Signifikanzschwelle überschritten. Bei der genauen Betrachtung der Überlebensraten der Teilkollektive Kombination aus Operation und Strahlentherapie vs. alleinige Strahlentherapie konnte mit einem p-Wert von 0,011 jedoch ein statistisch signifikanter Unterschied beobachtet werden. Dabei wiesen operierte und bestrahlte Patienten nicht nur eine höhere mediane Überlebensdauer sondern auch höhere 1- bis 3- Jahres-Überlebensraten auf. Tabelle 26 und Abbildung 25 beschreiben diese Thematik. 61 / 110 Multimodale Therapie 1,0 Kum. Überlebenswahrscheinlichkeit Chemo+OP+RTx Chemo+OP+RTx ,8 -zensiert nur Chemo und RTx ,6 nur Chemo und RTx -zensiert nur OP und RTx ,4 nur OP und RTx -zensiert ,2 nur RTX nur RTX -zensiert 0,0 0 100 200 300 Überlebenszeit nach Erstdiagnose in Wochen Abb. 25: Überlebenskurve (nach Kaplan-Meier) der bestrahlten Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom (n=76) in Abhängigkeit vom Therapiekonzept (Log-Rang-Test: p=0,264; OP+ RTX vs. RTX p=0,011) Tab. 26: Überlebenswahrscheinlichkeit (nach Kaplan-Meier) der bestrahlten Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom (n=76) in Abhängigkeit vom Therapiekonzept Überlebenswahrscheinlichkeit (Confidence Interval; CI) Therapiekonzept Chemo+OP+RT X (n=4) Chemo+RTX (n=16) OP+RTX (n=24) Nur RTX (n=32) Mittlere Median Wochen Wochen (CI) (CI) 80 57 (37-122) (0-137) 59 48 (36-83) (46-58) 103 60 (69-138) (16-104) 51 34 (32-70) (8-60) 1 Jahr % 2 Jahre % 3 Jahre % 75,0 50,0 - 37,5 6,3 6,3 62,5 40,9 24,6 37,5 9,5 4,8 62 / 110 Von den 52 in kurativer Intention bestrahlten Patienten unterzogen sich 23 Patienten einem chirurgischen Eingriff vor Beginn der Radiotherapie. Die Operation hatte einen signifikanten Einfluss auf die Überlebensdauer der Patienten (p=0,032). Wurde ein Patient operiert, so lebte er im Median 60 Wochen (13,8 Monate). Die mediane Überlebenszeit der Patientengruppe ohne einen chirurgischen Eingriff wurde mit 43 Wochen (9,9 Monaten) ermittelt. Auch der durchgeführte Vergleich der 1- bis 3-Jahres- Überlebenswahrscheinlichkeiten zeigt den Überlebensvorteil des operierten Teilkollektivs. Der Unterschied zeigte sich besonders deutlich drei Jahre nach Erstdiagnose. Betrug die 3Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit im operierten Kollektiv 23%, so konnte im nicht operierten Patientenkollektiv eine Überlebenswahrscheinlichkeit von nur 5,3% beobachtet werden. Abbildung 26 und Tabelle 27 geben hierüber einen Überblick. 1,0 Kum. Überlebenswahrscheinlichkeit ,8 ,6 ,4 Chirurg. Eingriff erfolgt ,2 erfolgt-zensiert kein kein-zensiert 0,0 0 100 200 300 Überlebenszeit nach Erstdiagnose in Wochen Abb. 26: Überlebenskurve (nach Kaplan-Meier) der in kurativer Intention bestrahlten Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom (n=52) in Abhängigkeit von der chirurgischen Intervention (Im Konzept beinhaltet oder nicht) (Log-Rang-Test: p=0,032) 63 / 110 Tab. 27: Überlebenswahrscheinlichkeit (nach Kaplan-Meier) der in kurativer Intention bestrahlten Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom (n=52) in Abhängigkeit von der chirurgischen Intervention (im Konzept beinhaltet oder nicht) Überlebenswahrscheinlichkeit (Confidence Interval; CI) Chirurgischer Mittlere Median Eingriff Wochen Wochen (CI) (CI) 100 60 (66-134) (24-96) 54 43 (33-75) (18-69) erfolgt (n=23) nicht erfolgt (n=29) 1 Jahr % 2 Jahre % 3 Jahre % 60,9 38,3 23,0 37,9 10,5 5,3 Bei der genaueren Untersuchung des operierten und in kurativer Intention bestrahlten Patientenkollektivs in Abhängigkeit vom Tumorstadium zeigte sich, dass sich im Stadium I und II zehn Patienten befanden, wovon sich drei Patienten einem chirurgischen Eingriff unterzogen haben. Im Stadium IIIA kamen 16 Patienten zur Auswertung, wobei 13 Patienten operiert wurden. Im Stadium IIIB befanden sich 15 Patienten, davon haben sich drei Patienten einem chirurgischem Eingriff unterzogen. Im Stadium IV kamen keine Patienten zur Auswertung. Beim durchgeführten Vergleich der medianen Überlebensdauer über alle Stadien hinweg wurde sichtbar, dass jeweils die operierte Patientengruppe im Median länger lebte. Wurde ein Patient im Stadium I oder II operiert, wies er eine mediane Überlebensdauer von 121 Wochen (27,9 Monaten) auf. Wurde er jedoch nicht operiert, lebte er im Median nur 70 Wochen (16,2 Monate). Im Stadium IIIA im Vergleich zum Stadium I und II wurde im operierten Teilkollektiv eine geringere mediane Überlebenszeit von 60 Wochen (13,8 Monaten) vs. 52 Wochen (12 Monaten) im nicht operierten Kollektiv im Stadium IIIA beobachtet. Operierte Patienten im Stadium IIIB wiesen eine mediane Überlebensdauer von 48 Wochen (11,1 Monaten) auf. Die Differenz zum nicht operierten Teilkollektiv betrug nur eine Woche (47 Wochen, 10,8 Monate). Einen Überblick über die mediane Überlebensdauer bietet die Tabelle 28. 64 / 110 Tab. 28: Überlebenswahrscheinlichkeit (nach Kaplan-Meier) der in kurativer Intention bestrahlten Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom in Abhängigkeit von der chirurgischen Intervention (Im Konzept beinhaltet oder nicht) Überlebenswahrscheinlichkeit (Confidence Interval; CI) Chirurgischer Mittlere Median Eingriff Wochen Wochen (CI) (CI) 131 121 (56-205) (0-281) 54 70 (26-83) (0-151) 70 60 (52-88) (28-92) 49 52 (29-69) (19-85) 106 48 (0-228) (34-62) 73 47 (34-112) (26-67) Stad. I+II erfolgt (n=7) Stad. I+II nicht erfolgt (n=3) Stad. IIIA erfolgt (n=13) Stad. IIIA nicht erfolgt (n=6) Stad. IIIB erfolgt (n=3) Stad. IIIB nicht erfolgt (n=12) 1 Jahr % 2 Jahre % 3 Jahre % 71,4 57,1 42,9 66,7 - - 61,5 27,7 - 33,3 - - 33,3 33,3 33,3 50,0 20,8 10,4 Bei Betrachtung der 1- bis 3-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeiten im Stadium I und II haben die operierten Patienten im ersten Jahr nach Erstdiagnose mit 71,4% eine höhere Überlebenswahrscheinlichkeit. Im Gegensatz dazu konnten nach 2 Jahren in der nicht operierten Gruppe keine Überlebenden beobachtet werden. Der beobachtete Überlebensvorteil der operierten Patienten ist jedoch statistisch nicht signifikant. Der pWert wurde mit 0,627 berechnet. Die Ergebnisse der Analysen sind in Abbildung 27 und Tabelle 28 dargestellt. 65 / 110 Tumorstadium I+II Kum. Überlebenswahrscheinlichkeit 1,0 ,8 ,6 Chirurg. Eingriff ,4 erfolgt erfolgt-zensiert ,2 kein kein-zensiert 0,0 0 100 200 300 Überlebenszeit nach Erstdiagnose in Wochen Abb. 27: Überlebenskurve (nach Kaplan-Meier) der in kurativer Intention bestrahlten Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom im Tumorstadium I oder II (n=10) in Abhängigkeit von der chirurgischen Intervention (Log-Rang-Test: p=0,627) Auch die Unterschiede im Vergleich der 1- bis 3-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeiten im operierten vs. nicht operierten Teilkollektiv im Stadium IIIA sind bei einem p-Wert von 0,862 statistisch nicht signifikant. Dennoch konnte auch hier mit höheren 1- und 2-JahresÜberlebenswahrscheinlichkeiten ein Überlebensvorteil der operierten Patientengruppe beobachtet werden. Die genauen Angaben zur Überlebenszeitanalyse im Stadium IIIA liefern Abbildung 28 und Tabelle 28. 66 / 110 Tumorstadium IIIA Kum.Überlebenswahrscheinlichkeit 1,0 ,8 ,6 Chirurg. Eingriff ,4 erfolgt erfolgt-zensiert ,2 kein kein-zensiert 0,0 0 20 40 60 80 100 120 Überlebenszeit nach Erstdiagnose in Wochen Abb. 28: Überlebenskurve (nach Kaplan-Meier) der in kurativer Intention bestrahlten Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom im Tumorstadium IIIA (n= 19) in Abhängigkeit von der chirurgischen Intervention (Log-Rang-Test: p=0,862) Die Berechnung der 1-bis 3- Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeiten im Stadium IIIB zeigte nach dem ersten Jahr nach Erstdiagnose mit 50% einen Überlebensvorteil des nicht operierten Patientenkollektivs. Allerdings konnte nach dem Ablauf des Jahres eine Überschneidung der Überlebenskurven beobachtet werden, so dass sich der Überlebensvorteil zugunsten der operierten Patientengruppe verschob. Auch hier konnte jedoch kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den Teilkollektiven ermittelt werden (p=0,862). Eine Übersicht hierüber geben Abbildung 29 und Tabelle 28. 67 / 110 Tumorstadium IIIB Kum. Überlebenswahrscheinlichkeit 1,0 ,8 ,6 Chirurg. Eingriff ,4 erfolgt erfolgt-zensiert ,2 kein kein-zensiert 0,0 0 100 200 300 Überlebenszeit nach Erstdiagnose in Wochen Abb. 29: Überlebenskurve (nach Kaplan-Meier) der in kurativer Intention bestrahlten Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom im Tumorstadium IIIB (n=15) in Abhängigkeit von der chirurgischen Intervention (Log-Rang-Test: p=0,862) Zur Auswertung, der im Patientenkollektiv mit kurativem Therapieansatz verwendeten Gesamtdosen bei der Radiotherapie, wurden vier Gruppen gebildet. Zur ersten Gruppe zählen 13 Patienten, die eine Gesamtdosis zwischen 49-50,4 Gy appliziert bekommen haben. In die zweite Gruppe kamen 22 Patienten mit 50,4-60 Gy Gesamtdosis und in die dritte Gruppe sieben Patienten mit 60-66 Gy als Gesamtdosis. Die letzte Gruppe beinhaltete zehn Patienten mit einer Gesamtdosis über 66 Gy. Für die Patientengruppe mit 60- 66 Gy Gesamtdosis konnte mit 111 Wochen (25,6 Monaten) die längste mediane Überlebensdauer beobachtet werden. Je kleiner die Gesamtdosis war, desto kleiner war die mediane Überlebenszeit. Eine Ausnahme bildete das Patientenkollektiv mit über 66 Gy Gesamtdosis. Ein Patient aus dieser Gruppe lebte im Median nur 34 Wochen (7,8 Monate). Auch ein Vergleich der 1- bis 3- JahresÜberlebenswahrscheinlichkeiten ließ eine bessere Überlebensprognose für Patienten mit einer Gesamtdosis von 60- 66 Gy erkennen. Dagegen konnten in der Gruppe mit über 66 Gy nach zwei Jahren nach Erstdiagnose keine Überlebenden mehr beobachtet werden. 68 / 110 Die Berechnung des Log- Rang- Testes ergab jedoch keine statistische Signifikanz für die oben beschriebenen Unterschiede. Der p-Wert betrug 0,439. Auch die paarweise durchgeführte Berechnung ergab keinen p-Wert kleiner 0,05. Abbildung X und Tabelle 29 veranschaulichen nochmals die Ergebnisse. Kum. Überlebenswahrscheinlichkeit 1,0 ,8 Gesamtdosis >66 Gy ,6 >66 Gy-zensiert 60-66 Gy ,4 60-66 Gy-zensiert 50.4-60 Gy ,2 50.4-60 Gy-zensiert 49-50.4 Gy 49-50.4 Gy-zensiert 0,0 0 100 200 300 Überlebenszeit nach Erstdiagnose in Wochen Abb. 30: Überlebenskurve (nach Kaplan-Meier) der in kurativer Intention bestrahlten Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom (n=52) in Abhängigkeit von der Strahlengesamtdosis (Log-Rang-Test: p=0,439) Tab. 29: Überlebenswahrscheinlichkeit (nach Kaplan-Meier) der in kurativer Intention bestrahlten Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom (n=52) in Abhängigkeit von der Strahlengesamtdosis Überlebenswahrscheinlichkeit (Confidence Interval; CI) Gruppierte Gesamtdosis Mittlere Median Wochen (CI) Wochen (CI) > 66 Gy 44 34 (n=10) (32-57) (16-52) 60 - 66 Gy (n=7) 119 111 (55-183) (6-216) 50,4-60 Gy 76 52 (44-108) (39-65) 68 41 (26-109) (5-78) (n=22) 49 – 50,4 Gy (n=13) 1 Jahr % 2 Jahre % 3 Jahre % 30,0 - - 71,4 57,1 38,1 50,0 22,7 9,1 46,2 15,4 15,4 69 / 110 6.5. Überlebensgewinn Im mit kurativer Intention bestrahlten Patientenkollektiv wurde die Zeit nach dem Beginn der Radiotherapie bis zum Tod untersucht. Um den Überlebensgewinn der Patienten berechnen zu können wurde von der oben beschriebenen Zeitspanne die Dauer von zehn Wochen abgezogen. Diese zehn Wochen beinhalten die 6-wöchige Radiotherapie und vier Wochen einer Erholungsphase. Zur Auswertung kamen die Daten von 46 Patienten, die im Beobachtungszeitraum verstorben waren und deren Überlebenszeitgewinn berechnet werden konnte. Bei der Betrachtung der Zeit, vom Beginn der Radiotherapie bis zum Tod in Abhängigkeit der Tumorstadien, konnte bei den Patienten im Stadium I oder II ein Median von 54 Wochen (12,5 Monaten) ermittelt werden. Die Zeitspanne reichte in diesen Stadien von maximal 218 Wochen bis minimal sechs Wochen. Im Stadium IIIA lag der Median der Überlebensdauer nach Beginn der Radiotherapie etwas geringer bei 49 Wochen (11,3 Monaten) und die Spannweite reichte von neun Wochen bis 103 Wochen. Der Median in der Patientengruppe mit dem Stadium IIIB wurde mit 27 Wochen (6,2 Monaten) beobachtet. Die Lebenszeit nach Beginn der Radiotherapie erstreckte sich von minimal sechs bis maximal 63 Wochen. Im Stadium IV lebten die Patienten im Median nur 12 Wochen (2,8 Monate). Sie wiesen auch die kürzeste Überlebensdauer nach Beginn der Radiotherapie von minimal sechs bis maximal 17 Wochen auf. Dem gegenübergestellt wurde der Überlebensgewinn in Abhängigkeit des Tumorstadiums. Die Patientengruppe im Stadium I oder II hatte im Median den größten Überlebensprofit von 48 Wochen (11,1 Monaten). Im maximalen Falle lag der Überlebensgewinn bei 208 Wochen. Es gab allerdings auch Patienten in diesem Unterkollektiv, die von der Therapie nicht zeitlich profitierten. Im Stadium IIIA lag der mediane Zeitgewinn bei 34 Wochen (7,8 Monate). Der maximale Gewinn wurde mit 93 Wochen beobachtet. Im Stadium IIIB war der mediane Überlebensgewinn mit 18 Wochen (4,2 Monaten) noch geringer. Maximal profitierten die Patienten im Stadium IIIB mit 53 Wochen. Im Stadium IV wurde nahezu kein Überlebensgewinn beobachtet. Im Median lag der Zeiprofit lediglich bei 3 Wochen (0,7 Monaten) und maximal bei 11 Wochen. Abbildung 31 und Tabelle 30 verdeutlichen nochmals die erwähnten Zusammenhänge. 70 / 110 250 Wochen 200 150 100 Zeit Beginn RTx bis zum Tod in Wochen 50 Überlebensgewinn in Wochen 0 N= 8 8 St. I+II 17 17 St. IIIA 13 13 St. IIIB 8 8 St. IV Tumorstadien Abb. 31: Gegenüberstellung der Zeit von Beginn der Radiotherapie bis zum Tod und dem eigentlichem Überlebensgewinn der in kurativer Intention bestrahlten Patienten (n=46) Tab. 30: Überlebensgewinn der in kurativer Intention bestrahlten Patienten in Abhängigkeit vom Tumorstadium (n=46) (Korrelation nach Pearson p=0,014) Überlebensgewinn in Wochen 51- 100 101- 150 151- 200 Tumorstadium 0- 50 201- 250 Stadium I+II 4 1 2 0 1 Stadium IIIA 12 5 0 0 0 Stadium IIIB 10 1 1 0 1 Stadium IV 8 0 0 0 0 Ein Vergleich des Überlebensgewinns in Abhängigkeit des Karnofsky-Index zeigte, dass je besser der Allgemeinzustand der Patienten war, desto größer war auch der Überlebensgewinn. Die Patienten mit einem Karnofsky-Index von 90% vor Beginn der 71 / 110 Therapie lebten maximal 137 Wochen (31,6 Monate). In der Patientengruppe mit einem Karnofsky-Index von 80% konnte ein maximaler Überlebensgewinn von 106 Wochen (24,5 Monaten) beobachtet werden. Eine Ausnahme gab es mit 210 Wochen (48,5 Monaten) in der Gruppe mit einem Karnofsky-Index von 70 %. Im Patientenkollektiv mit einen Karnofsky-Index von 60% konnte lediglich ein maximaler Zeitprofit von 22 Wochen (5,1 Monaten) erhoben werden. Nach der Berechnung der Korrelation nach Pearson zeigte sich mit p=0,014 eine statistische Signifikanz. Somit besteht ein linearer Zusammenhang zwischen dem Überlebensgewinn und dem Karnofsky-Index. Eine Übersicht bietet das Streudiagramm in der Abb. 32. Karnofsky-Index vor Beginn der Radiotherapie 9,5 9,0 8,5 8,0 7,5 7,0 6,5 6,0 5,5 0 100 200 300 Überlebensgewinn in Wochen Abb. 32: Überlebensgewinn der in kurativer Intention bestrahlten Patienten in Abhängigkeit der Karnofsky-Index (n=46) (Korrelation nach Pearson p=0,014) 72 / 110 7. Zusammenfassung & Diskussion 7.1. Zusammensetzung des Patientenkollektivs Zur Analyse wurden Patienten aus dem Behandlungskollektiv der Universitätsklinik Marienhospital Herne, der Ruhr-Universität Bochum herangezogen. Von den insgesamt 225 Patienten, die in den Jahren 1995 bis einschließlich 1999 an einem nichtkleinzelligen Bronchialkarzinom bestrahlt wurden, entsprachen 93 Patienten den ausgewählten Mindestkriterien. Retrospektiv nachvollzogen werden konnte bei diesen Patienten der Zeitpunkt der Erstdiagnose und der Erstbestrahlung. Weiterhin konnten die onkologische Anamnese vor- und während des Therapieverlaufs rückblickend verfolgt werden. Zum Auswertungsstichtag am 1. August 2000 lagen bei 76 Patienten Informationen über das Überleben vor. Im weiteren Verlauf der Auswertung wurden Patienten untersucht, welche mit einer potentiell kurativen Intention primär oder ergänzend zu einer Operation bestrahlt wurden. Von den 76 Patienten wurden 52 Patienten in kurativer Absicht behandelt. Eine Gegenüberstellung der charakteristischen Merkmale des Gesamtkollektiv und der zwei Subkollektive erfolgte bereits in Kapitel 4.5.5. 7.2. Methodik In dieser Arbeit wurde die Analyse prognostisch-relevanter Faktoren univariat durchgeführt. Zum Auswertungsstichtag waren bereits 89,5% (n=68) der Patienten verstorben, der Anteil der zensierten Daten war mit 10,5% gering. Dies verweist auf eine hohe Aussagekraft der prognostischen Vorhersage und der statistischen Schätzung. Zur Homogenisierung der Patientengruppe und zur Reduktion von weiteren unabhängigen Einflussfaktoren wurden Patienten, welche eine Chemotherapie oder eine hoch palliative Gesamtreferenzdosis (< 49 Gy) erhalten haben, von der Auswertung ausgeschlossen. Dies führte jedoch zur Verkleinerung des Patientenkollektivs, so dass andererseits bei detaillierten Analysen geringe Fallzahlen in den Untergruppen entstanden. Dies hatte zum Teil zur Folge, dass bei den Berechnungen der statistischen Tests keine signifikanten Ergebnisse berechnet werden konnten. Nichtsdestotrotz können die gemachten Beobachtungen nicht unbeachtet bleiben und Trends können abgelesen werden. Das Ziel der Arbeit war, den Überlebensgewinn der Patienten zu ermitteln. Der Überlebensgewinn ist immer ein Produkt aus überlebten Tagen und Lebensqualität. Diese Daten sind schwer zu erheben und so gut wie nicht standardisierbar. In den untersuchten 73 / 110 Kollektiv haben wir das einfachste Modell eingesetzt, in dem zu Grunde gelegt wird, dass die Zeitdauer der Behandlung und Erholung von akuten Nebenwirkungen der Radiotherapie als vital minderqualitativ gewertet wird. Die Schwäche dieses Modells beruht darauf, dass ohne Berücksichtigung der späten Nebenwirkungen in der Symptomatik der terminalen Phase des Lebens gerechnet wird. 7.3. Überlebenszeiten Die Überlebenszeit nach der Diagnosestellung bis zum Auftreten des Todes ist eine objektive und einfach zu bestimmende Maßzahl und bietet gute Vergleichsmöglichkeiten. In unserer Studie betrug die 5-Jahres-Überlebensrate für das Gesamtkollektiv der 76 an einem nichtkleinzelligen Bronchialkarzinom bestrahlten Patienten 3,3%. Die detaillierte Analyse der 5-Jahres-Überlebensrate der 52 in kurativer Intention bestrahlten Patienten war mit 4% etwas länger. In der Literatur wird die 5-Jahres-Überlebensgrenze aller therapierten Patienten bestenfalls mit 15% beschrieben. Hat der Patient bei der Erstdiagnose Hämoptysen oder eine Rekurrensparese, so liegt seine 5-Jahres-Überlebensrate bei 0-1%. Wird ein Rundherd ohne Symptome entdeckt, beträgt sie etwa 19% (CAPEWELL et al., 1990; HÄUSSINGER et al., 2000; MACHA, 2003). Eine mögliche Ursache für die eher kürzeren Überlebensraten in unserem Patientenkollektiv könnte in der Zusammensetzung des Kollektivs begründet sein. Denn man muss bedenken, dass sich die Mehrzahl der Patienten in einem fortgeschrittenerem Tumorstadium als dem Stadium IIB befand. Bereits zum Zeitpunkt der Erstdiagnose wiesen knapp über die Hälfte der Patienten bereits eine pulmonale Symptomatik wie Belastungsdyspnoe, Ruhedyspnoe oder sogar Orthopnoe auf. Screeninguntersuchungen, die den Tumor in einem früheren Stadium entdecken, könnten helfen, die Prognose zu verbessern. 7.4. Prognosefaktoren Die therapeutische Entscheidung für Patienten, die am nichtkleinzelligen Bronchialkarzinom erkrankt sind, wird mehr und mehr von verschiedenen Faktoren, die eine prognostische Bedeutung erlangten, bestimmt. Der Begriff Prognose beinhaltet das Anliegen zur Vorhersage des individuellen Krankheitsverlaufes eines Patienten oder von Patientengruppen mit vergleichbaren Merkmalen. In den letzten Jahren wurden in großer Zahl Prognosefaktoren zur Diskussion gestellt. Unter Berücksichtigung der Auswertung bisher verfügbarer Ergebnisse größerer Studien kommen bis heute den klassischen 74 / 110 etablierten Befunden wie den klinischen und post-operativen pathologischen TNMKlassifikationen, dem Allgemeinzustand und dem Tumorstadium die größte Bedeutung zu (MOUNTAIN, 1997; MÜLLER et al., 1997; HERNDON et al., 1999; MÜLLER, 2002; PASINI et al., 2002; SERKE et al., 2002). Die Analyse der medianen Überlebenszeiten ergab eine Verringerung der Überlebenszeiten mit zunehmender T-Kategorie. Besonders deutlich wurde dieser Unterschied im Vergleich von T1- und T2-Kategorie. So lebten Patienten der T2-Kategorie mit 57 Wochen ( 13,2 Monaten) vs. 201 Wochen (46,4 Monaten) in der zeitlichen Länge etwa dreimal kürzer als Patienten mit einem T1-Tumor. Eine Ausnahme wurde im Patientenkollektiv der T4Kategorie beobachtet. Hier wiesen die Patienten mit 56 Wochen (12,9 Monaten) vs. 47 Wochen (10,8 Monaten) gegenüber den Patienten mit einer T3-Kategorie eine höhere mediane Überlebenszeit auf. Berücksichtigt werden muss, dass die gemachten Beobachtungen statistisch nicht signifikant sind (p=0,08). Ursächlich hierfür war wahrscheinlich die kleine Gruppengröße in der T1- und T4- Kategorie. Vergleichend wurde in einer japanischen Studie anhand der 5-Jahres-Überlebensraten eine signifikante Verschlechterung der Prognose ab einer Tumorgröße über 5 cm beobachtet (Log-Rang-Test, p=0,017). Patienten mit einer Tumorgröße von 3,1-5 cm wiesen mit einer 5-Jahres-Überlebensrate von 51% gegenüber Patienten mit einer Tumorgröße von 5,1-7 cm und einer 5-Jahres-Überlebensrate von 35,1% einen deutlichen Überlebensvorteil auf. Somit wäre eine noch genauere Differenzierung in der T2- Kategorie erforderlich (CARBONE et al., 2001). In unserem Patientenkollektiv konnte in der T2-Kategorie keine 5-Jahres-Überlebensrate beobachtet werden, da der letzte Patient aus dieser Gruppe bereits nach 245 Wochen (56,5 Monaten) verstarb. Allerdings war, wie bereits oben beschreiben, ein Prognoseunterschied zwischen der T1- und T2-Kategorie deutlich erkennbar. Zunächst schienen die eigenen Ergebnisse hinsichtlich des Lymphknotenstatus keine prognostische Relevanz zu zeigen (p=0,929). Bei genauer Betrachtung ergaben sich jedoch signifikante Unterschiede zwischen der N1- und N2-Kategorie (p=0,007) sowie der N1und N3-Kategorie (p=0,002). Dabei wiesen die Patienten mit einer N1-Kategorie mit 121 Wochen (27,9 Monaten) gegenüber den Patienten mit einer N2-Kategorie mit 52 Wochen (12 Monaten) oder mit einer N3-Kategorie mit 34 Wochen (7,8 Monaten) eine wesentlich höhere mediane Überlebenszeit auf. Ein geringeres Lymphknotenstadium ergab also signifikanten Überlebensvorteil. 75 / 110 Letztendlich muss eine feestgestellte Lymphknotenmetastasierung als Ausdruck einer Generalisierung des Tumorleidens gesehen werden (HOFFMANN et al., 2002). Im Vergleich zu Patienten ohne einen Lymphknotenbefall ist die Prognose für Patienten ab einem Stadium pN1 deutlich schlechter (PASSLICK et al., 1995; MANNEGOLD, 2002). Daher erlangte die immunhistochemische Aufdeckung von disseminierten Mikrometastasen, zum Zeitpunkt der Diagnosestellung des Primärtumors, zunehmend erhebliches Gewicht (KOBUSCHOK et al., 1999). Das Fehlen von Fernmetastasen ergab ebenfalls einen signifikanten Überlebensvorteil (p<0,001). Patienten mit Fernmetastasen hatten mit 17 Wochen (3,9 Monaten) gegenüber 57 Wochen (13,2 Monate) im Patientenkollektiv mit der M0-Kategorie eine wesentliche Verkürzung der medianen Überlebenszeit. In der Literatur wird eine mediane Überlebenszeit von drei bis sechs Monaten für diejenigen Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom angegeben, die bereits bei der Erstdiagnose Metastasen aufwiesen. Kontrovers diskutiert wird, ob mehr die Anzahl der befallenen Organe oder das Vorhandensein von Hirnmetastasen die Überlebenszeit beeinflussen (ANDO et al., 1999; SHEEHAN et al., 2002). Die TNM-Klassifikation bildet die Grundlage für die Stadiengruppierung. Erwartungsgemäß erwies sich das Tumorstadium ebenfalls als ein Prognosefaktor mit signifikantem Einfluss auf die Überlebenszeit (p=0,003). Patienten der verschiedenen klinischen Stadien zeichneten sich durch deutlich unterschiedliche mediane Überlebenszeiten aus. Je weiter fortgeschritten der Tumor bei Diagnosestellung war, desto geringer war die erreichte Überlebenszeit und desto schneller verstarben die Patienten. So lebten die Patienten mit Tumorstadien I und II im Median 70 Wochen (16,2 Monate). Patienten im Stadium IV wiesen erwartungsgemäß die schlechteste mediane Überlebenszeit von nur noch 17 Wochen (3,9 Monaten) auf. So konnte bereits bei Patienten im Stadium IV, keine 2-Jahres-Überlebensrate mehr beobachtet werden, weil es keine Überlebenden mehr gab. Das Tumorstadium gehört zum jetzigen Zeitpunkt zu den wichtigsten Prognosefaktoren (MYRDAL et al., 2003). 76 / 110 Es wurde ebenfalls untersucht, in wie weit die histologische Typisierung einen Einfluss auf die Überlebenszeit ausübt. Im untersuchten Patientenkollektiv des Marienhospitals Herne, fiel ein Überlebensvorteil zu Gunsten der Patienten mit einem Adenokarzinom auf. Allerdings war dieser Überlebenstrend mit p=0,059 statistisch nicht signifikant. In der Literatur finden sich unterschiedliche Angaben. Im Rahmen einer retrospektiven Studie, mit 836 operierten Patienten, hatten in den Stadien II-III Patienten mit einem Adenokarzinom eine schlechtere Prognose als jene mit einem Plattenepithelkarzinom (SUZUKI et al., 1999). Dagegen zeigte eine japanische Arbeitsgruppe bessere 5-JahresÜberlebensdaten, bei operierten Patienten im Stadium IIB, mit 49% vs. 40,8% für das Adenokarzinom gegenüber dem Plattenepithelkarzinom (NARUKE et al., 2001). Dem gegenüber stehen jedoch 5-Jahres-Überlebensraten für das Plattenepithelkarzinom mit 25%, für das Adenokarzinom mit 12% und für die großzelligen Karzinome mit 13% (EMAMI et al., 1992; BUSCH et al., 2000). Das Überleben der Patienten scheint auch vom Alter abhängig zu sein. In dieser Arbeit konnte mit p=0,003 ein statistisch signifikanter Einfluss auf die Überlebenswahrscheinlichkeit gezeigt werden. Zwar hatte die Altersklasse der 60- bis 70jährigen mit 62 Wochen (14,3 Monaten) die längste mediane Überlebenszeit, diese war jedoch gegenüber der Altersklasse der 50- bis 60-jährigen nur um zwei Wochen länger. Insgesamt wiesen die Patienten in der Altersklasse 50 bis 60 Jahre mit 45,5% und 34,1% vs. 27,9% und 14,8% in der Altersklasse 60 bis 70 Jahre die höchsten 2- und 3-JahresÜberlebensraten auf. Die schlechteste Prognose im Patientenkollektiv hatten die über 70jährigen. Demnach zeigt die vorliegende Studie, dass jüngere Patienten eine günstigere Prognose haben. Ein plausibler Grund für diesen Überlebensvorteil könnte die bessere Heilungsrate jüngerer Patienten sein. Vergleichbar zeigte sich in diesem Zusammenhang eine Analyse von 428 kurativ operierten Schweizer Patienten, die über 60 Jahre alt waren mit einer 2,5fach niedrigeren Heilungsrate im Vergleich zu Patienten, die jünger als 50 Jahre waren (SERKE et al., 2002). In einer polnischen Studie wurden über 20 000 Patienten, die in den Jahren von 1995 bis 1998 an einem Bronchialkarzinom erkrankten, retrospektiv untersucht. Patienten, die älter als 50 Jahre alt waren, wiesen hier ebenfalls eine schlechtere Prognose auf (RADZIKOWSKA et al., 2002). Auf der anderen Seite könnte schon die größere Bereitschaft ärztlicherseits, jüngeren Patienten eher eine aggressivere Therapie zukommen zu lassen, die günstigeren Überlebensraten gegenüber älteren Patienten erklären (KUO et al., 2000). 77 / 110 In der vorliegenden Analyse übertraf die Überlebenswahrscheinlichkeit der Männer die der Frauen. Der Unterschied erwies sich aber als nicht signifikant (p=0,789). Gleichzeitig muss beachtet werden, dass die Frauen im ausgewerteten Patientenkollektiv mit fünf vs. 47 männlichen Patienten, deutlich unterrepräsentiert waren. Einige Autoren werten die Zugehörigkeit zum weiblichen Geschlecht als positiven prognostischen Faktor (RADZIKOWSKA et al., 2002; SERKE et al., 2002). Ohne Zweifel ist der Leistungsindex abhängig vom Erkrankungszustand der Patienten. In der vorliegenden Arbeit wurde die Leistungsfähigkeit und der Allgemeinzustand mit Hilfe des Karnofsky-Index beschrieben. Der Karnofsky-Index zeigte einen signifikanten Einfluss auf die Überlebensdauer der untersuchten Patienten (p=0,043). Es konnte eine an dem Leistungsindex gebundene Abstufung der medianen Überlebenszeiten beobachtet werden. Die Differenz in den medianen Überlebenszeiten zwischen der Patientengruppe mit dem besten und dem schlechtesten Karnofsky-Index betrug 55 Wochen (12,7 Monate). Der höchste im Patientenkollektiv beobachtete Karnofsky-Index betrug 90%. Die mediane Überlebenszeit lag hier bei 72 Wochen (16,6 Monaten). Der niedrigste Index betrug 60%. In dieser Gruppe wurde eine mediane Überlebenszeit von nur 17 Wochen (3,9 Monaten) beobachtet. Ähnliche Ergebnisse zeigt eine englische Studie. Patienten, die nicht primär operiert wurden und einen Karnofsky-Index von 90% aufwiesen, waren mit einer Überlebenszeit von 9,3 Monaten der Gruppe mit einem Karnofsky-Index ≤ 50% und einer Überlebenszeit von 1,2 Monaten, deutlich überlegen (CAPEWELL et al., 1990). Die Ergebnisse einer radiotherapeutischen Gruppe aus Wisconsin, zeigten eine signifikante Verschlechterung der Überlebensrate bei einem Karnofsky-Index <70% (p=0,0001) (FIRAT et al., 2002). Um Aussagen über Einfluss der Komorbidität der Patienten auf das Überleben im untersuchten Kollektiv treffen zu können, wurde die Gesamtanzahl und die Art der Begleiterkrankungen untersucht. Hinsichtlich der Anzahl konnte kein statistisch signifikanter Unterschied herausgearbeitet werden (p=0,911). Somit scheint es eher eine zufällig gemachte Beobachtung zu sein, dass Patienten mit zwei Begleiterkrankungen mit 60 Wochen (13,8 Monate) die höchste mediane Überlebenszeit aufgewiesen haben. Entgegen der Vermutung lebten Patienten ohne eine andere Erkrankung als dem nichtkleinzelligen Bronchialkarzinom im Median mit 48 Wochen (11,1 Monaten) kürzer. 78 / 110 Bei genauer Betrachtung der Art der Begleiterkrankungen, hatten pulmonale Vorerkrankungen keinen signifikanten Einfluss auf die Überlebenszeit (p=0,656). Ein Vergleich der medianen Überlebenszeit zeigte bei Patienten ohne Dyspnoe im Vergleich zu den Patienten mit Dyspnoe mit 72 Wochen (16,6 Monaten) die längste mediane Überlebenszeit (p=0,295). Hingegen ergab sich ein statistisch signifikanter Unterschied des medianen Überlebens in Abhängigkeit von Herzkreislauferkrankungen. Wies ein Patient eine Erkrankung des Herzkreislaufsystems auf, lebte er im Median 19 Wochen (4,4 Monate) kürzer als ein Patient ohne diese Erkrankung (p=0,012). In der Literatur wird die kardiopulmonale Komorbidität insbesondere für eine höhere Rate an postoperativen Komplikationen verantwortlich gemacht (SANTAMBROGIO et al., 1996; PAGNI et al., 1997; PAGNI et al., 1998; HANAGIRI et al., 1999). Die Therapie des nichtkleinzelligen Bronchialkarzinoms ist stadienadaptiert und wird im interdisziplinären Dialog mit Thoraxchirurgen, Strahlentherapeuten, Onkologen und Pneumologen festgelegt (siehe Kapitel 2.8.). In der vorliegenden Analyse wurde die Wahl des Therapiekonzeptes bezüglich der Überlebensprognose betrachtet. Aus dem untersuchten Patientenkollektiv erhielten vier Patienten eine Kombination aus Chemotherapie, chirurgischem Eingriff und Radiotherapie. Der Karnofsky-Index in dieser Gruppe lag zwischen 70% und 80%. In der Literatur wird berichtet, dass Patienten mit gutem Allgemeinzustand (Karnofsky ≥70%) von multimodalen Therapiestrategien besonders profitieren (Thomas et al., 2002). Zwar handelt es sich insgesamt um eine kleine Fallzahl, aber es lässt Überlebenswahrscheinlichkeit von 75% sich anhand der höchsten 1-Jahres- in diesem Unterkollektiv ein positiver Trend ablesen (p=0,264). Das Langzeitüberleben betreffend muss jedoch festgehalten werden, dass in der Gruppe mit einer multimodalen Therapie drei Jahre nach der Erstdiagnose keine Überlebenden mehr zu beobachten waren. Die Ergebnisse aus der Literatur weisen für Patienten nach kompletter Resektion und Radiochemotherapie 3-Jahres-Überlebensraten zwischen 40 und 60% auf. Andererseits ist mit diesem Therapieansatz auch eine nennenswerte therapieassozierte Letalität von 7 bis 10% verbunden (ALBAIN et al., 1995; CHOI et al., 1998; EBERHADT et al., 1998; THOMAS et al., 1999). 79 / 110 In der Literatur wird die Radiochemotherapie bei inoperablen lokal begrenzten nichtkleinzelligen Bronchialkarzinomen als die einzig verbleibende kurative Therapiemöglichkeit beschrieben (SAUSE et al., 1995; AMERICAN SOCIETY OF ONCOLOGY, 1997; ROYAL COLLEGE OF RADIOLOGISTS CLINICAL INFORMATION NETWORK, 1999; FIETKAU, 2001; VOKES, 2001; THOMAS et al., 2002). In der vorliegenden Arbeit erhielten 16 Patienten eine Kombination aus Chemotherapie und sequentieller Radiotherapie. In dieser Gruppe konnte eine mediane Überlebenszeit von 48 Wochen (11,1 Monaten) beobachtet werden. Im Vergleich zu der Patientengruppe mit alleiniger Radiotherapie lebten die Patienten 14 Wochen (3,2 Monate) länger (p=0,264). In anderen Studien, die die Wirkung sequentieller Radiotherapie untersuchen, werden mediane Überlebenszeiten von 13,3 bis 14,6 Monaten beschrieben (FURUSE et al., 1999; CURRAN et al., 2000). Für Patienten, die sich einem chirurgischen Eingriff und anschließend einer postoperativen Strahlentherapie unterzogen haben, zeichnete sich gegenüber den Patienten mit alleiniger Radiotherapie, ein deutlich besserer Überlebensbenefit ab. Eine Kombination aus Chirurgie und Strahlentherapie erbrachte mit 60 Wochen (13,8 Monate) vs. 34 Wochen (7,8 Monate) eine fast doppelt so lange mediane Überlebenszeit (p=0,011). Verglichen mit den Ergebnissen der ECOG (Eastern Cooperative Oncology Group), die multizentrisch an 121 Kliniken 488 komplett resezierte Patienten der Stadien II und IIIA untersuchte, sind unsere beobachteten medianen Überlebenszeiten kürzer. Die ECOG konnte bei Patienten mit alleiniger postoperativer Bestrahlung ein medianes Überleben von 41 Monaten ermitteln (KELLER et al., 2000). Die Gründe für die Differenz der medianen Überlebenszeiten, können einerseits in der unterschiedlichen Patientenzahl und andererseits in der unterschiedlichen Zusammensetzung des Patientenkollektivs liegen. Im Patientenkollektiv des Marienhospitals Herne wurden Patienten mit den Stadien I bis IIIB postoperativ bestrahlt. Auf die Fragestellung welches Tumorstadium nach einer kombinierten Therapie aus chirurgischem Eingriff mit anschließender Radiotherapie die günstigste Prognose hatte, zeigte sich erwartungsgemäß die längste mediane Überlebensdauer mit 121 Wochen (27,9 Monaten) in der Patientengruppe mit dem Stadium I und II. Bei genauer Betrachtung der Überlebenszeiten wurde einerseits in jedem Stadium eine höhere mediane 80 / 110 Überlebenswahrscheinlichkeit gegenüber den Patienten ohne eine Operation beobachtet, andererseits konnte mit zunehmendem Tumorstadium eine kürzere mediane Überlebenszeit notiert werden (Stadium I und II p=0,627; Stadium IIIA p=0,862, Stadium IIIB p=0,862). Auch andere Autoren zählen das Tumorstadium zu den wichtigsten prognostischen Faktoren (INTERNATIONAL UNION AGAINST CANCER, 1997; ZUZUKI et al., 1999; SERKE et al., 2002). Die Bedeutsamkeit der Therapie des Stadiums IIIA und IIIB wird in der Literatur hervorgehoben. Die 1-Jahres- und 2-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit in dem untersuchten Patientenkollektiv, nach einer chirurgischen Intervention und Bestrahlung, wurde im Stadium IIIA mit 61,5% und 27,7% beobachtet. Aus der Literatur liegt die 5Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit im Tumorsstadium IIIA mit anschließender adjuvanter Radiotherapie zwischen 10%-34% (GODSTRAW et al., 1994; ANDRE et al., 2000). Eine Schätzung der 5-Jahres-Überlebensrate war in unserem Kollektiv nicht möglich, da die am längsten beobachtete Person mit 116 Wochen (26,8 Monaten) nach Erstdiagnose am Stichtag zensiert wurde. Nach den vorliegenden Daten zur 5-JahresÜberlebensrate nach kompletter Resektion eines Stadiums IIIB wurden nur drei Patienten vor einer Radiotherapie operiert. Die 1-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit war mit 33,3% im Vergleich zum Stadium IIIA kleiner. Eine Schätzung der 5-Jahres- Überlebenswahrscheinlichkeit war auch hier nicht möglich, da der letzte Patient nach dem vierten Jahr nach Erstdiagnose verstorben ist. In der retrospektiven Analyse einer chinesischen Arbeitsgruppe von 1905 operierten Patienten wurde dessen Langzeitüberleben untersucht. Dieses Kollektiv setzte sich aus Patienten zusammen, die nur operiert wurden oder anschließend eine adjuvante Therapie erhielten (FANG et al., 2001). In der Tabelle X findet sich eine Gegenüberstellung der Ergebnisse der chinesischen Studie mit den Ergebnissen der vorliegenden Arbeit und den Ergebnissen der Thoraxklinik Heidelberg (siehe 2.8.1.). 81 / 110 Tab. 31: Überlebenswahrscheinlichkeiten in Abhängigkeit vom Tumorstadium in Gegenüberstellung der Ergebnisse im Patientengut des Marienhospitals Herne nach Operation und adjuvanter Radiotherapie mit den Ergebnissen im Patientengut der Thoraxklinik Heidelberg nach kurativer Operation und den Ergebnisse im chinesischen Patientengut nach alleiniger Operation oder anschließender adjuvanter Radiotherapie Ort Beobachtungszeit Tumorstadium I II IIIA IIIB IV 1-Jahr-ÜL MH-Herne 1991 - 2000 Thoraxklinik 1988 -1997 71,4% 88% 79% 61,5% 33,3% 12,5% 65% 57% - - 33,3% - 37% 26% - - - - 25% 20% - Heidelberg 3-Jahres-ÜL MH-Herne 1991 - 2000 Thoraxklinik 1988 -1997 42,9% 70% 51% Heidelberg 5-Jahres-ÜL - MH-Herne 1991 - 2000 Thoraxklinik 1988 -1997 57% 41% 1961 -1995 72- 34,5- 22,6% 15,9% 7,1% Heidelberg Peking 61% 32,9% Die Analyse der in kurativer Intention angewandten Strahlengesamtdosen zeigte im Bereich von 49 bis 66 Gy eine Zunahme der medianen Überlebensdauer mit größerer Gesamtdosis. Patienten mit einer Gesamtdosis von 60 bis 66 Gy lebten im Median 111 Wochen (25,6 Monate) und damit 70 Wochen (16,2 Monate) länger als die Patienten mit einer Strahlengesamtdosis von 49 bis 50,4 Gy. Auch die 1- bis 3-Jahres-Überlebensraten waren deutlich höher (p=0,439). Eine höhere Dosis als 66 Gy brachte in der angewandten Technik keine weitere Verbesserung. Die Ursache dafür muss noch herausgefunden werden. Aus diesem Kollektiv war dies nicht zu eruieren. Die Patienten, die mit mehr als 66 Gy bestrahlt worden sind, unterscheiden sich nicht wesentlich hinsichtlich der Altersverteilung, der Histologie, der Tumorstadienverteilung, des Karnofsky-Index oder der Begleiterkrankungen von den Patientengruppen mit einer geringeren Gesamtdosis. Verglichen mit einer prospektiven italienischen Studie, in der eine Gesamtdosis von 60 Gy verabreicht wurde, zeigte das von mir untersuchte Kollektiv bessere Überlebenszeiten. In 82 / 110 der Vergleichsstudie wurden ebenso Einzelfraktionen von 2 Gy pro Bestrahlungstag und konventioneller Fraktionierung angewandt. Die mediane Überlebensdauer betrug hier nur 19 Monate. Allerdings waren die Patienten älter als 75 Jahre, hatten einen Karnofsky-Index > 60% und befanden sich im Stadium IIIA (PERGOLIZZI et al., 2002). In einer anderen Studie mit nicht operablen Patienten reichten die verwendeten Gesamtdosen von 60 bis 83,85 Gy. Im Gegensatz zu unseren Kollektiv hatten in dieser Studie Patienten mit einer Dosis von 70 Gy bessere Überlebenszeiten gegenüber den Patienten mit weniger als 70 Gy (p=0,05). Als mediane Überlebenszeit waren 24 Monate aufgeführt worden (BRADLEY et al., 2002). 7.5. Überlebensgewinn In der Onkologie stellt die Lebensqualität einen Zustand dar, in dem der Tumorpatient mit der ihm verabreichten Therapie fertig wird und zufrieden mit seinem Leben ist. Die Lebensqualität wird von psychischen, physischen und sozialen Faktoren sowie durch die, dem Patienten insgesamt verleibende Zeit, beeinflusst (ENGHOFER, 1992). Die Beurteilung der Lebensqualität stellt ein grundsätzliches Problem dar. Es bestehen Unterschiede zwischen der Beurteilung des Patienten und der der Ärzte. Es müssen Modelle entstehen, die objektive und einfach zu bestimmende Parameter mit der Qualität des Überlebens verbindend beurteilen. In der Literatur sind Ausdrücke wie „Quality adjusted life years (QUALYs)“ oder „Quality adjusted time without symptoms of disease and toxicity of treatment (Q-TwiST)” aufgeführt (PORZSOLT, 1993; GLASZIOU et al., 1998; GILBERT et al., 2000). Diese Begriffe stellen eine Kombination aus Quantität und Qualität dar. Gemeint sind Lebensjahre ohne Symptome oder Nebenwirkung der verabreichten Therapie. In der vorliegenden Analyse wurde ein Modell zur Beurteilung der, dem Patienten nach abgeschlossener Therapie verbliebende Zeit aufgestellt, in dem die Überlebenszeit nach Kaplan Meier, das Tumorstadium und der Karnofsky-Index berücksichtigt wurde. Zur Berechnung des Überlebensgewinnes wurde die 6-wöchige Radiotherapie und eine Erholungsphase von vier Wochen als eine minder qualitative Zeit definiert. Daher wurde diese Zeit von der Überlebenszeit abgezogen. Der so berechnete Überlebensgewinn wurde in Abhängigkeit zum Tumorstadiums gesetzt. Das Patientenkollektiv mit dem Tumorstadium I und II zeigte im Median den größten Überlebensbenefit mit 48 Wochen (11,1 Monaten). Je fortgeschrittener das Tumorstadium, 83 / 110 umso kleiner wurde der Überlebensgewinn (Korrelation nach Pearson p=0,014). Im Stadium IIIA betrug der mediane Überlebensgewinn 34 Wochen (7,8 Monate) und im Stadium IIIB waren nur noch 18 Wochen (4,2 Monate) als medianer Zeitgewinn zu beobachten. Nahezu kein Überlebensgewinn wurde im Stadium IV verzeichnet. Eine ähnliche Beobachtung wurde bei dem Vergleich des Überlebensgewinns, in Abhängigkeit zur Leistungsfähigkeit und zum Allgemeinzustand gemacht. Je größer der Karnofsky-Index vor Beginn der Therapie war, umso größer fiel der Überlebensgewinn aus (Korrelation nach Pearson p=0,014). In dem Patientenkollektiv mit einem Karnofsky-Index von 90% war ein maximaler Überlebensgewinn von 137 Wochen (31,6 Monaten) beobachtet worden. Im Gegensatz dazu konnten in der Patientengruppe mit einem Karnofsky-Index von 60% als Zeitgewinn maximal nur 22 Wochen (5,1 Monate) erhoben werden. Das in der Arbeit angewandte Modell soll eine Hilfestellung in der individuellen Therapieplanung darstellen. Bei der Konzepterstellung sollte nicht nur die Lebensverlängerung, sondern auch die Lebensqualität berücksichtigt werden. Unter diesem Gesichtspunkt müssen wir leider feststellen, dass zum jetzigen Zeitpunkt Patienten mit einer schlechten Prognose kaum von einer Behandlung profitieren. Bei Patienten mit einem frühen Tumorstadium und gutem Allgemeinzustand kann eine aggressive Therapie zur einer Verlängerung der Überlebenszeit und des Überlebensgewinns führen. 7.6. Zusammenfassung Das Bronchialkarzinom ist in der westlichen Welt die häufigste Krebstodesursache, mit abnehmender Inzidenz beim Mann, aber weiter stark zunehmender Häufigkeit bei der Frau. Von steigenden Mortalitätsraten wird aus den Entwicklungsländern berichtet. Die Inzidenz dieses Tumors steigt jährlich um 0,5%. Der Tumor zeigt keine Frühsymptome und wird durch Screening nicht wirkungsvoll erfasst. Die Therapie des Bronchialkarzinoms richtet sich nach dem Tumorstadium. In frühen Stadien wird operiert, bei inoperablen Patienten kommt die Radiotherapie zum Einsatz. Das Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die klassischen onkologischen Endpunkte der Therapie zu bestimmen und den rechnerischen Vorteil für den Patienten nach abgeschlossener Therapie zu ermitteln. Grundlage dieser Arbeit bildete ein Kollektiv von 93, an einem Universitätsklinik nichtkleinzelligen Bronchialkarzinom bestrahlten Patienten der Marienhospital Herne der Ruhr-Universität Bochum, welches retrospektiv aufgearbeitet und statistisch analysiert wurde. Der Beobachtungszeitraum 84 / 110 erstreckte sich über die Jahre 1992 bis 2000. Die Hauptvariablen waren Überlebenszeit und die Zeit ohne Therapie und akute Nebenwirkungen. Die 5-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit im Gesamtkollektiv, welches potentiell mit kurativer Intention primär oder ergänzend zur Operation bestrahlt wurde, betrug 4,0%. Je weiter fortgeschritten der Tumor bei der Diagnosestellung war, desto geringer war die erreichte Überlebenszeit. Das Tumorstadium erwies sich als ein signifikanter Prognosefaktor (p=0,003). Auch mit zunehmender T-Kategorie konnte eine Verringerung der medianen Überlebenszeit beobachtet werden. Patienten der T2-Kategorie lebten mit 13,2 Monaten vs. 46,4 Monaten wesentlich kürzer als die Patienten mit einem T1-Tumor (p=0,08). Hinsichtlich des Lymphknotenstatus zeigte eine kleinere N-Kategorie einen signifikanten Überlebensvorteil (p=0,002). Patienten mit einer N1-Kategorie wiesen mit 27,9 Monaten gegenüber den Patienten mit einer N2-Kategorie mit 12 Monaten oder mit einer N3-Kategorie mit 7,8 Monaten eine erheblich längere mediane Überlebenszeit auf. Patienten ohne Fernmetastasen zeigten ebenfalls einen signifikanten Überlebensvorteil gegenüber den Patienten mit einer M1-Kategorie (p<0,001). Das Patientenkollektiv mit einem Adenokarzinom wies gegenüber den Gruppen mit einem Plattenepithel- oder großzelligem Karzinom eine längere Überlebenszeit auf. Dieser Überlebenstrend war jedoch mit p=0,059 nicht statistisch signifikant. Dagegen hatte das Alter der Patienten einen signifikanten Einfluss auf die Überlebenswahrscheinlichkeit (p=0,003). Die Altersklasse der 50- bis 60-jährigen hatte mit 45,5% und 34,1% die höchsten 2- und 3-Jahres-Überlebensraten. Jüngere Patienten wiesen also eine günstigere Prognose auf. In der vorliegenden Arbeit wurde die Leistungsfähigkeit und der Allgemeinzustand mit Hilfe des Karnofsky-Index beschrieben. Es konnte eine am Leistungsindex gebundene Abstufung der medianen Überlebenszeit beobachtet werden. Der Karnofsky-Index wies einen signifikanten Einfluss auf die Überlebensdauer der untersuchten Patienten auf (p=0,043). Hinsichtlich der Komorbidität hatte die Anzahl der zusätzlichen Begleiterkrankungen keinen signifikanten Unterschied hinsichtlich der Überlebenszeit bewirkt (p=0,911). Wohingegen das Vorhandensein von Herzkreislauferkrankungen einen negativen Einfluss auf die Überlebenszeit ergab, denn Patienten mit solch einer Erkrankung lebten im Median 4,4 Monate kürzer (p=0,012). Die Analyse zeigte die höchste 1-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit von 75% in der Patientengruppe, die eine Kombination aus Chemotherapie, operativem Eingriff und Radiotherapie als therapeutisches Konzept erhielt (p=0,264). Patienten, die eine 85 / 110 Kombination aus Chemotherapie und sequentieller Radiotherapie bekamen, lebten im Vergleich zu der Patientengruppe mit alleiniger Radiotherapie 3,2 Monate länger (p=0,264). Einen besseren Überlebensbenefit zeigten Patienten, die sich einem chirurgischen Eingriff und anschließender Radiotherapie unterzogen. Sie lebten gegenüber der Patientengruppe mit alleiniger Strahlentherapie mit 7,8 Monaten im Median fast doppelt so lange (p=0,011). Mit zunehmendem Tumorstadium wurde eine kürzere mediane Überlebenszeit beobachtet (Stadium I und II p=0,627; Stadium IIIA p=0,862; Stadium IIIB p=0,862). Die Analyse der angewandten Strahlengesamtdosen zeigte eine Zunahme der medianen Überlebensdauer mit größerer Gesamtdosis. Patienten mit einer Gesamtdosis von 60 bis 66 Gy lebten 16,2 Monate länger als Patienten, die eine Strahlengesamtdosis von 49 bis 50,4 Gy appliziert bekommen haben (p=0,439). Eine höhere Dosis als 66 Gy brachte in der angewandten Technik keine weitere Erhöhung der Überlebenszeit. Aus dem untersuchten Kollektiv konnte die Ursache nicht ermittelt werden. Die Auswertung bestätigt die mehrfach in der Literatur berichteten Ergebnisse. Zur Berechnung des Überlebensgewinnes wurde die 6-wöchige Radiotherapie und eine Erholungsphase von vier Wochen als minder-qualitative Zeit von der Überlebenszeit abgezogen und in Abhängigkeit zum Tumorstadium und Karnofsky-Index gegenübergestellt. Die Ergebnisse zeigten, dass je fortgeschrittener der Tumor und je schlechter der Ausgangszustand des Patienten war, desto kleiner fiel sein eigentlicher Überlebensgewinn aus (Korrelation nach Pearson, p=0,014). Dieses Ergebnis ist erwartungsgemäß ausgefallen, seine Aussagekraft lässt sich in der Praxis deutlich besser verwenden als die klassischen stationären onkologischen Parameter. In Zukunft sollten Überlebensdaten durch Lebensqualitätsdaten ergänzt werden. 86 / 110 8. Literaturverzeichnis [1] Albain K, Rusch VW, Crowley JJ, Rice TW, Turrisi AT, Lonchyna VA, Preasant CA, McKenna RJ, Gandara DR: Concurrent cisplatin/ etoposide plus chest radiotherapy followed by surgery for stages IIIA (N2) and IIIB non-small-cell lung cancer: Major mature results of Southwest Oncology Group phase II study 8805. J Clin Oncol 13: 1880-1892, 1995 [2] Albain KS, Pass HI: Induction therapy for locally advanced non-small-cell lung cancer. In: Lung cancer – Principles and practise. 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Patientenerhebungsblatt Name: m/w Geb Onkologische Anamnese vor der Erstbestrahlung Indikation zur Strahlentherapie: Datum der Erstdiagnose: TNM nicht erkennbar Tumorhistologie Begleiterkrankungen : Keine Begleiterkrankungen und Vorerkrankungen: Beschwerden / Krankheitszeichen /Aktivität / Pflege / Krankenhausaufenthalt / Lebensgefahr: 105 / 110 Karnofsky Index : Karnofsky Index nicht bestimmbar: Chirurgischer Eingriff: ja nein Name: Datum / Art des Eingriffs Chemotherapie: ja nein neoadjuvant adjuvant Radiatio: Bestrahlungstechnik / Zielvolumen : Datum der Erstbestrahlung: Datum der letzten Bestrahlung/ Bestrahlungsende Einzeldosis : Gesamtdosis : 106 / 110 Posttherapeutischer Erfolg / onkologische Anamnese zwischen Erstbestrahlung und Tod: Beschwerden (Schmerzreduktion) / Krankheitszeichen / Aktivität / Pflege / Lebensgefahr Karnofsky Index : Karnofsky Index nicht bestimmbar: Rezidiv / Zeitpunkt kein Rezidiv Strahlentherapeutische Nebenwirkungen: akut ( 1-90 Tage ) / chron. ( > 90 Tage ) keine Nebenwirkungen Tod / Datum : 107 / 110 9.2. Danksagung Mein besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr. med. I. A. Adamietz für die Überlassung des Themas und die Betreuung der Arbeit, sowie für die anregende Diskussion bei der Auswertung. Ebenso danke ich Herrn Dr. med. O. Schneider für die Unterstützung bei der statistischen Auswertung. Mein ganz besonderer Dank für die Unterstützung während der gesamten Arbeit gilt meinen Freunden Julia Bröggelwirth, Isabelle Grimmenstein, Tuyen Le, Anja Döpke und Ina Brockamp. Nicht zuletzt möchte ich mich bei meinen Eltern für die liebevolle Unterstützung meines Studiums bedanken. Ohne ihren Einsatz wäre mein Studium und diese Dissertation sicherlich nicht möglich gewesen. 108 / 110 9.3. Lebenslauf Persönliche Daten Name: Eva Hakim Geburtsdatum/-ort: 15.09.1975/ Prag Familienstand: ledig Staatsangehörigkeit: deutsch Schulbildung 1982 - 1986 Grundschule in Prag 1986 - 1995 Städtisches Gymnasium Kamen/ Westf. Abschluss: Allgemeine Hochschulreife Hochschulbildung ab 1995 Studium der Humanmedizin an der Ruhr-UniversitätBochum 9/1997 Ärztliche Vorprüfung 8/1998 Erster Abschnitt der Ärztlichen Prüfung 3/2001 Zweiter Abschnitt der Ärztlichen Prüfung 4/2002 Dritter Abschnitt der Ärztlichen Prüfung Famulaturen 2/1998 - 3/1998 Praxisfamulatur (Pädiatrie) 3/1998 Praxisfamulatur (Dermatologie) 3/1999 Famulatur an der Uni. Klinik f. Innere Medizin III in Wien (Nephrologie und Dialyse) 7/1999 - 8/1999 Famulatur an der Karls-Universität-Prag (Gynäkologie und Chirurgie) 8/1999 - 9/1999 Famulatur im Marienhospital Uni. Klinik Bochum (Strahlentherapie) 109 / 110 Praktisches Jahr 4/2001 - 8/2001 Anästhesie in der Augusta-Kranken-Anstalt in Bochum, Dr. med. Hasselbring 8/2001 - 11/2001 Chirurgisches Tertial im Kantonalen Spital Sursee in der Schweiz, Dr. med. Gonzenbach 11/2001- 3/2002 Internistisches Tertial in der Augusta- Krankenanstalt in Bochum, Prof. Dr. med. Petrides Berufliche Tätigkeit Seit 5/2002 Ärztin im Praktikum in der Kardiologie in der AugustaKrankenanstalt Bochum, Prof. Dr. med. M. Wehr Seit 1/2004 Assistenzärztin in der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Gastroenterologie der Augusta-Krankenanstalt Bochum, Prof. Dr. med. Petrides 110 / 110