Beispiel für eine Parameterabschätzung mit normalverteiltem Rauschen 1. Schritt: Hintergrundinformation I: Eine konstante elektrische Spannung µ wird mit einem Voltmeter gemessen. Es werden fünf Spannungswerte abgelesen. Zwischen den einzelnen Werten liegt eine Zeitspanne, die sehr lang ist gegenber der Reaktionszeit des Messgeräts. 2. Schritt: Probabilistisches Modell M: Die gemessenen Spannungen xj = x(tj ) setzen sich additiv aus der gesuchten Spannung µ und dem Rauschen j = (tj ) (i = 1, . . . , 5) zusammen. x j = µ + j . Die j sind normalverteilt und statistisch unabhängig. ⇒ Likelihood Funktion τ N/2 N τ (xj − µ)2 + N τ Var(xj ) prob(xj |µ, τ, M, I) = exp − , 2π 2 mit N = 5, und τ = 1/σ 2 . Die Grösse σ 2 = n2 (t) beschreibt die mittlere quadratische Amplitude des Rauschens. Die Grössen µ und τ sind die beiden unbekannten Parameter des Modells. 3. Schritt: Wir wissen vor der Messung: µ ∈ R, τ ∈ R+ 0. ⇒ Priorwahrscheinlichkeiten const. für τ ≥ 0 prob(µ, τ |M, I) = 0 für τ < 0 4. Schritt: Messung ergibt x1 = 0.959494 V, x2 = 0.923518 V, x3 = 0.98443 V, x4 = 1.01078 V, x5 = 1.06056 V. Damit ist xj = 0.988 V und Var(xj ) = 0.0027 V2 . 5. Schritt: Abschätzung der Spannung µ und des Rauschens σ 2 = 1/τ . ⇒ Posteriorverteilung ist Normal-Gamma-Verteilung pdf(µ, τ |xj , M, I) = NΓ[µ, τ ; xj , N, (N + 1)/2, 2/(N Var(xj ))] Marginale Verteilung für µ ist Studentsche t-Verteilung q pdf(µ|xj , M, I) = T[µ; xj , Var(xj )/(N + 1), N + 1]. Marginale Verteilung für σ 2 ist Inverse-Gamma-Verteilung pdf(σ 2 |xj , M, I) = IΓ[σ 2 ; (N + 1)/2, N Var(xj )/2]. 6. Schritt: Mittelwert hµi und Standardabweichung σµ der Studentschen t-Verteilung sind hµi = xj = 0.988 V r Var(xj ) σµ = = 0.026 V N −1 µ = (0.988 ± 0.026) V Mittelwert hσ 2 i und Standardabweichung Σσ2 der Inversen Gammaverteilung sind N Var(xj ) = 0.0034 V2 N −1 r 2 = hσ 2 i = 0.0034 V2 N −3 hσ 2 i = Σσ 2 σ 2 = (0.0034 ± 0.0034) V2 Achtung: Bei kleinen N (wie in diesem Beispiel) ist die inverse Gammaverteilung sehr asymmetrisch (schief). Mittelwert ± Standardabweichung sind daher keine besonders gute Repräsentation für das wirkliche Rauschen des Messgeräts. Wahrscheinlichkeitsverteilungen Normal-Gamma Verteilung √ y β −α λ α−1/2 λτ (x − µ)2 √ τ exp − NΓ(x, y; µ, λ, α, β) = exp − , β 2 Γ(α) 2π x ∈ R, y ∈ R+ 0 , µ ∈ R, λ ≥ 0, α > 0, β > 0 Marginalisierte Verteilung für y ist Γ(y; α, β). Bedingte Wahrscheinlichkeit für x, gegeben y, ist √ N (x; µ, 1/ λτ ). Studentsche t-Verteilung −(ν+1)/2 1 (x − µ)2 T (x; µ, σ, ν) = √ 1+ , νσ 2 νσB(ν/2, 1/2) wobei B(a, b) die Eulersche Betafunktion ist. x ∈ R, µ ∈ R, σ ∈ R+ 0 , ν ∈ N. Mittelwert: hxi = µ, Varianz: Var(x) = νσ 2 /(ν − 2) Inverse Gammaverteilung IΓ(x; α, β) = 1 xΓ(α) α β β exp − , x x x ∈ R+ , α > 0, β > 0 Mittelwert: hxi = β/(α − 1) für α > 1, Varianz: Var(x) = β 2 (α − 1)−2 (α − 2)−1 für α > 2.