BEITRAG DER SILIKONTECHNOLOGIE ZU EINER NACHHALTIGEN ARCHITEKTUR A.T. Wolf Dow Corning Corporation Dow Corning GmbH, Wiesbaden, Deutschland BEITRAG DER SILIKONTECHNOLOGIE ZU EINER NACHHALTIGEN ARCHITEKTUR A. T. Wolf Dow Corning GmbH, Wiesbaden, Deutschland [email protected] KURZBESCHREIBUNG Seit mehr als 40 Jahren werden Dicht- und Klebestoffe aus Silikon erfolgreich in Gebäudehüllen, Vorhangfassaden und anderen der Witterung ausgesetzten Anwendungen eingesetzt, die Stürmen, Erdbeben, saurem Regen, extremer Luftfeuchtigkeit und Frost widerstehen müssen. Die wirtschaftliche Bedeutung von Dicht- und Klebestoffen aus Silikon beruht auf den besonderen Eigenschaften, die den Werkstoff zu einem vielseitig einsetzbaren Material in den unterschiedlichsten Bereichen machen. Dicht- und Klebestoffen aus Silikon ermöglichen die Konstruktion neuartiger Fassadensysteme mit optimierter Energieeffizienz, verbesserter Tageslichtnutzung und Klimaregelung sowie längerer Nutzungsdauer. 1. EINFÜHRUNG Die ersten Dicht- und Klebestoffe aus Silikon für den Gebäudebau kamen in den frühen 1960er Jahren auf den Markt, und viele der damals verarbeiteten Produkte sind noch heute funktionsfähig (Abbildung 1) [1]. Die wirtschaftliche Bedeutung von Dicht- und Klebestoffen aus Silikon beruht auf den besonderen Eigenschaften, die den Werkstoff zu einem vielseitig einsetzbaren Material in den unterschiedlichsten Bereichen machen. Zu diesen Eigenschaften zählen u. a. die hervorragende Beständigkeit gegen Witterungseinflüsse, extreme Temperaturen, Ozon und Oxidation, die hohe Gasdurchlässigkeit, die guten elektrischen Eigenschaften, die Reaktionsträgheit, die Haftfähigkeit auf einer Vielzahl von Trägermaterialien und die Vernetzbarkeit sowohl bei hohen als auch normalen Temperaturen [2,3]. Aufgrund dieser besonderen Materialmerkmale können Dicht- und Klebestoffe aus Silikon die Effizienz und Langlebigkeit von Geschäfts- und Wohngebäuden erhöhen. 2. BEDARF AN NACHHALTIGER ARCHITEKTUR AV14229 Abb. 1: Das 40 Jahre alte Gebäude der USStahlarbeitergewerkschaft in Pittsburgh, Pennsylvania (USA) mit Silikonabdichtung. Gebäude sind sehr ressourcenintensiv. Für sie werden 35–40 % der Primärenergie, 30–40 % aller verwendeten Rohstoffe, 15–20 % des gesamten Wasserbedarfs und 10 % der von Menschen genutzten Fläche aufgewendet. Weltweit beziffert sich die Menge der in der Bauwirtschaft verarbeiteten Rohstoffe auf enorme 3 Mrd. Tonnen jährlich [4]. Gebäude sind zudem für einen Großteil der schädlichen Emissionen verantwortlich und belasten die Umwelt. 35–40 % aller Treibhausgasemissionen, 30–35 % aller festen Abfälle und etwa 20 % der Abwässer gehen auf Gebäude zurück [5]. Bereits im Jahr 1993 hat die International Union of Architects (UIA) auf ihrem Kongress in Chicago (USA) in ihrer „Declaration of Interdependence for a Sustainable Future“ die Eckpunkte einer nachhaltigen Architektur umrissen [6]. Gemäß dieser Definition zeichnet sich ein nachhaltiges Gebäudedesign durch Ressourcen- und Energieeffizienz, natürliches Bauen ohne gesundheitsschädliche Materialen, eine umweltverträgliche und zurückhaltende Baulandnutzung und eine inspirierende, funktionale und den Nachhaltigkeitsgedanken zum Ausdruck bringende Ästhetik aus. Diese Definition basiert auf dem allgemeinen Nachhaltigkeitskonzept, das sich aus der Schnittmenge der wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Aspekte einer verantwortlichen Entwicklung ergibt (Abbildung 2). nachhaltig sozial erträglich ökologisch fair machbar wirtschaftlich Abb. 2: Fundament einer verantwortlichen Entwicklung. Projekt (designspezifische Qualität) Prosperität/Profit (wirtschaftliche Qualität) Personen (soziale Qualität) Planet (ökologische Qualität) Abb. 3: 4P-Tetraeder nach Prof. Kees Duijvestein Diese Definition zugrunde legend kann man auch sagen, dass jedes nachhaltige Design bzw. jede nachhaltige Architektur die 4P-Anforderungen erfüllen muss: 4P steht für (a) Projekt – die designspezifische Qualität, (b) Prosperität oder Profit – die wirtschaftliche Qualität, (c) Planet – die ökologische Qualität, und (d) Personen – die soziale Qualität (die Qualitäten werden nach Prof. Kees Duijvestein von der Technischen Universität in Delft (Niederlande) auch als Tetraeder dargestellt [7], siehe Abbildung 3). Wie zuvor bereits erwähnt, versteht man unter nachhaltiger Architektur weit mehr als energieeffizientes Bauen. Dennoch ist die Energieeffizienz die wichtigste Kenngröße, um den drei zentralen Herausforderungen im Gebäudebau wirksam begegnen zu können: Umweltzerstörung, Klimawandel und Energiesicherheit. Die in bestehenden Gebäuden aufgewendete Energie lässt sich einfach ermitteln. Messungen haben ergeben, dass der Betrieb eines Gebäudes besonders energieintensiv ist – mehr als 80 % des gesamten gebäudespezifischen Energieverbrauchs resultieren aus dem Betrieb eines Gebäudes [8]. Die Reduzierung der Betriebsenergie hat somit höchste Priorität, denn „die nachhaltigste Energie ist eingesparte Energie“. Die Energie an sich ist jedoch nicht von zentralem Interesse, vielmehr zählt das Resultat, das durch die Energie erzielt wird. Für Kunden ist nicht die Energie an sich von zentraler Bedeutung, sondern die Nutzung der Energie, beispielsweise um Komfort, Beleuchtung, Kraftumsetzung, Beförderungsmöglichkeiten, usw. zu erhalten. Maximale Energieeffizienz bei minimaler Umweltbelastung ist somit die große Herausforderung im Gebäudebau, die eine nachhaltige Architektur lösen muss. Vor diesem Hintergrund hat die richtige Materialwahl einen enormen Einfluss auf die für die Gebäudeunterhaltung erforderliche Energie, wohingegen sich durch die Wahl von Materialien der Energieverbrauch bei der Fertigung, beim Bau und beim Abriss eines Gebäudes nur marginal beeinflussen lässt. Daher geht es bei der Konzipierung nachhaltiger Gebäude insbesondere darum, sowohl den betriebsbedingten Energieverbrauch als auch die Lebenszykluskosten des Gebäudes zu senken. Um dies zu erreichen, ist zuallererst die Leistungsfähigkeit der Gebäudehülle zu verbessern, da die Lebenserwartung einer Gebäudehülle zwischen 50 und 100 Jahren beträgt [9]. Offensichtlich müssen wir uns dabei vor allem auf Dinge wie die Luftdichtheit der Gebäudehülle, die Qualität der Isolierung und insbesondere der Fenster und die Vermeidung von Wärmebrücken konzentrieren. Der zweitwichtigste Punkt sollte dann die Reduzierung des Energieverbrauchs sein, beispielsweise durch den Einsatz energieeffizienter Anlagen und Geräte und die verstärkte Nutzung des Tageslichts zur Innenraumbeleuchtung. Sobald diese Aspekte hinreichend berücksichtigt wurden, sollte der Fokus auf die Erzeugung elektrischer Energie aus erneuerbaren Energiequellen gerichtet werden, da derartige Anlagen eine Lebensdauer von 10–25 Jahre haben [10]. Dieser Ansatz ist auch aus einfachen wirtschaftlichen Erwägungen heraus richtig, da eine mangelhaft konstruierte Gebäudehülle und der Einsatz ineffizienter Anlagen und Geräte im Gebäude eine unnötig große Anlage zur Erzeugung erneuerbarer Energien notwendig macht, was wiederum die Kosten nach oben treibt. 3. VORTEILE DER SILIKONTECHNOLOGIE BEI NACHHALTIGEM GEBÄUDEDESIGN Regierungen rund um den Globus beginnen damit, Vorgaben für nachhaltiges Bauen zu entwickeln [11]. So werden etwa Ziele für die Reduzierung des Energieverbrauchs und der CO2-Emissionen festgelegt. Richtlinien zum Einsatz umweltfreundlicher Baustoffe, die nicht die Luftqualität in Gebäuden negativ beeinträchtigen, werden erarbeitet (siehe z. B. [12]). Indem ein Architekt sich anstatt für eine konventionelle, mechanisch gehaltene Glasfassade für eine Structural Glazing-Technologie mit Silikonbefestigung entscheidet, leistet er einen Beitrag zu einer nachhaltigen Architektur, die die 4P-Anforderungen hinsichtlich der ökologischen, sozialen, wirtschaftlichen und designspezifischen Qualität des Gebäudes erfüllt. Silikonbasiertes Structural Glazing erlaubt gestalterische Kreativität und Designfreiheit und sorgt zugleich für geringere Lebenszykluskosten und eine verbesserte Wärme- und Schalldämmung der Fassade. Das elastische Silikon zwischen Glas und Metallunterkonstruktion stellt eine thermische Barriere dar, minimiert das Eindringen von Luft und entkoppelt und dämpft Vibrationen, was zu einer größeren Energieeffizienz und Schallisolierung führt. Silikone widerstehen Umwelteinflüssen und besitzen generell eine längere Haltbarkeit als auf Erdöl basierende Dichtund Klebestoffe. Dank der längeren Haltbarkeit von Silikon reduzieren sich die Lebenszykluskosten von Gebäuden. Unsere Auswertungen thermischer Simulationen haben wiederholt ergeben, dass silikonbasiertes Structural Glazing gegenüber mechanisch montierten Glasfassaden deutlich bessere Wärmeisolationseigenschaften besitzt [13,14] (Abbildung 4). Abb. 4: Konventionelle Fassade mit Druckplatte, Uf = 1,88 W/m2K (oben), und Structural Glazing-Fassade, Uf = 1,66 W/m2K (unten), (Quelle: www.gpd.fi, © Dow Corning). Selbstverständlich trägt auch die Wärmeeffizienz der Isolierglaseinheit (IG-Einheit) zur allgemeinen Wärmeeffizienz der Fassade bei. Sowohl die auf Silikonschaum basierenden „Warm Edge“Abstandshalter als auch der mit Edelgas gefüllte Hohlraum der Isolierglaseinheit beeinflussen die Eigenschaften der Fassade. Durch den Austausch einer herkömmlichen, mechanisch montierten Fassadenverglasung durch Structural Glazing-Isolierglaseinheiten kann der U- Wert der Fassade um bis zu 0,2 W/(m2K) optimiert werden. Indem die Lufteindringrate gesenkt wird, kann der Energiebedarf des Gebäudes noch weiter reduziert werden [15]. Aufgrund der Beständigkeit und Haftfähigkeit von Silikon sorgt das Material im Structural Glazing-Einsatz gegenüber mechanisch montierten Fassadenverglasungen mit Dichtprofilen aus organischen Stoffen für geringere Eindringraten. Dicht-/Klebestoffe aus Silikon weisen außerdem eine ausgezeichnete dauerhafte Haftfestigkeit an Glas und eine Beständigkeit gegenüber Sonnenlicht auf. Das macht sie zum Material der Wahl für Structural Glazing und großflächige Verglasungsanwendungen in Geschäftsgebäuden sowie für anspruchsvolle Dachverglasungen [3]. Aktuelle Entwicklungen beweisen, dass mit Argon gefüllte, mit Silikon und Polyisobutylen doppelstufig abgedichtete IG-Einheiten hergestellt werden können, die die strengen Anforderungen nationaler und internationaler Industrienormen hinsichtlich des Widerstandes gegen Wasserdampfeindringung und der Gasretention zuverlässig erfüllen [16,17]. In Kombination mit „Warm Edge“-Abstandshaltern wird durch die Silikon-Sekundärabdichtung eine verbesserte Haltbarkeit und Energieeffizienz erzielt. Gleichzeitig wird das Risiko der Kondensation von Wasser am Rand der IG-Einheit reduziert. 4. FALLBEISPIELE Seit mehr als 40 Jahren werden Dicht- und Klebestoffe auf Silikonbasis erfolgreich bei Gebäudehüllen, Vorhangfassaden und anderen der Witterung ausgesetzten Anwendungen eingesetzt, die Stürmen, Erdbeben, saurem Regen, extremer Luftfeuchtigkeit und Frost widerstehen müssen. Im folgenden Abschnitt werden einige Fallbeispiele vorgestellt, die die erstklassige Witterungsbeständigkeit und Langlebigkeit von Silikondichtstoffen und ihren Beitrag zu einer nachhaltigen Architektur veranschaulichen. 4.1 Prinzessin-Elisabeth-Polarforschungsstation Die Prinzessin-Elisabeth-Station in der Antarktis (Abbildung 5) wird von der Internationalen Polarstiftung (IPF) genutzt, um Klimaveränderungen und nachhaltige Rohstoffe zu untersuchen. Die Station ist die weltweit erste Polarforschungsstation, die keinerlei Emissionen erzeugt und gänzlich auf der Grundlage erneuerbarer Energien betrieben wird (Windturbinen und Solarzellen) [18]. AV13169 Abb. 5: Prinzessin-Elisabeth-Polarforschungsstation. (Foto mit freundlicher Genehmigung der Internationalen Polarstiftung/R. Robert). Bei Lufttemperaturen von -50 °C bis -5 °C, maximalen Windgeschwindigkeiten von 125 km/h und Windböen bis zu 250 km/h sah sich die IPF enormen Herausforderungen bei der Wahl geeigneter Materialien für die Konstruktion und insbesondere für die Fenster gegenüber. Das Fenstersystem wurde als zweischaliges System aus IG-Einheiten mit einem Zwischenraum von 400 mm zwischen den Einheiten konzipiert. Zum Einsatz kam Dreifachisolierglas auf Basis von Verbundgläsern mit Silikonrandabdichtung. 4.2 Pardatschgrat-Restaurant, Ischgl (Österreich) Das auf einer Höhe von 2.624 m eindrucksvoll gelegene Pardatschgrat-Gebirgsrestaurant in der Nähe von Ischgl in Österreich muss extremen Temperaturen und starken Winden trotzen (Abbildung 6) [19]. AV14230 Abb. 6: Pardatschgrat-Restaurant, Ischgl (Österreich). (Foto mit freundlicher Genehmigung von Steindl Glas, Itter (Österreich)). Das Restaurant verfügt über eine vierseitig (vollständig) geklebte Fassadenverglasung. Einige Fassadenabschnitte sind nach außen (negativ) geneigt. Die Fassade ist mit Silikon-gedichteten, Argon-gefüllten Dreifach-IGEinheiten verkleidet, die einen Ug-Wert von 0,7 W/(m2K) aufweisen. Bei einem ähnlichen Projekt wurde durch die Kombination von vierseitigem Structural Glazing mit Silikon-gedichteten, Kryptongefüllten Dreifach-IG-Einheiten für die Vorhangfassade ein Uf-Wert von 0,77 W/(m2K) erzielt [20,21]. Diese überragende Wärmedämmung ließ sich nur erreichen, weil alle wesentlichen Wärmebrücken in der Fassade mithilfe von Silikon beseitigt werden konnten, welches zur Abdichtung und zum Verkleben der IGEinheiten eingesetzt wurde. Seit der Fertigstellung im November 2004 hat das Gebäude den Praxistest bestanden. Der Besitzer profitiert von der Energieeffizienz des Gebäudes und die Besucher genießen den Komfort des Restaurants. 4.3 Prime Tower, Zürich Der Prime Tower in Zürich ist ein weiteres Beispiel für eine extrem energieeffiziente Structural GlazingFassade, die aus silikongedichteten IG-Einheiten besteht (Abbildung 7) [22]. Die Bauherren des 126 m hohen Multifunktionsgebäudes baten die Architekten und Fassadenplaner, dieses Gebäude mit einer wegweisenden Energieeffizienz zu realisieren, um dem Gebäude ein Alleinstellungsmerkmal im Premium-Segment des Mietmarktes der Stadt zu verleihen. An der gesamten Fassade des Gebäudes kam auf einer Fläche von silikonbasiertes vierseitiges 20.000 m2 Structural Glazing mit silikongedichteten, mit Argon Gas gefüllten, raumhohen Dreifach-IG-Einheiten zum Einsatz. AV14231 Abb. 7: Prime Tower, Zürich. (Quelle: www.prime-tower.ch/, Foto mit freundlicher Genehmigung der Prime-Tower Holding, Credit Suisse). 4.4 Berlaymont-Gebäude, Brüssel Das Berlaymont-Gebäude in Brüssel, das den Sitz der Europäischen Kommission beherbergt, wurde in den 1960er Jahren gebaut. Mitte der 1990er Jahre wurde eine Modernisierung des Berlaymont-Gebäudes immer dringlicher. Eine nicht mehr zeitgemäße Infrastruktur, eine mangelhafte Gebäudeabdichtung und -dämmung, fehlendes Tageslicht im Gebäudeinneren und eine hohe gesundheitliche Gefährdung durch Asbest führten ab 1999 zu umfassenden Renovierungsarbeiten. Die Europäische Kommission spezifizierte hierzu eine Reihe ambitionierter Vorgaben für eine nachhaltige Entwicklung: Erstens sollte von der ursprünglichen Gebäudekonstruktion so viel wie möglich erhalten bleiben. Zweitens sollte das Gebäude richtungsweisend im Hinblick auf Energieeffizienz, Haltbarkeit der verwendeten Baustoffe, Instandhaltungsfreundlichkeit und optimalen Tageslichteinfall in das Gebäude werden (Abbildung 8). wirkt die Fassade hingegen wie ein wärmender Wintermantel. Mit den verstellbaren Glasjalousien lässt sich der Energiefluss in das Gebäude und aus dem Gebäude heraus steuern. Darüber hinaus führt die aktive Fassade zu einer Reduzierung des Geräuschpegels im Gebäude (Abbildung 10). AV13745 Abb. 8: Berlaymont-Gebäude, Brüssel (nach der Modernisierung). Die doppelschalige Fassade besteht innen aus etagenhohen IG-Einheiten mit SilikonSekundärdichtung. Hingegen besteht der äußere Bereich der Fassade aus 21.000 m2 verstellbaren Glasjalousien, die mithilfe eines für Structural Glazing zugelassenen Silikondichtstoffes mit der Metalltragekonstruktion verbunden sind. Ein mit Wettersensoren verbundener Computer steuert die beweglichen Lamellen der Jalousien. Die „lebende“ Fassade verändert die Position der Lamellen je nach Sonneneinstrahlung, Temperatur und Windgeschwindigkeit. AV13743 Abb. 10: Verstellbare Glasjalousien, Berlaymont-Gebäude, Brüssel (Detailfoto). Die Silikonverklebungen der Glasjalousien wurden umfassenden Tests unterzogen, da sie im Fall von Glasbruch ein Herabfallen des Glases verhindern müssen und somit lebensrettend sein können. AV13746 Im Jahr 2005 wurde eine Zertifizierung des Gebäudes durchgeführt, die auf der neuen EU-Richtlinie „Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden“ basierte. Diese Zertifizierung zeigte, dass der Energieverbrauch des Berlaymont-Gebäudes nur ca. 50 % des Verbrauchs vergleichbarer Gebäuden beträgt [24]. Abb. 9: „Lebende“ Fassade des Berlaymont-Gebäudes, Brüssel (Übersichtsfoto). 4.5 Firmengebäude der BP Exploration Alaska, Inc., Anchorage, Alaska Die Fassade sorgt dadurch für einen gleichmäßigen Einfall von Tageslicht in das Gebäude. Zudem werden in den Sommermonaten ein zu starker Einfall von Sonnenstrahlung und ein damit verbundenes Aufheizen des Gebäudeinneren verhindert; in den Wintermonaten Die silikonbasierte Structural Glazing-Fassade des 1983 fertiggestellten Firmengebäudes der BP Exploration Alaska, Inc. in Anchorage, Alaska, hat bisher den extremen klimatischen Bedingungen getrotzt und selbst mehrere Erdbeben mit einer Stärke bis zu 5,8 auf der Richter-Skala überstanden (Abbildung 11). Abbildung 12 zeigt die Durchschnitts- und Extremtemperaturen, die Niederschlagsmengen und die seismischen Aktivitäten am Standort des Gebäudes [25,26]. 5. ZUSAMMENFASSUNG Silikone ermöglichen die Konstruktion neuartiger Fassadensysteme mit optimierter Energieeffizienz, verbesserter Tageslichtnutzung und Klimaregelung sowie längerer Nutzungsdauer. Aufgrund ihrer überragenden Dauerhaftigkeit kann der Einsatz von Silikontechnologie die Langlebigkeit eines Gebäudes deutlich erhöhen. Anwendungsbereiche sind Structural Glazing, Isolierverglasungen, witterungsbeständige Abdichtungen, tragende Fensterverklebungen und -installationen sowie wasserabweisenden Imprägnierungen. Auf die beiden letztgenannten Anwendungen wurde in diesem Dokument nicht eingegangen. AV09366 Abb. 11: Firmengebäude der BP Exploration Alaska, Inc., Anchorage, Alaska (USA) Die Verwendung von silikonbasierten Materialien bietet zahlreiche Vorteile – von der Luft- und Wasserundurchlässigkeit sowie der Wärme- und Schalldämmung, über den verbesserten Tageslichteinfall, die bessere Ästhetik bis hin zur größeren gestalterischen Freiheit bei allen Arten von Gebäudekonstruktionen. 6. REFERENZEN [1] Klosowski, J. M. und Wolf, A. T. (2009), „The History of Sealants“, Handbook of Sealant Technology, Taylor and Francis (CRC), Boca Raton, Florida, USA, S. 3-25. [2] De Buyl, F. (2001), „Silicone Sealants and Structural Adhesives“, International Journal of Adhesion and Adhesives, 21 (5), S. 411-422. Abb. 12: Umweltbedingungen in Anchorage, Alaska von 1983 bis 2007 (grün: Durchschnitts- und Extremtemperaturen; violett: Niederschlagsmengen; gelb: seismische Aktivität). Wie aus dem Diagramm hervorgeht, war das Gebäude in dem angegebenen Zeitraum häufig starken seismischen Aktivitäten, extremen Temperaturschwankungen von -37 °C bis +29 °C und einer durchschnittlichen Jahresniederschlagsmenge von 414 mm ausgesetzt. Die zweiseitige Structural Glazing-Fassade hat diese klimatischen Belastungen und häufigen Erdbeben bisher ohne Schäden überstanden [27]. [3] Wolf, A. T. (2000), „Durability of Silicone Sealants“, RILEM State-of-the-Art Report, RILEM Publications, Bagneux, France, S. 253-273. [4] Roodman, D. M. und Lenssen, N. (1995), A Building Revolution: How Ecology and Health Concerns are Transforming Construction, Worldwatch Paper 124, Worldwatch Institute, Oxon Hill, MD, USA. 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Da Dow Corning keinen Einfluss auf die Verwendungsart der Produkte und auf die Bedingungen hat, unter denen sie eingesetzt werden, ist trotz dieser Produktinformationen vor dem Einsatz der Produkte unbedingt die Durchführung von Tests erforderlich, um sicherzustellen, dass unsere Produkte im Hinblick auf Leistung, Wirkung und Sicherheit für die spezifische Verwendung durch den Kunden geeignet sind. Vorschläge zur Produktverwendung sind nicht als Anstiftung zu Patentrechtsverletzungen zu verstehen. Dow Corning gewährleistet nur, dass unsere Produkte der zur Zeit der Lieferung aktuellen Produktbeschreibung entsprechen. Gewährleistungsansprüche des Kunden und die entsprechenden Gewährleistungspflichten von Dow Corning beschränken sich auf die Lieferung von Ersatz oder die Rückerstattung des Kaufpreises für ein Produkt, das der Gewährleistung nicht entspricht. JEDE WEITERE AUSDRÜCKLICHE ODER IMPLIZIERTE GEWÄHRLEISTUNG DURCH DOW CORNING, EINSCHLIESSLICH DER VERKÄUFLICHKEIT UND VERWENDUNGSEIGNUNG, IST AUSGESCHLOSSEN. DOW CORNING ÜBERNIMMT KEINE HAFTUNG FÜR ZUFALLS- ODER FOLGESCHÄDEN. Images: Page 1 - AV00000, Page 4 - AV13169, AV00000, Page 5 – AV00000, AV13745, AV13746, Page 6 - AV13743, AV09366. Dow Corning ist eine eingetragene Marke der Dow Corning Corporation. Wir helfen Ihnen, die Zukunft zu gestalten ist eine Marke der Dow Corning Corporation. XIAMETER ist eine eingetragene Marke der Dow Corning Corporation. © 2010 Dow Corning Corporation. Alle Rechte vorbehalten. Form No. 63-1177-03