Biodiversität und Landwirtschaft - Products & Industries

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Biodiversität und
Landwirtschaft
Inhalt
S / 03 Grußwort
S / 04 Landwirtschaft und Biodiversität brauchen einander
S / 08 Nachhaltige Flächennutzung ermöglicht hohe Erträge und den Erhalt der Biodiversität
S / 14
Pflanzenschutz und
Biodiversität sind vereinbar
S / 20 Glossar
S / 22 Ihre Ansprechpartner
Liebe Leserin, lieber Leser,
wo der Mensch Landwirtschaft betreibt, greift er in Lebensräume von Pflanzen und
Tieren ein. Dies bedeutet aber nicht, dass sich biologische Vielfalt und Landwirtschaft
ausschließen. Im Gegenteil: Ein nachhaltig betriebener Anbau von Nahrungs- und
Futterpflanzen ermöglicht den Erhalt der Artenvielfalt.
In dieser Broschüre betrachten wir das Verhältnis zwischen Biodiversität und Landwirtschaft genauer.
Im Jahr 2050 wird der Bedarf an Nahrungsmitteln 70 Prozent höher sein als heute.
Gleichzeitig stößt die Erweiterung landwirtschaftlich nutzbarer Flächen an Grenzen.
Deshalb ist es eine zentrale Herausforderung der Landwirtschaft, eine Balance
­zwischen der steigenden Nachfrage und der biologischen Vielfalt sicherzustellen –
heute und in Zukunft. Die effiziente Flächennutzung gilt dabei als die wichtigste Voraussetzung, um natürliche Lebensräume für Tiere und Pflanzen zu bewahren. Entscheidend für den Erfolg ist dabei auch der Einsatz moderner landwirtschaftlicher Methoden.
Wir sind überzeugt, dass so aus dem vermeintlichen „Entweder-oder“ von Landwirtschaft und Biodiversität ein „Sowohl-als-auch“ wird.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Jürgen Oldeweme
Dr. Andreas Ufer
Global Product Safety &
Global Ecotoxicology
Registration Crop Protection
Crop Protection
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Landwirtschaft
und Biodiversität
brauchen einander
04 / 05
Landwirtschaft
und Biodiversität
brauchen einander
Der Mensch hat die Landschaft, in der in Europa einst vor allem dichte
Wälder standen, über Jahrtausende geprägt. Rodung hat den Lebensraum
für Waldtiere geschmälert, aber mit den freien Flächen gleichzeitig Räume
für Tiere und Pflanzen geschaffen, die zuvor beispielsweise in den Steppen
Asiens lebten. Dazu gehören Hamster und Rebhuhn, Kornblume und Kornrade. Heute erachten wir diese Einwanderer als schützenswert und zählen
sie zu den 215.000 Tier- und Pflanzenarten, die in Europa heimisch sind.
Blühende Felder und Wiesen, die Heide, Waldränder sowie Hecken, Sträucher und
Bäume inmitten freier Flächen sind das Ergebnis landwirtschaftlicher Nutzung. Diese
Lebensräume sind ein Beitrag der Landwirtschaft zur biologischen Vielfalt. Hinter dem Erhalt der biologischen Vielfalt stecken aber auch existenzielle Interessen
der Menschheit. Dies wird klar, wenn man die Leistungen der Biodiversität, oft als
funktionale Biodiversität bezeichnet, bedenkt. Darunter versteht man beispielsweise
den Beitrag von Boden­organismen, Insekten, Bakterien, Pflanzen und Pilzen zur
Landwirtschaft. Sie gewährleisten unter anderem, dass Böden fruchtbar bleiben und
organische Abfälle zersetzt werden. Ein gesunder Bewuchs mit Pflanzen schützt vor
Erosion, räuberische Insekten halten Blattläuse in Schach und Bienen bestäuben
unsere Kulturpflanzen. Das französische Institut für Agrarforschung (INRA) und das
französische Zentrum für Wissenschaftliche Forschung (CNRS) haben errechnet,
welche volkswirtschaftliche Bedeutung zum Beispiel die Bienen haben: Ihr „Service“,
unsere Kulturpflanzen zu bestäuben, entspricht nach diesen Berechnungen jedes
Jahr weltweit einem Wert von 153 Milliarden Euro. Diese Beispiele zeigen: Landwirtschaft und Biodiversität sind eng miteinander verbunden.
Ein Teil der Biodiversität ist auch die vom Menschen geschaffene. Er hat aus Naturformen von Pflanzen und Tieren zahlreiche Sorten und Rassen gezüchtet. Sie gehören
als so genannte Agrobiodiversität ebenfalls zur Biodiversität. In zehntausend Jahren
Ackerbaukultur ist eine Fülle von Pflanzenarten für den menschlichen Nutzen einschließlich regionaltypischer Sorten gezüchtet worden. So gibt es beispielsweise in der
ursprünglichen Heimat der Kartoffel – dem Hochland der Anden zwischen Peru und
Bolivien – 5.000 Sorten verschiedener Form, Größe und Farbe, die auch unterschiedlich schmecken. Diese genetische Vielfalt ist kostbar. Sie erlaubt es, Pflanzen und Tiere
auszuwählen, die zum Beispiel weniger anfällig für Stress und Krankheiten sind oder
unter bestimmten regionalen Gegebenheiten gedeihen.
Was ist Biodiversität?
Biodiversität „bezeichnet die Vielfalt lebender Organismen und Arten jeglicher Herkunft, darunter Land-,
Meeres- und sonstige aquatische Ökosysteme und die ökologischen Gemeinschaften, zu denen sie
gehören. Dies umfasst die Vielfalt innerhalb der Arten und zwischen den Arten sowie von Ökosystemen.“1 Die biologische Vielfalt bezieht sich dementsprechend auf alle Aspekte der lebendigen Welt –
Gene, Arten und Ökosysteme. Die drei allgemein anerkannten Ebenen der biologischen Vielfalt sind:
Vielfalt des Erbgutes – die Bandbreite der genetischen Zusammensetzung innerhalb von Vertretern einer Art
Vielfalt der Arten – der Reichtum an verschiedenen Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen
Vielfalt der Lebensräume – die Verschiedenartigkeit der Ökosysteme, in denen Organismen leben
Landwirtschaft und Biodiversität sind in drei Bereichen eng miteinander verzahnt: der Agrobiodiver­sität,
der funktionalen Biodiversität und in Fragen des Naturschutzes.
1 UN-Weltgipfelkonferenz zu Umwelt und Entwicklung, Rio de Janeiro, 3.–14. Juni 1992.
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Nachhaltige
Flächennutzung
ermöglicht hohe
Erträge und
den Erhalt der
Biodiversität
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Nachhaltige Flächennutzung
ermöglicht hohe Erträge und
den Erhalt der Biodiversität
Selten werdende Arten benötigen den Erhalt von Naturräumen: in Europa
etwa Moore, Auen- und Heidelandschaften, weltweit Urwälder und Steppen.
Gleichzeitig steigt mit der zunehmenden Weltbevölkerung der Bedarf an
landwirtschaftlicher Produktion, ohne dass die zur Verfügung stehende
­Anbaufläche im gleichen Umfang ausgedehnt werden kann.
Bereits im Jahr 2007 lebten auf der Erde mehr als doppelt so viele Menschen wie
1961. Die globale landwirtschaftlich genutzte Fläche stieg im gleichen Zeitraum aber
nur um zehn Prozent an. Verglichen mit der Bevölkerungsentwicklung wurde das
Agrar­land also nur geringfügig erweitert. Ein weiterer Zuwachs stößt schnell an Grenzen:
Ein erheblicher Teil der Flächen der Erde weist nicht die nötigen natürlichen Gegeben­
heiten auf, zum Beispiel Wüsten. Hinzu kommt, dass Flächen durch den Bau von
Straßen und ­Gebäuden verloren gehen. Wieder andere Gebiete sind sehr artenreich
und sollen vor der Umwandlung in Ackerland geschützt werden, beispielsweise der
­tropische Regenwald, wo die weltweit größte Artendichte herrscht.
Eine entscheidende Bedeutung hat daher die Sicherung und Steigerung von Erträgen
auf bestehender Fläche durch den technologischen Fortschritt. Moderne Maschinen,
leistungsfähige Pflanzensorten, Mineraldünger und Pflanzenschutzmittel haben seit
den frühen sechziger Jahren die Erträge fast verdoppelt. Ohne diese Beiträge hätten
wir bereits heute weltweit bedeutend weniger naturbelassene Flächen.
Diese Effizienz wirkt sich auf die Vielfalt auf dem Acker aus. Moderne Getreidesorten
beispielsweise wachsen so dicht, dass für Klatschmohn und Kornblume kaum Platz
bleibt. Mechanische und chemische Methoden sorgen dafür, dass die Zahl der
­Unkräuter auf dem Feld zurückgeht. Einige Wildpflanzen und Wildtiere finden heute
innerhalb der landwirtschaftlichen Flächen keine Heimat mehr. Dies ist manchmal
gewollt und sinnvoll: Eine unkontrollierte Blumenpracht auf bewirtschafteten Flächen
mag schön anzuschauen sein, aber sie verunreinigt beim Mähen die Erträge. Unkräuter
erhöhen den Wassergehalt der Ernte und damit steigt das Risiko, dass diese im
Speicher fault. Außerdem sind viele Unkrautarten ungenießbar oder sogar giftig. Die
Ernte wäre unverkäuflich.
Höhere Erträge mit besserer Qualität zu erzielen, ist für Landwirte wichtig. Heute wird
auf landwirtschaftlichen Flächen effizienter produziert als früher. Ein Trend, der sich fortsetzen wird. Erträge und Einkommen konnten gesteigert werden, ohne die bewirtschaftete Fläche auf Naturreservate und Schutzgebiete ausdehnen zu müssen. Der amerikanische Wissenschaftler Dr. Indur M. Goklany hat errechnet: „Wäre der technologische
Fortschritt 1961 ‚eingefroren‘ worden, dann wären 1993 mindestens 80 Prozent mehr
landwirtschaftliche Fläche nötig gewesen, um die Menschheit zu ernähren.“2
Entwicklung der Ackerfläche weltweit im Vergleich zur Bevölkerung
Jahr
Bevölkerung (Milliarden)
Ackerfläche weltweit (Mha)
1961
3,1
1.280
2000
6,1
1.400
2007
6,7
1.411
Steigerung
111 Prozent
10 Prozent
Quelle: Food and Agriculture Organization of the United Nations
2 Indur M. Goklany 1998: Saving habitat and conserving biodiversity on a crowded planet, in: BioScience,
Vol. 48, Nr. 11, S. 941-953.
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Nachhaltige Flächennutzung
ermöglicht hohe Erträge und
den Erhalt der Biodiversität
Für die Zukunft kommt es verstärkt darauf an, zwei Aspekten Rechnung zu tragen:
erstens die Sicherung und Steigerung der Erträge auf gegebenen Flächen unter Erhalt
der natürlichen Produktionsgrundlagen. Und zweitens die bestmögliche Gestaltung der
Fläche, einschließlich nicht landwirtschaftlicher Nutzungsformen, zu denen natür­liche
und naturnahe Lebensräume gehören.
Neue Methoden zur Bewirtschaftung wie der Einsatz bodenschonender Anbautechniken oder nützlingsschonender Pflanzenschutzmittel leisten hierfür wesentliche Beiträge. Biodiversitätserhaltende Maßnahmen sind jedoch nicht auf Ackerland begrenzt.
­Zusätzliche Aktivitäten fördern die Vielfalt: Auf Blühstreifen am Feldrand gedeihen Wildkräuter, die eine Vielfalt von Insekten anlocken, welche wiederum die Nahrungsgrundlage für Vögel und Säuger bilden. Auch auf Brachflächen, am Rande von Straßen,
Schienen oder Wäldern kann Biotopmanagement betrieben werden.
Wie vielfältig ist eine Agrarlandschaft?
Eine Aussage diesbezüglich zu treffen, fällt oft sogar Experten schwer, denn die Wechselbeziehungen in Ökosystemen sind äußerst vielfältig. Wissenschaftler haben jedoch mit der Beobachtung
der Bestandsentwicklung bestimmter Vogelarten Indikatoren gefunden, die diese Frage beantworten. Das Ergebnis ist nicht überraschend: Die biologische Vielfalt in Europa wird von der Entwicklung
der Landwirtschaft beeinflusst. So ermöglicht die moderne Landwirtschaft manchen Pflanzen- und
Tierarten wie etwa dem Weißstorch in Europa eine positive Bestandsentwicklung. Die Bestände
anderer Arten, wie des Neuntöters, sind langfristig etwa gleich geblieben. Und wiederum andere,
zum Beispiel das Rebhuhn, sind seltener geworden. Zur Förderung dieser rückläufigen Arten
existieren Möglichkeiten für Landwirte, die in Form von > Agrarumweltmaßnahmen und
> Vertragsnaturschutz entsprechende Ausgestaltung finden.
NEUNTöTER
100
REBHUHN
0
2004
2003
2002
2001
2000
1999
1998
1997
1996
1995
1994
1993
1992
1991
1990
1989
1988
1987
1986
1985
1984
1983
2005
0
2005
2004
2003
2002
2001
2000
100
Jahr
Jahr
2005
2004
2003
2002
2001
2000
50
1999
1998
1997
1996
1995
50
1999
1998
1997
1996
1994
1993
1992
1991
1990
1989
1988
1987
1986
1985
1984
1983
100
1995
1994
1993
1992
1991
1990
1989
1988
1987
1986
1985
1984
1983
Entwicklung der Population von Weißstorch, Neuntöter und Rebhuhn in Europa
Populationsindex (Prozent)
300
250
Quelle: European Bird Census Council (EBCC)
200
150
WEISSSTORcH
50
0
Jahr
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Pflanzenschutz
und Biodiversität
sind vereinbar
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Pflanzenschutz und
Biodiversität sind vereinbar
Die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln ist im Rahmen der modernen
Landwirtschaft unverzichtbar. Sie ermöglicht einen effizienten Anbau und
berücksichtigt gleichzeitig die Biodiversität. Umfassende Studien, die der
Zulassung von Pflanzenschutzmitteln vorausgehen, stellen deren Verträglichkeit für Mensch und Umwelt sicher. Für forschende Unternehmen wie
BASF endet Verantwortung nicht im Labor: Das Unternehmen unterstützt
den nachhaltigen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und fördert zusätzliche
Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität.
Pflanzenschutzmittel verfolgen ein klares Ziel: Schädlinge und Krankheiten unserer
Kulturpflanzen sowie Unkräuter auf dem Acker zu kontrollieren. Laut Gesetz dürfen
aber nur Mittel auf den Markt gelangen, die bei sachgerechtem Gebrauch weder die
Qualität von Gewässern und Böden nachhaltig beeinträchtigen noch die Bestände
wildlebender Vögel, Säuger und nützlicher Insekten wie Bienen gefährden. Deshalb
stehen umfangreiche Studien und exakte Anwendungsvorschriften am Anfang eines
sicheren und risikoarmen Pflanzenschutzes.
Fortschritt und Innovationen kommt eine Schlüsselrolle zu. BASF und andere
Hersteller entwickeln beispielsweise Pflanzenschutzmittel nicht nur als Pulver oder
Flüssigkeit, sondern auch als Granulat. Diese Produkte pflügt der Anwender direkt
in den Acker ein. Oberirdische Organismen kommen so mit dem Pflanzenschutz­
mittel kaum mehr in Berührung. Mit Innovationen wie diesen sorgen die Hersteller
dafür, dass die Anwender Pflanzenschutzmittel immer umweltverträglicher ein­
setzen. Zudem ist deren Effizienz gestiegen, so dass geringere Mengen der Mittel
je Hektar nötig sind. Verstärkt werden chemische Kontrollmethoden auch mit
anderen, wie biologischen oder mechanischen Maßnahmen, kombiniert (> Inte­
grierter Pflanzenschutz).
Ein weiteres Beispiel: In der Vergangenheit ging es den Konstrukteuren von Spritzdüsen darum, feinste Sprühnebel zu erzeugen. Die Tröpfchen sollten sich so gleichmäßig wie möglich auf dem Feld verteilen lassen. Feine Sprühnebel haben aber einen
gravierenden Nachteil: Der Wind kann sie leicht über die Grenzen des Ackers hinaustreiben, wo sie etwa auf Hecken oder in Gewässern landen können. Deshalb gehen
die Konstrukteure heute einen Mittelweg. Die Spritzgeräte erzeugen größere Tropfen,
die weniger leicht verwehen. Erfahrungen zeigen, dass die Ernten dennoch effektiv
geschützt sind. Auch die intensive Schulung von Landwirten (> Product Stewardship) trägt dazu bei, dass Pflanzenschutzmittel innerhalb der Feldgrenzen bleiben
und richtig dosiert werden.
Das Verhältnis zwischen Landwirtschaft und Biodiversität ist komplex und verändert
sich ständig. Um dies besser zu verstehen, kooperiert BASF seit 2002 mit einem
landwirtschaftlichen Betrieb im englischen Rawcliffe Bridge. Dort hat sich Familie
Hinchliffe bereit erklärt, neue Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität beispielsweise auf Rat der Beratungsgruppe für landwirtschaftlichen Naturschutz (FWAG)
oder des britischen Vogelschutzverbandes (RSPB) einzusetzen und zu überprüfen.
Das Ziel: hohe wirtschaftliche Erträge bei größtmöglicher biologischer Vielfalt. Dieses
Projekt ist gut dokumentiert und zeigt, dass sich die Methoden des Biodiversitätsmanagements mit der modernen Landwirtschaft kombinieren lassen. Die Landwirte
haben unter anderem einen Streifen sandigen Boden bewaldet, der ohnehin nur wenig
Erträge brachte, und Nistkästen für Höhlenbrüter angebracht.
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Pflanzenschutz und
Biodiversität sind vereinbar
Zusätzlich wurden Pflanzen angebaut, die das ganze Jahr über ­genügend Nahrung
für wildlebende Vögel bieten. Die Erfolge sind beachtlich: BASF Rawcliffe Bridge zählt
seit 2003 gut 100 Vogelarten. Mehr als die Hälfte davon gilt als bestandsgefährdet,
darunter Rebhühner oder Feldsperlinge. Wissenschaftler dokumentierten rund 150
Pflanzenarten an den Feldgrenzen – ein Drittel mehr als gewöhnlich. An Tümpeln
schwirren Libellen und Wasserjungfern, in den Bächen bauen Stichlinge ihre Nester.
Biodiversitätsinitiativen beschränken sich aus Sicht von BASF nicht nur auf landwirtschaftliche Flächen. Das vom Unternehmen unterstützte Programm „Symbiose“
umfasst ein 400 Quadratkilometer großes Areal in der französischen Region Champagne-Ardenne. Dort sollen innerhalb von drei Jahren ökologisch renaturierte Randstreifen entstehen. Dafür werden Feldgrenzen und Straßenränder so angelegt, dass
sich Pflanzen, Insekten und bedrohte Vogelarten ansiedeln können. BASF fördert zudem die brasilianische Initiative „Mata Viva“ für Umweltbildung und
Wiederaufforstung. Ziel ist es, Biodiversität zu fördern, indem neue Lebensräume
für heimische Flora und Fauna geschaffen werden. So pflanzten Mitarbeiter von
BASF Brasilien gemeinsam mit anderen Partnern und Landwirten eine halbe Million
Bäume auf degradiertem Land. Unter „Degradation“ verstehen Experten einen
Prozess, der Böden auslaugt und damit für Mensch und Natur nahezu unbrauchbar macht. Das Projekt hat nicht nur zum Schutz von Anbau­fläche beigetragen.
Die Bäume gehören heimischen Arten an und bilden eine Grundlage dafür, dass
z. B. die Gegend um Guaratinguetá – wo der größte Chemiekomplex von BASF in
Südamerika ansässig ist – ihren ursprünglichen Artenreichtum zurückgewinnen kann.
Die Verantwortung für biologische Vielfalt nimmt die Industrie ernst – als
Partner für Landwirte sowie als Teil der Gesellschaft. Gemeinsam können Landwirte
und Industrie für eine Balance sorgen, die für die Menschheit existenziell ist: die
Balance zwischen der Produktion von ­genügend gesunden, vielfältigen und bezahlbaren Nahrungsmitteln und dem Schutz der Biodiversität.
Zulassung und Anwendung von Pflanzenschutzmitteln: die Auswirkungen auf
die biologische Vielfalt messen und Risiken minimieren
§§
Industrie
Studien und
Risikobetrachtung
Behörden
Beurteilung von Studien
und Risikobewertung
➜ Zulassung und
Festlegung der Anwendungsvorschriften
Landwirt
Anwendung nach
Vorschrift
Mögliche zusätzliche
biodiversitätsfördernde
Maßnahmen
Zum Schutz von:
Lebensräumen wie z. B. Gewässern und Böden
Gruppen wie z. B. Vögeln, Säugetieren, Insekten, Pflanzen, Gewässerund Bodenorganismen
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Glossar
Agrarumweltmaßnahmen. Freiwillige Aktivitäten zum Schutz der Umwelt, spezieller Arten oder
zum Erhalt der regionaltypischen Landschaften. Um die Gegebenheiten vor Ort so gut wie möglich
zu berücksichtigen, werden diese Maßnahmen auf nationaler, regionaler oder lokaler Ebene entworfen. Landwirte, beispielsweise in der EU, erhalten Ausgleichszahlungen für ihre Kosten und
eventuelle Einkommensverluste. Vorausgesetzt, sie verpflichten sich, besondere Maßnahmen
durchzuführen, die über gesetzliche Vorschriften hinausgehen.
Integrierter Pflanzenschutz (Integrated Pest Management, IPM). Ansatz der „sorgfältigen
Abwägung aller verfügbaren Methoden, die der Ausbreitung von Schädlingspopulationen entgegenwirken. Dabei ist die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln und anderen Methoden auf ein Maß
begrenzt, das wirtschaftlich sinnvoll ist und die Gefahren für Mensch und Umwelt reduziert oder
minimiert. IPM legt besonderen Wert auf die gesunde Entwicklung der Pflanzen sowie auf möglichst
geringe Eingriffe in Agrarökosysteme und fördert natürliche Pflanzenschutzmethoden.“3 IPM ist ein
standortspezifischer Ansatz, der alle geeigneten Methoden umfasst und auf der Verantwortung der
Landwirte basiert. Unter Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit soll der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf das notwendige Maß reduziert werden.
Product Stewardship. Das nachhaltige Management von Pflanzenschutzmitteln über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg – von der Entwicklung über den Gebrauch bis zur ordnungsgemäßen Entsorgung. BASF arbeitet eng mit Kunden, Lieferanten und Anwendern zusammen. Das
Unternehmen unterstützt beispielsweise in vielen Ländern der Welt Schulungen von Landwirten
für einen verantwortungsvollen Umgang mit Pflanzenschutzmitteln.
3 Internationaler Verhaltenskodex für den Vertrieb und die Anwendung von Pestiziden, Food and Agriculture
Organization of the United Nations, November 2002.
Vertragsnaturschutz. Eine Strategie, bei der zwischen Naturschutzbehörden und Grundstücksbesitzern, meist Landwirten, vereinbart wird, dass diese bestimmte Pflegearbeiten auf ihren Grundstücken vornehmen. Zum Beispiel mähen sie ihre Wiesen zu festgelegten Zeitpunkten, um zu gewährleisten, dass bodenbrütende Vögel ihre Jungen aufziehen können. Die Vereinbarungen zum
Schutz bedrohter heimischer Pflanzen- und Tierarten und ihrer natürlichen Lebensräume sind freiwillig und werden aufwandsentschädigt.
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Ihre Ansprechpartner
Der Inhalt dieser Broschüre wurde von Experten aus verschiedenen Fachgebieten zusammengestellt, darunter Agrarwissenschaftler, Chemiker, Öko-Toxikologen
und Umweltwissenschaftler. Vor dem Hintergrund dieses breiten fachlichen Spektrums
wünschen wir uns, dass die vorgestellten Informationen Anknüpfungspunkte für eine
Diskussion liefern, die neue Perspektiven ermöglicht.
Wir laden Sie herzlich ein zu einem Dialog, der sich an Ihren Prioritäten und Fragen
orientiert.
Ansprechpartnerin für Medienvertreter:
Elise Kissling
Telefon: +49 621 60-27450, [email protected]
Ansprechpartner für Fragen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik:
Rainer von Mielecki
Telefon: +49 621 60-27713, [email protected]
In dieser Reihe sind bereits erschienen:
Pflanzenschutz – aber sicher!
Risiken minimieren – Chancen nutzen
Eine klare Sache: Wasser- und Pflanzenschutz
Bestellnummer: AP 2/1 2010 d
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Herausgeber:
BASFSE
AgrarzentrumLimburgerhof
67117Limburgerhof
www.agrar.basf.de
www.agro.basf.com
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