Biodiversität und Landwirtschaft Inhalt S / 03 Grußwort S / 04 Landwirtschaft und Biodiversität brauchen einander S / 08 Nachhaltige Flächennutzung ermöglicht hohe Erträge und den Erhalt der Biodiversität S / 14 Pflanzenschutz und Biodiversität sind vereinbar S / 20 Glossar S / 22 Ihre Ansprechpartner Liebe Leserin, lieber Leser, wo der Mensch Landwirtschaft betreibt, greift er in Lebensräume von Pflanzen und Tieren ein. Dies bedeutet aber nicht, dass sich biologische Vielfalt und Landwirtschaft ausschließen. Im Gegenteil: Ein nachhaltig betriebener Anbau von Nahrungs- und Futterpflanzen ermöglicht den Erhalt der Artenvielfalt. In dieser Broschüre betrachten wir das Verhältnis zwischen Biodiversität und Landwirtschaft genauer. Im Jahr 2050 wird der Bedarf an Nahrungsmitteln 70 Prozent höher sein als heute. Gleichzeitig stößt die Erweiterung landwirtschaftlich nutzbarer Flächen an Grenzen. Deshalb ist es eine zentrale Herausforderung der Landwirtschaft, eine Balance ­zwischen der steigenden Nachfrage und der biologischen Vielfalt sicherzustellen – heute und in Zukunft. Die effiziente Flächennutzung gilt dabei als die wichtigste Voraussetzung, um natürliche Lebensräume für Tiere und Pflanzen zu bewahren. Entscheidend für den Erfolg ist dabei auch der Einsatz moderner landwirtschaftlicher Methoden. Wir sind überzeugt, dass so aus dem vermeintlichen „Entweder-oder“ von Landwirtschaft und Biodiversität ein „Sowohl-als-auch“ wird. Mit freundlichen Grüßen Dr. Jürgen Oldeweme Dr. Andreas Ufer Global Product Safety & Global Ecotoxicology Registration Crop Protection Crop Protection 02 / 03 Landwirtschaft und Biodiversität brauchen einander 04 / 05 Landwirtschaft und Biodiversität brauchen einander Der Mensch hat die Landschaft, in der in Europa einst vor allem dichte Wälder standen, über Jahrtausende geprägt. Rodung hat den Lebensraum für Waldtiere geschmälert, aber mit den freien Flächen gleichzeitig Räume für Tiere und Pflanzen geschaffen, die zuvor beispielsweise in den Steppen Asiens lebten. Dazu gehören Hamster und Rebhuhn, Kornblume und Kornrade. Heute erachten wir diese Einwanderer als schützenswert und zählen sie zu den 215.000 Tier- und Pflanzenarten, die in Europa heimisch sind. Blühende Felder und Wiesen, die Heide, Waldränder sowie Hecken, Sträucher und Bäume inmitten freier Flächen sind das Ergebnis landwirtschaftlicher Nutzung. Diese Lebensräume sind ein Beitrag der Landwirtschaft zur biologischen Vielfalt. Hinter dem Erhalt der biologischen Vielfalt stecken aber auch existenzielle Interessen der Menschheit. Dies wird klar, wenn man die Leistungen der Biodiversität, oft als funktionale Biodiversität bezeichnet, bedenkt. Darunter versteht man beispielsweise den Beitrag von Boden­organismen, Insekten, Bakterien, Pflanzen und Pilzen zur Landwirtschaft. Sie gewährleisten unter anderem, dass Böden fruchtbar bleiben und organische Abfälle zersetzt werden. Ein gesunder Bewuchs mit Pflanzen schützt vor Erosion, räuberische Insekten halten Blattläuse in Schach und Bienen bestäuben unsere Kulturpflanzen. Das französische Institut für Agrarforschung (INRA) und das französische Zentrum für Wissenschaftliche Forschung (CNRS) haben errechnet, welche volkswirtschaftliche Bedeutung zum Beispiel die Bienen haben: Ihr „Service“, unsere Kulturpflanzen zu bestäuben, entspricht nach diesen Berechnungen jedes Jahr weltweit einem Wert von 153 Milliarden Euro. Diese Beispiele zeigen: Landwirtschaft und Biodiversität sind eng miteinander verbunden. Ein Teil der Biodiversität ist auch die vom Menschen geschaffene. Er hat aus Naturformen von Pflanzen und Tieren zahlreiche Sorten und Rassen gezüchtet. Sie gehören als so genannte Agrobiodiversität ebenfalls zur Biodiversität. In zehntausend Jahren Ackerbaukultur ist eine Fülle von Pflanzenarten für den menschlichen Nutzen einschließlich regionaltypischer Sorten gezüchtet worden. So gibt es beispielsweise in der ursprünglichen Heimat der Kartoffel – dem Hochland der Anden zwischen Peru und Bolivien – 5.000 Sorten verschiedener Form, Größe und Farbe, die auch unterschiedlich schmecken. Diese genetische Vielfalt ist kostbar. Sie erlaubt es, Pflanzen und Tiere auszuwählen, die zum Beispiel weniger anfällig für Stress und Krankheiten sind oder unter bestimmten regionalen Gegebenheiten gedeihen. Was ist Biodiversität? Biodiversität „bezeichnet die Vielfalt lebender Organismen und Arten jeglicher Herkunft, darunter Land-, Meeres- und sonstige aquatische Ökosysteme und die ökologischen Gemeinschaften, zu denen sie gehören. Dies umfasst die Vielfalt innerhalb der Arten und zwischen den Arten sowie von Ökosystemen.“1 Die biologische Vielfalt bezieht sich dementsprechend auf alle Aspekte der lebendigen Welt – Gene, Arten und Ökosysteme. Die drei allgemein anerkannten Ebenen der biologischen Vielfalt sind: Vielfalt des Erbgutes – die Bandbreite der genetischen Zusammensetzung innerhalb von Vertretern einer Art Vielfalt der Arten – der Reichtum an verschiedenen Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen Vielfalt der Lebensräume – die Verschiedenartigkeit der Ökosysteme, in denen Organismen leben Landwirtschaft und Biodiversität sind in drei Bereichen eng miteinander verzahnt: der Agrobiodiver­sität, der funktionalen Biodiversität und in Fragen des Naturschutzes. 1 UN-Weltgipfelkonferenz zu Umwelt und Entwicklung, Rio de Janeiro, 3.–14. Juni 1992. 06 / 07 Nachhaltige Flächennutzung ermöglicht hohe Erträge und den Erhalt der Biodiversität 08 / 09 Nachhaltige Flächennutzung ermöglicht hohe Erträge und den Erhalt der Biodiversität Selten werdende Arten benötigen den Erhalt von Naturräumen: in Europa etwa Moore, Auen- und Heidelandschaften, weltweit Urwälder und Steppen. Gleichzeitig steigt mit der zunehmenden Weltbevölkerung der Bedarf an landwirtschaftlicher Produktion, ohne dass die zur Verfügung stehende ­Anbaufläche im gleichen Umfang ausgedehnt werden kann. Bereits im Jahr 2007 lebten auf der Erde mehr als doppelt so viele Menschen wie 1961. Die globale landwirtschaftlich genutzte Fläche stieg im gleichen Zeitraum aber nur um zehn Prozent an. Verglichen mit der Bevölkerungsentwicklung wurde das Agrar­land also nur geringfügig erweitert. Ein weiterer Zuwachs stößt schnell an Grenzen: Ein erheblicher Teil der Flächen der Erde weist nicht die nötigen natürlichen Gegeben­ heiten auf, zum Beispiel Wüsten. Hinzu kommt, dass Flächen durch den Bau von Straßen und ­Gebäuden verloren gehen. Wieder andere Gebiete sind sehr artenreich und sollen vor der Umwandlung in Ackerland geschützt werden, beispielsweise der ­tropische Regenwald, wo die weltweit größte Artendichte herrscht. Eine entscheidende Bedeutung hat daher die Sicherung und Steigerung von Erträgen auf bestehender Fläche durch den technologischen Fortschritt. Moderne Maschinen, leistungsfähige Pflanzensorten, Mineraldünger und Pflanzenschutzmittel haben seit den frühen sechziger Jahren die Erträge fast verdoppelt. Ohne diese Beiträge hätten wir bereits heute weltweit bedeutend weniger naturbelassene Flächen. Diese Effizienz wirkt sich auf die Vielfalt auf dem Acker aus. Moderne Getreidesorten beispielsweise wachsen so dicht, dass für Klatschmohn und Kornblume kaum Platz bleibt. Mechanische und chemische Methoden sorgen dafür, dass die Zahl der ­Unkräuter auf dem Feld zurückgeht. Einige Wildpflanzen und Wildtiere finden heute innerhalb der landwirtschaftlichen Flächen keine Heimat mehr. Dies ist manchmal gewollt und sinnvoll: Eine unkontrollierte Blumenpracht auf bewirtschafteten Flächen mag schön anzuschauen sein, aber sie verunreinigt beim Mähen die Erträge. Unkräuter erhöhen den Wassergehalt der Ernte und damit steigt das Risiko, dass diese im Speicher fault. Außerdem sind viele Unkrautarten ungenießbar oder sogar giftig. Die Ernte wäre unverkäuflich. Höhere Erträge mit besserer Qualität zu erzielen, ist für Landwirte wichtig. Heute wird auf landwirtschaftlichen Flächen effizienter produziert als früher. Ein Trend, der sich fortsetzen wird. Erträge und Einkommen konnten gesteigert werden, ohne die bewirtschaftete Fläche auf Naturreservate und Schutzgebiete ausdehnen zu müssen. Der amerikanische Wissenschaftler Dr. Indur M. Goklany hat errechnet: „Wäre der technologische Fortschritt 1961 ‚eingefroren‘ worden, dann wären 1993 mindestens 80 Prozent mehr landwirtschaftliche Fläche nötig gewesen, um die Menschheit zu ernähren.“2 Entwicklung der Ackerfläche weltweit im Vergleich zur Bevölkerung Jahr Bevölkerung (Milliarden) Ackerfläche weltweit (Mha) 1961 3,1 1.280 2000 6,1 1.400 2007 6,7 1.411 Steigerung 111 Prozent 10 Prozent Quelle: Food and Agriculture Organization of the United Nations 2 Indur M. Goklany 1998: Saving habitat and conserving biodiversity on a crowded planet, in: BioScience, Vol. 48, Nr. 11, S. 941-953. 10 / 11 Nachhaltige Flächennutzung ermöglicht hohe Erträge und den Erhalt der Biodiversität Für die Zukunft kommt es verstärkt darauf an, zwei Aspekten Rechnung zu tragen: erstens die Sicherung und Steigerung der Erträge auf gegebenen Flächen unter Erhalt der natürlichen Produktionsgrundlagen. Und zweitens die bestmögliche Gestaltung der Fläche, einschließlich nicht landwirtschaftlicher Nutzungsformen, zu denen natür­liche und naturnahe Lebensräume gehören. Neue Methoden zur Bewirtschaftung wie der Einsatz bodenschonender Anbautechniken oder nützlingsschonender Pflanzenschutzmittel leisten hierfür wesentliche Beiträge. Biodiversitätserhaltende Maßnahmen sind jedoch nicht auf Ackerland begrenzt. ­Zusätzliche Aktivitäten fördern die Vielfalt: Auf Blühstreifen am Feldrand gedeihen Wildkräuter, die eine Vielfalt von Insekten anlocken, welche wiederum die Nahrungsgrundlage für Vögel und Säuger bilden. Auch auf Brachflächen, am Rande von Straßen, Schienen oder Wäldern kann Biotopmanagement betrieben werden. Wie vielfältig ist eine Agrarlandschaft? Eine Aussage diesbezüglich zu treffen, fällt oft sogar Experten schwer, denn die Wechselbeziehungen in Ökosystemen sind äußerst vielfältig. Wissenschaftler haben jedoch mit der Beobachtung der Bestandsentwicklung bestimmter Vogelarten Indikatoren gefunden, die diese Frage beantworten. Das Ergebnis ist nicht überraschend: Die biologische Vielfalt in Europa wird von der Entwicklung der Landwirtschaft beeinflusst. So ermöglicht die moderne Landwirtschaft manchen Pflanzen- und Tierarten wie etwa dem Weißstorch in Europa eine positive Bestandsentwicklung. Die Bestände anderer Arten, wie des Neuntöters, sind langfristig etwa gleich geblieben. Und wiederum andere, zum Beispiel das Rebhuhn, sind seltener geworden. Zur Förderung dieser rückläufigen Arten existieren Möglichkeiten für Landwirte, die in Form von > Agrarumweltmaßnahmen und > Vertragsnaturschutz entsprechende Ausgestaltung finden. NEUNTöTER 100 REBHUHN 0 2004 2003 2002 2001 2000 1999 1998 1997 1996 1995 1994 1993 1992 1991 1990 1989 1988 1987 1986 1985 1984 1983 2005 0 2005 2004 2003 2002 2001 2000 100 Jahr Jahr 2005 2004 2003 2002 2001 2000 50 1999 1998 1997 1996 1995 50 1999 1998 1997 1996 1994 1993 1992 1991 1990 1989 1988 1987 1986 1985 1984 1983 100 1995 1994 1993 1992 1991 1990 1989 1988 1987 1986 1985 1984 1983 Entwicklung der Population von Weißstorch, Neuntöter und Rebhuhn in Europa Populationsindex (Prozent) 300 250 Quelle: European Bird Census Council (EBCC) 200 150 WEISSSTORcH 50 0 Jahr 12 /13 Pflanzenschutz und Biodiversität sind vereinbar 14 / 15 Pflanzenschutz und Biodiversität sind vereinbar Die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln ist im Rahmen der modernen Landwirtschaft unverzichtbar. Sie ermöglicht einen effizienten Anbau und berücksichtigt gleichzeitig die Biodiversität. Umfassende Studien, die der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln vorausgehen, stellen deren Verträglichkeit für Mensch und Umwelt sicher. Für forschende Unternehmen wie BASF endet Verantwortung nicht im Labor: Das Unternehmen unterstützt den nachhaltigen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und fördert zusätzliche Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität. Pflanzenschutzmittel verfolgen ein klares Ziel: Schädlinge und Krankheiten unserer Kulturpflanzen sowie Unkräuter auf dem Acker zu kontrollieren. Laut Gesetz dürfen aber nur Mittel auf den Markt gelangen, die bei sachgerechtem Gebrauch weder die Qualität von Gewässern und Böden nachhaltig beeinträchtigen noch die Bestände wildlebender Vögel, Säuger und nützlicher Insekten wie Bienen gefährden. Deshalb stehen umfangreiche Studien und exakte Anwendungsvorschriften am Anfang eines sicheren und risikoarmen Pflanzenschutzes. Fortschritt und Innovationen kommt eine Schlüsselrolle zu. BASF und andere Hersteller entwickeln beispielsweise Pflanzenschutzmittel nicht nur als Pulver oder Flüssigkeit, sondern auch als Granulat. Diese Produkte pflügt der Anwender direkt in den Acker ein. Oberirdische Organismen kommen so mit dem Pflanzenschutz­ mittel kaum mehr in Berührung. Mit Innovationen wie diesen sorgen die Hersteller dafür, dass die Anwender Pflanzenschutzmittel immer umweltverträglicher ein­ setzen. Zudem ist deren Effizienz gestiegen, so dass geringere Mengen der Mittel je Hektar nötig sind. Verstärkt werden chemische Kontrollmethoden auch mit anderen, wie biologischen oder mechanischen Maßnahmen, kombiniert (> Inte­ grierter Pflanzenschutz). Ein weiteres Beispiel: In der Vergangenheit ging es den Konstrukteuren von Spritzdüsen darum, feinste Sprühnebel zu erzeugen. Die Tröpfchen sollten sich so gleichmäßig wie möglich auf dem Feld verteilen lassen. Feine Sprühnebel haben aber einen gravierenden Nachteil: Der Wind kann sie leicht über die Grenzen des Ackers hinaustreiben, wo sie etwa auf Hecken oder in Gewässern landen können. Deshalb gehen die Konstrukteure heute einen Mittelweg. Die Spritzgeräte erzeugen größere Tropfen, die weniger leicht verwehen. Erfahrungen zeigen, dass die Ernten dennoch effektiv geschützt sind. Auch die intensive Schulung von Landwirten (> Product Stewardship) trägt dazu bei, dass Pflanzenschutzmittel innerhalb der Feldgrenzen bleiben und richtig dosiert werden. Das Verhältnis zwischen Landwirtschaft und Biodiversität ist komplex und verändert sich ständig. Um dies besser zu verstehen, kooperiert BASF seit 2002 mit einem landwirtschaftlichen Betrieb im englischen Rawcliffe Bridge. Dort hat sich Familie Hinchliffe bereit erklärt, neue Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität beispielsweise auf Rat der Beratungsgruppe für landwirtschaftlichen Naturschutz (FWAG) oder des britischen Vogelschutzverbandes (RSPB) einzusetzen und zu überprüfen. Das Ziel: hohe wirtschaftliche Erträge bei größtmöglicher biologischer Vielfalt. Dieses Projekt ist gut dokumentiert und zeigt, dass sich die Methoden des Biodiversitätsmanagements mit der modernen Landwirtschaft kombinieren lassen. Die Landwirte haben unter anderem einen Streifen sandigen Boden bewaldet, der ohnehin nur wenig Erträge brachte, und Nistkästen für Höhlenbrüter angebracht. 16 / 17 Pflanzenschutz und Biodiversität sind vereinbar Zusätzlich wurden Pflanzen angebaut, die das ganze Jahr über ­genügend Nahrung für wildlebende Vögel bieten. Die Erfolge sind beachtlich: BASF Rawcliffe Bridge zählt seit 2003 gut 100 Vogelarten. Mehr als die Hälfte davon gilt als bestandsgefährdet, darunter Rebhühner oder Feldsperlinge. Wissenschaftler dokumentierten rund 150 Pflanzenarten an den Feldgrenzen – ein Drittel mehr als gewöhnlich. An Tümpeln schwirren Libellen und Wasserjungfern, in den Bächen bauen Stichlinge ihre Nester. Biodiversitätsinitiativen beschränken sich aus Sicht von BASF nicht nur auf landwirtschaftliche Flächen. Das vom Unternehmen unterstützte Programm „Symbiose“ umfasst ein 400 Quadratkilometer großes Areal in der französischen Region Champagne-Ardenne. Dort sollen innerhalb von drei Jahren ökologisch renaturierte Randstreifen entstehen. Dafür werden Feldgrenzen und Straßenränder so angelegt, dass sich Pflanzen, Insekten und bedrohte Vogelarten ansiedeln können. BASF fördert zudem die brasilianische Initiative „Mata Viva“ für Umweltbildung und Wiederaufforstung. Ziel ist es, Biodiversität zu fördern, indem neue Lebensräume für heimische Flora und Fauna geschaffen werden. So pflanzten Mitarbeiter von BASF Brasilien gemeinsam mit anderen Partnern und Landwirten eine halbe Million Bäume auf degradiertem Land. Unter „Degradation“ verstehen Experten einen Prozess, der Böden auslaugt und damit für Mensch und Natur nahezu unbrauchbar macht. Das Projekt hat nicht nur zum Schutz von Anbau­fläche beigetragen. Die Bäume gehören heimischen Arten an und bilden eine Grundlage dafür, dass z. B. die Gegend um Guaratinguetá – wo der größte Chemiekomplex von BASF in Südamerika ansässig ist – ihren ursprünglichen Artenreichtum zurückgewinnen kann. Die Verantwortung für biologische Vielfalt nimmt die Industrie ernst – als Partner für Landwirte sowie als Teil der Gesellschaft. Gemeinsam können Landwirte und Industrie für eine Balance sorgen, die für die Menschheit existenziell ist: die Balance zwischen der Produktion von ­genügend gesunden, vielfältigen und bezahlbaren Nahrungsmitteln und dem Schutz der Biodiversität. Zulassung und Anwendung von Pflanzenschutzmitteln: die Auswirkungen auf die biologische Vielfalt messen und Risiken minimieren §§ Industrie Studien und Risikobetrachtung Behörden Beurteilung von Studien und Risikobewertung ➜ Zulassung und Festlegung der Anwendungsvorschriften Landwirt Anwendung nach Vorschrift Mögliche zusätzliche biodiversitätsfördernde Maßnahmen Zum Schutz von: Lebensräumen wie z. B. Gewässern und Böden Gruppen wie z. B. Vögeln, Säugetieren, Insekten, Pflanzen, Gewässerund Bodenorganismen 18 / 19 Glossar Agrarumweltmaßnahmen. Freiwillige Aktivitäten zum Schutz der Umwelt, spezieller Arten oder zum Erhalt der regionaltypischen Landschaften. Um die Gegebenheiten vor Ort so gut wie möglich zu berücksichtigen, werden diese Maßnahmen auf nationaler, regionaler oder lokaler Ebene entworfen. Landwirte, beispielsweise in der EU, erhalten Ausgleichszahlungen für ihre Kosten und eventuelle Einkommensverluste. Vorausgesetzt, sie verpflichten sich, besondere Maßnahmen durchzuführen, die über gesetzliche Vorschriften hinausgehen. Integrierter Pflanzenschutz (Integrated Pest Management, IPM). Ansatz der „sorgfältigen Abwägung aller verfügbaren Methoden, die der Ausbreitung von Schädlingspopulationen entgegenwirken. Dabei ist die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln und anderen Methoden auf ein Maß begrenzt, das wirtschaftlich sinnvoll ist und die Gefahren für Mensch und Umwelt reduziert oder minimiert. IPM legt besonderen Wert auf die gesunde Entwicklung der Pflanzen sowie auf möglichst geringe Eingriffe in Agrarökosysteme und fördert natürliche Pflanzenschutzmethoden.“3 IPM ist ein standortspezifischer Ansatz, der alle geeigneten Methoden umfasst und auf der Verantwortung der Landwirte basiert. Unter Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit soll der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf das notwendige Maß reduziert werden. Product Stewardship. Das nachhaltige Management von Pflanzenschutzmitteln über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg – von der Entwicklung über den Gebrauch bis zur ordnungsgemäßen Entsorgung. BASF arbeitet eng mit Kunden, Lieferanten und Anwendern zusammen. Das Unternehmen unterstützt beispielsweise in vielen Ländern der Welt Schulungen von Landwirten für einen verantwortungsvollen Umgang mit Pflanzenschutzmitteln. 3 Internationaler Verhaltenskodex für den Vertrieb und die Anwendung von Pestiziden, Food and Agriculture Organization of the United Nations, November 2002. Vertragsnaturschutz. Eine Strategie, bei der zwischen Naturschutzbehörden und Grundstücksbesitzern, meist Landwirten, vereinbart wird, dass diese bestimmte Pflegearbeiten auf ihren Grundstücken vornehmen. Zum Beispiel mähen sie ihre Wiesen zu festgelegten Zeitpunkten, um zu gewährleisten, dass bodenbrütende Vögel ihre Jungen aufziehen können. Die Vereinbarungen zum Schutz bedrohter heimischer Pflanzen- und Tierarten und ihrer natürlichen Lebensräume sind freiwillig und werden aufwandsentschädigt. 20 / 21 Ihre Ansprechpartner Der Inhalt dieser Broschüre wurde von Experten aus verschiedenen Fachgebieten zusammengestellt, darunter Agrarwissenschaftler, Chemiker, Öko-Toxikologen und Umweltwissenschaftler. Vor dem Hintergrund dieses breiten fachlichen Spektrums wünschen wir uns, dass die vorgestellten Informationen Anknüpfungspunkte für eine Diskussion liefern, die neue Perspektiven ermöglicht. Wir laden Sie herzlich ein zu einem Dialog, der sich an Ihren Prioritäten und Fragen orientiert. Ansprechpartnerin für Medienvertreter: Elise Kissling Telefon: +49 621 60-27450, [email protected] Ansprechpartner für Fragen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik: Rainer von Mielecki Telefon: +49 621 60-27713, [email protected] In dieser Reihe sind bereits erschienen: Pflanzenschutz – aber sicher! Risiken minimieren – Chancen nutzen Eine klare Sache: Wasser- und Pflanzenschutz Bestellnummer: AP 2/1 2010 d / Herausgeber: BASFSE AgrarzentrumLimburgerhof 67117Limburgerhof www.agrar.basf.de www.agro.basf.com