Heraus gegeben von Wasser und Biodiversität Die Herausforderung Wassereinzugsgebiete, Feuchtgebiete und Binnengewässer sind der Lebensraum einzigartiger Arten und Lebensgemeinschaften. Sie bieten zudem eine Vielzahl an Ökosystemdienstleistungen für den Wasserkreislauf und leisten damit einen direkten und indirekten Nutzen für den Menschen. Süßwasserökosysteme spielen eine Schlüsselrolle bei der Bereitstellung einer der wichtigsten Lebensgrundlagen, dem Trinkwasser. Weitere Ökosystemfunktionen sind Wasserreinigung und -speicherung sowie Hochwasserrückhaltung und Erosionsschutz. Biodiversität für Wasser bleiben bereitstellende, regulierende und reinigende Leistungen aus, andererseits werden die Ökosysteme insgesamt anfälliger für Störungen. Diese negativen Folgen treffen insbesondere arme Bevölkerungsschichten in Entwicklungsländern, die abseits von zentralen Versorgungsnetzen und industriellen Dienstleistungen von einem intakten Ökosystem zur Sicherung ihrer Existenzgrundlage abhängig sind. Global gesehen sind wirtschaftliche Auswirkungen der Schädigung von Ökosystemen beträchtlich. Die COPI-Studie (Cost of Policy Inaction) hat 2008 errechnet, dass bei anhaltendem Verlust der biologischen Vielfalt, die kumulierten Wohlfahrtsverluste im Jahr 2050 bis zu 14 Billionen Euro betragen werden. Dies entspräche ca. 7% der für 2050 prognostizierten weltweiten Wirtschaftsleistung. Wasser für Biodiversität Allerdings können nur intakte Gewässerökosysteme diese Dienstleistungen in vollem Umfang erbringen. Voraussetzung für die Funktionsfähigkeit eines Süßwasserökosystems ist seine biologische Vielfalt. Diese hängt stark von der Gewässergüte, d.h. der Wasserqualität und einer möglichst naturnahen und damit vielfältigen Gewässerstruktur ab. Die Gewässerbiodiversität wird jedoch zunehmend zum einen durch menschliche Aktivitäten (Landnutzung in Wassereinzugsgebieten, Wassernutzung und –verschmutzung, Gewässerverbau) und zum anderen durch klimawandelbedingte Veränderungen im Wasserhaushalt beeinträchtigt. Der Verlust der Biodiversität umfasst das Aussterben einzigartiger Arten und damit einhergehend der genetischen Vielfalt. Darüber hinaus gefährdet er von den Ökosystemdienstleistungen abhängige Bewirtschaftungsformen. Denn einerseits Die Herausforderung liegt deshalb darin, die Biodiversität der Süßwasserökosysteme zu schützen – zum Schutz der Arten und des Naturhaushaltes an sich, aber auch um das ökologische Gleichgewicht und die damit verbundenen Ökosystemdienstleistungen für den Menschen zu erhalten. Unser Lösungsansatz Zur Bewältigung dieser Herausforderungen ist es notwendig, die wirtschaftliche Nutzung von Wasserressourcen und den Schutz der Biodiversität in Wassereinzugsgebieten, Feuchtgebieten und Binnengewässern in Einklang zu bringen. Hierzu verfolgt die GIZ den Ansatz eines integrierten Wasserressourcenmanagements, das die verschiedenen Wechselbeziehungen zwischen Wasser und Biodiversität berücksichtigt. Wir beraten Ministerien, Wassereinzugsgebietsorganisationen, Verbände von Wassernutzern, Wasserwerke und weitere Partner darin, Strategien zur nachhaltigen Sicherung der Biodiversität in Süßwasserökosystemen zu entwickeln und Photo: GIZ/Name of photographer Kontaktperson Dr. Katja Schmitt [email protected] diese vor Ort umzusetzen. Neben Vorhaben, die direkt auf den Schutz von Süßwasserbiodiversität abzielen, sind auch biodiversitätsrelevante Maßnahmen in Wasservorhaben integriert. Leistungen Die Maßnahmen der GIZ zum Schutz der Wasserbiodiversität umfassen z.B.: Politikberatung zur Sektorreform und Mainstreaming von Biodiversitätszielen in Wassermanagementstrategien. Maßnahmen des ökologischen Wasserbaus, wie z.B. Renaturierung von Altarmen und Auen durch die Wiederherstellung des ökologisch benötigten Mindestwasserstandes, naturnahe Speicher/-Rückhaltebecken und Gewässerrückbau zur Verbesserung der Gewässerdurchgängigkeit. Einrichtung von Naturschutzgebieten in Landschaften mit besonderer Wasserreinigungswirkung oder Retentionsleistung, von denen die Funktion anderer Ökosysteme beeinflusst wird. Beratung zur Umsetzung von Gewässer-MonitoringProgrammen, um die für die Biodiversität negativen Aktivitäten zu bewerten. Unsere Leistungen tragen bei: zum Schutz oder zur nachhaltigen Nutzung von Ökosystemen, Arten und/oder genetischen Ressourcen, zur Abschwächung bestehender Umweltschäden mit klarem positiven Nutzen für die biologische Vielfalt; und/oder zur Integration von Belangen der biologischen Vielfalt in die Entwicklungsziele und wirtschaftliche Entscheidungsprozesse der Empfängerländer durch Institutionenaufbau, Kapazitätsentwicklung, Stärkung der (ordnungs)politischen Rahmenbedingungen oder Forschung. Der GIZ-Wassersektor leistet einen Beitrag zur Erreichung der definierten Ziele, denen sich die Vertragsstaaten verpflichtet haben. Auch Nichtvertragsstaaten profitieren von unserer Fachexpertise und langjährigen Erfahrungen der Politik- und Organisationsberatung. Erfolgreiche Kooperationen, z.B. zwischen Flussgebietsorganisationen am Oberund Unterlauf, wirken dem Verlust an Biodiversität entgegen und dienen somit als Katalysator für die regionale Entwicklung. Sind nämlich erst einmal wasserbezogene Ökosystemleistungen durch einen nicht nachhaltigen Umgang mit den natürlichen Ressourcen Wasser und Biodiversität verschwunden, so können diese - wie Studien gezeigt haben technisch meist nicht oder nur unter hohen Kosten ersetzt werden. Ein Beispiel aus der Praxis Im Vorhaben „Planung und Management der Wasserressourcen im Nilbecken“ unterstützt die GIZ im Auftrag des BMZ die Nile Basin Initiative (NBI) bei der Entwicklung der „NBI Wetland Management Strategy“. Ziel ist die nachhaltige Bewirtschaftung und Nutzung der Feuchtgebiete im Nilbecken durch grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Die Feuchtgebiete des Nilbeckens sind Hotspots der Biodiversität und stellen wichtige lokale und regionale Ökosystemdienstleistungen bereit. Der ökologische Zustand vieler Gebiete verschlechtert sich jedoch stetig aufgrund von Übernutzung, Infrastrukturausbau, Verschmutzung sowie dem Klimawandel. Nationale Maßnahmen der zehn Nilanrainer einzeln können diesen regionalen Herausforderungen nicht ausreichend begegnen. Im Rahmen der Feuchtgebietsstrategie, fördert die NBI mit Unterstützung des Vorhabens: 1. die Verbesserung der Wissensbasis und des Informationsaustauschs; 2. die politische Problemwahrnehmung in den Ländern; 3. die Koordination der beckenweiten Planung (z.B. durch Politikempfehlungen und die Entwicklung von Handlungsoptionen für besonders kritische Gebiete); Ihr Nutzen 4. Die Ramsar-Konvention zum Schutz von Feuchtgebieten und das Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD) sind wichtige Instrumente auf internationaler Ebene, um dem Verlust an biologischer Vielfalt Einhalt zu gebieten. Herausgeber Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH Sitz der Gesellschaft Bonn und Eschborn Wasser, Energie, Transport Dag-Hammarskjöld-Weg 1-5 65760 Eschborn [email protected] www.giz.de/wasser Die GIZ ist für den Inhalt dieser Publikation verantwortlich die technischen Kapazitäten in den Mitgliedstaaten (u.a. durch Fortbildungsangebote für nationale Wasser- und Umweltbehörden) und 5. den Zugang der Mitgliedstaaten zu neuen und innovativen Finanzierungsmechanismen(z.B. Klimafonds). Autor Dr. Katja Schmitt Gestaltung Paulina Conrad Stand September 2013