W asser Biodiversität in Binnengewässern Ökosysteme der Flüsse, Seen, Teiche und des Grundwassers Problemanalyse Die Biodiversität der Ökosysteme von Binnengewässern ist stark abhängig von der Gewässergüte, die physikalischchemische, strukturelle und biologische Parameter einschließt. Die Gewässergüte hat durch menschliche Aktivität gravierend abgenommen. Dadurch ist der Artenverlust in Ökosystemen der Binnengewässer fast doppelt so hoch wie in terrestrischen und marinen Lebensräumen. • Gewässerstrukturgüte: Regulierender Wasserbau limitiert viele ökologische Funktionen, insbesondere: Filtration durch Gewässerbettsubstrat und Ufervegetation; Sauerstoffanreicherung durch Verwirbelungen aufgrund von Tiefen- und Breitenvariation; Wasseraustausch und dadurch die Verdünnung von Schadstoffen durch den Zustrom aus Grundwasserkörpern und anderen Oberflächenwässern. Wanderfische, die während der unterschiedlichen Phasen ihres Lebens auf verschiedene Lebensräume (z.B. Flussoberlauf und offenes Meer) angewiesen sind, benötigen durchgehende Flussläufe. Wehre und Schleusen versperren den Tieren den Weg, was ein maßgeblicher Grund für die Bedrohung dieser Arten ist. • Chemisch-physikalische Gewässergüte: Einleitungen belasteter Wässer, z.B. ungeklärter Abwässer, beeinflussen Nährstoff-, Schadstoff-, Sauerstoff- und Salzgehalt, pH-Wert und Temperatur und beeinträchtigen damit den Lebensraum von Arten. Unkontrollierte Wasserentnahme z.B. für Bewässerung, Trinkwasser oder industrielle Prozesse kann Vegetation und Fauna beeinträchtigen, wenn die Wassermenge im Gewässer unter einen gewissen Pegel sinkt (ökologischer Mindestabfluss). • Biologische Gewässergüte: Die biologische Zusammensetzung der Gewässer ist folglich abhängig von der chemisch-physikalischen Gewässergüte aber auch der Gewässerstrukturgüte. Ein naturnahes Gewässer bietet mit Pflanzenwurzeln, verschiedenen Substraten oder Steinen vielfältige Lebensräume für die Fauna der Binnengewässer. Diese ist mit den abbauenden und produzierenden Organismen wiederrum maßgeblich für dessen chemische Qualität verantwortlich. Durch die Invasion von nichtheimischen Arten werden natürliche Arten verdrängt, die Lebensgemeinschaft verändert sich und büßt damit häufig ihre Widerstandsfähigkeit ein. Die konsequente Überfischung ist ein weiterer Grund für die Veränderung von Lebensgemeinschaften. Kernproblem: Menschliche Aktivitäten beeinträchtigen die Gewässergüte (biologisch, chemisch-physikalisch und strukturell). Dadurch sind Funktionen und Widerstandsfähigkeit der Ökosysteme gestört und Lebensräume bedroht. Insgesamt sinkt die Biodiversität der Gewässer. Leistungen und Wirkungen • Renaturierung der im Rahmen der Schiffbarmachung abgetrennten Altarme und verbauter Flussabschnitte zur Wiederherstellung von verlorenen Ökosystemen. Dabei wird die Retentionsleistung erhöht sowie die Fließgeschwindigkeit verringert (Hochwasserschutz). • Abbau von Wehren und Schleusen bzw. Anlage von Fischtreppen zur Wiederherstellung der Durchgängigkeit der Wasserläufe. Dadurch werden bedrohte Arten in ihrem Fortbestand unterstützt. • Beratungen zu gesetzlichen Rahmenbedingungen unterstützen die Partnerländer dabei, Gesetze zu entwerfen, die den geschilderten Problemen effektiv begegnen. • Beratung zur Umsetzung von Gewässer-MonitoringProgrammen unterstützt die Partnerländer, die für die Biodiversität negativen Aktivitäten zu bewerten. • Unterstützung der Partnerländer zur Einführung von Anreiz- und Sanktionsstrukturen wie z.B. das Polluter-paysPrinzip, um den für die Biodiversität negativen Aktivitäten zu begegnen. Langfristig werden schädliche Einleitungen verringert und somit die Gewässergüte erhöht. Die vorgestellten Strategien unterstützen den Erhalt der Biodiversität in Binnengewässern. Sie weisen ebenso einige positive Nebeneffekte für den Menschen auf: • Durch die Renaturierung der Fließgewässer wird das Potenzial des Wasserrückhalts erhöht, Fließgeschwindigkeiten werden verringert. Dieses wirkt sich positiv auf den Hochwasserschutz aus. • Aufgrund der geringeren Belastung der Gewässer mit Keimen und chemischen Substanzen sowie der verstärkten natürlichen Reinigungswirkung wird die Trinkwasserqualität verbessert. Dadurch ergeben sich positive Wirkungen auf die menschliche Gesundheit. • Durch die Wiederherstellung der natürlichen Ökosysteme kann mit einer Stabilisierung der Fischpopulation gerechnet werden, was sich für die Fischerei förderlich auswirkt. Außerdem wird der Genpool stabilisiert, was für zukünftige Generationen von besonderem Interesse ist. Bei der Umsetzung von Maßnahmen sollte sowohl wirtschaftliche Entwicklung als auch Schutz der Biodiversität berücksichtigt werden. Europäische Beispiele wie die Renaturierungs-Programme an Donau und Rhein zeigen, dass Schutz und Nutzung von Gewässern im Einklang miteinander und ökonomisch nachhaltig erreicht werden können. Der Erfahrungsschatz aus der Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie kann für die Entwicklung von Strategien in den Partnerländern richtungsweisend sein. Wirkung: Durch die Verbesserung der Gewässergüte wird die Biodiversität erhalten oder verbessert. Positive Nebeneffekte werden beim Hochwasserschutz, im Gesundheitssektor sowie bei der Fischerei erzielt. Beispiele für Indikatoren • Die biologische Gewässerqualität im Gebiet xy ist (gemäß festgelegter Kriterien) um x Punkte gestiegen. • Die Wasserquantität im Gebiet xy ist um x% gestiegen, der ökologische Mindestabfluss wird damit berücksichtigt. • Durch Abbau von Wehren und Schleusen bzw. durch die Anlage von Fischtreppen wurden x km Flusslauf im Gebiet xy wieder durchgängig gemacht. • Durch Renaturierungsmaßnahmen konnten x Altarmkilometer an den Fluss angebunden werden. • In den Partnerländern sind Gesetze entwickelt worden, die den Schutz der Biodiversität der Binnengewässer fördern (Grenzwerte von Nährstoffen, Schadstoffen etc.). • In den Partnerländern ist im Gebiet xy ein Umweltüberwachungssystem effektiv, das bestimmte Parameter überwacht und eine Überschreitung meldet. • In den Partnerländern sind Umweltüberwachung und Sanktionierungs-/Anreizstruktur verlinkt, so dass z.B. das Polluter-pays-Prinzip effektiv ist. 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