Biodiversität in Wassereinzugsgebieten

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Biodiversität in Wassereinzugsgebieten
Problemanalyse
Landnutzung in Wassereinzugsgebieten verändert seit Jahrhunderten deren natürliche Struktur, was den Verlust von
Ökosystemdienstleistungen zur Folge hat. Dem Lauf des
Wassers folgend kommt es zu folgenden Problemen:
Die ursprünglich
bewaldeten Oberläufe wurden im
Laufe der Zeit abgeholzt, der Umbau der Gemeinschaften miteinander agierender und
gemeinsam auftretender Arten (Lebensgemeinschaften) durch die Einführung
von schnellwachsenden, nichtheimischen Hölzern (z.B. Eukalyptus) verstärkt. Durch den Verlust von heimischen
Baumarten verschwinden ebenso Arten der Strauch- und
Krautschicht. Der Mittellauf in Wassereinzugsgebieten ist
von erhöhter Landnutzung besonders für Landwirtschaft
und Siedlungen geprägt. Ökosysteme werden zerstört durch
die Umwandlung von Landschaften, die dieser Landnutzung
zugrunde liegt, aber auch durch die Einbringung von Giftstoffen und Pflanzennährstoffen. Letzteres ist ebenfalls ein
Grund für die Veränderung von Lebensgemeinschaften und
damit dem Verlust von Arten. Pflanzen, die an ein bestimmtes Nährstoffregime angepasst sind, werden von konkurrenzstärkeren Pflanzen, die mehr Nährstoffe benötigen,
verdrängt. Strukturelle Eingriffe in Wasserkörper bedrohen
Ökosysteme und damit die heimischen Arten (siehe „Biodiversität in Binnengewässern“ und „Feuchtgebiete: Hotspots der Biodiversität“).
Im Deltabereich der Wassereinzugsgebiete sowie in küstennahen Wassern führt die Nährstoffzufuhr durch Flüsse zu
vermehrtem Algenwachstum, und daher wiederrum zur
Verdrängung von heimischen Lebensgemeinschaften.
Lösungen für das Problem des Artenverlustes in Wassereinzugsgebieten erfordern integrierte holistische Ansätze. Die
Etablierung eines Managements für das gesamte Wassereinzugsgebiet (auch: Flussgebiet) ist eine erfolgreiche Lösungsstrategie, die jedoch mit vielfältigen Herausforderungen
verbunden ist:
• Wassereinzugsgebiete entsprechen nicht den politischen
Grenzen und damit den Planungsstrukturen ihrer Bewirtschaftung. So haben Maßnahmen, die im Oberlauf umgesetzt werden, häufig Auswirkungen auf den Unterlauf (z.B.
die Einrichtung von Dämmen), welches sich in multilateralen Konflikten zuspitzen kann.
• Die am Wassermanagement beteiligten Sektoren sind
häufig nur unzureichend vernetzt und die für den Schutz
der Biodiversität zuständigen Institutionen sind nicht als
einer der Wasser-nutzenden Akteure involviert. Die Entscheidungshoheit für alle beteiligten Sektoren liegt selten bei
der für Wassermanagement zuständigen Institution. (mangelnde vertikale Integration)
• Da die Integration von Biodiversitätszielen mit Veränderungen des Wassermanagements einhergeht, ist eine Vielzahl an Akteuren betroffen. Diese müssen auf horizontaler
Ebene in Dialog treten, was ebenso erhebliches Konfliktpotenzial birgt.
Kernproblem: Eine effektive Berücksichtigung von
Biodiversitätszielen im Management von Wassereinzugsgebieten wird durch institutionelle Barrieren verhindert.
Leistungen und Wirkungen
• Politikberatung zur Sektorreform und Mainstreaming
von Biodiversitätszielen in Wassermanagementstrategien.
Bevor Biodiversitätsziele effizient in die Sektorpolitik integriert werden können, müssen die institutionellen Rahmenbedingungen für eine vertikale Integration geschaffen werden.
• Politikberatung zu grenzüberschreitendem Wassermanagement und zur Gründung von Flussgebietskomitees im
Sinne des Integrierten Wasserressourcenmanagements. Eine
institutionalisierte Koordinierung des Einzugsgebietsmanagements durch nachhaltige Bewirtschaftungskonzepte ermöglicht es Anrainerstaaten die Nutzung der geteilten
Flussgebiete nachhaltig zu gestalten. Dazu werden u.a. Stakeholder-Dialogforen etabliert.
• Einrichtung von Naturschutzgebieten in Landschaften
mit besonderer Wasserreinigungswirkung oder Retentionsleistung, von denen die Funktion anderer Ökosysteme beeinflusst wird.
• Beratung zu “Payments for Ecosystem Services” (PES)
zu Finanzierung und Erhalt der Maßnahmen. Denkbare
Maßnahmen stellen z.B. die Verminderung von Pflanzenschutzmitteln und Düngern, Bodenkonservierung in Landund Forstwirtschaft oder die Einrichtung von Schutzgebieten dar. Mögliche Finanzierungsmodelle bestehen in der
Einrichtung von Ökotourismus in Schutzgebieten und Ökolandwirtschaftsbetrieben, Cross-Compliance zur Verlustkompensierung der Landwirte von Trinkwassernutzern oder
Zahlungen für Hochwasserschutzmaßnahmen von Anliegern am Unterlauf.
• Die Wiederherstellung der heimischen Lebensgemeinschaften erhöht durch die Zunahme der pflanzlichen Oberfläche den Wasserrückhalt und die Versickerung sowie als
Folge die Grundwasserneubildung. Der Oberflächenabfluss
wird verringert, was Erosion und Bodenverlust entgegenwirkt.
• Die Erosions- und Sedimentationssituation in den Mittelläufen der Gewässer wird verbessert. Dadurch wird die
Funktionalität von Seen, Flüssen oder Feuchtgebieten erhalten, die sonst durch Erosionsfracht verschlammen.
• Die Verbesserung der Wasserqualität (biologisch, chemisch-physikalisch, morphologisch, siehe „Biodiversität in
Binnengewässern“) stabilisiert die Biodiversität. Dadurch
wird die Reinigung des Wassers gesichert, die durch die
Mikrofauna geleistet wird. Außerdem werden Fischpopulationen, die wichtig für den Fischfang sind, erhalten.
Das Beratungsangebot der GIZ zum Konfliktmanagement
richtet sich nach dem Ansatz des Integrierten Wasserressourcenmanagements (IWRM), der sowohl die subnationale und nationale als auch die grenzüberschreitende Ebene
berücksichtigt und vernetzt (Subsidiaritätsprinzip). Die Beratung ist an das Leistungsspektrum des „Stakeholder-Dialog und Konfliktmanagements“ angelehnt.
Durch die vorgestellten Maßnahmen können neben dem
Schutz der Biodiversität in Wassereinzugsgebieten auch
weitere positive Nebeneffekte erzielt werden:
Beispiele für Indikatoren
Wirkung: Durch den Abbau von institutionellen Barrieren werden Biodiversitätsziele im Wassereinzugsgebietsmanagement effektiv berücksichtigt.
• Die Verbindung zwischen Biodiversität und Wasserverfügbarkeit / -qualität wird im nationalen Wasserrahmenplan
berücksichtigt.
• Die Ökosysteme als Nutzer sind in Wassermanagementplänen erwähnt, der festgesetzte Wasserverbrauch richtet
sich nach dem ökologischen Mindestwasserbedarf.
• Im Rahmen von regionalen Kooperationsmechanismen
für grenzüberschreitendes Wassereinzugsgebietsmanagement zwischen x und y werden Handlungsszenarien im Zusammenhang mit dem Biodiversitätsschutz erörtert und zu
Entscheidungsvorlagen verarbeitet
• Die Anrainerstaaten im Flussgebiet verabschieden einen
gemeinsamen Plan zum grenzüberschreitenden Management von Einzugsgebieten mit Fokus auf den Schutz der
Biodiversität, inklusive konkreter Umsetzungsmaßnahmen.
• Die Kosten für den Schutz der Biodiversität werden zu
mind. x % durch PES von den Nutzern gedeckt.
• Eine eingerichtete Dialogplattform schlichtet erfolgreich
x % der Fälle von Konflikten um Fragen der Biodiversität
im Flussgebiet, die an sie herangetragen werden.
Impressum:
Herausgeber:
Deutsche Gesellschaft für
Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH
Dag-Hammarskjöld-Weg 1-5
65760 Eschborn
T +49 61 96 79-0
F +49 61 96 79-11 15
E [email protected]
Kontakt:
Dr. Katja Schmitt
T +49 6196 79-1865
F +49 6196 7980-1865
E [email protected]
I www.giz.de
Stand: Juni 2013
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