Feuchtgebiete: Hotspots der Biodiversität, Eschborn 2013

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Feuchtgebiete: Hotspots der Biodiversität
Problemanalyse
Feuchtgebiete sind Hotspots der Biodiversität, weil sie per
Definition viele verschiedene Typen von Lebensräumen
umfassen (siehe Box). Außerdem besitzen sie von ihrer
Umgebung abweichende Standortfaktoren, sodass die bewohnende Lebensgemeinschaft zwangsläufig Arten abweichend von denen der umgebenden Ökosysteme aufweist.
Diese speziellen Bedingungen machen Feuchtgebiete zu
wichtigen Zwischenstopps für migrierende Arten, vor allem
für Zugvögel.
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts ist weltweit die Hälfte der
Feuchtgebiete verschwunden. Die verbleibende Hälfte ist
weiterhin bedroht. Künstliche Entwässerung von Feuchtgebieten z.B. für die Brennstoff- oder Landgewinnung ist der
Hauptgrund für den Verlust. Wird die gespeicherte Biomasse der Luft ausgesetzt, werden Abbauprozesse in Gang
gesetzt, die Nährstoffe wie Kohlenstoff emittieren. Diese
sind zum einen Gewässer belastend und zum anderen klimawirksam.
Auch die ungewollte Entwässerung durch die Wasserentnahme im Oberlauf des Feuchtgebietes sowie klimawandelbedingte Veränderungen des Wasserhaushalts bewirken das
Sinken des Wasserspiegels und damit die Förderung der beschriebenen biologischen Prozesse.
Kernproblem: Zunehmende Landnutzung zerstört
und degradiert Feuchtgebiete. Mit der Bedrohung von
Feuchtgebieten sind eine Vielzahl von Lebensräumen
und damit die Existenz von Arten, sowie wichtige
Ökosystemdienstleistungen bedroht.
Durch den zunehmenden Eintrag von Pflanzennährstoffen
(Nitrat und Phosphat), die hauptsächlich aus Siedlungsabwässern und der Landwirtschaft stammen, ist das Wasserpflanzenwachstum erhöht. Toxische Substanzen, wie zum
Beispiel aus Pflanzenschutzmitteln, zerstören die Flora und
Fauna in den Gewässern. Das ökologische Gleichgewicht
der Feuchtgebiete ist daher bedroht, was durch die Einwanderung von invasiven Arten verstärkt wird.
Die Ramsar Konvention zum Schutz von
Feuchtgebieten
In Artikel 1.1 definiert: „Feuchtgebiete im Sinne dieses
Übereinkommens sind Feuchtwiesen, Moor- und
Sumpfgebiete oder Gewässer, die natürlich oder künstlich, dauernd oder zeitweilig, stehend oder fließend,
Süß-, Brack- oder Salzwasser sind, einschließlich solcher
Meeresgebiete, die eine Tiefe von sechs Metern bei
Niedrigwasser nicht übersteigen.“
Im Rahmen der Konvention ebenso berücksichtigte Gebiete „können auch an die Feuchtgebiete anschließende
Ufer- und Küstenbereiche [angrenzen], Inseln oder innerhalb der Feuchtgebiete liegende Meeresgewässer mit
einer größeren Tiefe als sechs Meter bei Niedrigwasser
einschließen, vor allem wenn sie als Lebensraum für
Watt- und Wasservögel von Bedeutung sind.“ (Artikel
2.1)
Leistungen und Wirkungen
• Beratungen zu gesetzlichen Rahmenbedingungen unterstützen die Partnerländer dabei: Gesetze zu entwerfen, die
den geschilderten Problemen effektiv begegnen; Monitoring-Programme umzusetzen zur Bewertung der negativen
Aktivitäten; Anreiz- und Sanktionsstrukturen einzuführen
wie z.B. das Verursacherprinzip (polluter-pays-principle), sowie
Payments for Ecosystem Services (PES).
• Beratungen um das Management zu verbessern und somit der Übernutzung der Wasserressourcen und Feuchtgebiete entgegenzuwirken, z.B. durch nachhaltige Bewirtschaftungskonzepte von Wassereinzugsgebieten, Stakeholder
Dialog Plattformen. Im nachhaltigen Managementkonzept
werden Nutzerrechte festgelegt um den Mindestwasserzustrom zu sichern.
• Beratung zum Einsatz von PES zur Förderung von
nachhaltigen Existenzgrundlagen z.B. durch Ökotourismus.
Der Schutz oder die Renaturierung von Feuchtgebieten
wird durch die Einnahmen aus dem Tourismus finanziell
nachhaltig gestaltet, Existenzgrundlagen werden somit geschaffen.
• Renaturierung von Feuchtgebieten durch die Wiederherstellung des ökologisch benötigten Mindestwasserstands mit
(Wieder)Eingliederung in das hydrologische System. Beispiele sind die Anbindungen von Flussaltarmen, die Vernässung durch Wasserstau von Sumpfgebieten: Wasserstaue
werden angelegt, die Verbindung zwischen hydraulischem
System wird (wieder)hergestellt, sodass natürliche hydrologische Bedingungen geschaffen sind.
• Etablierung von künstlichen Feuchtgebieten zur Hochwasser- und Dürreprävention. Dazu werden in Gebieten,
die von Überschwemmungen/Dürren bedroht sind, in geeigneten Gebieten Wasserrückhaltebecken angelegt. Diese
werden mit der einheimischen Flora künstlich besiedelt. Ein
zusätzlicher Effekt kann für migrierende Arten mit der Bereitstellung eines Wanderungskorridors erzielt werden.
Die vorgestellten Strategien unterstützen den Erhalt der
Biodiversität in Feuchtgebieten. Der Schutz von Feuchtgebieten weist ebenso einige positive Nebeneffekte auf, da sie
eine Vielzahl an regulierenden und bereitstellenden Ökosystemleistungen liefern:
• Durch das große Vorkommen und die aktive Akkumulation von Biomasse speichern Feuchtgebiete große Mengen
Wasser. In niederschlagsstarken Perioden kann so der
Hochwasserabfluss reduziert und somit Wassererosion kontrolliert werden. Die im Oberlauf erodierte Flussfracht sedimentiert in den stehenden oder langsam fließenden Wassern des Feuchtgebiets und initiiert letztendlich Bodenbildungsprozesse. In niederschlagsarmen Zeiten bieten
Feuchtgebiete eine wichtige Frischwasserreserve für stromabwärts befindliche Ökosysteme.
• Feuchtgebiete bieten ebenso Reinigungsleistungen, physikalisch vor allem durch Pflanzen bzw. Wurzeln im Wasser,
sowie chemisch durch im Wasser lebende, abbauende Organismen. Davon profitieren die stromabwärts befindlichen
aquatischen Ökosysteme durch die verbesserte Wasserqualität.
• Feuchtgebiete sind darüber hinaus bedeutende Speicher
für Kohlenstoff und Nährstoffe, da sie die abgestorbene
Biomasse über lange Zeiten speichern und vor äußeren Einflüssen fixieren (z.B. Moore, Auen).
Durch die Wiederherstellung der natürlichen Ökosysteme
kann mit einer Stabilisierung der Fischpopulation gerechnet
werden, was sich für die Fischerei förderlich auswirkt. Außerdem wird der Genpool stabilisiert, was für zukünftige
Generationen von besonderem Interesse ist.
Bei der Umsetzung von Maßnahmen sollte sowohl wirtschaftliche Entwicklung als auch Schutz der Biodiversität
berücksichtigt werden. Internationale Beispiele im Rahmen
der Ramsar Konvention zeigen, dass Schutz und Nutzung
von Gewässern im Einklang miteinander und ökonomisch
nachhaltig erreicht werden können („wise use“). Projekte im
Rahmen und durch Förderung der Konvention basieren auf
dem Prinzip des ökosystembasiertem Management (CBD
COP 5 Entscheidung VI). Sie bilden einen reichen Erfahrungsschatz, auf dem aufgebaut werden kann. Weiterhin
können Erfahrungen aus der Umsetzung der europäischen
Wasserrahmenrichtlinie für die Entwicklung von Strategien
in den Partnerländern richtungsweisend sein.
Wirkung: Die Schaffung von gesetzlichen Rahmenbedingungen etabliert ein nachhaltiges Management
von Feuchtgebieten. Durch den Schutz und die Wiederherstellung von Feuchtgebieten kann die Biodiversität sowie verknüpfte Ökosystemdienstleistungen erhalten werden.
Beispiele für Indikatoren
• Das Umweltmonitoringsystem im Gebiet xy, das bestimmte Parameter überwacht und eine Überschreitung
(Wasserqualität) bzw. Unterschreitung (Wasserquantität) an
die zuständige Stelle meldet, ist in Betrieb.
• In den Partnerländern sind Umweltüberwachung und
Sanktionierungs-/Anreizstruktur verlinkt, so dass z.B. x
Ökotourismusprojekte in der Umsetzung sind, die durch
PES x ha Feuchtgebiet renaturieren.
• Der ökologische Mindestzustrom des Gebiets x wurde
sichergestellt (z.B. durch Koordinierung der Nutzer im
Oberlauf).
Impressum:
Herausgeber:
Deutsche Gesellschaft für
Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH
Dag-Hammarskjöld-Weg 1-5
65760 Eschborn
T +49 61 96 79-0
F +49 61 96 79-11 15
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Kontakt:
Dr. Katja Schmitt
T +49 6196 79-1865
F +49 6196 7980-1865
E [email protected]
I www.giz.de
Stand: Juni 2013
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