W asser Feuchtgebiete: Hotspots der Biodiversität Problemanalyse Feuchtgebiete sind Hotspots der Biodiversität, weil sie per Definition viele verschiedene Typen von Lebensräumen umfassen (siehe Box). Außerdem besitzen sie von ihrer Umgebung abweichende Standortfaktoren, sodass die bewohnende Lebensgemeinschaft zwangsläufig Arten abweichend von denen der umgebenden Ökosysteme aufweist. Diese speziellen Bedingungen machen Feuchtgebiete zu wichtigen Zwischenstopps für migrierende Arten, vor allem für Zugvögel. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts ist weltweit die Hälfte der Feuchtgebiete verschwunden. Die verbleibende Hälfte ist weiterhin bedroht. Künstliche Entwässerung von Feuchtgebieten z.B. für die Brennstoff- oder Landgewinnung ist der Hauptgrund für den Verlust. Wird die gespeicherte Biomasse der Luft ausgesetzt, werden Abbauprozesse in Gang gesetzt, die Nährstoffe wie Kohlenstoff emittieren. Diese sind zum einen Gewässer belastend und zum anderen klimawirksam. Auch die ungewollte Entwässerung durch die Wasserentnahme im Oberlauf des Feuchtgebietes sowie klimawandelbedingte Veränderungen des Wasserhaushalts bewirken das Sinken des Wasserspiegels und damit die Förderung der beschriebenen biologischen Prozesse. Kernproblem: Zunehmende Landnutzung zerstört und degradiert Feuchtgebiete. Mit der Bedrohung von Feuchtgebieten sind eine Vielzahl von Lebensräumen und damit die Existenz von Arten, sowie wichtige Ökosystemdienstleistungen bedroht. Durch den zunehmenden Eintrag von Pflanzennährstoffen (Nitrat und Phosphat), die hauptsächlich aus Siedlungsabwässern und der Landwirtschaft stammen, ist das Wasserpflanzenwachstum erhöht. Toxische Substanzen, wie zum Beispiel aus Pflanzenschutzmitteln, zerstören die Flora und Fauna in den Gewässern. Das ökologische Gleichgewicht der Feuchtgebiete ist daher bedroht, was durch die Einwanderung von invasiven Arten verstärkt wird. Die Ramsar Konvention zum Schutz von Feuchtgebieten In Artikel 1.1 definiert: „Feuchtgebiete im Sinne dieses Übereinkommens sind Feuchtwiesen, Moor- und Sumpfgebiete oder Gewässer, die natürlich oder künstlich, dauernd oder zeitweilig, stehend oder fließend, Süß-, Brack- oder Salzwasser sind, einschließlich solcher Meeresgebiete, die eine Tiefe von sechs Metern bei Niedrigwasser nicht übersteigen.“ Im Rahmen der Konvention ebenso berücksichtigte Gebiete „können auch an die Feuchtgebiete anschließende Ufer- und Küstenbereiche [angrenzen], Inseln oder innerhalb der Feuchtgebiete liegende Meeresgewässer mit einer größeren Tiefe als sechs Meter bei Niedrigwasser einschließen, vor allem wenn sie als Lebensraum für Watt- und Wasservögel von Bedeutung sind.“ (Artikel 2.1) Leistungen und Wirkungen • Beratungen zu gesetzlichen Rahmenbedingungen unterstützen die Partnerländer dabei: Gesetze zu entwerfen, die den geschilderten Problemen effektiv begegnen; Monitoring-Programme umzusetzen zur Bewertung der negativen Aktivitäten; Anreiz- und Sanktionsstrukturen einzuführen wie z.B. das Verursacherprinzip (polluter-pays-principle), sowie Payments for Ecosystem Services (PES). • Beratungen um das Management zu verbessern und somit der Übernutzung der Wasserressourcen und Feuchtgebiete entgegenzuwirken, z.B. durch nachhaltige Bewirtschaftungskonzepte von Wassereinzugsgebieten, Stakeholder Dialog Plattformen. Im nachhaltigen Managementkonzept werden Nutzerrechte festgelegt um den Mindestwasserzustrom zu sichern. • Beratung zum Einsatz von PES zur Förderung von nachhaltigen Existenzgrundlagen z.B. durch Ökotourismus. Der Schutz oder die Renaturierung von Feuchtgebieten wird durch die Einnahmen aus dem Tourismus finanziell nachhaltig gestaltet, Existenzgrundlagen werden somit geschaffen. • Renaturierung von Feuchtgebieten durch die Wiederherstellung des ökologisch benötigten Mindestwasserstands mit (Wieder)Eingliederung in das hydrologische System. Beispiele sind die Anbindungen von Flussaltarmen, die Vernässung durch Wasserstau von Sumpfgebieten: Wasserstaue werden angelegt, die Verbindung zwischen hydraulischem System wird (wieder)hergestellt, sodass natürliche hydrologische Bedingungen geschaffen sind. • Etablierung von künstlichen Feuchtgebieten zur Hochwasser- und Dürreprävention. Dazu werden in Gebieten, die von Überschwemmungen/Dürren bedroht sind, in geeigneten Gebieten Wasserrückhaltebecken angelegt. Diese werden mit der einheimischen Flora künstlich besiedelt. Ein zusätzlicher Effekt kann für migrierende Arten mit der Bereitstellung eines Wanderungskorridors erzielt werden. Die vorgestellten Strategien unterstützen den Erhalt der Biodiversität in Feuchtgebieten. Der Schutz von Feuchtgebieten weist ebenso einige positive Nebeneffekte auf, da sie eine Vielzahl an regulierenden und bereitstellenden Ökosystemleistungen liefern: • Durch das große Vorkommen und die aktive Akkumulation von Biomasse speichern Feuchtgebiete große Mengen Wasser. In niederschlagsstarken Perioden kann so der Hochwasserabfluss reduziert und somit Wassererosion kontrolliert werden. Die im Oberlauf erodierte Flussfracht sedimentiert in den stehenden oder langsam fließenden Wassern des Feuchtgebiets und initiiert letztendlich Bodenbildungsprozesse. In niederschlagsarmen Zeiten bieten Feuchtgebiete eine wichtige Frischwasserreserve für stromabwärts befindliche Ökosysteme. • Feuchtgebiete bieten ebenso Reinigungsleistungen, physikalisch vor allem durch Pflanzen bzw. Wurzeln im Wasser, sowie chemisch durch im Wasser lebende, abbauende Organismen. Davon profitieren die stromabwärts befindlichen aquatischen Ökosysteme durch die verbesserte Wasserqualität. • Feuchtgebiete sind darüber hinaus bedeutende Speicher für Kohlenstoff und Nährstoffe, da sie die abgestorbene Biomasse über lange Zeiten speichern und vor äußeren Einflüssen fixieren (z.B. Moore, Auen). Durch die Wiederherstellung der natürlichen Ökosysteme kann mit einer Stabilisierung der Fischpopulation gerechnet werden, was sich für die Fischerei förderlich auswirkt. Außerdem wird der Genpool stabilisiert, was für zukünftige Generationen von besonderem Interesse ist. Bei der Umsetzung von Maßnahmen sollte sowohl wirtschaftliche Entwicklung als auch Schutz der Biodiversität berücksichtigt werden. Internationale Beispiele im Rahmen der Ramsar Konvention zeigen, dass Schutz und Nutzung von Gewässern im Einklang miteinander und ökonomisch nachhaltig erreicht werden können („wise use“). Projekte im Rahmen und durch Förderung der Konvention basieren auf dem Prinzip des ökosystembasiertem Management (CBD COP 5 Entscheidung VI). Sie bilden einen reichen Erfahrungsschatz, auf dem aufgebaut werden kann. Weiterhin können Erfahrungen aus der Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie für die Entwicklung von Strategien in den Partnerländern richtungsweisend sein. Wirkung: Die Schaffung von gesetzlichen Rahmenbedingungen etabliert ein nachhaltiges Management von Feuchtgebieten. Durch den Schutz und die Wiederherstellung von Feuchtgebieten kann die Biodiversität sowie verknüpfte Ökosystemdienstleistungen erhalten werden. Beispiele für Indikatoren • Das Umweltmonitoringsystem im Gebiet xy, das bestimmte Parameter überwacht und eine Überschreitung (Wasserqualität) bzw. Unterschreitung (Wasserquantität) an die zuständige Stelle meldet, ist in Betrieb. • In den Partnerländern sind Umweltüberwachung und Sanktionierungs-/Anreizstruktur verlinkt, so dass z.B. x Ökotourismusprojekte in der Umsetzung sind, die durch PES x ha Feuchtgebiet renaturieren. • Der ökologische Mindestzustrom des Gebiets x wurde sichergestellt (z.B. durch Koordinierung der Nutzer im Oberlauf). Impressum: Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH Dag-Hammarskjöld-Weg 1-5 65760 Eschborn T +49 61 96 79-0 F +49 61 96 79-11 15 E [email protected] Kontakt: Dr. Katja Schmitt T +49 6196 79-1865 F +49 6196 7980-1865 E [email protected] I www.giz.de Stand: Juni 2013