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Brüssel, den 20. Oktober 2010
Der Wert der Natur: Bahnbrechender Bericht zeigt
die hohe wirtschaftliche Bedeutung der biologischen
Vielfalt
Nach einem dreijährigen Studienprojekt zu den Gratisvorteilen, die uns die
Natur bietet, wurde nun der Schlussbericht veröffentlicht. Über die TEEBInitiative (The Economics of Ecosystems and Biodiversity - Ökonomie von
Ökosystemen und biologischer Vielfalt) wurden die besten wirtschaftlichen
Beweise zusammengetragen, die zeigen, dass sich die Gesellschaft die
durch die Schädigung der Ökosysteme und den Verlust an Biodiversität
verursachten Kosten ganz einfach nicht leisten kann. In dem Bericht wurden
Tausende von Studien zusammengefasst sowie Bewertungsmethoden,
Politikinstrumente und Beispiele von Maßnahmen aus aller Welt untersucht.
Unter Bezugnahme auf zahlreiche Fallstudien schließt der Bericht mit zehn
Empfehlungen an Bürger und Entscheidungsträger, wie der Faktor
Biodiversität in alltägliche Entscheidungen einbezogen werden kann. Die
Europäische Kommission ist ein wichtiger Geldgeber für die Studie, die im
Rahmen des Umweltprogramms der Vereinten Nationen durchgeführt wurde.
EU-Umweltkommissar Janez Potočnik erklärte hierzu: „Neben der selbstverständlichen Wertschätzung der Natur an sich erkennen wir im Kampf gegen den Verlust
an Biodiversität auch ihren wirtschaftlichen Wert. Die Europäische Kommission hat
das TEEB-Projekt von Anfang an unterstützt und wird dies auch weiter tun. Wir
werden untersuchen, wie wir die im Rahmen des Projekts entwickelten Analysen in
unsere Maßnahmen einbeziehen können. Außerdem sind wir bereit, Initiativen
anderer Länder zu fördern, die die Nutzen und Kosten von Investitionen zum
Management von Biodiversität und Ökosystemdienstleistungen aufzeigen.“
Der Leiter der TEEB-Studie, Pavan Sukhdev, sagte: „Das TEEB-Projekt hat nicht nur
den Beitrag der Natur zur globalen Wirtschaft in Höhe von vielen Milliarden Dollar
nachgewiesen, sondern auch die Arten von Politikänderungen und intelligenten
Marktmechanismen aufgezeigt, die in einer mit immer zahlreicheren und vielfältigen
Herausforderungen konfrontierten Welt zu einem Umdenken führen können.
Erfreulicherweise erkennen zahlreiche Kommunen und Länder bereits, welches
Potenzial die Einbeziehung des Naturwerts in Entscheidungsprozesse bietet.“
Den Wert der Natur einschätzen lernen
Der TEEB-Schlussbericht „Mainstreaming the Economics of Nature“ ergänzt vier
Berichte, die in den vergangenen drei Jahren veröffentlicht wurden. Er legt den
Schwerpunkt auf drei Bereiche – ein natürliches Ökosystem (Wälder), eine
Siedlungsform (Städte) und einen Wirtschaftszweig (Bergbau) – und illustriert, wie
die im TEEB-Projekt beschriebenen wirtschaftlichen Konzepte und Instrumente der
Gesellschaft dabei helfen können, den Wert der Natur in Entscheidungsprozesse auf
allen Ebenen einzubeziehen.
Der Bericht zeigt, wie Zahlungen für Ökosystemdienstleistungen zu einer besseren
Pflege des Naturkapitals führen können. So hat sich in Mexiko dank einer Regelung
für solche Zahlungen der jährliche Verlust an Waldflächen halbiert, Wassereinzugsgebiete und Nebelwälder wurden geschützt, und Emissionen in Höhe von 3,2 Mio. t
Kohlendioxid wurden vermieden.
Über die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in städtischen Gebieten, weshalb die
Städte unbedingt die Bedeutung des für die Erhaltung und Verbesserung des Wohlbefindens ihrer Einwohner erforderlichen Naturkapitals erkennen müssen. TEEBKonzepte können in diesem Zusammenhang eine äußerst wichtige Rolle spielen. In
Nagoya, Japan, gibt es beispielsweise eine Regelung für handelbare Erschließungsrechte, nach der Bauträger, die Obergrenzen für die Gebäudehöhe überschreiten,
zum Ausgleich der Auswirkungen dieser Bauten Flächen in der traditionellen
japanischen Agrarlandwirtschaft erwerben und erhalten müssen.
Zehn wesentliche Empfehlungen zur Erhaltung der Biodiversität
Die TEEB-Studie schließt mit zehn Empfehlungen:
1. Die Biodiversitätsbewertung muss die öffentliche Bekanntgabe der
Auswirkungen auf die Natur und eine Rechenschaftspflicht für diese
Auswirkungen nach sich ziehen.
2. Die volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen sollten dahin gehend verbessert
werden, dass der Wert von Veränderungen des Naturkapitalstocks und der
Verfügbarkeit von Ökosystemdienstleistungen künftig mit erfasst wird.
3. Eine dringliche Priorität ist die Aufstellung von Konten mit rein physischen Daten
über Waldbestände und Ökosystemdienstleistungen.
4. In den Betriebsbuchführungen sollten externe Effekte wie z. B. Umweltschäden
ausgewiesen werden.
5. „Kein Nettoverlust an Biodiversität“ oder „Nettoverbesserung“ sollten als
gängige Geschäftspraktiken angesehen werden.
6. Die Grundsätze des „Verursacherprinzips“ und der „Vollkostendeckung“ sind
tragfähige Orientierungshilfen für eine Neuordnung der Anreizstrukturen und
eine Steuerreform. In manchen Kontexten kann zur Förderung neuer positiver
Anreize auf das „Begünstigtenprinzip“ zurückgegriffen werden.
7. Die Regierungen sollten die vollständige Offenlegung von Zuschüssen
anstreben, um falsche Anreize zu vermeiden.
8. Die weltweite Einrichtung von umfassenderen, wirkungsvolleren und gerecht
bewirtschafteten Schutzgebieten sollte vorangetrieben werden, wobei die Ökosystembewertung Hilfestellung geben kann.
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9. Die Regelung zur Reduzierung der Emissionen aufgrund von Entwaldung und
Waldschädigung sowie zur Walderhaltung sollte so bald wie möglich
implementiert werden.
10. Bei Entwicklungsmaßnahmen und Maßnahmen, die sich auf die Umwelt
auswirken, ist der Abhängigkeit der Armen in der Welt von Ökosystemdienstleistungen stärker Rechnung zu tragen.
Hintergrund
Die TEEB-Initiative, ein von der Europäischen Kommission und Ländern wie
Deutschland, dem Vereinigten Königreich, den Niederlanden, Schweden, Norwegen,
Belgien und Japan finanziertes Projekt im Rahmen des Umweltprogramms der
Vereinten Nationen (UNEP), untersucht, welche wirtschaftlichen Gründe dafür
sprechen, die Art und Weise, in der wir Naturgüter bewerten und bewirtschaften, zu
ändern. Bewertung wird als Instrument betrachtet, das dazu beitragen kann, die
Fehlentwicklung in der Wirtschaft, die Entscheidungen gezeitigt hat, welche unser
Wohlergehen und das künftiger Generationen gefährden, zu korrigieren. Mit den
TEEB-Berichten wird versucht, die nicht wahrgenommenen Biodiversitätswerte
sichtbar zu machen, da diese fehlende Wahrnehmung häufig zur Zerstörung des
Naturkapitals beigetragen hat, das die Grundlage für unsere Wirtschaft bildet.
Weitere Informationen:
Alle TEEB-Berichte sind abrufbar unter http://www.teebweb.org/
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