Regierung von Oberfranken – Höhere Naturschutzbehörde Ludwigstr. 20, 95444 Bayreuth Biodiversität von Dr. Herbert Rebhan Was ist Biodiversität Noch vor zwei Jahrzehnten wurde der Begriff "Biodiversität" praktisch nur von wissenschaftlich arbeitenden Ökologen verwendet. Mit der Konferenz der Vereinten Nationen 1992 in Rio de Janeiro und der Verabschiedung des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity) wurde dieser wissenschaftliche Begriff zum viel zitierten umweltpolitischen Schlagwort: Gibt man Biodiversität heute in eine gebräuchliche Suchmaschine im Internet ein, so erhält man nahezu eine halbe Million Verbindungen. Biodiversität ist also in aller Munde. Meist wird unter Biodiversität die Vielfalt an Arten und Lebensräumen oder Ökosystemen verstanden. Darunter fällt aber auch die Vielfalt innerhalb der Arten, die genetische Biodiversität, z. B. bei den Rassen unserer Haus- und Nutztiere oder der Kulturpflanzen. Biodiversität geht also deutlich über den Begriff der Artenvielfalt hinaus. Was bisher geschah Seit der Konferenz von Rio im Jahr 1992 haben weltweit 193 UN-Mitgliedsstaaten und Vertragsparteien das Übereinkommen über die biologische Vielfalt unterschrieben. Darin verpflichten sie sich unter anderem, nationale Strategien zum Erhalt der biologischen Vielfalt zu erarbeiten. Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union haben sich 2001 verpflichtet, den Rückgang der Biologischen Vielfalt in Europa bis 2010 aufzuhalten. Im November 2007 hat die Bundesregierung eine nationale Strategie zur biologischen Vielfalt verabschiedet. Dennoch war es um die biologische Vielfalt erst einmal ruhig in den Medien geworden. Vor zwei Jahren bekam das Thema Biodiversität aber wieder enormen Auftrieb: Vom 19. – 30. Mai 2008 war Deutschland der Gastgeber der 9. Vertragsstaatenkonferenz zur Konvention über die biologische Vielfalt. Nicht zuletzt aus diesem Anlass hat das bayerische Kabinett im Frühjahr 2008 eine eigene, bayerische Biodiversitätsstrategie beschlossen. Über deren Inhalt, Ziele und Umsetzung informiert das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit auf seiner Homepage unter www.natur.bayern.de 1 Regierung von Oberfranken – Höhere Naturschutzbehörde Ludwigstr. 20, 95444 Bayreuth Ist der Erhalt der Biodiversität wirklich so wichtig für die Menschheit? Die Vielfalt der uns umgebenden Natur ist das Ergebnis der Evolution, einer Entwicklung über Milliarden von Jahren. Dementsprechend gibt es eine ganze Reihe von Gründen, warum wir die Vielfalt der Biodiversität erhalten und schützen müssen. Vordergründig werden zunächst meist ökologische Gründe angeführt – das Aussterben von Arten oder die Vernichtung von Lebensräumen zu verhindern. Dabei gibt es genauso ökonomische Gründe, die für den Erhalt der Vielfalt sprechen: Aus der Natur gewinnen wir Nahrungsmittel und Rohstoffe sowie zahlreiche Arzneimittel. Dazu kommen die enormen Umweltleistungen der Ökosysteme wie die Bestäubung von Kulturpflanzen, die Selbstreinigung der Fließgewässer oder der Schutz, den sie uns vor Naturkatastrophen bieten (Moore und Auen vor Überschwemmungen, Bergwälder vor Lawinen und Muren). Aktuelle Studien beziffern diese weltweiten "ökologischen Dienste" der Natur auf 16 – 54 Billionen US-Dollar pro Jahr! Der Erhalt der Biodiversität hat aber genauso ästhetische und kulturelle Gründe. Die Schönheit und Eigenart unserer Kulturlandschaften prägen unser Gefühl für "Heimat". Der Erhalt unserer typischen und charakteristischen Landschaften ist als Teil unseres kulturellen Erbes nicht weniger wichtig als der Erhalt unserer Baudenkmäler. Nicht zuletzt ethische Gründe gebieten uns, die unter dem Begriff Biodiversität subsumierte Vielfalt für die Nachwelt zu erhalten. Vielfalt ist das Prinzip der Natur, wir sind ein Teil der Natur. 2010 das Jahr der Biodiversität… … und in Oberfranken? Mittlerweile steht fest, dass das ehrgeizige Ziel der EU-Staaten, den Verlust der europäischen Biodiversität bis 2010 zu stoppen, nicht erreicht wurde. Vielmehr schreiten die Verluste biologischer Vielfalt sowohl in der Europäischen Union als auch weltweit ungehindert fort. Die UN hatte daher das Jahr 2010 zum Internationalen Jahr der biologischen Vielfalt ausgerufen. Das Thema wurde dadurch wieder stärker in das politische und öffentliche Bewusstsein gerückt. Denn der Erhalt, aber auch die nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt brauchen eine breite gesellschaftliche Unterstützung. Der Beschluss des bayerischen Kabinetts im Frühjahr 2008 kann nur der Anfang gewesen sein. Dieses Zeichen politischen Willens gilt es jetzt, im Alltag über alle Verwaltungsbereiche und in allen gesellschaftlichen Schichten umzusetzen. Dass die Naturschutzverwaltungen in Zusammenarbeit mit den unterschiedlichsten Partnern in den letzten Jahren bereits Einiges zum Schutz der Biodiversität unternommen haben, zeigt eine Zusammenstellung von in Oberfranken durchgeführten und geplanten Projekten. Diese steckbriefartigen Projektbeschreibungen sind auf der Homepage der Regierung von Oberfranken zu finden unter: www.regierung.oberfranken.bayern.de/umwelt/natur/arten_und_biotopschutz/biodiversitaet.php. 2