Virologie Der Begriff „Virus“ bedeutet ursprünglich „die natürliche, zähe Feuchtigkeit, der Schleim, insbesondere im üblen Sinne: das Gift ...“, und wird seit einigen Jahrzehnten auch für die kleinsten Krankheitserreger verwendet. Viren allgemein sind ... - vermehrungsfähige Komplexe aus Nukleinsäure mit Proteinen und z.T. Lipiden in definierten Partikelformen - obligate Zellparasiten: Sie können sich außerhalb lebender Zellen nicht vermehren - filtrierbare Partikel. Größe zwischen 25 und 300nm („filtrierbar“ = Passage durch bakteriendichte Filter) - amplifizierbare genetische Einheiten, Werkzeuge, um die Interaktion zwischen bestimmten Molekülen und der ganzen Zelle zu untersuchen (Zellbiologie, Immunologie) - Aggregate von hochorganisierten Makromolekülen, die sich in lebenden Zellen (weitgehend) identisch replizieren und dabei zu Teilen eines lebenden Systems werden. Viren sind nur innerhalb von Zellen (pflanzlichen und tierischen) vermehrungsfähig, sie „werden vermehrt“. Sie existieren aber auch außerhalb von Zellen und Organismen und bleiben dort, je nach Virus, Minuten, Stunden oder gar Jahre infektiös. Viren sind nur im Ausnahmefall beim Menschen Krankheitserreger, aber dieses kleine Spektrum wird in der Medizin natürlich betrachtet. Viren sind Spielbälle der Evolution, sie haben sozusagen ein reges Sexualleben. Sie tauschen untereinander über verschiedene Wege munter genetisches Material aus und rekombinieren es. 1898 zeigen F. Loeffler & P. Frosch zum ersten Mal (an Maul und Klauenseuche-Viren), dass es sich um filtrierbare krankheitserregende Partikel handelt. 1901 wurde der erste humane Virus, der Gelbfieber-Erreger, nachgewiesen. 1933 wurde von W. Smith der humane Grippevirus nachgewiesen und untersucht. 1941-50 wurde von G. Hirst das erste virusassoziierte Enzym entdeckt, die Neuraminidase. Viren können einen envelope haben, sie können also von einer Art veränderter Zellmembran umhüllt sein, die sie z.B. bei der Ablösung aus der infizierten Zelle mitnehmen; sie können aber auch „nackt“ sein. Nackte Viren sind in der Regel robuster. Es gibt DNA-Viren wie Pockenviren, Herpesviren, Adenoviren, Iridoviren, die alle dsDNA enthalten (doppelsträngige DNA), und Parvoviren und Circoviren, die ssDNA enthalten. Größer ist die Gruppe der RNA-Viren; dsRNA enthalten Reoviren, Orthoviren, Rotaviren, Birnaviren und einige andere, ssRNA enthalten Orthomyxoviren, Rhabdoviren, Paramyxoviren, Arenaviren, Filoviren, Coronaviren, Bunyaviren, Hantaviren, Phleboviren und jede Menge andere. Retroviren enthalten ssRNA, die aber ihre Erbinformation mit der reversen Transkriptase in die DNA der Wirtszellen integrieren können. Um sich zu vermehren, geben Viren zuerst ihre eigentliche Existenzform auf. Sie docken rezeptorvermittelt an die Zellmembran einer Zelle an und werden aufgenommen, dann löst sich ihre Hülle auf und die nackte DNA oder RNA wird freigesetzt und entweder gleich translatiert oder in das Zellgenom integriert, um später abgelesen zu werden. Vorlesungsankündigung Im 6. Semester gibt es einige Blockpraktika zur Virologie, und man kann verschiedene Vorlesungen und Seminare besuchen. Pflicht ist z.B. das „Klinische Curriculum Infektionsmedizin“ im Block von 11:30 - 13:00 Uhr. Auch im Block gibt es „Virologische Übungen zum Praktikum der Medizinischen Mikrobiologie“. Weitere Informationen unter: http://www.medizin.uni-tuebingen.de/med_virologie/index.html Reiseinfektionen In dieser Vorlesung werden Virusinfektionen aus anderen Region wie Gelbfieber, Rabies und Hantaviren, auch wenn sie hier vorkommen (wie etwa das Puumala-Virus, eine Hanta-Art), NICHT besprochen. Impfungen Die Impfdichte für Hepatitis B liegt in den alten Bundesländern bei ungefähr 65%, in den neuen nur bei 45%, was überrascht, da die Impfdichte für Masern, Mumps und Röteln z.B. mit 96% dort viel höher liegt als in den alten mit 85-91%. Normalerweise wird noch geimpft gegen Diphterie, Tetanus, Pertussis (Keuchhusten), Hib und Poliomyelitis. Diagnostik viraler Infektionen Selten trifft man die Viren dort an, wo die Krankheit manifest wird; dieser Fall ist z.B. bei Pockeninfektionen gegeben, womit ja auch die ersten Impfungen erfolgreich waren, indem man praktisch mit den Pocken impfte. Es gibt aber zahlreiche Virusinfektionen, für die man Kenntnisse über die Symptome und den Verlauf haben muss, um zu wissen, wo die Erreger in welcher Phase der Krankheit nachweisbar sind und wo nicht. Bei Masern lässt sich das Virus z.B. nicht in der Haut, sondern nur im Blut nachweisen. Elektronenmikroskopische Untersuchungen spielen heute beim Erregernachweis praktisch keine Rolle mehr; man kann die Viren zwar sehen, aber nicht genau identifizieren, dazu braucht man komplizierte immunoelektronenmikroskopische Techniken. Auch muss der Virentiter über 106/ml liegen, damit man überhaupt welche zu sehen bekommt. Nur zur Untersuchung neuer Viren wird die EM noch verwendet. Bereiche virologischer Diagnostik: - Diagnostik akuter Infektionen - Differentialdiagnostik zu anderen Erkrankungen nicht viraler Genese - Feststellung der Infektiosität - Pränatale Vorsorge (Röteln, Hepatitis, ...) - Infektionsstatus bei Organspendern (Risikoabschätzung, v.a. wegen Immunsuppression) - Kontrolle bei Immunsuppression - Titerkontrolle vor/nach Impfung - Therapie (die Zahl der Virostatika nimmt zur Zeit extrem zu) - Epidemiologie In der Pränataldiagnostik sind vor allem die Röteln wichtig, die bis zur 16. SSW von Mutter zu Kind übertragen werden können und zu Schwerhörigkeit und anderen Fehlentwicklungen und auch Missbildungen führen können. Bei uns die häufigste kongenitale Schädigung wird durch das Zytomegalievirus her, und das Problem ist, dass man diese Erkrankung kaum nachweisen kann. Man kann virale Erkrankungen auch lichtmikroskopisch nachweisen, dort erkennt man dann natürlich nicht die Viren selber, sondern infizierte Zellen, vor allem über Immunfärbetechniken (Immunofluoreszenz). Humanpathogene Herpesviren - Herpes-simplex-Virus (HSV) Typ 1 und 2 - Varicella-Zoster-Virus (VZV) - Zytomegalievirus - Epstein-Barr-Virus (EBV) Im Allgemeinen teilt man die Herpesviren in drei Subfamilien auf (Alpha-, Beta-, Gamma-Herpesviren). Sie haben eine gemeinsame Morphologie und alle eine doppelsträngige DNA als genetische Information Wirtsbereich variabel Replikationszyklus Alpha-Herpesviren kurze Dauer, massive Destruktion infizierter Zellen Beta-Herpesviren in vivo eng, in vitro lange Dauer, infizierte Fibroblasten Zellen häufig vergrößert Gamma-Herpesviren eng, lymphoblastoide verschieden Zellen latente Infektion häufig in Nervenzellen Beispiel HSV1, 2, VZV ?, möglicherweise lymphoretikuläres Gewebe lymphatisches Gewebe HCMV, MCMV EBV, HVS Virustyp Herpes-simplex-Virus Typ 1 (HSV-1) Typ 2 (HSV-2) Varizella-Zoster-Virus (VZV) Cytomegalovirus (CMV) Humanes Herpesvirus Typ 6 (HHV-6) Epstein-Barr-Virus (EBV) Herpes-Subgruppe Primärerkrankung α1 Stomatitis aphthosa, Keratokonjunktivitis Genitaler Herpes, Neugeborenensepsis α2 Varizellen (Windpocken) β1 β2 γ1 Sekundärerkrankung Herpes labialis, Herpes corneae Rekurrenter genitaler Herpes Herpes zoster (Gürtelrose) Pränatale Infektionen, Hepatitis, Pneumonie, Hepatitis, Colitis, Myocarditis, Posttransfusions- Retinitis etc. syndrom etc. Exanthema subitum (Dreitagefieber) Infektiöse Mononukleose (Burkitt-Lymphom), (Nasopharyngeales Karzinom) Eine Herpesinfektion verläuft nach a) Primärinfektion b) Latenzphase c) Rezidiv Hatte man einmal eine Herpesinfektion, kriegt man diese Viren praktisch nie mehr los; bei neuen Antikörpertests kam heraus, dass 90% der Erwachsenen und Jugendlichen schon eine Herpesinfektion durchgemacht haben; ein Drittel davon hat häufig Rezidive, ein Drittel seltener, das restliche Drittel hatte vielleicht ein oder zweimal ein Rezidiv und dann keine mehr. Eine Herpesinfektion sollte nach etwa 14 Tagen vorüber sein. Anfangs treten Bläschen auf, vereinzelt mit Erythemen, die dann zunehmend verschwinden. Herpes-Infektionen treten auch häufiger kombiniert mit Staphylokokken auf, die ihrerseits Bläschen und offenen Hautstellen verursachen können. Folgen einer Primärinfektion mit HSV 1: - 90% symptomfrei - 9% unbedeutende Beschwerden - 1% erkrankt: - Gingivostomatitis - Keratitis - Herpes genitalis, Ekzema herpeticatum, Enzephalitis, disseminierter Herpes, Nagelgeschwüre, Herpes gladiatorum Das Virus macht auch am Auge gerne Probleme, was vor allem bei Hornhauttransplantationen wichtig ist. Man erkennt dort kleine, verästelte Einlagerungen in den oberen Hornhautschichten. Die weltweit und auch bei uns häufigste Virusenzephalitis wird durch Herpesviren hervorgerufen, oft ist dann der Temporallappen betroffen, es kann aber zu großflächigen Nekrosen kommen. Es handelt sich um genau die gleichen Viren, die den Herpes labialis (HSV 1) hervorrufen; es handelt sich immer um ein endogenes Rezidiv. Es ist noch nicht ganz geklärt, wie die Viren aus den epithelialen Bereichen ins Gehirn kommen (wohl über den N. olfactorius). Wenn sich HSV 2 ins Gehirn verirrt, kommt es normalerweise nur zu einer Meningitis, also einer Reizung der Hirnhäute. Pathogenese von Herpesvirus-Infektionen Was gibts alles: - Herpes simplex, Gingivostomatitis - Herpes neonatorum (1/5.000 Geburten) - primärer Herpes genitalis - rezidivierender Herpes genitalis - Herpes labialis - Herpes-Keratitis (Hornhautentzündung) - Ekzema herpeticatum - generalisierte Herpesvirus-Infektion (tritt v.a. bei immunsupprimierten Patienten auf, geht auch auf innere Organe) - Herpes-Enzephalitis (1/200.000, oft tödlich, Lokalisation am Schläfenlappen mit Ödem) Der Herpes kann sich auch mal an atypischen Stellen manifestieren, nicht immer nur oral und genital, auch mal am Arm oder Stamm. Übertragung von Herpesviren Infektionsquellen: Für Gingivostomatitis und Herpes labialis Speichel, für den primären und rezidivierenden Herpes genitalis Genitalsekret. Die Virusausscheidung ist bei Primärinfektionen wesentlich stärker als bei rezidivierenden Infektionen. Die Virusausscheidung wird durch eine antivirale Therapie (z.B. durch orale Gabe von Aziclovir) vermindert. Übertragungsweg: Kontakt mit kontaminierten Körperflüssigkeiten, also vor allem beim Küssen, beim Geschlechtsverkehr und für Herpes neonatorum natürlich bei der Geburt. Die Übertragungsmodus geschieht weitgehend über direkten Kontakt, nicht über eine Schmierinfektion; Infektionen über benutzte Gläser usw. wie bei der Hepatitis sind bei Herpes praktisch irrelevant. Manifestation: Mundfäule, Herpes-Keratitis, Herpes neonatorum, primärer Herpes genitalis. An Herpes neonatorum muss man auch denken, wenn die Mutter vor der Geburt noch überhaupt keine Zeichen einer Herpesinfektion zeigt. Auch bei völlig symptomlosen Herpesinfektionen wird das Virus ausgeschieden. Konsequenzen: - Indikation zur Schnittentbindung bei primärem Herpes genitalis der Schwangeren. - Intensives Screening des Neugeborenen bei rezidivierendem Herpes genitalis der Schwangeren. - Verzicht auf orale Sexualpraktiken bei Herpes labialis eines Partners. - ... Tropismus von Herpesviren Ursprung der isolierten Viren Anzahl HSV-1 (%) HSV-2 (%) Anogenital 3.985 29 71 Orofacial 631 96 4 Finger/Hand 69 54 46 ... Im Gehirn kann man durch Immunhistochemie Herpesvirenantigene nachweisen. Latenz / Reaktivierung von Herpesviren Herpesviren verbleiben (manchmal lebenslang) in den Ganglienzellen und können Rezidive auslösen. Infizierte Nervenzellen erkennen normalerweise, dass sie infiziert sind und begehen Apoptose; wenn allerdings Herpesviren mit LAT vorhanden sind, erkennen die infizierten Zellen es nicht und leben weiter als Virusträger... LATs sind RNAs, die passende entgegengesetzte RNAs blockieren können und so die Zellantwort blockieren. Die Reaktivierung funktioniert über Stimuli wie Stress, Fieber oder Sonneneinstrahlung (Insolation); diese Stimuli führen zum Ansteigen eines Proteins namens „ICER“, das wieder als Transkriptionsfaktor zu einem Absinken der Expression des LATs führt → Reaktivierung. Jedenfalls stellt man sich das zur Zeit so vor. Die Viren werden axonal transportiert, so dass sie bei Gewebsinfektion die innervierenden Neuronen über retrograden axonalen Transport erreichen und bei einer Reaktivierung wieder über das Axon in das innervierte Gewebe gelangt. Das Virus entzieht sich dem Immunsystem dabei durch einen getrennten Transport von Kapsid und Hülle; die zwei Proteinbestandteile setzen sich erst am Zielort wieder zum funktionalen Virus zusammen. Immunreaktion auf Herpesviren HSV-1 und HSV-2 entziehen sich der Wirkung von neutralisierenden Antikörpern durch „cell-to-cell-spread“. HSV-1 und HSV-2 entziehen sich der Wirkung zytotoxischer T-Zellen durch den Zustand der Latenz, in dem keine viralen Proteine exprimiert werden, sondern nur RNA (LAT). Die Immunkontrolle begrenzt jedoch das Viruswachstum nach Reaktivierungsereignissen. Bei Wegfall der Immunkontrolle können sich HSV-1 und HSV-2 ungehindert ausbreiten... das ist auch das Problem beim Neugeborenen, dort besteht immer die Gefahr systemischer Infektionen mit Befall von Gehirn, Leber, ... Klinische Konsequenzen Die Übertragung von HSV-1 / HSV-2 durch eine infizierte Schwangere auf ihr Kind ist vermeidbar (Schnittentbindung)! Begrenzter Wert der Antikörperdiagnostik! Direktnachweis ist aussagekräfter (PCR, Virusanzucht bei Herpes neonatorum). Therapie mit Aciclovir ist effektiv zur Senkung der Mortalität bei Herpes-Enzephalitis und Herpes neonatorum und zur Reduktion der Symptome und der Virusausscheidung bei Herpes genitalis. Die Prognose hängt ab von einer raschen Diagnosestellung und Therapie. Wenn man nur einen Tag zögert, sinkt die Überlebensrate bei einer Herpesenzaphalitis z.B. schon trastisch. What is the difference beween true love and herpes? Herpes is forever... HIV-Infektionen Es gibt zwei Subspezies, HIV-1 und HIV-2. Die Ausprägung bei HIV-2 ist ähnlich, aber normalerweise nicht so stark wie bei HIV-1. Man nimmt an, dass HIV-2 nicht von Schimpansen, sondern von anderen Affen auf den Menschen übertragen wurde. Hepatitis-Viren Man konnte anfangs zwischen Hepatits A und Hepatitis B unterscheiden, wusste aber schon, dass es noch mehr geben muss, die man dann einfach Non-A / Non-B nannte (NANB). Dann entdeckte man das recht unterschiedliche Hepatitis Delta-Virus (HDV), Ende der 90er konnte man dann NANB in HBV und HEV differenzieren. HCV reagiert sehr ähnlich wie HBV, und alle Hepatitis-Viren haben als Hauptmanifestationsort die Leber, viel mehr haben sie nicht gemeinsam; sie gehören keiner Familie oder Ähnlichem an. B, C und D werden vor allem parenteral übertragen, E und A vor allem enteral. Virus HAV HBV HCV HDV HEV Hülle Nein Ja Ja Ja Nein Übertragungsart Fäkal-Oral Parenteral Parenteral Parenteral Fäkal-Oral chronische Inf. Nein Ja Ja Ja Nein HCC-Risiko Nein Ja Ja Ja Nein Erbinformation RNA DNA RNA RNA RNA Die Viren ohne Hülle sind einfach von aneinandergelagerten Capsiden umgeben. Hepatitis A Die fäkal-oral übertragbaren Viren wurden bei uns vor allem über natürlich gedüngtes Obst und Gemüse übertragen; die Prävalenz von Hepatitis A etwa sank durch hygienische Verbesserungen stark ab, so dass erst im Erwachsenenalter noch selten Antikörper nachgewiesen werden können, früher waren schon Jugendliche zum größten Teil Hepatitis A-positiv. Im serologischen Verlauf kann man zuerst HAV im Stuhl nachweisen (nach etwa 4 Wochen), etwa später IgM im Blut, IgG erst sehr spät, nach 8-12 Wochen. Die größte Risikogruppe für eine HAV-Infektion sind Touristen, Geschäftsreisende, Beschäftigte von Hilfsorganisationen, Flugpersonal, Missionare, ... Man kann heute einfach und risikolos impfen. Hepatitis B Diese Viren enthalten verschiedene Antigene, aus denen sie sich zusammensetzen: HBsAg (surface), HBcAg (core), HBeAg. Ihre Erbinformation besteht aus DNA, zusätzlich enthalten sie noch eine DNA-Polymerase. Die infizierten Hepatozyten produzieren oft unkoordiniert HBsAg ohne die restlichen Viruspartikel, so dass allein der Nachweis von HBsAg im Blut nicht für das Vorhandensein infektiöser Virions beweisend ist. Der serologische Verlauf einer HBV-Infektion ist etwas komplizierter. HBsAg verschwindet spätestens nach 6 Monaten aus dem serum. Nachdem die HBsAg schon verschwunden sind, kann man Anti-HBs nachweisen, das auch als Marker für den Impferfolg verwendet wird. Anti-HBc lässt sich schon 8 Wochen nach Infektion nachweisen und sinkt nur sehr langsam wieder ab, vor allem die IgG, die IgM verschwinden relativ schnell. Von einer chronischen Hepatitis B spricht man, wenn noch länger als 6 Monate nach der Infektion HBsAg nachweisbar ist. Dann sinkt auch das Anti-HBc nicht ab, sondern bleibt konstant. Die Prävalenz von HBV wird auf Grund des HBsAg-Trägerstatus bestimmt, weltweit sind etwa 350-400 Mio Menschen nach dieser Definition infiziert, allein 300 Mio davon schon in China, vor allem Südchina. Das sind recht viele, aber die Hepatitis B wird immer weniger gefährlich, da der Impfstoff gut greift. Werden bei einer Schwangeren HBsAg und HBeAg im Blut festgestellt, impft man mit HBIG (Immunglobulin) und dem HBV-Vakzine; die Schutzeffizienz liegt inzwischen fast bei 100%. Es gibt bei Gesunden non-responder auf das Impfen, man erreicht etwa 95% Impferfolg mit HBsAg-Partikeln, die heute vor allem durch genmanipulierte Hefe hergestellt werden. Injiziert wird in den Delta-Muskel, und zwar dreimal; das zweite Mal nach 1 Monat, das dritte Mal nach 6 Monaten. Delta-Virus Hepatitis D kommt entweder als Koinfektion mit HBV oder als Superinfektion von HBV-Trägern vor. Bei Koinfektionen kommt es vor allem zu einer akuten Hepatitis, bei Superinfektionen ist der Krankheitsverlauf häufig schwer bis zur Zirrhose. Endemisch kommt HDV vor allem im Mittelmeerraum, im mittleren Osten, in Afrika und Südamerika vor. Übertragen wird es nicht-perkutan, Mensch-zu-Mensch, also vor allem intrafamiliär und über Intimkontakte. Hepatitis C Tierstudien (1984): - Durchmesser 30-60nm - Lipidhülle - führt in infizierten Leberzellen zur Bildung zytoplasmatischer tubulärer Strukturen - niedrigere Virsukonzentration im Blut als bei HBV - im Elektronenmikroskop nicht sichtbar (zu wenige Partikel) Akute Hepatitis: Etwa 1,5 Monate nach der Infektion kann man ALT im Serum nachweisen, das 2 Monate nach Infektion einen Peak erreicht. Gleichzeitig kann man HCV-RNA im Serum nachweisen, die Anti-HCV (Antikörper) kommen etwas später. Mit den HCV-Tests kann man deshalb bisher erst etwas später als zwei Monate nach Infektion nachweisen, ob der Patient überhaupt infiziert ist. Außerdem ist dann sehr schwer festzustellen, ob es sich um eine frische oder ältere Infektion handelt. Anti-HCV in Risikogruppen: Hämophile 60-90% i.v. Drogenabhängige 60-90% Dialysepatienten 1-20% Homosexuelle 4% Blutspender (zum Vergleich) <1,5% Heute liegen die Zahlen etwas niedriger, etwa 0,5% bei der normalen Bevölkerung (Blutspender). Hepatitis E - Nukleinsäure: DNA - keine Lipidhülle - wird vor allem fäkal-oral über Wasser, Nahrung, Mollusken übertragen Der serologische Verlauf ähnelt sehr der Hepatits A und ist in der Regel unproblematisch Togaviren Sie werden vor allem über Moskitos übertragen; das primäre Reservoir sind Vögel (Tauben, Hühner), vo dort werden sie auf „Sackgassenwirte“ wie Menschen, Schweine, Rinder usw. übertragen. Die Röteln werden von Rubella-Viren (Gruppe der Togaviren) hervorgerufen, die Infektion über Moskitos spielt bei uns allerdings keine Rolle; die Röteln werden von Mensch zu Mensch übertragen. Krankheitszeichen bei Röteln: - leichte katarrhalische Zeichen der oberen Luftwegen - Anschwellungen der regionalen Lymphknoten (vor allem im Nacken und hinter dem Ohr) - Exanthem (kleinfleckig, hellrot, wenig erhaben, nicht zusammenfließend) - gerneralisierte Lymphknotenschwellung (Hals, Achseln, Kniekehlen) - Fieber (um 38°C für 2-3 Tagen) Die größeren Probleme bei Röteln sind Innenohrschädigung, Linsentrübung, mentale Retardierung, Hezrschädigungen, vor allem bei kongenitalen Infektionen. Parvoviren Parvovirus B19 ruft verschiedene Krankheiten hervor: - Erythema infectiosum (Ringelröteln) - post- / parainfektiöse Arthritiden - transiente aplastische Krisen (massive Blutbildveränderungen) bei verkürzter Erythrozyten-Lebensdauer - chronische Anämien / Panzytopenien bei immunsupprimierten Patienten - intrauterine Infektionen mit Hydrops fetalis und intrauterinem Fruchttod (selten) Oft findet man Parvoviren z.B. in Biopsaten von Herzen, ohne dass sie eine pathologische Bedeutung hatten. Bei Parvoviren läuft es eher nach dem alles-oder-nichts-Prinzip; infizierte Kinder sterben normalerweise an ihrem Hydrops fetalis, oder man hat zwar einen hohen Virustiter, die Infektion ist jedoch völlig bland, ruft also keine Symptome hervor. Ein Impfstoff ist noch nicht zugelassen. Diagnostische Verfahren bei Virusinfektionen in der Schwangerschaft: Virus Serologie (Antikörpertests) Erregernachweis Rubellavirus IgM (ggf. im fetalen Blut Parvovirus B19 IgM virale DNA CMV IgM (ggf. im fetalen Blut) virale DNA, Virusisolierung HIV Anitkörper-Persistenz über p24-Antigennachweis, Virusisoliemehr als 15 Monate rung, PCR Varizella-Zoster-Virus IgM und IgG Herpes-simplex-Virus Virusisolierung, Antigennachweis Hepatitis-B-Virus HBs-Ag, HBe-Ag Hepatitis-C-Virus Antikörper-Persistenz PCR CMV ist der Cytomegalievirus, der vor allem Hepatomegalie, Splenomegalie, Ikterus, Petechien und Pneumonie hervorrufen kann.