(Herpes_kurz.doc) Herpes am Auge: Die unterschätzte Infektion Herpes an der Lippe ist keineswegs nur eine harmlose Hautkrankheit. „Denn Herpes-Viren können auch ins Auge gelangen und dort teilweise schwere Schäden hervorrufen“, warnt Augenarzt und Kongresspräsident Dr. Armin Scharrer (Fürth) auf dem 28. Internationalen Kongress der Deutschen Augenchirurgen (DOC), der vom 11. bis 13. Juni in Leipzig stattfindet. „Diese Schäden reichen von der einfachen Augenlid- oder Bindehautentzündung bis hin zu schweren Hornhautschäden, die unbehandelt zur Erblindung führen können. Manchmal hilft dann nur noch eine Hornhaut-Verpflanzung.“ Über 90 Prozent aller Menschen in Deutschland tragen sowohl Herpes simplex Viren Typ 1 (HSV-1), als auch das Varizella zoster Viren (VZV) lebenslang in sich. Bei einer Schwächung des Immunsystems, bei Infektionen, Stress oder mechanischer Reizung kann es zu einem Ausbruch und beispielsweise zu Lippenherpes (HSV-1) oder Gürtelrose (VZV) kommen. Beide Infektionen können aber auch auf das Auge übergreifen. Bei Lippenherpes in ein bis zehn Prozent der Fälle, bei der selteneren Gürtelrose sogar in zehn bis zwanzig Prozent. Dr. Scharrer: „Damit sind Herpes-Viren die mit Abstand häufigste Ursache für eine virale Entzündung der Augenhornhaut.“ Diese Entzündung macht sich durch typische Beschwerden bemerkbar. Wenn ein Auge rot wird, wenn es juckt und brennt oder besonders viel Flüssigkeit absondert, wenn ein Fremdkörpergefühl besteht („es reibt wie Sand im Auge“) oder wenn die Augen morgens beim Aufwachen verklebt sind, kann eine Herpes-Erkrankung der Grund dafür sein. „Ob bei diesen Symptomen nur eine bakterielle oder eine virale Bindehautentzündung oder eine Herpesinfektion der Augenhornhaut vorliegt, kann nur ein Fachmann feststellen“, so Dr. Scharrer. „Deshalb sollte jeder Betroffene bei diesen Beschwerden unbedingt einen Augenarzt aufsuchen.“ Bei oberflächlichen Herpesinfektionen helfen in der Regel antiviral wirkende Augentropfen oder Augensalben (z.B. Trifluoridin, Idoxuridin, Vidarabin, Aciclovir). Haben die Herpesviren bereits tiefere Schichten der Augenhornhaut befallen, kommen auch antiviral wirkende Tabletten oder Infusionen zum Einsatz. Wenn die Herpesinfektion am Auge jedoch chronisch geworden ist und sich Schwellungen, Trübungen oder Narben in der Augenhornhaut gebildet haben, hilft in vielen Fällen nur noch eine Hornhaut-Transplantation. Zumindest vor Herpes zoster kann man sich jetzt durch eine Impfung schützen. Seit 2013 ist auch in Deutschland ein Impfstoff verfügbar, der das Ausbrechen einer Gürtelrose und das Auftreten langanhaltender Nervenschmerzen nach einem Zoster-Ausbruch um mehr als 50 Prozent reduzieren kann. Der ZosterImpfstoff ist für Personen über 50 Jahre zugelassen. Für Infektionen mit Herpes simplex gibt es noch keinen verfügbaren Impfstoff. Aktuelle Publikationen über experimentelle Studien am Tiermodell machen aber Hoffnungen auf zukünftige Entwicklungen auch auf diesem Gebiet.