Herpes Viren

Werbung
Herpesviren
Dr. M. Kalitzky
10.9.07
Herpesviren
„
„
„
„
•
•
„
„
Erreger: Aufbau
Verbreitung: Übertragung
Infektionsverlauf
Erkrankungsformen
Herpes simplex
Varizella zoster
Labordiagnostik
Behandlung
Aufbau
„
„
„
„
Es sind behüllte, doppelsträngige DNA-Viren
(dsDNA). Molekular Gewicht: 80-150 Mio. Dalton.
Ausgestattet mit einem ikosaedrischen Kapsid
(Dreieckflächen bestehende Proteinhülle), umgeben
von einer Hüllmembran.
Das Herpes simplex besitzt 162 Kapsomere.
Das Virion ist 150-200 nm im Durchmesser groß.
Verbreitung
„
„
„
-
Evolutionär gesehen: alte Virusfamilie,
Weiterentwicklung seit ca. 200 Mio. Jahre.
Weltweit vorkommen. Mehr als 130
Virenarten sind beschrieben.
Weit verbreitet bei Tieren und beim
Menschen.
Säugetiere: Nutztiere: Rinder, Pferde
Haustiere: Katzen, Hunde
Vögel, Reptilien, Amphibien und sogar Fische.
Herpesviren: Klassifikation
„
„
„
„
Acht humanpathogene (den Menschen befallende) Arten
bekannt.
Humane Herpesviren (HHV-1 bis 8)
Familie: Herpesviridae
Einteilung in Unterfamilien:
Alphaviridae: Herpes simplex:HHV-1/ HHV-2
Varizella zoster: HHV-3 (VZV)
Betaviridae: Zytomegalie: HHV-5 (CMV)
Drei-Tage-Fieber (HHV-6/HHV-7)
Gammaviridae: Epstein-Barr-Virus (EBV)
Kaposi-Sarkom, Lymphom HHV-8
Herpes simplex Virus-1/2
HSV-1 und HSV-2
„
„
„
Weltweit und in Deutschland : ca. 85% (5095%) der Bevölkerung mit HSV-1 infiziert.
25% (5-50%) mit HSV-2.
30% der Infizierten haben rekurrente
(wiederkehrende) Infektionen, ca. 1% der
Virusträger erleiden häufig (d.h. 1x pro
Monat) eine Reaktivierung d.h. das
Wiederaufflammen einer latenten Infektion.
Übertragung
Ansteckung meist im Kindesalter:
Tröpfcheninfektion:
- im frühem Kindesalter z.B. durch die Mutter:
direkter Austausch von Körperflüssigkeiten wie z.B. beim Kuss.
- Erwachsener: Sexualkontakt.
- Schmierinfektion (Benutzung von
unsauberen Gläsern)
„
Infektionsverlauf
„
„
„
„
Alpha-Herpesviren infizieren zuerst die Epithelzellen (z.B.
Haut-oder Schleimhaut): Primärinfektion. Starke
Virusvermehrung und Absterben der infizierten Zellen.
Bevor das Immunsystem die Infektion unter Kontrolle gebracht
hat, infizieren die HSV-Viren bestimmte Nervenzellen:
Ganglienzellen (Trigeminusganglion). Die Infektion heilt
klinisch aus aber das Virus persistiert im Organismus.
Latente Infektion: Virus still und stumm: keine Symptome.
Im Zellkern der Neuronen: virale D N A + Neuronen - D N A =
episomale D N A : Ring für das Immunsystem nicht erreichbar.
Reaktivierung: Virus wieder aktiv: Unter bestimmte
Einflüsse (Immunsuppression, Stress, Fieber, Schlafmangel,
U.V. Licht, Menstruation). Zerstörung der Nervenzellen, erneuter
Befall der Epithelzellen: Auftreten neuer Symptome der
Herpeserkrankung.
Erkrankungsformen
„
„
¾
¾
¾
¾
¾
¾
Herpes simplex : klinisches Bild: Bläschen
Unterscheidung nach Erscheinungsort:
Herpes labialis, nasalis (Lippe, Nase): HSV-1
Herpes genitalis: sexuell übertragen: HSV-2
und auch HSV-1
Herpes perianalis, glutealis (Anus, Gesäß)
Keratoconjunktivitis herpetica (Augenbindehaut)
Stomatitis herpetica (Mundschleimhaut)
Herpes facialis, buccalis (Gesicht, Wangen)
Krankheitsverlauf:
„
„
„
Unterscheidung : Erstinfektion
(Primärinfektion) und
Rezidiv (Reaktivierung)
Primärinfektion: Symptome nur bei
ca. 1% der Infizierten meist Kindern:
Weitere Krankheitsformen
„
„
„
Generalisierter Herpes simplex: beim
Erwachsenen; schwerer, tödlicher Verlauf.
Visceraler Herpes: Befall der Leber
(Begleithepatitis)
Herpes–Sepsis des Neugeborenen:
während der Geburt von der Mutter
übertragen oder auch von anderen an der
Geburt beteiligten erkrankten Personen.
Herpes-Enzephalitis
„
„
„
„
Seltene, gefürchtete Komplikation der
HSV-1-Infektion.
Dramatische Herdsymptome: Lähmungen,
Aphasien, Krampfanfälle. Fieber,
Nackensteifigkeit, Vigilanzverminderung, bis
zum Koma.
Unbehandelt: Tod (70%)
Sofortige Behandlung mit Aciclovir: Letalität
auf 20% gesenkt.
HSV-2 und HIV
„
„
„
HSV-2-Infektionen (Genital-Herpes) beim
sonst gesunden Menschen: Verlauf harmlos.
Gefahr der Ansteckung mit dem HI-Virus
größer!
Beim Aids-Patienten (Schwächung des
Immunsystems): Ausbreitung der HSV-2Infektion auf andere Körperteile und
lebensbedrohlicher Verlauf.
Varizella zoster: Windpocken
„
„
Hohe Ansteckungsfähigkeit,
Übertragung über einige Meter in der
Luft („Wind-Pocken).
Nicht zu verwechseln mit den Pocken
(Variola): gefährliche
Infektionskrankheit von den Viren der
Gattung Orthopoxvirus verursacht.
Erreger
„
„
„
Varizella zoster-Virus (VZV): HHV-3
behülltes, doppelsträngiges DNAVirus: Familie Herpes viridae,
Unterfamilie Alphaherpesviridae,
Gattung Varizellaviren.
Enge Verwandschaft mit dem Herpes
simplex-Virus.
VZV- Übertragung
„
„
„
Varizellen bereits in der Kindheit übertragen.
Direkter Kontakt mit Varizellen-oder zosterBläschen.
Tröpcheninfektion: direktes Einatmen von
Ausatmungströpfchen am häufigsten kurz vor
Ausbruch des Exanthems. Erreger an der Luft ca. 10
Min. überlebensfähig. Daher durch herumliegende
Kleidung oder Spielzeug keine Übertragung möglich!
Ansteckung: 2 Tage vor Auftreten des
Hautausschlags, dauert 5 – 10 Tage nach Bildung
der ersten Bläschen bzw. bis das letzte Bläschen
verkrustet ist.
Häufigkeit
„
„
„
„
„
Vor der Impfung: 750.000 Fälle / Jahr.
Varizellen: häufigste
impfpräventable Erkrankung im
Kindesalter.
Mehr als 90% aller Jugendlichen
waren bis zum 14. Lebensjahr infiziert.
Ein Herpes zoster trat (wenn)
gewöhnlich jenseits des 40.Lj. auf.
Eine Krankheitshäufung besteht im
Winter und Frühjahr.
Windpocken beim Kind
„
„
„
„
„
„
Inkubationszeit: 10 - 21 Tage
(meist 14 – 17 Tage)
Beginn: Fieber, kurzanhaltend, Kopf-und
Gliederschmerzen
Rote, juckende Flecken am
Rumpf, Gesicht, behaarten Kopf,
Gliedmaßen.
Später Knötchen, reiskorngroße
Bläschen, Pusteln (mit Eiter gefüllt)
Hellbraune Krusten.
Exanthem: „Sternhimmel“
Verlauf Windpocken bei
Kindern
„
„
„
„
„
Krankheitsverlauf meist gutartig.
Krusten fallen ohne Narbenbildung
ab, sofern das Kind nicht kratzt!
Vorsicht bakterielle Superinfektion
(Staphylokoken, Streptokokken).
Windpocken bekommt man nur einmal
im Leben. Lebenslange Immunität!
Ausnahme: sehr frühe Kindheit /
leichter Verlauf.
Windpocken bei Erwachsenen
„
„
„
„
Erstinfektion aufgrund der hohen
Durchseuchung: sehr selten aber
schwerer Verlauf manchmal tödlich.
Mehr Windpocken:
Rumpf,behaarte Kopfhaut,
Gesicht, Beine, Arme
und Genitalien.
Fieber bis 40°C.
Komplikationen: GehirnhautLungenentzündung, Magen-Darm.
Windpocken in der
Schwangerschaft
„
„
„
Ernste Gefährdung des Embryons im 1.
und 2. Trimenon (13 – 20. SSW).
Rund um den Geburtstermin (ca. 5
Tage vor und 2 Tage nach der Geburt).
Impfung beim Kinderwunsch wenn
kein Immunschutz gegen VZV
vorhanden. Jedoch 3 Monate abwarten
bis Schwangerschaft eintritt! (Lebend,
abgeschwächter Impstoff).
Übertragung: Risiko-Personen
„
„
„
An Varizellen-erkrankten Personen sollen
keinen Kontakt mit
immuninkompetenten Personen haben
(Kortisonbehandlung, AIDS, Krebskranke,
Neurodermitserkrankte, älteren Menschen).
Schwangeren (8. – 21. SSW.).
Neugeborene kurz nach der Geburt.
Mißbildungen möglich.
Nestschutz: Übertragung IgG-Antikörper
sicher 3 Monate, ab dem 6. Mon. kein
Nestschutz mehr, Impfung ab dem 9.
Monat.
M
Herpes zoster : Gürtelrose
Übertragung
„
„
„
Nach einer Erstinfektion mit Varizella zoster
(Windpocken), meist als Kind verbleibt das
Virus nach Abklingen der Symptome im
Körper.
Latenz: Keine Symptome: Verstecken der
Viren in den Nervenknoten des Rückenmarkes
(Spinal-, Hirnnerven-Ganglien).
Reaktivierung: Wiederaufwachen bei
Erwachsenem durch Stress oder
abgeschwächtes Immunsystem.
Krankheitsverlauf/ Symptome
„
„
„
Die Gürtelrose ist k e i n e
Neuinfektion sondern eine
e r n e u t e Aktivierung des Varizella
zoster-Virus nach einer Latenzzeit.
Inkubationszeit: 14 – 16 Tage.
Beginn: Brennen, starke Schmerzen
im Hautbereich des betroffenen
Nervenstrang.
Symptome
„
„
„
„
„
„
2 – 3 Tage nach den Schmerzen: Hauterscheinung im Bereich
des Versorgungsgebiet des befallenen Nerven.
Erhabenene, rote Stellen,
Knötchen, Bläschen
gefüllt mit klaren,
weißen, eitrigen
infektiösen
Flüssigkeit.
Platzen der Bläschen
Verschorfung.
Dauer: 1 – 4 Wochen
Lokalisationen der Gürtelrose
„
„
„
„
„
Meist Bereich Brustkorb
(Intercostalnerven)
Gelegentlich: Rücken, Arme, Beine.
Gesicht, Augen ( Zoster ophtalmicus:
Nervus trigeminus, Nervus facialis)
Gehörgang (Nervus oticus)
Zoster generalisiert: lebensbedrohlich
bei AIDS, Leukämie, Krebs.
Gürtelrose als Zweiterkrankung:
Herpes zoster
„
„
„
20% der an Windpocken erkrankten,
können ein oder mehrmals an der
Gürtelrose erkranken.
Patienten mit Gürtelrose können
Windpocken auf Ungeschütze
übertragen.
Umgekehrt ein windpockenerkrankes
Kind stellt keine Infektionsquelle für
eine Gürtelrose dar.
Komplikationen
„
„
„
„
„
„
„
„
Selten
Meist stark immungeschwächte Menschen,
Hirnhautentzündung (Zoster-Meningitis)
Hirngewebsentzündung (Zoster-Enzephalitis
Rückenmarkentzündung (Zoster-Myelitis)
Generalisierter Zoster
Verbleiben der Schmerzen auch nach
Ausheilung (Post-Zoster-Neuralgie)
Im schlimmsten Fall lebenslang, unerträglich,
Selbsmord.
Virologische Labordiagnostik
„
¾
¾
„
¾
F r ü h s t a d i u m:
Antigenteste: Nachweis von einzelnen Proteinen
des Virus
Genomnachweis: Erbgut; Virus-DNA / PolymeraseKetten-Reaktion (PCR)
F o r t g e s c h r i t t e n e s Stadium:
Antikörpernachweis: Abwehrstoffe des Infizierten
gegen die Viren.
- Frühphase: Immunglobulin-Klasse M
(IgM)
- Später IgG und (IgA).
Labordiagnostik: Herpesviren
„
„
Antikörpernachweis: Abwehrstoffe
gegen die virale Erreger gerichtet.
Methode:
. Enzym-Immunoassay (ELISA)
. Indirekter Fluoreszenztest (IFT)
. Lumineszenz-Immunoassay (LIA)
. Westernblot
Labordiagnostik: Herpesviren
„
¾
¾
¾
U n t e r s u c h u n g s m a t e r i a l:
- Bläscheninhalt oder-Abstrich, Läsionen von Cornea,
- Nasopharynx, Vulva, Cervix, Urin, Liquor.
Virusisolierung: Zellkulturen:
- Veränderung der Morphologie der infizierten
Zellen: Cytopathischer Effekt (CPE).
Elektronenmikroskopie (Referenzzentren)
HSV-DNA-Nachweis anhand der PCR
- im Liquor (Herpes-Enzephalitis)
- im Blut : Knochenmarktransplantation und
Immunsupprimmierten bei HSV-Reaktivierung.
VZV-Antikörper: IFT / LIA
„
„
„
„
VZV-IgG und IgM negativ
> Kein Kontakt mit dem Virus / Impfempfehlung
VZV-IgG: positiv / IgM: positiv
> Frische Varizellen-Infektion (Windpocken)
VZV-IgG: positiv / IgM: negativ
> Frühere Infektion / Immunschutz / keine
Impfung notwendig
VZV-IgG: sehr hoch positiv – IgM +/-
VZV-IgA positiv!
> Akute Reaktivierung (Gürtelrose)
HSV-1/2: IFT / LIA
„
„
„
„
„
„
HSV-1/2-IgG: positiv / IgM: positiv
> Nachweis einer akuten Primärinfektion
HSV-1/2-IgG: positiv / IgM: negativ
> Nachweis einer latenten Infektion
HSV-1/2-IgG: hoch positiv / IgM -/+
> Akute Reaktivierung einer latenten
Infektion
HSV-1 bzw. 2 Titer gleich hoch
> Kreuzreaktion, keine genaue Differenzierung
Behandlung von HSV-1
„
„
„
„
Örtliche äußerliche Behandlung mit
Salben.
Nukleosid-Analoga: Aciclovir,
Valciclovir, Penciclovir.
Melissengeist, Zinksulfat mit Heparin
(Rezeptfrei), Teebaumöl.
Abheilung der Lippenbläschen innerhalb
von 10-12 Tagen.
Behandlung von HSV-2Infektionen: Genital Herpes
„
„
„
Ärztliche Behandlung erforderlich.
Wirkstoffe: Aciclovir, Fanciclovir,
Valaciclovir: Tabletten, Infusionen oder
Cremes/ Lösungen für leichtere Fälle.
Behandlung Aciclovir-resistente Fälle
mit Wirkstoff: Foscarnet (Foscavir).
Therapie: Varizellen
„
„
„
„
Linderung des Juckreizes: kühle,
feuchte Kompressen, besser
Emulsionen.
Fingernägel der Kinder kurz schneiden
(Superinfektion durch Kratzen).
Bei Fieber: Paracetamol, da mit
Aspirin Reye-Syndrom (hämatologsiche
Komplikation) möglich.
Aciclovir bei Kindern älter als 2 Jahre.
Vorbeugung: VZV-Impfung
„
„
„
„
Impfung seit 8/2004 von der STIKO
empfohlen.
Abgeschwächte, lebende Varizella
zoster-Viren.
Impfung bei Kindern ab dem Alter von
9. bzw. 12. Monaten.
Seit 2006: 4-facher Impfung:
Masern-Mumps-Röteln (MMRV)
verfügbar.
Therapie: Gürtelrose
„
„
„
„
Virostatika: Aciclovir bei komplizierten,
ausgedehnten Fällen (Tumoren,
schweren Diabetes, AIDS).
Sonst bei Gesunden unter 60 Jahren:
Zink-Schüttelmixtur.
Starke Schmerzmittel
Antidepressiva
Vorbeugung: ImpfungGürtelrose
„
„
„
Seit 2006 in den USA für Personen älter
als 60 Jahre.
Im Laufe 2008 Zulassung in
Deutschland. Verminderung der
Krankheitsfälle auf 61%.
Milder Verlauf wenn die Gürtelrose trotz
Impfung auftritt.
Herunterladen