§ 1. Allgemeines Das Verb kann eine Tätigkeit, einen Vorgang oder einen Zustand ausdrücken. Tätigkeitsverben: laufen, gehen, arbeiten, beobachten, einschalten, lernen, trinken usw., z.B.: Er schaltet das Radio ein. Sie fahren mit dem Bus. Vorgangsverben: abnehmen, zunehmen, schneien, regnen, aufwachen, aufkommen usw., z.B.: Die Bewölkung nimmt zu, und es regnet. Sturm kommt auf. Zustandsverben: wohnen, liegen, stehen, sich befinden, leuchten, bleiben, sein usw., z.B.: Das Buch liegt auf dem Tisch. Die Lampe leuchtet hell. Besonderheiten der deutschen Verben Das deutsche Verb verändert sich nach Person, Zahl, Zeit und Modus. Die transitiven Verben verändern sich auch nach dem Genus. Dem deutschen Verb sind folgende grammatische Kategorien eigen: Zwei Zahlformen: der Singular; der Plural. Drei Personen (im Singular und Plural). Sechs Zeitformen, die drei Zeitstufen – die Gegenwart, die Vergangenheit und die Zukunft – ausdrücken: das Präsens – die Gegenwart; das Präteritum, das Perfekt, das Plusquamperfekt – die Vergangenheit; das Futurum I, das Futurum II – die Zukunft. Drei Modi: der Indikativ, der Konjunktiv, der Imperativ. Zwei Genera: das Aktiv; das Passiv. Die Veränderung des Verbs nach Person, Zahl, Zeit, Modus und Genus heißt die Konjugation. Die konjugierbare Form des Verbs wird im Satz als Prädikat (oder als Bestandteil des Prädikats) gebraucht. Außer den konjugierbaren Formen hat jedes Verb auch nicht konjugierbare Formen: den Infinitiv und das Partizip. Semantische Klassifikation der Verben 2. Nach der Bedeutung unterscheidet man Vollverben, Hilfsverben, Modalverben, Kopulaverben. 2.1. Die meisten Verben sind Vollverben. Sie haben selbständige Bedeutung, z.B.: Julia lernt ihre Vokabeln. Wir verreisen noch heute. Jan machte eine Pause. Katja schlief tief und fest. 2.2. Die Verben haben, sein, werden gebraucht man oft als Hilfsverben bei der Bildung der zusammengesetzten Zeitformen und des Passivs, z.B.: Er hat mir geholfen. (Perfekt) Sie sind alle nach Hause gegangen. (Perfekt) Er hatte die Wohnung vor zwei Jahren bekommen. (Plusquamperfekt) Sie waren zu weit gegangen. (Plusquamperfekt) Wir werden das nächste Sportfest wieder gut vorbereiten. (Futur I) Morgen wird er die Koffer gepackt haben. (Futur II) Die Hauswand wird gestrichen. (Vorgangspassiv mit werden) Das Fahrrad ist geputzt. (Zustandspassiv mit sein) Die Hilfsverben haben, sein, werden können auch als Vollverben gebraucht werden, z.B.: Endlich haben wir Ferien. Der Computer ist schon alt. Jan wird im Mai fünfzehn. 2.3. Die Modalverben sind: können, dürfen, müssen, mögen, wollen, sollen. Sie haben unterschiedliche Bedeutungen: können – die Möglichkeit / Fähigkeit haben: Sie können schwimmen. dürfen – die Erlaubnis haben: Morgen dürfen wir feiern. müssen – es besteht die Pflicht / Notwendigkeit: Wir müssen aufräumen. sollen – es besteht eine Verpflichtung: Du sollst sofort kommen. mögen – ein höflicher Wunsch: Ich möchte morgen ausschlafen. wollen – eine Absicht / einen Wunsch haben: Wir wollen gleich anfangen. 2.4. Die Kopulaverben verbinden das Subjekt eines Satzes mit einem Substantiv im Nominativ oder mit einem Adjektiv und bilden mit ihnen zusammen das Prädikat. Als Kopulaverben werden vor allem sein, werden und bleiben gebraucht, z.B.: Das Bild ist schön. Sie wird Ärztin. Das Wetter bleibt sonnig. Auch die Verben aussehen, erscheinen, heißen, scheinen, wirken kommen als Kopulaverben vor: Das scheint zweifelhaft. Das Kind heißt Otto. Die Rede wirkt komisch. Morphologische Klassifikation der Verben Jedes Verb hat drei Grundformen: den Infinitiv, das Präteritum (das Imperfekt), das Partizip II, z.B.: spielen – spielte – gespielt beginnen – begann – begonnen aufstehen – stand auf – aufgestanden sich interessieren – interessierte sich – sich interessiert Je nach der Bildung der Grundformen baut man folgende morphologische Klassifikation der Verben auf: 1. die schwachen (haben gleichen Stammvokal in Grundformen): arbeiten – arbeitete – gearbeitet 2. die starken (wechseln den Stammvokal in Grundformen): gehen – ging – gegangen 3. Modalverben; 4. die unregelmäßigen Verben (haben, sein, werden; kennen, brennen, nennen, rennen, denken, senden, wenden; wissen) bekommen Merkmale der schwachen und starken Verben bei der Bildung der Grundformen und Zeitformen.