Institut für Marktanalyse und Agrarhandelspolitik Landwirtschaftliche Regionalprodukte, wie können sie gefördert werden? Heinz Wendt 5.-7. Okt. 2009 – Tagung “Qualität auf ganzer Linie – Premiumlebensmittel mit Mehrwert für Natur und Region“, Vilm Wendt 6.-7.10.2009 – Tagung „Qualität auf ganzer Linie – Premiumlebensmittel mit Mehrwert für Natur und Region, Vilm 1 Worüber ich sprechen möchte Regionalvermarktung: Der zugrunde liegende Preismechanismus Regionale Herkunft als Qualitätsmerkmal • Sicht der Verbraucher • Quantitative Belege? • Qualität hat viele Facetten Staatliche Fördermaßnahmen • Was wurde/wird wie gefördert? • Inanspruchnahme Worauf kommt es an? Erfahrungen und Empfehlungen Wendt 6.-7.10.2009 – Tagung „Qualität auf ganzer Linie – Premiumlebensmittel mit Mehrwert für Natur und Region, Vilm 2 Preispolitik bei unterschiedlichen Marktsituationen Preis Vollkommene Märkte mit • homogenen Gütern • vielen Anbietern p Menge Quelle: nach Gutenberg, 1955 Wendt 6.-7.10.2009 – Tagung „Qualität auf ganzer Linie – Premiumlebensmittel mit Mehrwert für Natur und Region, Vilm 3 Preispolitik bei unterschiedlichen Marktsituationen Preis p B unvollkommene Märkte aufgrund von • regionalen, • zeitlichen, • persönlichen und • sachlichen Präferenzen = Produktdifferenzierung B Monopolistischer Bereich C p C Wir können festhalten: Verbraucherpräferenzen für Qualitätseigenschaften von Produkten erlauben höhere Erlöspreise q B q C Höhe der Erlösvorteile hängt vor allem davon ab, wie hoch die Präferenzvorteile von Verbrauchern empfunden werden Menge Die so absetzbaren Mengen sind allerdings begrenzt Quelle: nach Gutenberg, 1955 Wendt 6.-7.10.2009 – Tagung „Qualität auf ganzer Linie – Premiumlebensmittel mit Mehrwert für Natur und Region, Vilm 4 Kriterien beim Lebensmitteleinkauf (ausgewählte Dimensionen, Angaben in %) Quelle: Nestlé Studie 2009 Wendt 6.-7.10.2009 – Tagung „Qualität auf ganzer Linie – Premiumlebensmittel mit Mehrwert für Natur und Region, Vilm 5 Kriterien beim Lebensmitteleinkauf (ausgewählte Dimensionen, Angaben in %) Frische vor Preis Frische 82 57 günstiger Preis regionale Produkte 43 saisonale Produkte 43 keine Gentechnik 42 artgerechte Tierhaltung 36 Qualitäts-/Gütesiegel 36 keine künstlichen Zusatzstoffe 35 naturbelassen regional vor 32 wenig Zucker 26 Bio-Produkte Bio 19 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 Quelle: Nestlé Studie 2009 Wendt 6.-7.10.2009 – Tagung „Qualität auf ganzer Linie – Premiumlebensmittel mit Mehrwert für Natur und Region, Vilm 6 Kriterien beim Lebensmitteleinkauf saisonale Produkte 60 Lebensmittel aus der Region keine künstlichen Zusatzstoffe 50 Lebensmittel aus Deutschland 43 40 Ø 43% 41 32 30 20 10 54 50 50 29 18 17 16 15 25 20 33 48 44 41 41 33 27 0 16 - 19 Jahre 20 - 29 Jahre 30 - 44 Jahre 45 - 59 Jahre 60 - 79 Jahre Basis: Bundesrepublik Deutschland, Bevölkerung 16 bis 79 Jahre Quelle: Nestlé Studie 2009 Wendt 6.-7.10.2009 – Tagung „Qualität auf ganzer Linie – Premiumlebensmittel mit Mehrwert für Natur und Region, Vilm 7 Wo die Konsumenten einkaufen Discounter (ALDI, Lidl etc.) 79 Fachgeschäfte (Bäcker, Metzger etc.) 67 Supermärkte (Edeka, Rewe etc.) 65 große Verbrauchermärkte (Real, Kaufland etc.) 53 Wochenmärkte, Bauernmärkte 42 direkt beim Erzeuger (Hofläden) 30 kleine, unabhängige Geschäfte ("Tante Emma") 19 Bio-Läden 15 Reformhäuser, Drogeriemärkte 15 Heimlieferdienste (Bofrost, Eismann etc.) 12 Feinkostgeschäfte (Delikatessen) 9 Großhandel (z.B. Metro) 7 Lebensmittelabteilungen von Kaufhäusern 6 keine Angabe 5 Onlineshops Basis n = 2724, gerundete Werte Quelle: Nestlé Studie 2009; BCG Wendt 1 0 10 20 30 40 50 6.-7.10.2009 – Tagung „Qualität auf ganzer Linie – Premiumlebensmittel mit Mehrwert für Natur und Region, Vilm 60 70 80 90 8 Was den Deutschen beim Lebensmitteleinkauf wichtig ist: hier Zahlungsbereitschaft für Qualität % der Befragten Günstig Qualität W ohlfühlen Zeit sparen Beste vom Besten 80 60 61 51 40 27 20 22 18 0 Kaufe da, wo es besonders günstig ist Bei Lebensmitteln bereit, für Qualität mehr zu zahlen Dass man sich im Geschäft wohlfühlt Das es beim Einkaufen schnell geht Bei bestimmten Produkten kaufe ich das Beste vom Besten Basis n = 2724, gerundete Werte Quelle: Nestlé Studie 2009; BCG Wendt 6.-7.10.2009 – Tagung „Qualität auf ganzer Linie – Premiumlebensmittel mit Mehrwert für Natur und Region, Vilm 9 Qualität definiert sich ständig neu Werte (Einstellungen, Haltungen, Ideale, Normen) statt Wert (Preis) Lebensqualität wird neu definiert LOHAS (Lifestyle of Health and Sustainability) • Orientierung an Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung • frisch, regional handgemacht wichtige Qualitätskriterien Glaubwürdigkeit und Authentizität gewinnen Bedeutung Wendt 6.-7.10.2009 – Tagung „Qualität auf ganzer Linie – Premiumlebensmittel mit Mehrwert für Natur und Region, Vilm 10 Ergebnisse von untersuchten Rindfleisch erzeugenden Betriebe global: Primärproduktion in Argentinien regionale Produktion in Deutschland bei unterschiedlicher Betriebsgröße Kohlenstoff- ProduktionsEndenergie menge dioxid (kWh) (kg/a) (kg CO2/kg Global Regional Regional Regional Regional Regional 2,94 7,27 7,94 5,78 6,14 4,66 0,83 2,11 2,20 1,53 1,83 1,30 94 600 8 352 2 885 18 280 15 408 16 196 Quelle: Schlich, Hardtert, Krause, 2009 Wendt 6.-7.10.2009 – Tagung „Qualität auf ganzer Linie – Premiumlebensmittel mit Mehrwert für Natur und Region, Vilm 11 Einflussfaktoren auf die Klimarelevanz der Lebensmittelbereitstellung Beispiel: Energetischen Bewertung der Rindfleischbereitstellung Quelle: Daniela Thomae, Elmar Schlich, 2009. Wendt 6.-7.10.2009 – Tagung „Qualität auf ganzer Linie – Premiumlebensmittel mit Mehrwert für Natur und Region, Vilm 12 Zwischenfazit Der Verbraucher hat viele Gesichter für Regionalvermarktung bieten sich Chancen, vorausgesetzt, Produkt- und Unternehmensqualität können den Präferenzen der anvisierten Zielgruppe entsprechen Glaubwürdigkeit und Authentizität sehr wichtig Genaue Quantifizierung derzeit nicht möglich Wendt 6.-7.10.2009 – Tagung „Qualität auf ganzer Linie – Premiumlebensmittel mit Mehrwert für Natur und Region, Vilm 13 Bedeutung der Fördergrundsätze 1993–2006: Marktstrukturverbesserung, Marktstrukturgesetz, Öko-Produkte* 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 Grundsätze 'Regio' Grundsätze 'Öko' Marktstrukturgesetz Marktstrukturverbesserung 2003 2004 2005 2006 0 20 40 60 80 100 120 140 Öffentliche Ausgaben in Mio. Euro Quelle: Wendt et al., 2009 * Bis 2000 „Grundsätze für die Förderung der Vermarktung und Verarbeitung nach besonderen Regeln erzeugter landwirtschaftlicher Produkte“; ab 2000: „Grundsätze für die Förderung der Verarbeitung und Vermarktung ökologisch und regional erzeugter landwirtschaftlicher Produkte“ Wendt 6.-7.10.2009 – Tagung „Qualität auf ganzer Linie – Premiumlebensmittel mit Mehrwert für Natur und Region, Vilm 14 Öffentliche Ausgaben im Rahmen der Grundsätze ‚Regio‘* in der GAK nach Fördertatbeständen im Zeitraum 2000–2006 3 Startbeihilfen 2,5 Investitionsbeihilfen Vermarktungskonzeptionen 2 Qualitäts-/Umweltmanagementsysteme 1,5 1 0,5 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Quelle: Wendt et al., 2009 * Bis 2001 „Grundsätze für die Förderung der Verarbeitung und Vermarktung ökologisch und regional erzeugter landwirtschaftlicher Produkte“; ab 2002 „Grundsätze für die Förderung der Verarbeitung und Vermarktung regional erzeugter landwirtschaftlicher Produkte“ Wendt 6.-7.10.2009 – Tagung „Qualität auf ganzer Linie – Premiumlebensmittel mit Mehrwert für Natur und Region, Vilm 15 Zuwendungsempfänger, Fördertatbestände nach GAK-Grundsätzen „Regio“ im Zeitraum 2000 – 2006* Zuwendungsempfänger • Zusammenschluss von mind. 5 Erzeugern (EZZ), die mindestens 80% (seit 2004, vorher 100%) ihrer regionalen Produkte in einer Erzeugungsregion für bestimmte Vermarktungsregionen produzieren und sich Kontrollen gemäß den Grundsätzen u.a. bzgl. regionaler Herkunft unterwerfen • Unternehmen des Handels und der Be- und Verarbeitung regionaler Produkte FörderTatbestände Startbeihilfen/Organisationskosten • Organisationskosten Neugründung • Organisationskosten wesentliche Erweiterung (>30% Umsatz; vor 2002 >40%; ) Investitionsbeihilfen • Investitionen (seit 2002 inkl. Kosten Vorplanung) von EZZ Vermarktungskonzeptionen • seit 2000 Erarbeitung von Vermarktungskonzeptionen Einführung QMS und UMS (ab 2007 weggefallen) • Einführung QMS und UMS inkl. Erstzertifizierung seit 2000 für EZZ und Öko-Unternehmen V&V und Weiterbildung für Anwendung seit 2002 * Die Förderung wurde ab 2007 vor allem entsprechend den Vorgaben der ELER-Verordnung teilweise deutlich verändert. Wendt 6.-7.10.2009 – Tagung „Qualität auf ganzer Linie – Premiumlebensmittel mit Mehrwert für Natur und Region, Vilm 16 Fördervoraussetzungen/-einschränkungen nach GAK-Grundsätzen „Regio“ im Zeitraum 2000 – 2006 • Wirtschaftlichkeit; Einhaltung Mindeststandards; Nachweis Absatzmöglichkeiten; keine Konkurrenz zu Förderung GMO oder MStrG, nur unterhalb deren Mindestmengen • Kontrolle regional erzeugt: Erzeugnisse, die in einer Erzeugungsregion produziert und in einer Vermarktungsregion abgesetzt werden • Kontrolle Erzeugungsregion: Ein ausschließlich nach natürlichen und/oder historischen Gegebenheiten abgegrenzter zusammenhängender Raum in einem oder mehreren Bundesländern • Kontrolle Vermarktungsregion:die Erzeugungsregion und/oder eine der Erzeugungsregion nahe gelegene Region, die ausreichende Absatzchancen für die regionalen Produkte bietet; (ab 2004) oder mehrere der Erzeugungsregion nahegelegenen Regionen, die ausreichende Absatzchancen für die regionalen Produkte bieten Wendt 6.-7.10.2009 – Tagung „Qualität auf ganzer Linie – Premiumlebensmittel mit Mehrwert für Natur und Region, Vilm 17 Fördervoraussetzungen/-einschränkungen nach GAK-Grundsätzen „Regio“ im Zeitraum 2000 – 2006 • Kontrolle Qualitätsprodukte: ab 2005 sind nur noch solche Projekte förderfähig, deren Erzeugnisse Qualitätsregelungen der Gemeinschaft sowie vergleichbarer von der EU anerkannter Bundesländerregelungen erfüllen. ab Rahmenplan 2003–2006: Erzeugnisse, die in mindestens einem Kriterium, welches das Produktionsverfahren oder die Produkteigenschaften betreffen kann, über den gesetzlichen Standards liegen oder Anforderungen bzw. Normen erfüllen, die deutlich höher oder spezifischer sind als die in den relevanten Bestimmungen der Gemeinschaft oder des Mitgliedstaates festgelegten vor 2003: Erfüllung von einem von 5 in den Grundsätzen genannten Kriterium Wendt 6.-7.10.2009 – Tagung „Qualität auf ganzer Linie – Premiumlebensmittel mit Mehrwert für Natur und Region, Vilm 18 Von Bundesländern geplanter Mitteleinsatz und Ausgaben* nach den Grundsätzen ‚Öko‘ und ‚Regio’ in der GAK im Zeitraum 2000–2006 Mio. Euro Ausgaben 'ÖKO' nicht ausgeschöpfte GAK-Mittel 'Öko' Ausgaben 'Regio' nicht ausgeschöpfte GAK-Mittel 'Regio' 7 6 5 4 3 2 1 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Quelle: Wendt et al., 2009 * Nicht genutzte Mittel werden von den Bundesländern umgeschichtet und für andere Maßnahmen genutzt. Wendt 6.-7.10.2009 – Tagung „Qualität auf ganzer Linie – Premiumlebensmittel mit Mehrwert für Natur und Region, Vilm 20 Erfahrungen und Empfehlungen • Basis: allgemeine Überlegungen, bei Evaluation gesammelte Einblicke und Fallstudien • positive Wirkungen im Einzelfall feststellbar, aber Problem Mitnahmeeffekte • Evaluation bedarf gerichtsfester Kriterien; Definition „Region“ oft strittig • ¾ Aus der Region für die Region (unterschiedliche Ansichten von Verbrauchern und Landwirten? Region über Grenzen hinweg? Neu Medien wie Internetverkauf?) ¾ Welche Qualitätsstandards gelten? Regionales Marktvolumen oft nicht sehr groß, Anreize durch Förderung können Marktstörungen • im Rahmen der Investitionsförderung erhöhte Beihilfesätze denkbar • Förderung bei Vorliegen externer Effekte, die erwünscht, aber über den Markt nicht abgegolten werden, grundsätzlich möglich aber gesellschaftlicher Konsens fraglich Wendt 6.-7.10.2009 – Tagung „Qualität auf ganzer Linie – Premiumlebensmittel mit Mehrwert für Natur und Region, Vilm 21 Worauf kommt es an? Ergebnisse einer Fallstudie durch den Hauptgesellschafter Erfolgsfaktoren Bürokratie Motivation 100 win-win 80 Impulsgeber 60 Ressourcen 40 Gebietskulisse/ wirtschaftliches Umfeld 20 Schlüsselpersonen 0 Vertragsbindung/ Nutzen Landw. Werbung klare Ziele Verbraucherakzeptanz Qualität und Preis/Leistung Marketingkompetenz Problemidentifizierung Wendt 6.-7.10.2009 – Tagung „Qualität auf ganzer Linie – Premiumlebensmittel mit Mehrwert für Natur und Region, Vilm 22 Schussfolgerungen Fazit: – Grundsätzlich gilt: Verbraucherpräferenzen für regionale Produkte erlauben Realisierung höherer Preise – Verbraucherbefragungen und aktuelle Beobachtungen im LEH signalisieren ein Potenzial für ‚regionale Produkte‘ mit Preisaufschlag – Identifizierung und Nutzung von Marktchancen unternehmerische Aufgabe, d.h. Förderung entbehrlich oder unzureichende Präferenzen – Regionales Marktvolumen oft nicht sehr groß, Anreize durch Förderung können Marktstörungen hervorrufen – Positive Wirkungen im Einzelfall feststellbar, aber Problem Mitnahmeeffekte – Förderung braucht gerichtsfeste Ausgestaltung; gemessen an den vielfältigen Erscheinungsformen von Vorhaben in der Realität zu unflexibel – Trennung der Spreu vom Weizen in Verwaltungspraxis und auch sonst sehr schwierig; hohe Verwaltungskosten Der Absatz landwirtschaftlicher Regionalprodukte wird vor allem durch Unternehmerische Marktakteure gefördert, die Märkte für regional erzeugte Produkte erschließen, wenn sie vorhanden sind. Spezifische staatliche Förderung ist dabei entbehrlich und – gemessen an der Vielfalt in der Realität - in ihrer Ausgestaltung zu unflexibel! Wendt 6.-7.10.2009 14.-15.07.2009 – Tagung „Qualität – Tagung auf „Erzeugung ganzer Linieund – Premiumlebensmittel Vermarktung von Qualitätsprodukten, mit Mehrwert für Natur Berlinund Region, Vilm 23