Die subalpine Molasse des westlichen Vorarlberg, Von ARNOLD KEIM, ERNST BAUMBERGER und H. G. STEHLIN nnter Mitwirkung im Gelände von SIEGFRIED FUSSENEGGER Mit 2 Tafeln und 14 Textfiguren. (AIs Manuskript eingegangen am 17. Oktober 1927.) Inhalt. Vorwort (von ARN.H5121) . Seite 9 I. Teil: Stratigraphie und Tektonik (von ARN. HEIM) 3 3 5 6 6 6 8 8 9 10 10 12 13 15 15 19 20 25 27 28 28 30 32 33 35 36 37 38 38 41 44 Einleitung . . Neuere Literatur betr. Vorarlberg Stratigraphie . Miocän Allgemeines über das Gebiet des Pfänders Silvanaschichten (Obere Süsswassermolasse) St. Gallerschichten, Helvetien, marin (= unt. Vindobon) . Untere Mlocänmolasse, Burdigalien . . . . Oligocän . . Zone Kennelbach-Bildstein (granitische Molasse, Aquitan) Zone von Inngrüne-Botzenau . Zone von Schwarzach-Tobel (Horwerschichten) Zone von Alherschwende (Bunte Molasse) Zone Fluh-Amenegg (Horwerschichten) . Synklinalzone von Maltach (Bunte Molasse) Südliche Randzone . Verbreitung der Konglomerate . Gliederung (mit Tabelle) . Tektonik . . . . Die nördliche Antiklinale Die Überschiebung von Schwarzach-Tobel . Die Falten-Überschiebung von Fluh-Amenegg Die Synklinale von Maltach Die südliche Randzone Der Alpenrand . Die Verwerfungen . . . Vergleich mit Ostschweiz und Allgäu Linke Seite des Rheintals Allgäu. . . Zur geologischen Geschichte . VierteIjahrsschrift d. Naturf. Ges. Ulrich. Jahrg. 73. 1928. 1 Vierteljahrsschrift der Naturf. Gesellschaft in Zürich. 2 1928 Seite II. Teil: Paläontologie (von E. BAUMBERGER und H. G. STEHLIN) 46 A. Die Molluskenfauna der Vorarlberger Molasse (von E. BAUM- BERGER) . • 1. Orientierung . 2. Die Fauna der einzelnen Fundstellen a) Die stampische Fauna b) Die aquitane Fauna . c) Die Fauna der miocänen Meeresmolasse . d) Fauna der Silvanaschichten (Obervindobon) 3. Literaturverzeichnis betr. Paläontologie . B. Die Säugetierfunde von Unter - Staudach bei Bildstein (von H. G. STEHLIN) . Nachtrag . . 46 46 46 50 50 54 55 57 59 61 64 Vorwort. Die Feldaufnahmen zu der vorliegenden Arbeit wurden vom Unterzeichneten in den Jahren 1923-1927, mit mehrereH Unterbrechnngen durch Überseereisen, dnrchgeführt, im Anschluss an einen Auftrag der Schweizerischen Geologischen Kommission zur Revision von Dnfonrblatt X, dessen Kreide-Eocängebiet auch auf Vorarlberg übergreift. Schon bei der ersten Begehung des Alpenrandes bei Dornbirn ergab sich für das Verständnis der subalpinen Randzone die Notwendigkeit, die Exkursionen etwas weiter auszuholen, woraus diese vom obgenannten Auftrag abgetrennte Arbeit hervorging. Im Oktober 1924 hatte ich das Glück, Herrn SIEGFRIED FUSSENEGGER in Dornbirn kennenzulernen, der sich für die Geologie seiner Heimat interessierte und bereits wertvolle Fossilien aus der Kreide des Vorarlberg gesammelt hatte. 1) Ausser den zahlreichen Exkursionen, die wir gemeinsam ausführten, durchsuchte Herr FUSSENEGGER auch selbständig das Gebirge, insbesondere das Molassegebiet, wo er seit 1925 mit seinem ungewöhnlich scharfen Forscherauge zahlreiche neue Fossilfundstellen entdeckte und mit grösster Ausdauer ausbentete. Schliesslich hat er auch geologische Einträge in die Karten 1 : 25,000 vorgenommen und den Verfasser an die wichtigen Stellen geführt, so dass oft nur noch zu ernten, die Beobachtungen zn bestätigen und zu einem Gesamtbild zusammenzufügen waren. Die Bestimmung der Grenze zwischen der oligocänen Molasse und dem transgredierenden Miocän auf der Südseite des Pfänder, sowie die Abgrenznng des marinen und limnischen Miocän sind seine Leistung. Gerne anerkenne ich in Dank1 1 Das Kreide-Eocängebiet soll in einer besonderen Arbeit ausführlich behandelt werden. Jahrg. 73. ARV. HEIM, E. BAUMBERGER, H. O. STEHLIN. Molasse Vorarlbergs. 3 barkeit diese wertvolle Mitarbeit, ohne welche meine Untersuchung lückenhaft und mangelhaft geblieben wäre: Meinem verehrten Frcunde, Herrn Dr. ERNST BAUMBERGER in Basel, dem hervorragenden Molassekenner, dessen Gesundheit ihm leider keine Geländearbeit mehr gestattet, verdanken Herr FUSSENEGGER und ich die paläontologische Bearbeitnng, sowie ungezählte briefliche Winke und Ansporne zu weiteren Nachforschungen. Auch während meiner Abwesenheit standen die Herren BAUMBERGER und FUSSENEGGER in steter Verbindung. Was die Säugetiere betrifft, so hatte der erste Spezialkenner, Herr Dr. H. G. STEILIN, Vorsteher der osteologischen Abteilung des Naturhistorischen Mnseums in Basel, die Güte, die Bestimmung zu übernehmen und uns seine wertvollen Ergebnisse für diese Arbeit zur Verfügung zu stellen. Die Originale der Fossilien werden in der. Sammlnng SÎEGFRIED FUSSENEGGER in Dornbirn aufbewahrt. Dem vortrefflichen Kenner der ostschweizerischen Molasse, Herrn A. LUDWIG in Rotmonten (St. Gallen), verdankt der Verfasser eine mehrtägige Führung in das Gebiet zwischen Rhein und Urriäsch, das mit den Resultaten aus dem Vorarlberg kursorisch verglichen werden soll. Zürich, August 1927. A'r ^I o ld Heim., /I I. Teil. Stratigraphie und'Tekto . k Von ARNOLD HEIM. Historische Einleitung. Die Klassiker der Alpengeologie, wie STUDER, E 'SCHER und GÜMBEL hielten die an die Alpen grenzenden Nagelfluhbildnngen als die ältesten der subalpinen Molasse, als anf dem Eocän abgelagert und mit diesem anfgestaut. Der letzte Vertreter dieser Ansicht war C.' BURCKHARZT („Beiträge” 1893). Spätere Arbeiten ergaben' jedoch, dass KAUFMANNS Ansicht zu Recht besteht, wonach die Nagelfluhbildungen des Rigi und Speer nicht verkehrt, sondern normal liegend ti nter die alpine Kreide-Flyschzone einfallen, also nicht die unmittelbar auf dem Flysch abgelagerten Bildungen sein können. Diese Feststellung stand im Einklang mit der Deckentheorie. Die wichtigste Stütze für die Kenntnis der ,subalpinen Molasse schien L. ROLLIERS Profil des Vorarlberg 1904 zu sein, in welchem die Nagelfluh von Kehlen bis Dornbirn in Form einer einfachen, breiten Antiklinale mit der m i o c ä n e n Nagelfluh des Pfänder verbnnden wnrde. 4 Vierteljahrsschrift der Naturf. Gesellschaft in Zürich. 1928 Die daraus gefolgerte allgemeine Zuordnung der subalpinen Nagelfluh zum Miocän ist in der Schweiz die herrschende Ansicht geworden und auch noch in der „Geologie der Schweiz" von ALB. HEIM enthalten. Aber diese Auffassung wurde um das Jahr 1920 abermals nmgestellt, insbesondere auf Grund von Säugetierfunden, die durch H. G. STEHLIN bearbeitet wurden. Die grundlegendcn Untersuchungen BAUMBERGERS1) ergaben, dass die älteste subalpine Molasse am Vierwaldstättersee' nnd in der Westschweiz auch nach den Mollusken zum Stampien gehört, und die stampischen Horwerschichtcn als Basis der Rigi auf die aquitanische Molasse überschoben sind. Bald darauf konnte BE0K2) an Hand der Säugetierbestimmungen STEHLINS 3) das Alter des Hauptteils der snbalpinen Nagelfluh am Thunersee als Stampien fcststellen. Die geänderte Auffassnng kommt ferner in der Arbeit von ARNOLD HEIM`) über den Alpenrand zwischen Appenzell und Rheintal zum Ausdruck, wo an der südlichen Molassegrenze eine Schuppenzone aus oligocäner Molasse festgestellt werden konnte. Dass jene mit Vorbehalt als „Flysch der Randzone" bezeichneten grauen Schiefermergel der stampischen Molasse angehören, hat seither A. LuDwIG 5) endgültig aufgeklärt. Einen etwas andern Weg verfolgten die Untersuchungen der subalpinen Molasse östlich des Rheins. WEPFER fand 1908 bei Egg an der Bregenzcrach eine sandige Mergelbank voller Cyrenen, die er als C. subarata Schloth. (Syn. von C. semistriata) erkannte und ins Oberoligocän verwies. Mit Recht betonte er, dass sich im Vorarlberg, entgegen ROLLIER, auch Nagelfluhbänke in der bunten oligocänen Molasse eingeschaltet finden. Die Stellung der subalpinen Molasse wurde eifrig verfochten an der Versammlung der Deutschen Geologischen Gesellschaft in München im August 1923, im Anschluss an einen Vortrag von Professor E. KRAUS über die subalpine Molasse an der Iller. Dieser Antor rechnete die Nagelfluh am Allgäuer Alpenrand wie Röscx und WEPFER zum Oligecän, und mnsste sie daher stratigraphisch nnd tektonisch für älter erklären als diejenige der Schweiz. Bei dieser Gelegenheit betonte aber ARN. HEIM in der Diskussion, dass sich die Schweizer Geologen seit bald 20 Jahren im Irrtum befanden, dass die Verschiedenheit nach den neue') E. BAUMBERGBR, Verb. Schw. Nat. Ges., 1920, und Exkursionshericht in Eclogae 1924. 2) P. BEcK, Das stampische Alter der Thuner Nagelfluh. Mitt. Nat. Ges. Bern 1922. 3) H. G. STEHLIN, Eclogae 1922, S. 575. 4) ARN. Hziss, „Beiträge" n. P. Lfg. 53, 1923. 5)A. LUDWIG, Aus dem ostschweizerischen Molassegebiet, Mitt. Nat. Ges. St. Gallen 1926/27. Jahrg. 73. AnN. HEIM, E. BAL`MBERGER, H. G. STEHLIN. Molasse Vorarlbergs. 5 sten Befunden in der Schweiz dahinfalle und die Übereinstimmung hergestellt sei. Mit allgemeiner Freude wurde diese Berichtigung entgegengenommen. Zwei Jahre später veröffentlichte RICHTER 1 ) (Lit. 9, 1925) eine kleine, sehr wertvolle Molassestudie. Die bereits ROLLIER bekannte Cardien-Fundstelle bei Haselstauden-Flnh im Vorarlberg stellte er mit der „Unteren Meeresmolasse" in Bayern einerseits, den Horwerschichten der Zentralschweiz anderseits in Parallele. Obwohl er keincn paläon tologischen Beweis oder ein Profil als Stütze erbrachte, hat er damit, wie nnsere hier niedergelegte Arbeit ergibt, die richtige Lösung getroffen. Die vorliegende Untersuchung wird zeigen, dass das Profil Bregenz-Dornbirn von ROLLIER aus dem Jahr 1904 völlig umzndeuten ist, nnd dass anch unsere Anschauungen über das Alter des Alpen-Nordrandes danach abgeändert werden müssen. Nicht miocäne, sondern oligocäne, ja sogarstampische Molasse grenzt an die alpinen Formationen. Aber trotzdem handelt es sich nicht nm einen stratigraphischen Kontakt. So wird schliesslich die subalpine Molasse des Vorarlbergs durch ihre klaren Anfschlüsse zu einem stratigraphischen und tektonischen Schlüssel für die Benrteilung der Molasse am Alpennordrand. Neuere Literatur betr. Vorarlberg. 1. 1890 v. GÛMBEL, W., Das Vorkommen und der Bergbau tertiärer Pechkohle im Wirtatobel bei Bregenz. Oest. Zeitschr. f. Bergbau und Hüttenwesen. 2. 1902 BLAAS, J., Geol. Führer durch die Tiroler und Vorarlberger Alpen. Innsbruck. 3. 1904 ROLLIER, LoUis, Die Entstehung der Molasse auf der Nordseite der AlpeH. Vierteljahrsschr. Nat.•Ges. Zürich XLIX. 4. 1904 BLUMRICH, Jos., Der Pfänder, eine geol. Skizze. IX. Jahresber. des Kommunal-Obergymnasiums in Bregenz. 5. 1908 WEPFER, EMIL, Die nördliche Flyschzone im Bregenzerwald. Diss. Stuttgart. 6. 1908 BLUMRICU, Jos., Das Kohlenvorkommen im Wirtatobel bei Bregenz. sep. Bregenz. 7. 1911 SCHM ID T, C. und MÜLLER, F., Die Kohlenflôze in der Molasse bei Bregenz. Zeitschr. f. prakt. Geol., Heft 10, Jahrg. XIX. 8. 1923 CORNELIUS, H. P., Beobachtungen über die Gerölleführung der Molasse am Allgäuer Alpenrande. Verh. geol. Bundesanst. Wien, N. 11, 12. 9. 1925 RICHTER, MAX, Über die untere Meeresmolasse zwischen Lech und Rhein. Centralbl. f. Min., Geol. u. Pal. Abt. B, No. 10. `) •In dieser Arbeit weist RICHTER in scharfer Form meine Auffassung von 1919 über die Molasse am Grünten zurück, ohne zu erwähnen, dass ich diese bereits 2 Jahre vorher selbst zurückgenommen habe, und zwar in der obengenannten öffentlichen Diskussion, an der auch Herr Dr. RICHTER beteiligt war. 6 Vierteljahrsschrift der Naturf. Gesellschaft in Zürich. 10. 1926 g w tap E ô 1928 Stratigraphie und Tektonik der Allgäuer Molasse nördlich vom Weissachund Alpseetal. Neues Jahrb. f. Min., Beilageband LV, Abt. B, S. 429 (behandelt das Gebiet östlich der Bregenzerach). 11. 1927 LUDWIG, A.. Aus dem ostschweizerischen Molassegebiet. Jahrb. St. Gall Nat. Ges. Bd. 62. Über Vorarlberg, S. 94. 12. 1927 HEIDI, ARNOLD, ÜberBauund Alter des AlpenNordrandes. Eclogae geol. Helv., im Druck. THOMAS,HERBERT, 'C d Stratigraphie. o : :g â g̀i) 6 II II xn Es sollen zunächst die Teilgebiete oder Zonen von N nach S behandelt werden, wie sie aus dem Übersichtsprofil g::1 nnd derKartenSkizze zn ersehen sind. Mio n. Allgemeines über das Gebiet des Pfänder. Die Kohlenvorkommnisse imWirtatobel auf der Südseite des Pfänders, die trotz ihrer geringen Mächtigkeit schon seit 1840 ausgebeuo tet wurden, haben die geologischen Unterg75ô suchungen veranlasst, so von A. R. SCHMID T 1879, V. GÜMBEL 1896, C. SCHMIDT und F. MÜLw LER 1911, BLUMRICH 1904 — 1927. GÜMBEL cgt N unterschied 20 Schichtabteilungen. Von einer zeitlichen Abgrenzung der Miocän-Stufen war nicht die Rede. ROLLIER hielt 1904 die Nagelfluh des Pfänder als Fortsetzung der Nagelfluh ô von Dornbirn. Zwei kursorische Exkursionen, insbesondere E zum Studium des Wirtatobels, geführt von Herrn S. FUSSENEGGER, der das ganze Gebiet II bereits durchforscht hatte, ergaben folgendes: Mit Ausnahme seines südlichsten Fnsses beII a steht der Pfändcr aus einer etwa 1400 m mächtigen Serie von Kalk-Nagelfluhbänken mit Sandstein nnd Mergel, wobei die Nagelfluh den Sandstein, meist auch die Mergel- ARN. HEIM, E. BAUMBERGER, H. G. STEHLIN. Molasse Jahre. 73. Vorarlbergs. 7 lager, überwiegt. Die Mächtigkeiten der einzelnen Nagelflnhbänke schwanken zwischen wenigen Dezimetern nnd 50 Metern. Die Gerölle werden fanst- bis kopfgross. Gesteine der ostalpinen Facies nnd des Flysch (Glimmersandstein) scheinen vorzuherrschen, sind aber noch nicht näher stndiert. In der Regel scheinen die Nagelfluhbänke mit scharfer Grenze den Mergeln aufznliegen, woraus sich eine Folge von Zyklen 1-2-3 1-2-3 ergibt, wie sie E. KRAUS 1 ) aus der oligocänen Molasse des Allgäu (Iller) beschrieben hat. Die Mergel sind gelblich, brännlich, grünlich, grau, gelegentlich auch rötlich, und zwar sowohl in der marinen wie in der limnischen Serie. Anch rote Sandsteine kommen in beiden Facies vor. Weder die Nagelfluh, noch die Sandsteine und Mergel lassen sich lithologisch glied er n. Das gelegentliche Anftreten von Glauconitkörnchen in der marinen Serie vielleicht ausgenommen, konnten keine Gesteins nnterschiede der verschiedenen Facies und Stufen erkannt werden. Es ergibt sich darans, dass das Medinm der Ablage rnng bei diesen terrigenen Bildnngen für die Gesteinsau s b i l dn n g keinen wesentlichen Einfluss ausübt. Der granitische Sandstein des marinen Bnrdigalien kann im Handstück nicht unterschieden werden vom granitischen Sandstein des limnischen Aqnitan. Anch anf die Mergel scheint das Medium keinen Einfluss auszuüben, indem die verschiedensten Farben in beiden Facies und den verschiedenen Altersstufen vorkommen. Die Gliederung ist daher ganz auf die Fossilfnnde angewiesen. mar " is 20° Ostr ^r Helvet "en I!m^'0 ^^ R too 0 30'0 ra 20-25° K CtOelt R Bu f-cliga/ier ra ` ^'4' °%' ^ Aquitaa Pig.2. Die Basis des Miocän im Wirtatobel. r = rote Sandsteine und Mergel. g = grünlicher Sandstein. v = violette Mergel. + = mariner Muschelsandstein. Die mutmassliche Parallelisierung mit den Hauptnagelfluhrippen (R) von der West- und Südwestseite des Pfänder ist hier angegeben. 1) E. KRAUS, Sedimentationsrhythmus im Molassetrog des bayrischen Allgäu. Abb. Nat. Ges. Danzig, Bd. I, 1923. 8 Vierteljahrsschrift der Naturf. Gesellschaft in Zürich. 1928 Aber auch die Fossilien lassen noch einen Spielraum übrig. So konnte die Grenze von Burdigalien nnd Vindobon (Helvetien) nicht genau bestimmt werden, da für das Burdigalien keine besonders charakteristischen Fossilien gefnnden wnrden. Anderseits brauchen die Grenzen von Meer- und Süsswasserfacies nicht genau den internationalen Stufen zu entsprechen. Die Stufengrenzen Burdigalien-Helvetien sind in Anlehnung an die Gliederung bei St. Gallen in die Profile eingetragen. Wir gliedern daher die Molasse des Pfänder wie folgt, von oben: Silvanaschichten (obere Süsswassermolasse), Nagelfluhreiche Serie, von der Klanse-Rippe bis znr Ruggburg etwa 700-800 m mächtig, den Hauptanteil des Pfändermassivs bildend (Pr. II). Sie beginnt mit den Süsswassermergeln an der Basis der Klause-Nagelfluhrippe bei Bregenz, die sich an die obere Strasse im Wirtatobel fertzusetzen scheinen (Fig. 2). Von der Nagelfluhserie unter dem Pfändergipfel gehören daher etwa 350 m bereits zur Oberen Süsswassermolasse. Diese ist vellkommen aufgeschlossen in dem Tobel Buchenberg-Flählen auf der Westseite des Pfänder, wo Herr FUSSENEGGER den Anteil an Nagelfluh zu 50°/o, des Mergels zu 35 0/o nnd der Sandsteine zu 15 °/o schätzt. Über der Nagelfluhbank des Pfändergipfels bis zur Ruggbnrg folgen abermals etwa 300 m von oberer Süsswassermolasse in gleicher Nagelfluh-Facies, mit Tropidomphalus in crassatus, Cepaea silvana, Melanin Eschen var. turrita, Clausilia (Triptychia) helvetica etc. St. Gallerschichten, Helvetien, marin (= Unt. Vindobon). Aus Analogie mit dem klassischen Profil von St. Gallen betrachten wir die Nagelfluhrippe des Gebhardbergs als das Liegende dieser Stufe. Die Basis des Helvetien würde somit im Wirtatobel mit einer Süsswasser-Zwischenbildnng beginnen, welche dnrch den Kohlehorizent bezeichnet wird. Die Aufschlüsse an der Oberfläche sind heute unvollständig. Gestützt auf GÜMBEL, SCHMIDT und MÜLLER ergibt sich folgendes Pro fi l von nnten (Fig. 2) : a) 8-10 m graue Sandsteinschichten mit Knochenrest en , worunter Mastodon angustidens (Landesmuseum Bregenz); b) 1-2 m Kohlehorizont mit dünnen Lagen von Pechkohle, mergeligem Stinkkalk und Mergel mit Süsswasser- und Landschnecken (Planorbis, Helix, Clausilia), sowie Pflanzenresten. Übergang in c) 20 m ? graublane, sandige Mergel, nach GÜMBEL mit marinen Fossilien ; Jahrg. 73. ARN. HEIM, E. BAUMBERGER, H. G. STEHLIN. Molasse Vorarlbergs. 9 d) 10-20 m gelbe und violette Mergel (v in Fig. 2). Scharfe Grenze gegen e) 50-60 m Nagelfluh, unten rot mit untergeordneten Sandsteinlagen, oben als 30 m hohe Nagelflnhwand. Diese entspricht d9r Rippe über der Kirche von Fluh (Pr. II); f) 20 m ? schwarzbranne bitnminöse 'Mergel voller m a r i n e r Muscheltrümmer, worunter besonders Cardien. Eine eingelagerte Bank an der Basis von 10 cm Dicke besteht ans sehr hartem Muschelsandstein. Oberer Teil nicht anfgeschlossen. Nagelflnhrippe ; 20 m roter, plattiger Sandstein; 100-150 m' vorwiegend Nagelfluh, mit Ansternschalen im unteren Teil. Die obere Grenze, ungefähr bei der Strassenbrücke FlubRickenbach, ist nicht aufgeschlossen. - Die mittlere Miocänstnfe (Helvetien) des Pfänder schiebt sich also im Wirtatobel zwischen die beiden Strassen ein und hat eine Mächtigkeit von etwa 250-300 m. Sie beginnt mit einer terrestrisch-limnischen Einlagerung, die nach oben in den HaUptteil mit marinen Strandkonglomeraten überführt. Untere Miocänmolasse, Burdigalien. Diese untere Stufe hat etwa 400 m Mächtigkeit nnd lässt sich in zwei etwa gleichwertige Teile gliedern, von unten : 1. 200 m graner mariner Sandstein. Im Wirtatobel hat Herr FUSSENEGGER ein 1-2 m mächtiges B a s i s k o n g l o m er a t mit Ostrea gryphoides und einem Haifischzahn festgestellt, das mit scharfer Grenze dem Mergel der Zone von Kennelbach aufliegt. Darüber erhebt sich in einer Felswand ein mächtiger grauer fossilleerer Sandstein, der durch seine roten Körner noch den Typus der granitischen Molasse aufweist. Es scheinen aber auch noch Glauconitkörnchen dabei zu sein. Die obere Hälfte des Sandsteinkomplexes ist im Wirtatobel etwas mergelig und daher stärker zurückgewittert (Fig. 2).1) Bei Kronhalden an der Strasse unter dem Gebhardsberg im Talboden sind grosse Steinbrüche in diesem fossilleeren Sandstein 1) Der Burdigalien-Sandstein folgt der neuen Strasse unterhalb Fluh, wird aber auf mehrere hundert Meter weit verdeckt durch eine zuerst von S. FUSSENEGGER beobachtete diluviale Nage 1 f l u h. Nach ihrer Hôhe von etwa 600-650 m könnte sie dem Deckenschotter oder einer der Hochterrassen des Achgebietes (Hittisau 800 m) angehören. Die äusserst interessante Talgeschichte des subalpinen Vorarlberg wäre einer besonderen Untersuchung wert. Fast der ganze Lauf der Ach ist epigenetisch. 10 Vierteljahrsschrift der Naturf. Gesellschaft in Zürich. 1928 angelegt, in denen die einzelnen Bänke ausgesprochene Rippelmarken und Diagonalschichtung aufweisen. An der Strasse oberhalb dieser Steinbrüche folgen über der oberfiten granitischen Sandsteinbank noch 6-8 m grünen, mergeligen Sandsteins, dann 15-20 m grüne, stellenweise rote Mergel mit .Mytilus aquitanicus, Tapes vetulus, Ostrea gryphoides etc. an der Grenze gegen die hangende Nagelfluh (Fundstelle Musterberg). 2. 200 m marine Nagelfluhserie. Diese Serie setzt ein mit der 30-50 m mächtigen Rippe aus grünlichem Glimmersandstein mit grober Kalknagelfluh, welche sich unter dem Gebhardsberg bei Kronhalden (= Musterberg) erhebt, die Kanzelfelsen bildet und sich über das Wirtatobel (Tunnels) hinans nach NE verfolgen lässt. Besonders die Obergrenze der Hauptnagelfluhbank ist reich an Fossilien, wie Ostrea gryphoides, Panopaea Menardi, Reden Hemnannsen•i, P.seniensis, Cardien, Haifischzähne. Die zweite Nagelfluhrippe mit rotem Sandstein, 30-40 m, bildet die überhängende Felswand des Gcbhardsberg. Sie ruht in scharfer Diskontinuität mit diskordant 40° N fallender Diagonalschichtung anf einem gelblichen Sandstein von etwa 30 m Mächtigkeit (Pr. II). Diese Grenzfläche lag also offenbar unter Wasser und deutet auf einen bedeutenden Vorstoss der Geröllführung nach Norden. Im Wirtatobel ist die Kanzelfelsen-Nagelfluh etwa 50-60 m mächtig. Sie wird von den Tunnels der Strasse nach Langen durchlöchert und enthält häufig Ostrea gryphoides. Darüber folgen rötliche Mergelsandsteine mit untergeordneten Nagelflnhbänken, dann unter der Säge grüner schiefriger Sandstein (g in Fig. 2). Die Gebhardsbergrippe ist also auch bei der Säge Wirtatobel vorwiegend sandig und die Nagelfluh in mehrere Teilrippen aufgelöst. Oligoeän. Zone Kennelbach-Bildstein. (Granitische Molasse, Aquitan.) Diese Zone reicht von der marinen Miocän-Transgression am Südfuss des Pfänder bis unter die Kirche von Bildstein und hat somit eine Breite von 3-4 km (Karte). Das charakteristische Gestein ist der bekannte „granitische Sandstein", auch St. Margarethenstein genannt, ein meist leicht verwitterbarer, mürber, fein- bis grobkörniger Sandstein mit Diagonalschichtung, Jahrg. 73. ARN. HEIM, E. BAUMRERGER, H. G. STEHLIN. Molasse Vorarlbergs. 11 in welchem sich stets die charakteristisch gespaltenen roten Feldspatkörnchen erkennen lassen. Man mnss indessen in der Beurteilnng der roten Körner vorsichtig sein, indem sich auch solche aus Hornstein in anderen Stufen vorfinden. Mit dem Sandstein wechsellagern gelbliche bis bräunliche oder graue Mergel, die im ganzen über den Sandstein vorherrschen. Rote Mergel wurden von Herrn FUSSENEGGER bei Stegenhalden, östlich Kennelbach, anf der Südseite der Ach beobachtet (r in Kartenskizze). Nach. SCHMIDT und MÜLLER sind in der granitischen Molassezone anch dünne Lagen von Kohle eingeschaltet, und zwar zwischen Wolfurt und Rickenbach, wie anch in entsprechender Lage an der Bregenzerach nnterhalb der Station Doren (Botzenan). Am rechten Ach-Ufer, etwa 250 in oberhalb der Brücke von Kennelbach, findet man sehr glimmerreichen Sandstein mit Diagonalschichtung, erfüllt mit schön erhaltenen Blättern von Landpflanzen, die einer besonderen Bearbeitnng wert wären (Fallen 30° nach N10W). Höher oben am gleichen Flussbord steht wieder der gewöhnliche granitische Sandstein an, der jedoch hier reich ist an weissen zerbröckelnden Schalen von Süss w a s s e r s c h n e c k e n' (Fundstelle Spinnfabrik). Nagelfluhbänke wurden zum Unterschied der linken Rheintalseite nirgends gefnnden, wohl aber eine dünne Geröllage bei der Kirche von Kennelbach (Fossilfnndstelle). 0 b er e Grenze : Der obere Teil der granitischen Molasse (Zone von Kennelbach) besteht aus Mergeln mit granitischen Sandsteinlagen, die jedoch nach oben verschwinden, so dass nach den Anfnahmen von Herrn FUSSENEGGER im Wirtatobel die obersten ca. 100 m der mächtigen Schichtfolge nnr noch aus Mergeln von grauer, gelblicher bis bräunlicher Farbe bestehen. Darüber t r a n s g r e d i e r t mit schar fer Grenze das marine miocäne Basiskonglomerat. Untere Grenze: Die imposante Kirche von Bildstein mit ihren zwei Knppeltürmen steht noch auf einer massiven Rippe granitischen Sandsteins. Anf dem Weglein und im Gestrüpp des Steilhanges süd westlich darunter kommen die tieferen Horizonte mit allmählich steilerem Nordfallen (50° ) zum Vorschein: 25 m gelbliche Mergel, an der oberen Grenze mit Mollnsken. 12 m grauer Sandstein mit Knauern und einzelnen roten Körnchen, nicht mehr typisch granitisch; darunter grünliche bis rötliche Mergel mit Sandstein der Zone von Inngrüne. Es scheint somit ein tbergang der Zone von Inngrüne in die ' g r a n i t i s c h e Mo lasse stattzufinden, wobei die Grenze wohl am besten an die Basis der Sandsteinrippe von Bildstein gelegt wird. 12 Vierteljahrsschrift der Naturf. Gesellschaft in Zürich. 1928 An der Bregenzerach ist die untere Grenze nicht znsammenhängend aufgeschlossen. Dicke Mergellager schalten sich den Sandsteinbänken ein, und man hat auch hier den Eindruck, dass ein Übergang unter Vermergelung in die Zone von Inngrüne' stattfinde. Die Mächtigkeit der granitischen Molasse ist gewaltig und ergibt sich aus den Messungen der Schichtlage zwischen Rhein und Ach zn 1500-1700 m. Ungefähr die gleiche Mächtigkeit zeichnet BAUMBERGER in seinen Profilen von Luzern. Alter : Auch die paläontologischen Funde ergeben ein entsprechendes Resultat und bestätigen die Zugehörigkeit zum oberen Teil der unteren Süsswassermolasse, dem eigentlichen Aquitan. (Vergl. paläontologischer Teil.) Zone von Inngrüne—Botzenau. Die Scheitelregion der nördlichen Antiklinale und die sich daran anschliessende steil südlich fallende Zone von Inngrüne besteht vorwiegend aus Mergeln, und zwar bräunlichen, untergeordnet auch rötlichen und grünlichen Mergeln. Infolgedessen ist diese Zone schlecht aufgeschlossen. In die Mergel sind eingeschaltet Mergelsandsteine, sowie einzelne Bänke ven hartemKalksandstein. Kalks Auf einer solchen grobkörnigen Bank mit kalkigem Bindemittel, Fallen 65° nach S 25° E, steht das Haus von Inngrüne. An der Bregenzerach stehen bei der Brücke Botzenau (Station Doren-Sulzberg) mit 60-70 ° Fallen nach S 40 ° E, gelblich-braune, anch bunte Mergel mit Sandsteinbänken an, und den grobkörnigen Kalksandstein von Inngrüne findet man wieder auf der rechten Achseite hinter dem Gasthaus. Die gleiche bräunliche mergelige Serie setzt sich quer znm Streichen fort bis zur Mündung der Weissach, wo sich rote Mergel einstellen. Vom Scheitel an südwärts bis zu den ersten eigentlichen roten Mergeln beträgt die Mächtigkeit der Mergelserie von Inngrüne am Rhein wie an der Ach etwa 1 km. Trotz eifriger Suche sind noch keine Fossilien in dieser Zone gefunden worden nnd das Alter bleibt daher noch unbestimmt. Es kann sich allerdings aber nur um unterstes Aquitan oder oberes Stampien handeln. Faziell steht die Molasse von Inngrüne der bunten Molasse näher als den tieferen Horwerschichten. (Siehe Nachtrag p. 64.) Der Südrand der Zene von Inngrüne wird von roten Mergeln mit Sandstein gebildet, die auf der Rheintalseite 100-200 m, an der Ach etwa 500 m Breite einnehmen. Unmittelbar südöstlich der Weissach- Jahrg. 73. ARN. HEINI, E. BAUMRERGER, H. G. STEHLIN. Molasse Vorarlbergs. 13 Mündung stehen am linken Achnfer in 20 m Abstand zwei je 3-4 m dicke Bänke von K a l k n a g e l f l u h an, den Mergeln eingelagert. Die Gerölle, worunter einzelne von rotem Hornstein, sind russ- bis eigross. Wir befinden uns hier vermutlich in einem Niveau, welches das normale Hangende der Mergelserie von Inngrüne bildet. Die obere Grenze ist an der Ach nicht anfgeschlossen, im Schwarzach-Tobel aber (Prof. II und Fig. 3,11) dnrch eine Rntschfläche bezeichnet. Zone vom Schwarzach-Tobet Diese Serie grauer Mergel und Sandsteine ist prachtvoll entblösst im Schwarzach-Tobel längs der Strasse von Schwarzach nach Alberschwende (Nr. 1-9 der Fig. 3). Fig. 3. Die stampische Schichtfolge im Schwarzach-Tob el. Ü = Überschiebung. Ü? = fragliche Sekundäriiberschiebung innerhalb der Horwerschichten. r = rötliche Mergel. 'b = bräunliche und grünliche Mergel mit knorrigen Sandsteinlagen. 1. 20 m harter grauer Sandstein mit Mergellagen, flyschartig zerknittert (vergl. Fig. 11). Übergang 2. 20 m grauer Sandstein, einen Felsvorsprung bildend, 45° nach S 25° E fallend. 3. 50 m oder mehr Sandsteinbänke wechselnd mit Mergellagen, nicht gut aufgeschlossen. 4. 20 m grauer Sandstein, mit Steinbruch, Fallen an der Strasse 33° nach S 30-45° E. 5. ca. 100 m bräunliche Mergel, stark gefältelt, im untern Teil (Seitenbach) grünlich, leberartig, mit mergeligen Sandsteinbänken voller Pyritknöllchen, oben mit schwach kalkigen, glimmerigen, feinkörnigen Sandsteinplättchen von 1-5 cm Dicke, an Flysch erinnernd. Übergang 6. ca. 150 m Mergel mit fast ebensoviel Sandsteinbänken, die bis 2 m dick werden und knorrige Oberfläche, oft mit auffallenden Rippelmarken, aufweisen. Übergang 7. 25 m grauer, kalkhaltiger Sandstein; Hauptsteinbruch oberhalb Wirtshaus Tobel, ausgebeutet zu Baustein, Pflasterstein und Schleifstein, in kompakten Bänken bis zu 2 m Dicke mit schaligem Bruch, obwohl die Sandkörner feinste, oft schiefe Schichtung innerhalb der Bänke erkennen lassen. Rippelmarken. In einer mergeligen Lage in der Mitte fand Herr FUSSENEGGER ein Exemplar von Ericia anti- 14 Vierteljahrsschrift der Naturf. Gesellschaft in. &rrîch. 1928 qua, ferner verdrückte Heliciden, im unteren Teil auch schlechterhaltene Cardien. Scharfe Grenze gegen 8. 80 m grünlichgraue Mergel mit regelmässigen Sandsteinbänken von 5-50 cm Dicke. Fallen 35° nach S 20° F. 9. 15-20 m grauer Sandstein, im Wald (im Seitenbach von Amenegg fehlend?). 10. grünrot fleckige Mergel mit Sandsteinlagen, bunte Molasse, Zone von Albers chwende. Das hervortretendste Gestein dieser Serie ist der Pflasterstein von Tobel, der mit seinen verkohlten Pflanzenresten, schwarzen Mergel-. schmitzen, regentropfenartigen Eindrücken, feinkörnigen Schwefeleisenlagen nnd Rippelmarken anffallend mit dem Horwersandstein bei Luzern übereinstimmt nnd nach den Bestimmungen BAUMBERGERS ebenso dem Stampien zuzurechnen ist. Dass im Schwarzach-Tobel Horwerschichten anftreten, war bisher nnbekannt. Die scharfe obere Grenze im genannten Steinbrnch ist wohl als plötzlicher Facieswechsel zu deuten. Zweifellos gehört aber die liegende Mergelserie normal unter den Steinbruch, kann also nur älter sein als der Banstein. Die Mergel entsprechen wohl BAUMBERGERS Grisiger Mergel. Sie sind aber auch tänschend ähnlich den obersten Lagen des autochthonen Flysch am Urnersee, wie er z. B. anf dem Weg nördlich Seedorf unter der helvetischen Schubmasse in starker Zerknitternng aufgeschlossen ist (Lit. 12). Es frägt sich aber, ob auch die Horizonte 4 bis 1 normal darunter liegen, oder ob die Mergel 5 auf jene überschoben sind. Der Kontakt ist leider nicht aufgeschlossen. Im letzteren Falle würde es sich um eine seknndäre Überschiebnng innerhalb der grauen stampischen Molasse handeln; 1-4 könnte mit 6-9, allerdings nicht in genau gleicher Ausbildung, verglichen werden, und der älteste Horizont würde dann nicht der Sandstein 1-2, sondern der Mergel 5 sein. Nach Unterbrüchen durch Moräne bei Alberschwende finden wir die Serie des Schwarzach-Tobels wieder an der Bregenzerach (Prof. I), wo der harte Sandstein an der Strasse bei Stockegg (Km 16), 1 km südöstlich der Weissachmündung, in mächtigen Felsen ansteht und gebrochen wird. Die Bänke sind im Steinbruch 5-100 cm dick, glatt oder schwach gerippelt, und fallen 50 ° nach 5 25 E. Neben verkohlten Pflanzenresten sind auch einzelne schwarze Kalkgeröllchen bis zu 3 cm Durchmesser in dem fein geschichteten Sandstein eingeschlossen. Der gesamte Sandsteinkomplex, vielleicht gedoppelt, hat an der Ach eine Mächtigkeit von etwa 200 m. Er wird ebense von bräunlichgrauen Mergeln unterlagert. Wo aber die Überschiebung genau durchgeht, konnte aus Mangel an Aufschlüssen nicht festgestellt werden. Jahrg. 73. ARN. HEIM, B. BAUMRERGER, H. G. STEHLIN. Molasse Vorarlbergs. 15 Schon aus der Ferne lässt sich erkennen, dass sich die Zone von Schwarzach-Tobel noch weit östlich der Bregenzerach fortsetzt, indem sie durch ihre harten Sandsteine eine Hiigelrippe auf der Südseite der Weissach bildet. Zone von Alberschwende (Bunte Molasse). Anf den Horwerschichten von Schwarzach-Tobel ruht anscheinend normal und ohne tektonische Störung die bunte Molasse der Zone von Alberschwende, die aus bunten, oft blntroten Mergeln mit Sandstein besteht. Die steilen Seitenbäche und Schluchten auf der Südseite der Schwarzach bieten vollkommene Aufschlüsse. Graue, grünliche, grün-rot gefleckte, bräunliche, violette bis blutrote Mergel sind die Regel, während die Sandsteine gran sind und selten über 5 m mächtige Bänke bilden. Die Abgrenzung gegen mergelige Sandsteine ist oft verwischt. Der Anteil des Sandsteins mag anf 10-20 0/0 geschätzt werden. Die Mächtigkeit bis zur nächsten Überschiebung beträgt am Bach von Amenegg rnnd 500 m, weiter östlich ob Alberschwende, von allfälligen Komplikationen nnter der Moränendecke abgesehen, etwa 1000 m, und an der Bregenzerach vielleicht noch mehr. Ausser unbestimmten Pflanzenresten sind in dieser Zone der bnnten Molasse noch keine Fossilien gefunden worden. Sch wo.zach-Tabe/ Ste nbr Horwersch W.t/ sss Strasse z92 Zone e.A/bersrhwende beste Merg •; bunte Molasse .\ yr/rae Merg Stan<pen S ta nl pier, s NNW / 0 > SSE 500 tn. Fig. 4. Profil des Baches Amenegg-Schwarzach-Tobel. Nr. 5-9 wie in Fig. 3. Nagelfluh grob punktiert; Sandstein fein punktiert; bunte Mergel fein geslrichelt; + = Sandstein mit Cyrenen (Eggschichten); in = Moräne Zone Fluh-Amenegg (Horwerschichten). Vom Rhein nach Osten vordringend, finden wir das erste Profil dieser Schichtserie im Tobel von Haselstanden, wo sich auf der nördlichen Bachseite ein noch heute betriebener Brnch für Schleifsteine befindet. 16 Vierteljahrsschrift der Naturf. Gesellschaft in Zürich. 1928 Beim zweitobersten Bauernhaus steht eine erste Nagelfluhbank an, die vermutlich noch dem oberen Teil der Serie von Alberschwende angehört. Es müsste sonst eine bedeutende Verwerfung längs des Tobels mit Senkung nnd Vorschnb des südwestlichen Flügels angenommen werden, von dem weiter oben nichts zn sehen war. Beim Steinhauerhüttchen wnrde eine etwa 3 ni mächtige Bank von grobkörnigem „aplitischem" Sandstein ausgebeutet (b in Fig. 5). Er ist weisslich bis rötlich, grobkörnig, quarzitisch und mit bunten Mergeln (a) verknüpft, scheint also die oberste Grenze der Zone von Alberschwende zu bezeichnen. Nach kurzer Unterbrechnng durch Schntt folgt die sicher normale, brackische Serie der Horwerschichten (Fig. 5). Fig. 5. Das Profil im Tobel von Haselstauden-Fluh. 1. 100-150 m bräunllch angewitterte graue Mergel (= Grisiger Mergel). 2. 13 m grauer Sandstein, 40° nach S 25 E fallend. a) 3 m in Bänken von 5-50 cm mit Mergellagen. Feingeschichteter glimmerarmer Kalksandstein. Kohlige Pflanzenreste, Rippelmarken. b) 10 m grobkörniger Sandstein mit einzelnen Geröllen. 3. 10-15 m Sandstein in Bänken von 1-10 dm mit Mergellagen und einzelnen Gardien. Wetzstein. Eine 10 cm dicke Sandsteinbank in der Mitte ist erfüllt mit Blattabdrücken. 4. 6-8 m Mergel mit Sandstein und bis über faustgrossen Kalkgeröllen. An der Basis derselben, mit Geröllen verknüpft, fanden sich Cyrena semistriata, Cardium Thunense, C. Greseri, Melanopsis und Haifischzähne. 5. 25 m unten vorwiegend grünliche, rötliche und violette Mergel, oben mehr Sandstein. 6. 25 m. Zweiter Zyklus beginnend mit 5 m Kalknagelfluh, darauf Sandstein und Mergel. 7. Dritter Zyklus: 5 m Nagelfluh + 10 m Sandstein und Mergel. 8. 20 m Sandstein mit Konglomeratlagen, darüber 10 m blutrote Merge!. Die weiter folgende bunte Serie von ca. 400 m bringt den gleichen Wechsel in vielfacher Wiederholung, wobel die Nagelfluh untergeordnet ist. Jahrg 73. ARN. HEIM, E. BAUMBERGER, H. G. STEHLIN. Molasse Vorarlbergs. 17 In dieser normalen Schichtfolge erweisen sich die Horizonte 1 —4 dnrch ihre Fossilien als dem Unteren Stampien angehörend, welches allmählich in die bunte Molasse mit Nagelflnh überführt. Die Schichtgruppe 2-4 , von etwa 30 m Mächtigkeit, die einen konstanten stratigraphischen Horizont bildet, soll als Eggschichten bezeichnet werden (vergl. pag. 24). RICHTER hat diesen Cardienhorizont bereits weiter östlich verfelgt und in den Bächen nördlich des Bödele wiedergefunden. Die harten Sandsteine mit Nagelfluhbänken bilden die Vorsprünge der Terrasse, auf der Amenegg liegt. In der Schlncht nördlich nnter Amenegg werden die roten Mergel der Zone von Alberschwende überlagert von etwa 150 m mächtigen granen Mergeln, die sich ausser ihrem Gehalt an feinsten Glimmerschüppchen kaum vom senonen Leistmergel unterscheiden lassen. Darüber folgt mit scharfer Grenze Kalksandstein (ca. 6 m), darüber die erste Nagelflnhbank (3 m), über die der Bach einen Wasserfall bildet. Die Mächtigkeit dieser brackischen Sandsteine mit Nagelfluh zwischen leistartigen Mergeln und bunter Molasse beträgt auch hier etwa 30 m. Im Bach östlich Amenegg ist die Schichtfolge über den leistartigen Mergeln besser zngänglich. Sie setzt mit scharfer Grenze ein in Form sehr harter, feinkörniger Sandsteinbänke von je 20-50 cm Dicke, mit prachtvollen Rippelmarkon auf der Oberseite. In einem losen Stück wurden anch hier Cardien und Cyrenen gefunden. Die Mächtigkeit des Sandsteinkomplexes mit Nagelflnh im oberen Teil (Eggschichten) beträgt hier 40-50 m. Im Bach von Maltach bilden die leistartigen Mergel bedentende Abrisse bei grosser Mächtigkeit, die anf 200— 300 m geschätzt werden kann. Bei genauerer Beobachtung erkennt man feinste glimmersandige Rippen von oft weniger als 1 mm, die aus dem verwitterten Mergel hervortreten. Diese Mergel gehen hier nach oben allmählich ohne jede Störung der Schichtfolge in die Sandsteine der Eggschichten und diese in die bunten Mergel über, wie Figur 6 zeigt. VierteIjahrsschrift d. Naturf. Ges. Zurich. Jahrg. 73. 1928. 2 18 Vierteljahrsschrift der Naturf. Gesellschaft in Zürich. 1928 Fig. 6. Profil der Eggschichten (Stampien) am Bach nördlich Maltach. 1. Graue, leistartige Mergel. 2. Ca. 15 m graue Mergel mit Sandsteinbänken von 5-10 cm, die scharf abgegrenzt sind und slch allmählich einstellen. Gardien in Blöcken. 3. Ca. 25 m dito mit Sandsteinbänken bis zu 3 m Mächtigkeit. 4. Ca. 10 m grobkörniger, löcheriger Sandstein. 5. Bunte Molasse : mergelige Sandsteinbänke von 1-10 dm ohne scharfe Begrenzung gegen die zwischenliegenden Mergel, die in den unteren 5 m grünlich, dann grün und blassrot fleckig, dann intensiver gefärbt werden. Den wertvollsten Anfschluss endlich, tektonisch wie stratigraphisch, bietet der Schwarzbach, 1 km südöstlich ob Alberschwende (Fig. 7). Fig. 7. Profilansicht des Schwarzbach 1 km südöstlich oh Alb erschwende. 1. 2. 3. 4. Knollige, feinsandige Mergel mit Cyrena semistriata und Gardien. Graue, leistartige Mergel, mächtig. Grobkörniger, grünlicher Sandstein mit mergeligen Lagen, übergehend in rötliche Mergel mit Sandsteinbänken. K = Kohlenschmitze. Jahrg. 73. ARN. HEIM, E. BAUMBERGER, H. G. STEHLIN. Molasse Vorarlbergs. 19 Dieser Anfschlnss beweist, dass aUch der tiefste Gewöl;bekern nnd somit die ganze Stnfe der leistartigen Mergel dcm Unteren Stampien angehört. Diese aber geht nach oben, wie der vorhergehende Anfschlnss gezeigt hat, normal in die Stufe der Wetzsteine mit Cardien (Eggschichten) über, welche das normale Liegende der bunten Molasse bilden. Wir haben somit die folgende Gliederung der oligocänen Molasse festgestellt, von oben: 3. Bunte Molasse: Mergel mit Sandstein, im südlichen Gebiet auch Kalknagelfluh enthaltend. 500-1000 m. 2. Eggschichten: Stufe der grauen Kalksandsteine (Wetzsteine) mit Cardien nnd Cyrena semistriata, im südlichen Gebiet anch mit Nagelflnh (älteste Nagelfluh). 30-- 50 m. 1. Grane, leistartige Mergel, an der Basis knollig-sandig, mit Gardien nnd Cyrena semistriata. 100-300 m. Die Eggschichten bilden in den südlichen Zonen einen leitenden Horizent, der zwischen den graUen Mergeln und der bunten Molasse leicht feststellbar ist nnd infolge seines höheren Widerstandes gegen Verwitterung als Steilstufe hervortritt. Synklinalzone von Maltach (Bnnte Molasse). Die bnnte Molasse dieser Zone ist bereits anf Seite 16 beschrieben. Sie hat eine sichtbare Mächtigkeit von 500 m im Westen und etwa 1000 m im Osten, ohne dass das normal Hangende einer jüngern Serie erhalten wäre (Pr. I nnd II). Im Nordschenkel ist die Nagelfluh am stärksten vertreten ob Haselstanden, wo etwa 10 Bänke eingeschaltet sind, die jedoch selten 5 m Mächtigkeit übersteigen. Die Gerölle bestehen aus grauem, dichtem Kalk, Kieselkalk und Sandstein, wohl teilweise aus Flysch, und können über fanstgross werden. Kristalline Gerölle wurden keine gefunden. Gegen die Bregenzerach geht die Konglomeratfacies im Nordschenkel zurück ; rote Mergel herrschen bei weitem vor. Der Südschenkel ist wieder stärker mit Nagelfluh versehen. An der Ach sind zwei Hauptbänke im Abstand von etwa 300 m vorhanden. Die mächtigste bildet die Basis der bunten Molasse; es ist die Rippe, anf welcher die Kirche und die Ach-Brücke von Egg stehcn. Sie fällt 70-80° N nnd hat eine Mächtigkeit, untergeordnete Mergel nnd Sandsteinlager mitgerechnet, von etwa 60 m. Anf der Rheinseite trifft man im Südschenkel vertikale Nagelfluhrippen bei Unter-Fallenberg oberhalb Kehlen, mit bis zu 20 m Dicke und faust- bis kopfgrossen Kalkgeröllen. Die schönsten znsam- 20 Vierteljahrsschrift der Naturf. Gesellschaft in Zürich. 1928 menhängenden Aufschlüsse quer zum Streichen, mit 200 m lückenlosen Anfschlüssen, bietet das Strässchen unmittelbar nördlich von Bödele (Fig. 8). Fig. 8. Profil der bunten Molasse am Strässchen beim Bödele. m = Moräne. R. = Rutschfläche 1. 10 m rote Mergel. 2. 2 m Nagelfluh. 3. 10 m Mergel und Sandstein. 4. 23 m grauer Sandstein mit Mergellagen. 5. 1,5 m grünliche Mergel. 6. 0,5-1 m Nagelfluh. 7. 29 ni grauer Sandstein und Mergel. 8. 15 m rote Mergel. 9. 14 m violette Mergel. 10. 4 m grobe Kalknagelfluh. 11. 10 m Sandstein mit Mergellagen. 12. 24 m grüne (4 m) und rote Mergel (20 m). 13. 17 m Mergel und Sandsteinlagen. 14. 1,5 m Nagelfluh. 15. 5 m grüne Mergel. 16. 4 m Nagelfluh. 17. 6 ni Mergel und Sandstein. 18. 2,5 m Nagelfluh. 19. 5 m Sandstein. 20. 5 m rote Mergel mit Sandstein. 21. 2 m Nagelfluh. 22. 5 m Mergel und Sandstein. Die Nagelfluhbänke sind meist vollkommen scharf begrenzt. Auf die obige Serie folgen an den grossen Anrissen der nächst westlichen Schlucht 1 oder 2 weitere jüngere Nagelfluhbänke (Strassenecke Fig. 2), dann eine etwa 300 m mächtige Serie roter Mergel bis zum enggepressten Synklinalkern. Der jüngste Teil der bunten M ol asse ist hier der nagelflnhärmste und mergelreichste. Die mächtigsten und gröbsten Nagelfluhen gehören dem unteren und mittleren Teil der bnnten Molasse an. Südliche Randzone. Diese ist nur an drei Stellen aufgeschlossen : 1. Rheintal bei Dornbirn. An der Strasse südöstlich ob Kehlen finden wir südlich der vertikalen Nagelfluh abermals eine Serie grauer, glimmerhaltiger Sandsteine und Schiefermergel, und zwar in antiklinaler Stellung ohne sichtbare Umbiegung (Pr. II), und das Bachbett südlich unter Fallenberg schliesst eine Serie grauer, leistartiger Mergel mit feinen Glimmersandsteinlagen auf, die auffallend denen von Fluh-Amenegg nnd a6Æ2. Amami & mum« m Æ G. m_u* 5ômevi»«A 21 Egg AGpmhm Dass hier wieder ««F«ec»htcn vorliegen, wird auch bewiesen du R( C Rn semi rc und Gard i, di e«2£{u mpGGE am Anriss d er genannten Strasse gefunden hat. Die Stelle befindet Ac am nördlichen oberen Rand der etwa 200m breiten #2gebA$ wo sich grane Sandsteinbanke einstellen. Diese entsprechen wohl de n £g mbc bm Aber auch südlich der 1 aa§g n Mergel folgt nstein, am besten aufgeschlossen auf einem Weg südlich d er Kapelle v n Ober Falenberg. Er lie dem Mergel mit scharfer, asc einend ab er amt 22 Vierteljahrsschrift der Naturf. Gesellschaft in Zürich. 1928 graphisch normaler Grenze mit 50-60 ° Südfallen auf, ist stellcnweise sehr grobkörnig, glimmerartig und veller Wülste. Auch die tektonische Lage dentet darauf hin, dass es sich um eine Wiederholung der Zone Fluh-Amenegg handelt (Pr.Il). 2. Mühlbach (Fig. 9). Zwischen Dornbirn und Egg ist der Kontakt von Molasse und Alpen durch ausgedehnte Moränen verdeckt, mit AUsnahme des Mühlbachs, 1 1/s km oberhalb von Schwarzenberg, wo er wenigstens auf etwa 50 m festgelegt werden kann (Fig. 9). Die Stelle ist schon auf der Karte von WEPFER verzeichnet. Der Mühlbach bildet dort ein Knie gegen N und nimmt zwei Nebenbäche von Norden her auf. Der obere 'nnd grössere entspringt der Erosionsnische auf der Ostseite des Gaiskopf und soll als G- a i s b a c h bezeichnet werden. Der kleinere mündet beim „Kohlplatz", wo früher in Meilern Kohle gebrannt wurde. Das stratigraphische Profil dieser Nebenbäche ist folgendes, ven unten : 1. Graue, leistartige Merge]. 2. Eggschichten, vorwiegend grauer, harter Sandstein. a) 5 m Sandstein, unten 1 m dünnbankig, oben 4 m massig. Die unterste Bank von 20 cm Dicke ist erfüllt von grossen Exemplaren der Cyrena semistriata, die meist d o pp e l s c h a l i g au fg e k la pp t vorliegen nnd von weitem wie Geröllabdrücke ausschen. b) 5 m grobkörniger Sandstein (mit einer Geröllage), z. T. fein gebändert, glimmerarm, entspricht genau der Grobsandsteinbank bei Egg (5 in Figur 10). c) 3 m graue Mergel mit Sandsteinbänken, einige Platten mit Rippelmarken, die unterste Seite der obersten Bank (Wasserfall) erfüllt von winzig en Exemplaren der Cyrena semistriata mit erhaltener Schale. d) 5 m harter Kalksandstein (mit Geröllage), unten sehr feinkörnig, zäh, bankig (wie der Schleifstein von Haselstauden), oben massig und grobkörniger. Scharfe Grenze. 3. Bunte Molasse. a) 25-30 m grünliche, bröckelige Mergel mit violettschwarzen Mergellagen und untergeordnetem Sandstein. Scharfe Grenze gegen b) 20 m grauer Sandstein, oben grünlich bis rötlich, stellenweise glimmerreich. c) 20-30 m vorwiegend Mergel, gran bis rötlich-grünlich gefleckt. Jahrg. 73. ARN. HEIM, E. BAUMRERGER, H. G. STEULIN. Molasse Vorarlbergs. 23 d) Sandsteinbank, auf der nnteren Seite mit 1/2 m Nagclfluh. e) 2 m roter Sandstein + 2 m roter Schiefer. f) rote Mergel, mächtig. Eine besonders auffallende Erscheinnng ist das Riesen k o n g l o m e r a t (R), das auf der Südseite des Mühlbachs einen kleinen bewaldeten Felskopf bildet. Es enthält Gerölle bis über 1 m 2. Unter den grössten sind folgende Gesteine vertreten: 1. Feinkörniger, grauer, spröder Quarzitsandstein mit dnnklen Glauconitkörnchen, 1,8 X 1,3 >< 0,8 m, gernndet mit einspringendem Winkel, Inhalt über 1 m 3 , anstehend (aus Falknis-Gault oder Wildflysch); 2. Grobkörniger Quarzitsandstein vom Typus Saluier l ) mit brecciösen Konglomeratlagen von verschiedenen Gesteinsarten. Mehrere eckige bis halbrunde, heruntergefallene Blöcke von 1/2-1 m 3 , der grösste 1,8 X 1,5 X 1 m. Ferner ein plattovales Gerölle gelb verwitterten Qnarzitsandsteins von 1,6 X 1,3 X 0,5 m; 3. Kieselkalk, wohl Flysch, Gerölle bis 0,8 m Durchmesser; 4. Kopfgrosse Gerölle von Kalksandstein (Flysch?), Flysch-Breccie mit gelben Dolomitfragmenten und grünen Körnern, sowie ein Gerölle von dichtem hellgrauem Kalk (Aptychenkalk?) etc. Das Riesenkonglomerat wäre einer Spezialuntersuchung mit genanem Vergleich aller Gesteinsarten wert. Fig. 10. Die südlichsten Molasse'schichten an der Bregenzerach bei Egg. { = Einzelne Cyrenen. C = Haupt-Cyrenenbank. Die Aufschlüsse am Mühlbach erinnern auffallend an diejenigen am Weissbach im Kanton Appenzell, wo A. LUDWIG ebenso eine Cyrenenbank (C. semistriata) und ein Riesenkonglomerat in der südlichen Randzone fand (Lit. 11, S. 84-86). 1) So genannte Bank an der Kreide-Flyschgrenze bei Dornbirn. 24 Vierteljahrsschrift der Naturf. Gesellschaft in Zürich. 1928 3. Bregenzer-Ach (Fig. 10). Schon WEPFER hat eine Skizze der Molasse an der Ach gegeben, wo er Cyrenen fand, jedoch ohne darin die gegen 200 m mächtige Schichtserie anzugeben, die noch südlich auf diese Fossilbank folgt. Die Schichtfolge ist von oben : 1. Bunte Mergel mit Sandstein des Muldenkerns (Elektrizitätswerk 450 m nördlich Kirche Egg). 2. Nagelfluhbank, 70° N fallend (beim Überlauf des Wasserstollens), 3. ca. 300 m wohl vorwiegend bunte Mergel, nur teilweise aufgeschlossen. 4. 55-60 m Kalknagelfluh mit untergeordneten Sandsteinlagen. Rippe der Kirche von Egg. 5. 30 m Eggschichten (entsprechend 2-3 in Fig. 5 und 2-3 in Fig. 6) : a) 10 m bräunlich-graue Mergel mit Sandsteinlagen; b) 5 in Sandsteinbänke, oben 1,5 m grobkörnig massig, nnten feinkörnig plattig; c) 5-8 m Mergel; d) 2-3 m Sandstein ; e) 5 m Mergel und Sandsteinlagen mit sog. Regentropfen in positiver und negativer Form, sowie Pflanzenresten ; Cyrena semistriata massenhaft ; 6. ca. 150 m graue Schiefermergel auf dem linken Achufer mit regelmässigen, scharf abgetrennten Sandsteinlagen von 1-10 cm, die kohlige Pflanzenreste einschliessen. 7. Harter Sandstein in Bänken bis zu 1 m Dicke. B. Kalknagelfluh 4-5 m, 40 N fallend, darunter beim Stauwehr wieder graue Mergel. Die Haupt-Cyrenenbank befindet sich 50 m SW der Kirche und etwa 10 m unter der Grasterrasse: ein knolliger, bläulicher, sandiger Mergel voller Steinkerne nnd hie und da auch mit beschalten Cyrenen. Da die Stampische Stufe mit Sandstein und Cyrenen (5 in Fig. 10) bei Egg am fossilreichsten, am längsten bekannt und am leichtesten zugänglich ist, schlagen wir dafür die Bezeichnung E g g s c h i c h t en vor. Sie entsprechen dem Horizont von Fluh-Amenegg (2-3 in Fig. 5), und liegen in der direkten Fortsetzung von Fallenberg bei Dornbirn. Die Cyrena ist nach BAUMBERGER die stampische C. semistriata. Damit ist der Nachweis erbracht, dass zwischen Rhein und B r e g e n z e nach die älteste Molassestufe (Stampien) den Alpenrand h i 1 d et, wenn auch nicht immer mit dem gleichen Horizont an Flysch und Kreidemergel stossend. Jahrg. 73. ARN. HEIM, B. BAUMBERGER, H. G. STEHLIN. Molasse Vorarlbergs. 25 Verbreitnng der Konglomerate. Die mächtigen miocänen Kalk-Konglomerate endigen 20-25° alpenwärts ansteigend am Pfänder, indem sie aberodiert sind (Fig. 1). Weiter südlich ist kein Miocän mehr vorhanden. In der granitischen Molasse von Kennelbach-Bildstein haben wir znm Unterschied der Ostschweiz keine Nagelfluhbänke, nnr groben Sandstein gefunden. In der Zone von Inngrüne sind nns nur an der Bregenzerach die zwei unbedeutenden Geröllbänke südöstlich der Weissach bekannt geworden (vergl. S. 13). Wir sehen somit, dass das Oligocän der nördlichen Antiklinale noch so gut wie frei von Geröllen ist. Wir kommen nnn zu den Schuppen am Alpenrand. S t a m p i en. Die Sandsteine der nördlichen Schuppe im Schwarzachtobel enthalten nur einzelne Gerölle, besonders von Ton, nnd nur 1,2 km NNE von Alberschwende wurde auch eine unbedeutende Geröllage im granen Sandstein der hIorwerschichten notiert. In der südlichen Schuppe fehlen im unteren Teil der Schichtfolge die Gerölle vollständig: die s t a m p i s c h e S c h i c h t f o l g e beginnt mit einer feinen Schlammbildnng. Erst an der oberen Grenze der Eggschichten (Fluh-Amenegg) setzen Konglomerate ein , und zwar mit den Cyrenen und Cardien gemischt, so dass wir diese unterste Nagelfluh als marin-brackisch betrachten müssen. Die stratigraphische Stellung der südlichsten Nagelfluhbänke, wie Nr. 8 in Fig. 10, und des Riesenkonglomerates (Fig. 9) ist etwas zweifelhaft, scheint aber nahe über die Eggschichten zn gehören. Bnnte Molasse. Die Schuppe von Alberschwende ist auch in der bnnten Molasse noch fast frei von Nagelflnh. Einzig an der Ach südlich des Steinbruchs haben wir in einer 4 m mächtigen Sandsteinbank eine feine Geröll-Lage beobachtet. Dagegen entwickelt sich die Konglomeratfacies in überraschender Weise in der südlichen Falte. Die N a g e l f l u h e n setzen ein im Nordschenkel der Synklinale von Maltach. Auf der Nordseite der Mündung der Subersach schieben sich bei 20° NE Fallen zwei erste Bänke in die bunten Mergel ein, eine untere von 3 m und eine obere von 0,5 m, die weiter nördlich noch nicht vorhanden sind. Zwei ähnliche, unbedeutende Bänke sind in dem Anriss beim Elektrizitätswerk, anf der Ostseite der Ach, unmittelbar nördlich der Synklinalaxe bei 30° Fallen nach S 35 E aufgeschlossen (Pr. I). 26 Vierteljahrsschrift der Naturf. Gesellschaft in Zürich. 1928 Schon auffallender ist eine Bank auf der gegenüberliegenden Seite der Ach, an der Strasse Egg-Alberschwende (Karte). Die orographisch bedentendste oligocäne Nagelfluh des ganzen Gebietes zwischen Rhein und Ach ist diejenige des B r ü g g e l e 1185 m östlich Alberschwende. Sie bildet die zweithöchste Molasseerhebung zwischen den genannten Tälern, und den herrlichsten Aussichtspunkt. In einem scharfen Grat mit nach Westen gekehrter Felswand senkt sich die Rippe, vom normalen Streichen nach NNE abgebogen, gegen die Ach. Die Kalknagelfluh hat eine Mächtigkeit von 20-30 m und gehört in die nntere Hälfte der bunten Molasse, wenn auch in ein höheres Niveau als die Rippe von Egg, vielleicht etwa entsprechend dem Niveau der Synklinalaxe beim Elektrizitätswerk an der Ach. Auf der Südseite der Synklinale von Maltach gehört die Nagelfluh zum wesentlichen Bestandteil der bunten Molasse. Die mächtigste Bank, mit den Sandsteinlagen zusammen gegen 60m, ist die Basisbank von Egg (Fig. 10), die gröbste das Riesenkonglomerat von Mühlbach (Fig. 9). Auf der Rheintalseite sind die Nagelfluhbänke weniger mächtig, dagegen zwischen bunten Mergeln mit Sandstein häufiger eingeschaltet, nnd zwar anf beiden Seiten der Synklinale von Maltach (Pr. II, Fig. 4, Fig. 8). Bei Kehlen sind deutlich die Nagelflnhrippen südlich des Synklinalbrnches mächtiger nnd gröber ausgebildet als im Nordschenkel (vergl. S. 19). Der nagelflnhärmste Teil der Synklinale von Maltach liegt im Gebiete des Bödele, d. h. der Wasserscheide zwischen Rhein nnd Ach. In vertikaler Hinsicht beginnen die Konglomerate zögernd in den brackischen Eggschichten mit Cyrenen, d. h. im mittleren Stampien, und bilden sodann in der südlichen Zone einen charakteristischen Bestandteil der bunten Molasse. Wir gelangen also zu demResultat, dass am Alpenrand zwischen Rhein und Bregenzerach der älteste Teil der Molasse (unt. Stampien) aus den feinsten, tonreichsten Sedimenten (leistartige Mergel) besteht, dass sich erst darüber Sande mit Geröllen und dann mit einem Schlage Nagelfluhbänke einstellen, die aber im oberen Teil der bnnten Molasse wieder an Zahl und Mächtigkeit zurücktreten. Mit dem Übergang von Meerwasser zum Süsswasser scheint die Geröllführung zusammenzufallen. Die Annahme einer Gefällsvermehrung durch Senkung der Erosionsbasis würde also nicht in Betracht kommen. Es müsste vielmehr eine Hebung des Rücklandes angenommen werden, und diese 'ist im ostalpinen Deckenschub zu finden. Gliederung und Vergleich der subalpinen mit der jurassischen Molasse. o- CV Stufen Subalpine Molasse des Vorarlberg Närdl. Antikl. Silvanaschichten 1.-l vorwieg. Nagelfluh q Tortonien o (Pfänder) ô Marine Nagelfluh . 7 a. der Basis SüssP -g, wasserbildung :^ Helvetien mit Kohle ° ?; 250-300 m Burdigalien Unterer Teil der Ob. marinen Mol. E Granit. Sandstein ° mit Basiskongl. O,^ 400 m Südliche Zonen Subjurassische Molasse (Aaregebiet) " Subalpine Zone von Luzern nach E. BAUMBERGER 1915-1920 nach E. BAUMBERGER, ARN. HEIM I ) u. A. fehlt Silvanaschichten mit hunter Nagelfluh, limnisch fehlt St. Galler-Rotseeschichten Kaufm. mit bunter Nagelfluh, marin 600 m fehlt Luzernerschichten Kaufm. (Plattensandstein) marin 800 m = Silvanaschichten limnisch ° Konglomeratsand, marin-hrackisch 65 m r ô Blaue Tonmergel mit Haifischzähnen a) a im Berner Seeland, 125 m ô a) m Ob. Muschelsandstein, marin, 20-80 m Grauer Sandstein (Molasse grise), °J marin, 100-200 m O Unt. Muschelsandstein, konglomerat. o Granit. Molasse limnisch Aquitanien S äugetier-u.Molluskenfauna, 1500 m fehlt Graue Mergel mit Stinkkalk r Granitische Molasse mit bunten Bunte Mergel mit Sandstein B Mergeln und hunter Nagelfluh -21• im unteren Teil 01 s an d e m 2000 m -800 500m a . Mergel mit Sandstein Bunte Mergel mit Kalknagelfluh mit bunten v. Inn grüne-Botzenau Sandstein u. KalkMergeln nagelfluhl0110 + x m 1000 m bn g Mergel m. Sandstein . (Eggschichten) a Cyrenen u. Cardien Grisiger M ergel mit Horwer 30-200 m ßupélien platten p Graue Schiefermergel mitCyrenen +; 300 m , :^ ° © Chattien I) a- -= 8 Glimmermolassen mit Säugetierfauna (Aarwangen) und 0 .Süsswasserkalk in 3 Horizonten ^: (Delsberg, Wynau, Gensingen) c limnisch, 400 m = r ô E PetroI führende MoIasse, ,Beiträge", Geot. Ser. Lfg. VI, 1919, Tab. p. 70. 28 Vierteljahrsschrift der Naturf. Gesellschaft in Zürich. 1928 Gliederung. In der Tabelle auf S. 27 ist der Versuch gemacht, die subalpine Molasse mit der subjurassischen, d. h. beide Seiten des Molassebeckens auf der Nordseite der Alpen miteinander zu vergleichen. Die Zuordnung der Mergel von Inngrüne-Botzenau, sowie der bunten subalpinen Molasse zum oberen Stampien (Chattien), wie in der Tabelle eingetragen, ist noch unsicher, da sie durch keine Fossilien gestützt ist.') Faciell stimmt die bnnte Molasse des Alpenrandes, insbesondere wo sie geröllfrei ist, auffallend mit dem subjurassischen Aquitan überein. Vielleicht reicht sie auch im subalpinen Gebiet noch in das untere Aquitan hinein. Ist die obige Darstellnng richtig, so würde im Vorarlberg die Grenze von Stampien und Aquitan innerhalb der bisherigen „Unteren Süsswassermolasse" anzunehmen sein. Die Haupt-Faciesgrenze aber liegt zwischen den brackischen Eggschichten und der darüber liegenden bunten Molasse mit Nagelfluh. Ob die letztere eine Siisswasserbildung darstellt, ist noch fraglich, indem A. LUDWIG (Lit. 11) am Weissbach bei Appenzell brackische Einlagerungen des Stampien inneralb der Nagelfluhbildung nachgewiesen hat. Aus diesen Beobachtungen, wie auch aus solchen von BAUMBERGER und BECK haben wir geschlossen, dass auch unsere Nagelflnhbildungen noch dem Stampien einzureihen sind (vgl. p. 54, Paläontologie). Tektonik. Die nördliche Antiklinale. Die von Norden aus erste Antiklinale ist die bedentendste. Sie zieht sich bekanntlich fast durch die ganze Schweiz 2) und bis ins Allgäu 3) fort, das grosse Molassebecken nach Süden abgrenzend. Auf der linken Rheinseite verlänft sie von Trogen über Berneck und setzt auf der Ostseite fort zwischen Schwarzach nnd Rickenbach. Der Nordschenkel ist über 10 km breit. Er beginnt nördlich Bregenz im Obermiocän mit regelmässigem sanftem Anstieg von 8-9° bis zum Pfändergipfel. Am Gebhardsberg steigt die Neigung auf 15°, bei Fluh-Wirtatobel auf 20° nnter einem Streichen von E 20-25 N, bei Kennelbach auf 25°, bei Wolfurt-Rickenbach auf 35°, bei Bildstein auf 50°, wobei das Streichen auf E 10-5° N abgelenkt wird. Damit beginnt die schlecht aufgeschlossene Steilzone von Inngrüne. Der lange Nordschenkel der nördlichen Antiklinale bildet somit einen ausgesprochen konkaven, cykloidenartigen Bogen. l) Vergl. Nachtrag p. 64. 2 ) ALB. HEIM, Geologie der Schweiz, Bd. Lit. 10. `3 ) Tu. HERBERT, I. Jahrg. 73. ARN. HEIM, E. BAUMBERGER, H. G. STEHLIN. Molasse Vorarlbergs. 29 Bei Tellenmoos fällt eine Sandsteinrippe bereits 85 ° nach S 30 E. Der nächste Sandstein, 200 ni weiter südöstlich, ist in einem Bacheinschnitt aufgeschlossen, mit regionalem Fallen von 65° nach 5 30 E. Bei Schwarzach, am Südrande der Zone von Inngrüne, beträgt das Fallen im Mittel 50° nach S 30 E. Wir haben somit mit der stratigraphischen Verändernng von granitischem Sandstein in die Mergel von Inngrüne auch eine tektonische Verändernng gefunden: eine Aufrichtung bis znr Senkrechten und zugleich eine Veränderung des Streichens um 20-30°. Das letztere bedingt, dass die Steilzone unter die granitische Molasse hineinweist, und diese Erscheinnng wird erst recht ausgesprochen dadurch, dass die granitische Molasse buchtartig nach SE übergreift, im Grundriss einen gewaltigen Bogen von etwa 6 km Radins bildend (Karte). Dieses Übergreifen ist teilweise die Folge des Ansteigens der Bergoberfläche, wird aber noch verstärkt durch ein etwas bogenförmiges Streichen. Die nördliche Antiklinale sieht also aus wie eine D i a p y r a n t k l in a 1 e im ersten Stadium, die einseitig von der gewaltigen Masse granitischen Sandsteins überdeckt wird. Wäre der letztere nicht jünger als die Zone von Inngrüne, und kein stratigraphischer Übergang vorhanden, so würde man eine Überschiebung von N nach S annehmen. Die entsprechenden Verhältnisse findet man an der Ach, wo die Vertikalzone wieder anscheinend diskordant nnter der granitischen Molasse hervortritt, obwohl die Schichtlage an der Ach sichtbar von beiden Flügeln her steiler wird und von einer Transgression nichts zu sehen ist. Bei der Brücke von Botzenau (Station Doren-Sulzberg) fällt der Mergel mit Sandstein 60-70° nach S 40 E, 150 m nördlich davon 70° nach N 30 W, und im Zwischenstück an der Strasse nach Doren, östlich der Ach, zeigt ein kleiner Aufschluss 85° Fallen nach SE (Pr. I). Die geometrische Antiklinalaxe quert also die Ach mit E 30-40° N Streichen etwa 50 m nördlich der Brücke von Botzenan. Da von hier an östlich die granitische Molasse gegen Hüttersberg-Sulzberg hoch ansteigt, so wiederholt sich die gleiche Erscheinung wie bei Bildstein : auch hier scheint die Vertikalzone schief unter die granitische Molasse des Nordschenkels hineinzustechen, als ob die letztere transgressiv über der Antiklinalaxe läge. Wir haben somit folgende Eigentümlichkeiten der Antiklinalaxe vom Rheintal znr Bregenzerach festgestellt. 1. Rasches Steilerwerden der Schichtlage von beiden Seiten her bis zur Vertikalen, Divergenz der einzelnen Schichten, als ob eine jede nach der Tiefe rasch an Mächtigkeit znnehmen würde. Derartige Verhältnisse sind z. B. 30 Vierteljahrsschrift der Naturf. Gesellschaft in Zürich. 1928 bekannt aus Rumänien 1) und erklärlich durch tektonische Aufrichtnng während der Ablagerung, wodurch die Schichten von Anfang an im Scheitel am schwächsten waren oder ganz auskeilen. An der Basis der granitischen Molasse konnte ein Zuspitzen und Auskeilen einzelner Bänke mit ansgesprochener Diagonalschichtung, allerdings nicht nur nach oben, tatsächlich direkt beobachtet werden und zwar an der Strasse nach Doren etwa 1 /2 km nördl. Botzenau. Man hat hier den Eindrnck einer Uferzone. Die Ablagerung der 1500 m mächtigen granitischen Molasse des Nordschenkels war nnr unter fortdauernder Senkung möglich. 2. Fehlen einer Gewölbeumbiegnng mit horizontaler Schichtlage im S c h e i t e l. Vielleicht ist dieses Fehlen nnr graduell, d. h. die Knickung scharf nnd zufällig gerade nicht aufgeschlossen. Das Fehlen einer runden Umbiegung ist übrigens verständlich bei der Annahme einer Aufstanung ohne überlastende Deckschichten. 3. Asymmetrie der Schenkel . Wie die Profile zeigen, ist die Asymmetrie in doppeltem . Sinne ansgesprochen: a) stratigraphisch, indem die granitische Molasse merkwürdigerweise ganz anf den Nordflügel beschränkt bleibt 2 ), und b) tektonisch : einem regelmässigen Nordflügel von über 10 km Länge steht ein Südflügel (Inngrüne) von nur 1 1 /2 km gegenüber. 4. Abweichendes Streichen der Antiklinalaxe bis zu 30° vom Streichen der granitischen Molasse des Nordschenkels, wodurch der Scheitel wie abgeschnitten aussieht (Karte) — dies sonderbarerweise trotz des stratigraphischen Übergangs der Mergel von InngrüneBotzenau in die granitische Molasse. Die oben genannten Beobachtungen sind teilweise noch unverständlich. Die Überschiebung von Schwarzach-Tobel: Die stratigraphische Untersuchung hat gelehrt, dass die roten Mergel das normale Hangende der grauen stampischen Molasse bilden. ') M o r e n i , das bedeutendste Ölfeld Rumäniens, liegt auf einer Diapyrantiklinale mit durchspiesstem Salzkern. In beiden Flügeln ist das Fallen an der Oberfläche (Levantin) sehr gering (5-10 °), in der Tiefe (Pont-Mäot), durch Bohrungen nachgewiesen, steiler, 15-30 °. Aber nicht nur nimmt die Dicke der Schichten nach der Axe ab, sondern auch die Mächtigkeit der einzelnen Stufen (Daz) ist auf beideH Seiten verschieden. Diese Erscheinungen können wohl durch Annahme fortschreitender tektonischer Aufstauung während des Fortganges der Ablagerung erklärt werden. 2) CADISCH (Eclogae 1923) beschreibt eine ähnliche Faciesdifferenz beiderseits der nördlichen, dort gedoppelten Antiklinale des Ricken zwischen Linth und Thur. Jahrg. 73. ARN. HEIM, B. BAUMBERGER, H. G. STEHLIN. Molasse Vorarlbergs. 31 Anf die Mergel von Inngrüne, deren Südrand bildend, legen sich nun, mit SSE-Fallen, 100-200 m rote Mergel mit Sandstein (Pr. II und Fig. 3). Ob diese das normale Hangende der Serie von Inngrüne bilden, oder als verkehrter Schenkel der Schwarzach-Tobel-Überschiebung zn deuten sind, ist noch fraglich. Auf alle Fälle muss eine bedeutende Überschiebung der Serie des SchwarzachT ob els auf die Zone von Inngrüne angenommen werden. Diese ist nun znfällig künstlich angeschnitten und lässt sich sogar am Strassenbord mit dem Pickel als messerscharfe Rntschfläche blosslegen (Fig. 3 nnd 11). Fig. 11. Kontakt der roten Mergel (b) am Südrand der Zone von Inngrüne mit dem Sandstein von Schwarzach-Tobel (a). Ü = Überschiebungsfläche. Die flyschartige Verstauchnng der harten Sandsteinbänke mit Mergellagen an der Basis der Schwarzach-Tobel-Serie, wie auch die Zerknitterung der liegenden rötlichen Mergel ist sehr auffallend. Am Kontakt sind auch linsenförmige Sandsteinblöcke von einigen Dezimetern eingeklemmt, die auf der Unterseite geglättet und offenbar bei der Überschiebnng infolge der Reibung relativ zurückgeblieben sind, während sich die Bewegung vornehmlich auf den gequetschten schwarzen Mergellagen (s) darüber vollzog. Diese Überschiebungsfläche konnte weiter östlich bis Oberschwende, dann wieder bei Haag und 1250 m NNE der Kirche von Alberschwende bei Eckermoos beobachtet werden, wenn auch nicht mehr mit sichtbarer Rutschfläche. An der Ach ist die Lage der vermutlichen Überschiebung wegen Verdeckung noch anf ± 100 m unbestimmt. Sie wird aber wohl etwa beim Kilometerstein 15,6 dnrchziehen (Pr. 1). Dnrch Begehen der linken Seitenschlnchten würde wohl mit Hilfe des Pickels die Lage noch genauer festzustellen sein. 32 Vierteljahrsschrift der Naturf. Gesellschaft in Zürich. 1928 Es frägt sich nnn noch, ob die 400-500 m mächtige Serie des Schwarzach-Tobels in sich selbst einheitlich und normal liege. Am linken Achufer sind Verbiegungen zu sehen, die etwas verdächtig nach einer spitz geknickten, nach N überliegendenAntiklinale aussehen (Pr. I), Und im Schwarzach-Tobel ist vielleicht die flyschartig gefältelte Mergelserie 3 der Fig. 3 auf den liegenden Sandstein überschoben, so dass dort eine doppelte Überschiebung der Serie von Schwarzach-Tobel vorläge. Der Kontakt dieser fraglichen Sekundär-Überschiebung (Ü?) ist jedoch nicht aufgeschlossen. Die bunte Molasse der Zone von Alberschwende dagegen, 500 bis 1000 m mächtig, liegt der Serie von Schwarzach-Tobel normal auf und fällt in ihrem nnteren Teile durchschnittlich wie jene 35-45° nach SSE. Im obern Teil aber stellen sich kleine Komplikationen ein, die wohl auf die südlich folgende Falten-Überschiebung zurückzuführen sind. So ist z. B. im roten Mergel am Bach nnterhalb Amenegg, 40 m südlich der Strassenbrücke, ein vollkommenes, nach N überliegendes Miniaturgewölbchen von 4 m Durchmesser zu sehen. Der Südschenkel desselben ist flaserig zerquetscht nnd aufgerichtet (Fig. 4). Die Falten-Überschiebung von Fluh-Amen egg. Wenn auch nicht in genau gleicher Facies und Mächtigkeit wie im Schwarzach-Tobel, liess sich doch im Tobel von Haselstauden bis Amenegg eine Wiederholung des brackischen Stampien erkennen, die bei der im ganzen isoklinal südlich fallenden Schichtlage auf eine Überschiebung schliessen liess. Die Bestätigung dafür boten die Aufschlüsse im Schwarzbach ob Alberschwende (Fig. 7 und 12), wo sowohl der nach N überliegende Gewölbekern der leistartigen Mergel, als anch die nördlich darunter sich anschliessende Mulde der bnnten Molasse direkt zu beobachten sind. Diese Biegungen sind so unsymmetrisch, dass der Muldenkern nur 20-30 m vom Gewölbekern entfernt liegt. Mit anderen Worten: es handelt sich nicht um eine reine Brnchüberschiebung, sondern um eine normale Faltenüberschiebung mit verkehrtem auf etwa 1/2o seiner normalen Mächtigkeit reduzierten Mittelschenkel. Wie weit sich der stampische Mergelkern noch oberflächlich nach E fortsetzt, ist noch nicht verfolgt worden und könnte vielleicht in den Bachfurchen am NW-Hang des Brüggele-Grates festgestellt werden. Einen guten Anhaltspunkt bietet die anffallende Nagelfluhrippe des Brüggele. An diesem pyramidenförmigen Gipfel nämlich biegt die Nagelfluh plötzlich knieförmig vom normalen Oststreichen nach N ab, wobei das Fallen von 50° S zu 20° E konform dem Osthang übergeht Jahrg. 73. ARN. HEIM, E. BAUMRERGER, H. G. STEHLIN. Molasse Vorarlbergs. 33 (Karte). Daraus, und ferner aus dem vergeblichen Suchen nach den Eggschichten an der Bregenzerach sind wir wohl berechtigt, auf ein Verflachen und Untertauchen der Antiklinale von Flnh-Amenegg nach Osten zu schliessen. Ans dem isoklinalen Stadium der Überschiebung (Haselstauden-Amenegg-Maltach) ist somit nach Osten ein unsymmetrisches Gewölbe mit steilem, aber noch stark reduziertem Mittelschenkel (Alberschwende) hervorgegangen, das gegen die Ach zu verflachen nnd mit etwa 20 ° Axcngefälle unterzutauchen scheint. Damit hängt die bedeutende Verbreiterung Und Verflachung der bnnten Molasse gegen die Bregenzerach zusammen. Von Müselbach an südwärts ist ausser der Verflachnng wieder ein ausgesprechenes Querstreichen als Folge eines allgemeinen Axengefälles von 10 bis 25 ° nach Osten erkennbar. Dieses ist anch deutlich ausgesprochen an dem sekundären Gewölbchen bei Kilometerstein 21,8 (600 m nördlich der Synklinale beim Elektrizitätswerk). Seine etwa 25 0 geneigten Schenkel streichen rechtwinklig anfeinander, worans sich ein Axenfallen von etwa 15 ° nach E ergibt. Dazu ist der Südschenkel von einer kleinen Verwerfnng mit Rntschstreifen durchsetzt, die nordöstlich streicht (Pr. I und Karte). Die Synklinale von Maltach. Verfolgt man die Nagelflnhbänke von HaselstaUden-Fluh nach SW, so sieht man sic flacher werden und zugleich im Streichen von WSW nach SSW umbiegen, dann plötzlich an vertikalen Bänken mit Weststreichen abstossen. Der senkrechte Schnitt verläuft fast genan in der Richtnng auf dic Kirche von Kehlen. Da die Nagelfluh-Steilzone bedentend weniger mächtig ist, als der flachere nördliche Flügel, so liegt offenbar eine unsymmetrische Mulde mit vertikalem Scheitelbrnch und 15-20° Axenfallen nach Osten ver. Die Knickeng ist auch 1,2 km weiter östlich, im Bach östlich Punkt 736 (Linde auf dem Hügel bei Stäben), noch vorhanden, und zwar in einem höheren Horizont bnnter Mergel : 40 ° S fallende rote Mergel mit Clivage stossen unvermittelt an vertikale grünliche Mergel. Das Streichen ist hier aber beidseitig E 5 N. Die Synklinalstellung ist in roten Mergeln angedeutet im Bach 1 km NW Bödele (Fig. 4). Im obersten Teil des Schwarzbaches ob Alberschwende ist zwar die Umbiegung nicht sichtbar, wohl aber das allmähliche Verflachen des Nordschenkels von 45 bis zu 5 °. Hier liegt die Mulde nicht mehr leicht nach N über, sendern auch der Südschenkel liegt normal. VierteIiahrssehrift cI. Naturf. Ges. Zürich. Jahrg. 73. 1928'. 3 Vierteljahrsschrift der Naturf. Gesellschaft in Zürich. 1928 Östlich von Gaiskopf fallen die roten Mergel nicht nörd• lich, sondern auf eine ganze Strecke weit deutlich mit r etwa 30° nach S, so dass eiHe a Sekundärverbiegung im Südschenkel der Synklinale von Maltach angenommen werden muss (Fig. 12). Dnrch b° ô ,, diese wird die Verbreiterung ,.., der Molasserandzone im Ver0 ôö Ibn °hzum gleicQuerschnitt der 'c‘i Ach verständlich. (Karte.) An der Ach kann die Synh klinalstellung beim Elektri,s,A-1II zitätswerk nnd am Sträss.0 chen westlich oberhalb desa> z selben festgestellt werden, d ô wobei auch dcr Mulden  scheitel in kleinen AufII schlüssen sichtbar wird. Wieder fällt die Muldenaxe 10 bis 15 ° nach E. Es frägt sich II nur, ob sie auch hier noch verworfen sei. Das Vorhan$o ô densein einer bedeutenden â 70 ° N fallenden Nagelfluh0 bank auf der unmittelbaren Südseite im Vergleich zu den tii E b^ b° unbedeutenden Geröllbänken w z der Nordseite, östlich der I z Ach, könnte darauf hindeuII -ten. Dass es sich um eine ° ~ Mnlde handelt, hat übrigens bereits W EPFER 1908 erkannt. n Resultat : Von DornbirnKehlen bis nördlich Egg verlänft eine ausgesprochene • Synklinale, die wir als Synklinale von Maltach beal zeichnen. Sie ist unsymme- L Jahrg. 73. ARN. HEIM, E. BAUMRERGER, H. G. STEELIN. Molasse Vorarlbergs. 35 trisch (Nordflügel 30-50°, Südflügelsteil, an der Ach 70°N fallend, weiter westlich senkrecht bis leicht überkippt, mit 80° S-Fallen am Bödele). Im Westen (Kehlen), vielleicht allgemein, ist dic Mulde von einem vertikalen Scheitelbruch dnrchsetzt. Auf der Rheinseite und an der Ach ist ein Axenfallen nach Osten von 10-20° vorhanden. Die gesamte Muldenzone ist mit dem dazugehörenden liegenden Gewölbe anf dessen Nordseite anf die Zone von Alberschwende überschoben (Fig. 1 und 12). Die südliche Randzone. Wegen des Mangels an Anfschlüssen durch Moränenbedeckung ist diese Zone am schwierigsten zu verstehen, konnte aber dank der leitenden Eggschichten doch klargelegt werden. An der Strasse bei Dornbirn-Kehlen beschreiben die granen leistartigen Mergel eine Antiklinale mit vertikalem Kern. Darauf legt sich im Südschenkel harter Glimmersandstein in wulstigon Bänken mit Rippelmarken. Er nimmt am Weg beim Hans Grundegg, südlich der Kapelle Ober-Fallenberg, eine Breite von 80--100 m ein, und zwar in synklinaler Stellnng, wobei der nördliche Teil, normal auf dem leistartigen Mergel aufliegend, 50° nach S fällt, während der südliche über die Vertikale hinaus bis 80° N Fallen annimmt. Dem entspricht, dass die Sandsteinzone am Fusse des Gehänges sich keilförmig verschmälert und der Rippe am linken Bachbord 500 m SE der Kirche von Kehlen nnr noch als mnldenförmige Kappe anfsitzt. Dieser 80-90° N fallende Sandstein ist es nun, an den die steil gestellten Kreidemergel nnd Nummulitenkalklinsen stosscn. Der Kontakt ist freilich nicht entblösst, jedoch ist die unaufgeschlossene Lücke an einer Stelle nur etwa 5 in breit. Nach diesen Beobachtungen sind wir wohl berechtigt, die südliche Randzone bei Dornbirn aufzufassen als aus folgenden tektonischen Elemcnten gebildet, von N: a) Aufrechte, schmale Antiklinale aus leistartigen Mergeln mit Cyrenen (Unt. Stampien). Antiklinale von Fallenberg. b) Steile, schmale Synklinale aus Glimmersandstein(Eggschichten). Synklinale von Fallenberg. Verfolgen wir nun die Randzone nach Osten ! In den Bachfurchen der Umgebung von Bödele hat sich dcr steile Südschenkel der Synklinale von Maltach anf 600 m verbreitcrt. Südlich, davon, wo die Falten von Fallenberg zn erwarten wären, folgt zusammenhängende 1Vloränendecke (Pr. II Und Fig. 4). 36 Vierteljahrsschrift der Naturf. Gesellschaft in Zürich. 1928 Im Mühlbach kommt NW Schwarzenberg wieder der unterstampische Mergelkern, beidseitig mit Eggschichten zum Vorschein, und zwar mit Nordfallen (Fig. 9 nnd 12). Die Mergel und Sandsteine des Liegendschenkels am Mühlebachufer sind sogar flach nach N geneigt, was aber wohl teilweise auf oberflächlicher Rutschung (Hakenwnrf) beruht. Das sicher unverrntschte Fallen des Nordschenkels der Eggschichten in den Seitenbächen beträgt 70-80° N, bei einem regelmässigen Oststreichen. Offenbar handelt es sich hier um die östliche Fortsetzung der Fallenberg- Antiklinale. Das Riesenkonglomerat, wenn nicht ein Schürfling aus weiterer Ferne, könnte dann der Synklinale von Fallenberg zugeschrieben werden. Bei Egg (Fig. 10) finden wir die weitere Fortsetznng der Antiklinale von Fallenberg, mit einem etwa 150 m breiten, oststreichenden, steilen unterstampischen Mergelkern, dem beidseitig Sandsteine (Eggschichten) und Nagelfluh angelagert sind, so dass man auf ein S überliegendes Gewölbe mit isoklinal gepresstem Kern schliessen möchte '). Auch hier fallen die Mergel der Südseite flach nach N. Dass es sich tatsächlich um Nordfallen resp. Überliegen der Antiklinale nach S handelt, beweist eine Bank von Nagelfluh mit Sandstein nördlich des StaUwehrs (8 in Fig. 10), die U n v e r r u t s c h t mit 40° nach_ N fällt. Über den AlpenraHd an der Subersach, 9km östlich Egg, orientiert eine Profilskizze von CoRNLLIUS 2 ): auf eine 80' SE fallende Sandsteinbank mit Geröllen (Eggschichten ?) folgt mit Übergängen ein graner Mergel, dessen Beschreibung genau mit demjenigen bei Egg übereinstimmt. Nach 20 m Unterbruch der Aufschlüsse folgt steil N fallender Flyschsandstein. Also scheint hier die Basis der stampischen Molasse an die alpinen Sedimenle zu stossen. Der Alpenrand. Die wechselseitige Amputation zwischen alpinen Sedimenten nnd den daran anstossenden Molassebildungen ist in der Schweiz bekannt 3). Diese Erscheinung wurde vom Verfasser 4) auch aus dem 1) Es ware noch denkbar, dass die südlichste Nagelfluh an der Bregenzerach das normale Liegende der unterstampischen Mergelzone bilden würde, was aber nach unseren bisherigen Erfahrungen sehr unwahrscheinlich ist. 2) H. P. CORNELIUS, Zum Problem der exotischen Blöcke und Gerölle im „Flysch" des Allgäu. Jahrh. Geol. Bundesanst., 74. Bd. p. 263, 1924. 3) ARNOLD Hall, Brandung der Alpen. Viertel). Naturf. Ges. Zürich 1906, und — Alpenrand zwischen Appenzell und Rheintal. „Beiträge" 1923. — 4) ARNOLD HEIM, Grünten, Viertelj. Naturf. Ges. Zürich 1919, S. 485. Jahrg. 73. ARN. HEIM, E. BAUMBERGER, H. G. STEULIN. Molasse Vorarlbergs. 37 Allgän beschrieben nnd wird iH den neuen wertvollen Arbeiten von E. KaAus`) ausdrücklich bestätigt. Im Gebiet zwischen Rhein und Bregenzerach verläuft die Kontaktfläche, soweit sichtbar, in steiler Lage verhältnismässig ruhig, trotz grosser Komplikationen in der alpinen Randzone. Zum Unterschied der Schweiz fällt die südlichste Molasse an allen drei Kontaktstellen (Dornbirn, Mühlebach, Ach) nördlich, nicht südlich unter die Alpen, und selbst die alpinen Sedimente (Nummnlitenkalk, Flysch, Senonmergel) fallen am Kontakt östlich der Wasserscheide Rhein-Ach stellenweise nördlich ein. Trotzdem aber hat der Kontakt mit einer Verwerfung, wie er schon oft bezeichnet wnrde, nichts zn tun. Es handelt sich wohl anch hier um eine alte Erosionsfläche, die überschoben und nachträglich durch antochthoHe Stauung anfgerichtet, ja südwärts überlegt worden ist. Dass die ostalpinen Geologen, die solche Verhältnisse vor sich sahen, von einer Überschiebung der Alpen anf die Molasse nichts wissen wollten, ist begreiflich. Gerade das Gegenteil von der Nordüberschiebung der Alpen auf Rigi nnd Speer tritt uns an der Bregenzerach entgegen: ein Gewölbe der stampischcn Molasse, das rückwärts gegen die Kreide-Flyschzone der Alpen geneigt erscheint (Pr. I). Die Verwerfnngen. Währenddem die alpinen Kreideketten von nngezählten Querbrüchen durchsetzt sind, und zwar mit vertikalen, horizontalen oder schiefen Verschiebungen, sind die Querbrüche in der Molasse, soweit beobachtet, äusserst spärlich und nnbedeutend. Freilich ist es möglich, dass Brüche in der Molasse leichter übersehcn werden, weil die Leithorizonte nicht so dentlich hervortreten. Dafür aber scheinen in der snbalpinen Molasse steile Längsbrüche aufzntreten in einer Art, wie sie aus den Kreideketten nicht bekannt sind, wie z.B. der Scheitelbruch der Synklinale von Maltach. Querbrüche wurden beobachtet am G e b h a r d s b er g: annähernd vertikaler Bruch mit NNW-Streichen, Rutschwand unmittelbar westlich der Kapelle, Ostflügel etwas gesunken. Bach nördlich Arnenegg: Bruch vertikal, Streichen N35E, Ostflügel ca. 15 m tiefer, vermutlich schiefe Transversalverschiebung. 1) E. I{RAUS, Geol. Forsch. im Allgäu. Geol. Archiv 1926, S. 20. 38 Vierteljahrsschrift der Naturf. Gesellschaft in Zürich. 1928 Ferner wurde ein unbedeutender Bruch an der Ach bei Km 21,8, 1 km NW Egg, beobachtet, der dcn Südschenkel des kleinen Gewölbchens in NE-Richtung mit horizontalen Rutschstreifen durchschneidet. Die relative Ungebrochenheit der subalpinen Molasse, im Vorarlberg erinnert an den fast nnbegreiflich regelmässigen Längsverlauf der ostbayrischen Randmulden (Murnau, Hausham, Miesbach), während sie in scharfem Gegensatz zu dem nach KRAUS arg zerstückelten Molasserandgebirge an der Iller steht. Vergleich mit Ostschweiz und Allgäu. Linke Seite des Rheintals. Der Verlauf der nördlichen Antiklinale ist bekannt'). Dem Nordschenkel aus granitischer Molasse von Kennelbach-Bildstein entspricht genau die granitische Molasse von St. Margrethen bis Au. Aber Antiklinalscheitel und Südschenkel sind verschieden. Zunächst finden wir von E nach W den Scheitel, wie bereits GUTZwILLER bekannt, aufgeschlossen an der Strasse bei P. 601 unter Snlzbach, 1,5 km westlich Berneck (Fig. 13 und Siegfriedblatt 82, 1 : 25,000, Ausg. 1921). Fig. 13. Die nördliche Antiklinale hei Berneck, Rheintal. (m = Moräne, g = granitischer Sandstein.) Hier findet man eine tatsächliche G e w ö l b e b i e g u n g, im Bach sogar mit vollkommen horizontalem Scheitel, wenn anch mit kleinen Komplikationen : kleine Scheitelbruch-Überschiebung und Querbrüche. Stratigraphisch entspricht die Molasse des Gewölbekerns derjenigen der Zone Inngrüne-Botzenau, die da wie dort nach oben durch Zurücktreten der grauen und bräunlichen Mergel und Zunahme der Sandsteinfacies mit roten Feldspatkörnchen in die granitische Molasse übergeht. Im Gewölbekern sind erst spärliche rote Sandkörnchen vorhanden, 9 ALB. HEIM, Geologie der Schweiz, Bd, I; ferner A. LUDWIG, Lit. II. Jahrg. 73. ARN. HEIM, E. BAUMRERGER, H. G. STEHLIN. Molasse Vorarlbergs. 39 noch nicht der eigentliche granitische Sandstein. Dieser setzt jedoch stratigraphisch etwa 100 m höher ein. An der Strasse bei SulzbachSäge sind ansserdem zwei oder mehrere bis 10 m mächtige Bänke von Kalknagelfluh mit spärlichen kristallinen Geröllen an der Basis der granitischen Molasse des Nordschenkels (Fallen 45 ° nach N10W) vorhanden, eingelagert in typischen granitischen Sandstein nnd mit solchem als Bindemittel zwischen den Geröllen, während östlich des Rheins weder eine Gewölbeumbiegung noch Nagelflnh in der granitischen Zone gefunden wurde. Im Bach von Sulzbach, etwa 100 in südlich des Gewölbchens, sind die granitischen Sandsteinbänke bis znr Vertikalen aufgerichtet, so dass man den Scheitel dort annehmen würde, wenn das Gewölbchen nicht anfgeschlossen wäre (Fig. 13). Dann folgt wieder normales SSEFallen von 45 °. An der Strasse südlich Eschenmoes, 150-250 m südlich des Scheitels, sind mehrere Bänke von Kalksandstein mit Steinbrüchen vorhanden, der an den Kalksandstein von Inngrüne erinnert, aber auch lithologische Ähnlichkeit mit dem Sandstein von Schwarzach-Tobel aufweist: Kohlige Pflanzenschmitzen, feine Bändernng durch mehr oder weniger kalkige oder Qnarz-Hornstein-sandige Streifen, Glimmerarmut. Aber darüber folgt beim Kirchlein von Reute in normaler Lage abermals typische granitische Molasse, ca. 300 m südlich vom Scheitel. Anch dies ist ein Unterschied gegenüber Vorarlberg. Mergel, gewöhnlicher Sandstein, Kalksandstein und granitischer Sandstein scheinen in stratigraphischer Repetition den Südschenkel aufzubanen. Dazu kommt anch hier noch Nagelfluh, so z. B. am Sporn von Schlafenäcker eine Bank von 3-4 m mit schwarzen Kalkgeröllen und hellem Gneis. Von hier an gehören die Nagelfluhbänke bekanntlich znm charakteristischen Bestandteil des Südschenkels (Zone des Gäbris). Bei Altstätten gelangen wir in die Synklinale des Stoss, die sich über Appenzell und Jakobsbad fortsetzt. Sie ist dnrch einen flachcn NW-Schenkel (= SE-Schenkel der nördlichen Antiklinale) nnd steilen Südschenkel ansgezeichnet. Der letztere bildet mit E 25-30°NStreichen die an „bunter Nagelflnh « (d. h. solcher mit 5-15 °/0 kristallinen Geröllen) reiche Rippe von Forst südlich Altstätten. Granitischer Sandstein wechsellagert auch hier noch mit der Nagelfluh. Nun folgt die Zone des Hirschberg, die vermutlich einer zweiten Antiklinale entspricht. Nach Mitteilnng von Herrn A. LUDWIG besteht diese Zone südlich der fraglichen Scheitelregion aus 45-50 ° südlich fallenden, verschiedenfarbigen, aber selten rötlichen Mergeln mit Sandsteinbänken, von 40 Vierteljahrsschrift der Naturf. Gesellschaft in Zürich. 1028 700-800 m Mächtigkeit, dann einigcn hundert Metern vorwiegend roter Mergel gleicher Lage. Es ergibt sich daraus, dass sowohl die Stratigraphie wie die Tektonik beider Rheinseiten betr. den Scheitel und Südschenkel der nördlichen Antiklinale wesentlich verschieden sind. Hier eine Gewölbebiegung, granitische Molasse nnd Nagelflnh mit kristallinen Geröllen auf beiden Anliklinalseiten, dort keine sichtbare Umbiegung, keine granitische Molasse auf dem Südschenkel, keine Nagelfluh. An Stelle der gewaltigen Überschicbnng von Schwarzachtobel folgt die Synklinale des Stoss, und anch ein Äqnivalent der südlichen Faltenüberschiebung von Flnh-Amenegg haben wir bisher in der Schweiz vergeblich gesucht. Dagegen finden wir am Alpenrand wieder insofern ähnliche Verhältnisse, als auch hier die glimmerführenden grauen Mergel auftreten. Dass die grauen Mergel der Randschuppen von Appenzell (Ibach, Pöppelbach) der stampischen Molasse angehören, die AR N. HEIM als fragliche Flyschmergel beschrieb, hat bereits A. LUDWIG erkannt. Spuren solcher hat er neuerdings auch noch bei Eichberg im Rheintal unter den Wangschichten des Kapf gefunden. Wir können nun hinzufügen, dass die grauen Mergel mit Glimmerschüppchen und hie und da Sandsteinbänken mit Pflanzenresten') identisch sind mit den Cyrenen-führenden Mergeln des Verarlberg, und somit dem unteren Stampien angehören, ferner, dass sie das normale Liegende der roten Molasse bilden. Wir kommen nun auf die Tektonik der nördlichen Antiklinale zurück. Sie ist ein Problem für sich, das nur durch genaueste systematische Verfolgung auf ihrer ganzen Länge, unter Zeichnen aller wichtigen Aufschlüsse, befriedigend gefördert werden kanH. Wir müssen uns hier mit einigen weiteren Bemerkungen begnügen.2) Von Berneck nach W zieht die Antiklinale über Trogen nach Teufen—Station Rose, wo am Rotbach clie Scheitelzone auf etwa 250 m Breite lückenhaft entblösst ist, und drei Sekundärgewölbe oder Andeutungen solcher zu sehen sind. Den nächsten Querschnitt bietet die Sitter (Fig. 14). Beim Bächlein von Würzen nach Christes (links) im Nordschenkel ist noch granitischer Sandstein vorhanden, der von gequälter und durch Rutschflächen zerschnittener bnnter Molasse mit grünlichen und rötlichen Mergeln unterlagert wird (r). Die vorragenden Sandsteinbänke und die senkrechten Türme bestehen aus halksandstein. Im ') Die Sandsteinbänke in Fig. 10 No. 6 sind z. B. unmterscheidbar von denen beim Hotel Weissbad. 2) Beobachtungen unter Führung du rch Herrn A. LUnwic. Jahrg. 73. ARN. HEIM, E. BAUMRERGER, H. G. STEHLIN. Molasse Vorarlbergs. 41 Brücke 90° 60' SSE 65° 55° 6 5o 00 m Fig. 14. Die nördliche Antiklinale an der Sitter. Die Aufschlüsse der linken Flußseite sind auf die rechte Seite projiziert. = Rutsch flächen. Südflügel felgt wieder Wechsellagerung fleckiger Mergel mit Kalksandstein. Die stratigraphischen Verhältnisse entsprechen also der Scheitelregion bei Berneck nnd der Zone von Inngrüne, d. h. dem Liegenden der eigentlichen granitischen Sandsteinzone. Aus Analogie mit Berneck möchte man vermuten, dass die Gewölbeaxe auf der Nordseitc der senkrechten Türme liegt. An der Urnäsch ist die Antiklinale weiter geöffnet. Die senkrechten Kalksandsteine der Teufelsmauern erstrecken sich über etwa 500 m Breite und gehören wohl dem Stampien an. Der granitische Sandstein scheint im Südflügel ganz oder teilweise durch Kalksandstein unter Zurücktreten der roten Feldspatkörner ersetzt zu sein, so dass man sich fragen muss, ob die letzteren überhaupt aus den Alpen stammen, dies Umsomehr, als die kristallinen Gerölle der bunten Nagelfluh im Rheingebiet im allgemeinen nicht rot sind. Die Faciesdifferenz beider Seiten der nördlichen Antiklinale ist auf Schweizerseite weniger ausgesprochen als im Vorarlberg. Allgäu. Über die subalpine Molasse zwischen Bregenzer Ach nnd Iller geben die nenen Arbeiten von THOMAS (Lit. 10) und von KRAUS') Aufschluss, jedoch fehlt noch eine neuere Bearbeitung der südlichen Bandzone östlich der Ach. Dass sich die nördliche Antiklinale über Sulzberg fortsetzt, war schon STUDER, ESCHER und GUMBEL bekannt. Die beste Übersicht beider Rheintalseiten bietet heute noch die geologische Karte 1 : 380,000 von STUDER nnd ESCHER, II. Aufl., 1867, auf der folgende, durch diese Arbeit bestätigte Züge des Gebirgsbanes hervorspringen: 1. Die subalpine Molasse zwischen der nördlichen Antiklinale und dem Alpenrand erreicht die stärkste E i n s c h n ü r u n g auf der Ostseite des Rheintals, nämlich 3,7 km, im Vergleich zu 7 km anf der West1) KRAUS, Geol. Forsch. im Allgäu. Geol. Archiv, München 1926//27. 42 Vierteljahrsschrift der Naturf. Gesellschaft in Zürich. 1928 seite, nnd 15 km im Profil Balderschwang-Staufen, d. i. 15 km östlich der Bregenzerach. Die Einschnürung ist bedingt dadurch, dass die nördliche Antiklinale von der Bregenzerach an nordöstlich, die Synklinale von Maltach aber fast genau östlich streicht und sich die zwischenliegende Zone verflacht (Karte). 2. Die Einschnürnngszone zwischen Rhein und Ach ist die an Nagelfluh ärmste. Sie steht in grossem Gegensatz zn der gewaltigen Entwicklung sowehl westlich des Rheins, als auch östlich und nördlich der Bolgenach, wo die Höhenzüge, ja ganze Gebirgsketten mit Rigihöhe aus Nagelfluh bestehen. Sämtliche Zonen auf der Südseite der nördlichen Antiklinale von Balderschwan.g bis znr Iller sind durch reiche Nagelfluhentwicklnng ausgezeichnet. 3. Die Einschnürnng steht aber nicht allein in Zusammenhang mit der im gleichen Querprofil breitesten Entwicklung der Kreideketten, sondern wird noch dnrch einen nach S vorspringenden Bogen der nördlichen Antiklinale auf der rechten Seite des Rheintals verschärft. Die überschobene Serie von Schwarzach-Tobel geht vermutlich über in die „Weissach—Alpseetal—Antiklinale" von THOMAS, die, nach diesem Autor zn schliessen, mit 70-80° südfallender „Störung" der Zone Inngrüne-Botzenan anfgeschoben ist. Von stampischer Molasse war ihm allerdings nichts bekannt. Nach KRAUS hingegen wäre zu schliessen, dass die Schwarzachtobel-Schuppe nnter Anfnahme von Nagelfluh in die „Horndecke" übergeht, die nach seiner Darstellung am Immenstädter Horn mit grauen Mergeln und Kalknagelfluh der „Steigbachschichten (Chattien)" auf die gefaltete Molasse des Vorlandes überschoben ist. Auf alle Fälle ist dic Schwarzachtobel-Schnbmasse wohl die bedeutendste der subalpin en Molassedecken. Sie kann mit der Blumendecke am Thnnersee und der Rigidecke verglichen werden. Über der Herndecke folgt im Allgän nach KRAUS die „Steinebergdecke", welche die höchste Nagelfluhkette mit dem Rindalphorn 1822 m und Hochgrat 1833 m bildet. Ihre Stellung erinnert an unsere südliche Zone mit der Überschiebung von Fluh-Amenegg nnd der Synklinale von Maltach 1 ). Zwar wissen wir nichts von einer entsprechenden Überschiebung an der Bregenzerach, und handclt es sich vielleicht nnr um Stellvertretung. RICHTER, der die „Untere Meeresmolasse" mit Car1) Eine sehr schöne Muldenbiegung ist schon von der Ferne des Grünten aus in der Nagelfluhserie auf der Südseite der Hocbgratkette sichtbar, die an die Mulde von Maltach erinnert. Jahrg. 73. ARN. HEIni, E. BAUMRERGER, H. G. STEULIN. Molasse Vorarlbergs. 43 dien auf der Nordseite der Hochgratkette erkannt hat, nimmt eine direkte Verbindnng mit Haselstauden-Flnh an. Auf alle Fälle scheint die Steinebergdecke mit ihrer stampischen Basis ein tektonisches Analogon zn nnserer Decke von Fluh-Amenegg zu sein. Wie aber schon die alte Karte von STUDER nnd ESCHER darstellt, schiebt sich zwischen die Hochgratkette (Steinebergdecke) nnd die alpinen Sedimente (Flysch nnd Senon) östlich der Ach noch eine dritte Nagelfluhkette ein, nämlich diejenige von Balderschwang (HeidenkopfSiplingerkopf 1748) mit stcil SSE fallender Schichtlage. Ihre tektenische Stellung entspricht daher nnserer Falte von Fallenberg, die aber zwischen Rhein und Bregenzerach rudimentär nnd teilweise amputiert ist. Anderseits wird die 3 km breite Balderschwangerkette auch nach NE, gegen das Ostertal hin, schief zugeschnitten und hat keine Fortsetzung mehr bis znr Il1er, wie ebenso schon die Karte STUDER-ESCHER erkennen lässt. Auf der Ostseite der Iller weist bekanntlich die Molasse einen gänzlich veränderten Charakter auf. An Stelle der Nagelfluh-Kette Hochgrat-Steineberg tritt in regelmässiger 3 km breiter Mulde — als wäre sie weiter von den Alpen entfernt entstanden — die klassische Untere Meeresmolasse der Kammereck bei Wagneritz. Ihr Südrand ist überstürzt oder mit alpenauswärts fallender Schichtlage der Grüntenkreide unmittelbar nördlich angelagert'), indem verschiedene tektonische Glieder des Grünten von Norden her amputiert werden. Die Schichtfolge: 300-400 m gelblich anwitternde graue Schiefermergel (Wagneritzschichten von KRAUS), die nach oben unter Wechsellagerung in granen, kalkigen Sandstein mit Glimmer und Pflanzenresten (EggschichteH) übergeben, und schliesslich von Nagelfluh 2 ) überlagert werden, entspricht vollständig unserm Stampien 3 ) von Vorarlberg und Zentralschweiz mit den l e i s t a r t i gen Mergeln (Grisiger Mergel) an der Basis, was übrigens bereits RICHTER (Lit. 9) erkannt hat. Die gesamte Muldenzone der Kammereck ist überschoben auf die jüngere oligocäne Nagelfluh von Rettenberg. So erinnert die synkli') ARN. HEIM, Zur Geologie des Grünten. Viertelj. Nat. Ges. Zürich 1919, Profile Fig. 9 und Kartenskizze Fig. 11. 3) Nach CORNELIUS (Lit. 8) enthält diese Nagelfluh „auffallend reichlich kristalline Gerölle", denen er westlich der Iller nie begegnet ist. 3) Bereits in der Einleitung wurde die damalige Auffassung der Schweizergeologen erwähnt, derzufolge ARN. HEIM in der oben zitierten Arbeit auch die Nagelfluh an der Iller und die Kammereck-Molasse irrtümlich dem Miocän zuschrieb. 44 Vierteljahrsschrift der Naturf. Gesellschaft in Zürich. 1928 nale Kamm ere c k - D ecke auch tektonisch an die überschobene Mulde von Maltachl). Zur geologischen Geschichte. Die ältesten Horizonte der subalpinen Melasse, die aus feinen Tonen bestehen, denten darauf hin, dass das Meeresbecken auf der Nordseite der Alpen im älteren Stampien noch nicht von der alpinen Orogcnese gestört war. Aber wie mit einem Schlag kommt im jüngeren Stampien die Überschwemmnng mit Flussgeröllen 2) aus den Alpen und in ihrem Gefolge die Aussüssung des Beckens. Das Riesenkonglomerat vom Mühlbach, dessen grössere Blöcke aus der angreHzenden subalpinen Flyschzone zu stammen scheinen, ist auf den Alpenrand beschränkt nnd eine lokale Erscheinung. Auch die Gerölle der normalen Kalknagelfluh mit oberostalpinen Gesteinen wUrden in Unserm Spezialgebiet nicht weit nach Norden vorgeschoben. Ferner ist die Geröllführuug im Laufe der Oligocänzeit wieder zurückgegangen. Das Fehlen von bunter Nagelfluh im Vorarlberg und helvetischen Kreidegesteinen als Gerölle deutet darauf hin, dass die helvetischen 1) Über die weiter östliche Fortsetzung der Kammereck-Decke verweisen wir auf die genannte Arbeit von KRAUS, sowie auf ein Referat des Verfassers über „Bau und Alter des Alpen-Nordrandes", das in • den Eclogae geol. Helv. erscheinen wird. 2) CORNELIUS (Lit. 8) hat die Gerölle der oligocänen Kalknagelfluh des nahen subalpinen Allgäu untersucht und gefunden, dass 99% derselben aus den oherostalpinen Decken stammen und zwar die Mehrzahl davon jurassische Gesteine sind. Er schliesst daraus mit Recht, dass damals die helvetische Kreidezone noch nicht abgedeckt war. Auch die oberostalpinen Decken waren im Einzugsgebiete jener Ströme im westlichen Allgäu noch kaum bis auf die kristalline Basis entblösst, zum Unterschied der jüngeren, aquitanen Ströme, welche die kristallinen Gerölle der bunten Nagelfluh in der Ostschweiz brachten. Nach CADISCH (Beitrag zur Entstehungsgeschichte der Nagelfluh, Eclogae Vol. XVIII, No. 2, 1923) geht aber an der Rigi die bunte Nagelfluh nach oben wieder allmählich in Kalknagelfluh mit vorwiegend ostalpinen Sedimentgesteinen über, woraus auf eine orogenetische oder erosive Änderung im Sammelgehiet der Ströme zu schliessen ist. Dass in der oligocänen Nagelfluh der Ostschweiz (Speergebiet) nicht nur oberostalpine, sondern auch unterostalpine und südalpine, sowie reichlich Flyschgerölle (helvetisch oder penninisch) vorkommen, hat ARN. HEIM (Monogr. d. Churflrsten Bd. I, 1910, p. 31-35) gefunden und CADISCH bestätigt. Für das östliche subalpine Bayern hat BODEN wertvolle Untersuchungen veröffentlicht (Die Geröllführung etc. zwischen Lech und Inn. Mitt. Geogr. Ges. München, Bd. XVHI, 1925). Erst wenn einmal zahlreiche solcher Untersuchungen von scharf getrennten Lokalitäten und unter Berücksichtigung der stratigraphischen Horizonte vorliegen, wird es möglich, zuverlässige Rückschlüsse auf die orogenetische Gestaltung des alpinen Rücklandes zu ziehen. Jahrg. 73. ARN. HEIM, E. BAUMBERGER, H. G. STEELIN. Molasse Vorarlbergs. 45 Ketten im Sammelgebiet der Flüsse des Verarlberg noch nicht bis auf den Seewerkalk entblösst, nech die ostalpine Trias bis auf den kristallinen Grund abgedeckt war. Die grossen Ströme aus den Alpen, deren Verzweigungen weiter in das Gebirge zurtickreichten und tiefer auf den Kern eindrangen, lagerten ihre Kiesmassen zu beiden Seiten des Vorarlberg, in der Schweiz nnd im Allgän ab, während die bunte Molasse des Vorarlberg relativ arm an Nagelfluh blieb. Nech auffallender ist diese Erscheinung im Aquitan, dessen granitischer Sandstein im Vorarlberg so gut wie geröllfrei geblieben ist. Eine Erklärung hiefür ist vielleicht in dem schon auf Seite 30 gefolgerten hohen Alter der nördlichen Antiklinale zu finden, die als Schwelle schon zur Zeit des Aquitan vorgezeichnet gewesen sein mag. Dadurch wurde vom Molassebecken auf der Nordseite der Alpen bereits ein sü dlichesT e i l b eck en als alpine Vortiefe abgetrennt. Aber aUch das Hanptbecken nördlich der snbaquatischen Schwelle war im jüngeren Aquitan völlig ausgesüsst, wie die Fundstellen von Kennelbach beweisen. Nur durch langsame Senkung konnte sich die über 1500 m mächtige Serie von Mergel und Bänken von granitischem Sandstein mit Diagonalschichtnng in dem Seebecken ablagern. Mit dem Miocän setzt infolge fortdanernder Senknng der Vortiefe eine neue I n g r e s s i o n des Meeres ein. Ihr folgt, im Burdigalien, zunächst noch unter Fortsetzung graHitischer SaHdanschwemmung, auch einc neue Kiesinvasion, die im Vindobon ihren Höhepunkt erreicht. Das Überschreiten der Antiklinalschwelle war erst möglich nach der tektonischen Verschweissung der Erosionsnarbe am Alpenrand Und dem Festlandwerden des südlichen Teilbeckens. Die Nagelflühe des Vindebon am Fuss des Pfänder mit ihren dickschaligen Austern mitten zwischen den Geröllen sind denn auch typische Strand bi ld u n g e n , die darauf hindeuten, dass das Meer in der Miocänzeit nicht mehr allzuweit nach Süden gereicht und vielleicht die erste AntikliHalschwelle nie überschritten hat. Zudem bedeutet die Überschiebung von Schwarzachtobel auf der Südseite der Antiklinale einen stratigraphisch nnd tektonisch gewaltigcn Eingriff. Wir müssen uns sogar fragen, ob anch hier eine verschweisste Erosionsnarbe vorliegen könnte. Im Gegensatz zum Aquitan war also das Vorarlberg im M i o c ä n von gewaltigen Geröllmasscn überschwemmt, die 10 20 km weiter als die mitteloligocänen nach Norden vordrangen nnd auf eiHe neue Phase der ostalpinen Orogenese oder doch der erosiven Tätigkeit, nnter Herabsetzung der Erosionsbasis, hinweisen. Die miecäne Ingression blieb nicht stabil.-Im Grenzbereich zwi- 46 Vierteljahrsschrift der Naturf. Gesellschaft in Zürich. 1928 schen Burdigalien und Helvetien erfolgte eine vorübergehende Festland- und Süsswasserphase, wodnrch das marine Miocän in eine untere und eine obere Abteilung gegliedert wird. Die endgültige Verdrängung des Meeres, wohl durch epirogenea tische Hebung, fällt in die jüngere Vindobonzeit (Tortonien). Darauf folgt die letzte, p o s t v i n d o b o n i s c h e O r o g e n e s e. Denn die steile Aufrichtnng der oberen Süsswassermolasse (Silvanaschichten), wie z. B. an der Reuss nnd an der Iller, sowie die Konkordanz bis und mit dem granitischen Aquitan lehrt, dass diese letzte Phase als autochthon e Hauptfaltung der äusseren subalpinen Molassezone zu betrachten ist. In welchem Grade sie auch die innere Zone ergriffen hat, entzieht sich noch unserer Erkenntnis. Als letzten Rest des obermiocänen Seebeckens können wir den Bodensee betrachten, der infolge der diluvialen Rücksenkung 1 ) der Alpen noch heute nicht ganz mit Geröll und Sand des Rheins ansgefüllt worden ist. II. Teil. Paläontologie. A. Die Molluskenfauna der Vorarlberger Molasse 2). Von E. BAUMBERGER, Basel. 1. Orientierung. ROLLIER hat schon 1911 die Gesteine und Fossilien des Stein -. bruchs Haselstauden bei Dornbirn (Vorarlberg) in . Parallele gestellt mit den Horwerschichten verschiedener Lokalitäten am schweizerischen Alpenrande (Bilten, Horw, Ralligen, Vaulruz), diese aber im Gegen-. satz zur heutigen Anffassung ins Untermiocän (Burdigalien) gestellt (Lit. 42-44). Da ich mich schon seit Jahren mit der Bearbeitung der Fauna obgenannter Lekalitäten beschäftige, war es angezeigt, auch die Fossilien von Haselstauden mitzuberücksichtigen. Herr S. FUSSENEGGER in Dornbirn hatte die Freundlichkeit, für mich im Steinbrnch von Haselstauden typische Gesteinsproben nnd Fossilien zu sammeln. Schon die erste Sendung zu Anfang des Jahres 1925 bestätigte die völlige lithologische nnd paläontologische Übereinstimmung mit den in der Schweiz bekannten Aufschlüssen der Horwerschichten, die ') ALB. HEINI, Geol. d. Schweiz. Bd. I, S. 189. 2) Ausser den Mollusken sind auch einige Selachierzähne berücksichtigt worden. Ich verdanke deren Bestimmung Herrn Prof. M. LERICIIs in Brüssel. Jahrg. 73. ARn. HEIM, E. BAUMBERGER, H. G. STEHLIN. Molasse Vorarlbergs. 47 ich nach ihrer Fanna 1920 dem Stampien zugewiesen hatte (Lit. 1 und 9). Seither konnten die bezeichnenden stampischen Cyrenen nnd kleinen Cardien der Horwerschichten noch an verschiedenen andern Punkten der alpennahén Vorarlberger Molasse nachgewiesen werden. Dies war die Veranlassnng, das Alter weiterer Sedimentkomplexe der Vorarlbergcr Molasse, vorerst bis an den Südfnss des Pfänders bei Kennelbach, paläontologisch zn fixieren. Von Anfang an haben folgende Erwägungen bestimmend mitgewirkt. Es war die willkemmene Gelegenheit geboten, die paläontologische Grnndlage für die Profile durch die subalpine Molasse bei Luzern (Lit. 2, 3) nachzuprüfen. Und ferner war manche Anfklärung über die im Gange befindliche Neuaufnahme der ostschweizerischen Molasse am Alpenrande zu erwarten, aus welchem Gebiet mir das gesamte paläontologische Belegmaterial zur Prüfnng anvertraut worden ist. Herrn FUSSENEGGER ist es nun gelungen, in der Zone des granitischen Sandsteins von Bildstein und Staudach eine Säugetier- und Molluskenfauna zusammenzubringen, durch welche das aquitane Alter dieser Schichtserie sichergestellt ist. Wie bei Luzern, so liegen anch hier zwei Schichtserien nebeneinander, von denen die alpennähere durch eine stampische, die ihr vergelagerte durch eine aquitane Fanna gekennzeichnet ist. Von besonderer Bcdeutung war der Nachweis ven stampischen Fossilien im Steinbruch beim Wirtshaus Tobel an der Schwarzach, nahe an der Grenze der lithologisch wesentlich andcrs zusammengesetzten liegenden Schichtserie von Inngrüne. Hier drängte sich zuerst die Vermutung auf, der stampische Schichtkomplex sei, wie bei Lnzern, eine Aufschiebungsmasse. ARNOLD HEIM hat dann die Aufschiebung im Felde bestätigt und genaner verfolgt. Diese Ergebnisse ermutigten zn weitern Untersuchungen. Unter diesen war die paläontologische Fixiernng der ebern Aquitangrenze mit besondern Schwierigkeiten verbunden. Die auffallend starke Reduktion in der Mächtigkeit der burdigalen Schichtserie bei St. Gallen (ca. 300 m nach A. LUDWIG) im Vergleich zn den gleichaltrigen Luzernerschichten (700 —800 m ; Lit. 2) in der Zentralschweiz hat zur Vermutung geführt, es könnte in der Ostschweiz der unterste Teil des Burdigals noch limnisch entwickelt sein. In diesem Fall war wenigstens ein Einschlag von jüngern Formen vom Typus der Molluskenfauna von Tuchorschitz in Böhmen zu gewärtigen. Die gleichen Überlegnngen wie für St. Gallen gelten in vollem Umfang auch für Vorarlberg. Es war also der paläentologische Charakter der Mollnskenfauna im unmittelbar Liegenden des marinen Burdigalien festznstellen. Die Fossilfunde FUSSENEGGERS ob der Kirche von Kennelbach, ebenso 48 Vierteljahrsschrift der Naturf. Gesellschaft in Zürich. 1928 die von O. KÖBERLE t und A. LUDWIG (St. Gallen) mir znr Prüfung übersandten Mollusken aus zeitlich äquivalenten Schichten der Ostschweiz (vgl. p.55), sprechen gegen die Annahme einer limnisch cntwickelten burdigalen Schichtserie. Die marinen miocänen Transgressionssedimente liegen auch hier direkt auf dem limnisch entwickelten Aquitan. • Bezüglich der paläontologischen Gliederung des Miocäns, dem die ganze über Kennelbach liegende Schichtserie des Pfänders angehört, gilt folgendes. Wie in der Zentralschweiz und bei St. Gallen besteht der untere Teil aus einer aUsgesprochenen Meeresmolasse, der obere aus limnischen Bildungen. Die Trennung nnserer Meeresmolasse in eine ältere (Burdigalien) und eine jüngere Schichtserie (Helvétien) auf Grund der Molluskenfaunen ist zurzeit nech mit vielen Schwierigkeiten verbnnden. Wir kennen leider die Fauna unserer Meeresmolasse nur ungenügend, weil die Fossilien zum grossen Teil nur als Steinkerne erhalten sind, die oft eine sichere Bestimmung nicht gestatten. Dazu kommt, dass ein grosser Teil der im Helvétien beobachteten Formen auch der Burdigalstufe eigen ist. Unter den gemeinsamen Fermen finden wir viele allgemein verbreitete und individnenreich auftretende Arten. Aber es gibt in den beiden Stufen auch Leitformen. Unter denjenigen für das Helvétien neHnen wir hier Cardita Jouanneti Bast. Wir kennen sie aus der Gegend von Luzern und St. Gallen Und finden sie, wie später gezeigt werden soll, auch im Pfändergebiet bei Bregenz. Nach dieser Leitform können wir die jüngere Schichtserie der Meeresmolasse als ,,Schichtserie mit Cardita Jouanneti" bezeichnen. Es ist also möglich, auch die schweizerische miocäne Meeresmolasse nach ihrer Molluskenfauna in eine untere (Burdigalien) und in eine obere Schichtgruppe (Helvétien) zu gliedern. Massgebend ist somit das Auftreten neuer Arten, denen entschieden stratigraphische Bedeutung beizumessen ist. Weitgehende faunistische Veränderungen innerhalb des marinen Schichtkomplexes sind nicht zu erwarten wegen der zu wenig einschneidenden Facieswechsel. Es ist bei dieser Gelegenheit zù betonen, dass auch die säUgetierpaläontologischen Untersuchungen für die oben besprochene Gliedernng der Meeresmolasse sprechen. Trotzdem sind DIETRICH und PAUTZKY (Lit. 16) in jüngster Zeit dafür eingetreten, Unsere Schichtgruppe mit Cardita Jouanneti der I. Mediterranstufe (Burdigalien) zuzuweisen. In einzelnen snbalpiHen Gebieten (Zentralschweiz, Lit. 2 und 3, St. Gallen, Lit. 31) sind untere nnd obere Abteilung der Meeresmolasse durch einen frappanten Gesteinswechsel ausgezeichnet, mit welchem auffällige Veränderungen in der V erteilung der Molluskenfauna ein- Jahrg. 73. ARN. HEIM, B. BAUMBERGEI, H. G. STEHLIN. Molasse Vorarlbergs. 49 hergehen. Ein in dieser Beziehnng besonders lehrreiches Beispicl bietet die Gegend von Lnzern (Lit. 2). Der burdigale Schichtenkomplex — die Luzernerschichten — ist faziell sehr verschieden von den hangenden Rotsee-St. Gallerschichten, dem HelvétieH. Die mit der miocänen Transgression eingewanderte Molluskenwelt ist in den Luzernerschichten auffallend artenarm nnd nesterweise verteilt. Im Gegensatz hiezu setzt mit dem Gesteinswechsel ein ausserordentlich reiches Molluskenleben ein (Lit. 2, p. 168). Nirgends hat mich dieser Unterschied in der Fossilführung mehr überrascht, als im Stierenweidtobel') hei Blatten im Entlebuch. Hier folgt über dem fossilarmen Luzernersandstein eine Bank ans bunter Nagelfluh mit Ostr•ea gryphoides var.gieageasisSehloth. Die bangenden blangrauen Mergel undMergelsandsteine enthalten eine arten- und individuenreiche Molluskenfauna. Einzelne Gattungen sind in bestimmten Gesteinsschichten vorherrschend; so kann man von Turritellen- und Cardienbänken sprechen. Wir sehen also, dass in der Zentralschweiz sich die Trennung der miocänen Meeresmolasse in zwei SchichtengrUppen sewohl paläontolegisch als auch lithologisch durchführen lässt. Ähnlich sind die Verhältnisse in St. Gallen. Es handelt sich in der subalpinen miocänen Meeresmolasse um eine Fauna küstennaher Meeresräume mit lokal rasch wechselnder Sedimentation in der obern Schichtgruppe (Geröllager, Sand- und Schlammmassen mit entsprechender Auslese bestimmter Molluskengattungen und Arten). Auch die Einschaltungen von Süsswasserkalken und Süsswassermergeln, gelegentlich mit aHtochthonen Kohlcnflözen, beweisen die Nähc der Küste. Es betrifft Bildungen von räumlich beschränkter Ausdehnnng, die auf vorübergehende Veränderungen im Küstengebiet hindeuten. Besonderes Interesse beanspruchen die SüsswasserbildungeH bei St. Gallen, indem sie sich hier zwischen Bnrdigalien und Helvétien einschieben und so die Trennnng der Meeresmolasse in eine untere und eine obere Schichtserie noch schärfer znm Ausdruck bringen (Lit. 31). Die durch den ehemaligen Kohlenbergbau im Pfändergebiet (Wirta-Tobel) bekannt gewordenen Süsswasserbildnngen (Lit.7) nehmen im Molasseprofil die gleiche Lage ein wie diejenigen bei St. Gallen. Sie bezeichnen anch hier die Grenze zwischen unterer und eberer Abteilung der marinen Molasse. Die limnischen Bildungen, welche die miocäne Meeresmolasse eindecken, entsprechen nach ihrer Fauna den S i l v a n as c h i c h t en Schwabens. Wir kennen sie in übereinstimmender Ansbildung im 1) Vom Verfasser 1909 entdeckte Fossilfundstelle. Vierteljahrsschrift d. Naturf. Ges. Zürich. Jahrg. 73. 1928. 4 50 Vierteljahrsschrift der Naturf. Gesellschaft in Zürich. 1928 Gebiet von St. Gallen, im Kanton Zug, im bernischen Emmental, im Seeland bei Biel, ebenso im Juragebiet (Lit. 5). Die Silvanaschichten sind aber nicht identisch mit den sog. Öningerschichten ; letztere bilden das Hangende der Silvanaschichten. Die drei Schichtkomplexe Helvétien, Silvanaschichten und Öningerschichten gehören säugetierpaläontologisch zusammen. DEPÉRET hat sie seinerzeit nach diesem Gesichtspnnkte unter der Bezeichnung Vindobonien znsammengefasst (Lit. 14). Das Helvétien entspricht dem marinen nnter n Vindobonien ; die Silvana- nnd Oningerschichten bilden das obere, l i m n i s c h entwickelte Vindobonien. Von demselben sind im Pfändergebiet nur die Silvanaschichten (Tortonien) nachgewiesen. Nach diesem kurzen orientierenden Überblick besprechen wir die Mollusken der einzelnen Fundstellen und deren stratigraphische Bedeutung. 2. Die Fauna der einzelnen Fundstellen. a) Die stampische Fauna. In der Beurteilnng der stampischen Fossilien aus der Vorarlberger Molasse sind wir in der Hauptsache auf die Vergleichung mit der FaUna der altbekannten schweizerischen Fundstellen (Bilten im Kt. Glarus, Horw bei Lnzern, Ralligen am Thunersee ' und Champotey-Vaulruz im Kt. Freiburg) angewiesen. (Lit. 1; 9; 36.) Die an unseren schweizerischen Fundstellen beobachteten Arten finden sich auch in der oberbayrischen Molasse (Lit. 23; 54) und sind auch aus Ungarn bekannt (Lit. 8). Sie weisen überhaupt paläogeographisch nach östlichen Gebieten, wo sie sich mit rein marinen Formen mischen. Es besteht kein Zweifel, dass nnter- und oberstampische Sedimente in ähnlicher lithologischer Ausbildnng wie in der Schweiz, anch am Alpenrande in Savoyen vorhanden sind (Grès de Bonneville)1). Nur ein kleiner Teil der Fauna ist bearbeitet (vgl. Lit. 23, 36, 54). Der Grund hiefür liegt in dem schlechten Erhaltungszustand der Fossilien. Trotz dieses misslichen Umstandes muss mit Nachdruck daranf hingewiesen werden, dass die Molluskenreste unserer stampischen Molasse am Alpenrande eine Fauna beknndcn, wie sie sonst in keinem anderen Schichtenkomplex der subalpinen Molasse sich wiederfindet. 1) DOUXAMI H. et J. Revue savoisienne 1905. DESCHAMPS. La Molasse de Bonneville et ses Fossiles MORET L., La région molassique et sa bordure nummulltique d'Annecy à Cluses. Revue savoisienne 1922. Jahrg. 73. ARN. HEIM, E. BAUMBERGER, H. G. STEHLIN. Molasse Vorarlbergs. 51 Für Vorarlberg kommen nur wenige Arten in Betracht, hauptsächlich Cyrenen und kleine Gardien. In der Kartenskizze und den Profilen (vgl. Stratigraphie) sind folgende Fundpunkte eingetragen : 1. Steinbruch im Schwarzach-Tobel (Gardien, Ericia, Helicide), 2. Steinbrnch Haselstanden (Cyrenen, Gardien, Melanopsis, Haifischzahn), 3. Schwarzbach, 1 km südöstlich Alberschwende (Cyrenen, Gardien, .Melanopsis), 4. Unter der Kirche von Egg an der Bregenzerach (Cyrenen, Gardien), 5. Kehlen-Fallenberg bei Dornbirn (Cyrenen), 6. Mühlbach ob Schwarzenberg (Cyrenen). An spezifisch bestimmbaren Formen kommen folgende in Betracht: Cyrena semistriata Desh. (Syn. C. snbarata, Lit. 47, p. 307. Lit. 48, p. 309). 1843. Cyrena semistriata Desh. — NYST, P. H. Description des Coquilles et des 1860. Cyrena semistriata Desh. 1863. Cyrena semislriata Desh. 1875. Cyrena semistriata Desh. 1897. Cyrena semistriata Desh. 1899. Cyrena semistriata Desh. Polypiers fossiles des terrains tertiaires de la Belgique, p. 143. VII. Fig. 3, 4. — DESHAYES, Animaux sans Vertèbres. I. p. 511. Pl. 36, Fig. 21, 22. — SANDRERGER, Conchylien d. Mainzer Tertiärbeckens, p. 307, Taf. 26, Fig. 3. — SANDBERGER, Land u. Süsswasser Conc. d. Vorwelt, p. 309, Taf. 20, Fig. 2. — WOLFF, Fauna d. südbayr. Oligocänmolasse. Paläontographica Bd. 43, p. 249; Taf. 22, Fig. 17-23. Böcxn. Geol. Verh. d. Umgeb. v. NagyMaros (Lit. 8). Bd. XIII, p. 27; Taf, VII, Fig. 4; Taf. VIII, Fig. 2. Cyrena_ semistriata Desh., von WEPFER schon 1908 bei Egg nachgewiesen und als Cyrena subarata Schloth. bestimmt (Lit. 53, p. 35), liegt nur in kleinen Exemplaren vor bis zu einer maximalen Länge von 20 mm. Die Zugehörigkeit zur Gattung Cyrena ist sichergestellt durch Beobachtung des Schlosses an Schalencxemplaren von Haselstanden. Cyrena semistriata, beweist das oligocäne Alter der Fauna. Da das Aquitan der subalpinen Molasse eine grundverschiedene Fanna besitzt (vgl. Lit. 4), so kann für die Cyrenen führenden Schichten nur stampisches Alter in Frage kommen. Nun ist im Stampien eine obere brakkisch.e Schichtgrnppe (Oberstampien = Chattien) und eine untere marine Schichtgruppe (Unteres Stampien = Rnpélien) zu unterscheiden. Cyrena semistriata ist nun in beiden verbreitet. Anf dem Bruderholz bei Basel findet sie sich mit Cyrena Bronyniarti Bast. und Cerithien in den oberstampischen Cyrenenmergeln. Im Delsbergerbecken kennen wir sie aus dem nnteren Stampien, nämlich dem sog. Cerithienkalk von Châtillon 52 Vierteljahrsschrift der Naturf. Gesellschaft in Zürich. 1928 und dem Septarienton des 1920 abgeteuften Erzschachtes Prés Roses westlich Delsberg. Ebenso ist sie im bayrischen Oligocän der sUbalpinen Zene sowohl in der unteren (Untere Meeresmolasse Bayerns) als in der oberen Abteilung (Cyrenenmergel) nachgewiesen. Cyrena semistriata besitzt im europäischen Oligocän auch eine grosse horizontale Verbreitung. Sie ist auch im östlichen Europa nachgewiesen. Im Naturhistorischen Museum Basel liegen guterhaltene Schalenexemplare, die Herr Dr. OTTO GUTZWILLER 1914 bei Merfete am Marmaramcer gesammelt hat. Cardium Thunense Mayer•Eymar. 18B7. 1887. Cardium Thunense Mayer-Eymar. Versteinerungen der Umgegend v. Thun (Lit. 36) p. 67. Taf. VI, Fig. 8. 1897. Cardium Thunense Mayer-Eymar. — WOLFF, Fauna d. südbayrischen Oligocänmolasse (Lit. 54) p. 248; Taf. XXI, Fig. 31-32. 1899. Cardium Thunense Mayer-Eymar. — BöCKH, Nagy-Maros (Lit. 8) p. 26, Taf. VI, Fig. 3. Cardium Greseri Mayer-Eymar. 1897. Cardium Greseri Mayer-Eyrnar. — WOLFF, Südbayrische Oligocänmolasse (Lit. 54) p. 247, Taf. XXII, Fig. 9. 1911. Cardium Greseri Mayer-Eymar. — ROLLIER, Revision de la Stratigraphie etc. (Lit. 43), p. 69. Mit den Cyreneii sind kleine Gardien vergesellschaftet, die schwer zu bestimmen siHd und znm Teil noch nicht beschriebene Arten darstellen. Sie gehören zu den verbreitetsten und bezeichnendsten Formen der stampischen Fauna. In der Schweiz kennen wir sie aus der stampischen Molasse von Vaulruz und Champotey (Kt. Freiburg) (Lit. 9), von Ralligen am Thunersee (Lit. 36), von Horw bei Luzern (Lit. 1-3), von Bilten und südlich vom Weissbach im Ißt. Appenzell (Lit. 30). Auch der Septarienton bei Delsberg (Bcrnerjura) enthält ausser Cardium. seobinula Mer, kleine Cardien, die den Arten der subalpinen Meercsmolasse ausserordentlich nahe stehen, vielleicht damit identisch sind. Unter den Gardien der stampischen Molasse Vorarlbergs lassen sich nnr Cardium Thunense Mayer- Eymar und Cardium Greseri MayerEymar (letztere in Haselstauden) spezifisch bestimmen. Beide sind in Bayern auf die untere Meeresmolasse beschränkt (Lit. 54), worin sie sich mit weitverbreiteten marinen Arten mischen, die das untere Stampfen (Rupélien) charakterisieren. BÖCKI3 hat Cardium Thunense bei Nagy-Maros (Ungarn) in den stampischen Pectunculus-Sanden nachgewiesen (Lit. 8, p. 10). Jahrg. 73. AnN. HEIM, B. BAUMBERGER, H. G. STEHLIN. Molasse Vorarlbergs. 53 Melanopsis Hantkeni Hofmann. 1870. 1870. Melanopsis Hantkeni Hofmann, A szily-völgyi szenteknö. In: A magyar -honiföldtarsumnkltai.Bd V, p. 26. Taf. III, Fig. 5. 1897. Melanopsis Hantkeni Hofm. — WOLFF, Südbayrische Oligocänmolasse, Lit. 54, p. 291, Taf. 28; Fig. 13-15. 1899. Melanopsis Hantkeni Holm. — BöcKn, Nagy -Maros, Lit. 8, p. 33, Tal. IX, Fig. 11.. Melanopsis Hantkeni ist eine in den stampischen Bildnngen von Siebenbürgen, Ungarn, Oesterreich, ferncr in den Cyrenenmergeln Oberbayerns vorkommende Art. Irrtümlich identifiziert WOLFF (Lit. 54) diese Art mit der ebenfalls stampischen Melanopsis acuminata Mayer-Eymar (Lit. 36, p. 67, Taf. VI, Fig. 9), die in Ralligen und Champotey (VaUlruzmolasse), aber auch in der Molasse alsacienne von Balsthal und Egerkingen (Solothurner Jura) nachgewiesen ist. In der Vorarlberger Molasse kennen wir Melanopsis Hantkeni von Haselstauden nnd vom Schwarzbach südlich Alberschwende. (Vgl. auch Lit. 46, p. 280.) Ericia antiqua Brgt. (Lit. und Synonymen in Lit. 52. Gastropoda extramarina tertiaria. Fossilium Catalogus, Bd. VI, p. 1793-1801.) Das einzige Stück stammt ans einer Mergellage innerhalb der stampischen Kalksandsteine des Steinbruchs im Schwarzach-Tobel. Die vorliegende Art gilt als Leitfossil für das obere Stampien (Chattien). Nach diesem Fund scheint Ericia antiqua noch tiefer im Stampien zu wUrzeln. Lamna cf. rupeliensis Le Hon 1871. 1910. Lamna rupeliensis Le Hon. Leriche, Poissons oligocènes de la Belgique. Mém. Musée royal d'Hist. nat. de Belgique. T. v. (Mém, No. 20) 1910. p. 271. ; Pl. XV. Fig. 22-47. 1927. Lamna rupeliensis Le Hon. Leriche, Poissons de la Molasse suisse. I. Mém. Soc. paléont. suisse. Vol. 46. p. 12. 1927. Ein guterhaltener Zahn fand sich in den Kalksandsteinen (Wetzsteine) des Steinbrnches Haselstauden. Diese Art ist auf das Stampien (Rupélien und Chattien) beschränkt. Auch bei Horw (Luzern) hat die gleichaltrige nnd lithologisch übereinstimmende stampische Schichtserie Haifischzähne (Scheidhalden) und neuerdings auch Haifischeier (Tonmergelgrnbe Grisigen) geliefert. Zusammenfassung. Zusammenfassend ergibt sich, dass die älteste Molasse am Alpenrande in Vorarlberg aus paläontologischen Gründen als Stampien anf- 54 Vierteljahrsschrift der Naturf. Gesellschaft in Zürich. 1928 gefasst werden muss. Dabei entspricht die tiefere Schichtgruppe mit den grauen Tonmergeln (Grisigermergel) und Kalksandsteinen (Horwerplatten) — unsere Horwerschichten — der unteren M e e r e s m o1 a s s e am bayrischen Alpenrande, was M. RICHTER (Lit. 39) schon 1925 erkannt hat. Diese untere Meeresmolasse in Bayern besitzt unterstampisches Altcr (Rupélien)'). Nach Westen treten im Vorarlberg und der Schweiz die Brackwassermollusken in den Vordergrund; in Savoyen ist über die Fauna noch nichts näheres bekannt. Die Cyrenennicrgel Bayerns besitzen oberstampisches Alter (Chattien). Diesem oberen Stampien möchte ich im Vorarlberg und bei Lnzern die über den Horwerschichten liegende bunte Molasse mit Kalknagelfluh zuweisen, obschon bis jetzt keine Fossilien ans diesem Schichtenkomplex vorliegen. Dicse bunte Molasse kann nicht als Aquitan aufgefasst werden, weil sie bei Luzern mit Kalknagelfluh und Kalksandsteinen vergesellschaftet ist, in dcr ihr vorliegenden aquitanen Zone • aber mit bunter Nagelfluh und granitischem Sandstein. Sie können daher nicht gleiches Alter besitzen (vgl. p. 28). b) Aquitane Fauna. Die Fauna der aqnitanen Schichtscrie stammt aus zwei verschiedenen Horizonten. Dem tieferen gehören die Fundstellen in der granitischen Molasse von Bildstein und Unter-Staudach nordöstlich Dornbirn, dem höheren die Fossilfundstelle bei der Kirche von Kennelbach an. Von Bildstein nnd Unter-Staudach stammen folgende Arten: Omplialosagda subrugulosa Quenst. Tropidomphalus minor Fischer et TVenz. Clausilia astiqua Zieten. Vivipara pachystoma Sandberger. Zonites (Aegopis) verticilloides Tho. Cepaea rugulosa Zieten. Planorbis cornu Brgt. var. solidus Tho. Chara-Oogonien. Die vier erstgenannten Arten sind Leitfossilien des Aqnitans. Sie finden sich in den Ulmerschichten (Aquitan) des schwäbischen Tertiärs (Lit. 50, 51), aber auch in der granitischen Molasse des Unteren Buchberg am Oberen Zürichsee (Subalpine Molasse, Lit. 4). Die übrigen Formen sind auch im Stampien (Ramondischichten) verbreitet. Das durch die Molluskenfauna erwiesene aquitane Alter der granitischen ') HEISER stellt sie 1922 ins Miocän infolge anderer Deutung der Fossilien (Lit. 38; vgl. auch Lit. 28, 3. Heft p. 124). Jahrg. 73. ARN. HEINI, E. BAUMRERGER, H. G. STEIILIN. Molasse Vorarlbergs; 55 Molasse von Bildstein nnd Unter-Staudach wird anch durch die Säugetierreste bestätigt, die von Herrn Dr. H. G. STEHLIN in Basel näher untersucht worden sind. Die Mergelzone von Kennelbach lieferte : Unio subflabellatus Rollier (vgl. Lit. 44) Unio inaequiradiatus (Gümbel) Wolff (Lit. 44, 54) Vivipara packystoma Sandby. Melania Escheri var. grossecostata Klein. Heliciden, mit denen der Lustmühle bei St. Gallen überein- stimmend, aber spezifisch nicht bestimmbar (siehe nnten!) Diese wenigen Arten von Kennelbach besitzen oligocänen, aber mit Ausnahme von Vivipara nicht spezicll aquitanen Charakter. Nun sind mir aber ans gleichaltrigen Schichten von der Lnstmühle (an der Strasse St. Gallen -Tcufen) durch O. KOBERLE t und ans dem Hombergtobel bei Brunnadern (Kt. St. Gallen) durch A. LUDWIG Mollusken zugesandt worden, welche die Liste von Kennelbach ergänzen. Ich erkannte: Cepaea rugulosa Zieten Hombergtobel Vivipara pachystoma Sandby. . Hombergtobel Ena hassiaca Wenz . Hombergtobel, Lustmühle Ericia bisulcata Zieten (auch Deckel) . Lustmühle Melania Escheri var.grossecostata Klein Hombergtobel, Lustmühle Heliciden, spezifisch nicht bestimmbar (Zonites, spez.) Lustmühle Unio inaequiradiatus (Giimbel) Wolff Hombergtobel, Lustmühle Die vorliegende kleine Fauna spricht für Aqnitan. c) Die Fauna der miocänen Meeresmolasse. Das geologische Alter der Schichtserie ist schon lange (vgl. GUMBEL, etc.) durch entsprechende Fossilfunde festgestellt. Es wird durch die reiche Ansbente von Fossilien aus dem Pfändergebiet, welche Herr S. FUSSENEGGER in den letzten Jahren zusammengebracht, neuerdings bestätigt. Diese neuen Anfsammlungen, nach Lokalitäten streng gesondert, verfolgten den Zweck, die mächtige, miocäne Molasse des Pfänderprofils paläontologisch zu gliedern. Es galt, die Grenze von Burdigalien nnd Helvétien zn bestimmen. Anf die stratigraphische Bedeutung der Kohle führenden Süsswasserbildungen, welche im Profil der marinen Molasse des PfäHdergebietes etwas über der Mitte auftreten, ist schon p. 49 hingewiesen worden. Über diesen limnischen Bildungen liegen die fossilreichen Schichten des Wirta-Tobels, der Herz-Jesukirche in Bregenz nnd der MILLER 56 Vierteljahrsschrift der Naturf. Gesellschaft in Zürich. 1928 Weissenreute (Berg Isel). Es ist die Schichtgruppe mit Cardita Jouanneti Bast. Vorläufig konnte nur ein kleiner Teil der an diesen Lokalitäten gesammelten Fossilien spezifisch bestimmt werden. (Lit. 6, 10, 11, 15, 17, 18, 21, 22, 24, 25, 33, 34, 37.) Wir nennen : Cardita Jouanneti Bast. . .. . . Herz-Jesukirche in Bregenz (Museum in Bregenz) Pecten (Aequipecten) seniensis La in . Herz-Jesukirche, Wirta-Tobel (Syn. Pecten scabrellus Lam.) Pecten Hermannseni Dunker Wirta-Tobel Ostrea digitalina Dub Cham.a gryphina Lam. . Panopaca Henardi Desh. Meretrix (Chione) italica Der'. Meretrix intercalaris C. P. . . Psammosolen coarctatus Gnrl. . Cardium Darwini Mayer . Wirta-Tobel, Herz-Jesukirche Cardium multicostatum Brr c. Natica millepunctata Lam. . Pleurotoma (Genota) ramosa Bast. Wirta-Tobel Buccinum limatum Chem. . Trochus cingulatus Broc. Sigaretus clathratus Reclnz Sigaretus striatus De Serr'es (Syn. Cryptostonia perelliptica Sacco) Turritella turris Bast Turritella triplicata Broc. . Turritella subangulata Broc. Odoutaspis acutissima Ag. (Syn. O. contortidens Ag.) Weissenreute (Berg Isel) Zähne von Spariden Aus demselben Nivean des Wirta-Tobels stammen die Fossilien, die (Lit. 19) TH. FUCHS in Wien wie folgt bestimmt hat: Area Fichteli Desh., Pholas cylindrica Sow., Pyrula rusticula Bast. Fusus burdigalensis Bast., Cancellaria 1Vysti Hoern. Die aufgeführten Arten, von .denen in andern Tertiärgebieten ein grosser Teil schon im Burdigalien wurzelt, treffen wir in den St. Gallerschichten der Ostschweiz, in den Rotseeschichten bei Luzern und in den Belpbergschichten bei Bern ; wir finden sie auch wieder in den als Helvétien bezeichneten Schichten anderer Tertiärgebiete, in denen die Gliederung der miocänen Meeresmolasse in Helvéticn und Burdigalien schon lange durchgeführt ist. Jahrg. 73. ARN. HEID2, E. BAUMRERGER, H. G. STEHLIN. Molasse Vorarlbergs. 57 Wie bei St. Gallen und Luzern enthält der untere Teil der Meeresmolasse weit weniger Arten als die obere Schichtgruppe mit Cardita. Jouanneti (Helvétien). Aus den Sandsteinen im unmittelbar Liegenden der obgenannten Süsswasserbildungen besitzt das Landesmuseum in Bregenz das Bruchstück eines Stosszahnes von Mastodon angustidens Cuvier. (Lit. 7.) Im Liegenden dieser Sandsteine konnte in mchreren Horizonten Ostrea gryphoides Schloth. (Syn. Ostrea crassissima Lam.) und ihre Varietät O. Giengensis Schloth. nachgewicsen werden, so im Basisconglomerat, in den Kanzelfelsen und am Fuss derselben (Kuslerberg). Hier wUrden festgestellt: Ostrea .gryphoides var. Giengensis Schloth., Cardiuna cf. girondicum Mayer, Mytilus aquitanicus Mayer, Tapes vetulus Bast., Trochus patulus Broc. Schon lange bekannt ist das Vorkommen von Ostrea gryphoides Schloth. in der Nagelfluh des Gebhardsberges 1 ) (Lit. 37). Von den wenigen in der untern Schichtgruppe aufgefundenen Arten kann keine als Leitform für das Burdigalien angesprochen werden. Für die paläontologische Bestimmung des Alters dieser Schichtgruppe reichen die vorliegenden Fossilien nicht aus. Aber nach der geologischen Lage dieser tiefern Sedimentfolge unter den Schichten mit Cardita Jouanneti Und über dem Aquitan von Kennelbach kann es sich nUr um Burdigalien handeln. In Anlehnung an die Verhältnisse in St. Gallen legen wir die Stufengrenze Burdigalien-Helvetien in das Niveau der kohleführenden Süsswasserbildungen im Wirta-Tobel. d) Fauna der Silvanaschichten (Tortonien). Von der Ruggburg, 4 km nördlich des Pfändersignals, sind schon 1910 durch C. Jooss (Lit. 26, 27) folgende Mollusken der Sylvanaschichten nachgewiesen worden : Oleacina eburnea Klein; Archaeozonites (Aegopis) costatus Sandbg.; Klikia osmium Tho. var. giengensis Krauss; Cepaea silvana Klein Tropidonaphalus ("Pseudochloritis) incrassatus Klein (Syn. Helix [Camp ylaea] inflexa Klein); Clausilia (Triptychia) helvetica MayerEyrnar; Clausilia (Pseudidyla) moersingensis Sandbg.; Linnaeus dilatatus Non/ct; Melania Escheri Brgt. (wohl Mel. Escheri tunrita Klein). Einige der genannten Arten sind an der Ruggburg neuerdings aUfgefunden worden. In der Sammlung des Herrn FUSSENEGGER liegcn : I) Herr FUSSENEGGER hat O. gryphoides auch in der obern Schichtgruppe aufgefunden. 58 Vierteljahrsschrift der Naturf. Gesellschaft in Zürich. 1928 Zonites (Aegopis) costatus Sandbg.; Cepaea silvana Klein; Triptychia helvetica Mayer-Eymar; Melanopsis Kleini Kurr; Melanin Escheri turrita Klein. In einem bedeutend tiefern Horizont desselben Schichtenkomplexes bei Flühlen, 1,5 km nördlich vom Pfänder, konnten folgende Arten festgestellt werden (Lit. 5) : Tropidomphalus incrassatus Klein. (Fu, Fe) ') Zonites (Aegopis) costatus Sandbg. . (Fe) Oxychilus (Myalinia) subnitens Klein. (Fe) Melanopsis Kleini Kurr. . . . . (Fu, Fe) Triptychia helvetica Mayer-Eymar . (Fu, Fe) Melanie Escheri turrita Klein . . (Fu, Fe) Es liegen noch von zwei andern Fundstellen dieses Schichtenkomplexes Fossilien vor, leider meist verdrückte und zerbrochene Stücke. Es konnten bestimmt werden Triptychia helvetica Mayer-Eymar von Eichenberg und Buchenberg, Cepaea silvana Klein von Bnchenberg. Eine weitere Fundstelle liegt nahe am Kontakt mit dem marinen Vindobonien (beim ersten Mast der Schwebebahn westlich dem Pfänderhotel, auf ca. 800 m); die Fossilien sind stark deformiert. Dnrch die aufgeführten Fossilfnnde ist das Alter dieser jüngsten Schichtserie im Miocän des Pfänderprofils einwandfrei fcstgestellt. Es handelt sich um Silvanaschichten (Tortonien). Die Silvanaschichten folgen nnmittelbar auf die Meeresmolasse. Bestätigt wird dies durch das Profil an der Eisenbahnbrücke über die Sitter westlich St. Gallen, wo der scharfe Kontakt der beiden Schichtserien während dem Brückenbau 1923-26 beobachtet werden konnte. Das Alter der beiden Schichtserien ist daselbst mit entsprechenden Fossilien vorzüglich belegt (Lit. 5). 1) Es bedeuten die Abkürzungen: Fu = Sammlung FUSSENEGGER in Dornbirn, Fe = Sammlung FESSLER. Herr Oberlehrer J. FESSLER in Andelsbuch hat mir seine Fossilien aus der Vorarlberger Molasse für diese Arbeit zur Verfügung gestellt, wofür ich ihm hiemit bestens danke. Jahrg. 73. ARN. HEIM, E. BAUMRERGER, H. G. STEHLIN. Molasse Vorarlbergs. 59 Benutzte Literatur (Paläontologie). 1. BAUMBERGER, E. Über das Alter der Vaulruz- und Ralligschichten. Ec- logae geol. Helv. Vol. XVI. 1920 und Verh. d. Schweiz. Naturf. Ges. in Neuenburg 1920. 2. - Die subalpine Molasse von Luzern. Eclogae geol. Helv. Vol. XIX. No. 1. 1925. 3. - Bericht über die Excursion der schweizerischen geologischen Gesellschaft in die Umgebung von Luzern, 5.-7. Oktober 1924. Eclogae geol. Helv. Vol. XIX. 1925. Über eine aquitane Molluskenfauna vom Untern Buchberg am 4. Obern Zürichsee. Eclogae geol. Helv. Vol. XX. No. 2. 1927. 5. - Die Fauna der Silvanaschichten im Tafeljura der Kantone Baselland und Solothurn. Verh. d. Naturf. Ges. in Basel. Bd. 38. 1927. 6. BELLARDI, L. et F. SACGO. I Molluschi dei terreni tertiari del Piemonte et della Liguria. Torino 1873-1904. 7. BI.UMRICH, J. Das Kohlenvorkommen im Wirtatobel bei Bregenz. XIII. Jahresbericht des k. k. Staatsgymnasiums Bregenz 1908. 8. BÖCKH, H. Die geologischen Verhältnisse der Umgebung von Nagy -Maros.itudemJahrbc.kungisheol.Ata Bd. XIII. 1899. 9. BUESS, H. Über die subalpine Molasse im Kanton Freiburg. Dissert. Freiburg (Schweiz) 1920. 10. CERULLI IRELLI, S. Fauna malacologica Mariana. Palaeontographica italica. T. 13-18. 1907-12. 11. COSSMANN, M. et A. PEYROT. Conchologie néogénique de l'Aquitaine. Actes Soc. Linn. Bordeaux. T. 63-75. 1909-1923. 12. DEPÉRET, CH. Note sur la classification et le parallélisme du système miocène. Bull. géol. France (3) T. 20. CXLV-CXLVI. 1892. 13. - Sur la classification et le parallélisme du système miocène. Bull. Soc. géol. France (3) T. 21. 1893. 14. - Observations à propos de la Note sur la nomenclature des terrains sédimentaires par M. M. Munier-Chalmas et de Lapparent. 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Systematisches Verzeichnis der fossilen Reste von Madeira, -Porto Santo und Santo Maria, nebst Beschreibung der neuen Arten. 1864. Systematisches Verzeichnis der Versteinerungen des Helvetian der Schweiz und Schwabens. Beitr. z. geol. Karte d. Schweiz. Lief. 11. 1872. - Systematisches Verzeichnis der Kreide- und Tertiär-Versteinerungen der Umgegend von Thun, nebst Beschreibung der neuen Arten. Beitr. z. geol. Karte d. Schweiz. Lief. 24. II. Teil. 1887. 37. MILLER, K. Das Molassemeer in der Bodenseegegend. Schriften d. Ver. f. Geschichte d. Bodensees und seiner Umgebung. 1877.. 38. REISER, K. A. Geologie der Hindelanger und Pfrontener Berge im Al lgäu. Geognost. Jahresh. München 1922. Jahrg. 73. ARN. HEINI, E. BAUMRERGER, H. G. STEHLIN. Molasse Vorarlbergs. 61 39. RIGHTER, MAX. Über die untere Meeresmolasse zwischen Lech und Rhein. Centralblatt für Min., Geol. u. Paläont. Jahrg. 1925. Abt. B. No. 10. - Beiträge zur Stratigraphie und Tektonik der subalpinen Allgäuer Molasse. 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Durch Aufarbeitung der von Herrn FUSSENEGGER eingesandten Rohmaterialien von Unter-Staudach konnte allmählich eine zwar kleine aber ziemlich mannigfaltige Serie von Säugetierresten gewonnen werden. Anf Grnnd derselben lässt sich folgende Sängctierfaunula feststellen : 62 Vierteljahrsschrift der NatuIf. Gesellschaft in Zürich. 1928 Dimylus paradoxus Myr. Ein Fragment einer linken Mandibel mit den Alveolen von M2-P, und ein isolierter, hinten innen etwas beschädigter unterer M 1 . Beide Fundstücke entstammen der gleichen Gesteinsprobe und rühren offenbar vom nämlichen Individuum her. Sie stimmen sehr gnt mit mir vorliegenden Doknmenten aus dem obern Aquitanien der Ulmer Gegend überein. Titanomys visenoviensis Myr. Kleines Fragment der linken Maxilla mit M2-M1 ; ausser Knochenverband beisammen gefundene und zusammengehörige untere rechte M3 —M1 ; ein unterer Ml. Cricetodon collatum Schaub. Fragment einer rechten Mandibel mit M,,-M l . Stimmt gut mit Materialien aus dem nntern Aquitanien von Paulhiac (Lot et Garonne) und aus dem oberen Stampien von Küttigen bei Aarau überein. Sciurus spec. Fragment eines oberen Incisiven von 0,0035 Sagittaldurchmesser, Querschnitt, Ausdehnung des Schmelzbelages, Schmelzstruktur Scinrus Feignouxi Pomel aus dem obern Aquitanien des Allierbeckens sehr nahe kommend. Genügt nicht zu einer spezifischen Bestimmnng. in Kleiner Simplicidentate. Ein Fragment eines obern Incisiven von komprimiertem Querschnitt könnte etwa zu einem kleinen Sciurus oder zu einem Myoxiden gehören, ist aber keiner präziseren Bestimmung zugänglich. Ein zweites Fragment, von einem Mandibnlarincisiven, hat ähnliche Dimensionen und rührt vielleicht vom gleichen Tiere her. Kleiner Carnivor. Ein sehr schlanker oberer Canin, von der Kronenspitze zur Wurzelspitze 0,0145 messend, könnte nach Grösse nnd Habitns etwa zu Palaeogale fecunda Myr gehören. Es ist mir gegenwärtig nicht möglich, diese Bestimmung durch direkte Vergleichung zn verifizieren. Palaeoohoeride. Ein rechter oberer Molar oder D 1 , im hinteren Innenviertel defekt; Aussenwandlänge 0,01, Breite vorn fast 0,011.. Der eckige Umriss, speziell die scharfe Ausprägung der beiden Aussenecken, ist für einen Suiden auffällig; aber die Skulptur der Hügel ist ganz Palae- Jahrg. 73. ARN. HEIM, E. BAUMRERGER, H. G. STEHLIN. Molasse Vorarlbergs. 63 ochaerns-artig und gestattet nicht an Microbunodon, Brachyodus oder etwas ähnliches zu denken. Vielleicht eine nene Form. Caenotherium spec. Zwei linke obere Molaren, die als M2 und Ml zusammen zu gehören scheinen. Untere M3–M2 . Am grösseren Maxillarmolaren misst die Anssenwandlänge 0,0055, die Breite hinten knapp 0,007 ; am kleineren betragen dieselben Masse stark 0,005 nnd 0,0065. Die M inf. haben entsprechende Dimensionen. In bezug auf die Rückwärtsschiebung des inneren Trigonidhügels verhalten sich die beiden Maxillarmolaren sehr fortschrittlich 1 ), wie bei den gleich grossen aquitanischen Arten. Entsprechend dem zwischen M2 und M, üblichen Unterschied ist der grössere noch etwas terminaler entwickelt als der kleinere. Amphitragulus von der Grösse des Amphitragulus gracilis Pomel. Ein vollständiger M inf. und Fragmente mehrerer weiterer. Ein in der Grösse dazu passender unvollständiger Canin. Amphitragulus von der Grösse des Amphitragulus lemanensis Pomel. Ein nsierter oberer M 1 ; ein frischer oberer D, ; ein Fragment eines oberen D 3 ; ein unterer D,. Amphitragulus von der Grösse des Amphitragulus elegans Pomel. Ein M inf. dext. von 0,0115 Länge. Diese Amphitragulidenreste sind nicht näher bestimmbar. Ausser den aufgezählten Säugetierresten fanden sich noch ein Crocodilier- und ein Teleostier-Zahn. Dass diese Assoziation von 11 Säugetierarten dem Aqnitanien angehört, kann kaum einem Zweifel unterliegen; es fehlt ihr jede Spur sowohl von Stämmen, welche in Europa schon vor dieser Stufe erloschen sind, als von solchen, welche den Kontinent erst in miocäner Zeit besiedelt haben. Schwieriger ist die Frage zu entscheiden, ob wir eine Faunula des oberen oder des unteren Aquitanien vor nns haben. Die nur generisch bestimmbaren Arten sagen nns in dieser Hinsicht gar nichts, ') -Ober die phyletische Entwicklung der Molaren hei den Caenotheriden siehe H. G. STEHLIN: Die Säugetiere des schweizerischen Eocäns, p. 684, Abhandlungen der Schweiz. paläontol. Gesellschaft, Band XXXHI, 1906. Vierteljahrsschrift der Naturf. Gesellschaft in Zürich. 61 1928 ebenso Titanomys visenoviensis, das durch das ganze AquitaHien nachweisbar ist. Anch Dim ylus paradoxus entscheidet nichts; dieser merk- . würdige Insektivor ist allerdings bisher nur im oberen Aquitanien nachgewiesen ; allein er tritt auch in diesem Nivean so lokalisiert anf, dass sein bisheriges Fehlen in dem wcniger gnt bekannten unteren Aquitanien sehr wehl auf Zufall beruhen kann. Den einzigen brauchbaren Anhaltspunkt bietet Gricetodon collation. Diese Species ist bisher nur aus dem obersten Stampien von Küttigen (Aargau) und von Branssat (Allier), sowie aus dem nnteren Aquitanien von Hochheim-Flörsheim im Mainzerbecken und von Paulhiac im französischen Südwesten bekannt. Im oberen Aquitanicn ist sie überall durch eine evoluiertere Mutation desselbcn Stammes, Cricetodon gerandicinum, ersetzt; so im Phryganidenkalk des Allierbeckens, in Marcoin (Puy-de-Dômc), in Laugnac (Lot et Garonne), in La Chanx (Waadtländer Jura), in Weisenau (Mainzerbecken 1). Demnach dürfte die Faunula von Unter-StaUdach eher dem unteren als dem oberen Aquitanien zuzuweisen sein. Nachtrag. Während der Drucklegung dieser Arbeit ist es Herrn FUSSENEGGER gelungen, auch aus der Zone von I n n g r ün e (s. oben p. 12) Sttugetierreste beizubringen. Die Fundstelle liegt auf der beigegebenen hartenskizze 1 : 50,000, Taf. I, 22 mm südöstlich Bildstein und 29 mm nordöstlich •Schwarzach. Aus dort aufgesammeltem Material, das anfangs Dezember 1927 in Basel eintraf, konnten drei Reste von I s s i o d o r o ni y s präpariert werden, nämlich (l) ein rechtsseitiges Mandihelfragment mit M 3 —M„ (2) ein isolierter rechtsseitiger und vielleicht zu der selben Mandibel gehöriger Mandibularpraemolar und (3) ein defekter Maxillarmolar. Der Issiodoromysstamm ist ausschliesslich stampisch, er tritt nicht in das Aquitanien über. Die vorliegenden, etwas abgenützten Zähne scheinen überdies Hicht von der terminalsten Mutation des Stammes, welcher für das oberste Stampien charakteristisch ist, herzurühren, sondern von einer etwas primitiveren. Wir dürfen also mit Zuversicht schliessen, dass die Zone von Inngrüne st a n i s ch en A I t ers ist und mit einiger Wahrscheinlichkeit, dass wenigstens die Partie derselben, in welcher die Fundstelle liegt, ni cht dem o b er s t e n Stampien angehört. Basel, 28. Dezember 1927. St. I ) S. SCHAUB, Die hamsterartigen Nagetiere des Tertiärs. Abhandlungen der schweizerischen -paläontologischen Gesellschaft, Band XLV, 1925.