Biodiversitätsforschung in der Leibniz-Gemeinschaft: Eine nationale Aufgabe Prof. Dr. Dr. h.c. Volker Mosbrugger Prof. Dr. Heribert Hofer Impressum Biodiversitätsforschung in der Leibniz-Gemeinschaft: Eine nationale Aufgabe (3. Auflage) Herausgeber: Leibniz-Gemeinschaft Eduard-Pflüger-Straße 55 · 53113 Bonn Tel.: (0228) 308 15-0 · Fax: (0228) 308 15-255 [email protected] www.leibniz-gemeinschaft.de Geschäftsstelle Bonn Postfach 12 01 69 53043 Bonn Tel.: +49 (0)228 30 8150 [email protected] Geschäftsstelle Berlin Schützenstraße 6a 10117 Berlin Tel. +49 (0)30 20 60 49 40 [email protected] Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) Alfred-Kowalke-Str. 17 10315 Berlin Telefon: +49 (0)30 51 68 100 Fax: +49 (0)30 51 26 104 [email protected] www.izw-berlin.de Assistenz Dr. Tobias Schneck (SGN) Dipl. Soziologe Steven Seet (IZW) Silke Ehle (IZW) Unter Verwendung von Text- und Bildbeiträgen zahlreicher Leibniz-Einrichtungen des Leibniz-Verbundes Biodiversität und der Mitarbeit des Arbeitskreises Presse der Gemeinschaft unter der Leitung von Josef Zens. Text & Redaktion Prof. Dr. Dr. h.c. Volker Mosbrugger (SGN) Prof. Dr. Heribert Hofer (IZW) Layout und Satz UNICOM GmbH · Hentigstr. 14a, 10318 Berlin Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung (SGN) Druck Druckpunkt Berlin Senckenberganlage 25 60325 Frankfurt am Main Telefon: +49 (0)69 75 42 0 Fax: +49 (0)69 746 238 [email protected] www.senckenberg.de Bildnachweis Cover © E. Flückinger, Pixelio.de­­­­­ Copyright Leibniz-Gemeinschaft 2009 6 1. Vielfalt des Lebens – eine wertvolle Ressource 6 6 7 7 8 2.1 Taxonomie und Systematik 2.2 Sammlungen 2.3 DNA-Banken und Arche-Noah-Projekte 2.4 Museen und Öffentlichkeit 2.5 Die Perspektiven 3.1 Nahrung 3.2 Agrobiodiversität – Agrofuel – Forstwirtschaft 3.3 Heilpflanzen und tierische Gesundheitsprodukte 3.4 Wirk- und Naturstoffe aus Mikroorganismen 3.5 Krankheitserreger, Überträger (Vektoren) und ihre Kontrolle (Schädlingsbekämpfung) 3.6 Bionik und weitere Biodiversitätsgüter 4.1 Stoffkreisläufe 4.2 Wenn alles so einfach wäre... 4.3 Quantifizierung komplexer Systeme 4.4 Unverstandene Dienstleistungen ohne Ende 4.5 Schutzprogramme und Schutzzonen 4.6 Anthropogene Lebensräume und Kulturlandschaften 4.7 Biodiversitätsdienstleistungen und Klimawandel 5. Die großen Herausforderungen 20 20 21 21 22 22 24 1.4 Biodiversitätsforschung in der Leibniz-Gemeinschaft 4. Biodiversitätsdienstleistungen 16 16 17 17 19 19 19 20 1.3 Der volkswirtschaftliche Wert der Biodiversität 3. Biodiversitätsgüter 11 12 13 14 14 15 16 1.2 Biodiversitätsgüter und Biodiversitätsdienstleistungen 2. Erfassung und Dokumentation der Biodiversität 8 8 9 10 10 11 1.1 Biodiversitätsverluste und Konsequenzen 5.1 Kenntnis 5.2 Verständnis 5.3 Bewertung 5.4 Nutzung 5.5 Management 5.6 Biodiversitätsforschung als nationale und internationale Aufgabe 6. Die Biodiversitätsforschungsthemen der einzelnen Leibniz-Einrichtungen Inhalt 3 Vorwort des Präsidenten also einer durch fachliche Exzellenz fundierten Politikberatung. Es geht bei der Bewahrung der natürlichen Vielfalt um nichts Geringeres als um unsere Zukunft. Daher ist auch der Untertitel unserer Broschüre bewusst gewählt: Biodiversitätsforschung ist eine nationale Aufgabe. 4 Liebe Leserinnen, liebe Leser, In Deutschland bearbeiten die Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft die vielen Facetten des Themas seit langem in einer Tiefe sowie Breite wie sonst in keiner anderen deutschen Forschungsorganisation. Damit meine ich nicht nur die Institute aus unseren Sektionen C (Lebenswissenschaften) und E (Umweltwissenschaften), sondern auch Wirtschaftsforschungsinstitute, Forschungsmuseen sowie viele weitere Einrichtungen: Wer Biodiversität sagt, der muss auch Klima und Global Change sagen, der muss Wasser, Boden und Luft sagen, der muss Wirtschaft und Bildung ebenso sagen wie neue Krankheitserreger, Stadtplanung und wissenschaftliche Sammlungen. All diese Themenfelder vereint die Leibniz-Gemeinschaft in einzigartiger Weise. Unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen diese Themen nicht isoliert voneinander, sondern inter- und transdisziplinär. mit unserer Broschüre zur Biodiversitätsforschung in der Leibniz-Gemeinschaft haben wir ganz offensichtlich einen Nerv getroffen: Keine andere unserer Publikationen war so schnell vergriffen wie dieses Heft. Deshalb haben wir uns zu einem Nachdruck der Broschüre entschlossen – schließlich hat sich an der Aktualität und Dringlichkeit des Themas nichts geändert. Biodiversität und die Forschung dazu sind längst keine Randthemen mehr, sondern bewegen die Gesellschaft auf allen Ebenen. Entscheidungsträger in kleinen ländlichen Gemeinden ebenso wie Regierungschefs großer Staaten müssen den Erhalt der Biodiversität im Blick haben. Sie bedürfen dafür des Rats der Wissenschaft, Wir wollen diese Vielfalt noch besser als bisher vernetzen und haben deshalb unsere Kompetenzen in Sachen Biodiversität gebündelt. Der Leibniz-Verbund Biodiversität hat sich konstituiert und seine Arbeit aufgenommen. Er wird koordiniert von Prof. Klement Tockner, dem Direktor des Berliner Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB). Dieser Initiative aus den Einrichtungen heraus misst die Leibniz-Gemeinschaft große Bedeutung bei, und ein großer Dank gilt hierbei Prof. Tockner, der sich bereit erklärt hat, die Rolle des Sprechers des Leibniz-Verbundes Biodiversität zu übernehmen. Das Präsidium unterstützt die Vernetzung nachhaltig und hat Prof. Volker Mosbrugger vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum (SFN) aus Frankfurt am Main zum Präsidiumsbeauftragten für Biodiversität ernannt. Innerhalb des Leibniz-Verbundes Biodiversität haben sich bereits sehr aktive Themenkreise gebildet, die unterschiedliche Bereiche des Forschungsfeldes vertieft bearbeiten. Eine Übersicht über unsere Einrichtungen, die zur Biodiversität forschen, finden Sie ab der Seite 24 dieser Broschüre. Es gibt einige Forschungsfelder, bei denen Öffentlichkeitsarbeit von herausragender Bedeutung ist. Dazu gehören Gesundheit, Klima und Energie – und eben in ganz besonderer Weise auch die Biodiversität. Denn es ist oftmals das Verhalten des Menschen – sei es im Tourismus, in der Industrieproduktion oder im Straßenverkehr und der Siedlungstätigkeit –, das zu einem Verlust der Biodiversität führt. Das kann geschehen durch Zerschneidung von Lebensräumen, durch schleichende Vergiftung oder durch Übernutzung, um nur einige Beispiele zu nennen. So messen wir neben der Politikberatung der Information der Öffentlichkeit eine große Bedeutung bei. Forschungsinstitut und Naturmuseum (SFN) sowie Prof. Heribert Hofer vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) aus Berlin. Ohne sie würde es diesen Überblick nicht geben. Wir wollen Ihnen mit dieser Broschüre die Vielfalt unserer Einrichtungen vorstellen, die sich mit der Biodiversität und den daran unmittelbar anknüpfenden Fragestellungen befassen. Ich bin mir sicher: Sie werden erstaunt sein über die Diversität unserer Biodiversitätsforschung. Eine informative Lektüre wünscht Ihnen Prof. Dr. Dr. h.c. Ernst Th. Rietschel, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft Aus diesem Grund hatten unsere Einrichtungen die Leibniz-Woche der Biodiversität konzipiert, die vom 14. bis 19. September 2009 stattfand. In sieben deutschen Städten gab es Sonderprogramme und Führungen, die der breiten Öffentlichkeit zeigten, wie spannend und wie wichtig Biodiversitätsforschung ist. Schwerpunkt ist der Treffpunkt der Wissenschaft in Dresden, wo im Rahmen der „Forschungsexpedition Deutschland“ auch der Wissenschaftszug „ScienceExpress“ Halt machte. Mein besonderer Dank gilt den Koordinatoren dieser Broschüre: Prof. Volker Mosbrugger vom Sencken­berg Grußwort 5 1. Vielfalt des Lebens – eine wertvolle Ressource ·· J ährlich wird weltweit eine Fläche von etwa 13 Millionen ha entwaldet. ·· Bedeutende Ökosysteme sind bedroht: Von den verbleibenden Urwäldern werden jährlich rund 6 Millionen ha vernichtet, die karibischen Korallenriffe sind zu 80 % zerstört, über 30 % aller Mangroven wurden innerhalb der letzten 20 Jahre vernichtet. ·· Die Aussterberate von Arten liegt um den Faktor 100 bis 1.000 höher als normal, knapp 40 % aller untersuchten Arten sind vom Aussterben bedroht. Dabei kennen wir bisher vermutlich nur 2–10 % der tatsächlich existierenden Arten, wichtige Lebensräume wie die Tiefsee sind noch weitgehend unerforscht. ·· Bei den Nahrungsmittelpflanzen sind seit dem 19. Jahrhundert 75 % der Kulturvarietäten a­ usgestorben. Erholungs„wert“ naturnaher Lebensräume. (© Mandy Kretschel, Pixelio.de) 6 D as Forschungsfeld „Biodiversität“ („­Biologische Vielfalt“) entwickelt sich gegenwärtig zu einem neuen Megathema. Dies spiegelt sich insbesondere in der 9. „UN-Naturschutzkonferenz“ (der ­Konvention über die biologische Vielfalt) wider, die vom 19. bis 30. Mai 2008 in Bonn veranstaltet wurde und an der Umweltminister und Delegationen aus über 190 Ländern teilnahmen. Mit dieser Konferenz sollten die internationalen Bemühungen zum Schutz der biologischen Vielfalt entscheidend vorangebracht werden. Entsprechend umfangreich war die Medienberichterstattung in den großen Tageszeitungen und Wochenmagazinen sowie in Funk und Fernsehen. Auch die nationalen, europäischen und ­internationalen Forschungsförderorganisationen widmen dieser ­Problematik wachsende Aufmerksamkeit. In Deutschland ist ­Biodiversität ein zentrales Thema der Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen, bestehend aus Alexander von Humboldt-Stiftung, Deutscher Akademischer Austausch Dienst, Deutsche Forschungs­gemein­schaft, Fraun­hofer­Gesellschaft, Helmholtz-Gemeinschaft, Hoch­schu­lrek­ ­­­ to­renkonferenz, Leibniz-Gemeinschaft, Max-PlanckGesellschaft und Wissenschaftsrat. 1.1 Biodiversitätsverluste und Konsequenzen Die wachsende Aufmerksamkeit für das Thema „Biodiversität“ ist in der Tat berechtigt. Denn die Biodiversität – die Vielfalt des Lebens in seiner Gesamtheit, von der Vielfalt der Gene, über die Vielfalt der Arten, Ökosysteme bis hin zur Vielfalt der Lebensräume (Biome) und der Wechselwirkungen in ihnen – schrumpft gegenwärtig mit einer außerordentlichen Geschwindigkeit, und zwar auf allen Hierarchieebenen: Die zentrale Frage lautet: Wie notwendig ist es, diesem Biodiversitätsschwund Einhalt zu gebieten? Als eine wesentliche Begründung für den Schutz der biologischen Vielfalt werden vielfach ethische und naturromantische Argumente angeführt. Danach darf der Mensch Leben, das sich über Jahrmillionen entwickelt hat, nicht ausrotten; die natürliche Vielfalt an Organismen und Lebensräumen muss erhalten werden. Ungeachtet der Argumente für und wider die wissenschaftlich-philosophische Schlüssigkeit dieser Position sticht an dieser Stelle insbesondere aber ein rein utilitaristisches Argument: Die Biodiversität muss erhalten werden, weil die Menschheit auf sie angewiesen ist. Die „Schutzwürdigkeit“ der Biosphäre ergibt sich also schon zwingend aus ihrem relativen, d. h. bedingten und beschränkten „Wert“ als Ressource für menschliche Zwecke, der sich aus zwei Komponenten zusammensetzt. 1.2 Biodiversitätsgüter und Biodiversitätsdienstleistungen Einerseits besitzt Biodiversität für den Menschen einen unmittelbaren Nutzwert über ihre Produkte („Biodiversitätsgüter“). So werden zahlreiche Pflanzen als Nahrungsmittel, das Holz der Bäume als Baumaterial oder für die Papierproduktion sowie pflanzliche und tierische Inhaltsstoffe für Produkte der medizinisch-pharmazeutischen oder chemischen Industrie genutzt. Eine große Sorge bereitet daher der Verlust von Agrobiodiversität – also das Verschwinden von potentiell wichtigen Nutzpflanzen und Nutztieren – sowie das Aussterben bisher noch unbekannter, unerforschter Arten, deren Inhaltsstoffe oder genetische Information für medizinische oder technische Anwendungen bedeutsam sein können. Darüber hinaus gibt es einen mittelbaren Nutzwert der Biodiversität, der sich aus ihren „Dienstleistungswirkungen“ erschließt. Zu diesen Dienstleistungen im Cassava-Pflanze als Virenreservoir. [Deutsche Sammlung für Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ)] übertragenen Sinne gehören etwa die Bestäubung von Nutzpflanzen, die natürliche Schädlingskontrolle, die Regulation und Stabilisierung großer Stoffkreisläufe wie der des Wassers und des Kohlenstoffs, die Erosionsminimierung sowie Einflüsse auf Klima, Luft-, Boden- und Wasserqualität. Auch der ästhetische oder Erholungs„wert“ naturnaher Lebensräume (auch im Sinne der Gesundheitsvorsorge) gehört zu den „Dienstleistungen“ der Biodiversität. Alle diese Dienstleistungswirkungen der Biodiversität sind als Gemeinschaftsgüter von zentraler, ja eigentlich lebenswichtiger Bedeutung. Sie werden aber meist ignoriert oder zumindest unterschätzt. Ihre ökonomische Relevanz ist bis heute weitgehend unerforscht. 1.3 Der volkswirtschaftliche Wert der Biodiversität Der volkswirtschaftliche Gesamtwert und -ertrag der Biodiversität ist daher bisher auch kaum quantifiziert. Eine umfangreiche Studie aus dem Jahre 1997 (Nature, Band 387 , S. 253-260) nennt hier Werte von rund 33 Billionen US$, die wir jährlich der Biosphäre entnehmen – der überwiegende Teil davon außerhalb jeden Marktgeschehens. Andere Schätzungen (z.B. von Lord Robert May, dem ehemaligen Präsidenten der Royal Society in Großbritannien) setzen den Wert noch höher an. Unabhängig von einer korrekten Quantifizierung ist aber inzwischen klar: Wohlstand und Wohlergehen des Menschen sind direkt und indirekt abhängig von den Produkten und Dienstleistungen der Biodiversität. Südliches Breitmaulnashorn (Ceratotherium simum simum); das Nördliche Breitmaulnashorn (Ceratotherium simum cottoni) ist seit 2008 im Freiland ausgestorben. Jeder Versuch, die ökologischen und wirtschaftlichen Schadenspotentiale im Blick auf die bereits erfolgten und die voraussichtlich noch eintretenden Verluste an Biodiversität vorauszusagen, steht vor einem zentralen Problem: Zwar ist allgemein bekannt, dass die Biodiversität, die „Festplatte des Lebens“, gerade schrittweise gelöscht wird. Aber die sich daraus ergebenden Konsequenzen lassen sich bisher nicht zuverlässig abschätzen. Die sukzessive Zerstörung von Biodiversität gleicht einer willkürlichen Herausnahme von Backsteinen aus einem intakten Gebäude. Solange die Statik davon nicht betroffen ist, bleibt das Gebäude stehen und ist bewohnbar. Doch anders als bei einem Gebäude kann heute bei der Biodiversität niemand alle „statisch“ relevanten Teile benennen; so kann ein Zusammenbruch von kleineren oder größeren Teilen oder gar des ganzen Systems jederzeit erfolgen. Es ist eine besondere Bringschuld moderner Biodiversitätsforschung, Verfahren und Maßnahmen zu entwickeln, um solche Probleme zuverlässig vorherzusagen und zu verhindern. Anlegen eines satellitengestützten Halsbandsenders bei einem Afrikanischen Elefanten (Loxodonta africana). [Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW)] 1.4 Biodiversitätsforschung in der Leibniz-Gemeinschaft Die Leibniz-Gemeinschaft stellt sich dieser Herausforderung von globaler Bedeutung und begreift sie als nationale Aufgabe. Biodiversitätsforschung nimmt in ihrem Wissenschaftsportfolio eine zentrale Stellung ein: für 11 Leibniz-Einrichtungen ist Biodiversitätsforschung profilbildender Schwerpunkt, weitere 16 Einrichtungen leisten substantielle Beiträge zur Erforschung der biologischen Vielfalt und ihrer ökologischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Bedeutung. Diese Broschüre fasst die großen Herausforderungen für die Biodiversitätsforschung zusammen und gibt einen Überblick über hochaktuelle Themen, die in der Leibniz-Gemeinschaft verfolgt werden. 7 2. Erfassung und Dokumentation der Biodiversität G egenwärtig sind rund 1,8 Millionen Arten beschrieben, davon sind allein etwa 1 Million Insekten-Arten, weitere etwa 300.000 Arten entfallen auf die Pflanzen. Tatsächlich leben aber auf unserer Erde weit mehr Tier- und Pflanzenarten; Schätzungen, die sich wesentlich auf gesetzmäßige Zusammenhänge zwischen Fläche und Artenvielfalt beziehen, gehen von 20 bis 100 Millionen Arten aus. Wir kennen bisher also vermutlich nur 2–10 % der tatsächlich existierenden biologischen Vielfalt. Allein die Erfassung der heute lebenden Arten ist somit eine Jahrhundertaufgabe. Zwar werden jährlich mehrere tausend Arten neu entdeckt – das Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum (SFN) in Frankfurt am Main beschreibt etwa 50–100 neue Arten pro Jahr, die Deutsche Sammlung für Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ) mehr als 80 neue Arten, Gattungen oder Familien von Mikroorganismen –, doch ist dies nicht mehr als ein Tropfen auf den sprichwörtlichen heißen Stein. Untersuchungen zeigen, dass die Beschreibung einer neuen Art etwa 1 Wissenschaftler-Jahr benötigt. Gehen wir also von rund 50 Millionen noch unbekannten Organismenarten aus, erfordert deren Erfassung und Beschreibung rund 50 Millionen Wissenschaftler-Jahre oder 50 Jahre, wenn sich weltweit 1 Million Taxonomen dieser Aufgabe zuwenden. 2.1 Taxonomie und Systematik Tatsächlich sind aber gerade die Taxonomen und Systematiker, die sich der Erfassung und Beschreibung von Organismen widmen, eine durchaus vom Aussterben bedrohte Gruppierung der Biologen. An den Universitäten wird eine entsprechende Fachkompetenz (fast) nicht mehr gelehrt, national wie international fehlen inzwischen Spezialisten für zahlreiche Organismengruppen. Damit wird der Mangel an Taxonomen auch zunehmend zum limitierenden Faktor weiterführender Forschungsvorhaben, z.B. der Ökologie oder Evolution, aber auch der Erforschung von Naturstoffen. Letztlich hat jegliche Inwert-Setzung der Biodiversität (siehe unten) ihre Basis in der Taxonomie. 8 Unter den großen Wissenschaftsorganisationen in Deutschland stellt die Leibniz-Gemeinschaft mit ihren Forschungseinrichtungen, Naturmuseen und Forschungssammlungen die umfangreichste taxonomische Fachkompetenz bereit und trägt entscheidend zur Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses bei – sie übernimmt hier bereits heute eine nationale Aufgabe. Dabei muss mit einem klassischen, von vielen Biologen und Wissenschaftsmanagern geliebten Vorurteil aufgeräumt werden: Taxonomie ist nicht „Opas Biologie“, sondern ein höchst anspruchsvolles High-Tech-Unterfangen. 3D-und 4D-bildgebende Verfahren (wie Computertomografie, Laserscanning, etc.), Ultrastruktur, Molekulargenetik, multivariate Statistik und Modellierungen, Labor- und Freilandexperimente gehören heute ebenso zum Handwerkszeug eines Taxonomen wie aufwändige Expeditionen, umfangreiche Feldarbeiten und -untersuchungen. 2.2 Sammlungen Eine zentrale, gleichwohl immer unterschätzte Komponente taxonomischen Arbeitens stellt die Dokumentation der Arten in Form von Sammlungen dar: Sammlungen sind die Archive des Lebens, aber auch die „Urmeter“ der biologischen Vielfalt. Was genau ein Bellis perennis (Gänseblümchen), ein Pan troglodytes (Schimpanse) oder eine der anderen 1,8 Millionen bekannten Arten ist, wird durch den Holotypus bestimmt, also durch das Originalstück, das mit der Erstbeschreibung der Art festgelegt wurde und in einer der Sammlungen als Referenz allgemein zugänglich aufbewahrt wird. Allein in den drei großen Sammlungen des Zoologischen Forschungsmuseums Alexander Koenig (ZFMK) in Bonn, des Museums für Naturkunde Berlin (MfN) und des Senckenberg Forschungsinstituts und Naturmuseum (SFN) in Frankfurt lagern über 70 Millionen Objekte. Die im Konsortium „Deutsche Naturwissenschaftliche Forschungssammlungen“ (DNFS) zusammengefassten Einrichtungen umfassen gar über 100 Millionen Objekte, darunter viele zehntausende von Holotypen; international einmalig ist die DSMZ mit ihren Sammlungen an 30.000 Mikroorganismen und Zellkulturen und ihrem weltweiten, höchsten Sicherheitsstandards genügenden Versand entsprechender biologischer Ressourcen. Dass der Wert der Sammlungen mit der Zeit und jedem Neuzugang wächst, ist offenkundig. Als Archive des Lebens sind sie eine zentrale Forschungsinfrastruktur der Biodiversitätsforschung; sie geben nicht nur Aufschluss über das Evolutionsgeschehen, sondern auch über Veränderungen der Umwelt, von Schadstoffbelastungen oder über Ursachen des Aussterbens. Im Vergleich zu Pflanzen, die in Herbarien seit dem 18. und 19. Jahrhundert aufbewahrt sind, kann man etwa zeigen, dass heute viele Pflanzen als Anpassung an die deutlich gestiegenen atmosphärischen Kohlendioxidgehalte eine wesentlich geringere Dichte der Spaltöffnungen aufweisen und dadurch auch ihre „Wassernutzungseffizienz“ verbessert haben; die Spaltöffnungen sind kleine Poren auf den Blättern, über die der Gasaustausch der Landpflanzen erfolgt. Zusätzlich gesteigert wird der Wert der Sammlungen durch das gegenwärtige anthropogene Massenaussterben, das um den Faktor 100 bis 1.000 über dem normalen Hintergrundaussterben liegt und das vor allem durch Landnutzungsänderungen, eingeschleppte, invasive Arten (Neobiota), Krankheitserreger und Klimawandel verursacht wird. Viele vom Menschen ausge­ rottete Arten werden künftig nur noch in Sammlungen zugänglich sein; Quagga, Riesenalk und Stellersche Seekuh sind hierfür besonders bekannte Beispiele. 2.3 DNA-Banken und Arche-Noah-Projekte Mit dem Aussterben von Arten gehen auch wichtige biologische Ressourcen und Ökosystemfunktionen verloren. Populär wurde kürzlich das Beispiel der beiden Magenbrüterfrösche Rheobatrachus silus und Rheobatrachus vitellinus. Mit diesen Arten verband sich die Hoffnung, ein effizientes Mittel gegen Magenentzündungen zu entwickeln, da die Magenbrüterfrösche ihre Jungen im Magen aufwachsen lassen, ohne sie zu verdauen – allerdings sind alle fraglichen Arten inzwischen ausgestorben. Sammlungen können hier gewisse Möglichkeiten bieten, auch die biologischen Ressourcen von bereits völlig oder weitgehend ausgestorbenen Organismen zu nutzen. Nicht nur, aber auch aus diesem Grunde gewinnen DNA- und Gewebebanken (mit Spezialsammlungen für Samen, Ejakulate, Eizellen oder Fortpflanzungsorgane) gegenwärtig rasch an Bedeutung. Neben den großen Museen ZFMK, MfN, Senckenberg (mit SMNG in Görlitz und SNSD in Dresden), haben hier auch das Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben, das Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie (IPB) in Halle und das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) in Berlin international bedeutsame Bestände. Bei der Nutzung solcher Bestände für die assistierte Reproduktion bedrohter Wildtierarten ist das IZW sogar weltweit führend. Die Bereitstellung von genetischem Material für weitergehende Untersuchungen in der Grundlagen- und angewandten Forschung entwickelt sich zu einem wachsenden Geschäftszweig der naturhistorischen Sammlungen; die einschlägigen Institute der Leibniz-Gemeinschaft sind hier bundesweit führend. Besonders fatal für die Menschheit könnte sich das rasche Verschwinden von Nutztierrassen und Nutzpflanzensorten auswirken. Gegenwärtig basieren 60 % der weltweiten Ernährung auf nur wenigen Pflanzenund Tierarten, viele der ursprünglich kultivierten und genutzten Nutztiere und Nutzpflanzen sind bereits verschwunden oder gehen rasch verloren. Jede 5. Farnund Blütenpflanzenart ist eine Heilpflanze, von diesen über 80.000 Arten sind etwa 15.000 Arten in ihrem Bestand gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Ohne Zweifel besteht hier akuter Handlungsbedarf, will man nicht lebenswichtige Ressourcen unwiederbringlich verlieren. Die einschlägigen Institute der Leibniz-Gemeinschaft reagieren auf diese Herausforderung mit wegweisenden Vorhaben. Ein beispielhaftes „ArcheNoah-Projekt“ ist etwa die vom Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben wesentlich mit organisierte internationale Samenbank in Longyearbyen in Spitzbergen; dort werden in den nächsten Jahren über 150.000 GenbankMuster des IPK eingelagert und für die kommenden Generationen nachhaltig konserviert. Labor für molekulare Evolutionsforschung [Senckenberg Gesellschaft f. Naturforschung (SGN)] 9 Der Lebensraum Tiefsee ist noch weitgehend unerforscht. Das Bild zeigt Muscheln in 3000 Meter Tiefe. [Leibniz-Institut für Meereswissenschaften an der Universität Kiel (IFM-GEOMAR)] 10 2.4 Museen und Öffentlichkeit Ohne ein breites Wissen um die Bedeutung und die Gefährdung der biologischen Vielfalt wird es keine nachhaltige Nutzung und keinen ausreichenden Schutz der Biodiversität geben. Neben öffentlichkeitswirksamen Aktivitäten von Universitäten, Forschungseinrichtungen, Behörden, Verbänden und Nicht-RegierungsOrganisationen (NGO) spielen hier vor allem die naturhistorischen Museen eine wichtige Rolle: in diesen Einrichtungen werden biologische Vielfalt, Evolution und Aussterben unmittelbar greifbar. Auch auf diesem kommunikativen Feld der Biodiversitätsforschung ist die Leibniz-Gemeinschaft prominent aktiv. Drei Forschungseinrichtungen mit angeschlossenen Museen, das Zoologische Forschungsmuseum Alexander Koenig (ZFMK), das Museum für Naturkunde Berlin (MfN) und das Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum (SFN) in Frankfurt/Main mit weiteren Instituten und Museen, den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden (SNSD) und dem Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz (SMNG) erreichen pro Jahr über 1 Million Besucher. Tatsächlich bieten diese Einrichtungen die einmalige Chance, Forschung aus erster Hand zu präsentieren, für Biodiversität zu werben und ein „Public Unde­­rstanding of Science“ bzw. „Public Understanding of Research“ zu fördern. 2.5 Die Perspektiven Die Erfassung und Dokumentation der biologischen Vielfalt ist ohne Zweifel eine der zentralen Aufgaben aktueller Biodiversitätsforschung. Die Notwendigkeit dafür ergibt sich nicht nur aus der Tatsache, dass wir bisher erst 2–10 % der existierenden Biodiversität kennen und gleichzeitig über 100 Arten pro Tag ver- lieren. Nicht weniger wichtig ist das Problem der „bad taxonomy“ – neuere Studien zeigen klar, dass zu viele biologische und ökologische Studien auf völlig ungenügenden taxonomischen Grundlagen basieren, damit fehlerhaft und nicht reproduzierbar sind. Auch das Phänomen der „kryptischen Arten“, dass nämlich morphologisch anscheinend identische Organismen tatsächlich zu mehreren verschiedenen Arten gehören, wird zunehmend als ein zentrales Problem der Biodiversitätsforschung deutlich. Besonders vielfältig sind daher auch die Herausforderungen für die Zukunft. Einerseits müssen schnelle und zuverlässige Verfahren der Artbestimmung und Taxonomie entwickelt werden; „BarCoding“, bildgebende Verfahren, international verfügbare Sammlungen und Datenbanken sind hierbei nur einige der notwendigen Entwicklungen. Andererseits sollte die Charakterisierung von Arten weiter gehen, als dies zur reinen Identifizierung notwendig wäre. Im Vordergrund stünde dabei die Kenntnis von Merkmalen und Anpassungen und ihrer genetischen Grundlagen, mit denen Organismen auf anthropogene Faktoren wie Habitatverlust, Störung durch menschliche Anwesenheit und Aktivität, Umweltverschmutzung durch chemische Substanzen, Lärm oder Licht, Einschleppung von invasiven Konkurrenten oder Krankheitserregern (Neobiota) oder der globalen Klimaänderung reagieren. Mehrere LeibnizInstitute sind führend auf diesem Gebiet, so das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), das Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie (IPB), das Forschungsinstitut für die Biologie landwirtschaftlicher Nutztiere (FBN), das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW), das Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ), das Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie (ZMT) und das Museum für Naturkunde Berlin (MfN). Nicht weniger wichtig ist die Erforschung der großen unbekannten Lebensräume und Organismengruppen. So ist die Tiefsee immer noch der größte bisher unerforschte Lebensraum, Tiefsee-Expeditionen liefern laufend, insbesondere bei kleinen Organismen wie Copepoden, mehr neue als bereits bekannte Organismen. Auch die tropischen Klimazonen oder aber die Böden bergen unendlich viel Unbekanntes. Selbst unsere heimischen Buchenwälder sind längst nicht so gut erforscht, wie immer geglaubt. Im Rahmen von „All Species Inventories“ konnten zum Beispiel Wissenschaftler des Senckenberg Forschungsinstitutes und Naturmuseum (SFN) in hessischen Buchenwäldern mehr als doppelt so viel Arten nachweisen, als bisher bekannt waren. 3. Biodiversitätsgüter A uch wenn die Vielfalt des Lebens bisher erst in Ansätzen erfasst ist, so liefert sie doch bereits heute eine Vielfalt von „Produkten“, die für den Menschen einen unmittelbaren Nutzwert haben. Diese „Biodiversitätsgüter“ reichen von Genen über Naturstoffe bis zu Teilen des Organismus oder dem gesamten Organismus selbst. Die Produkte werden im natürlichen Lebensraum gesammelt oder erlegt oder für Nutzungszwecke speziell angebaut, gehalten, gezüchtet und „geerntet“. In den folgenden Abschnitten werden ausgewählte Beispiele für Biodiversitätsgüter vorgestellt. Es gibt jedoch mehrere wichtige und große Lebensräume, die in dieser Hinsicht bisher nur ansatzweise untersucht sind und bei denen wir Gefahr laufen, viele Güter zu verlieren, bevor sie jemals zur Kenntnis genommen werden. 3.1 Nahrung Seitdem es Menschen gibt, werden Pilze, Pflanzen und Tiere und ihre Produkte als Nahrungsquelle genutzt und aus natürlichen Beständen gesammelt und erlegt. Für die Menschheit war es eine wichtige Umstellung, als mit der „Landwirtschaft“ der gezielte Anbau von Sowohl das Sammeln als auch die Jagd auf Wildtiere zu Lande und zu Wasser werden weltweit mit groß- Nutzpflanzen und die Haltung von Nutztieren begannen. Die heutige Ernährung der Menschheit beruht em Engagement betrieben. Die Konsequenzen für die Biodiversität sind erheblich. Einerseits wurden gefürch- großenteils auf der Nutzung von wenigen Pflanzen tete Feinde und Nahrungskonkurrenten, insbesondere (Reis, Mais, Weizen, Hafer, Roggen, Gerste, Hirse u.a.) Raubtiere und Greifvögel, an vielen Stellen ausgerot- und fünf Tierarten (Rind, Schwein, Huhn, Schaf, Ziege). Sie wurden in den letzten 8.000 bis 12.000 Jahren dotet – so ist West- und Mitteleuropa weitgehend frei von Großraubtieren wie Wolf, Braunbär oder Luchs, mestiziert und in einer großen Anzahl von lokalen RasAfrika und Südasien von Löwe oder Gepard und Süd- sen gezüchtet. Um nicht auf die zuerst domestizierten Pflanzen und Tiere beschränkt zu sein, die hauptsächund Ostasien vom Tiger. Und die bei der Jagd für den menschlichen Verzehr und für weitere Nutzung, ins- lich aus dem Nahen und Mittleren Osten stammten, wurden in den letzten Jahrhunderten weitere Pflanzen besondere Trophäen, in Savanne, Regenwald oder im und Tiere auf ihr Potential als domestizierbare NahMeer erlegten Beutetiere wurden und werden vielfach rungsquelle untersucht. Weltweit gehören dazu eine in ihren Beständen reduziert und langfristig bedroht (viele Wal-, Delfin-, Raubtier- und Huftierarten) oder Vielzahl fruchttragender, Blatt oder Knollen bildender Kräuter, Stauden, Büsche und Bäume, Süß- und Salzsogar ausgerottet (Stellersche Seekuh, Dodo). Dies gilt wasserorganismen wie Fische und Krabben sowie Vönicht nur für historische Zeiträume – möglicherweise hat die Jagd durch Menschen bereits vor 12.000 bis gel wie der Truthahn in Amerika und Säugetiere wie 14.000 Jahren zur Ausrottung ganzer Artengemein- das Meerschweinchen in Südamerika oder das Rentier schaften großer Säugetiere in Südamerika geführt. An- in Europa. Um Erträge zu steigern und Anbau oder Haltung einfacher und zuverlässiger zu gestalten, konzendererseits hat mancherorts die planmäßige Hege von Wildtieren für Jagdzwecke eine Sicherung von Wild- trierten sich Landwirte im Laufe der Zeit auf einige wenige Eigenschaften in der Züchtung (Wachstumsrate, tierbeständen und der für sie wichtigen Lebensräume ermöglicht (zum Beispiel im Tieflandurwald in Bialowie- Ertragshöhe, Biomasseproduktion), wählten dafür geeignete Rassen und Sorten aus und entwickelten diese za in Polen und Weißrussland und in Deutschland und anderswo) und teilweise hohe Bestandsdichten erzeugt. zu Hochleistungsprodukten. Damit verbunden war eine Es gehört zu den zentralen Aufgaben des Leibniz-In- erhebliche Steigerung des Einsatzes von Düngern, des stituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) in Berlin, Futterpflanzenanbaus und der Nutzung zusätzlicher die wissenschaftlichen Grundlagen für den Erhalt der „natürlicher“ Ressourcen wie das aus Fängen der Hochfür den Menschen wichtigen Wildtierbestände bereit- seeflotten gewonnene „Fischmehl“ zur Fütterung von Fisch- und Krabbenzuchten. zustellen. Höhlenmalerei mit Jagdszene. [LeibnizInstitut für NaturstoffForschung und Infektionsbiologie Hans-Knöll-Institut] 11 Vielfalt der Kürbissorten. [Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK)] 12 3.2 Agrobiodiversität – Agro-Fuel – Forstwirtschaft Als „Agrobiodiversität“ wird die Diversität der Nutztiere und Nutzpflanzen in Agrarlandschaften bezeichnet. Angesichts des raschen Verschwindens alter Nutztier- und Nutzpflanzensorten bzw. -rassen ist der Erhalt dieser Agrobiodiversität und ihre nachhaltige Nutzung eine Zukunftsaufgabe, auf deren Bedeutung bereits hingewiesen wurde und der sich mehrere Leibniz-Institute (s.o.) verschrieben haben. Auch natürliche oder gepflanzte Wälder werden in der westlichen Welt, wie in den Tropen und Subtropen, für die Gewinnung von Energie, Baumaterialien und für die Herstellung von Papier und hochwertiger Möbel genutzt. Die einst klar erscheinenden Unterschiede zwischen Agrarlandschaft und Wäldern verschwinden angesichts der Bedrohung der gesamten Biodiversität in diesen Lebensräumen und eines parallel verlaufenden Umbaus von relativ ertragsarmen natürlichen Ausgangszuständen mit reichhaltiger Biodiversität zu Oligo- oder Monokulturen in Form von Plantagen mit verarmter Vielfalt. Jetzt droht einem Großteil (alter) Nutzpflanzensorten und Haustierrassen die endgültige Verdrängung; viele sind akut vom Aussterben bedroht. Dabei haben viele Haustierrassen große Vorteile, wenn nicht nur Hochleistungserträge im Vordergrund stehen, sondern die Herausforderungen der Zukunft berücksichtigt werden: Etwa die Genügsamkeit und hohe Flexibilität bei der Wahl und Verwertung „minderwertiger“ Futterpflanzen, die große Toleranz gegenüber extremen, veränderlichen Umweltbedingungen einschließlich Klimaschwankungen, die hohe Resistenz gegen Krankheitserreger und die insgesamt geringen Hegeansprüche einschließlich eines geringen Energie- und Ressourceneinsatzes. Um diese Probleme und rassenspezifischen Leistungen umfassender zu verstehen, ist das Verständnis der genomischen und physiologischen Diversität und die damit assoziierte Variation in Leistungsparametern von Haustieren und Nutzpflanzen essentiell. Hierfür liefern Weitere Verknüpfungen zwischen Agrarlandschaft und das Forschungsinstitut für die Biologie landwirtschaft- Wäldern ergeben sich auch aus anderen Bezügen. Eine licher Nutztiere (FBN) in Dummerstorf, das Leibniz-In- „doppelte“ Nutzung ist nicht nur durch traditionelle stitut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung „slash-and-burn“ Landwirtschaft in vielen tropischen (IPK) in Gatersleben und das Leibniz-Institut für Gemü- Savannen und Regenwäldern oder die traditionelle se- und Zierpflanzenbau (IGZ) in Großbeeren/Erfurt in- Nutzung der Waldweide in Deutschland dokumentiert. ternational bedeutsame Beiträge. Die Verknüpfung zwischen Agrarlandschaft und Wald wird auch durch Entwicklungsvorhaben gefördert, bei Intensiver Anbau und Haltung von Pflanzen und Tie- der die partikulären Stärken von Landwirtschaft und ren für menschliche und tierische Nahrungsmittel sind Waldbau zur Regulierung und Förderung von Mikrokliohne Umgestaltung der Umwelt nicht möglich. So ma, verbesserten Nährstoffkreisläufen, besserer Raumwurde ein erheblicher Bestand natürlicher Lebensräu- nutzung und mechanischem Schutz gegen Unwetter in me in Agrarlandschaften umgewandelt. In Deutschland kombinierter Form als Agroforstsysteme („Agrofores­ sind das 47,7 %, in Europa 43 % und global immer- try“) genutzt werden. hin 37 %. Ein wichtiges Problem ist die Umgestaltung der europäischen Agrarlandschaften, so dass hohe Und Agrarlandschaften und Wälder sind dort schicksalErträge oder eine hohe Wertschöpfung einerseits und haft miteinander verknüpft, wo vor allem in den Tropen eine hohe Naturverträglichkeit andererseits ermöglicht und Subtropen natürliche Urwälder und Savannen gewerden, also eine hohe Biodiversität im Agrarbereich rodet werden, um Weidelandschaften für Fleisch und und im ländlichen Raum erhalten bleibt oder wieder Milch liefernde Rinder zu etablieren oder zusätzliche geschaffen wird. Neben gezielten Maßnahmen zur Le- Anbauflächen für Nutzpflanzen wie Zuckerrohr oder bensraumverbesserung im konventionellen Anbau gel- Mais zu gewinnen, um daraus Agrokraftstoffe („Agroten als weitere Möglichkeiten der ökologische Anbau fuel“) für Fahrzeuge herzustellen. Technologische Fortund der zunehmende Einsatz extensiver Gehegehal- schritte ermöglichen die Nutzung von Abfallprodukten tung von Rothirsch, Damhirsch und anderen jagdbaren von Land- und Forstwirtschaft (Streu, Holzspäne u.a.m.) Wildtieren in heißen, trockenen und nährstoffarmen zur Herstellung von Agrofuel der zweiten Generation Agrarlandschaften. Mit diesen und verwandten The- und machen diese Form der Zerstörung natürlicher matiken beschäftigen sich das Leibniz-Zentrum für Lebensräume besonders überflüssig. Die Bewertung Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in Müncheberg und verschiedener „Agrofuelquellen“ auf ihre ökologische das Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Nachhaltigkeit, Klimaverträglichkeit und wirtschaftOsteuropa (IAMO) in Halle. liche Effizienz ist ein wichtiges Forschungsthema, mit dem sich unter anderem das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel beschäftigt. In der Entwicklung befinden sich ebenfalls Praxisbiogasreaktoren, die durch Einsatz von Lebensgemeinschaften aus Mikroorganismen als künftige Energiequelle dienen könnten, wie dies zum Beispiel intensiv am Leibniz-Institut für Agrartechnik (ATB) in Potsdam-Bornim untersucht wird. 3.3 Heilpflanzen und tierische Gesundheitsprodukte Viele Pilze, Pflanzen, Tiere und deren Produkte enthalten Wirkstoffe, die zur Förderung menschlicher (aber auch pflanzlicher und tierischer) Gesundheit und zur Heilung bei Erkrankungen eingesetzt werden können. Die Nutzung spezieller Pflanzen zur Heilung von Krankheiten hat Vorläufer im Tierreich – von Menschenaffen bis Elefanten sind eine Reihe von Wildtierarten bekannt, die sich durch gezielte Einnahme spezieller Pflanzen oder Substanzen selbst behandeln. Die chemische Identität der Substanzen, ihre Wirkung und deren Dosisabhängigkeit sowie mögliche Nebenwirkungen sind nur von wenigen der bisher traditionell genutzten Pflanzenarten erforscht. Und es spricht viel dafür, dass weitere, traditionell nicht genutzte Pflanzenarten wichtige Substanzen beherbergen. So ist der Echte Sternanis (Illicium verum) die bisher einzige Quelle der Shikimisäure, eines erfolgreichen Neuraminidase-Hemmers zur Bekämpfung von Influenzavi- ren – ein frostempfindlicher immergrüner Baum, der in Vietnam und China heimisch ist. Und wer hätte vermutet, dass das Madagaskar-Immergrün (Catharanthus roseus) einen effizienten Wirkstoff produziert, der zur Bekämpfung mehrerer Krebsarten eingesetzt wird? In diesem Bereich ist unter anderem das Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie (IPB) in Halle führend, das sich mit der Isolation und Charakterisierung biologisch aktiver Substanzen (Naturstoffe) traditionell genutzter Heilpflanzen Afrikas, Asiens und Südamerikas sowie von Ständerpilzen Europas beschäftigt. Viele Tierarten produzieren ebenfalls hochinteressante Wirkstoffe. Insbesondere Frösche und Lurche gelten als besonders „erfindungsreich“ in der Produktion natürlicher Wirkstoffe oder besonderer biochemischer Prozesse, die im Laufe der Evolution als Anpassungen zur Feindabwehr, Erlegung von Beute oder die erfolgreiche Durchführung von Winterschlaf, Fortpflanzung oder Überleben in der Trockenheit entstanden sind. Ob potentielle Inhibitoren saurer Magensäfte aus Australien (die bereits erwähnten ausgestorbenen Magenbrüterfrösche), Schmerzmittel aus Ecuador (Dreistreifen-Baumsteiger Epipedobates tricolor), Antibiotika aus dem südlichen Afrika (Krallenfrosch Xenopus laevis) oder Mittel gegen Herzkrankheiten aus Panama (Erdbeerfröschchen Dendrobates pumilio) – sie stammen alle von Arten der weltweit am stärksten bedrohten Wirbeltierklasse, der Amphibien. Auch Aufgrund seiner harntreibenden Inhaltsstoffe wird der Wacholder (Juniperus communis) seit altersher gegen rheumatische Beschwerden eingesetzt. (© SueSchi, Pixelio.de) 13 andere Wirbeltierarten wie viele Knochenfische und Haie oder Insekten und andere Wirbellose sind reiche Quellen interessanter Wirkstoffe. Und manche Säugetierarten zeichnen sich durch besondere medizinische Leistungen aus, die bis heute unerforscht sind – wie das Immunsystem der Zwergmanguste (Helogale parvula) aus Ostafrika, die den für Menschen tödlichen Biss der afrikanischen Puffotter unbeschadet übersteht. Eine andere Form des „Wirkstoffeinsatzes“ ist die weitverbreitete traditionelle Nutzung von Organextrakten mehrerer Raub- und Huftierarten zur Steigerung der männlichen Potenz oder der weiblichen Fertilität. Deren medizinische Wirksamkeit ist bis heute nicht belegt, hat aber solche Arten, wie viele Heilpflanzen auch, durch intensive Wilderei, hemmungslosen Raubbau oder überzogene Ernte stark gefährdet. Vielfach ist die Kenntnis um die (Heil-) Wirkungen der Biodiversität als traditionelles Wissen auf lokale Ethnien beschränkt; der Zugang zu diesem lokalen Fachwissen ist die Voraussetzung der Nutzung dieser Produkte. Eines der wichtigsten Themen in der Nutzung von Biodiversitätsgütern ist daher eine angemessene Vergütung von Produzentenländern und ihren Ethnien, besonders Entwicklungsländern, wenn private Firmen, staatliche oder nicht-staatliche Organisationen dieses Wissen nutzen wollen, oder Organismen oder deren Teile besonders für die pharmazeutische Forschung ausführen möchten (Stichwort „Biopiraterie“). 3.4 Wirk- und Naturstoffe aus Mikroorganismen Mikroorganismen sind eine reichhaltige Quelle von Natur- und Wirkstoffen und biochemischer Prozesse, die als Anpassungen zur Verarbeitung besonderer Rohstoffe oder für die Abwehr missliebiger Konkurrenten oder Fressfeinde entstanden sind. Geradezu unglaubliche Beispiele sind in jüngster Zeit wiederholt in lebensfeindlichen Umwelten wie den heißen Quellen der Tiefsee entdeckt worden. Aber andere Lebensräume, von großen und kleineren Gewässern bis zum Boden, sind in dieser Hinsicht aufschlussreich. Mit der Charakterisierung von Wirkstoffen aus Mikroorganismen solcher Lebensräume beschäftigt sich unter anderem auch das Leibniz-Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) an der Universität Kiel. 14 Naturstoffe haben gegenüber chemisch synthetisierten Wirkstoffen den Vorteil, dass sie im Laufe von Jahrmillionen durch die Evolution für ihre „Aufgabe“ optimiert wurden. Solche Stoffe oder biochemischen Prozesse sind besonders für den Einsatz zur schonenden Beseitigung umweltschädlicher Substanzen (Teere, Öle) interessant. Besonderes Potential verspricht auch die Verbindung von Naturstoff-Forschung mit der Infektionsbiologie zur Bekämpfung von Krankheitserregern (Antibiotika, Antimykotika), wie sie beispielsweise am Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie (Hans-Knöll-Institut) in Jena umgesetzt wird. Durch die anhaltende Resistenzentwicklung ist die Entwicklung immer neuer Naturstoffe für die Therapie essentiell. 3.5 Krankheitserreger, Überträger (Vektoren) und ihre Kontrolle (Schädlingsbekämpfung) Krankheitserreger sind ein Teil der Biodiversität, der auf den ersten Blick als besonders überflüssig, wenn nicht sogar schädlich erscheint. In Evolutionstheorie, Ökologie und Infektionsforschung hat sich in den letzten Jahrzehnten allerdings ein Verständnis entwickelt, das Krankheitserregern eine komplexe Rolle bescheinigt. So sind Krankheitserreger eine wesentliche Triebkraft in der Evolution, die den Selektionsdruck für die Entwicklung hochwirksamer effizienter Wirkstoffe und unzähliger anderer Anpassungen bei Wirtsorganismen erzeugte, die wir nun wiederum als Biodiversitätsgüter schätzen. Krankheitserreger haben vermutlich auch zur Artbildung bei den Wirtsorganismen beigetragen, eine bisher nur ansatzweise untersuchte Fragestellung. Und sie sorgen in vielen Pflanzen und Tierarten für eine Begrenzung oder Regulierung des Bestandes und ermöglichen mittelbar die Koexistenz vieler ähnlicher Arten im gleichen Lebensraum. Die enorme Artaufspaltung unter den Wirtsorganismen (einschließlich der Überträger der Krankheitserreger!) hat dazu geführt, dass die Wirkung von Krankheitserregern in den meisten Fällen hoch artspezifisch ist. Somit sind durch den Artenreichtum in natürlichen Lebensräumen Barrieren entstanden, die die Ausbreitung von Krankheitserregern einschränken und von nur wenigen Krankheitserregern geknackt werden. Wie genau diese Einschränkungen funktionieren, wird an zahlreichen Stellen untersucht; für auf Menschen übertragbare (zoonotische) und menschliche Krankheitserreger liefert dafür das Heinrich-Pette-Institut für Experimentelle Virologie und Immunologie (HPI) in Hamburg weltweit beachtete Beiträge. Ein Beispiel für die gefürchteten Ausnahmen sind das Tollwutvirus und verwandte Lyssaviren, die bei fast allen Säugetieren eine Tollwuterkrankung auslösen. Selbst für diese gefährlichen Krankheitserreger – und andere wie das Ebola-Virus, die bisher unheilbare, meist tödliche Krankheiten verursachen – gibt es Beispiele von Säuge- tierarten, die eine Infektion völlig schadlos überstehen. Bei Tollwut ist dies die Natal-Vielzitzenmaus aus dem südlichen Afrika (Praomys natalensis), für Ebola sind dies unter anderem drei Flughundarten (Hypsignathus monstrosus, Epomops franqueti, Myonycteris torquata) aus Gabun. Die Wirkungsweisen ihrer Immunsysteme harren der Aufklärung. Ein akutes, nicht verstandenes und für die öffentliche Gesundheitsfürsorge enorm wichtiges Problem ist die rasante Zunahme neuer Krankheitserreger, die Zunahme in ihrer Verbreitung und der häufiger zu beobachtende Wirtswechsel von Krankheitserregern zwischen Wildtieren, Nutz- und Haustieren und der menschlichen Bevölkerung. Hier arbeiten an vorderster Front das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNI) in Hamburg und das Leibniz-Institut für Zoo- und Wild­ tierforschung (IZW) in Berlin. Neben der zunehmen­ den Populationsdichte und dem Anstieg des Gesamtbestandes der Nutztiere spielen sicher auch der globale Klimawandel und die Verarmung natürlicher Lebensräume eine Rolle, die zum Verschwinden natürlicher Feinde der Überträger von Krankheitserregern führen. Die einseitige Fokussierung auf die Bekämpfung von Krankheitserregern und deren Überträger (Vektoren) hat zu Bekämpfungsprogrammen geführt, deren gute Absichten durch ihre Konsequenzen auf den Kopf gestellt wurden. So sollten in den 70er und 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts von der EU finanzierte Programme die Tsetse-Fliege im südlichen und östlichen Afrika ausrotten, weil Tsetse-Fliegen als Überträger von Trypanosomen agieren, den Verursachern der Schlafkrankheit bei Nutztieren und Menschen. Die flächendeckende Verteilung gefährlicher Insektizide über große natürliche Landschaften vernichtete einen Teil der natürlichen Biodiversität in den betroffenen Lebensräumen und hinterließ zugleich Residuen, die bis heute für die einheimische Bevölkerung und ihre Nutztiere Nachteile bergen. Die nachträgliche Erkenntnis aus solchen Programmen ist, dass sie vor allem Biodiversität vernichten und dass artspezifisch gezielte Maßnahmen in Form der biologischen Schädlingsbekämpfung häufig wesentlich erfolgreicher und effizienter sind und weniger unbeabsichtigte ökosystemare oder individuelle Nebenwirkungen bergen. 3.6 Bionik und weitere Biodiversitätsgüter Immer häufiger werden Naturstoffe, Konstruktionsprin­ zipien und effiziente Produktionsverfahren an natürli­ chen Organismen untersucht, um als Ideengeber und Vor­bilder für neue Materialien oder für Lösungen tech- nischer Probleme zu dienen. Diese als Bionik oder Biomimetik bezeichnete Wissenschaftsdisziplin nutzt also gezielt das schier unerschöpfliche Innovationspotential der Evolution für Anwendungen in der Technik. Beein­ druckende Beispiele dafür sind etwa die aerodynami­ sche und hydrodynamische Optimierung von mit Was­ser oder Luft umströmten Körpern bei der Fortbe­ wegung (Schiffe, U-Boote, Fahrzeuge, Flugzeuge, Raketen), der bekannte Lotuseffekt, der Schmutz und Was­ser von einer speziell präparierten Oberfläche abperlen lässt oder Material sparende Bauweisen, die sich an Konstruktionsprinzipien von Säugetierknochen und In­sek­tenkörpern anlehnen. Verschiedene Krankheitserreger haben effiziente Vervielfältigungs-, Verpackungs- und Einschleustechniken für Erbgut entwickelt, die bereits jetzt vielfach in der medizinischen Forschung eingesetzt werden. Biodiversitätsgüter besonderer Art liefern einige ­Arten in Form von hochspezifischen Arbeitsleistungen für den Menschen. Gemeint ist damit insbesondere die hochentwickelte Sensorik einiger Arten, deren Leistungs­ fähigkeit die Qualität vergleichbarer technischer ­Geräte entweder übertrifft oder – für Entwicklungsländer besonders wichtig – sie im Sinne von „appropriate technology“ wesentlich günstiger anbietet. So wurden traditionell Kanarienvögel unter Tage als besonders empfindlicher Sensor für das Auftreten von Kohlenmonoxid gehalten – der plötzliche Tod der Kanarienvögel war eine rechtzeitige Warnung für Bergleute, dass sich die Atmosphäre mit dem gefürchteten Atemgift anreicherte. Afrikanische Riesenbeutelratten (Cricetomys gambianus) wurden erfolgreich als hocheffiziente und preis­werte Sucher von Landminen in Mosambik trainiert. In diesen Bereich gehören auch Jagdhunde oder Polizeihunde, die Fährten verfolgen oder die Präsenz von Drogen und anderer Substanzen erkennen. Tradi­ tionell nutzen verschiedene Ethnien im Nahen und Mittleren Osten die Dienste leicht abzurichtender Beutegreifer wie Geparden oder Falken, um jagbare Tiere zu erlegen. Die Beispiele für Biodiversitätsgüter aus Bionik oder spezifischen organismischen Arbeitsleistungen sind Legion; den in den noch nicht entdeckten Arten verborgenen Schatz können wir noch nicht einmal erahnen. Arten-, bzw. Biodiversitätsschutzprogramme, wie sie von zahlreichen Leibniz-Instituten entwickelt und vorange­trieben werden, tragen entscheidend dazu bei, dass dieses unerschöpfliche Potential auch künftigen Generationen erhalten bleibt. 15 4. Biodiversitätsdienstleistungen gesamten Atmosphäre, deren C-Reservoir mit etwa 750 Gt C beziffert wird. Auch nimmt die Vegetation pro Jahr durch den Prozess der Photosynthese ca. 110 Gt Kohlenstoff aus der Atmosphäre auf, so dass im Prinzip in weniger als zehn Jahren das gesamte Kohlenstoffreservoir der Atmosphäre durch die Vegetation geschleust wird. Wer allerdings meint, der Kohlenstoffkreislauf – und damit auch der Kreislauf eines der wichtigsten Treib­ hausgase – sei umfassend bekannt, der irrt. So ist heute immer noch nicht geklärt, in welche Senken der jährlich vom Menschen zusätzlich emittierte Kohlenstoff von etwa 7 Gt geht: Knapp die Hälfte davon speichert die Atmosphäre, einen weiteren Teil der Ozean, doch ist für einen Rest von 1–2 Gt des jährlich emittierten Kohlenstoffs der Verbleib bisher nicht völlig geklärt – möglicherweise spielen hier Pflanzen und Böden wiederum eine zentrale Rolle. So weiß man, dass viele Pflanzen ihre Photosynthese und damit auch ihre CAufnahme und ihr Wachstum in Abhängigkeit von Klima, Wasserverfügbarkeit und der atmosphärischen CO2-Konzentration gestalten. Die Atmosphäre der Erde (© Katrin Schulze, Pixelio.de) 16 N icht weniger wichtig als die Biodiversitätsgüter, aber noch weniger erforscht und verstanden sind die zahlreichen allgemeinen Dienstleistungen, die wir der Biodiversität verdanken. Sie sind die große Unbekannte der Biodiversitätsforschung, denn tatsächlich beginnen wir erst zu ahnen, wie sehr wir von diesen Biodiversitätsdienstleistungen abhängen – Bestäubung, Schädlingskontrolle, Gesundheit, Dämpfung von natürlichen und anthropogenen Umweltveränderungen, Stoffkreisläufe sind nur einige Beispiele einer schier endlosen Liste. 4.2 Wenn alles so einfach wäre ... Qualitativ sind die Verhältnisse also recht klar: Pflanzen beeinflussen den Kohlenstoffkreislauf und damit das Klima, umgekehrt wirken ein verändertes Klima und eine veränderte atmosphärische CO2-Konzentration auf das Wachstum der Pflanzen und den Kohlenstoffkreislauf ein. Quantitativ sind die Wechselwirkungen aber alles andere als verstanden. Gleichwohl versucht man bereits heute intensiv, die Dienstleistungen der Pflanzen im Sinne eines Klimaschutzes einzusetzen – aufgrund der Unkenntnis der Zusammenhänge aber nicht immer mit dem gewünschten Erfolg. Im Rahmen des Kyoto-Protokolls zur Reduktion der Treibhausgasemissionen ist es eine geübte Praxis, zusätzlichen Ausstoß von CO2 durch Aufforstung von Wäldern zu kompensieren: Da wachsende Wälder ihren Kohlenstoff aus der Atmosphäre beziehen, sollten sie in der Tat zu einer Reduktion der atmosphärischen Kohlendioxidkonzentration beitragen. Das tun sie auch – gleichwohl können sie zu einer Erwärmung und damit 4.1 zu einem unerwünschten Klimaeffekt führen. Pflanzen Stoffkreisläufe spielen eben nicht nur im Kohlenstoffkreislauf eine Alle großen, lebenswichtigen Stoffkreisläufe, etwa Rolle, sondern ebenso im Strahlungshaushalt der Erde des Kohlenstoffs, des Wassers, des Stickstoffs und des Phosphors, werden durch die Biosphäre wesentlich be- und im Wasserkreislauf. Während Wasserflächen und immergrüne Wälder 90 % bzw. 80 % der eingestrahleinflusst. So sind in der Vegetation heute knapp 600 ten Sonnenenergie absorbieren, liegt dieser Wert zum Gt (Gigatonnen = Milliarden Tonnen) an Kohlenstoff Beispiel für Schnee und Sand bei 10 % bzw. 35 %. Wie gespeichert und damit annähernd so viel wie in der nun Modellierungen unter anderem am Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum (SFN) gezeigt haben, können daher Aufforstungen – je nachdem wo und in welchem Umfange sie stattfinden – zu einer deutlichen Erwärmung mit einem regionalen Temperaturanstieg von mehreren Grad führen. folgreich versucht, die Veränderungen der Ökosystemdienstleistungen durch Klimawandel zu erfassen; ein wichtiger Durchbruch gelang mit einer kürzlich veröffentlichten Studie, die für verschiedene Klimawandelszenarien die in Europa zu erwartenden Konsequenzen für wichtige Ökosystemdienstleistungen erfasst. 4.3 Quantifizierung komplexer Systeme Dieses Beispiel ist paradigmatisch: Wir wissen viel Grundsätzliches und Qualitatives über Ökosysteme und Biodiversitätsdienstleistungen, für ihre konsequente nachhaltige Nutzung und Inwertsetzung, und damit auch für die Entwicklung von Managementstrategien, fehlt es aber an einem quantitativen Systemverständnis, also an einer umfassenden Kenntnis aller Prozesszusammenhänge. Der Wasserkreislauf ist hierfür ein weiterer Beleg. In stark bewaldeten Regionen stammt ein großer Teil der lokalen Niederschläge aus der Verdunstung von Pflanzen, im Amazonas-Becken sind dies etwa 50 %. Eine Rodung dieser Wälder hat damit erheblichen Einfluss auf den regionalen Wasserkreislauf, auf die Wolkenbildung, auf die Grundwasserneubildung, auf Böden, Erosion, Temperatur; über so genannte „Telekonnektionen“ sind dabei auch Auswirkungen auf entfernte Regionen und andere Kontinente möglich – all diese komplexen Konsequenzen einer Rodung von großen Waldflächen quantitativ zu modellieren und vorherzusagen ist bisher unmöglich. 4.4 Unverstandene Dienstleistungen ohne Ende Letztlich gelten die am Beispiel der Stoffkreisläufe und Wälder aufgezeigten Probleme für alle Ökosysteme im gleichen Sinne: Wir haben in vielen Fällen ein solides qualitatives Grundverständnis der Komplexität und Funktionsweise von Lebensräumen und Ökosystemen, sind aber von einem umfassenden quantitativen Prozessverständnis noch weit entfernt, so dass belastbare Beurteilungen und Bewertungen von Biodiversitätsdienstleistungen bisher nur schwer möglich sind. Gerade hier muss aber ein Schlüssel zur Eindämmung des aktuellen Verlustes an Biodiversität gesehen werden, denn nicht alle Biodiversitätsdienstleistungen können für jedermann kostenlos und an jedem Marktgeschehen vorbei genutzt werden. Mit den Problemen einer angemessenen Bewertung von Biodiversitätsdienstleistungen beschäftigen sich unter anderem das Institut für Weltwirtschaft (IfW) an der Universität Kiel, das LeibnizInstitut für ökologische Raumentwicklung (IÖR), das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und das Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie (ZMT). Auswirkungen der Damit können auch die Dienstleistungen der Wälder bisher nur schwer bewertet werden. Wir wissen, Wälder sind wichtig, nur wie wichtig sie sind, wissen wir nicht. Dabei kommen immer neue Puzzle-Teile hinzu. So wird die Bedeutung des Bodens und seiner Organismen immer noch stark unterschätzt – immerhin sind Bodenorganismen für 2/3 der gesamten Biomasse-Umsätze an Land verantwortlich. Auch mehren sich die Hinweise, dass Wälder tatsächlich wichtige Produzenten von Methan, einem weiteren wichtigen Treibhausgas, sowie von klimawirksamen organischen Molekülen sein können. Zudem sind Wälder nicht gleich Wälder: Die Biodiversitätsdienstleistungen hängen wiederum von Struktur und Zusammensetzung der Wälder ab. Alles in allem eine bisher kaum beherrschbare Komplexität! Gerade hier setzen mehrere Leibniz-Institute mit ihren Untersuchungen an. Mit globalen und regionalen Ansätzen werden etwa im Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) diese Wechselwirkungen von terrestrischen Ökosystemen mit dem Klimasystem erforscht. Durch Einbeziehung von wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Komponenten wird hier zudem sehr er- Eine zentrale Herausforderung für die Biodiversitätsforschung ist daher, die vielfältigen Biodiversitätsdienstleistungen der verschiedenen Lebensräume und ihre (ökologische und wirtschaftliche) Relevanz besser zu verstehen. An der Bewältigung dieser riesigen Aufgabe sind zahlreiche Leibniz-Institute maßgeblich beteiligt, Hitzewelle 2003 auf die Biodiversität in der Agrarlandschaft Lothringens. [PotsdamInstitut für Klimafolgenforschung (PIK)] 17 Meeresforschung; die großen Stoffkreisläufe der Ozeane, insbesondere des Nordatlantik und Nordpazifik, gehören zu den Forschungsprioritäten des Leibniz-Institut für Meereswissenschaften an der Universität Kiel (IFMGEOMAR). Biodiversitätsleistungen aus der Tiefe. (© Hennie Kissling, Fotolia.com) Bergbaufolgelandschaften weisen spezifische Probleme, aber auch erhebliche Potenziale bei der Entwicklung von Biodiversität auf - der Stiebsdorfer See in den Schlabendorfer Feldern in der Niederlausitz wurde deshalb unter Naturschutz gestellt. [Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS)] 18 weltweit und in den unterschiedlichsten Lebensräumen. Mit Biodiversität, Funktionsweise und Dienstleistungen in Wald-, Savannen- und Graslandökosystemen von den Tropen bis in die polaren Breiten befassen sich etwa die Forschungsinstitute und Museen in Berlin (MfN), Bonn (ZFMK) und Frankfurt (Senckenberg, einschließlich der assoziierten Einrichtungen in Görlitz und Dresden) und das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) in Berlin. Für Seen und Flüsse führt dies das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) durch. Im marinen Bereich übernimmt das Leibniz-Institut für Ostseeforschung (IOW) in Warnemünde im Rahmen der Helsinki-Konvention das Ostsee-Monitoring und untersucht die Einflüsse natürlicher und anthropogener Veränderungen auf marine Lebensgemeinschaften und ihre Dienstleistungen. Riffe und Küstenökosysteme der Tropen, einschließlich der für den Küstenschutz so bedeutsamen Mangroven, bilden den Forschungsschwerpunkt des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenökologie (ZMT); Wattenmeer, Nordsee und Tiefsee sind Schwerpunkte senckenbergischer Die dabei untersuchten Dienstleistungen sind nicht weniger vielfältig. Stoffkreisläufe, Qualität von Umweltgütern wie Luft, Wasser, Boden, Fischerträge oder Bestäubung (ob durch Insekten oder Fledermäuse) gehören hier ebenso dazu wie Küstenschutz, Schädlingskontrolle, Gesundheit oder Stabilität von Ökosystemen gegenüber anthropogenen oder natürlichen „Störfaktoren“. Auch hier gilt es, zahlreiche offene Fragen zu klären. Für die Dienstleistung der „ökosystemaren Stabilität“ gibt es zum Beispiel die Vermutung, dass erst eine strukturierte und vielfältige Artengemeinschaft ein Ökosystem gegen unterschiedlichste Einflüsse und Eingriffe abpuffert und so seine Stabilität im Rahmen biologischer Zeiträume gewährleistet. Ein sauberer Nachweis einer solchen generellen Regel steht noch aus. Mehrere Teilbefunde weisen darauf hin, dass diese Vermutung in den meisten Fällen in der Praxis stimmt, auch wenn sich bereits 1973 gezeigt hat, dass aus rein theoretischen Gründen die Stabilität von Ökosystemen durch Artenreichtum per se nicht unbedingt erhöht wird. Ein solcher Befund ist die erhöhte Stabilität natürlicher, nährstoffarmer, artenreicher Mahdwiesen im Vergleich zu gedüngten, nährstoffreichen, artenarmen Wiesen. 4.5 Schutzprogramme und Schutzzonen Alle die genannten Einrichtungen sind maßgeblich an der Entwicklung von Schutzprogrammen und Schutzzonen beteiligt. Auf europäischer Ebene sind hier vor allem die EU-Wasserrahmenrichtlinie, die Natura 2000-Richtlinie oder die Naturparks und BiosphärenReservate zu nennen. Aber auch auf internationaler Ebene sind Leibniz-Institute in zahlreichen Regionen an großen internationalen Schutz-Initiativen aktiv, dies betrifft etwa Madagaskar (Deutsches Primatenzentrum DPZ), Afrika (ZFMK, IZW, Senckenberg), Mittel- und Südamerika (Senckenberg, IZW), die Tiefsee, Ozeane und Riffe (IFM-GEOMAR, MfN, ZMT, Senckenberg). Wie wichtig Schutzprogramme und -zonen sind, wurde auf der 9. UN-Naturschutzkonferenz in Bonn deutlich. Strategisch gut geplant, erlauben sie den Erhalt einer gewissen Biodiversität und die Aufrechterhaltung regional oder global besonders wichtiger Dienstleistungen. Alle Probleme des gegenwärtigen Biodiversitätsverlustes werden aber auch so nicht gelöst werden können. Denn der Mensch benötigt Biodiversitätsdienstleistungen insbesondere auch in seinen eigentlichen Lebensräumen, den Städten, Agrar- und Kulturlandschaften. 4.6 Anthropogene Lebensräume und Kulturlandschaften Diese anthropogenen Lebensräume werden in unterschiedlichem Umfang vom Menschen direkt gestaltet, hier ist er aber auch sehr viel unmittelbarer von Biodiversitätsdienstleistungen wie Bestäubung, Luft-, Wasser- und Bodenqualität oder Regionalklima abhängig, die wiederum aufgrund des dynamischen Einflusses des Menschen besonderen Veränderungen unterworfen sind. Die nachhaltige Nutzung und Weiterentwicklung dieser anthropogenen Lebensräume im Sinne einer Verbesserung der Lebensqualität ist wichtiger Bestandteil des Forschungsportfolios mehrerer Einrichtungen wie dem Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS) in Erkner, dem Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) in Dresden, dem Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO) in Halle, dem Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in Müncheberg und der Akademie für Raumforschung und Landesplanung (ARL) in Hannover. Kennzeichnend für diese Forschungen zur Biodiversität bzw. zu Biodiversitätsdienstleistungen in den vom Menschen dominierten Lebensräumen ist die Einbeziehung von planerischen sowie landwirtschaftlichen, wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Aspekten. In diesen Räumen liegt tatsächlich der Schlüssel für die künftige Entwicklung unserer Ernährung und Lebensqualität. Die „Versöhnung von Ökonomie und Ökologie“ stellt hier eine besondere Herausforderung dar, die Erfassung und Bewertung der Biodiversitätsdienstleistungen kann dabei eine wichtige Rolle spielen. 4.7 Biodiversitätsdienstleistungen und Klimawandel Ohne Zweifel sind also Biodiversitätsdienstleistungen von zentraler Bedeutung nicht nur für die Lebens­ qualität, sondern auch für das Überleben des Menschen. Diese Dienstleistungen sind gefährdet. Der ­rasche Verlust an Biodiversität ist umso bedrohlicher, als wir die Funktion dieser Arten in ihren Lebensräumen bisher kaum verstehen. Der Klimawandel schafft ein weiteres Problem, da er zu erheblichen Arealverschiebungen von Arten führt. Viele wärmeliebende Arten erweitern gegenwärtig ihr Areal um 6 km pro Dekade nach ­Norden bzw. in Gebirgsregionen um 6 m pro Dekade in die Höhe. ­Damit kommt es aber auch zu einer komplexen Neustrukturierung nahezu aller Ökosysteme. Nicht zuletzt aus paläontologischen Untersuchungen wissen wir, dass bei Klimawandel tatsächlich nicht ganze Ökosysteme wandern, sondern einzelne Arten, so dass die Ökosysteme selbst sich verändern und nicht stabil bleiben. Auch wenn dies im Grundsatz erkannt ist, kann bisher für kein Ökosystem umfassend vorhergesagt werden, wie es sich als Folge des Klimawandels verändern und welche Konsequenzen dies für die Ökosystemdienstleistungen haben wird. Dauergarten. [LeibnizInstitut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK)] 19 5. Die großen Herausforderungen haltsstoffe), Lebensgeschichte, genutzte Lebensräume (Biotope), Habitatansprüche, Verbreitung, Gesamtbestand, Beziehungen zu anderen Arten sowie die Beiträge zu Stoffumsätzen und Stoffflüssen. In Ergänzung dazu eine Charakterisierung des Potentials als Biodiversitätsgut und des Beitrages zu Dienstleistungswirkungen der Biodiversität. Weiterhin die Schlüsselinformationen, die die Bestandssituation und voraussichtliche Bestandsentwicklung beschreiben und die Faktoren charakterisieren, die eine nachhaltige Bestandsentwicklung besonders gefährden oder verbessern. Mit einer solchen Datenbasis ließe sich eine umfassende Kenntnis und Identifikation besonders wichtiger, schützenswerter Arten, Lebensräume, Biodiversitätsgüter und der Dienstleistungswirkungen der Biodiversität ableiten. Hier sind Taxonomie und Systematik, funktionelle Morphologie, ökologische und genomische Physiologie, Verhaltens­ ökologie, Immungenetik, Reproduktionsbiologie, Reproduktions- und Wildtiermedizin und Wirkstoffforschung besonders gefragt. Der Iberische Luchs (Lynx pardinus) ist die weltweit bedrohteste Wildkatzenart. Der Gesamtbestand beläuft sich auf weniger als 200 Wildkatzen im südlichen Spanien. [Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW)] 20 D ie eingangs gestellte zentrale Frage lautete: Wie notwendig ist es, dem Biodiversitätsschwund Einhalt zu gebieten? Die bisherigen Abschnitte verdeutlichen, dass der jetzige Wissensstand bereits unmissverständlich deutlich macht, dass die Menschheit auf die Biodiversität in erheblichem Maße angewiesen ist – und dass der „Wert“ der Biodiversität als Ressource für menschliche Zwecke enorm ist. Die bisherigen Abschnitte zeigen auch, dass wir bisher noch viel zu wenig über Biodiversität, Biodiversitätsgüter und die Dienstleistungswirkungen der Biodiversität wissen, um sie angemessen schätzen, bewahren und nachhaltig zum Wohle aller nutzen zu können. Der Mangel an Wissen stellt große Herausforderungen an Forschung, Gesellschaft und Politik. Die sich jetzt besonders aufdrängenden Forschungsfragestellungen konzentrieren sich auf fünf Bereiche: Kennen, Verstehen, (Be)werten, Nutzen und Managen der Biodiversität. 5.1 Kenntnis Der Biodiversitätsforschung fehlen bis heute die einfachsten Grundlagen: Eine (öffentlich leicht zugängliche) Beschreibung möglichst aller vorhandenen Arten und ihrer Wechselwirkungen, oder zumindest eine Liste aller bekannten Arten. Dazu eine Dokumentation von Verfügbarkeit und Zugänglichkeit von Referenzexemplaren (Holotypen), idealerweise ergänzt durch eine Beschreibung der biologischen Eigenschaften jeder Art: Besondere Merkmale (zum Beispiel Anpassungen im Verhalten, im Bauplan, der Physiologie, besondere In- 5.2 Verständnis Mit Ausnahme artifizieller Winzigexperimentalökosys­ teme (Chemostate) gibt es bis heute kein einziges natürliches Ökosystem, dessen Lebensgemeinschaften, Nah­rungsketten, Pathogen-Wirt-Dynamiken,­ Stoff­ flüs­se, Widerstandsfähigkeit („resilience“) gegenüber na­türlichen oder anthropogenen Störungen, mithin dessen gesamte Bestandteile und Prozessdynamik entweder theoretisch-analytisch, im Modell oder empirisch umfassend charakterisiert ist. Erst dann aber ist es möglich, die Konsequenzen des Verlustes von Biodiversität, also das Herauslösen bestimmter Arten (Bausteine) und ihrer Wechselwirkungen und Funktionen aus der Statik des Ökosystems (Gebäude), akkurat vorherzusagen. Daher ist die Beschreibung der Anfälligkeit einzelner Arten (Bausteine) und die Qualität, der Grad und der Typ der Vernetzung mit anderen Arten in einem Ökosystem und ihre gegenseitige Beeinflussung ein wichtiges Desiderat, dicht gefolgt von der Entwicklung eines Prozessverständnisses über die Dynamik von Artengemeinschaften und Ökosystemen über kurze und längere biologische (und geologische) Zeiträume. Es beginnt also mit dem Verständnis von der Vorhersagbarkeit des Grades der Gefährdung von Populationen, Arten und Lebensräumen als Funktion klar identifizierter anthropogener Faktoren wie Habitatverluste, Umweltverschmutzung und Klimawandel, Entnahme (Ernten, Sammeln, Fischen, Jagen), Einschleppung von invasiven Konkurrenten (Neobiota) oder Krankheitserregern. Idealerweise mündet dies in einer evolutionär, ökologisch und physiologisch sauber begründeten „Stresstheorie“, also einer Theorie, die die Fähigkeit von Organismen und Arten vorhersagt, mit ihren spezifischen Anpassungen solche Herausforderungen bewältigen zu können. Aus der daraus resultierenden Vorhersage zur Populationsdynamik einzelner Arten ließe sich die Vorhersagbarkeit von Aussterbeereignissen verbessern. Und der Einfluss einzelner Arten auf die Vernetzung und die Dynamik der Artengemeinschaften und des Ökosystems insgesamt ließe sich besser vorhersagen. Eng damit verbunden ist ein besseres Verständnis fundamentaler Evolutionsprozesse wie der Populationsdifferenzierung und Artentstehung, die auch in anthropogen beeinflussten oder sogar dominierten Landschaften unverändert, aber in bisher nicht vorhersagbar geglaubten Richtungen weitergehen wird. Neben der Organismus-zentrischen Perspektive ist für das Verständnis der Dynamik von Lebensgemeinschaften auch das Verständnis globaler und lokaler Stoffkreisläufe und Stoffflüsse wichtig. Diese sind bis heute in keinem Falle befriedigend geklärt, ebenso bleibt der Grad der Abhängigkeit lokaler und regionaler Lebensräume von Stoffeinträgen aus und weiteren Wechselwirkungen mit anderen Regionen des Planeten („Telekonnektionen“) unklar. 5.3 Bewertung Eine angemessene, faire Bewertung von Biodiversitätsgütern und Biodiversitätsdienstleistungen nutzt gesellschaftliche, politische und ökonomische (betriebs- wie volkswirtschaftliche) Perspektiven, berücksichtigt die Partikularinteressen von Produzentenländern, bewältigt die Spannung, die sich aus der Überschreitung nationalstaatlicher Grenzen durch die Dienstleistungswirkungen der Biodiversität ergibt und gleicht den Interessenkonflikt entlang der Wertschöpfungskette ab. Wichtige Aspekte sind dabei Änderungen und Verluste, die Kosten alternativer „Produktionswege“, das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung in Entwicklungs-, Schwellen- und Industrieländern und das Idealbild einer an der ökologischen Nachhaltigkeit orientierten gleichwohl wirtschaftlich erfolgreichen Agrar- und Industriepolitik. Bis heute gibt es weder ein einziges Biodiversitätsgut noch eine einzige Biodiversitätsdienstleistung, für die eine solche Bewertung angemessen vorliegt. Und dies nicht nur, weil eine wissenschaftlich begründete Bewertung von Biodiversitätsgütern und Biodiversitätsdienstleistungen die Raum-, Sozial-, Wirtschafts- und Politikwissenschaften vor erhebliche Herausforderungen stellt. 5.4 Nutzung Idealerweise ist eine sinnvolle Nutzung von Biodiversitätsgütern und -dienstleistungen im ökologischen Sinne nachhaltig, also ohne den Bestand von Arten zu gefährden, ihre ökosystemare Funktion erheblich einzuschränken oder Stoffkreisläufe substantiell zu verändern. Weder kennen wir in den meisten Fällen die tatsächlich vorhandenen Güter oder Dienstleistungen, noch den optimalen Anteil, der eine nachhaltige Ernte zuließe. Der massive Einbruch der Fischbestände weltweit ist ein Paradebeispiel, wie komplex der Versuch sein kann, partikuläre lokale und nationale Fischerei-Interessen in Harmonie mit der Vorstellung einer moderaten, langfristig bestandsschützenden (nachhaltigen) Nutzung zu vereinbaren, die nationale Grenzen übersteigen muss, wenn sie erfolgreich sein will. Hier besteht die Herausforderung, stabile und erfolgreiche Institutionen und Governanceansätze zu entwickeln. Aus der Perspektive der rasch fortschreitenden Biodiversitätsverluste ist der wichtigste Faktor die Habitatund Lebensraumzerstörung, -umwandlung oder -beeinträchtigung. Der Erhalt von Biodiversität, ihrer Güter und Dienstleistungen steht also in Konkurrenz zu anderen Anforderungen der Landnutzung. Landnutzungskonkurrenz und die dabei entstehenden Konflikte sind ein essentielles Thema für Biodiversitätsforschung im weiteren Sinn. Dazu gehören die Erforschung und Entwicklung von Institutionen und Governanceansätzen zur Lösung von Nutzungskonflikten sowie die Entwicklung alternativer Handlungsoptionen. Beispiele dafür sind etwa die Modellierung und Analyse von Landnutzungskonkurrenz im Zusammenhang mit Bioenergie oder die Sicherung von Biodiversität im Planungsprozess für Naturschutz – oder NATURA 2000-Gebieten bei Nutzungskonflikten. Belebtschlamm im Biogasreaktor, eines von vielen Biodiversitätsgütern. [LeibnizInstitut für Agrartechnik Potsdam-Bornim (ATB)] 21 4D-Ultraschallbild eines lebenden Fötus vom Rhesusaffen (Macaca mulatta). [Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW)] 5.5 Management Weil der Einfluss des Menschen auf den Planeten mittlerweile allumfassend ist, bleiben selbst die größten ursprünglichen Lebensräume und Ökosysteme nicht mehr frei von anthropogenen Einflüssen. Auch der Erhalt der Biodiversität in natürlichen Lebensräumen erfordert daher mehr als ein „Nicht-Berühren“-Schild, sondern aktives Vorgehen, um Verluste von Biodiversität zu verhindern, zu minimieren, oder – soweit möglich – zu kompensieren. Dies beginnt bei der Entwicklung geeigneter Prognoseinstrumente. Dazu gehören Modelle, die lokale, regio­ nale oder globale Biodiversitäts-, Landnutzungs- und Klimaveränderungen abbilden und die bei der Prioritätensetzung von Managementaktivitäten hilfreich sein können, um avisierte Verluste zu verhindern oder zu minimieren. Solche Instrumente wären auch in der Politikberatung hilfreich – mit Ausnahme der Klimaänderungsmodelle gibt es sie allerdings erst in Ansätzen. Und selbst die modernsten Klimasystemmodelle berücksichtigen bis heute die beschriebenen Rückkopplungseffekte zwischen Biodiversität und globalem, regionalem oder lokalen Klima nur unvollständig. Bild rechts: Ausstellung zur Biodiversität und Evolution. [Museum für Naturkunde Berlin (MfN)] 22 Bei bedrohten Tier- und Pflanzenarten wie bei unter Druck geratenen Biodiversitätsgütern und Biodiversitätsdienstleistungen sind kurzfristige Feuerwehr- und langfristige Sicherungsmaßnahmen unerlässlich. Dies beinhaltet zunächst die Etablierung und den Ausbau von Genbanken bis hin zu Gewebebanken (mit Fortpflanzungsorganen, Gameten oder Samen) und der Ausbau biologischer Sammlungen. Hinzu kommen die Entwicklung assistierter Reproduktion für bedrohte Wildtierarten und die wissenschaftliche Unterstützung von Zoos und Botanischen Gärten in ihrer Weiterent- wicklung zu Naturschutz- und Nachzuchtzentren. Ein wichtiger Aspekt der Forschungen ist die Frage, wie die Raumwissenschaft mit geeigneten Instrumenten zum Erhalt und der Wiederherstellung einer hohen Biodiversität beitragen kann. Beispiele dafür sind der Umgang mit Brachflächen in städtischen Räumen oder die Entwicklung von Instrumenten einer proaktiven kommunalen Umweltplanung in Agrarlandschaften, die sich für die Erhaltung der Biodiversität einsetzt. 5.6 Biodiversitätsforschung als nationale und internationale Aufgabe Angesichts der globalen Bedrohung der Biodiversität und ihrer zentralen Bedeutung für die Zukunft des Menschen sind nationale, aber auch internationale Anstrengungen notwendig. Schutzmaßnahmen und ökonomische Ansätze zu einem fairen „access and benefit sharing“ reichen dabei nicht aus; vielmehr bedarf es dringend einer groß angelegten Forschungsinitiative, um fatale Kenntnislücken zu schließen. Zwar gibt es bereits eine Reihe von wichtigen Forschungsprogrammen, so etwa die internationalen Großprogramme DIVERSITAS, ESSP (Earth System Science Partnership), GTI (Global Taxonomic Initiative), auf europäischer Ebene das ALARM-Netzwerk oder auf bundesdeutscher Ebene DIVERSITAS Deutschland und die von der DFG geförderten Biodiversitäts-Exploratorien. Diese Vorhaben sind wichtig und gut, haben aber jeweils ihre eigenen Schwerpunkte und werden in Umfang und Thematik der Breite und Bedeutung der Biodiversitätsproblematik, wie sie oben geschildert wurde, nicht wirklich gerecht. Noch hat Biodiversitätsforschung im publizistischen Gerangel zwischen Umweltpolitik und Naturschutz nicht die Aufmerksamkeit, die ihr in unser aller Interesse gebührt. 23 6. Die Biodiversitätsforschungsthemen der einzelnen Leibniz-Einrichtungen D ie nachstehende Übersicht beschreibt zunächst die Leibniz-Einrichtungen, für die Biodiversitätsforschung einen profilbildenden Schwerpunkt darstellt. Danach schließen sich Kurzprofile der Institute an, die ebenfalls Beiträge zur Biodiversitätsforschung leisten, ohne dass dies ein profilbildender Schwerpunkt ist. Die Übersicht beruht auf aktualisierten Selbstdarstellungen der Einrichtungen und schließt die für Biodiversitätsforschung zuständigen Ansprechpartner ein. Die Übersicht enthält nicht nur Einrich- tungen, die über Biodiversität im engen, traditionellen Sinne forschen, sich also mit der Beschreibung der Arten, ihren Anpassungen und ihren Wechselwirkungen mit anderen Arten beschäftigen. Sie berücksichtigt auch Einrichtungen, die sich mit der Bewertung oder den Auswirkungen von Biodiversität im politischen, gesellschaftlichen oder ökonomischen Sinne beschäftigen, oder für die die Biodiversität Grundlage ihrer Forschungstätigkeit ist – zum Beispiel im Zusammenhang mit Naturstoffen. Computer-generiertes 3-D-Bild eines Delfin-Fötus im Uterus.­­[LeibnizInstitut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW)] 24 Leibniz-Einrichtungen mit Biodiversität als profilbildendem Forschungsschwerpunkt Deutsche Sammlung für Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ) Leibniz-Institut für Nutztierbiologie Dummerstorf (FBN) Profil der Einrichtung Diversität und Bereitstellung von Prokaryonten, Hefe und Pilzen, Pflanzenviren, menschlichen, tierischen und pflanzlichen Zelllinien; molekulare und phänotypische Systematik; Genomanalysen Profil der Einrichtung Nutztierbiologie; funktionale Biodiversität; Tierzucht; ressourcen- und umweltschonende Tierproduktion; Tiergesundheit; Tierverhalten; Nahrungsmittelerzeugung Beitrag zur Biodiversitätsforschung Die DSMZ ist international die einzige Sammlung biologischer Ressourcen mit derzeit rund 30.000 ausgezeichnet charakterisierten Kulturen, die international anerkannte sammlungsbezogene Forschung mit einem Identifizierungsservice, der Möglichkeit zur Hinterlegung biologischer Patente und dem Angebot eines breiten Spektrums von Material hoher Qualität und raschem Versand verbindet. Als führendes Zentrum für biologische Ressourcen in Europa ist allein die DSMZ in der Lage, höchst diverse und schwierig zu kultivierende Mikroorganismen aufzunehmen und zu konservieren. In den Jahren 2002–2004 war die DSMZ als Exzellenzzentrum für Ressourcenmanagement von der EU anerkannt. Seit 2007 liefert die DSMZ als einzige Sammlung Material für die vollständige Sequenzierung von Genomen an das „Joint Genome Institute“. DSMZMitarbeiter sind maßgeblich an der OECD-Initiative zur Definition von „Biological Ressource Centers“ und anderen Initiativen zur Netzwerkbildung biologischer Information beteiligt. Mitarbeiter publizieren jährlich mehr als 80 neue Arten, Gattungen und Familien von Prokaryonten und führen ökologische Untersuchungen in diversen Habitaten durch, die der Ermittlung der Populationsstruktur und Artenvielfalt dienen. Deutsche Sammlung für Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ) Inhoffenstr. 7B 38124 Braunschweig www.dsmz.de Beitrag zur Biodiversitätsforschung Der Erhalt der biologischen Vielfalt der Nutztiere stellt ein wesentliches Potential für die langfristige globale Ernährungssicherung dar. Genomanalytische Untersuchungen zeigen, dass auch in Hochleistungspopulationen von Nutztieren sehr unterschiedliche Genomregionen für ein und dieselbe Hochleistung verantwortlich sind. Die Aufklärung der genetisch-funktionalen Aspekte der Biodiversität der Nutztiere stellt eine wichtige Voraussetzung für den Erhalt der biologischen Vielfalt der Nutztiere als „Rohstoff“ der Züchtung und für die Gestaltung tiergerechter Haltungsbedingungen dar. Der Erhalt der biologischen Vielfalt unserer Nutztiere bildet das wesentliche Potential für die zukünftige effiziente Inanspruchnahme der biologischen Ressource „Nutztier“ im Zusammenhang mit neuen Anforderungen an die Nutztiere für die menschliche Ernährung, die Landschaftspflege und die Entwicklung des ländlichen Raumes unter sich verändernden Umwelt- und Produktionsbedingungen. Leibniz-Institut für Nutztierbiologie Dummerstorf (FBN) Wilhelm-Stahl-Allee 2 18196 Dummerstorf www.fbn-dummerstorf.de Ansprechpartner zum Thema Biodiversität Prof. Dr. Manfred Schwerin Tel.: +49 (0)38208 68 600 [email protected] Ansprechpartner zum Thema Biodiversität: Prof. Dr. Jörg Overmann Tel.: +49 (0)531 2616 352 [email protected] 25 Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) Profil der Einrichtung Biodiversität, Seen, Flüsse, Auen; Stoffkreislauf; ökologische Dienstleistung; Fische, Aquakultur; Nachhaltigkeit; Ökosystem Profil der Einrichtung Nachhaltige und umweltgerechte Raumentwicklung; Entwicklung und Management von Landschaften, Landschaftswandel und Biodiversität; Raumplanung und Umweltplanung; Ökosystemdienstleistungen, Umweltrisiken und Risikovorsorge; Geodaten und Fernekundung; Klimawandel, europäische Raumentwicklung Beitrag zur Biodiversitätsforschung Das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) ist das größte deutsche Zentrum für ökosystemare Forschung an limnischen Systemen. Die Arbeiten am IGB verbinden Grundlagen- mit Vorsorgeforschung als Basis für die nachhaltige Bewirtschaftung der Gewässer. Die Biodiversität in Seen, Flüssen und im Grundwasser steht dabei im Zentrum der Forschung. Bundesweit gibt es kein vergleichbares Institut, das Biodiversitätsforschung in Binnengewässern in einem Umfang wie das IGB betreibt. So sind die Langzeitdaten vom Müggelsee und Stechlinsee sowie der Spree einzigartig für Deutschland. Im Rahmen des Projektes „Rivers of Europe“ wird die biologische Vielfalt in Europas Gewässern dokumentiert. Zugleich werden am IGB die evolutionären und funktionellen Konsequenzen der rapiden Veränderung der Biodiversität untersucht – von den Mikroben bis zu den Fischen. Das IGB-Wiederansiedlungsprogramm des Störs gilt als Leuchtturmprojekt der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt. Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) Müggelseedamm 310 12587 Berlin www.igb-berlin.de Ansprechpartner zum Thema Biodiversität Prof. Dr. Klement Tockner Tel. +49 (0)30 641 81 601 [email protected] Dr. Hans-Peter Grossart Tel.: +49 (0)33082 699 91 [email protected] 26 Beitrag zur Biodiversitätsforschung Das IÖR erforscht den Einfluss von Landnutzung und Landnutzungsänderungen auf die verschiedenen Gegenstände der Biodiversität, insbesondere die landschaftliche Vielfalt (Vielfalt von Lebensräumen und Ökosystemen). Projekte befassen sich mit den Auswirkungen von Siedlungsentwicklung, insbesondere der Suburbanisierung, der Verkehrsentwicklung und der damit einhergehenden Landschaftszerschneidung, den Veränderungen der Freiräume und ihrer Struktur, dem großräumigen und grenzüberschreitenden Biotopverbund sowie den Auswirkungen des Klimawandels auf die ökologische Vielfalt in Städten. Ein wichtiger Aspekt der Forschungen ist die Frage, wie die Raumwissenschaft mit geeigneten Instrumenten zum Erhalt und zur Wiederherstellung einer hohen Biodiversität beitragen kann. Beispiele dafür sind der Umgang mit Brachflächen in städtischen Räumen oder die Entwicklung von Instrumenten einer proaktiven kommunalen Umweltplanung, die sich für die Erhaltung der Biodiversität einsetzen. Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) Weberplatz 1 01217 Dresden www.ioer.de Ansprechpartner zum Thema Biodiversität Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Wende Tel.: +49 (0) 351 4679-242 [email protected] Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung (SGN) Profil der Einrichtung Phylogenetisch-systematische sowie taxonomische Forschung; Phylogeografie; fossile, marine, terrestrische Systeme inklusive einer Expertise für Bodenzoologie; DNA- und Gewebebanken; Forschungssammlungen mit online-Zugriff; Spezialbibliotheken; Naturschutz-, Ökound Erdsystemforschung; Biodiversitätsdienstleistungen (ecosystem services); Naturmuseen in Frankfurt/M. und Görlitz. Beitrag zur Biodiversitätsforschung Der Hauptsitz der SGN ist Frankfurt/Main. Neben dem Frankfurter Institut mit den Standorten Messel,Gelnhausen und Weimar sowie dem Wilhelmshavener Institut mit dem Forschungsschwerpunkt Küsten- und Meeresforschung, gehören seit 2009 die Forschungsinstitute in Dresden, Görlitz und Müncheberg zur Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. Die Sammlungen einschließlich der DNA- und Gewebeproben stehen Gastforschern, im internationalen Leihverkehr und als Datenbank per Online-Zugriff zur Verfügung. Seit 2008 ist die SGN mit weiteren Partnern wie der Goethe-Universität Frankfurt im Rahmen der hessischen Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz (LOEWE) auch federführend am Biodiverstität und Klimaforschungszentrum (BiK-F) beteiligt. Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung (SGN) Generaldirektor: Prof. Dr. Dr. h.c. Volker Mosbrugger Senckenberganlage 25 60325 Frankfurt am Main www.senckenberg.de Senckenberg Forschungsinstitut u. Naturmuseum Frankfurt (SFN) Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden (SNSD) Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz (SMNG) Senckenberg Deutsches Entomologisches Institut Müncheberg (SDEI) Ansprechpartner zum Thema Biodiversität Prof. Dr.Georg Zizka Tel.: +49 (0)69 75 42 1166 [email protected] Bearbeitet werden drei große Forschungsthemen: (1) die Taxonomie, Systematik und Phylogenie mariner und terrestrischer sowie fossiler Organismen; (2) die Ökofaunistik, Biodiversitätsgüter und Biodiversitätsitätsdienstleistungen wichtiger Lebensräume mit verschiedenen regionalen Schwerpunkten (mitteleuropäische Wälder und Flusssysteme, tropisch-subtropische Wälder und Savannen in Südostasien, Afrika, Mittel- und Lateinamerika, Küsten-, Riff- und Landökosysteme des arabischen Raumes, des Wattenmeers, der Nordsee und des Mittelmeers sowie der Tiefsee); (3) die Erdsystemdynamik mit Schwerpunkten in der Devon- und Tertiärforschung sowie in der Klima-Biosphäreninteraktion. Mit diesem Forschungsprofil ist die SGN an zahlreichen nationalen und internationalen Biodiversitätsschutzprogrammen beteiligt. Von zentraler Bedeutung sind die umfangreichen Forschungssammlungen (inklusive der DNA- und Gewebepräparate) sowie die Naturmuseen in Frankfurt und Görlitz. 27 Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) Profil der Einrichtung Interdisziplinäre Meeresforschung in Küsten- und Randmeeren mit dem Schwerpunkt auf dem Ökosystem Ostsee Profil der Einrichtung Biodiversität; Genbank; Cytogenetik; Molekulargenetik; Zellbiologie; Physiologie; Bioinformatik; Taxonomie; Systembiologie; Biotechnologie; Genomics Beitrag zur Biodiversitätsforschung Ein Fokus im Forschungsprofil des IOW ist die Veränderung der Diversität mariner Lebensgemeinschaften durch anthropogen bedingte und natürliche Einflüsse und wie sich diese auf wichtige Funktionen des Ökosystems auswirken. Im Rahmen der Helsinki-Konvention hat das IOW die Aufgabe des Ostsee-Monitorings übernommen. Dafür werden in regelmäßigen Ausfahrten von der westlichen bis zur zentralen Ostsee neben chemischen, physikalischen und geologischen Daten die Diversität planktischer und benthischer Lebensgemeinschaften erfasst. Mit diesen Daten lassen sich Trends zur Veränderung der Biozönosen und Ökosystemstruktur erkennen und in Bezug zu externen Einflüssen setzen. In der aktuellen Forschung wird der Zusammenhang zwischen Biodiversität und Ökosystemfunktionen und wie sich z.B. Klimaveränderungen darauf auswirken intensiv untersucht. Dafür wird auch die Diversität von Mikroorganismen (Bakterien, Einzeller) mit einbezogen, da diese in direktem Bezug zu wichtigen biogeochemischen Stoffumsetzungen steht. Beitrag zur Biodiversitätsforschung Am IPK Gatersleben befindet sich die Bundeszentrale ex situ-Genbank für Landwirtschaftliche und Gartenbauliche Kulturpflanzen. Diese zählt zu den weltweit größten Einrichtungen ihrer Art und leistet einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der genetischen Vielfalt unserer Nutzpflanzen. Die Diversitätsforschung an Kulturpflanzen bildet einen zentralen Forschungsschwerpunkt des Instituts. Im Mittelpunkt der sammlungsbezogenen Forschung stehen die weitere Verbesserung des Erhaltungsmanagements, die Bearbeitung taxonomischer Fragen sowie die Aufklärung von Artbildungsprozessen und den damit häufig verbundenen Anpassungen an unterschiedliche Umweltbedingungen. Die nutzungsbezogene Forschung befasst sich mit der Entwicklung von Strategien zur verbesserten züchterischen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen. So werden mit Hilfe der Genomforschung und systembiologisch orientierter Ansätze Gene gezielt identifiziert, um Prozesse der pflanzlichen Merkmalsausprägung auf molekularer Ebene aufzuklären und durch systematische DNA-Sequenzanalyse von Sammlungsmustern neue Allele zu identifizieren. In Abstimmung mit anderen Institutionen wirkt das IPK an der Umsetzung des Nationalen Fachprogramms zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturpflanzen mit. Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) Seestr. 15 18119 Rostock www.io-warnemuende.de Ansprechpartner zum Thema Biodiversität Prof. Dr. Klaus Jürgens Tel.: +49 (0)381 5197 250 [email protected] Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) Corrensstr. 3 06466 Gatersleben www.ipk-gatersleben.de Ansprechpartner zum Thema Biodiversität Prof. Dr. Andreas Graner Tel.: +49 (0)39482 5220 [email protected] 28 EVOLUTIONARY WILDLIFE RESEARCH FOR CONSERVATION Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtier­ forschung (IZW) Museum für Naturkunde Berlin (MfN) Profil der Einrichtung Anpassungen und Anpassungsfähigkeit von Wildtieren (Krankheitsresistenz, Fortpflanzung, Sozialverhalten und Paarungssystem, Ernährungsphysiologie); Artenvielfalt und Einnischung; evolutionäre Konflikte; Diversität von Krankheitserregern; nicht-invasives Monitoring von Wohlbefinden und Fertilität; bedrohte Säugetiere und Großvögel; Mortalitätsursachen; Landnutzungskonflikte; assistierte Reproduktion Profil der Einrichtung Naturkundliche Sammlungen; Mechanismen d. Evolution; Erfassung d. Biodiversität; Biodiversitätsdynamik in Raum & Zeit; Evolutionsökologie; Paläontologie; Folgen d. Klimawandels; Meteoritenforschung & Impaktgeologie; wissenschaftliche Dienstleistungen, öffentliche Bildung (Ausstellungen, Museumspädagogik etc) Beitrag zur Biodiversitätsforschung Das IZW erforscht die Lebensgeschichte, Ökologie, Ernährungs- und Fortpflanzungsphysiologie, Verhalten, Krankheiten und Immunität von Wildtieren mit den Konzepten und Methoden der evolutionären Ökologie und Genetik, Ernährungsphysiologie, Reproduktionsbiologie, Veterinär- und Reproduktionsmedizin. Im Mittelpunkt stehen bedrohte, langlebige oder große Säugetiere und Vögel in Zoos, im Freiland, in Savannen und Waldökosystemen Europas, Afrikas und Südamerikas. Sie stellen besondere Herausforderungen an Natur- und Artenschutz und gestalten als Schlüsselarten Ökosysteme mit. Dafür dokumentiert das IZW die Bedrohung durch und zugleich die Anpassungsfähigkeit von Wildtieren an verschiedene menschliche Einflüsse im Dialog mit Vertretern betroffener Interessensgruppen und entwickelt Grundlagen für neue Methoden und Konzepte zu ihrem aktiven Schutz. Es ist international führend u.a. bei Methoden des nicht-invasiven Monitoring und der assistierten Reproduktion. Unterstützt wird die Arbeit durch vier international bedeutsame Sammlungen (pathologisch-anatomische Referenzsammlung; morphologische Sammlung; Gameten-, Blut- und Gewebebank bedrohter Arten; vergleichende Video- und Ultraschalldokumentation von Reproduktionsorganen). Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) Alfred-Kowalke-Str. 17 10315 Berlin www.izw-berlin.de Ansprechpartner zum Thema Biodiversität Prof. Dr. Heribert Hofer Tel. +49 (0)30 5168 101 [email protected] Beitrag zur Biodiversitätsforschung Das Museum für Naturkunde beschäftigt sich mit der räumlichen und zeitlichen Erfassung der Biodiversität auf lokaler, regionaler und globaler Ebene sowie von der molekularen Skala bis hin zu ganzen Ökosystemen. Es untersucht die bei der Entstehung neuer Arten sowie beim Umbau biologischer Systeme wirksamen Mechanismen in paläontologischen Studien an der Tier- und Pflanzenwelt früherer Erdzeit-Alter, in „Naturlaboratorien“ wie großen und alten Seen, ozeanischen Inseln oder Korallenriffen sowie an Hand seiner naturkundlichen Sammlungen. Auch die Erforschung der Toleranzgrenzen und Anpassungsfähigkeit von Organismen und Ökosystemen sind für ein besseres Verständnis der Reaktionsmuster der belebten Natur auf Klima- und Umweltänderungen essenziell. Das Museum betreibt hierzu Forschungsprojekte in natürlichen Lebensräumen weltweit, sammelt Organismen, beschreibt neue Arten und hält eine über 30 Millionen Objekte umfassende naturkundliche Sammlung ausgestorbener und heute lebender Organismen (incl. ihres Erbguts) vor. Als „Gedächtnis des Lebens“ bietet diese Sammlung Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus aller Welt eine umfassende Forschungsinfrastruktur. Das Museum beteiligt sich daneben aktiv an der Bewertung und Vermittlung der gesellschaftlichen Bedeutung der biologischen Vielfalt durch wissenschaftsbasierte Ausstellungen, viele weitere öffentliche Aktivitäten, Beiträge zur Kommunikationsforschung sowie Politikberatung. Museum für Naturkunde Berlin (MfN) – Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin (MfN) Invalidenstraße 43 10115 Berlin www.naturkundemuseum-berlin.de Ansprechpartner zum Thema Biodiversität Prof. Dr. Reinhold Leinfelder Tel.: +49 (0)30 2093 8544 [email protected] 29 ­­­ Leibniz-Zentrum für Agrarlandschafts­ forschung (ZALF) Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig (ZFMK) Profil der Einrichtung Biodiversitätsindikation, Insekten, Taxonomie; mikrobielle Diversität in Agrarlandschaften; Nahrungsnetze im Agrarraum; Böden als Lebensraum; biotische Diversität in Waldökosystemen; Landnutzung, Landwirtschaft, Forstwirtschaft; biotische Integrität, Amphibienreproduktionszentren, Naturschutzbrachen und teilflächenspezifische Bewirtschaftung; Landschaftsentwicklung; Technologieentwicklungen; Landnutzungsänderung; Habitatmodellierung; Nutzungseinfluss Leibniz-Institut für terrestrische Biodiversität Beitrag zur Biodiversitätsforschung Landnutzung beeinflusst die räumlich-zeitliche Dynamik des Vorkommens und der Qualität der Lebensräume von Arten. Die Biodiversitätsforschung des ZALF orientiert sich an der Aufklärung grundlegender landschaftsökologischer Prozesse, die die Komponenten der Biodiversität beeinflussen, sowie der Entwicklung von Konzepten zur Gestaltung und Nutzung der Lebensräume in der agrarisch genutzten Kulturlandschaft. Die Erkenntnisse werden in Form von szenarientauglichen Landschaftsmodellen auf unterschiedlichen räumlichen und zeitlichen Skalen integriert und verallgemeinert. Für die Lösung von Konflikten im Bereich der Biodiversität werden im ersten Schritt die vom Menschen erwarteten Wirkungen zur Biodiversität ermittelt und mit den ökologischen Ansprüchen von Arten bzw. den technischen Möglichkeiten der Landnutzung abgeglichen. Dazu vom ZALF entwickelte moderne Techniken sind hoch wirksam aus Sicht des Arten- und Lebensraumschutzes, grenzen aber auch Verlust und Aufwand für die Landnutzer ein. Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) Eberswalder Str. 84 15374 Müncheberg www.zalf.de Institut für Landnutzungssysteme (LSE) www.zalf.de/home_zalf/institute /lse/lse/index.html Ansprechpartner zum Thema Biodiversität Dr. agr. Armin Werner Tel.: +49 (0)33432 82 310 [email protected] Profil der Einrichtung Taxonomie, Systematik, Faunistik; terrestrische Tierwelt; Afrika, Asien, Südamerika; molekulare Biodiversitätsforschung, DNA-Barcoding, Phylogenetik Beitrag zur Biodiversitätsforschung Das ZFMK erfasst die Tierwelt tropischer Länder, aber auch in Europa, insbesondere zur Inventarisierung und Erhaltung der Artenvielfalt. Schwerpunkte sind zur Zeit u.a. die Entwicklung von Maßnahmen zum Schutz von Wäldern in Ostafrika, Analyse von Klimafolgen und Ausarbeitung von Empfehlungen, Analyse der Vogelwelt (Ökologie, Zugverhalten, Verbreitung) in Südamerika, Afrika und Europa, Entdeckung und Schutz von Reptilien in Südostasien, Beschreibung der Insektenfauna inklusive neuer Arten, sowie die Entwicklung von Techniken zur beschleunigten Bewertung der Artenvielfalt in komplexen Lebensräumen. Das ZFMK hat ein besonders herausragendes Molekularlabor für die Erforschung von Phylogenese, Evolutionsprozessen sowie zur genetischen Charakterisierung von Arten. Eine besondere Stärke ist auch die Entwicklung von Algorithmen für die Datenanalyse auf diesem Forschungsgebiet. Als Forschungsmuseum verfügt das Institut über Ausstellungen und eine leistungsfähige Öffentlichkeitsarbeit, die der außerschulischen Vermittlung von Erkenntnissen der Biodiversitätsforschung dient. Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig (ZFMK) – Leibniz-Institut für terrestrische Biodiversität Adenauerallee 160 53113 Bonn www.zfmk.de Ansprechpartner zum Thema Biodiversität Prof. Dr. J. Wolfgang Wägele Tel.: +49 (0)228 9122 200 [email protected] Summerschool für Kinder 30 [Senckenberg Gesellschaft f. Naturforschung (SGN)] 31 Leibniz-Einrichtungen, bei denen Biodiversität Forschungsgegenstand ist Akademie für Raumforschung und Landesplanung (ARL) Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNI) Analyse der Möglichkeiten einer nachhaltigen Raumentwicklung; Forschung und Wissenstransfer zur Sicherung natürlicher Ressourcen durch räumliche Planung (u.a. Sicherung der Biodiversität durch Schutzgebiete, nachhaltige Landnutzung in ruralen, suburbanen und urbanen Räumen; zukunftsfähiger Umgang mit natürlichen Ressourcen, Möglichkeiten zur Erhaltung und Gestaltung von Kulturlandschaften; ressourceneffiziente Raumentwicklung Diversität und Genetik tropischer Infektionserreger; Stammsammlungen von Parasiten, Viren, Bakterien; Genbanken, Genomforschung; Wirtsgenetik und Wirtsdiversität; Vektoren und Übertragung sowie deren Bekämpfung; Reservoire und Zoonosen; klinische Forschung, Tourismus; Bedeutung tropischer Infektionskrankheiten für Entwicklungsländer; Epidemiologie und Vorhersage. Akademie für Raumforschung und Landesplanung (ARL) Leibniz-Forum für Raumwissenschaften Hohenzollernstr. 11 30161 Hannover www.ARL-net.de Ansprechpartner zum Thema Biodiversität Dr. Gerhard Overbeck Tel.: +49 (0)511 34842 22 [email protected] Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim (ATB) 32 Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNI) Bernhard-Nocht-Str. 74 20359 Hamburg www.bni-hamburg.de Ansprechpartner zum Thema Biodiversität Dr. Eleonora Setiadi Tel.: +49 (0) 40 4 28 18 264 [email protected] Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) Agrobiodiversität in der Energie- und Rohstoffgewinnung; Erfassung mikrobieller Biodiversität in Praxisbiogasreaktoren mit mikrobiologischen und molekulargenetischen Verfahren; Entwicklung effizienter Systeme für eine wirtschaftliche Erzeugung von Biogas unter Nutzung stabiler mikrobieller Lebensgemeinschaften mit hohen Umsatzraten; Untersuchung der Einflüsse von Konstruktion und Betriebsweise der Anlagen auf Struktur und Zusammensetzung mikrobieller Lebensgemeinschaften. Bedeutung der Biodiversität für die Geschmackswahrnehmung (Evolutionstheorie; Bittergeschmacksrezeptorgene bei Primaten, inklusive Mensch; vergleichende Erfassung und Dokumentation von Populationsdifferenzierung und genetischer Vielfalt dieser Gene); biologische Vielfalt und Identifikation von Diabetesgenen (Bedeutung der Biodiversität verschiedener Mausarten und Mausstämme; vergleichende Erfassung und Dokumentation genetischer Vielfalt); Erfassung der Biodiversität der Mikrobiota (Darmflora); ­gesellschaftlicher Nutzen (Gesundheit). Leibniz-Institut für Agrartechnik Potsdam-Bornim (ATB) Max-Eyth-Allee 100 14469 Potsdam www.atb-potsdam.de Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) Arthur-Scheunert-Allee 114-116 14558 Nuthetal www.dife.de Ansprechpartner zum Thema Biodiversität Dr. Michael Klocke Tel.: +49 (0)331 5699 113 [email protected] Ansprechpartner zum Thema Biodiversität Dr. Gisela Olias Tel.: +49 (0)33200 882 78 [email protected] Deutsches Primatenzentrum – Leibniz-Institut für Primatenforschung (DPZ) Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut Das institutsinterne Netzwerk „Biodiversität der Primaten“ koordiniert Forschungsprojekte zur Erfassung, Ursachen und Erhalt ausgewählter Gattungen. Unsere Expertisen und Interessen liegen in den Bereichen Charakterisierung der Taxa durch genetische Merkmale und Lautäußerungen, geografische Verbreitung, Hybridisierung und Artbildung, ökologische Rolle von Primaten als Samenausbreiter sowie in der Entwicklung von Schutzprogrammen. Das DPZ unterhält dazu eigene Forschungsstationen in Peru, Madagaskar, Indonesien und Senegal. Naturstoff-Forschung; Suche nach neuen Naturstoffen in bisher nicht untersuchten Habitaten; Strukturaufklärung von Naturstoffen; biotechnologische Herstellung von Naturstoffen; die Rolle von Naturstoffen als Mediatoren der biologischen Kommunikation; Bekämpfung von Infektionskrankheiten, die von resistenten Erregern hervorgerufen werden, mit neuen Naturstoffen; Infektionsbiologie von human-pathogenen Pilzen. Deutsches Primatenzentrum – Leibniz-Institut für Primatenforschung (DPZ) Kellnerweg 4 • 37077 Göttingen http://dpz.eu Ansprechpartner zum Thema Biodiversität Prof. Dr. Peter Kappeler • Tel.: +49 (0)551 385 12 84 [email protected] Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut Beutenbergstraße 11a • 07745 Jena www.hki-jena.de Ansprechpartner zum Thema Biodiversität Prof. Dr. Christian Hertweck Tel.: +49 (0)3641 532 1101 [email protected] Forschungszentrum Borstel (FZB) LeibnizZentrum für Medizin & Biowissenschaften Heinrich-Pette-Institut für Experimentelle Virologie und Immunologie (HPI) Die Mission des Forschungszentrums Borstel ist umfassende biomedizinische und Gesundheitsforschung in der Lungenheilkunde. Der Fokus liegt dabei auf Infektionen, Allergien und entzündlichen Erkrankungen. Die Arbeit des Zentrums ist von einem interdiszipinären Ansatz gekennzeichnet, der Grundlagenforschung (Immunologie, Biochemie, molekulare Zellbiologie etc.) mit klinischer Forschung und klinischen Studien vereint. Eine wichtige Rolle spielt dringend notwendige translationale Forschung, also die Überführung von Forschung in die Praxis. Das große Ziel der Forschungsarbeit ist die Verbesserung bestehender und die Entwicklung neuer Methoden zur Erkennung, Vermeidung und Behandlung von Lungenerkrankungen. Grundlagenforschung zur Hepatitis-Virus-infektion von Ente, Kranich etc. als Modellsystem (Viruspathogenese) und Vergleich mit Humaninfektionen; Übertragungsund Infektionsmechanismen von Viren (Tier-Mensch); molekularbiologische und biochemische Analyse und Modifikation von Viren und deren ultrastrukturelle Analyse; Immunmodulation durch nicht primär humanpathogene Viren; Adaptationsmechanismen von Viren Tier/ Mensch; Analyse aller in einem Gewebe auffindbaren Viren oder Virusbestandteile; Modellsysteme für tier- und humanspezifische Virusarten; Studien zur Pathogenese von Viruserkrankungen in Zell-Modellsystemen. Forschungszentrum Borstel (FZB) Leibniz-Zentrum für Medizin & Biowissenschaften Parkallee1-40 • D-23845 Borstel www.fz-borstel.de Kontakt / Biodiversitätsprojekte: Dr. Sabine Rüsch-Gerdes • Tel.: 04537-188.213 Nationales Referenzzentrum für Mycobakterien [email protected] Heinrich-Pette-Institut für Experimentelle Virologie und Immunologie (HPI) Martinistr. 52 • 20251 Hamburg www.hpi-hamburg.de Ansprechpartner zum Thema Biodiversität Dr. Dipl.-Ing. Heinrich Hohenberg Tel.: +49 (0)40 48051 101 [email protected] 33 Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO) Leibniz-Institut für Gemüse- und Zier­ pflanzenbau (IGZ) Landnutzung und -veränderung; Agrarlandschaften; Multifunktionalität der Landwirtschaft; Optionswerte, sozioökonomische Rahmenbedingungen für den Agrarstrukturwandel und Auswirkungen auf Artenauswahl und Agro-Biodiversität; Governance-Strukturen zur Nutzung natürlicher Ressourcen; Gewährleistung der Agrobiodiversität im Agrarbereich und ländlichen Raum. Boden, Pflanze, Bakterien und Archaea; arbuskuläre Mykorrhiza; Diversität; Symbiose; molekulare Analysen; Nährstoffkreislauf; Interaktion mikrobieller Diversität und Pflanzenernährung bzw. Pflanzengesundheit. Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO) Theodor-Lieser-Str. 2 • 06120 Halle (Saale) www.iamo.de Ansprechpartner zum Thema Biodiversität Dr. Daniel Müller • Tel.: +49 (0)345 29 28 328 [email protected] Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ) Theodor-Echtermeyer-Weg 1 14979 Großbeeren www.igzev.de Ansprechpartner zum Thema Biodiversität Dr. Silke Ruppel Tel.: +49 (0)33701 78 337 [email protected] Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel (IfW) Leibniz-Institut für Meereswissenschaften an der Universität Kiel (IFM-GEOMAR) Erfassung und Dokumentation der Biodiversität (Sammlung von Stämmen mariner Mikroorgansimen); Identifikation von Wirkstoffen aus marinen Mikroorganismen; Bedeutung genetischer Diversität innerhalb von Arten für Stabilität von Populationen; Bedeutung der Artenvielfalt für Kohlenstoff- und Nährstoffretention; Bedeutung von Artenvielfalt für Stabilität von Ökosystemen; Modellexperimente zu diversitätserhaltenden Faktoren; evolutive Anpassungen an globalen Wandel. Leibniz-Institut für Meereswissenschaften an der Universität Kiel (IFM-GEOMAR) Wischhofstr. 1-3 • 24148 Kiel Düsternbrooker Weg 20 • 24105 Kiel www.ifm-geomar.de 34 Ansprechpartner zum Thema Biodiversität Prof. Dr. Johannes F. Imhoff • Tel.: +49 (0)431 600 4450 [email protected] Prof. Dr. Ulrich Sommer • Tel.: +49 (0)431 600 4400 [email protected] Dr. Birte Matthiessen • Tel.: +49 (0)431 600 4408 [email protected]­ Zertifizierung und Bewertung von Biokraftstoffen (Analyse ökologischer Effektivität, der Effizienz, Potentiale, Marktchancen und Rahmenbedingungen für die Nutzung von Biokraftstoffen); Vorschläge für Biokraftstoffpolitik; Modellierung und Analyse von Landnutzungskonkurrenz im Zusammenhang mit Bioenergie; Analyse des Zusammenhangs von Nahrungsmittelpreisen und Agrofuelnachfrage; Erklärung von Unterschieden im Wohlbefinden (Wellbeing) in 80 Ländern durch Unterschiede in Artenvielfalt; Konservierung von „crop genetic diversity“ durch „on-farm conservation programs“. Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel (IfW) Düsternbrooker Weg 120 24105 Kiel www.ifw-kiel.de/forschung/umwelt-und-naturlicheressourcen www.ifw-kiel.de/forschung/armuts minderung-undentwicklung Ansprechpartner zum Thema Biodiversität Prof. Gernot Klepper Ph.D. Tel.: +49 (0)431 8814 485 [email protected] Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS) Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) Kulturlandschaften als regionales Gemeinschaftsgut; Kulturlandschaften als Handlungsräume einer kooperativen Regionalentwicklung zur Sicherung von Nachhaltigkeit und Biodiversität; Institutionen und Governanceansätze zur Integration von Bewahrung und Entwicklung von Kulturlandschaften und Lösung von Nutzungskonflikten; Regionalentwicklung und Raumplanung für nachhaltigen Biodiversitätsschutz im Zeichen globalen Wandels. Modellierung der Auswirkungen des globalen Klimawandels auf Biodiversitätsgüter und Biodiversitätsdienstleistungen; Biodiversität und ihr Wert für Naturschutz, funktionierende Kulturlandschaften und nachhaltige Nutzung in Entwicklungsländern; makroskalige Biodiversität, Ökosystemfunktionen und Klimaund Landnutzungswandel in Europa; die sozialwissenschaftlichen Dimensionen der Biodiversität; Risiken und Handlungsoptionen für Schutzgebiete Deutschlands im Klimawandel; Sensitivitätsanalysen für europäische Organismen und Ökosysteme gegenüber Klima- und Landnutzungswandel und in Bezug auf invasive Arten; globale Biodiversitätsanalysen auf der Basis von Biomverschiebungen und ihre weltwirtschaftliche Bedeutung unter Berücksichtigung verstärkter Nutzung von Energie aus Biomasse. Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS) Flakenstr. 28-31 15537 Erkner www.irs-net.de Ansprechpartner zum Thema Biodiversität Andreas Röhring Tel.: +49 (0)3362 793 170 [email protected] Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie (IPB) Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) Telegraphenberg A 31 14473 Potsdam www.pik-potsdam.de Ansprechpartner zum Thema Biodiversität Prof. Dr. Wolfgang Cramer Tel.: +49 (0)331 288 2521 [email protected] Dr. Katrin Vohland Tel.: +49 (0)30 2093 8945 [email protected] Evolution, Naturstoffe, Heilpflanzen, Screening, Metabolomics, Proteomics, Transcriptomics; Bedeutung der evolutiven Entwicklung metabolischer Diversität bei Heilpflanzen; abiotische und biotische funktionelle Aspekte der Diversität; Isolation und Charakterisierung von biologisch aktiven Substanzen (Naturstoffe) traditionell genutzter Heilpflanzen Afrikas, Asiens und Südamerikas sowie von Ständerpilzen Europas. Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie (IPB) Weinberg 3 06120 Halle www.ipb-halle.de Ansprechpartner zum Thema Biodiversität Norbert Arnold Tel.: +49 (0)345 5582 1310 [email protected] Prof. Dr. Dieter Strack Tel.: +49 (0)345 5582 1500 [email protected] 35 Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie Bremen (ZMT) Analyse von Energie- und Klimapolitiken (Vorschläge für nachhaltige energie- und klimapolitische Maßnahmen zum Schutz von Umwelt und Biodiversität, Landnutzungskonkurrenz bei der Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen, ökonomische Effekte einer Integration des Regenwaldschutzes in den internationalen Emissionshandel); Erhebung von Konsumentenpräferenzen (gentechnische Innovationen, genveränderte Lebensmittel, Biokraftstoffe); ökonomische Analyse von Biokraftstoffen (Bestimmungsfaktoren bei PKW-Kaufentscheidungen mit alternativen Antrieben, Beschäftigungseffekte von Biokraftstoffen); Vergleich von in der Biodiversitätsforschung angewandten Methoden (etwa ökonomische Experimente, ökonometrische Methoden insbesondere diskrete Entscheidungsmodelle und Regressionsmodelle, technologiefundierte ökonomische Simulationsmodelle wie beispielsweise angewandte Gleichgewichtsmodelle – CGE, Realoptionen). Erfassung von Arten in tropischen Küstenökosystemen (Korallenriffe, Mangroven, Seegraswiesen, Küstengewässer); Widerstandsfähigkeit tropischer Küstenökosysteme gegen Umweltveränderungen; Managementempfehlungen basierend auf Forschungsergebnissen; Nutzungskonflikte in tropischen Küstenökosystemen; Erfassung der Biodiversitätsgüter von Mangroven und Korallenriffen und ihre Bedeutung für die lokale Bevölkerung; Bedeutung tropischer Küstenökosysteme für Stoffkreisläufe (Kohlenstoff, Stickstoff); Funktion von tropischen Küstenökosystemen als Katastrophenschutz; Beschreibung neuer Arten (z.B. neue Riesenmuschelart aus dem Roten Meer); Erforschung von Aufzuchtsbedingungen von Zierorganismen aus Korallenriffen. Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) L7,1 68161 Mannheim www.zew.de ­­­ Ansprechpartner zum Thema Biodiversität PD Dr. Andreas Löschel Tel.: +49 (0)621 1235 200 [email protected] Dr. Klaus Rennings Tel.: +49 (0)621 1235 207 [email protected] Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie Bremen (ZMT) Fahrenheitstr. 6 28359 Bremen www.zmt-bremen.de Ansprechpartner zum Thema Biodiversität Prof. Dr. Ulrich Saint-Paul Tel: +49 (0)421 23800 22 [email protected] Flechtenforschung i. d. A­­­ntarktis 36 [Senckenberg Gesellschaft f. Naturforschung (SGN)] 37 Die Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft Sektion A Geisteswissenschaften und Bildungsforschung DBM DIE Deutsches Bergbau-Museum, Bochum Deutsches Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen, Bonn DIPF Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung, Frankfurt am Main DM Deutsches Museum, München DSM Deutsches Schiffahrtsmuseum, Bremerhaven GNM Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg GEI Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung HI Herder-Institut, Marburg IDS Institut für Deutsche Sprache, Mannheim IfZ Institut für Zeitgeschichte München-Berlin IPN Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften an der Universität Kiel IWM Institut für Wissensmedien, Tübingen RGZM Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Mainz ZPID Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation, Trier ZZF Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam Sektion B Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Raumwissenschaften ARL DIW FÖV GESIS GIGA Akademie für Raumforschung und Landesplanung, Hannover Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin Deutsches Forschungsinstitut für öffentliche Verwaltung Speyer Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, Bonn-Köln-Mannheim German Institute of Global and Area Studies. Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien, Hamburg HSFK Hessische Stiftung Friedens- und Konflikt­forschung, Frankfurt am Main IAMO Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa, Halle IfL Leibniz-Institut für Länderkunde, Leipzig ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München IfW Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel ILS Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung, Dortmund [Assoziiert] IÖR Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung, Dresden IRS Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung, Erkner IWH Institut für Wirtschaftsforschung Halle RWI Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung, Essen WZB Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung ZBW Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften – Leibniz Informationszentrum Wirtschaft, Kiel ZEW Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, Mannheim Sektion C FZB Forschungszentrum Borstel – Leibniz-Zentrum für Medizin und Biowissenschaften, Borstel HKI Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie – Hans-Knöll-Institut, Jena HPI Heinrich-Pette-Institut für Experimentelle Virologie und Immunologie an der Universität Hamburg IfADo Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund IfN Leibniz-Institut für Neurobiologie, Magdeburg IPB Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie, Halle IPK Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzen­ forschung, Gatersleben IUF Institut für umweltmedizinische Forschung an der HeinrichHeine-Universität Düsseldorf gGmbH [Assoziiert] IZW Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung, Berlin LIFA Leibniz-Institut für Arterioskleroseforschung an der Universität Münster MfN Museum für Naturkunde – Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin SGN Senkenberg Gesellschaft für Naturforschung, Frankfurt am Main ZB MED Deutsche Zentralbibliothek für Medizin, Köln ZFMK Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig – Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere, Bonn Sektion D Mathematik, Natur- und Ingenieurwissenschaften AIP FBH FCH FIZ KA FZD IAP Astrophysikalisches Institut Potsdam Ferdinand-Braun-Institut für Höchstfrequenztechnik, Berlin Fachinformationszentrum Chemie, Berlin Fachinformationszentrum Karlsruhe Forschungszentrum Dresden – Rossendorf Leibniz-Institut für Atmosphärenphysik an der Universität Rostock, Kühlungsborn IFW Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung, Dresden IHP Innovations for High Performance Microelectronics/LeibnizInstitut für innovative Mikroelektronik, Frankfurt (Oder) IKZ Leibniz-Institut für Kristallzüchtung, Berlin INM Leibniz-Institut für Neue Materialien, Saarbrücken INP Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie, Greifswald IOM Leibniz-Institut für Oberflächenmodifizierung, Leipzig IPF Leibniz-Institut für Polymerforschung Dresden ISAS Institute for Analytical Sciences, Dortmund und Berlin KIS Kiepenheuer-Institut für Sonnenphysik, Freiburg LIKAT Leibniz-Institut für Katalyse an der Universität Rostock LZI Schloss Dagstuhl – Leibniz-Zentrum für Informatik MBI Max-Born-Institut für Nichtlineare Optik und Kurzzeit­ spektroskopie, Berlin MFO Mathematisches Forschungsinstitut Oberwolfach PDI Paul-Drude-Institut für Festkörperelektronik, Berlin TIB Technische Informationsbibliothek, Hannover WIAS Weierstraß-Institut für Angewandte Analysis und Stochastik, Berlin Lebenswissenschaften BIPS 38 Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin [Assoziiert] BNI Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, Hamburg DDZ Deutsches Diabetes-Zentrum – Leibniz-Zentrum für DiabetesForschung an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf DFA Deutsche Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie, Garching DIfE Deutsches Institut für Ernährungsforschung, Potsdam-Reh­ brücke DPZ Deutsches Primatenzentrum – Leibniz-Institut für Primaten­ forschung, Göttingen DRFZ Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin DSMZ Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen, Braunschweig FBN Forschungsinstitut für die Biologie landwirtschaftlicher Nutztiere, Dummerstorf FLI Leibniz-Institut für Altersforschung – Fritz-Lipmann-Institut, Jena FMP Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie, Berlin Sektion E Umweltwissenschaften ATB Leibniz-Institut für Agrartechnik, Potsdam-Bornim IFM-GEOMAR Leibniz-Institut für Meereswissenschaften, Kiel IfT Leibniz-Institut für Troposphärenforschung, Leipzig IGB Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei, Berlin IGZ Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau, Großbeeren & Erfurt IOW Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde an der Universität Rostock LIAG Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik, Hannover PIK Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung ZALF Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung, Müncheberg ZMT Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie Bremen BIPS LIAG GEI ILS SGN 39 Leibniz ist mehr. Mehr Themen. Mehr Wissen. Mehr Rat. Leibniz-Gemeinschaft Berlin-Büro Schützenstr. 6a 10117 Berlin Telefon: (030) 20 60 49 - 0 Fax: (030) 20 60 49 - 55 www.leibniz-gemeinschaft.de