AUSGEWA HLTE KAPITEL DER QUANTENFELDTHEORIE G.Roepstor Institut fur Theoretische Physik RWTH Aachen SS 01 Inhaltsverzeichnis 1 Das Standardmodell 1.1 Materie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2 Die Struktur der Eichgruppe . . . . . . . . . . . . 1.3 Die Konstruktion des Darstellungsraumes V der Leptonen und Quarks V ............. 1.4 Die Standardbasis fur C 5 . . . . . . . . . . . . . 1.5 Das Higgs-Feld und die Yukawa-Kopplung . . . . 1.6 Unitare CKM-Matrizen der Leptonen und Quarks 2 Die Brownsche Bewegung 2.1 2.2 2.3 2.4 Die eindimensionale Zufallsbewegung Die d-dimensionale Irrfahrt . . . . . . Imaginare Zeit . . . . . . . . . . . . . Der Wiener-Proze (d=3) . . . . . . 2.4.1 Die Analysis zufalliger Pfade . 2.4.2 Gauische Prozesse . . . . . . 2.4.3 Unabhangige Zuwachse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ....... ....... . . . . . . . . . . . 3 Pfadintegrale in der Quantenmechanik 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.6 3.7 3.8 Das bedingte Wiener-Ma . . . . . . . . . . . . . . Approximation durch aquidistante Zeiten . . . . . . Die Feynman-Kac-Formel . . . . . . . . . . . . . . Zwei Anwendungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Brownsche Rohre . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Golden-Thompson-Symanzik-Schranke . . . . . Zur statistischen Mechanik klassischer Spinsysteme Von den Spinsystemen zur Mehlerschen Formel . . 4 Euklidische Feldtheorie: 4.1 Das euklidische Feld kann kein Operatorfeld sein . 4.2 Die euklidische Zweipunktfunktion . . . . . . . . 4.3 Das freie euklidische Skalarfeld . . . . . . . . . . . 4.3.1 Die n-Punktfunktionen . . . . . . . . . . . 4.4 Die stochastische Interpretation . . . . . . . . . . 4.5 Gauische Funktionalintegrale . . . . . . . . . . . 5 Euklidische Feldtheorie: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 2 5 . 9 . 12 . 16 . 19 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 24 28 31 34 34 37 38 40 40 43 44 49 49 51 56 59 63 63 65 69 69 71 74 79 5.1 Die Gitterversion des Skalarfeldes . . . . . . . . . . . . . . . . 79 5.2 Der euklidische Propagator auf dem Gitter . . . . . . . . . . . 81 i . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 . 87 . 89 . 89 . 91 . 95 . 101 . 104 6.1 Die euklidische Version der Maxwell-Theorie . . . . . . . . 6.1.1 Die klassische Situation (~ = 0) . . . . . . . . . . . 6.1.2 Die allgemeine Situation(~ > 0) . . . . . . . . . . . 6.2 Nicht-abelsche Eichtheorien . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.2.1 Einige Vorbetrachtungen . . . . . . . . . . . . . . . 6.3 Die Faddeev-Popov-Theorie . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.3.1 Erste Stufe: Eine Zerlegung der Zahl 1 . . . . . . . 6.3.2 Zweite Stufe: Division durch das Gruppenvolumen . 6.3.3 Dritte Stufe: Tanz der Geister . . . . . . . . . . . . 6.4 Eichtheorien auf dem Gitter . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.5 Die Kunst der Schleifen (Wilson Loops) . . . . . . . . . . . 6.5.1 Statische Approximation der Yukawa-Kopplung . . 6.5.2 Schleifenintegrale in der euklidischen QED . . . . . 6.5.3 Flachengesetz oder Umfangsgesetz? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 . 109 . 114 . 116 . 116 . 118 . 118 . 121 . 123 . 125 . 129 . 129 . 131 . 133 . . . . . . . . . . . . . . 135 . 137 . 141 . 145 . 147 . 147 . 149 . 150 . 152 . 154 . 157 . 157 . 158 5.3 5.4 5.5 5.6 5.7 5.8 5.2.1 Darstellung durch Fourier-Zerlegung . . . . . 5.2.2 Darstellung durch Zufallswege auf dem Gitter Das Variationsprinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . Modelle mit diskretem Phasenraum . . . . . . . . . . Modelle mit kontinuierlichem Phasenraum . . . . . . Die eektive Wirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das eektive Potential . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Ginsburg-Landau-Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Quantisierung der Eichtheorien 7 Fermionen 7.1 7.2 7.3 7.4 7.5 Das Dirac-Feld mit acht Komponenten . Das euklidische Dirac-Feld . . . . . . . . Grassmann-Algebren . . . . . . . . . . . Formale Ableitungen . . . . . . . . . . . Formale Integration . . . . . . . . . . . . 7.5.1 Integrale uber A(E ) . . . . . . . 7.5.2 Integrale uber A(E F ) . . . . . 7.5.3 Integrale vom Exponentialtyp . . 7.5.4 Fourier-Laplace-Transformation . 7.6 Funktionalintegrale der QED . . . . . . . 7.7 Gittereichtheorien mit Materiefeldern . . 7.7.1 Das SU (n)-Higgs-Modell . . . . . 7.7.2 SU (n)-Eichtheorie mit Fermionen ii . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 135 8 Funktionale Integration und Lokale Anomalien 8.1 8.2 8.3 8.4 Einfuhrung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vektorartige Modelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . Chirale Modelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anomalie-freie Eichtheorien . . . . . . . . . . . . . . 8.4.1 Das Wunder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.4.2 Die auere Algebra und ihre Z2-Graduierung . 8.4.3 Techniken zur Berechnung . . . . . . . . . . . 8.4.4 Diskussion des Resultates . . . . . . . . . . . 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160 . 160 . 161 . 166 . 167 . 167 . 168 . 170 . 172 1 Das Standardmodell Das Standardmodell ist eine renormierbare Feldtheorie, die die elektroschwache Wechselwirkung (das Salam-Weinberg-Modell) und die starke Wechselwirkung (die QCD) in sich vereinigt. Bei dem gegenwartigen Stand der experimentellen Resultate gibt diese Theorie eine korrekte und vollstandige Beschreibung der Elementarteilchenphysik. Sie erreicht die beindruckende U bereinstimmung mit der Beobachtung durch ihr hohes Ma an Flexibilitat, d.h. durch Anpassung ihrer freien Parameter an die Daten. 1.1 Materie Im Standardmodell wird die sogenannte Materie (engl. matter) von den Eichbosonen und dem Higgs-Boson unterschieden. Es handelt sich hierbei ausschlielich um Fermionen, die zu Beginn ohne Masse eingefuhrt werden und ihre Masse am Ende durch den Higgs-Mechanismus erhalten. Die Fermionen (besser: die ihnen zugeordneten Felder) werden in drei Generationen getrennt, wobei jede Generation zwei Leptonen und zwei Quarks enthalt: 1. Gen. 2. Gen. 3. Gen. el. Ladung Leptonen e 0 e ?1 Quarks u c t 2=3 d s b ?1=3 Eine ahnliche Tabelle existiert fur die Antiteilchen (besser: die ladungskonjugierten Felder), wobei die jeweilige elektrische Ladung ihr Vorzeichen andert. Wir nennen Leptonen solche fundamentalen Fermionen, die farbneutral sind, d.h. die sich gema der trivialen Darstellung der Farb-SU(3) transformieren, wahrend die Quarks Farb-Tripletts bilden. Wir nennen Neutrinos solche Leptonen, die keine elektrische Ladung tragen. Aus heutiger Sicht gibt es Grunde anzunehmen, da Neutrinos massive Teilchen sind, wenn auch die Masse des Elektron-Neutrinos e sicher sehr klein ist (< 3 eV). In dem alten minimalen Standard-Modell, das endgutig der Vergangenheit angehort, waren alle Neutrinos masselos und linkshandig (die Antineutrinos folglich rechtshandig). Heute nehmen wir an, da rechtshandige Neutrino-Felder in die Lagrange-Dichte des Standard-Modells eingehen, jedoch so, da sie nicht an die Eichfelder koppeln. Der Begri Generation erklart sich dadurch, da die Eichtransformationen des Standardmodells immer nur die Felder einer Generation unter sich transformieren, wobei die Wirkung in jeder Generation die gleiche ist. Gabe 2 es nur die Eichkopplungen, so wurde jeder fermionische Zustand dreifach entartet auftreten. Es sind die Yukawa-Kopplungen (Ankopplung an das HiggsFeld), die diese Entartung aufheben und zu verschiedenen Massen in den drei Generationen, aber auch zu verschiedenen Massen innerhalb jeder Generation fuhren. Ziel der Beschreibung ist es, ein gemeinsames Dirac-Feld (x) fur alle fundamentalen Fermionen einzufuhren, das entsprechend viele Komponenten hat. Mathematisch formuliert heit dies, da Werte in einem Raum annimmt, der komplex-linear ist und eine Tensorprodukt-Struktur besitzt: C3 V S; Dim S = 4 : Hier bezeichnet S den ublichen Spinor-Raum, in dem die -Matrizen und damit auch die Lorentz-Transformationen wirken; V ist ein geeigneter Darstellungsraum der Eichgruppe G mit Skalarprodukt1. Der Raum C 3 schlielich beschreibt die drei Generationen und damit die Entartung vor Einfuhrung des Higgs-Feldes. Bei Beschrankung auf eine einzige Generation reicht der Raum V S zur Beschreibung aus. Nach Wahl einer geeigneten Basis (eI ) in V konnen wir (x) in elementare Dirac-Felder I (x) zerlegen, (x) = X I eI I (x) ; I (x) 2 S ; wobei jedes elementare Feld eine denierte Helizitat (R oder L) besitzt, die durch die Eigenwerte 1 von 5 deniert wird. Da die I (x) durch die letzte Forderung auf zwei Komponenten reduziert sind, handelt es sich oenbar um Weyl-Felder. Es gibt dann eine Zuordnung von Indizes I zu den Leptonen und Quarks der obigen Tabelle, wobei jedes Leptonfeld zweifach (R/L) und jedes Quarkfeld sechsfach (R/L, 3 Farben) auftritt. Dies gibt dem Raum V die Mindestdimension 16. Beziehen wir die Antiteilchen mit in die Beschreibung ein, so erhoht sich die Dimension auf Dim V = 25 = 32 : Potenzen von 2 spielen oenbar eine besondere Rolle. Wir wollen dies spater bei der Konstruktion von V berucksichtigen. Mathematisch gesehen ist der Diracsche Spinorraum S in naturlicher Weise Z2-graduiert, S = S + S ? ; Dim S = 2 1 Man sagt auch, V habe eine hermitesche Struktur. Sie ist erforderlich, weil nur so die Forderung, die Darstellung von G solle unitar sein, einen Sinn hat. 3 und I nimmt Werte entweder in S + oder in S ? an. Oenbar legt der Index I fest, welche Helizitat das Feld I (x) besitzt. Diese Tatsache gibt dem Raum V eine Z2-Graduierung, d.h. es gilt V = V+V? V = lineare Hulle von feI j 5 I = I g: Die Konstruktion koppelt die Graduierungen von V und S in einer Weise, da von dem Tensorprodukt V S nur der positive Teilraum (V S )+ = (V + S +) (V ? S ?) fur den Wertebereich von infrage kommt. Da es sich bei der Eichgruppe G { wie auch immer sie aussieht { um innere Symmetrien handelt, transformiert sie die Felder gegebener Helizitat unter sich. Dies bedeutet, da die Darstellung von G auf V die Graduierung respektiert. Anders formuliert: Die Darstellung ist reduzibel; V + und V ? sind invariante Unterraume. Wir haben somit erkannt, da eine irreduzible Darstellung als Grundlage des Standardmodells nicht infrage kommt. Es ist eine weithin akzeptierte Annahme, da der fermionische Anteil der Lagrange-Dichte bilinear in dem Dirac-Feld ist und Massenterme hierbei nicht auftreten: LF = Re( iID= ) : (1) Mit ID= bezeichnen wir einen geeignet gewahlten verallgemeinerten DiracOperator. Es gilt in jedem Fall ID= = D= + L = D + L = (@ + Eichfelder) + Higgs-Felder und enthalt somit die Eich- wie auch die Yukawa-Kopplungen. Gewohnliche Dirac-Operatoren haben L = 0, schlieen also Yukawa-Kopplungen nicht ein. Wir erinnern daran, da der Operator D eine durch die Eichgruppe gegebenen Zusammenhang (auch kovariante Ableitung genannt) beschreibt. Wir werden spater darauf eingehen, da ID = D + L den Begri des Zusammenhanges erweitert; ID wird Superzusammenhang genannt, und ID= ist der ihm zugeordnete Dirac-Operator. Vereinfachend schreibt man haug iID= fur die Lagrange-Dichte, weil die Dierenz zum oben stehenden Ausdruck eine Divergenz ist und nicht zum Wirkungsintegral beitragen kann: i Im( iID= ) = i@ ( ) : 4 1.2 Die Struktur der Eichgruppe Als Eichtheorie liegt dem Standardmodell die Lie-Algebra Lie G = su(3) su(2) u(1) (2) zugrunde mit den folgenden Bedeutungen: su(3) beschreibt die Farbfreiheitsgrade. su(2) beschreibt den schwachen Isospin. u(1) beschreibt die schwache Hyperladung. Die u(1)Q der QED ist in der Lie-Algebra u(2) = su(2) u(1) verborgen, wie bereits im Zusammenhang mit dem Salam-Weinberg-Modell diskutiert. Obgleich durch (2) die Eichgruppe G lokal (in der Nahe der Einheit) festgelegt ist, bleibt ihre globale Struktur unbestimmt. Es gibt immer mehrere Lie-Gruppen mit der gleichen Lie-Algebra. Es ist oft daran gedacht worden, die Gruppe SU (5) als Eichgruppe einer Theorie der groen Vereinigung (grand uned theory: GUT) einzufuhren, mit wenig Erfolg allerdings, weil darin das Proton instabil wurde. Eine schwachere koniktfreie Annahme ist die folgende: Die Eichgruppe G des Standardmodells ist eine Untergruppe von SU (5). Sie besteht aus allen 5 5-Matrizen der Form u 0 u 2 U (3); v 2 U (2); Det u Det v = 1 : 0 v ; Der Einfachheit halber werden wir die Elemente der Gruppe G als Paare (u; v) einfuhren. Es ist leicht einzusehen, da die Lie-Algebra von G die gewunschte Struktur (2) besitzt. Die Farb-SU (3) identizieren wir als Untergruppe von G vermoge der Einbettung j : SU (3) ! G; u 7! (u; 1l2 ) : Die Gruppe U (2) der elektroschwachen Theorie hingegen ist keine Untergruppe. Ihre Verknupfung mit G erreichen wir durch den Homomorphismus s: G ! U (2); (u; v) 7! v : 5 Wir erhalten so eine exakte Sequenz von Gruppen: j s 1 ?! SU (3) ?! G ?! U (2) ?! 1 : (3) In Worten: Die SU (3) ist ein Normalteiler2 von G und die U (2) der Quotient G=SU (3). Eine Theorie, die von Leptonen allein ausgeht, hat die U (2) als Eichgruppe, und die Hyperladung Y ist mit dem Zentrum U (1) = fei1l2 j 0 < 2g dieser Gruppe verknupft, so da Y ganzzahlig fur alle leptonische Zustande ist. Das Bild andert sich, sobald Quarks hinzugefugt werden. Die Gruppe U (1), die die Hyperladung beschreibt, ist zwar immer noch das Zentrum von U (2), jedoch nicht mehr als Untergruppe von G, also nicht als Symmetriegruppe auassbar. An ihre Stelle tritt das Zentrum von G, eine U berlagerungsgruppe U~ (1) von U (1) und Symmetriegruppe im Standardmodell. Diese Tatsache ist verantwortlich fur das Auftreten von drittelzahligen Werten der Hyperladung Y . Um dies zu demonstrieren, betrachten wir die exakte Sequenz j ~ s 1 ?! Z3 ?! U (1) ?! U (1) ?! 1; (4) die aus (3) durch Beschrankung auf das Zentrum der jeweiligen Gruppe folgt. Hierin gilt: Das Zentrum U~ (1) von G wird aus Elementen der Form diag(ei ; ei ; ei ; ei ; ei) 2 SU (5) gebildet. Sie genugen der Bedingung (ei )3 (ei)2 = 1. Man kann diese Gruppe auch als eine abgeschlossene einparametrige Untergruppe des 2-Torus auassen: U~ (1) = f(ei ; ei ) j 3 + 2 = 0 mod 2g: Sie ist damit einer U (1) isomorph. Die zyklische Gruppe Z3 der Ordnung 3 ist durch die komplexen Losungen der Gleichung z3 = 1 deniert. Man kann sie mit dem Zentrum der Gruppe SU (3), wie hier geschehen, identizieren. Durch j wird z auf (z; 1) 2 U~ (1) abgebildet. 2 weil Kern eines Homomorphismus, auch invariante Untergruppe genannt 6 Durch s wird (ei ; ei ) auf ei 2 U (1) abgebildet, wobei wir U (1) mit der Hyperladung verknupfen. Die einparametrige Gruppe U~ (1) beschreibt geometrisch gesehen eine geschlossene Kurve auf dem 2-Torus. Wickeln wir den Torus, beschrieben durch die Winkel und auf die Ebene ab, so erscheint diese Kurve als eine Gerade mit der Steigung ?2=3: 0 ?2 2 0 QQ QQ QQ ?4 4 QQ QQ Q # ! QQ QQ Q 6 Q Anfang und Ende des hier abgebildeten Geradenstucks sind zu identizieren. Der Winkel durchlauft somit das Intervall [0; 6], bevor sich die Kurve schliet. Dies fuhrt uns auf andere Weise vor Augen, da es sich bei U~ (1) um eine dreifache U berlagerung der U (1)-Gruppe mit den Elementen ei handelt. In unitaren irreduziblen Darstellungen der Eichgruppe G nimmt die Hyperladung Y einen festen Wert an, nur eingeschrankt durch die Bedingung ei6Y = 1 oder 3Y 2 Z ; wie aus dem Verhalten des Winkels folgt. Sobald Y keinen ganzzahligen Wert hat, haben wir es streng genommen nicht mit einer Darstellung der Gruppe U (1) = fei g, sondern mit einer Darstellung der U berlagerungsgruppe U~ (1) zu tun. Lokal, d.h. in der Nahe der Einheit, konnen die Gruppen U (1) und U~ (1) identiziert werden; denn die U berlagungsabbildung s ist dort invertierbar: e?i2=31l 0 3 ? 1 i s (e ) = (5) 0 ei 1l2 2 SU (5) : Auf dem Darstellungsraum C 5 der Eichgruppe G ist die Hyperladung durch die folgende spurfreie Diagonalmatrix reprasentiert3 : d ? 1 i Y = i d s (e )=0 = diag( 23 ; 32 ; 32 ; ?1; ?1) 2 su(5) : 3 Das Vorzeichen ist durch Konvention festgelegt. 7 Im leptonischen Sektor des Standardmodells mit U (2) als Eichgruppe bleibt nach spontaner Symmetriebrechung nur die Untergruppe 1 0 U (1)Q = 0 ei 2 U (2) als residuale Eichgruppe erhalten, die wir mit der elektrischen Ladung Q verknupfen. Da die U (1)Q fur den leptonischen Sektor eine Symmetriegruppe darstellt, sind dort alle Ladungen ganzzahlig. Sobald wir die Quarks in die Beschreibung einbeziehen, ist nicht die U (1)Q sondern ihre dreifache U berlagerung n o U~ (1)Q = diag(ei ; ei ; ei ; 1; ei) 3 + = 0 mod 2 2 SU (5) die eigentliche Symmetriegruppe. Sie beschreibt ebenfalls eine geschlossene Kurve auf dem 2-Torus: 0 P0 PP 2 4 6 PPPP ! PPP PPPP # PPP ?2 Die Folge ist, da in unitaren irreduziblen Darstellungen der Eichgruppe G die elektrische Ladung Q Werte annimmt, die der Bedingung ei6Q = 1 oder 3Q 2 Z unterliegen. Die U berlagerungsabbildung s U~ (1)Q ?! U (1)Q bildet diag(ei ; ei ; ei ; 1; ei) auf diag(1; ei) ab und kann lokal invertiert werden, indem man = ?=3 setzt. Auf dem Darstellungsraum C 5 der Eichgruppe G ist die elektrische Ladung durch die folgende spurfreie Diagonalmatrix reprasentiert4 : d s?1(diag(1; ei)) = diag( 1 ; 1 ; 1 ; 0; ?1) 2 su(5) : Q = i d =0 3 3 3 4 Das Vorzeichen ist durch wiederum durch Konvention festgelegt. Die Ladung Q wird grundsatzlich in Einheiten der elektrischen Elementarladung gemessen. 8 Vergleichen wir Q mit Y , so sehen wir, da Q + Y 2 Z gilt. Diese Eigenschaft ist dann auch in allen unitaren irreduziblen Darstellungen der Eichgruppe G erfullt, d.h. sie gilt auch fur die Quarks und ihre Bindungszustande. Eine weitere additive Quantenzahl ist I3, die dritte Komponente des schwachen Isospins. Sie ist auf dem Raum C 5 durch die Diagonalmatrix I3 = diag(0; 0; 0; 12 ; ? 12 ) 2 su(5) vertreten, aus der man die Eigenwerte unmittelbar abliest. Nun sind Y , Q und I3 nicht unabhangig voneinander. Es gilt Q = I3 + 21 Y ; wie man unmittelbar einsieht. Diese Beziehung5 ubertragt sich auf alle Produktdarstellungen, von denen wir jetzt einige konstruieren wollen. 1.3 Die Konstruktion des Darstellungsraumes V der Leptonen und Quarks Da die Eichgruppe G Untergruppe der SU (5) ist, agiert sie in naturlicher Weise auf dem Raum C5 = C3 C2 mit Unterraumen C 3 und C 2 fur die denierenden Darstellungen der Farbgruppe SU (3) und der SU (2)-Gruppe des schwachen Isospins. Dennoch ist C 5 kein geeigneter Raum, um darin die fundamentalen Fermionen einer Generation unterzubringen. Zudem tragt dieser Raum keine naturliche Z2-Graduierung. Eine geeignetere Wahl ist der lineare Raum, der der aueren Algebra zugrundeliegt: V V = C 5 ; Dim V = 25: Die auere Algebra uber einem linearen Raum (hier C 5 ) ist ein wichtiges Konzept der multilinearen Algebra6. In der Physik begegnet uns dieses Konzept in Form des Fockraumes mit Fermi-Statistik. Im vorliegenden Fall beschriebe C 5 , der Hilbertraum der Einteilchenzust ande, gerade mal funf Freiheitsgrade. Man kann die auere Algebra als eine direkte Summe linearer Raume auassen, VC 5 = V0 C 5 V1 C 5 V5 C 5 ; wobei jeder Summand ein k-faches aueres Produkt Vk C 5 = C 5 ^ C 5 ^ ^ C 5 (k Faktoren; k = 0; 1; : : : ; 5) 5 Mitunter wird diese Relation die Gell-Mann-Nishijima-Formel genannt. 6 Siehe W. Greub, Multilinear Algebra, 2nd Ed., Springer 1978 9 V0C 5 = C . Aufgrund dieser Konstruktion gilt k X V darstellt mit der Vereinbarung Dim Vk C 5 = ; 5 k Dim kC 5 = 25 : Die auere Algebra ist in naturlicher Weise Z2-graduiert, VC 5 = V+C 5 V?C 5 ; mit positiven und negativen Unterraumen, die durch die geraden bzw. ungeraden Potenzen gebildet werden: V+ C 5 V? C 5 Man bestatigt leicht, da Dim = = V0C 5 V2C 5 V4C 5 V1C 5 V3C 5 V5C 5 : V+C 5 = Dim V?C 5 = 24 gilt. V Das ubliche Skalarprodukt in C 5 kann zu einem Skalarprodukt in C 5 erweitert werden. Diesen Vorgang kennen wir von der Konstruktion des Fockraumes her. Die unitare Wirkung der Gruppe G auf C 5 kann zu einer unitaren V Wirkung auf C 5 erweitert werden. Die dadurch erhaltene Darstellung wird V mit bezeichnet. Jedes g 2 G gibt somit Anla zu einem kommutativen Diagramm g 5 5 ?? ?! C?? y VyC 5 ?! ^g V n C C wobei dieVsenkrechten Pfeile die kanonischen Einbettungen beschreiben (C 5 wird mit 1 C 5 identiziert). V Unter der Wirkung von G wird jede Potenz Vk C 5 zu einem invarianten Unterraum der aueren Algebra. Die Darstellung ist somit reduzibel und V k zerfallt in Teildarstellungen , V V = V0 V1 V5; wobei k g = g ^ g ^ ^ g (k Faktoren) gilt und dies eine Kurzschreibweise fur die Wirkung Vk g (c ^ c ^ ^ c ) = gc ^ gc ^ ^ gc 1 2 k 1 2 k darstellt. 10 (c1; : : : ; ck 2 C 5 ; g 2 G) V k genau zwei eindimensionale (hier Es gibt unter den Teildarstellungen V V triviale) Darstellungen: 0g = 1 und 5 g = Det g = 1. Da die Eichgruppe G nur eine Untergruppe von SU (5) ist, sind alle anderen Teildarstellungen reduzibel. Um sie in ihre irreduziblen Bestandteile zerlegen zu konnen, gehen wir von dem Isomorphismus V(C 3 C 2 ) = VC 3 VC 2 V aus. In Worten: Die auere Algebra (der Funktor ) verwandelt eine direkte Summe in ein Tensorprodukt. Ausgedruckt in den Dimensionen: 23+2 = 23 22. V Zu den irreduziblen invarianten Unterraumen von k C 5 gelangen wir durch die Zerlegung VC 3 = P3 VpC 3 ; VC 2 = P2 Vq C 2 ; q=0 p=0 d.h. Vk C 5 = X VpC 3 Vq C 2 : p+q=k Wir erwarten daher, da die Leptonen und Quarks genau den folgenden irreduziblen Darstellungen der Eichgruppe G entsprechen: Vp;q = Vp Vq ; Dim Vp;q = pq : 3 2 V p;q ordnet jedem Element (u; v ) der Eichgruppe G den Die Darstellung V V V p q u v zu. Die Z2-Graduierung von C 5 gibt jeder Darstellung VOperator p;q die Paritat = (?1)k = (?1)p+q ; die der Helizitat (R/L) des Lepton- bzw. Quarkfeldes entspricht. Um zu erkennen, welche Komponenten von (x) Leptonen bzw. Quarks beschreiben, mussen wir die Hyperladung Y jeder irreduziblen Darstellung Vp;q bestimmen. Dies erfordert eine Anwendung der Gleichung (5): V e?iY = p;q (s?1(ei )) V V = pe?i2=3 q ei = exp(?i2p=3 + iq) : Wir erhalten so die fundamentale Beziehung Y = 32 p ? q (6) mit deren Hilfe wir leicht entscheiden konnen, um welchen Feldtyp es sich handelt: Lepton-Felder : p = 0 oder 3 (Y ist ganzzahlig) Quark-Felder : p = 1 oder 2 (Y ist drittelzahlig). 11 Von besonderer Bedeutung V ist die folgende Beobachtung. In der von uns gewahlten Darstellung der Gruppe G treten nur zwei Typen von Darstellungen der Isospingruppe SU (2) (Untergruppe von G) auf: Die triviale Darstellung (q = 0 oder 2; I = I3 = 0). Teilchen oder Felder dieser Art heien Singletts. Die Fundamentaldarstellung (q = 1, I = 21 ; I3 = 12 ). Teilchen oder Felder dieser Art heien Dubletts. In allen Fallen gilt der Zusammenhang Q = I3 + 12 Y , auf den wir schon fruher hingewiesen haben. Weyl-Spinoren, die als Komponenten von auftreten, sindVcharakterisiert V drei Paritaten, die den Z2-Graduierungen der Raume C 5 , C 3 , and Vdurch C 2 entsprechen. Ihre Interpretation ist wie folgt (beachte da k = p + q )): k =ungerade : linkshandig k =gerade : rechtshandig p =gerade : Materie p =ungerade : Antimaterie q =gerade : Singlett q =ungerade : Dublett. V Da die Ladungskonjugation auf C 5 durch komplexe Konjugation wirkt, fuhrt sie die Darstellung [p; q] in die Darstellung [3 ? p; 2 ? q] uber. Sie vertauscht also links und rechts, Materie und Antimaterie, und kehrt die Vorzeichen von Y , I3 und Q um, fuhrt aber Singletts wieder in Singletts, Dubletts wieder in Dubletts uber. Abschlieend wollen wir auf einen besonderen Umstand aufmerksam machen. Zunachst fuhren wir die Menge aller Darstellungsmatrizen ein: VG = fVg j g 2 Gg: V Mit ( G)0 bezeichnen wir die V Kommutante, d.h. die Algebra aller Operatoren V komauf dem Darstellungsraum C 5 , die mit jedem Element der Menge G V mutieren. Das Besondere der Gruppe G besteht darin, da es sich bei ( G)0 um eine kommutative Algebra der Dimension 12 handelt. Denn die 12 DarV p;q stellungen (4 Werte fur p, 3 Werte fur q) sind irreduzibel und Vpaarweise inaquivalent. Aufgrund des Schurschen Lemmas nimmt jedes A 2 ( G)0 dort konstante Werte an, die samtlich unabhangig sind. Die Freiheiten, die wir in A haben, werden sich spater als wesentlich erweisen: Sie garantieren eine ausreichende Menge von freien Parametern des Standardmodells. 1.4 Die Standardbasis fur VC 5 Der Raum C 5 besitzt nicht nur ein kanonisches Skalarprodukt sondern auch eine kanonische Orthonormalbasis (ei )5i=1, so da jeder Basisvektor ei die 12 Komponenten (ei)j = ij (j = 1; : :V: ; 5) hat. Dies induziert eine Orthonormalbasis eI in der aueren Algebra C 5 . Sie ist gegeben durch eI = ei ^ ^ eik 2 1 Vk C 5 ; I = fi1; : : : ik g; i1 < < ik ; 0 k 5 wobei I alle Teilmengen von f1; 2; 3; 4; 5g durchlauft, die leere Menge ; eingeschlossen. Gesetzt wir haben ein I gewahlt, so sind die zugehorigen charakteristischen Exponenten k; p; q leicht zu bestimmen: k ist die Anzahl aller Elemente in I , p ist die Anzahl der aus f1; 2; 3g gewahlten Elemente in I , q ist die Anzahl der aus f4; 5g gewahlten Elemente in I . Anstelle von k werden wir auch jI j schreiben und das Komplement von I in f1; 2; 3; 4; 5g mit I c bezeichnen. In der folgenden Tabelle sind alle 32 Basivektoren aufgelistet zusammen mit ihren p; q-Werten. Jedoch haben wir I an Stelle von eI angegeben: I q=0 q=2 q=1 p=0 ; 45 4 5 23 2345 234 235 p=2 13 1345 134 135 12 1245 124 125 1 145 14 15 p=1 2 245 24 25 3 345 34 35 p = 3 123 12345 1234 1235 (7) Die Basisvektoren der ersten beiden Spalten haben I3 = 0, jene der dritten Spalte I3 = 21 , der vierten Spalte I3 = ? 21 . Jeder Basisvektor eI ist zugleich ein Eigenvektor der Hyperladung Y und der elektrischen Ladung Q, deren Werte die beiden folgenden Tabellen zeigen. 13 Y q=0 q=2 q=1 p=0 0 -2 -1 -1 4/3 -2/3 1/3 1/3 p = 2 4/3 -2/3 1/3 1/3 4/3 -2/3 1/3 1/3 2/3 -4/3 -1/3 -1/3 p = 1 2/3 -4/3 -1/3 -1/3 2/3 -4/3 -1/3 -1/3 p=3 2 0 1 1 Q q=0 q=2 q=1 p=0 0 -1 0 -1 2/3 -1/3 2/3 -1/3 p = 2 2/3 -1/3 2/3 -1/3 2/3 -1/3 2/3 -1/3 1/3 -2/3 1/3 -2/3 p = 1 1/3 -2/3 1/3 -2/3 1/3 -2/3 1/3 -2/3 p=3 1 0 1 0 Nach dieser Zuweisung von Ladungen nden wir auch die Zuordnung zu den entsprechenden Weyl-Spinoren der ersten Generation: 1. Gen. q = 0 q = 2 q=1 p=0 eR eR eL eL u1R d1R u1L d1L p = 2 ?u2R ?d2R ?u2L ?d2L u3R d3R u3L d3L dc1L uc1L dc1R ?uc1R p=1 dc2L uc2L dc2R ?uc2R dc3L uc3L dc3R ?uc3R c c p=3 ecL eL ecR ?eR 14 (8) Entsprechende Zuordnungen existieren fur die zweite und dritte Generation: 2. Gen. q = 0 q = 2 q=1 p=0 R R L L c1R s1R c1L s1L p = 2 ?c2R ?s2R ?c2L ?s2L c3R s3R c3L s3L sc1L cc1L sc1R ?cc1R p=1 sc2L cc2L sc2R ?cc2R sc3L cc3L sc3R ?cc3R c c p=3 cL L cR ?R 3. Gen. q = 0 q = 2 q=1 p=0 R R L L t1R b1R t1L b1L p = 2 ?t2R ?b2R ?t2L ?b2L t3R b3R t3L b3L bc1L tc1L bc1R ?tc1R p=1 bc2L tc2L bc2R ?tc2R bc3L tc3L bc3R ?tc3R c c p=3 Lc L Rc ?R Hier stehen die Symbole mit ihren Vorzeichen fur die Komponenten I des Dirac-Feldes , wobei I aus der Tabelle (7) abzulesen ist. Die ersten vier Zeilen der Tabelle (8) sind z.B. so zu interpretieren: ; = eR 23 13 12 = u1R = ?u2R = u3R 45 = eR 2345 = d1R 1345 = ?d2R 1245 = d3R 4 = eL 234 = u1L 134 = ?u2L 124 = u3L 5 = eL 235 = d1L 135 = ?d2L 125 = d3L Jede Tabelle ist symmetrisch aufgebaut. Die obere Halfte beschreibt Materie, die untere Halfte Antimaterie. Quarkfelder haben einen Farbindex i, z.B. uiR; uiL; diR ; diL (i = 1; 2; 3): Zugleich erkennen wir eine leichte A nderung gegenuber der traditionellen Auassung: Die Darstellungen 3 (mit p = 1) und 3 (mit p = 2), beide Fundamentaldarstellungen der Farb-SU (3), haben ihre Rollen vertauscht. Dies hat jedoch keinen physikalischen Eekt. Zu jedem Weyl-Spinor I existiert der durch Ladungskonjugation entstehende Weyl-Spinor Ic , der ebenfalls in der Tabelle und damit als Komponente von auftritt. Da die Ladungskonjugation die Chiralitat andert, ist besondere Sorgfalt bei der Bezeichnung geboten. Dies wollen wir am Beispiel des d-Quarks erlautern: dcR := (dc)R = (dL)c : dcL := (dc)L = (dR )c; 15 Einige Felder treten in den Tabellen mit einem negativen Vorzeichen auf. Der Grund hierfur ist rein algebraischer (nicht physikalischer) Natur. Die Vorzeichen sind so gewahlt, da die folgende Bedingung erfullt ist: I Ic = Ic wobei I das Vorzeichen derjenigen Permutation ist, die fI; I cg in die normale Ordnung f1; 2; 3; 4; 5g uberfuhrt, also etwa 1 13 = sgn 1 23 32 44 55 = ?1 : Gleichzeitig wird hierdurch einer bekannte Regel Rechnung getragen: Mit (e; e)L, einem linkshandigen SU (2)-Dublett, ist, nach Ausfuhrung einer Ladungskonjugation, (ec; ?ec )R = (eL; ?eL)c ein rechtshandiges SU (2)-Dublett. 1.5 Das Higgs-Feld und die Yukawa-Kopplung Der verallgemeinerte Dirac-Operator ID= = D= + L enthalt bereits das HiggsFeld zusammen mit vielen anderen Parametern in dem Operator L, der frei von -Matrizen ist und deshalb wie ein Skalar auf denVSpinorraum S wirkt. Seine Wirkung beschrankt sich auf den Raum C 3 C 5 . Wir wollen die Einschrankungen untersuchen, denen der Operator L dort unterliegt. Die erste Einschrankung L = ?L kommt von der Forderung, da der Dierentialoperator iID= (ebenso wie i@= ) selbstkonjugiert ist, die zweite Einschrankung C3 L V C 5 ?! C3 V C 5 (9) von der Forderung, da (verallgemeinerte) Dirac-Operatoren immer ungerade Operatoren sind, also die Paritat der Vektoren, auf die sie wirken, umkehren. Im einfachsten Fall, wenn der Dirac-Operator auf dem Raum S wirkt und die Struktur @ hat, ist dies die folgende Eigenschaft der -Matrizen: 5 + 5 = 0 : Im vorliegenden Fall ist die Z2-Graduierung (und damit die Paritat) nicht allein durch die 5-Matrix gegeben, sondern von komplizierterer Struktur, 16 namlich durch den Darstellungsraum der Eichgruppe mitbestimmt: V V (C 3 C 5 S ) = C 3 ( C 5 S ) V V V ( C 5 S )+ = ( + C 5 S + ) ( ? C 5 S ? ) V V V ( C 5 S )? = ( ? C 5 S + ) ( + C 5 S ? ) Da L trivial auf den RaumVS wirkt und so seine Paritat erhalt, andert L zwangslaug die Paritat in C 5 wie in (9) angegeben. Der Higgs-Sektor des Standardmodells ist durch die Form des DiracOperators bestimmt, sobald der Operator L festgelegt ist: LHiggs = 21 iL : Hier haben wir nur den Teil des Higgs-Sektors aufgefuhrt, die die Wechselwirkung mit den Fermionen beinhaltet. Der Grund fur den Faktor 12 auf der rechten Seite liegt darin, da in unserem Formalismus iID= den Vorfaktor 1 I zugleich und gleichbe2 bekommt, weil darin mit jedem Elementarfeld c rechtigt auch das ladungskonjugierte Feld I auftritt. Beide Felder geben Anla zu identischen Ausdrucken in dem Wirkungsintegral. Wenn wir also U bereinstimmung mit dem konventionellen Ansatz fur die Lagrange-Dichte erreichen wollen, ist der Faktor 21 unausweichlich. Dieser Faktor kann allerdings vermieden werden, wenn wir wir uns bei auf Komponenten mit p = 0; 2 beschranken. Fur die weitere Diskussion ist es hilfreich, eine suggestive Bezeichnung fur die vier Materiefelder mit den Ladungen Q = 0; ?1; 32 ; ? 13 (jedes Feld ein avor-Triplett) einzufuhren: n = (e; ; ) e = (e; ; ) u = (u; c; t) d = (d; s; b) : Das Standardmodell benutzt einen speziellen Ansatz fur den Operator L, so da der hierdurch gegebene Beitrag zur Lagrange-Dichte die folgende Form hat: LHiggs = n R An(nL 0 ? eL +) + (nL0 ? eL+ )An nR + eR Ae (eL0 + nL+ ) + (eL0 + n L+)Ae eR + u R Au(uL 0 ? dL +) + (uL 0 ? d L +)Au uR + d R Ad(dL 0 + uL+ ) + (d L0 + u L+ )AddR : Hierin bezeichnet (+; 0) ein SU (2)-Dublett mit Y = 1 aus (skalaren) HiggsFeldern. Die Bezeichnung macht deutlich, da + die Ladung Q = 1 tragt 17 und 0 neutral ist, die spontane Symmetriebrechung also ein `Kondensat' h0i 6= 0 hervorruft. In den Ansatz fur L gehen daruberhinaus vier komplexe 3 3-Matrizen An, Ae, Au, Ad ein, die auf die avor-Freiheitsgrade wirken, also als Operatoren auf den Raum C 3 zu interpretieren sind. Es gibt bislang kein uberzeugendes Argument oder Prinzip, das diese Matrizen in irgendeiner Weise einschranken konnte: Sie sind frei wahlbar und bestimmen die Yukawa-Kopplungen. Jedoch sind nicht alle 4 32 = 36 komplexen Parameter physikalisch relevant, da wir die Fermi-Felder unitar transformieren konnen. Die obige Konstruktion gewahrleistet lokale Eichinvarianz der LagrangeDichte. Sie nutzt aus, da sich mit Hilfe des Higgs-Feldes vier verschiedene SU (2)-Singletts konstruieren lassen: ns = An nR + nL0 ? eL+ (Q = 0) es = Ae eR + eL0 + nL+ (Q = ?1) us = Au uR + uL0 ? dL+ (Q = 32 ) ds = Ad dR + dL0 + uL + (Q = ? 13 ) Wir fassen sie als transformierte Dirac-Felder auf. Die Lagrange-Dichte des Higgs-Sektors kann nach Einfuhrung dieser Felder nun kurzer geschrieben werden, wodurch ihre Struktur besser sichtbar wird: LHiggs = n sns + eses + u sus + d sds : Insbesondere lat sich die Eichinvarianz der rechten Seite sehr viel leichter uberprufen. Man macht sich die Korrektheit der neuen Schreibweise leicht am Beispiel des neutralen Dirac-Feldes klar: n sns = n sR nsL + n sLnsR = An nR (nL 0 ? eL +) + (nL 0 ? eL +)AnnR = n R An(nL 0 ? eL +) + (nL0 ? eL+ )An nR : Der Higgs-Kibble-Mechanismus gibt eine bewahrte Beschreibung der spontanen Brechung der lokalen Eichsymmetrie. Zugleich eliminiert er drei reelle Freiheitsgrade des Higgs-Feldes und ubertragt diese auf die massiven Eichfelder. Danach haben wir in allen Formeln die Ersetzung p +(x) = 0; 0(x) = (H (x) + v)= 2 vorzunehmen, wobei H (x) das neutrale `physikalische' Higgs-Feld und v das reelle Kondensat beschreibt. Spontane Symmetriebrechung fuhrt zur Massenerzeugung. Hierbei treten vier komplexe Massenmatrizen der Fermionen auf: p p p p Mn = vAn= 2; Me = vAe= 2; Mu = vAu= 2; Md = vAd= 2 : 18 Ihr Einu zeigt sich in dem folgenden Beitrag zur Lagrange-Dichte: Massenterme = n R Mn nL + n LMn nR + eR Me eL + eL Me eR + u R Mu uL + u LMu uR + d R Md dL + d LMd dR Die Massen der beobachteten fundamentalen Fermionen ergeben sich aus dem Spektrum: spec (Mn Mn ) = fm2e ; m2 ; m2 g spec (Me Me ) = fm2e ; m2 ; m2 g spec (Mu Mu ) = fm2u ; m2c ; m2t g spec (Md Md ) = fm2d ; m2s ; m2b g Beziehungen dieser Massen untereinander oder Beschrankungen, die ihnen auzuerlegen sind, gibt es in dieser Theorie nicht. Das ist sehr unbefriedigend, insbesondere deshalb, weil die kleinste Masse me und die grote Masse mt sich um mindestens 12 Groenordnungen unterscheiden. Wo liegt der Grund fur solche Unterschiede? 1.6 Unitare CKM-Matrizen der Leptonen und Quarks Falls die vier Massenmatrizen nicht von vornherein diagonal sind { wofur es keinen Grund gibt { , gehen die im Experiment beobachtbaren Fermionen durch eine avor-Mischung { beschrieben durch eine unitare Transformation { aus den von uns gewahlten Basisfeldern hervor. Denn ein bekannter Satz der Algebra sagt, da sich jede der komplexen Matrizen Mn , Me , Mu, Md durch eine biunitare Transformation diagonalisieren lat: Mn = UnLMn0 UnR ; Mn0 = diag(me ; m ; m ) Me = UeLMe0 UeR ; Me0 = diag(me ; m ; m ) Mu = UuLMu0 UuR ; Mu0 = diag(mu ; mc ; mt ) Md = UdLMd0 UdR ; Md0 = diag(md ; ms ; mb ) Dies legt nahe, alle fundamentalen Fermi-Felder unitar zu transformieren, so da die neuen Felder den Masseneigenzustanden entsprechen: n0R e0R u0R d0R = = = = n0L e0L u0L d0L UnR nR UeR eR UuR uR UdR dR 19 = = = = UnL nL UeL eL UuL uL UdL dL Hierdurch werden neue (orthonormierte) Basen im avor-Raum C 3 eingefuhrt, die den tatsachlich beobachteten Teilchen entsprechen. Die Transformation zu neuen Feldern vereinfacht zugleich auch die Beschreibung die Yukawa-Wechselwirkung mit dem Higgs-Feld H (x): LHiggs = LXYukawa + Massenterme LYukawa = GF FFH F p mF 2=v GF = Die Summe wird uber alle fundamentalen Dirac-Felder F = FR + FL gefuhrt, wobei F die Symbole e e u c t d s b durchlauft. Entscheidend ist, da die Kopplungskonstante GF proportional der Masse mF des Fermions ist. Die partielle Breite fur den Zerfall H ! F F ist daher proportional m2F . Eine unmittelbare Kopplung des Higgs-Teilchens an die Eichbosonen existiert nicht. Der Zerfall H ! 2 geschieht uber eine virtuelle Produktion von F F -Paaren. Die Masse des (bislang nicht nachgewiesenen) Higgs-Teilchens wird im Bereich 100-200 GeV erwartet. Die Transformation zu den Masse-Eigenzustanden hat keinen Einu auf alle ubrigen Terme der Lagrange-Dichte des Standardmodells bis auf eine bemerkenswerte A nderung der geladenen Strome der schwachen Wechselwirkung, da in ihnen Felder verschiedener Ladung verknupft werden. Die ursprungliche Gestalt dieser Strome ist j+ = n L eL + u L dL j? = (j+ ) und die endgultige Gestalt aufgrund der Transformation ist j+ = n 0L e00L + u 0L d00L j? = (j+ ) mit den Bezeichnungen e e = UnL UeL e0L ; VCKM e00L = VCKM d d d00L = VCKM d0L ; VCKM = UuL UdL : Zwei unitare Matrizen mit physikalischer Relevanz treten hierbei auf. Sie werden nach ihren Entdeckern Cabbibo, Kobayashi, und Maskawa als CKMMatrizen bezeichnet: e VCKM = CKM-Matrix der Leptonen d VCKM = CKM-Matrix der Quarks: 20 Da wir die Felder e0 und d0 zu neuen Feldern e00 und d00 transformieren, ist reine Konvention. Ebenso gut konnten wir, die konjugierten CKM-Matrizen benutzend, die Felder n0 und u0 zu neuen Feldern n00 und u00 transformieren und darin die geladenen Strome ausdrucken. Es besteht der Wunsch, die CKM-Matrizen zu parametrisieren und die Parameter aus dem Experiment zu bestimmen. Eine unitare 3 3-Matrix enthalt 9 reelle Parameter. Funf davon sind Phasen, die sich durch Phasentransformationen aller Felder eliminieren lassen7 . Es bleiben vier physikalisch relevante Parameter (Winkel): 1 ; 2 ; 3 ; : Die ersten drei sind den Euler-Winkeln einer Rotation R 2 SO(3) vergleichbar, der Winkel beschreibt die Abweichung von der reellen Gestalt der CKM-Matrix, die wir als ein Produkt von vier unitaren Matrizen schreiben: VCKM = V2V V1V3 mit 0 cos sin 0 1 01 0 1 0 1 1 V1 = @ ? sin 1 cos 1 0 A V2 = @ 0 cos 2 ? sin 2 A 0 0 1 0 sin 2 cos 2 01 0 1 01 0 0 1 0 V3 = @ 0 cos 3 sin 3 A V = @ 0 1 0 A 0 ? sin 3 cos 3 0 0 ?ei Da die Antiteilchen mit der konjugiert komplexen CKM-Matrix verknupft sind, wechselt unter der CP-Operation der Winkel sein Vorzeichen. Eine Abweichung von = 0 (mod ) ist verantwortlich fur die CP-Verletzung in der schwachen Wechselwirkung. Eine theoretische Vorhersage fur die Groe von steht noch aus. Die CKM-Matrix der Quarks schreibt man auch in der Form 0V V V 1 ud us ub d VCKM = @ Vcd Vcs Vcb A Vtd Vts Vtb 7 Allgemein, wenn n Generationen existieren, ist die CKM-Matrix V ein Element der Gruppe U (n). Dieses ist nicht eindeutig, weil V und V 0 als physikalisch aquivalent gelten, wenn es Diagonalmatrizen D; D0 2 U (n) gibt mit DV = V 0 D0 . Die A quivalenzrelation eliminiert 2n ? 1 von insgesamt n2 reellen Parametern. Somit hat die CKM-Matrix nur (n ? 1)2 relevante Parameter (Winkel). Von diesen sind n(n ? 1)=2 verallgemeinerte Euler- Winkel, d.h. Parameter der Gruppe SO(n). Es bleiben (n ? 1)(n ? 2)=2 Winkel, die fur das Verhalten V 6= V , also fur die CP-Verletzung ausschlaggebend sind. 21 wodurch sofort ersichtlich ist, welchem Vertex ein bestimmtes Matrixelement zuzuordnen ist. Hierzu zwei Beispiele: 1. Die Groe von Vud bestimmt den Zerfall des Neutrons, n ! p e?e : Denn im Quarkbild gilt n = (ddu) und der Zerfall verlauft uber ein virtuelles W ?-Eichboson: d ! u W ?. 2. Die Groe von Vus bestimmt den Zerfall der geladenen K -Mesonen, z.B. K + ! + : Denn im Quarkbild gilt K + = (su) und der Zerfall verlauft uber ein virtuelles W +-Eichboson: su ! W +. Die CKM-Matrix der Leptonen schreiben wir so: 0V V V 1 11 12 13 e VCKM = @ V21 V22 V23 A V31 V32 V33 Im Rahmen des Minimalen Standardmodells (MSM) wurde angenommen, da alle Neutrinomassen gleich Null sind. Eine Entartung me = m = m reicht bereits aus, um eine neue `physikalische' Basis von Neutrinofeldern e ) n einzuf durch die Transformation n0 = (VCKM uhren mit dem Ergebnis, e da die geladenen Strome numehr anstelle der CKM-Matrix VCKM die Einheitsmatrix 1l3 enthalten. Mit anderen Worten, im MSM gab es keine avorandernden Wechselwirkungen der Leptonen. Bestehende Experimente deuten auf eine Verletzung der angenommenen Massen-Entartung bei den Neutrinos. Eine nicht-diagonale CKM-Matrix der Leptonen zwingt uns zur Erkenntnis, da es zwar eine Erhaltung der Leptonenzahl L = Le + L + L , aber keine separate Erhaltung von Le, L und L gibt. Der Zerfall des Muons etwa verlauft danach uber vier Prozesse: e ? ? ? - ? ? -e? tV ? ? W? 22 tV ?- 11 22 ??W ? ?? e? ? ? - tV 22 tV 21 e e ? ?- ? ?? -e? t V ? ? W? 12 t V ?- 11 e ??W ? ?? e? ? ? - t V12 t V 21 Die vier moglichen Endzustande lassen sich auch durch Neutrino-Oszillationen erklaren. Sind die Massen me und m sehr nahe beieinander, so erwartet man Ubergange e auf dem Wege Sonne-Erde oder beim Durchgang durch die Erde, im wesentlichen auf der Basis der Diagramme e? - W t tV V + 21 11 e? -e e- W t tV V + 11 21 - Fazit: Flavor-andernde Prozesse im Standardmodell werden durch (und nur durch) die Wechselwirkung mit den W -Bosonen hervorgerufen. 23 2 Die Brownsche Bewegung The main advantages of a discrete approach are pedagogical, inasmuch as one is able to circumvent various conceptual diculties inherent to the continuous approach. It is also not without a purely scientic interest. . . Marc Kac Zufallsbewegungen von mikroskopischen Teilchen in einer Flussigkeit, wie sie zum erstenmal von dem britischen Botaniker Brown 1827 beobachtet wurden, gaben Anla zur Entwicklung einer mathematischen Disziplin, der Theorie der Brownschen Bewegung, mit ungeahnter Tragweite fur die gesamte Physik. Die heutigen Anwendungen reichen von der Astronomie bis zur Physik der Elementarteilchen. 2.1 Die eindimensionale Zufallsbewegung Man denke an ein Teilchen, das sich entlang der x-Achse bewegt, so da es in der Zeiteinheit einen Schritt nach rechts oder nach links macht mit der Schrittweite h. In unserem Modell sind also sowohl der Raum als auch die Zeit diskret (diskontinuierlich). Daruberhinaus ist der Raum quasieindimensional, namlich durch eine Folge von aquidistanten Punkten ersetzt. Wirkt kein auerer Einu, der \rechts" vor \links" bevorzugt, so sind die Wahrscheinlichkeiten fur den Rechtsschritt und den Linksschritt einander gleich, also gleich 21 , und damit ist allgemein die Wahrscheinlichkeit fur den U bergang vom Platz x = jh zum Platz x = ih wahrend der Zeit t = durch die Funktion 1 ji ? j j = 1 (i; j 2 Z) (10) P (ih ? jh; ) = 02 sonst beschrieben. Es handelt sich hier, wollen wir dem ublichen Sprachgebrauch folgen, um einen stochastischen Proze, genauer, um eine Markov-Kette mit abzahlbar vielen Zustanden. Der Proze ist 1. homogen: P hangt nur von der Dierenz i ? j ab. 2. isotrop: P hangt nicht von der Richtung im Raum ab, d.h. P ist invariant gegenuber der Ersetzung (i; j ) ! (?i; ?j ). 24 Allgemein kann man eine Markov-Kette durch ein Paar (P; p) charakterisieren, wobei P = (Pij ) die \U bergangsmatrix" und p = (pi) die Anfangsverteilung beschreibt: pi ist die Wahrscheinlichkeit, dasPTeilchen zur Zeit t = 0 im Zustand P u nden. Es gilt immer 0 pi 1, i pi = 1, 0 Pij 1 und i Pij = 1. In unserer Situation ist der Zustand mit dem Aufenthalt im Punkt x = ih gleichzusetzen, und die Matrix P hat die Komponenten Pij = P (ih ? jh; ) (11) Diese Matrix ist beidseitig unendlich: ?1 < i; j < 1. Nach Verstreichen der Zeit n (n 2 N ) errechnen wir die neuen U bergangswahrscheinlichkeiten als P (ih ? jh; n ) = (P n)ij (12) wobei P n = P P P (n Faktoren) das n-fache Matrixprodukt bezeichnet. Ist die Position des Teilchens zur Zeit t = 0 mit Sicherheit bekannt, etwa x = 0, so gilt pi = 0 fur i 6= 0 und p0 = 1. Nach Verstreichen der Zeit n 0 entsteht daraus die Verteilung P np. Mit anderen Worten, P n ist der Evolutionsoperator des Systems, und die Zeit ist grundsatzlich nur positiver Werte fahig. Die Operatoren 1 0 .. .. 1 0 .. 0 C 0 C BB . 0. 1 BB 1. 0 CC C B C B ... ... CC CC L=B R=B B BB . . . . . . B@ CA 0 1 C 1 0 A @ . . . .. .. .. 0 0 verschieben das Teilchen nach rechts bzw. nach links um die vorgegebene Schrittweite h. Es gilt L = R?1, insbesondere also RL = LR. Die unserem Modell zugrunde liegende U bergangsmatrix P lat sich nun so darstellen: P = 21 (R + L) (13) Eine unmittelbare Folge davon ist n X 1 n Rk Ln?k n (14) P = 2n k k=0 und wir erhalten somit die U bergangswahrscheinlichkeiten nach n Zeitschritten als n 1 i ? j = k ? (n ? k) (15) P (ih ? jh; n ) = 2n k 25 Es ist leicht zu sehen, da die Rekursionsformel n + 1 n n k = k + k?1 fur die Binomialkoezienten (Pascalsches Dreieck!) mit der Dierenzengleichung P (x; t + ) = 12 P (x + h; t) + 21 P (x ? h; t) (16) identisch ist, wobei wir x = (i ? j )h und t = n gesetzt haben. Die Gleichung (16) kann wie folgt umgeschrieben werden: P (x; t + ) ? P (x; t) = h2 P (x + h; t) ? 2P (x; t) + P (x ? h; t) (17) 2 h2 Auch dies ist eine Dierenzengleichung, die aber schon die Nahe zu einer Dierentialgleichung erkennen lat. Entsprechend unserer Auassung sind namlich sowohl h als auch mikroskopische Groen. Eine makroskopische Beschreibung der Zufallsbewegung erzielen wir durch den Grenzubergang h ! 0, ! 0, wobei die Diusionskonstante 2 D = 2h konstant gehalten wird. In diesem Limes werden x und t zu kontinuierlichen Variablen: x 2 R , t 2 R + . Die Gleichung (17) geht in die (eindimensionale) Diusionsgleichung uber8 : @ P (x; t) = D @ 2 P (x; t) (18) @t @x2 Diese Gleichung und ihre mehrdimensionalen Varianten sind die Basis der Einsteinschen Theorie der Brownschen Bewegung. Die Art des Grenzuberganges lat erkennen: Die instantane Geschwindigkeit, namlich der Quotient h= , besitzt keinen Limes. Vielmehr strebt der Quotient uber alle Werte. Dieses Verhalten ist dafur verantwortlich, da man dem Brownschen Teilchen keine Geschwindigkeit zuordnen kann. Mathematisch gesehen bedeutet dies, da die Pfade der Brownschen Bewegung nichtdierentierbare Funktionen der Zeit sind. Eine bedeutende Leistung von Einstein war die Ableitung der Beziehung D = 2kB T=f (kB =Boltzmann-Konstante, T =Temperatur, f PP 8 Bei dem U bergang zum Kontinuum mu die Funktion P (x; t) mit Hilfe eines zusatz- lichen h umnormiert werden, der berucksichtigt, das R dx P Faktors (x; t) = 1 ubergeht. 26 i ij = 1 in die Bedingung =Reibungskonstante), die es ermoglichte, die Diusionskonstante D auf makroskopische Groen zuruckzufuhren9 . Fur unsere Zwecke ist diese Beziehung jedoch nicht von Interesse. Die Diusionsgleichung ist formal identisch mit der Warmeleitungsgleichung. Der Unterschied liegt lediglich in der Interpretation der Funktion P (x; t) und der Konstanten D. Ergebnisse, die bei der Diskussion der Warmeleitung erzielt wurden, lassen sich somit ubertragen. Zum Beispiel kennt man die Losung 2 P0(x; t) = p1 exp ? 4xDt (t > 0) (19) 2 Dt des Anfangswertproblems P0(x; 0) = (x) (das Brownsche Teilchen startet im Ursprung). Das klassische Theorem von Laplace-De Moivre (Konvergenz der Binomialverteilung gegen die Gau-Verteilung) sorgt dafur, da im Kontinuumslimes die Gau-Funktion P0 an die Stelle der U bergangswahrscheinlichkeit P tritt: (x ? x )2 Zx X 1 dx exp ? 4Dt0 (20) P (ih ? jh; n ) = p lim 2 Dt x x <ih<x 2 1 jh!x0 2 n !t 1 Dies ist, historisch gesehen, der erste bekannt gewordene Fall eines Grenzwertsatzes der Wahrscheinlichkeitstheorie. Das Integral W (A; t) = Z A dx P0(x; t) (21) stellt die Wahrscheinlichkeit dar, da sich das Teilchen zur Zeit t im Gebiet R A R aufhalt. Die Normierung dx P0(x; t) = 1 ist zeitunabhangig und sorgt dafur, da 0 W (A; t) 1 zu allen Zeiten gilt. An die Stelle der trivialen Matrixidentitat P nP m = P n+m tritt, bei dem U bergang zum Kontinuum, die Chapman-Kolmogorov-Gleichung Z dx0 P0 (x ? x0 ; t)P0(x0 ? x00 ; t0) = P0(x ? x00 ; t + t0) (22) Sie ist Ausdruck der zeitlichen Homogenitat des stochastischen Prozesses. 9 Fur kugelformige Brownsche Teilchen gilt die Stokesche Formel. Mit ihrer Hilfe kann f durch den Radius des Teilchens und die Viscositat der Umgebung ausgedruckt werden. Durch Experimente an Brownschen Teilchen kann also die Groe von kB , oder wegen kB = R=N auch die Avogadro-Zahl N bestimmt werden. Fur die Bestimmung von N auf diesem Wege erhielt Perrin 1926 den Nobelpreis. 27 2.2 Die d-dimensionale Irrfahrt Wir verallgemeinern die Betrachtungen des vorigen Abschnittes und kommen nun zu der Zufallsbewegung eines Teilchens auf dem d-dimensionalen kubischen Gitter (Zh)d mit der Gitterkonstanten h. Eine solche Irrfahrt konnte { auf einem zweidimensionalen Gitter { etwa den folgenden Verlauf nehmen: `` `` `` `` `` `` `` `` `` `` `` `` `` `` `` `` `` `` `` `` `` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` `` `` `` `` `` `` `` `` `` `` `` `` `` `` `` `` `` `` `` `` `` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ``` ````````````````````` t t Betrachten wir zeitliche Entwicklungen dieser Art jedoch aus groer Ferne und lassen wir dem Teilchen genugend Zeit, sein Irrfahrt durch den Raum fortzusetzen, so bietet sich ein Bild, das die Gitterstruktur kaum noch erkennen lat. Je feiner das Gitter, umso chaotischer die Bewegung: 28 In der Zeiteinheit hat das Teilchen die Freiheit, in eine der 2d Richtungen des Gitters einen Schritt der Lange h auszufuhren. Die Wahrscheinlichkeit { fur alle Richtungen gleich { ist (2d)?1. Im eindimensionalen Fall war es bequem, die Matrixnotation fur den U bergang zu verwenden. Im mehrdimensionalen Fall erweist sich die Operatornotation als wesentlich gunstiger, d.h. anstelle der U bergangsmatrix benutzen wir nun den durch sie induzierten linearen Operator P : d X 1 ff (x + hek ) + f (x ? hek )g [Pf ](x) = 2d k=1 (23) Die Ortsvariable x ist hier nur diskreter Werte fahig: x 2 (Zh)d; ek ist der Einheitsvektor in Richtung der kten Koordinatenachse, also (ek )i = ki . Ist P 0 f (x) 1 und x f (x) = 1, so kann f als eine Verteilungsfunktion fur den Aufenthalt des Brownschen Teilchen zur Zeit t gedeutet werden. In diesem Fall ware Pf die entsprechende Funktion zur Zeit t + . Es ist jedoch nicht nur bequem, sondern aus mathematischen Grunden geradezu zwingend, hier einen groeren Raum von Funktionen f zuzulassen, so da darin die Spektralzerlegung des Operators P vorgenommen werden kann, etwa den Hilbertraum H = ff j Px jf (x)j2 < 1g : Auf H ist P selbstadjungiert und beschrankt. Die Potenzen P n haben wir besser im Gri, sobald die Spektralzerlegung von P bekannt ist. Eine FourierTransformation Z f (x) = dp eipxf~(p) dp = dp1 dpd B f~(p) = h d X px = p1 x1 + + pd xd e?ipxf (x) 2 x leistet das Gewunschte. Das Integrationsgebiet fur den Impuls p ist die erste Brillouin-Zone B = fp 2 R d j ? =h pi =h; i = 1; : : : ; dg (24) Wir erhalten so: f ](p) = (p)f~(p) [Pf (25) d X (p) = d1 cos(pih) (26) i=1 spec P = f(p) j p 2 B g : (27) 29 Das Spektrum des Operators P ist somit kontinuierlich. Durch [P nf ](x) = X x0 P (x ? x0 ; n )f (x0) (n 2 N ) (28) wird P (x ? x0 ; n ) zur Wahrscheinlichkeit fur den U bergang x0 ! x wahrend eines Zeitintervalls der Lange n . Explizit haben wir: h d Z P (x; n ) = 2 dp eipx(p)n (29) B Der Kontinuumslimes besteht nun darin, da wir, wie im vorigen Abschnitt, sowohl die Gitterkonstante h wie auch den Zeitschritt so gegen Null streben lassen, da dabei die Diusionskonstante 2 (30) D = 2hd konstant gehalten wird. Die Brillouin-Zone wachst monoton, bis sie schlielich ganz Rd umfat. Wir nden fur kleine Werte von h (groe Werte von n = t= ): ( !) d X 1 n (p) = exp n log d cos pih t i=1h2 2 4 = exp log 1 ? kpk + O(h ) 2d 2 = exp ?Dtkpk + O(h2) (t > 0) P mit kpk2 = i p2i . Die Wahrscheinlichkeit pro Volumen, h?dP (x; t), strebt daher im Kontinuumslimes gegen die Dichte Z dp eipxe?Dtkpk kxk2 ? d= 2 (t > 0) (31) = (4Dt) exp ? 4Dt Wiepman sieht, handelt es sich hierbei um eine Gau-Verteilung, deren Breite wie t anwachst. Genau betrachtet, ist P0(x; t) die Wahrscheinlichkeitsdichte fur den Aufenthalt des Brownschen Teilchens, wenn bekannt ist, da es zur Zeit t = 0 im Ursprung startete. Als mittlere quadratische Auslenkung, abhangig von t, bezeichnet man den Erwartungswert von kxk2: P0(x; t) = (2)?d hkxk2i t = Z 2 dx kxk2P0 (x; t) = 2dDt 30 (32) Die Proportionalitat mit t ist charakteristisch. Bei Beobachtungen unter dem Mikroskop (eektiv: d = 2) lat sich auf diese Weise leicht die Diusionskonstante bestimmen. Wir machen die folgende Beobachtung: Obwohl das kubische Gitter nur eine eingeschrankte Rotationssymmetrie besitzt, stellt der Kontinuumslimes die volle Rotationssymmetrie des R d wieder her, indem die Dichte P0(x; t) eine Funktion von des euklidischen Abstandes kxk des Punktes x vom Ursprung ist. Dies ist fur Grenzprozesse dieser Art keineswegs selbstverstandlich und mu als ein Geschenk betrachtet werden. Es ist leicht, Gegenbeispiele zu konstruieren. Angenommen, die Spektralfunktion auf dem Gitter sahe so aus: P (p) = 1 ? fd?1 di=1 j sin pihjg2 Diese Funktion ist invariant unter allen Spiegelungen und Rotationen des Gitters. Im Kontinuumslimes entsteht jedoch ein ungewohnlicher Ausdruck, P lim (p)n = expf?D0 t( i jpij)2 g (D0 = lim h2=(d2) = 2D=d), der die erwartete Rotationssymmetrie vermissen lat. Kehren wir zum Resultat (31) zuruck. Man uberzeugt sich leicht, da die Gau-Funktion P0(x; t) die d-dimensionale Diusionsgleichung erfullt: @ P (x; t) = DP (x; t) (33) 0 @t 0 Hier bezeichnet den d-dimensionalen Laplace-Operator. Uns interessiert daran die formale A hnlichkeit mit der Schrodinger-Gleichung eines freien Teilchens: Wir gelangen von der statistischen Mechanik zur Quantenmechanik, rein formal betrachtet, durch die Einfuhrung einer imaginaren Zeit. 2.3 Imaginare Zeit Die Schrodinger-Gleichung fur ein freies Teilchen der Masse m = 1 kann so geschrieben werden, da schon durch die bloe Schreibweise die Einfuhrung der Variablen it anstelle von t nahegelegt wird: @ 1 (34) 2 = @ (it) Indem wir bei quantenmechanischen Rechnungen konsequent die imaginare Zeitvariable it in allen Ausdrucken benutzen, konnen wir etwa die Losung des Anfangswertproblems in der Form (x; it) = Z d3x0 K (x ? x0 ; it) (x0; 0) 31 (35) angeben10 , wobei (2it)?3=2 exp(?(2it)?1x2) t 6= 0 K (x; it) = 3 (36) (x) t=0 der Integralkern des unitaren Operators eit=2 ist, der im Falle der Quantenmechanik die zeitliche Evolution von Zustanden beschreibt: (x; it) = [eit=2 ](x) (t 2 R ) (37) (x; 0) = (x) (38) Das Erstaunliche angesichts dieser ersten kurzen Liste von Formeln ist, da tatsachlich an allen Platzen die imaginare Variable it in naturlicher Weise auftritt, so als ob i und t fur immer untrennbar verbunden sind. Es ist auch eine bekannte Tatsache, da, indem wir t variieren, die Operatoren eit=2 eine einparametrige unitare Gruppe beschreiben. Fur den Integralkern bedeutet dies die Gultigkeit einer Gleichung, die der Chapman-Kolmogorov-Gleichung vollig analog ist, namlich Z d3x0 K (x ? x0 ; it)K (x0 ? x00 ; it0 ) = K (x ? x00 ; it + it0 ) (39) Gewisse Unterschiede gilt es allerdings im Auge zu behalten: Die Zeit t ist nicht auf die Halbachse R + allein beschrankt; alle reellen Werte treten gleichberechtigt auf. Die Zeitrichtung ist umkehrbar. Eine Richtung, in der die Zeit ablauft, ist schon deshalb aus der Struktur der Quantenmechanik nicht ableitbar. Der Integralkern K (x; it) ist nicht positiv, sondern komplex. Er hat einen oszillatorischen Charakter. Die Schrodinger-Gleichung, im Gegensatz zur Diusionsgleichung, besitzt wellenartige Losungen. Eine bemerkenswerte Eigenschaft des Kernes K , die in der Streutheorie von ausschlaggebender Bedeutung ist, weil sie fur die zeitliche Konvergenz der Streuzustande im Wechselwirkungsbild verantwortlich ist, kommt in der folgenden Formel zum Ausdruck: jK (x; it)j = j2tj?3=2 (t 6= 0) (40) Die daraus resultierende Eigenschaft j (x; it)j Z d3x0 jK (x ? x0 ; it)jj (x0; 0)j = j2tj?3=2 Z d3x0 j (x0 ; 0)j (41) 10 Es ist zu betonen, da, wo fruher (x; t) stand, jetzt (x; it) geschrieben wird. Eigent- lich muten wir im Zuge der neuen Auassung auch ein neues Funktionssymbol benutzen. 32 ist unter dem Namen Zerieen des Wellenpaketes bekannt. Sie setzt, wie man sieht, die Konvergenz des rechten Integrals voraus. Der Exponent -3/2 ist hier charakteristisch fur die Dimension d = 3. Allgemein gesprochen, in einer d-dimensionalen Quantenmechanik namlich, strebt j (x; it)j wie jtj?d=2 gegen Null, sobald (x; 0) absolut integrabel ist. Wir kommen nun zu unserem eigentlichen Thema, der Beziehung zwischen der Diusionsgleichung (in drei Dimensionen) und der SchrodingerGleichung, und machen dazu folgende Feststellung: Die Losung (x; it) der Schrodinger-Gleichung ist Randwert einer analytischen Funktion (x; z) , deniert in der Halbebene <z > 0 und gegeben durch das Integral (x; z) = mit Z d3x0 K (x ? x0 ; z) (x0 ; 0) (42) x2 ? 2z : (43) K (x; z) = (2z)?3=2 exp Die Bedingung <z > 0 ist fur die Konvergenz des Integrals erforderlich; fur <z < 0 wurde der Integrand exponentiell anwachsen. Eine Grenzsituation, die Situation der Quantenmechanik, stellt <z = 0 dar: Hier hangt es von der Wahl von (x; 0) ab, ob das Integral (42) konvergent ist oder nicht11 . Um sicher zu gehen, sollte man in jedem Fall (; it) 2 L2 (R 3 ) als Randwert der zugehorigen analytischen Funktion auassen: (; it) = lim (; s + it) (44) s#0 In der rechten z-Halbebene eingebettet liegt die rechte Halbachse z = s 0. Auf ihr verwandelt sich die Schrodinger-Gleichung in die Diusionsgleichung mit der Diusionskonstanten D = 12 (indem wir die Masse m und ~ wieder einfuhren: D = ~2=(2m)). Wahrend die zeitliche Evolution in der Quantenmechanik durch eine unitare Gruppe eit=2 beschrieben wird, bilden die entsprechenden Operatoren es=2 fur die Brownsche Bewegung nur eine Halbgruppe, da sie nicht invertierbar sind und somit die Einschrankung s 0 nicht uberwunden werden kann. Der Verlust der Gruppeneigenschaft bei dem U bergang it ! s wird jedoch wettgemacht durch zwei wichtige neue Eigenschaften, die wir entlang der Halbachse z = s 0 nden: 1. Der Integralkern K (; s) besitzt eine strikt positive Fourier-Transformierte (vgl. (1.23)). Fur alle (komplexen) Wellenfunktionen gilt deshalb Z Z s = 2 ? 3 = 2 d3x d3x0 (x)K (x ? x0; s)(x0) 0 (45) (; e ) = (2) R 11 Die Bedingung (2)?3=2 d3x j (x; 0)j < 1 ist sicher hinreichend fur die Konvergenz. 33 wobei das rechte Gleichheitszeichen nur fur = 0 angenommen wird. 2. Der Integralkern selbst ist striktR positiv: K (x; s) > 0. Aus (x) 0 folgt deshalb stets [es=2 ](x) = d3x0 K (x ? x0 ; s)(x0) 0. Man sagt, die Halbgruppe es=2 erhalt die Positivitat. R 3. Der Integralkern ist normiert: (2)?3=2 d3x K (x; s) = 1. Dies hat zur Konsequenz, da die konstante Funktion (x) = 1 stationar ist. Der hier vorgetragenen Auassung zufolge benutzen Quantentheorie und Feldtheorie eine imaginare Zeitvariable it, die statistische Mechanik hingegen eine reelle Zeitvariable s. Man kann genau so gut auch die umgekehrte Auffassung vertreten. Jedoch, angesichts der pseudo-euklidischen Struktur des Minkowski-Raumes wurde schon fruhzeitig eine Beschreibung der Feldtheorie nahegelegt, bei der ix0 = x4 gesetzt und mithin die gewohnliche Zeit x0 zugunsten einer rein imaginaren Zeit x4 aufgegeben wurde. Es ist in der Tat dieser zwei Generationen alte, oft geschmahte Standpunkt, den wir hier zu neuem Leben erwecken, die Idee der analytischen Fortsetzung benutzend. Nachdem nun klar geworden ist, da Losungen der Schrodinger-Gleichung nichts anderes sind als analytische Fortsetzungen von Losungen der Diusionsgleichung und da die Diusionsgleichung die zeitliche Evolution fur den statistischen Aufenthalt eines Brownschen Teilchens beschreibt, bleibt zu klaren, wie man die Brownschen Pfade fur die Zwecke der Quantenmechanik nutzbar machen kann. Die Einfuhrung des Pfadintegrals, die unser Ziel ist, basiert auf der Konstruktion des Wiener-Maes, und dieses verlangt zuvor eine Diskussion des Wiener-Prozesses. 2.4 Der Wiener-Proze (d=3) 2.4.1 Die Analysis zufalliger Pfade Ein Brownsches Teilchen mit der Diusionskonstanten D = 12 starte zur Zeit s = 0 im Punkt x = 0 2 R 3 . Der Ort dieses Teilchens zu einem spateren Zeitpunkt s > 0 ist eine bestimmte Zufallsvariable, die wir mit Xs bezeichnen. Es ist nicht moglich (d.h. ohne Verwirrung zu stiften), den Ort einfach mit x oder xs zu bezeichnen, weil das Symbol x immer einen bestimmten Ort meint, also ein festes oder auch variables Ereignis kennzeichnet12 . Alle Punkte x 2 R 3 sind eben nur mogliche Werte, die die Zufallsvariable Xs annehmen kann. Ein wirkliches, also feststellbares oder mebares Ereignis, dem eine 12 In der Sprache der mathematischen Stochastik ist Xs eine Funktion auf dem Raum der Elementarereignisse: dies ist der Raum aller Brownschen Pfade !. Jeder individuelle Pfad ist eine Funktion ! : R+ ! R3 ; s 7! !(s), und es gilt Xs (!) = !(s). 34 endliche Wahrscheinlichkeit zugeordnet werden kann, lautet: Xs 2 A, wobei A irgendeine mebare Teilmenge des R 3 bezeichnet. Wenn wir den zufalligen Brownschen Pfad zeichnerisch veranschaulichen, so bedeutet ein solches Ereignis, da der Pfad durch das Fenster A zum Zeitpunkt s hindurchgeht: Raum A s Zeit ! Die Zufallsvariable Xs gilt als bekannt, sobald fur jedes A R 3 die Wahrscheinlichkeit P (Xs 2 A) deniert ist. Die Vorschrift, die jeder Menge A die Wahrscheinlichkeit P (Xs 2 A) zuordnet, heit die Verteilung von Xs. Jede solche Verteilung wird auch ein Wahrscheinlichkeitsma, kurz ein W-Ma auf dem Raum R 3 genannt. Im Fall der Brownschen Pfade mit D = 21 gilt, wie im Abschnitt 1.2 erlautert, Z P (Xs 2 A) = d3x K (x; s) (46) A mit der im Abschnitt 1.3 angegebenen Dichte K (x; s). Da diese Dichte insbesondere eine Gau-Funktion ist, sagt man, Xs sei Gauisch verteilt und nennt Xs eine Gauische Zufallsvariable. Eine Abbildung s 7! Xs, die jedem s 2 R + eine Zufallsvariable Xs zuordnet, nennt man einen stochastischen Proze. Ein solcher Proze ist dann deniert, wenn eine Vorschrift formuliert ist, die Wahrscheinlichkeit eines allgemeinen Ereignisses zu berechnen. Ein allgemeines Ereignis hat die Form Xs 2 A1 und Xs 2 A2 und : : : Xsn 2 An mit 0 < s1 < s2 < < sn und Ai R 3 , wobei n 2 N beliebig ist. Es mu also eine Antwort geben auf die Frage mit welcher Wahrscheinlichkeit passiert ein Brownsches Teilchen, das im Ursprung startete, der Reihe nach die Fenster A1; : : : ; An zu vorgegebenen Zeiten: 1 2 35 Raum A1 s1 A3 A2 s2 An sn Zeit! s3 Es ist ublich, diese Wahrscheinlichkeit mit P (Xs 2 A1; : : : ; Xsn 2 An) zu bezeichnen. Es handelt sich hierbei um die gemeinsame Verteilung der n Zufallsvariablen Xs ; : : : ; Xsn . Die Abbildung A1 An 7! P (Xs 2 A1 ; : : : ; Xsn 2 An) wird dann eine n-dimensionale Verteilung des Prozesses genannt. Der stochastische Proze Xs heit Wiener-Proze13, wenn die n-dimensionalen Verteilungen die Form 1 1 1 P (Xs 2 A1; : : : ; Xsn 2 An) = Z 1 An n d3x Z A2 d3x 2 Z A1 d3x1 K (xn ? xn?1 ; sn ? sn?1) K (x2 ? x1 ; s2 ? s1 ) K (x1; s1) (47) haben und wenn fur die Anfangsverteilung gilt: P (X0 2 A) = 1 falls A 3 0 und = 0 sonst. Die Dichte K (x; s) ist die (1.35) angegebene Funktion. Wir haben uns hier auf die Dimension d = 3 und die Diusionskonstante D = 21 festgelegt. Inhaltlich druckt die Formel (1.39) folgendes aus: die Kenntni daruber, welchen Ort x1 das Teilchen zur Zeit s1 erreicht hat, reicht aus, um den weiteren Verlauf der Bewegung im Intervall [s1 ; s2] mit Hilfe der U bergangswahrscheinlichkeit zu bestimmen. Und dies ist hierbei wesentlich: der Weg, den das Teilchen bis zum Erreichen seiner Position zur Zeit s1 genommen hat, ist irrelevant fur die weitere Bewegung (Nur der gegenwartige Zustand, nicht seine Vergangenheit, beeinut die Zukunft). Man sagt auch, der Proze habe kein Gedachtnis, und nennt Prozesse mit dieser Eigenschaft Markov-Prozesse. Markov-Prozesse sind somit sehr einfach strukturiert. Wie auch immer K (x; s) aussehen mag, ein Markov-Proze ist bereits vollstandig 13 So benannt nach dem Mathematiker Norbert Wiener. 36 durch die bedingte Wahrscheinlichkeit P (Xs0 2 AjXs = x) = Z A d3x0 K (x0 ? x; s0 ? s) (s0 > s) (48) und durch die Anfangsverteilung P (X0 2 A) festgelegt. Mit P (Xs0 2 AjXs = x) bezeichnet man allgemein die Wahrscheinlichkeit fur das Ereignis Xs0 2 A unter der Voraussetzung Xs = x: das Teilchen startete zur Zeit s in x. Ein Markov-Proze heit zeitlich homogen, wenn P (Xs0 2 AjXs = x) nur eine Funktion der Dierenz s0 ? s ist. Der Wiener-Proze ist homogen. 2.4.2 Gauische Prozesse Es ist moglich die Formel (1.39) sehr viel kompakter zu schreiben und durch die neue Schreibweise ihre Struktur zu erhellen. Es sei also n fest gewahlt und x = fx1 ; x2; : : : ; xngT 2 R 3n der Multivektor eines Elementarereignisses. Wir schreiben auch dx = d3x1 d3x2 d3xn . Durch 2 2 2 xT Qx = xs1 + (xs2 ??xs1 ) + + (xsn ??xsn?1) (49) 1 2 1 n n?1 (0 < s1 < s2 < < sn) ist eine positive quadratische Form deniert; Q selbst ist eine 3n 3n-Matrix. Sie ist reell, symmetrisch und positiv. Man kann sie durch eine reelle A hnlichkeitstransformation Q = M T DM in Diagonalgestalt bringen: 0 1 0 ?1 1 0 0 BB ?1 1 CC BB s1 1 (s2 ? s1)?11 M =B ... ... C ... @ A D = B@ 0 ?1 1 0 (sn ? sn?1)?11 Wir haben uns hier der Blockdarstellung bedient und mit 1 die 3 3Einheitsmatrix bezeichnet. Da det M = 1 ist, folgt det Q = det D = [s1 (s2 ? s1) (sn ? sn?1)]?3 (50) Mit dem cartesischen Produkt A = A1 A2 An konnen wir nun schreiben: P (fXs ; Xs ; : : : ; Xsn g 2 A) = 1 2 Q 21 Z det dx expf? 12 xT Qxg 2 A Diese Formel gestattet zwei Verallgemeinerungen unseres Ansatzes: 37 (51) 1 C C C A 1. Q konnte irgendeine nichtsingulare positive Matrix sein. Dann wurde man immer noch von einer 3n-dimensionalen Gauischen Verteilung sprechen. Sind alle multidimensionalen Verteilungen eines stochastischen Prozesses Gauisch, so heit er ein Gau-Proze. In diesem Sinne ist der Wiener-Proze ein spezieller Gau-Proze. 2. Die Teilmenge A R3n konnte eine beliebige (mebare) Menge sein, also eine, die sich nicht als ein cartesisches Produkt darstellen lat. In diesem Fall ist das Ereignis fXs ; Xs ; : : : ; Xsn g 2 A nicht mehr mit einem Ereignis der Art Xs 2 A1 und Xs 2 A2 und : : : Xsn 2 An identisch. Die Rechtfertigung fur diese Verallgemeinerung liegt darin, da man eine beliebige Menge A immer als Vereinigung disjunkter Mengen schreiben kann, wobei jede dieser Mengen fur sich genommen ein cartesisches Produkt darstellt (Parkettierung). 1 2 1 2 2.4.3 Unabhangige Zuwachse Wir kommen nun zu einer einfachen Anwendung der Formel (51) fur n = 2. Es sei G R 3 ein beliebiges Gebiet und A = fx1 ; x2 j x2 ? x1 2 Gg R 6 (52) Wir konnen uns A als einen beidseitig unendlichen Zylinder im sechsdimensionalen Raum vorstellen, dessen Basis die Menge G ist. Die Berechnung des Wertes von P (fXs ; Xs g 2 A) beantwortet die Frage: Mit welcher Wahrscheinlichkeit nimmt der Zuwachs x2 ? x1 entlang des Brownschen Pfades zwischen den Zeiten s1 und s2 einen Wert in dem Gebiet G an? Die Vorschrift (51) liefert die Antwort: 1 2 P (Xs ? Xs 2 G) = 2 1 Z G d3y K (y; s2 ? s1) (53) wobei wir die Substitution y = x2 ? x1 (anstelle von x2 ) vorgenommen haben, R 3 und ausnutzten, da d x1 K (x1 ; s1) = 1 ist. Das verbleibende Integral ist uns gelaug (siehe (1.38)), und damit gilt die Beziehung P (Xs ? Xs 2 G) = P (Xs ?s 2 G) 2 1 2 (54) 1 sobald 0 s1 s2 . Das Ergebnis in Worten: Die Zufallsvariablen Xs ? Xs und Xs ?s besitzen die gleiche Verteilung14. Der Versuch, die Geschwindigkeit des Brownschen Teilchens als Zufallsvariable einzufuhren, scheitert. Sei 14 Warnung: Dies sagt nicht, da Xs2 ? Xs1 = Xs2 ?s1 gilt. 2 2 1 38 1 namlich Vs( ) = ?1(Xs+ ? Xs) mit s > 0; > 0. Das Ereignis Vs( ) 2 G ist mit dem Ereignis Xs+ ? Xs 2 G identisch. Wir berechnen seine Wahrscheinlichkeit: Z 3=2 Z 3 ?v =2 ?x 3 ? (2 ) ? 3 = 2 d xe = 2 P (Vs( ) 2 G) = (2 ) dve G G 1 2 2 Die Dichte [=(2)]3=2 exp(?v2 =2) wird fur ! 0 immer acher und breiter: Es existiert keine Grenzverteilung. Fur das Brownsche Experiment bedeutet dies, da die genaherte Geschwindigkeit Vs( ) beliebig groe Werte mit immer groerer Wahrscheinlichkeit annimmt. Sei etwa c die Lichtgeschwindigkeit, so gibt es ein derart, da P (jVs( )j > c) > 1 ? gilt: Die Wahrscheinlichkeit, da die Geschwindigkeit des Brownschen Teilchens dem Betrage nach groer als die Lichtgeschwindigkeit ist, kommt dem Wert 1 beliebig nahe, sofern man die Zeitdierenz fur die Messung nur beliebig klein macht. Der WienerProze stellt somit eine Idealisierung dar, die { allzu ernst genommen { sogar wichtige physikalische Prinzipien verletzt. Wir wollen das eingangs betrachtete Beispiel verallgemeinern. Es sei jetzt A R 3n durch die Bedingungen xi ? xi?1 2 Gi, i = 2; : : : ; n, deniert. Aus der Grundformel (51) folgt P (fXs ; : : : ; Xsn g 2 A) = 1 Yn Z i=2 Gi d3y K (y; si ? si?1) (55) (0 < s1 < < sn), oder etwas anders geschrieben: P (Xsi ? Xsi? 2 Gi ; i = 2; : : : ; n) = 1 Yn i=2 P (Xsi ? Xsi? 2 Gi) 1 (56) Was bringt diese Identitat inhaltlich zum Ausdruck? Denition Zwei Zufallsvariablen X und Y heien unabhangig, wenn ihre gemeinsame Verteilung das Produkt einzelner Verteilungen ist, wenn also P (X 2 A; Y 2 B ) = P (X 2 A)P (Y 2 B ) fur alle Mengen A; B gilt. Entsprechend deniert man die Unabhangigkeit von n Zufallsvariablen. Man sagt, ein stochastischer Proze besitze unabhangige Zuwachse, wenn fur ihn die Formel (56) gilt. Fazit: Der Wiener-Proze ist ein homogener Gau-Proze mit unabhangigen Zuwachsen. 39 3 Pfadintegrale in der Quantenmechanik 3.1 Das bedingte Wiener-Ma Wir wollen nun nicht mehr einzelne zufallige Pfade, sondern Mengen solcher Pfade betrachten und ihnen ein Ma zuordnen, so da einzelne Pfade das Gewicht Null bekommen, analog der Situation eines euklidischen Raumes, in dem einzelne Punkte das Volumen Null besitzen. Fur die Zwecke der Quantenmechanik erweist sich die folgende Mengenkonstruktion als nutzlich. Es sei die Menge aller stetigen Pfade ! : [s; s0] ! R 3 mit ! (s) = x und ! (s0 ) = x0 (0 < s < s0 ). In Worten: Anfangs- und Endpunkt der Pfade sind fest vorgegeben: Raum x ! x0 s s s0 Zeit! s Wir setzen fest: Die Menge besitzt das Ma ( ) = Z d(!) = K (x0 ? x; s0 ? s) (57) mit K (x; s) = (2s)?3=2 exp(?(2s)?1x2 ). Welche andere Wahl ware hier naturlicher? Das Ergebnis ist immer eine Zahl zwischen 0 und 1. Nun gehen wir daran, Teilmengen von zu kennzeichnen und ihnen ein Ma zuzuordnen. Zu diesem Zweck unterteilen wir das Zeitintervall, indem wir n Zwischenzeiten wahlen: s < s1 < < sn < s0 Fur jede dieser Zeiten si wahlen wir ein Fenster Ai R 3 und verlangen, da alle Pfade diese Fenster passieren. Die so bestimmte Menge heie A , wenn A = A1 An gesetzt wird. Formal: A = f! 2 j !(si) 2 Ai; i = 1; : : : ; ng (58) R Jede solche Menge erhalt kraft Denition das Ma ( A) = A d(!) = Z An n d3x Z A1 d3x1 K (x0 ? xn; s0 ? sn) K (x1 ? x; s1 ? s) 40 (59) Die rechte Seite zeigt eine recht enge Beziehung zur bedingten Wahrscheinlichkeit, wie sie im Wiener-Proze auftrat. Es gilt namlich A) P (fXs ; : : : ; Xsn g 2 A j Xs = x; Xs0 = x0 ) = ( (60) ( ) Variiert man A uber alle cartesischen Produkte A1 An , so erhalt man ein erzeugendes System15 von Teilmengen A . Das Ma lat sich auf alle mebaren Mengen fortsetzen. Es wird das bedingte Wiener-Ma genannt. Die Grundmenge und das Ma hangen von x; x0; s; s0 ab. Will man diese Abhangigkeit betonen, so schreibt man 1 = xx;s0;s0 x0 ;s0 = x;s Mit Hilfe des Maes deniert man das Pfadintegral I (f ) = Z d(!) f (!) = Z (x;s)!(x0 ;s0) d(!) f (!) (61) (62) fur \geeignete" Funktionen f : ! R . Eine solche Funktion ist etwa die charakteristische Funktion einer Menge A , wie wir sie oben betrachteten : 1 !2 fA(!) = 0 sonst A In diesem Fall ist das Pfadintegral sehr einfach zu berechnen, Z d(!) fA(!) = ( A) ; (63) weil wir hier nur die Denition des Maes benutzten. Die Funktion fA ist in der Tat sehr speziell. Man kann sie selbst wieder als ein Produkt von charakteristischen Funktionen schreiben: fA(!) = mit Yn i=1 Ai (!(si)) (64) 1 x2B B (x) = (B R 3 ) 0 sonst und erkennen, da fA nur von endlichen vielen Koordinaten des Pfades ! abhangt, namlich den Positionen !(s1); : : : ; !(sn). 15 Eine beliebige mebare Menge entsteht durch (uneingeschrankte) Durchschnitte und abzahlbare Vereinigungen solcher Basismengen. 41 Fur eine allgemeine Funktion f ist es nahezu unmoglich, das Pfadintegral zu bestimmen, sei es vermoge einer expliziten Formel oder durch einen eektiven numerischen Algorithmus. Wenn jedoch f , wie in dem Beispiel, nur von endlichen vielen Koordinaten des Pfades abhangt, reduziert sich das Pfadintegral immer auf ein endlichdimensionales Integral16 . Diesen Vorgang wollen wir nun naher beschreiben. Wir xieren die Zeitpunkte si, variieren aber P die Mengen Ai in A = A1 An. Durch endliche Superpositionen g = A cAfA mit reellen Koezienten cA entstehen stuckweise konstante Funktionen von !(s1); : : : ; !(sn), und jede stuckweise konstante Funktion von 3n Variablen kann so geschrieben werden. Aus der Linearitat des Integrals folgt: Z X cA ( A) AZ Z X d g = = = = ZA Z cA An d3xn Z d3xn d3x1 Z A1 d3x1 K (x0 ? xn ; s0 ? sn) K (x1 ? x; s1 ? s) X Yn A cA i=1 Ai (xi)K (x0 ? xn; s0 ? sn) K (x1 ? x; s1 ? s) d3xn d3x1 g(x1; : : : ; xn)K (x0 ? xn; s0 ? sn) K (x1 ? x; s1 ? s) Jede stetige Funktion f von 3n Variablen kann durch stuckweise konstante Funktionen approximiert werden. Durch einen Grenzubergang gewinnen wir deshalb die folgende Aussage: Ist die zu integrierende Funktion f : ! R so beschaen, da sie nur von endlich vielen Koordinaten des Pfades ! abhaRngt, und sind dies die Positionen xi = !(si) 2 R 3 zu den Zeiten si , so gilt d f = Z d3x Z n d3x1 f (x1 ; : : : ; xn )K (x0 ? xn ; s0 ? sn) K (x1 ? x; s1 ? s) (65) unter der Annahme s < s1 < : : : < sn < s0 . Da n hier eine beliebig groe Zahl sein kann, ist die Sprechweise gerechtfertigt, das Pfadintegral stelle eine Verallgemeinerung des gewohnlichen ndimensionalen Integrals dar, bei der n = 1 ist. 16 Die Dimension eines solchen Integrals kann unter Umstanden so gro sein (z.B. 100), da auch hier an eine Berechnung nicht zu denken ist. 42 3.2 Approximation durch aquidistante Zeiten Genauso wie man ein gewohnliches Integral als Limes einer Riemann-Summe von n Termen fur n ! 1 erklart, gewinnt man das allgemeine Pfadintegral als Limes eines 3n-dimensionalen gewohnlichen Integrals fur n ! 1. Genauso wie man sich die Berechnung der Riemann-Summe durch Wahl einer aquidistanten Unterteilung des Integrationsintervalls erleichtert, kann man die 3n-dimensionalen Integrale durch eine aquidistante Wahl der zeitlichen Stutzpunkte s1; : : : ; sn spezialisieren. Ein solches Approximationsverfahren soll kanonisch genannt werden. Wir setzen also 0 sk = s + k ; k = 0; : : : ; n ; = sn +? 1s und garantieren so, da der Zeitschritt gegen Null strebt, wenn n gro wird. Eine interessante Situation entsteht, wenn die zu integrierende Funktion selbst mittels eines Zeitintegrals deniert ist. Etwa so: ( Z s0 f (!) = exp ? s dt V (!(t)) ) (66) Hier ware es namlich moglich, das Zeitintegral durch eine Riemann-Summe zu approximieren, um so zu Naherungsfunktionen fn zu gelangen, die nur von endlich vielen Koordinaten des Pfades ! abhangen: ( X n fn(!) = exp ? k=0 ) V (!(sk )) (67) Auf diese Weise erhalten wir das Integral der Funktion f uber alle Pfade (x; s) ! (x0 ; s0): Z d f = Z lim d fn n!1 Z Z = nlim d3xn d3x1 K (x0 ? xn ; )e?V (xn) K (xn ? xn?1 ; ) !1 e?V (x ) K (x2 ? x1 ; )e?V (x ) K (x1 ? x; )e?V (x) 2 1 Die Interpretation dieser Formel gestaltet sich sehr einfach, wenn wir zu dem Operatorkalkul zuruckkehren. Es ist hierfur nur notig, sich daran zu erinnern, da K (; ) der Integralkern des Operators e =2 war. Wenn wir dann noch den Multiplikationsoperator ( 2 L2(R 2 )) [V ](x) = V (x)(x) 43 (68) einfuhren und also [e?V ](x) = e?V (x) (x) gilt, so erkennen wir leicht, da fur jedes n 1 der Operator ? Tn = e =2e?V n+1 (69) den Integralkern Tn (x0; x) = Z (x;s)!(x0 ;s0) d(!) fn(!) (70) besitzt. Wenn wir jetzt noch glaubhaft machen konnen, da der Operatorlimes T = lim Tn existiert und daruberhinaus auch noch T = e?(s0 ?s)H H = ? 21 + V (71) gilt, so ware ein Zusammenhang mit einem quantenmechanischen Problem hergestellt, bei dem ein Teilchen sich in dem Potential V (x) bewegt. Vorsicht ist geboten: nicht jedes Potential fuhrt auf ein sinnvolles Pfadintegral. Durch geeignete Bedingungen mu erreicht werden, da die Funktion exp(?V (x)) nirgendwo im Raum zu stark anwachst. Dies ist auf jeden Fall gewahrleistet, wenn das Potential von unten beschrankt ist: V (x) > ?c. Notfalls mu das Potential regularisiert werden, bevor es in ein Pfadintegral eingesetzt wird. 3.3 Die Feynman-Kac-Formel Das Problem, das sich uns stellt, kann allgemein so formuliert werde: Gegeben zwei Operatoren A und B , welchen Limes besitzt die Folge ?eA=neB=nn (72) fur n ! 1 ? Kommutieren die Operatoren miteinander, so ist die Folge unabhangig von n, namlich gleich eA+B , und dies ware zugleich auch ihr Limes. Nun kann man in der Tat unter sehr allgemeinen Voraussetzungen die Gultigkeit der Trotter-Produktformel ? eA+B = nlim eA=neB=n !1 n (73) beweisen, ohne da [A; B ] = 0 erfullt sein mu. Der einfachste Beweis benutzt die Voraussetzung, da sowohl A als auch B beschrankte Operatoren sind: kAk = sup kAk < 1 kk=1 kB k = sup kBk < 1 kk=1 44 Auf diesen Beweis wollen wir naher eingehen. Zur Abkurzung setzen wir C = eA=n+B=n D = eA=neB=n Dann gilt kC k expf n1 kA + B kg expf n1 (kAk + kB k)g kDk keA=nk keB=nk expf n1 kAkg expf n1 kB kg = expf n1 (kAk + kB k)g Die Trotter-Formel ist bewiesen, wenn gezeigt ist, da kC n ? Dnk fur wachsendes n gegen Null strebt. Dies beweisen wir, indem wir zunachst schreiben C n ? Dn = n X k=1 C k?1(C ? D)Dn?k (74) und dann diese Summe termweise abschatzen: kC n ? Dnk n X k=1 kC kk?1kC ? Dk kDkn?k nkC ? Dk exp n?n 1 (kAk + kB k) nkC ? Dk exp f(kAk + kB k)) Nun besitzen C und D konvergente Entwicklungen nach n1 , so da wir die Darstellung besitzen: C ? D = n1 R R = 12 [B; A] + O( n1 ) : 2 (75) Da R ein beschrankter Operator ist, gilt kC ? Dk = O(n?2) und somit kC n ? Dnk = O(n?1), was den Beweis vollendet. Jetzt sei A = (s0 ? s)=2 und B = ?(s0 ? s)V , also A + B = ?(s0 ? s)H unter den Bezeichnungen des letzten Abschnittes. Ebenso gilt ? Tn?1 = eA=n eB=n n (76) fur den dort eingefuhrten Operator Tn. Zwar sind A und B in diesem Fall nicht beschrankt, die Trotter-Formel gilt dennoch unter der Voraussetzung V (x) > ?c, wie man mit etwas mehr Aufwand beweisen kann, und somit erhalten wir ?(s0 ?s)H T = nlim T = e (s0 > s) (77) n !1 Nun haben wir schon gesehen, da der Integralkern des Operators T sich als ein Pfadintegral darstellen lat, und gelangen so zu dem Schlu: 45 Theorem Fur ein von unten beschranktes Potential V (x) und den HamiltonOperator H = ? 21 + V besitzt der Operator e?(s0 ?s)H mit s0 > s den Integralkern e?(s0?s)H (x0 ; x) = ( Z s0 Z (x;s)!(x0 ;s0) d(!) exp ? s dt V (!(t)) ) (78) (Feynman-Kac-Formel). Das Pfadintegral erstreckt sich uber alle Brownschen Pfade von (x; s) nach (x0 ; s0 ). Was hier als Integralkern bezeichnet wurde, nennen manche Autoren die \Ubergangsamplitude" und schreiben hierfur suggestiv hx0; s0jx; si := e?(s0 ?s)H (x0 ; x) (79) Gewohnliche eindimensionale Integrale konnen in vielen Fallen ausgewertet werden, ohne da man zu einem numerischen Verfahren greifen mu. Davon zeugen die umfangreichen Integraltafeln. Mehrdimensionale Integrale sind nur selten in geschlossener Form angebbar; hier ist oft die numerische Integration das einzige methodische Werkzeug, um zu konkreten Zahlen zu gelangen. Explizite Ausdrucke fur Pfadintegrale sind eine Raritat, und schlimmer noch, auch die numerischen Standardverfahren versagen. Ein geschlossen angebbares Pfadintegral erhalt man fur den Fall des harmonischen Oszillators in d Dimensionen (Mehlersche Formel). Die allgemein ubliche Herleitung macht jedoch nicht von dem Pfadintegral Gebrauch, sondern benutzt die Operatortechnik17 . Fur d = 3 und V (x) = 21 k2x2 werden wir im Abschnitt 2.4 die Mehlersche Formel mit der Pfadintegralmethode herleiten. Dort erhalten wir, die Abkurzung = k(s0 ? s) benutzend: Z (x;s)!(x0 ;s0 ) d(!) exp ( ? 12 k2 Z s0 s dt !(t)2 ) k 3=2 k(x2 + x02) kxx0 = + exp ? (80) 2 sinh 2 tanh sinh Die Formel lat erkennen, da { wie zu erwarten war { die linke Seite als Funktion von eine analytische Fortsetzung in die Halbebene < > 0 gestattet. Singularitaten treen wir entlang der imaginaren Achse. 17 Die Methode ist in Glimm/Jae Quantum Physics, Ch.1.5 dargestellt. 46 Fur manche Fragen ist die analytische Fortsetzung zu imaginaren Zeiten nicht erforderlich, ja sogar hinderlich. Ein Beispiel: der Hamilton-Operator H habe einen (eindeutigen normierten) Grundzustand 0(x) mit der Energie E0 . Das ubrige Spektrum beginne bei E1 > E0 . Wir interessieren uns fur die Groe von E0 und die Gestalt der Wellenfunktion 0(x). Wir gewinnen beides durch das Studium des asymptotischen Verhaltens eines Pfadintegrals fur groe reelle Zeiten: hx0; s0jx; si = 0(x0 )0(x)e?(s0 ?s)E + O(e?(s0?s)E ) s0 ? s ! 1 (81) Eine entsprechende asymptotische Darstellung existiert nicht bei Benutzung imaginarer (d.h. physikalischer) Zeiten. Die Denition des Pfadintegrals garantiert, da die U bergangsamplitude eine nichtnegative Groe ist. Sie ist sogar strikt positiv in den Bereichen, wo das Potential von oben beschrankt ist; +1 ist ja ein zulassiger Wert fur das Potential. Also gilt insbesondere 0 (x0)0(x) 0 (82) 0 1 fur alle x; x0 . In (82) konnen wir das Zeichen durch > ersetzen in solchen Punkten, in denen das Potential nicht den Wert +1 annimmt. Dies alles sagt, da nach Korrektur durch eine konstante Phase sogar 0(x) 0 gilt, genauer: 0(x) > 0 0(x) = 0 falls falls V (x) < +1 V (x) = +1 (83) (84) In Worten: Der Grundzustand wird durch eine reelle nichtnegative Wellenfunktion reprasentiert. Sie kann also auch keine \Knoten" besitzen. Die genannten Tatsachen sind leicht anhand der Mehlerschen Formel fur den harmonischen Oszillator uberprufbar. Aus (80) folgt fur ! 1 hx0 ; s0jx; si k 3=2 ? expf? 12 kx02 ? 21 kx2g (85) e ( = k(s0 ? s)), so da erwartungsgema Grundzustand und Grundenergie die Form haben: 0(x) = (k=)3=4 e?kx =2 2 47 E0 = 23 k (86) Wenn es so schwer ist Pfadintegrale zu berechnen, welche Vorteile und welchen wissenschaftlichen Wert hat dann die Darstellung quantenmechanischer Groen durch solche Integrale? Der Hauptvorteil liegt wohl darin, da Integrale sich besser approximieren, umformen und abschatzen lassen lassen als Groen, die nur durch einen Existenzbeweis und sonst nichts gegeben sind. Nicht zuletzt eronet die Darstellung durch Pfadintegrale die Moglichkeit, neuartige numerische Verfahren (Monte-Carlo-Methoden) zu ihrer Auswertung einzusetzen. Die mathematische Analyse des Konvergenzverhaltens dieser Methoden steckt noch in den Kinderschuhen. Auf einer Grorechenanlage konnen solche Verfahren jedoch sehr ezient sein, und die Leistungsfahigkeit wird sich in naher Zukunft betrachtlich steigern lassen, so da es bald Bibliotheksprogramme fur quantenmechanische Rechnungen auf der Basis der Brownschen Bewegung geben wird. Wir haben die Feynman-Kac-Formel nur fur den Fall eines einzelnen Teilchens in einem aueren Potential diskutiert. Probleme von n Teilchen mit den Massen m1 ; : : : ; mn unter dem Einu von Relativkraften und aueren Kraften lassen sich mit der gleichen Methode behandeln. In einem solchen Fall geht man zweckmaig von einem, dem Problem angepaten anisotropen 3n-dimensionalen Wiener-Proze aus, der zur Diusionsgleichung n @ f (x; s) = X 1 f (x; s) i @s k=1 2mi (87) gehort. Hier ist es sinnvoll, den Multivektor x = fx1; : : : ; xngT 2 R 3n und eine Massenmatrix M durch xT Mx = n X k=1 mk x2k einzufuhren. Dem System ist ein einziges Potential V (x) und ein ktives Brownschen Teilchen in 3n Raumdimensionen zugeordnet, dessen Propagator die folgende Gau-Funktion ist: M 12 xT Mx KM (x; s) = det exp ? (88) 2s 2s In unseren fruheren Betrachtungen war die Diusionskonstante D eine einzige Zahl; wir konnten sie zu D = 12 normieren. Angesichts eines Problems von n Teilchen erscheint D durch die Matrix 21 M ?1 ersetzt, und wir haben es mit n Diusionskonstanten (2mk )?1 zu tun. An der aueren Form der FeynmanKac-Formel andert sich jedoch uberhaupt nichts. 48 3.4 Zwei Anwendungen Die Nutzlichkeit der Feynman-Kac-Formel soll an Beispielen demonstriert werden. Zuerst zeigen wir, wie der Operatorformalismus der Quantenmechanik in der Lage ist, bestimmte Fragen, die innerhalb der Theorie der Brownschen Bewegung selbst entstehen, denitiv zu beantworten. Ein zweites Bespiel soll dann erlautern, wie umgekehrt aus dem Pfadintegral eine interessante Ungleichung fur die Quantenmechanik gewonnen werden kann. 3.5 Die Brownsche Rohre Ein Brownsches Teilchen (Dimension d = 3, Diusionskonstante D = 21 ) starte zur Zeit s im Inneren einer Kugel jxj < a. Wir mochten die Wahrscheinlichkeit bestimmen, mit der es die Raumzeit-Rohre jxj a; s < t < s0 passiert. Dies entspricht der Diusion eines Teilchens in einem Gas, einer Flussigkeit oder einem Festkorper, wenn das Teilchen von der umgebenden kugelformige Wand absorbiert wird, sobald es in diese einzudringen versucht. Mit bezeichnen wir wie fruher die Menge aller Pfade ! mit !(s) = x und !(s0) = x0 und mit das bedingte Wiener-Ma. Wir sind zunachst aufgefordert, das Ma ( a ) der Menge a = f! 2 j j!(t)j a; s t s0g (89) zu bestimmen und dann das Ergebnis uber die moglichen Werte von x0 zu integrieren. In der Menge a sind oenbar unendlich viele Koordinaten des Pfades ! von der Beschrankung a betroen: wir haben es deshalb in diesem Beispiel mit der Darstellung von ( a ) durch ein Pfadintegral zu tun, das sich nicht durch ein endlichdimensionales gewohnliches Integral reprasentieren lat. Wir losen dieses Problem durch Analyse des zugeordneten quantenmechanischen Problems eines Teilchens der Masse 21 in dem Potential 0 jxj a (90) V (x) = +1 jxj > a Denn mit dieser Festsetzung gilt ( Z s0 ) ! 2 a exp ? dt V (!(t)) = 01 sonst (91) s und wir konnen schreiben: ) ( ( a) = Z (x;s)!(x0 ;s0 ) d(!) exp ? = e?(s0 ?s)H (x0 ; x) 49 Z s0 s dt V (!(t)) setzen. Der Hamilton-Operator H = ? 21 + V besitzt ein rein diskretes Spektrum bestehend aus den Energiewerten En` = 21 2n`a?2 . Die zugehorigen normierten Eigenfunktionen sind n`m(x) = cn` = Z 0 c?n`1=2j` (n`r=a)Y`m(; ) jxj < a 0 jxj a a r2dr j` (n`r=a)2 (92) (93) (n = 1; 2; : : : ; ` = 0; 1; : : : ; m = ?` m `; r; und sind die Polarkoordinaten von x). Die spharischen Bessel-Funktionen j`(z) sind oszillierende Funktionen von z > 0. Ihre Nullstellen haben wir mit n` bezeichnet: j`(n`) = 0 0 < 1` < 2` < (94) Wir setzen t = s0 ? s und gewinnen so die Darstellung X e?tH (x0 ; x) = n`m(x0 )n`m(x) expf?t(2a2 )?12n`g n`m Die nachfolgende Integration uber x0 projiziert den ` = 0-Anteil heraus: Z d3x0 e?tH (x0 ; x) = In = Nun gilt und somit 1 X c?n01 j0 (n0r=a)In expf?t(2a2 )?12n0g Zn=1a 0 (r < a) r2dr j0 (n0r=a) j0 (z) = sinz z n0 = n 2 Z a 3 a cn0 = n2 2 dr [sin(nr=a)]2 = 2na22 0 Z a a rdr sin(nr=a) = (?1)n+1 a3 In = n n22 0 Das Resultat ist die Formel n2 2 Z 1 X sin( nr=a ) 3 0 ? tH 0 n +1 d x e (x ; x) = 2(?1) exp ?t 2a2 nr=a n=1 =: Pa (r; t) 50 (r < a) Sie enthalt eine Variante des Jacobischen Thetafunktion. Dieses Ergebnis ist zu vergleichen mit der unbehinderten Irrfahrt: P1(r; t) = Z d3x0 e?tH0 (x0 ; x) = Z d3x0 K (x0 ? x; t) = 1 Folglich ist Pa (r; t) die Wahrscheinlichkeit, da das Brownsche Teilchen nach einer Zeitspanne t noch nicht absorbiert wurde. Startet das Teilchen am Rand (r = a), so hat es uberhaupt keine U berlebenschance: Pa (a; t) = 0. Fur r = 0 erreicht die Wahrscheinlichkeit bei festem t ihr Maximum. In jedem Fall klingt die Wahrscheinlichkeit exponentiell mit der Zeit ab, namlich wie e?t= , wobei = 2(a=)2 = 1=E10 die Lebensdauer darstellt. Fur eine allgemeine Diusionskonstante D erhalten wir die Lebensdauer 2 a = 2D (95) Die Diskussion lat zugleich den allgemeinen Sachverhalt erkennen: Die Lebensdauer eines Brownschen Teilchens fur die Bewegung in einem Gebiet mit absorbierenden Randern ist die inverse Energie des Grundzustandes eines zugeordneten quantenmechanischen Problems. Die Losung eines dynamischen Problems (Lebensdauer) ergibt sich somit aus der Losung eines statischen Problems (Energie). 3.6 Die Golden-Thompson-Symanzik-Schranke Wir benotigen eine kurze Vorbetrachtung rein mathematischer Art uber konvexe Funktionen. 51 Eine reelle Funktion f (u) mit u 2 I R heit konvex in einem Intervall I , wenn gilt: f (u + (1 ? )u0) f (u) + (1 ? )f (u0) fur alle u; u0 2 I und 0 1. Aus dieser einfachen Eigenschaft folgt durch Induktion X X f ( iui) if (ui) P fur alle ui 2 I und 0 i 1, so da i = 1. Indem wir von Summen zu Integralen ubergehen, erhalten wir die Ungleichung von Jensen 1 Z s 1Z s f s dt g(t) s dt f (g(t)) 0 0 gultig fur jede integrierbare Funktion g : R + ! I und alle s > 0. Durch eine einfache Translation aller Pfade ! : (x; 0) ! (x + a; s) um den Vektor ?x ist es moglich, die Feynman-Kac-Formel so zu schreiben, da man darin genau uber diejenigen Pfade integriert, die im Ursprung beginnen. Hierdurch tritt eine gewisse Vereinfachung ein: e?sH (x + a; x) = Zs Z (0;0)!(a;s) d(!) exp ? 0 dt V (x + !(t)) (96) Um die Ungleichung von Jensen anzuwenden, setzen wir f (u) = e?u und g(t) = sV (x + !(t)). Also gilt Zs 1Z s exp ? dt V (x + !(t)) s dt e?sV (x+!(t)) (97) 0 0 Nun wollen wir annehmen, da H ein rein diskretes Spektrum besitzt mit Eigenwerten En, n = 0; 1; 2; : : :, die nach +1 streben. Eine Groe, die uns eine komplette Auskunft uber alle Eigenwerte gibt (gewissermaen die erzeugende Funktion dieser Eigenwerte), ist die Spur des Operators e?sH : Spur e?sH = 1 X n=0 e?sEn R Zugleich gilt Spur e?sH = d3x e?sH (x; x). Dieses Integral schatzen wir durch die Jensen-Ungleichung nach oben ab und andern die Reihenfolge der entstehenden Integrale: Z Z Zs 1 ? sH 3 Spur e dx d(!) s dt e?sV (x+!(t)) (0;0)!(0;s) 0 52 Z Zs Z 1 = d(!) s dt d3x e?sV (x+!(t)) Z0 s Z Z(0;0)!(0;s) 1 = d(!) s dt d3x e?sV (x) 0 (0;0)!(0;s) Z = K (0; s) d3x e?sV (x) mit dem Ergebnis Spur e?sH (2s)?3=2 Z d3x e?sV (x) (s > 0) (98) (Golden-Thompson-Symanzik-Ungleichung). Wir testen die Gute dieser Schranke an dem Beispiel des harmonischen Oszillators H = ? 12 + 21 k2x2 . Die Eigenwerte sind E (n1; n2 ; n3) = (n1 + n2 + n3 + 3=2)k (ni 0), so da Spur e?sH = (X 1 n=0 e?(n+1=2)sk )3 = [2 sinh(sk=2)]?3 Als obere Schranke erhalten wir gema (98): (2s)?3=2 Z d3x e?sk x =2 = (sk)?3 2 2 Wie man sieht, beruht die GTS-Ungleichung in der speziellen Situation des harmonischen Oszillators auf der sehr einfachen und oensichtlichen Ungleichung u sinh u fur u = sk=2. Die Schranke wird umso schlechter, je groer s ist. R Indem man (2s)?3=2 = (2)?3 d3p expf? 21 sp2g schreibt und auf diese Weise die Impulsvariable p 2 R 3 einfuhrt, kann man der GTS-Ungleichung (98) eine uberraschende neue Form geben: Spur e?sH (2)?3 Z d3pd3q e?sH^ (p;q) (99) mit der klassischen Hamilton-Funktion H^ (p; q) = 21 p2+V (q) und dem LiouvilleMa d3pd3q. Durch Wiedereinfuhrung von ~ und h = 2~ entsteht dann Spur e?sH h?3 Z d3pd3q e?sH^ (p;q) (100) (s besitzt die Dimension (Energie)?1). Das dimensionslose Ma h?3d3pd3q mit das Phasenraumvolumen eines klassischen Teilchens in Einheiten von h3 . 53 Die vorstehenden Betrachtungen galten einem einzelnen Teilchen aus Grunden der Einfachheit. Angesichts eines Hamilton-Operators H fur n Teilchen mit den Massen mi und dem Potential V (x) mit x = fx1 ; : : : ; xng 2 R3n benutzen wir die Massenmatrix M , wie auf Seite 24 eingefuhrt, und den allgemeinen Propagator KM (x; s) fur ein Brownsches Teilchen in 3n Dimensionen. Ist e?sH ein Spurklasse-Operator, so gilt mit dem gleichen Argument wie oben Spur e?sH Z KM (0; s) dx e?sV (x) (101) mit dx = d3x1 d3xn. In einer mehr expliziten Schreibweise: Spur e?sH M 21 Z det 2s dx e?sV (x) (102) (verallgemeinerte GTS-Ungleichung) . Auch in der allgemeinen Situation konnen wir die Determinante durch ein Gau-Integral ersetzen, um so die kinetische Energie in Erscheinung treten zu lassen, die sodann durch das Potential zur klassischen Hamilton-Funktion erganzt wird: Spur e?sH dpdq = H^ (p; q) = h?3n Yn i=1 n Z dpdq e?sH^ (p;q) (103) d3pid3qi X p2i + V (q1; : : : ; qn) 2mi i=1 (104) Vorsicht ist geboten, falls es sich hierbei um n identische Teilchen handelt. Denn die Spur bezieht sich immer auf den Hilbertraum aller Zustande, ohne Rucksicht auf Einschrankungen, die uns der Bose- oder Fermi-Charakter der Teilchen auferlegt. Bezeichnen wir mit Spure?sH die Spur bezuglich des Unterraumes aller symmetrischen (+) bzw. antisymmetrischen ({) Zustande, so folgt aus der Invarianz von H unter Permutationen der Teilchenvariablen Spur e?sH Spur e?sH (105) und somit Z 1 ? H (106) Spure h3n dpdq e?H^ (p;q) =: Z^n( ) Hier haben wir s durch die Variable = (kB T )?1 ersetzt, um auf mogliche Anwendungen in der statistischen Mechanik hinzuweisen, bei denen T die Rolle der Temperatur ubernimmt. Das W-Ma dn (p; q) = Z^n?1h?3n dpdq e?H^ (p;q) 54 deniert einen Zustand des klassischen Vielkorpersystems aus n identischen Teilchen, den man das kanonische Ensemble nennt. Die Normierungskonstante Z^n( ) ist als die klassische Zustandssumme (engl. partition function) bekannt. Man deniert auch quantenmechanische Zustandssummen: Zn;( ) = Spure?H (107) Die Ungleichung (106) vergleicht also Zustandsummen miteinander. Bekanntlich sind Zustandssummen ein geeignetes Hilfsmittel zur Konstruktion thermodynamischer Funktionen (alle Konstruktionen, die auf der Zustandssumme basieren, machen keinen Unterschied zwischen Bose-, Fermi- und klassischen Systemen). Wir denieren die freie Energie Fn und die freie Energie pro Teilchen, f , (auch Helmholtz-Energie genannt) durch f^ = nlim n?1F^n( ) !1 f = nlim n?1Fn;( ) !1 e?F^n() = Z^n( ) e?Fn;() = Zn;( ) und erhalten die Ungleichung f( ) f^( ) als Folge von (106). Eine andere fundamentale thermodynamische Funktion ist die Entropie pro Teilchen s(E ) in Abhangigkeit von der Energie E . Sie ist in allen Situationen als die Legendre-Transformierte der Funktion f ( ) denierbar: s^(E ) = supfE ? f^( )g (108) s(E ) = supfE ? f( )g (109) Aus der Ungleichung fur die Helmholtz-Energien folgt schlielich s(E ) s^(E ): Sowohl fur ein Bose- als auch ein Fermi-Gas wird die quantenmechanische Entropie durch die klassische Entropie bei gleicher Energie majorisiert. U ber die Natur der Wechselwirkung haben wir nahezu nichts annehmen mussen. Alle Abschatzungen durch die klassischen Groen werden umso schlechter, je niedriger die Temperatur T bzw. die Energie E ist. In der Nahe des absoluten Nullpunktes spielen Quanteneekte die grote Rolle. 55 3.7 Zur statistischen Mechanik klassischer Spinsysteme Unser Ziel in diesem Abschnitt wird sein, die Beziehung der Feynman-KacFormel zur statistischen Mechanik aufzuzeigen. Hierbei kommen klassische ferromagnetische Spinsysteme auf einem eindimensionalen Gitter in das Blickfeld. Der \Spin" jedoch erweist sich als eine recht ungewohnliche Zustandsvariable und tragt diesen Namen nur aus Grunden der Analogie zu entsprechenden Modellen der Festkorperphysik. Die hier zu diskutierenden Gitter sind eindimensional, weil nur die Zeitachse in ein solches Gitter verwandelt wird. Ausgangspunkt ist eine Aufteilung des Zeitintervalls [s; s0] in n +1 gleiche Teilstucke der Lange , wie im Abschnitt 2.2.1 besprochen: s0 ? s = (n + 1) . Unser Modell soll ein N -Teilchensystem mit der Massenmatrix M und dem Potential V sein. Wir setzen = fx1 ; : : : ; xN gT 2 R 3N und benutzen Pfade eines ktiven Brownschen Teilchens in 3N Dimensionen mit dem Propagator M 12 T M KM (; s) = det 2s exp ? 2s ; (110) so da fur die U bergangsamplitude gilt: h 0; s0j; si = Z Z lim dn d1 n!1 Yn j =0 KM (j+1 ? j ; )e?V (j ) (111) mit den Randbedingungen 0 = ; n+1 = 0 (112) Ohne Potential erhalten wir selbstverstandlich h 0; s0j; si = KM ( 0 ? ; s0 ? s) (113) Die Grundidee ist, die in (111) enthaltene Vorschrift n ! 1 als den thermodynamischen Limes (=U bergang zu einem unendlich groen Volumen) eines Spingitters aufzufassen, bestehend aus den \Gitterpunkten" i = 0; 1; 2; : : :; n+ 1 und besetzt mit den \Spinvariablen" i 2 R 3N , wobei die Randspins 0 und n+1 auf feste Werte gesetzt sind. Das 3nN -dimensionale Integral in (111) interpretieren wir als \Zustandssumme" des endlich ausgedehnten Systems. Das Konstruktionsprinzip wird klarer, wenn wir (111) anders schreiben: h 0; s0j; si = lim n!1 Z Y ? e?In(1 ;:::;n) det M n i=1 56 2 1=2 d i (114) mit n X In(1; : : : ; n) = 21 viT Mvi + V (i) vi = i+1? i (115) i=0 Durch die Schreibweise ist bereits angedeutet, da wir vi als eine zeitlich diskrete Version der Geschwindigkeit des Brownschen Teilchens zum Zeitpunkt s+i auassen, dem wir daruberhinaus die kinetische Energie 21 viT Mvi zuordnen. Im Limes n ! 1 strebt der Zeitschritt gegen Null. In einem formalen Sinne strebt deshalb In gegen das Zeitintegral der klassischen Energie unseres Ausgangssystems, I (!) = nlim I = !1 n Z s0 s dt f 21 !_ (t)T M !_ (t) + V (!(t))g ; (116) und I (!) liee sich als die klassische Wirkung entlang des Pfades ! interpretieren. Es ist uns jedoch verwehrt, den Limes n ! 1 an In selbst auszufuhren, weil ein typischer Pfad der Brownschen Bewegung keine Ableitung !_ besitzt. Zudem besitzt das Ma Yn ? M 1=2 det d 2 i=1 i keinen Limes18 fur n ! 1. Es ist also wesentlich sicherer, anstelle des Wirkungsintegrals eine Wirkungssumme En zu denieren, die in jedem Fall wohldeniert ist. Da wir dann aber genotigt sind, einen festen Zeitschritt (hier =1) zu wahlen, erweist es sich als notwendig, eine variable Kopplungskonstante einzufuhren: En() = n+1 X i=0 V (i) + n X 1 i=0 T 2 (i+1 ? i ) M (i+1 ? i ) ; (117) Indem wir namlich 0 n?1 = 1n=2 = = sn +? 1s ; (118) setzen, erzielen wir die Identitat nEn(n) = In + V ( 0). Fur groe Werte von n ist der Zusatzterm V ( 0) vernachlassigbar. Dem Ausdruck (117) konnen und wollen wir jetzt eine vollig neue Interpretation geben: En() sei die Energie eines ktiven Spinsystems mit den Spinvariablen i. Der erste Term ist eine Summe uber gleichlautende Beitrage 18 Es existiert keine Analogon des Lebesgue-Maes (d.h. kein translationsinvariantes Ma) in Raumen unendlicher Dimension. 57 der individuellen Spins, also eine Summe uber die Gitterpunkte. Der zweite Term dagegen stellt eine Summe uber Energien dar, bei denen jeweils zwei benachbarte Spins beteiligt sind. Dieser Term kann folglich als eine Summe uber die Gitterkanten aufgefat werden und beschreibt die \Zweikorperkrafte" des Spinsystems. Wenn man von den Randpunkten 0 und n + 1 des Gitter absieht, sind die Beitrage zur Energie, die von den Gitterpunkten und Gitterkanten kommen, uberall im Gitter gleich: das unendlich ausgedehnte System ist translationsinvariant. Diese Tatsache spiegelt die zeitliche Homogenitat des quantenmechanischen Ausgangssystems wieder und wurde verlorengehen, wenn das N -Korperpotential V ( ) zeitabhangig ware. Indessen ist die Beschreibung des Spinsystems durch Angabe der Energien nicht vollstandig. Wir benotigen noch die Vorgabe des a-priori-Maes d( ), das uns sagt, mit welchem Gewicht die verschiedenen Werte des Spins { unabhangig vom Gitterpunkt { in der Zustandssumme berucksichtigt werden sollen. Es liegt nahe, hierfur das Lebesgue-Ma zu wahlen, d.h. wir setzen d( ) = d . Die Zustandsumme unter den Randbedingungen (112) hat jetzt die Form Z Yn 0 ? E ( ) n Zn(; ; ; ) = e di (119) i=1 Dies ist nach Einsetzen von n und n schon fast der Ausdruck links in (114). Er ist lediglich anders normiert. Vollige Gleichheit entsteht, wenn wir den Quotienten zweier U bergangsamplituden bilden, indem wir einmal das gewunschte Potential V , zum anderen V = 0 einsetzen. Sodann beachten wir (113) und erhalten 0 Zn(n; n; ; ) h 0; s0j; si = KM ( 0 ? ; s0 ? s) nlim !1 Z ( ; 0; ; 0) n n (120) Die U bergangsamplitude wird bei dieser Vorschrift durch einen thermodynamischen Limes an einem Spinsystem konstruiert, bei dem aber gleichzeitig die Parameter und volumenabhangig gewahlt werden mussen, damit der Limes das Gewunschte leistet. Zwar wurde die Formel (120) aus einem Pfadintegral heraus entwickelt, der endgultige Ausdruck vermeidet jedoch das Pfadintegral und benutzt an seiner Stelle den thermodynamischen Formalismus. Halten wir uns die wichtigsten Aussagen uber das Spinsystem, mit dem wir das N -Korperproblem verknupft haben, noch einemal vor Augen, so stellen wir fest: 58 1. Das Spinmodell besitzt nur eine Nachste-Nachbar-Wechselwirkung zwischen den Spins, namlich die Energie ?iT Mi+1 . Alle anderen Anteile der Energie sind lokaler Natur, d.h. sie hangen nur von jeweils einem Gitterplatz ab. 2. Das Spinmodell ist translationsinvariant und gehort zur Klasse der ferromagnetischen Modelle; denn die Massenmatrix M ist grundsatzlich positiv. Benachbarte Spins tendieren dazu, sich parallel auszurichten. Sie mussen allerdings, durch die Randbedingungen gezwungen, zwischen dem Spin an dem einen Ende und 0 an dem anderen Ende des Gitters interpolieren. 0 = ]JJ 1 MBB BB 2 6 q 1q 2q 0 JJ n?1 6 ... n n+1 = 0 qn ? 1 nq n q+ 1 Typische Konguration einer ferromagnetischen Spinkette Eindimensionale Modelle dieser Art haben ihren kritischen Punkt bei der Temperatur Null ( = 1). Deshalb gibt es in ihnen keinen Phasenubergang im eigentlichen Sinne. Nun gilt limn n = 1, und dies bedeutet: Bei der Konstruktion der quantenmechanischen U bergangsamplitude strebt das Spinmodell gegen seinen kritischen Punkt. Nur dort besteht die A quivalenz beider Modelle. Der Grenzproze ist auerst delikat. Denn dreierlei Dinge passieren gleichzeitig: (1) das Gitter wird unendlich gro, (2) strebt nach Unendlich und (3) die Kopplung geht gegen Null. Diese drei Grenzprozesse sind so aufeinander abgestimmt, da sie die Quantenmechanik des N -Korpersystems ergeben. 3.8 Von den Spinsystemen zur Mehlerschen Formel Um die Tragfahigkeit der im vorigen Abschnitt dargestellten Ideen zu demonstrieren, wollen wir jetzt als ein Beispiel den harmonischen Oszillator in drei Dimensionen mit der neuen Methode behandeln und setzen also H = ? 12 + 21 k2 x2. Ihm entspricht ein Spinsystem, dessen Zustandssumme fur ein Gitter f0; 1; : : : ; n + 1g der Lange n + 1 ein 3n-dimensionales 59 Gauisches Integral ist: Zn (; ; x; x0) = En() = Z 1 2 1 d3x n X Z d3xn e?En () (xi+1 ? xi)2 + 21 k2 n+1 X (121) x2i i=0 i=0 T T 1 1 = 2 x Qx ? a x + 2 (1 + k2)aT a fx1 ; : : : ; xngT und a = fx; 0; : : : ; 0; x0gT . (x0 = x; xn+1 = x0) (x; a 2 R 3n ) (122) mit x = Die hierbei auftretende 3n 3n-Matrix Q lat sich auf einfache Weise durch eine ahnlich gestaltete n n-Matrix R und die 3 3-Einheitsmatrix 1 ausdrucken: Q = R 1. 1 1 0 2c ?1 0 2c1 ?1 CC CC BB ?1 2c . . . BB ?1 2c1 . . . R=B Q=B . . . . . . ?1 C . . . . . . ?1 C A A @ @ ?1 2c ?1 2c1 Hier haben wir c = cosh u = 1 + 21 k2 gesetzt und dadurch einen Parameter u eingefuhrt, mit dessen Hilfe die folgenden Formeln sich besonders einfach gestalten. Es ist eine elementare Aufgabe, das Gauische Integral auszufuhren: ?1=2 expf? 21 aT (2c ? 1 ? Q?1 )ag (123) Zn(; ; x; x0) = det Q 2 Fur die darin auftretende Determinante gilt oensichtlich 3n Q det = (det R)3 2 2 Es bleibt das Problem, dn := det R zu bestimmen. Entwickeln wir die Determinante von R nach der letzten Zeile, so gelangen wir zu dem Rekursionsschema d0 = 1; d1 = 2 cosh u; dn+1 + dn?1 = 2dn cosh u (124) Die Dierenzengleichung wird durch dn = aenu + be?nu gelost und die Konstanten a und b werden durch die beiden Anfangsbedingungen bestimmt: a+b=1 aeu + be?u = 2 cosh u Dies fuhrt zu der Losung n + 1)u dn = det R = sinh(sinh (125) u 60 Weiter wird von uns verlangt, den Vektor y = Q?1 a zu bestimmen. Wir losen zu diesem Zweck das Gleichungssystem Qy = a aquivalent mit 8 x+y k=1 < 2 2yk cosh u = : yk?1 + yk+1 k = 2; : : : ; n ? 1 (126) 0 yn?1 + x k = n Wieder ist yk = aeku + be?ku der losende Ansatz, wobei die konstanten Vektoren a und b durch die erste und die letzte Gleichung bestimmt werden: a+b=x ae(n+1)u + be?(n+1)u = x0 Dies fuhrt auf die Losung k + 1)u + x0 sinh ku yk = x sinh(n ?sinh( k = 1; : : : ; n n + 1)u und wir errechnen nun leicht 2 02 sinh nu + 2xx0 sinh u aT Q?1 a = xy1 + x0yn = (x + x )sinh( n + 1)u Noch eine kleine Umformung, sinh nu = sinh(n + 1)u cosh u ? cosh(n + 1)u sinh u ; und wir sind am Ziel: (127) Zn(; ; x; x0) = [(2= )nw]3=2 expf? 21 [(x2 + x02 )v ? 2xx0 w]g sinh u + 1 k2 v = tanh( n + 1)u 2 u w = sinh(sinh cosh u = 1 + 12 k2 n + 1)u (128) Fur ! 0 (d.h. u ! 0) streben sowohl v als auch w gegen (n + 1)?1. Wir erhalten so (2= )n 3=2 (x0 ? x)2 0 Zn(; 0; x; x ) = n + 1 (129) exp ? 2(n + 1) Folgen wir den Vorschriften des letzten Abschnittes, so mussen wir einen thermodynamischen Limes n ! 1 in einer Weise ausfuhren, bei der = 61 n := (n + 1)(s0 ? s)?1 und = n := (n + 1)?2(s0 ? s)2 gesetzt wird. Mit = k(s0 ? s) kann man das Verhalten von u; v und w fur groe Werte von n bequem schreiben: (n + 1)w ! (n + 1)u ! (n + 1)v ! tanh sinh Man erhalt also fur das Verhaltnis der beiden Zustandssummen: n k(x +x0 ) kxx0 o Zn(n; n; x; x0 ) = h i3=2 exp ? n2 tanh + sinh o (130) lim 0 0 n!1 Zn (n ; 0; x; x ) sinh exp ? k(x?2x ) Das Ergebnis hat man nur noch mit K (x0 ? x; s0 ? s) zu multiplizieren, um die U bergangsamplitude des harmonischen Oszillators zu erhalten: 2 2 2 hx0 ; s0jx; si k(s0 ? s) = k 3=2 k(x2 + x02) kxx0 + exp ? = 2 sinh 2 tanh sinh (131) (Mehlersche Formel). Dieses Resultat wurde von uns bereits fruher (siehe (2.24)) zitiert. Es ist nicht ohne Interesse zu erfahren, welche freie Energie pro Gitterplatz das Spinsystem besitzt. Die Rechnung dazu ist denkbar einfach: 3 ? 1 0 ? 1 f (; ) = ? nlim (n) log Zn(; ; x; x ) = 2 u + log 2 (132) !1 (2 sinh(u=2) = 1=2 k > 0). Die freie Energie ist erwartungsgema unabhangig von den Randbedingungen (unabhangig von x und x0 ). Im Grenzfall verschwindender Kopplung nden wir: (133) f (; 0) = 23 ?1 log 2 Die Grundzustandsenergie des quantenmechanischen Oszillators ist E0 = 23 k. Wir konnen sie aus der freien Energie durch einen Grenzproze gewinnen: f (; ) ? f (; 0) E0 = lim (134) !1 !0 2 !1 Ein Vergleich der Formeln (2.25), (2.64) und (2.76) lehrt, da diese Relation nicht auf den harmonischen Oszillator beschrankt, sondern allgemeiner Natur ist. 62 4DieEuklidische Feldtheorie: Kontinuumsformulierung Die Sprache der Mathematik erweist sich als uber alle Maen eektiv, ein wunderbares Geschenk, das wir weder verstehen noch verdienen. Wir sollten dafur dankbar sein und hoen, da sie auch bei zukunftigen Forschungen ihre Gultigkeit behalt und da sie sich { in Freud und in Leid, zu unserem Vergnugen wie vielleicht auch zu unserer Verwirrung { auf viele Wissenszweige ausdehnt. E.Wigner (1960) 4.1 Das euklidische Feld kann kein Operatorfeld sein Fur einen Vektor x des Minkowski-Raumes M4 schreibt man nach Wahl eines Koordinatensystems x = fx0 ; x1; x2 ; x3g = fx0 ; xg und erhalt eine konkrete Form fur die pseudo-euklidische Struktur von M4 , indem man setzt: x2 = (x0 )2 ? (x1 )2 ? (x2 )2 ? (x3 )2 = (x0)2 ? x2 Seit der Entdeckung der Bedeutung dieser Struktur fur die Physik durch Lorentz und Poincare und der Ausformung der Theorie durch Einstein und Minkowski haben sich die Physiker immer wieder davon faszinieren lassen, wie leicht man durch eine einfache Ersetzung ix0 ! x4 die pseudo-euklidische Struktur in eine gewohnliche euklidische Struktur verwandeln kann, bei der man von Vektoren x = fx1; x2 ; x3 ; x4g = fx; x4g 2 E4 ausgeht, fur deren Normquadrat man nun schreibt: x2 = (x1 )2 + (x2 )2 + (x3 )2 + (x4 )2 = x2 + (x4 )2 Bis auf ein Vorzeichen stimmen x2 und x2 uberein, und der unmittelbarer Vorteil der euklidischen Formulierung liegt auf der Hand: Man mu nicht mehr zwischen ko- und kontravarianten Komponenten unterscheiden, so da x = x fur = 1; : : : ; 4 gilt. Indessen, die Ersetzung ist rein formal und hat eher den Charakter eines Spieles mit gezinkten Karten. Die Raume M4 und E4 sind verschieden, und es gibt keine sinnvolle Weise sie zu identizieren. Die Angelegenheit erhielt neuen Auftrieb, als man lernte, die Zeit als ein komplexe Variable z = x4 + ix0 zu betrachten { wir haben diesen Standpunkt bereits im Abschnitt 1.3 vertreten und mit Erfolg angewandt {, wobei 63 x0 weiterhin die Rolle der anthropischen Zeit ubernimmt: das ist die Zeit, die wir Menschen zur Beschreibung unserer Umwelt und der Vorgange darin benutzen, eine Form der Anschauung also im Sinne von Kant. Hier ist vermieden, von der physikalischen Zeitu sprechen, weil dieser Begri unklar und moglicherweise kontextabhangig ist. So haben wir etwa die Freiheit, in einer physikalischen Theorie die Zeit als eine komplexe Variable einzufuhren. Dies ist immer dann sinnvoll, wenn es der Vereinfachung dient oder die Formulierung einer konsistenten Theorie uberhaupt erst ermoglicht. Schreiben wir dann z = x4 + ix0 , so ist x4 eine verborgene Variable des Raum-ZeitKontinuums, weil sie der unmittelbaren menschlichen Anschauung entzogen ist. Sie ist aber nichtsdestoweniger eine physikalische Variable dieser Theorie19. Es sei nun (x) irgendein Operatorfeld uber dem Minkowski-Raum, z.B. ein Skalarfeld. Dann gilt (x0 ; x) = eix H (0; x)e?ix H (135) wobei H der Hamilton-Operator der Theorie ist. Eine naive und in die Irre fuhrende Idee ist, hierin die Ersetzung ix0 ! x4 vorzunehmen, um so zu einem euklidischen Feld (x) zu gelangen: (x; x4 ) = ex H (x; 0)e?x H (136) Zwar gilt H 0, jedoch ist H nach oben unbeschrankt und wir haben das folgende Dilemma: gilt x4 > 0, so ist der Operator ex H nicht deniert; gilt x4 < 0, so ist der Operator e?x H nicht deniert20 . Auch eine Fourier-Zerlegung des Operatorfeldes hilft uns nicht bei dieser Aufgabe. Schreiben wir namlich etwa fur eine Losung der Klein-GordonGleichung, Z d3p ? 3 = 2 ?ipx + by (p)eipx ; (x) = (2) a ( p ) e (137) 2! so gilt p0 = ! > 0. Da in dieser Darstellung sowohl positive wie negative Frequenzen auftreten, ist es uns wieder verwehrt, eine Ersetzung ix0 ! x4 0 4 0 4 4 4 19 Ich mochte ganz entschieden der oft geauerten Auassung entgegentreten, da die Einfuhrung einer komplexen Zeit nur einen \mathematischen Trick" darstellt, dazu ersonnen, um einige Rechnungen (Pfadintegrationen etc.) ausfuhren zu konnen und um Formeln einen Sinn zu geben, die sonst undenierbar blieben. Das hiee, solche Rechnungen und die ihnen zugrunde liegende Theorie hatten nur einen formalen Charakter, und alles bliebe nur ein unverbindliches mathematisches Spiel. 20 Gemeint ist das Folgende. Der unitare Operator exp(ix0 H ) ist uberall auf dem Hilbertraum deniert und beschrankt. Diese Eigenschaft konnen nicht die Operatoren exp(x4 H ) und exp(?x4 H ) zugleich besitzen, wenn H unbeschrankt ist. 64 mit reellem x4 vorzunehmen. Denn entweder wird dadurch der erste Teil des Integrals sinnlos (fur x4 < 0) oder der zweite Anteil wird sinnlos (fur x4 > 0). Die kurze Diskussion hat gezeigt, da man nicht hoen kann, das euklidische Feld als ein Operatorfeld in die Feldtheorie einfuhren zu konnen, so da es mit seinem Partner, dem Feld in der Minkowski-Darstellung, durch eine analytische Fortsetzung in der Zeit verbunden ist. Nicht einmal die wohlvertrauten freien Felder lassen sich in naturlicher Weise zu analytischen Funktionen von einer komplexen Variablen z = x4 + ix0 erweitern21 . Die nachsten Abschnitte werden die Frage beantworten, wie wir das euklidische Feld nun wirklich aufzufassen haben. Dabei haben wir die Wahl zwischen zwei Moglichkeiten: Das euklidische Feld ist eine Zufallsvariable, oder besser, ein Zufallsfeld, also ein verallgemeinerter stochastischer Proze. Dies soll die stochastische Auassung genannt werden. Das euklidische Feld ist die verallgemeinerte Spinvariable eines vierdimensionalen ferromagnetischen Gittermodels. Damit wird es als ein System der statistischen Mechanik am kritischen Punkt betrachtet. Dies wollen wir die statistische Auassung nennen. In abgewandelter Form begegneten uns beide Auassungen bereits im Kapitel 2 im Zusammenhang mit der Feynman-Kac-Formel. Die Pfadintegralmethode stand fur die stochastische Auassung der Quantenmechanik. Die statistische Auassung, d.h. die Beschreibung durch Spingitter entstand durch eine Diskretisierung des Pfadintegrals. Eine Verallgemeinerung des Ansatzes von Feynman und Kac fuhrt uns auf die Funktionalintegrale der Feldtheorie. Auch diese Integrale haben in R.Feynman ihren geistigen Vater. 4.2 Die euklidische Zweipunktfunktion Die analytische Fortsetzung des Minkowski-Feldes zu einem euklidischen Feld kann nicht gelingen. Unsere Absicht ist vielmehr, Vakuumerwartungswerte eines Produktes von Feldoperatoren { die sog. n-Punktfunktionen, oder Wightman-Funktionen { analytisch fortzusetzen. Die so gewonnenen euklidischen n-Funktionen, die sog. Schwinger-Funktionen, haben besondere Eigenschaften, die es erlauben, sie wieder als Erwartungswerte zu deuten. Hierbei handelt es sich allerdings nicht um Erwartungswerte im Sinne der Operatortheorie, sondern um Mittelwerte im Sinne der (kommutativen) Wahrscheinlichkeitstheorie. 21 Konkret: Erwartungswerte der Form (; (x)) mit aus dem Denitionsbereich des Operatorfeldes sind i.allg. nicht analytisch in der Zeit. 65 Es sei (x) irgendein Operatorfeld uber dem Minkowski-Raum. Um konkret zu bleiben, konnte man hierbei an ein reelles Skalarfeld denken, obwohl das folgende Argument auf alle Felder, die Eichfelder eingeschlossen, zutrit. Die Zweipunktfunktion W (x ? y) = ( ; (x)(y) ) (138) hangt wegen der Translationsinvarianz des Vakuums nur von der Dierenz x ? y ab und kann als ein \Matrixelement" des Evolutionsoperators e?itH mit t = x0 ? y0 aufgefat werden. Indem wir die Ersetzung x ! 21 x, y ! ? 21 x vornehmen, konnen wir vereinfachend schreiben: (139) W (x) = ((0; 12 x) ; e?ix H (0; ? 12 x) ) 0 Hierdurch wird klar, da W (x) eine analytische Fortsetzung in x0 (nicht aber in x1 ; x2; x3 , warum?) besitzt. Fur die analytische Funktion benutzt man ein neues Funktionssymbol, S (x; z) = ((0; 12 x) ; e?zH (0; ? 21 x) ) (140) z = x4 + ix0 x4 > 0 ; (141) und kann somit behaupten, da die ursprungliche Funktion W (x) Randwert einer analytischen Funktion ist: W (x0 ; x) = xlim#0 S (x; x4 + ix0 ) 4 Diese Randwerte existieren nur im Sinne einer Distribution, was die Ursache vieler Schwierigkeiten der Minkowski-Formulierung der Feldtheorie ist. Hingegen liegen die reellen Punkte z = x4 > 0 im Analytizitatsgebiet. In diesen Punkten gewinnen wir die nicht-singulare euklidische Zweipunktfunktion S (x) = S (x; x4) (Schwinger-Funktion). Eine Singularitat haben wir allenfalls zu erwarten, wenn x4 gegen Null strebt. Tatsachlich begegnen wir dort einem Pol, sobald x = 0 ist. Beispiel. (x) sei ein reelles Skalarfeld der Masse m, mithin eine Losung der Klein-Gordon-Gleichung. Die Zweipunktfunktion eines solchen Feldes ist Z d3p 1 W (x) = + (x; m) = (2)3 2! ei(px?!x ) (142) 0 p (! = m2 + p2 ), und somit nden wir Z d3p 1 S (x; m) = (2)3 2! eipx?!x 66 4 (143) Allerdings gilt diese Darstellung nur fur x4 > 0. Wir wunschen uns die Darstellung durch ein vierdimensionales Integral, das die O(4)-Invarianz der euklidischen Zweipunktfunktion oenbart. Dies gelingt so. Zunachst fuhren wir einen euklidischen Impuls p = fp1 ; p2; p3; p4g = fp; p4 g ein, fur dessen QuaP drat wir p2 = (p )2 schreiben. Sodann behaupten wir: Lemma 1 e?!x = 1 Z 1 dp4 eip x (144) 2! 2 ?1 p2 + m2 Beweis. Betrachte die Funktion f (u) = (u2 ? !2)?1e?ux . Sie ist analytisch in der Halbebene u = p0 ? ip4 , p0 > 0 mit Ausnahme der Stelle u = !, wo f (u) einen Pol besitzt. Integrieren wir nun f (u) entlang des Weges C (siehe die Abbildung) in der komplexen u-Ebene, so erhalten wir nach dem Residuensatz: 1 Z du f (u) = Res f (u) = 1 e?!x (145) u=! 2i C 2! 4 4 4 4 4 ?ip4 !s C - p0 Abbildung 1: Der Integrationsweg C in der komplexen u-Ebene Die Funktion f (u) fallt in der rechten Halbebene exponentiell ab. Wir durfen also den Integrationsweg so deformieren, da er parallel zur imaginaren Achse im Abstand p0 verlauft, falls 0 < p0 < ! gilt. Fur das Integral erhalten nun die Darstellung Z1 Z1 ip x ?p x 1 1 4 0 4 ? 2 dp f (p ? ip ) = 2 dp4 p2 + (ep4 + ip0 )2 + m2 = 21! e?!x ?1 ?1 4 4 0 4 4 Die Wahl von p0 ist uns uberlassen. Bei dem Versuch, den Limes p0 ! 0 auszufuhren, sehen wir, da dies sogar unter dem Integral moglich ist, und gelangen so zu der Aussage des Lemmas. q.e.d. 67 Fuhren wir schlielich das euklidische Produkt px = haben wir endgultig: P px ein, so Z exp(ipx) 1 S (x; m) = (2)4 d4p p2 + m2 (146) Man kann aber auch S (x; m) durch die modizierte Besselfunktion K1 ausdrucken: (2)?2mjxj?1K (mjxj) m > 0 p2 S (x; m) = (2)?2jxj?2 1 j x j = x (147) m=0 Die Formel (146) zeigt eine auallige Verwandtschaft zwischen der SchwingerFunktion S (x; m) und der Feynman-Funktion Z exp(?ipx) 1 F (x; m) = (2)4 d4p p2 ? m2 + i0 einer Minkowski-Feldtheorie. Man macht sich schnell klar, da ?p2 und p2 durch eine analytische Fortsetzung in der Energie auseinander hervorgehen: die Fourier-Transformierte ~ F (p; m) ist { abgesehen von einem Vorzeichen { die analytische Fortsetzung von S~(p; m). Insgesamt erhalten wir das folgende Bild uber die Weise, wie Wightman-Funktionen und Feynman-Funktionen miteinander verknupft sind, ohne da dabei von der mehrdeutigen Vorschrift der Zeitordnung Gebrauch gemacht wird: Wightman-Funktion analyt. F. Schwinger-Funktion ! im Ortsraum im Ortsraum x? yFourier-Tr. Feynman-Funktion analyt. F. Schwinger-Funktion ! im Impulsraum im Impulsraum Wir notieren einige Eigenschaften der Schwinger-Funktion: 1. Obwohl die Funktion S (x; m) nur fur positive Zeiten (x4 > 0) deniert wurde, konnen wir sie zu einer symmetrischen Funktion auf der gesamten reellen Zeitachse erweitern. Hierbei wird allerdings der Ursprung des euklidischen Raumes zu einem singularen Punkt. In der Nahe dieses Punktes verhalt sich die Funktion wie 1=x2. Die Singularitat ist integrabel. 68 2. Die Schwinger-Funktion ist reell und positiv. Ebenso ist die FourierTransformierte reell und positiv. 3. Die Schwinger-Funktion ist invariant unter euklidischen Rotationen. Die Gruppe O(4) tritt an die Stelle der Lorentz-Gruppe (mit Spiegelungen). 4. S (x; m) ist die Greensche Funktion fur den Dierentialoperator ? + m2 , d.h. es gilt (? + m2 )S (x; m) = 4(x) (148) wobei den vierdimensionalen Laplace-Operator bezeichnet. Die euklidische Formulierung hat uns hier einen elliptischen Dierentialoperator beschert; der Klein-Gordon-Operator war hyperbolisch. Wir benotigen nun keine i-Vorschrift mehr zur Invertierung von ? + m2: der inverse Operator ist eindeutig und besitzt den Integralkern S (x ? x0; m) . 5. Die Schwinger-Funktion zerfallt exponentiell fur groe Abstande vom Ursprung (falls m > 0): m2 =2 expf?mjxjg S (x; m) ! (2m jxj)3=2 R jxj ! 1 (149) Insbesondere existiert das Integral d4x S (x; m) = m?2 . 4.3 Das freie euklidische Skalarfeld 4.3.1 Die n-Punktfunktionen In der Minkowski-Formulierung kann ein reelles Skalarfeld (x) durch die Gesamtheit seiner n-Punktfunktionen (Wightman-Funktionen) Wn(x1 ; : : : ; xn) = ( ; (x1 ) (xn ) ) ; (150) deniert werden. Der Operatorcharakter des Feldes und die quantenmechanische Natur der Theorie auert sich in [(x); (x0 )] 6= 0. Aus diesem Grunde sind die Wightman-Funktionen nicht symmetrisch unter Permutationen ihrer Argumente: dies erschwert die Konstruktion eines erzeugenden Funktionals, aus dem sie gewonnen werden konnten. Eine andere Weise, das Feld zu denieren, geschieht durch die Angabe aller seiner -Funktionen (Greenschen Funktionen) n(x1 ; : : : ; xn) = ( ; T ((x1 ) (xn)) ) 69 (151) Diese Funktionen sind symmetrisch und besitzen das erzeugende Funktional 1 n X F (j ) = ( ; T expfi(j )g ) = 1 + ni ! ( ; (j )n ) (152) n=1 R mit (j ) = d4x (x)j (x) und j (x) reell. Handelt es sich dabei um ein freies Feld der Masse m, so ist das erzeugende Funktional bereits vollstandig durch die ersten beiden -Funktionen, 1(x) = ( ; (x) ) = c und 2 (x; y) = iF (x ? y; m) , bestimmt22: 1 (153) log F (j ) = icI Z (j ) ? 2 iF (j j; m) I (j ) = d4x j (x) Z F (j j; m) = d4x Z d4y j (x)F (x ? y; m)j (y) (154) Fur c = 0 ist diese Charakterisierung aquivalent einer rekursiven Denition der -Funktionen in der folgenden Art: 1 (x1) = 0 2 (x1 ; x2) = iF (x1 ? x2 ; m) n (x1 ; : : : ; xn) = n?1 X k=1 n?2(x1 ; : : : ; x^k ; : : : ; xn?1)iF (xk ? xn; m) (155) (Der Hut ^ uber einer Variablen bedeutet: diese Variable wurde eliminiert). Fur die Wightman-Funktionen existiert ein Schema ahnlicher Art: W1(x1 ) = 0 W2 (x1; x2 ) = +(x1 ? x2 ; m) Wn(x1 ; : : : ; xn) = n?1 X k=1 Wn?2 (x1; : : : ; x^k ; : : : ; xn?1)+(xk ? xn; m)(156) Diesen Formeln entnimmt man, da Wn eine analytische Fortsetzung in allen Zeitvariablen x01 ; : : : ; x0n besitzt, weil die +-Funktion eine solche Fortsetzung gestattet. Wir konnen somit zu komplexen Variablen zk = x4k + ix0k der punktierten komplexen Ebene C nf0g ubergehen. In den reellen Punkten zk = x4k erhalten wir dann die n-Punktfunktionen (Schwinger-Funktionen) des zugehorigen euklidischen Feldes: Sn(x1; : : : ; xn) = Wn(x1 ; : : : ; xn)ix !x 0 22 Siehe das Kapitel 6.6 der Vorlesung QFT I. 70 k 4 k (157) Fur die euklidischen Funktionen existiert somit das Rekursionsschema S1(x1) = 0 S2 (x1; x2) = S (x1 ? x2; m) n?1 X Sn(x1; : : : ; xn) = k=1 Sn?2 (x1; : : : ; x^k ; : : : ; xn?1)S (xk ? xn; m) (158) und aus S (?x; m) = S (x; m) folgt, da Schwinger-Funktionen grundsatzlich symmetrisch sind gegenuber Permutationen ihrer Argumente. Diese wichtige Tatsache gibt uns wiederum die Moglichkeit, die Gesamtheit der Funktionen Sn aus einem erzeugenden Funktional abzuleiten (wir erlauben wieder c 6= 0): 1 S (f f; m) log S ff g = icI ( f ) ? (159) 2 Z I (f ) = d4x f (x) Z Z S (f f; m) = d4y f (x)S (x ? y; m)f (y) = (f; (? + m2 )?1f ) d4x 1 nZ X i Z (160) 4 1 d xn Sn (x1 ; : : : ; xn )f (x1 ) f (xn ) n ! n=1 Auch hier soll f wieder eine reelle Funktion sein. Man nennt S ff g das Schwinger-Funktional des euklidischen Feldes. Da S (f f; m) 0 gilt (und = 0 nur fur f = 0), ist S ff g ein Gauisches Funktional. S ff g = 1 + d4x 4.4 Die stochastische Interpretation Da die euklidischen n-Punktfunktionen symmetrisch sind, ist es moglich, sie als Korrelationsfunktionen im Sinne der Stochastik zu deuten. Die Idee ist also, das euklidische Feld (x) als eine Zufallsvariable einzufuhren, so da gilt: h(x)i = c h(x)(y)i ? h(x)ih(y)i = S (x ? y; m) (161) Mit hi ware dann der Mittelwert oder E rwartungswertm Sinne der Wahrscheinlichkeitstheorie gemeint. Alle hoheren Korrelationsfunktionen h(x1 ) (xn)i lieen sich daraus rekursiv berechnen. Eine Schwierigkeit hat diese Auassung jedoch: Falls in der Formel (161) x = y gesetzt wird, erhalten wir den singularen Ausdruck S (0; m) = 1. Wir sind, ahnlich wie in der Operatorfeldtheorie, auch hier gezwungen, ein Glattungsverfahren anzuwenden, um dem euklidischen Feld den singularen Charakter zu nehmen. 71 Wir wahlen also einen geeigneten Raum von Testfunktionen fR : E4 ! R und betrachten nunmehr nur noch die integrierten Groen (f ) = d4x (x)f (x) als die eigentlichen Zufallsvariablen. Diese Auassung zeigt keinerlei Probleme, Korrelationsfunktionen der Art h(f1 ) (fn)i sind wohldeniert. Grund: die Singularitat 1=x2 ist in vier Dimensionen integrabel. Durch Entwicklung der Exponentialfunktion konnen die Korrelationsfunktionen n-ter Ordnung aus dem erzeugenden Funktional loghexpfi(f )gi = icI (f ) ? 21 (f; (? + m2 )?1f ) (162) gewonnen werden. Unsere Vorschriften erlauben die Berechnung von beliebigen Korrelationen, wir kennen jedoch noch nicht die zugrunde liegenden Verteilungen (W-Mae). Unser nachstes Ziel ist deshalb die Konstruktion der mit dem euklidischen Feld verknupften n-dimensionalen Gauischen Verteilungen. Wir setzen zur Vereinfachung c = 0. Die allgemeine Situation c 6= 0 lat sich immer durch eine einfache Translation des Feldes daraus herstellen. Der Fall n=1. Im erzeugenden Funktional ersetzen wir f durch tf und variieren den reellen Parameter t. Wir erhalten so die Darstellung hexpfit(f )gi = e?at2 =2 = Z d() eit (163) mit a = (f; (? + m2 )?1f ); ist das gesuchte W-Ma, das die Verteilung der \Mewerte" von (f ) beschreibt. Die moglichen Werte , die diese Zufallsvariable annehmen kann, liegen auf der reellen Achse, weil wir von einem reellen Skalarfeld ausgingen. Die oensichtliche Losung lautet: d() = d (2a)?1=2e?(2a)? 1 (164) 2 Die Konstante a ubernimmt hierbei die Rolle der Varianz der Verteilung. Fall. Im erzeugenden Funktional ersetzen wir f durch PnDert fallgemeine k=1 k k mit linear unabhangigen Testfunktionen fk und variieren die reellen Parameter tk : hexpfi Pk tk (fk )gi (fj ; (? + m2 )?1f k) ( X n 1 = exp ? 2 = ajk j;k=1 tj tk ajk ) (165) (166) Es sei A die n n-Matrix mit den Elementen ajk . Sie ist symmetrisch und P strikt positiv (0 ist kein Eigenwert); denn es gilt tj tk ajk = (f; (? + m2 )?1f ) 0, und dieser Ausdruck verschwindet nur fur f = 0, also fur tk = 0, weil das System (fk ) linear unabhangig vorausgesetzt war. Mit 72 1 ; : : : ; n bezeichnen wir die moglichen \Mewerte" von (f1); : : : ; (fn). Die gemeinsame Verteilung dieser Werte wird durch ein W-Ma beschrieben, das wir aus der Gleichung R hexpfi P tk (fk )gi = d(1; : : : ; n) expfi P tk k g (167) zu bestimmen haben. Eine Fourier-Transformation lost das Problem, und wir nden (beachte det A > 0): d(1; : : : ; n ) = [det(2A)]?1=2 exp ( X n 1 ?2 j;k=1 j k (A?1) jk ) Yn k=1 dk (168) Ergebnis: alle n-dimensionalen Verteilungen sind Gauisch. Fassen wir den Inhalt der vorstehenden mathematischen Analyse in Worte und stellen die allgemeine Situation c 6= 0 wieder her, so konnen wir sagen: Das freie euklidische Feld (x) ist ein verallgemeinerter GauProze uber dem euklidischen Raum E4 mit dem Mittelwert h(x)i = c (Kondensat) und der Kovarianz h(x)(y)i ? h(x)ih(y)i = (? + m2 )?1(x; y) = S (x ? y; m) (euklidischer Propagator). Die hierin angesprochene Verallgemeinerung geschieht auf zwei Weisen: 1. Die Halbachse R + , die normalerweise in die Formulierung eines stochastischen Prozesses als wesentliches Strukturelement eingeht und inhaltlich als die SZeitnterpretiert wird, ist in der euklidischen Feldtheorie ersetzt worden durch den Raum E4 . 2. Die singulare Natur des Feldes macht es notwendig, nur die mit Testfunktionen f integrierten Groen (f ) als die eigentlichen Zufallsvariablen aufzufassen. Es ist bequem (nicht zwingend) f aus dem Raum S (E4 ) (Schwartz-Raum) zu wahlen. Allgemeiner Sprachgebrauch: Es sei (x) ein verallgemeinerter Gau-Proze und f 7! (f ) die zugehorige lineare Abbildung von Testfunktionen in Zufallsvariablen. Schlielich existiere ein linearer Operator K , so da h(f )(g)i ? h(f )ih(g)i = (f; Kg) (169) die Kovarianz des Prozesses ist (f und g sind beliebig). Dann heit K der Kovarianzoperator. Man erzielt somit eine sinnvolle Verallgemeinerung des Begris der Kovarianzmatrix einer stochastischen Variablen mit Werten im R n . Der Proze heit zentriert, falls h(f )i = 0 f ur alle f gilt. Der Kovari2 anzoperator des euklidischen Feldes ist (? + m )?1. Das Feld ist zentriert, wenn das Kondensat verschwindet: c = 0. 73 4.5 Gauische Funktionalintegrale Die U berlegungen des vorigen Abschnittes geben Anla zu der Konstruktion eines Funktionalintegrals spezieller Art, mit dessen Hilfe das SchwingerFunktional des freien euklidischen Feldes ausgedruckt werden kann. Wir vereinbaren, da die zulassigen Testfunktionen, die wir fur die Glattung benutzen, dem Raum S (E4 ) angehoren. Dies ist ein reell-linearer Raum. Die Elemente des Dualraumes S 0 (E4) heien Distributionen . Jede Distribution R 0 2 S (E4) ist somit ein lineares Funktional (f ) = d4x (x)f (x), das jedem f 2 S (E4 ) eine reelle Zahl zuordnet. Das zu konstruierende Funktionalintegral ist vom Gauischen Typ und erstreckt sich uber alle Distributionen , in denen wir die Verallgemeinerung der Brownschen Pfade erkennen. Die typische Distribution ist nicht einer glatten Funktion aquivalent. A hnliches galt fur die Brownschen Pfade. Und nun zur Konstruktion selbst. Es sei F ein beliebiger n-dimensionaler Unterraum von S (E4 ) und F 0 sein Dualraum, den wir uns als Teilraum von S 0 (E4 )Pdenken. Nach Wahl einer Basis (fk )k=1;:::;n in F , so da jedes f 2 F als nk=1 tk fk darstellbar ist, konnen wir die reellen Koezienten tk als die Koordinaten des Vektors f auassen. Es existiert dann immer einePduale Basis (fk0 )k=1;:::;n in F 0, so da mit den Koordinaten fj0 (fk ) = jk gilt. Fur einen Vektor = nk=1 k fk0 2 F 0 P k und f 2 F mit den Koordinaten tk folgt: (f ) = tk k . Die FourierZerlegung hexpfi X tk (fk )gi = Z d(1; : : : ; n) expfi X tk k g ; (170) wie sie im vorigen Abschnitt vorgenommen wurde, leistet somit das folgende: sie erzeugt auf jedem Teilraum F 0 2 S 0 (E4) endlicher Dimension ein W-Ma . Dieses Ma beschreibt die gemeinsame Verteilung aller Zufallsvariablen (f ) mit f 2 F . Es ist eine Tatsache, da immer dann, wenn eine solche Situation gegeben ist, ein W-Ma auf dem 1-dimensionalen Raum S 0 (E4) vorliegt. Es sei also (f; Kf ) eine strikt positive quadratische Form auf S (E4 ). Dann ist ihr ein zentriertes Gauisches Ma auf S 0 (E4) zugeordnet, dessen Fourier-Transformierte (das charakteristische Funktional des Maes) durch Z d() expfi(f )g = expf? 21 (f; Kf )g (171) gegeben ist. Konkret ist damit gemeint: Nach Wahl eines beliebigen Teilraumes F 2 S (E4 ) mit dim F = n < 1 und einer Basis (fk ) in F kann man (171) als ein n-dimensionales Gau-Integral uber die Koordinaten k = (fk ) von 74 P schreiben, und diese Darstellung hat Gultigkeit fur alle f = tk fk 2 F , indem Z Z X d() expfi(f )g = d(1; : : : ; n) expfi tk k g (172) X = expf? 21 tj tk ajk g (173) ajk = (fj ; Kfk ) (174) Naturlich ist eine Schreibweise wie (171) nur deshalb sinnvoll, weil das Ergebnis unabhangig von der Wahl der Basis ist. Das Schwinger-Funktional des euklidischen Feldes schreiben wir nun als Gauisches Funktionalintegral (=Integral uber Funktionale ) in dem vorgenannten Sinne: Z hexpfi(f )gi = d() expfi(f )g = expficI (f ) ? 21 (f; Kf )g (175) mit dem Kovarianzoperator K = (? + m2 )?1. Gilt h(x)i = 0, so ist das Ma zentriert. Diese Situation lat sich immer durch eine Verschiebung ! + c herstellen. Es hilft der Anschauung, wenn man sich Distributionen (x), uber die integriert wird, als \Pfade" des Feldes (x) im Raum E4 vorstellt. Das Integral (175) realisiert, was P Feynman anstrebte und sum over histories nannte. Setzt man darin f = tk fk und entwickelt nach t1 ; : : : ; tn, so entsteht die Gleichung Z h(f1 ) (fn)i = d() (f1) (fn) (176) Sobald die Testfunktionen fk xiert sind, ist die rechte Seite einem gewohnlichen n-dimensionalen Integral aquivalent. Man schreibt auch Z h(x1) (xn)i = d() (x1 ) (xn) (177) Doch dies ist nur mehr eine symbolische Darstellung der n-Punktfunktion. Die rechte Seite wird erst zu einem gewohnlichen Integral, wenn wir sie zuvor mit Testfunktionen f1(x1) fn(xn) integrieren, d.h. wenn wir zu der Schreibweise (176) zuruckkehren. Andere Schreibweisen sind in Gebrauch, die in einem noch starkeren Mae formal genannt werden mussen. So schreibt der Physiker { in Anlehnung an bekannte Formeln fur die Gau-Integration bei n n-Matrizen { (178) d() = cD expf? 21 (; (? + m2 ))g R Die Konstante c sei so gewahlt, da das Ma normiert ist: d() = 1. Diese "Denitionst streng betrachtet unsinnig. Denn die Formel (178) enthalt drei Groen, die fur sich genommen einzeln nicht existieren: 75 R Die Konstante c?1 = D expf? 12 (; (? + m2 ))g ist eine sinnlo- se Groe; c2 ist formal identisch mit der Determinante des Operators (? + m2)=(2). Dieser Operator besitzt ein rein kontinuierliches Spektrum, und eine Determinante kann in einer solchen Situation nicht deniert werden. Das Lebesgue-Ma D kann auf S 0 (E4 ) genau so wenig deniert werden, wie auf jedem anderen 1-dimensionalen Vektorraum. Fur fast alle Distributionen ist (; (? + m2 )) eine nicht denierbare Groe (man mache die Probe mit (x) = 4(x) oder (x4)!). Dennoch kann man von der Schreibweise (178) legitimen Gebrauch machen, falls festgelegt wird, da nur das Produkt der drei Faktoren zusammengenommen einen wohldenierten mathematischen Sinn bekommt. Wir treen deshalb fur unsere Zwecke die folgende 76 Vereinbarung: Die Darstellung d() = cD expf? 12 (; K ?1)g (179) des normierten Maes sei gleichbedeutend mit Z d() expfi(f )g = expf? 21 (f; Kf )g (180) falls (f; Kf ) eine strikt positive quadratische Form ist. Zuruck zum freien Skalarfeld. Hier gilt K ?1 = ? + m2 , und 12 (; K ?1) ist nichts anderes als das Wirkungsintegral eines klassischen (euklidischen) reellen Feldes (x). Eine partielle Integration bringt dieses Integral in die Standardform: 1 (; K ?1 ) = 1 2 2 Z d4x "X f@ (x)g2 + m2 (x)2 # (181) Diese Beobachtung ist der Ausgangspunkt fur Verallgemeinerungen. Eine naheliegende Erweiterung besteht darin, selbstwechselwirkende Skalarfelder durch ein Wirkungsintegral der Form W fg = Z d4x " X 1 2 f@ (x)g2 + U ((x)) # (182) einzufuhren und versuchsweise die euklidischen n-Punktfunktionen dieser Theorie durch Funktionalintegrale der Form R D e?W fg(x ) (x ) R D e?W1 () n h(x1) (xn)i = (183) auszudrucken. Hierbei ist U : R ! R ein \Potential", das Abweichungen von der parabelformigen Gestalt zulat. Solche Abweichungen beschreiben die Art der Selbstwechselwirkung. Spezische Modelle dieser Art sind: 4-Modell U (r) = 12 m2 r2 + r4 ( > 0) Higgs-Modell U (r) = ? 21 2r2 + r4 ( > 0) Sinus-Gordon-Modell U (r) = 21 m2 r2 + (cos(r) ? 1) 77 Die Schwierigkeiten der Darstellung (183) liegen auf der Hand. Da die Funktionalintegrale nicht mehr Gauisch sind, ist unklar, wie man sie denieren soll, und ungewi, ob sie uberhaupt denierbar sind. Der Umgang mit nicht-Gauischen Funktionalintegralen ist kein leichtes Geschaft: die ganze Problematik der Renormierung aus der traditionellen Feldtheorie begegnet einem erneut. Eine elegante Umschiung dieser Klippen ist bis heute nicht gelungen. Aber es gibt einen aussichtsreichen Versuch, namlich: die konsequente Benutzung der statistischen Interpretation des euklidischen Feldes. Hierbei wird das Kontinuum E4 durch ein endliches Gitter ersetzt. Zwei hintereinandergeschaltete Grenzprozesse (thermodynamischer Limes und Kontinuumslimes) fuhren zu den gewunschten n-Punktfunktionen der Feldtheorie. Die Rechnungen auf dem endlichen Gitter lassen sich im Prinzip mechanisch durch einen Computer ausfuhren. Vor die Aufgabe gestellt, Grenzprozesse auszufuhren, versagt sogar die Spitzentechnologie. 78 5DieEuklidische Feldtheorie: Gitterformulierung Be wise, discretize! Marc Kac 5.1 Die Gitterversion des Skalarfeldes Fur ein reelles Skalarfeld sei die euklidische Wirkung durch W () = Z d4x " X 1 2 f@ (x)g2 + U ((x)) # (184) gegeben. Eine Weise, zu wohldenierten Ausdrucken fur die n-Punktfunktionen zu gelangen, besteht darin, da man den Raum E4 durch ein periodisches Gitter (ZN )4 ersetzt. Hierbei haben wir die Gitterkonstante gleich 1 gesetzt. Die Einfuhrung einer dimensionsbehafteten Gitterkonstanten a lat sich anschlieend immer durch eine Skalentransformation erreichen. Mit ZN = Z=(N Z) bezeichnet man die Restklassengruppe, die entsteht, wenn man die ganzen Zahlen modulo N betrachtet: sie enthalt genau N Elemente, die man sich gewohnlich durch die Zahlen 0; 1; : : : ; N ? 1 reprasentiert denkt. Da N = 0 mod N gilt, ist das Gitter periodisch mit der gleichen Periode N in allen vier Richtungen des Raumes (wir hatten auch vier verschiedene Perioden wahlen konnen). Ein solches Gitter lat sich nicht in den E4 , sondern nur in den vierdimensionalen Torus Tor4 = (R mod 1)4 einbetten. Man spricht deshalb von einem toroidalen Gitter. Der Grund, warum man ein allseitig periodisches Gitter wahlt, ist bekanntlich seine Symmetrie unter diskreten Translationen. Auf diese Weise rettet man einen Teil der euklidischen Bewegungsgruppe des E4 . Das toroidale Gitter besitzt N 4 Gitterpunkte, die wir mit x; y usw. bezeichnen. Ein Gitterpunkt x besitzt Komponenten mit xi 2 f0; 1; : : : ; N ? 1g (i = 1; : : :P ; 4). Funktionen auf dem Gitter sind problemlos summierbar, z.B. R 4 4 existiert x a f (ax) immer und approximiert das Integral d x f (x) fur genugend groes N und hinreichend kleines a. Die Wirkung des euklidischen Skalarfeldes erhalt auf dem Gitter die Form W () = X "1 X x 2 i f@i(x)g2 + U ((x)) # (185) Wir haben uns nur daruber zu verstandigen, was wir unter der partiellen Ableitung verstehen wollen. Unter den verschiedenen Optionen wahlen wir den \Vorwarts"-Dierenzenquotienten: [@i ](x) := (x + ei ) ? (x) (186) 79 Mit x + ei bezeichnen wir die Translation von x um eine Einheitslange in Richtung der i-ten Achse. Es ist wichtig, sich vor Augen zu halten, da alle Groen in einer solchen Theorie dimensionslos sind: das gilt u.a. fur den Ort x, die Masse m und das Feld (x). Wegen ~ = c = 1 genugt die Einfuhrung einer einzigen Groe mit der Dimension einer Lange, um eine physikalisch interpretierbare Theorie zu erzeugen. In der stochastischen Interpretation ware das euklidische Feld (x) auf dem Gitter eine Zufallsvariable mit Werten in R , und (x) ist eine Variable, die fur die moglichen \Pfade" (engl. histories) des Feldes steht. Ein solcher Pfad weist also jedem der N 4 Gitterpunkte eine reelle Zahl zu, d.h. der Pfadraum kann im Falle eines endlichen Gitters grundsatzlich mit R N identiziert werden. Jedes Pfadintegral wird somit einem gewohnlichen N 4 dimensionalen Integral aquivalent. Das ist, fur sich genommen, noch kein Grund zur Freude: selbst fur bescheidene Gitter, z.B. fur Gitter mit N = 5, ware dies ein 625-dimensionales Integral. Jedoch ein Vorteil ist hervorzuheben. Wir sind nicht mehr genotigt, auf dem Gitter die Felder mit Testfunktionen zu glatten. Denn es gibt keinen Unterschied zwischen glatten und nicht-glatten Funktionen mehr. Auch der Begri dierentierbar verliert seinen Sinn. Die Formel R D e?W ()(x ) (x ) R D e?W1 () n h(x1 ) (xn)i = (187) bereitet uns keine Schwierigkeiten. Denn das Lebesgue-Ma 4 D = Y x d(x) (188) ist nun wohldeniert, weil der Pfadraum endlichdimensional ist. Ein vergleichsweise harmloses Problem bleibt, weil unsicher ist, ob die Integrale in (187) konvergent sind. Hinreichend fur die Konvergenz ist jedoch die Stabi- litatsbedingung Das Potential U (r) in der euklidischen Wirkung (185) besitzt eine untere Schranke der Form U (r) > ?c + 2r2 (189) mit 2 > 0. Hierbei mu nicht die Masse des zu beschreibenden Feldes sein. Eine ahnliche Bedingung benotigten wir fur die Anwendung der FeynmanKac-Formel. Die Bedingung (189) ist jedoch scharfer: das Potential mu 80 oberhalb einer Parabel liegen. Die Annahme 2 > 0 ist notwendig wegen der Existenz von Impuls-Null-Moden auf dem Gitter. Die Stabilitatsbedingung macht deutlich, da wir etwa in der 4 -Theorie das Vorzeichen der Kopplungskonstanten nicht einfach umkehren konnen, ohne die Stabilitat zu verlieren. Der Storungstheorie, auf die allein die konventionelle Feldtheorie fut, ist ein solches Vorzeichen vollig gleichgultig. Man darf deshalb mit Recht behaupten, da jede Aussage uber ein feldtheoretisches Modell immer dann als nicht-trivial gelten kann, wenn in ihr das Vorzeichen der Kopplungskonstanten eine Rolle spielt23. Wie gewinnen wir die Feldtheorie auf dem Kontinuum? Dies soll in drei Stufen geschehen: 1. Thermodynamischer Limes. Wir lassen die Gitterperiode N gegen Unendlich streben und berechnen so die n-Punktfunktionen auf dem Gitter oen dimensionslos. Z4. Noch sind alle Gr 2. Skalentransformation. Wir fuhren eine variable Gitterkonstante a ein mit der Dimension einer Lange (in der Groenordnung von 1 Fermi = 10?13 cm). Das Gitter Z4 wird durch (aZ)4 ersetzt und das neue Gitter in den Raum E4 eingebettet. Alle Konstanten der Theorie (Massen, Kopplungskonstanten etc.) sowie das Feld selbst werden einer Skalentransformation unterworfen, die diesen Groen die erforderliche Dimension gibt. Das Resultat ist eine a-abhangige Theorie. 3. Kontinuumslimes. Bei geeigneter Wahl der a-Abhangigkeit aller Groen existieren die n-Punktfunktionen im Limes a ! 1. Dieser Vorgang ersetzt das Renormierungsverfahren der konventionellen Feldtheorie. 5.2 Der euklidische Propagator auf dem Gitter 5.2.1 Darstellung durch Fourier-Zerlegung Die Translationssymmetrie des periodischen Gitters erlaubt die Einfuhrung einer Fourier-Transformation fur (komplexe) Funktionen f (x). Impulsvariablen bezeichnen wir wie ublich mit p. Der Impulsraum ist wieder ein toroidales Gitter, das dem Ausgangsgitter weitgehend gleicht, mit dem Unterschied allerdings, daPdie Gitterkonstante 2N ist: p = fp1 ; : : : ; p4g 2 ( 2N ZN )4. Schreibt man px = 4k=1 pk xk , so bilden die ebenen Wellen fp(x) = N ?2 eipx (190) 23 Diese Aussage geht auf K.Symanzik zuruck und wurde in der Vergangenheit zu wenig gewurdigt. 81 { wie man leicht nachweist { P ein vollstandiges Orthonormalsystem bezuglich des Skalarproduktes (f; g) = x f (x)g(x). Wir erinnern an den Gittergradienten und fuhren nun auch seinen adjungierten Operator ein: @k f (x) = f (x + ek ) ? f (x) @k f (x) = f (x ? ek ) ? f (x) P (191) (192) Ist der Laplace-Operator des Gitters, so konnen wir ? = 4k=1 @k @k schreiben. Beachten wir pek = pk , so ergeben sich die Eigenwertgleichungen: @k fp(x) = (eipk ? 1)fp(x) @k fp(x) = (e?ipk ? 1)fp(x) Also ?fp (x) = (193) (194) P4 jeipk ? 1j2f (x). Indem wir p k=1 4 X Ep = k=1 2(1 ? cos pk ) (195) setzen, konnen wir auch ?fp(x) = Epfp(x) schreiben. Was sagt uns dieses Ergebnis? Das Spektrum von ? auf dem Gitter ist rein diskret und fallt in das Intervall [0; 16]. Da wir die Spektralzerlegung des Operators ? besitzen, konnen wir auch zugleich die Spektralzerlegung eines jeden Operators F (?) angeben, wenn F (t) eine beliebige komplexwertige Funktion von einer reellen Variablen t ist und das Intervall [0; 16] im Denitionsbereich von F liegt: F (?)fp(x) = F (Ep)fp(x) (196) Eine erste Anwendung besteht darin, da wir F (t) = log(t + m2 ) wahlen und zur Ortsdarstellung zuruckkehren: log(? + m2 )(x; y) = N ?4 X p eip(x?y) log(Ep + m2) Aus dieser Formel berechnet man leicht Spur log(? + m2 ) = X x log(? + m2 )(x; x) = 82 X p (197) log(Ep + m2 ) (198) und erhalt so Zugang zu dem Normierungsintegral Z D expf? 12 (; (? + m2 ))g = ? + m2 ?1=2 det 2 ) ( X 2 = exp ? 12 p log Ep + m 2 (199) indem man von der Identitat det = exp Spur log Gebrauch macht. Eine weitere Anwendung besteht darin, da wir F (t) = (t + m2 )?1 wahlen und zur Ortdarstellung zuruckkehren. Auf diese Weise erhalten wir den euklidischen Propagator eines skalaren Teilchens: h(x)(y)iN = SN (x ? y; m) = N ?4 X eip(x?y) p Ep + m2 (200) Man beachte die charakteristische Abweichung von der Formel (3.12) aufgrund der Wahl eines Gitters. Diese Zweipunktfunktion in einer allgemeinen Situation, d.h. in Anwesenheit von Wechselwirkungen, zu studieren, ist eine der wichtigsten Aufgaben der Simulation auf dem Computer. Selbstverstandlich gilt dann nicht mehr die Darstellung (200) in voller Strenge, sondern nur noch fur groe Abstande jx ? yj, wenn m die kleinste Masse aller Zustande mit den Quantenzahlen des Feldes ist. Auf einem unendlich ausgedehnten Gitter erwarten wir ein exponentielles Abfallgesetz fur die Zweipunktfunktion. Auf einem periodischen Gitter gibt es jedoch keine \groen" Abstande. Deshalb ist in allen konkreten Rechnungen (bei festem Gitter) eine Extrapolation der Art jx ? yj ! 1 zur Bestimmung der Masse m nicht moglich, und die Frage tritt auf: Was tritt an die Stelle des exponentiellen Abfalls? Einen Hinweis kann die Formel (200) geben, jedoch ist sie noch zu kompliziert. Schreibt man fur den Ort x = fx; x4g und fur den Impuls p = fp; p4g, so bewirkt eine Summation uber x eine Projektion auf Zustande mit p = 0: X x SN (x; m) = N ?1 X p4 expfip4 x4 g m2 + 2(1 ? cos p4 ) (201) Die so bestimmte Funktion lat sich in der Tat in geschlossener Form berechnen. Theorem 83 Ein modizierter Massenparameter M sei durch sinh 12 M = 21 m eingefuhrt. Dann gilt fur 0 x4 < N : X x ;x ;x 1 2 SN (x; m) = CN coshfM (x4 ? N=2)g (202) 3 mit CN?1 = 2 sinh M sinh(MN=2). Beweis. Wir setzen f () = [m2 + 2(1 ? cos )]?1 und entwickeln: f () = 1 X n=?1 cne?in (203) Die Koezienten bestimmen wir durch ein Fourier-Integral: Z 1 cn = 2 ein f ()d Z? cos n d 1 a = 1 + 21 m2 > 1 = 2 0 a ? cos p = p 12 (a ? a2 ? 1)jnj 2 a ?1 Das Resultat vereinfacht sich, wenn wir a = cosh M setzen. Dies ist sinh 21 M = 1 2 m aquivalent, und wir erhalten Damit konnen wir schreiben: X x ?M jnj cn = 2esinh M (204) 1 X X ip x 1 cnN (x4 ? n) SN (x; m) = N e f (p4) = n=?1 p 4 4 4 mit NX ?1 1 0mod N N (n) = N ei2kn=N = 10 nn = = 6 0 mod N k=0 wobei wir p4 = 2k=N , x4 = n0 gesetzt haben. Also 1 X n=?1 cnN (n0 ? n) = 84 1 X j =?1 cn0+jN Im Bereich 0 n0 < N gilt jn0 + jN j = n0 + jN N ? n0 + kN j0 k 0 j+k+1=0 und somit 1 X j =?1 e?M jn0+jN j = e?Mn0 + e?M (N ?n0 ) = coshfM (n0 ? N=2)g 1 ? e?MN sinh(MN=2) was den Beweis beendet. Im Kontinuum zerfallen Korrelationen exponentiell mit dem Abstand (siehe (3.15)), und aus dem asymptotischen Verhalten bestimmt man die Masse des Teilchens. Auf einem toroidalen Gitter ist manches anders. Hier kann der maximale Abstand zweier Punkte auf der Zeitachse hochstens den Wert N=2 annehmen. Fur diesen Wert ist erwartungsgema die Korrelation minimal, aber nicht Null. Im ubrigen zeigt das eben bewiesene Theorem, da an die Stelle des Exponentialgesetzes nun ein cosh-Gesetz tritt, wobei der darin auftretende Massenparameter M zwar mit dem im Propagator autretenden Parameter m in einfacher Weise verbunden ist, jedoch nicht mit ihm ubereinstimmt. Dieser Unterschied schwindet auch dann nicht, wenn wir N sehr gro wahlen oder gar N nach Unendlich schicken. Erst die Einfuhrung einer Gitterkonstanten a mit nachfolgenden Limes a ! 0 fuhrt auf die gewunschte Identitat M = m, wie man an der fur alle a gultigen Beziehung sinh( 21 aM ) = 12 am erkennt. Am Beispiel des Zerfalls von Korrelationen lat sich deutlich machen, wo die Grenzen der Zuverlassigkeit von Computersimulation auf dem Gitter liegen. Fur den Wert M = 0:1 haben wir in einem Diagramm bei Gittergroen zwischen 104 und 1004 die raumlich gemittelte Zweipunktfunktion im Bereich 0 < x4 < 10 aufgetragen und dabei so normiert, da sie stets bei x4 = 0 den 85 Wert 1 annimmt. Der Abstand 10 zweier Punkte auf dem Gitter entspricht der Comptonwellenlange des Teilchens (in Einheiten der Gitterkonstanten). Um zu erreichen, da die Funktion fur gegebenes N im genannten Bereich sich nicht wesentlich von der Grenzfunktion unterscheidet, mu in diesem Beispiel mindestens der Wert N = 100 gewahlt werden. Dies entspricht einer linearen Ausdehnung des Gitters von mindestens 10 Comptonwellenlangen. Hat man eine Langenskala durch Einfuhrung von a deniert, so mu aM 1 erfullt sein, damit der Unterschied zwischen den Massen M und m nicht ins Gewicht fallt. Dies bedeutet, da die Gitterkonstante a auf jeden Fall kleiner als 0; 1Comptonwellenlange zu wahlen ist. Falls die Annahme eines Kontinuums eine mathematische Fiktion war und der physikalische Raum im Kleinen eine noch unbekannte kornige Struktur besitzt (moglicherweise als Konsequenz der Quantengravitation), die auf die Einfuhrung einer kleinsten \Elementarlange" (die Planck-Lange?) hinauslauft, so gelangen wir solange nicht in Widerspruch zur KontinuumsFeldtheorie, wie wir sicher sein konnen, da Elementarteilchen Comptonwellenlangen besitzen, die samtlich gro gegenuber der Elementarlange sind. Von diesem Standpunkt aus betrachtet, erscheint es nicht gesichert, da Rechnungen, die von einem Kontinuum ausgehen, die Wirklichkeit besser beschreiben verglichen mit Rechnungen, die von der Annahme einer endlichen Gitterkonstanten a ausgehen. 86 5.2.2 Darstellung durch Zufallswege auf dem Gitter Das Studium des Zerfalls von Korrelationen und das Aunden von \scharfen" Korrelationsungleichungen gehort zu den wichtigsten Aufgaben der Feldtheorie wie auch der statistischen Mechanik. Aus diesem Grund wollen wir hier eine weitere Technik erproben, die Darstellung namlich durch Pfade auf dem Gitter. Ausgangspunkt ist die folgende Beschreibung des LaplaceOperators: = 4 X i=1 (Si + Si?1 ? 2) [Sif ]x0 = fx0?ei = X x (205) (Si)x0xfx (206) Anschaulich: Si bedeutet Schritt in die i-te Richtung, und Si?1 bezeichnet Schritt in die entgegengesetzte Richtung. Deutet man etwa f als Verteilung eines ktiven Teilchens auf dem Gitter, so ware Sif die verschobene Verteilung. Durch eine Folge ei ; ei ; : : : ; ein von Verschiebungsvektoren wird genau ein Weg ! der Lange j!j = n auf dem Gitter beschrieben, der von einem vorgegebenen Anfangspunkt x zum Endpunkt x0 = ( ((x ei ) ei ) ein ) fuhrt. Da die Translationen auf dem Gitter eine kommutative Gruppe bilden, konnen wir naturlich auf die Klammern auch verzichten und die Verschiebungsvektoren permutieren. Hierdurch entstehen neue Wege, die von x nach x0 fuhren. Alle so erzeugten Wege bilden eine A quivalenzklasse, die wir mit [!] bezeichnen. Dem einzelnen Pfad ! ist die Operatorfolge Si(n?1) ; ; Si(?1) ; Si(?1) zugeordnet, wobei wir Si?1 schreiben, sobald der Verschiebungsvektor ei ein negatives Vorzeichen hat. Das Produkt S! = Si(n?1) Si(?1) Si(?1) hingegen ist eine Klassenfunktion: Der Operator S! hangt nur von [!] ab. Er verschiebt eine gegebene Anfangsverteilung auf dem Gitter, und seine Matrixelemente sind 1 ! : x ! x0 (S!) )x0x = 0 sonst 1 2 1 2 2 2 1 1 Wesentlich ist jetzt die folgende Beobachtung: die Zahl der Wege ! gegebener Lange n, die vom Punkt x zum Punkt x0 fuhren, ist rein algebraisch durch ein Matrixelement ausdruckbar: X X P 1 = (S[!])x0x = ( i(Si + Si?1))nx0x (207) !:x!x0 j!j=n !:x!x0 j!j=n 87 Jetzt entwickeln wir den Propagator, der hier als Matrix aufzufassen ist: (? + m2 )?x01x = = 1 X P (m2 + 8)?n?1( i(Si + Si?1))nx0x X n=0 !:x!x0 j!j+1 (208) (209) wobei = (m2 + 8)?1 gesetzt wurde. Wir besitzen somit eine Darstellung, die die Korrelation zwischen x und x0 ausdruckt durch eine Summe uber alle Pfade, die von x nach x0 fuhren, wobei lange Pfade ein exponentiell abnehmendes Gewicht bekommen (auch auf einem endlichen Gitter konnen die Pfade beliebig lang werden, wenn Gitterpunkte mehrfach besucht werden). Die Summe beginnt mit dem kurzesten Pfad: i.allg. ist ein solcher Pfad auf dem Gitter nicht eindeutig. Wir haben zwei Fragen zu klaren: 1. Konvergiert die Entwicklung (209)? 2. Wie verhalt sich der Propagator, wenn die Distanz24 jx0 ? xj = !min j!j :x!x0 gro wird? Die Antwort auf beide Fragen nden wir durch die einfache Feststellung, da die Anzahl aller Pfade N (n) der Lange n, fur die nur der Anfangspunkt, nicht aber der Endpunkt festgelegt wurde, die Beziehung N (n) = 8n erfullt (allgemein (2d)n in d Dimensionen). Deshalb nden wir ein konvergente majorisierende Reihe 0 < (? + m2 )?x01x < 1 X n=jx0?xj 8nn+1 = m?2 e?jx0?xj (210) mit einem neuen Massenparameter = log(1 + m2=8), sobald die Bedingung m2 > 0 erfullt ist. Die gewonnene Abschatzung ist bei weitem nicht so prazise wie der Inhalt des Theorems im vorigen Abschnitt. Zwar haben wir mittels der Pfadsumme den exponentiellen Zerfall der Korrelationen nachgewiesen, jedoch der gefundene Wert fur befriedigt nicht: er weicht von M (zu berechnen aus sinh 21 M = 12 m) deutlich ab, und zwar umso mehr, je groer m ist. Die Ungleichung M > ist leicht zu demonstrieren. Die Methode der Zufallswege auf dem Gitter ist verallgemeinerungsfahig. Im Prinzip ist es moglich, jede beliebige n-Punktfunktion eines selbstwechselwirkenden Skalarfeldes als Pfadsumme darzustellen. Diese Art der Beschreibung wurde 1969 von K.Symanzik in die Feldtheorie eingefuhrt und spielte eine entscheidende Rolle in den Beweisen von M.Aizenman und J.Frohlich, die Trivialitat der 4-Theorie in Dimensionen d > 4 betreend. 24 Oensichtlich handelt es sich hierbei um die sog. Taxifahrer-Metrik. 88 5.3 Das Variationsprinzip Wir verfolgen im Augenblick zwei Ziele. Zu einen wollen wir den Zusammenhang der euklidischen Formulierung der Feldtheorie mit der statistischen Mechanik deutlich machen, zum anderen wollen wir die Abhangigkeit von der Planckschen Konstanten hervorheben, um so den klassischen Grenzfall ~ = 0 besser zu erkennen. Wir erl autern zunachst den Begri der Entropie in einem moglichst einfachen mathematischen Rahmen. 5.4 Modelle mit diskretem Phasenraum Anstelle der Feldtheorie studieren wir eine statistische Theorie mit endlich vielen Zustanden, d.h. wir ersetzen den Phasenraum durch eine Menge von n Elementen. Das Ising-Modell ist von dieser Art: ist d die Dimension und N die Gitterperiode, so gilt dort n = 2N d . Aber auch von der Feldtheorie ausgehend, lassen sich solche Modelle konstruieren, etwa dadurch, da man den kontinuierlichen Phasenraum in Zellen i einteilt (engl. coarse graining). An die Stelle von Maen d() treten Verteilungen p = (p1; : : : ; pn) P mit 0 pi 1 und i pi = 1. Jeder Verteilung mit n Freiheitsgraden ist vermoge der Formel n X S (p) = ? pi log pi (211) i=1 eine Zahl zugeordnet, die man die Entropie der Verteilung nennt. Hierbei setzt man pi log pi = 0 fur pi = 0. In der Thermodynamik wird kS (p) als die Entropie erklart, wobei k die Boltzmann-Konstante ist. Diesem Brauch wollen wir hier mit Blick auf eine moglichst breite Anwendbarkeit nicht folgen. Es gilt S (p) 0. Das Maximum der Entropie ist abhangig von der Zahl der Zustande und wird nur von der Gleichverteilung erreicht: sup S (p) = S ( n1 ; : : : ; n1 ) = log n p Die Verteilung p soll mit einer zweiten Verteilung = (1 ; : : : ; n) verglichen werden. Als Entropie von p relativ zu bezeichnet man die Zahl S (pj) = ? X i pi log(pi=i) (212) wobei ?1 ein erlaubter Wert ist. Im Grunde ist die Denition (211) von S (p) nur ein Spezialfall von (212), ein Fall der eintritt, wenn die Gleichverteilung ist: (213) S (p j n1 ; : : : ; n1 ) = S (p) ? log n 89 Bis auf den irrelevanten konstanten Term ? log n stimmen hier beide Entropiebegrie uberein. Lemma Es gilt stets S (pj) 0 und S (pj) = 0 genau dann, wenn i = pi fur alle i erfullt ist. Beweis. Fur alle i sei i > 0. Die Funktion f (u) = u log u ist konvex fur u 0; denn f 00(u) = u?1 > 0. Deshalb: f( X i iui) X P i if (ui) Hierin setzen wir ui = pi=i, so da i i ui = folgt X 0 pi log(pi=i) (214) Pp i i = 1. Wegen f (1) = 0 i wie gewunscht. Da die Funktion f (u) strikt konvex ist (f 00 (u) > 0), gilt das Gleichheitszeichen in (214) genau dann, wenn alle ui gleich sind: ui = q, also P P pi = qi und damit 1 = i pi = q i i = q, d.h. i = pi, und das Lemma ist bewiesen. Es seien w1; : : : ; wn irgendwelche reelle Zahlen. Ihnen ist immer eine Verteilung zugeordnet, indem man setzt: i = z?1 e?wi z= X i e?wi (215) In diesem Fall erhalt man die Identitat X piwi ? S (p) = ?S (pj) ? log z (216) i und wir erkennen, da das eben bewiesene Lemma zu der folgenden Aussage aquivalent ist: Variationsprinzip Es gilt inf p (X i ) piwi ? S (p) = ?logz (217) wobei das Inmum fur nur fur die Verteilung p = erreicht wird; und z sind durch (215) gegeben.) 90 In allen Anwendungen sind die Zahlen wi Mewerte einer Observablen W im Zustand i (der Energie in Einheiten von kT , der Wirkung in Einheiten von ~ etc.). Was geschieht, wenn in (217) die Entropie weggelassen wird und das Problem X i 0 pi 1 ; piwi = Minimum P X i pi = 1 (218) zu losen ist? Oensichtlich gilt min i piwi = mini wi, und existiert unter den Zahlen wi genau eine, die minimal ist, sagen wir wi , so ist die Losung eindeutig: 1 i=i pi = 0 sonst0 (219) 0 Dies wollen wir im Auge behalten; denn (218) entspricht dem klassischen Grenzfall, dem U bergang namlich von der stochastischen zur deterministischen Beschreibung. 5.5 Modelle mit kontinuierlichem Phasenraum Auch in der Gitterformulierung geht die Feldtheorie von einem kontinuierlichen Phasenraum aus. Selbst bei Beschrankung auf einen einzigen Gitterpunkt ware der Phasenraum eines n-komponentigen Feldes mit R n zu identizieren. Der Einfachheit halber betrachten wir ein einzelnes Skalarfeld, das etwa der Beschreibung eines Higgs-Teilchens dienen konnte. Wir setzen voraus, da die euklidische Wirkung die Form (185) hat und da W () nicht ~ enthalt. Das entspricht der fruher (s.Vorlesung QFT I) vertretenen Auassung, da die Wirkung eine rein klassische Groe ist, die durch Anwendung des Korrespondenzprinzips in die Quantenfeldtheorie ubernommen wird. Ebenso ist der Phasenraumes , dem angehort, eine rein klassische Konstruktion. Die n-Punktfunktionen berechnen wir als Mittelwerte von (x1 ) (xn) bezuglich des normierten Maes (auf ) ?1 ?1 d() = D Z Z expf?~ W ()g Z = D expf?~?1 W ()g (220) (221) Auf dem Gitter ist ~ { wie alle anderen Groen { dimensionslos. Diese Variable ist sozusagen ein \Platzhalter" fur die Plancksche Konstante. Sie dient dazu, klassische Eekte von Quanteneekten verschiedener Ordnung zu unterscheiden. 91 Folgen wir dem Sprachgebrauch der statistischen Mechanik, so ist Z eine Zustandssumme und d() ein Gibbs-Ma. Man wei, da Gibbs-Mae Losungen eines Variationsproblems sind. Die diskrete Version dieses Problems haben wir im vorigen Abschnitt kennengelernt. Das allgemeine Konzept verlangt die Einfuhrung der Entropie eines W-Maes. Die hier vorgestellte Denition geht auf Boltzmann, Gibbs und Shannon zuruck. Denition der Entropie Fur ein W-Ma auf mit d() = D p() und p() 0 ist die Entropie durch Z S () = ? D p() log p() (222) gegeben. Wie fruher setzt man auch hier r log r = 0 fur r = 0. Es existiert kein Maximum fur S (): es entsprache einer Gleichverteilung von (x) auf R , die durch kein W-Ma reprasentiert ist. Der Wertebereich von S () ist die gesamte reelle Achse. Um zwei W-Mae und miteinander vergleichen zu konnen, fuhren wir die relative Entropie ein: Z S (j ) = ? d() log g() R d() = d () g() (223) Hierfur schreibt man auch S (j ) = ? d log(d=d ). Wir setzen g() > 0 voraus. Lemma Es gilt allgemein S (j ) 0 und S (j ) = 0 nur fur =_ (Ubereinstimmung der Mae bis auf eine Menge vom Mae Null). Beweis. Die Funktion f (u) = u log u ist konvex fur u 0. Deshalb gilt die Ungleichung von Jensen Z f ( d () g()) Z d () f (g()) R fur jede Funktion g : ! R + . Setzen wir g = d=d , so folgt d g = 1, und wegen f (1) = 0 haben wir somit 0 Z d() log g() 92 wie gewunscht. Da f strikt konvex ist, gilt das Gleichheitszeichen nur, falls g() = q =konstant ist (fast uberall auf , also abweichend von q hochstens auf Menge vom -Ma Null). Gilt aber d()=_ qd (), so folgt 1 = R deiner R () = q d () = q und deshalb =_ . Nun sei d() = D p() und ?1 ?1 d () = D Z Z expf?~ W ()g Z = D expf?~?1 W ()g (224) (225) ein Gibbs-Ma. Dann nden wir die Identitat Z d() W () ? ~S () = ?~S (j ) ? ~Z Die hierin auftretende Groe (226) Z h; W i = d() W () (227) nennen wir die mittlere Wirkung. Das eben bewiesene Lemma ist mit der folgenden Aussage aquivalent. Variationsprinzip Es gilt inf fh; W i ? ~S ()g = ?~Z (228) Das Inmum wird nur fur =_ erreicht, wobei und Z durch die Formeln (224) und (225) gegeben sind. In der Menge der W-Mae ist jedes Gibbs-Ma also dadurch ausgezeichnet, da es ein Variationsproblem lost. Was geschieht im Grenzfall ~ = 0 ? Hier geht die Quantenfeldtheorie in die ihr zugeordnete klassische Feldtheorie uber, weil das Variationsproblem (228) in das Hamiltonsches Prinzip der kleinsten Wirkung ubergeht: h; W i = Minimum (229) Dieses wird dadurch gelost wird, da wir { genau so, wie in (219) geschehen { fur ein Dirac-Ma wahlen, das auf dem Minimum der Wirkung konzentriert ist. Ist 0 die Stelle des Minimums, so gilt: h; W i = W (0) = min W () 2 93 (230) Ist 0 eindeutig, und nur unter dieser Bedingung, konnen wir den klassischen Limes der Quantenfeldtheorie sofort angeben: limh(x1 ) : : : (xn)i = 0(x1 ) : : : 0(xn) ~!0 (231) Das Minimum der euklidischen Wirkung ndet man durch Losen der sich daraus ergebenden Euler-Lagrange-Gleichungen. Dies sind die euklidischen Feldgleichungen der Theorie25 (auf dem Gitter sind dies Dierenzengleichungen). Die Existenz des Minimums wird durch die Stabilitatsbedingung garantiert: Im Phasenraum existiert in jedem Fall ein Element 0, das als der klassische Pfad des Feldes erscheint. Durch den Eekt der spontanen Symmetriebrechung konnte es jedoch passieren, da nicht nur eine, sondern gleich mehrere klassische Losungen (eventuell ein Kontinuum von Losungen) die Wirkung minimieren. In in einem solchen Fall ist das klassische Problem nicht eindeutig losbar, und der Grenzfall ~ ! 0 der Quantenfeldtheorie verlangt eine sorgfaltigere Diskussion. Theoretisch ist es moglich, von der Situation ~ = 0 auszugehen. Wird der Parameter ~ eingeschaltet, so beginnt das Quantenfeld um die klassische Losung zu uktuieren als Folge des Entropieterms in (228). Aus dieser Sicht ist es die Entropie, die das Quantenfeld zu einer Zufallsvariablen werden lat. Das Gibbs-Ma ist in jedem Fall eindeutig, solange das Gitter endlich ist. Im thermodynamischen Limes (N ! 1) hingegen kann u.U. diese Eindeutigkeit wieder verlorengehen, namlich dann, wenn ein Phasenubergang existiert und wir uns in einer Phase mit mehreren Gleichgewichtszustanden benden. Dies wird i.allg. auch durch eine spontane Symmetriebrechung begleitet sein. Quantenuktuationen wirken dem entgegen: Je groer ~, umso geringer die Chance fur eine spontane Symmetriebrechung. In der statistischen Mechanik begegnet man einem Variationsprinzip, das seiner Struktur nach dem oben formulierten Prinzip vollig gleicht: Sei namlich U die innere Energie eines Vielteilchensystems, S seine Entropie, beide Groen abhangig von dem Zustand, und bende sich das System im Kontakt mit einem Warmebad bei der Temperatur T , so wird ein Gleichgewicht genau dann erreicht, wenn der Ausdruck U ? TS seinen Minimalwert annimmt. Dieser Wert wird die freie Energie F (auch Helmholtz-Energie) des Systems bei der Temperatur T genannt. Der Gleichgewichtszustand, fur den das Minimum angenommen wird, ist das kanonische Ensemble. Im Gleichge25 In der euklidischen Theorie sucht man das Minimum, in der Minkowski-Theorie hin- gegen allgemeiner die stationaren Punkte der Wirkung. Dies ist ein wichtiger Unterschied und ist darauf zuruckzufuhren, da elliptische Dierentialgleichungen (der euklidische Fall) einem Minimum, hyperbolische Dierentialgleichungen (der Minkowski-Fall) stationaren Punkten der Wirkung entsprechen. 94 wicht hat man also die Beziehung F = U ? TS , die in der Thermodynamik der Gase und Flussigkeiten eine wichtige Rolle spielt. In der Quantenfeldtheorie tritt an die Stelle der inneren Energie U die mittlere Wirkung h; W i und an die Stelle der Temperatur die Plancksche Konstante. Obwohl sie von Natur aus einen festen dimensionsbehafteten Wert besitzt, kann es u.U. sinnvoll sein, sie auf dem Gitter wie eine variable dimensionslose Groe zu behandeln. Hochtemperaturentwicklungen der statistischen Mechanik entsprechen im Rahmen der Feldtheorie Reihenentwicklungen nach Potenzen von 1=~, Niedertemperaturentwicklungen entsprechen Reihen in ~n (engl. loop expansion). Bei voller Anwendung thermodynamischer Prinzipien auf die Feldtheorie werden wir u.a. auch auf die \freie Energie" eines Feldes gefuhrt: F = inf [h; W i ? ~S ()] = ?~ log Z (232) Aus der statistischen Mechanik ist bekannt, da es sich hierbei um eine extensive Groe handelt. Mit wachsendem Gitter { das heit fur N ! 1 { strebt N ?4 F , die freie Energie pro Gitterplatz, einem Limes f zu. Fur ein freies Skalarfeld der Masse m nden wir durch Anwendung der Formel (199) fur die Gitterperiode N : ~X E p + m2 F = 2 log 2~ (233) p Ep = 4 X k=1 2(1 ? cos pk ) p 2 ( 2N ZN )4 Wir wahlten eine Darstellung, bei der die Impulskomponenten pk stets in das Intervall [0; 2] fallen. Die Periodizitat der Winkelfunktionen ausnutzen, konnen wir jedoch auch eine Darstellung wahlen, bei der die Werte von pk im Intervall [?; ] liegen. Wir kommen so zu dem Begri der BrioullinZone B4 = [?; ]4 . Mit wachsendem N wird die Brioullin-Zone dichter und dichter mit erlaubten Impulswerten gefullt, so da man schlielich d4p = ( 2N )4 setzen kann und zu einem Integral gelangt: Z 2 ~=2 4p log Ep + m ? 4 d (234) f = Nlim N F = !1 (2)4 B 2~ 4 5.6 Die eektive Wirkung Jedes W-Ma auf dem Phasenraum fuhrt zu einem Erwartungswert Z h(x)i = h; (x)i = d() (x) 95 des Feldes, und Mittelwerte dieser Art sind selbst wieder Elemente von ; wir schreiben kurz h; i = 0 fur ein solches Element. Mehr noch ist richtig, namlich jedes 0 2 ist auf diese Weise erhaltlich, etwa dadurch, da man ein Dirac-Ma wahlt, das auf 0 konzentriert ist: d() = D ( ? 0). Ist speziell das Gibbs-Ma in bezug auf eine Wirkung W , so ist man berechtigt, h; i = als ein klassisches Feld aufzufassen, das dem Quantenfeld zugeordnet ist, genauso wie etwa ein klassisches Maxwell-Feld als Erwartungswert des Operatorfeldes der QED erscheint. Sind die Feldgleichungen linear, so werden sie sowohl von dem Operatorfeld als auch von seinem Erwartungswert erfullt. Bei wechselwirkenden Feldern ist dies nicht mehr der Fall. Eine ahnliche Situation liegt bereits in der Quantenmechanik vor, wo die Erwartungswerte von Ort und Impuls als die klassischen Groen der Theorie verstanden werden, und man lernt dort, da die Erwartungswerte { den kraftefreien Fall ausgenommen { nicht den gleichen Bewegungsgleichungen gehorchen, wie die entsprechenden Operatoren im Heisenbergbild. Zur Demonstration betrachten wir ein einfaches Beispiel, bei dem der HamiltonOperator die Gestalt H (P; Q) = 21m P 2 + V (Q) : (235) hat. Es sei Q(t) der zeitabhangige Ortsoperator im Heisenberg-Bild und K = ?grad V die Kraft. Die Bewegungsgleichung mQ = K (Q) fuhrt nicht auf mq = K (q) fur den Erwartungswert26 q(t) = hQ(t)i. Die Diskrepanz kommt dadurch zustande, da i.allg. hK (Q)i 6= K (hQi) (236) gilt, konstante Krafte und den harmonischen Oszillator ausgenommen. Nun ist es vorstellbar, da Erwartungswerte auch einer Bewegungsgleichung genugen, da in unserem Fall etwa die Dierentialgleichung d @Le ? @Le = 0 (237) dt @ q_ @q erfullt ist fur eine geeignete Wahl von Le (q;_ q). Dann wurde man Le die eektive Lagrange-Funktion nennen und wute: Losungen von (237) machen die eektive Wirkung We = Z dt Le(q_(t); q(t)) (238) 26 Gemeint ist der Erwartungswert bezuglich eines Zustandes im Heisenberg-Bild. Bei Benutzung dieses Bildes sind Zustande grundsatzlich zeitunabhangig. 96 stationar. Fur den harmonischen Oszillator gilt Le (q;_ q) = L(q;_ q). Im allgemeinen mu jedoch damit gerechnet werden, da Le ganz wesentlich von L abweicht und zudem noch von dem gewahlten Zustand abhangig ist. Die Abhangigkeit von dem Zustand macht schlielich, da das Konzept der effektiven Wirkung in der Quantenmechanik nur von marginalem Interesse ist. Die Feldtheorie hingegen besitzt einen ausgezeichneten Zustand, das Vakuum, oder euklidisch gesprochen, das Gibbs-Ma zur Wirkung W . In der euklidischen Feldtheorie ist die Konstruktion einer eektiven Wirkung gleichbedeutend mit der Beantwortung der Frage: Welcher Feldgleichung genugt das klassische Feld = h; i, wenn das Gibbs-Ma einer Wirkung W ist? Die Existenz einer eektiven Wirkung We ist leicht zu demonstrieren, wenn man nur beachtet, da das Problem h; W i ? ~S () = Minimum in Stufen losbar ist: 1. Fur alle 2 sucht man zunachst das eingeschrankte Minimum We fg = inf fh; W i ? ~S () j h; i = g (239) 2. Anschlieend lost man das Problem We fg = Minimum . Durch die Minimumssuche in wird die Beschrankung h; i = in (239) wieder aufgehoben. Das Minimum von We fg ist die freie Energie F . In dem Augenblick, wo die eektive Wirkung minimiert, lost das Problem h; W i ? ~S () = Minimum unter der Beschrankung h; i = . Auch in der statistischen Mechanik werden eektive Wirkungen und die ihnen entsprechenden Feldgleichungen eingefuhrt. Von dieser Art sind etwa die Ginsburg-Landau-Gleichungen in der Theorie der Supraleitung. Wir werden die GL-Gleichungen im Abschnitt 4.6 vorstellen. Was wir nun fur die euklidische Feldtheorie skizzieren, ist gewissermaen eine Verallgemeinerung der Ideen, die zur Ginsburg-Landau-Theorie fuhrten. Die eektive Wirkung war das Resultat einer Extremalaufgabe mit Nebenbedingung. Probleme dieser Art lassen sich mit der Methode der Lagrangeschen Multiplikatoren behandeln. Fur jeden Gitterpunkt x fuhren wir einen reellen Multiplikator j (x) ein und studieren anstelle der ursprunglichen Extremalaufgabe nun das Problem h; W i ? ~S () ? X x j (x)h; (x)i = Minimum (240) (j fest, variabel). Da dieses Variationsproblem aber wieder P die vertraute Gestalt (228) besitzt { lediglich W fg ist durch W fg? x j (x)(x) ersetzt 97 worden {, konnen wir die Losung sofort angeben: ?1 exp ~?1 [P j (x)(x) ? W fg] (241) dj () = D Z f j g x Z P Z fj g = D exp ~?1[ x j (x)(x) ? W fg] (242) Minimum = ?~ log Z fj g (243) Es handelt sich oenbar bei j wieder um ein Gibbs-Ma, abhangig von den Lagrangeschen Multiplikatoren. Dieses Ma bestimmt eine ganze Familie von Feldtheorien, indem es gestattet n-Punktfunktionen zu denieren: Z h(x1 ) (xn)ij = dj () (x1) (xn) (244) Hierbei wirkt j (x) wie ein von auen angelegtes Feld oder auch wie ein auerer Strom, und Z fj g ist ein erzeugendes Funktional fur die n-Punktfunktionen. Das Variationsproblem (239) mit Nebenbedingung wird gelost, indem man den Strom j (x) so bestimmt, da h(x)ij = (x) bei gegebenem erfullt ist. Wir setzen We fj g = ~ log Z fj g (245) und haben in We fj g ein erzeugendes Funktional fur die Kumulanten des Feldes. Insbesondere gilt @We fj g = Z fj g?1~ @Z fj g = h(x)i (246) j @j (x) @j (x) Die Bedingung h(x)ij = (x) ist also gleichbedeutend mit @We fj g = (x) (247) @j (x) und (247) lost das Variationsproblem X j (x)(x) ? We fj g = Maximum (248) x ( fest, j variabel). Grund: erstens, (247) fuhrt sicherlich zu einem Extremum der linken Seite in (248); zweitens, die Matrix der zweiten Ableitungen, @ 2 log Z fj g = h(x)(x0 )i ? h(x)ih(x0 )i ; (249) Kxx0 = ~2 @j (x)@j (x0 ) erweist sich als die Kovarianzmatrix des Feldes, ist also P positiv denit, und somit ist We fj g ein konvexes Funktional. Folglich: ist x j (x)(x) ? We fj g extremal, so kann es sich nur um ein Maximum handeln. Wir kommen nun zu den entscheidenden Relationen zwischen den von uns eingefuhrten Funktionalen: 98 Theorem Es sei W fg die Wirkung eines euklidischen Feldes, Wefg die ihr zugeordnete eektive Wirkung und We fj g das erzeugende Funktional der Kumulanten. Dann gehen We und We durch eine Legendre-Transformation auseinander hervor: P Wefg = sup( xj (x)(x) ? We fj g) j P Wefj g = sup( xj (x)(x) ? Wefg) (250) (251) Beide Funktionale sind konvex. Beweis. Die Denitionen benutzend konnen wir schreiben: X x j (x)(x) ? We fj g = X j (x)(x) ? ~ log Z fj g x " X = inf h; W i ? ~S () ? x j (x)f(x) ? h; (x)ig inf [h; W i ? ~S () j h; i = ] = We fg Die Ungleichung entsteht, weil das absolute Minimum immer tiefer liegt als das Minimum, das wir in einem Teilraum von W-Maen nden, der durch eine Nebenbedingung gegeben ist. Die obere Schranke gilt fur jeden Wert von j (x). Wir wissen bereits, da es eine Funktion j gibt, fur die Gleichheit erreicht wird, namlich dann, wenn h(x)ij = (x) erfullt ist. In diesem Fall gilt Wefg = hj ; W i ? ~S (j ) : (252) Also gilt (250). Die Behauptung (251) folgt mit dem gleichen Argument. Die Konvexitat von We haben wir schon oben gezeigt. Sei = 1 + (1 ? )2, 0 < < 1 und j beliebig. Dann gilt We fig X x j (x)i(x) ? We fj g i = 1; 2 und folglich Wef1g + (1 ? )Wef2g 99 X x j (x)(x) ? We fj g # Indem wir das Supremum uber alle j bilden, erhalten wir: We f1g + (1 ? )We f2g We fg Dies bestatigt die Konvexitat von We und das Theorem ist bewiesen. Zwischen den drei wesentlichen Funktionalen einer Feldtheorie gibt es Zusammenhange, die wir in einem Diagramm veranschaulichen: klassische Wirkung W fg @ ? ? ? ? Variationsprinzip ? ? ? ? eektive Wirkung We fg @@ @ funkt. Integration @ @@ @R Legendre-Transf. - erzeug. Funktional We fj g = ~ log Z fj g Fur die Wirkung eines freien Feldes der Masse m schreiben wir "X X 1 W fg = 21 (; (? + m2 )) := 2 x i f@i(x)g2 + m2 (x)2 # (253) Es ist eine leichte U bungsaufgabe, in dieser speziellen Situation erst We und dann We zu berechnen. Man erhalt: We fj g = 21 (j; (? + m2 )?1j ) ? F We fg = 21 (; (? + m2 )) + F (254) (255) F ist die in (4.41) berechnete freie Energie; sie ist eine Konstante, weder abhangig von noch von j . Wenn wir von dem Auftreten dieser Konstanten absehen, so haben wir es mit bilinearen Funktionalen zu tun, die selbstverstandlich konvex sind, weil die Bilinearformen positiv sind. Daruberhinaus gilt die Beziehung We fg = W fg + F . Sie ist charakteristisch fur freie Felder. 100 5.7 Das eektive Potential Der Punkt ist gekommen, wo eine Warnung angebracht erscheint. Es gibt keine strenge noch eine plausible Begrundung dafur, da die eektive Wirkung wieder die Gestalt We fg = X (1 X x 2 i (@i (x))2 + Ue ((x)) ) (256) haben sollte. Bestenfalls kann (256) als Ansatz fur eine Naherung angesehen werden, wenn man von einer klassischen Wirkung W ausgegangen ist. Ist man jedoch nur an der Modellbildung interessiert, um Erscheinungen wie die spontane Symmetriebrechung zu studieren, so kann es vorteilhaft sein, einen Ansatz wie (256) an die Spitze zu stellen. Die Vorzuge liegen auf der Hand: Das erzeugende Funktional We fj g fur die Kumulanten des Feldes ist durch eine einfache Legendre-Transformation aus der eektiven Wirkung zu erhalten. Umfangreiche Integrationen uber Raume hoher Dimension werden so vermieden. Auch nach Ausfuhrung des thermodynamischen und Kontinuums-Limes behalt die eektive Wirkung ihre Bedeutung und deniert das Modell vollstandig, wahrend die klassische Wirkung W ihre Bedeutung fur die Theorie verliert, weil die (unrenormierten) Kopplungskonstanten der Wechselwirkung i.allg. gegen Null streben. In Abhangigkeit von den verschiedenen Parametern der Theorie lat sich anhand der eektiven Wirkung der U bergang von der symmetrischen in die unsymmetrische Phase, d.h. in die Phase der spontanen Brechung einer Symmetrie, leicht studieren: die Brechung setzt dann ein, wenn We zwar symmetrisch ist, aber das Problem We =Minimum eine unsymmetrische Losung besitzt. Hat die eektive Wirkung genau die Form, wie sie durch (256) vorgegeben ist, so kann die Symmetrie gegenuber Translationen x 7! x + a nicht spontan gebrochen sein. Der Grund ist, da das Minimum, also das Gleichgewicht, dann nur unter zwei Bedingungen angenommen wird: 1. @i (x) = 0, d.h. (x) = c =konstant. 2. Ue (r) ist minimal fur r = c. 101 Der letzte Punkt macht deutlich, da dem eektiven Potential Ue (r) eine zentrale Stellung zukommt. Seine Minima entscheiden daruber, ob das Modell sich in seiner symmetrischen oder unsymmetrischen Phase bendet. Das klassische Potential U (r) gibt hieruber nur unzureichende Auskunft. Seine Minima konnen mitunter eine spontane Brechung falschlich vorhersagen, die in Wirklichkeit durch Quantenuktuationen (Einschalten von ~) zerstort wird. Dies wirft die Frage auf, ob man das eektive Potential nicht auch unabhangig von der Gultigkeit der Darstellung (256) denieren kann, so da die Existenz dieser wichtigen Groe gesichert ist. Die Antwort ist denkbar einfach. Denition Das eektive Potential ist die eektive Wirkung pro Gitterplatz fur konstantes (x): Ue(r) = N ?4 Wefg (x) = r (257) Ist die Symmetrie unter Translationen nicht spontan gebrochen, so bedeutet dies, da das Minimum der eektiven Wirkung fur ein konstantes erreicht wird. Dieses Minimum deckt sich dann mit dem Minimum des durch (257) denierten eektiven Potentials. Im Falle eines einzigen reellen Skalarfeldes bleibt somit nur die Moglichkeit, da die Symmetrie 7! ? spontan gebrochen wird, d.h. es gilt Ue (?r) = Ue (r) und das Minimum liegt bei r = c 6= 0. Genau dies wird aus zwei Grunden erschwert: 1. Das eektive Potential ist eine konvexe Funktion. Denn die eektive Wirkung ist ein konvexes Funktional und es gilt (257). 2. Auf einem endlichen Gitter sind alle Abbildungen z 7! We fzj g z 7! We fzg analytische Funktionen von z 2 C . Die Eigenschaften des klassischen Potentials haben hierauf keinen Einu. Aus (257) folgt, da auch Ue (r) eine analytische Funktion von r ist. Man uberlegt sich leicht, da ein konvexes und analytisches Potential mit der Symmetrie Ue (?r) = Ue(r) genau ein Minimum besitzt, das sich an der Stelle r = 0 bendet. Schlufolgerung: 102 Auf einem endlichen Gitter gibt es weder einen Phasenubergang, noch eine spontane Symmetriebrechung, noch ein Kondensat h(x)i 6= 0. Auf einem unendlichen Gitter (bei N ! 1 also) geht von den Eigenschaften des eektiven Potentials nur die Analytizitat moglicherweise verloren. Und dies gibt uns eine Chance, die spontane Brechung der Symmetrie 7! ? dennoch zu beobachten, wie die Skizze verdeutlicht: Wie man sieht, wird die spontane Brechung nur dadurch ermoglicht, da das eektive Potential auf einem symmetrischen Intervall [?c; c] konstant ist. Eine solche Funktion kann nicht analytisch sein, es sei denn, sie ist uberall konstant. Den beiden Endpunkten des Intervalls entsprechen Gleichgewichtszustande, beschrieben durch W-Mae ? und +, so da h; (x)i = c gilt. Aber auch jeder andere Wert des Intervalls [?c; c] tritt als mogliches Kondensat auf. Denn, fur 0 < < 1 ist auch = ? + (1 ? )+ ein Gleichgewichtszustand mit h; (x)i = (?c) + (1 ? )c. Insbesondere gibt es ein Gleichgewicht, bei dem das Kondensat verschwindet. Oensichtlich gilt: W-Mae, die Gleichgewichte beschreiben, bilden eine konvexe Menge. Dies bedeutet, da mit 1 und 2 auch die konvexe Kombination = 1 +(1 ? )2 zu dieser Menge gehort (0 < < 1 vorausgesetzt). Gleichgewichtszustande, die sich nicht als konvexe Kombination aus anderen ergeben, die sich somit nicht zerlegen lassen, nennt man extremal. In unserem Beispiel zeichnen sich die extremalen Gleichgewichte dadurch aus, da in ihnen die Kondensate dem Betrage nach maximal mogliche Werte annehmen. In der statistischen Physik werden Groen wie c, r oder (x) = h(x)i Ordnungsparameter der Theorie genannt. Groen wie We oder Ue heien dort thermodynamische Potentiale. Die Gleichgewichtsbedingungen lauten in 103 jedem Fall, so wie in der Feldtheorie: We fg =Minimum . Es entspricht allgemeiner Praxis, eine variable Groe der Theorie immer dann einen Ordnungsparameter zu nennen, wenn sie in der symmetrischen Phase verschwindet, jedoch in der unsymmetrischen Phase einen Wert 6= 0 annehmen kann (aber nicht mu, weil dies von dem Zustand abhangt). Das klassische Beispiel eines Ordnungsparameters ist die Magnetisierung (ein Vektor) eines Permanentmagneten. Oberhalb des Curie-Punktes verhalt sich das Material paramagnetisch; es bendet sich in der O(3)-symmetrischen Phase. Unterhalb des Curie-Punktes verhalt sich das Material ferromagnetisch; es bendet sich dann in der unsymmetrischen Phase mit spontaner Brechung der Rotationssymmetrie. Lassen wir auf eine zunachst unmagnetisierte Probe des Ferromagneten ein starkes Magnetfeld wirken, so nden wir nach dessen Abschaltung eine remanente Magnetisierung Mr mit der Richtung des Feldes. Das gleiche Experiment mit dem entgegengesetzten Magnetfeld erzeugt eine remanente Magnetisierung ?Mr . Alle Werte des symmetrischen Intervalls [?Mr ; Mr ] konnen fur die Magnetisierung durch ein geeignetes Experiment erreicht werden. In jedem Fall bendet sich das System in einem thermodynamischen Gleichgewicht, wenn die zeitliche Veranderung des aueren Feldes so langsam erfolgte (quasistatisch), da sich zu jedem Zeitpunkt ein Gleichgewicht ausbilden konnte. Wir lernen aus diesen Beispiel auch, da ein aueres Feld (in der Feldtheorie: j ) notig ist, um dem Ordungsparameter einen von Null verschiedenen Wert zu geben. Fuhren wir mit Hilfe eines zeitabhangigen Feldes einen Kreisproze aus, so beobachten wir u.U. eine Hysteresis-Schleife; sie ist charakteristisch fur die Existenz einer unsymmetrischen Phase. 5.8 Die Ginsburg-Landau-Gleichungen Wir wenden uns einem Problem der kondensierten Materie zu, das in der Geschichte der Physik dieses Jahrhunderts eine wichtige Rolle spielte. Es geht dabei um die Beschreibung des supraleitenden Zustandes eines Elektronengases in der Nahe des Phasenuberganges mit den Methoden der eektiven Wirkung. Interessante Eekte stellen sich ein, wenn der Supraleiter mit einem aueren elektromagnetischen Feld in Wechselwirkung steht. Bei Anlegung eines raumlich wie zeitlich konstanten Magnetfeldes kann sich uberraschenderweise kein homogener supraleitenden Zustand einstellen. Vielmehr kann der Supraleiter nur auf drei Weisen auf das Feld reagieren: 1. Das Magnetfeld wird verdrangt (Meissner-Ochsenfeld-Eekt). 2. Das Magnetfeld zerstort den supraleitenden Zustand. 104 3. Ein inhomogener supraleitender Zustand wird gebildet. Die letzte Moglichkeit deniert den Supraleiter zweiter Art. Ginsburg und Landau haben 1950 das Verhalten des Supraleiters in einem aueren Feld durch nichtlineare Gleichungen beschrieben, die zu ihrer Zeit als Basis einer phanomenologischen Theorie angesehen wurden. Heute wissen wir, da es sich bei diesen Gleichungen um die Gleichgewichtsbedingungen handelt. Sie leiten sich aus einem Variationsprinzip her, demzufolge die freie Energie ein Minimum annehmen soll. Die freie Energie ist ein Funktional des Ordnungsparameters 2 C und dem im Inneren herrschenden Vektorpotential A, beides Funktionen von x 2 E3 . Auf der Basis der mikroskopischen BCS-Theorie kennt man nun auch die Naherungen, die notig sind, damit das GinsburgLandau-Funktional hergeleitet werden kann, d.h. man hat einen Moglichkeit gefunden, die Konstanten der GL-Theorie aus den atomistischen Groen zu berechnen. Bei dem Bemuhen, die GL-Gleichungen zu rechtfertigen, zeigte sich, da ihr Gultigkeitsbereich auf die Nahe des kritischen Punktes eingeschrankt ist. Die Ginsburg-Landau-Gleichungen enthalten keine Zeitableitungen und lauten: ? 41m (r + 2ieA)2 = ? 2jj2 (258) 2 r (r A) = 2iem (r ? r) ? 2me jj2A (259) Sie losen das Variationsproblem Wef; Ag = Minimum (260) fur das von unten beschrankte Funktional R We = d3x f 21 (r A)2 + 41m j(r + 2ieA)j2 ? jj2 + jj4g (261) Die darin vorkommenden Groen bedurfen der Erlauterung: 2m ist die Masse der Cooper-Paare, und ?2e ist ihre Ladung. Der Supraleiter besitzt eine endliche, wenn auch groe Ausdehnung. Das Vektorpotential unterliegt einer Randbedingung, die ausdruckt, da das Magnetfeld B = r A am Rand stetig in das Auenfeld ubergeht. Die komplexe Funktion beschreibt das Kondensat der Cooper-Paare. Es handelt sich dabei um einen makroskopischen Ordnungsparameter des Gesamtsystems und kann { bis auf eine unwesentliche A nderung der 105 Normierung { als der Erwartungswert h " (x) # (x)i in dem (variablen) Mikrozustand angesehen werden. Das nichtrelativistische -Feld dient zur Beschreibung der Elektronen in der Nahe der Fermi-Kugel. Die Pfeile markieren die beiden Helizitatszustande. Bis auf eine additive Konstante stellt We die freie Energie des FermiGases in der Nahe thermodynamischen Gleichgewichtes dar. Das Gleichgewicht ist durch die Temperatur T und die Bedingung We =Minimum charakterisiert. Die Parameter der Theorie sind: 2 4 2 = (T ) = 6 Tc (Tc ? T ) = 9 Tc >0 7 (3)F 14 (3)mkF F (kF =Fermi-Impuls, F =Fermi-Energie, (s)= Riemannsche Zetafunktion, Tc = kritische Temperatur). wechselt das Vorzeichen am Phasenubergang. Die Struktur von We und die Interpretation als freie Energie zeigt uns, da wir es hier mit einer dreidimensionalen Variante der eektiven Wirkung zu tun haben, deren allgemeine Theorie wir fur vier euklidische Dimensionen erlautert haben. Das GL-Funktional hat nur einen Schonheitsfehler: fur T < Tc ist es nicht konvex. Dies lat sich jedoch bereinigen. Man kann namlich jeder nach unten beschrankten, jedoch nichtkonvexen Funktion f die Einhullende f zuordnen; dies ist die grote konvexe Funktion, die uberall kleiner oder gleich f ist. Zugleich entsteht f durch zweimalige Anwendung27 der Legendre-Transformation auf f . Im GL-Funktional nden wir die Funktion f (r) = ?r2 + r4 Fur T < Tc (d.h. > 0) konnen wir sie jederzeit durch r ?r2 + r4 jrj > a 4 a = ?a jrj a 2 ersetzen, ohne da die physikalischen Aussagen dadurch beruhrt wurden. Fur T Tc, also fur < 0, stimmen f und f uberein. f (r) = 27 Gema der allgemeinen Denition bedeutet dies die Berechnung von f (t) = supfrt ? f (r)g r f (r) = supfrt ? f (t)g t 106 Unterhalb der kritischen Temperatur nden wir ein von Null verschiedenes Kondensat (x). Obwohl die freie Energie invariant ist gegenuber globalen U(1)-Eichtransformationen, nden wir nichtinvariante Gleichgewichtszustande: in der supraleitenden Phase ist die U(1)-Symmetrie spontan gebrochen. Oberhalb der kritischen Temperatur, also in der normalleitenden Phase, gilt = 0 im Gleichgewicht, und die Eichinvarianz ist wieder hergestellt. Fur T < Tc gibt es ein kritisches B -Feld, bei dem der U bergang in den normalleitenden Zustand stattndet. In guter Naherung ergibt sich das kritische Feld aus der Gleichung ? 41m (r + ieB x)2(x) = (x) (262) beschrankt in E3 . Es handelt sich formal um die Schrodinger-Gleichung fur ein Teilchen der Masse 2m und der Ladung ?2e in einem konstanten Magnetfeld B. Dies fuhrt zu den beruhmten Landau-Niveaus 2 1) + p ( n + n = 0; 1; 2; : : : B = jBj (263) = eB 2 m 4m Hierbei ist p die Projektion des Impulses auf die Richtung von B. Diese Komponente des Impulses ist beliebig wahlbar. Aus (263) folgt die oensichtliche Bedingung (T ) 2eB (264) m Sie legt einen Bereich der T; B -Ebene fest, fur den ein inhomogener supraleitender Zustand existiert. Man erkennt: ist fur eine Temperatur T das Feld B dem Betrage nach groer als Bc = 2(m=e)(T ) ; (265) so lat sich die Gleichung (262) nur fur = 0 erfullen und das System bendet sich in dem normalleitenden Zustand. Fur B in Richtung der zAchse, p = pz = 0 und n = 0 lautet die Losung (266) 0(x; y) = C (x ? iy) expf? 21 eB (x2 + y2)g C 2 C Sie beschreibt einen Wirbelfaden, genauer, einen Quantenwirbel, dessen Kern die z-Achse darstellt und dessen Durchmesser r ~c d = eB 107 ist. Quantenwirbel treten auch in Supraussigkeiten (Helium) auf. Die Translationen (x) ! a(x) = (x ? a) expfie(Bax)g (267) ((Bax)=Spatprodukt) bilden eine Symmetriegruppe28 fur das Problem (262). a0 beschreibt einen um den Vektor a verschobenen Wirbelfaden und stellt ebenfalls eine Gleichgewichtslosung dar. Die allgemeine Losung { ohne Berucksichtigung der nichtlinearen Terme in den GL-Gleichungen { entsteht durch Superposition von Quantenwirbeln an verschiedenen Orten. Sei G ein groes (im Idealfall unendlich ausgedehntes) zweidimensionales Gitter senkrecht zu B, so konnen wir ihm eine Gleichgewichtslosung der folgenden Art zuordnen: G (x) = X a2G 0(x ? a) expfie(Bax)g (268) Abrikosov hat 1952 gezeigt, da bei Berucksichtigung der nichtlinearen Terme in den GL-Gleichungen das Gleichgewicht fur ein Dreiecksgitter eintritt, falls nur Funktionen der Form G zur Konkurrenz zugelassen sind. Wir beobachten daher in einem Supraleiter zweiter Art eine periodische Anordnung von quantisierten Wirbeln. Die Quantisierung auert sich darin, da bei dem Umlauf um einen Wirbelfaden sich die Phase von um 2 andert. Die zweite GL-Gleichung sagt uns, da sich entlang eines jeden Wirbelfadens eine Flurohre ausbildet, in der der magnetische Flu nicht verschwindet und quantisiert ist. Die Existenz dieser Flurohren ist experimentell bestatigt worden. 28 Siehe die Vorlesung Gruppentheorie und Quantenmechanik, SS 1988. 108 6 Quantisierung der Eichtheorien Die gangige Vorstellung, da Wissenschaftler unerbittlich von einem wohlbegrundeten Faktum zum nachsten fortschreiten, ohne sich jemals von irgendwelchen unbewiesenen Vermutungen beeinussen zu lassen, ist ganz falsch. Alan Turing 6.1 Die euklidische Version der Maxwell-Theorie 6.1.1 Die klassische Situation (~ = 0) Wir beginnen die Diskussion der Eichtheorien mit einer Skizze der klassischen Maxwell-Theorie im euklidischen Raum. Ausgangspunkt ist das euklidische Potential Ak (x) mit reellen Komponenten. Es ist wichtig, da wir es von dem Potential AM (x) im Minkowski-Raum unterscheiden. Beide Potentiale hangen formal durch eine Ersetzungsregel miteinander zusammen: iA0M (x0 ; x) = A4(x; x4 ) x4 = ix0 AkM (x0 ; x) = Ak (x; x4) k = 1; 2; 3 (269) (270) Diese Regel miachtet, da in beiden Theorien das Potential als reell vorausgesetzt wird. Falls jedoch die Komponenten des Potentials analytische Funktionen von x4 und invariant gegenuber der Zeitumkehr sind, kann die Ersetzungsregel als eine Vorschrift zur analytischen Fortsetzung interpretiert werden, die die Realitat der Potentiale respektiert. Als Zeitumkehr betrachten wir die Abbildung [A]k (x; x4 ) = ?Ak (x; ?x4) k = 4 k 4 A (x; ?x ) k = 1; 2; 3 (271) und A = A besagt, da A4 eine ungerade Funktion, A1; A2; A3 gerade Funktionen von x4 sind. Die euklidische Feldstarke Fk` = @` Ak ? @k A` kann wieder nach einem elektrischen und einem magnetischen Anteil zerlegt werden (wohl zu unterscheiden von den entsprechenden Groen der pseudo-euklidischen MaxwellTheorie): E = fF14 ; F24; F34 g = fF23 ; F31 ; F12 g B = fF23 ; F31; F12 g = fF14 ; F24 ; F34 g 109 (272) (273) Hier ist F der zu F duale Tensor. Es gilt F = F . Bei dem U bergang zum dualen Tensor vertauschen die Vektoren E und B ihre Rollen. Gilt E = B, aquivalent F = F , so heit F selbstdual. Gilt E = ?B, aquivalent F = ?F , so heit F anti-selbstdual. Die Zerlegung in einen selbstdualen und einen antiselbstdualen Anteil ist hier immer im Reellen ausfuhrbar. Im MinkowskiRaum war dies nicht moglich. Das euklidische Maxwell-Feld F transformiert sich gema einer reduziblen Darstellung (1; 0) (0; 1) der SO(4), der Gruppe aller Drehungen des Raumes E4 . Die Zerlegung des Feldes entspricht den beiden irreduziblen Darstellungen (1; 0) und (0; 1) und ist darum invariant gegenuber SO(4)-Transformationen29. Sie ist jedoch nicht O(4)-invariant, weil jede Spiegelung I : E4 ! E4 mit det I = ?1 selbstduale und anti-selbstduale Komponenten miteinander vertauscht. Wir schreiben die euklidische Wirkung fur das klassische Potential mit auerer Quelle als R W fAg = d4x f 41 F k`(x)Fk`(x) ? jk (x)Ak (x)g (274) Hierbei handelt es sich um ein konvexes Funktional, wie man an der alternativen Form (276) leicht erkennt. Die entscheidende Frage lautet aber: Ist W fAg auch von unten beschrankt? Dies ist notwendig, damit ein klassisches Gleichgewicht existiert. Im anderen Fall ware die klassische Feldtheorie nicht stabil. Nun gilt F 2 = F ik Fik = 2(E2 + B2) 0 und F 2 = 0 genau dann, wenn F = 0 ist, also fur Ak = @ k f mit einer Eichfunktion f . Fur ein solches Potential haben wir W fAg = Z d4x f (x)@k j k (x) (275) nach einer partiellen Integration, und W fAg ist, wie man sieht, nicht von unten beschrankt (f ist ja beliebig), es sei denn, die Quellfunktion erfullt die 29 Die Gruppe SO(4) besitzt die gleiche Lie-Algebra wie die Produktgruppe G = SU (2) SU (2). Die beiden Gruppen sind, wie man sagt, lokal isomorph. Zugleich ist G die universelle U berlagerungsgruppe der SO(4). Siehe hierzu die Kapitel 3.3 und 5.1.3 der Vorlesung Gruppentheorie und Quantenmechanik, SS 88. Die Darstellungstheorie der SO(4) benotigt daher die Darstellungen der SU (2) als Bausteine. Die unitare und irreduzible Spinordarstellung (j; k) der SO(4) (Darstellung bis auf ein Vorzeichen) liegt vor, wenn die erste SU (2) durch den Spin j , die zweite durch den Spin k reprasentiert ist. Eine gewohnliche Darstellung der SO(4) liegt vor, wenn (?1)2j+2k = 1 ist. Bei dem Wechsel von der euklidischen zur pseudo-euklidischen Struktur geht die unitare Spinordarstellung (j; k) der SO(4) in die nicht-unitare Spinordarstellung Djk der Lorentz-Gruppe uber. Siehe hierzu das Kapitel 1.2 der Vorlesung QFT I. 110 Bedingung @k j k (x) = 0. Dieses voraussetzend konnen wir schreiben: W fAg = 21 (A; C A) ? (A; j ) C0 (276) ? 1 ? 1 ? 1 1 1 = 2 ((A + j ); C (A + j )) ? 2 (j; (?) j ) (277) Ck` = @k @` ? k` (278) Der Dierentialoperator C ist zwar positiv, jedoch nicht invertierbar. Ausgenutzt wurde C (?)?1j = j als Folge der Stromerhaltung. Das Ergebnis zeigt, da die Divergenzfreiheit des Stromes nicht nur notwendig, sondern auch hinreichend fur die Stabilitat ist, und da das Variationsproblem W fAg = Minimum (279) die allgemeine Losung Ak = (?)?1jk +@k f besitzt, wobei die Eichfunktion f beliebig ist. Die Mehrdeutigkeit der Losung kommt dadurch zustande, da der Operator C zwar positiv, jedoch nicht invertierbar ist. Je zwei Losungen gehen durch eine Eichtransformation auseinander hervor; die Gruppe der lokalen Eichtransformationen operiert in einer solchen Weise auf der Losungsmannigfaltigkeit, da eine 1:1-Korrespondenz zwischen Losungen und Eichtransformationen besteht. Das Minimum selbst ist eindeutig, d.h. unabhangig von der Wahl der Eichfunktion f : inf f 1 (A; C A) ? (j; A)g = ? 21 (j; (?)?1 j ) (280) A 2 Z Z j k (x)jk (y) = ? 21 (2)?2 d4x d4y jx ? yj2 (281) Der Integralkern (2)?2jx?yj?2 = S (x?y; 0) ist die Schwinger-Funktion eines masselosen Skalarfeldes (siehe die Formeln 3.12 und 3.13). Stillschweigend wurde vorausgesetzt, da das auftretende Doppelintegral fur groe Werte von jxj und jyj konvergiert. Die Singularitat bei x = y ist integrabel in der vierdimensionalen euklidischen Raumzeit. Formal betrachtet, sind Strome Elemente des Raumes J = fj : R 4 ! R 4 j (j; (?)?1 j ) < 1g Potentiale A Elemente des Dualraumes J 0 . Daruberhinaus erfordert die Stabilitat, die Strome als Elemente des Unterraumes J0 = fj 2 J j @k j k = 0g anzusehen. Die Beschrankung auf J0 bewirkt wiederum, da viele Gleichgewichtslosungen A 2 J 0 existieren. Die Losung ist jedoch eindeutig, wenn 111 wir sie als Element des Dualraumes J00 auassen. Denn in J00 werden zwei Potentiale A und A0 aus J 0 als gleich betrachtet, falls (A; j ) = (A0; j ) fur alle j 2 J0 gilt, und dies ist genau dann erfullt, wenn A0k = Ak + @k f (282) fur eine Eichfunktion f gilt. Zugleich beschreibt (282) die allgemeine lokale U(1)-Eichtransformation. Bezeichnen wir mit G die hierdurch erzeugte Eichgruppe, so ist J00 nicht anderes als der Faktorraum von J 0 bezuglich der Wirkung dieser Eichgruppe: J00 = J 0 =G (283) Dieser Faktorraum erweist sich als der eigentliche Phasenraum des euklidischen Maxwell-Theorie. Der groere Phasenraum J 0 besitzt viele uberussige Freiheitsgrade. Er ist gefasert, wobei die Punkte einer Faser physikalisch aquivalent sind. Jede Faser stellt eine Kopie der Gruppe G dar. Im Faktorraum schrumpft jede Faser zu einem einzigen Punkt, der den Zustand des Systems bereits ausreichend beschreibt. Wie immer in solchen Situationen besteht der Wunsch, auf jeder Faser einen Reprasentanten zu wahlen, um somit zu einer konkreten Beschreibung des Faktorraumes zu gelangen: man identiziert den Faktorraum ganz einfach mit dem System der Reprasentanten. Man spricht hier auch von einem Querschnitt (eng.cross section). In der Regel konstruiert man einen Querschnitt des Faserraumes dadurch, da man eine Flache wahlt, die jede Faser transversal in einem Punkt schneidet. Dieser Vorgang, bei dem die Reprasentanten sich stetig von Faser zu Faser verandern, wird Eichxierung genannt. Die Flache wird durch eine Gleichung festgelegt, die man Eichbedingung nennt. Eine Eichxierung konnen wir etwa durch die Lorentz-Bedingung @k Ak = 0 erreichen. Ansich handet es sich hierbei um ein Kontinuum von Bedin(fur jedes x eine). Um nur eine Bedingung zu haben, schreiben wir Rgungen d4x (@k Ak (x))2 = 0. Mit der Einfuhrung eines Langrangeschen Multiplikators > 0 erhielten wir so das Variationsproblem R W fA; g := d4x f 41 F k`(x)Fk`(x) + 21 (@k Ak )2 ? jk (x)Ak (x)g = Minimum (284) Wahrend fur = 0 die Wirkung nicht strikt konvex ist, sondern vielmehr ein RegenrinnenProl zeigt, 112 gilt fur > 0, da W fA; g ein strikt konvexes Funktional ist mit einem eindeutigen Minimum und einem monotonen Anstieg in alle Richtungen (Hangematten-Prol): 113 Nun ist es nicht mehr notwendig, den Strom als divergenzfrei vorauszusetzen, um die Stabilitat der Wirkung zu garantieren. Wir fordern lediglich j 2 J und nden das Minimum mit der oben dargestellten Methode: (285) W fA; g = 21 (A; C A) ? (A; j ) ? 1 ? 1 ? 1 (286) = 21 ((A ? C j )C (A ? C j )) ? 21 (j; C j ) C = (1 ? )@ @ ? > 0 (287) ? 2 ? 1 ? 1 ? 1 C = (1 ? ) @ @ ? (288) Also (289) inf W fA; g = ? 21 (j; C ?1 j ) A2J 0 Das Inmum wird nur an der Stelle A = C ?1 j angenommen. Die Eindeutigkeit kommt dadurch zustande, da C fur > 0 ein invertierbarer positiver Operator ist. Sobald der Strom j divergenzfrei ist, lautet die Losung A = (?)?1 j und das Minimum stimmt mit dem fruher berechneten Ausdruck uberein. Fazit: die Ersetzung der ursprunglichen Wirkung W fAg durch W fA; g mit > 0 hat die Physik in keinerlei Weise beeinut, die Entartung des Minimums der Wirkung wurde jedoch aufgehoben. Anstelle von Ak = (?)?1j + @k f (f beliebig) erhalten wir nunmehr den ReprasentantenRAk = (?)?1j , der die Lorentz-Bedingung @k Ak = 0 erfullt. Man nennt 1 4 k 2 2 d x (@k A ) den eichxierenden Term in der Wirkung. 6.1.2 Die allgemeine Situation(~ > 0) Nachdem wir die klassische Theorie gut im Gri haben, konnen wir durch \Einschalten" von ~ die zugehorige Quantenfeldtheorie erzeugen und ihre Ei114 genschaften studieren. An die Stelle des Hamiltonschen Prinzips der kleinsten Wirkung tritt nun das Variationsprinzip h; W i ? ~S () = Minimum (290) wobei ein W-Ma auf J 0 darstellt, uber das zu variieren ist. Jedem ist eine Entropie S () zugeordnet (um deren Denition wir uns hier nicht sorgen), und W ist durch Z 1 W fA; g = 2 (A; C A) = d4x f 41 F k`(x)Fk`(x) + 12 (@k Ak )2 g C = (1 ? )@ @ ? ( > 0) (291) gegeben. Die Wechselwirkung mit einem aueren Strom haben wir nicht mit in die Wirkung aufgenommen. Durch Hinzunahme eines eichxierenden Terms wird erreicht, da bei Variation uber alle W-Mae auf J 0 wir genau ein Gibbs-Ma nden, fur das h; W i ? ~S () minimal ist. Wie soll man das losende Gibbs-Ma beschreiben? Ein Teil der Antwort lautet: das Gibbs-Ma ist festgelegt, wenn man seine Fourier-Transformierte kennt. Mit dem Hinweis auf die fruher getroene Vereinbarung (s.Seite 49 oben) und in volliger Analogie zu den Formeln fur ein freies Skalarfeld konnen wir hier die denierende Gleichung sofort angeben: Z d(A) ei(j;A) = hei(j;A)i = expf? 21 ~(j; C ?1j )g (j 2 J ) (292) Sie charakterisiert als ein Gau-Ma auf J 0, fur das wir auch formal schreiben: ?1 ?1 d(A) = D Z A Z exp(?~ W fA; g) Z = DA exp(?~?1W fA; g) (293) Welche Auswirkung hat der eichxierende Term auf die Integration uber den Faserraum J 0 ? Entlang einer jeden Faser Afk = Ak + @k f @ k Ak = 0 (A fest, f variabel) wird exp(?~?1 W fAf ; g) zu einer Gau-Glocke mit Maximum bei f = 0, so da der Hauptbeitrag des Funktionalintegrals aus der Umgebung der Mannigfaltigkeit @ k Ak = 0 kommt. Je groer gewahlt wird, umso mehr ahnelt die Gau-Funktion einer -Funktion. 115 Aus dem erzeugenden Funktional (292) erhalten wir alle n-Punktfunktionen des Potentials Ak (x). Die Kenntnis der Zweipunktfunktion ist dazu ausreichend: hAk (x)A`(x0 )i = ~[C ?1 ]Zk`(x; x0) expfip(x ? x0)g p ~ k p` 4 ? 1 = (2)4 d p ( ? 1) p2 + k` p2 Diese Funktion hangt von , also von der Wahl des eichxierenden Terms in der Wirkung ab. Diese Tatsache spiegelt nur wieder, da auf dem klassischen Niveau das Potential eine eichabhangige Groe ist. Der unbeobachtbare Parameter fallt heraus, sobald wir zu den Feldstarken ubergehen: Z 0 ~ 0 hFjk (x)F`m (x )i = (2)4 d4p cjk;`m(p) expfipp(x2 ? x )g cjk;`m(p) = k`pj pm + jmpk p` ? j`pk pm ? kmpj p` Alle Groen, die auf klassischem Niveau eichinvariant sind, bleiben in einer Quantenfeldtheorie unberuhrt von der Einfuhrung eichxierender Terme. Zwei Spezialfalle tragen einen Namen: = 1 Feynman-Eichung. Hier ist die euklidische Zweipunktfunktion des Potentials proportional zu k`. Das entspricht dem Gupta-BleulerVerfahren zur Quantisierung von AM . = 1 Landau-Eichung. Diese Wahl markiert einen singularen Grenzfall, weil die Matrix P mit den Komponenten pk` = k` ? p?2pk p` einen Projektor darstellt: es existiert C ?1, aber nicht C . Der Trager des zugehorige Gibbs-Maes ist die Flache @k Ak = 0 (Im Limes ! 1 entartet das Gau-Ma: in jeder Richtung transversal zur Flache wird aus der Gau-Glocke eine -Funktion). 6.2 Nicht-abelsche Eichtheorien 6.2.1 Einige Vorbetrachtungen Um moglichst einfache und denierte Verhaltnisse zu haben, betrachten wir die SU (n)-Eichtheorie ohne Materie-Feld. Wir erinnern daran, da die LieAlgebra su(n) aus antihermiteschen spurfreien Matrizen besteht, die man als Elemente eines reell-linearen Raumes auat, in dem eine Basis ?ita (a = 1; : : : ; n2 ?1) existiert, so da die ta hermitesche spurfreie nn-Matrizen sind mit 1 2 Spur ta tb = ab : 116 Das euklidische Eichfeld Ak (x) nimmt Werte in su(n) an und kann deshalb nach der Basis zerlegt werden: Ak (x) = ?i X a Aak (x)ta (294) Die Komponenten Aak (x) sind gewohnliche reelle Vektorfelder. Der nichtabelsche Charakter der Eichgruppe bewirkt, da diese Vektorfelder untereinander in Wechselwirkung stehen und die Kopplungskonstante g nicht Null gesetzt werden darf. Man erkennt dies daran, da g aus den Feldgeichungen eliminiert werden kann, etwa dadurch, da man gAk (x) als das neue Potential einfuhrt. Dieser Normierungskonvention wollen wir hier folgen, weil so g aus nahezu allen Formeln verbannt wird: nur die euklidische Wirkung enthalt die Kopplungkonstante noch in Form eines Vorfaktors g?2. Die kovariante Ableitung schreiben wir als Dk = @k ?Ak . Fur die Feldstarken gibt es verschiedene Darstellungen: Fk` = [Dk ; D`] = D`Ak ? Dk A` = Akj` ? A`jk + [Ak ; A`] (295) (296) Die euklidische Wirkung ist allein in den Feldstarken ausdruckbar: Z 1 W fAg = ? 8g2 d4x Spur Fk`F k` (297) P Sie ist positiv, weil man nach einer Zerlegung Fk` = ?i a Fk`a ta auch schreiben kann: Z X 1 (298) W fAg = 4g2 d4x (Fk`a )2 ak` Die lokale Eichgruppe G besteht aus Elementen u, die fur sich genommen als Funktionen aufzufassen sind, u : E4 ! SU (n) ; x 7! u(x) ; wobei die Eichtransformation des Potentials durch Auk := uAk u?1 + ujk u?1 (299) gegeben sind. Wie in QFT I bewiesen, ist ujk u?1 fur festes x und k ein Element der Lie-Algebra su(n). Das W-Ma d(A) = DA Z ?1 exp(?~?1 W fAg) (300) 117 ist aus den Grunden, wie wir sie schon in der Maxwell-Theorie kennenlernten, schlecht deniert, ja unsinnig, weil es zuviele Richtungen im Raum der Potentiale gibt, in denen die Wirkung (wegen der Eichinvarianz) konstant ist. Auch hier sind wir genotigt, einen eichxierenden Term in die Wirkung einzufuhren: Z 1 W fA; g = ? 8g2 d4x Spur fFk`F k` + (Akjk )2g ( > 0) (301) Jedoch, im Gegensatz zu dem abelschen Fall konnen wir jetzt nicht ohne weiteres behaupten, da mit der neuen Wirkung Erwartungswerte wie hFkj (x)F`m (y)i automatisch unabhangig von dem Parameter sind (die Storungstheorie zeigt, da das nicht der Fall ist). Da physikalische Ergebnisse nicht von einem unphysikalischen Parameter abhangen durfen, mussen wir uns eine bessere Wahl der Wirkung uberlegen. Der Weg dorthin fuhrt uber mehrere Stufen. Fernab von dem gesicherten Boden der Mathematik bewegen wir uns nun in einem Bereich, in dem die mathematische Fantasie vorherrschend ist. 6.3 Die Faddeev-Popov-Theorie 6.3.1 Erste Stufe: Eine Zerlegung der Zahl 1 Jedes Element der Eichgruppe G hat die Gestalt u(x) = ea(x) mit a(x) 2 su(n). Es ist zweckmaig, die Funktionen a : E4 ! su(n) geeignet einzuschranken. Wir fuhren den Raum HR so ein, da er alle Funktionen a enthalt, fur die die Bedingung kak2 := ? 21 d4x Spur fa(x)g2 < 1 erfullt ist. Unter dem Skalarprodukt (a; b) = ? 21 Z d4x Spur a(x)b(x) besitzt H die Struktur eines reellen Hilbertraumes. In diesem Raum sei eine Basis (e )=1;2;::: so gewahlt, da jede Funktion e(x) beliebig oft dierenzierbar und exponentiell abfallend ist (man wahle etwa die Eigenfunktionen des harmonischen Oszillators in vier Dimensionen und multipliziere diese mit ?ita ). Insbesondere gilt also (e ; e ) = . Unter geeigneten Bedingungen an das Potential Ak (x) deniert dk a := [Dk ; a] = ajk + [a; Ak ] (302) einen Operator dk auf H mit den ublichen Eigenschaften eines Dierentialoperators: er ist unbeschrankt, nicht uberall deniert und antisymmetrisch: es gilt (a; dk b) = ?(dk a; b) fur a und b im Denitionsbereich. 118 Die Bedeutung des Operators dk wird klar, sobald wir eine einparametrige Untergruppe u(s) 2 G (s 0) von Eichtransformationen ins Auge fassen. Wir haben dann u(s) = esa = 1 + sa + O(s2) a 2 H (303) und, wie aus (299) folgt, Auk(s) = Ak + sdk a + O(s2) (304) d.h. dk a charakterisiert A nderungen des Potentials bei innitesimalen Umeichungen. Die Lorentz-Bedingung Ajkk = 0 schreiben wir auch @A = 0. Sie bleibt unter Eichtransformationen nicht erhalten, und innitesimale A nderungen lassen sich mit Hilfe des Operators M = ?@ k dk angeben: @Au(s) = @A ? sMa + O(s2) (305) k Ma = ?a + @ [Ak ; a] (a 2 H) (306) Eine Variante der Lorentz-Bedingung ist @A = C mit C 2 H. Fur die weitere Diskussion benotigen wir eine wichtige Voraussetzung: Gilt @A = C fur ein Potential Ak und C 2 H, so besitzt @Au = C nur die Losung u = 1. In Worten: die Eichbedingung ist nur einmal entlang einer Faser fAu j u 2 Gg erfullt. Es hat sich herausgestellt, da diese Hypothese streng genommen falsch ist (Gribov ambiguity). Fur C = 0 stellt sich die Situation so dar: die beiden Gleichungen @ k Ak = 0 @ k (uAk u?1 + ujk u?1) = 0 (307) fuhren auf @ k ak + [ak ; Auk] = 0 ak := ujk u?1 2 H (308) Mit dem Ansatz ak (x) = @k (x) und unter der Bedingung (1) genugend klein, (2) A genugend gro, gibt es neben = 0 wenigenstens eine weitere Losung 6= 0 der Dierentialgleichung. Die von Gribov entdeckte Mehrdeutigkeit tritt fur gewisse Potentiale A auf. Eine Umgebung von A = 0 ist ist frei davon. Moglicherweise ist der Einwand von Gribov physikalisch irrelevant. Es entspricht der allgemeinen Praxis ihn zu ignorieren. Wir parametrisieren nun die gesamte Eichgruppe G und wahlen hierzu die Basis in H: u = exp 1 X =1 s2 se 119 := 1 X =1 s2 < 1 (309) Die Entwicklungsformel lautet nun: @Au = @A ? 1 X =1 s Me + O(s2) (310) P Besitzt C die Entwicklung C = 1 =1 c e (c 2 R ) und gilt @A = C , so erhalt man: 1 X u ( s) (311) c ? (e; @A ) = s (e; Me ) + O(s2) =1 Wir fuhren nun eine Deltafunktion ein, die im Funktionalintegral die Eichbedingung @A = C aufrecht erhalten soll. Wir denieren (der Boden wird nun schwankend!): fC ? @Ag := (A; C ) := 1 Y (c ? (e ; @A)) (312) Du fC ? @Au g (313) =1 Z G det M := det(e; Me );=1;:::;1 (314) indem wir uns vorstellen, da G ein invariantes Ma (Haarsches Ma) Du besitzt, das in einer Umgebung des neutralen Elementes u = 1 die Form hat: Du = f (s1; s2; : : :) 1 Y =1 ds f (0; 0; : : :) = 1 Beachte: Obwohl SU (n) eine kompakte Gruppe ist und deshalb ein endliches Gruppenvolumen besitzt, gilt dies nicht mehr fur G . Wie nichtkompakt G wirklich ist, merkt man daran, da jede einparametrige Untergruppe u(s) = expfsag bereits nichtkompakt (d.h. der Gruppe R isomorph) ist, wenn a(x) eine stetige, jedoch nichtkonstante Funktion auf E4 darstellt. Somit haben wir Z vol(G ) = Du = 1 Wir formulieren zwei Behauptungen: Aus @A = C folgt (A; C ) = j det Mj?1 Fur alle u 2 G gilt (Au; C ) = (A; C ) . 120 (315) Der \Beweis" benutzt die Denitionen, die Miachtung des Einwandes von Gribov, die Entwicklungsformel (311), die Eigenschaft der Deltafunktion30 unter A nderung der Koordinaten und die Invarianz des Maes Du. Als Zerlegung der Zahl 1 bezeichnen wir die Formel 1 = (A; C )?1 Z Du (C ? @Au ) (316) 6.3.2 Zweite Stufe: Division durch das Gruppenvolumen Es sei f fAg ein eichinvariantes Funktional von Ak (x), d.h. es gilt f fAug = f fAg fur alle u 2 G . Der Mittelwert R DA exp(?~?1W fAg)f fAg 1 (317) hf i = R DA exp(?~?1W fAg) = 1 ist, wie wir wissen, schlecht deniert. Wir fugen deshalb in Zahler und Nenner unter dem Integral die Darstellung der Zahl 1 aus dem vorigen Abschnitt ein und erhalten so nach Vertauschung der Integrationsreihenfolge: R Du R DA (A; C )(C ? @Au)?1 exp(?~?1W fAg)f fAg hf i = R Du R DA (A; C )?1(C ? @Au ) exp(?~?1W fAg) Die Eichinvarianz des Maes DA benutzend nden wir: R Du R DA (Au? ; C )?1(C ? @A) exp(?~?1W fAu? g)f fAu? g R Du R DA (Au? ; C )?1(C ? @A) exp(?~?1W fAu? g) hf i = Die Funktionale (A; C ), W fAg und f fAg sind jedoch eichinvariant. Somit ist der Integrand gar nicht abhangig von u 2 G . Ergebnis: R vol(G ) DRA (A; C )?1(C ? @A) exp(?~?1 W fAg)f fAg hf i = vol(G ) DA (A; C )?1(C ? @A) exp(?~?1 W fAg) 30 Es sei U R eine Umgebung von x = 0. Fur eine Bijektion : U ! U mit den Eigenschaften (0) = 0 und (x) = mx + O(x2 ), m = 6 0, folgt 1 1 1 Z U 1 1 dx ((x)) = jmj?1 Aus dieser Grundformel beweist man: Fur eine Umgebung U Rn von x = 0 und einer Bijektion : U ! U mit den Eigenschaften (0) = 0 und (x) = Mx + O(x2 ), det M 6= 0, folgt Z dx ((x)) = j det M j?1 U Es gibt Situationen, in denen eine Erweiterung dieser Formel auf Raume unendlicher Dimension einen Sinn hat. 121 Hier kurzt sich das Gruppenvolumen heraus. Oensichtlich ist die Tatsache vol(G ) = 1 eine Ursache fur das ungunstige Verhalten der Ausgangsdenition (317). Die Funktionalintegrale in Zahler und Nenner sind durch die -Funktion auf die Mannigfaltigkeit eingeschrankt, die durch die Eichbedingung @A = C beschrieben wird. Somit kommt (315) zur Anwendung, und wir konnen schreiben: Z hf i DA j det Mj (C ? @A)e?~? W fAg = Z ? 1 DA j det Mj (C ? @A)e?~ 1 W fAg f fAg Beide Seiten werden nun uber C 2 H mit dem W-Ma 2 ? 1 ( > 0) d (C ) = z DC exp ? 4~g2 kC k X Y kC k2 = (C; C ) = c2 DC = dc integriert. Fur ein eichinvariantes Funktional f fAg ist der Mittelwert hf i unabhangig von C . Wir vertauschen wieder die Integrationsreihenfolge und erhalten: 1 Z 2 hf i DA j det Mj exp ? ~ W fAg ? 4~g2 k@Ak = 1 Z 2 DA j det Mj exp ? ~ W fAg ? 4~g2 k@Ak f fAg Es ist uns gelungen, den eichxierenden Term in die Wirkung einzufuhren. Die neue Wirkung hat die Form (301). Also: R DA j det Mj expf?~?1W fA; ggf fAg hf i = R DA j det Mj expf?~?1W fA; gg (318) Etwas unerwartet und nicht vorauszusehen ist das Auftreten einer Determinante unter dem Integral. In einer abelschen Eichtheorie kurzt sich det M heraus, weil dann der Operator M unabhangig von dem Potential Ak (x) ist. Die Anwesenheit der Determinante ist also charakteristisch fur die nichtabelsche Eichtheorie. Es besteht jedoch kein Zweifel: ohne irgendeine Form der Regularisierung ist diese Determinante undeniert. 122 6.3.3 Dritte Stufe: Tanz der Geister Wir erinnern daran, da H als ein R -linearer Raum und M als ein R -linearer Operator auf diesem Raum eingefuhrt war. Folglich sind die Matrixelemente von M bezuglich der Basis (e) reell. Es ist zu betonen, da i.allg. M kein symmetrischer Operator ist, d.h. wir haben (a; Mb) 6= (Ma; b). Vielmehr gilt: M ist genau dann symmetrisch31 , wenn die Lorentz-Bedingung @A = 0 erfullt ist. Diese Situation lat sich nur im Limes ! 1 (Landau-Eichung) herstellen. Selbst wenn M symmetrisch ist, hangt es von Ak (x) ab, ob der Operator positiv ist. Fur A = 0 gilt in der Tat M = ? 0. Es ist nicht einmal gewi, ob die Positivitat noch in einer Umgebung von A = 0 erhalten bleibt. Eine Regularisierung der Determinante von der Art detN M = det(e ; Me );=1;:::;N (319) liefert eine reelle Zahl. Gleichzeitig ist detN M ein Funktional A und nimmt einen positiven Wert an der Stelle A = 0 an. Wann gilt also jdetN Mj = detN M im Funktionalintegral? Die Absolutzeichen durfen wir oenbar genau dann weglassen, wenn die folgende Behauptung korrekt ist: Fur jedes Eichpotential A gilt detN M 0. Auch hier konnen wir die Richtigkeit nur fur eine Umgebung von A = 0 sofort einsehen. Den Beweis fur groe Werte des Potentials mussen wir schuldig bleiben. Der Faktor det M im Funktionalintegral beschreibt eine Selbstwechselwirkung des Eichpotentials. Wollte man sie storungstheoretisch berucksichtigen, so hatte man von einer Zerlegung der folgenden Art auszugehen: det M = det(?) det(1 + K) Ka = ??1 @ k [Ak ; a] a 2 H det(1 + K) = exp Spur log(1 + K) = exp Spur (K ? 21 K2 + ) (320) (321) (322) (323) Der Operator K und seine Potenzen fuhren uns auf nichtlokale32 Wechselwirkungen des Eichpotentials mit sich selbst. Dies ist nicht erwunscht, und wir suchen nach einem anderen Weg der Beschreibung. Wenn die Determinante das Resultat einer lokalen Wechselwirkung sein soll, so verlangt dies von uns, 31 Fur alle a; b 2 H gilt (a; Mb) ? (Ma; b) = ([a; C ]; b) mit C := @A. 32 Der Grund hierfur ist die Anwesenheit des nichtlokalen Operators ?1 in der Denition von K. 123 da wir ktive su(n)-wertige Skalarfelder (x) und (x) einfuhren, die mit dem Eichpotential wechselwirken: det(~?1M) = (; M) = Z DD expf?~?1(; M)g Z 1 ? 2 d4x Spur (x)(M)(x) Z = ? 21 d4x Spur fjk (x)kk (x)g (324) (325) (326) Hier tritt neben der gewohnlichen Ableitung jk auch die kovariante Ableitung auf: kk (x) = [Dk ; ](x) = @k (x) + [(x); Ak (x)] (327) Damit die Darstellung (324) mit Hilfe eines Integrals vom Gau-Typ korrekt ist, mussen die Felder und Grassmann-Variable sein (dies wird in dem Kapitel 7 naher beschrieben). Gemeint ist dies so: entwickeln wir die Felder nach der Basis ?it der su(n), so sind die dadurch denierten Feldkomponenten and Grassmann-Variable. Da es sich hierbei um physikalische Felder handelt, durfen wir nicht einmal als Hypothese einfuhren. Ihnen korrespondieren daher auch keine beobachtbaren Teilchen, und wir bezeichnen und als Geisterfelder (sog. Faddeev-Popov-Geister). Sie haben lediglich die Aufgabe, die Quantisierung nicht-abelscher Eichtheorien (mit der Methode der Funktionalintegrale) durch Einfuhrung einer lokalen Wechselwirkung so zu beschreiben, da eine Storungsreihe erzeugt wird, deren Terme durch Feynman-Graphen im herkommlichen Sinne ausdruckbar sind. Wenn man das Teilchenbild fur die Faddeev-Popov-Geister uberhaupt verwenden will, so entsprechen den Geisterfeldern Geister-Fermionen ohne Masse und Spin. Handelte es sich um wirkliche Teilchen, so ware das SpinStatistik-Theorem verletzt. Die Geister gehoren einem Multiplett an, das der adjungierten Darstellung der Eichgruppe SU (n) mit der Dimension n2 ? 1 entspricht. Die Wechselwirkung behandelt und nicht in symmetrischer Weise: dies ist sehr ungewohnlich fur Fermi-Felder. Nur im Grenzfall ! 1 (Landau-Eichung) gilt (; M) = (M; ) = (; M). Die endgultige Wirkung hat die Gestalt: W fA; ; ; g = ? 21 Z d4x Spur f(2g)?2[Fk`F k` + (Akjk )2] + jk kk g Drei unterschiedliche Ausdrucke bestimmen diese Formel, (1) die klassische Energiedichte der Feldstarke Fk`, (2) der eichxierende Term und (3) die Wechselwirkung mit den Geisterfeldern. 124 6.4 Eichtheorien auf dem Gitter Die Formulierung von Wilson Die Kontinuumsformulierung der Eichtheorien charakterisiert das Eichfeld als eine Funktion mit Werten in einer Lie-Algebra g zur kompakten Eichgruppe G. Sobald wir den Raum E4 durch das Gitter (ZN )4 ersetzen, ist diese Interpretation des Eichfeldes ungeeignet. Grund: fur eine Eichtransformation u(x) ist ujk (x)u(x)?1 kein Element der Lie-Algebra mehr, sobald die Ableitung durch einen Dierenz ersetzt wird: ujk (x) = u(x + ek ) ? u(x). Fur das Gitter benutzt man, einem Vorschlag von Wilson folgend, eine sehr elegante neue Formulierung, die diese Schwierigkeit vermeidet. Das ursprungliche Eichpotential Ak (x) 2 g wird ersetzt durch ein endliches System von dynamischen Variablen Ukx 2 G. Das Indexpaar kx dient zur Charakterisierung einer Kante (eng. link) der Gitters. Die Kante verbindet zwei benachbarte Punkte (Abstand 1) im Gitter und ist gerichtet: sie fuhrt von x zu x + ek . Unter einer lokalen Eichtransformation verstehen wir die Vorschrift Ukx ! Ukxu := u(x + ek )Ukxu(x)?1 (328) fur jede Wahl von u(x) 2 G. Die Gruppe aller lokalen Eichtransformationen ist somit kompakt, namlich gleich dem direkten Produkt von kompakten Gruppen: Y G = G (Produkt uber alle Gitterpunkte) (329) x Die Existenz des Haarschen Maes auf G ist gewahrleistet, und wir haben vol(G ) = Y x vol(G) = Y x 1=1 (330) Der Phasenraum dieser Feldtheorie ebenfalls ist kompakt. Denn er entspricht einem direkten Produkt von kompakten Raumen: = Y kx G (Produkt uber alle Kanten) (331) Aus diesem Grund spricht man auch von der kompakten Formulierung der Eichtheorien, also etwa von der kompakten QED, der kompakten QCD usw. Wie gewinnt man die Kontinuumsformulierung zuruck? Wir betrachten das unendlich ausgedehnte Gitter. Durch eine Skalentransformation fuhren wir die Gitterkonstante a ein und schreiben in dem neuen System Ukx = expfaAk (x)g mit x 2 (aZN )4. Im Limes a ! 0 beschreibt Ak (x) das Eichpotential im Kontinuum. Wir zeigen, da es die richtigen Transformationseigenschaften besitzt: 125 Es sei u : E4 ! G dierenzierbar. Dann gilt u(x + aek )eaAk (x) u(x)?1 = eaAuk (x)+O(a ) mit Auk = uAk u?1 + ujk u?1 Der Beweis ist einfach: man entwickelt nach a und vergleicht die linearen Terme auf beiden Seiten. Gehen wir nun umgekehrt von einer Kontinuumsformulierung aus, so konnen wir dem Eichpotential Ak (x) Gruppenelemente der folgenden Art zuordnen33 : Z UC = exp dxk Ak (x) (332) C Hier ist C irgendein gerichteter Weg in E4. Fuhrt C geradewegs vom Punkt x zum Punkt x + aek , so schreiben wir UC = Ukx und haben so die Gitterapproximation des Eichfeldes gewonnen. Fur die QED im Kontinuum lassen sich Wegintegrale des Potentials A mit Hilfe des Satzes von Gau auf die Feldstarke zuruckfuhren, wenn der Weg C identisch mit dem Rand eines orientierten Flachenstuckes Q ist. Wir schreiben dann C = @Q und 2 Z @Q dxk Ak (x) = ZZ Q dxk ^ dx` Fk`(x) (333) In den nichtabelschen Eichtheorien ubernimmt eine andere Groe die Rolle des Wegintegrals: Z UC = P exp dxk Ak (x) (334) C Das P-Exponential ist der Limes eines pfadgeordneten Produktes P exp Z C dxk Ak (x) = nlim U Un2 Un1 !1 nn Uni = exp lim max jCnij = 0 n!1 1in Z Cni dxk Ak (x) C = Cnn + + Cn2 + Cn1 33 Bei ~ = c = 1 ist die physikalische Dimension des Potentials Lange?1 . Weginte- grale desR Potentials sind somit dimensionslos. Fur ~ 6= 1 mussen wir schreiben: UC = expf~?1 C dxk Ak (x)g. Die Normierung des Potentials ist so gewahlt (s.Abschnitt 5.2.1), da es die Kopplungskonstante bereits als Faktor enthalt. In einer U(1)-Eichtheorie ist diese Konvention jedoch unublich. Auerdem wahlt man hier A und F reell. Wollte man die allgemeinen U berlegungen auf die Verhaltnisse der QED ubertragen, so hatte man in allen Formeln dieses Abschnittes die Ersetzung A ! ?ieA F ! ?ieF 21 Spur ! 1 g2 ! e2 = 4 vorzunehmen. 126 Hierbei wird der Weg C in n Teilstucke Cni zerlegt (beginnend mit Cn1), deren Langen jCnij gegen Null streben. Ist @Q die Berandung eines Quadrates Q mit der Seitenlange a, so gilt log U@Q = ZZ Q dxk ^ dx` Fk`(x) + O(a3) (a ! 0) (335) Diese Formel kann uns dazu verhelfen, diejenige Groe auf dem Gitter zu konstruieren, die im Limes a ! 0 die Feldstarke F beschreibt. Als Plakette des Gitters bezeichnen wir jedes (orientierte) Einheitsquadrat, das von vier Kanten des Gitters berandet wird: x + e` x x + ek + e` 6 - ? x + ek Die Bezeichnung fur eine solche Plakette lautet p = xk` mit 1 k < ` 4. Beginnend im Punkt x wird der Rand @p so durchlaufen, wie es die Skizze zeigt. Dabei werden zwei der Gitterkanten entgegen ihrer naturlichen Orientierung durchlaufen. Wir berucksichtigen dies durch die Ersetzung U ! U ?1 in dem pfadgeordneten Produkt: ?1 U ?1 U U@p := Ux;` x+e` ;k x+ek ;`Ux;k (336) Diese Groe hat durch ihre Konstruktion ein sehr einfaches Verhalten unter lokalen Eichtransformationen (328): U@pu = u(x)?1U@pu(x) (337) Ist also f (z) irgendein Polynom von z 2 C , so wird Spurf (U@p) zu einer eichinvarianten Groe. Diese Eigenschaft wollen wir bei der Konstruktion der Wirkung ausnutzen. Nach Einfuhrung einer Gitterkonstanten a gilt U@p = expf?a2 Fk`(x) + O(a3)g p = Plakette xk` mit Fk` = Akj` ? A`jk + [Ak ; A`] und Ux;k = expfaAk (x)g, wenn Ak (x) als dierenzierbar vorausgesetzt wird. 127 Auch hier fuhrt man den Beweis, indem man beide Seiten nach a bis zu Termen der Ordnung a2 entwickelt. Fur kleine Werte der Gitterkonstanten a erhalten wir so die Approximation 1 ? U@p = a2 Fk`(x) p = Plakette xk` (338) Die Wirkung, wie sie Wilson vorschlug, lautet: X W (U ) = 41g2 Spur (1 ? U@p)(1 ? U@p) (339) p HierP wird uber alle Plaketten des Gitters summiert. Dabei ist zu beachten, P P da p mit x k<` zu identizieren ist. Wir erhalten daher in der Naherung (338) X X (340) W (U ) = ? 81g2 a4 Spur (Fk`(x))2 x k` R P 4 wie gewunscht; denn x a ( ) strebt gegen d4x ( ) im Limes a ! 0: Im Kontinuumslimes strebt die Wilson-Wirkung gegen die euklidische Wirkung eines selbstwechselwirkenden Eichfeldes. Mit d (u) bezeichnen wir das invariante (auf 1 normierte) Haarsche Ma der Eichgruppe G und setzen DU = Y xk d (Uxk ) (Produkt uber alle Kanten) (341) Das normierte Gibbs-Ma d(U ) = Z ?1DU expf?W (U )g (342) legt nun endgultig die quantisierte Eichfeldtheorie auf dem Gitter fest, indem mit seiner Hilfe alle Erwartungswerte der dynamischen Variablen berechnet werden konnen. Die von Wilson vorgeschlagene Quantisierung benotigt keine eichxierenden Terme und keine Geisterfelder in der Wirkung. Das GibbsMa ist durch seine Konstruktion ohne jede Einschrankung invariant gegenuber der Gruppe G der lokalen Eichtransformationen. Dies bedeutet, da Erwartungswerte grundsatzlich eichinvariant sind, und zwar auch von solchen dynamischen Variablen, die ein nichttriviales Transformationsverhalten unter der Wirkung von G haben. Hier mu man nun fragen: Wie ist es uberhaupt moglich zu verstehen, da die Wilson-Theorie in die Faddeev-Popov-Theorie ubergeht, wenn erst der thermodynamische Limes und danach der Kontinuumslimes ausgefuhrt wird? 128 Eine naheliegende Antwort ware: Die lokale Eichsymmetrie wird im Limes des unendlich groen Gitters (N ! 1) spontan gebrochen; die verschiedenen Gleichgewichte, die sich einstellen, lassen sich durch den Parameter , den Vorfaktor des eichxierenden Terms in der Wirkung, charakterisieren. Mit anderen Worten: ist in Wirklichkeit ein Ordnungsparameter. Die Antwort kann jedoch nicht richtig sein; denn ein wichtiges Resultat sagt: die Invarianz einer Gittertheorie unter lokalen Eichtransformationen ist im thermodynamischen Limes niemals spontan gebrochen (Elitzurs Theorem). Oenbar liegt die Antwort in den Details des Kontinuumslimes (a ! 0) verborgen. Wir sind aber weit davon entfernt, diese Details zu kennen. 6.5 Die Kunst der Schleifen (Wilson Loops) 6.5.1 Statische Approximation der Yukawa-Kopplung Unser nachstes Ziel ist die eichinvariante Charakterisierung der Krafte, die durch den Austausch von Eichbosonen hervorgerufen werden. Wir erinnern an ein fruher (QFT I Abschnitt 7.4) diskutiertes Beispiel: die Wechselwirkung zweier geladener Teilchen der Massen m und M , vermittelt durch den Austausch eines Photons, im Limes M ! 1, dem sog. statischen Limes. Es zeigte sich, da die Wechselwirkung des leichteren Teilchens mit dem als unendlich schwer gedachten Partner durch das Coulomb-Potential beschrieben wurde. In der statischen Naherung but ein schweres Teilchen einen wesentlichen Teil seiner dynamischen Freiheitsgrade ein, weil auf es keine Energie ubertragen werden kann. Der Limes M ! 1 bewirkt, in der Sprache der Storungstheorie, da alle Beitrage zur Streuung verschwinden, bei denen das schwere Teilchen virtuell, d.h. in Form einer inneren Linie des zugeordneten Feynman-Graphen, auftritt. Man nennt dies die Entkopplung des geladenen Teilchens von dem Photonfeld. Die Entkopplung aller geladenen Teilchen bewirkt, da ein U (1)-Eichfeld ein freies Feld ist, dessen Propagator in der Gupta-Bleuler-Quantisierung die Form hat: ( ; TA (x)A (x0) ) = ?g DF (x ? x0 ) (343) Die Anwesenheit eines schweren Teilchens ruft einen aueren Strom j hervor. Die einfachste Gestalt, die ein solcher Strom haben kann, ist j 0 = q3(x) ; j 1 = j 2 = j 3 = 0 (344) Hierbei wurde angenommen, da das Teilchen in x = 0 ruht und keine Ausdehnung besitzt. Jeder Strom erzeugt ein klassisches Maxwell-Feld in seiner Umgebung: Aklass (345) (x) = ( ; TA (x)A(j ) ) 129 Hat der Strom die spezielle Form (344), so erhalten wir Aklass = qV (r); Aklass = 0; i = 1; 2; 3 r = jxj (346) 0 Z i1 1 V (r) = ? dx0 DF (x) = 4r (347) ?1 Auf dieses Resultat sind wir schon fruher gestoen. Es hangt, wie wir hier sehen, von der gewahlten Eichung des Photonfeldes ab. A hnlich liegen die Dinge in einer SU (n)-Eichtheorie mit Yukawa-Kopplung der Fermionen an das Eichfeld A (x) 2 su(n). In der statischen Naherung, bei der Fermionen und Eichfeld entkoppeln, geht das Eichfeld nicht in ein freies Feld uber: der nichtabelsche Charakter der Eichgruppe verhindert dies. Die Anwesenheit eines schweren Fermions erzeugt einen Strom j (x) 2 su(n) und dieser ein klassisches Potential Aklass (x) = ( ; TA (x)A(j ) ) 2 su(n). Jedoch sind wir nicht mehr sicher, welche Form es hat. Gewohnlich nden wir das Verhalten ( ; TA(x)A (x0) ) ! 0 jx ? x0 j ! 1 (348) Es bewirkt, da die Kraft, die zwischen zwei schweren Fermionen wirksam ist, fur groe Abstande gegen Null strebt. Die Fermionen erfahren also eine wirkliche Streuung und sind nicht aneinander gebunden. Zweifel kommen auf, ob dies in allen Eichtheorien wirklich der Fall ist, ob nicht FeynmanFunktionen auch anwachsen konnen. Die mit dem Eichfeld wechselwirkenden Fermionen wurden dann in keinem Experiment als freie Teilchen auftreten, weil es die Zufuhr einer unendlichen Energie voraussetzt. Diese Erscheinung, wenn es sie uberhaupt geben sollte, nennt man im Englischen connement. Wir kehren zur euklidischen Formulierung der Feldtheorie zuruck. Das Potential V (r) = (4r)?1, das fur die QED typisch ist, kann auch aus der Schwinger-Funktion des Photonfeldes ermittelt werden: V (r) = Z1 ?1 dx4 S (x) r = jxj (349) hAk (x)A` (x0)i = k`S (x ? x0) + eichabhangige Terme (350) Grund: Die Fourier-Transformierte S~(p; p4 ) entsteht durch analytische Fortsetzung aus ?D~ F (p0; p), aber nur der Wert in dem Punkt p0 = p4 = 0 geht in die Rechnung ein: in diesem Punkt haben wir S~(p; 0) = ?D~ F (0; p). Die Verhaltnisse sind deshalb so einfach in der QED, weil nach einer statischen Naherung das Photonfeld frei ist und S (x) = (2)?2x?2 gilt. Das klassische euklidische Potential einer Stromverteilung j k ist dann durch Z 0 1 klass Ak (x) = hAk (x)A(j )i = 42 d4x0 (xjk?(xx)0 )2 (351) 130 gegeben. Setzen wir speziell j 1 = j 2 = j 3 = 0; j 4 = q3(x), so erhalten wir das elektrostatische Potential einer Punktladung q in unveranderter Form. 6.5.2 Schleifenintegrale in der euklidischen QED Experimentell wird das Potential Aklass durch eine weitere Ladung (z.B. eine k ruhende Punktladung q0 im Abstand R) ausgemessen. Die Testladung deniert einen weiteren Strom j 0, und die relative Energie beider Strome lat sich als Z x =T=2 Z x0 =T=2 j k(x)j 0 (x0) 1 d4x 0 d4x0 (x ? xk 0 )2 (352) E = Tlim !1 4 2 T 4 4 x4 =?T=2 x4 =?T=2 angeben. Hier haben wir zunachst die Wirkung der Strome j und j 0 zwischen den Zeiten ?T=2 und T=2 berechnet und dann die Wirkung pro Zeit im Limes T ! 1 als Wechselwirkungsenergie interpretiert. Die Energie geht gegen Null, wenn die beiden Ladungen separiert werden. Die Situation zwei ruhende punktformige Teilchen mit den Ladungen e und ?e im Abstand R konnen wir durch einen geschlossenen Pfad C im euklidischen Raum, dem sog. Wilson loop, in Form eines Rechteckes mit den Seiten R und T approximieren: Zeit T=2 6 Raum ?T=2 ? R Mit Hilfe dieser Schleife formen wir zunachst das Schleifenintegral AC = und dann den Erwartungswert hAC AC i = Z C Z C dxk dxk Ak (x) Z C 131 dx0k S (x ? x0) ; (353) (354) der fur genugend groes T die Wirkung der Ladungen e und ?e aufeinander, aber auch die Selbstwechselwirkung, namlich das Produkt SelbstenergieT , enthalt. Das Integral (354) ist wegen der unendlichen Selbstenergie von Punktladungen singular. Statt den Ladungen eine gewisse Ausdehnung zu geben, regularisieren wir das Integral, indem wir S (x) durch (2x)?2 x2 > a2 Sa(x) = 2 2 x <a 0 (355) ersetzen. Das regularisierte Integral bezeichnen wir mit hAC AC ia . Die Integration ist nun elementar und erzeugt eine Reihe von Ausdrucken: T2 T T T 2 2 hAC AC ia = ? log + log 1 + 2 ? 2 tan?1 T a a R R R 2 + R ? log R + log 1 + R2 ? 2 R tan?1 R (356) a a T T T (0 tan?1 x =2). Die Vorschrift das Potential zu errechnen lautet: 1 hA A i V (R) := Tlim (357) !1 2T C C a Mit ihr erhalten wir das Ergebnis 1 (358) V (R) = 412a ? 4R Die Konstante (42a)?1 ist eine unbeobachtbare Groe. Fur a ! 0 strebt sie nach 1. Der zweite Term beschreibt das anziehende Coulomb-Potential der beiden Teilchen mit entgegengesetzter Ladung. Eine aquivalente Vorschrift, das Potential zweier statischer Ladungen zu berechnen, erhalt man, wenn von der U (1)-Variablen R UC = expf?ieAC g = expf?ie C dxk Ak (x)g (359) ausgegangen wird. Denn ihr Erwartungswert hangt mit dem eben berechneten eng zusammen: hUC i = expf? 21 e2 hAC AC ig (360) Nach einer Regularisierung und mit dem oben gewahlten Weg C erhielten wir die asymptotische Darstellung hUC i = expf?e2 V (R)T g 132 T !1 (361) 6.5.3 Flachengesetz oder Umfangsgesetz? Das asymptotische Verhalten des Erwartungswertes hUC i kann man in einer Weise diskutieren, bei der Raum und Zeit symmetrisch behandelt werden. Unterwerfen wir die Schleife C einer Dilatation, die alle Koordinaten mit dem gleichen Faktor multipliziert, so wurde ein gegebenes Rechteck mit den den Seiten R und T so anwachsen, da R und T zugleich gegen 1 streben unter Festhaltung von R=T . Aus den Formeln (356) und (360) { gultig fur die QED { folgt dann die asymptotische Darstellung hUC i = expf?jC jg jC j = 2R + 2T ; R; T ! 1 (362) mit = e2=(82a). Da jC j der Umfang des Rechteckes ist, sprechen wir hier von einem Umfangsgesetz. Dies Gesetz ist oenbar charakteristisch fur eine Situation, bei der V (R) fur groes R konstant wird, und ? erweist sich als die Selbstenergie der Ladungen e und ?e: 2 1 e(?e)V (R) = ? e lim R!1 2 82 a Nun sei Ak (x) das Eichfeld fur eine nichtabelsche Eichgruppe und UC das P-Exponential des Schleifenintegrals wie im Abschnitt 5.3 deniert. A priori wissen wir nichts uber das asymptotische Verhalten des Erwartungswertes hUC i. Eine Regularisierung ist aber auch hier sicher notwendig, damit der Ausdruck uberhaupt einen Sinn bekommt. Die Regularisierung fuhrt eine Langenskala a ein, auf die R und T bezogen sind: hUC i ist eine Funktion der dimensionslosen Groen R=a und T=a. Auf einem Gitter ubernimmt die Gitterkonstante a die Rolle dieser Langenskala und eine weitere Regularisierung ist hier uberussig. Es sei a = 1. Die unitare Matrix UC ist ein pfadgeordnetes Produkt, namlich ein Produkt uber die Gitterkanten c1; : : : ; cn, die der Pfad C mit der Lange n = 2R + 2T der Reihe nach durchlauft (beginnend mit c1): UC = Ucn Uc Uc 2 1 Uc = U xk Uxk?1 c : x ! x + ek c : x + ek ! x (363) Selbst wenn der Weg C geschlossen ist, also wenn C = @G gilt, besitzt er einen Anfangspunkt x, von dem UC abhangt. Das macht, da UC (im nichtabelschen Fall) immer noch eichabhangig ist. Erst Spur U@G ist unabhangig von dem gewahlten Anfangspunkt und eichinvariant. Gleiches gilt fur hU@Gi; denn in der Wilson-Formulierung ist die Wirkung und somit auch der GibbsZustand eichinvariant. 133 Zwei unterschiedliche asymptotische Verhaltensweisen stehen zur Diskussion: expf?j@Gjg Umfangsgesetz (kein 'connement') (364) hU@Gi = expf?jGjg Flachengesetz ('connement') Aber auch andere Moglichkeiten, die zwischen diesen beiden Optionen liegen, sind theoretisch denkbar. Streng genommen lat sich dieses Verhalten nur auf einem unendlich groen Gitter formulieren und auch dort nur uberprufen. Die Konstanten, oder sind notwendig nichtnegativ (warum?). Wir haben schon gesehen, da Fermionen in der statischen Naherung als freie Teilchen auftreten, wenn das Umfangsgesetz gilt. Was folgt, wenn das Flachengesetz in Kraft ist? Fur ein Rechteck mit den Seiten R und T haben wir dann einerseits hU@G i = expf?V (R)T g T ! 1 (365) andererseits aber hU@Gi = expf?RT g Also R; T ! 1 (366) V (R) = R R ! 1 (367) Ergebnis: Unter den Fermionen ziehen sich Teilchen und Antiteilchen im Abstand R (genugend gro) mit konstanter Kraft an, und wir beobachten den Eekt des 'connement'. Einiges spricht dafur, da diese Situation in der QCD auftritt, wodurch erklart wird, da wir die Quarks nicht als freie Teilchen in den gegenwartigen Experimenten sehen. 134 7 Fermionen 7.1 Das Dirac-Feld mit acht Komponenten Wir beginnen mit einem Ruckblick auf die Dirac-Theorie im MinkowskiRaum M4 und setzen in allen Formeln ~ = 1. Genauso wie es manchmal bequem sein kann, neben einem komplexen Skalarfeld auch das konjugierte Feld einzufuhren und beide Felder als gleichberechtigt zu betrachten, so wird man { wenn es angebracht erscheint { neben dem Dirac-Feld auch seinen ladungskongugierten Partner c einfuhren, um aus beiden Feldern einen achtkomponentigen Bispinor zu formen: = c (368) Durch die Verdopplung der Komponenten erreichen wir, da die Ladungskonjugation durch eine lineare Transformation beschrieben werden kann: sie vertauscht mit c. In der Dirac-Theorie fuhrt man die Ladungskonjugation durch die folgende Vorschrift ein: c (x) = C (x)T (369) wobei die 4 4-Matrix C durch die Eigenschaften C T = C = C ?1 = ?C (370) deniert ist. Insbesondere sehen wir, da C unitar ist. Fur die von uns benutzte Darstellung der Dirac-Matrizen (siehe QFT I Abschnitt 1.3.1) gilt 0 1 ?i 0 2 2 0 (371) i2 = ?1 0 C = i = 0 i2 Mit der ublichen Zerlegung in zweikomponentige Spinoren c c = = c lautet die Vorschrift so: c(x) = ?i2 (x) (372) c(x) = i2 (x) (373) Rechtshandige Spinoren werden in linkshandige verwandelt und umgekehrt. Fur die schwache Wechselwirkung (Salam-Weinberg-Theorie) kann deshalb die Ladungskonjugation keine Symmetrie sein. ( C )T = C 135 Fur ein freies Dirac-Feld der Masse m gilt (siehe QFT I Abschnitt 6.3.2): ( ; (x) (y) ) = S+(x ? y; m) ( ; (x) (y)T ) = 0 Auf dem Fockraum existiert ein unitarer Operator U , der die Symmetrieoperation an dem Feld ausfuhrt, oder, wie man auch sagt, der die Symmetrie implementiert: U (x)U ?1 = c(x) U = Die Existenz von U fuhrt den Relationen ( ; (x) c(y)T ) = ( ; c(x) (y)T ) (374) c c T ( ; (x) (y) ) = 0 (375) Beachten wir c(y)T = ? (y)C , so konnen wir zusammenfassend schreiben: ?S+ (x ? y; m)C := W2 (x; y) ?S+ (x ? y; m)C 0 Hier betrachten wir W2 (x; y) als eine 8 8-Matrix auf mit den Elementen ( ; (x)(y)T ) = 0 W2 (x; y)ab = ( ; a (x)b(y) ) (a; b = 1; : : : ; 8) Allgemein lassen sich die n-Punktfunktionen Wn(x1 ; : : : ; xn)a an = ( ; a (x1 ) an (xn) ) 1 1 (376) als Tensoren auassen. Wegen des Fermi-Charakters des Feldes verschwinden alle Wn fur ungerades n. Handelt es sich speziell um ein freies Feld, so gilt die Rekursionsformel Wn(x1 ; : : : ; xn)a an = n?1 X i=1 1 (?1)i+1Wn?2 (x1; : : : ; x^i ; : : : ; xn?1 )a a^i an? W2(xi ; xn)ai an (377) 1 1 die man in gleicher Weise ableitet, wie die entsprechende Formel fur ein BoseFeld. Charakteristisch fur das Fermi-Feld ist, da die einzelnen Beitrage ein alternierendes Vorzeichen bekommen. Dieses Vorzeichen entsteht durch die Verwendung von Antivertauschungsrelationen. 136 7.2 Das euklidische Dirac-Feld Um das Wesen des U berganges zum euklidischen Kontinuum zu begreifen, bleiben wir bei den Formeln fur das freie Dirac-Feld. Es gilt S+(x; m) = (iM @ + m)+ (x; m) (x 2 M4 ) (378) wobei wir mit M die gewohnlichen Dirac-Matrizen fur den Minkowski-Raum bezeichnet haben. Bei einer Ersetzung ix0 ! x4 ist es zweckmaig, zu euklidischen -Matrizen uberzugehen: k = ?iMk (k = 1; 2; 3) 4 = M0 (379) Wir machen wieder Gebrauch von der Abkurzung @= = k @k fur die Ableitungen nach Koordinaten x 2 E4. Dadurch erhalt die euklidische Zweipunktfunktion die Gestalt 0 ( @ = ? m ) C S (x ? y; m) (380) S2(x; y) = (@= ? m)C 0 (x; y 2 E4 , die Funktion S (x; m) wurde im Abschnitt 3.2 vorgestellt), und die neuen -Matrizen erfullen die Relation k ` + ` k = k` k; ` = 1; : : : ; 4 (381) Diese Relation sagt, da es sich hierbei um die Erzeuger einer CliordAlgebra (uber dem reell-linearen Raum E4 ) handelt. Fur die von uns benutzte Darstellung der Dirac-Matrizen gilt k = k . Aus S (x ? y; m) = S (y ? x; m) und ((@= ? m)C )T = (@= + m)C (eine Konsequenz der Relationen C T = ?C und ( C )T = C ) erhalten wir die Antisymmetrie der euklidischen Zweipunktfunktion: S2(x; y) = ?S2 (y; x)T (382) Diese Eigenschaft ist entscheidend fur die Konstruktion des euklidischen Dirac-Feldes (x), weil sie dazu fuhrt, da a(x)b (y) = ?b (y)a(x) (383) gilt. Grund: die Rekursionsformel Sn(x1 ; : : : ; xn)a an = n?1 X i=1 1 (?1)i+1Sn?2 (x1; : : : ; x^i ; : : : ; xn?1 )a a^i an? S2(xi ; xn)aian (384) 1 137 1 zusammen mit der Antisymmetrie der Zweipunktfunktion fuhrt zur Antisymmetrie der n-Punktfunktion: Sn(x1 ; : : : ; xn )a an = sgn Sn(x(1) ; : : : ; x(n) )a 1 (1) a(n) (385) ( = beliebige Permutation von 1; 2; : : : ; n). Die an Beispielen gewonnene Erkenntnis dient uns zur allgemeinen Grundlage: Euklidische Fermi-Felder besitzen antisymmetrische, Bose-Felder symmetrische Schwinger-Funktionen. Wir mochten Bose- und Fermi-Felder in gleicher Weise mit den Methoden der kommutativen Algebra behandeln. Das ist nur dann moglich, wenn durch Integration mit geeigneten Quellfunktionen a (x) die Fermi-Felder a(x) zu kommutierenden Groen gemacht werden. Dies verlangt, da sowohl die a(x) als auch die a(x) erzeugende Elemente einer gemeinsamen GrassmannAlgebra A sind: a(x)b(y) + b(y)a(x) = 0 a (x)b(y) + b(y)a(x) = 0 a(x)b (y) + b(y)a(x) = 0 (386) (387) (388) (a; b = 1; : : : ; 8). In einem gewissen, noch zu erlauternden Sinne sind die Feldvariablen dual zu den Quellfunktionen, und wir konnten diese Tatsache durch die Schreibweise a(x) = a (x) unterstreichen. Wir denieren () = Z d4x a (x)a (x) = ? Z d4x a(x)a (x) und erhalten so eine (nahezu) klassische Groe; denn sie kommutiert mit allen Elementen der Grassmann-Algebra. Erwartungswerte konnen ahnlich wie im Fall der Bose-Felder deniert werden. Die Kenntnis des n-ten Momentes h()ni gibt uns vollstandigen Aufschlu uber die n-Punktfunktion des Feldes, und, falls es sich um ein freies Feld handelt, konnen die Momente genau wie im Bose-Fall aus einem Gauischen Funktional hergeleitet werden: h()ni n ! n=1 (389) d4y S2(x; y)ab a(x)b(y) (390) E fg = exp(?S fg) = 1 + S fg = 1 2 Z d4x Z 1 X 1 138 Im Falle des freien Skalarfeldes war S2 (x; y) der Integralkern eines inversen Dierentialoperators. Ist das hier auch so? Wir setzen 0 C ( @ = + m ) (391) F0 = C (@= + m) 0 und nden 0 ( @ = ? m ) C ? 1 (? + m2 )?1 (392) F0 = (@= ? m)C 0 Fur den Integralkern von F0?1 erhalten wir somit 0 ( @ = ? m ) C ? 1 F0 (x; y) = (@= ? m)C S (x ? y; m) = S2(x; y) 0 Wir konnen daher schreiben: S fg = ?1 1 1 2 (; F0 ) 2 Z d4x a(x)[F0?1 ]a(x) (393) Die Operatoren F0 und F0?1 sind antisymmetrisch in dem folgenden Sinne: waren u und v gewohnliche Funktionen mit Werten in C 8 , so waren (u; F0v) und (u; F0?1v) antisymmetrische Bilinearformen in u; v. Spater, namlich im Abschnitt 6.5.4, wird gezeigt, da die Fourier-Laplace-Transformation fur ein Gau-Funktional des neuen Typs durchgefuhrt werden kann und da wir eine Darstellung der folgenden Art besitzen34 : R D exp(() ? W fg) (394) E fg = expf? 21 (; F0?1)g = R D exp(?W fg) mit der euklidischen Wirkung W eines freien Dirac-Feldes: W fg = W f ; g = = = 1 2 Z Z 1 1 2 (; F0 ) 2 Z d4x a(x)[F0 ]a(x) d4x f (x)T C (@= + m) c(x) + c(x)T C (@= + m) (x)g d4x (x)(@= + m) (x) (395) Dabei haben wir den euklidischen Bispinor wieder in gewohnliche Spinoren zerlegt: c (x) = C (x)T (396) = c 34 Wir machen nun keinen Unterschied mehr zwischen dem Feld und den \Pfaden" des Feldes, uber die integriert wird. 139 An dieser Stelle wird nun deutlich, da die euklidische Version der DiracTheorie sich von der Formulierung im Minkowski-Raum schon dadurch unterscheidet, da auf dem Raum E4 die Spinoren und (aquivalent und c) als unabhangige dynamische Variable eingefuhrt werden. Neben der sehr kompakten Formulierung (394) kann man selbstverstandlich auch zu einer Beschreibung zuruckkehren, die das gewohnte Bild der Wirkung, ausgedruckt in und enthalt. So wurden wir fur das erzeugende Funktional der n-Punktfunktionen auch schreiben konnen: E fg = E f; g = Z = ( ) + ( ) = Z ?1 Z D D expf?W f ; g + ( ) + ( )g Z D D expf?W f ; gg Z d4x f(x) (x) + (x) (x)g Hierbei sind und unabhangige antikommutierende Dirac-Spinoren. Die Formeln 0 C c(x) = C (x)T (397) = C 0 c stellen den Zusammenhang zwischen den beiden Beschreibungen her. Eine naheliegende Erweiterung besteht darin, da wir, den Vorschriften der Eichtheorien folgend, eine Ankopplung an ein Vektorpotential Ak (x) vornehmen. Zum Beispiel geht die euklidische QED von der folgenden Wirkung aus: W f; Ag = = Z d4x f 41 F k`Fk` + (@= + m + iqA=) g Z d4x 41 F k`Fk` + 21 (; FA) mit dem antisymmetrischen Operator FA = 0 C (@= + m ? iqA=) C (@= + m + iqA=) 0 (398) (399) (400) In jedem Fall erhalten wir eine Wirkung, die bilinear in den Dirac-Feldern ist. Das korrespondierende Gauische Funktionalintegral ist stets ausfuhrbar und fuhrt auf das erzeugende Funktional expf? 21 (; FA?1)g = exp Z d4x (x)(@= + m + iqA=)?1 (x) 140 (401) mit F ?1 = 0 ?(@= + m + iqA=)?1 C (402) 0 Die nachfolgende Integration uber das Potential A ist dann nicht mehr elementar ausfuhrbar. In den folgenden Abschnitten befassen wir uns naher mit der Mathematik, die der Einfuhrung von und als Groen einer Grassmann-Algebra zugrunde liegen. Insbesondere mochten wir die Integralformeln rechtfertigen, von denen wir bereits Gebrauch gemacht haben. A ?(@= + m ? iqA=)?1C 7.3 Grassmann-Algebren Wir wollen die klassische Konstruktion von Grassmann-Algebren vorstellen und gehen von einem n-dimensionalen komplexen Vektorraum E aus. Eine Abbildung S : E | {z E} ?! C p heit p-linear, wenn S (u1; : : : ; un) in jedem Argument uk 2 E linear ist. Sie heit antisymmetrisch, wenn fur jede Permutation von f1; : : : ; pg gilt: S (u(1) ; : : : ; u(p)) = sgnS (u1; : : : ; up) (403) Mit Ap(E ) bezeichnen wir den Raum der p-linearen antisymmetrischen Funktionen uber E . Da man Elemente von Ap(E ) addieren und mit komplexen Zahlen multiplizieren kann, besitzt Ap(E ) die Struktur eines Vektorraumes. Man setzt A0(E ) = C und zeigt: n 0pn = p Ap(E ) = 0 p > n dim Ap(E ) (404) (405) Ein Produktabbildung Ap(E ) Aq (E ) ! Ap+q (E ) ist dadurch erklart, da wir jedem Vektor T 2 Ap und jedem Vektor T 2 Aq einen Vektor ST 2 Ap+q zuordnen vermoge der Vorschrift X ST (u1; : : : ; up+q ) = p!1q! sgn S (u(1); : : : ; u(p))T (u(p+1); : : : ; u(p+q)) (406) (die Summe erstreckt sich uber alle Permutationen von f1; : : : ; p + qg). Man bezeichnet ST als das Grassmann-Produkt von S und T . Das Assoziativgesetz 141 R(ST ) = (RS )T ist sicher erfullt; anstelle des Kommutativgesetzes haben wir jedoch nur die Regel ST = (?1)pq TS falls S 2 Ap; T 2 Aq (407) Dies folgt, weil fur die Permutation , die (1; : : : ; p; p + 1; : : : ; p + q) in (p + 1; : : : ; p + q; 1; : : : ; p) uberfuhrt, sgn = (?1)pq gilt. Indem wir das Grassmann-Produkt erklart haben, wird die direkte Summe n M A(E ) = Ap(E ) p=0 von Vektorraumen zu einer Algebra. Man nennt A(E ) die Grassmann-Algebra uber dem Vektorraum E .. Ein Element derPAlgebra ist demnach eine Summe ? n p S0 + S1 + + Sn mit Sp 2 A (E ). Aus p k = 2n folgt dim A(E ) = 2dim E (408) Man kann A immer in einen geraden und einen ungeraden Anteil zerlegen: A = A + + A? A+ = A0 A 2 A? = A1 A 3 (gerader Anteil) (ungerader Anteil) Aus (407) folgt dann die Regel TS S 2 A oder T 2 A + + ST = ?TS S 2 A? und T 2 A? (409) Insbesondere gilt: Der gerade Anteil A+ ist eine kommutative Unteralgebra von A. Dadurch ist es moglich, viele Funktionen auf A+ zu erklaren (Polynome, die Exponentialfunktion etc.), und zwar in eindeutiger Weise. Da man solche Funktionen addieren und miteinander multiplizieren kann, spricht man von einem Funktionenkalkul auf A+ . Sogar die ublichen Funktionalgleichungen lassen sich ubertragen; z.B. gilt eS eT = eS+T S; T 2 A+ (410) In vieler Hinsicht verhalten sich die Elemente von A+ wie gewohnliche Zahlen, nur die Existenz eines inversen Elementes ist i.allg. nicht gewahrleistet. 142 Beispiel: Es sei S 2 A2 . Dann existieren alle Potenzen S m = |SS{z S} 2 A2m m mit positiven Exponenten m, und es gilt uberdies S m = 0 fur 2m > n. Jedoch S ?m ist ein sinnloser Ausdruck: keine der Potenzen S m ist invertierbar. Man vereinbart S 0 = 1 2 A0. Fur die Exponentialfunktion X m e?S = (?m1)! S m 2 A+ m0 (eine endliche Reihe!) ndet man hingegen ein inverses Element, namlich eS . Denn es gilt e?S eS = 1. Nun sei (ei)i=1;:::;n eine Basis in dem Vektorraum E . Ein Vektor u 2 E P besitzt dann die Darstellung uiei mit ui 2 C . Wir denieren spezielle Elemente i 2 A1: i(u) = ui i = 1; : : : ; n u 2 E beliebig (411) d.h. i ordnet jedem Vektor u 2 E seine i-te Komponente zu. Die folgenden Eigenschaften sind elementar und drucken unter anderem aus, da die i die gesamte Grassmann-Algebra erzeugen: 1. Es gelten die Kommutatorrelationen ik + k i = 0 i; k = 1; : : : ; n (412) 2. Jeder Vektor S 2 Ap besitzt eine Darstellung der Art X si ip i ip S = p1! i ip 1 1 (413) 1 mit komplexen Koezienten si ip . Das Schema der Koezienten von S ist stets antisymmetrisch unter Permutationen der Indizes. Beispiel: Nach Wahl einer Basis in E liegt jedes Element S 2 A2 (E ) in der Form X S = 21 sik ik sik = ?ski 2 C (414) 1 ik vor. Umgekehrt ist jeder komplexen antisymmetrischen n n-Matrix ein Element S 2 A2 (E ) zugeordnet. Daruberhinaus existiert X (?1)m m ? S e = S (415) m0 m! 143 wobei durch 1 Sm = 1 m! m! X 1 2 ik sik ik !m 1 = (2m )! X i1 i2m si i m i i m 1 1 2 2 (416) ein antisymmetrisches Koezientensystem si i m gegeben ist, fur das man mit einiger Muhe die Rekursionsformel 1 si i m = 1 2 X 2m?1 p=1 2 (?1)p+1si ^ipi m? sipi m 1 2 (417) 2 1 nachweist. Formeln dieser Art sind uns bereits bei der Diskussion des euklidischen Dirac-Feldes begegnet. Wir erkennen jetzt, da der Formalismus der Grassmann-Algebra geeignet ist, schwierige kombinatorische Sachverhalte auf elegante Weise zu beschreiben. Legen wir dem Dirac-Feld das Kontinuum E4 zugrunde (also kein Gitter), so sind wir gezwungen, die Algebra A(E ) uber einem 1-dimensionalen Vektorraum E zu konstruieren, namlich uber einem Raum von Testfunktionen f : E4 ! C 8 (zur Erinnerung: das Feld hat acht unabhangige Komponenten). Eine zulassige Wahl ware der Schwartz-Raum E = S (E4 ; C 8 ). Wir fassen die Funktionswerte f a(x) (a = 1; : : : ; 8; x 2 E4 ) als die Koordinaten des Vektors f auf und denieren die Erzeuger a(x) der Grassmann-Algebra A(E ) durch a (x)(f ) = f a(x) (418) Das Paar (a; x) ist hier an die Stelle des Index i getreten. Es gelten die Relationen a(x)b(y) + b(y)a(x) = 0 (419) Im Abschnitt 6.2 haben wir dem freien Dirac-Feld die Zweipunktfunktion S2 (x; y)ab zugeordnet und mit ihrer Hilfe ein Element der Algebra A+(E ) konstruiert: Z Z 1 S = 2 d4x d4y S2(x; y)ab a(x)b(y) (420) Genauer: S liegt in A2 (E ). Der entscheidende Schritt bestand darin, ein weiteres Element der Algebra A+(E ) zu denieren: 1 X e?S = 1 + n1! h()ni = n=1 Z 1 mZ X ( ? 1) 4 1 + d x1 d4x2m ha (x1 ) a m (x2m )i a (x1 ) a m (x2m ) (2 m )! m=1 1 144 2 1 2 Die n-Punktfunktionen des freien Dirac-Feldes erweisen sich somit als die Entwicklungskoezienten von e?S 2 A+(E ) nach den Erzeugern a(x). 7.4 Formale Ableitungen In der Analysis benutzt man den Begri der Ableitung im Sinne einer Differentiation nach reellen Variablen, und in der Funktionentheorie fuhrt man Ableitungen nach komplexen Groen ein. Damit sind die Moglichkeiten, den Begri auf andere Bereiche auszudehnen, bei weitem nicht erschopft. In der klassischen Mechanik begegnen wir der Poisson-Klammer fF; H g mit den charakteristischen Eigenschaften fFG; H g = fF; H gG + F fG; H g fF; H g = 0 falls F =konst. In der Quantenmechanik ubernimmt diese Rolle der Kommutator [F; H ] mit vergleichbaren Eigenschaften. Die bisher genannten Beispiele illustrieren den Begri der Derivation einer Algebra. Auch in einer Grassmann-Algebra kann man Ableitungen bilden. Wir gehen dabei wieder von einem Vektorraum E aus und erklaren fur beliebiges u 2 E eine lineare Abbildung du : Ap(E ) ! Ap?1(E ) durch die Vorschrift (duS )(u2; : : : ; up) = S (u; u2; : : : ; up) (421) fur alle S 2 Ap. Wir vereinbaren: duS = 0 falls S 2 A0 . Der Operator du wird so zu einer linearen Abbildung A ! A. Nach Wahl einer Basis in E besitzen wir Darstellungen der Art S (u1; : : : ; up) = (duS )(u2; : : : ; up) = mit s0i :::ip = 2 X i1 145 X i1 ip X i2 ip si :::ip ui1 uipp (422) s0i :::ip ui2 uipp (423) 2 2 si :::ip ui 1 1 1 1 (424) Eine dritte Weise, die Wirkung des Operators du zu beschreiben, erhalt man durch Einfuhrung der Erzeuger i: X S = p1! si :::ip i ip (425) i ip X si :::ip ui i ip (426) duS = (p ?1 1)! i ip 1 1 1 1 1 2 1 In der Feldtheorie sind wir dem Operator du schon einmal bei der Diskussion des Fock-Raumes der Fermionen begegnet: dort war E der Einteilchenraum, A(E ) die Algebra der Erzeugungsoperatoren (wir schrieben ayi anstelle von i) und du ubernahm die Rolle eines Vernichtungsoperators (wir schrieben ai anstelle von dei ). Gilt die Produktregel fur Ableitungen? Wir nden eine leicht modizierte Regel, namlich du(ST ) = (duS )T + (?1)pS (duT ) S 2 Ap ; T 2 A (427) Wegen des p-abhangigen Vorzeichens heit du eine Antiderivation der Algebra A; du hangt in linearer Weise von u ab, so da wir { nach Wahl einer Basis { schreiben konnen: X du = ui @@ i i Diese Bezeichnung liegt in der Tat sehr nahe, weil man den Inhalt von (426) nun so wiedergeben kann: @ X s i ip = p X s i ip ii :::ip @i i ip i :::ip i ip 1 1 2 2 (428) 2 1 Man macht sich leicht klar, da die formale Ableitung durch die folgenden Regeln bereits vollstandig charakterisiert ist. (; 2 C ) Regel 1 @@ i (S + T ) = @@ i S + @@ i T Regel 2 Regel 3 @ @i 1 = 0 @ k k k @ @i ( S ) = i S ? @i S 146 Hierin sind S und T beliebige Elemente der Algebra. Im Gegensatz zur klassischen Analysis gilt in einer Grassmann-Algebra: 2 @2 = ? @2 @ (429) @i@k @k @i insbesondere @i = 0 Nun sei speziell S ein gerades Element der Algebra, d.h. S 2 A+. In diesem Fall ergeben unsere Regeln: m @ S m = @ (SS S ) = X k?1 @ S S m?k = mS m?1 @ S S } k=1 @i @i | {z @i @i m Denn S 2 A+ und @@ i S 2 A? kommutieren. Was wir hier fur Potenzen gefunP den haben, lat sich auf Potenzreihen f (S ) = am S m (am 2 C ) ausdehnen, d.h. fur alle S 2 A+ gilt @ f (S ) = f 0(S ) @ S @i @i (430) Rechts steht das Produkt zweier Elemente der Algebra, wobei das erste in A+, das zweite in A? liegt. Dennoch ist die Reihenfolge der Faktoren gleichgultig. Eine einfache Anwendung betrit die Exponentialfunktion: @ e?S = ?e?S @ S (S 2 A ) (431) + @i @i Mit Z Z ? 1 1 1 (432) S = 2 (; FA ) = 2 d4x d4y S2(x; y; A)aba (x)b(y) fur ein Potential Ak (x) erhielten wir 2 eS @a (x@)@b (y) e?S = S2(x; y; A)ab (433) 7.5 Formale Integration 7.5.1 Integrale uber A(E ) Wir mochten einen geeigneten Integralbegri in die Grassmann-Algebra einfuhren, der ebenso wie die Ableitung rein algebraisch aufzufassen ist. Wir gehen dabei nicht von der Vorstellung aus, die dem unbestimmten Integral zugrunde 147 liegt, namlich, da das Integral eine Art Umkehrung Rder Dierentiation sein sollte. Vielmehr suchen wir, das Grassmann-Integral d S in Analogie zum gewohnlichen Volumenintegral zu denieren. Es sei also dim E = n < 1 und S 2 A(E ) vorausgesetzt. Wir fordern: R 1. Das Integral d S ist eine komplexe Zahl. R 2. Die Abbildung A(E ) ! C ; S 7! d S ist linear. R 3. Es gilt d @@ i S = 0 fur i = 1; : : : ; n. R 4. Normierung: d 12 n = 1. Das Integral ist also ein lineares Funktional auf der Algebra mit besonderen Eigenschaften. Wir zeigen die Existenz eines solchen Funktionals dadurch, da wir jedes Element S 2 A(E ) in kanonischer Weise zerlegen: S = S 0 + S1 + + S n Sp 2 Ap(E ) (434) Speziell haben wir immer eine Darstellung der Art Sn = I12 n I 2 C I = @@ n @@ 2 @@ 1 S ? Denn dim An = nn = 1. Sodann denieren wir Z d S = I (435) (436) (437) Die Bedingungen 1.-4. werden nur durch diesen Ansatz erfullt. Wir verzichten auf den Beweis und wenden uns rasch den Eigenschaften des Integrals zu: 1. Formel (partielle Integration): Z @ Z p +1 d @i S T = (?1) d S @@ i T S 2 Ap; T 2 A (438) R Dies folgt aus d @@ i (ST ) = 0 und der Produktregel fur Ableitungen. Die nachste Regel betrit das Transformationsverhalten des Integrals unter einer linearen Abbildung a : E ! E . Durch S a (u1; : : : ; up) = S (au1; : : : ; aup) 148 ist eine Wirkung von a auf Ap erklart, die man zu einer linearen Abbildung A ! A; S 7! S a ausdehnen kann. In bezug auf eine Basis schreiben wir (au)i = und erhalten X k aik uk (a)i = X k aik k X S a = p1! si ip (a)i (a)ip 1 1 (439) (440) Es erweist sich als bequem, die Schreibweise S = S fg zu benutzen. Dann gilt S a = S fag. Ein besonderer Fall tritt fur p = n = dim E ein. Ist namlich S 2 An, so gilt S fag = det a S fg, wenn wir (435) beachten. Daraus folgt die 2. Formel: Fur alle S 2 A gilt Z Z d S fag = det a d S fg Beachte: in der gewohnlichen Analysis gilt Z dnx f (ax) = (det a)?1 Z (441) dnx f (x) wobei wir uberdies noch die Bedingung benotigen, da a nichtsingular ist. 7.5.2 Integrale uber A(E F ) Nun habe der Vektorraum die Struktur einer direkten Summe E F (dieser Fall wird im Zusammenhang mit dem Dirac-Feld wichtig werden). Vektoren in diesem Raum sind Paare (u; v) mit u 2 E und v 2 F . Es sei (ei ) eine Basis in E und (fk ) eine Basis in F . Wir denieren die Erzeuger der GrassmannAlgebra A(E F ): X i(u; v) = ui k(u; v) = vk (u = uiei) X (v = vk fk ) (442) (443) Alle Antikommutatoren der Erzeuger verschwinden identisch. Wir verstehen A(E ) und A(F ) als zwei Unteralgebren von A(E F ), erzeugt von den i bzw. k . Ein allgemeines Element der Algebra A(E F ) besitzt eine Entwicklung nach allen Erzeugern, i und k. Fur ein solches Element schreiben wir daher S f; g und denieren Teilintegrale Z (444) d S f; g = @@ n @@ 2 @@ 1 S f; g n = dim E 149 und Z d S f; g = @@m @@ 2 @@ 1 S f; g m = dim F (445) Im ersten Fall ergibt das Teilintegral ein Element R inR A(F ), im zweiten Fall ein Element in A(E ). Das vollstandige Integral d d S f; g entsteht durch Hintereinanderschalten der beiden Prozesse. Hierbei ist es jedoch wichtig, auf die Integrationsreihenfolge zu achten; denn es gilt die Regel Z d Z d S f; g = (?1)nm Z Z d d S f; g (446) Fur Teilintegrale gilt bezuglich einer linearen Transformation a: Z 3. Formel: Z d S fa; g = det a d S f; g (447) Ein Sonderfall tritt ein, wenn die Raume E und F die gleiche Dimension n haben und ein Element der Algebra die Form S f + g hat, d.h. es besitzt dann eine Entwicklung nach den Erzeugern i = i + i. 4. Formel: (Translationsinvarianz) Z d S f + g = Z d S fg (448) von S fg nach den Erzeugern hat Beweis. Der hochste Term der Entwicklung R 1 2 n die Form I mit I = d S fg. Der hochste Term der Entwicklung von S f + g nach den i ist in I (1 + 1) (n + n) enthalten und stimmt mit dem vorigen Ausdruck uberein. 7.5.3 Integrale vom Exponentialtyp Wir nehmen an, da die Raume E und F die gleiche Dimension n haben. Satz Fur jede komplexe n n-Matrix a = (aik ) gilt Z Z d d exp X ik Beweis. Wir setzen S f; g = exp Z Z aik ik = (?1)( ) det a n 2 P ii und haben i Z Z d d S fa; g = det a d d S f; g 150 (449) Die kanonische Zerlegung S = S0 + + Sn fuhrt auf !n Xii Sn = n1! i = ( 11 )( 22) ( nn) n = (?1)( )( 1 n)(1 n) 2 R R n Damit folgt d d S f; g = (?1)( ) . Denition Es sei n = 2m gerade und A = (Aki) eine antisymmetrische n n-Matrix. Dann heit die durch 2 X 1 1 m! 2 ik Aik ik !m = Pf A 1 2 n (450) bestimmte komplexe Zahl Pf A die Pfaan von A. Als Funktion der Matrixelemente ist Pf A homogen vom Grade m. Fur niedrige Dimensionen (n = 2; 4; : : :) nden wir: Pf A = A12 Pf A = A12 A34 ? A13 A24 + A14A23 m=1 m=2 Als direkte Folge der Denition der Pfaan erhalten wir die Formel Z d exp X 1 2 ik ! Aik ik = Pf A (451) Anmerkung: Das Integral verschwindet, wenn n ungerade ist. Der nachste Satz zeigt einen Zusammenhang zwischen den Begrien Determinante und Pfaan. Satz. Sei a eine komplexe m m-Matrix und aT die transponierte Matrix. Dann ist 0 a A = ?aT 0 (452) antisymmetrisch und es gilt m Pf A = (?1)( ) det a 2 151 (453) Beweis. Man kann schreiben: X Damit wird Z ik aik i k = d exp 21 TA 1 T 2 A = Z = Z d d exp Ta und die Behauptung folgt unmittelbar. Anmerkung: Es existiert ein weiterer leicht beweisbarer Zusammenhang, namlich (Pf a)2 m gerade (454) det a = 0 m ungerade fur jede antisymmetrische m m-Matrix a. 7.5.4 Fourier-Laplace-Transformation Die klassische Fourier-Transformation verwandelt Funktionen f (x), deniert fur Vektoren x 2 E (E ein n-dimensionaler reeller Vektorraum), in Funktionen f~(p), deniert fur p 2 E (E der Dualraum zu E ). A hnliches leistet die beidseitige Laplace-Transformation. Ist der Vektorraum komplex, so besteht kein wesentlicher Unterschied mehr zwischen der Fourier- und der LaplaceTransformation. Auf einer Grassmann-Algebra fuhrt die FL-Transformation in ahnlicher Weise Elemente S 2 A(E ) uber in Elemente S~ 2 A(E ). Sie ist eng verbunden mit der in der Algebra haug benutzten ?-Abbildung oder HodgeAbbildung ? : Ap(E ) ! An?p(E ) (n = dim E ); (455) der wir uns zunachst zuwenden. Es sei also (ei) eine Basis in E und (ei) die induzierte dualePBasis in E , so da hei ; ek i = ki gilt. Jedes u 2 E besitzt P i die Darstellung u ei, jedes v 2 E die Darstellung viei . Wir denieren die Erzeuger von A(E ): i(u) = ui die Erzeuger von A(E ): i(v) = vi Ein Element S 2 Ap(E ) besitzt die Gestalt X S = p1! si ip i ip (456) i ip 1 1 152 1 Die Hodge-Abbildung (455) wird erklart durch die Vorschrift X ip in s ip in ?S = (n ?1 p)! ip in X si ip i in sip in = p1! i ip +1 +1 (457) +1 +1 1 1 (458) 1 ( ist das Levi-Civita-Symbol). Sie hat die Eigenschaft ? ? S = (?1)p(n?p)S S 2 Ap(E ) (459) Das entstehende Vorzeichen ist p-abhangig. Dehnt man also ? zu einer linearen Abbildung auf ganz A(E ) aus, so erhalt man keine Involution. Das macht die Hodge-Abbildung fur unsere Zwecke ungeeignet. Mit einer geringfugigen A nderung lat sich die Sache bereinigen. Wir denieren ? S~ = (?1) ? S = n?2p+1 S 2 Ap(E ) (460) und nden n (461) S~ = (?1)( )S Das Vorzeichen ist unabhangig von p. Wir bezeichnen S~ als die FL-Transformierte von S . Die Vorschrift zur Konstruktion von S~ kann auch auf eine ganz andere Weise gegeben werden. Wir betten hierzu A(E ) und A(E ) in die P gemeinsa mePAlgebra A(E E ) ein, benutzen die Schreibweise h ; i := i i i = ? i ii und setzen +1 2 S~fg = Z d S fg exph; i (462) Da auf diese Weise die gleiche Abbildung beschrieben wird, folgt aus dem speziellen Integral Z n?p (463) d 12 p exph; i = (?1)( )p+1 n 2 +1 Wir wollen nun eine konkrete FL-Transformierte berechnen. Satz Es sei A = (Aik ) eine antisymmetrische nichtsingulare n n-Matrix (n ist notwendig gerade). Dann besitzt P S fg = exp 21 Aik ik (464) die FL-Transformierte P S~fg = Pf A exp 21 (A?1 )ik i k (465) 153 Beweis. Wir schreiben (alle Summanden in A+(E E )) 1 TA + h ; i = 1 ( + )TA( + ) + 1 T A?1 2 2 2 = ?A?1 . Es gilt d S f + g = d S fg = Pf A. R R mit Durch die Entwicklung der Exponentialfunktion in (462) gewinnen wir Formeln fur die Momente der i. Wenn wir auch noch die Matrix A durch ?A ersetzen, so lauten die ersten funf Formeln dieser Art: Z Z Z Z Z d exp(? 21 TA) = Pf(?A) d i exp(? 21 TA) = 0 d ij exp(? 21 TA) = Pf(?A)B ij B = A?1 d ij k exp(? 21 TA) = 0 d ij k ` exp(? 21 TA) = Pf(?A)(B ij B k` ? B ik B j` + B i`B jk ) Die zweimalige Anwendung der FL-Transformation multipliziert die \GauFunktion" (464) mit dem Faktor Pf A Pf A?1. Daraus schlieen wir: n Pf A Pf A?1 = (?1)( ) = (?1)m +1 2 (2m = n) (466) All unseren Anwendungen liegt die Blockstruktur zugrunde: A= 0 a ?aT 0 A?1 = 0 ?a?1T a?1 0 (467) (a eine m m-Matrix). In diesem Fall konnen wir von der Relation m Pf A = (?1)( ) det a 2 Gebrauch machen. 7.6 Funktionalintegrale der QED Stellvertretend fur die Eichtheorien mit Ankopplung an Materiefelder soll nun die U (1)-Eichtheorie behandelt werden. Der Einfachheit halber ist in allen Formeln ~ = 1 gesetzt. Wir gehen von einer Formulierung im Kontinuum aus, obwohl in diesem Fall der zugrunde liegende Vektorraum E der 154 Fermionen notwendig unendlich-dimensional ist und die Funktionalintegrale, Determinanten, Pfaans etc. einer Regularisierung bedurfen, damit alle Ausdrucke dieses Abschnittes deniert und endlich sind. Zuerst schreiben wir die Wirkung fur ein Dirac-Teilchen der Masse m und der Ladung q so um, da sie als Summe zweier quadratischer Formen erscheint: Z d4x 41 F k`Fk` + (@= + m + iqA=) 1 1 2 (; FA) + 2 (A; C A) W fA; g = = (468) (siehe die Formeln (6.30-32) und (5.16-19)). Der Bispinor enthalt die Komponenten von und c. Das erzeugende Funktional der n-Punktfunktionen ist so deniert: S f; j g = Z = Z ?1 Z Z DA D exp () + A(j ) ? W fA; g DA D exp ?W fA; g (469) Hier lat sich das Integral uber die fermionischen Freiheitsgrade ausfuhren, weil die Wirkung bilinear in dem -Feld ist (diese Beobachtung trit auf alle Eichtheorien zu): S f; j g = Z d(A) exp A(j ) ? 21 (; FA?1) 1 d(A) = Z ?1DA det(@= + m + iqA=) exp ? 21 (A; C A) Z = Z DA det(@= + m + iqA=) exp ? 2 (A; C A) (470) (471) (472) Das Ergebnis kommt deshalb zustande, weil det(?C ) = 1 und Pf(?FA) = det ?C (@= + m + iqA=) = det(@= + m + iqA=) (473) gilt. Auf diese Weise wurde eine wesentliche Vereinfachung erzielt. Die hierbei erzeugte Fermion-Determinante begegnete uns schon fruher (Vorlesung QFT I, Kapitel 8). Dort haben wir auch Methoden angegeben, wie man diese Groe regularisieren kann. Dabei stellte sich u.a. heraus, da unter der Ersetzung q ! ?q die Determinante in sich ubergeht. Aus diesem Grunde ist das Ma d(A) symmetrisch, d.h. fur alle Funktionen f gilt Z d(A) f (?A) = 155 Z d(A) f (A) (474) Es ist jetzt deutlich geworden, da die Fermion-Determinante nicht nur bei Problemen mit aueren Feldern auftritt, sondern da sie eine zentrale Stellung in der Theorie einnimmt. Durch Entwicklung des erzeugenden Funktionals gelangen wir zu den Korrelationsfunktionen der U (1)-Eichtheorie. Die erste Groe, auf die sich unser Interesse richtet, ist der euklidische Propagator des Fermions: Z ha(x)b (y)i = d(A) F ?1 A ab (x; y) (475) Hieraus ergibt sich unmittelbar Z h (x) (y)i = d(A) (@= + m + iqA=)?1(x; y) (476) Eine weitere Vereinfachung scheint nicht mehr moglich zu sein. Der Propagator enthalt als wesentliche Information die renormierte Masse des DiracTeilchens. Fur q ! 0 geht der Ausdruck in den freien Propagator uber. Die Formel (476) dient als Ausgangspunkt fur Naherungen. Der Propagator des Eichfeldes erhalt die Gestalt Z hAk (x)A`(y)i = d(A) Ak (x)A`(y) (477) Er enthalt Informationen uber die Vakuum-Polarisation, d.h. uber die virtuelle Paar-Produktion der Photonen. Schlielich ist die Vertex-Funktion h (x)Ak (y) (x0 )i = Z d(A) (@= + m + iqA=)?1 (x; x0 ) Ak (y) (478) von Interesse, in der die Information uber die renormierte Ladung und das anomale magnetische Moment enthalten ist. Anmerkung: Das Ma d(A) ist zwar normiert, aber es fehlt ein Beweis, da es positiv ist. Man kann relativ leicht einsehen, da es reell ist. Dazu weist man nach, da die Fermion-Determinante reell ist. Alle n-Punktfunktionen des Photonfeldes sind dann ebenfalls reell, wie wir es aus physikalischen Grunden erwarten. In dem erzeugenden Funktional erscheint die Kopplungskonstante q an zwei Stellen: (1) in der Fermion-Determinante und (2) in dem Operator FA?1. Ein Naherungsverfahren (eng. quenched approximation) grundet darauf, da man q = 0 (aquivalent m = 1) in der Determinante setzt. Dann verschwindet die Determinante uberhaupt aus dem Ma d(A) 156 und wir erhalten ein Gauisches W-Ma d0(A), das ohne jegliche Regularierung auch im Kontinuum wohldeniert ist: Z d0(A) exp iA(j ) = expf? 21 (j; C ?1 j )g (479) Die Ersetzung von d(A) durch d0(A) bewirkt, da Ak (x) ein freies Feld wird, da das Fermion sozusagen an ein freies Feld koppelt. Die Unterdruckung der Fermion-Determinante bedeutet { in der Sprache der Storungstheorie { den Fortfall aller Feynman-Graphen, die wenigstens eine Fermionschleife enthalten. Die Naherung ist gut, solange die Masse des Dirac-Teilchens als \gro" angesehen werden darf. Denn rein formal betrachtet geht d(A) im Limes m ! 1 in das Ma d0(A) uber. 7.7 Gittereichtheorien mit Materiefeldern 7.7.1 Das SU (n)-Higgs-Modell Fur die reine Eichtheorie mit der Eichgruppe SU (n) kann die Wirkung auf dem Gitter in der Form (5.70) deniert werden. Von dieser Wirkung unterscheidet sich X W (U ) = ? 21g2 < Spur U@p p nur um eine Konstante. Fur das SU (n)-Higgs-Modell auf dem Gitter gibt man i.allg. die folgende Wirkung an: X X W (U; ) = W (U ) + 21 j(x + ek ) ? Uxk (x)j2 + (j(x)j2 ? )2 (480) x xk ( > 0; > 0); (x) ist ein n-komponentiges komplexes Skalarfeld, also ein Multiplett in der fundamentalen Darstellung der SU (n). Die Wirkung zerfallt in naturlicher Weise in drei Terme: (1) eine Summe uber alle Plaketten, (2) eine Summe uber alle Gitterkanten und (3) eine Summe uber alle Gitterpunkte. Nach Einfuhrung einer Gitterkonstanten a geht (x + ek ) ? Uxk (x) auf Z4 in den Ausdruck aa(x + aek ) ? exp aAak (x) aa(x) = a2 @k ? A0k (x) 0(x) + O(a3) uber, der die kovariante Ableitung des Kontinuumsfeldes 0 enthalt. Mit a und Aa haben wir die Felder auf dem Gitter (aZ)4 bezeichnet. Es sei d (U ) das auf 1 normierte Haarsche Ma auf der Gruppe SU (n). Fur die angegebene Wirkung und die Gitterperiode N lautet die Zustandssumme Z Z Z = D DU expf?W (U; )g = e?F 157 D = Y Yn x =1 d<(x) d=(x) DU = Y xk d (Uxk ) 7.7.2 SU (n)-Eichtheorie mit Fermionen Wir betrachten ein Multiplett von n Dirac-Feldern in der Fundamentaldarstellung der SU (n): 0 1 1 (x) C . . (x) = B ( x ) = ( x ) ; : : : ; ( x ) (481) @ . A 1 n n (x) Die eichinvariante Wirkung hat auch hier wieder den typischen Aufbau: W ( ; ; U ) = W2 + W1 + W0 (482) wobei W2 (bzw. W1, W0) eine Summe uber Plaketten (bzw. Gitterkanten, Gitterpunkte) darstellt: X W2 = ? 21g2 < Spur U@p (483) p X W1 = 21 (x)k Uxk (x + ek ) ? (x + ek )k Uxk (x) (484) W0 = m xk X x (x) (x) (485) Die Vorschrift zur Konstruktion von W1 entspricht der Einfuhrung einer Gitterversion der kovarianten Ableitung in Form einer Matrix 8 1 > < 2 Uxk y = x + ek k = ? 12 Uyk x = y + ek (486) Dxy > : 0 sonst Fur Uxk = 1 (alle xk) geht sie uber in den Gittergradienten 8 1 > < 21 y = x + ek k @xy = > ? 2 x = y + ek (487) : 0 sonst Dieser Gradient entspricht, wie man sieht, der halben Summe aus dem Vorwartsund dem Ruckwarts-Gradienten. Vereinfachend konnen wir nun schreiben: X W1 = (x)D= xy (y) D= k Dk (488) xy 158 Ein weitere Vereinfachung erzielen wir durch Einfuhrung von = c FU = 0 ?[C (D= + m)]T C (D= + m) 0 (489) weil dann die Wirkung in eine Bilinearform ubergeht: W1 + W0 = 12 (; FU ) (490) Die fermionischen Freiheitsgrade lassen sich vollstandig ausintegrieren, und wir erhalten: Z D Z D exp () ? 21 (; FU ) = det(D= + m) exp ? 21 (; FU?1) (491) Die Fermion-Determinante hat auf einem Gitter eine etwas veranderte Struktur. Aber sie ist wohldeniert und bedarf keiner Regularisierung. Bei N 4 Gitterpunkten besitzt die Matrix D= + m die Dimension 4nN 4 . Selbst fur bescheidene Gittergroen (z.B. N = 10) ist eine numerische Auswertung dieser Determinante nur unter Einsatz eines Grorechners moglich. Wir erhalten das folgende auf 1 normierte Ma auf der Eichgruppe: 1 X ? 1 (492) d(U ) = Z DU det(D= + m) exp 2g2 < Spur U@p p Mit seiner Hilfe lassen sich alle Erwartungswerte ausdrucken, z.B. Z hU@Gi = d(U ) U@G fur eine Wilson-Schleife @G. 159 (493) 8 Funktionale Integration und Lokale Anomalien 8.1 Einfuhrung Symmetrien einer klassischen Feldtheorie, d.h. solche, die aus der LagrangeDichte folgen, fuhren unter Umstanden zu unerwarteten Eekten, wenn man versucht, sie auf die quantisierte Fassung dieser Feldtheorie zu ubertragen. Probleme dieser Art traten zuerst auf im Zusammenhang mit der Berechnung der Rate fur den Zerfall 0 ! 2 in einer chiral invarianten Theorie, in der das Pion masselos war [1]. Die Verletzung einer globalen Symmetrie, wie sie hier vorlag, hatte nichts gemein mit dem Phanomen der spontanen Symmetriebrechung; denn das Pion blieb weiterhin masselos. Vielmehr handelte ich sich hier um topologisches Phanomen, fur das Mathematiker wie M.F. Atiyah schnell Erklarungen hatten. Physiker sprechen von einer \globalen Anomalie" und in der oben zitierten Situation von der \Adler-Anomalie". Spater entdeckte man auch \lokale Anomalien". Sie treten auf in chiralen Eichtheorien von masselosen Fermionen. Die Existenz dieser Art von Anomalien fuhrt zu einer Verletzung der Eichinvarianz derart, da das Modell auf keine Weise mehr zu renormieren war (unter Beibehaltung der LorentzInvarianz). Als Folge dieser Erkenntnis schien es notwendig, jedem Modell eine Konsistenzbedingung aufzuerlegen, namlich die Forderung, da Anomalien gar nicht erst auftreten, oder, falls sie auftreten, das Modell als unvollstandig zu erklaren und nach Erweiterungen zu suchen mit dem Ziel, da sich in dem erweiterten Modell die Anomalien gegenseitig aufheben. Ein Beispiel: Das Standardmodell ohne Quarks (sozusagen ein Modell fur die Leptonen allein) besitzt eine lokale Anomalie und ist somit nicht konstistent formulierbar. Fugt man die Quarks hinzu, heben sich die Beitrage zu der Anomalie von Leptonen und Quarks auf. In gewisser Weise bedingen Leptonen und Quarks einander, mussen somit als Konstituenten eines Feldes aufgefat werden. Es war zuerst Fujikawa [2], der den Ursprung des Problems in der Quantisierung durch Pfadintegrale suchte. Er fand, da die Anwesenheit lokaler Anomalien nichts anderes ist als die Eigenschaft des fermionischen Maes d d nicht invariant zu sein unter lokalen chiralen Eichtransformationen. Konkret: Es ist die Jacobi-Determinante, hervorgerufen durch die Transformation, die die Anomalie quantitativ beschreibt. Die Details der Lagrange-Dichte haben hierauf keinen Einu. Um aber eine Vorstellung davon zu geben, uber welche Modelle wir reden, wollen wir annehmen, da der fermionische Anteil der Lagrange-Dichte von der ublichen allgemeinen Form ist: LF = ir= : 160 Hier ist r= ein Dirac-Operator, der das Eichpotential enthalt, wahrend Massenterme abwesend sind. Das Dirac-Feld kann u.U. viele Komponenten haben, da es zu einer Darstellung der Eichgruppe gehort. Der Ausdruck r= mu neu interpretiert werden und heit \verallgemeinerter Dirac-Operator", wenn wir die Yukawa-Wechselwirkung mit dem Higgs-Feld einbeziehen [3,4]. Dies wird notwendig, sobald wir uns dem Salam-Weinberg-Modell oder gar dem vollem Standardmodell zuwenden. 8.2 Vektorartige Modelle Wir wollen von einer Formulierung im Minkowski-Raum ausgehen. Darin sei (x) ein mehrkomponentiges (zunachst klassisches) Dirac-Feld mit Komponenten in dem Vektorraum W =S V ; wobei S der ubliche Spinorraum ist, auf den die Gamma-Matrizen wirken, wahrend V ein hermitescher Raum ist, ein komplex-linearer n-dimensionaler Raum mit einem Skalarprodukt. Nach Wahl einer (orthonomierten) Basis kann V mit C n identiziert werden. Es sei G eine kompakte Eichgruppe und g 7! D(g) eine unitare Darstellung von G auf V . Sobald V mit C n identiziert ist, werden die Operatoren D(g) zu unitaren n n-Matrizen. Wie ubliche, bezeichne Lie G die Lie-Algebra von G. Wir erreichen die Matrix, die das Element a 2 Lie G reprasentiert, durch eine Ableitung: d(a) = dtd D(eta )t=0 : Um jedoch die Formeln zu vereinfachen, werden wir in Zukunft an anstelle von d(a) schreiben. In bezug auf das Tensorprodukt S C n schreiben wir sogar anstelle von 1l . In ahnlicher Weise schreiben wir anstelle von 1l. Wir erinnern an die Konstruktion `adjungierter' Spinoren und Operatoren im Sinne der Dirac-Theorie: Spinoren: = 0 falls 2 S C n , Operatoren: M = 0 M 0 falls M 2 End(S C n ). Es gilt 0 = 0 = ( 0)?1 und somit = = ? ; 5 = 5 : (494) Es gibt genau zwei Arten von lokalen Transformationen, die durch Symmetrien der Lagrange-Dichte hervorgerufen werden. 161 1. Nichtchirale Eichtransformationen. Sie enthalten nicht die 5-Matrix: 0 (x) = (U )(x) = e(x) (x) 0 (x) = (U )(x) = (x)e?(x) : 2. Chirale Eichtransformationen. Sie enthalten die 5-Matrix: 0 (x) = (U )(x) = e (x) (x) 0 (x) = (U )(x) = (x)e (x) : 5 5 In beiden Situationen benutzten wir die Beziehungen (494). Wir betrachten U als einen Integraloperator mit dem Kern e(x) 4 (x ? y) resp. e (x) 4(x ? y) und schreiben U = U . Fur den Fall nichtchiraler Eichtransformationen gilt die Relation U = U ?1 ; (495) d.h. U ist pseudo-unitar. Fur chirale Eichtransformationen hingegen gilt U = U ; (496) 5 d.h. U ist pseudo-hermitisch. Dieser Unterschied ist entscheidend fur das Verhalten des Maes d d unter einer Eichtransformation, wie wir sehen werden. Fur eine strenge Ableitung der Anomalie, ausgedruckt durch die JacobiDeterminante, werden wir Pfadintegrale in euklidischer Raumzeit betrachten. Die formale Ersetzung ix0 ! x4 wird begleitet durch 0 ! 4 k ! ?i k (k = 1; 2; 3): Entscheidend ist nun, da die Felder und als vollkommen unabhangige Grassmann-Variablen zu verstehen sind. Gleichwohl andert sich an den Eichtransformationen nichts, d.h. U ist mit U entweder durch (495) oder (496) verknupft. Voraussetzung fur das Studium solcher Transformationen ist die Annahme, da die euklidische Wirkung invariant ist. Die alles entscheidende Frage lautet: Ist auch das Ma d d invariant? Es gehort zu den Besonderheiten von Grassmann-Variablen, da unter Transformationen U das Ma mit der inversen (!) Determinante multipliziert erscheint: d 0 = (Det U )?1 d ; d 0 = (Det U )?1d 162 Folglich, d d if U is non-chiral (Det U )?2 d d if U is chiral. Man erkennt: Nicht-chirale Symmetrien verursachen kein Problem; denn das Ma ist invariant. Deshalb betrachten wir von nun an nur noch den Fall chiraler Symmetrien. Sie geben Anla zu Anomalien wenn nicht Det U = 1. Um die Anomalie in expliziter Form zu erhalten, mussen wir zuvor den Ausdruck Det U geeignet interpretieren, wozu wir die Formel log(Det U )?2 = ?2 Spur log U heranziehen. Um der Spur einen Sinn zu geben, ist es notwendig, den euklidischen Raum E4 durch eine geeignete kompakte (orientierte) 4-dimensionale Riemannsche Mannigfaltigkeit M zu ersetzen. Die Struktur der Spur beinhaltet in jedem Fall eine Integration uber die Mannigfaltigkeit: d 0 d 0 = (Det (U U ))?1 d d = ?2 Spur log U = Z M ! Hier ist ! eine noch zu bestimmende C -wertige 4-Form (eine Dierentialform vom Grad vier und damit in jedem Punkt x 2 M proportional zur Volumenform der Mannigfaltikeit M ). Es ist plausibel, da ! von der \Krummung" F des Eichzusammenhanges abhangt, einer 2-Form, die in lokalen Koordinaten als F = 21 F (x) dx ^ dx geschrieben werden kann. In bekannter Weise, lat sich hieraus eine 4-Form konstruieren: F ^ F = 41 F (x)F (x) dx ^ dx ^ dx ^ dx : Man beachte auch dx ^ dx ^ dx ^ dx = d4x : (497) Weiterhin ist plausibel, da ! proportional zu F ^ F ist, gestutzt durch die Beobachtung, da dieser Ausdruck unter einer Paritatsoperation (Raumspiegelung) so wie 5 sein Vorzeichen wechselt. Auch mu ! proportional zu der 0-Form (x) sein, welche die chirale Eichtransformation beschreibt. Schlielich sollte ! eichinvariant konstruiert sein, d.h. unverandert bleiben unter einer simultanen Ersetzung der Art 7! e e? ; F 7! e Fe? 163 wobei (x) irgendeine Eichfunktion darstellt so wie (x). Es gibt nur einen Ausdruck, der alle diese Bedingungen erfullt: ! trV ( F ^ F ) : Eine Technik, den Vorfaktor zu bestimmen, ist unter den Namen heat kernel expansion bekannt: 1. Man ersetzt zunachst den Integralkern hxjyi = 4(x ? y) durch den heat kernel hxj exp(tr= 2 )jyi (t > 0) wobei r= den Dirac-Operator bezeichnet. Somit ist r= 2 ein verallgeneinerter Laplace-Operator mit Spektrum in (?1; 0]. 2. Sodann berechnet man die sog. Superspur bezuglich der Z2-Graduierung von W , gegeben durch die Eigenwerte von 5: strW (x) hxj exp(tr= 2 )jxi trW 5(x) hxj exp(tr= 2)jxi 3. Am Ende fuhrt man den Limes t ! 0 aus. Das Resultat (hier ohne Rechnung) ist: ! = (2)?2 trV ( F ^ F ) : Mit Blick auf (497): (498) ! = (4)?2 trV (x)F (x)F (x) d4x : (499) Der Ausdruck auf der rechten Seite deutet auf einen Zusammenhang mit der Chern-Pontryagin-Form (characteristisch fur die Mannigfaltigkeit M und den Eichzusammenhang): ch (D) = (2)?2 trV (F ^ F ) : Das Index-Theorem von Atiyah-Singer35 sagt aus, da ind (r= ) = 1 2 Z M ch (D) 35 Der Zusammenhang zwischen Anomalien und dem Index-Theorem wurde von vielen Autoren bemerkt. Siehe hierzu [5]. 164 wobei ind (r= ) den Index des Dirac-Operators bezeichnet, ind (r= ) = dim ker(r= +) ? dim ker(r= ?) ; bezuglich der Blockdarstellung ? r= = r=0+ r=0 : induziert durch die Eigenwerte 1 von 5. Als eine physikalische Konsistenzbedingung ist zu fordern, da die rechte Seite von (499) verschwindet. Hieraus folgt eine Bedingung an die Darstellung von Lie G auf V . Sei iTa eine Basis fur diese Darstellung der Lie-Algebra mit Ta = Ta . Wir nennen dann Ta die Generatoren. Weil G kompakt ist, lat sich erreichen, da trV (Ta Tb ) = Nab (N 0): erreichen. Der Spur dritter Ordnung, trV (TaTb Tc), gilt unsere besondere Aufmerksamkeit. Sie kann in einen total symmetrischen und eine total antisymmetrischen Anteil { bezuglich der Permutationen aller Indizes { zerlegt werden: 2 trV (Ta TbTc) = dabc + iNfabc trV (TafTb ; Tcg) = dabc trV (Ta [Tb; Tc]) = iNfabc : Man beachte, da fabc mit den Strukturkonstanten der Lie-Algebra ubereinstimmen. Am Ende zeigt die Entwicklung F (x) = Fa (x)iTa ; (x) = a (x)iTa zusammen mit (499), da die Konsistenzbedingung ! = 0 auf eine algebraische Bedingung fuhrt: trV (Ta fTb ; Tcg) = 0 : (500) Diese Bedingung gilt in einer Situation, bei der sich links- und rechtshandige masselosen Fermi-Felder unter der gleichen (!) Darstellung der nicht-chiralen Eichgruppe transformieren. Modelle dieser Art heien \vektorartig" wegen der besonderen Struktur der Lagrange-Dichte. Die QED und die QCD mit masselosen Fermionen besitzen diese Struktur. 165 8.3 Chirale Modelle Wir wollen nun eine allgemeinere Situation ins Auge fassen, bei der links- und rechtshandige Fermionfelder sich unterschiedlich unter der Eichgruppe transformieren. Solche Modelle wollen wir kurz chiral nennen. Wir haben es dann mit einer Darstellung D = D+ D? auf einem Z2-graduierten Vektorraum V = V+ V?: zu tun. Hieraus folgt eine Graduierung des Tensorproduktes W = S V mit dem Spinorraum: W = W + W ? W + = S+ V + S? V ? W ? = S? V + S+ V ? : Wir nehmen an, da das Dirac-Feld gerade Paritat hat. Der Dirac Operator ist in jedem Fall ungerade: (x) 2 W + ; r= (x) 2 W ? : Das Feld kann in links- und rechtshandige Komponenten zerlegt werden: + + ? ? R (x) 2 S V ; L (x) 2 S V : Dies zeigt: R transformiert sich gema der Darstellung D+, L gema der Darstellung D?. Es existieren Generatoren Ta = Ta+ Ta? fur die Darstellung D = D+ D? und Elemente der Lie-Algebra dargestellt durch + = +a Ta+; ? = ?a Ta? ; a 2 R : (501) Indem wir die fruhere Rechnung der Anomalie wiederholen und an die neue Situation anpassen, kommen wir zu dem Schlu, da die Formel (498) fur die Anomalie weiterhin gultig ist, falls wir darin die folgende Interpretation, d.h. Ersetzung vornehmen: 2 = (++) (??) : Die Faktoren 1 vor sind gerade die Eigenwerte 5. Die Konsistenzbedingung tr (fTa; Tb g) = 0 nimmt, when wir gema (501) entwickeln, nun die folgende Form an: str (Ta fTb; Tcg) tr+ (Ta+fTb+; Tc+g) ? tr? (Ta?fTb?; Tc?g) = 0 : (502) Hier bezeicnen str and tr die sog. Superspur in V und die gewohnliche Spur in V . Mit anderen Worten, die Anomalie, hervorgerufen durch die Darstellung D? auf linkshandigen Spinoren mu durch die Anomalie aufgehoben werden, die von der Darstellung D+ auf den rechtshandigen Spinoren hervorgerufen wird [6]. 166 8.4 Anomalie-freie Eichtheorien 8.4.1 Das Wunder Eine Lie-Gruppe wird sicher genannt, falls die Anomalie-Koezienten in allen (unitaren) Darstellungen dieser Gruppe verschwinden. Sichere klassische Gruppen sind: SU (2); SO(n) (n 6= 6); Sp(2n) : Sichere Ausnahmegruppen sind: G2 ; F 4 ; E 6 ; E 7 ; E8 : Ferner, reelle Darstellungen von nichtsicheren Gruppen sind frei von Anomalien. Zum Beispiel: Die Gruppe SU (3), obwohl nichtsicher, besitzt die reelle anomaliefreie Darstellung 3 3. Keine dieser Kriterien deckt jedoch Situtionen ab, wie sie etwa im Standardmodell vorliegen. Die gegenseitige Aufhebung von Beitragen zur Anomalie, geliefert durch Leptonen einerseits and Quarks andererseits, erscheint wie ein Wunder. Ein besseres Verstandnis gelingt auf folgende Weise: Theorem. Das `Wunder' geschieht in solchen reduziblen Darstellungen der Eichgruppe G, die zwei Eigenschaften besitzen: 1. Die Eichgruppe G ist entweder U (n) (n 4) oder eine Untergruppe davon. Die denierende Darstellung wirkt auf dem Raum C n . 2. Die linksh andigen Fermionfelder transformieren sich gema der DarV stellung ? Vvon G wahrend die rechthandigen Felder sich gema V der Darstellung + transformieren. Zur Erinnerung: Die Darstellungen wirken VC n . auf den geraden bzw. ungeraden Teilraum der aueren Algebra Die Falle n = 2; 3 erfordern eine gesonderte Behandlung: Die Gruppe SU (2) ist sicher, d.h. ohne weitere Bedingungen an ihre Darstellung. Die Gruppe SU (3) bildet eine Ausnahme in dem Sinne, da die Anomaliefreiheit, wie sie fur SU (n) (n 4) auf der aueren Algebra vorliegt, hier nicht gegeben ist. Das Standardmodell wird abgedeckt durch das Theorem, wenn wir annehmen: 1. G SU (5). 2. Lie G = su(3) su(2) u(1) . Genau betrachtet benotigen wir nur die erste Bedingung, um die gewunschte Anomaliefreiheit zu gewahrleisten. 167 8.4.2 Die auere Algebra und ihre Z2-Graduierung Die deerende Darstellung der Gruppe U (n) ist gegeben durch unitare Matrizen u 2 U (n), interpretiert als lineare Operatoren auf dem Raum C n . V Sie induziert eine reduzible Darstellung der Dimension2n auf der aueren V Algebra C n : $ n C?n ? u C?? y y VC n V$u VC n : V V Sie zerfallt in irreduzible Bestandteile p in? den Unterraumen pC n (das p-te auere Produkt von C n ) der Dimension np : V = V0 V1 Vn : (503) Eine andere Schweibweise, gultig fur alle u 2 U (n), ist: Vpu = u ^ u ^ ^ u (p factors): Unsere fundamentale Annahme lautet: Fur geeignet gewahltes n entsprechen alle fundamentalen Fermionen den Darstellungen der Liste (503). Das Standardmodell benutzt n = 5. In dem wir n variieren, konnen wir alle irreduziblen Darstellungen in einer Tabelle der folgenden Art unterbringen: n irreps of SU(n) V V1 V2 0 2 V0 V1 V2 V3 3 V V V V V4 0 1 2 3 4 V V1 V2 V3 V4 V5 5 0 Anschaulicher ist ein Pascal-ahnliches Dreieck, indem wir die Dimensionen wiedergeben: n irreps of SU(n) 2 1 2 1 3 1 3 3 1 4 1 4 6 4 1 5 5 1 5 10 10 1 Was die GruppeV SU (n)Vangeht, so gibt es keinen Unterschied zwischen den Darstellungen 0 und n: Sie sind beideVeindimensional V und trivial. Fur u 2U(n) jedoch gibt es einen Unterschied: 0u = 1, nu = det u. 168 Wir nutzen die Eigenschaft der aueren Algebra Dies bedeutet, da wir eine Zerlegung VC n = V+C n V?C n haben, wobei Z2-graduiert zu sein. V+C n = X VpC n ; V?C n = X VpC n ; dim VC n = 2n?1 : p=even p=odd V Die Darstellung of UV(n) respektiert die Z2-Graduierung und zerfallt somit V in die direkte Summe + ?, wobei Vu = V+u V0? ; u 2 U (n) : 0 u V Die Darstellung der Lie-Algebra u(n) on C n ist durch die Vorschrift +(a) 0 V d (a) = exp(ta)j = t=0 0 ?(a) dt festgelegt. Der Operator (a) andert nicht die Paritat und wird deshalb gerade genannt. Hierfur schreiben wir: V (a) 2 End+ C n : V Superalgebren wie End C n haben zwei Arten von Spuren: Die gewohnliche Spur, mit tr bezeichnet, verschwindet auf Kommutatoren. Die Superspur, mit str bezeichnet, verschwindet auf Superkommutatoren36 . Insbesondere gelten die Formeln V V V tr u = tr +u + tr ?u = det(1 + u) V V V str u = tr +u ? tr ?u = det(1 ? u) die man als Sonderfalle (z = 1) einer sehr viel allgemeineren Spur auasseen kann: n V X V trz u = zp tr pu = det(1 + zu) (z 2 C ): p=0 36 Der Superkommutator von zwei Elementen a und b einer graduierten Algebra A = + A A? ist deren Antikommutator, wenn beide Elemente in A? liegen, anderenfalls der Kommutator. 169 Mit Blick auf (502) haben wir nunmehr die Aufgabe, fur a; b; c 2 u(n) die Superspur str ((a)f(b); (c)g) zu berechnen, in der wir die Anomalie erkennen. Dann bleibt zu entscheiden, ob diese Superspur verschwindet. 8.4.3 Techniken zur Berechnung V Wie zuvor wird die Gruppeneinheit V mit 1 bezeichnet. Hingegen Vsoll mit 1 = 1l der Einheitsoperator in End C n gemeint sein. Die Formel trz u = det(1+ zu) kann auf andere Weise geschrieben werden, namlich als V log trz u = tr log(1 + zu) u 2 U (n); 1 + zu 6= 0 : (504) Die erste und einfachste Rechnung { wir setzen u = 1 { fuhrt auf die Spur nullter Ordnung: trz 1l = (1 + z)n : Die nachsten Probleme betreen die Berechnung von Spuren erster, zweiter und dritter Ordnung. Im ersten Schritt ersetzen wir u durch eta u in (504), berechnen die Ableitung bei t = 0 und erhalten V V trz ((a) u) = z trz u tr (a u(1 + zu)?1) : (505) Wir gehen zur Einheit u = 1 um die Spur erster Ordnung zu erhalten: trz (a) = z(1 + z)n?1 tr a : In einem zweiten Schritt ersetzen wir u durch etb u in (505) und berechnen die Ableitung an der Stelle t = 0: V V trz ((a)(b) u) = z trz ((b) u) tr (a u(1 + zu)?1 ) + 1 m X X V m tr a(Ad u)k b um+1 (506) z tr ( u) (?z) z m=0 k=0 wobei wir von (Ad u)b = ubu?1, der adjungierten Darstellung Gebrauch machten.Wir gehen zur Einheit u = 1 um die Spur zweiter Ordnung zu erhalten: trz ((a)(b)) = z(1 + z)n?2 (z tr a tr b + tr (ab)) : In einem weiteren dritten Schritt ersetzen wir u durch etc in (506) und nehmen eine Umformung vor, z 1 X m=0 (?z)m m X k=0 tr a(Ad u)k b um+1 1 X n 170 = n=0 t tr a(ad c)nb fn(zetc ) ; bei der die Hausdor-Formel (Ad etc)k b = 1 n X k n t (ad c)nb ; n=0 n! (ad c)b = [c; b] benutzt und gewisse komplexen Funktionen eingefuhrt wurden: fn(z) = z 1 X m=0 (?z)m m n X k k=0 n! Oenbar lassen sie sich als analytische Funktionen auf C nf?1g verstehen. Sobald wir u = etc gesetzt haben, berechnen wir die Ableitung auf beiden Seiten von (506) bei t = 0 und erhalten so eine vorlauge Formel fur Spur dritter Ordnung: trz ((a)(b)(c)) = z(1 + z)?1 trz ((b)(c)) tr a +z(1 + z)?2 trz (b) tr (ac) +f0 (z) trz (c) tr (ab) +zf00 (z) trz 1l tr (abc) +f1 (z) trz 1l tr (a[c; b]) : Man kann nun leicht zeigen, da die folgenden Darstellungen gelten: f0 (z) = z(1 + z)?2 f1(z) = ?z2 (1 + z)?3 Daraus folgt unmittelbar: zf00 (z) trz 1l = z(1 + z)n?3(1 ? z) f1(z) trz 1l = ?z2 (1 + z)n?3 : Fugen wir nun alle gewonnenen Informationen zusammen, so gewinnen wir das Endresultat trz ((a)(b)(c)) = (1 + z)n?3 (z1 + z2 2 + z3 3) (507) mit den Abkurzungen 1 = tr (abc) 2 = tr a tr (bc) + tr b tr (ac) + tr c tr (ab) ? tr (acb) 3 = tr a tr b tr c : Im Fall n 3 ist die Spur dritter Ordnung zweifellos ein Polynom n-ter Ordnung in z, wie zu erwarten war. Fur n = 2 hingegen deutet die Formel (507) 171 eine scheinbare Singularitat an der Stelle z = ?1 an, obwohl das Ergebnis ein Polynom zweiter Ordnung sein sollte. Die Losung dieser Diskrepanz besteht darin, da speziell fur 2 2 Matrizen (hier a; b; c) eine Identitat existiert: tr (afb; cg) = tr a tr (bc) + tr b tr (ac) + tr c tr (ab) ? tr a tr b tr c Deshalb gilt z1 + z2 2 + z3 3 = (1 + z)(z tr (abc) + z2 tr a tr b tr c) und somit fur n = 2 trz ((a)(b)(c)) = z tr (abc) + z2 tr a tr b tr c Dies ist ein sehr einfacherer Ausdruck. Er kann naturlich auch auf direktem Wege erhalten werden, indem man von Anfang an n = 2 voraussetzt. 8.4.4 Diskussion des Resultates Um zu den fur uns wichtigen Aussagen zu kommen, setzen wir z = ?1 in den obigen Formeln und benutzen die Abkurzung s = tr a tr (bc) + tr b tr (ac) + tr c tr (ab) ? tr a tr b tr c : Fur den symmetrische Anteil der Superspur erhalten wir den Ausdruck ( tr a tr b tr c ? s=2 if n = 2 1 if n = 3 2 str ((a)f(b); (c)g) = s ? tr (afb; cg) 0 if n 4 In Worten: Die Anomalie verschwindet falls n 4. Die Anomalie verschwindet falls n = 2 und a; b; c spurfrei sind. Die Anomalie verschwindet nicht (!) falls n = 3, selbst dann nicht, wenn a; b; c spurfrei sind. Die Eichgruppe SU (5), Kandidat fur einige grand unied theories (GUTs), V ist bekanntlich nichtsicher. Wenn sich jedoch auf der aueren Algebra C 5 operiert, ist diese Darstellung frei von Anomalien. Gleiches gilt fur jede Untergruppe G SU (5), auch auch fur die Eichgruppe G = f(u; v) 2 U (3) U (2) j detu detv = 1g 172 des Standardmodells mit der Lie-Algebra Lie G = su(3) su(2) u(1) : Alle bekannten fundamentalen Fermionen (Leptonen und Quarks) lassen sich in drei Generationen unterbringen. In jeder Generation nden wir 16 WeylFelder (rechts- und linkhandige Dirac-Felder) der Teilchen und 16 WeylFelder der zugehorigen Antiteilchen. Dies ergibt die korrekte Dimension: V 16 + 16 = 25 = dim VC 5 : rechtshandigen Neutrino vorbehalten eR Der Unterraum 0 C 5 = C ist dem V 0 (bzw. R und R ). Da G auf C 5 trivial wirkt, koppelt das rechthandige Neutrino nicht an die Eichfelder, besitzt also weder schwache noch elektromagnetische noch starke Wechselwirkung. Jedoch die Kopplung an das Higgs-Feld gibt den Neutrinos Masse und den Leptonen eine CKM-Matrix. Siehe hierzu das entsprechende Kapitel uber das Standardmodell. Literatur 1. S.L. Adler: Phys.Rev. 177 (1969) 2426 J.S. Bell and R. 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