3 Mengen Der Begri Menge soll hier mit Bedacht nicht präzise deniert werden. Intuitiv kann man eine Menge als Zusammenfassung derjeniger Objekte (Elemente der Menge genannt) einer universellen Klasse vorstellen, die durch bestimmte Eigenschaften ausgezeichnet sind. Notationen Ist M eine Menge und x ein Element von M, so schreiben wir x ∈ M. Wir sagen auch: x gehöre zu M, M oder x liegt in M . Ist x kein Element von so schreiben wir x∈ / M. Eine Menge kann durch Aufzählung ihrer Elemente erklärt werden, z.B. ist M = {a, b, c, d}, die Menge aus den Elermenten a, b, c und d. Meist werden Mengen aber durch Angabe einer Eigenschaft beschrieben. Schreibweise: M = {x | x hat Eigenschaft E}. Beispiel 3.1 Auch wenn wir die natürlichen Zahlen noch nicht ordentlich ein- geführt haben, nutzen wir zunächst Mengen aus natürlichen Zahlen als Beispiele. (1) Die Menge der natürlichen Zahlen N := {1, 2, 3, 4, 5, 6, . . .}. (2) Die Menge der natürlichen Zahlen einschlieÿlich 0: N0 := {0, 1, 2, 3, 4, 5, 6, . . .}. (3) Die Menge der geraden Zahlen 2N := {2, 4, 6, . . .}. 11 3 Mengen (4) Die Menge der Primzahlen P := {p ∈ N | p = p1 p2 für p 1 , p2 ∈ N mit p1 ≤ p2 impliziert p1 = 1 < p2 }, Mengen haben aber nicht unbedingt etwas mit Zahlen zu tun. Zum Beispiel werden wir später mit Mengen von Mengen, Mengen von Abbildungen usw. arbeiten. Zwei Mengen M und N sind gleich, d.h. M = N , wenn sie dieselben Elemente haben. D.h. M = N bedeutet (x ∈ M ⇔ x ∈ N ). N , d.h. M ⊂ N , falls jedes Element von M zu N gehört. Hier sei betont, dass die Bezeichnung M ⊂ N auch erlaubt, dass M = N ist1 . Will man ausdrücken, dass M eine echte Teilmenge von N ist, d.h. M ⊂ N und M 6= N gilt schreibt man M $ N . Um zu zeigen, dass eine Menge M Teilmenge einer anderen Menge N ist, muÿ man zeigen, dass für jedes Element x ∈ M auch x ∈ N gilt. Um zu zeigen, dass zwei Mengen M und N gleich sind, beweist man zunächst M ⊂ N und dann N ⊂ M. Eine Menge M heiÿt Teilmenge von Die Menge ∅ := {x ∈ M | x 6= x} heiÿt leere Menge. Sie ist eindeutig bestimmt und hängt nicht von leere Menge ∅⊂M Die Potenzmenge ist Teilmenge jeder Menge; 2M von M ∅ M ab. Die enthält selbst kein Element. ist die Menge aller Teilmengen von M: 2M = {N | N ⊂ M }. Beispiel 3.2 2{0,1} = {∅, {0}, {1}, {0, 1}} , 2∅ = {∅}, ∅ 22 = {∅, {∅}}. Operationen mit Mengen Im folgenden stellen wir einige wichtige Operationen mit Mengen vor: 1 das ist leider nicht einheitlich in der Literatur. In manchen Büchern und Vorlesungen werden die Symbole ⊆ (statt ⊂) bzw. ⊂ (statt und $) 12 benutzt. 3 Mengen Die Vereinigung Die Vereinigung M ∪ N := {x | x ∈ M ∨ x ∈ N } zweier Mengen denen von M, N besteht sowohl aus den Elementen von M als auch aus N. Beispiel 3.3 {1, 2} ∪ {2, 3} = {1, 2, 3}. Sei allgemeiner S eine Menge, deren Elemente selbst Mengen sind. Die Vereini- gung der Mengen aus S ist die Menge [ M := {x | ∃ M ∈ S mit x ∈ M }. M ∈S S M ∈S M ist also die Menge der Elemente, die mindestens einem M ∈ S angehören. Oft wird das Mengensystem indiziert, d.h., jedem Element von S wird ein eindeutiger Index i aus einer Indexmenge I S = {si | i ∈ I}. zugeordnet, d.h., Wir schreiben [ Mi := {x | ∃i ∈ I mit x ∈ Mi } . i∈I Beispiel 3.4 Sei I=N und Mi := {i, i + 1, . . . , 2i} [ für i ∈ N. Dann ist Mi = N. i∈I S i∈I Mi ⊂ N. Wir müssen also noch zeigen, dass auch N ⊂ i∈I Mi gilt. S Sei also n ein beliebiges Element aus N, dann ist n ∈ Mn . Folglich ist n ∈ i∈I Mi . Da n beliebig war, S Beweis: Da jede der Mengen Mi Teilmenge von N ist, gilt S gilt N⊂ i∈I Mi . Der Durchschnitt Der Durchschnitt zweier Mengen M und N M ∩ N := {x | x ∈ M ∧ x ∈ N } ist die Menge aller Elemente, die sowohl zu M Beispiel 3.5 2N ∩ P = {2}. 13 als auch zu N gehören. 3 Mengen Allgemeiner ist \ M := {x | ∀ M ∈ S gilt x ∈ M } M ∈S der Durchschnitt einer nichtleeren Menge S von Mengen. Er besteht aus den M ∈ S gehören. Oder mit Indexschreibweise \ Mi := {x | ∀i ∈ I ist x ∈ Mi }. Elementen, die zu allen i∈I Beispiel 3.6 Sei I I =N die Indexmenge Dann ist \ und Mi := {n ∈ N | i < n < 4i}. Mi = ∅. i∈I Beweisen Sie diese Gleichheit, ähnlich wie in Beispiel 3.4. Das Komplement Das Komplement einer Menge N in M (oder die Dierenz von M und N) ist die Menge M \N := {x | x ∈ M ∧ x ∈ / N }. M \N besteht aus allen Elementen von besteht N \ 2N M , die nicht zu N gehören. Zum Beispiel genau aus den ungeraden Zahlen. Wir halten nun folgende wichtige Zusammenhänge fest. (a) M \M = ∅, M \∅ = M . (b) M ∩ M = M, M ∪ M = M . (c) Kommutativität: M ∪ N = N ∪ M, M ∩ N = N ∩ M. (d) Assoziativität: (M ∪ N ) ∪ L = M ∪ (N ∪ L), (M ∩ N ) ∩ L = M ∩ (N ∩ L). (e) Distributivität: (M ∩ N ) ∪ L = (M ∪ L) ∩ (N ∪ L), (M ∪ N ) ∩ L = (M ∩ L) ∪ (N ∩ L). (f ) Für die Teilmengen M, N einer Menge X gilt: (1) X\(X\M ) = M. 14 3 Mengen (2) X\(M ∩ N ) = (X\M ) ∪ (X\N ) X\(M ∪ N ) = (X\M ) ∩ (X\N ) de Morgansche Regel. (3) Allgemeiner gilt sogar S T X\ SM ∈S M = TM ∈S (X\M ) X\ M ∈S M = M ∈S (X\M ) de Morgansche Regel. Wie beweist man solche Regeln? Wir führen dies am Beispiel der zweiten de Morganschen Regel einmal vor: X\(M ∪ N ) = (X\M ) ∩ (X\N ) X\(M ∪N ) ⊂ (X\M )∩(X\N ). Sei also x ∈ X\(M ∪N ). Dann ist x ∈ X aber x ∈ / M ∪ N . Demnach ist x weder Element von N noch Element von M . Also ist x sowohl in X\M wie auch in X\N und damit auch Beweis von (i) Zunächst zeigen wir im Schnitt dieser beiden. X\(M ∪ N ) ⊃ (X\M ) ∩ (X\N ). X\M wie auch in X\N . damit X\(M ∪ N ). (ii) Nun zeigen wir Ist x ist dann ist N sowohl in und damit in x ∈ (X\M ) ∩ (X\N ), x weder in M noch in Kartesisches Produkt Das geordnete Paar (Tupel) zweier Objekte x, y ist das Objekt (x, y) mit der Eigenschaft (x, y) = (x′ , y ′ ) ⇔ x = x′ und y = y ′ . Insbesondere ist (x, y) 6= (y, x) falls x 6= y . Formal kann man (x, y) als Menge denieren vermöge (x, y) := {{x}, {x, y}}. Man zeigt dann leicht (Übungsaufgabe), dass die obige Eigenschaft erfüllt ist. Das kartesische Produkt zweier Mengen M, N ist die Menge M × N := {(x, y) | x ∈ M und y ∈ N }. N × N besteht aus den N × N = {(1, 1), (1, 2), (2, 1), . . . }. Beispiel 3.7 Die Menge b ∈ N. Also Paaren (a, b) mit a∈N und Eigenschaften des Produkts (a) (M1 ∩ M2 ) × N = (M1 × N ) ∩ (M2 × N ). (b) (M1 ∪ M2 ) × N = (M1 × N ) ∪ (M2 × N ). Versuchen Sie mal, eine dieser beiden Eigenschaften zu beweisen. Zeigen Sie für a), dass jedes Element aus und das jedes Element aus (M1 ∩ M2 ) × N auch in (M1 × N ) ∩ (M2 × N ) (M1 × N ) ∩ (M2 × N ) auch in (M1 ∩ M2 ) × N 15 liegt, liegt.