Vom Mund in den Organismus Wie die Mundgesundheit den gesamten Körper beeinflusst Berlin/Hamburg, 23. August 2002 – Welche Wechselwirkungen zwischen der Mundgesundheit und der Gesundheit des gesamten Körpers bestehen, ist heute Gegenstand zahlreicher medizinischer Forschungsprojekte. Dabei geht es zusehends um die Frage: Inwieweit stellt eine Zahnbetterkrankung – die so genannte Parodontitis – einen eigenständigen Risikofaktor für Herz-, Kreislauf- und Gefäßerkrankungen, Diabetes und Frühgeburten dar? Auslöser vieler Allgemeinerkrankungen sind Entzündungsherde im Körper, die auch durch Bakterien aus der Mundhöhle beeinflusst werden. Bei rund 80 Prozent der Deutschen aller Altersgruppen – so die Deutsche Gesellschaft für Parodontologie – ist das Zahnfleisch entzündet. Bei 45 bis 65 Prozent der Erwachsenen ist daraus bereits eine Zahnbetterkrankung entstanden, das heißt eine von außen nicht sichtbare Wunde zwischen dem Zahnfleisch und der Zahnwurzel. Die Folge: Durch diese Wunde können Bakterien aus der Mundhöhle in die Blutbahn gelangen und dadurch an weit entfernten Stellen im Körper eine Entzündung auslösen. Frühgeburt und Untergewicht Nach neuen Erkenntnissen sind vor allem bakterielle Infektionen in der Gebärmutter für eine Frühgeburt verantwortlich. Vermutlich können dabei auch Bakterien aus der Mundhöhle eine Rolle spielen. Denn: Bei Frauen mit unbehandelter Zahnbetterkrankung ist das Risiko einer Frühgeburt um das Siebenfache erhöht – so das Ergebnis einer Studie von Prof. Steven Offenbacher aus den USA. Eine Parodontitis stellt demnach einen ebenso ernst zu nehmenden Risikofaktor in der Schwangerschaft dar wie allgemein bekannte Frühgeburtsrisiken, allen voran Rauchen und Alkoholgenuss. Daten aus weiteren Laboruntersuchungen unterstreichen diese Ergebnisse: Bei Frauen, die ihr Kind zu früh oder untergewichtig zur Welt gebracht haben, konnte in den Zahnfleischtaschen eine größere Menge an Entzündungserregern nachgewiesen werden als bei Frauen, die normalgewichtige Kinder geboren haben. Herz-, Kreislauf- und Gefäßerkrankungen Weitere Untersuchungen deuten darauf hin, dass sich möglicherweise durch eine Parodontitis auch das Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, erhöht. So konnten in Studien an Gefäßen, die von Arterienverkalkung betroffen waren, Bakterien nachgewiesen werden, die sonst ausschließlich in entzündeten Zahnfleischtaschen vorkommen. Gestützt wird dieses Ergebnis durch eine Verlaufsstudie, die feststellte: Patienten, die an einer Parodontitis litten, hatten ein bis zu 1,7fach höheres Risiko für eine koronare Herzerkrankung. Atemwegserkrankungen Auch akute oder chronische Atemwegserkrankungen scheinen nicht selten von Bakterien auszugehen, die für Entzündungen des Zahnbettes verantwortlich sind. Diesen Zusammenhang bestätigen umfangreiche Studien aus den USA. Das Ergebnis der ersten Studie: Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen weisen eine schlechtere Mundhygiene, mehr Zahnstein und mehr erkrankte Zähne auf als Patienten ohne Atemwegserkrankung. In einer anderen Studie, die die Wechselbeziehung von parodontalem Knochenabbau und chronischen Atemwegserkrankungen untersucht hat, zeigte sich: Je größer der Verlust des Kieferknochens aufgrund einer Parodontitis, desto stärker die Beeinträchtigung der Lungenfunktion bei Patienten mit chronischer Bronchitis. Diabetes Dass fast jeder schlecht eingestellte Diabetiker zusätzlich mit einer Entzündung des Zahnhalteapparates zu kämpfen hat, ist bereits seit Mitte des letzten Jahrhunderts bekannt. Dass aber auch die Mundgesundheit Einfluss auf den Blutzuckerspiegel bei Diabetikern hat, zeigen jüngste Untersuchungen. So führte eine Parodontitisbehandlung in Kombination mit einer Antibiotikatherapie zu einer Senkung des Blutzuckerspiegels bei Typ-II-Diabetikern. Das heißt also: Wird eine Parodontitis erfolgreich behandelt, hat dies positive Auswirkungen auf die Kontrolle des Blutzuckerspiegels. Der Bakterienausbreitung vorbeugen Der Entstehung einer Parodontitis ist niemand hilflos ausgeliefert. Frühzeitige Prophylaxe, zu der eine gründliche häusliche Zahnpflege, regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt und die professionelle Zahneinigung gehören, kann Karies und Zahnfleischerkrankungen erheblich mindern. Damit tragen diese Maßnahmen wesentlich dazu bei, das Risiko zu verringern, das für den gesamten Körper von Bakterien aus der Mundhöhle ausgehen kann. Leiden Patienten bereits an Allgemeinerkrankungen, kann der Krankheitsverlauf durch gesunde Mundverhältnisse günstig beeinflusst werden. Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an: Bundeszahnärztekammer Jette Krämer: 030 / 400 05 150 Fax: 030 / 400 05 159 E-Mail: [email protected] Colgate Pressebüro Torsten Gerharz: Fax: E-Mail: 0211 / 513 32 133 0211 / 513 32 100 [email protected]