Reelle Funktionen 6a Schuljahr 2015/16 Andreas Kucher [email protected] Institute for Mathematics and Scientific Computing Karl-Franzens-Universität Graz Graz, November 23, 2015 Reelle Funktionen 6a Andreas Kucher Wiederholung: Funktionen I Seien D, Y nichtleere Mengen. Eine Funktion f : D → Y ordnet jedem Element x ∈ D (genau) ein Element y = f (x) ∈ Y zu. I D nennen wir Defintionsbereich. I Y nennen wir Wertevorrat (Wertebereich, Bildbereich). Reelle Funktionen 6a Andreas Kucher Ein Beispiel I D = { Sasha, Pooja, Visnja, Ljuba } I Y = { Markus, Daniel, Leonid, Stefan, Roderich } Die Funktion Damenwahl : D → Y weist jeder Dame aus dem Definitionsbereich einen Herren aus dem Wertebereich zu. Z.B.: x ∈D Ljuba Sasha Visnja Pooja I Jede Dame bekommt genau! einen Mann I I I Damenwahl(x) ∈ Y Leonid Markus Daniel Stefan Keine der Damen kann leer ausgehen. (Definitionsbereich!) Es kann nicht sein, dass eine Dame mehr als einen Mann bekommt. Roderich bekommt keine Dame. (Kann passieren im Wertebereich!) Reelle Funktionen 6a Andreas Kucher Wiederholung: Funktionen Reelle Funktionen 6a Andreas Kucher Wiederholung: Reelle Funktionen I Eine reelle Funktion ist eine Funktion mit I I I Der Definitionsbereich D ist Teilmenge der rellen Zahlen (also D ⊂ R) Der Wertebereich Y ist eine Teilmenge der rellen Zahlen (also Y ⊂ R). Mit D ⊂ R, Y ⊂ R nennen wir f:D→Y reelle Funktion. I Beispiele: I I I Reelle Funktionen 6a (Affin) lineare Funktion: y = f (x) = 2x + 3. Quadratische Funktion: y = f (x) = −3x 2 + 4x − 5. ... Andreas Kucher Wiederholung: Reelle Funktionen Reelle Funktionen 6a Andreas Kucher Beispiel: Gebrochen–rationale Funktion Abbildung : f : R\{2, 3} → R mit y = f (x) = Reelle Funktionen 6a (x−1)3 x 2 −5x+6 . Andreas Kucher Motivation: Monotonie von reellen Funktionen Sei f : D → R eine reelle Funktion und M ⊂ D eine Teilmenge. I Wir können uns ansehen, wie sich f eingeschränkt auf M verhält. I Schreibweise: f|M . Beispiel: y = f (x) = −x 2 + 3x + 4 (a) f auf R Reelle Funktionen 6a (b) M = [2, 3] und f|[2,3] . Andreas Kucher Monotonie von reellen Funktionen Sei f : D → R eine reelle Funktion und M ⊂ D eine Teilmenge. f heißt I monoton steigend in M, wenn für alle x1 , x2 ∈ M gilt: x1 ≤x2 ⇒ f (x1 )≤f (x2 ). I streng monoton steigend in M, wenn für alle x1 , x2 ∈ M gilt: x1 <x2 ⇒ f (x1 )<f (x2 ). Vorsicht: Aus streng monoton steigend folgt monoton steigend Reelle Funktionen 6a Andreas Kucher Etwas Mathematik Proposition Die Funktion f := R x → 7 → R 3x + 4 ist streng monoton steigend. Beweis f ist per Definition streng monoton steigend, wenn (∀x1 , x2 ∈ R) : x1 < x2 =⇒ f (x1 ) < f (x2 ) . Wegen der Definition von f mit f (x) = 3x + 4 ist dies äquivalent zu (∀x1 , x2 ∈ R) : x1 < x2 =⇒ 3x1 + 4 < 3x2 + 4 . Seien x1 , x2 ∈ R beliebig. Dann gilt: x1 < x2 ⇐⇒ 3x1 < 3x2 ⇐⇒ 3x1 + 4 < 3x2 + 4 . Also ist f streng monoton steigend. Reelle Funktionen 6a Andreas Kucher Monotonie von reellen Funktionen Sei f : D → R eine reelle Funktion und M ⊂ D eine Teilmenge. f heißt I monoton fallend in M, wenn für alle x1 , x2 ∈ M gilt: x1 ≤x2 ⇒ f (x1 )≥f (x2 ). I streng monoton fallend in M, wenn für alle x1 , x2 ∈ M gilt: x1 <x2 ⇒ f (x1 )>f (x2 ). Vorsicht: Aus streng monoton fallend folgt monoton fallend Reelle Funktionen 6a Andreas Kucher Monotonie – Arbeiten mit Intervallen Reelle Funktionen 6a Andreas Kucher Monotonie – Arbeiten mit Intervallen 3.02b) I [a, b]: Weder (streng) monoton steigend noch fallend. I [b, c]: Monoton fallend. I [c, d]: Streng monoton fallend (somit auch monoton fallend). Reelle Funktionen 6a Andreas Kucher Extremstellen Sei f : D → R eine reelle Funktion und M ⊂ D. Eine Stelle p ∈ M heißt I Maximumsstelle von f in M, wenn f (x)≤f (p) für alle x ∈ M. I Miminmumstelle von f in M, wenn f (x)≥f (p) für alle x ∈ M. Eine Stelle p ∈ M heißt Extremstelle von f in M wenn sie Maximum– oder Minimumstelle von f in M ist. Reelle Funktionen 6a Andreas Kucher Lokale Extremstellen Sei f : D → R eine reelle Funktion und M ⊂ D. Eine Stelle p ∈ M heißt I lokale Maximumsstelle von f in M, wenn es eine Umgebung U(p) gibt, sodass p Maximumstelle von f in U(p) ist. I lokale Minimumsstelle von f in M, wenn es eine Umgebung U(p) gibt, sodass p Minimumstelle von f in U(p) ist. Eine Stelle p ∈ M heißt lokale Extremstelle von f in M wenn sie lokale Maximum– oder Minimumstelle von f in M ist. Reelle Funktionen 6a Andreas Kucher Lokale Extremstellen Reelle Funktionen 6a Andreas Kucher Potenzfunktionen Definition Eine relle Funktion f : D → R mit f (x) = c · x r mit c, r ∈ R nennt man Potenzfunktion. I D hängt von r ab. Zum Beispiel I f : R → R mit f (x) = 3 · x 2 . 1 I g : R+ → R mit f (x) = 3 · x 2 = 2 Reelle Funktionen 6a 3 2 · √ x. Andreas Kucher Potenzfunktionen Reelle Funktionen 6a Andreas Kucher Potenzfunktionen mit Exponenten r ∈ Z+ , a = 1 Reelle Funktionen 6a Andreas Kucher Potenzfunktionen mit Exponenten r ∈ Z− , a = 1 Reelle Funktionen 6a Andreas Kucher Potenzfunktionen mit Exponenten r ∈ Z+ , a = 1 Reelle Funktionen 6a Andreas Kucher Potenzfunktionen mit Exponenten r ∈ Q\Z, a = 1 Reelle Funktionen 6a Andreas Kucher Potenzfunktionen erkennen Reelle Funktionen 6a Andreas Kucher Wiederholung: Quadratische Funktionen Eine Funktion f:R→R heißt quadratische Funktion, wenn es a, b, c ∈ R mit a 6= 0 gibt, sodass f (x) = a · x 2 + b · x + c . Der Graph einer quadratischen Funktion ist eine Parabel. Die Koeffizienten a, b, c bestimmen die Form und Lage der Parabel. Beispiele: f (x) = x 2 + 0x + 0 (a) g (x) = 6x 2 + 20x + 4 Reelle Funktionen 6a (b) h(x) = 6 − 0.22 − 5x − 10 Andreas Kucher Wiederholung: Quadratische Funktionen Nullstellen: f (x) = 0 ⇐⇒ ax 2 + bx + c = 0 . Für die Bestimmung der Nullstellen ist also eine quadratische Gleichung zu lösen. Seien x1 , x2 die Nullstellen von f (x). Dann gilt wegen der Symmetrieeigenschaft der Parabel Der Scheitel S hat die Koordinaten x1 + x2 x1 + x2 ,f . S= 2 2 Möchte man auf die Berechnung der Nullstellen verzichten, so kann man sich diese Formel merken: −b −b S= ,f . 2a 2a Reelle Funktionen 6a Andreas Kucher Wiederholung: Quadratische Funktionen Wir kennen den Graphen einer quadratischen Funktion und möchten a, b, c bestimmen, sodass f (x) = ax 2 + bx + c . Vorgehensweise: 1. Wir bestimmen c indem wir f (0) betrachten: f (0) = a · 02 + b · 0 + c = c . 2. Wir bestimmen zwei verschiedene Punkte auf der Parabel: P1 (x1 , y1 ) und P2 (x2 , y2 ) . Es gilt, weil P1 , P2 auf der Parabeln liegen: y1 = f (x1 ) = ax12 + bx1 + c, y2 = f (x2 ) = ax22 + bx2 + c . Weil wir c schon kennen, erhalten wir ein lineares Gleichungssystem in zwei Unbekanten a, b: y1 − c = a x12 +b x1 , |{z} |{z} | {z } bek. bek. bek. x22 y2 − c = a +b x2 |{z} |{z} | {z } bek. Reelle Funktionen 6a bek . bek. Andreas Kucher Polynomfunktionen Eine Funktion p: R → R heißt Polynomfunktion vom Grad n (kurz deg p = n), wenn es n ∈ N\{0} und a0 , a1 , · · · , an ∈ R mit an 6= 0 gibt, sodass p(x) = an x n + an−1 x n−1 + · · · + a2 x 2 + a1 x + a0 Beispiele I p1 (x) = 5x 3 + 0x 2 + 3x + 5 (deg p1 = 3). I p2 (x) = x 100 (deg p2 = 100). I p3 (x) = 3x + 4 (deg p3 = 1). I p4 (x) = −10 (deg p4 = 0). I p5 (x) = (x − 2)2 (warum?) Vorsicht: f (x) = x 4 + x 3 + x −4 ist KEINE Polynomfunktion! Reelle Funktionen 6a Andreas Kucher Beispiele zu Polynomfunktionen Polynomfunktion vom Grad 3: Meistens S–Kurve. Polynomfunktion vom Grad 4: Meistens Doppel–S–Kurve. Reelle Funktionen 6a Andreas Kucher Beispiele zu Polynomfunktionen Reelle Funktionen 6a Andreas Kucher Übung zu Polynomfunktionen 1) Skizziere den Graphen einer Polynomfunktion 3. Grades, die an der Stelle 2 eine Nullstelle, an der Stelle −2 ein lokales Minimum und an der Stelle 1 ein lokales Maximum hat! 2) Skizziere den Graphen einer Polynomfunktion 4. Grades, die an den Stellen −4 und 5 eine Nullstelle, an der Stelle 3 ein globales Minimum, an der Stelle 0 ein lokales Maximum und an der Stelle −1 ein lokales Minimum hat hat! Reelle Funktionen 6a Andreas Kucher Polynomfunktionen – Zusatzinfo Polynomfunktionen gehören zu den wichtigsten Funktionen überhaupt: I Jede Funktion, deren Graphen man ohne den Bleistift abzusetzen durchzeichnen kann, können beliebig genau durch Polynomfunktionen angenähert werden. (Satz von Weierstraß) I Sie werden zur Interpolation verwendet. (Z.B. Lagrange–Interpolation, ...) I Sie sind allgegenwärtig bei 3D–Spielen. (Z.B. Bezier–Splines, ...) Reelle Funktionen 6a Andreas Kucher Veränderung von Funktionsgraphen Reelle Funktionen 6a Andreas Kucher