Aus dem Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau - Abteilung Virologie Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. Otto Haller Charakterisierung der Virulenzfaktoren eines hochpathogenen Influenza-A-Virus INAUGURAL - DI SSERT AT I ON zur Erlangung des Medizinischen Doktorgrades der Medizinischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau vorgelegt 2007 von Daniel Grimm geboren in Lahr Dekan: Prof. Dr. Christoph Peters 1. Gutachter: Prof. Dr. Peter Stäheli 2. Gutachter: Prof. Dr. Drs. h. c. Hubert Blum Jahr der Promotion: 2009 Danksagung Ich danke meinem Doktorvater, Herrn Prof. Dr. Peter Stäheli, herzlich für die hervorragende Betreuung und die Vergabe des spannenden, vielschichtigen und aktuellen Themas. Seine bereitwillige Unterstützung meiner Arbeit, die zahlreichen Ideen und nicht zuletzt seine ständige Bereitschaft zu interessanten Diskussionen haben wesentlich zum Gelingen beigetragen. Ganz besonders möchte ich mich bei Herrn PD Dr. Georg Kochs bedanken. Er hatte stets ein offenes Ohr für meine Fragen und stand mir in allen Lebenslagen mit Rat und Tat zur Seite. Seine Begeisterungsfähigkeit, sein exzellenter Humor und die unvergleichliche Fähigkeit, „das Kind beim Namen zu nennen“, haben mich geprägt. Beiden danke ich dafür, dass sie mir viele Freiheiten gewährt und so meine Selbstständigkeit gefördert haben. So konnte ich mich schnell für das wissenschaftliche Arbeiten begeistern und bin immer gerne ins Labor gekommen. Herrn Prof. Dr. Drs. h. c. Hubert Blum danke ich für die Übernahme des Zweitgutachtens. Herrn Prof. Dr. Otto Haller möchte ich für seine wohlwollende Unterstützung und sein Interesse für meine Arbeit danken. Iris Körner und Silke Stertz danke ich ganz besonders für die schöne gemeinsame Zeit im und außerhalb des Labors. Vielen Dank für eure Unterstützung und vor allem dafür, dass ich Freud und Leid der letzten eineinhalb Jahre mit euch teilen konnte. Danke an alle Mitglieder der „Influenza-Arbeitsgruppe“ - Daniela Kugel, Iris Körner, Nicola Penski, Marius Cornitescu und Markus Mordstein - für die nette Atmosphäre und den freundschaftlichen Umgang miteinander. Außerdem danke ich allen anderen jetzigen und ehemaligen Mitgliedern der Arbeitsgruppen Stäheli, Kochs und Weber für die ständige Hilfsbereitschaft. Vielen Dank an meine Freunde für die schöne Zeit außerhalb des Labors. Mein besonderer Dank gilt meinen Eltern und meiner Familie für ihr Interesse an meinem Studium und dafür, dass sie mir immer zur Seite stehen. Beiträge zu wissenschaftlichen Tagungen I. Jahrestagung der Gesellschaft für Virologie München (Deutschland), 15.-18. März 2006 Grimm, D., M. Hufbauer, O. Haller, P. Stäheli, and G. Kochs. Influenza A virus highly virulent für mice with functional Mx1 resistence gene Art der Präsentation: II. Vortrag 13th International Conference on Negative-Strand RNA Viruses Salamanca (Spanien), 17.-22. Juni 2006 Kochs, G., D. Grimm, M. Hufbauer, A. Solórzano, L. Martínez-Sobrido, A. GarcíaSastre, O. Haller, and P. Stäheli. Exceptional influenza A virus strain with high virulence in mice carrying a functional Mx1 resistance gene Art der Präsentation: Vortrag Veröffentlichungen I. Grimm, D., P. Stäheli, M. Hufbauer, L. Martínez-Sobrido, A. Solórzano, A. GarcíaSastre, O. Haller, and G. Kochs. Evasion of innate immunity by influenza A virus: replication fitness determines high virulence in mice carrying functional Mx1 resistance gene Zur Publikation eingereicht bei: „Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America” I Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 1 1.1 Das Influenza-A-Virus 1 1.1.1 Partikel- und Genomstruktur des Influenza-A-Virus 2 1.1.2 Der Replikationszyklus von Influenza-A-Virus 4 1.1.3 Pathogenese und Wirtswechsel 5 1.1.3.1 Das Hämagglutinin (HA) 5 1.1.3.2 Die Neuraminidase (NA) 6 1.1.3.3 Das Nichtstrukturprotein 1 (NS1) 7 1.1.3.4 Die Polymeraseuntereinheiten 8 1.1.4 hvPR8 und lvPR8 9 1.1.5 Reverse Genetik von Influenza-A-Virus 10 1.2 Mx-Proteine 12 1.2.1 Das angeborene Immunsystem 12 1.2.2 Das Mx-Protein 13 1.3 Zielsetzung dieser Arbeit 15 2 Material und Methoden 16 2.1 Material 16 2.1.1 Enzyme, Reaktionspuffer und Chemikalien 16 2.1.2 Nukleinsäuren 16 2.1.3 Proteinmethoden 16 2.1.4 Zellkulturmaterial 17 2.1.5 Transfektionsreagenzien 17 2.1.6 Kits 17 2.1.7 Immunhistochemie 18 Inhaltsverzeichnis II 2.1.8 Oligonukleotide 18 2.1.9 Plasmide 19 2.1.10 Antikörper 22 2.1.11 Zellen 23 2.1.12 Mausstämme 23 2.1.13 Anästhesie der Versuchstiere 24 2.1.14 Viren 25 2.1.15 Interferone und Immunmodulatoren 26 2.2 Methoden 27 2.2.1 Zellkulturarbeiten 27 2.2.1.1 Kultivierung der Zellen 27 2.2.1.2 Plaqueassay zur Virustiterbestimmung 27 2.2.1.3 Erstellung von Wachstumskurven in MDCK 29 2.2.1.4 Immunfluoreszenztest zur Virustiterbestimmung 29 2.2.1.5 Transiente Transfektion 30 2.2.1.6 Bestimmung von Typ-I-Interferon im Überstand infizierter Zellen 30 2.2.1.7 Dualer Luziferase-Reportertest 31 2.2.1.8 Minigenomassay zur Bestimmung der Replikationseffizienz 31 2.2.1.9 Minireplikonsystem zur Messung der Polymeraseaktivität 32 2.2.1.10 Herstellung rekombinanter Influenzaviren 32 2.2.2 Proteinbiochemische Methoden 34 2.2.2.1 Herstellung von Zelllysaten für Western Blot 34 2.2.2.2 Proteinelektrophorese im SDS-Polyacrylamidgel 35 2.2.2.3 Western Blot 36 2.2.2.4 IFN-β-ELISA (enzyme-linked immunosorbent assay) 37 III Inhaltsverzeichnis 2.2.3 Molekularbiologische Methoden 38 2.2.3.1 RNA-Isolation und Reinigung 38 2.2.3.2 Reverse Transkription mit anschließender Polymerasekettenreaktion (PCR) 38 2.2.3.3 DNA-Gelelektrophorese 39 2.2.3.4 Transformation kompetenter Bakterienzellen 40 2.2.3.5 Präparation von Plasmid-DNA 40 2.2.4 Tierexperimentelle Methoden 41 2.2.4.1 Infektion der Versuchstiere 41 2.2.4.2 Lungenentnahme 41 2.2.4.3 Gewinnung von Lungenhomogenaten 41 2.2.5 Fluoreszenzfärbungen 42 2.2.5.1 Indirekte Immunfluoreszenz zur Detektion von viralem NP in MDCK-Zellen 42 2.2.5.2 Immunhistochemie 42 3 Ergebnisse 44 3.1 Pathogenität des hochvirulenten Influenza A/PR/8/34-Virus (hvPR8) 44 3.1.1 Bestimmung der LD50 für hvPR8 44 3.1.2 Krankheitssymptomatik nach Infektion mit hvPR8 45 3.2 Mx1-Sensitivität von hvPR8 47 3.2.1 Einfluss der Vorbehandlung mit rHuIFN-αB/D und S-28463 auf das Überleben 47 3.2.2 Einfluss der Vorbehandlung mit rHuIFN-αB/D und S-28463 auf die Viruslast 48 3.2.3 Nachweis von viralem NP und Mx1 in histologischen Schnitten 50 3.3 IFN-Induktion durch hvPR8 52 3.3.1 Messung von IFN-β im Lungengewebe infizierter Mäuse 52 3.3.2 Bestimmung der Interferoninduktion in MDCK-Zellen 53 3.3.3 Nachweis von IFN im Überstand infizierter MDCK-Zellen 54 Inhaltsverzeichnis IV 3.4 Wachstumsverhalten von hvPR8 56 3.4.1 Bestimmung von Virustitern im Lungengewebe 56 3.4.2 Viruswachstum auf MDCK-Zellen 57 3.4.3 Replikationsunterschiede von hvPR8 und lvPR8 auf zellulärer Ebene 58 3.4.4 Unterschiede in der Replikation zwischen hvPR8 und lvPR8 in L929-Zellen 60 3.4.5 Bestimmung der Polymeraseaktivität von hvPR8 und lvPR8 in L929-Zellen 61 3.5 Herstellung der rekombinanten Viren rec hvPR8 und rec lvPR8 63 3.5.1 Rescuesystem für rec hvPR8 und rec lvPR8 63 3.5.2 Pathogenität der rekombinanten Viren in Mx1+/+-Mäusen 65 3.5.3 Herstellung von rekombinanten Reassortanten zwischen hvPR8 und lvPR8 66 3.5.4 Wachstum der rekombinanten Viren in B6-Mx1- und B6-IFNAR0/0-Mäusen 68 4 Diskussion 70 4.1 Mx1-Sensitivität und IFN-Induktion 70 4.2 Replikationsgeschwindigkeit von hvPR8 73 4.3 Fazit 80 5 Zusammenfassung 81 6 Abkürzungsverzeichnis 82 7 Literaturverzeichnis 85 1 1 1.1 Einleitung Einleitung Das Influenza-A-Virus Die zur Familie der Orthomyxoviridae gehörenden Influenza-A-Viren sind die Erreger der hoch infektiösen, klassischen Virusgrippe. Der Name „Influenza“ hat seinen Ursprung im Italien des 15. Jahrhunderts. Damals wurde eine Epidemie dem „Einfluss der Sterne“ zugeschrieben. Die erste Pandemie, die sich eindeutig auf Influenza zurückführen lässt, fand im Jahr 1580 statt. Im 19. Jahrhundert traten mindestens vier, im 20. Jahrhundert drei Pandemien auf (Lazzari und Stohr, 2004). Besonders verheerend waren die Auswirkungen der „spanische Grippe“ (H1N1) von 1918, die weltweit um die 50 Millionen Menschen das Leben kostete (Johnson und Mueller, 2002). Das Auftreten neuer humanpathogener Influenzaviren und die damit assoziierten Epidemien und Pandemien werden hauptsächlich auf einen Übergang von Viren vom Tier auf den Menschen zurückgeführt (Webster et al., 1995). Die periodisch auftretenden Pandemien nehmen ihren Ursprung meist in Südostasien oder China, da gerade dort durch das enge Zusammenleben von Tier und Mensch die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung des Virus extrem hoch ist. Beispiele hierfür sind die „asiatische Grippe“ (H2N2) von 1957 und die „Hongkong-Grippe“ (H3N2) von 1968, die beide pandemisch verliefen und denen weltweit ebenfalls Millionen Menschen zum Opfer fielen (Schafer et al., 1993, Xu et al., 1996). Für die Entwicklung von hochpathogenen Pandemiestämmen ist die enorme Antigenvariabilität von Influenzaviren im Geflügelreservoir verantwortlich. Diese Variabilität erleichtert es dem Virus, sich der Immunantwort des Wirts immer wieder zu entziehen. Hier spielen vor allem Veränderungen innerhalb der Oberflächenproteine des Influenza-A-Virus, dem Hämagglutinin (HA) und der Neuraminidase (NA), eine Rolle. Zwei Mechanismen für die Entstehung neuer Virusvarianten sind wichtig: der antigenic drift, also Punktmutationen in den Oberflächenproteinen, sowie der antigenic shift, mit dem die Bildung von Reassortanten bei Infektion eines Wirts mit unterschiedlichen Virustypen beschrieben wird. Heute kennt man 16 Subtypen des Hämagglutinin (H1-H16) und 9 Subtypen der Neuraminidase (N1-N9) (Fouchier et al., 2005, Webster et al., 1992), die in vielen verschiedenen Kombinationen miteinander vorkommen. Zu Pandemien kommt es dann, wenn HA-Subtypen auf der Oberfläche von Viren auftreten, gegen die große Teile der Bevölkerung keine schützenden Antikörper besitzen. Einleitung 2 In Tabelle 1.1 wird ein Überblick über die Influenzaviren und die anderen Vertreter der Familie der Orthomyxoviridae gegeben. Die Orthomyxoviridae teilen sich in 5 verschiedene Genera auf: Influenzavirus A, B und C, sowie Thogotovirus und Isavirus. Die humanmedizinisch größte Bedeutung haben die Influenza-A-Viren. Genus Spezies Übertragung Reservoir Influenzavirus A Influenza-A-Virus Tröpfcheninfektion, Mensch, Vogelexkremente Pferd Schwein, und andere Säugetiere; Vögel Influenzavirus B Influenza-B-Virus Tröpfcheninfektion Mensch, Robbe Influenzavirus C Influenza-C-Virus Tröpfcheninfektion Mensch, Schwein Thogotovirus Thogotovirus Zecken Mensch, Rind, Schaf und andere Säuge-tiere; Zecken Dhorivirus Zecken Mensch, Kamele, evtl. andere Säugetiere; Zecken Isavirus Isavirus Fisch Tabelle 1.1: Familie der Orthomyxoviridae 1.1.1 Partikel- und Genomstruktur des Influenza-A-Virus Influenza-A-Viren sind wie alle Mitglieder der Familie der Orthomyxoviridae behüllte Viren mit einem segmentierten, einzelsträngigen RNA-Genom negativer Polarität (vRNA) (Lamb und Krug, 2001). Abbildung 1.1C zeigt eine elektronenmikroskopische Aufnahme einzelner Viruspartikel. Das aus acht Gensegmenten bestehende Virusgenom umfasst zirka 15000 Nukleotide (Chen et al., 2001, Lamb und Krug, 2001). Jedes Gensegment trägt regulatorische Sequenzen in den non coding regions (NCR) an den 3’-und 5’-Enden. Diese sind hochkonserviert und enthalten die Promotorregion und das Verpackungssignal. Der open reading frame (ORF) für die viralen Proteine befindet sich zwischen den NCRs. Durch intramolekulare Basenpaarungen bilden die RNA-Segmente eine pfannenstielartige Form aus, die als panhandle bezeichnet wird (Klumpp et al., 1997). 3 Einleitung Wie in Abbildung 1.1A schematisch dargestellt, tragen die Viruspartikel eine von der Wirtszelle stammende Lipidmembran als äußere Hülle. A NEP/NS2-Protein Lipidhülle M1-Protein M2-Protein PB2 PB1 Nukleoprotein PA NA NP HA #2632a M NS ss(-)RNA-Segmente PB2 PB1 Neuraminidase PA Polymerasekomplex B C Polymerasekomplex PB1 Hämagglutinin PA PB2 vRNA Nukleoprotein Abbildung 1.1: Aufbau des Influenza-A-Viruspartikels. (A) Schematische Darstellung eines Partikels. (B) Schematische Darstellung eines viralen Ribonukleoproteinkomplexes (vRNP), bestehend aus einem einzelsträngigen RNA-Gensegments (vRNA), dem Nukleoprotein (NP) und den Polymeraseuntereinheiten PB2, PB1 und PA. (C) Elektronenmikroskopische Aufnahme freigesetzter Viruspartikel (Noda et al., 2006). In dieser Hülle befinden sich die beiden viralen Glykoproteine, das trimere Hämagglutinin (HA) und die tetramere Neuraminidase (NA) sowie das als Protonenkanal fungierende matrix protein 2 (M2). Die Glykoproteine ragen als Spikes aus der Hüllmembran heraus, wobei das Verhältnis von HA zu NA bei etwa 4:1 liegt. Das Hämagglutinin sorgt für die Adsorption der Viren an Sialinsäurereste auf der Wirtszelloberfläche. Nach der Endozytose der Viruspartikel vermittelt es die Membranfusion mit der Wirtszelle. Die Neuraminidase wird bei der Freisetzung neu synthetisierter Viruspartikel wichtig. Sie spaltet Sialinsäurereste von Glykoproteinen auf der Wirtszelle ab und verhindert so ein Verkleben der Partikel mit der Wirtszelloberfläche. Der Hülle liegt innen unmittelbar das matrix Einleitung 4 protein 1 (M1) an. Ein weiteres Strukturprotein, das Nukleoprotein (NP), ist direkt mit der vRNA assoziiert und bedeckt diese in voller Länge. Der virale Polymerasekomplex, der aus dem polymerase basic protein 2 (PB2), dem polymerase basic protein 1 (PB1) und dem polymerase acid protein (PA) besteht, lagert sich an die mit NP verbundenen Gensegmenten an. Der gesamte Komplex wird dann als viraler RibonukleoproteinKomplex (vRNP) bezeichnet und ist in Abbildung 1.1B schematisch dargestellt (Compans et al., 1974). Gensegment 8 kodiert für zwei Proteine, die historisch Nichtstrukturprotein 1 und 2 (NS1 und NS2) genannt werden. Auf die Funktion von NS1 wird in 1.1.3.3 eingegangen. NS2, das auch nuclear export protein (NEP) genannt wird, ist am Export neu synthetisierter vRNPs aus dem Zellkern beteiligt (O'Neill et al., 1998). Es konnte aber auch in aufgereinigten Viruspartikeln nachgewiesen werden, weshalb es sich vermutlich nicht -wie ursprünglich angenommen- um ein Nichtstrukturprotein handelt (Richardson und Akkina, 1991). Erst kürzlich wurde das PB1-F2 als elftes, von den meisten InfluenzaA-Viren kodiertes Protein gefunden. Das 87 Aminosäuren lange Polypeptid, bei dem es sich nach heutigem Kenntnisstand um ein akzessorisches Protein mit proapoptotischer Aktivität handelt, geht von einem überlappenden ORF nahe des 5’-Endes des PB1-Gens aus (Chen et al., 2001, Zamarin et al., 2005). 1.1.2 Der Replikationszyklus von Influenza-A-Virus Influenza-A-Viren binden über das virale HA an Sialinsäurereste tragende Glykoproteine auf der Wirtszelloberfläche (siehe auch 1.1.3.1) (Weis et al., 1988). Die Viruspartikel werden über rezeptorvermittelte Endozytose in Vesikeln in die Zelle aufgenommen (Lamb und Krug, 2001). Durch Absinken des pH-Wertes im Endosom kommt es zu einer Konformationsänderung im HA. Die fusogene Region von HA wird freigelegt und die virale Lipidhülle verschmilzt mit der Endosomenmembran (Bullough et al., 1994, Yu et al., 1994). Durch den M2-Protonenkanal kommt es zeitgleich zu einer Ansäuerung des Virions und durch Lösen von Interaktionen zwischen NP und M1 werden die vRNPs ins Zytoplasma freigesetzt (uncoating) (Bui et al., 1996, Helenius, 1992). Die vRNPs werden dann in den Zellkern transportiert, wo mittels der viralen, RNA-abhängigen RNAPolymerase Transkription und Replikation stattfinden. Virale mRNAs werden ins Zytoplasma exportiert und dort von der Proteinsynthesemaschinerie der Wirtszelle translatiert. Nachdem die viralen Glykoproteine im Golgi-Apparat prozessiert wurden, gelangen diese zusammen mit dem M2-Protein über Vesikeltransport zur Plasmamembran. 5 Einleitung Die vRNPs gelangen über einen noch nicht vollständig verstandenen, wahrscheinlich M1abhängigen Mechanismus an Membranbereiche, die überdurchschnittlich viel HA, NA und M2 enthalten (assembly). Hier wird dann der Knospungsprozess (budding) eingeleitet und neu synthetisierte Viruspartikel werden frei. 1.1.3 Pathogenese und Wirtswechsel Im Folgenden soll ein Überblick über die wichtigsten Faktoren gegeben werden, die Einfluss auf Pathogenität und Wirtstropismus von Influenza-A-Virus haben. 1.1.3.1 Das Hämagglutinin (HA) Die Rezeptorspezifität des HA spielt eine große Rolle für die Infektiosität von InfluenzaA-Virus. Sie bezieht sich auf die Art der Bindung der Neuraminsäure an Galaktose (SAα2,6Gal-Bindung oder SAα2,3Gal-Bindung). Das HA humaner Influenzaviren erkennt bevorzugt SAα2,6Gal-haltige Sialooligosaccharide (Rogers und Paulson, 1983), vor allem auf den Epithelzellen der menschlichen Trachea (Couceiro et al., 1993). Das HA aviärer Influenzaviren hingegen hat eine hohe Affinität zu SAα2,3Gal-haltigen Sialooligosacchariden (Rogers und Paulson, 1983), wie sie beispielsweise im Gastrointestinaltrakt vieler Geflügelarten zu finden sind. Im Trachealepithel von Schweinen kommen beide Bindungstypen vor (Ito et al., 1998). Dies erklärt, warum das Schwein ein idealer Wirt für die Bildung von Reassortanten zwischen humanen und aviären Viren ist. Trotz der Unterschiede in der Rezeptorspezifität können aviäre Viren Menschen infizieren und tödliche Erkrankungen verursachen (Claas et al., 1998, Fouchier et al., 2004, Subbarao et al., 1998). Eine mögliche Erklärung hierfür ist, dass im humanen Tracheobronchialepithel auf Zilien-tragenden Zellen α2,3-gebundene Neuraminsäuren nachgewiesen werden konnten (Matrosovich et al., 2004). Für eine effiziente Mensch-zuMensch-Übertragung muss ein HA aviären Ursprungs jedoch hauptsächlich den humanen Rezeptor erkennen (Gamblin et al., 2004, Matrosovich et al., 2000, Stevens et al., 2004). Durch Sequenzvergleiche und kristallographische Analysen war es möglich, Aminosäuren zu identifizieren, die Rezeptorspezifität vermitteln: Gln-226 bestimmt die Spezifität für SAα2,3Gal, während Leu-226 mit SAα2,6Gal-Spezifität korreliert. Dies gilt für Viren des H2 und H3-Subtyps. Für Viren des H1-Subtyps bestimmen Asp-190 (humane und porcine Isolate) oder Glu-190 (aviäre Isolate) die Spezifität für α2,6- bzw. α2,3-Bindungen (Gamblin et al., 2004, Kobasa et al., 2004, Matrosovich et al., 2000, Stevens et al., 2004). Einleitung 6 Große Bedeutung für die Pathogenität von Influenzaviren hat die Spaltbarkeit des HA. Das HA wird als Vorläuferprotein (HA0) synthetisiert und dann von Wirtszellproteasen in zwei Untereinheiten, das HA1 und das HA2, gespalten. Dies ist unerlässlich für die Fusion von viraler und endosomaler Membran (vgl. 1.2.1) und somit Voraussetzung für die Infektiosität des Virus (Garten und Klenk, 1999). Niedrigvirulente aviäre Influenzaviren tragen ein einzelnes Arginin in der Nähe der Spaltstelle. Diese wird von extrazellulären, trypsinähnlichen Proteasen erkannt, die von Zellen des Respirationstraktes und des Gastrointestinaltraktes sezerniert werden. Somit bleibt die Infektion auf diese Organe beschränkt. Hochpathogene aviäre Influenzaviren besitzen hingegen eine multibasische Proteasespaltstelle. Diese kann von ubiquitär vorkommenden intrazellulären, subtilisin-ähnlichen Proteasen erkannt werden. Durch die erleichterte Spaltbarkeit kann es zu einer systemischen Infektion mit Organausbreitung kommen. Durch Mutationen in Richtung einer multibasischen Schnittstelle kann ein niedrigvirulentes Influenzavirus hochvirulent werden. Dies wurde beispielsweise für ein 2004 in Kanada aufgetretenes Virus des H7N3-Subtyps (Pasick et al., 2005) beschrieben. Durch die Abhängigkeit der Spaltung des HA0 von zellulären Proteasen und deren Vorkommen im Organismus wird der Aufbau der Spaltstelle als Hauptdeterminante des Gewebstropismus von aviären Influenzaviren angesehen (Horimoto und Kawaoka, 1994). Die Vermutung, dass dieser Effekt auch auf den Menschen zutrifft, liegt nahe, da alle aviären Influenzaviren, die bei der Infektion von Menschen eine hohe Virulenz zeigten, eine multibasische Spaltstelle trugen (Claas et al., 1998, Fouchier et al., 2004, Subbarao et al., 1998). Weiterhin konnte gezeigt werden, dass ein hochvirulentes H5N1-Virus mit multibasischer Spaltstelle nach Mutation der Spaltstelle in Mäusen attenuiert war (Hatta et al., 2001, Neumann und Kawaoka, 2006). 1.1.3.2 Die Neuraminidase (NA) Der Neuraminidase, dem zweiten Glykoprotein des Influenza-A-Virus, kommen zwei wesentliche Aufgaben zu: erstens beim Durchdringen der Muzinschicht des respiratorischen Epithels vor der Infektion und zweitens bei der Abspaltung der Neuraminsäuren von der Zelloberfläche zur Freisetzung neu synthetisierter Viruspartikel am Ende des Replikationszyklus. Für ein aviäres Virus mit einer Neuraminidase des N2-Subtyps konnte gezeigt werden, dass nach dem Übergang des Virus auf den Menschen die Spaltaktivität für α2,6- 7 Einleitung gebundene Neuraminsäuren gestiegen ist (Baum und Paulson, 1991, Matrosovich et al., 2001). Dies legt nahe, dass eine Adaptation der NA an die humane, α2,6-gebundene Neuraminsäure stattgefunden hat. Weiter weiß man, dass die NA aviärer H1N1-Viren, verglichen mit H1N1-Viren humanen Ursprungs, unempfindlicher gegen das saure Milieu im oberen Verdauungstrakt von Vögeln ist, was in einer höheren enzymatischen Aktivität resultiert (Takahashi et al., 2001). Passend zu dieser Beschreibung der Säureresistenz als Pathogenitätsfaktor ist, dass hochpathogene H5N1-Viren auch im menschlichen Gastrointestinaltrakt replizieren können und in großen Mengen ausgeschieden werden (de Jong et al., 2005), niedrigvirulente Viren jedoch nicht. Die Stielregion der NA, die die enzymatisch aktive Region mit der Transmembrandomäne und dem zytoplasmatischen Rest verbindet, scheint ebenfalls Einfluss auf die Pathogenität von Influenzaviren zu haben. Sie variiert je nach Virusisolat in Länge und Sequenz (Blok und Air, 1982). Kurze Stielregionen korrelieren demnach mit einer ineffizienteren Freisetzung von Virus (Luo et al., 1993). Allerdings wurde erst kürzlich gezeigt, dass die meisten hochpathogenen H5N1-Viren, die aus Geflügel isoliert wurden, ebenfalls kurze Stielregionen aufweisen (Li et al., 2004). Eine lange Stielregion ist also keine unbedingte Voraussetzung für die hohe Virulenz. 1.1.3.3 Das Nichtstrukturprotein 1 (NS1) Das NS1-Protein spielt eine zentrale Rolle bei der Suppression und Umgehung der zellulären Immunantwort. Dies geschieht zum einen durch Bindung von NS1 an die Proteinkinase R (PKR), wodurch die PKR-abhängige antivirale Aktivität gehemmt wird (Li et al., 2006). Ein zweiter Mechanismus ist die Bindung an Splicing-Faktoren, um so den mRNA-Export zu inhibieren (Lu et al., 1995). Erst kürzlich konnte gezeigt werden, dass die RIG-I-vermittelte IFN-Induktion durch Komplexbildung von NS1 mit RIG-I supprimiert wird (Hornung et al., 2006, Pichlmair et al., 2006). Der genaue Mechanismus von NS1 ist jedoch noch nicht abschließend geklärt. Es ist aber bekannt, dass sich die NS1Proteine verschiedener Stämme in ihren Eigenschaften unterscheiden. Das NS1 der Spanischen Grippe von 1918 blockierte die Expression IFN-regulierter Gene effektiver als das NS1 von A/PR/8/34 (H1N1) (Geiss et al., 2002). Dies könnte bedeuten, dass die NS1Proteine hochvirulenter Stämme die IFN-Antwort stärker inhibieren als die von niedrigvirulenten Stämmen. Weiter wurde beschrieben, dass Viren, die das NS1-Gen des hochpathogenen H5N1-Virus von 1997 tragen, besonders stark proinflammatorische Einleitung 8 Zytokine wie TNF-α und IFN-β induzieren (Cheung et al., 2002). Entsprechend wurden in H5N1-infizierten Patienten besonders hohe Chemokinmengen gemessen. Dies könnte die starken Symptome und den Schweregrad der Erkrankung erklären. Jedoch lösen hochpathogene H5N1-Viren nicht nur eine überschießende Zytokinantwort aus. Sie sind im Gegenzug auch resistent gegen die durch IFN und TNF-α hervorgerufenen antiviralen Effekte. Vorbehandlung von porcinem Lungenepithel mit IFN-α, IFN-γ oder TNF-α hat keinen Einfluss auf die Replikation eines rekombinanten H1N1-Virus, welches das NS1Gen des H5N1-Virus von 1997 trägt. Das parentale H1N1-Virus wird durch diese Vorbehandlung hingegen komplett gehemmt (Seo et al., 2002, Seo et al., 2004). 1.1.3.4 Die Polymeraseuntereinheiten Auch die Polymeraseuntereinheiten (PB2, PB1 und PA) tragen zum Wirtstropismus und zur Pathogenität von Influenzaviren bei. Man geht jedoch davon aus, dass der Beitrag der einzelnen Proteine stark abhängig ist vom Wirt und dem Virussubtyp. Wie bei Hatta et al. (2001) beschrieben, konnte für PB2 eines H5N1-Isolates nachgewiesen werden, dass ein Lysin an Position 627 (v.a. bei humanen Isolaten vorhanden) mit einer hohen Pathogenität im Mausmodell korreliert. Glutamin an Position 627 (bei aviären Isolaten) führt zu einer niedrigen Virulenz im Mausmodell. Die humanmedizinische Relevanz der Aminosäure an Position 627 zeigte sich 2003 am Fall eines an einer H7N7-Infektion verstorbenen Patienten aus den Niederlanden. Das aus dem Verstorbenen isolierte Virus trug ein Lysin an Position 627, wohingegen Isolate aus Patienten, die die Infektion überlebten, kein Lysin an dieser Stelle aufwiesen (Fouchier et al., 2004). Für PB1 ist beschrieben, dass Minireplikonsysteme, die ein aviäres PB1 enthalten, eine höhere Aktivität zeigten als Referenzsysteme ohne aviäres PB1 (Naffakh et al., 2000). Interessanterweise konnte in den Viren, die die Pandemien von 1957 und 1968 ausgelöst haben, zusätzlich zu HA und/oder NA immer auch PB1-Gene aviären Ursprungs nachgewiesen werden, was auf einen Einfluss des PB1 in vivo hinweist (Kawaoka et al., 1989, Scholtissek et al., 1978). 9 1.1.4 Einleitung hvPR8 und lvPR8 Für diese Arbeit wurden zwei Influenza A/PR/8/34-Viren des Serotyps H1N1 verwendet. Die Viren wurden von Prof. Dr. Otto Haller durch mehrere Passagen an Mäuse adaptiert. Das eine Virus -genannt highly virulent PR8 (hvPR8)- wurde an Mäuse des Stamms A2G (Mx1+/+) adaptiert. Es zeichnet sich durch eine unerwartet hohe Virulenz in den ansonsten gegen Infektion mit Influenza-A-Viren sehr resistenten A2G-Mäusen aus. Das andere Virus, genannt low virulent PR8 (lvPR8), wurde an Mäuse eines Stamms ohne funktionelles Mx1-Gen adaptiert. Die Pathogenität von lvPR8 entspricht in etwa der von anderen A/PR/8/34-Viren (Haller, 1981). Die beiden Viren wurden vollständig sequenziert. Sequenzvergleiche zeigten, dass es Basen- und Aminosäureunterschiede zwischen den beiden Viren gibt. In Tabelle 1.2 sind die Aminosäureaustausche in hvPR8 im Vergleich zu lvPR8 angegeben. Genprodukt Aminosäureaustausche, lvPR8 gegen hvPR8 PB2 I105M, I504V PB1 M174I, M205I, K208R, S216N, V587A PB1-F2 R59K, R60Q PA Q193H, I550L HA A65T, P86L, N144T, N146T, ∆147R, E156A, P200S, E204D, N207K, T220S, I266V, M269R, Y309F, Y343S, H369Q, T398S, I405T NP L353V, N430T NA L15M, K128R, S131N, E314K, K371E, M403I, S451T M1 N82T M2 T27A, T39I NS1 D101E NS2 I89V Tabelle 1.2: Aminosäureaustausche in hvPR8 im Vergleich zu lvPR8. (∆ zeigt das Fehlen von 3 Nukleotiden in lvPR8 an) Einleitung 1.1.5 10 Reverse Genetik von Influenza-A-Virus Mit der Reversen Genetik für Influenza-Viren wurde ein wichtiges Werkzeug für die Beantwortung vieler offener Fragen geschaffen. Mit dieser Methode wurde es möglich, rekombinante Viren herzustellen und gezielt Mutationen ins Virusgenom einzufügen. Nach verschiedenen Entwicklungsschritten in den Laboren von Peter Palese und Adolpho García-Sastre in New York, bei denen noch die Verwendung von Helferviren und anschließende Selektion nötig war (Enami et al., 1990, Garcia-Sastre et al., 1998), wurde 1999 ein System publiziert, das die Generierung rekombinanter Influeza-A-Viren ausschließlich von klonierter cDNA möglich machte (Fodor et al., 1999, Neumann et al., 1999). B A PB1, PB2, PA, HA, NP, NA, M1, M2, NS1, NS2/NEP-Proteine 10 Proteine mRNA Splicing Translation RNA-Polymerase II 10 (+) mRNAs Transfektion RNA-Polymerase II (pol II) (Splicing) pII β-Aktin (Huhn) RNA-Polymerase I aII vRNA virale cDNA tI pIh vRNP RNA-Polymerase I (pol I) mRNA virale Polymeraseproteine virale Polymeraseproteine Splicing 8 (-) vRNAs Proteine PB1, PB2, PA, HA, NP, NA, M, NS-vRNAs Abbildung 1.2: Reverse Genetik von Influenza-A-Virus. (A) Schematische Darstellung des Aufbaus der bidirektionalen Expressionskonstrukte für die Synthese von vRNA und mRNA. (B) Übersicht über das aus acht bidirektionalen Vektoren bestehende polI-polII- System zur Herstellung von rekombinantem InfluenzaA-Virus. Acht Expessionsplasmide, die virale cDNA unter der Kontrolle eine polI- und polII- Promotors tragen, werden in humane 293T-Zellen transfiziert. Es entstehen vRNA, mRNA und virale Proteine. Durch assembly und budding werden rekombinante Viren freigesetzt (Adaptiert nach Hoffmann et al., 2000). Für diese Arbeit wurde ein 8-Plasmid System genutzt (Hoffmann et al., 2000), in dem die genetische Information für jedes der jeweils acht vRNA-Segmente von hvPR8 und lvPR8 in den bidirektionalen pDZ-Vektor kloniert wurde. Humane 293T-Zellen wurden mit diesen Expressionsvektoren transfiziert. Abbildung 1.2A zeigt den schematischen Aufbau der Konstrukte. 11 Einleitung Die virale cDNA ist in diesen Konstrukten flankiert von einem humanen RNA-Polymerase I-Promotor (pIh) und einem RNA-Polymerase I-Terminator (tI). Von der zellulären RNAPolymerase I (polI) wird vRNA in negativer Orientierung synthetisiert. Die so hergestellte vRNA trägt non coding regions (NCR) sowohl im 3’- als auch im 5’-Ende. Das polISystem ist wiederum flankiert von einem polII-System, bestehend aus einem konstitutiv aktiven β-Aktin-Promotor aus dem Huhn und einem Polyadenylierungssignal. Transkription durch die RNA-Polymerase II generiert hier mRNA mit einem 5’-Cap und einer Polyadenylierung am 3’-Ende. Von der mRNA, die im Fall von M2 und NS2/NEP noch gespleißt wird, werden durch die zelluläre Translationsmaschinerie 11 virale Proteine synthetisiert. Wie in Abbildung 1.2B dargestellt, lagern sich die synthetisierten viralen Proteine an die im polI-System generierte vRNA an und es entstehen vRNPs. Von diesen vRNPs können durch die virale Polymerase wiederum mRNAs transkribiert werden, die ebenfalls der Synthese von viralen Proteinen dienen. Analog zum assembly und budding im natürlichen Replikationszyklus von Influenza-A-Virus kommt es auch in diesem artifiziellen System zur Entstehung neuer Virionen. Einleitung 12 1.2 Mx-Proteine 1.2.1 Das angeborene Immunsystem Das angeborene, nicht adaptive Immunsystem der Vertebraten spielt eine sehr wichtige Rolle bei der Erkennung und Abwehr von Krankheitserregern. Schon unmittelbar nach Eindringen in den Organismus können Pathogene, d.h. Viren und Mikroorganismen, erkannt und ihre Ausbreitung verhindert werden. Es überbrückt die Zeit, bis der Schutz durch das spezifische, adaptive Immunsystem zum Tragen kommt. Zur angeborenen Immunität tragen viele verschiedene Zelltypen bei. Alle diese Zellen verfügen über pattern recognition receptors (PRR), mit denen sie pathogenspezifische Strukturen, die pathogen associated molecular patterns (PAMP), erkennen. Prominente Vertreter der Gruppe der PRRs sind die Toll-like-Rezeptoren (TLRs), RIG-I und MDA5. Sie vermitteln die Ausschüttung von Zytokinen, die den antimikrobiellen Status der Zelle über Bindung an spezifische Rezeptoren induzieren. Hierbei kommt dem Interferon (IFN)-System besondere Bedeutung zu. Alick Isaacs und Jean Lindenmann gelang 1957 als Ersten der Nachweis des IFN als eine Substanz, die das Potential hatte, die Ausbreitung von Virus im Zellkultursystem zu verhindern (Isaacs und Lindenmann, 1957). Heute kennt man drei Typen von IFN. Zu den Typ-I-IFN gehören das IFN-α und das IFN-β. Von fast allen menschlichen Zellen ist bekannt, dass sie Typ-I-IFN bilden können. Dadurch wird in den benachbarten Zellen ein antiviraler Status induziert und diese so vor einer letalen Infektion geschützt. Typ-I-IFN nehmen eine zentrale Rolle bei der Hemmung von Viren ein. Das IFN-γ ist das einzige Mitglied der Gruppe der Typ-II-IFN. IFN-γ wird hauptsächlich von Zellen des Immunsystems gebildet. Es dient der Regulation des adaptiven Immunsystems. Im Jahr 2003 wurde eine neue Gruppe von IFN beschrieben, die Typ-III-IFN. Zu dieser Gruppe gehören das IFN-λ1, -λ2 und -λ3 (Kotenko et al., 2003). Synonym werden diese auch als IL-28A, IL-28B und IL-29 bezeichnet (Sheppard et al., 2003). Interessanterweise sind die λ-Interferone selbst IFN-induziert (Ank et al., 2006). IFN-λ1 ist das Potenteste der drei λ-Interferone. Derzeit geht man jedoch davon aus, dass Typ-III-IFN eine weitaus geringere antivirale Aktivität vermitteln als Typ-I-IFN (Ank et al., 2006). Der klassische Weg für die Induktion von Typ-I-IFN ist die Aktivierung einer Signalkaskade durch Doppelstrang-RNA (dsRNA). Diese entsteht als Intermediat bei der viralen Replikation. In uninfizierten Zellen kommt sie hingegen nicht vor. Das von der infizierten Zelle produzierte Typ-I-IFN bindet autokrin und parakrin an 13 Einleitung Interferonrezeptoren (IFNAR) auf der Zellmembran. Durch die Bindung kommt es zur Auslösung einer Signalkaskade (Samuel, 2001), die in der Transkription von mehr als 300 interferon stimulated genes (ISGs) resultiert (Der et al., 1998). Die ISGs stehen unter der Kontrolle von interferon stimulated regulatory elements (ISRE) in deren Promotorregion. Die synthetisierten Genprodukte tragen zum antiviralen Status der Zelle bei (Staeheli, 1990). Besonders wichtig sind hier die Mx-Proteine. Daneben sind noch zwei weitere ISGs mit antiviraler Aktivität, die dsRNA-aktivierte Proteinkinase R (PKR) und die 2’,5’Oligoadenylat-Synthetase (OAS), gut charakterisiert (Samuel, 2001). Zum Mechanismus der PKR ist bekannt, dass sie die Translation durch Phosphorylierung des Translationsinitiationsfaktors eIF2α hemmt (Katze, 1995), wobei die OAS den Abbau einzelsträngiger RNA (ssRNA) durch die unspezifische RNase initiiert (Silverman, 1994). Das gemeinsame Ziel der PKR und der OAS ist somit die Hemmung der Proteinsynthese. Collins et al. konnten im Jahr 2004 zeigen, dass zumindest bei einigen behüllten Viren das Eindringen des Virus in die Zelle genügt, um die Transkription von ISGs einzuleiten (Collins et al., 2004). Somit ist beweisen, dass es nicht unbedingt der Synthese von Interferon bedarf, um einen durch ISGs vermittelten antiviralen Status der Zelle zu erreichen. 1.2.2 Das Mx-Protein Im Jahr 1962 wurde von Jean Lindenmann erstmals berichtet, dass sich Mäuse des Inzuchtstammes A2G als resistent gegen Infektion mit mausadaptierten Influenzaviren zeigten (Lindenmann, 1962). Infektionen bei anderen Labormausstämmen verliefen tödlich, während die A2G-Tiere auch bei hohen Dosen asymptomatisch blieben. Nach weiteren Untersuchungen ließ sich die Resistenz auf ein einzelnes Gen zurückführen, das autosomal dominant vererbt wird (Lindenmann, 1964). Da dieses Gen Mäuse resistent gegen eine Infektion mit Orthomyxoviren machte, wurde es Myxovirus resistance (Mx)Gen genannt. Später konnte dann gezeigt werden, dass die Mx-vermittelte Resistenz mit Typ-I-IFN in Zusammenhang steht (Haller, 1981, Haller et al., 1979, Haller et al., 1980). Man fand, dass das Mx-Gen für ein 72kDa großes Protein codiert, das bei murinen Zellen im Kern lokalisiert ist (Dreiding et al., 1985, Staeheli und Haller, 1985). Nachdem genetische Analysen durchgeführt worden waren, konnte gezeigt werden, dass das Vorhandensein des Mx-Gens dem Wildtyp von in freier Wildbahn lebenden Mäusen Einleitung 14 entspricht. Laborstämme haben durch Mutationen und Deletionen im Mx-Gen die Resistenz gegen Orthomyxoviren verloren (Haller et al., 1987, Staeheli et al., 1988). Das Mx-Gen konnte auf Chromosom 16 lokalisiert werden. Weiter gelang es auch, ein ISRE in der Promotorregion des Mx-Gens nachzuweisen (Hug et al., 1988, Reeves et al., 1988, Staeheli et al., 1986). Das murine Mx-Gen wurde Mx1 genannt. Staeheli und Sutcliffe beschrieben noch ein weiteres murines Mx-Gen, das Mx2 genannt wurde (Staeheli und Sutcliffe, 1988). Mx2 ist antiviral aktiv gegen Bunyaviren und das Vesikuläre Stomatitisvirus (VSV) (Sandrock et al., 2001). Mx-Gene konnten noch bei verschiedenen anderen Vertebraten, bei Fischen und bei Vögeln identifiziert werden. Auch der Mensch verfügt über zwei Mx-Gene (Aebi et al., 1989). Diese wurden MxA und MxB genannt und sind auf Chromosom 21 lokalisiert. Das zytoplasmatische MxA-Protein zeigt antivirale Aktivität u.a. gegen Influenza-A-Virus, Influenza-B-Virus, Bunyaviren, Masernviren und gegen das Hepatitis B-Virus (Haller und Kochs, 2002). Für das im Kern und im Zytolasma lokalisierte MxB-Protein konnte keine antivirale Aktivität nachgewiesen werden. Ein genereller Mechanismus für die antivirale Wirkung der Mx-Proteine, die zur Superfamilie der dynamin-ähnlichen großen GTPasen gehören, ist noch nicht bekannt. Allerdings weiß man, dass die antivirale Aktivität von Mx1 im Fall von Influenza-A-Viren auf der Inhibition der Primärtranskription beruht. MxA hemmt hingegen nicht die Primärtranskription, sondern einen späteren Schritt der Replikation (Pavlovic et al., 1992). Für die Untersuchungen in dieser Arbeit wurden hauptsächlich Mäuse des Stamms B6.A2G-Mx1, genannt B6-Mx1, verwendet. Sie entstanden durch Rückkreuzung des Mx1Allels aus Stamm A2G auf C57BL/6-Hintergrund. Da C57BL/6 und B6.A2G-Mx1 kongen sind, bieten sie ein besonders gutes System, um Mx1-spezifische Effekte zu untersuchen (Horisberger et al., 1983). 15 1.3 Einleitung Zielsetzung dieser Arbeit Warum Influenza-A-Viren einen hochpathogenen Phänotyp in immunkompetenten Wirten zeigen, ist immer noch nicht ausreichend verstanden. Ziel dieser Dissertation war es, ein hochpathogenes A/PR/8/34-Virus (hvPR8) sowohl in vitro als auch in vivo zu charakterisieren und auf diese Weise virale Pathogenitätsfaktoren zu definieren. Mit Hilfe der Reversen Genetik sollten rekombinante Viren hergestellt werden, um so die Genprodukte von hvPR8 zu finden, die die extreme Virulenz im immunkompetenten Wirt vermitteln. Ein besseres Verständnis der Pathogenese von Influenza-A-Viren ist hinsichtlich der großen Gefahr neuer Pandemien und des trotz Impfung und antiviraler Medikation immer noch unzulänglichen Schutzes gegen hochvirulente Stämme sehr wichtig. Material und Methoden 2 Material und Methoden 2.1 Material 16 Im Folgenden sind die Materialien aufgeführt, die neben den Standardreagenzien und -materialien der AG Stäheli und der AG Haller bei dieser Arbeit zum Einsatz kamen und einen besonderen Stellenwert besitzen. 2.1.1 Enzyme, Reaktionspuffer und Chemikalien Taq-DNA-Polymerase Eppendorf, Hamburg Restriktionsendonukleasen und Restriktionspuffer Fermentas, St. Leon-Rot 2.1.2 Nukleinsäuren peqGOLD TrifastTM PEQLAB Biotech, Erlangen Desoxyribonukleotide (dATP, dTTP, dGTP, dCTP) Fermentas, St. Leon-Rot DNA-Größenmarker GeneRulerTM Fermentas, St. Leon-Rot 100 bp-DNA-Ladder plus 1 kbp-DNA-Ladder Plasmid Midi Prep Kit NucleoBond Machery-Nagel, Düren DNA-Gel-Kammer Wide Mini Sub Cell Biorad, München 2.1.3 Proteinmethoden Proteingel-Kammern PROTEAN II Biorad, München Nassblot-System PROTEAN II Biorad, München Immobilion-P Transfer Membran Millipore, Schwalbach ECL Western-Blot Detektionsreagenz Amersham, Freiburg 17 Material und Methoden Prestained SDS-PAGE Standard (low range) Biorad, München Whatman-Papier Whatman, Dassel 2.1.4 Zellkulturmaterial DMEM ‚high-glucose’ Invitrogen, Carlsbad fetales Rinderserum Biochrom, Berlin Glutamin Life Technologies, Wiesbaden Penicillin/Steptomycin Life Technologies, Wiesbaden Trypsin-Versen-Lösung Gibco BRL, Wiesbanden Trypsin, TPCK gereinigt Sigma-Aldrich, München HEPES Roth, Karlsruhe 2.1.5 Transfektionsreagenzien Optimem Gibco, Wiesbaden Lipofectamin 2000 Invitrogen, Carlsbad Metafectene Biontex, Martinsried 2.1.6 Kits CAT-ELISA Kit Roche, Mannheim IFN-β-ELISA Kit PBL Biomedical Laboratories, Piscataway Dual-Luziferase Reporter Assay System Promega, Mannheim Material und Methoden 2.1.7 18 Immunhistochemie Tissue Tek® Sakura Finetek, Heppenheim Mowiol Sigma-Aldrich, München Mowiol-Lösung: 2.1.8 10% Mowiol 25% Glycerin 100mM Tris/HCL, pH 8,5 2,5% DABCO Oligonukleotide In Tabelle 2.1 sind die in dieser Arbeit für die PCR verwendeten Primer aufgeführt. Name Nr. Sequenz canines IFN-β Forward-Primer #463 5’-gag atg gta ata ggt gag act c-3’ canines IFN-β Reverse-Primer #464 5’-ctt cag ttc tgg aga taa tct g-3’ canines β-Aktin Forward-Primer #524 5’-caa ggc caa ccg tga gaa gat gac-3’ canines β-Aktin Reverse-Primer #525 5’-acc gct cgt tgc caa tag tga tga c-3’ Influenza NP Forward-Primer #512 5’-gca ggt gct gca gtc aaa gga-3’ Influenza NP Reverse-Primer #513 5’-aaa gct tcc gtc ttg gg-3’ Tabelle 2.1: Diagnostikprimer 19 2.1.9 Material und Methoden Plasmide In Tabelle 2.2 sind die in dieser Arbeit verwendeten Plasmide aufgeführt. Plasmid Nr. Beschreibung Referenz pHL1104 #1385 AmpR; CAT-Reportergen mit G. Neumann/ modifizierten Enden der HA-vRNA, G. Hobom Pol I-Promotor pcDNA3-RFP-MxA #2153 AmpR; RFP-MxA, S. Stertz CMV-Promotor pGL3-Mx1P #2046 AmpR, Firefly-Luziferase-Reportergen, G. Kochs Mx1-Promotor pRL-SV40 #1851 AmpR, Renilla-Luziferase-Reportergen, Promega SV40-Promotor pDZ-Seg1 (hvPR8) #3151.I14 AmpR, PB2-Gen von hvPR8, G. Kochs pol I- und pCAGGS- Promotor (bidirektional) pDZ-Seg2 (hvPR8) #3149.M8 AmpR, PB1-Gen von hvPR8, G. Kochs pol I- und pCAGGS- Promotor (bidirektional) pDZ-Seg3 (hvPR8) #3147.I4 AmpR, PA-Gen von hvPR8, G. Kochs pol I- und pCAGGS- Promotor (bidirektional) pDZ-Seg4 (hvPR8) #3121.9 AmpR, HA-Gen von hvPR8, G. Kochs pol I- und pCAGGS- Promotor (bidirektional) pDZ-Seg5 (hvPR8) #3127.S2 AmpR, NP-Gen von hvPR8, pol I- und pCAGGS- Promotor (bidirektional) G. Kochs Material und Methoden pDZ-Seg6 (hvPR8) #3125.2 20 AmpR, NA-Gen von hvPR8, G. Kochs pol I- und pCAGGS- Promotor (bidirektional) pDZ-Seg7 (hvPR8) #3117.1 AmpR, M-Gen von hvPR8, G. Kochs pol I- und pCAGGS- Promotor (bidirektional) pDZ-Seg8 (hvPR8) #3113.5.1 AmpR, NS-Gen von hvPR8, G. Kochs pol I- und pCAGGS- Promotor (bidirektional) pDZ-Seg1 (lvPR8) #3152.K13 AmpR, PB2-Gen von lvPR8, G. Kochs pol I- und pCAGGS- Promotor (bidirektional) pDZ-Seg2 (lvPR8) #3150.H34 AmpR, PB1-Gen von lvPR8, G. Kochs pol I- und pCAGGS- Promotor (bidirektional) pDZ-Seg3 (lvPR8) #3148.K14 AmpR, PA-Gen von lvPR8, G. Kochs pol I- und pCAGGS- Promotor (bidirektional) pDZ-Seg4 (lvPR8) #3122.13 AmpR, HA-Gen von lvPR8, G. Kochs pol I- und pCAGGS- Promotor (bidirektional) pDZ-Seg5 (lvPR8) #3128.5 AmpR, NP-Gen von lvPR8, G. Kochs pol I- und pCAGGS- Promotor (bidirektional) pDZ-Seg6 (lvPR8) #3126.6 AmpR, NA-Gen von lvPR8, pol I- und pCAGGS- Promotor (bidirektional) G. Kochs 21 pDZ-Seg7 (lvPR8) #3118.11 AmpR, M-Gen von lvPR8, Material und Methoden G. Kochs pol I- und pCAGGS- Promotor (bidirektional) pDZ-Seg8 (lvPR8) #3114.15.5 AmpR, NS-Gen von lvPR8, pol I- und pCAGGS- Promotor (bidirektional) Tabelle 2.2: Plasmide G. Kochs Material und Methoden 2.1.10 22 Antikörper In Tabelle 2.3 sind die in dieser Arbeit verwendeten Antikörper aufgeführt. Name Nr. Beschreibung Verdünnung Referenz anti-FLU-Turkey #84 polyklonal, Kaninchen 1:1000 J. Pavlovic anti-FLUAV-NP #191 polyklonal, Kaninchen 1:5000 S. Gruber anti-FLUAV-NS1 #209 polyklonal, Kaninchen 1:2000 A. Solorzano anti-Aktin #172 polyklonal, Kaninchen 1:2000 Sigma polyklonal, Schaf, 1:2000 Amersham 1:2000 Amersham 1:400 Dianova Flohr et al., 1999 anti-Maus-HRP Sekundärantikörper anti-Kaninchen- polyklonal, Esel, HRP Sekundärantikörper anti-Kaninchen-Cy3 #1008 polyklonal, Esel, Sekundärantikörper anti-Mx M143 #147 monoklonal, Maus 1:100 anti-Influenza #979 polyklonal, Mensch 1:100 anti-Maus-DTAF #42 polyklonal, Ziege, 1:100 Dianova 1:50 Dianova Sekundärantikörper anti-Human-TRITC #1040 polyklonal, Ziege, Sekundärantikörper Tabelle 2.3: Primär- und Sekundärantikörper 23 2.1.11 Material und Methoden Zellen In Tabelle 2.4 sind die in dieser Arbeit verwendeten Zellinien aufgeführt. Alle Zellen wurden bei 37°C und 95% Luftfeuchtigkeit mit 5% CO2 inkubiert. Zellen Spezies Zelltyp Referenz MDCK Canis familiaris (Hund) Epitheliale Nierenzellen Madin und Darby, 1958 L929 Mus musculus (Maus) Fibroblasten 293T Homo sapiens (Mensch) Epitheliale Nierenzellen Tabelle 2.4: Zellen 2.1.12 Mausstämme In Tabelle 2.5 sind die in dieser Arbeit verwendeten Mausstämme aufgeführt. Stamm Beschreibung Quelle C57BL/6 natürlicher (B6) Mx1-Allel B6.A2G-Mx1 durch (B6-Mx1) Mx1-Allels aus Stamm A2G BALB-Mx1 durch Knockout Rückkreuzung Rückkreuzung Referenz im Harlan, Borchen des Peter Stäheli Staeheli et al., 1985 des Peter Stäheli Mx1-Allels B6-IFNAR0/0 natürlicher Knockout Mx1-Allel und IFNAR1-Allel Tabelle 2.5: Mausstämme im Peter Stäheli defektes Müller et al., 1994 Material und Methoden 2.1.13 24 Anästhesie der Versuchstiere für Infektionen: Ketamin-Rompun-Anästhesie (5ml): 500µl 10% Ketavet® Essex Tierarznei, München 125µl 2% Rompun® Bayer AG, Leverkusen 4375µl 0,9% NaCl-Lösung für Finalversuche: Trapanal® (Thiopental-Natrium) Altana, Konstanz Forene® Abbott, Wiesbaden 25 2.1.14 Material und Methoden Viren In Tabelle 2.6 sind die in dieser Arbeit verwendeten Influenzaviren (Orthomyxoviridae) aufgeführt. Virus Stock Nr. Referenz A/Puerto Rico/8/34 (H1N1) (hvPR8) #837 Otto Haller A/Puerto Rico/8/34 (H1N1) (lvPR8) #844 Otto Haller recFLUAV PR8 – rec PR8∆NS1 #111 García-Sastre et al., 1998 recFLUAV PR8 – rec lvwt #141 diese Arbeit recFLUAV PR8 – rec hvwt #142 diese Arbeit recFLUAV PR8 – rec hv2,3,4,5,6,7,8lv1 #143 diese Arbeit recFLUAV PR8 – rec hv1,3,4,5,6,7,8lv2 #144 diese Arbeit recFLUAV PR8 – rec hv1,2,4,5,6,7,8lv3 #145 diese Arbeit recFLUAV PR8 – rec hv1,2,3,5,6,7,8lv4 #146 diese Arbeit recFLUAV PR8 – rec hv1,2,3,4,6,7,8lv5 #147 diese Arbeit recFLUAV PR8 – rec hv1,2,3,4,5,7,8lv6 #148 diese Arbeit recFLUAV PR8 – rec hv1,2,3,4,5,6,8lv7 #149 diese Arbeit recFLUAV PR8 – rec hv1,2,3,4,5,6,7lv8 #150 diese Arbeit recFLUAV PR8 – rec hv4,6lv1,2,3,5,7,8 #153 diese Arbeit recFLUAV PR8 – rec hv1,2,3,5,7,8lv4,6 #154 diese Arbeit recFLUAV PR8 – rec hv4lv1,2,3,5,6,7,8 #161 diese Arbeit recFLUAV PR8 – rec hv6lv1,2,3,4,5,7,8 #162 diese Arbeit Tabelle 2.6: Influenzaviren Material und Methoden 2.1.15 26 Interferone und Immunmodulatoren In Tabelle 2.7 sind die in dieser Arbeit verwendeten Interferone und Immunmodulatoren aufgeführt. Name Quelle rekombinantes humanes Gangemi et al., 1989 hybrid-Interferon-αB/D S-28463 (Resiquimod) Tabelle 2.7: Interferone und Immunmodulatoren 3M Pharmaceuticals 27 2.2 Methoden 2.2.1 Zellkulturarbeiten Material und Methoden 2.2.1.1 Kultivierung der Zellen Alle Zellen wurden unter den in 2.1.11 genannten Bedingungen gehalten. Als Medium wurde Dulbecco’s modified essential medium (DMEM) mit 10% fetalem Kälberserum (FCS), 525,6 mg/l Glutamin, 50 000E/l Penicillin und 50mg/l Streptomycin verwendet, im Folgenden Zellkulturmedium genannt. Zum Waschen der Zellkultur wurde Phosphatgepufferte Salzlösung (PBS) ohne Ca++ und Mg++ nach einem Protokoll von Mayr et al. verwendet, im folgenden Zellkultur-PBS genannt (Mayr et al., 1974). Die Zellen mit einer 1:4-Mischung aus Trypsin-Versen (0,05% Trypsin 1:250; 0,16% EDTA Dinatriumsalzdihydrat) von der Kulturschale abgelöst. Die Kultivierung sowie das Auftauen und Einfrieren der Zellen erfolgte nach den von Doyle beschriebenen Techniken für die Zellkultur (Doyle et al., 1996). 2.2.1.2 Plaqueassay zur Virustiterbestimmung 24 Stunden vor Infektion wurden MDCK-Zellen im Verhältnis 1:3 in 6-Loch-Platten ausgesät. Mit den zu untersuchenden Proben wurde eine logarithmische Verdünnungsreihe in PBS mit 0,3% BSA durchgeführt. Die konfluenten Zellen wurden mit Zellkultur-PBS gewaschen und dann für 1 Stunde bei Raumtemperatur mit 800µl der Virusverdünnung infiziert. Dann wurde das Inokulum abgesaugt und der Zellrasen mit Agarmedium folgender Zusammensetzung überschichtet: für 50ml: 25,0ml 2-fach DMEM mit Glutamin, Penicillin, Streptomycin 0,5ml 10% bovines Serumalbumin (BSA) 0,5ml 1% DEAE-Dextran 1,0ml 5% NaHCO3 7,0ml Aqua bidest. 1,0ml 1M HEPES, pH 7,3 15,0ml 2% Oxoidagar in Aqua bidest. 50µl Trypsin, TPCK-gereinigt (1mg/ml) Material und Methoden 28 Die Zellen wurden dann im Brutschrank bei 37°C, 95% relativer Luftfeuchtigkeit und 5% CO2 inkubiert, bis Plaques zu sehen waren (zirka 48 Stunden nach Infektion). Die Fixierung der Zellen erfolgte für 15 Minuten mit 3% Formaldehydlösung. Nachdem der Agar entfernt war, wurden die Zellen für 10 Minuten mit 1% Kristallviolettlösung gefärbt. Kristallviolett: 1% Kristallviolett 3,6% 37% Formaldehydlösung 1% Methanol 20% Ethanol in PBS Der Virustiter der Probe konnte durch Auszählen der Plaques als plaque forming units (pfu) pro Mililiter bestimmt werden. pfu/ml y: = Anzahl der Plaques x 10y x 1,25 Positiver Exponent der Virusverdünnung, mit der die Zellen in diesem Loch infiziert wurden. 29 Material und Methoden 2.2.1.3 Erstellung von Wachstumskurven in MDCK MDCK-Zellen wurden 24 Stunden vor Infektion im Verhältnis 1:3 in 25cm2Zellkulturflaschen ausgesät. Der konfluente Zellrasen wurde dann nach Waschen mit PBS für 1 Stunde bei Raumtemperatur mit einer multiplicity of infection (MOI) von 0,001 der Viren hvPR8 bzw. lvPR8 infiziert. Das bedeutet, dass mit einem infektiösen Partikel pro 1000 Zellen inokuliert wurde. Dann wurde das Inokulum abgenommen und die Zellen sechsmal mit PBS gewaschen. Zur weiteren Kultivierung der infizierten Zellen wurde Infektionsmedium genutzt. Dieses wurde 3 Stunden nach Infektion noch einmal gewechselt. Infektionsmedium: 5ml DMEM mit Glutamin und Penicillin/Streptomycin 0,2% BSA 20mM HEPES 2,5µl Trypsin (1µg/ml) 12, 24 und 36 Stunden nach Infektion wurden Proben aus dem Überstand entnommen und der Virustiter mittels Immunfluoreszenztest bestimmt. 2.2.1.4 Immunfluoreszenztest zur Virustiterbestimmung MDCK-Zellen wurden 24 Stunden vor Infektion im Verhältnis 1:3 in eine 96-Loch-Platte eingesät (100µl pro Loch). Mit der zu untersuchenden Probe wurde eine logarithmische Verdünnungsreihe in PBS mit 0,3% BSA (900µl PBS + 0,3% BSA und 100µl Probe) durchgeführt. Die Zellen wurden dann einmal mit Zellkultur-PBS gewaschen und für eine Stunde bei Raumtemperatur mit je 50µl der Virusverdünnungen pro Loch infiziert. Nach einer Stunde wurde die Verdünnung abgesaugt und der Zellrasen mit Zellkulturmedium überschichtet und bei 37°C inkubiert. 16 Stunden nach Infektion wurden die Zellen für 15 Minuten mit 3% Paraformaldehydlösung in PBS fixiert, dreimal gewaschen mit PBS und danach für weitere 15 Minuten mit 0,5% Triton X-100 in PBS permeabilisiert und wieder dreimal gewaschen. Als Primärantikörper wurde das polyklonale Kaninchenserum #84 anit-FLU-Turkey in einer Verdünnung von 1:1000 in 1% Milchpulver verwendet. Als Sekundärantikörper Material und Methoden 30 diente das Esel-anti-Kaninchenserum #1008 in einer Verdünnung von 1:400 in 1% Milchpulver. Beide Inkubationsschritte wurden bei Raumtemperatur, die Inkubation mit dem Cy3-gekoppelten Sekundärantikörper zusätzlich bei Dunkelheit durchgeführt. Die Auswertung fand an einem Polyvar 2-Mikroskop (Leica) statt. Durch Auszählen der infizierten Zellen konnte der Virustiter der Probe in focus forming units (ffu) pro Milliliter bestimmt werden. ffu/ml y: = Anzahl der Foci x 10y x 20 positiver Exponent der Virusverdünnung, mit der die Zellen in diesem Loch infiziert wurden 2.2.1.5 Transiente Transfektion Die Transfektion von 293T- und MDCK-Zellen wurde mit dem Transfektionsreagenz Lipofectamine 2000 durchgeführt. Die Transfektion von L929-Zellen erfolgte mit dem Transfektionsreagenz Metafectene. Die zu transfizierenden Zellen wurden so in 6-LochPlatten eingesät, dass sie am Tag der Transfektion zu 80% konfluent waren. Die zu transfizierende DNA wurde in 50µl Optimem verdünnt. Parallel dazu wurden in einem Polystyrolröhrchen weitere 250µl Optimem mit dem Transfektionsreagenz vorbereitet. Dazu wurde ein Verhältnis von 2µl Lipofectamine 2000/1µg DNA bzw. von 8µl Metafectene/1µg DNA gewählt. Das DNA-Optimem-Gemisch wurde nach 5 Minuten in das Polystyrolröhrchen getropft und die DNA-Liposomen-Lösung leicht durchmischt. Nach 20-30 Minuten Inkubationszeit, die der Bildung von DNA-Liposomen-Komplexen dienten, wurde der Transfektionsansatz zu den zuvor gewaschenen und mit 700µl Optimem überschichteten Zellen getropft. Nach 4 Stunden erfolgte ein Mediumwechsel. 2.2.1.6 Bestimmung von Typ-I-Interferon im Überstand infizierter Zellen MDCK-Zellen wurden mit einer multiplicity of infection (MOI) von 0,5 infiziert. Nach 16 Stunden wurde der Überstand abgenommen und in einem Dialyseschlauch zweimal 5 31 Material und Methoden Stunden gegen 0,1M Glycin pH 2 dialysiert. Dann erfolgte eine zweimalige Dialyse gegen PBS mit Penicillin und Streptomycin für 12 Stunden. Das Dialysat wurde im Verhältnis 1:1 mit Zellkulturmedium gemischt. Infektiöse Partikel wurden durch die Säure deaktiviert. Interferone, im Folgenden als IFN abgekürzt, konnten aufgrund ihrer großen Stabilität in ihrer Struktur erhalten werden. 2.2.1.7 Dualer Luziferase-Reportertest Die Stimulation des Mx1-Promotors durch Interferon wurde mit Hilfe eines Dualen Luziferase Reportertests gemessen. MDCK-Zellen wurden wie unter 2.2.1.5 beschrieben mit 0,5µg des Reporterkonstrukts pGL3-Mx1P-Luc (#2046) transfiziert. Um Unterschiede in der Transfektionseffizienz und im Zelltod während des Versuchs auszugleichen, wurde zusätzlich 0,1µg des durch den konstitutiven SV40-Promotor kontrollierten RenillaLuziferase-Reporterplasmids pRL-SV40 (#1851) transfiziert. Zur Kontrolle wurde ein separates Loch mit 0,5µg eines Expressionsvektors mit unter dem immediate early genePromotor des humanen Cytomegalievirus stehenden GFP-Gen transfiziert. 12 Stunden nach Transfektion konnte am Fluoreszenzmikroskop der Transfektionserfolg kontrolliert werden. Der Mx1-Promotor wurde durch IFN im nicht infektiösen Überstand virusinfizierter Zellen (vgl. 2.2.1.6) für 20 Stunden stimuliert. Die Zellen wurden mit 200µl passivem Lysepuffer lysiert und für 10 Minuten auf Eis inkubiert. Danach wurden die Zelltrümmer kurz abzentrifugiert. 20µl Lysat wurden in einem 4ml Luminometerröhrchen vorgelegt und nach Zugabe von 100µl Firefly-Luziferase-AssayReagenz die der Firefly-Luziferase-Aktivität entsprechende Chemilumineszenz gemessen. Mit 100µl Stop&Glo-Substrat wurde die Aktivität der Firefly-Luziferase inhibiert und dann die Aktivität der Renilla-Luziferase gemessen. 2.2.1.8 Minigenomassay zur Bestimmung der Replikationseffizienz Zur Bestimmung der Replikationseffizienz von Viren wurden konfluente L929-Zellen in 150cm2-Platten mit 10µg des CAT-Reportergens (#1385) transfiziert. Dieses Minigenom enthält den Leserahmen des Reportergens in negativer Polarität, flankiert von den 5’- und 3’-NCRs des vierten viralen Genomsegments (HA) unter Kontrolle eines RNAPolymersase-I-Promotors. Das RNA-Transkript gleicht einem viralen Gensegment. Als Material und Methoden 32 Transfektionsreagenz dienten 70µl Metafectene. 12 Stunden später wurden die Zellen abgelöst und in 6-Loch-Platten ausgesät. Durch diesen Schritt konnte eine gleichmäßige Transfektionseffizienz in allen Ansätzen gewährleistet werden. Weitere 12 Stunden später wurden die Zellen mit einer MOI von 0,5 infiziert. 8, 12, 16 und 20 Stunden nach Infektion wurden die Zellen in 500µl des CAT-Lysepuffers für 25 Minuten bei Raumtemperatur unter Schütteln lysiert. Nach Zentrifugation der Lysate (10 Minuten bei 15000upm) wurden die Mengen an CAT-Protein entsprechend der Herstellerangaben mit dem CATELISA-Kit gemessen. 2.2.1.9 Minireplikonsystem zur Messung der Polymeraseaktivität Hierzu wurden L929-Zellen wie unter 2.2.1.5 beschrieben mit Expressionsvektoren, die für die viralen Polymeraseuntereinheiten PB2, PB1 und PA sowie für das NP codieren, transfiziert. Es wurden 0,3µg der Expressionskonstrukte für die Polymeraseuntereinheiten, 0,6µg der Expressionskonstrukte für das NP und 0,4µg des CAT-Minigenoms (#1385) transfiziert. Zur internen Kontrolle der Transfektionseffizienz wurden 0,4µg des konstitutiv aktiven Reporterkonstrukts pRL-SV40 (#1851) kotransfiziert, das für Renilla-Luziferase kodiert. Nach 16 Stunden wurden die Zellen in 500µl des CAT-Lysepuffers für 25 Minuten bei Raumtemperatur unter Schütteln lysiert. Nach Zentrifugation der Lysate (10 Minuten bei 15000upm) wurden die Proben entsprechend der Herstellerangaben mit dem CAT-ELISA-Kit gemessen und die Aktivität der Renilla-Luziferase luminometrisch bestimmt. 2.2.1.10 Herstellung rekombinanter Influenzaviren Im Rahmen dieser Arbeit wurden rekombinante Influenzaviren auf Basis der Influenza A/Puerto Rico/8/34 (H1N1)-Viren hvPR8 (#837) und lvPR8 (#844) hergestellt. Es wurden acht bidirektionale Expressionsvektoren, die acht virale cDNAs unter Kontrolle zweier Promotoren enthalten, eingesetzt. Die Vektoren wurden in eine Kokultur von 293T- und MDCK-Zellen transfiziert. Von jedem Plasmid wurden 0,5µg eingesetzt, sodass sich bei 8 Plasmiden pro Ansatz eine DNA-Menge von 4µg ergab. Die Plasmide wurden in 50µl Optimem zu einem DNA-Mix zusammengeführt. Parallel wurden 250µl Optimem in einem Polystyrolröhrchen mit 8µl Lipofectamine 2000 angesetzt. Nach 5 Minuten wurden beide Ansätze im Polystyrolröhrchen gemischt und für 33 Material und Methoden 30 Minuten bei Raumtemperatur inkubiert, um die Bildung von DNA-LiposomenKomplexen zu gewährleisten. Die 293T- und MDCK-Zellen wurden zunächst in insgesamt 10ml Zellkulturmedium aufgenommen und dann 5 Minuten bei 900 upm abzentrifugiert. Das so gewonnene Zellpellet wurde daraufhin in 3,5ml DMEM mit 0,1% FCS, 0,3% BSA, Glutamin, Penicillin und Streptomycin resuspendiert. Nach abgelaufener Inkubationszeit wurden 250µl der Zellsuspension zu jedem Transfektionsansatz in das Polystyrolröhrchen gegeben, kurz durchmischt und dann in eine 3,5cm-Schale mit 1ml des BSA enthaltenden Mediums gegeben. Der Ansatz wurde für 20 Stunden bei 37°C inkubiert. Danach wurde das Medium abgenommen und 1,5ml DMEM mit 0,3% BSA, 10µM Hepes, 1µg/ml TPCK-gereinigtem Trypsin, Penicillin und Streptomycin zugefügt. 48 Stunden nach Transfektion konnte das Medium, das nun rekombinantes Virus enthielt, abgenommen und kurz abzentrifugiert werden. 150µl des Überstands wurden daraufhin in die Allantoishöhle von 8-9 Tagen bebrüteten Hühnereiern injiziert, um das Virus zu hohen Titern heranwachsen zu lassen. Weitere 48 Stunden später konnten die Embryonen durch Kälte abgetötet und die Allantoisflüssigkeit geerntet werden. Die gewonnene Flüssigkeit wurde nach der in 2.2.1.2 beschrieben Methode per Plaqueassay titriert. Dieser Schritt diente auch dazu, die rekombinanten Viren zu reinigen. Dazu wurden einzelne Plaques gepickt und in 600µl PBS mit 0,3% BSA gelöst. Von dieser Lösung wurden nochmals 150µl in die Allantoishöhle 8-9 Tage bebrüteter Hühnereier injiziert und diese wieder für 48 Stunden bei 37°C bebrütet. Die aus dieser Eipassage gewonnene Allantoisflüssigkeit diente als Virusstock. Der Titer des Virusstocks wurde per Immunfluoreszenztest (vgl. 2.2.1.4) bestimmt. Material und Methoden 2.2.2 34 Proteinbiochemische Methoden 2.2.2.1 Herstellung von Zelllysaten für Western Blot Adhärente Zellen wurden in 6-Loch-Platten mit PBS gewaschen, mit 100µl Lysepuffer bedeckt und für 10 Minuten auf Eis inkubiert. Dann wurden die Zellen mit einem Zellschaber vollständig gelöst, in ein Eppendorfhütchen überführt und für weitere 10 Minuten auf Eis inkubiert. Die Lagerung der Lysate erfolgte bei –20°C. Lysepuffer: 50mM Tris/HCL, ph 7,5 280mM NaCl 0,5% NP-40 0,2mM EDTA 2mM EGTA 20% Glycerin 0,5% Triton → als Stocklösung angesetzt, Lagerung bei 4°C 1mM DTT 100U/ml Benzonase 1 Tabl./50ml Proteaseinhibitor → vor Gebrauch zu 1ml Stocklösung zugegeben 35 Material und Methoden 2.2.2.2 Proteinelektrophorese im SDS-Polyacrylamidgel Zur elektrophoretischen Auftrennung der Proteine nach ihrem Molekulargewicht wurde die Methode nach Lämmli (Laemmli, 1970) angewendet. Dazu wurden ein 10% Trenngel und ein 5% Sammelgel verwendet. Vor dem Auftragen wurden die Proteine für 5 Minuten bei 95°C in Lämmli-Probenpuffer denaturiert und in einer Mini-Proteingel-Kammer in 1x Laufpuffer bei 120 Volt für etwa 1 Stunde aufgetrennt. Trenngelpuffer: 10% Trenngel: Sammelgelpuffer: 5% Sammelgel: 1,5M Tris/HCL, ph 8,8 0,4% SDS 2,5ml Trenngelpuffer 3,3ml 30% Acrylamid mit 0,8% Bisacrylamid 4,1ml Aqua bidest. 50µl 10% Ammonium-Persulfat (APS) 5µl TEMED 0,5M Tris/HCL, ph 6,8 0,4% SDS 1,25ml Sammelgelpuffer 0,82ml 30% Acrylamid mit 0,8% Bisacrylamid 2,8ml Aqua bidest. 25µl 10% Ammonium-Persulfat (APS) 5µl TEMED Material und Methoden 4x Lämmlipuffer: 10x Laufpuffer : 36 400mM Tris/HCL, ph 6,8 40% Glycerin 8% SDS 0,004% Bromphenolblau 20% β-Mercaptoethanol 250mM Tris/HCL, ph 8,3 14,4% Glycin 1% SDS 2.2.2.3 Western Blot Um die elektrophoretisch aufgetrennten Proteine nachzuweisen, wurden diese mit Hilfe einer Elektroblotting-Apparatur auf eine Polyvinyliden-Fluorid (PVDF)-Membran transferiert. Das Gel wurde hierzu auf eine entsprechend große Membran aufgelegt, die zuvor mit Methanol aktiviert und in Transferpuffer äquilibriert worden war. Gel und Membran wurden daraufhin zwischen zwei mit Transferpuffer getränkte Whatman-Papiere und Schwämmchen gelegt. Der Aufbau wurde so in die Apparatur eingebracht, dass die negativ geladenen Proteine in Richtung der Anode auf die Membran transferiert wurden. Der Transfer fand für 2 Stunden bei 150mA unter ständiger Kühlung statt. Abbildung 2.1: Aufbau der Elektroblotting-Apparatur 37 Material und Methoden Daraufhin wurde die Membran über Nacht in PBS mit 4% SlimFast geblockt. Nach dem Blocken wurde die Membran mit geeigneter Verdünnung eines spezifischen Primärantikörpers in PBS mit 0,1% Tween 20 und 1% SlimFast für 1-2 Stunden inkubiert. Nach dreimaligem Waschen mit PBS mit 0,1% Tween 20 wurden die Antigen-AntikörperKomplexe mit einer geeigneten Verdünnung eines an Meerrettich-Peroxidase (horseradish peroxidase, HRP) gekoppelten Anti-IgG-Antikörpers in PBS mit 0,1% Tween inkubiert. Für diese Arbeit wurden anti-Maus- und anti-Kaninchen-Sekundärantikörper in einer Verdünnung von 1:2000 verwendet. Die Detektion der gebundenen HRP-gekoppelten Antikörper erfolgte mit ECL-Reagenz nach Anleitung des Herstellers (Amersham). Transferpuffer: 25mM Tris/HCL 186mM Glycin 20% Methanol 2.2.2.4 IFN-β-ELISA (enzyme-linked immunosorbent assay) Zur Quantifizierung des IFN-β in Lungengewebe von infizierten Mäusen wurden Lungen 10 Stunden nach Infektion entnommen und in flüssigem Stickstoff eingefroren. Danach wurden die Lungen in flüssigem Stickstoff gemörsert. Ein Drittel des Homogenats wurden in 300µl PBS aufgenommen, kräftig durchmischt, abzentrifugiert und der Überstand für den ELISA eingesetzt. Die verbleibenden zwei Drittel wurde für eine RNA-Isolation in PeqGold bei -80°C eingelagert. Zur Messung des IFN-β-Gehalts des Proben wurde das „Mouse IFN-β ELISA Kit“ von PBL Biochemical Laboratories entsprechend der Angaben des Herstellers verwendet. Material und Methoden 2.2.3 38 Molekularbiologische Methoden 2.2.3.1 RNA-Isolation und Reinigung Die Isolation von Gesamt-RNA aus Zellen erfolgte unter Verwendung von Trifast PeqGOLD (PEQLAB Biotechnologie GmbH). Dabei wurde entsprechend der Angaben des Herstellers vorgegangen. 2.2.3.2 Reverse Transkription mit anschließender Polymerasekettenreaktion (PCR) Zunächst wurde die RNA-Konzentration der Proben photometrisch bestimmt und in der RNA verbleibende DNA mit DNase bei 37°C für 30 Minuten verdaut. Die DNase wurde anschließend mit 1µl 25mM EDTA für 10 Minuten bei 65°C inaktiviert. DNA-Verdau 1µg RNA 1µl 10fach Reaktionspuffer für DNase 1µl DNase ad 11µl Aqua bidest. Nach DNase-Inaktivierung wurde dem Ansatz 1µl Random-Hexamer-Primer zugegeben, zum Aufschmelzen von Sekundärstrukturen 5 Minuten bei 65°C inkubiert und anschließend kurz auf Eis gestellt. Nach Zugabe von Transkriptasepuffer, dNTPs und RNase-Inhibitor wurde der Ansatz für 5 Minuten bei 25°C inkubiert und dann 1µl Reverse Transkriptase zugefügt. Der vollständige RT-Ansatz wurde nach folgendem Schema weiterinkubiert: 10 Minuten 25°C 60 Minuten 42°C 10 Minuten 70°C 39 Material und Methoden 1-2µl dieses RT-Ansatzes wurden dann für die Polymerasekettenreaktion (PCR) eingesetzt. Für die Polymerasekettenreaktion (PCR) wurde folgender Ansatz gewählt: 23,7µl Aqua bidest. 1µl Template (RT-Ansatz) 1µl Forward-Primer [25µM] 1µl Reverse-Primer [25µM] 3µl Taq-Puffer (Eppendorf, Hamburg) 0,3µl Taq-Polymerase (Eppendorf, Hamburg) 1µl 10mM dNTPs Für alle diagnostischen PCR-Ansätze wurde die Taq-Polymerase verwendet, da hier auf ein Proofreading verzichtet werden konnte. Durchgefüht wurde die Reaktion in einem Thermocycler. Ausgehend von einer für die Taq-Polymerase üblichen Syntheserate von 1000 Basen pro Minute wurde die Synthesezeit in Abhängigkeit von der Länge des erwarteten Produkts ermittelt. Die Annealingtemperatur ergab sich aus dem GC-Gehalt und der Länge der eingesetzen Primer. 2.2.3.3 DNA-Gelelektrophorese Zur gelelektrophoretischen Auftrennung der PCR-Produkte wurde ein 1,0% Agarosegel mit 0,5µg/ml Ethidiumbromid in 1x TAE-Puffer verwendet. Die Proben wurden vor dem Auftragen mit 6x Probenpuffer versetzt. Ausgewertet wurden die Gele unter UV-Licht bei einer Wellenlänge von 312nm. Im Detail ist diese Methode bei Sambrook et al. beschrieben (Sambrook et al., 1989). Material und Methoden 40 2.2.3.4 Transformation kompetenter Bakterienzellen 50µl kompetenter XL-1 Blue-Bakterien wurden auf Eis aufgetaut, mit 0,5µl Plasmid-DNA versetzt und 15 Minuten auf Eis inkubiert. Nach der Inkubation wurde der gesamte Ansatz auf antibiotikahaltigen LB-Agar-Platten ausgestichen und über Nacht bei 37°C inkubiert. 2.2.3.5 Präparation von Plasmid-DNA Die Isolierung von Plasmid-DNA aus Bakterienkulturen erfolgte mit dem NucleoBond-PC 100 Midi Prep Kit (Machery-Nagel) entsprechend der Anleitung des Herstellers. 41 2.2.4 Material und Methoden Tierexperimentelle Methoden 2.2.4.1 Infektion der Versuchstiere Die Versuchstiere wurden intranasal mit 50µl einer Virussuspension inokuliert. Das Virus wurde dazu in PBS mit 0,3% BSA auf die gewünschte Infektionsdosis verdünnt. Vor Infektion wurden die Tiere durch intraperitoneale Injektion von 10µl der unter 2.1.13 beschriebenen Rezeptur pro Gramm Körpergewicht anästhesiert. Bei einem Gewichtsverlust von mehr als 25% oder deutlichen Krankheitszeichen wie einem stark gekrümmtem Rücken, struppigem Fell, trockenen Augen und Apathie wurden die Tiere durch eine Überdosis eines Inhalationsnarkotikums oder durch intraperitoneale Injektion einer letalen Dosis Thiopental-Natrium (Trapanal®) getötet. „Überleben“ bedeutet also, dass die Tiere nicht aus den genannten Gründen getötet werden mussten. 2.2.4.2 Lungenentnahme Die Mäuse wurden durch intraperitoneale Injektion von Thiopental-Natrium (Trapanal®) anästhesiert. Dann wurden die Tiere durch Eröffnung der Vasa subclaviae und der Vasa femorales ausgeblutet. Nach einigen Minuten wurden die Lungen für die Virustiterbestimmung und den IFN-βELISA entnommen, in Eppendorfhütchen gegeben und in flüssigem Stickstoff schockgefroren. Für einige Versuche wurden die Lungen auch in kleine Stücke geschnitten und in Tissue Tek® eingebettet, um histologische Schnitte anfertigen zu können. Die Lagerung erfolgte bei -80°C. 2.2.4.3 Gewinnung von Lungenhomogenaten Für die Bestimmung des Virustiters in den Lungen wurden gefrorene Mauslungen (vgl. 2.2.4.2) in auf Trockeneis vorgekühlten Mörsern mit etwas Quarzsand in 1ml PBS homogenisiert. Das Homogenat wurde bei 4°C für 5 Minuten bei 2000upm abzentrifugiert, der Überstand abgenommen und bis zur Bestimmung Immunfluoreszenztest (vgl. 2.2.1.4) bei -80°C gelagert. des Virustiters per Material und Methoden 2.2.5 42 Fluoreszenzfärbungen 2.2.5.1 Indirekte Immunfluoreszenz zur Detektion von viralem NP in MDCK-Zellen MDCK-Zellen wurden im Verhältnis 1:5 auf Deckgläschen in 6-Loch-Platten ausgesät. 8 Stunden später wurden die Zellen mit 0,2 MOI der parentalen Viren hvPR8 und lvPR8 infiziert. 14 Stunden nach Infektion wurden die Zellen für 5 Minuten mit 3% Paraformaldehydlösung in PBS (1ml/Loch) fixiert und nach dreimaligem Waschen mit PBS für 5 Minuten mit Triton X-100 permeabilisiert. Hierauf folgte wiederum ein Waschschritt. Als Primärantikörper diente ein 1:600 verdünntes, polyklonales antiInfluenza-Kaninchenserum (#84). Die Verdünnung erfolgte in 4% Fischgelatine in PBS. Nach gründlichem Waschen wurde als Sekundärantikörper ein Cy3-gekoppeltes, polyklonales Esel-anti-Kaninchenserum (#1008) in einer Verdünnung von 1:100 verwendet. Jedes Deckgläschen wurde für jeweils eine Stunde bei Raumtemperatur mit einem Tropfen der Antikörperverdünnungen inkubiert, der Sekundärantikörper zusätzlich unter Lichtausschluß. Zwischen Primär- und Sekundärantikörper sowie nach der Färbung wurde nochmals mit PBS gewaschen und die Deckgläschen dann mit Aqua bidest. gespült. Die Deckgläschen wurden mit einem Tropfen Mowiol auf Objektträgern fixiert. Die indirekte Immunfluoreszenz wurde mit Hilfe eines konfokalen Laser-ScanningMikroskops (Leica) ausgewertet. 2.2.5.2 Immunhistochemie In Tissue Tek eingebettete Lungenstückchen (vgl. 2.2.4.2) wurden vor der Schnittanfertigung in zirka 30 Minuten von -80°C auf -28°C erwärmt. So konnte verhindert werden, dass das Probenmaterial beim Schneidevorgang zu spröde war und zerbrach. Anschließend wurden mit Hilfe des Kryostaten bei einer Schneidekammertemperatur von ebenfalls -28°C Schnitte einer Dicke von 7µm angefertigt und auf Objektträger transferiert. Diese wurden nach kurzem Antrocknen bei Raumtemperatur bei -20°C eingelagert. Die gefrorenen Lungenschnitte wurden vor der Färbung für zirka 30 Minuten zum Auftauen bei Raumtemperatur inkubiert. Die Schnitte wurden mit 3% Paraformaledhyd für 7 Minuten fixiert. Zur Permeabilisierung der Zellmembranen wurden die Schnitte für 2 Minuten in 0,5% Triton X-100 eingetaucht. Nach dreimaligem Waschen mit PBS (jeweils 43 Material und Methoden für 5 Minuten) wurden das monoklonale Maus-anti-Mx-Serum M143 (#147) und das polyklonale anti-Influenza-Humanserum (#979) hinzugefügt, welche beide 1:100 in 5% Ziegenserum verdünnt worden waren. Nach 90-minütiger Inkubation bei Raumtemperatur wurden die Schnitte erneut dreimal für je 5 Minuten mit PBS gewaschen. Danach erfolgte die Färbung der Schnitte mit einem DTAF-gekoppelten, polyklonalen Ziege-anti-MausSerum (#42) und einem TRITC-gekoppelten, polyklonalen Ziege-anti-Human-Serum (#1040) für 30 Minuten bei Raumtemperatur unter Lichtausschluss. Die Sekundärantikörper waren 1:100 bzw. 1:50 in 5% Ziegenserum verdünnt. Nach einer letzten Waschrunde wurden die Objektträger kurz in Aqua bidest. gehalten. Schließlich wurden die Deckgläschen mit einem Tropfen Mowiol auf Objektträgern fixiert. Ergebnisse 44 3 Ergebnisse 3.1 Pathogenität des hochvirulenten Influenza A/PR/8/34-Virus (hvPR8) 3.1.1 Bestimmung der LD50 für hvPR8 Um ein Maß für die hohe Virulenz von hvPR8 in Mäusen zu erhalten, wurde zunächst die LD50, also die Dosis, bei der 50% der infizierten Tiere sterben bzw. getötet werden müssen, sowohl für B6- als auch für B6-Mx1-Mäuse bestimmt. Als Referenz diente das Virus lvPR8. Dazu wurden Gruppen von Mäusen im Alter von 6-8 Wochen nach Anästhesie mit einem Ketamin-Rompun-Gemisch mit aufsteigenden Dosen der beiden Viren infiziert. Der Infektionsverlauf wurde durch tägliche Gewichtsmessung und Erfassung der Krankheitssymptomatik beobachtet. Bei einem Gewichtsverlust von mehr als 25% oder starker Symptomatik wurden die Tiere getötet. In Tabelle 3.1 sind die nach der Methode von Reed und Muench (Reed and Muench, 1938) ermittelten LD50-Werte dargestellt. Mx1-/- Mx1+/+ lvPR8 3x103 7x106 hvPR8 6 6 Tabelle 3.1: LD50-Werte für Mx1-/-- und Mx1+/+-Mäuse. Angegeben in ffu (focus forming units). Für das Virus lvPR8 lag die LD50 in Mx1-/--Mäusen bei 3x103ffu. Um 50% der mit lvPR8 infizierten Mx1+/+-Mäuse zu töten bedurfte es einer Erhöhung der Infektionsdosis um mehr als das 2000-fache auf 7x106ffu. Im Gegensatz hierzu betrug die LD50 für hvPR8-infizierte Mäuse 6ffu, unabhänig davon, ob Mx1+/+- oder Mx1-/--Tiere infiziert wurden. Somit war die LD50 von lvPR8 verglichen mit hvPR8 in Mx1-/--Tieren 500-fach und in Mx1+/+-Tieren sogar 106-fach höher. 45 3.1.2 Ergebnisse Krankheitssymptomatik nach Infektion mit hvPR8 Um die durch das Virus hvPR8 ausgelöste Krankheitssymptomatik in Mx1+/+-Mäusen zu untersuchen, wurden Tiere mit einer Dosis von 1000ffu intranasal infiziert. Zum Vergleich wurde eine Kontrollgruppe mit der gleichen Dosis des Virus lvPR8 infiziert. Die Tiere wurden nach Infektion täglich auf Krankheitssymptome hin untersucht und ihr Körpergewicht aufgezeichnet. Bei den hvPR8-infizierten Tieren waren bereits 72 Stunden nach Infektion deutliche Krankheitssymptome zu erkennen. Zeichen der Erkrankung waren im Einzelnen eine kauernde, gebeugte Körperhaltung, struppiges Fell, rasselnde Atemgeräusche, trockene Augen und Apathie. Die Tiere der mit lvPR8 infizierten Gruppe waren frei von Symptomen und zeigten keinen Gewichtsverlust. Abbildung 3.1 zeigt eine lvPR8- (A) und eine hvPR8- infizierte (B) Mx1+/+-Maus im Vergleich 96 Stunden nach Infektion. Zu diesem Zeitpunkt musste das Experiment aus Gründen des Tierschutzes abgebrochen werden, da die mit dem hochvirulenten Virus infizierten Mäuse mehr als 25% an Gewicht verloren hatten. A B Abbildung 3.1: Krankheitssymptomatik lvPR8- bzw. hvPR8- infizierter Mx1+/+-Mäuse. B6-Mx1-Mäuse wurden mit 1000ffu von lvPR8 (A) und hvPR8 (B) infiziert. Die Abbildung zeigt die Tiere 96 Stunden nach Infektion. Bei Maus B sind die charakteristischen Zeichen schwerer Erkrankung wie struppiges Fell, gebeugte Körperhaltung und trockene Augen zu sehen. Die Lungen dieser Tiere sind in Abbildung 3.2 dargestellt. Ergebnisse 46 Um Aufschluss darüber zu erhalten, welche Auswirkungen die Infektion auf die Lunge als primären Infektionsort hatte, wurden die Mäuse 96 Stunden nach Infektion durch Injektion einer Überdosis Trapanal (vgl. 2.2.4.1) getötet. Durch Inzision der Axillar- und der Femoralgefäße wurden die Tiere ausgeblutet. Die Lungen wurden herauspräpariert. Abbildung 3.2 zeigt die Lungen der in Abbildung 3.1 dargestellten Tiere. Während die Lunge der lvPR8-infizierten Maus makroskopisch keine Zeichen einer Infektion aufwies, war bei der Lunge der hvPR8-infizierten Maus als makropathologisches Korrelat der schweren Infektionskrankheit eine massive Gewebsdestruktion zu erkennen. In beiden Lungenflügeln dieses Tieres zeigten sich ödematöse Veränderungen und ausgedehnte Hämorrhagien. A B Abbildung 3.2: Makropathologie der Lungen infizierter Mäuse. Die Abbildung zeigt die Lungenpräparate der in Abbildung 3.1 dargestellten B6-Mx1-Mäuse. Die Mäuse waren für 96 Stunden mit 1000ffu von lvPR8 (A) oder hvPR8 (B) infiziert worden. 47 3.2 Ergebnisse Mx1-Sensitivität von hvPR8 Um zu untersuchen, ob und in welchem Ausmaß das Virus hvPR8 sensitiv gegenüber der antiviralen Aktivität Mx1 ist, wurden Mäuse durch intranasale Gabe von 5x105 Units rHuIFN-αB/D bzw. Negativkontrolle 100µg dienten mit des Immunmodulators Wasser behandelte S-28463 Tiere, da vorbehandelt. Als Wasser als auch Verdünnungsmedium genutzt wurde. 10 Stunden später wurden die Mäuse mit 1000ffu des parentalen Virus hvPR8 infiziert. Dies war eine sowohl für Mx1-/-- als auch für Mx1+/+Mäuse letale Dosis. Um abzusichern, dass die gesehenen Effekte Mx1-spezifisch waren, wurde das Experiment parallel in B6-Mäusen (Mx1-/-) und in B6-Mx1+/+-Mäusen durchgeführt. 3.2.1 Einfluss der Vorbehandlung mit rHuIFN-αB/D und S-28463 auf das Überleben In Abbildung 3.3 ist die Überlebenskurve der infizierten Mäuse dargestellt. Aufgrund starker Symptome und eines Gewichtsverlusts von mehr als 25% mussten die mit Wasser behandelten Tiere beider Gruppen (B6 und B6-Mx1) am Tag 4 nach Infektion getötet werden. Bei den mit dem TLR7-Agonisten S-28463 als Immunmodulator vorbehandelten Tieren zeigte sich bei den Mx1-/--Mäusen kein Unterschied im Überleben verglichen mit den Tieren der entsprechenden Negativkontrollgruppe. Bei den Mx1+/+-Mäusen war zu beobachten, dass die mit dem Immunmodulator vorbehandelten Tiere erst später als die Tiere der Negativkontrollgruppe symptomatisch wurden. Allerdings entwickelten auch die Mx1+/+-Mäuse eine starke Symptomatik, sodass sie zwischen Tag 7 und Tag 9 nach Infektion ebenfalls getötet werden mussten. Bei den mit rHuIFN-αB/D vorbehandelten Tieren war der Effekt zwischen beiden Gruppen am deutlichsten. Die rHuIFN-αB/D-vorbehandelten Mx1-/--Mäuse mussten gleichzeitig mit den Tieren der Negativkontrolle getötet werden. Die Mx1+/+-Mäuse hingegen waren auch am Tag 13 nach Infektion frei von Krankheitssymptomen. Nachdem in der Gruppe der Mx1+/+-Tiere ein deutlicher Effekt der Vorbehandlung mit rHuIFN-αB/D und ein intermediärer Effekt der S-28463-Behandlung auf das Überleben festzustellen war, stellte sich nun die Frage, ob sich die protektive Wirkung auch in der Viruslast im Lungengewebe widerspiegeln würden. Ergebnisse 48 100 Überleben [%] 75 Mx1+/+ IFNα Mx1+/+ S-28463 Mx1+/+ mock 50 Mx1-/Mx1 -/- Mx1-/- 25 IFNα S-28463 mock 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 Zeit nach Infektion [d] Abbildung 3.3: Einfluss der Vorbehandlung mit rHuIFN-αB/D bzw. dem Immunmodulator S-28463 auf das Überleben hvPR8-infizierter Mäuse. B6- und B6-Mx1-Mäuse wurden mit rHuIFN-αB/D (5x105U), dem Immunmodulator S-28463 (100µg) oder Wasser vorbehandelt (jeweils n=5). Die Mäuse wurden 10 Stunden später intranasal mit 1000ffu hvPR8 infiziert und dann täglich auf Krankheitssymptome hin untersucht und ihr Körpergewicht überwacht. Bei starker Symptomatik oder einem Gewichtsverlust von mehr als 25% wurden die Tiere getötet. 3.2.2 Einfluss der Vorbehandlung mit rHuIFN-αB/D und S-28463 auf die Viruslast Mit rHuIFN-αB/D, S-28463 oder Wasser vorbehandelte und mit hvPR8 infizierte Mäuse (Mx1-/- und Mx1+/+) wurden 24 Stunden nach Infektion getötet. Die Lungen dieser Tiere wurden entnommen und die Viruslast im Gewebe bestimmt (vgl. Abbildung 3.4). In den Organen der Mx1-/--Tiere konnten hohe Titer um 108ffu unabhängig von der Art der Vorbehandlung gemessen werden. Es zeigte sich, dass für die Wasserkontrollen der Mx1+/+-Gruppe bereits eine leichte Reduktion des Virustiters um zirka Faktor 5 im Vergleich zur Mx1-/--Gruppe bestand. Für die S-28463-behandelten Tiere war in der Gruppe der Mx1+/+-Tiere eine deutliche Reduktion des Virustiters in den Lungen um einen Faktor von zirka 470 verglichen mit den Mx1-/--Tieren der gleichen Behandlungsgruppe zu verzeichnen. 49 Ergebnisse 8 Virustiter pro Lunge [log10 ffu] 7 6 5 4 3 2 1 0 IFNα + - - + - - S-28463 - + - - + - mock - - + - - + Mx1+/+ Mx1-/- Abbildung 3.4: Einfluss der Vorbehandlung mit rHuIFN-αB/D bzw. dem Immunmodulator S-28463 auf das Viruswachstum im Lungengewebe hvPR8-infizierter Mäuse. B6- und B6-Mx1- Mäuse wurden mit rHuIFN-αB/D (5x105U), dem Immunmodulator S-28463 (100µg) oder Wasser vorbehandelt. Die Mäuse wurden 10 Stunden später intranasal mit 1000ffu hvPR8 infiziert. 24 Stunden nach Infektion wurden die Tiere getötet und die Lungen entnommen. Es erfolgte die Bestimmung des Virustiters pro Lunge mit Hilfe eines Immunfluoreszenztests. Die gestrichelte Linie markiert das untere Detektionslimit. Am deutlichsten war die Reduktion der Viruslast jedoch in den Tieren zu sehen, die mit rHuIFN-αB/D vorbehandelt waren. Hier war der Virustiter im Lungengewebe der Mx1+/+Mäuse im Mittel um mehr als das 32000-fach geringer als in den Vergleichstieren ohne ein funktionales Mx1-Gen. Bei drei der sieben Versuchstiere der Mx1+/+-Gruppe lag der Virustiter sogar unter der Nachweisgrenze des Testverfahrens. Um zu überprüfen, wie die Titerreduktion mit der Mx1-Expression im Gewebe korreliert, wurden histologische Schnitte untersucht. Ergebnisse 3.2.3 50 Nachweis von viralem NP und Mx1 in histologischen Schnitten Gleichzeitig mit der Lungenentnahme für die Titration wurden infizierten Mx1+/+-Mäusen aller drei Vorbehandlungsgruppen (rHuIFN-αB/D, S-28463 und Wasser) Lungen entnommen, die ich immunhistochemisch auf die Expression des murinen Mx1-Proteins und gleichzeitig auf das Vorhandensein von viralem NP untersucht habe. Dazu wurden Kryoschnitte (vgl. Abbildung 3.5) angefertigt, die mit Hilfe eines anti-InfluenzaHumanserums (#979) und eines monoklonalen anti-Mx1-Mausantikörpers (#147) gefärbt wurden. Als Sekundärantikörper dienten ein TRITC-gekoppelter Ziege-anti-HumanAntikörper (rot) und ein DTAF-gekoppelter Ziege-anti-Maus-Antikörper (grün). Bei Tieren, die mit Wasser vorbehandelt worden waren, waren in der Färbung gegen NP starke rot leuchtende Foci über das gesamte Präparat verteilt sichtbar. Diese Foci entsprechen Zellen, die infiziert sind und in denen das Virus repliziert. Die Färbung gegen das Mx1-Protein fiel negativ aus. Bei mit dem Immunmodulator S-28463 behandelten Tieren waren kleinere rot leuchtende Virusfoci zu sehen, jedoch weitaus weniger als bei den wasserbehandelten Tieren. In der Mx-Färbung waren vereinzelt grüne Foci mit einer typischen nukleären Mx1-Expression zu erkennen. In den Lungenschnitten der Tiere, die mit rHuIFN-αB/D vorbehandelt wurden, waren in der Virusfärbung keine spezifischen Signale zu sehen. Es zeigte sich hier jedoch ein stark ausgedehntes Mx-Signal mit über das gesamte Präparat verteilten Foci. Die Mx-Expression in diesen Lungen war sehr viel intensiver als in den Lungen der S-28463-behandelten Tiere. Nun stellte sich die Frage, welche Eigenschaften hvPR8 als IFN-Induktor hat. So sollte überprüft werden, ob der unzulängliche Schutz durch das IFN-induzierte Mx1 gegen eine Infektion mit hvPR8 auf eine schlechte IFN-Induktion durch das Virus zurückgeht. 51 NP Ergebnisse Mx1 IFN-α S-28463 mock uninfizierte Kontrolle Abbildung 3.5: Nachweis von viralem NP und IFN-induziertem Mx1 in Lungenschnitten vorbehandelter Mäuse nach hvPR8-Infektion durch indirekte Immunfluoreszenz. B6-Mx1-Mäuse wurden mit rHuIFNαB/D (5x105U), dem Immunmodulator S-28463 (100µg) oder Wasser vorbehandelt und 10 Stunden später intranasal mit 1000ffu des parentalen Virus hvPR8 infiziert. 24 Stunden nach Infektion wurden die Tiere getötet, die Lungen entnommen und Kryoschnitte angefertigt. Die Schnitte wurden mit anti-InfluenzaHumanserum und monoklonalem anti-Mx-Antikörper gefärbt. Als Sekundärantikörper diente ein TRITCgekoppelter Ziege-anti-Human-Antikörper (rot) und ein DTAF-gekoppelter Ziege-anti-Maus-Antikörper (grün). Ergebnisse 52 3.3 IFN-Induktion durch hvPR8 3.3.1 Messung von IFN-β im Lungengewebe infizierter Mäuse B6-Mäuse wurden mit einer Dosis von 105ffu der parentalen Viren hvPR8 bzw. lvPR8 infiziert. Rekombinantes PR8∆NS1 wurde bei der gleichen Infektionsdosis als Positivkontrolle genutzt. Es handelt sich dabei um ein PR8-Virus, dem das Gen für den viralen IFN-Antagonisten, das NS1, fehlt (García-Sastre et al., 1998). Als Negativkontrolle dienten mit PBS behandelte Tiere. Die Tiere wurden 10 Stunden nach Infektion getötet, die Lungen entnommen und wie in 2.2.2.4 beschrieben aufbereitet und der Gehalt an IFN-β mittels ELISA bestimmt. Es zeigte sich, dass in den Lungen der mit dem rekombinanten PR8∆NS1 infizierten Tiere 641 pg/ml IFN-β zu detektieren waren (Abbildung 3.6). In den uninfizierten Tieren waren IFN-β-Titer von zirka 46pg/ml zu messen. Für die beiden A/PR/8/34-ähnlichen Viren hvPR8 und lvPR8 zeigten sich keine signifikanten Unterschiede in der IFN-β-Induktion (48pg/ml vs. 51pg/ml) im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle. In einem nächsten Experiment wurde die IFN-Induktion von hvPR8 und lvPR8 auch in einem Zellkultursystem untersucht. 900 800 IFNIFNβ beta[pg/ml] [pg/ml] 700 600 500 400 300 200 100 0 lvPR8 lvPR8 hvPR8 hvPR8 PR8delNS1 rec PR8ΔNS1 mock mock Abbildung 3.6: Messung von IFN-β im Lungengewebe infizierter Mäuse. B6-Mäuse wurden mit 105ffu hvPR8 und lvPR8 infiziert (n=5). Rekombinantes PR8ΔNS1 wurde bei gleicher Infektionsdosis als Positivkontrolle genutzt. Die Mäuse wurden 10 Stunden nach Infektion getötet und IFN-β im Lungengewebe mit Hilfe eines ELISA bestimmt. 53 3.3.2 Ergebnisse Bestimmung der Interferoninduktion in MDCK-Zellen Konfluente MDCK-Zellen wurden mit einer MOI von 0,5 der Viren hvPR8 bzw. lvPR8 infiziert. Als Kontrollen diente erneut die Infektion der Zellen mit rekombinantem PR8∆NS1 oder eine PBS-Behandlung der Zellen. 13 Stunden nach der Infektion wurden die Zellen fixiert und die Gesamt-RNA wurde isoliert. Nach einer reversen Transkription wurde eine PCR durchgeführt. Dabei wurden Primer eingesetzt, mit deren Hilfe Transkripte von IFN-β und β-Aktin sowie des viralen NP nachweisbar waren. Abbildung 3.7 zeigt das zugehörige Agarosegel. In PR8∆NS1-infizierten Zellen wurde ein starkes IFN-β-Signal beobachtet, während in der Negativkontrolle keine Bande erschien. Die IFNβ-Banden für hvPR8- und lvPR8-infizierte Zellen waren in Größe und Intensität nahezu mock rec PR8ΔNS1 lvPR8 hvPR8 gleich. Die NP-PCR diente dem Nachweis der Infektion. IFN-β NP β-Aktin Abbildung 3.7: Bestimmung der IFN-Induktion in MDCK-Zellen. Konfluente MDCK-Zellen wurden mit einer MOI von 0,5 der Viren hvPR8, lvPR8 oder rec PR8∆NS1 infiziert. 13 Stunden nach Infektion wurde die IFN-β-Induktion mittels RT-PCR bestimmt. Ergebnisse 3.3.3 54 Nachweis von IFN im Überstand infizierter MDCK-Zellen Zur Ermittlung der von den infizierten Zellen sezernierten IFN-Menge wurden konfluente MDCK-Zellen mit einer MOI von 0,5 der Viren hvPR8, lvPR8 oder PR8∆NS1 infiziert (vgl. Abbildung 3.8 A). Nach 16 Stunden wurden die Überstände abgenommen und gegen Säure dialysiert, um das Virus abzutöten. IFN ist hingegen säurestabil (vgl. 2.2.1.6). Das Dialysat wurde im Verhältnis 1:1 mit Zellkulturmedium versetzt. Dieses Gemisch wurde auf MDCK-Zellen gegeben, die zuvor mit Expressionsvektoren für Firefly-Luziferase und Renilla-Luziferase transfiziert wurden. Die Firefly-Luziferase stand in dem verwendeten Konstrukt unter Kontrolle des Mx1-Promotors, die Renilla-Luziferase unter Kontrolle eines konstitutiven Promotors. Da IFN den Mx1-Promotor induziert, konnte je nach Aktivität der Firefly-Luziferase der IFN-Gehalt des Überstands abgeschätzt werden. Nach 20 Stunden wurde die Luziferaseaktivität in den Zelllysaten gemessen. Die FireflyLuziferaseaktivität wurde durch Verrechnung mit der Renilla-Luziferaseaktivität normalisiert. Die nicht infizierte Kontrolle wurde hier gleich 1 gesetzt (vgl. Abbildung 3.8 B). Abbildung 3.8 C zeigt den zugehörigen Western Blot. Hier wurde zur Infektionskontrolle virales NP und das NS1-Protein mittels spezifischer Antikörper nachgewiesen. Als Ladekontrolle diente ein Antikörper, der spezifisch an das zelluläre Tubulin bindet. Auch in den MDCK-Zellen war kein signifikanter Unterschied in der IFN-Induktion durch die Viren zu sehen. Die IFN-Induktion in den Zellen, die mit dem Überstand der PR8∆NS1-infizierten Zellen behandelt wurden, war hingegen um ein Vielfaches erhöht. Nachdem das Verhalten von hvPR8 als IFN-Induktor bestimmt wurde, wollte ich weiter das Wachstumsverhalten dieses Virus untersuchen. 55 A 1. 3. Infektion mit hvPR8 oder lvPR8 oder rec PR8ΔNS1 Transfektion mit FireflyLuciferasekonstrukt unter Kontrolle des Mx1 Promotors Ergebnisse B 8 7 Virusinaktivierung im Überstand 6 x-fach Aktivierung x-fache Aktivierung 2. 4. MDCK Behandlung der transfizierten MDCKZellen mit inaktiviertem Überstand MDCK Luciferaseaktivität 5 4 3 2 1 rec PR8ΔNS1 lvPR8 hvPR8 C lvPR8 hvPR8 hvPR8 hvPR8 hvPR8 lvPR8 rec rec PR8delNS1 PR8ΔNS1 mock mock mock 0 IFN im Überstand NP NS1 Tubulin Abbildung 3.8: Bestimmung der Interferoninduktion in MDCK-Zellen. (A) Konfluente MDCK-Zellen wurden mit einer MOI von 0,5 der Viren hvPR8, lvPR8 oder PR8ΔNS1 infiziert (1). Nach 16 Stunden wurde der Überstand abgenommen und in einem Dialyseschlauch zwei mal 5 Stunden gegen 0,1M Glycin pH 2 dialysiert. Daraufhin erfolgte zweimalige Dialyse gegen PBS mit Penicillin und Streptomycin für 12 Stunden (2). Das Dialysat wurde im Verhältnis 1:1 mit Zellkulturmedium versetzt und das Gemisch auf MDCK-Zellen gegeben (4), die mit Expressionsvektoren für Firefly-Luziferase und Renilla-Luziferase transfiziert worden waren. Die Firefly-Luziferase steht unter Kontrolle des Mx1-Promotors, die Renilla-Luziferase unter Kontrolle eines konstitutiven Promotors (3). Nach 20 Stunden wurde die Luziferaseaktivität in den Zelllysaten gemessen. Die Firefly-Luziferaseaktivität wurde durch Verrechnung mit der RenillaLuziferaseaktivität normalisiert. (B) Aktivierung des Mx1-Promotors durch IFN im Überstand der MDCKs. Die Steigerung der Luziferaseaktivität wird im Vergleich zur uninfizierten Kontrolle angegeben. (C) In den Lysaten der infizierten Zellen wurden die viralen Proteine NP, NS1 und das zelluläre Tubulin mit Hilfe spezifischer Antikörper im Western-Blot nachgewiesen. Ergebnisse 56 3.4 Wachstumsverhalten von hvPR8 3.4.1 Bestimmung von Virustitern im Lungengewebe B6- und B6-Mx1-Mäuse wurden intranasal infiziert mit 1000ffu der parentalen Viren lvPR8 bzw. hvPR8. 24 Stunden nach der Infektion wurden die Tiere getötet, die Lungen entnommen und der Virustiter im Gewebe mittels Immunfluoreszenztest bestimmt. Wie in Abbildung 3.9 dargestellt, zeigte sich, dass der Virustiter von lvPR8 in Lungen von Mx1-/-Mäusen innerhalb von 24 Stunden im Durchschnitt auf 1x105ffu anstieg. Das Virus hvPR8 hingegen war in der gleichen Zeit durchschnittlich auf fast 108ffu pro Lunge gestiegen, was einem rund 1000-fachen Unterschied entsprach. Bei Durchführung des gleichen Experiments in Mx1+/+-Mäusen konnte beobachtet werden, dass der Organtiter für das Virus lvPR8 im Vergleich zu den Titern in Mx1-/--Tieren im Schnitt um Faktor 5 niedriger war, während das Virus hvPR8 jedoch auch in Mx1+/+Tieren zu etwa gleichen Titern wie in Mx1-/-- Tieren herangewachsen war. 8 Virustiter pro Lunge [log10 ffu] 7 6 5 4 3 2 1 0 lvPR8 hvPR8 Mx1-/- lvPR8 hvPR8 Mx1+/+ Abbildung 3.9: Bestimmung der Virustiter in Lungengewebe. B6- bzw. B6-Mx1-Mäusen wurden 24 Stunden nach intranasaler Infektion mit je 1000ffu lvPR8 oder hvPR8 die Lungen entnommen und der Virustiter im Gewebe bestimmt. Die gestrichelte Linie markiert das untere Detektionslimit. 57 3.4.2 Ergebnisse Viruswachstum auf MDCK-Zellen Konfluente MDCK-Zellen wurden für 1 Stunde mit einer MOI von 0,001 der Viren hvPR8 oder lvPR8 infiziert. Zu den in Abbildung 3.10 gezeigten Zeitpunkten wurden Proben aus den Überständen genommen und der Virustiter bestimmt. 12 Stunden nach Infektion war der Titer im Überstand der hvPR8-infizierten Zellen im Vergleich zu dem der lvPR8infizierten Zellen um zirka das 22-fache höher, nach 24 Stunden war der Titer noch um etwa Faktor 17 höher. Zum spätesten Zeitpunkt betrug der Unterschied im Mittel noch Faktor 5. hvPR8 Virustiter im Überstand [log10 ffu/ml] Virustiter im Überstand [ffu/ml] 1,E+09 1,E+088 lvPR8 1,E+07 1,E+066 1,E+05 1,E+044 1,E+03 1,E+022 1,E+01 1,E+000 0 12 24 36 Zeit nach Infektion [h] Abbildung 3.10: Viruswachstum in MDCK-Zellen. Konfluente Zellen wurden mit einer MOI von 0,001 der Viren lvPR8 bzw. hvPR8 infiziert und die Virustiter im Überstand zu den angegebenen Zeitpunkten bestimmt. Die dargestellten Werte sind das Mittel aus drei unabhängigen Experimenten. Das Wachstumsverhalten der beiden Viren sollte auch auf zellulärer Ebene mit Immunfluoreszenz untersucht werden. Ergebnisse 3.4.3 58 Replikationsunterschiede von hvPR8 und lvPR8 auf zellulärer Ebene Abbildung 3.11 zeigt MDCK-Zellen, die 14 Stunden zuvor mit einer MOI von 0,1 der Viren hvPR8 bzw. lvPR8 infiziert wurden. Die Zellen wurden fixiert, permeabilisiert und gefärbt. Zur Färbung wurde ein polyklonales anti-Influenza-Kaninchenserum (#84) verwendet. Als Sekundärantikörper diente ein Cy3-gekoppelter, polyklonaler Esel-antiKaninchen-Antikörper. Die Bilder wurden mit Hilfe eines konfokalen Laser-ScanningMikroskops aufgenommen. Bei den hvPR8-infizierten Zellen war 14 Stunden nach Infektion ein zytoplasmatisch lokalisiertes, rot leuchtendes NP-Signal vorhanden. Die Kerne hingegen erschienen leer. Im Gegensatz dazu wiesen die lvPR8-infizieren Zellen ein nukleär lokalisiertes NP-Signal auf. Nur vereinzelt waren Übergänge in die zytoplasmatische Phase zu sehen. Da das Influenza-A-Virus im Kern repliziert und die RNPs am Ende des Replikationszyklus ins Zytoplasma transportiert werden, lässt sich aus dieser Beobachtung ableiten, dass hvPR8 auch auf zellulärer Ebene schneller replizieren kann. 59 Ergebnisse mock hvPR8 lvPR8 Abbildung 3.11: Vergleich der Replikationsgeschwindigkeit der Viren hvPR8 und lvPR8 auf zellulärer Ebene. MDCK-Zellen wurden mit einer MOI von 0,1 infiziert. 14 Stunden nach Infektion wurden die Zellen fixiert, permeabilisiert und gefärbt. Zur Färbung wurde ein polyklonales anti-Influenza-Kaninchenserum (#84) verwendet, als Sekundärantikörper diente ein Cy3-gekoppelter, polyklonaler Esel-anti-KaninchenAntikörper. Die Bilder wurden mit einem konfokalen Laser-Scanning-Mikroskop aufgenommen. Ergebnisse 3.4.4 60 Unterschiede in der Replikation zwischen hvPR8 und lvPR8 in L929-Zellen Murine L929-Zellen wurden mit einer MOI von 0,5 der Viren hvPR8 bzw. lvPR8 infiziert. Bei L929-Zellen handelt es sich um eine Zelllinie, die kein produktives Viruswachstum zulässt. Zu den angegebenen Zeitpunkten wurden die Zellen lysiert und die Lysate durch ein 10%iges SDS-Gel aufgetrennt. Virales NP wurde mit Hilfe spezifischer Antikörper durch Western-Blot-Analyse detektiert. Das zelluläre β-Aktin diente als Ladekontrolle. Abbildung 3.12 zeigt den zugehörigen Blot. Da aufgrund des nicht produktiven Viruswachstums in L929-Zellen nur geringe Mengen an NP vorhanden waren, musste eine relativ große Menge von 35µl an konzentriertem Lysat (1x105 Zellen in 30µl Lysepuffer) auf das SDS-Gel aufgetragen werden, um das NP gut nachweisen zu können. Es war deutlich zu erkennen, dass in den mit hvPR8 infizierten Zellen früher virales NP nachweisbar war als in den Zellen, die mit lvPR8 infiziert waren. In den Lysaten der hvPR8-infizierten Zellen zeigte sich im Western-Blot bereits nach 8 Stunden eine leichte NP-Bande. 12 Stunden nach Infektion war das NP-spezifische Signal schon sehr deutlich zu erkennen. In den Lysaten der lvPR8-infizierten Zellen war erst 16 Stunden nach Infektion ein eindeutiges NP-Signal zu sehen. mock 20 16 12 8 Zeit nach Infektion [h] NP hvPR8 β-Aktin NP lvPR8 β-Aktin Abbildung 3.12: Unterschiede in der Replikation zwischen hvPR8 und lvPR8. L929-Zellen wurden mit einer MOI von 0,5 der Viren hvPR8 bzw. lvPR8 infiziert. Zu den angegebenen Zeitpunkten nach Infektion wurden die Zellen lysiert und die Lysate durch ein 10%iges SDS-Gel aufgetrennt. Virales NP wurde mittels Western-Blot-Analyse detektiert. Als Ladekontrolle diente das zelluläre β-Aktin. 61 3.4.5 Ergebnisse Bestimmung der Polymeraseaktivität von hvPR8 und lvPR8 in L929-Zellen Mit einer zweiten Methode sollte die Replikationsgeschwindigkeit der beiden Viren weiter untersucht werden. Hierzu wurden L929-Zellen mit einem Plasmid transfiziert, das für ein RNA-Minigenom unter Kontrolle des murinen PolI-Promotors kodiert. Das RNAMinigenom kodiert für das Chloramphenicolazetyltransferase(CAT)-Gen in antisense Orientierung, flankiert von den non coding regions von Segment 4. Dieses wird in vRNA umgeschrieben und dann in mRNA transkribiert. Die Zellen wurden 24 Stunden nach der Transfektion mit einer MOI von 0,5 der Viren hvPR8 bzw. lvPR8 infiziert. Zu den in Abbildung 3.13 angegebenen Zeitpunkten wurden die Zellen lysiert und die Menge an CAT-Enzym im Zelllysat mit Hilfe eines CAT-ELISA-Kits bestimmt. 8 Stunden nach Infektion war noch keine CAT-Expression zu detektieren. 12 Stunden nach Infektion war die Menge an CAT-Enzym in dem mit hvPR8 infizierten Ansatz gut nachweisbar, in dem mit lvPR8 infizierten Ansatz kam es hingegen erst nach 16 Stunden zu einem signifikanten Anstieg der Menge an CAT-Enzym. Ebenfalls waren die absoluten Mengen an CATEnzym zwischen den beiden Ansätzen sehr unterschiedlich. Während in den mit dem niedrigvirulenten lvPR8 infizierten Zellen nach 20 Stunden eine maximale Menge von zirka 0,2ng/ml CAT-Enzym zu detektieren war, war die CAT-Menge in den hvPR8infizierten Zellen nach 20 Stunden mit zirka 0,9ng/ml um mehr als das Vierfache höher. Zur Untersuchung von Unterschieden in der Polymeraseaktivität zwischen hvPR8 und lvPR8 wurde ein für Influenza-A-Viren etabliertes Minireplikonsystem genutzt. Es beruht auf der Rekonstitution der minimalen viralen Transkriptions- und Replikationseinheit, des Ribonukleoprotein-Komplexes (RNP), durch Expression aller notwendigen Komponenten von klonierten cDNAs. Anstelle der viralen RNA-Genom-Segmente wird als Genomäquivalent ein Reporterkonstrukt in die RNPs eingebaut (Minigenom). Dieses ermöglicht eine Quantifizierung der viralen Transkriptions- und Replikationsaktivität in Zellkultur. Hierzu wurden L929-Zellen mit Expressionskonstrukten transfiziert, die für die viralen Polymeraseuntereinheiten (PB2, PB1 und PA) und das NP von hvPR8 oder lvPR8 kodieren. Zusätzlich wurden die Zellen mit dem Expressionskonstrukt für das CATMinigenom transfiziert. 16 Stunden nach Transfektion wurden die Zellen lysiert und durch Messung von CAT-Protein die relative Aktivität der Polymerase ermittelt. Es konnte gezeigt werden, dass der Polymerasekomplex von hvPR8 im Minireplikonsystem etwa zweimal so aktiv war wie der Polymerasekomplex von lvPR8 (vgl. Abbildung 3.13 B). Ergebnisse 62 A 1,2 lvPR8 hvPR8 CAT-Enzym [ng/ml] 1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 0,0 8 12 16 20 Zeit nach Infektion [h] x-fache Aktivität B 3 2 1 0 lvPR8 hvPR8 Abbildung 3.13: Replikations- und Polymeraseaktivität von hvPR8 und lvPR8. (A) L929-Zellen wurden mit einem Plasmid, das für ein CAT-Minigenom unter Kontrolle des Pol I-Promotors kodiert, transfiziert. 24 Stunden nach Transfektion wurden die Zellen mit 0,5 MOI der Viren hvPR8 oder lvPR8 infiziert. Zu den angegebenen Zeitpunkten wurden die Zellen lysiert und die Menge an CAT-Enzym im Zelllysat bestimmt. (B) L929-Zellen wurden mit einem CAT-Minigenom und Expressionsvektoren, die für die viralen Polymeraseuntereinheiten PB2, PB1 und PA sowie für das NP kodieren, transfiziert. 16 Stunden nach Transfektion wurden die Zellen lysiert, die Menge an CAT-Enzym im Zelllysat bestimmt und so die relative Aktivität der viralen Polymerase ermittelt. Die Messwerte wurden mit einer internen Transfektionskontrolle normalisiert. Die dargestellten Werte sind das Mittel aus drei unabhängigen Experimenten. 63 3.5 Ergebnisse Herstellung der rekombinanten Viren rec hvPR8 und rec lvPR8 Um virale Faktoren zu identifizieren, die für die hohe Virulenz von hvPR8 verantwortlich sind, wurden Reassortanten zwischen hvPR8 und lvPR8 mit Hilfe der Reversen Genetik generiert. 3.5.1 Rescuesystem für rec hvPR8 und rec lvPR8 Ein erstes Ziel war es, sowohl rekombinantes hvPR8 als auch rekombinantes lvPR8 herzustellen. Dazu wurde (wie unter 2.2.1.10 beschrieben) virale cDNA in bidirektionale Expressionsvektoren kloniert. Diese Expressionsvektoren kodieren sowohl für vRNA als auch für mRNA. Durch Transfektion von 8 Plasmiden, die alle für eines der Gensegmente von hvPR8 bzw. lvPR8 kodieren, war es möglich, rekombinante Viren zu generieren und so rekombinantes hvPR8 (rec hvPR8) und rekombinantes lvPR8 (rec lvPR8) herzustellen. Abbildung 3.14 zeigt den Plaquephänotyp der parentalen Viren hvPR8 und lvPR8 im direkten Vergleich zu den rekombinanten Viren. Sowohl hvPR8 als auch das zugehörige rekombinante Virus rec hvPR8 bildeten beim Plaquetest auf MDCK-Zellen deutlich sichtbare Plaques. Jedoch kam es weder bei Infektion mit lvPR8 noch bei Infektion mit dem rekombinaten Virus rec lvPR8 zu einer gut sichtbaren Plaquebildung. Ergebnisse 64 parental rekombinant hvPR8 lvPR8 hv4,6lv1,2,3,5,7,8 hv1,2,3,5,7,8lv4,6 Abbildung 3.14: Vergleich des Plaquephänotyps zwischen parentalen und rekombinanten Viren. Konfluente MDCK-Zellen wurden mit geeigneten Verdünnungen der parentalen Viren hvPR8, lvPR8 sowie der rekombinanten Viren rec hvPR8, rec lvPR8 und der Reassortanten hv4,6lv1,2,3,5,7,8 bzw. hv1,2,3,5,7,8lv4,6 infiziert. 48 Stunden nach Infektion wurden die Zellen fixiert und mit Kristallviolettlösung gefärbt. 65 3.5.2 Ergebnisse Pathogenität der rekombinanten Viren in Mx1+/+-Mäusen Es war wichtig zu überprüfen, ob sich die für diese Arbeit neu geschaffenen rekombinanten Wildtypviren im Mausmodell wie die parentalen Viren verhielten. Dazu wurden Mx1+/+-Mäuse mit einer Dosis von 1000ffu der rekombinanten Viren rec hvPR8 und rec lvPR8 intranasal inokuliert. Diese Dosis wurde gewählt, da das Verhalten der infizieren Mäuse bei dieser Dosis durch eine Vielzahl von Experimenten mit den parentalen Viren bekannt war. Die Tiere, die mit rec hvPR8 infiziert waren, mussten am Tag 5 nach Infektion getötet werden. Die lvPR8-infizierten Tiere hingegen zeigten keine Symptomatik und überlebten. Die zugehörige Überlebenskurve zeigt Abbildung 3.15. Überleben 100% 50% rec lvPR8 rec hvPR8 0% 0 1 2 3 4 5 6 Zeit nach Infektion [d] Abbildung 3.15: Pathogenität der Viren rec lvPR8 und rec hvPR8 in BALB-Mx1-Mäusen. Die Mäuse (je n=3) wurden mit 1000ffu der beiden rekombinanten Viren infiziert. Die Tiere wurden täglich auf Krankheitssymptome hin untersucht und ihr Körpergewicht überwacht. Bei starker Symptomatik oder einem Gewichtsverlust von mehr als 25% wurden die Tiere getötet. Ergebnisse 3.5.3 66 Herstellung von rekombinanten Reassortanten zwischen hvPR8 und lvPR8 Es wurden mit Hilfe der Reversen Genetik Reassortanten zwischen hvPR8 und lvPR8 hergestellt. Ein Ziel war es, rekombinante Viren zu schaffen, die 7 Segmente des hvPR8 tragen und denen jeweils das noch fehlende Segment von lvPR8 eingesetzt wurde. So sollte geprüft werden, ob es möglich ist, die Pathogenität von hvPR8 durch den Austausch eines einzelnen Gensegments abzuschwächen. Die hergestellten Viren sind in Tabelle 3.2 aufgelistet. Ihre Nomenklatur ergab sich aus den Segmenten, die von hvPR8 bzw. lvPR8 stammten. Das Virus hv2,3,4,5,6,7,8lv1 trug beispielsweise das PB2-Segment von lvPR8 und die übrigen sieben Segmente von hvPR8. Um auszuschließen, dass spontan auftretende Mutationen das Ergebnis verfälschen, wurden die rekombinanten Viren jeweils zweimal unabhängig voneinander hergestellt und überprüft, ob die Ergebnisse reproduzierbar waren. Die Reassortanten mit einem Einzelsegmentaustausch wurden daraufhin im Mx1+/+Mausmodell auf ihre Pathogenität hin untersucht. Hierzu wurden Mäuse mit unterschiedlichen Dosen der Reassortanten infiziert und die LD50 nach der Methode von Reed und Muench ermittelt. Es konnte gezeigt werden, dass Reassortanten, bei denen PB1, PB2, HA oder NA ersetzt wurden, die LD50 im Vergleich zum rekombinanten Wildtypvirus hvPR8 anstieg. Für das Virus hv1,2,3,5,6,7,8lv4 war dieser Effekt am stärksten. Hier musste die Virusdosis um mehr als das 10-fache gesteigert werden, um die Hälfte der infizierten Tiere zu töten. Für das Virus hv1,2,3,4,5,7,8lv6 konnte ein ähnlicher, aber nicht so starker Effekt nachgewiesen werden. Ein gleichzeitiger Austausch beider Segemente 4 und 6 führte zu einer stärkeren Reduktion der Virulenz auf das Niveau eines völlig apathogenen Virus. Um zu untersuchen, ob die Virulenz von lvPR8 steigen kann, wenn Glykoproteine von hvPR8 einbezogen werden, wurden in einem zweiten Ansatz Viren auf der Basis von lvPR8 generiert, die entweder nur HA oder NA bzw. sowohl HA als auch NA von hvPR8 tragen. Dies waren die Viren hv4lv1,2,3,5,6,7,8, hv6lv1,2,3,4,5,7,8 und hv4,6lv1,2,3,5,7,8. Auch für diese Reassortanten wurde eine LD50 ermittelt. Diese lag für hv4lv1,2,3,5,6,7,8 bei 5x104ffu, für hv6lv1,2,3,4,5,7,8 hingegen war sie größer als 106ffu. Für das Virus hv4,6lv1,2,3,5,7,8 ergab sich eine LD50 von 5x104ffu. 67 Ergebnisse Infektionsdosis [ffu] rec A/PR/8/34 LD50 [ffu] 10 2 10 3 4 5 6 10 10 10 lv1,2,3,4,5,6,7,8 0/5 0/6 - 0/6 5/6 6x105 hv1,2,3,4,5,6,7,8 5/5 9/9 - - - <102 hv2,3,4,5,6,7,8lv1 0/3 6/6 - - - 3x102 hv1,3,4,5,6,7,8lv2 1/3 6/6 - - - 1x102 hv1,2,4,5,6,7,8lv3 3/3 6/6 - - - <102 hv1,2,3,5,6,7,8lv4 0/6 3/6 3/3 - - 1x103 hv1,2,3,4,6,7,8lv5 3/3 6/6 - - - <102 hv1,2,3,4,5,7,8lv6 1/9 8/9 2/3 - - 6x102 hv1,2,3,4,5,6,8lv7 3/3 6/6 - - - <102 hv1,2,3,4,5,6,7lv8 2/2 6/6 - - - <102 hv1,2,3,5,7,8lv4,6 0/8 0/6 0/6 0/6 0/6 >106 hv4lv1,2,3,5,6,7,8 - - 0/3 5/6 3/3 5x104 hv6lv1,2,3,4,5,7,8 0/3 - - 0/6 0/3 >106 hv4,6lv1,2,3,5,7,8 0/6 0/6 1/9 7/7 6/6 5x104 Tabelle 3.2: Liste der rekombinant hergestellten Reassortanten zwischen hvPR8 und lvPR8 mit entsprechender LD50 in Mx1+/+-Mäusen. Ergebnisse 3.5.4 68 Wachstum der rekombinanten Viren in B6-Mx1- und B6-IFNAR0/0-Mäusen Um das Wachstumsverhalten der rekombinanten Viren in Mäusen zu untersuchen, wurden zunächst B6-Mx1-Mäuse mit 1000ffu der Viren rec hvPR8, rec lvPR8 sowie der Reassortanten hv4,6lv1,2,3,5,7,8 und hv1,2,3,5,7,8lv4,6 infiziert. 72 Stunden nach der Infektion wurden die Tiere getötet und der Virustiter bestimmt (vgl. Abbildung 3.16 A). Rekombinantes hvPR8 wuchs in dieser Zeit bis auf einen Titer von etwa 8x107ffu/Lunge heran, wobei für das rekombinante lvPR8 nur ein Virustiter von etwa 2x105ffu/Lunge zu messen war. Dies entsprach einem Unterschied von zirka Faktor 400. Die Reassortanten hv4,6lv1,2,3,5,7,8 und hv1,2,3,5,7,8lv4,6 wuchsen in der gleichen Zeit zu einem Titer von 8x106 ffu/Lunge bzw. 2x104ffu/Lunge heran. Diese Titerunterschiede korrelieren gut mit der Pathogenität der Viren. Es war nun interessant und wichtig, das Wachstum der oben genannten Viren auch in Mäusen zu untersuchen, die keinen funktionalen IFNAR-Rezeptor tragen. Somit ist das IFN-I-System in diesen Tieren ausgeschaltet. Dies erlaubte es, den Einfluss des Typ-I-IFN auf das Wachstum der Viren in vivo abzuschätzen. Hierzu wurden B6-IFNAR0/0-Mäuse mit der gleichen Infektionsdosis und den gleichen Viren wie die B6-Mx1-Mäuse infiziert (vgl. Abbildung 3.16B) und nach 24 Stunden getötet. Dabei war für rec hvPR8 ein Organtiter von etwa 3x107ffu/Lunge, für rec lvPR8 ein Organtiter von zirka 9x104ffu/Lunge zu messen, was einem Unterschied von ungefähr Faktor 330 entsprach. Die Reassortanten hv4,6lv1,2,3,5,7,8 und hv1,2,3,5,7,8lv4,6 wuchsen zu einem Titer von 1x105ffu/Lunge bzw. 2x103ffu/Lunge heran. Hier ergab sich ein etwa 50-facher Unterschied in der Viruslast im Lungengewebe. 69 A 1.0×10 3 1.0×10 2 1.0×10 1 4 3 2 1 0 hv4,6lv1,2,3,5,7,8 7 6 6 05 5 04 4 0 3 3 0 2 2 01 1 0 0 0 rec lvPR8 153 154 lvPR8 153 154 8 07 0 rec lvPR8 8 Virustiter pro Lunge [log10 ffu] B0 rec hvPR8 rec hvPR8 rec hvPR8 1.0×10 0 5 hv1,2,3,5,7,8lv4,6 1.0×10 4 6 hvPR8 hv1,2,3,5,7,8lv4,6 1.0×10 5 hv4,6lv1,2,3,5,7,8 1.0×10 6 7 rec lvPR8 1.0×10 7 8 Virustiter pro Lunge [log10 ffu] virus titer [ffu/lung] 1.0×10 8 Ergebnisse Abbildung 3.16: Virustiter im Lungengewebe. (A) B6-Mx1- bzw. B6-IFNAR0/0-Mäuse wurden mit 1.000ffu der rekombinanten Viren rec hvPR8, rec lvPR8 und der Reassortanten hv4,6lv1,2,3,5,7,8 und hv1,2,3,5,7,8lv4,6 intranasal infiziert. Die B6-Mx1-Mäuse (A) wurden 72 Stunden nach Infektion, die B6-IFNAR0/0- Mäuse (B) 24 Stunden nach Infektion getötet. Die Lungen wurden entnommen und der Virustiter pro Lunge mittels Immunfluoreszenztest bestimmt. Diskussion 4 70 Diskussion Im Rahmen dieser Arbeit habe ich das hochpathogene Influenza-A-Virus A/PR/8/34 (hvPR8) sowohl in vitro als auch in vivo charakterisiert und nach viralen Faktoren gesucht, welche die besonders hohe Virulenz vermitteln. Die Identifikation viraler Pathogenitätsfaktoren ist hier von großem Interesse, da gezeigt werden konnte, dass Infektionen mit hvPR8 auch für Mäuse, die ein funktionales Mx1-Gen tragen und somit eine voll funktionsfähige angeborene Immunität besitzen, tödlich verlaufen. Dies war sehr überraschend und zunächst nicht mit der bisher beobachteten hohen Resistenz von Mx1Mäusen gegen eine Infektion mit Influenza-A-Virus vereinbar (Haller, 1981, Haller et al., 1979). 4.1 Mx1-Sensitivität und IFN-Induktion Da hvPR8 sowohl in normalen Labormäusen (z.B. C57BL/6) als auch in Mx1+/+-Tieren hochvirulent war und die LD50 jeweils unter 10ffu lag, stellte sich die Frage, ob hvPR8 eine Resistenz gegen das antiviral aktive Mx1-Protein entwickelt hat. Dies war eine nahe liegende Vermutung, da hvPR8 durch wiederholte Lungenpassagen an Mx1+/+-Mäuse des Stamms A2G adaptiert wurde (Haller, 1981). Durch Behandlung von Mäusen mit IFN-α bzw. mit dem Imiquimod-ählichen Immunmodulator und TLR7-Liganden S-28463 (Tomai et al., 1995), wurde das Immunsystem von Mäusen (Mx1-/- und Mx1+/+) stimuliert. Erst Stunden nach der Stimulation wurden die Tiere infiziert. So konnten zelluläre Faktoren, die eine antivirale Aktivität gegen Influenza-A-Virus besitzen, schon vor der Infektion exprimiert werden. Wichtig sind hier das 2’-5’-Oligoadenylatsynthetase (OAS)/RNase LSystem (Min und Krug, 2006), die Proteinkinase R (PKR) (Bergmann et al., 2000, Hatada et al., 1999) und bei den Mx1+/+-Tieren vor allem die Mx1-Proteine (Haller und Kochs, 2002). Es zeigte sich, dass Vorbehandlung mit IFN oder S-28463 das Überleben von Mx1-/-Tieren nicht verlängert (siehe Abbildung 3.3). Die Vorbehandlung von Mx1+/+-Tieren resultierte jedoch in einem zirka vier Tage längeren Überleben nach S-28463-Behandlung bzw. in einem vollständigen Schutz der Tiere bei einer Behandlung mit IFN-α. Die Untersuchung der Viruslast im Lungengewebe der vorbehandelten Mx1-/--Tiere zeigte, dass eine immunstimulatorische Behandlung allenfalls marginale Effekte brachte (vgl. Abbildung 3.4). Bei den Mx1+/+-Tieren hingegen resultierte die Vorbehandlung v.a. mit IFN-α in einer drastischen Reduktion der Viruslast im Lungengewebe. Immunhistochemische Untersuchungen von Lungenschnitten der vorbehandelten Mx1+/+- 71 Diskussion Mäuse bestätigten eine starke Expression von Mx1 und nur wenige virusinfizierte Zellen im Lungengewebe. Diese Daten zeigen, dass Mx1 auch gegen Infektion mit einem hochvirulenten Influenza-A-Virus wie hvPR8 einen starken Schutz vermittelt. Weiterhin demonstriert dieses Experiment das enorme antivirale Potential von Mx1. Die vorbehandelten Mx1-/--Mäuse in der Kontrollgruppe sind kongen. Der geringe Effekt einer Behandlung mit IFN-α bzw. S-28463 in Mx1-/--Mäusen zeigt deutlich, dass OAS/RNase L und PKR eine untergeordnete Rolle spielen. Dies unterstreicht einmal mehr, dass Mx1 das entscheidende, die Abwehr von Influenza-A-Virus-Infektionen vermittelnde Effektormolekül ist (Staeheli und Haller, 1987). Auch der Mensch besitzt ein Mx-System, das antivirale Aktivität gegen Influenza-A-Virus aufweist (Pavlovic et al., 1992). Die Ergebnisse der IFN-Vorbehandlungsexperimente sind besonders interessant hinsichtlich der Gefahren, die von immer wieder auftretenden Grippewellen ausgehen. Trotz Impfung und der Möglichkeit einer antiviralen Medikation mit Neuraminidaseinhibitoren und M2-Antagonisten besteht heute mehr denn je der Bedarf, große Teile der Bevölkerung beim plötzlichen Auftreten einer Pandemie effizient zu schützen. Auf der Suche nach neuen Behandlungsmöglichkeiten ist die IFN-vermittelte Induktion des Mx-Systems sicher ein vielversprechender Ansatz. Zielgerichtete Forschung hinsichtlich möglicher Applikationswege (per oralem, subkutan, intranasal etc.) und Applikationsformen (Lösung, Aerosol etc.) sowie der Dosierung sollte erfolgen, wobei hier sicher die Mx1+/+-Maus und das hochpathogene hvPR8 eines der praktikabelsten Modelle wäre. Da nun klar war, dass die hohe Pathogenität von hvPR8 nicht auf eine Resistenz gegenüber Mx1 zurückgeht, habe ich untersucht, ob das Virus das IFN-System des Wirts besonders effizient unterdrücken kann. Verschiedene Studien zeigen, dass das virale NS1-Protein als IFN-Antagonist fungiert und einer der wichtigsten Virulenzfaktoren ist (Garcia-Sastre, 2001, Krug et al., 2003, Seo et al., 2002). Die NS1-Proteine verschiedener Virusstämme unterscheiden sich jedoch stark in ihrem IFN-antagonistischen Potential (Geiss et al., 2002). Mit Infektionsversuchen im Mausmodell und anschließender Bestimmung von IFNMengen im Lungengewebe konnte ich zeigen, dass sowohl hvPR8 als auch lvPR8 schlechte IFN-Induktoren sind. Auch 10 Stunden nach Infektion lagen die IFN-Level im Lungengewebe infizierter Tiere noch auf Hintergrundniveau (vgl. Abbildung 3.6). Infizierte Zellkulturen zeigten ein ähnliches Bild (vgl. Abbildung 3.8). Diskussion 72 Nach Infektion von MDCK-Zellen konnten für beide Viren gleiche, geringe Mengen an IFN-β-mRNA nachgewiesen werden (vgl. Abbildung 3.7). Somit konnte ich zeigen, dass die Unterschiede in der Virulenz der beiden PR8-Viren nicht in der Induktion von Typ-IIFN liegen. Wie bei Österlund et al. beschrieben, trägt zumindest in myeloiden dendritischen Zellen auch IFN-λ zur Reduktion der Influenza-A-Virustiter bei (Osterlund et al., 2005). Allerdings blieb der Einfluss von IFN-λ im Zusammenhang mit meinen Experimenten mangels entsprechender Modellsysteme unklar. Solorzano et al. zeigten, dass die Menge an in vitro induziertem Typ-I-IFN mit der Fitness des Influenza-A-Virus in vivo korreliert (Solorzano et al., 2005). Weiterhin konnten Cauthen et al. zeigen, dass NS1 auch über das Mausmodell hinaus ein wichtiger Virulenzfaktor ist (Cauthen et al., 2006). Im Falle des von mir untersuchten Influenza-AVirus ist dies jedoch, wie meine oben diskutierten Daten zeigen, nicht so. Auch in vivoStudien mit rekombinanten Viren deuten auf eine untergeordnete Relevanz von NS1 für den hochpathogenen Phänotyp hin. Mit einer zweiten Methode, bei der mittels eines Reporterassays IFN-Protein im Überstand infizierter Zellen gemessen wurde, konnten ebenfalls keine Unterschiede in der Expression des Zytokins gezeigt werden. Wie zu erwarten war, lagen auch in diesem Experiment die absoluten Mengen an sezerniertem IFN auf Hintergrundniveau. Zusammengenommen sprechen diese Daten dafür, dass die hohe Pathogenität von hvPR8 nicht durch eine besonders gute Suppression der IFN-Antwort des Wirtsorganismus zu erklären ist. Das NS1 trägt nicht messbar zur erhöhten Pathogenität der beiden Viren bei. Sequenzanalysen ergaben, dass sich die NS1-Proteine von hvPR8 und lvPR8 nur durch einen Aminosäureaustausch an Position 101 unterscheiden. Dass die NS1-Proteine sehr ähnlich sind und beim einzigen Aminosäureaustausch ein Aspartat gegen ein Glutamat ausgetauscht wurde, also eine Aminosäure mit geladenen polaren Seitenketten durch eine andere Aminosäure mit den gleichen Eigenschaften ausgetauscht wurde, unterstreicht zusätzlich, dass eine zentrale Rolle von NS1 nicht zu erwarten ist. 73 Diskussion 4.2 Replikationsgeschwindigkeit von hvPR8 Nachdem eine Resistenz gegen Mx1 und eine besonders effiziente Suppression der IFNInduktion im Wirt nun als prominente Virulenzfaktoren von hvPR8 ausgeschlossen waren, legten weitere Untersuchungen nahe, dass die Replikationsgeschwindigkeit einen maßgeblichen Einfluss auf die Pathogenität von hvPR8 hat. Wachstumskinetiken in MDCK-Zellen (siehe Abbildung 3.10) zeigten ein im Vergleich zu lvPR8 signifikant schnelleres Wachstum von hvPR8 besonders zu frühen Zeitpunkten nach Infektion. Passend dazu konnte ich mit Immunfluoreszenzuntersuchungen zeigen, dass in hvPR8infizierten MDCK-Zellen 14 Stunden nach Infektion fast kein virales NP mehr in den Zellkernen nachweisbar war, während in lvPR8-infizierten Zellen noch die nukleäre Replikationsphase vorherrschte und nur vereinzelt eine allmähliche Translokation von NP ins Zytoplasma stattfand. Da das Influenza-A-Virus im Kern repliziert und NP am Ende des Zyklus ins Zytoplasma transloziert, ist die zelluläre Lokalisation ein indirektes Maß für die Geschwindigkeit, mit der Transkription und Replikation eines Virus stattfinden (Palese und Shaw, in press). Besonders eindrücklich waren die Wachstumsunterschiede jedoch in Lungen infizierter Mäuse zu sehen. Hier war innerhalb der ersten 24 Stunden ein etwa 1000-fach schnelleres Wachstum von hvPR8 zu extrem hohen Virustitern von etwa 108ffu pro Lunge zu beobachten, unabhängig davon, ob Mx1-/-- oder Mx1+/+-Tiere infiziert wurden (vgl. Abbildung 3.9). Interessanterweise gab es jedoch auch keine Unterschiede in der Viruslast zwischen lvPR8-infizierten Mx1-/-- und Mx1+/+-Mäusen. Eine mögliche Erklärung hierfür ist, dass es nach Infektion eine gewisse Zeit dauert, bis Mx1 exprimiert wird und ein effektiver Schutz vorhanden ist. Hierfür scheinen 24 Stunden zu kurz zu sein. Gerade vor diesem Hintergrund ist es wichtig, Kinetikexperimente durchzuführen, bei denen der früheste Zeitpunkt und die Quantität der exprimierten Proteine im murinen Lungengewebe nach Infektion bzw. Stimulation des Immunsystems mit IFN oder anderen Immunmodulatoren bestimmt wird. Diskussion 74 Um herauszufinden, welche Gensegmente von hvPR8 für die hohe Virulenz verantwortlich sind, habe ich rekombinante Influenza-A-Viren hergestellt. Neben den rekombinanten Wildtypviren (rek hvPR8 und rek lvPR8) verwendete ich Viren, die zunächst je 7 Gensegmente von hvPR8 und je ein Gensegment von lvPR8 trugen. Diese Viren wurden mit der Fragestellung, ob durch Wegnahme eines Gensegments von hvPR8 die Virulenz abgeschwächt werden kann, im Mx1+/+-Mausmodell charakterisiert. Eine ähnliche Strategie zur Suche nach Virulenzfaktoren wurde auch von Hatta et al. verfolgt, die die molekulare Basis von A/Hong Kong/483/97 untersuchten (Hatta et al., 2001). Die Virulenz konnte dort v.a. auf HA und PB2 zurückgeführt werden. Ich konnte zeigen, dass die viralen Gensegmente, die für die Oberflächenproteine HA und NA kodieren, für den virulenten Phänotyp unbedingt notwendig sind. Weiterhin konnte ich zeigen, dass die viralen Polymeraseuntereinheiten PB2 und PB1 ebenfalls zur Virulenz beitragen. Sie scheinen jedoch weniger relevant zu sein als die Glykoproteine. Nachdem die Wichtigkeit der Glykoproteine durch mehrere Experimente deutlich geworden war, untersuchte ich, wie sich ein Virus verhält, das die für die Oberflächenproteine kodierenden Segmente von hvPR8 und die restlichen Segmente von lvPR8 trägt (hv4,6lv1,2,3,5,7,8). Ich konnte zeigen, dass durch die Oberflächenproteine von hvPR8 die Virulenz von lvPR8 gesteigert wird. Die LD50 für dieses Virus war mit 5x104ffu etwa 10-fach niedriger als die LD50 des rekombinanten lvPR8. Dies untermauert wiederum die These, dass HA und NA, die für Bindung, Membranfusion und Freisetzung der Viren verantwortlich sind, eine wichtige Rolle für die Virulenz spielen. Warum allerdings das Virus, bei dem der Segmentaustausch in die andere Richtung vollzogen wurde, also hv1,2,3,5,7,8lv4,6, extrem stark attenuiert war, kann im Moment nicht vollständig erklärt werden. Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass es Interaktionen zwischen den einzelnen viralen Genprodukten gibt und diese bei der Segmentkombination dieses Virus nicht ideal sind. Ebenfalls ist denkbar, dass die reduzierte Virulenz von hv1,2,3,5,7,8lv4,6 auf nicht optimal passende regulatorische Nukleotidsequenzen zurückgeht (Muramoto et al., 2006). Dadurch könnte die Effizienz des intrazellulären Transports und der Verpackung der Gensegmente beeinträchtigt sein. 75 Diskussion Die Auswirkungen des Austauschs von HA und NA wurden zusätzlich noch anhand von Virustitern in infizierten Mäusen untersucht. So konnte ich überprüfen, wie sich der Austausch von Oberflächenproteinen auf die Replikation auswirkte. Ich konnte nachweisen, dass in Mx1+/+-Mäusen das Virus hv4,6lv1,2,3,5,7,8 schneller als das rek lvPR8 und langsamer als rek hvPR8 wächst. Dieses Virus zeigte also nicht nur hinsichtlich der LD50, sondern auch in den Virustitern im Lungengewebe ein intermediäres Verhalten. In diesem Zusammenhang konnte ich auch für das reziproke Virus, also hv1,2,3,5,7,8lv4,6, zeigen, dass die Attenuierung dieses Virus mit reduzierten Virustitern korreliert (vgl. Abbildung 3.16A). Interessanterweise waren die Ergebnisse aus der Bestimmung der Viruslast im Lungengewebe infizierter Mx1+/+-Mäuse, also Tieren, die ein vollständiges IFN-System tragen, nicht wesentlich verschieden von den Ergebnissen, die bei der Bestimmung der Viruslast in Lungen von IFNAR0/0-Mäusen erzielt wurden. Da die IFNAR0/0-Mäuse aufgrund eines knock-out des IFNAR1-Gen auf Chromosom 16 keinen funktionalen IFNα/β-Rezeptor tragen, ist ihr IFN-System ausgeschaltet (Müller et al., 1994). Dies untermauert die These, dass Unterschiede in der IFN-Induktion der beiden Viren nicht als Erklärung für die deutlichen Unterschiede in der Pathogenität der beiden Viren dienen können. Da das angeborene Immunsystem im Wirt erst nach Virusinfektion aktiviert wird, scheint der Erfolg des hochpathogenen Erregers hvPR8 zumindest teilweise darin begründet zu sein, dass eine effiziente Virusreplikation noch vor Einsetzen der angeborenen antiviralen Abwehr erfolgt. Unklar ist noch, welche Schritte des viralen Replikationszyklus zu diesem schnellen Wachstum beitragen. Erstens kann die Durchdringung der Muzinschicht im murinen Respirationstrakt und die Bindung des Virus an Sialinsäuren auf der Wirtszelloberfläche besonders effizient sein. Somit wären der Kontakt zur Wirtszelle und das entry von hvPR8 die Schritte, die überdurchschnittlich schnell ablaufen und so die Aggressivität des Virus vermitteln. Diese Schritte stehen direkt mit der Funktion der Glykoproteine in Verbindung. Zweitens wäre denkbar, dass die Polymerase von hvPR8 besonders schnell arbeitet und so dem Virus einen Vorteil verschafft. Eine dritte denkbare Möglichkeit wäre ein besonders effizientes budding am Ende des Replikationszyklus. Diskussion 76 Ich habe zuerst untersucht, wie sich die Replikation von hvPR8 verhält, wenn ein Zellkultursystem gewählt wird, das keine Sekundärinfektion zulässt. Dies bedeutet, dass das Virus zwar Zellen infizieren kann, es jedoch nicht möglich ist, dass infizierte Zellen Virus freisetzen. So können Unterschiede in der Wachstumsgeschwindigkeit auf das entry und die intrazelluläre Replikation beschränkt werden. Aus Vorversuchen wussten wir, dass L929-Zellen (murine Fibroblasten) ein geeignetes System hierfür sind. Mit der Untersuchung der Menge an viralem NP zu verschiedenen Zeitpunkten nach Infektion mittels Western Blot-Analyse konnte ich zeigen, dass in Zellen, die mit hvPR8 infiziert waren, wesentlich früher virales Protein nachweisbar war als in Zellen, die mit lvPR8 infiziert waren. Auch die absoluten Mengen an viralem Protein waren hier wesentlich höher (vgl. Abbildung 3.13). Mit einer zweiten Methode, einem Minigenomassay, bei dem L929-Zellen vor Infektion mit einem CAT-Minigenom transfiziert wurden, konnten diese Ergebnisse durch Messung der Reporteraktivität bestätigt werden (Abbildung 3.14A). Diese Daten deuten darauf hin, dass ein besonders effizientes entry und/oder die intrazelluläre Replikation zu dem extrem schnellen Wachstum von hvPR8 beitragen. In diesem Jahr wurde für ein hochpathogenes aviäres A/Vietnam/1203/04-Isolat (H5N1) beschrieben, dass die Polymerasegene zur hohen Virulenz beitragen (Salomon et al., 2006). Den Einfluss der Polymerasegene auf die Virulenz beschreiben auch Gabriel et al., die zeigten, dass Punktmutationen in den Polymerasegenen entscheidend dazu beitragen, ob ein Influenza-A-Virus des H7N7-Subtyps in der Maus zu hohen Titern repliziert und letal (SC35M) oder aber apathogen ist (SC35) (Gabriel et al., 2005). Um auch für hvPR8 zu untersuchen, inwiefern sich die Aktivität der viralen Polymerase von hvPR8 von der Polymeraseaktivität eines gewöhnlichen PR8-Virus unterscheidet, habe ich Minireplikonassays ebenfalls in L929-Zellen durchgeführt. Hier zeigte sich, dass die Polymerase von hvPR8 aktiver war als die von lvPR8 (vgl. Abbildung 3.14B). Der Unterschied betrug jedoch nur etwa Faktor 2, wohingegen Salomon et al. für die beschriebenen H5N1-Stämme einen etwa 4,5-fachen Unterschied in der Polymeraseaktivität zeigten (Salomon et al., 2006). Dies deutet darauf hin, dass die virale Polymerase zur Pathogenität von hvPR8 beiträgt, aber aufgrund des nicht allzu großen Aktivitätsunterschieds nicht als alleinige Ursache wahrscheinlich ist. Alle diese Ergebnisse bekräftigen die Theorie, dass das virale HA eine zentrale Bedeutung als Virulenzfaktor hat. 77 Diskussion Wie kann nun HA als Pathogenitätsfaktor mechanistisch erklärt werden? In diesem Zusammenhang wäre es interessant, die Rezeptorspezifität des HA genauer zu untersuchen mit der Frage, ob vornehmlich α2,3- oder α2,6-glykosidische Bindungen auf der Wirtszelloberfläche erkannt werden. Matrosovich et al. konnten in einer 2004 veröffentlichten Arbeit zeigen, dass der Übergang hochpathogener, aviärer Influenza-AViren auf den Menschen nicht nur -wie ursprünglich angenommen- von einer schlechten Rezeptorbindung und extrazellulären Inhibitoren des humanen Respirationstraktes, sondern von den verschiedenen Zielzellen abhängig ist, die von aviären und humanen Viren infiziert werden (Matrosovich et al., 2004). Es konnte gezeigt werden, dass humane Influenza-A-Viren präferentiell nicht-zilientragende Zellen, aviäre und an Eier adaptierte Viren hingegen hauptsächlich zilientragende Zellen infizieren. Sequenzanalysen ergaben, dass lvPR8 dem Mount Sinai-Stamm (kurz: Mount Sinai-PR8) von A/PR/8/34, hvPR8 dem Cambridge-Stamm (kurz: Cambridge-PR8) sehr ähnlich ist. Vom Mount Sinai-Stamm von A/PR/8/34 ist bekannt, dass er durch häufige Passagen in bebrüteten Hühnereiern an das Wachstum in Eiern adaptiert ist (Mikhail Matrosovich, persönliche Mitteilung) (Kilbourne und Murphy, 1960). Deshalb sollte im Rahmen weiterführender Untersuchungen der Frage nachgegangen werden, ob hvPR8 und lvPR8 präferentiell unterschiedliche Zielzellen infizieren. Man weiß von anderen Influenza-A-Viren, dass es Unterschiede in der Geschwindigkeit und Effizienz bei der von HA vermittelten Membranfusion gibt. Jüngst wurde eine neue Methode publiziert, die eine hochsensitive Analyse der HA-Aktivität durch die Visualisierung der viralen Fusion mit der Zelle erlaubt (Sakai et al., 2006). Ebenfalls sollte die pH-Abhänigkeit der HA-vermittelten Membranfusion näher untersucht werden, da aus früheren Studien ein Zusammenhang des pH-Spektrums, bei dem Membranfusion stattfindet, mit der Infektiosität des Virussubtyps bekannt ist (Wharton et al., 1986). Diskussion 78 Ebenfalls hängt die Spaltbarkeit des HA mit der Virulenz von Influenza-A-Virus zusammen (Kawaoka und Webster, 1988, Rott et al., 1976, Webster und Rott, 1987). Das Vorhandensein einer multibasischen Proteasespaltstelle im HA erhöht die Virulenz eines aviären Influenza-A-Virus, da so das Spektrum an intra- und extrazellulären Proteasen, die das Vorläuferprotein HA0 spalten können, größer ist (Horimoto und Kawaoka, 1994). Vor allem hochpathogene aviäre Viren haben eine multibasische Spaltstelle, was ihnen bei Infektion eines Vertebraten die Möglichkeit einer systemischen Ausbreitung bietet (Palese und Shaw, in press). In diesem Kontext werden auch die Resultate der Arbeit von Hatta et al. (2001) diskutiert, die als Virulenzfaktoren v.a. das multibasische HA beschreiben. Auch dort wird eine systemische Ausbreitung des Virus beobachtet (Hatta et al., 2001). Aufgrund der extrem schnellen Replikation im Lungengewebe von Mäusen und der damit einhergehenden massiven Gewebsdestruktion stellt sich die Frage, ob auch hvPR8 zu einer systemischen Ausbreitung mit Infektion peripherer Organe fähig ist. In ersten Vorversuchen, bei denen ich die Viruslast in Organen wie Leber, Milz, Herz, Nieren und Hirn zusätzlich zur Viruslast im Lungengewebe bestimmt habe, konnte ich Virus in peripheren Organen nachweisen. Allerdings ist nicht klar, ob es sich hierbei um eine Kontamination bei der Organentnahme handelt. Zudem konnte die Frage, ob es zu einer Virämie kommt, noch nicht abschließend geklärt werden. Die Beantwortung dieser Frage gäbe Aufschluss darüber, auf welchem Weg eine potentielle Ausbreitung der Infektion in periphere Organe stattfindet. Aus Sequenzanalysen kann man jedoch ersehen, dass das HA von hvPR8 ebenso wenig wie das von lvPR8 eine multibasische Schnittstelle trägt. Deshalb ist für ein Viruswachstum in Zellkultur die Zugabe einer extrazellulären Protease (z.B. Trypsin) notwendig. Allerdings ergaben Sequenzvergleiche einen einzelnen Aminosäureunterschied nahe der Proteasespaltstelle. Dort ist ein Tyrosin gegen ein Serin ausgetauscht (Stelle 343). Inwiefern dieser Sequenzunterschied zu erhöhter Spaltbarkeit führt, muss Gegenstand weiterer Untersuchungen sein. Von den beschriebenen 17 Aminosäureunterschieden zwischen den HA-Proteinen von hvPR8 und lvPR8 lassen sich durch Vergleich mit der Literatur zumindest noch zwei weitere Austausche abgrenzen, von denen man weiß, dass sie sich auf die Pathogenität von Influenza-A-Virus auswirken. Dabei handelt es sich um Aminosäureunterschiede im Bereich der Rezeptorbindungstasche. Im Einzelnen sind dies die Aminosäureaustausche an Stelle 204 (E204D) (Glaser et al., 2005) und 207 (N207K) (Yamada et al., 2006). Ziel der weiterführenden Arbeiten in diesem Projekt sollte es sein, diejenigen Aminosäuren zu 79 Diskussion finden, die hohe Virulenz vermitteln. In diesem Zusammenhang erscheint es als sinnvoll, die LD50 in Mx1-/-- und in Mx1+/+-Mäusen sowohl für den Mount Sinai-Stamm von A/PR/8/34 als auch für den Cambridge-Stamm zu ermitteln. Da die Sequenzen dieser beiden Viren ebenfalls bekannt sind, kann bei einem von lvPR8 bzw. hvPR8 verschiedenen Verhalten der Viren im Mausmodell auf Aminosäuren geschlossen werden, die Einfluss auf die Virulenz haben. Diskussion 80 4.3 Fazit Zusammengefasst zeigen die Daten dieser Arbeit eine überraschend einfache und effiziente Strategie auf, wie sich ein Virus der angeborenen Immunität eines Wirtes entziehen kann. Es scheint, als umgehe hvPR8 die angeborene antivirale Abwehr des Wirts durch eine extrem hohe Replikationsgeschwindigkeit. Das Virus zieht seinen Nutzen daraus, dass das angeborene Immunsystem des Wirts nicht permanent aktiv ist, sondern erst nach Erkennung von pathogen-associated molecular patterns durch zelluläre patternrecognition receptors aktiviert wird. Dies dauert eine gewisse Zeit, in der hvPR8 schon zu solch extrem hohen Virustitern heranwächst, dass die spätere Aktivierung der antiviralen Faktoren keinen ausreichenden Effekt mehr hat. Dies ist ein neues Konzept und unterscheidet sich von den bisher beschrieben Virulenzmechanismen. In Bezug auf HA wurden als Strategien für die Vermittlung einer hohen Virulenz vor allem das Vorhandensein einer multibasischen Proteasespaltstelle bei den aviären Isolaten genannt. Bei den humanen Isolaten konnte ein Zusammenhang zwischen dem Viruswachstum in Zellkultur ohne Zugabe einer Protease wie Trypsin und hoher Virulenz, wie z.B. für das Influenza-A-Virus von 1918, gezeigt werden (Tumpey et al., 2005). Andere kürzlich beschriebene Mechanismen, wie sich Influenza-A-Viren der Immunantwort des Wirtes entziehen, beruhen hauptsächlich auf der Rolle der Polymerase beim Wirtswechsel und bei der Steigerung der Virulenz (Gabriel et al., 2005, Salomon et al., 2006) sowie auf der Aktivität des NS1-Proteins (Fernandez-Sesma et al., 2006, Li et al., 2006, Opitz et al., 2006). Da in jüngster Zeit auch für andere hochpathogene Influenza-A-Virus-Stämme wie beispielsweise das Virus, das die Spanische Grippe von 1918 ausgelöst hat, eine hohe Replikationsgeschwindigkeit beschrieben wurde (Tumpey et al., 2005), kann man spekulieren, dass die hier beschriebene Strategie, sich der angeborenen Immunität zu entziehen, auch von anderen Influenza-A-Viren inklusive des Erregers der Spanischen Grippe und den beschriebenen hochpathogenen H5N1-Isolaten genutzt wird. 81 5 Zusammenfassung Zusammenfassung Das IFN-induzierte Mx1-Protein ist ein entscheidender Effektor der angeborenen Immunität gegen das Influenza-A-Virus in der Maus. Mausstämme, die ein funktionelles Mx1-Gen (Mx1+/+) tragen, unterscheiden sich von gewöhnlichen Labormäusen (Mx1-/-) durch eine hohe Resistenz gegen Infektionen mit Influenza-A-Virus. Im Rahmen dieser Arbeit wurde ein hochpathogenes Influenza A/PR/8/34-Virus untersucht, das auch in Mx1+/+-Mäusen ungewöhnlich virulent ist. Dieses Virus wurde highly virulent PR8, kurz hvPR8, genannt. Ich konnte nachweisen, dass die Replikation von hvPR8 in Mx1+/+Mäusen, nicht aber in Mx1-/--Mäusen, gut kontrolliert werden konnte, sofern die Tiere mit IFN vorbehandelt wurden. Dies zeigt, dass hvPR8 sensitiv gegenüber der antiviralen Aktivität von Mx1 ist. Auch die Analyse der IFN-Induktion durch hvPR8 erbrachte keinen Unterschied zu einem gewöhnlichen PR8-Virus. Worin liegt also die Ursache für den hochvirulenten Phänotyp von hvPR8? Untersuchungen des Wachstums von hvPR8 in Zellkultur und in Mäusen zeigten eine effiziente Expression viraler Gene und verstärkte Bildung von Viruspartikeln zu frühen Zeitpunkten nach Infektion. Im Minireplikonassay konnte nachgewiesen werden, dass die virale Polymerase von hvPR8 eine erhöhte Aktivität zeigt. Dies weist darauf hin, dass die frühe Expression viraler Gene die hohe Virulenz von hvPR8 ausmacht. In Untersuchungen mit rekombinant hergestellten Reassortantenviren, die bestimmte Genomsegmente von hvPR8 in Kombination mit Segmenten eines niedrigvirulenten PR8-Virus tragen, wurde deutlich, dass neben den Untereinheiten der viralen Polymerase und der Neuraminidase vor allem das Hämagglutinin entscheidend zur Virulenz beiträgt. Zusammengenommen zeigen diese Daten einen überraschend einfachen Virulenzmechanismus eines hochpathogenen Influenza-A-Virus auf. Durch ein extrem schnelles Wachstum zu frühen Zeitpunkten der Infektion kann die angeborene antivirale Abwehr des Wirtes effektiv umgangen werden. Abkürzungsverzeichnis 6 82 Abkürzungsverzeichnis AMPR Ampicillin-Resistenz AS Aminosäuren bidest bidestilliert bp Basenpaare BSA bovines Serumalbumin CAT Chloramphenicol-Acetyltransferase cDNA complementary DNA CMV Cytomegalievirus DABCO Triethylendiamin,1,4-Diazabicyclo[2.2.2]octan DMEM Dulbecco’s modified essential medium DMSO Dimethylsulfoxid dNTP Desoxynukleotidtriphosphat dsRNA doppelsträngige RNA DTAF Dichlorotriazinylaminofluorescein DTT 1,4-Dithiothreitol EDTA Ethylendiamintetraessigsäure EtOH Ethanol FCS fetales Kälberserum FF Firefly (Photinus pyralis) FITC Fluorescein-Isothiocyanate GFP green fluorescent protein GTP Guanosintriphosphat h Stunde HA Hämagglutinin HEPES N-2-Hydroxyethylpiperazin-N’-2-Ethansulfonsäure 83 HRP horseradish peroxidase IFN Interferon ISG interferon stimulated gene ISRE interferon stimulated response element kb Kilobasen kDa Kilodalton LB-Medium Luria-Bertani-Medium Luc Luziferase M Matrixprotein MDA-5 melanoma differentiation-associated gene-5 MOI multiplicity of infection mRNA messenger RNA Mx myxovirus resistance NA Neuraminidase NaCl Natriumchlorid NCR non coding region NEP nuclear export protein NP Nukleoprotein NP-40 Nonidet P-40 NS Nichtstrukturprotein nt nucleotides OAS 2’, 5’-Oligoadenylatsynthetase ORF open reading frame PA polymerase acidic protein PAMP pathogen associated molecular pattern PB1 polymerase basic protein 1 Abkürzungsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis 84 PB2 polymerase basic protein 2 PCR polymerase chain reaction pfu plaque forming unit p.i. post infection PKR Proteinkinase R PRR pattern recognition receptor Ren Renilla reniformis RFP red fluorescent protein RIG-I retinoic acid inducible gene I RNA ribonucleic acid RNP Ribonukleoprotein SA Sialinsäure SDS Natriumdodecylsulfat SV40 simian vacuolating virus 40 TAE Tris-Acetat-EDTA Taq Thermus quaticus TEMED N,N,N,N-Tetramethylethylendiamin TLR Toll-Like-Rezeptor TPCK Tosyl-L-phenylalaninchloromethylketon Tris Tris(hydroximethyl)aminomethan TRITC Tetramethylrhodamine-Isothiocyanate upm Umdrehungen pro Minute UV ultraviolett vRNA virale RNA v/v Volumen pro Volumen w/v Gewicht pro Volumen 85 7 1. 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