SOP Angsterleben bei Tumorpatienten Angsterleben bei Tumorpatienten Inhalt A) Ziel und Zweck ___________________________________________________________ 2 B) Zuständigkeit _____________________________________________________________ 2 C) Geltungsbereich __________________________________________________________ 2 D) Mitgeltende Unterlagen _____________________________________________________ 2 E) Verfahrensbeschreibung ____________________________________________________ 2 1.1 Definition ___________________________________________________________ 3 1.2 Subtypen ___________________________________________________________ 4 1.3 Somatische Faktoren _________________________________________________ 4 1.4 Symptome von Angst _________________________________________________ 4 1.5 Diagnostik __________________________________________________________ 4 1.6 Behandlungsziele ____________________________________________________ 5 1.7 Supportive Behandlung _______________________________________________ 5 1.7.1 Informationsvermittlung ___________________________________________ 5 1.7.2 Psychoonkologische / psychosoziale / psychotherapeutische Verfahren ____ 5 1.7.3 Methoden der Verhaltens- und Erlebensmodifikation ___________________ 5 1.7.4 Medikamentöse Therapie _________________________________________ 6 1.8 Therapieerfolgskontrolle, Nachsorge _____________________________________ 7 1.9 Pflegerische Besonderheiten ___________________________________________ 7 1.10 Literatur __________________________________________________________ 8 1.11 Autoren __________________________________________________________ 8 Bearbeiter/in Freigabe (QMB/Leitung) Dr K. Hönig Dr. R. Mayer-Steinacker R. Sommer Prof. Dr. H. Döhner Version/Datum (letzte Änderung) Seite 2.1 17.11.2015 1 von 8 Dieser Ausdruck ist eine unkontrollierte Kopie! Für die Übereinstimmung mit der im “QM-Arbeitsplatz“ hinterlegten Version trägt jeder Mitarbeiters selbst die Verantwortung. Das Dokument ist Eigentum des Comprehensive Cancer Center Ulm (CCCU) und unterliegt dem Copyright. SOP Angsterleben bei Tumorpatienten A) Ziel und Zweck Darstellung von Therapieleitlinien zur Festlegung von einheitlichen krankheitsspezifischen Behandlungsstrategien und Transparenz B) Zuständigkeit Ärztliche Mitarbeiter der Mitgliedseinrichtungen des CCCU C) Geltungsbereich Die Mitgliedseinrichtungen des CCCU D) Mitgeltende Unterlagen Arzneimittel-Hausliste des Universitätsklinikums Ulm E) Verfahrensbeschreibung Bearbeiter/in Freigabe (QMB/Leitung) Dr K. Hönig Dr. R. Mayer-Steinacker R. Sommer Prof. Dr. H. Döhner Version/Datum (letzte Änderung) Seite 2.1 17.11.2015 2 von 8 Dieser Ausdruck ist eine unkontrollierte Kopie! Für die Übereinstimmung mit der im “QM-Arbeitsplatz“ hinterlegten Version trägt jeder Mitarbeiters selbst die Verantwortung. Das Dokument ist Eigentum des Comprehensive Cancer Center Ulm (CCCU) und unterliegt dem Copyright. SOP Angsterleben bei Tumorpatienten 1.1 Definition Angst ist eine unangenehme psychobiologische Emotion, die einen wichtigen Teil unserer Verteidigungsstruktur bildet, und zwar mit einer hochgradigen phänotypischen Vielfalt. Sie mobilisiert Ressourcen, um die Konfrontation mit einer wahrgenommenen Gefahr zu reduzieren, und aktiviert dabei basale Kampf- / Fluchtreaktionen oder auch – im Falle einer eindeutigen Übermacht – Erstarrung oder Ohnmacht. Der Angstphänotyp umfasst kognitive, affektive, behaviorale und physiologische Komponenten: In den kognitiven Bereich fällt bspw. die Einschätzung der Dringlichkeit der aktuellen Bedrohung sowie eine Bewertung der im Moment verfügbaren Bewältigungsressourcen. Die affektive Komponente schließt emotionale Reaktionen wie Nervosität, Furcht, Sorge und Schrecken mit ein. Auf der Verhaltensebene manifestiert sich der Angstphänotyp durch Vermeidung, Flucht, Kampf, Schreckstarre und Sprechblockade. Physiologisch lassen sich vielfältige Subkomponenten unterscheiden: kardiovaskulär (Palpitationen, Hochdruck), respiratorisch (Tachypnoe, Brustschmerz, Kurzatmigkeit), neuromuskulär (Unruhe, Tremor, Rigor), gastrointestinal (Übelkeit, Durchfall, Bauchschmerzen), urologisch (Blasendruck, Harndrang), dermatologisch (Erröten, Erblassen, Schwitzen). Angst als solche ist nicht pathologisch, sondern vielmehr eine Reaktion auf wahrgenommene Bedrohung, die sich evolutionär herausgebildet hat und Überlebenswert besitzt. Solange sie angemessen ist, fördert sie das Überleben und motiviert Individuen zu Schritten, eine Gefahr zu reduzieren oder zu vermeiden. Maladaptive Angst ist im Gegenzug unverhältnismäßig, unangemessen oder in ihrer Ausprägung unabhängig von der aktuellen Gefahr. Sie führt zu einer Ausweitung beträchtlicher Mühen und fruchtloser Sorgen, wobei sie zu nichts Hilfreichem führt, wie bspw. einer besseren Problemlösung. Hierbei werden unspezifische physische Sensationen kognitive verstärkt und oftmals als weiteren Ausdruck der Krebserkrankung fehlinterpretiert, wodurch wiederum sekundäre Sorgen und Ängstlichkeit entstehen. Die schädliche Intensität maladaptiver Angst und die Chronizität beeinträchtigen Alltagsfunktionen, belasten familiäre und freundschaftliche Beziehungen und reduzieren das Selbstwirksamkeitserleben. Das notorische Vermeidungsverhalten verringert schließlich die Chance einer Habituation auf die wahrgenommene Bedrohung, verschlechtert die Behandlungstreue und beeinträchtigt die Entscheidungsfindung. Angst kommt häufig vor bei onkologischen Patienten: 44% berichten Angst, 23% eine bedeutsame Angst. Typische Situationen sind Vorsorgeuntersuchungen, Diagnostik, Behandlung und Rezidiv. Angst kann zu einer Verzögerung oder Vermeidung von Vorsorge- und Diagnostikmaßnahme führen und dadurch Heilungschancen ungünstig beeinflussen. Wartezeiten bis die Ergebnisse von diagnostischen Untersuchungen vorliegen bedeuten für viele Patienten oft Phasen mittelstarker bis starker Angst. Angst kann die Empfindung von behandlungsbedingten Schmerzen erhöhen, Schlafstörungen auslösen und stellt einen wichtigen Faktor bei antizipatorischer Übelkeit und Erbrechen dar. Angst beeinträchtigt erheblich die Lebensqualität. Das Risiko ist erhöht bei einer Angsterkrankung in der Anamnese, jüngerem Alter, weiblichem Geschlecht sowie bei Patienten mit Kommunikationsstörungen. Ebenso bei ausgeprägten Schmerzen, Funktionseinbußen, fehlender sozialer Unterstützung und fortschreitender Erkrankung. Bearbeiter/in Freigabe (QMB/Leitung) Dr K. Hönig Dr. R. Mayer-Steinacker R. Sommer Prof. Dr. H. Döhner Version/Datum (letzte Änderung) Seite 2.1 17.11.2015 3 von 8 Dieser Ausdruck ist eine unkontrollierte Kopie! Für die Übereinstimmung mit der im “QM-Arbeitsplatz“ hinterlegten Version trägt jeder Mitarbeiters selbst die Verantwortung. Das Dokument ist Eigentum des Comprehensive Cancer Center Ulm (CCCU) und unterliegt dem Copyright. SOP Angsterleben bei Tumorpatienten 1.2 Subtypen Eine akute Belastungsreaktion (ICD 10: F43.0) mit einer Dauer bis 4 Wochen sowie eine Anpassungsstörung (ICD 10: F42.2) mit einer Dauer bis max. 2 Jahre sind die häufigsten Formen angstbetonter Reaktionen auf eine Tumorerkrankung. Sie sind durch die Diagnosemitteilung einer malignen Erkrankung auslösbar. Bis zu 15% aller Tumorpatienten erfüllen Kriterien einer posttraumatischen Belastungsstörung (ICD 10: F 43.1). Eine Panikstörung (ICD 10: F 41.0), eine generalisierte Angststörung (ICD10 F 41.1) oder eine phobische Störung (ICD 10: F40) sind in der Regel bereits vorbestehende Störungen, die durch eine maligne Erkrankung reaktiviert werden können. Dasselbe gilt für eine Zwangsstörung (ICD 10: F42), von der die Patienten häufig nur die Angstsymptome berichten. 1.3 Somatische Faktoren Wichtige somatische Faktoren, die zum Phänomen ”Angst” führen, können sein: Herzrhythmusstörungen (VHF, Extrasystolen, etc.), Herzinsuffizienz, KHK mit Angina pectoris oder Herzinfarkte Asthma bronchiale und andere mit Atemnot einher gehende Lungen- oder Bronchialerkrankungen hormonproduzierende Tumoren (z.B. Phäochromozytom, Schilddrüsentumoren, ACTHproduzierende Tumoren, Insulinom), Hypoglykämie, Hypoxie, Lungenembolie (Panik), Medikamente (Corticoide, Neuroleptika, Schilddrüsenhormone, Bronchodilatatoren, Betamimetika, Antihistaminika, Benzodiazepine). Sepsis, Substanzentzug (Alkohol, Opioide, Benzodiazepine) unzureichend behandelter Tumorschmerz 1.4 Symptome von Angst Selbstwahrnehmung als angespannt, nervös, zittrig. Vermeidungsverhalten (Orte, Situationen). Angst, die Kontrolle über sich zu verlieren. Übermäßige Besorgtheit / Grübeln bezüglich der weiteren Entwicklung bzw. der Schwierigkeiten der Behandlung. Körperliches Symptome wie Atemnotgefühl, Schwitzen, Kloß im Hals, Druck im Oberbauch, Gefühl des Herzrasens. 1.5 Diagnostik Selbsterfassungsinstrumente (z.B. MIDOS-Fragebogen) ärztliche und pflegerische Anamnese und Gespräch, Angst aktiv ansprechen (”Gibt es derzeit Dinge oder Situationen, die Sie besorgt machen”? ”Fühlen Sie sich derzeit häufig besorgt oder angespannt?”) Ausschluss o.g. somatischer Faktoren Screening-Fragebogen für Angst und Depression (z.B. Hamilton Anxiety Rating Scale (HAM-A), State Trait Anxiety Inventory (STAI), HADS-D Hospital Anxiety and Depression Scale - Deutsche Version) ggf. psychoonkologisches und/oder psychiatrisches Konsil. Bearbeiter/in Freigabe (QMB/Leitung) Dr K. Hönig Dr. R. Mayer-Steinacker R. Sommer Prof. Dr. H. Döhner Version/Datum (letzte Änderung) Seite 2.1 17.11.2015 4 von 8 Dieser Ausdruck ist eine unkontrollierte Kopie! Für die Übereinstimmung mit der im “QM-Arbeitsplatz“ hinterlegten Version trägt jeder Mitarbeiters selbst die Verantwortung. Das Dokument ist Eigentum des Comprehensive Cancer Center Ulm (CCCU) und unterliegt dem Copyright. SOP Angsterleben bei Tumorpatienten Oft lässt sich eine korrekte Unterscheidung erst im Verlauf stellen zwischen: normaler Angst (auch benennbar als situationsbezogene Furcht) bei der Diagnostik und Therapie einer Krebserkrankung, vorübergehenden verstärkten Ängsten im Sinne einer akuten Belastungsreaktion einer längeren ängstlichen Anpassungsstörung oder einer weitergehenden Angststörung, die unter Umständen einer psychiatrischen bzw. psychotherapeutischen Behandlung bedarf. 1.6 Behandlungsziele Linderung / Beseitigung des übermäßigen Angsterlebens. Behandlung auslösender Faktoren (z.B. Schmerzen, Nebenwirkung einer Medikation). Verbesserung der wahrgenommenen Lebensqualität. 1.7 Supportive Behandlung 1.7.1 Informationsvermittlung Wissen reduziert Angst und Unsicherheit. Der Erwerb neuen Wissens ist essentiell, um Patienten bei der Navigation durch das Medizinsystem und den Behandlungsprozess zu helfen. Derartige Information werden typischer Weise im Rahmen von psychoedukativen Interventionen vermittelt. Psychoedukation sollte Informationen zu Erkrankung, Behandlung und Nebenwirkungen ebenso enthalten wie die Vermittlung eines biopsychosozialen Erklärungsmodells der Angstentstehung sowie der dysfunktionalen Konsequenzen von Vermeidungsverhalten. Eine Ermutigung der Patienten sollte die folgenden effektiven Coping-Strategien einschließen: "Problem Schritt für Schritt angehen", "Problem als Herausforderung annehmen", "versuchen, vollständige Informationen zu erhalten", "versuchen, flexibel zu sein, die Dinge zu nehmen, wie sie kommen", „große Ereignisse als Abfolge kleiner Schritte auffassen“, „Inanspruchnahme psychosozialer Ressourcen / Unterstützungsangebote ermutigen“. 1.7.2 Psychoonkologische / psychosoziale / psychotherapeutische Verfahren Psychoonkologische Beratung / Begleitung Kognitiv-verhaltenstherapeutische Techniken einsichtsorientierte psychotherapeutische Techniken Krisenintervention paar-, gruppen- und familientherapeutische Angebote Angebote von Selbsthilfegruppen Diese Verfahren zielen zum einen darauf ab, Stützung, Stabilisierung, Begleitung und Beratung bei der Krankheitsbewältigung sowie im Umgang mit der Behandlung zu leisten. Das Spektrum der Intervention reicht vom gemeinsamen Aushalten schwerer Belastungen bis hin zur systematischen Veränderung dysfunktionaler generalisierter und habitualisierter Verhaltens- und Erlebnismuster. 1.7.3 Methoden der Verhaltens- und Erlebensmodifikation Hypnose und hypnotherapeutische Techniken Systematische Desensibilisierung Bearbeiter/in Freigabe (QMB/Leitung) Dr K. Hönig Dr. R. Mayer-Steinacker R. Sommer Prof. Dr. H. Döhner Version/Datum (letzte Änderung) Seite 2.1 17.11.2015 5 von 8 Dieser Ausdruck ist eine unkontrollierte Kopie! Für die Übereinstimmung mit der im “QM-Arbeitsplatz“ hinterlegten Version trägt jeder Mitarbeiters selbst die Verantwortung. Das Dokument ist Eigentum des Comprehensive Cancer Center Ulm (CCCU) und unterliegt dem Copyright. SOP Angsterleben bei Tumorpatienten Meditation und Achtsamkeitspraxis Entspannungsverfahren (PMR, Atementspannung, Hypnose, AT etc) Geleitete Imagination und Biofeedback-Training Zur Behandlung von Angstsymptomen, die im Zusammenhang mit belastenden Behandlungen, Schmerzsyndromen, Krisensituationen, antizipatorischen Ängsten und depressiven Syndromen auftreten. Eine Kombination verschiedener Techniken kann für bestimmte Patienten wohltuend sein. Am weitesten verbreitete psychosoziale Angebote für Patienten mit Krebserkrankungen. Besonders hilfreich bei der Bewältigung akuter behandlungsassoziierten Belastungen im Hier und Jetzt. 1.7.4 Medikamentöse Therapie Bei situativer Angst-, Spannungs- und Erregungszuständen: Benzodiazepine Lorazepam (Tavor®, H) 2 - 4 x 0,5 bis 1,0mg, max. 7,5 mg/d, in Ausnahmefällen in Absprache mit der Psychiatrie bis 15 mg/d; im Akutfall als Sublingualtbl. (Tavor expidet) einsetzen, ggf. auch 1-2 mg i.v. oder i.m. <bevorzugen bei Leberfunktionsstörung>, Für Lorazepam besteht eine Zulassung für die „symptomatische Kurzzeitbehandlung von Angst-, Spannungs- u. Erregungszuständen u. dadurch bedingte Schlafstörungen, Sedierung vor diagnostischen sowie vor und nach operativen Eingriffen. Die Praktikabilität einer Verordnung von 0,25 mg in Tabllettenform ist u. U. nur eingeschränkt gegeben Diazepam (Diazepam Ratiopharm ®, H) 1-2 x 2,5 – 10 mg; Kumulationsneigung wegen aktiven Metaboliten mit sehr langer HWZ Alprazolam (Tafil®) 2 - 4 x 0,25mg p.o Antihistaminika Promethazin (Atosil®): 25 1bis 4 x tgl.; zugelassen bei Unruhe und Erregungszuständen bei psychiatrischen Grunderkrankungen; guter beruhigender und schlafanstossender Effekt, kein Abhängigkeitspotential Hydroxyzin (Atarax®) 2 x 25mg andere Anxiolytika: Buspiron (Bespar®) 3 x 5mg < weniger sedierende und kognitive NW; Zulassung für die „symptomatische Behandlung von Angstzuständen mit folgender Leitsymptomatik: Angst, innere Unruhe, Spannungszustände, aber gleichsam wenig geeignete als Bedarfsmedikation, da therapeutische Effekte meist erst nach 10-14 Tagen sichtbar werden >; spielt in der Konsiliarpsychiatrie/-psychosomatik keine Rolle Pregabalin (Lyrica®): 25-600 mg /d, einschleichend, zugelassen bei Generalisierter Angststörung; keine Bedarfsmedikation, nur zur Dauertherapie; es bestehen Hinweise für eine Dosissteigerung und Abhängigkeitsentwicklungen bei manchen (Sucht-)Patienten Opipramol (Insidon®): 50 mg; trizyklische Substanz mit geringerem Akuteffekt und einem größeren Risikoprofil als Benzodiazepine, kann bei Generalisierter Angststörung und somatoformen Störungen hilfreich sein Lavendelöl (Lasea®): spielt in der Akutbehandlung eine untergeordnete Rolle Bearbeiter/in Freigabe (QMB/Leitung) Dr K. Hönig Dr. R. Mayer-Steinacker R. Sommer Prof. Dr. H. Döhner Version/Datum (letzte Änderung) Seite 2.1 17.11.2015 6 von 8 Dieser Ausdruck ist eine unkontrollierte Kopie! Für die Übereinstimmung mit der im “QM-Arbeitsplatz“ hinterlegten Version trägt jeder Mitarbeiters selbst die Verantwortung. Das Dokument ist Eigentum des Comprehensive Cancer Center Ulm (CCCU) und unterliegt dem Copyright. SOP Angsterleben bei Tumorpatienten sedierende, niedrigpotente Antipsychotika: Pipamperon (Dipiperon®): 10 bis 40 mg; zugeallsen bei Schlafstörungen und psychotomotorischen Erregungszuständen Quetiapin (Seroquel®): 12,5 - 50 mg, bis zu 4 x tgl., kann off-label adjuvant, z.B. bei drohender Abhängigkeitsentwicklung oder Suchtpatienten eingesetzt werden Bei gleichzeitiger depressiver Verstimmung und Angst: sedierend-anxiolytisches Antidepressivum Mirtazapin retardiertes Amitriptylin (Saroten retard®, H); Doxepin (Aponal®) Nicht zur Akuttherapie geeignet; es besteht zudem eine u.U. erheblich Wirklatenz; falls es sich um eine depressive Störung mit Angstsymptomen handelt, muss geprüft werden, ob eine antideprssive Psychopharmakotherapie indiziert ist; hier kommen ganz unterschiedliche Präparate in Frage, natürlich auch Trizyklika, aber nicht in erster Linie. Bei Vorliegen einer Angststörung: Falls es sich eine regelrechte zu diagnostizierende Angststörung hadelt (und nicht um eine symptomatische Folge der Grunderkrankung oder eine UAW) ist eine leitliniengerecht Behandlung durchzuführen (s. hierzu die S3-Leitlinie Angststörungen) 1.8 Therapieerfolgskontrolle, Nachsorge Patienten sollten ermutigt werden, eine ausreichende Dosis einzunehmen, um die Angst effektiv zu lindern. Wenn die Symptome nachlassen, kann die Medikation reduziert bzw. abgesetzt werden. Befürchtungen vor einer Abhängigkeitsentwicklung sollten bei Tumorpatienten nicht übertrieben werden und nicht eine effektive Symptomlinderung verhindern. Überlebende Patienten einer Tumorerkrankung werden mit immer wiederkehrender Angst zu kämpfen haben: beispielsweise Nachsorgeuntersuchungen, Sorgen wegen finanzieller Probleme, Rückkehr zur Arbeit, Stigmatisierung wegen der Tumorerkrankung. 1.9 Pflegerische Besonderheiten Angst und Angsterleben sind im pflegenden Gespräch aktiv anzusprechen. Patienten können nicht selten Angstsymptome sich im Gesprächskontakt mit Pflegenden leichter benennen, als mit Ärzten. Bearbeiter/in Freigabe (QMB/Leitung) Dr K. Hönig Dr. R. Mayer-Steinacker R. Sommer Prof. Dr. H. Döhner Version/Datum (letzte Änderung) Seite 2.1 17.11.2015 7 von 8 Dieser Ausdruck ist eine unkontrollierte Kopie! Für die Übereinstimmung mit der im “QM-Arbeitsplatz“ hinterlegten Version trägt jeder Mitarbeiters selbst die Verantwortung. Das Dokument ist Eigentum des Comprehensive Cancer Center Ulm (CCCU) und unterliegt dem Copyright. SOP Angsterleben bei Tumorpatienten 1.10 Literatur http://www.meb.uni-bonn.de/cancer.gov/CDR0000062790.html: Anxiety disorder (Date last modified 06/2010); Supportive care statement for Health professionals. CancerNet from the National Cancer Institute S3-Leitlinie Psychoonkologische Diagnostik, Beratung und Behandlung von erwachsenen Krebspatienten (Jan 2014) S3-Leitlinie Angststörungen http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/051-028l_S3_Angstst%C3%B6rungen_201405_2.pdf 1.11 Autoren Version 0: Dr. G. Hege-Scheuing (Klinik für Anästhesiologie) Version 1.0: Dr. G. Hege-Scheuing (Klinik für Anästhesiologie) Version 2.0: Dr. K. Hönig (Psychosomatische Medizin und Psychotherapie) Version 2.1: Dr. M. Gahr, Prof. Dr. R. Freudenmann (Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie III, Universitätsklinikum Ulm) Dr. K. Hönig (Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Ulm) Bearbeiter/in Freigabe (QMB/Leitung) Dr K. Hönig Dr. R. Mayer-Steinacker R. Sommer Prof. Dr. H. Döhner Version/Datum (letzte Änderung) Seite 2.1 17.11.2015 8 von 8 Dieser Ausdruck ist eine unkontrollierte Kopie! Für die Übereinstimmung mit der im “QM-Arbeitsplatz“ hinterlegten Version trägt jeder Mitarbeiters selbst die Verantwortung. Das Dokument ist Eigentum des Comprehensive Cancer Center Ulm (CCCU) und unterliegt dem Copyright.