Bereichskonferenz Heilmittel 2008 Globales Risk Management in der Pharmaindustrie Warenbeschaffung • • • • Rohstoffe Übrige Waren Haltbarkeit Lagermengenpolitik Robert Kriftner / 9.9.2008 gemäss 2008 Deloitte opinion survey: 30% of senior executives within the life sciences industry identified „sourcing raw materials“ as the single most important factor in their company‘s approach to manufacturing. Warenbeschaffung = SCM Supply Chain Management Rohstoffe Verarbeitung Gewinnung Ernte Verwendung Pfeile = Transport, Lagerung, Handel Produkt Bulk-Grundrohstoffe PharmaRohstoffe Cracken Syntheseschritte Distribution Gewinnung Ernte Extraktion Reinigung; -> PharmaRohstoff Verarbeitung zu Bulk-Fertigprodukt Cracken Syntheseschritte Bulk-Grundrohstoffe • • • • • • • • • Fördern Reinigen Beschicken Transport … Umladen Lagern Verschieben Einsetzen • Synthese (Schritte) Pharma• Reinigen Rohstoffe • Abfüllen • Lagern • Transport • Umladen • Transport • Umladen • Lagern • Verschieben • Einsetzen PharmaRohstoffe Verarbeitung zu Bulk-Fertigprodukt Distribution • Überblick Optionen: • Marktzugang • Rohstoff• Bewilligungen kenntnisse • Lagerhaltung • Regulatory Services • Transport• Umfüllen (GMP) logistik • Patentabklärungen • Versorgungs• Auditing sicherheit • Mediation • Networking Risiken Beschaffung • Vertragstreue • Lagermanagement • Währung • Kostendynamik • Finanzierung • Haltbarkeit • Temperatur Feuchte • Transport • Termin • Schnittstellen Risiken Beschaffung • Rohstoff-Qualität per se • Regulatorische Dynamik • Versteckte Mängel • Kommunikation • IT • Dokumentation • GMP • Mitbewerber Fallbeispiele 1. Vertragstreue 2. Rohstoffqualität 3. Transport und Logistik 4. Transport und Logistik 5. GMP Fallbeispiele 1. Vertragstreue • Auftrag mit Hersteller in China schriftlich vereinbart Kurz vor Verschiffung: • Verzögerung - neuer Preis • € statt $ ! • kleinere Menge als vereinbart • weitere Verspätung • keine Angaben zur weiteren Verfügbarkeit • Lagervorrat geht zur Neige • Warenzuteilung an Kunden heikel Erkenntnis: Vereinbarungen mit CN sind von zweifelhaftem Wert – ein herzhafter Handschlag ist meist verbindlicher Fallbeispiele 2. Rohstoffqualität • Kunde findet Metallpartikel bei Freigabekontrolle des Fertigproduktes; dann auch in verbliebenem Bulk-Rohstoff • Kunde findet Metallpartikel bei Freigabekontrolle des Fertigproduktes; dann auch in verbliebenem Bulk-Rohstoff • Hersteller in Indien streitet Kontamination ab • Kunde stellt Schadenersatzforderung an Distributor • Distributor lenkt ein und hält Kunde +/- schadlos • Warenrücklieferung nach Indien • Hersteller findet in Gegenwart des Distributors Metall • Hersteller will Ursache nicht bei sich sehen • Distributor kämpft mit Hersteller um Kompensation •… •Fazit: Qualität ist, wenn die Kunden zurückkommen - und nicht die Ware. Fallbeispiele 3. Transport und Logistik • Luftfracht einer ‚kontrollierten Substanz‘ (Trommel) vom Lager Hamburg per Luftfracht nach Zürich • Zoll stoppt Weitertransport an der Grenze in die Schweiz, weil Flüge innerhalb von DE oft durch LKW-Transporte während der Nacht ersetzt werden • Verzollung nach behördlicher Anpassung der Bewilligung Fazit: Gewisse Nervosität und unnötiger Zusatzaufwand, verzögerte Versorgung des Kunden Potentielle Problematik: Zoll kann nach Gutdünken Muster ziehen! Fallbeispiele 4. Transport und Logistik • Luftfracht einer ‚kontrollierten Substanz‘ von Europa nach Südamerika • da keine direkte Flugverbindung existiert, leitet der Spediteur die Ware über Miami, USA. • Ware wird in Miami konfisziert, da keine Transitbewilligung vorliegt • Erörterung der Situation mit Swissmedic • Gesuch an U.S. DEA (Drug Enforcement Administration) Erwartung: - Ware wird nicht herausgegeben und muss abgeschrieben werden - Vernichtungskosten - Strafe ? Fallbeispiele 5. GMP • Wirkstoff aus China, seit 9 Jahren Qualität i.O. • Staatsbetrieb • CEP seit 2004 (Certificate of Suitability to the Monograph of the European Pharmacopeia) • diverse Inspektionen durch Kunden selbst und durch anerkannte unabhängige Auditing-Dienstleister • Audit durch EDQM: Mängel im Q-Management • CEP wird suspendiert und weitere CEP-Anträge ‚on hold‘ • grosse Unsicherheit bei Versorgung des Marktes • keine Alternativquellen • Kunden stellen teilweise Produktion des Medikamentes ein • Behörden in EC-Ländern gehen unterschiedlich vor • schwierige Risikoabschätzung • what‘s next ? Beobachtung Von derzeit 2250 gültigen CEPs des EDQM sind: - 155 für monographierte Rohstoffe aus China - 420 für solche aus Indien Darunter sind viele ‚grossvolumige‘ Produkte, deren Produktion im ‚Westen‘ eingestellt wurde. Versorgungsengpässe durch: - Kosten für Energie und Grundrohstoffe Diktatur und scheinbare Willkür nicht nachvollziehbares, befremdendes Verhalten Naturkatastrophen limitierte Transportkapazität Olympiade • „Regret that chemical samples can not be sent by courier since now. Maybe the situation will be changed only after Olympic Games.“ • „Factory will restart production in Nov./Dec.“ - Monopolisierung - Verfügbarkeit von Zwischenprodukten Prognose Grosse Abhängigkeit von Rohstoffquellen in Billigländern führt vermehrt zu: • • • • • • • Berichten über Enttäuschungen Inspektionen durch westliche Gesundheitsbehörden konsequentem Durchgreifen Suspendierungen von CEPs ( CEP ≠ GMP !!! ) Versorgungsunterbrüchen, Gewinnausfällen Bindung von Management-Kapazität (trouble shooting) Absicherung durch Second Sourcing • Kostenanstieg in der Beschaffung • Margendruck bis hin zur Aufgabe / Konsolidierung • Rückverschiebung der Produktion in ‚nahe‘ Länder Abhängigkeit führt aber nicht unbedingt zu: - echter Risikoverminderung für und besserer Versorgung von Patienten mit Generika u/o Originals Haltbarkeit • • • • • Dokumentierte Stabilitätsdaten Lagerhaltung vs Restlaufzeit Retest Date vs Expiry Date QK, Kosten, Verantwortung Lagerkosten, Abschreibungen Zusammenfassung SCM birgt viele Risiken Supply Chain Risk Management Was im Einzelfall beherrschbar ist, wird in der Multiplikation zum dynamischen Balanceakt. Zusammenfassung • Die Beschaffung von Pharma-Rohstoffen bleibt vielschichtig und wird tendenziell komplexer. • Was nicht proaktiv geklärt wird, droht in Trouble Shooting zu enden. Oder etwas diplomatischer: „The globalization of supply chains is creating new political, logistical, and scientific challenges for the industry.“ _____________ Robert Kriftner / 9.9.2008