Theoretische Physik (fur Physiker) Quantenmechanik WS 1996/97 H.A. Kastrup Kapitel 1 Literatur 1.0 Warnung: Es gibt zahllose Bucher uber Quantenmechanik, aber nicht alle sind gut !! (Selbst, wenn sie preiswert sind!) 1.1 Als Vorbereitung und Vorstufe 1. Quantum Physics, Berkeley Physics Course Bd. 4, McGraw - Hill Book Comp., New York etc. 1971 Deutsche U bersetzung: Quantenphysik, 2. Au., F. Vieweg & Sohn, Braunschweig 1985. 2. E.W. Schpolski, Atomphysik I (u. II), 18. (u. 13.) Au. VEB. Deutscher Verlag der Wissenschaften, 1988 (u. 1985). 1.2 Zur Vorlesung: 1. F. Schwabl, Quantenmechanik, 4. verb. Au., Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg etc. 1993. Dieses Lehrbuch wird in erster Linie empfohlen! 2. St. Gasiorowicz, Quantum Physics, (Paperback!) Wiley and Sons, New York etc. . Deutsche U bersetzung: Quantenphysik, 4. Au. Oldenbourg, Munchen 1987. 3. L.I. Schi, Quantum Mechanics, 3. ed. (International Student Edition) McGraw - Hill, Kogakusha, LTD., Tokyo etc. 1968. 4. L.D. Landau u. E.M. Lifshitz, Theor. Phys. III, Quantum Mechanics , Pergamon Press, Oxford 1965. Deutsche U bersetzung: Quantenmechanik, 8. Au. Berlin 1988. 1 KAPITEL 1. LITERATUR 2 5. The Feynman Lectures on Physics, Bd. III, Addison - Wesley, Reading (Mass.) 1965. 6. R. Jost, Quantenmechanik I u. II, Verlag der Fachvereine an der ETH Zurich, Zurich 1969 u. 1973. 1.3 Mathematik zur Quantenmechanik: 1. J. von Neumann, Mathematische Grundlagen der Quantenmechanik Springer-Verlag, Berlin etc. 1931, Nachdruck 1968. 2. G. Hellwig, Dierentialoperatoren der Mathematischen Physik, Springer-Verlag, Berlin etc. 1964. 3. Th.F. Jordan, Linear Operators for Quantum Mechanics, J. Wiley & Sons, New York 1969. 4. G. Ludwig, Foundations of Quantum Mechanics I u. II, Springer-Verlag, New York etc. 1983 u. 85. 1.4 Zur Geschichte und Interpretation der Quantenmechanik 1. M. Jammer, The Philosophy of Quantum Mechanics, J. Wiley & Sons , New York 1974. 2. B. d'Espagnat, Conceptual Foundations of Quantum Mechanics, 2nd ed. Benjamin Inc., Reading (Mass.) 1976. 3. K. Baumann u. R.U. Sexl, Die Deutungen der Quantentheorie, Vieweg, Braunschweig 1984. 4. J.A. Wheeler and W.H. Zurek (eds.), Quantum Therory and Measurement, Princeton University Press, Princeton (New Jersey), 1983. Bemerkungen Die Vorlesung wird im Aufbau ahnlich wie die Bucher von Schwabl, Schi und Gasiorowicz sein. Feynman ist sehr orginell und interessant, aber unnachahmlich! Die Vorlesungsausarbeitung von Jost ist mathematisch sehr anspruchsvoll. Die Vorlesung folgt nicht der geschichtlichen Entwicklung (hierzu: Jammer). Weitere Literatur wird im Laufe der Vorlesung angegeben. Wichtige Parallel - Vorlesung: "Atome, Molekule, Kerne." Kapitel 2 Schwierigkeiten mit der klassischen Mechanik und der Elektrodynamik in der Physik der Atome Ende des vorigen und Anfang dieses Jahrhunderts gab es bei den Versuchen, atomare Phanomene mittels der klassischen Mechanik und der Maxwellschen Elektrodynamik zu verstehen, prinzipielle Schwierigkeiten. Einige markante, die dann zur Quantenmechanik fuhrten, werden in den folgenden Abschnitten behandelt. 2.1 Hohlraumstrahlung Hier sei nur ein zusammenfassender Bericht gegeben, Details werden in der Quantenstatistik abgeleitet. Die Wande eines Hohlraums seien auf die (absolute) Temperatur T gebracht. Die Atome und Molekule der Wande strahlen elektromagnetische Wellen in den Hohlraum ab. Die Wellen treen ihrerseits wieder auf die Wande, werden absorbiert oder reektiert etc. Dabei stellt sich bald ein von T abhangiges (thermodynamisches) Gleichgewicht ein! Die Strahlung im Innern setzt sich aus elektromagnetischen Schwingungen verschiedener Frequenzen ! zusammen: 1. Elektrische Feldstarke: ! ~E! (~x; t) = <e ~"(!)ei(!t ? ~k ~x) ; ~k : Wellenvektor (zeigt in Ausbreitungsrichtung) : ~ k~kk +(k12 + k22 + k32)1=2 = 2 = !(ck) ; 3 HOHLRAUMSTRAHLUNG 4 : Wellenlange ; c : Lichtgeschwindigkeit im Vakuum, Transversalitat : ~k(!) ~" = 0: 2. Magnetische Feldstarke: 0 1 ~ B~ ! (~x; t) = @ !k A E~ ! : Die zur Frequenz ! gehorige Energiedichte ist: w! (~x; t) = 20 E~ !2 + 21 B~ !2 : 0 Das "Gleichgewicht" beinhaltet eine Mittelung uber die Zeit t: 1 Z w (~x; t)dt : u! (~x) := lim !1 0 ! Frage: Welche Eigenschaften hat u! ? Speziell, wie hangt u! von der Temperatur T ab? Kirchho: aus thermodynamischen Grunden kann u! nicht von ~x abhangen, ferner auch nicht vom Material der Wande, d.h. u! ist eine universelle Funktion, die auer von ! nur von T abhangt. Wien: ebenfalls aus thermodynamischen Grunden kann u! (T ) nur die Form u! (T ) = !3f (!=T ) ; haben1 , wobei f eine zunachst noch unbekannte Funktion ist . Problem: Wie sieht f aus ? E~ ! bzw. (B~ ! ) genugt der Wellengleichung: 1 @ 2E~ = E~ = ?~k2E~ ; @ 2E~ = ?!2E~ : ! ! t ! ! c2 t ! Analog wie bei einem akustischen Hohlraumresonator oder bei einer schwingenden Saite bilden die elektromagnetischen Wellen stehende Wellen im Hohlraum. Dabei mussen E~ tang und B~ norm an der Wand verschwinden. Zur Herleitung s. z.B. M. Planck, Vorlesungen uber die Theorie der Warmestrahlung, 5. Au., J.A. Barth, Leipzig 1923, 71-90; Jost I, Kapitel I ; M. Born, Atomic Physics, 4th ed. Anhang XXVII, Blackie and Sons, London and Glasgow 1946, bzw. 5th ed. (1951), Anhang XXXIII. 1 KAPITEL 2. SCHWIERIGKEITEN IN DER PHYSIK DER ATOME 5 Die Anzahl N = n(!)! dieser Wellen im Intervall ! kann man abzahlen. Man erhalt: 2 n(!) = !2c3 (pro Volumen!) : Wegen @t2E~ ! + !2E~ ! = 0 genugt jede einzelne Welle bei festem ! einer "Oszillator"{Gleichung. Ist E (!; T ) die mittlere Energie einer solchen Welle, so hat man 2 u! (T ) = n(!)E (!; T ) = !2c3 E (!; T ) : Frage: Wie sieht E (!; T ) aus? Antwort der klassischen Statistischen Mechanik: die mittlere Energie eines (har- monischen) Oszillators ist kB T (kB : Boltzmannsche Konstante). Demnach ist (Rayleigh, Jeans): 2 u! (T ) = !2c3 kB T : Der Vergleich mit dem Experiment zeigt, da die Formel nur fur kleine ! brauchbar ist. Theoretisch kann diese Formel auch nicht richtig sein, da die Gesamtenergie Z1 u(T ) = u! (T )d! 0 divergiert! Durch Vergleich mit dem Experiment und mittels thermodynamischer U berlegungen fand Planck zunachst empirisch die Formel E (!; T ) = h !=kh !T ; h = const. B ?1 e Die theoretische Begrundung stammt ebenfalls von Planck: Nach der statistischen Mechanik ist die Wahrscheinlichkeit p(En ) dafur, da sich ein System mit den moglichen Energiewerten E0; E1; ; En; bei gegebener Temperatur T in einem Zustand mit der Energie En bendet: ?En=kB T p(En ) = P1e ?E =k T : i=0 e i B Fur die mittlere Energie E (T ) erhalt man deshalb: E (T ) = 1 X n=0 En p(En ): HOHLRAUMSTRAHLUNG 6 Setzt man nun ^ n = 0; 1; ; E^ > 0 fest ; En = nE; ?nx = (1 ? e?x )?1 (geom. Reihe) so erhalt man wegen P1 n=0 e ^ E (T ) = ^ E eE=kB T ? 1 und somit den richtigen Ausdruck fur E (T ) , falls E^ = h !. Man bekommt also den experimentell richtigen Ausdruck fur die "spektrale" Energieverteilung u! (T ) der Hohlraumstrahlung, falls man annimmt, da die Energie der elektromagnetischen Wellen bei vorgegebener Frequenz nur ein ganzzahliges Vielfaches eines "Elementarquantums" h ! sein kann. Diese Annahme ist von der klassischen Physik (Mechanik, Elektrodynamik) nicht zu rechtfertigen. (Planck selbst hat das jahrelang versucht!) Zahlenwerte: h = 1:054572 : : : 10?34 J s = 6:582 : : : 10?22MeV s = 1:055 : : : 10?27erg s: Die Konstante h hat die Dimension einer Wirkung. Das "Plancksche Wirkungsquantum" ist deniert als h = 2h . (h ist bequemer fur die Quantenmechanik.) Bei einer Wellenlange von 6000 A(ngstrom), 1 A = 10?10 m, (entspricht Licht im sichtbaren Bereich), hat man h ! 3:3 10?12 erg , d.h. eine Lichtquelle von 100 Watt emittiert 100 107 3 1020 "Lichtquanten"/sek: 3:3 10?12 R Fur die Gesamtenergie u = 01 u! d! erhalt man Z 1 !3d! u = 2hc3 0 h !=k : BT ? 1 e Z 1 x3dx 4 h ! Mit x = k T und ex ? 1 = 15 bekommt man das Stefan - Boltzmannsche 0 Gesetz : B 2 4 u(T ) = k3 B3 T 4: 15c h Mehr dazu in der Quantenstatistik! 2.2. PHOTOELEKTRISCHER EFFEKT 7 2.2 Photoelektrischer Eekt Lat man Licht auf eine Metallplatte(-elektrode) fallen, so werden Elektronen herausgelost, deren Energie man durch Abbremsen in einem elektrischen Feld ("Gegenfeld"{Methode) messen und deren Anzahl man durch Strommessung bestimmen kann. ??? ??? Licht ??? ??? ??? ?????? ? ? ? A Elektronen ?V0 0 - Dabei stellt sich folgendes heraus: 1. Die Energie der Elektronen ist unabhangig von der Intensitat des Lichtes, aber eine lineare Funktion seiner Frequenz !. 2. Elektronen werde nur emittiert, falls die Frequenz des Lichtes oberhalb einer bestimmten Schwelle liegt. Die Grenzfrequenz hangt von der Art des Metalles ab. A , d.h. die Anzahl der Elektronen, 3. Die Groe des Photostromes durch ist proportional zur Intensitat des Lichtes. Dieser Eekt ist ihm Rahmen der klassischen Elektrodynamik nicht zu verstehen: Die Energie sollte proportional zur Intensitat ( 20 E~ !2 + 21 0 B~ !2 ) des Lichtes sein. Erklarung durch Einstein: Das Licht besteht aus Teilchen (Quanten) mit der Energie h !, falls das Licht die ("Kreis-") Frequenz ! hat. Trit ein solches Lichtquant auf die Metalloberache, so kann es durch Zusammensto mit einem Elektron seine Energie auf dieses ubertragen. Ist A die "Austrittsarbeit" des Elektrons fur das betreende Metall, so hat man die Energiebilanz: 1 m ~v 2 + A = h ! : 2 ee me: Masse des Elektrons ; ~ve: Geschwindigkeit des Elektrons. COMPTON - EFFEKT 8 A hat die Groenordnung eV (1 eV = 1:602177 : : : 10?19 J). Die Intensitat des Lichtes ist proportional der Anzahl der Lichtquanten= "Photonen", d.h. je mehr Photonen auf das Metall fallen, desto mehr Elektronen werden herausgelost. 2.3 Compton - Eekt Dieser Eekt ist ein unmittelbarer Ausdruck der Teilchennatur des Lichtes: Lat man Rontgenstrahlen senkrecht auf eine dunne Metallfolie fallen, so werden nach der klassischen Elektrodynamik die Elektronen in der Folie zu Schwingungen angeregt, deren Frequenz die gleiche ist wie die des Rontgenlichtes. Die Elektronen sollten dann als schwinFolie gende Dipole Rontgenlicht gleicher Frequenz wieder abstrahlen, und zwar 0<! ! unabhangig von der Richtung (s. ? Rontgenlicht- ?? ! Skizze). Tatsachlich beobachtet man ! (Compton ) folgendes: Die Frequenz des Lichtes hinter der Folie nimmt mit wachsendem ab! Erklarung: Man betrachte den Proze als elastischen Sto zwischen Photonen und Elektronen, die sich vor dem Sto in Ruhe benden! Allgemein gilt zunachst: ist E (~p) die kinetische Energie eines Teilchens, so ist seine Geschwindigkeit durch ! @ @ @ ~v := gradp E (~p) = @p E; @p E; @p E 1 2 3 deniert. Beispiele: "Nichtrelativistisch": relativistisch: E ~v E (~p) ~v = = = = p~ 2 ; 2m gradp E = m~p : 1 +c(~p 2 + m2c2) 2 : 2 gradp E (~p) = ~pEc = 2 ~pc 2 2 12 : (~p + m c ) Fur Licht ist k~vk = c, d.h. es mu mPhoton = 0 sein; die Ruhemasse des Photons verschwindet! Aus E = k~pk c und E = h ! folgt dann k~pk = h !=c, und da der Ausbreitungsvektor ~k die gleiche Richtung wie ~p hat, so ergibt sich ~pPhoton p~ = h~k; k~kk = 2= : 2.4. DAS BOHRSCHE ATOMMODELL 9 Ist ~p der Impuls des Photons (" "-Quants) vor dem Sto mit dem Elektron, ~p 0 sein Impuls nach dem Sto und ~pe 0 der Impuls des Elektrons nach dem Sto, so lauten Energie{ und Impulssatz: h ! + mec2 = h !0 + (m2e c4 + (~pe 0)2c2) 12 ; ~p = p~ 0 + p~e 0 ; me : Ruhemasse des Elektrons. Aus der ersten Gleichung folgt: m2e c4 + (~pe 0)2c2 = (h! ? h !0 + mec2)2 = (h! ? h !0)2 + 2me c2(h! ? h !0) + m2e c4; andererseits ergibt der Impulssatz: (~pe 0)2 = (~p ? ~p 0)2 = (h~k ? h~k0)2 2 2 2 02 0 = h !2 + h !2 ? 2 h ! h ! cos : c c c c Einsetzen ergibt: h !!0(1 ? cos ) = mec2(! ? !0); oder, mit = 2c=!, 2h (1 ? cos ) ; 0 ? = m ec d.h. die Wellenlange des abgelenkten Lichtes ist umso groer, je groer der Streuwinkel wird. Das Licht hat also ganz eindeutig Teilcheneigenschaften (Impuls, Energie, etc.). Man kann das "Rucksto"{Elektron in Koinzidenz mit dem Photon messen (Geiger, Bothe). Die Groe c (e) = h =me c = 3:861593 : : : 10?13 m bezeichnet man als Compton{Wellenlange des Elektrons. 2.4 Das Bohrsche Atommodell Streuversuche mit - Teilchen und Atomen (Geiger, Marsden u.a.) hatten folgendes Atommodell (Rutherford) nahegelegt: Die Atome bestehen aus einem nahezu punktformigen positiven Kern (Radien 10?15 m), um den die Elektronen in relativ weitem Abstand (Radius ca. 10?10 m) "kreisen". Dieses Modell konnte die Streuexperimente gut erklaren (Rutherfordsche Streuformel), fuhrte aber zu prinzipiellen Schwierigkeiten bei den Spektren: Beschleunigte 10 DAS BOHRSCHE ATOMMODELL Ladungen strahlen nach der Elektrodynamik elektromagnetische Strahlung ab, deren Intensitat proportional zum Quadrat der Beschleunigung ist. Die "kreisenden" Elektronen muten also standig strahlen und in ca. 10?10 sek in den Kern "fallen"; d.h. die Atome waren demnach instabil. Einen vorlaugen Ausweg aus dieser Schwierigkeit fand Bohr fur wasserstof- fartige Atome mit den beiden folgenden Postulaten: 1. Die Beziehung E = n h ! fur die Energien des atomaren harmonischen Oszillators lat sich im Rahmen von Winkel- und Wirkungsvariablen (s. Mechanik-Skriptum vom WS 94/95) folgendermaen interpretieren: Mittels der Wirkungvariablen I q I = p(x; E )dx; p(x; E ) = m(2E ? b x2); des harmonischen Oszillators kann man die Energie auch in der Form E = ! 2I schreiben, d.h. quantentheoretisch gilt I = n h : 2 Nun ist bei einem rotationssymmetrischen Potential die zum ebenen Polarwinkel gehorige Wirkungsvariable die Groe 2 `, wobei ` der Drehimpuls. Dies legt die folgende Annahme nahe: Der Drehimpuls ` der Elektronen auf ihren Bahnen um den Kern ist ein ganzzahliges Vielfaches von h : ` = nh ; n = 0; 1; 2; : : : : Speziell fur ein Elektron auf einer Kreisbahn vom Radius r bedeutet dies: ` = me v r = n h : Ist Ze die Ladung des Kerns, so wirkt auf das Elektron die Coulomb - Kraft vom Betrage Ze2=(4"0 r2) . Mechanische Stabilitat herrscht, falls diese Kraft gleich der Zentrifugalkraft ist: Ze2 = l2 = n2h 2 : 4"0 r2 mer3 mer3 Es folgt: 2 2h 2 Ze 4 " n 0 rn = Ze2m ; vn = 4" nh ; e 0 2 Ze2 : mv und fur die Energie E = 2 ? 4" 0r 2 2 ) ; = e : En = ? 21 mec2 (Z n2 4"0 h c 2.5. MATERIEWELLEN 11 Die vom Masystem unabhangige dimensionslose Sommerfeldsche Feinstrukturkonstante hat den Zahlenwert 1=(137:035 : : : ). 2. Auf den Bahnen rn strahlt das Elektron keine Energie ab. Strahlung ndet dagegen statt, falls das Elektron von einem Niveau En2 zu einem Niveau En1 < En2 "springt", und zwar wird dabei Licht mit der Frequenz ! = (En2 ? En1 )=h abgestrahlt. Diese Annahme ergibt unmittelbar die Balmersche Formel fur die Spektrallinien des Wassersto - Atoms: ! 1 1 1 1 2 2 2 ! = h 2 mec Z n2 ? n2 : 1 2 Die Postulate 1 und 2 sind nicht aus der Mechanik und Elektrodynamik begrundbar! Erst die Existenz des Wirkungsquantums h macht die Stabilitat der Atome moglich! Man hat 2 1 4 " h 0 a0 := r1(Z = 1) = e2m = c (e) = 0:529177 : : : A : Bohrscher Radius. e Das Bohrsche Modell gerat in Schwierigkeiten bei Mehrelektronen{Problemen und bei nichtperiodischen Bewegungen. Eine Bestatigung der Existenz von "diskreten" Energie{Niveaus der Atome erhalt man u.a. auch von den Elektronen{Streuversuchen von Franck und Hertz. 2.5 Materiewellen Beim Licht hat man die fundamentale Beziehung E = h !; ~p = h~k zwischen Welleneigenschaften (!; ~k) auf der einen und den Teilcheneigenschaften (E; ~p) auf der anderen Seite. Hypothese (de Broglie): Umgekehrt sollte man dann auch allen Teilchen Welleneigenschaften zuschreiben konnen, wobei ! = h1 E; ~k = h1 ~p ; 2 E = 2~pm oder E = c(~p 2 + m2c2) 21 : Beispiel: Elektronen. Wird ein Elektron aus der Ruhe auf die Geschwindigkeit ~v = ~p=m gebracht, indem man es eine Potentialdierenz U durchlaufen lat, so hat man nach dem Energiesatz: p~ 2 = eU ; und mit ~p = h~k; k~kk = 2 ; 2me MATERIEWELLEN 12 1 2 2 h 2 = eU ; bzw. 2me 2h (2meeU ) 21 150 21 U A, U in Volt : e = Die "de Broglie"{Wellenlange e der Elektronen ist also eine Funktion der durchlaufenen Spannung U . Bei U = 102; 103 Volt, liegt e in der Groenordnung von Rontgenstrahlen. Experimente mit Elektronenstrahlen (analog zu den Rontgenspektrometern mit Hilfe von Kristallen als Beugungsgittern) haben ergeben, da man Elektronen (und ebenso anderen atomaren Teilchen) Welleneigenschaften zuschreiben mu: man hat z.B. Interferenzen, Beugungserscheinungen etc. beobachtet.2 Da (1=m)1=2, so spielt der Wellenaspekt bei makroskopischen Massen keine Rolle. 2 Ausfuhrliche Beispiele: s. Vorlesung "Atome, Molekule, Kerne." Kapitel 3 Die Schrodinger - Gleichung Die in Kapitel 2 erwahnten Phanomene (und viele weitere!) zeigen, da "Wellen Teilcheneigenschaften haben und umgekehrt". Dabei sind fur freie Teilchen bzw. Wellen die Groen Energie E (~p) und Impuls ~p auf der Teilchenseite mit den Groen Kreisfrequenz !(~k) und Wellenvektor ~k auf der Wellenseite durch die fundamentalen Beziehungen E = h !; p~ = h~k verknupft. Ausgehend von Wellenvorgangen, kann man mit ihrer Hilfe zur Schrodinger{Gleichung kommen: 3.1 Gruppengeschwindigkeit von Wellenpaketen Wellen werden (wie in der Optik!?) in der Quantenmechanik mittels komplexer Zahlen beschrieben. Ebene Wellen: ~ ~ k (~x; t) = A(~k)e?i(! (k)t ? k ~x) ; A(~k) : Amplitude ; !t ? ~k ~x : Phase : Falls jAj = + [(<eA)2 + (=mA)2] 21 6= 0, so ist die Welle uberall im Raum vorhanden. Raumlich begrenzte Wellenzuge, sog. Wellenpakete, bekommt man durch U berlagerung von ebenen Wellen mit verschiedenen ~k und !(~k). Einfaches Beispiel: Es seien k1 (~x; t) und k2 (~x; t) zwei ebene Wellen mit nur wenig verschiedenen Wellenvektoren ~ki. Wir nehmen an, da ~ki = (ki ; 0; 0), die Ausbreitung also in x1{Richtung stattnde, und setzen x1 = x. Die U berlagerung (Superposition) der beiden Wellen ergibt: ?i(!1t ? k1x) + A2 e?i(!2t ? k2x) k (~x; t) = A1 e Es sei A1 = A2 = A. Ferner setzen wir: !1 = ! + ! ; !2 = ! ? ! ; k1 = k + k ; k2 = k ? k ; 13 KAPITEL 3. DIE SCHRODINGER - GLEICHUNG 14 und bekommen: ! + ! ) t ? ( k + k ) x ] ? i [( ! ? ! ) t ? ( k ? k ) x ] ? i [( +e k (~x; t) = A e ? i ( t ! ? x k ) + i ( t ! ? x k ) e?i(!t ? kx) = A e +e = 2A cos(t! ? xk) e?i(!t ? kx) : Interpretation: durch Superposition der ebenen Wellen k1 ; k2 ensteht ein Wel- lenzug, mit der mittleren Frequenz !, dem Wellenvektor ~k und der "modulierten" Amplitude A~ = 2A cos(t! ? xk). Die neue Amplitude A~ ist eine Funktion von ~x und t. Sie ist maximal fur t! ? xk = n; n = 0; 1; und verschwindet fur t! ? xk = (2n + 1) 2 ; n = 0; 1 . Die "Bewegung" des durch t! ? xk = 0 gegebenen Maximums von A~ ist durch !t x~(t) = k charakterisiert. Im Limes k ! 0 wird daraus x~(t) = @! @k t ; oder, im 3 - dimensionalen Fall, ~x~ = (gradk !(~k)) t ; d.h. ein Maximum der superponierten Welle wandert mit der Geschwindigkeit ~vg := gradk !(~k ) durch den Raum. Man bezeichnet diese Geschwindigkeit als Gruppengeschwin- digkeit des Wellenzuges (Wellenpaketes). Wegen E = h !; ~p = h~k kann man auch ~vg = gradp E (~p) = ~v schreiben. D. h. die Gruppengeschwindigkeit eines Wellenpaketes ist gleich der "mechanischen" Geschwindigkeit der zugeordneten Teilchen! Dies ist ein weiterer wichtiger Zusammenhang zwischen Wellen- und Teilcheneigenschaften. Bemerkung: die Ausbreitung der Wellenphase !t ? kx ist durch !t ? kx = const. charakterisiert; die "Phasengeschwindigkeit" ist also durch !=k gegeben. Sie ist von geringer physikalischer Bedeutung! Verallgemeinerung: Im allgemeinen enthalt ein Wellenzug (Wellenpaket) unendlich viele Frequenzen: Z +1 Z +1 Z +1 d3k g(~k)e?i(!(~k)t ? ~k ~x) : (~x; t) = ?1 ?1 ?1 3.1. GRUPPENGESCHWINDIGKEIT VON WELLENPAKETEN 15 Die (komplexwertige) Funktion g(~k) gibt an, mit welchem Gewicht die einzelnen ebenen Wellen k(~x; t) an dem Wellenpaket "beteiligt" sind. Beispiel: Gausches Wellenpaket fur den eindimensionalen Fall: 2 g(k) = e?(k ? ko) ; > 0 : Die Funktion g(k) beschreibt eine Gausche Verteilung, die bei k = k0 konzentriert ist. Die Breite der Verteilung ist durch den Parameter charakterisiert. Das Wellenpaket lautet: Z +1 2 dk e?(k ? k0) e?i(!(k)t ? kx) : (x; t) = ?1 Spezialfalle fur !(k) sind : ! = h1 21m (hk)2 = 2hm k2 ; mc 2! 21 1 1 2 2 2 2 : ! = h c ((hk) + m c ) 2 = c k + h Die Entwicklung von !(k) um k = k0 ergibt: 2 ! 1 d d! !(k) = !(k0) + dk (k ? k0) + 2 dk2 (k ? k0)2 + : k=k0 k=k0 Da die Verteilung um k = k0 konzentriert ist, brechen wir die Entwicklung nach dem zweiten Glied ab (fur ! = 2hm k2 ist die Formel exakt!). d! dk k=k0 = vg : Gruppengeschwindigkeit ! 1 d2! h h 2 2 dk2 k=k0 = = const: = 2m fur ! = 2m k : Damit ergibt sich fur : Z +1 2 dk e?(k ? k0) (x; t) = ?1 2 e?i [!(k0)t + vg (k ? k0)t + (k ? k0) t ? kx] ; Mittels Variablen{Substitution : k~ = k ? k0 folgt: Z +1 2 2 ? i ( ! ( k ) t ? k x ) 0 0 (x; t) = e dk~ e?k~ ? itk~ eik~(x ? vgt) : ?1 Nun ist (s. U bungen!). Z +1 ?1 1 2 2 ?iuy s ? 4 u ? y : dy e e = e KAPITEL 3. DIE SCHRODINGER - GLEICHUNG 16 Diese Formel gilt auch fur komplexe ; <e > 0, so da wir insgesamt zu folgendem Resultat gelangen: (x; t) = +it ! 21 ? 1 (x ? vg t)2 e 4( + it) e?i(!(k0)t ? k0x) : Interpretation: das Wellenpaket (x; t) ist eine Welle mit der Phase !(k0)t ? k0x und der ortsabhangigen Amplitude AG(x; t) = d.h. jAG(x; t)j2 = AGAG = + it ! 12 ? 1 (x ? vg t)2 e 4( + it) ; ! 12 ? (x ? vg t)2 2(2 + 2t2) : e 2 2 2 + t 2 Die "Intensitat" j (x; t)j2 = jAGj2 ist also wieder eine Gausche Verteilung: 1. Bei festem t ist j (x; t)j2 maximal, falls x = vgt, d.h. dort, wo sich nach der klassischen Mechanik (x(t) = vt) das Teilchen benden sollte. Das Maximum wandert mit der Geschwindigkeit vg. 2. Fur t = 0 ist x2 ? j (x; 0)j2 = e 2 ; andererseits gilt " #2 k ? k 0 ? 2 jg(k)j2 = e?2(k ? k0) = e (2)?1=2 : p Wir denieren k := 1= 2 als die "Breite" des Gauschen Wellenpaketes im k{Raum (istpk ? k0 = k , so ist jg(k)j2 auf den e - ten Teil abgefallen) und x(0) = 2 als Breite des Wellenpaketes im Ortsraum zur Zeit t=0. Zwischen x(0) und k gilt die Beziehung (k)(x(0)) = 1 : Je schmaler also ein Wellenpaket im k - Raum ist (d.h. je schmaler die Spektrallinie ist), um so breiter ist das Wellenpaket im Ortsraum und umgekehrt. Und da p = h k, so folgt daraus (p)(x(0)) = h : 3.1. GRUPPENGESCHWINDIGKEIT VON WELLENPAKETEN 17 Je genauer man also den Impuls eines Teilchens kennt ("Unscharfe p), desto weniger genau kann man seinen Ort x angeben ("Unscharfe x). Das Produkt der Unscharfen ist durch h gegeben (Heisenbergsche Unscharferelation). Mehr hierzu spater! 22 p p Fur t = 6 0 bekommt man statt 2 die zeitabhangige Breite 2(1 + 2t )1=2 > p 2, d.h. das Wellenpaket "zeriet" im Laufe der Zeit! Diese Aussage gilt wie wir sehen werden - fur beliebige Wellenpakete. Sie bedeutet, da die Wellenfunktion nicht die Materieverteilung eines Teilchens beschreiben kann, denn erfahrungsgema zerieen Elektronen, Protonen und Atome nicht. (Nach Born ist j (x; t)j2 vielmehr als Wahrscheinlichkeitsdichte zu interpretieren, s. weiter unten.) Literatur zur Fourier{Transformation: 1. M.J. Lighthill, Einfuhrung in die Theorie der Fourier-Analysis; BI- Hochschultaschenbuch 139, Mannheim 1966. (Sehr elementar!) 2. F. Constantinescu, Distributionen und ihre Anwendung in der Physik, Teubner, Stuttgart 1974. (Kap. 10: Fourier-Transformation) 3. M. Reed and B. Simon, Fourier-Analysis, Selfadjointness (Methods of Modern Mathematical Physics, vol. II) Academic Press, New York etc. 1975. (Gute Darstellung im Rahmen des modernen mehrbandigen Werkes zur Mathematischen Physik!) 4. E. Hewitt and K. Stromberg, Real and Abstract Analysis xx16 u. 21, Springer-Verlag, Berlin etc. 1969. (Mathematisch anspruchsvoll!) KAPITEL 3. DIE SCHRODINGER - GLEICHUNG 18 3.2 Die Schrodinger - Gleichung Mit E = h ! und ~p = h~k wird aus der ebenen Welle k(~x; t) = Ae?i(!t ? ~k ~x) ? hi (Et ? p~ ~x) : p (~x; t) = Ae Fur ein nichtrelativistisches Teilchen hat man E = 21m ~p 2. Da @t p(~x; t) = ? hi E p(~x; t) und @ (~x; t) @ (~x; t) = i p (~x; t) ; j p @xj p h j p p(~x; t) (@12 + @22 + @32) p(~x; t) = ? 12 p~ 2 p(~x; t) ; h = ? 2m2 E p(~x; t) ; h so genugt p(~x; t) der (partiellen) Dierentialgleichung 2 ih @t p(~x; t) = ? 2hm p(~x; t) : e Ganz analog gilt fur das Integral 1 ! 2 ~ p i Z +1 t ? ~p ~x 3 ? e(~p)e h 2m (~x; t) = (2h )? 32 dp ?1 die Gleichung 2 ih @t (~x; t) = ? 2hm (~x; t) : e Dies ist die Schrodinger{Gleichung fur ein freies Teilchen (nichtrelativistisch). Bei ihr handelt es sich um eine lineare partielle Dierentialgleichung in den Zeitund Ortskoordinaten. Die Linearitat tragt dem fur die Quantentheorie fundamentalen Superpositionsprinzip Rechnung: Beschreiben 1 und 2 zwei quantentheoretisch mogliche physikalische Zustande, so beschreibt auch die lineare Superpostion c1 1 + c2 2; ci : komplex, einen moglichen physikalischen Zustand. 1 Der Faktor (2h)?3=2 ist Konvention. 3.2. DIE SCHRODINGER - GLEICHUNG 19 Man erhalt die "freie" Schrodinger-Gleichung formal, indem man in der Beziehung E = 21m p~ 2 folgende Zuordnungen macht: E ! ih @t ; pj ! Pj := hi @j ; 1 p~ 2 ! 1 P~ 2 = ? h 2 H : 0 2m 2m 2me Die Differential{"Operatoren" ih @t und H0 sind auf die Wellenfunktion (~x; t) anzuwenden und aus E = 21m ~p 2 folgt dann die "freie" Schrodinger{Gleichung: 2 ih @t (~x; t) = H0 (~x; t) = ? 2hm (~x; t) : e Verallgemeinerung: Fur ein klassisches Teilchen, das sich in einem Potential V (~x) (unabhangig von t und ~p) bendet, hat man fur die Gesamtenergie E = 21m ~p 2 + V (~x). Die Verallgemeinerung des obigen "freien" Falles ist dann 2 E ! H := H0 + V (~x) = ? 2hm + V (~x) ; e und die zugehorige Schrodinger{Gleichung lautet: 2 ih @t (~x; t) = H (~x; t) = ? 2hm (~x; t) + V (~x) (~x; t) : e Man beachte, da auch die Schrodinger-Gleichung mit Potential eine lineare Dierentialgleichung ist, also auch hier das Superpositionsprinzip gilt. Umgekehrt folgt die Linearitat der Schrodinger-Gleichung fur ein Teilchen mit Wechselwirkung aus der Forderung nach Gultigkeit des Superpositionsprinzipes fur Wellenfunktionen! Man beachte, da das Superpositionsprinzip in der Mechanik i.allg. nicht gilt, da die (Hamiltonschen) Bewegungsgleichungen i.allg. nicht linear sind! Bemerkungen: 1. Die Schrodinger{Gleichung 2 ih @t (~x; t) = H0 (~x; t) ? 2hm (~x; t) e ist eine Folge der fundamentalen Relationen E = h ! und ~p = h~k sowie von E = 21m p~ 2 : KAPITEL 3. DIE SCHRODINGER - GLEICHUNG 20 Die Verallgemeinerung 2 ih @t (~x; t) = ? 2hm + V (~x) e ! (~x; t) fur ein Teilchen in einem klassischen aueren Potential V (~x) kann man sich so plausibel machen : 1-dim: V1 Teilchen der Energie E benden sich E f ur x < 0 in einem Potential V1 > 0 und fur x > 0 in V2 0; V1 > V2. Z.B. x < 0 : Elektronen in einem Leiter; x > 0 : im leeren Raum Energie 6 V2 - x=0 x In beiden Fallen sind den Teilchenstrahlen ebene Wellen zugeordnet: ? hi (Et ? pj x) ; j = 1; 2; j = Aj e 1 und pj = [2m(E ? Vj )] 2 ; da E = 21m p21 + V1 = 21m p22 + V2 : Fur x < 0 bzw. x > 0 hat man oenbar die Gleichungen, 2 d2 ih @t 1(x; t) = ? 2hm dx 2 1(x; t) + V1 1 (x; t) bzw. 2 d2 ih @t 2(x; t) = ? 2hm dx 2 2(x; t) + V2 2 (x; t) : Hat man nun n verschiedene Gebiete mit V = const.; = 1; : : : n; V1 6= V2 , so erhalt man fur jedes eine entsprechende Gleichung wie oben. Eine naheliegende (aber nicht zwingende!) Verallgemeinerung fur kontinuierliche V (x) ist dann: ! 2 d2 h ih @t (x; t) = ? 2m dx2 + V (~x) (x; t) (s. auch Berkeley - Kurs, Bd. 4, Kap.7). Die eigentliche Bestatigung der Schrodinger - Gleichung erhalt man durch Vergleich mit experimentellen Resultaten. Optische Interpretation des obigen Beispieles: 3.2. DIE SCHRODINGER - GLEICHUNG 21 Als "Brechungsindex" einfallender n12 := 1 = pp2 Strahl 2 1 2 ergibt sich "gebrochener" 1 Strahl E ? V2 21 n12 = E ? V > 1 : 1 Aus der Wellenoptik hat man das Brechungsgesetz sin 1 = n oder p sin = p sin ; 1 1 2 2 sin 2 12 d.h. die Tangentialkomponente des Teilchenimpulses ist an der x<0 x>0 Grenzache stetig (Impulssatz). 2. Operatoren sind nichts anderes als bestimmte Vorschriften, wie Elemente ei- ner vorgegebenen Menge bestimmte Elemente einer anderen Menge (die gleich der ursprunglichen sein kann) zugeordnet werden. Ein anderer Name fur derartige Vorschriften ist "Abbildung". Beispiele: (a) Es sei (e1; e2) eine feste Basis im R2. Man hat dann ! x 1 ~x = x1e1 + x2e2 $ x = x : 2 Jede Matrix ! a a 11 12 A = a21 a22 deniert eindeutig eine Abbildung R2 ! R2 durch die Vorschrift x ! xA = A x fur alle x 2 R2 : Hier ist A ein Matrix - Operator. (b) Es sei F := ff1(x); ; fn(x); x 2 Rg eine Menge von komplexwertigen Funktionen auf der reellen Achse, die bestimmte Eigenschaften haben. Z.B. seien die f (x) quadratintegrierbar: Z dxjf (x)j2 < 1: R Die Vorschrift f (x) ! x2f (x) deniert den "Multiplikations Operator" x2; Man beachte, da haug x2f (x) 62 F : so braucht z.B. x2f (x) nicht mehr quadratintegrabel zu sein! KAPITEL 3. DIE SCHRODINGER - GLEICHUNG 22 d f (x), falls f 2 C 1 (= Menge der 1-mal Die Vorschrift f (x) ! dx stetig dierenzierbaren Funktionen), deniert den " DierentialOperator" dxd . Auch hier stimmt die Bildmenge nicht mit der Urbildmenge C 1 uberein! Die Vorschrift f (x) ! f(x) deniert den Operator "Komplexe Konjugation" K. Anmerkungen: (a) Die Beispiele zeigen, da es bei einem Operator wesentlich ist, die zugehorige "Urbild{Menge" = Denitionsbereich und "Bild{Menge" = Wertebereich anzugeben . (b) Der Matrix{Operator A ist ein linearer Operator, d.h. sind x(1); x(2) 2 R2, 1; 2 2 R, so gilt 1x(1) + 2x(2) 2 R2 und A 1x(1) + 2x(2) = 1 (A x(1)) + 2 (A x(2)) : Ebenso gilt: falls f1(x); f2(x) 2 C 1, dann ist, mit 1; 2 2 C d ( f (x) + f (x)) = d f (x) + d f (x) ; 2 2 1 dx 1 2 dx 2 dx 1 1 d.h. dxd ist ebenfalls ein linearer Operator. Andererseis gilt fur die komplexe Konjugation K: K (1 f1(x) + 2f2(x)) = 1 Kf1(x) + 2 Kf2(x) ; d.h. K ist nicht linear. Man nennt K antilinear. (c) Operatoren vertauschen im allgemeinen nicht miteinander: A1; A2 : 2 2 Matrizen, so gilt i.a. A1 A2 6= A2 A1 : Ferner hat man ! ! d d d x dx f (x) 6= dx (xf (x)) = f (x) + x dx f (x) : Das bedeutet ! d (xf ) ? x d f = f , oder formal dx dx d x ? x d = 1 = Idenditatsoperator : dx dx 3.3. ZUR INTERPRETATION DER WELLENFUNKTION 23 (d) Der Schrodinger{Operator (auch Hamilton - Operator genannt, s. spater) 2 H = ? 2hm + V (~x) e ist ein linearer Operator im Raum der Wellenfunktionen (~x; t). Er ist eine Funktion der linearen Dierential{Operatoren Pj : Pj = hi @j ; j = 1; 2; 3 und der Multiplikations{Operatoren Qj : Qj = xj ; j = 1; 2; 3 : H = H(P~ ; Q~ ) = 21m P~ 2 + V (Q~ ) : Die Operatoren Pj und Qk genugen den "Vertauschungs"{Relationen: Pj Qk ? Qk Pj = hi jk ; d.h. 8 h < Pj (Qk ) ? Qk (Pj ) = : i fur j = k 0 fur j = 6 k: ~ etc. werden spater disWeitere Eigenschaften der Operatoren H; P~ ; Q kutiert. 3.3 Zur Interpretation der Wellenfunktion Die folgenden Bemerkungen zur Interpretation der Schrodinger{Gleichung sind (sehr) unvollstandig! 1. Es sei klassisch E = 12 ~p 2 + V0; V0 = const.; da die Normierung der Energie (d.h. V0) willkurlich ist, kann die Frequenz ! = E=h selbst keine physikalische Bedeutung haben, wohl aber !12 = (E2 ? E1)=h ! 2. Fur die Wellenfunkion (~x; t) gilt nach M. Born folgende Interpretation: KAPITEL 3. DIE SCHRODINGER - GLEICHUNG 24 Die Groe w(~x; t) = j (~x; t)j2 = (~x; t) (~x; t) ist als Wahrscheinlichkeitsdichte zu interpretieren: Die Wahrscheinlichkeit w(G; t) dafur, das Teilchen zur Zeit 3 t im Gebiet G R zu nden, ist gegeben durch Z w(G; t) = d3x w(~x; t) : G Da das Teilchen irgendwo sein mu, gilt w( R3; t) = 1: Dies ist eine zusatzliche Bedingung an die Losungen der Schrodinger{Gleichung: Zunachst sind nur solche Losungen zugelassen, fur die Z d3x j j2 < 1 R3 gilt. Z Es sei 3 d3x j j2 = N 2 < 1; N > 0. Wegen der Linearitat der SchrodinR ger - Gleichung ist mit (~x; t) auch N1 (~x; t) eine Losung, so da man durch Z Umnormierung immer 3 d3x j j2 = 1 erreichen kann. Beispiel: Nach S. 16 hatR man fur ein Gausches Wellenpaket in drei Dimensionen 3 ? ~x 2 jAG(~x; t = 0j2 = e 2 ; d.h. 3 Z d3x jAG(~x; t = 0)j2 = (2) 23 = N 2 : Demnach bekommt man fur das "richtig" normierte Wellenpaket ~x 2 i ~p ~x ? 3 ? 0 ; G (~x; t = 0) = (2) 4 e 4 e h ~x 2 ? 3 w(~x; t = 0) = (2)? 2 e 2 und Frage: Falls fur t = 6 0? Z Z R3 3 x w(~x; t = 0) = 1 : d R3 d3x w(~x; t) = 1 fur t = 0 ist , welchen Wert hat das Integral 3.3. ZUR INTERPRETATION DER WELLENFUNKTION Antwort: Z R3 25 d3x w(~x; t) ist zeitunabhangig! Zunachst gilt @tw(~x; t) = (@t ) + (@t ) : Die Schrodingergleichung ergibt fur bzw. ! ! 2 2 h h 1 1 bzw. @t = ? ih ? 2m + V @t = ih ? 2m + V e e (V ist reell!). Daraus folgt aber h ( ? ( ) ) : @tw(~x; t) = ? 2mi Allgemein gilt nun f1f2 ? f2f1 = div (f1gradf2 ? f2gradf1) ; so da wir mit mit folgender Denition h ( grad ? grad ) ~s := 2mi der Dichte des "Wahrscheinlichkeits - Stromes" eine Kontinuitatsgleichung erhalten: Beweis: @tw(~x; t) + div ~s(~x; t) = 0 ; w(~x; t) = j (~x; t)j2 ; h ( grad ? grad ) (~x; t) : ~s(~x; t) = 2mi Bezeichnen wir mit K (a) ein Vollkugel vom Radius a und mit @K (a) ihre Oberache, so erhalten wir unter Verwendung des Gauschen Satzes: Z Z Z 3 3 @t 3 d x w(~x; t) = 3 d x @tw(~x; t) = ? 3 d3x div ~s(~x; t) = R R R Z = ? lim d2 f~ ~s(~x; t) a!1 @K (a) Die Transformation in Kugelkoordinaten fuhrt zu Z Z1 Z 2 3 x; t) r = k~xk : 3 d x = 0 r dr d w(~ R KAPITEL 3. DIE SCHRODINGER - GLEICHUNG 26 Z R Die Bedingung 3 d3xw(~x; t) < 1 ist gewahrleistet, falls d w(~x; t) fur r ! R 1 mindestens wie k~xk?3? ; > 30, verschwindet . Dies ist sicher erfullt, falls j (~x; t)j fur groe k~xk wie k~xk3? 2 ? abfallt. Strebt kgrad k im Unendlichen ebenfalls mindestens wie k~xk? 2 gegen Null, so verschwindet fur groe k~xk = a der Betrag der Wahrscheinlichkeits{Stromdichte k~s(~x; t)k mindestens wie a?3? . Das heit aber Z lim d2f~ ~s(~x; t) = 0 a!1 @K (a) und somit @t Z R3 d3x w(~x; t) = 0 ; q. e. d. Beispiel: Fur ?3 G (~x; t = 0) = (2) 4 bekommt man 2 ? ~x4 hi p~0 ~x e e ~s(~x; t = 0) = ~pm0 w(~x; t = 0) = ~vg w(~x; t = 0) : Bemerkung: Fur eine ebene Welle p(~x; t) = Ae ? hi (Et ? ~p ~x) ; A = const. ; hat man w(~x; t) = jAj2 = const. ; ~s(~x; t) = mp~ jAj2 ; d.h. die Kontinuitatsgleichung @tw + div ~s = 0 ist erfullt, aber es ist Z Z 3 2 x; t) = jAj 3 d3x = 1 : 3 d x w(~ R R Die ebenen Wellen sind also nicht auf w( R3; t) = 1 normierbar; sie erstrecken sich bis ins Unendliche. Mehr hierzu spater! Ist (~x; t) eine Losung der Schrodinger{Gleichung (mit Potential V (~x)), so konnen wir bezuglich ~x Fourier{transformieren: i ~p ~x 3Z 3 ~ ? ; (~x; t) = (2h ) 2 d p (~p; t)e h 3.3. ZUR INTERPRETATION DER WELLENFUNKTION 27 mit der Umkehrung Z ~(~p; t) := (2h )? 23 d3 x Einsetzen in die Gleichung Z (~x; t) e ? hi p~ ~x : d3x (~x; t) (~x; t) = 1 ergibt: i p~ ~x ~(~p; t)e h = 1= 1 0 i Z Z ? ~p ~x d3p ~(~p; t) (2h )? 32 d3x B @ (~x; t)e h CA = Z d3p ~(~p; t) ~(~p; t) = 1 : Z Z d3x (~x; t) (2h )? 32 d3p (Wir haben bei den obigen Rechnungen stillschweigend angenommen, da alle Integrale existieren und die Vertauschung der Integrationsreihenfolgen erlaubt ist.) Analog zu w(~x; t) kann man w~(~p; t) = j ~(~p; t)j2 als Wahrscheinlichkeitsdichte im Impulsraum interpretieren. Wichtig: w~(~p; t) ist nicht die Fourier - Transformierte von w(~x; t) ! 3. Es seien a1; : : :; an die moglichen Mewerte einer Groe A. DiePWahrscheinlichkeit, bei einer Messung den Wert a zu nden, sei w , wobei n=1 w = 1. Dann deniert man als Mittel - bzw. Erwartungswert von A die Zahl A hAi = n X =1 a w : Analog deniert man als Erwartungswert (zur Zeit t) der Ortskoordinate xj ; j = 1; 2; 3 : Z hQj i (t) = d3x xj w(~x; t) : Beispiel: Fur das Gausche Wellenpaket 2 43 ? 2 (~p ? p~0 )2 ^G(~p) = e h h 2 KAPITEL 3. DIE SCHRODINGER - GLEICHUNG 28 ist ! 2 ~ p i Z ? 2m t ? ~p ~x ? 23 d3 p ^ (~p) e h ( ~ x ; t ) = (2 h ) G G !2 p ~ t 0 ~x ? m 0 1 34 ? ! ! 2 ~ p i i h 0 B C 4 + 2m t ? h 2m t ? ~p0 ~x B CC B e : = B !2 C e B @ 2 + i h t CA 2m Weiter hat man !2 ~ p t 0 ~x ? m ! 23 ? 2 e w(~x; t) = 2 ; mit 2 := (t) = 2 + 4hm2 t2 ; und fur das zugehorige w~(~p; t) gilt Somit erhalt man 2 23 ? 22 (~p ? ~p0)2 w~(~p; t) = : e h h 2 !2 ~ p 0 ~x ? m t 1 23 ? 0 2 h Z 2 C B 2( + 4m2 t2) C B 3 CA e : hxj i (t) = R3 d x xj B@ 2 h 2 2 2( + 4m2 t ) 2 Mit (t) = 2 + h 2 t2 und der Variablen - Substitution ~y = ~x ? ~p0 t ist 4m m schlielich y~ 2 ! 32 Z ? hxj i (t) = 2(t) R3 d3y yj + m1 (p0)j t e 2 (t) : Da der Term mit yj eine ungerade Funktion in yj ist, verschwindet er. Man erhalt als Ergebnis: Z 1 hxj i (t) = m (p0)j t d3x w(~x; t) = m1 (p0 )j t; d.h. 3.3. ZUR INTERPRETATION DER WELLENFUNKTION 29 D E Q~ (t) = h~xi (t) = m1 p~0t = ~vg t ; das ist die Bewegung eines freien Teilchens! Analog bekommt man fur den Mittelwert des Impulses eines Teilchens (auch bei V (~x) 6= 0 !): Z Z hPj i (t) = hpj i (t) = d3ppj w~(~p; t) = d3ppj ~(~p; t) ~(~p; t) i ~p ~x Z Z 3 ? 3 3 = d p ~(~p; t) pj (2h ) 2 d x (~x; t)e h i ~p ~x Z Z 3 = d3x (~x; t) (2h )? 2 d3ppj ~(~p; t)e h Z = hpj i (t) = d3x (~x; t) hi @j (~x; t) : Nach Konstruktion ist das letzte Integral reell, was sich auch direkt nachweisen lat: ! Z h 3 hpj i = d x i @j Z = ? hi d3x@j ( ) ? (@j ) Z h = hpj i ? i d3x@j ( ) : Nun ist xj =1 Z Z 3 2 = 0; d x@j ( ) = d x ( ) xk 6=xj xj =?1 da j j ! 0 fur k~xk ! 1. Also haben wir ! Z h 3 hpj i = d x i @j = hpj i : Verallgemeinerung: Es sei F (~x) eine Funktion von ~x und G(~u) ein Polynom in ~u mit reellen Koezienten, dann gilt fur den Erwartungswert von F bzw. G: Z D ~ E F (Q) = d3xF (~x)w(~x; t) ; Z D E G(P~ ) = d3x (~x; t) G( hi grad) (~x; t) : Beispiel: G(~u) = 21m ~u 2; ! 2 h h G i grad = ? 2m ; e 30 KAPITEL 3. DIE SCHRODINGER - GLEICHUNG d.h. uj ! Pj = hi @j : D E Z Oenbar gilt G(P~ ) = d3pG(~p)w~(~p; t). (Es wird vorausgesetzt, da alle Integrale existieren!). Ist F (~x) ebenfalls ein Polynom, so hat man D ~ E Z 3 ~ hF (~x)i = F (Q) = d p (~p; t)F (ihgrad~p) ~(~p; t) : Der Beweis wird mittels Fourier{Transformation gefuhrt. Man sagt, der Operator Qj habe im Ortsraum eine Darstellung als Multiplikations - Operator : Qj (~x; t) = xj (~x; t) und im Impulsraum eine Darstellung als Dierential - Operator: Qj ~(~p; t) = ih @pj ~(~p; t). Entsprechend ist Pj Differential{Operator im Ortsraum und Multiplikations - Operator im Impulsraum. 4. Bei Wahrscheinlichkeits - Aussagen ist nicht nur der Mittelwert wichtig, sondern auch die mittlere Abweichung davon. Hat A die Mewerte a1; : : :; an und den Mittelwert hAi,so deniert man als 1 2 2 2 mittleres Schwankungsquadrat (A) ; A = +[(A) ] die Groe: (A)2 = n X =1 n X (a ? hAi)2w (a2 ? 2 hAi a + hAi2)w =1 n D E X a2 w ? hAi2 = A2 ? hAi2 0 : = = =1 Analog sind die mittleren Schwankungen bzw. Unscharfen xj ; pj bzw. Qj ; Pj folgendermaen deniert: Z (xj )2 = d3x(xj ? hxj i)2w(~x; t) E D = (Qj ? hQj i)2 = (Qj )2 ; !2 Z h (pj )2 = d3x (~x; t) i @j ? hpj i (~x; t) Z = d3p(pj ? hpj i)2w~(~p; t) D E = (Pj ? hPj i)2 = (Pj )2 : 3.3. ZUR INTERPRETATION DER WELLENFUNKTION Mit xj ist die positive Wurzel von (xj )2 gemeint. Beispiel: Wir betrachten wieder das Gausche Wellenpaket !2 p ~ 0 ~x ? m t ! 32 ? 2 (t) w(~x; t) = 2(t) e 2 (t) = 2 + 4hm2 t2 hxi = p~m0 t : Dann ist (xj )2 = = = = = Z d3x !2 ( p ) 0 j xj ? m t w(~x; t) !2 ( p ) 0 j xj ? m t ! 21 Z +1 !2 ? (p0)j t e 2 (t) dx j xj ? 2 (t) ?1 m (yj )2 ! 21 Z +1 ? 2 2 (t) 2 (t) ?1 dyj (yj ) e (yj )2 ! 12 Z +1 ? d dyj e 2 ?2 2(t) d ?1 ! 12 !? 12 d ?2 2 (t) d 2 (t) = : Das heit ! 12 p 2 p h xj = 1 + 42 m2 t2 : Analog erhalt man (pj )2 = mit Z d3p[pj ? (p0)j ]2 w~(~p; t) ; 2 32 ? 22 (~p ? ~p0)2 e h w~ (~p; t) = : h 2 Ausrechnen wie oben ergibt: 2 (pj )2 = 4h ; also pj = p1 h2 : 31 KAPITEL 3. DIE SCHRODINGER - GLEICHUNG 32 Zwischen pj und xj besteht demnach die Heisenbergsche Unscharfe{Relation: (xj ) (pj ) 21 h Spater wird gezeigt, da diese Relation auch fur V (~x) 6= 0 gilt: (Qj ) (Pj ) 21 h ; D E (Qj )2 = (Qj ? hQj i)2 ; E D (Pj )2 = (Pj ? hPj i)2 : Die Unscharfe{Relation folgt aus der Beziehung Pj Qj ? Qj Pj = hi : (Beweis spater!) Folgerung: Bei einem quantenmechanischen System lassen sich Orts- und Impulsvariable nie gleichzeitig beliebig scharf messen. Dem Produkt der Unscharfen ist durch die Relation (xj ) (pj ) h =2 eine untere Schranke gesetzt! Beispiel: Beugung eines monochromatischen Elektronenstrahles an zwei Spal- ten: x 62 - - - x1 S1 A - A A - 2 A S - p~ = (p; 0; 0) = h=p d - Schirm Von links fallt eine ebene Welle der Frequenz ! = Eh = h1 21m ~p 2 ; ~k = h1 ~p 3.3. ZUR INTERPRETATION DER WELLENFUNKTION 33 auf eine Blende mit den Spalten S1 und S2, die sich im Abstand a voneinander benden. Die Spalte sind koharente Quellen fur die Wellen A e?i(!t ? ~k1 ~x) und A e?i(!t ? ~k2 ~x) ; 1 2 die sich hinter der Blende superponieren: (~x; t) = A1e?i(!t ? ~k1 ~x) + A2e?i(!t ? ~k2 ~x) ; k~k1k = k~k2k = 2 : Die zugehorige Intensitat (unnormierte Wahrscheinlichkeitsdichte) ist ! ~ ~ 2 2 2 i ( k ? k ) ~ x : j (~x; t)j = jA1j + jA2j + <e 2A1A2 e 1 2 Der letzte Term ist verantwortlich fur die Interferenzen auf dem Schirm. Eine einfache U berlegung zeigt, da die Maxima bei Winkeln n auftreten, fur die a sin n = n gilt. Die Abstande der Maxima betragen d sin n+1 ? d sin n = d a : Halt man einen der Spalte zu, so verschwindet das zugehorige Ai und ebenso das Interferenzbild. Dies war die Beschreibung des Systems im Wellen "Bild". Im Teilchen - "Bild" wei man nicht, durch welchen Spalt ein Elektron geogen ist, d.h.: x2 a ; andererseits haben die Elektronen hinter der Blende im allgemeinen eine Impulskomponente in x2 - Richtung, die ebenfalls nicht genau bekannt ist. p2 ist in etwa: 2h = h ; p2 > p sin 1 = p = a a a d.h. (x2) (p2)) > h > 12 h : Bemerkungen: (a) Die Tatsache, da "Elektronen" mit Impuls ~p unter bestimmten Umstanden (s. Beispiel) Welleneigenschaften zeigen, wobei ~k = h1 p~; k~kk = 2 , 34 KAPITEL 3. DIE SCHRODINGER - GLEICHUNG fuhrt dazu, da bestimmte Teilcheneigenschaften - vor allem die Lokalisierbarkeit - "unscharf" werden, und zwar derart, da xj 2hp . j Wellen - und Teilcheneigenschaften sind zueinander komplementar (N. Bohr). (b) Will man bei dem Doppelspalt - Experiment beispielsweise die Teilcheneigenschaften scharfer erfassen, indem man mit, ob ein Elektron durch S1 oder S2 gegangen ist, so braucht man dazu eine Messung, bei der x2 a. Dies impliziert, da p2 h 1 h gilt (z.B. x2 = a ; 2 x2 a 10 p p 2 2 und p = h 2 a = sin 1). Durch die Ortsmessung ist die Im2 puls - Unscharfe derart gro geworden, da die Richtungen 1; : : :; n; : : : maximaler Interferenz "verwaschen" werden: das Inferferenzmuster verschwindet. (c) Die "Intensitat" j (~x; t)j2 ist ein Ma fur die Wahrscheinlichkeit, das Teilchen in einer kleinen Umgebung von ~x aufzunden: deshalb bezeichnet man die Schrodinger - Wellenfunktion (~x; t) als Wahrscheinlichkeits Amplitude. Wichtig: in obigem Beispiel sind die Amplituden 1 und 2 zu addieren, um j j2 zu bekommen, nicht jA1j2 und jA2j2 ! (d) Verringert man die Intensitat der einfallenden Elektronenstrahlen so, da immer nur ein Elektron in der Apparatur ist, so ndet man trotzdem (nach einiger Zeit) auf dem Schirm wieder ein Beugungsbild!! Man kann die hereinkommenden Elektronen in der Ebene des Beugungsbildes zahlen, indem man dort sehr viele Zahler aufbaut, von denen dann jeder einzelne auf je ein Elektron anspricht (Idealisierung). Kapitel 4 Die stationare Schrodinger Gleichung fur eindimensionale Systeme Ist das Potential V (~x) von der Zeit t unabhangig, so kann man nach Losungen der Form (~x; t) = (t)u(~x) suchen (Separation der Variablen). Einsetzen ergibt: " 2 # h d ih u(~x) dt (t) = ? 2m u(~x) + V (~x)u(~x) (t) : e Dividiert man durch (t)u(~x) 6= 0, so erhalt man 2 1 h d ( t ) 1 ih (t) dt = u(~x) Hu(~x); H = ? 2m + V (~x) : e Da die linke Seite eine Funktion der unabhangigen Variablen t, die rechte Seite eine Funktion der unabhangigen Variablen ~x ist, so mu ih (1t) ddt(t) = E = const. sein, d.h., Andererseits gilt: (t) = Ce ? hi Et ; C = const. ! 2 h Hu(~x) = ? 2m u(~x) + V (~x)u(~x) = Eu(~x) e Dies ist die zeitunabhangige oder "stationare" Schrodinger - Gleichung. Die stationare Schrodinger - Gleichung hat die Form einer Eigenwert{Gleichung: 35 36 SCHRODINGER KAPITEL 4. DIE STATIONARE - GLEICHUNG Ist A eine n n{ Matrix in einem n{dimensionalen Vektorraum, und ~v ein n{dimensionaler Vektor mit der Eigenschaft A~v = a~v; a 2 R, so heit a ein Eigenwert von A und ~v ein Eigenvektor von A zum Eigenwert a: ~v = ~va. Analog ist u(~x) = uE (~x) "Eigenfunktion" des Schrodinger{Operators H zum "Eigenwert" E . Sind ? hi Ej t und u (~x) j = 1; 2; j (t) = Cj e Ej zwei Losungen j (~x; t) = j (t)uEj (~x) von ih @t (~x; t) = H (~x; t) ; so ist auch ihre Summe 1(~x; t) + 2(~x; t) eine Losung. Allgemein: Sind ?1 < B E1; : : : ; E ; : : : diskrete Eigenwerte von H und fE; ?1 < B E < 1g kontinuierlich verteilte Eigenwerte von H, so ist bei geeigneten C bzw. C (E ), die Konvergenz gewahrleisten, auch (~x; t) = 1 X =1 ? hi E t C e uE (~x) + Z1 B dE C (E ) e ? hi Et uE (~x) eine Losung. C und C (E ) sind komplexe Zahlen; sie konnen auch Null sein! Bemerkung: Die Energie mu nach unten beschrankt sein, da das System sonst nicht stabil ist: E B > ?1. Einfaches Beispiel fur Eigenfunktionen von Dierential - Operatoren: d der Impulsoperator und ist e (x) Eigenfunktion von P zum reellen Ist P = hi dx p Eigenwert p, d.h. Pep(x) = hi dxd ep(x) = p ep(x) ; ipx so sind die Eigenlosungen oenbar ep(x) = Ce h , C = const:. D.h. die ebenen Wellen sind Eigenfunktionen des Impuls{Operators P. 4.1 Die eindimensionale Potentialstufe Wir haben als eindimensionales Potential hier V (x) = 0 fur x < 0 V (x) = V0 > 0 fur x > 0 : DIE EINDIMENSIONALE POTENTIALSTUFE 37 Die zugehorige (eindimensionale) Schrodinger{Gleichung lautet: 2 2 u(x) + V (x)u(x) = Eu(x) ? 2hm d dx 2 E fest ; d.h. d2u(x) = ? 2m (E ? V )u(x) : dx2 h 2 Aus der letzten Gleichung folgt, da bei stetigem u(x) die 2. Ableitung von u bei du ist ebenfalls noch stetig: x = 0 einen endlichen Sprung macht, d.h. dx ! Z + d du ! du du dx dx dx = lim ? lim !0 ? !0 dx dx ? Z + 2 m = lim ? 2 ? dx (E ? V )u(x) = 0 ; !0 h du sind stetig fur x = 0! also gibt es hier die Randbedingung: u(x); dx 1. E > V0: Fur x < 0 ergibt sich, abgesehen von einer Konstanten, die allgemeine Losung: x < 0 : u(x) = eikx + Re?ikx; k = h1 (2mE ) 21 > 0 ; R = const.. ! h du du Als zugehorigen "Flu" s(x) = 2mi u dx ? u dx (Wahrscheinlichkeits Stromdichte) erhalt man: s? = hmk (1 ? jRj2) Interpretation: eikx beschreibt eine von von links nach rechts laufende, einfallende Welle mit Flu hmk > 0, R e?ikxbeschreibt eine an der Stufe reektierte Welle mit Flu ?jRj2 hmk . Die Losung fur x > 0 lautet x > 0 : u(x) = Teiqx; q = + h1 [2m(E ? V0)] 21 s+ = hmq jT j2 : 38 SCHRODINGER KAPITEL 4. DIE STATIONARE - GLEICHUNG Die ebenfalls mogliche Losung e?iqx lassen wir weg, da von rechts keine Welle einfallen soll. s+ = hmq jT j2 ist der nach rechts durchlaufende Strom. Stetigkeit von u(x) bei x = 0 ergibt 1+R =T und die Stetigkeit von du dx bei x = 0: ik(1 ? R) = iq T : Aus beiden Gleichungen folgt ? q ; T = 2k : R = kk + q k+q Damit sind R und T als Funktionen von E und V0 bekannt. Man rechnet unmittelbar nach, da h k (1 ? jRj2) = h q jT j2 ; m m s(x) ist also ebenfalls stetig bei x = 0. Bemerkung: im Gegensatz zur klassischen Mechanik, wo fur E > V0 kein Teilchen reektiert wurde, wird hier der Bruchteil jRj2 reektiert. Fur V0 E gilt q ! k und R ! 0. 2. E < V0: Fur x < 0 hat man als allgemeinste Losung u(x) = A1 sin kx + B1 cos kx ; k = h1 (2mE ) 21 ; und fur x > 0 u(x) = A2e?x + B2ex ; = h1 [2m(V0 ? E )] 21 : Aus physikalischen Grunden kann u(x) fur x > 0 nicht beliebig gro werden, woraus B2 = 0 folgt. Die Bedingung der Stetigkeit von u(x) fur x = 0 ergibt A2 = B 1 ; 4.2. DIE POTENTIALBARRIERE 39 die Stetigkeit von du dx in x = 0 fuhrt auf A1k = ?A2 : Mit diesen beiden Gleichungen erhalt man schlielich: ! k x < 0 : u(x) = A1 sin kx ? cos kx ; x > 0 : u(x) = ?A1 k e?x : Bemerkungen: (a) Es ist uberall s(x) = 0 (stehende Wellen!). 2 (b) Man hat w(x) = jA1j2 k 2 e?2x fur x > 0, d.h. im Gegensatz zum klassischen Fall dringt ein Bruchteil der Teilchen auch in das Gebiet x > 0 ein! ("Tunneleekt", s. spater). (c) Fur V0 ! 1 gilt k ! 0, also u(x) = A1 sin kx fur x < 0 und u(x) = 0 fur x > 0. Beachte: du dx hat dann einen Sprung an der Stelle x = 0! 4.2 Die Potentialbarriere 6 einfall. Teilchen - durchl. Teilchen V0 6 - reekt. Teilchen E ? ?a Das Potential ist: 0 ? a 8 > fur x < ?a <0 V (x) = > V0 > 0 fur ?a < x < a :0 fur x > a : - x 40 SCHRODINGER KAPITEL 4. DIE STATIONARE - GLEICHUNG Von links fallen Teilchen mit der Energie E < V0 ein (Annahme!), von denen ein Teil reektiert wird. Wir haben somit: x < ?a : u(x) = eikx + Re?ikx ; 1 1 2 k = h (2mE ) ; ?a < x < a : u(x) = Ae?x + Bex ; 1 = h1 [2m(V0 ? E )] 2 ; x > a : u(x) = Teikx (von rechts lauft keine Welle ein). du in x = a fuhrt auf folgendes lineare GleichungsDie Stetigkeit von u(x) und dx system fur die vier Groen R, A, B und T : e?ika + Reika = Aea + Be?a ? x = ?a : = ?Aea + Be?a ik e ika ? Reika Ae?a + Bea Teika x = +a : ?Ae?a + Bea = = ikTeika : Aus den beiden ersten Gleichungen ergibt sich durch Addition und Subtraktion: ! ! k k 2Aea = 1 ? i e?ika + R 1 + i eika ; ! ! k k ? a ? ika 2Be = 1 + i e + R 1 ? i eika ; ebenso aus den beiden letzten Gleichungen: ! 2Ae?a = 1 ? i k eika T ; ! k 1 + i eika T : ! k A = 1 ? i ! e2a : B 1 + i k 2Bea = Damit erhalten wir Setzen wir dies in den Quotienten aus den ersten beiden Gleichungen ein, so ergibt sich: 2 + k2) sinh(2a) R = e?2ika (k2 ? 2)(sinh(2 a) + 2ik cosh(2a) : Aus der ersten und dritten der obigen Gleichungen erhalt man: 2ik T = e?2ika (k2 ? 2) sinh(2a ) + 2ik cosh(2a) : DIE POTENTIALBARRIERE 41 Daraus bekommt man folgende Absolutquadrate: 2 22 2 ) sinh (2a) jRj2 = (2 +(k2+)2 ksinh 2(2a) + 42 k 2 42k2 jT j2 = (2 + k2)2 sinh 2(2a) + 42 k 2 d.h. jRj2 + jT j2 = 1 : Wichtig: Obwohl E < V0 konnen Teilchen durch die Barriere kommen, wobei vor allem die Groe a = h1 [2ma2(V0 ? E )] 21 fur den Bruchteil der durchlaufenden Elektronen verantwortlich ist (Tunneleekt). Man betrachte folgende Spezialfalle: ! 0 (E ! V0 ) ; dann jT j2 ! 1 +1a2k2 : Ferner a 1 : sinh(2a) 12 e+2a; d.h. 2 jT j2 ((42 +kk)2)2 e?4a : Berucksichtigt man in dieser Formel in erster Naherung nur die Exponentialfunktion, so sind sind die Transmissionskoezienten naherungsweise multiplikativ, d.h., falls a = a1 + a2, dann gilt fur die zugehorigen Transmissionskoezienten jTaj2 jTa1 j2 jTa2 j2 (Multiplikationssatz der Wahrscheinlichkeiten). Approximiert man nun einen kontinuierlichen Potentialberg V (x) durch Stufen der Dicke x = 2a, so ergibt sich - abgesehen von einem Normierungsfaktor Z q ?2 dx (2m=h 2)(V (x) ? E ): 2 jT j e Der Tunneleekt ist wichtig bei vielen physikalischen Phanomenen, z.B. beim Kernzerfall sowie bei der "kalten" Emission von Elektronen aus einer Metalloberache, die als Kathode dient: SCHRODINGER DIE STATIONARE - GLEICHUNG 42 6 V "Auslosearbeit" 6 @ ? 6 Potential ?eEel x im ?????????? @ Auenraum @ A @ @ @ @ E Metall ? @ @ 0 @ @ @ Vakuum - x 4.3 Der unendlich tiefe Potentialtopf, bzw. der Potentialtopf mit unendlich hohen Wanden Wir studieren hier den Potentialverlauf V (x) = 0 fur ? a < x < a ; V (x) = 1 sonst : Aus der letzten Bemerkung in Abschnitt 4.1 folgt, da u(a) = 0 = u(?a) sein mu! Im Topf selbst hat man d2u = ? 2 m E u : d x2 h 2 Falls E < 0; = h1 (?2mE ) 21 , so hat man die Losungen u(x) = A1ex + A2e?x ; mit denen man die Randbedingungen u(a) = 0 = u(?a) jedoch nicht erfullen kann. Es gibt also keine Losungen fur das Problem mit E < 0! Fur E > 0 hat man d2u = ?k2 u(x); k = 1 (2mE ) 21 dx2 h mit den Losungen u(?)(x) = A(?) sin kx ; u(+)(x) = A(+) cos kx ; (?) : ungerade Funktion in x, (+) : gerade Funktion in x. DER UNENDLICH TIEFE POTENTIALTOPF 43 Randbedingungen: sin ka = 0 bedeutet, da ka = n; n = 1; 2; 3; sein mu, d.h. nur bestimmte Werte von k (und damit der Energie E ) sind mit der Randbedingung vertaglich: "Quantisierung". Die zulassigen Energiewerte sind 2 2 2 h ; n = 1; 2; 3; : En(?) = n2ma 2 Die Normierung der zugehorigen Eigenfunktionen nx ( ? ) ( ? ) un = A sin a R gema ?aa u(x) u(x)dx = 1 ergibt A(?) = (a)? 21 , also u(n?)(x) = a? 21 sin nx a ; n = 1; 2; 3; : Ferner folgt aus cos ka = 0, da hier ka = (n + 1=2); n = 0; 1; 2; sein mu, und damit lauten die Energiewerte 2 2 2 =2) h ; n = 0; 1; 2; : En(+) = (n + 21ma 2 Die zugehorigen Eigenfunktionen sind : ? 21 cos (n + 1=2) x ; u(+) = a n a n = 0; 1; 2; : Der tiefstmogliche Energiewert - die Grundzustandsenergie - ist 2h 2 (+) E0 = 8ma2 : E = 0 ist nicht moglich, da dann die Losung u(x) = b1 x + b0 den Randbedingungen nur genugt, wenn b0 = 0, b1 = 0. Die Mittelwerte hxi und hpi verschwinden. Z.B. ergibt sich nx Za x sin hxi = a1 ?a dx sin nx a a =0 SCHRODINGER DIE STATIONARE - GLEICHUNG 44 da der Integrand antisymmetrisch in x ist. Fur das mittlere Schwankungsquadrat d2 = 2mH, so folgt (p)2 gilt somit (p)2 = hp2i. Da aber P2 = ?h 2 dx 2 D 2E() p n = 2mEn() , wobei ! Za 2 D 2E() d 2 ( ) ( ) dx un (x) ?h dx2 un (x) p n = ?a Ferner erhalten wir fur hx2i mit der Substitution y = x a Za D 2E(?) x n = a1 dx x2 sin2 nx a ?a Z 2 2 = 1 ? ay sin ny dy : Da sin2 = 12 (1 ? cos 2), so erhalt man nach mehrmaliger partieller Integration D 2E(?) a2 3 x n = 3 1 ? 22n2 : Das Gesamtergebnis fur die ungeraden Eigenfunktionen lautet also: 12 a n h 3 ( ? ) ( ? ) (p)n = a ; (x)n = p 1 ? 22n2 3 Analog erhalt man mit cos2 = 12 (1 + cos 2): (p)(+) = (n + 1 ) h n 2 a ; (x)(+) = n pa 1 ? 22(n3+ 1 )2 3 2 ! 21 Die Unscharfe - Relationen lauten: h i1 (x)(n?) (p)(n?) = ph n22 ? 3=2 2 ; 3 1 h (+) = p h(n + 1=2)2 2 ? 3=2i 2 : (x)(+) ( p ) n n 3 Bemerkungen 1. Die Energien En() sind umso groer, je groer die Zahl der Nullstellen (sog. Zahl der Knoten) der zugehorigen Eigenfunktionen u(n)(x) im Intervall DIE ENTWICKLUNG NACH BASISFUNKTIONEN 45 [?a; +a] sind. Interpretation: 2 Za D E() d2 u() = ? 2hm ?a dx u(n) dx En() = hH i(n) = 21m p2 n 2 n 2 Z a du() 2 2 Z a du() du() h h n n = 2m dx dx dx = 2m dx dxn ; ?a ?a 2 d.h. En ist umso groer, je schneller sich u(x) mit x andert (je groer du dx ?1=2 cos x des Grundzustandes hat fur ist). Die Wellenfunktion u(+) n=0 = a 2a jxj < a keine Nullstelle. 2. Das Produkt der Unscharfen (+) x p hangt nicht von a ab und wachst mit n. Fur den Grundzustand u0 hat man 1 21 3 h (+) (+) 2 (x)0 (p)0 = p 4 ? 2 = 0; 568 h > h2 ; 3 d.h. die allgemeine Relation (P) (Q) > h2 ist gerade erfullt. Ferner ist (+) h (x)(+) 0 = 0; 36 a, (p)0 = a 2 . Da (x) nicht groer als 2a (Durchmesser des Potentialtopfes) sein kann, mu (wegen (P) (Q) > h2 ) die Impuls{ Unscharfe (p) 6= 0 sein! D.h. obwohl die Teilchen in den Zustanden u(n) "scharfe" Energiewerte En() haben, gilt dies wegen der endlichen Ausdehnung des "Kastens" nicht fur ihre Impulse! 3. Mittels der Beziehungen 2 cos 1 cos 2 = cos(1 + 2) + cos(1 ? 2) ; 2 sin 1 sin 2 = cos(1 ? 2) ? cos(1 + 2) ; 2 sin 1 cos 2 = sin(1 + 2) + sin(1 ? 2) rechnet man leicht nach, da Za (x)u(+) (x) = dx u(m?)(x)u(n?)(x) = mn ; dx u(+) ; mn m n ?a ?a Za (?) dx u(+) m (x)un (x) = 0 ; Za ?a d.h. Eigenfunktionen zu verschiedenen Eigenwerten En() sind zuein- ander "orthogonal". SCHRODINGER DIE STATIONARE - GLEICHUNG 46 4.4 Die Entwicklung von Funktionen nach einem System von Basisfunktionen In einem n-dimensionalen (komplexen) Vektorraum = f~vg mit Skalarprodukt (~v1;~v2) g(~v1;~v2) kann man jeden Vektor ~v eindeutig nach einer vollstandigen orthonormalen Basis f~e ; = 1; : : : ; ng entwickeln: n n X X ~v = c~e ; k~vk2 = (~v;~v) = jc j2 ; =1 =1 c = (~e ;~v) sind. wobei die Koezienten Ganz analog kann man sich fragen, ob und in welchem Sinne man eine Funktion u(x) nach "Basisfunktionen" f (x); = 1; 1 (abzahlbar!) entwickeln kann. Zu diesem Zweck braucht man zunachst einmal ein Skalarprodukt, mit dem man u.a. Orthogonalitat und Norm (= "Lange") von Funktionen denieren kann. 4.4.1 Denition und Eigenschaften des Skalarproduktes Die Funktionen u1(x); u2(x) seien im Intervall ?a x a quadratintegrabel, R a d.h. ?a dx ju(x)j2 < 1, dann deniert man als Skalarprodukt: Za (u1; u2) := dx u1(x)u2(x) : ?a Die Groe (u; u) 12 = kuk bezeichnet man als "Norm" der Funktion u bezuglich des Skalarproduktes (u1; u2). Das obige Skalarprodukt hat u.a. folgende Eigenschaften: (u1; u2) = (u2; u1) ; (u1; 2u2 + 3u3) = 2(u1; u2) + 3(u1; u3) : Ferner folgt aus Za dx (u1 + u2)(u1 + u2) 0 ?a = (u1; u1) + jj2(u2; u2) + (u2; u1) + (u1; u2) mit = ? ((uu22;; uu12)) die Schwarzsche Ungleichung: (u1; u1)(u2; u2) j(u1; u2)j2 : ENTWICKLUNG NACH BASISFUNKTIONEN 47 Vorsicht: In einem n-dimensionalen Vektorraum folgt aus k~vk = 0, da ~v = 0, aber aus kuk = 0 folgt i.a. nicht, da u(x) 0; es sei z.B. u(x) = 0 fur x 2 [?a; +a] mit Ausnahme von endlich vielen Stellen, an denen u(x) = 1, dann hat man kuk = 0 aber u 6 0. Man sagt auch u sei aquivalent zu 0 (u 0), wenn kuk = 0. Ferner sei im n-dimensionalen Vektorraum eine Folge f~vmg mit limm!1 k~vmk = 0, so folgt limm!1 ~vm = ~0 . Dies gilt jedoch nicht immer bei Funktionen! Beispiel: 8 > 2 x2 fur x2 1 ; 1 ? n > < n2 un(x) = > > :0 fur x2 n12 ; x 2 [?1; +1] : Die Funktionen un(x) sind stetig und man hat Z + n1 Z1 2 2 2 2 j u ( x ) j dx = kunk2 = 1 ? n x dx n ?1 ? n1 n1 2 1 2 3 4 5 = x ? 3 n x + 5 n x 1 = 1516n ; ?n d.h. limn!1 kunk = 0; andererseits ist aber ( 0 fur x 6= 0 lim u ( x ) = n n!1 1 fur x = 0 Auswege: Man beschranke sich auf gleichgradig stetige Funktionen. Man erweitere den Riemanschen Integralbegri (Lebesgue, s. mathematische Literatur). Anmerkung: Zwei Funktionen u1; u2 6 0 heien orthogonal, wenn ihr Skalarprodukt verschwindet: (u1; u2) = 0. n Funktionen u1; ; un heien linear unabhangig, falls aus n X ciui 0 ; fur alle x; i=1 folgt, da c1 = = cn = 0. n zueinander orthogonale Funktionen f1; ; fn sind immer linear unabhangig, denn aus n X cifi 0 i=1 folgt nach Multiplikation mit fk und Integration ck (fk ; fk ) = 0; d.h. ck = 0; k = 1; ; n : SCHRODINGER DIE STATIONARE - GLEICHUNG 48 4.4.2 Approximation von Funktionen im Mittel Es sei ff (x)g ein System von orthonormalen Funktionen: (f ; f) = . Wir nehmen an, da die f glatt (d.h. stetig dierenzierbar) in [?a; +a] sind. Ist u(x) eine stetige Funktion, und sind 1; ; n komplexe Zahlen, so kann man fragen, fur welche Wahl der Koezienten der Ausdruck ! ! Za n n n X X X 2 0 ( ) := ku ? f k = dx u(x) ? f (x) u(x) ? f (x) =1 ?a =1 =1 minimal wird (Methode der kleinsten Quadrate). Umformen ergibt n n X X ( ) = (u; u) + j ? c j2 ? jc j2; wobei =1 =1 Za c := (f ; u) = dx f(x)u(x) : ?a Man sieht, da ( ) minimal wird, falls = c ! "Beste mittlere quadratische Approximation von u bei vorgegebenen f1; : : : ; fn ." Za c = dx f (x)u(x) : Entwicklungskoezient ?a von u bzgl. f . Da ( ) 0, so folgt kuk2 n X =1 jc j2; und da die linke Seite nicht von n abhangt, so haben wir die Besselsche Ungleichung: 1 X 2 kuk jc j2 ; =1 P 2 2 d.h die Reihe 1 =1 jc j konvergiert, falls nur kuk < 1. Denition: Das orthonormale System ff g heit vollstandig im Intervall [?a; +a], falls man jede dort stetige (bzw. stuckweise stetige, d.h. endlich viele Unstetigkeitsstellen mit endlichen Sprungen) Funktion durch Wahl eines geeigneten n im Mittel beliebig genau approximieren kann, d.h. die Zahl n X ( ) = ku ? c f k2 =1 beliebig klein machen kann. Fur ein vollstandiges System tritt an die Stelle der Besselschen Ungleichung die Gleichung 1 X 2 kuk = (u; u) = jc j2 : =1 ENTWICKLUNG NACH BASISFUNKTIONEN 49 Wendet man diese Gleichung auf u(1) u(2) sowie auf u(1) iu(2) an, so folgt 1 (u(1); u(2)) = 1 X (2) c(1) c : =1 Nimmt man nur eine der Funktionen f aus dem System heraus, z.B. f1, so ist es nicht mehr vollstandig, denn dann gilt c = (f ; f1) = 0 ; = 2; ; aber (f1; f1) = 1 ! Ferner: aus der Konvergenz im Mittel n X c f k2 = 0 lim k u ? !1 =1 kann man i.a. nicht folgern, da die punktweise Konvergenz gilt, also 1 X u(x) = c f (x) fur jedes x 2 [?a; +a] : =1 Dies ist jedoch der Fall, wenn die letzte Reihe in [?a; +a] gleichmaig konvergiert, da man dann Integration und Summation vertauschen darf. Also: die Konvergenz im Mittel ist i.a. nicht gleichbedeutend mit der punktweisen Konvergenz (siehe Seite 47). (Die Konvergenz im "Mittel", d.h. bezuglich der Norm kuk, ist "grober".) Etwas verallgemeinerte Denition der Vollstandigkeit: Ein System fg g von Funktionen heit vollstandig, falls man jede stuckweise stetige Funktion im Mittel, d.h bezuglich der Norm kuk, durch eine Linearkombination der g beliebig genau approximieren kann. Bemerkung: ein solches System kann immer orthonormiert werden (siehe die beiden ersten U bungsstunden)! Wichtig fur die Anwendungen ist der folgende Approximationssatz von Weierstra: Jede im Intervall [a; b] stetige Funktion lat sich in diesem Intervall gleichmaig durch Polynome in x approximieren. Das heit: die Funktionen 1; x; x2; x3; bilden im endlichen Intervall [a; b] ein (noch nicht orthonormiertes!) vollstandiges System. 4.4.3 Die Vollstandigkeit der trigonometrischen Funktionen und Fourier - Reihen Es sei zur Vereinfachung a = gesetzt. Dann bilden die Funktionen p1 ; p1 sin x und p1 cos x ; = 1; 2; 2 1 Es gilt (u ; u ) = 1 ku + u k2 ? ku ? u k2 + iku + iu k2 ? iku ? iu k2 : 1 2 4 1 2 1 2 1 2 1 2 SCHRODINGER DIE STATIONARE - GLEICHUNG 50 ein System orthonormaler Funktionen in Intervall [?; +]. Daruber hinaus lat sich jede Funktion f (x), die im Intervall [?; +] stetig ist und fur die f (?) = f () gilt, gleichmaig durch trigonometrische Polynome n 1a + X (+) cos x + a(?) sin x a 0 2 =1 approximieren. Beweis: Es sei = x der Polarwinkel in der y1 ; y2 -Ebene mit y1 = cos und y2 = sin . Die Funktion f~(y1; y2) = f () ist stetig in der y1; y2-Ebene. Nach dem Approximationssatz von Weierstra kann sie in einem Quadrat, das den Kreis = 1 enthalt, durch Polynome in y1 und y2 gleichmaig approximiert werden, d.h. fur = 1 ist f () gleichmaig durch Polynome in cos und sin approximierbar. Die Polynome lassen sich dann mittels trigonometrischer Formeln in die obige Form bringen. Q. E. D. Es sei sn (x) = a0f0 + n X (+) (x) + a(?) f (?) (x) ; a(+) f =1 wobei Z + 1 a0 = p ? u(x) dx = (f0; u); ; f0 = p1 ; 2 2 Z + 1 u(x) cos x dx ; = p ? Z + u(x) sin x dx ; a(?) = (f(?); u) = p1 a(+) = (f (+); u) ? dann folgt aus dem vorher Gesagten nlim !1 ku ? sn k = 0 sowie 1 2 (?)2 X (u; u) = ja0j2 + a(+) + a : =1 Daruber hinaus gilt (ohne Beweis) folgender Satz: Die Funktion u(x) sei stetig im Intervall [?; +] und ferner u(?) = u(+), dann konvergiert die Reihe 1 X (+) (x) + a(?) f (?) (x) a(+) f a0f0 + gleichmaig gegen u(x). =1 4.5. NOCHMAL DER UNENDLICH TIEFE POTENTIALTOPF 51 Mathematische Literatur: 1. Courant and Hilbert, Methods of Mathematical Physics, Vol I. 2. Hewitt and Stromberg, Real and Abstract Analysis. Springer Verlag. (Mathematisch anspruchsvoll, ausfuhrliche Diskussion vom Lebesgue - Integral). 4.5 Nochmal der unendlich tiefe Potentialtopf Nach den vorigen Abschnitten bilden die Funktionen 1 cos ( + 1=2) x ; = 0; 1; p u(+) ( x ) = a a und u(?)(x) = p1a sin x a ; = 1; 2; fur stetige Funktionen u(x) mit u(?a) = 0, u(a) = 0 ein vollstandiges System im Intervall [?a; +a], d.h. u(x) = c() = (u; u) = 1 1 X (+) (x) + X c(?)u(?) (x) ; c(+) u =1 =0 ( ) (u ; u) und 1 2 X X c(+) + 1 c(?)2 =1 =0 =1: u(x) sei die (als zweimal stetig dierenzierbar vorausgesetzte) Wellenfunktion eines beliebigen, mit den Randbedingungen vertraglichen Zustands des Systems, insbesondere gelte (u; u) = 1. Fur den Erwartungswert der Energie im Zustand u bekommen wir: Za E = hHi = (u; Hu) = ?a dx u(x)Hu(x) 1 1 2 (+)2 X X (+) E c + E(?) c(?) : = =0 =1 Physikalische Interpretation: jc()j2 = j(u(); u)j2 ist die Wahrscheinlichkeit dafur, bei einer Energiemessung am System, das sich im Zustand u bendet, den Wert E() zu messen. 52 SCHRODINGER KAPITEL 4. DIE STATIONARE - GLEICHUNG 2 (+) Fur den Fall, da z.B. jc(+) j = , so mit man z.B. mit Sicherheit den Wert E . Ferner: Bendet sich das System vor der Messung im Zustand u und hat man den Wert E(+) gemessen, so bendet sich das System nach der Messung im Zustand u(+) . Eine erneute Messung der Energie liefert also wieder das Resultat E(+). Man bezeichnet die Groe w(u ! u()) := j(u(); u)j2 auch als "U bergangswahrscheinlichkeit", das ist die Wahrscheinlichkeit dafur, da ein System vom Zustand u in den Zustand u() ubergeht. Diese hier am Beispiel des Potentialtopfes angestellten U berlegungen gelten ganz allgemein! Mathematische Bemerkung: Hermitesche bzw. symmetrische Operatoren u1(x) und u2(x) seien zwei beliebige, komplexwertige, zweimal stetig dierenzierbare Funktionen mit ui(?a) = 0,ui(a) = 0, i = 1; 2. Dann gilt: Z +a Z +a dx(xu1)u2 dxu1(x)(xu2(x)) = 1: (u1; Q u2) = ?a ?a = (Qu1; u2) Z +a d u (x)) dxu1(x)( hi dx 2: (u1; Pu2) = 2 ?a " #+a Z +a h d u ) u = + i u1u2 + dx( hi dx 1 2 ?a ?a = (Pu1; u2) : und analog durch 2{malige partielle Integration 1 (u ; P2u ) = (H u ; u ) : 3: (u1; H0 u2) = 2m 1 2 0 1 2 D. h. die drei Operatoren A = Q; P; H = H0 + V (Q) haben die Eigenschaft (u1; Au2) = (Au1; u2) = (u2; Au1) : Solche Operatoren nennt man "hermitesch" oder "symmetrisch. Symmetrische Operatoren haben reelle Erwartungswerte: < A > (u; Au) = (Au; u) = (u; Au) : 4.6. DER POTENTIALTOPF MIT ENDLICHER TIEFE 53 Ein symmetrischer (hermitescher) Operator heit selbstadjungiert, falls das System seiner Eigenfunktionen vollstandig ist. Bei endlich{dimensionalen Vektorraumen sind "hermitesch" und "selbstadjungiert" identisch, bei unendlich{dimensionalen i. a. jedoch nicht. Fur die Physik wichtig sind die selbstadjungierten Operatoren: ihre Erwartungswerte sind reell, ihre Eigenfunktionen bilden ein vollstandiges System und ihre Eigenwerte sind die moglichen Mewerte. 4.6 Der Potentialtopf mit endlicher Tiefe Es sei V = 0 fur jxj > a ; V = ?V0 ; V0 > 0 ; fur jxj < a : Die Losungen zu positiver Energie bekommt man durch analytische Fortsetzung ( ! ?i) der Losungen fur die Potentialbarriere (s. Abschnitt 4.2). Zusatzlich kann es Losungen zu negativen Energien geben: 0 > E > ?V0 : Klassisch entspricht dies einem gebundenen Zustand, d.h. fur jxj a sollte die Wellenfunktion abfallen. Demnach kommen folgende Losungen der Schrodinger{ Gleichung in Frage: x < ?a : u(x) = B? ex ; = + h1 (?2mE ) 21 ?a < x < +a : u(x) = A1 cos qx + A2 sin qx ; q = + h1 (2m(V0 + E )) 21 ; x > a : u(x) = B+ e?x : Die Forderung nach Stetigkeit der Wellenfunktion und ihrer Ableitung fur x = a gibt die Bedingungen B? e?a = A1 cos qa ? A2 sin qa ; B? e?a = q(A1 sin qa + A2 cos qa) ; B+ e?a = A1 cos qa + A2 sin qa ; B+ e?a = q(A1 sin qa ? A2 cos qa) : Hieraus folgt A1 sin qa + A2 cos qa = q A1 sin qa ? A2 cos qa ; = qA A1 cos qa + A2 sin qa 1 cos qa ? A2 sin qa SCHRODINGER KAPITEL 4. DIE STATIONARE - GLEICHUNG 54 d. h. es mu A1 A2 = 0 sein: die Losungen zerfallen wieder in symmetrische und antisymmetrische u(+)(x) = A1 cos q(+)x ; u(?)(x) = A2 sin q(?)x : Die Gleichungen (+) = q(+) tan(q(+)a) ; (?) = ?q(?) cot(q(?)a) bestimmen die zulassigen Eigenwerte E (+), E (?). Mit b2 = 2mV0a2=h 2, y() = aq(), ergibt dies die transzendenten Gleichungen (b2 ? y(+) 2) 21 =y(+) = tan y(+) ; (b2 ? y(?) 2) 21 =y(?) = ? cot y(?) : Graphische Losung: 6tan y tan y ? cot y tan y ? cot y (b2 ?y2 ) 21 y 0 2 b 3 - Die Anzahl der gebundenen Zustande hangt von dem Wert von b2 = 2mV0a2=h 2 ab: 1. Wie klein auch b2, es gibt immer einen gebundenen Zustand fur 0 < y(+) < 2 . (Dies gilt nicht im 3{dimensionalen Fall!) Einen Eigenwert E (?) < 0 gibt es 1 nur, falls (b2 ? 2=4) 2 > 0, d. h. falls 2 2mV0a2=h 2 > 4 : 2. Fur sehr groe b2 y2 hat man die approximierten Losungen y(+) (n + 21 ) ; n = 0; 1; : : : ; y(?) n ; n = 1; : : : ; d. h. die Losungen gehen in die des Topfes mit unendlich hohen Wanden uber. 4.7. DER SPIEGELUNGS{ ODER PARITATSOPERATOR 55 4.7 Der Spiegelungs{ oder Paritatsoperator Beim Potentialtopf zerfallen die Eigenlosungen von H in symmetrische und antisymmetrische. Dies legt die folgende Denition nahe: Es sei der Operator, der u(x) in u(?x) uberfuhrt: : (u)(x) = u(?x) : Oenbar gilt: u(+) = u(+)(?x) = u(+)(x) ; u(?) = u(?)(?x) = ?u(?)(x) ; d. h. die u(+) sind Eigenlosungen von zum Eigenwert +1, die u(?) Eigenfunktionen von zum Eigenwert -1! Die Eigenwerte 1 sind hier auch die einzig moglichen, da zweimalige Anwendung von zur ursprunglichen Funktion zuruckfuhrt: Aus (u)(x) = u(x) folgt: u(x) = (u) 2u = u = 2u(x) ; d.h. = 1 : Ist u(x) eine beliebige Funktion, so kann man immer schreiben u(x) = 21 (u(x) + u(?x)) + 12 (u(x) ? u(?x)) ; d. h. man kann jede Funktion nach Eigenfunktionen von zerlegen. Dynamisch (physikalisch !) ist2 folgendes entscheidend: d22 + V0, (jxj < a), ist invariant gegenuber Der Hamilton{Operator H = ? 2hm dx der Substitution x ! ?x, d.h. wir haben (H(x; t) = H((x; t)) ; bzw. formal H ? H = 0 : Ist (x; t) eine Losung der Schrodinger{Gleichung ih @t(x; t) = H(x; t) ; so bekommt man durch Anwendungvon auf beiden Seiten ih @t() = (H) = H() ; 56 SCHRODINGER KAPITEL 4. DIE STATIONARE - GLEICHUNG d.h. falls H invariant gegenuber der Spiegelung : x ! ?x ist, dann ist mit auch eine Losung der Schrodinger{Gleichung, oder die Funktionen (+)(x; t) = 12 (1 + )(x; t) ; (?)(x; t) = 12 (1 ? )(x; t) : genugen jede fur sich der Schrodinger{Gleichung und werden im Laufe der Zeit nicht gemischt, falls schon die Anfangszustande (z. B. fur t = 0) gerade oder ungerade Funktionen sind. Fur die zeitliche Konstanz der Eigenschaften "gerade" oder "ungerade" ist die Eigenschaft H ? H = 0 entscheidend. Denition: man nennt "Spiegelungs"{ oder auch "Paritats"{Operator. Die Eigenwerte 1 heien "Paritaten". Spater wird die Verallgemeinerung auf raumliche Spiegelungen : ~x ! ?~x betrachtet. Fur die Orts{ und Impulsoperatoren Q und P gilt oenbar Q = ?Q ; P = ?P : Der Paritatsoperator ist hermitesch: Es gilt Z +a dxu1(x)u2(?x) : (u1; u2) = ?a Die Substitution x ! ?x unter dem Integral ergibt Z +a dxu1(?x)u2(x) = (u1; u2) : (u1; u2) = ?a 4.8. DER HARMONISCHE OSZILLATOR 57 4.8 Der harmonische Oszillator 4.8.1 Eigenfunktionen und Eigenwerte des HamiltonOperators Klassisch hat man fur die Gesamtenergie 1 p2 + 1 bx2 ; b > 0 : E = 2m 2 2 d2 1 2 Daraus ergibt sich der Hamiltonoperator H = ? 2hm dx 2 + 2 bx und die zeitunabhangige Schrodinger{Gleichung 2 2 d u + 1 bx2u(x) = Eu(x) . ? 2hm dx 2 2 Die "Wande" des Potentials 12 bx2 werden umso hoher je groer x wird, d. h. die Aufenthaltswahrscheinlichkeit wird fur groe jxj gegen Null gehen. Gesucht sind Losungen der obigen Gleichung, fur die lim u(x) = 0 und (u; u) = jxj!1 Z +1 ?1 dxu(x)u(x) = 1 gilt. Es zeigt sich, da nur bestimmte Werte von E mit dieser Bedingung vertraglich sind! Mit s ! = mb ; " = 2hE! ; 2 = m! h ; erhalt man 1 d2u = ( 2x2 ? ")u : 2 dx2 Diese Gleichung lat sich zunachst approximativ fur sehr groe x losen: 2x2 " : u u1(x) ; u001 = 4x2u1 ; Eine approximative Losung ist ? 12 2x2 ; u1 = e 1 ? 2x2 0 2 2 u = ? xe ; 1 ? 2 2x2 4 2 ? 12 2x2 4 2 00 2 + x e x u1 : u1 = ? e 58 SCHRODINGER KAPITEL 4. DIE STATIONARE - GLEICHUNG ? 21 2x2 ist sogar eine exakte Losung, falls " = 1, d. h. E = E0 = Man sieht: u = e 1 h ! . Die zugehorige normierte Losung der Schrodinger{Gleichung ist 2 1 2x2 ? ( 2=)+ 41 e 2 u0(x) = E = E0 = 21 h ! ; (u0; u0) = 1 ; Die anderen Eigenlosungen und Eigenwerte gewinnt man folgendermaen: Die Operatoren d ) ; a+ p1 (x ? 1 d ) a p12 (x + 1 dx dx 2 haben folgende Eigenschaften: Sei u(x) beliebig, dann gilt 2 a+ (au) = 12 ( 2x2 ? 12 dxd 2 )u ? 12 u ; 2 a(a+ u) = 12 ( 2x2 ? 12 dxd 2 )u + 21 u ; also (aa+ ? a+ a)u = u ; oder aa+ ? a+ a = 1 : Ferner gilt H = h !(a+ a + 12 ) und (u1; au2) = (a+ u1; u2) fur Funktionen u1, u2, die im Unendlichen hinreichend stark verschwinden. Die Schrodinger{Gleichung lat sich damit in folgender Weise schreiben (a+ a)u(x) = 12 (" ? 1)u(x) : 4.8. DER HARMONISCHE OSZILLATOR 59 Fur normierte u(x) folgt hieraus 1 (" ? 1) = 1 (" ? 1)(u; u) = (u; a+au) 2 2 = (au; au) 0 ; wobei die Gleichheit dann und nur dann gilt, falls au = 0 und ebenfalls " = 1. au(x) = 0 bedeutet: 1 du = ? 2xu(x) ; d. h. u = u = ( 2=)+ 41 e? 2 2x2 : 0 dx " = 1, d.h. E0 = 21 h ! ist also der kleinstmogliche Eigenwert von H. Wendet man a auf beide Seiten der Schrodinger{Gleichung an, so erhalt man a(a+ au) = (a+ a + 1)au = 12 (" ? 1)au ; also: a+ a(au) = [ 12 (" ? 1) ? 1]au ; und analog a+ a(a+ u) = [ 21 (" ? 1) + 1]a+ u ; Interpretation: Aus Hu = 12 h !"u folgt H(au) = 21 h !(" ? 2)au ; H(a+ u) = 21 h !(" + 2)a+ u : Entspricht daher "b einem beliebigem Eigenwert zur Losung u, so gehort au zu "b ? 2 und a+ u zu "b + 2; entsprechend gehort am u zu "b ? 2m. Nun mu fur jeden Eigenwert " ? 1 0 gelten (s. oben). D.h. fur jeden Eigenwert "b gibt es eine ganze Zahl n, so da an u 6= 0 ist , aber an+1 u = 0, und es gilt "b ? 2n = 1. Dies bedeutet an u = const: u0, da u0 Eigenlosung zu " = 1 ist! Ergebnis: aus der Forderung " 1 folgt, da nur die Eigenwerte "bn = 2n + 1, n = 0; 1; : : :, moglich sind. Dementsprechend sind die moglichen Eigenwerte En des harmonischen Oszillators En = (n + 21 )h! ; n = 0; 1; : : : : 60 SCHRODINGER KAPITEL 4. DIE STATIONARE - GLEICHUNG Bezeichnet man die zugehorigen Eigenfunktionen mit un, so mu gelten a+ un(x) = Nun+1 (x) : Die Konstante N ist dadurch bestimmt, da un+1 normiert sein soll, falls un normiert ist: N 2(un+1; un+1 ) = N 2 = (a+ un; a+ un ) = (aa+ un; un) = ((a+ a + 1)un; un) : Da die Schrodinger{Gleichung a+ aun = nun gilt, so hat man schlielich N 2 = n + 1. Demnach erhalt man p a+ un (x) = pn + 1un+1 (x) ; aun (x) = nun?1(x) : Mittels Iteration folgt daraus un(x) = p1 (a+ )n u0(x) ; n! 1 2 2 1 ? x 2 + u0(x) = ( =) 4 e 2 : Man kann die Eigenfunktionen un(x) auch so schreiben q p un(x) = (n! 2n )? 12 e? 12 2x2 Hn (x) ; wobei Hn (y) ein sogenanntes "Hermitesches" Polynom ist. Es ist H0 (y) = 1 ; H1(y) = 2y ; H2 (y) = 4y2 ? 2 ; H3(y) = 8y3 ? 12y ; : : : : Die Hermiteschen Polynome sind Losungen der Dierentialgleichung Hn00(y) ? 2yHn0 (y) + 2nHn (y) = 0 : 4.8. DER HARMONISCHE OSZILLATOR 61 Sind En1 6= En2 zwei verschiedene Eigenwerte, so hat man En1 (un2 ; un1 ) = (un2 ; Hun1 ) = (Hun2 ; un1 ) = En2 (un2 ; un1 ) ; d.h. (un2 ; un1 ) = 0 fur n1 6= n2. Die un (x) bilden also ein orthonormales System! Man kann ferner beweisen (s. z.B. Courant-Hilbert, Methoden der Mathematischen Physik, Bd. I, Kap. 2), da die Funktionen un(x) im Intervall (?1; +1) auch ein vollstandiges System von Funktionen bilden! 4.8.2 Matrizenmechanik des harmonischen Oszillators Ist V n ein n{dimensionaler Vektorraum mit Elementen ~v, Basis ~e1; : : :~en (orthonormiert!) und Skalarprodukt (~v;~v), so ist eine lineare Abbildung A (Operator A) deniert, falls man die Bildvektoren der Basis angegeben hat: n X ~ei ! ~bei = aki~ek A~ei : k=1 Fur die Matrixelemente aik hat man aik = (~ei; A~ek ) : Ganz analog kann man sich die Matrixelemente der nun unendlich{dimensionalen Matrizen bezuglich der Basis fung beim harmonischen Oszillator ausrechnen, die den Operatoren a, a+ , Q, P und H entsprechen: Man hat p p amn = (um; aun ) = pn (um; un?1 ) = n m;n p ?1 + + amn = (um; a un) = n + 1 (um; un+1 ) = n + 1 m;n+1 : Ferner ist und daher gilt Q = p12 (a + a+ ) ; P = hi p2 (a ? a+ ) ; p Qun = p12 (pnun?1 + n + 1un+1) ; p p (um; Qun) = p1 ( nm;n?1 + n + 1m;n+1) ; 2 p p (um; Pun ) = hi p ( nm;n?1 ? n + 1m;n+1) : 2 62 SCHRODINGER KAPITEL 4. DIE STATIONARE - GLEICHUNG Schlielich hat man noch fur die Matrixelemente des Schrodinger{Operators (um; Hun) = En mn : d. h. in der Basis fung ist die Matrix fHmn (um; Hun )g auf Diagonalform: "Energie"{ oder auch "Heisenberg"{Darstellung der Operatoren Q, P und H. Wegen 1 X (u(1); u(2)) = (u(1); u )(u ; u(2)) =0 gelten die ublichen Regeln der Matrixmultiplikation (Beweisen! : : :) und man spricht von der "Matrizen"{Mechanik (Heisenberg, Born, Jordan) des harmonischen Oszillators! 4.8.3 Bemerkungen: 1. Da die Operatoren a und a+ die Eigenwerte von H um den Betrag h ! erniedrigen bzw. erhohen, spricht man auch von "Leiter"{Operatoren, bzw. von "Vernichtungs"{ und "Erzeugungs"{Operatoren. Solche Operatoren spielen eine sehr groe Rolle in der heutigen Physik, da man viele Systeme aus harmonischen Oszillatoren aufbauen kann. 2. Sei B ['] = f' , = 1; : : :g ein vollstandiges System von Funktionen bezuglich des Skalarproduktes (u1; u2). Ferner sollen alle ' zum Denitionsbereich vom Operator A gehoren, d. h. jjA' jj < 1. Lat sich dann zu gegebenem u ein u+ nden, derart da (u; A' ) = (u+; ' ) fur alle ' , so deniert die Zuordnung u ! u + = A+ u eindeutig den zu A adjungierten Operator A+. 4.8. DER HARMONISCHE OSZILLATOR 63 Zur Eindeutigkeit: aus (u+1 ? u+2; ' ) = 0 8' folgt u+1 = u+2, da das System der f' g vollstandig ist! Falls 8 ' ; ' ; so ist A symmetrisch, und falls A+ = A, so ist A selbst(' ; A ') = (A ' ; ') adjungiert. Die Gleichheit von Operatoren schliet die Gleichheit des Denitionsbereiches und die Gleichheit des Wertebereiches ein!. Ist dagegen A+ = A?1, d. h. A+A = AA+ = 1, so heit A U unitar. Fur unitare Operatoren gilt (Uu1; Uu2) = (U +Uu1; u2) = (u1; u2) ; d.h. unitare Operatoren lassen das Skalarprodukt (u1; u2) invariant! Beispiele fur unitare Transformationen: (a) Fourier{Transformation (s.S. 27). (b) Orthogonale Transformationen in einem n{dimensionalen Vektorraum. 3. Fur den "Kommutator" AB ? BA zweier Operatoren A, B schreiben wir in Zukunft AB ? BA [A; B ] = ?[B; A] : 4.8.4 Koharente Zustande Es lat sich leicht nachrechnen (s. U bungen), da die Erwartungswerte (un; Qun) und (un; Pun ) verschwinden. Dies ist auch fur die zeitabhangigen Losungen ?i Ehn t un(x) n (x; t) = e der Fall. Der Erwartungswert des Ortsoperators Q bezuglich der Energie-Eigenfunktionen un (x) hat also sehr wenig mit dem periodischen Verlauf der klassischen Bewegung x(t) = A sin(! t + ) zu tun. Dies ist anders, wenn man die Erwartungswerte bezuglich folgender U berlagerung der Eigenfunktionen un(x) betrachtet: 64 SCHRODINGER KAPITEL 4. DIE STATIONARE - GLEICHUNG Es sei uz (x) Eigenfunktion des Vernichtungsoperators a zum komplexen Eigenwert z: auz (x) = z uz (x) : Dann hat man p 1 1 (uz ; Q uz ) = p (uz ; (a + a+ )uz ) = p (z + z) = 2 Re(z); 2 2 und analog p (uz ; Puz ) = 2 h Im(z): Die Eigenfunktionen uz lassen sich nach den Energie-Eigenfunktionen un entwickeln: 1 X uz (x) = (un; uz ) un (x): n=0 Fur die Entwicklungskoezienten (un; uz ) erhalten wir n (un ; uz ) = p1 (a+ nu0; uz ) = p1 (u0; an uz ) = pz (u0; uz ); n! n! n! so da 1 n X uz (x) = (u0; uz ) pz un(x): n=0 n! Wegen (um; un) = mn und der Normierungsforderung (uz ; uz ) = 1 folgt aus 1 jz j2n 1 X X 2 2 jz j2 = 1; (uz ; uz ) = (uz ; un)(un ; uz ) = j(u0; uz )j = j ( u ; u 0 z )j e n=0 n! n=0 da 2 j(u0; uz )j2 = e?jzj : Da die Normierungsbedingung (uz ; uz ) = 1 die Funktion uz nur bis auf eine beliebige Phase festlegt, konnen wir 2 ? jz2j (u0; uz ) = e setzen. Wir haben daher 2 j z j 1 zn ? X p un(x): uz (x) = e 2 n=0 n! Eigenfunktionen, die zu verschiedenen z-Werten gehoren, sind nicht zueinander orthogonal: 1 X ? 21 jz1j2 ? 12 jz2j2 + z2z1 (uz2 ; uz1 ) = (uz2 ; un)(un; uz1 ) = e : n=0 4.8. DER HARMONISCHE OSZILLATOR 65 Wegen 2 ! 41 1 ? 1 2x2 un(x) = p n e 2 Hn ( x) 2 n! bekommen wir fur uz explizit ! 14 ? 1 2x2 ? jzj2 X 1 1 z 2 n H (x): 2 2 p ( uz (x) = e ) n n=0 n! 2 Die Summe lat sich so berechnen: Die Erzeugende Funktion F (s; y) fur die Hermiteschen Polynome ist 1 n n X 2 F (s; y) = e?s + 2s y = sn! Hn (y); Hn (y) = d Fds(s;n y) js = 0: n=0 Damit erhalten wir 1 p 2 ! 4 ? 1 2 x2 + 2z x ? 1 jz j2 ? 1 z 2 2 2 : uz (x) = e 2 Bei den Eigenfunktionen uz (x) des Vernichtungsoperators a handelt es sich also um Gausche Wellenpakete! Setzen wir = Re(z); = Im(z) , so folgt wegen p b2 Z +1 Z +1 2 2 1 ? a b 2 d e = a e 4a ; a > 0; 2 ?1 deia(x ? y) = a1 (x ? y); ?1 da Z +1 Z +1 (x) u d u d +i (y ) = (x ? y ): +i ?1 ?1 Da 2 2 Q2 = 21 2 [a2 + (a+ )2 + 2a+ a + 1]; P2 = h 2 [2a+ a ? a2 ? (a+ )2 + 1]; so folgt 1 (42 + 1); (u ; P2 u ) = h 2 2 (42 + 1) z z 2 2 2 und daher gilt fur den Mittelwert der Energie bezuglich der Zustande uz : < H >z = (uz ; Huz ) = 21m < P2 >z + 12 m !2 < Q2 >z = h !(jzj2 + 21 ) und ergibt sich wegen (s. oben) < uz ; Quz >= p fur die mittleren Schwankungen p ( 2= ); < uz ; Puz >= 2h (uz ; Q2uz ) = 2 2 (Q)2 = 21 2 ; (P)2 = h 2 ; Q P = h2 ; 66 SCHRODINGER KAPITEL 4. DIE STATIONARE - GLEICHUNG d.h. das Produkt der Schwankungen von Q und P im Zustand uz hat den minimalen Wert der Heisenbergschen Unschaferelation und ist von z unabhangig. Diese Minimaleigenschaft hinsichtlich der Unscharferelation ist fur die Gauschen Wellenpakete charakteristisch! Wegen der Zeitabhangigkeit ?i !2 t ?in!t ?i Ehn t un(x) = e e un(x) n (x; t) = e der Energie-Eigenfunktionen ist die Zeitabhangigkeit der Zustande uz nach S. 36 gegeben durch jzj ?i ! t X 1 (ze?i!t)n ? 2 2 p un = e?i!t=2uz(t)(x); z(t) = ze?i!t: uz (x; t) = e e 2 n=0 n! Man beachte, da uz (x; t = 0) = uz . Fur den Erwartungswert von Q bezuglich uz (x; t) erhalten wir < Q >z (t) = p1 (uz(t); (a + a+ )uz(t)) = p1 (z(t) + z(t)): 2 2 Setzt man z = jzjei, so folgt schlielich p < Q >z (t) = A cos(!t ? ); A = 2jzj : Hier hat der Erwartungswert von Q dieselbe Form wie die klassische Bewegung! Die zeitabhangige Funktion uz(t)(x) hat die explizite Gestalt 1 2 x2 + p2 z(t)x ? 1 jzj2 ? 1 z2(t) ? 2 2 uz(t)(x) = ( 2=)1=4e 2 : Es handelt sich um ein zeitabhangiges Gausches Wellenpaket, dessen Breite je- doch nicht von der Zeit abhangt, d.h. diese Wellenpakete zerieen nicht! Der Name "koharente Zustande" ruhrt von ihren Anwendungen bei Koharenzproblemen in der Quantenoptik her. Kapitel 5 Rotationsinvariante Potentiale Wir betrachten 3{dimensionale Systeme mit rotationssymmetrischen Potentialen, d. h. ih @t(~x; t) = H(~x; t) ; 2 H = ? 2hm + V (r) ; r = jj~xjj : In der klassischen Mechanik gilt fur rotationsinvariante Systeme der Satz von der Erhaltung des Drehimpulses: ~l = ~x ~p ; d~l = 0 ; l1 = x2p3 ? x3p2 ; etc. : dt Da man in der "Schrodinger{Darstellung", d. h. im Raum der x{abhangigen Wellenfunktion die Zuordnung xj ! Qj : Multiplikation mit xj ; pj ! Pj : "Multiplikation" mit hi @j ; hat, so erwartet man als quantenmechanischen Drehimpuls ~l ! L~ = = Q~ P~ h (x @ ? x @ ; x @ ? x @ ; x @ ? x @ ) : i 23 32 31 13 12 21 L~ heit (Bahn{) Drehimpulsoperator. Die Lj sind symmetrisch bezuglich Z (1; 2) = d3~x (~x; t)(~x; t) ! 67 KAPITEL 5. ROTATIONSINVARIANTE POTENTIALE 68 Die Komponenten L1, L2, L3 genugen den "Vertauschungs"{Relationen [L1; L2] L1L2 ? L2L1 = ih L3 ; und zykl. Vertauschung. Im folgenden sollen einige Eigenschaften von ~L und sein Zusammenhang mit den raumlichen Drehungen naher untersucht werden. 5.1 Raumliche Drehungen Sie sind deniert durch ~x ! ~y = R~x ; RRT = RT R = 13 ; det R = 1 ; man hat R : 3 3 Matrix jj~yjj = jjR~xjj = jj~xjj : RT : transponierte Matrix; R = (ajk ) ; RRT =1 : 3 X l=1 ajlakl = jk Wegen dieser Nebenbedingungen gibt es nur 3 voneinander unabhangige Parameter. Hierfur kann man die 3 Drehwinkel '1, '2, '3 um die 3 Achsen wahlen: 1 0 cos '3 ? sin '3 0 R('3) = B @ sin '3 cos '3 0 CA ; 0 0 1 1 0 1 0 0 R('1) = B @ 0 cos '1 ? sin '1 CA ; 0 sin '1 cos '1 0 1 cos '2 0 sin '2 R('2) = B 1 0 C @ 0 A : ? sin '2 0 cos '2 Mit 1 0 0 ? 1 0 dR('3 ) j = B C d'3 '3 =0 @ 01 00 00 A A3 kann man auch schreiben: R('3) = eA3'3 = 13 + A3'3 + 2!1 A23'23 + : : : 5.1. RAUMLICHE DREHUNGEN Analog hat man 0 dR ( ' ) A1 = d' 1 j'1 =0 = B @ 1 0 A2 = dRd'('2 ) j'2 =0 = B @ 2 69 0 0 0 0 0 ?1 0 1 0 0 0 1 0 0 0 ?1 0 0 1 CA ; 1 CA : Man nennt die Aj "Erzeugende der innitesimalen" Drehungen. Oenbar gilt ATj = ?Aj , d. h. deniert man M~ j = iAj , so sind die M~ j hermitesch: M~ j+ = M~ j T = M~ j : Sie genugen den Vertauschungsrelationen [M~ j ; M~ k ] = iM~ l ; (jkl) = zykl. (123) : Diese haben die gleiche Form wie die fur Lj (abgesehen vom Faktor h ). Man hat demnach (u.a.) folgendes Problem: Es seien die selbstadjungierten Operatoren M1, M2, M3 mit denVertauschungsrelationen [Mj ; Mk ] = iMl ; (jkl) = zykl. (123) ; in einem Vektorraum mit Elementen fug und Skalarprodukt (u1; u2) gegeben. Gesucht sind die moglichen Eigenwerte und Eigenfunktionen der Mj ! Die Mj konnen Dierentialoperatoren (wie die Lj ) oder Matrizen (wie die M~ j ) sein! Da die Groen Mj einerseits in einem Vektorraum operieren, andererseits aber noch den obigen algebraischen Vertauschungsrelationen genugen, bezeichnet man sie als Elemente der Lie-Algebra der Drehgruppe. 5.1.1 Algebraische Eigenschaften der Drehimpulsoperatoren Mathematische Vorbemerkung: Sind A und B zwei selbstadjungierte Operatoren, so lassen sie sich genau dann gleichzeitig auf Diagonalform bringen, bzw. haben sie genau dann ein gemeinsames System von Eigenfunktionen, falls sie vertauschen, d.h. falls [A; B] = 0. Andeutungen eines Beweises: KAPITEL 5. ROTATIONSINVARIANTE POTENTIALE 70 1. Sind A und B zwei Matrizen in Diagonalform, so folgt notwendig AB = BA. 2. Es sei u Eigenfunktion ({vektor) von A zum Eigenwert a : Au = au : Vertauscht man B mit A, so hat man B (Au) = A(Bu) = aBu ; d.h. mit u ist auch Bu Eigenvektor von A. Fallunterscheidung: (a) Falls der zu a gehorige Eigenvektorraum 1{dimensional ist, so mu Bu ein Vielfaches von u sein: Bu = b u, d.h. u ist auch Eigenvektor von B! (b) Der Eigenwert a ist "entartet", d.h. der zu a gehorige Eigenvektorraum ist mehrdimensional. Bu liegt in diesem Unterraum und B kann, da es selbstadjungiert ist, in diesem Unterraum auf Diagonalform gebracht werden, m.a.W. , man wahle als Basis in dem zu a gehorigen Unterraum die Eigenvektoren u von B: Bu = b u ; fest ; = 1; 2; : : : Ein schon bekanntes Beispiel ist: A = , B = H beim unendlich tiefen Potentialtopf. Die Eigenwerte von : 1 sind unendlichfach entartet. Die entsprechenden 2 Unterraume enthalten jeweils abzahlbar viele Eigenvektoren von H: u(+) n , n = 0; 1; : : : und u(n?) ,n = 1; : : :. Anwendung auf die Mj Da sie nicht miteinander kommutieren, haben sie kein gemeinsames System von ~ 2 = M21 + M22 + M23 hat man Eigenvektoren; aber fur M ~ 2; M 3 ] = [M = = ~ 2M3 ? M3M ~2 M (M21 + M22)M3 ? M3 (M21 + M22) M1(M1M3 ? M3 M1) + (M1M3 ? M3M1 )M1 +M2(M2M3 ? M3 M2) + (M2M3 ? M3M2 )M2 : Einsetzen der Vertauschungsrelationen fur die Mj ergibt: ~ 2; M3] = 0 ; und analog [M ~ 2; Mj ] = 0 ; j = 1; 2 : [M ~ 2 (Quadrat des GesamtdrehMan kann also z.B. gemeinsame Eigenvektoren zu M impulses =h 2) und zu M3 suchen: Deniert man noch die Groen M+ = M1 + iM2 ; M? = M1 ? iM2 ; 5.1. RAUMLICHE DREHUNGEN 71 so hat man [M3; M+ ] = M+ ; M+ M? = M? M+ = (M u1; u2) = [M3; M? ] = ?M? ; ~ 2 + M3 ? M23 ; M ~ 2 ? M3 ? M23 ; M (u1; M u2) : 3 ~2 ~ 2u) = X(Mj u; Mj u) 0. Dies bedeutet, da die Eigenwerte von M Es ist (u; M j =1 nicht negativ sein konnen, d.h. ist v Eigenvektor, so konnen wir fur den Eigenwert ( + 1), 0, schreiben. (Diese Parametrisierung des Eigenwertes wird spater plausibel!), also ~ 2v = ( + 1)v ; 0 : M ~ 2 vertauscht, konnen wir die v so wahlen, da sie gleichzeitig EigenDa M3 mit M vektoren zu M3 sind, mit Eigenwert : M3v = v : Der Eigenwert ( +1) wird i. a. entartet sein, da zu vorgegebenem Gesamtdrehimpuls verschiedene Werte der M3{Komponente gehoren konnen. ~ 2v) gilt Wegen (v; M23v) (v; M 2 ( + 1) : Bei vorgegebenem gibt es also ein max und ein min . Multipliziert man die Eigenwertgleichung fur M3 mit M+ und beachtet [M3; M+ ] = M+ , so hat man M3(M+ v) = ( + 1)(M+ v) : M+ v gehort also zum Eigenwert + 1. Daher mu M+ vmax = 0 ~ 2 = M? M+ + M23 + M3 folgt gelten. Wegen der Identitat M ~ 2vmax ( + 1)vmax = M = (M? M+ + M23 + M3)vmax = max(max + 1)vmax : Da 0, so mu max = sein. Analog hat man M3(M? v) = ( ? 1)M? v) KAPITEL 5. ROTATIONSINVARIANTE POTENTIALE 72 und M? vmin = 0. ~ 2 = M+ M? + M23 ? M3 bedeutet dies Wegen M ( + 1)vmin = (M+ M? + M23 ? M3)vmin = min (min + 1)vmin ; also min = ? : Ausgehend von v bekommt man Mn? v = const: v?n ; n = 0; 1; : : : : Schlielich mu ? n = min = ? sein, d.h. 2 = n ; n = 0; 1; 2; : : : : Damit ist folgendes bewiesen: ~ 2 kann die EigenDas Quadrat des Drehimpulsoperators h 2M werte h 2j (j + 1) ; j = 0; 21 ; 1; 32 ; : : : ; haben. Bei festem j kann h M3 die Werte h m ; m = ?j; ?j + 1; : : : ; +j annehmen. Matrixelemente: Wir haben M+ vj m = Nvj m+1 ; unter der Annahme, da die vj m normiert sind, bestimmt man N folgendermaen: N 2 = (M+ vjm; M+ vjm) = (vjm; M? M+ vjm) ~ 2 ? M3 ? M23)vjm) = (vjm; (M = j (j + 1) ? m(m + 1) ; also M+ vjm = [(j + m + 1)(j ? m)] 21 vj m+1 M? vjm und analog = [(j ? m + 1)(j + m)] 21 vj m?1 : 5.1. RAUMLICHE DREHUNGEN 73 Mittels dieser Formeln kann man sich die Matrixelemente von M1 und M2 ausrechnen. Beispiele: 5.1.2 Der Spin mit j = 21 und die Paulischen Spin-Matrizen j = 12 ; m = 21 ; v 12 12 v 21 ; v 21 ?21 v? 12 ; (vm; M3vm0 ) = mmm0 Demnach gehort zu M3 die Matrix M3 ! S~3 = 21 3 ; 3 = 10 ?01 Ferner : M+ v 12 = 0 ; M+ v? 21 = v 21 ; d.h. M+ ! S~+ = 00 10 sowie ! ; M? v 21 = v? 21 ; M? v? 21 = 0 ; d.h. Da ! M? ! S~? = 01 00 ! : M1 = 21 (M+ + M? ) ; M2 = 21i (M+ ? M? ) ; so hat man schlielich ! 1 0 1 ~ M1 ! S1 = 2 1 ; 1 = 1 0 ; ! 1 0 ? i M2 ! S~2 = 2 2 ; 2 = i 0 : Die i , i = 1; 2; 3 heien Paulische Spin{Matrizen. KAPITEL 5. ROTATIONSINVARIANTE POTENTIALE 74 5.1.3 Bahndrehimpuls und Kugelfunktionen Wir setzen L~ j = h1 Lj , j = 1; 2; 3, und rechnen in Polarkoordinaten um: L~ 1 = 1i (x2@3 ? x3@2) etc. x1 = r cos ' sin # ; x2 = r sin ' sin # ; x3 = r cos # : Man bekommt dann (r fallt heraus!!): @ ; L~ 3 = 1i @' @ + i cot # @ ) ; L~ + = ei'( @# @' @ + i cot # @ ) ; L~ ? = e?i'(? @# @' 2 2 @ sin # @ + @ ) : L~ = ? sin12 # (sin # @# @# @'2 2 Aus historischen Grunden bezeichnet man die Eigenfunktionen von L~ und L~ 3 mit Ylm ('; #) , j = l. Fur m = l haben wir die Dierential{Gleichungen @ Y ('; #) L~ 3Yll = 1i @' ll = lYll('; #) ; @ + i cot # @ )Y ('; #) = 0 : L~ +Yll = ei'( @# @' ll Der Ansatz Yll('; #) = f1(')f2(#) fuhrt zu 1 @ f = lf ; d.h. f = C eil' ; C = const: : 1 1 1 i @' 1 1 Geht man im R3 von ' zu ' + 2 uber, so kommt man zum selben Punkt. Soll dabei f1(') in sich ubergehen, d. h. eindeutig sein, so mu e2il = 1 gelten, d.h. l ist eine ganze Zahl! Dies wird im folgenden vorausgesetzt. Fur f2(#) bekommt man die Dierential{Gleichung @ ? l cot #)f (#) = 0 ; bzw. @ f = l cos # f (#) ; ( @# 2 @# 2 sin # 2 5.1. RAUMLICHE DREHUNGEN mit der (oensichtlichen!) Losung f2(#) = C2 sinl # ; C2 = const: : Also ist Yll('; #) = Ceil' sinl # : Die Konstante C bestimmt man aus der Normierungsbedingung Z 1 = (Yll; Yll) = YllYlld Z 2 Z = C 2 d' d# sin2l # sin # 0 0 Z = C 2 2 d# sin2l+1 # : 0 Ausrechnen des Integrals ergibt l " (2l + 1)! # 21 (2 l + 1)! ( ? 1) C 2 = 22l+1(l!)22 ; C = 2ll! : 4 (Die Phase (?1)l ist Konvention!) Wir haben demnach l " (2l + 1)! # 12 ( ? 1) eil' sinl # : Yll('; #) = 2ll! 4 Wegen L~ ? Ylm = [(l ? m + 1)(l + m)] 21 Yl;m?1 kann man nun die ubrigen Ylm aus Yll durch Anwenden von L~ ? ausrechnen1: l " (2l + 1) (l + m)! # 21 ( ? 1) 1 dl?m (sin2l #) eim' : Ylm ('; #) = 2l l! 4 (l ? m)! sinm # d(cos #)l?m Beispiele: Y00 = p1 ; 4 Y11 = ?( 83 ) 12 sin #ei' ; Y10 = ( 43 ) 12 cos # ; Y1?1 = ( 83 ) 12 sin #e?i' : Bemerkungen: 1 Man beachte d d + l cot #)f (#) = (sin #)?l d# (sinl # f (#)) ( d# fur eine beliebige dierenzierbare Funktion f (#)! 75 KAPITEL 5. ROTATIONSINVARIANTE POTENTIALE 76 1. Viele Formeln werden ubersichtlicher, falls man die Variable z = cos # einfuhrt: l " (2l + 1) (l + m)! # 21 ? m2 dl?m (1 ? z2)l im' ( ? 1) 2 (1 ? z ) Ylm('; #(z)) = 2ll! 4 (l ? m)! dzl?m e : 2. Fur m = 0 hat man Ylm=0 = 2l4+ 1 ! 12 Pl(z) ; l 2 l Pl (z) = 21l l! d (zdz?l 1) : Die Funktionen Pl(z) heien "Legendre"{Polynome. Sie bilden ein vollstandiges, orthogonales System im Intervall [?1; +1]. Die Legendre{Polynome kann man auch durch ihre erzeugende Funktion denieren: Es sei jj~yjj < jj~xjj, s = jj~yjj=jj~xjj < 1, dann jj~x ? ~yjj?1 = jj~x1jj (1 ? 2zs + s2)? 21 1 X = jj~x1jj Pl (z)sl ; l=0 (Entwicklung nach "Multipolen"). Die "zugeordneten" Legendre{Polynome sind deniert als l 2 m=2 l+m 2 m Plm (z) = (?1)m (1 ? z2)m=2 d dzPlm(z) = (?1)m (1 ?2zll!) d dz(zl+m? 1) : Die letzte Beziehung gilt auch fur negative m. Da ? m)! P m(z) ; Pl?m (z) = (?1)m ((ll + m)! l so haben wir und " # 21 (2 l + 1) ( l ? m )! Ylm ('; #) = 4 (l + m)! Plm (cos #) eim' Yl?m = (?1)mYlm : 5.2. STERN{GERLACH{VERSUCH 77 3. Die Funktionen Ylm(#; ') bilden ein vollstandiges System auf der Einheitskugel: 0 # , 0 R ' 2, d. h. ist f ('; #) eine Funktion auf der Einheitskugel, mit (f; f ) d f f < 1, dann gilt "im Mittel": f ('; #) = wobei 1 mX =+l X l=0 m=?l flmYlm(#; ') ; Z flm = (Ylm; f ) = d Ylm (#; ') f ('; #) : 4. Die Zustande mit l = 0; 1; 2; 3 werden auch als "s"{, "p"{, "d"{ und "f" { Zustande bezeichnet. Die Bezeichnungen kommen aus der optischen Spektroskopkie. Sie sind Abkurzungen fur "scharfe","prinzipielle", "diuse" und "feine" Linie! 5.2 Stern{Gerlach{Versuch Der experimentelle Beweis fur die "Quantelung" des Drehimpulses kommt (z.B.!) aus dem Stern{Gerlach{Versuch: Bewegt sich eine Punktladung q eines Teilchens mit Masse m0 auf einer geschlossenen Kurve C ", so gehort zu dem Bahndrehimpuls ~l das magnetische Dipolmoment (s. Elektrodynamik-Skriptum S. 60) q ~l : ~ = 2m 0 Ferner wird auf einen punktformigen magnetischen Dipol in einem inhomogenen Magnetfeld B~ (~x) die Kraft K~ (~x) = grad(~ B~ (~x)) ausgeubt. KAPITEL 5. ROTATIONSINVARIANTE POTENTIALE 78 x @ I @ x2 63 ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ??? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ??? @ ? ? ? ? @? 1 @ @ * : x @ @ @ @ @ @ 6 Atomstrahl - @B3 @x3 Versuchsanordnung Von links (s. Skizze) werden Atome in der Ebene x2 = 0 in ein inhomogenes Magnetfeld "geschossen". Die Elektronen in den Atomen sollen bezuglich des Atomkernes den Drehimpuls (Bahndrehimpuls) ~l und damit das magnetische Moment ~ = ? 2em0 e ~l , e0: Elementarladung (> 0), haben. Dann erfahren die Elektronen (und damit die Atome) in x3{Richtung die Kraft K3(x1; x2 = 0; x3) = @x@ (1B1 + 2B2 + 3B3) : 3 Zwischen den Magnetpolen ist B1 0, d. h. @3B1 = 0. Ferner gilt B2(x2 = 0) = 0 und damit @3B2(x2 = 0) = 0 ; also K3 (x1; x2 = 0; x3) = 3 @3B3 : Quantenmechanisch gilt l3 ! h m , l = 0; 1; : : : , ?l m l , d. h. 0h m ; ?l m l : 3 = ? 2em e Demnach waren also auch die magnetischen (Bahn{) Momente gequantelt. Enthalt nun der einfallende Strahl Atome, bei denen auere Elektronen relativ zum Kern den Bahndrehimpuls ~l haben, und sind (aufgrund der Praparierung) des Strahles etwa alle x3{Komponenten mit vergleichbaren "Gewichten" vertreten, so spaltet der Strahl aufgrund der Kraft K3 in 2l + 1 Komponenten raumlich auf (Nachweis z.B. durch Photoplatte). 5.2. STERN{GERLACH{VERSUCH 79 Auf diese Weise kann man nachweisen, da die quantenmechanischen Bahndrehimpulse ganzzahlige Vielfache von h sind! 0h heit Bohrsches Magneton, Die Groe B 2em e B = 5; 788382::: : : : 10?15 MeV gauss?1 = 5; 788382::: : : : 10?11 MeV T ?1: Bemerkung: in vielen Fallen sind die 2l + 1 Teilstrahlen nochmal "gespalten" ("Feinstruktur"). So hat man z.B. bei Alkali{Metallen fur l=0 eine Aufspaltung in 2 Teilstrahlen. Dies ruhrt daher, da die Elektronen einen "Eigendrehimpuls" oder "Spin", S~ = h2 ~; haben und zu diesem das magnetische Moment ~e = ? 2em0 gS~ ; g = 2 + 2 ( 1159; 652193 0; 000010) 10?6 e gehort! Mehr zum Spin und zum g-Faktor spater! 80 KAPITEL 5. ROTATIONSINVARIANTE POTENTIALE 5.3 Schrodinger{Gleichung fur den Radialteil im Falle rotationssymmetrischer Potentiale Es sei ~x ! ~y = R~x eine Rotation, R = (ajk ) : Ist f (~x) = f (R?1~y) eine dierenzierbare Funktion, so gilt 3 @ f (~x) ; und @ f (~x) = @ f (R?1~y) = X a kj @yj @yj k=1 @xk 3 @2 X X @ @ f (~x) f ( ~ x ) = a y f (~x) kj alj 2 @xk @xl j =1 @yj j;k;l 3 @2 X = 2 f (~x) = xf (~x) ; j =1 @xj also x = y : Folgerung: Ist (~x; t) eine Losung der Schrodinger{ Gleichung 2 h ih @t(~x; t) = (? 2m + V (jj~xjj))(~x; t) ; e so ist auch (R)(~x; t) = (R?1~x; t) eine Losung! Aus x = y und V (jj~xjj) = V (jj~yjj) folgt 2 ih @t(~x; t) = (? 2hm y + V (jj~yjj))(~x; t) ; e ? 1 und da ~x = R ~y, 2 ih @t(t; R?1~y) = (? 2hm y + V (jj~yjj))(t; R?1~y) : e Nennt man die Variable ~y jetzt wieder ~x, so ist der Beweis fertig! q.e.d. Wegen x = y , V (jj~xjj) = V (jj~yjj) sagt man auch: die Drehungen R vertauschen 2 h mit dem Hamilton{Operator H = ? 2m + V (jj~xjj). e Ist , z.B., R = R('3), so hat man R?1 ('3) = R(?'3) Beweis: d (R)(~x; t)j d (R?1(' )~x; t)j '3 =0 = 3 '3 = 0 d'3 d'3 = (x2@1 ? x1@2)(~x; t) = ? hi (L3) : DEN RADIALTEIL 5.3. SCHRODINGER{GLEICH. FUR 81 Analoges erhalt man fur R('1), R('2). D. h. die "Erzeugenden der innitesimalen Drehungen" der Funktionen (~x; t) sind in diesem Fall die Bahn{Drehimpuls{ Operatoren Lj , j = 1; 2; 3. Drehinvarianz von H bedeutet (kann man auch direkt nachrechnen): [Lj ; H] = 0 ; j = 1; 2; 3 ; also auch [L~ 2; H] = 0 : Dies bedeutet: man kann die Eigenfunktionen zu H gleichzeitig als Eigenfunktionen zu ~L2 und L3 wahlen. M.a.W.: Ist u(~x) eine Losung der Schrodinger{Gleichung, so entwickeln wir den Winkelanteil nach Kugelfunktionen Ylm: u(~x) = 1 mX =+l X l=0 m=?l Rlm(r)Ylm (#; ') ; r = jj~xjj : Der Laplace{Operator in Polar{Koordinaten lautet 2 1 (sin # @ sin # @ + @ 2 ) = 1r @@r2r + r2 sin 2# @# @# @'2 2 = 1r @@r2r ? 21 2 L~ 2 ; r h (s.S. 74). also: h 2 @ 2 r + 1 L~ 2 + V (r) : H = ? 2rm 2m0r2 0 @r2 Angewandt auf u(~x) erhalt man # 1 mX =+l " h 2 @ 2 (rRlm ) h 2l(l + 1) X ? 2rm @r2 + 2m r2 Rlm(r) + V (r)Rlm (r) Ylm(#; ') 0 l=0 m=?l 0 =E =+l 1 mX X l=0 m=?l Rlm(r) Ylm(#; ') : Multipliziert man diese Gleichung mit Yl0 m0 und integriert uber # und ', so folgt wegen (Yl1 m1 ; Yl2 m2 ) = l1 l2 m1 m2 fur Rlm(r) die Gleichung # 2 @ 2(rRlm ) " h 2 l(l + 1) h ? 2rm @r2 + 2m r2 + V (r) Rlm(r) = E Rlm(r) : 0 0 Im folgenden wird angenommen, da fur r ! 0 das Zentrifugalpotential h 2l(l + 1)=2mr2 fur l 6= 0 starker ist als V (r); d.h. lim(r2V (r)) = 0: r!0 KAPITEL 5. ROTATIONSINVARIANTE POTENTIALE 82 Dies bedeutet anschaulich, da auch quantenmechanisch das Teilchen nicht in den Ursprung "fallen" soll, die Wahrscheinlichkeitsdichte w(~x) = u(~x)u(~x) fur ~x ! 0 also endlich bleibt, d.h. Rlm(r = 0) soll endlich sein. Deniert man lm(r) = rRlm (r) ; so bekommt man fur lm(r) die gewohnliche Dierential{Gleichung # " d2lm + 2m0 E ? V (r) ? h 2l(l + 1) (r) = 0 ; lm dr2 2m0r2 h 2 mit der Randbedingung (r = 0) = 0. Damit ist das ursprunglich 3{dim. Problem auf ein 1{dimensionales reduziert worden! Fur r ! 0 kann man E und V (r) gegenuber r?2 vernachlassigen: ((r) lm(r)) 00(r) ? l(l r+2 1) (r) 0 fur r ! 0 : Der Ansatz (r) Cr gibt ( ? 1) = l(l + 1), d. h. = l + 1 oder = ?l. Wenn (r = 0) = 0, kommt nur die Losung = l + 1 in Frage ("regulare" Losung), d.h. gesucht sind dann Losungen lm(r), die sich am Ursprung wie rl+1 verhalten. Am Ursprung singulare Losungen und das Verhalten fur groe r werden spater diskutiert. 5.4 Die Bindungszustande des Wasserstoatoms Es sei nun 2 0 V (r) = ? 4Ze " r ; 0 Elektron mit Ladung ?e0 im Feld eines Kernes mit Ladung Ze0. Fur Rlm (r) R(r) hat man nach S. 81 die Gleichung " ! # d2 + 2 d R + 2m0 E + Ze20 ? h 2l(l + 1) R(r) = 0 : dr2 r dr 4"0r 2m0r2 h 2 5.4. DIE BINDUNGSZUSTANDE DES WASSERSTOFFATOMS 83 Gesucht werden quadratintegrierbare Losungen mit E < 0 (Gebundene Zustande). Fuhrt man die neuen Variablen 2 = ( 8m02jE j ) 21 r ; = Z ( c2jEmj0 ) 21 ; h 2 e = 4"0 h c 1=137 : Sommerfeldsche 0 Feinstrukturkonstante, ein, so bekommt man d2R + 2 dR + ( ? 1 ? l(l + 1) )R = 0 : d2 d 4 2 Fur sehr groe ergibt sich naherungsweise R R1(), wobei d2R1 ? 1 R = 0 ; d2 4 1 d.h. R1 = const:e 21 . Als normierbare Losung kommt nur e? 12 in Frage! Setzt man nun R() = l e? 21 g() ; so ergibt sich fur g() die Gleichung ! d2g() + 2l + 2 ? 1 dg + ? 1 ? l g() = 0 : d2 d Der Faktor l ist herausgezogen worden, da man wei (s.S. 82), da R() l fur ! 0! Die Gleichung fur g() kann man durch den "Polynom"{Ansatz g() = 1 X n=0 ann losen. Einsetzen ergibt 1 X [n(n ? 1)ann?2 + ( 2l + 2 ? 1)nan n?1 + ( ? 1 ? l)ann?1] = 0 : n=0 Dies lat sich auch so schreiben: 1 X [(n + 1)(nan+1 + (2l + 2)an+1) + ( ? 1 ? l ? n)an]n?1 = 0 : n=0 KAPITEL 5. ROTATIONSINVARIANTE POTENTIALE 84 Da diese Gleichung fur alle gelten soll, mussen die Koezienten einzeln verschwinden: a: an+1 = (n +n +1)(l n++1 2?l + 2) n Bricht die Reihe nicht ab, so hatte man fur groe n: an+1 (n +1 1) an, d.h. g() verhielte sich fur groe wie g() e : Dies wurde jedoch zu einem nicht normierbaren R() fuhren. Die Reihe mu fur normierbare R also abbrechen2! Fur ein bestimmtes n = nr mu also anr+1 = 0 sein, d.h. = nr + l + 1 ; n r 0 ; n = nr + l + 1 : "Hauptquantenzahl". n : naturliche Zahl mit n l + 1 : Aus = n folgt fur die moglichen Energiewerte der gebundenen Zustande des Wasserstoatoms das "klassische" Resultat )2 (Bohrsche Formel!). En = ? 12 m0c2 (Z n2 Entartungsgrad: bei den bisherigen U berlegungen war l fest vorgegeben und n eine Funktion von nr = 0; 1; : : :, (und l). Umgekehrte Frage: Welche l{Werte sind bei vorgegebenem n moglich? Antwort: l = 0; 1; : : : n ? 1. Da die Energie En nur von n abhangt, kann man fragen, wieviel linear unabhangige Zustande (Wellenfunktionen) gehoren zu vorgegebenem En ? Da zu l schon 2l + 1 Zustande mit verschiedenen x3{Komponenten gehoren, so ist der "Entartungs"{Grad gegeben durch nX ?1 (2l + 1) = n2 : l=0 Zu vorgegebenem En gehoren also n2 verschiedene Bahndrehimpuls-Zustande. Berucksichtigt man auerdem, da zu jedem Bahndrehimpuls-Zustand (l; m) noch je 2 Spin{Zustande des Elektrons gehoren, so bekommt man schlielich als Entartungsgrad von En den Wert 2n2 = dn = Dimension des zu En gehorigen Unterraumes. d1 = 2 ; d2 = 8 ; d3 = 18 etc. : Dies ist sehr wichtig fur die Atomphysik (s. spater). 2 sogenannte "Sommerfeldsche Polynom{Methode" 5.4. DIE BINDUNGSZUSTANDE DES WASSERSTOFFATOMS 85 Wasserstoeigenfunktionen: Die Funktionen g() sind jetzt Polynome vom Grade nr = n ? l ? 1, nr = 0; 1; : : : Fur gegebene n und l hat man die folgende Rekursionsformel fur die Koezienten a , = 0; : : :, nr = n ? l ? 1: n a ; = 0; : : : a+1 = ( + +1)(l ++1 2?l + 2) Bei geeigneter Wahl von a0, sind die Polynome identisch mit speziellen sogenannten "zugeordneten Laguerreschen Polynomen" : Lnr () ! n + r = nr ? ! =0 n d r (e?nr +) : = n1 ! e? d nr nr X (?1) r Fur = 0 bekommt man die "Laguerre"schen Polynome. Beim Wasserstoatom hat man = 2 l + 1. Zusammenfassend: die zu En gehorigen Eigenfunktionen Rnlm () Rnl() sind Rnl() = Cnl e? 21 l Ln2l?+1l?1 () Cnl : Normierungsfaktor. Setzt man 2 0 a hm4" : Bohrscher Atomradius, e e2 so hat man z.B. (normiert!) Zr 3 ? Z R10(r) = 2( a ) 2 e a ; Zr ? 3 Zr Z R20(r) = 2( 2a ) 2 (1 ? 2a ) e 2a ; Zr 3 Zr ? Z 1 R21(r) = p ( 2a ) 2 a e 2a : 3 Weitere Beispiele nden sich in nahezu jedem Lehrbuch uber Quantenmechanik. Die Wahrscheinlichkeit, das Elektron in einer Kugelschale mit Radius r und r + r anzutreen, ist gegeben durch Z r+r dr wnl (r) ; wobei w(r) = r wnl(r) = r2R2nl (r) : KAPITEL 5. ROTATIONSINVARIANTE POTENTIALE 86 "radiale" Wahrscheinlichkeitsdichte. 2Zr ? Das Maximum von w10(r) = C102 r2 e a liegt bei r = a=Z . Allgemein hat man fur wnl(r) genau n ? l Maxima. Wichtige Beispiele fur die Mittelwerte < rk >= R 1 drrk w (r) sind 0 nl Z : < r >= 2aZ [3n2 ? l(l + 1)] ; < r?1 >= an 2 Bemerkungen: Die obige Bohrsche Formel fur die Energieniveaus des Elektrons im Wasserstoatom stellt nur eine Naherung dar, zu der eine ganze Reihe von Korrekturen kommen (Feinstruktur, Hyperfeinstruktur etc.): 1. Mitbewegung des Kernes (Protons). Wir haben so getan, als ob der Kern des Wasserstoatoms unendlich schwer sei (und deshalb ruht). Tatsachlich hat der Kern die Masse mp = 938; : : : MeV/c2 (c2me = 0; 51 : : : MeV) und seine Mitbewegung macht sich bemerkbar: Die Energie E~ zweier Teilchen mit Koordinaten ~xi = (x(1i); x(2i); x(3i)), i = 1; 2, und wechselseitigem Potential V (~x1 ? ~x2) ist klassisch gegeben durch 1 p~ 2 + 1 p~ 2 + V (~x ? ~x ) : E~ = 2m 1 2 1 1 2m2 2 Die Substitutionen ~p1 ! hi grad1; ~p2 ! hi grad2; gradj = ( @(j) ; @(j) ; @(j) ) ; @x1 @x2 @x3 fuhren zu der stationaren Schrodinger{Gleichung fur zwei Teilchen: ! 2 2 h h ? 2m 1 ? 2m 2 + V (~x1 ? ~x2) u~(~x1;~x2) = E~ u~(~x1;~x2) : 1 2 Mittels der Relativ{ und Schwerpunktkoordinaten ~x = ~x1 ? ~x2 ; + m2~x2) ; R~ = (m(1m~x1 + 1 m2 ) ~x1 = R~ + m ~x ; 1 ~ ~x2 = R ? m ~x ; 2 m m 1 2 = m +m ; wird hieraus 1 2 ! 2 2 h h ? 2(m + m ) R ? 2 x + V (~x) u~(~x; R~ ) = E~ u~(~x; R~ ) : 1 2 5.4. DIE BINDUNGSZUSTANDE DES WASSERSTOFFATOMS 87 Aus der klassischen Mechanik wei man, da der Schwerpunkt eines solchen Systems sich frei bewegt. Dies legt den Ansatz nahe u~(~x; R~ ) = u(~x) ei K~ R~ : ("Separation" der Variablen ~x und R~ !) Einsetzen ergibt fur u(~x): ! 2 h ? 2 x + V (~x) u(~x) = Eu(~x) 2~2 : E = E~ ? 2(mh K 1 + m2 ) Da grad1 + grad2 = gradR, so hat man fur den Gesamtimpuls{Operator P~ = P~ 1 + P~ 2 = hi (grad1 + grad2) = hi gradR ; ~ iK~ R~ : P~ eiK~ R~ = h Ke h 2K~ 2 2(m1 + m2) : kinetische Energie des Schwerpunktes ; E : Energie der Relativbewegung . Die Schrodinger{Gleichung fur die Relativbewegung ist also die gleiche wie fur die Bewegung in einem aueren Potential V (~x). Man hat nur die Masse m durch die reduzierte Masse = m1m2=(m1 + m2) zu ersetzen! Fur die Energie{Niveaus des Wasserstoatoms bedeutet dies 2 e : En = ? 21 c2 n2 ; = mm 1 + me p Geht man vom Proton zum Deuteron uber, so hat man mp ! md 2mp und eine entsprechende Verschiebung der Energieniveaus (schwerer Wassersto!). Aufgrund dieses Eektes wurde das Deuteron entdeckt! 2. Andere Korrekturen: Sie kommen 1. vom magnetischen Moment des Elektrons; 2. von der relativistischen Geschwindigkeit des Elektrons; 3. vom magnetischen Moment des Kerns; 4. u. a. (s. spater). 88 KAPITEL 5. ROTATIONSINVARIANTE POTENTIALE 5.5 Radialsymmetrische Losungen fur V (r) = 0 5.5.1 Spharische Bessel- und Neumann-Funktionen Falls V 0, so bekommt man fur Rlm (r) Rl (r) die Gleichung: 2 2 2 (rRl ) + h l(l + 1) R (r) = ER (r) : ? 2hmr @ @r l 2 2mr2 l Da sie ein freies Teilchen beschreibt, ist die Energie E 0 beliebig. Setzt man 2mE = k2 = jj~kjj2 ; und kr ; h 2 so folgt d2Rl + 2 dRl ? l(l + 1) R + R = 0 : d2 d 2 l l Als Dierentialgleichung 2. Ordnung hat diese Gleichung 2 unabhangige Losungen. Als Basis kann man die folgenden sogenannten "spharischen Zylinderfunktionen" nehmen: 1. Bei = 0 regulare Losung (spharische Bessel-Funktion) 1 Rreg: l () = jl () = ( 2 ) 2 Jl+ 12 (); 1 X 2k J () = 2 (?1)k 22k k! ?( + k + 1) : k=0 Die Bessel{Funktion J () genugt der Gleichung d2J + 1 dJ + (1 ? 2 )J () = 0 : d2 d 2 Man hat, z.B., auch folgende Darstellung d )l ( sin ) ; jl() = (?)l ( 1 d sin j0() = ; ? cos ; etc. j1() = sin 2 V (R) = 0 5.5. RADIALSYMMETRISCHE LOSUNGEN FUR 89 Man kann dies z.B. dadurch verizieren, da man zunachst den Fall l = 0 beweist und dann aus der Richtigkeit fur l auf die Richtigkeit fur l + 1 schliet. 2. Bei = 0 singulare Losung (spharische Neumann-Funktion) nl() = (?1)l+1 ( 2 ) 21 J?l? 12 () d )l ( cos ) : = ?(?)l ( 1 d ? sin ; etc.. n0() = ? cos ; n1() = ? cos 2 Fur ! 0 hat man jl() (2l + 1)!! ; (2l + 1)!! 1 3 5 (2l + 1) ; 1)!! : nl() ?(2ll? +1 l Fur ! 1 gilt andererseits jl() 1 sin( ? l2 ) ; nl() ? 1 cos( ? l2 ) 5.5.2 Entwicklung von ebenen Wellen nach Legendre-Polynomen und spharischen Bessel-Funktionen Da auch die ebene Welle ei~k ~x = eikr cos #, # = 6 (~k;~x), eine regulare Losung von ( + k2)u(~x) = 0 ist, so mu sie nach Kugelfunktionen und spharischen BesselFunktionen jl () entwickelbar sein. Die ebene Welle hangt vom Winkel ' nicht ab (die Richtung ~k ist parallel zur x3{Achse gewahlt worden!) und daher kommen in der Entwicklung nur die Legendre{Polynome Pl(z), z cos #, vor: eiz = 1 X l=0 cl jl() Pl (z) : KAPITEL 5. ROTATIONSINVARIANTE POTENTIALE 90 Wegen der Orthogonalitat Z +1 ?1 dzPl1 (z)Pl2 (z) = (22l l+1 l21) erhalt man cl jl() = Z +1 ?1 1 dz(Pl (z)eiz )( 2l 2+ 1 ) : Nun gilt zl = (2l +l! 1)!! [(2l + 1)Pl (z) + (2l ? 3) 2l 2+ 1 Pl?2(z) l ? 1) P (z) + : : : ; ] +(2l ? 7) (2l + 1)(2 l?4 24 d.h. man hat 8 > fur n < l ; < 0 n dz z Pl(z) = > 2 l! ?1 : (2l + 1)!! fur n = l : Z +1 1 1 X (iz)n , so verschwinden die ersten l Terme in n ! n=0 Z +1 l2 dzPl(z)eiz = (2(li+) 1)!! + : : :: ?1 Fur ! 0 hat man also l l cl (2l + 1)!! (2l + 1) il (2l + 1)!! + hohere Potenzen in : Koezientenvergleich ergibt cl = (2l + 1)il : Damit bekommen wir die uberaus wichtige Formel Da eiz = 1 X ~ i k ~ x ikr cos # e =e = (2l + 1) il jl(kr) Pl (cos #) : l=0 Physikalische Interpretation des asymptotischen Verhaltens von jl () fur sehr groe : jl() 1 sin( ? l2 ) 1 [e?i(kr? 21 l) ? ei(kr? 21 l) ] = ? 2ikr 5.6. ELASTISCHE POTENTIALSTREUUNG 91 1 e?i(!t + kr) : einlaufende Kugelwelle. r ! = 21m k2 (die Phase !t + kr = 0 ; r = ? !k t ; t < 0 "lauft ein"). 1 e?i(!t ? kr) : auslaufende Kugelwelle. r jl() ist fur groe Abstande (kr 1) eine Superposition von ein{ und auslaufenden Kugelwellen. 5.6 Elastische Potentialstreuung 5.6.1 Allgemeiner Teil Voraussetzung: rlim !1(rV (r)) = 0 ; d.h. das Coulomb{Potential ist ausgeschlossen und die Krafte sollen kurzreichweitig sein. Wirkungsquerschnitt .. ... ... ... Detektor @@?? einlaufende Kugelwelle: Teilchenstromdichte s3 ?@ ? @ @ ? @? @ I @ @ r # ~x = 0 S = r2 auslaufende Kugelwelle: Teilchenstromdichte sr - - - x3 Langs der x3{Achse fallen Teilchen der Stromdichte s3 (s. S. 25) ein, die am Streuzentrum in ~x = 0 (Relativkoordinate) in das Raumwinkelelement = sin # # ' mit radialer Teilchenstromdichte sr(r; #; ') = ~s ~er gestreut werden. Durch ein Flachenelement S = r2 im Abstande r treten dann pro Zeiteinheit sr S Teilchen. KAPITEL 5. ROTATIONSINVARIANTE POTENTIALE 92 Der dierentielle Wirkungsquerschnitt fur die Streuung in das Raumwinkelelement ist deniert durch 2 (#; ') = srrs ; oder 3 d (#; ') = sr(r; #; ')r2 : d s3 Die Groe d=d ist i.a. zusatzlich eine Funktion der Energie E = 21 h 2k2, : reduzierte Masse. Falls V (~x) rotationssymmetrisch, so hangt d=d nicht mehr von ' ab. Mathematische Idealisierung: u(~x) sei die Losung der stationaren Schrodinger{Gleichung zum Potential V (r). Diese Losung soll fur groe r = jj~xjj aus einlaufender ebener Welle und auslaufender Kugelwelle bestehen: u(~x) ei~k ~x + f (k; #) er ; ~k = (0; 0; k) : ikr Es ist f (k; #) = 0, falls V (r) = 0. Die Groe f heit Streuamplitude. Da hier s3 = h k3=, sr = h k jf j2=(r2 ), so folgt d (k; #) = jf (k; #)j2 : d Entwicklung von f (k; #) nach Partialwellen: Fur groe r gilt fur die "Partialwellen"-Entwicklung der ebenen Welle 1 X ei~k ~x = (2l + 1) il jl(kr) Pl (cos #) l=0 1 ?i(kr? 12 l) ei(kr? 21 l) X e 1 l ? 2ik (2l + 1) i ( r ? r )Pl(cos #) : l=0 Diese ebene Welle entspricht dem Fall V (r) = 0. Falls nun V (r) 6= 0, so wird die auslaufende Kugelwelle modiziert: ei~k ~x ! u(~x) ; wobei jetzt fur groe r 1 i(kr? 1 l) ?i(kr? 21 l) X u(~x) ? 21ik (2l + 1) il ( e r ? Sl(k) e r 2 )Pl(cos #) : l=0 5.6. ELASTISCHE POTENTIALSTREUUNG 93 Da bei rein elastischer Streuung nur die Phasen, aber nicht die Intensitaten, geandert werden konnen, so mu jSl(k)j = 1 sein (bei inelastischer Streuung hat man jSl(k)j < 1!). D.h. man kann setzen Sl(k) = e2il(k) ; l(k) : zur l{ten "Partialwelle" gehorige "Streuphase". Da Sl = (Sl ? 1) + 1, so lat sich das obige u(~x) auch schreiben 21 3 i(kr? 12 l) X ~ e S ( k ) ? 1 l u(~x) eik ~x + 4 (2l + 1) il 2ik Pl(cos #) r 5 ; l=0 und da e? 2i l = i?l , so bekommt man schlielich fur groe r ikr u(~x) ei~k ~x + f (k; #) er ; wobei 1 2il(k) X f (k; #) = (2l + 1) e 2ik ? 1 Pl (cos #) : l=0 Fur den Radialanteil Rl(r) der Wellenfunktion sind die obigen Aussagen fur groe r gleichbedeutend mit dem asymptotischen Verhalten sin(kr ? 21 l + l(k)) i ( k ) l : Rl (r) e kr Der totale elastische Wirkungsquerschnitt el(k) ist deniert durch Z el (k) = d jf (k; #)j2 : Wegen der Orthogonalitat der Pl(cos #) und da (e2il ? 1)=2i = eil sin l, so folgt 1 X 4 el(k) = k2 (2l + 1) sin2 l(k) : l=0 Da andererseits =m(eil sin l) = sin2l(k) und Pl(1) = 1, so hat man 1 X =mf (k; # = 0) = k1 (2l + 1) sin2l(k) ; l=0 oder =mf (k; # = 0) = 4k el(k): Sogenanntes "Optisches Theorem". Gibt es auch inelastische Streuung, so lautet es (hier ohne Beweis!) =mf (k; # = 0) = 4k tot(k) 94 KAPITEL 5. ROTATIONSINVARIANTE POTENTIALE wobei tot(k) der totale Wirkungsquerschnitt (el + inel ) ist. Bedeutung: der Verlust an einfallender Intensitat (tot) entsteht durch "koharente" (elastische) Interferenz! Die Streuphasen l(k) sind bei vorgegebenem Potential aus dem asymptotischen Verhalten der Partialwellen Rl(kr) zu bestimmen! 5.6.2 Beispiel: 3{dimensionaler Potentialtopf V (r) = ?V0 fur r < a ; V0 > 0 ; V (r) = 0 fur r > a ; q = h1 (2(V0 + E )) 21 ; = h1 (?2E ) 21 fur E < 0; k = h1 (2E ) 12 fur E > 0 : Bindungszustande (E < 0) Hier genugt Rl(r) den Gleichungen d2Rl + 2 dRl ? l(l + 1) R + q2R = 0 ; r < a ; l dr2 r dr r2 l d2Rl + 2 dRl ? l(l + 1) R ? 2R = 0 ; r > a : l dr2 r dr r2 l Fur r < a kommt nur die regulare Losung in Frage: Rl(r) = A jl(qr) ; r < a : Fur r a mu die Losung exponentiell abfallen. Da die (spharischen Hankel{) Funktionen h(1) l () jl () + i nl () sich asymptotisch wie 1 i(? 1 l) h(1) l () i e 2 verhalten, so kann man fur r > a Rl(r) = B h(1) l (ir) setzen. Die zulassigen Energiewerte E ergeben sich aus den Randbedingungen A jl(aq) = B h(1) l (ia) und d h(1)(ir) A drd jl(rq)jr = a = B dr l jr = a ; 5.6. ELASTISCHE POTENTIALSTREUUNG 95 aus denen die transzendenten Bestimmungsgleichungen d j (rq) d h(1)(ir) l jr = a = dr l jr = a ; l = 0; 1; : : : dr (1) jl(aq) hl (ia) folgen. Diese Gleichungen sind i.a. nur numerisch zu losen. Fur l = 0 bekommt man die gleichen Werte wie beim 1{dim. Potentialtopf (S. 54/55), allerdings nur die zu den antisymmetrischen Wellenfunktionen gehorigen. Dies hangt damit zusammen, da im 3-dimesionalen Fall die Wellenfunktionen Rl(r) fur r = 0 verschwinden mussen und dies ist beim 1-dimensionalen Topf nur fur die in x antisymmetrischen Wellenfunktionen der Fall. Fur einen sehr tiefen Topf, d.h. qa l, kann man auf der linken Seite die asymptotischen Formen fur jl(rq) benutzen: jl (rq) rq1 sin(rq ? l2 ) ; djl (rq) ? 1 sin(rq ? l ) + 1 cos(rq ? l ) : dr r2 q 2 r 2 Einsetzen ergibt d h(1)(ir) l 1 1 ? a + q cot(qa ? 2 l) = dr (1) jr = a : hl (ia) Da die rechte Seite nicht von V0 abhangt, so mu fur jE j V0 bei sehr groem q der Kotangens auf der linken Seite sehr klein sein: cot(qa ? 21 l) 0 ; d. h. aq (n + 12 ) + l 2 ; n = 0; 1 : : : (nur Naherung!) Streuzustande (E > 0) Fur r > a hat man jetzt Rl(r) = B jl (kr) + C nl(kr) ; fur r < a Rl(r) = A jl(qr) wie vorher (wobei jetzt E > 0). Aus den Stetigkeitsbedingungen bei r = a folgt d (Bj (kr) + Cn (kr)) d j (qr) l l j r = a jr = a : dr dr l = j (qa) Bj (ka) + Cn (ka) l l l 96 KAPITEL 5. ROTATIONSINVARIANTE POTENTIALE Damit ist C=B bestimmt! Andererseits hat man fur groe r B [sin(kr ? 1 l) ? C cos(kr ? 1 l)] ; Rl(r) kr 2 B 2 1 i Der Vergleich mit e l sin(kr ? 2 l + l)=kr ergibt C; tan l(k) = ? B (da sin( + ) = sin cos + sin cos .) Ausrechnen von C=B ergibt d j (kr) j (qa) ? d j (qr) j (ka) l ja l dr l ja l tan l(k) = ddr d n l (kr)ja jl (qa) ? jl (qr)ja nl (ka) : dr dr Damit sind die Streuphasen bestimmt! Grenzfalle: 1. Niederenergie-Streuung: ka l : Es sei V0, d.h. q, beliebig. l Da fur ! 0, jl() (2l + 1)!! , nl() ? (2l?l+11)!! , so bekommt man d j (qr) lj ( qa ) ? a l 2 l + 1 dr l ja : tan l(k) [(2l + 1)!!]2 (ka)2l+1 d j (qr) (l + 1)jl (qa) + a dr l ja Das "Schwellen"{Verhalten tan l(k) clk2l+1 fur k ! 0 gilt nicht nur fur den Potentialtopf, sondern fur alle Potentiale, deren Streuverhalten fur k ! 0 bzw. r ! 0 durch das Zentrifugalpotential bestimmt ist. Schreibt man fur den totalen elastischen Wirkungsquerschnitt 1 X el (k) = l(k) ; l(k) = 4(2kl2+ 1) sin2 l(k) ; l=0 so hat man fur k ! 0, da sin tan fur ! 0, l(k) = 4(2kl2+ 1) jClj2 k4l+2 ; d.h. ( const: 6= 0 fur l = 0 ; lim ( k ) = l k!0 0 fur l 6= 0 : 5.6. ELASTISCHE POTENTIALSTREUUNG 97 2. Resonanzstreuung Fur gewisse Energien ER = 21 h 2kR2 verschwindet der Nenner in der obigen Formel fur tan l(k). Man hat dann tan l(kR) = 1 d.h. l(kR) = (n + 12 ) ; n ganze Zahl. Da sin2[(n + 21 )] = 1, so werden die Groen l(k) fur k = kR maximal: 2 (2l + 1) l(kR) = 4(2kl2+ 1) = 4h2E R R Das Phanomen lat sich als Resonanzerscheinung interpretieren: Der Einfachheit halber sei qa l ka: (tiefer Topf!) Bei dieser Approximation kann man die Naherungsformel fur tan l von S. 96 benutzen: d.h. fur k = kR, q = qR hat man die Bedingung d j (q r) = 0 (l + 1)jl(qRa) + a dr l R ja Da andererseits qRa l, so gilt (s.a. S. 95) (l + 1) cos(q a ? l + 1 ) ? sin(q a ? l + 1 ) = 0 ; R R aqR 2 2 d. h. tan(qRa ? l +2 1 ) laq+ 1 0 ; oder R aqR n + 21 (l + 1) ; n ganz . Dies sind aber gerade die gleichen Bedingungen wie fur die diskreten gebundenen Zustande von S. 95! Im Unterschied zu den gebundenen Zustanden ist hier jedoch ER > 0. Es handelt sich um vom System ausgezeichnete (bevorzugte) diskrete Energieniveaus, die z.B. bei der Streuung "angeregt" werden, ahnlich wie bei erzwungenen Schwingungen in der Mechanik und Elektrodynamik: Bei ganz bestimmten "Frequenzen" !R = h1 ER der einfallenden Teilchen werden die Eigenschwingungen des streuenden Systems angeregt. Die Resonanz{ Niveaus ER lassen sich in gewisser Hinsicht als instabile Bindungszustande interpretieren: KAPITEL 5. ROTATIONSINVARIANTE POTENTIALE 98 E 6 Resonanzzustande (sind wegen ... 2 l (l + 1) des Tunnel{ ... h eektes instabil) VZ (r) = 2 r2 ... .. ER - 6 r Bindungszustande V0 VZ (r) ? V0 ? a - 6l 2 ER E - In der Nahe der Resonanz kann man 2l+1 l (ka) tan l = E ? ER ; l = const: : setzen (Naherung!) Fur den Wirkungsquerschnitt l der Partialwelle l ergibt sich daraus 2 l(E ) = 4(2kl2+ 1) sin2 l = 4(2kl2+ 1) 1 +tantan2l l 2 l +1 2 ) = 4(2kl2+ 1) (E ? E()(2ka+)( (ka )2l+1)2 : R l 5.6. ELASTISCHE POTENTIALSTREUUNG 99 Dies ist die sogenannte "Breit{Wigner"{Formel fur den Wirkungsquerschnitt in der Umgebung der Resonanzenergie ER. Fur die "Partialwelle" i tan l ? 1) fl(k) = 21ik (e2il(k) ? 1) = 21ik ( 11 + ? i tan l erhalt man ka)2l+1 fl (k) = k1 E ? El (? i (ka)2l+1 R l Die Groe ?l = 2l (ka)2l+1 bezeichnet man als "Breite" der Resonanz, da l(ER 21 ?l) = 21 l(ER). Die Resonanzstreuung spielt eine ganz groe Rolle in der Atom{, Kern{ und Elementarteilchenphysik! Die Formeln gelten fur viele Potentiale. Vgl. auch Kap. 3.7 bei Schwabl, Quantenmechanik! Literatur uber Kugel-, Zylinder- und andere spezielle Funktionen Die folgende Literatur enthalt weitere Einzelheiten der in der Quantenmechnik haug auftretenden speziellen Funktionen: A. Erdelyi, W. Magnus, F. Oberhettinger and F.G. Tricomi, Higher Trans- zendental Functions, Vols. 1-3, Mc Graw Hill Book Co. Inc. New York etc. 1953-55. Schafke, Einfuhrung in die Theorie der speziellen Funktionen der mathematischen Physik, Springer-Verlag, Berlin etc. 1963. N.N. Lebedev, Special Functions and their Applications, Prentice Hall, Englewood Clis 1965. W. Magnus, F. Oberhettinger and R.P. Soni, Formulas and Theorems for the Special Functions of Mathematical Physics, 3rd Ed. , Springer-Verlag 1966. Y.L. Luke, The Special Functions and their Approximations, vols. I u. II, Academic Press, New York 1969. 5.6.3 Literatur zur Streutheorie Es gibt viele Bucher uber die quantenmechanische Streutheorie. Hier zwei Beispiele: R.G. Newton, Scattering Theory of Waves and Particles, 2. Auage, Springer-Verlag, Berlin etc. 1982 J.R. Taylor, Scattering Theory, J. Wiley, New York 1972 KAPITEL 5. ROTATIONSINVARIANTE POTENTIALE 100 5.7 Coulomb{Streuung Die Streuung eines Teilchens der Ladung q1 an einem Streuzentrum mit Ladung q2 lat sich nicht innerhalb des im letzten Paragraphen diskutierten Rahmens der Potential{Streuung behandeln3. Dies hangt damit zusammen, da das Coulomb{Potential "langreichweitig" ist, d. h. wie r?1 abfallt. Dies fuhrt zu Modikationen der einlaufenden ebenen Wellen und auslaufenden Kugelwellen. 5.7.1 Integration mittels parabolischer Koordinaten Die die stationare Coulomb{Streuung beschreibende Wellenfunktion uc (~x) erfullt 2k2 2 q q h h 1 2 (? 2 + 4" r )uc = Euc ; E = 2 ; 0 und lat sich am gunstigsten mittels parabolischer Koordinaten beschreiben: p = r + x3 ; x1 = p cos ' ; = r ? x3 ; x2 = sin ' ; x 2 ' = arctan x1 ; x3 = 21 ( ? ) ; r = 21 ( + ) : Dann wird ds2 = (dx1)2 + (dx2)2 + (dx3)2 = 4+ (d)2 + 4+ (d)2 + (d')2 ; = +4 @ (@ ) + +4 @(@ ) + 1 @'2 : Nehmen wir wieder an, da die einlaufenden Teilchen sich parallel zur x3{Achse bewegen, so sollte die gesuchte Losung nicht vom Winkel ' um diese Achse abhangig sein! Fur die gesuchte Losung machen wir den Separationsansatz uc = f ()g() : Einsetzen ergibt 2 [@(@ ) + @(@ )]f ()g() ? q1q22 f ()g() = ? k4 ( + )f ()g() 4"0 h Das Kap. 5.7 des Skriptums ist in der Vorlesung nicht behandelt worden und nicht Teil einer eventuellen Prufung! Die Coulomb-Streuung ist jedoch Teil der physikalischen Bildung! 3 5.7. COULOMB{STREUUNG 101 Nach Division durch f g erhalt man drei Summanden, von denen einer nur von abhangt, einer nur von und der dritte eine Konstante ist. D. h. es mussen die folgenden Beziehungen gelten: 2 @ (@ )f + k4 f ? c1f = 0 ; 2 @ (@ )g + k4 g ? c2g = 0 ; c 1 + c 2 = q1 q2 2 4"0 h 1 ik f = e 2 ist eine Losung der ersten Gleichung, falls c1 = 21 ik. Dann wird aus der zweiten Gleichung 2 @ (@)g ? ( q1q22 ? 12 ik)g + k4 g = 0 : 4"0 h Spaltet man von g noch den Faktor e daraus ? 21 ik ab, also g = e ? 21 ik h(), so wird uc = fg = eikx3 h() ; wobei h() der Differential{Gleichung h00() + (1 ? ik)h0 ? kh = 0; = q1q22 ; 4"0 h k genugt. Fur Bindungszustande geht ?i in die Hauptquantenzahl n uber (s. weiter unten) . Die Differential{Gleichung fur h() ist ein Spezialfall der Differential{Gleichung fur die "konuente" hypergeometrische Funktion, die zunachst kurz diskutiert werden soll: 102 KAPITEL 5. ROTATIONSINVARIANTE POTENTIALE 5.7.2 Mathematisches Intermezzo: Konuente hypergeometrische Funktion Literatur: A. Erelelyi et al. , Higher Transzendental Functions I, McGraw{Hill Book Co., New York etc. 1953. H. Buchholz, The Conuent Hypergeometric Function, Springer-Verlag, Berlin etc. 1969. Hypergeometrische Funktion (Gau) Gegeben sei die Reihe (z; a; b; c komplex): b + 1) z2 + (a)n(b)n zn + : : : F (a; b; c; z) = 1 + abc z + a(a +c(c1)+b(1) 2! (c)n n! a + n) ; (a)n = a(a + 1) : : : (a + n ? 1) = ?(?( a) c 6= ?n ; n = 0; 1; 2; : : : : Falls a oder b = ?m, m = 0; 1; : : :, so bricht die Reihe ab und man hat Polynome. Sonst konvergiert die Reihe fur beliebige komplexe a; b; c, falls jzj < 1. Die Funktion kann jedoch in die komplexe z{Ebene fortgesetzt werden und ist dort holomorph bis auf einen Schnitt langs der reellen Achse von 1 bis 1. Auch die analytischen Fortsetzungen werden mit F (a; b; c; z) bezeichnet. Die oben benutzte Gamma{Funktion ?(z) ist fur <ez > 0 deniert durch Z1 ?(z) = dte?ttz?1 : 0 Sie ist in die gesamte z{Ebene fortsetzbar und hat Pole bei z = ?n, n = 0; 1; 2; : : : mit Residuen (?1)n=n! Es gilt: ?(z + 1) = z?(z), d. h. ?(n + 1) = n!, ?(1) = 1, ?(z)?(1 ? z) = sin(z) : Einfache Beispiele fur die Hypergeometrische Funktion: F (?a; b; b : ?z) = (1 + z)a ; zF (1; 1; 2; ?z) = ln(1 + z) ; F (?n; n + 1; 1; 21 (1 ? x)) = Pn (x) : F (a; b; c; z) ist die Losung der Differential{Gleichung z(1 ? z)w 00(z) + [c ? (a + b + 1)z]w0 ? abw = 0 ; 5.7. COULOMB{STREUUNG 103 ebenso ist z1?cF (a ? c + 1; b ? c + 1; 2 ? c; z) eine Losung. Die Differential{Gleichung ist singular fur z = 0; 1; 1. Konuente hypergeometrische Funktion Ersetzt man in F (a; b; c; z) z durch z=b, so wird die Singularitat bei z = 1 nach z = b transformiert. Im Grenzfall b ! 1 "ieen" dann die Singularitaten bei 1 und 1 "zusammen" und wir erhalten die Reihe 1) z2 + + (a)n zn + ; F (a; c; z) = 1 + ac z + ac((ac ++ 1) 2! (c)n n! c 6= ?n ; n = 0; 1; 2; : : : ; die in der gesamten komplexen z{Ebene holomorph ist und der Differential{Gleichung zw 00(z) + (c ? z)w0(z) ? aw(z) = 0 genugt. Losung ist auch z1?cF (a ? c + 1; 2 ? c; ?z) : Ferner gilt: Beispiele: F (a; c; z) = ez F (c ? a; c; ?z) : 1. 2. Hermitesche Polynome: F (a; a; z) = ez n H2n+1(z) = (?n1)! (2n + 1)! 2z F (?n; 32 ; z2) n H2n(z) = (?n1)! (2n)! F (?n; 12 ; z2) 3. Laguerresche Polynome: 4. Bessel{Funktionen: L(n) = ( +n!1)n F (?n; + 1; z) J (z) = ?( 1+ 1) ( 21 z) e?iz F ( + 21 ; 1 + 2 ; 2iz) 104 KAPITEL 5. ROTATIONSINVARIANTE POTENTIALE Das asymptotische Verhalten fur jzj ! 1, a; c fest, sieht folgendermaen aus: M (a) (a ? c + 1) c) eiaz?a X n n F (a; c; z) = ?(?( (?z)?n c ? a) n ! n=0 +O(jzj?a?M ?1 ) N (c ? a) (1 ? a) ?(c) ez za ? c X n n ?n + ?( z a) n! n=0 +O(jez za?c?N ?1 j) M ; N = 0; 1; 2; : : : ; ? < arg z < = +1 ; falls =mz > 0 = ?1 ; falls =mz < 0 : 5.7.3 Zuruck zur Coulomb{Streuung Der Vergleich der Differential{Gleichung h00() + (1 ? ik)h0 ? kh = 0 mit zw 00(z) + (c ? z)w0(z) ? aw(z) = 0, ergibt fur z = ik, zh00(z) + (1 ? z)h0(z) + ih(z) = 0 ; d. h. a = ?i ; c = 1 : h() = CF (?i ; 1; ik) ; C = const: : Wichtig ist das asymptotische Verhalten von h() fur groe : Wegen ?(1) = 1 sowie 1 i ? a i (z) = (ik) = (e 2 k)i ? 12 i ? 21 i ln(k) = e (k) = e e ; a ? c ? i ? 1 z = (ik) ; = r(1 ? cos #) = 2r sin2 #2 erhalten wir 1 2 ) 1 F (?i ; 1; ik) ?(1 + i ) e 2 ei ln(k)(1 + ik 5.7. COULOMB{STREUUNG 105 1 2 1 ik + i?(?i ) e k e 2 e?i ln(k)(1 + (1 +iki ) + ) ; wobei jkj 1; d. h. # 6= 0, r gro. Damit bekommen wir fur uc = Ceikx3h() 1 uc A(k; #) i ?(?i ) d. h. 0 1 2 C ?(1e + i ) [ei[kx3 + ln k(r ? x3)] + A(k; #) 1r ei(kr ? ln 2kr)] ; ? i ln(sin2 #2 ) ?(1 + i ) 1 = i?(?i ) 2k sin2 # e 2 ?i ln(sin2 #2 ) + 2i0 ? e = ; # 2 2k sin 2 ?(1 + i ) ; = ??(1 ? i ) ; e2i0 = ?(1 ? i ) = arg(?(1 + i )) : Interpretation: Die Phase der einlaufenden ebenen Welle ist durch den Term ln(r ? x3)k und die der auslaufenden Kugelwelle durch ? ln 2kr modiziert! Dies ist eine Folge der "langen" Reichweite des Coulomb{Potentials. Die Amplitude A(k; #) beschreibt wie f (k; #) in Abschn. 5.6.1 das Verhaltnis beider Wellen und ihr Absolutquadrat ist ein Ma fur den Wirkungsquerschnitt: dc = jA(k; #)j2 = 2 d 4k2 sin4 #2 q12q222 q12q22 = = : # # 4 2 4 4 2 2 4 (4"0) 4h k sin 2 (4"0) 16E sin 2 Rutherford'scher Wirkungsquerschnitt, derselbe wie in der Mechanik! Die Quantenmechanik macht sich in der folgenden Weise bemerkbar: 1. Streuung ununterscheidbarer Teilchen: q1 = q 2 ; m 1 = m 2 Die beiden folgenden atomaren Streuprozesse sind makroskopisch ununterscheidbar: KAPITEL 5. ROTATIONSINVARIANTE POTENTIALE 106 1 1 ? ? ? ? ? ? ?@ I - ? @ ? ? ? ? # 2 2 2 1 ? ? ? ? - ? ?{ % ? # ? ? ? ? ? 2 1 Klassisch hat man d = dc (#) + dc ( ? #) d d d 4 = (4" q)2 16E 2 ( 1 # + 1 # ) ; 0 sin4 2 cos4 2 Quantenmechanisch dagegen: d = jA(k; #) + A(k; ? #)j2 ; d und da (aei + bei )(ae?i + be?i ) = a2 + b2 + 2ab cos( ? ) ; so erhalt man 2 3 4 66 1 d = 1 + 8 cos ln(tan2 # )77 q + 4 d (4"0)2 16E 2 sin4 # cos4 # sin2 # 25 2 2 Der zusatzliche 2 Term 2 ruhrt von der Phase von A her! q q Falls = h 2 k = h v 1, so oszilliert dieser Term stark und ist unbeobachtbar! 2. Streuung bei niedrigen Energien Normiert man den Flu s3 der einlaufenden Welle auf 1, so mu der Normierungsfaktor C von uc oben den Wert ? 21 ? 21 v ; v = hk ; C = ?(1 + i )e 5.7. COULOMB{STREUUNG 107 haben, d. h. ? 12 ? 21 ikx3 v e F (?i ; 1; ik) : uc(~x) = ?(1 + i )e Fur ~x = 0 wird daraus uc(0) = ?(1 + i )e? 21 v? 21 ; juc(0)j2 = v?1e? ?(1 + i )?(1 ? i ) 2 ; = v?1 e2 ?1 da ?(1 + i )?(1 ? i ) = i ?(i )?(1 ? i ) = sin(i i ) (s:S: 102) : Fur kleine v, d.h. j j 1, hat man: bei Anziehung ( < 0) : juc(0)j2 ? 2 v ?2 bei Abstoung ( > 0) : juc(0)j2 2 v e ? 2 e : "Gamov"{Faktor. Wichtig in der Kernphysik! 5.7.4 Partialwellen Aus dem Ansatz uc(~x) = 1 X l=0 Rl(r)Pl (cos #) folgt fur Rl(r) die Gleichung l(l + 1) ]R = 0 : ? Rl00 + 2r R0l + [k2 ? 2k l r r2 Setzt man weiter Rl(r) = rl eikr fl(r), so genugt fl(r) der Gleichung rfl00 + [2ikr + 2(l + 1)]fl0 + [2ik(l + 1) ? 2k]fl = 0 : Der Vergleich mit zw 00(z) + (c ? z)w0(z) ? aw(z) = 0 (s.S. 103), z = ?2ikr, zeigt, da fl(r)) = Cl F (l + 1 + i ; 2l + 2; ?2ikr) : 108 KAPITEL 5. ROTATIONSINVARIANTE POTENTIALE Fur groe r wird hieraus (s.S. 104): 1 0 ?2ikr + 21 i(l + 1) + i ln 2kr 2 ?(2 l + 2) e B fl(r) Cl e (2kr)l+1 ?(l + 1 + i ) @ 1 1 ?(l + 1 + i ) e? 2 i(l + 1) ? i ln 2kr C + ?( A l + 1 ? i ) Setzt man l = arg ?(l + 1 + i ), so erhalt man entsprechend fur Rl(r): Rl(r) rleikr fl(r) 1 C l ?(2l + 2)e 2 i 2(2k)l ?(l + 1 + i )kr 0 1 li ? i ln 2kr 1 1 li + i ln 2kr ikr ? ? ikr + CA 2 2 ? e2il e B@e Der Vergleich mit S. 92 legt nahe, l als Streuphase der l{ten Partialwelle der Coulomb{Streuung zu denieren: Slcoul = e2il ; l = arg ?(l + 1 + i ) : Die bisher noch unbestimmten Koezienten Cl mussen aus der Beziehung ? 21 ? 21 ikx3 uc = ?(l + i )e v e F (?i ; 1; ik) 1 X = Rl(r)Pl (cos #) ; l=0 bestimmt werden: Aus der Orthogonalitat der Pl(cos #) folgt zunachst Rl = rleikr ClF (l + 1 + i ; 2l + 2; ?2ikr) Z 2 l + 1 = 2 0 d#Pl(cos #)uc(ri#) sin # : Wegen der Identitat (s.S. 103) F (?i ; 1; ik) = eik F (1 + i ; 1; ?ik) ; x3 = r cos # ; = r(1 ? cos #) ; gilt ? 21 ? 21 ikr v e F (1 + i ; 1; ?ik) ; uc = ?(1 + i )e 5.7. COULOMB{STREUUNG 109 und daher ClrlF (l + 1 + i ; 2l + 2; ?2ikr) = 2l + 1 C Z +1 dzP (z)F (1 + i ; 1; ikr(z ? 1)) l 2 ?1 1 ? 1 ? z = cos # ; C = ?(1 + i )e 2 v 2 : Entwickelt man beide Seiten um r = 0, so tragt auf der rechten Seite nur der l{te Term (1 + i )l 1 [ikr(z ? 1)]l = ?(1 + i + l) (ik)l rl (z ? 1)l (1)l l! ?(1 + i ) (l!)2 bei, d. h. Z ? 12 ?(1 + i + l) (2 l + 1) e l +1 dzP (z )(z ? 1)l : Cl = ( ik ) l ?1 2v 12 (l!)2 Da Z +1 dz (z ? 1)l Pl(z) = (2l 2+l!1)!! (s.S.90) ; ?1 l?1 l ? 1)! und (2l ?1 1)!! = 2 (2l(? 1)! , so wird ? 21 Cl = e ?(1 + i + l)(2ik)l : 1 v 2 (2l)! Man kann ferner zeigen, da ?i ln(sin2 #2 ) + 2i0 A(k; #) = ? e # 2 2k sin 2 1 X =! 1 (2l + 1)e2il Pl(cos #) : 2ik l=0 5.7.5 Pole von Slcoul (k) in der komplexen k-Ebene und die Bindungszustande Die Coulomb-Streuamplitude ?(l + 1 + i ) ; = q1q2 ; SlCoul (k) = ?( l + 1 ? i ) (4"0) h 2k 110 KAPITEL 5. ROTATIONSINVARIANTE POTENTIALE die zunachst fur reelle Argumente k deniert ist, lat sich analytisch in die komplexe k-Ebene fortsetzen. Dabei hat man zu beachten, da ?(z) eine meromorphe (analytisch mit moglichen Polen) Funktion in der z{Ebene mit Polen bei z = ?nr ; nr = 0; 1; : : : ; ist, d.h. Slcoul (k) hat Pole bei l + 1 + i = ?nr ; bzw. i = ?(nr + l + 1) ; also bei den folgenden imaginaren k-Werten knr = ? q1q2i 2 4"0 h (nr + l + 1) : Wegen E = 21 h 2k2 ergibt dies die Energiewerte Enr = ? 12 q12q22 1 ! 2 (4"0)2 h (nr + l + 1)2 Dies ist fur q1q2 < 0 genau die Bohrsche Formel fur die Bindungszustande eines anziehenden Coulomb-Potentials: Die Pole von Slcoul (k) auf der positiven imaginaren k-Achse entsprechen den Bindungszustanden En ! Diese wichtige Eigenschaft gilt auch fur andere Potentiale ! Kapitel 6 Schrodinger{Gleichung fur geladene Teilchen (Elektronen) in aueren elektromagnetischen Feldern 6.1 Grundlagen 6.1.1 Klassische Mechanik der Lorentz-Kraft In der klassischen Mechanik ist die Wirkung von aueren elektrischen und magnetischen Feldern auf Teilchen mit Masse m und Ladung q gegeben durch die Lorentz{Kraft: m~x(t) = q[E~ (~x; t) + ~v B~ (~x; t)] : Im Rahmen des Lagrange{Formalismus lassen sich diese Bewegungsgleichungen fur die drei Koordinaten xi(t) auassen als Lagrange Gleichungen wobei d @L(~x; ~x_ ; t) ? @L(~x; ~x_ ; t) = 0 ; i = 1; 2; 3 ; dt @ x_ i @xi L(~x; ~x_ ; t) = m2 ~x_ 2 ? q['(~x(t); t) ? ~x_ A~ (~x(t); t)] ; B~ (~x; t) = rotA~ (~x; t) ; E~ (~x; t) = ?grad'(~x; t) ? @tA~ (~x; t) : Beweis: @L = mx_ + qA (~x(t); t) ; i i @ x_ i 3 d @L = mx + q(@ A + X @k Ai x_ k ) : i t i dt @ x_ i k=1 111 112 KAPITEL 6. SCHRODINGER{GLEICHUNG GELADENER TEILCHEN Ferner ist und damit ergibt sich 3 @L = ?q @' + q X @xi @xi k=1 @iAk x_ k ; 3 d @L ? @L = mx + q(@ ' + @ A ) ? q X (x_ k @iAk ? x_ k @k Ai) i i t i dt @ x_ i @xi k=1 = mxi ? q(E~ )i ? q(~v rotA~ )i : Die Groen pi = @@L x_ = mx_ i + qAi i heien "kanonische" Impulse. Da 3 @L dL = X @L x ) + @L und x _ ( k+ dt @ x_ k k @t k=1 @xk @L x = p x = d (p x_ ) ? x_ p_ k k k @ x_ k k dt k k @L = dtd (pk x_ k ) ? x_ @x k ist, so gilt 3 d [X @L ; ( p k x_ k ) ? L] = ? dt k=1 @t d. h. falls L nicht explizit von der Zeit abhangt (@tL = 0), dann ist die Groe 3 X H = pk x_ k ? L k=1 eine Erhaltungsgroe, namlich die Energie. Betrachtet man anstatt xi, x_ i und t die Variablen xi, pi und t als unabhangig, so heit 3 X H = H (~x; ~p; t) = pk x_ k [~x; ~p; t] ? L[~x; ~x_ (~x; ~p; t); t] k=1 die "Hamilton{Funktion" des Systems. In unserem Falle ist ~x_ = m1 [~p ? qA~ (~x; t)] ; und daraus folgt H (~x; ~p; t) = 21m [~p ? qA~ (~x; t)] 2 + q'(~x; t) 6.1. GRUNDLAGEN 113 Der obige Ausdruck fur die Lorentz{Kraft sowie die Maxwellschen Gleichungen sind invariant gegenuber Eichtransformationen '(~x; t) ! '(~x; t) ? @tf (~x; t) ; A~ (~x; t) ! A~ (~x; t) + gradf (~x; t) ; f (~x; t) beliebig. Physikalisch beobachtbare Groen sollten invariant gegenuber diesen Transformationen sein, physikalische Gleichungen sollen ihre Struktur (Form) unter ihnen nicht andern. Es transformieren sich: L ! Lb = L + q(@tf + ~x_ gradf ) = L + q dtd f ; b pj ! pbj = @@xL_ = pj + q@j f ; j b @L ! @ L = @L + q@ d f ; j @xj @xj @xj dt X X c b H ! H = pbj x_ j ? L = pj x_ j ? L ? q@tf ; @L = d pb ? @ Lb : aber: dtd p_j ? @x dt j @xj j 6.1.2 Die zugehorige Schrodinger-Gleichung In Analogie zu den fruheren quantenmechanischen "Korrespondenzen" E ! ih @t ; p~ ! hi grad haben wir jetzt die Verallgemeinerungen H ! ih @t ; ~p ! hi grad : Daraus ergibt sich die Schrodinger{Gleichung fur ein geladenes Teilchen in aueren elektromagnetischen Feldern ih @t (~x; t) = 21m ( hi grad ? qA~ )( hi grad ? qA~ ) (~x; t) + q'(~x; t) (~x; t) : 114 KAPITEL 6. SCHRODINGER{GLEICHUNG GELADENER TEILCHEN Das Ausrechnen der rechten Seite liefert 2 ih @t (~x; t) = ? 2hm (~x; t) + iqmh A~ grad (~x; t) e 2 + 2iqmh (divA~ ) (~x; t) + 2qm A~ 2 (~x; t) + q'(~x; t) (~x; t) : Die rechte Seite vereinfacht sich, wenn man die Coulomb{Eichung, divA~ = 0, wahlt. Die obige Form der Schrodinger{Gleichung fur geladene Teilchen in elektromagnetischen Feldern lat sich auch aus der Forderung nach Eichinvarianz herleiten: 6.2 Eichinvarianz Die obige Schrodinger{Gleichung ist invariant unter Eichtransformationen, falls man die Wellenfunktion (~x; t) in der folgenden Weise transformiert: iq f (~x; t) (~x; t) ! ~(~x; t) = e h (~x; t) ; Dies ist eine ortsabhangige Phasentransformation, fur die ! . Beweis: Es ist iq f ih @t(e h ) = iq h grad(e h f ) = i iq f e h [(?q@tf ) + ih @t ] ; iq f e h [(qgradf ) + hi grad ] Setzt man A~~(~x; t) = A~ (~x; t) + gradf (~x; t) ; '~(~x; t) = '(~x; t) ? @tf (~x; t) ; so folgt aus den obigen Formeln, da die Groen ~, '~ und A~~ derselben Schrodinger{Gleichung genugen wie , ' und A~ . Es gilt namlich iq f (ih @t ? q'~) ~ = e h (ih @t ? q') ; iq f h ~ ( i grad ? qA~) ~ = e h ( hi grad ? qA~ ) : 6.2. EICHINVARIANZ 115 Wichtige Umkehrung: Verlangt man, da die freie Schrodinger{Gleichung 2 ih @t = ? 2hm invariant gegenuber "lokalen" Phasentransformationen iq f (~x; t) (~x; t) (~x; t) ! e h ist, so ist dies genau dann der Fall, falls man in der freien Schrodinger-Gleichung mittels der Substitutionen ih @t ! ih @t ? q' ; hi grad ! hi grad ? qA~ Potentiale ' und A~ einfuhrt, die sich bei Eichtransformationen wie oben transformieren. Die Forderung nach Invarianz der Schrodinger-Gleichung gegenuber solchen "lokalen" Eichtransformationen zwingt also zur Einfuhrung elektromagnetischer Potentiale. Dieses "Eichprinzip" spielt eine sehr groe Rolle in der modernen Physik der Elementarteilchen ! Einfache Anwendungen: 1. Quantisierung des magnetischen Flusses In Gebieten, fur die B~ = 0 ist, hat man rotA~ = 0, d. h. A~ = gradf . In diesen Gebieten, in denen sich die geladenen Teilchen (Elektronen) im Potential V (~x) benden sollen, hat man zwei zueinander aquivalente Schrodinger{Gleichungen; einmal 1 ( h grad) 2 + V (~x) = ih @ t 2m i und zum anderen 1 ( h grad ? qA~ ) 2 ~ + V (~x) ~ = ih @ ~ ; t 2m i iq ~(~x; t) = e h f (~x; t) ; wobei A~ = gradf : Ist A~ (~x; t); rotA~ = 0 vorgegeben und ist C1" ein Weg (eine Kurve), der ganz im Gebiete mit B~ = 0 von ~x0 = ~x( = 0) nach ~x = ~x( = 1) , 0 1, verlauft, so hat man Z Z1 d~y : ~ f (~x; t) = " d~y A(~y; t) d A~ (~y( )) d 0 C1 116 KAPITEL 6. SCHRODINGER{GLEICHUNG GELADENER TEILCHEN Der Wert von f (~x; t) kann vom Wege abhangig sein: Ist namlich C2" eine zweite Kurve f~y() , 0 1g von ~x0 nach ~x, so gilt I Z Z ~ ~ d~y A~ (~y; t) d~ y A ( ~ y ; t ) = d~ y A ( ~ y ; t ) ? C1" ?C2" C2" C1" Z Z ~ ~ = " df (rotA) = " df~ B~ F F = (F ") ; wobei F " eine von den Kurven C1" und ?C2" = C2# berandete Flache ist und (F ") der durch diese Flache tretende magnetische Flu. Ist die Flache F " nicht einfach zusammenhangend, sondern hat in der Mitte ein Loch, durch das der Flu tritt, so andert sich nach den obigen U berlegungen die Phase der Wellenfunktion (~x; t) beim einmaligen Umlaufen des Loches iq q um den Wert h , d. h. (~x; t) geht uber in (~x; t)e h . Wenn nun die Wellenfunktion in einer vorgegebenen Umgebung eindeutig sein soll, so mu q = 2n , n ganz, gelten, d.h. h n = 2qh n , n = 0; 1; : : : : Da alle Groen bis auf n vorgegeben sind, so bedeutet diese Gleichung, da der eingeschlossene Flu gequantelt ist! Der Eekt ist tatsachlich beobachtet worden: 6 6 6 B~ 6 6 ' & & ? ? $ - Strom in einem supraleitenden Ring, der von einem Magnetfeld B~ durchsetzt ist. % % Strom der Elektronen Nach Abkuhlung unter die kritische Sprungtemperatur wird das B~ {Feld aus dem Leiter verdrangt (Meiner{Eekt), nicht aber aus dem Loch! Messungen des Flues im Loch ergaben = 22eh n ; d. h. q = ?2e0 ; 0 6.2. EICHINVARIANZ 117 in U bereinstimmung mit der Vorstellung, da bei Supraleitern die Elektronen paarweise korreliert sind! 2. Interferenz zweier Elektronen{Strahlen, Bohm-Aharanov-Eekt Schirm XXX XXX XX XX X } PP PP I @ PP @ PP @ PP P P Elektronenquelle Langs der Wege C1" und C2" ist B~ = 0, nicht aber im Inneren! magnetischer Flu Auf dem Schirm hat man eine Superposition ~1 + ~2 der Wellen vom Strahl langs C1" und C2": iq Z d~y A~ (~y) iq Z d~y A~ (~y) ~1 = 1 e h C1" ; ~2 = 2 e h C2" ; d. h. ( ~1 + ~2) (in einem Punkte auf dem Schirm) iq (Z d~y A~ ? Z d~y A~ ) iq Z d~y A~ C2" = ( 1e h C1" + 2)e h C2" iq Z d~y A~ iq = ( 1 e h + 2) e h C2" : Durch A nderung von kann man danach die relative Phase zwischen ~1 und ~2 andern und damit das Interferenzbild!! Dieser Eekt ist ebenfalls beobachtet worden! Der geometrische Hintergrund der gerade diskutierten Eekte ist der folgende: Nach Poincare kann man aus divB~ = 0 nur dort folgern, da B~ = rotA~ , wo das Gebiet sternformig bzw. einfach zusammenhanmgend ist. Ist ein Gebiet G dagegen nicht einfach zusammenhangend, hat also z.B. ein Loch, so braucht man mindestens zwei sich uberlappende einfach zusammenhangende Teilgebiete G1 und G2 , um G damit zu uberdecken. Ist dann B~ = rotA~ 1 in G1 und B~ = rotA~ 2 in G2, so folgt aus rotA~ 2 = rotA~ 1 in G2 \ G1, da dort A~ 2 = A~ 1 + gradf ! 118 KAPITEL 6. SCHRODINGER{GLEICHUNG GELADENER TEILCHEN Bemerkung: Bei Anwesenheit des Vektorpotentials A~ andert sich die Wahrscheinlichkeitsstromdichte h ( grad ? (grad ) ) = 1 ( P~ + (P~ ) ) ; ~s = 2im 2m da auch hier wegen der erforderlichen Eichinvarianz von ~s der Operator P~ durch h grad ? q A~ zu ersetzten ist. Es gilt also i h ( grad ? (grad ) )(~x; t) ? q A~ ~s(~x; t) = 2mi m (~x; t) ; Mittels der zugehorigen Schrodingergleichung rechnet man leicht nach, da fur dieses ~s dann die Kontinuitatsgleichung @tw + div~s = 0 gilt, wobei weiterhin w = . 6.3 Konstantes Magnetfeld: normaler Zeeman{ Eekt Es sei q'(~x; t) = V (r) und das magnetische Feld B~ = ???! const:. Ein solches B~ {Feld lat sich aus dem Potential A~ = 21 B~ ~x ableiten, da rotA~ = 12 rot(B~ ~x) = 21 [?(B~ grad)~x + B~ div~x] = B~ : Ferner ist divA~ = 21 div(B~ ~x) = ~x rotB~ ? B~ rot~x = 0 : Die obige Wahl von A~ ist nicht eindeutig, ebenso ware A~ + gradf (~x) moglich, mit f (~x) = 0, damit div(A~ + gradf ) = 0. Fur den Term iqmh A~ grad in der Schrodinger{Gleichung erhalt man iqh (B~ ~x) grad 2m = 2iqmh B~ (~x grad) = ? 2qm~l B~ ; ~l = h (~x grad) : Bahndrehimpulsoperator. i 6.3. KONSTANTES MAGNETFELD: NORMALER ZEEMAN{EFFEKT 119 Fur den Term mit A~ 2 in der Schrodinger{Gleichung bekommt man q2 vA 2 = q2 (B~ ~x)2 = q2 (~x 2B~ 2 ? (~x B~ ) 2) : 2m2 8m2 8m2 Mit B~ = (0; 0; B ) hat man also als Schrodinger{Gleichung fur ein Teilchen mit Ladung q in einem Potential q'(r) V (r) und in einem konstanten Magnetfeld B~ : 2 q Bl ih @t (~x; t) = ? 2hm ? 2m 3 0 0 2 + 8qm2 B 2(x21 + x22) + V (r) : 0 Hier ist der Massenparameter m durch m0 ersetzt worden, ida m im folgenden die "magnetische" Quantenzahl bedeutet. Mit (~x; t) = e? h Etu(~x) lautet die zugehorige stationare Schrodinger{Gleichung: 2 2 ? 2hm u ? 2mq B l3 u + 8qm2 B 2(x21 + x22)u + V (r)u = Eu(~x) : 0 0 0 Abschatzung der Groenordnung der in B linearen und quadratischen Terme: < l3 > ist von der Groenordnung h , < x21 + x22 > fur in Atomen gebundene Elektronen von der Groenordnung des (Bohrschen Atomradius)2 = a2, d.h. mit q = ?e0, B (e20=8m20)a2B 2 = 1 e20 B 2 9 (e =2m )hB 4 h e =a 9 10 Gauss : 0 0 0 Im Labor kann man magnetische Feldstarken der Groenordnung 105 Gau erzeugen, und daher ist hier der quadratische Term vernachlassigbar. Dies ist i.a. jedoch bei ungebundenden Bewegungen nicht der Fall. 6.3.1 Der normale Zeeman-Eekt Vernachlassigen wir den in B quadratischen Term, so bekommen wir die Gleichung (fur ein Elektron, q = ?e0): 2 h ? 2m u(~x) + V (r)u(~x) + 2em0 B l3 u(~x) = Eu(~x) : 0 0 Da der Hamilton{Operator 2 H = ? 2hm + V (r) + 2em0 B l3 0 0 120 KAPITEL 6. SCHRODINGER{GLEICHUNG GELADENER TEILCHEN mit ~l 2 und l3 vertauscht, so kann man die Eigenfunktionen von H gleichzeitig als Eigenfunktionen von ~l 2 und l3 wahlen: u(~x) = Rlm (r)Ylm (#; ') ; und da l3 Ylm = h mYlm, so bekommt man fur Rlm 2 2 rR ) h 2l(l + 1) + V (r))R lm ? 2mh r @ (@r + ( lm 2 2m0r2 0 + 2em0h BmRlm = ERlm : 0 Diese Gleichung lat sich sofort auf den Fall B = 0 (s.S. 80) zuruckfuhren, wenn man E = E (B=0) + h !L m ; 0B ; !L = 2em 0 setzt. !L : sogen. "Larmor"{Frequenz . Ze20 Insbesondere bekommt man beim Potential V (r) = ? 4" 0r )2 + h ! m ; ?l m l ; En;m = ? 12 m0 c2 (Z L n2 d. h. beim Vorhandensein eines konstanten Magnetfeldes werden die entarteten Energieniveaus En der wasserstoartigen Atome in 2l + 1 verschiedene aufgespalten! Bei allgemeineren rotationssymmetrischen Potentialen V (r) wird E (B=0) i.a. nicht nur von einer Hauptquantenzahlt n, sondern auch noch von l abhangen: E (B=0) = Enl . Auch diese Niveaus spalten in 2l + 1 auf. 6.3.2 Auswahlregeln fur Dipolstrahlung Fur die Frequenzen !n2 l2m2 ;n1 l1m1 der Emissions{ und Absorptionsspektren der obigen Atome gilt bei U bergangen (n1; l1; m1) $ (n2; l2; m2) die Bohrsche Frequenzbedingung !n2 l2 m2 ;n1 l1m1 = h1 (En2 l2m2 ? En1 l1m1 ) = h1 (En2 l2 ? En1 l1 ) + !L (m2 ? m1) 6.3. KONSTANTES MAGNETFELD: NORMALER ZEEMAN{EFFEKT 121 Frage: Treten tatsachlich alle moglichen U bergange auf? Antwort: nein! Begrundung: Die folgenden U berlegungen sind Plausibilitatsbetrachtungen, die sich aber streng begrunden lassen. Ein klassischer schwingender Dipol e0~x(t) = e0(~be?i!t + ~bei!t) strahlt im zeitlichen Mittel die Leistung s = 6c0 e20(~x 2) = 6c0 e20!4(~x 2) = 3c0 e20!4~b ~b ab. berIn der Quantenmechanik treten an die Stelle der klassischen Frequenz ! die U gangsfrequenzen !n2 l2m2 ;n1 l1m1 , und an die Stelle der klassischen Amplituden ~b die "Ubergangs"{Amplituden ~b ! ~bn2 l2 m2 ;n1 l1 m1 = (un2 l2m2 ;~x un1 l1m1 ) der Quantentheorie! Setzt man x = x1 ix2 = r sin # ei' ; x3 = r cos # ; so hat man wegen unlm = Rnl Ylm ; b = b1 ib2 = (Rn2 l2 ; rRn1 l1 )(Yl2 m2 ; sin # ei' Yl2m2 ) (der Index wird fortgelassen) , b3 = (Rn2 l2 ; rRn1 l1 )(Yl2 m2 ; cos #Yl1m1 ) : Nun kann man zeigen, da (+) sin #ei'Ylm = A(+) lm Yl+1;m+1 + Blm Yl?1;m+1 ; (?)Y sin #e?i'Ylm = A(lm?)Yl+1;m?1 + Blm l?1;m?1 ; (3) cos #Ylm = A(3) lm Yl+1;m + Blm Yl?1;m ; A; B : Konstanten. Hieraus folgt wegen der Orthogonalitat der Kugelfunktionen, da ~b = 0, auer wenn l l2 ? l1 = 1 und m m2 ? m1 = 1; 0 : Wichtige Auswahlregeln fur die Dipolstrahlung! Es lat sich zeigen, da die Dipolstrahlung bei der Emission von Licht i.allg. die wichtigste ist. 122 KAPITEL 6. SCHRODINGER{GLEICHUNG GELADENER TEILCHEN 6.3.3 Dipol-Emissionslinien beim Zeeman-Eekt Setzt man h1 (En2 l2 ? En1 l1 ) = !0 fur die Frequenzen mit B = 0, so hat man !2!1 = !0 + !Lm : B~ 6= 0 B~ = 0 l2 = 2 !0 l1 = 1 ? 2 1 0 m2 ?1 ?2 ? ? ? ? H @HH @ H @ @ HH H H ? ? ? ? ? ? ? ? ? m=0 ; m=?1 ; m=1 "Normaler ZeemanEekt" 1 0 m1 ?1 Diskussion ("halb"-klassische Interpretation): 1. m2 = m1: b = 0, b3 = 6 0, ! = !0: ~be?i!0t + ~bei!0t = const:(0; 0; cos !0t) ; d. h. der "Dipol" schwingt in x3{Richtung mit unveranderter Frequenz !0, keine Ausstrahlung in x3{Richtung (klassische Elektrodynamik). Das Licht ist parallel zu dieser Richtung polarisiert. 2. m2 = m1 + 1: b? = 0, b3 = 0, b+ 6= 0; !2!1 = !0 + !L ~be?i!2!1t + ~bei!2!1t = const:(cos(!0 + !L)t; sin(!0 + !L)t; 0) ; d. h. das Dipolmoment rotiert in der (x1; x2)-Ebene mit vergroerter Frequenz um die x3{Achse. In x3{Richtung: rechtszirkulares Licht, in der (x1; x2){ Ebene linear polarisiertes Licht. 3. m2 = m1 ? 1: b+ = 0, b3 = 0, b? 6= 0; !2!1 = !0 ? !L ~be?i!2!1t + ~bei!2!1t = const:(cos(!0 ? !L )t; ? sin(!0 ? !L )t; 0) ; d.h. das Dipolmoment rotiert in der (x1; x2)-Ebene mit verkleinerter Frequenz um die x3{Achse. In x3{Richtung: linkszirkular polarisiertes Licht, in der (x1; x2){Ebene linear polarisiertes Licht! 6.4. "FREIE" LADUNGEN IM KONSTANTEN MAGNETFELD 123 1{3: "Normaler" Zeeman{Eekt. Wegen Spin des Elektrons gibt es auch noch den "anomalen" Zeeman{Eekt (s. spater). Anschauliche Interpretation der Auswahlregeln: Ein Photon hat den Eigendrehimpuls = Spin S = 1h, der immer in oder entgegengesetzt zur Bewegungsrichtung zeigt (bei Teilchen der Ruhemasse = 0 ist der Spin immer parallel oder antiparallel zu seinem Impuls p~). Ferner kann man zeigen, da bei der Dipolstrahlung der Atome der Bahndrehimpuls der Photonen Null ist. Nun wird bei einem in x3{Richtung schwingenden Dipol die uberwiegende Zahl der Photonen senkrecht zur x3{Achse abgestrahlt. Dabei nehmen sie den Drehimpuls h mit (l = 1 fur die Elektronen). Die x3{Komponente von ~lElektron andert sich nicht, da der Spin der abgestrahlten Photonen senkrecht zur x3{Achse ist. Rotiert dagegen das Dipolmoment in der (x1; x2){Ebene um die x3{Achse, so werden die Photonen auch parallel bzw. antiparallel zur x3{Achse abgestrahlt . Dabei "tragen" sie wieder den Drehimpuls h weg, sowie die 3{Komponente mh = +h, falls ihr Spin parallel zur 3{Achse ist, und ?h , falls antiparallel! 6.4 "Freie" geladene Teilchen in einem konstanten Magnetfeld 6.4.1 Vorbemerkungen 1. Setzt man j = Pj ? qAj , so hat man fur beliebige Aj = Aj (~x; t) [ j ; k ] = [( hi @j ? qAj ); ( hi @k ? qAk)] = ? hiq (@j Ak ? @k Aj ) = ? hiq jkl Bl ; also [ j ; k ] = ? hiq jklBl : 2. Ist A ein selbstadjungierter Operator, der mit H kommutiert und der nicht explizit von der Zeit abhangt, so sind seine Erwartungswerte ( ; A ) fur beliebige Losungen der Schrodinger{Gleichung ih @t = H zeitunabhangig, d. h. A ist eine Erhaltungsgroe! Beweis: @t < A > = (@t ; A ) + ( ; A@t ) = ( i1h H ; A ) + ( ; A i1h H ) = i1h ( ; AH ) ? i1h (H ; A ) ; 124 KAPITEL 6. SCHRODINGER{GLEICHUNG GELADENER TEILCHEN und da (H ; A ) = ( ; HA ), so @t < A >= hi ( ; [H; A] ) = 0: 3. Fur die klassische Bewegung eines Teilchens der Ladung q in dem konstanten Magnetfeld B~ = (0; 0; B ) hat man mx1 = qB x_ 2 ; mx2 = ?qB x_ 1 ; x3 = 0 ; d. h. die Bewegung in x3{Richtung ist frei und senkrecht zur x3{Richtung bewegen sich die Teilchen auf Kreisen mit einer Frequenz ! = qB=m. Dabei ist ! positiv oder negativ, je nachdem die Ladung q positiv oder negativ ist. Aus x1 = !x_ 2 ; x2 = ?!x_ 1 folgt x_ 1 ? !x2 = ?!b = const: ; x_ 2 + !x1 = !a = const: ; x_ 21 + x_ 22 = !2(x1 ? a)2 + !2(x2 ? b)2 = const: ; da E = m2 (x_ 21 + x_ 22 + x_ 23) = const: : (a; b): Mittelpunkt der Kreisbahn. Bei Translationen x1; a ! x1 + c1; a + c1, x2; a ! x2 + c2; a + c2, andert sich der Wert von E nicht, d. h. E hangt nicht von der Lage des Mittelpunktes (a; b) ab! (Entartung!) 6.4.2 Quantenmechanische Eigenschaften B~ = (0; 0; B ) Ohne Spezizierung der Eichung von A~ folgt zunachst: [ 1; 2] = ? hi m! ; [ 1; 3] = 0 ; [ 2; 3] = 0 ; Fur die Groen gilt und damit H = 21m ( 21 + 22 + 23) : 1 ; b~ = x ? 1 ; a~ = x1 + m! 2 2 m! 1 [~a; j ] = 0; [b~ ; j ] = 0; j = 1; 2; 3 [H; a~ ] = 0 ; [H; b~ ] = 0 ; 6.4. "FREIE" LADUNGEN IM KONSTANTEN MAGNETFELD 125 d.h. wie die im klassischen Fall analogen Koordinaten a und b, so sind die Groen a~ und b~ Erhaltungsgroen, von denen jede gleichzeitig mit H diagonalisiert werden kann. Jedoch gilt h = k ; k = h ; [~a; b~ ] = m!i i m! d. h. a~ und b~ sind nicht gleichzeitig beliebig genau mebar. Vergleicht man mit [P; Q] = h =i, so bekommen wir analog die Unscharfe{Relation (~a)(b~ ) 21 mhj!j : Da a~ und b~ mit H kommutieren, aber [~a; b~ ] 6= 0, so mussen die Eigenwerte E von H entartet sein! Beweis: Sei HuE = EuE . Wegen der obigen Vertauschungsrelationen kann uE gleichzeitig Eigenfunktion zu a~ oder b~ sein (s.S. 69/70). Weil jedoch a~b~ 6= b~ a~ , so kann der zu E gehorige Eigenfunktionenraum nicht 1{dimensional sein! Da a~ bzw. b~ wie P und Q ein kontinuierliches Spektrum haben konnen, so mussen die Energiewerte E von H sogar unendlichfach entartet sein! Ferner sei bemerkt, da der dem Quadrat des Radius R der kreisformigen (x3 = const:)-Projektion der klassischen Bahn entsprechende Operator R die Form R2 = m21!2 12 + 22 m!2 2 32 H ? 2m ! hat. 6.4.3 Eigenwerte und Eigenfunktionen von H in der LandauEichung Um Eigenwerte und Eigenfunktionen von H = 21m ( 21 + 22 + 23) auszurechnen, mu A~ in einer bestimmten "Eichung" speziziert werden. Wir wahlen hier die sogen. Landau-Eichung: A1 = ?B x2 ; A2 = 0 ; A3 = 0 ; so da 2 2 1 h h h 2 2 H = 2m ( i @1 + qB x2) ? 2m @2 ? 2m @32 : 126 KAPITEL 6. SCHRODINGER{GLEICHUNG GELADENER TEILCHEN In dieser Eichung vertauscht H mit Pj = hi @j , j = 1; 3. H, P1 und P3 bilden also ein System wechselseitig kommutierender selbstadjungierter Operatoren und es existieren gemeinsame (verallgemeinerte) Eigenfunktionen i (p x + p x ) u(~x) = e h 1 1 3 3 v(x2) : Wegen der (in dieser Eichung gultigen) Relation b~ = ?P1=m! hat man damit auch gleichzeitig Eigenfunktionen zu b~ mit Eigenwert b = ?p1=m! gefunden; selbstverstandlich kann u damit aber nicht auch Eigenfunktion zu a~ = Q1 + P2=m! sein. Fur v(x2) folgt nun aus Hu = Eu 1 (p + qB x )2v ? h 2 v00 + 1 p2v = Ev ; 2 2m 1 2m 2m 3 oder 2 h ? 2m v00 + 12 m!2(x2 ? b)2v = (E ? 21m p23 )v ; j ; b = ? p1 : ! = jqB m qB Dies ist die 1{dim. Schrodinger{Gleichung fur einen harmonischen Oszillator in der x2{Koordinate mit x2 = b als Ruhelage! Damit erhalten wir als Eigenwerte 2 (E ? 2pm3 ) = h !(n + 21 ) ; n = 0; 1; : : : oder 2 E = 2pm3 + h !(n + 21 ) ; n = 0; 1; : : : Da E nicht von dem kontinuierlichen Eigenwert p1 abhangt, ist E unendlichfach entartet! Die Eigenfunktionen vn sind nach S. 60: p ? 1 2(x2 ? b)2 vn(x2) = Hn [ (x2 ? b)] ; p e 2 (n!2n ) 21 jqB j : = 2 = m! h h Die gefundenen Eigenfunktionen u(~x) up1 ;p2 ;n(~x) diagonalisieren oensichtlich auch den Radiusoperator R und man erhalt 2h n + 1 : R2 = m! 2 6.4. "FREIE" LADUNGEN IM KONSTANTEN MAGNETFELD 127 Eine in der 1-2 Ebene gelegene Kreisache mit diesem Radius durchsetzt ein magnetischer Flu = 1 (n + 12 ), wobei 1 genau das im Zusammenhang mit der Fluquantisierung besprochene elementare Fluquantum h=q ist. 6.4.4 Entartungsgrad pro Flache Wir haben oben angenommen, da das System unendlich ausgedehnt ist. Bei der Anwendung auf den Quanten{Hall{Eekt liegt jedoch eine nur endlich ausgedehnte Probe vor, mit den jeweiligen Langen Li, so da 0 xi Li fur i = 1; 2; 3, wobei L3 L1; L2. Implementieren wir die endliche Ausdehnung in die 3-Richtung durch die Forderung, da die Energie-Eigenfunktionen bei x3 = 0 und x3 = L3 verschwinden sollen, so mu man die Faktoren exp (ip3x3=h ) mit p3 2 IR durch deren Linearkombinationen sin(p3x3=h ) mit p3L3=h = n3 und n3 positiv ganzzahlig ersetzen. Da wir an dem Entartungsgrad pro Flache transversal zur Magnetfeldrichtung interessiert sind, fordern wir auerdem periodische Randbedingungen in die 1{Richtung mit Periode L1. Das ergibt fur p1 die Einschrankung p1 = 2Lh n1 ; n1 = 0; 1; 2; : : : 1 Andererseits sollte aber wegen 0 < x2 < L2 die Koordinate b = p1=(jqB j) zwischen 0 und L2 liegen. (Damit verschwinden die Energieeigenfunktionen zwar nicht auch bei x2 = 0 und x2 = L2, die Forderung nach dem entsprechenden Wertebereich des Spektrums von b~qerscheint aber dennoch physikalisch gerechtfertigt { wobei wir den Minimalradius h =m! als gegenuber L2 vernachlassigbar betrachtet haben). Durch diese Forderung wird nun p1 positiv und nach oben begrenzt: Das maximal mogliche n1 = n1 ist dann durch 2h n1 = L ; n = jqj jB jL L 1 2 1 2h L1jqB j 2 gegeben. Interpretation: = BL1L2 ist der die Flache L1L2 durchsetzende Gesamtu und 1 = 2h =q wieder das elementare Fluquantum. Die (Landau{) Energieniveaus Ep3 ;n = 21m p23 + h !(n + 21 ) ; n = 0; 1; : : : ; wobei nun p3 = hn3=L3 , n3 2 N, sind also n1{fach entartet, n1 = =1 . Der Entartungsgrad g pro Flacheneinheit ist gegeben durch j; g = LnL1 = jqB h 1 2 d.h. bei gegebener Ladung q steigt g linear mit B ! 128 KAPITEL 6. SCHRODINGER{GLEICHUNG GELADENER TEILCHEN 6.4.5 Quanten{Hall{Eekt 1. Klassischer Hall{Eekt Bewegen sich Ladungstrager in einem Leiter mit der Geschwindigkeit ~v und bendet sich der Leiter auerdem in einem Magnetfeld B~ , so werden die Ladungstrager senkrecht zu B~ und ~v mit der Kraft q~v B~ abgelenkt. Die zugehorigen Leitfahigkeiten lassen sich folgendermaen berechnen: (s. z.B. Ch. Kittel, Einfuhrung in die Festkorperphysik, 6. Au., R. Oldenbourg, Munchen, Wien 1983, S. 196 oder K.{H. Hellwege, Einfuhrung in die Festkorperphysik, 3. korr. Auage, Springer 1988, S. 451.) Fur die Bewegung der in erster Naherung als frei betrachtbaren Ladungstrager der Ladung q in Leitern ist die Lorentz{Kraft m dtd ~v = q(E~ + ~v B~ ) aufgrund der \abbremsenden" Zusammenstoe mit Gitterschwingungen (Phononen) und Gitterfehlstellen zu modizieren. Diese, der Geschwindigkeit proportionale, \Reibungskraft" kann in der folgenden Weise berucksichtigt werden: ! 1 d m dt + ~v = q(E~ + ~v B~ ) ; : \Stozeit": mittlere Zeit zwischen zwei Zusammenstoen. Im stationaren Fall ist ~v_ = 0, so da m ~v = q(E~ + ~v B~ ) : Das einfache Ohmsche Gesetz fur B~ = 0, d.h. ~ ~v = q mE ; lautet, mit nq als Dichte der Ladungstrager: ~| = qnq~v = E~ ; d.h. 2 nq : =qm Fur B~ = (0; 0; B ) 6= 0 erhalten wir dagegen: v1 = q m (E1 + Bv2) v2 = q m (E2 ? Bv1) v3 = q m E3 : 6.4. "FREIE" LADUNGEN IM KONSTANTEN MAGNETFELD 129 Druckt man in diesen Gleichungen ~v durch ~j =qnq aus und lost man nach E~ auf, so erhalt man das verallgemeinerte Ohmsche Gesetz Ei = ik 3 X ik jk ; 0k=1 1 B B = B B@ qn q 0 i = 1; 2; 3 1 ? qnBq 0 C C : 1 A 0 C 0 1 ik Inversion der spezischen Widerstandsmatrix ik ergibt die spezische Leitfahigkeitsmatrix ik = (?1)ik ; in expliziter Komponentenschreibweise nimmt das Ohmsche Gesetz dann die Form j1 = 11E1 + 21E2 = 1 + (!)2 (E1 + !E2) j2 = 21E1 + 22E2 = 1 + (!)2 (?!E1 + E2) j3 = E3 ; ! = qB m ; an. Man beachte, da die Widerstands{ und Leitfahigkeitsmatrix fur B 6= 0 unsymmetrisch sind, wahrend sie fur B = 0 proportional zur Einheitsmatrix werden. (Fur B~ = 0 ist die Leitfahigkeitsmatrix auch bei anisotropen (nicht "optisch aktiven") Leitern symmetrisch, und es reicht bereits kubische Symmetrie des Kristallgitters um Proportionalitat zur Einheitsmatrix sicherzustellen; siehe Hellwege, Kap. 11.) Anwendung auf den klassischen Hall-Eekt: Wir betrachten nun einen zur 1-Achse parallelen Leiter mit endlichem Leiterquerschnitt in einem konstanten Magnetfeld (0; 0; B ). Im stationaren Zustand kann der Strom dann nur in die 1{Richtung ieen: j2 = j3 = 0. Der spezische Hall-Widerstand ist nun als das Verhaltnis von E2 zu j1 deniert, also gleich B : 21 = qn q (Die spezische Hall-Leitfahigkeit ist der entsprechende Kehrwert: j1=E2 = 1=21 = (1221 ? 1122)=21.) Der spezische Widerstand in Stromrichtung ist der ohne Magnetfeld: E1=j1 = 11 = 1= m=q2nq . Wahrend obiges Ohmsches Gesetz vielfaltige Anwendungsmoglichkeiten bietet, gibt es fur die spezielle Situation des Hall-Eektes auch eine direktere Herleitung: Weise das ursprunglich angelegte elektrische Feld in die 1{Richtung und das Magnetfeld wie zuvor in die 3{Richtung. Aufgrund der Lorentzkraft sammeln sich Ladungstrager an den Begrenzungen in 2{Richtung und 130 KAPITEL 6. SCHRODINGER{GLEICHUNG GELADENER TEILCHEN bauen ein zusatzliches elektrisches Feld auf, das im stationaren Grenzfall genau die insgesamt auf die Ladungstrager wirkende Lorentzkraft kompensiert. Im station aren Gleichgewicht bestimmt sich E2 demnach aus F2 = ~ qE2 + q ~v B 2 = 0, was mit ~| = nq q~v auf Bj E2 = qn 1 q und damit, wie zuvor, auf 21 = B=qnq fuhrt. Das insgesamt auf die Leitungselektronen wirkende E~ -Feld ist nun also nicht parallel zur 1{Richtung. Da sich jedoch die Wirkung des Magnetfeldes und der 2{Komponente des elektrischen Feldes genau gegenseitig aufheben, ist der longitudinale Widerstand 11 = E1=j1 gleich 1=, also gleich jenem Widerstand ohne Magnetfeld und 2-Komponente des E~ -Feldes. Klassisch ist also der Hall-Widerstand zum angelegten Magnetfeld proportional! Die einfache Abhangigkeit von q erlaubt auerdem eine Bestimmung des Vorzeichens der Ladungstrager. (Im ussigen Zustand des Metalls kann man nq in sehr guter Naherung uber die Wertigkeit der Elemente bestimmen und es ist stets negativ. Im festen Zustand gibt es davon jedoch aufgrund der nichttrivialen Energiebandstruktur Abweichungen, q kann dann sogar positiv werden (diese uberwiegende Locherleitung ist allerdings eher die Ausnahme, siehe z.B. Hellwege, Tabelle S. 454).) 2. Aspekte des Quanten{Hall{Eektes Bei sehr dunnen Schichten (L3 ! 0), starken Magnetfeldern ("B ! 1") und tiefen Temperaturen (T ! 0) weichen die experimentellen Daten bei einigen Substanzen (Halbleitern) von den Voraussagen der klassischen Rechnung ab: Mit zunehmenden B -Werten geht der lineare Verlauf des Hall-Widerstandes 21 als Funktion von B in einen treppenahnlichen uber. Bezeichnet man den Hall-Widerstand 21=L3 (Einheiten in Ohm) der im wesentlichen zweidimensionalen Probe mit RH und die elementare Elektronenladung mit e0, so liegen die Plateaus bei den diskreten Werten (v. Klitzing 1980, Nobelpreis 1985) RH L21 = k(eh )2 ; 3 0 k = 1; 2; 3; : : : : In Wertebereichen des Magnetfeldes, bei denen die Plateaus vorliegen, 21 sich also bei Veranderung von B nicht andert, verschwindet auerdem der longitudinale Widerstand R11 / 11! (Abbn. dazu siehe z.B. Hellwege S. 610 bzw. Titelbild). Die "quantisierten" Werte von RH bei den gegebenen, relativ extremen experimentellen Bedingungen kann man sich qualitativ wie folgt erklaren: Die Ladungstrager seien in erster Naherung freie Elektronen. Fur sie gelten dann im wesentlichen die in den vorigen Abschnitten von 6.4 angestellten U berlegungen. Aufgrund der geringen Schichtdicke L3 und der groen Werte von B sind die 6.4. "FREIE" LADUNGEN IM KONSTANTEN MAGNETFELD 131 thermischen Energien kB T bei kleinen Temperaturen T gegenuber den Energiedierenzen der Landau-Niveaus vernachlassigbar. (Man beachte, da dafur alle drei dieser Voraussetzungen notwendig sind). Bei genugend geringer Schichtdicke sind auerdem die Anregungsenergien in die 3{Richtung deutlich groer als h !, soda sich die Elektronen in Zustanden mit Quantenzahl n3 = 1 benden (Abschnitt 6.4.4). (Fur ein realistisches Zahlenbeispiel siehe U bungen). Die relevanten Landau-Niveaus haben also Energien En = (h2=8m(L3)2) + h ! [n + (1=2)], n = 0; 1; 2; : : :. Den Entartungsgrad pro Flache orthogonal zum B~ -Feld bestimmten wir zu g = e0B=h. Nun gibt es im Leiter ne Leitungselektronen pro Volumen also neL3 =: Ne pro Flache. Aufgrund des Pauliverbots mussen die Elektronen in zueinander orthogonalen Quantenzustanden sein. Dabei werden die Landau-Niveaus von unten her mit Elektronen aufgefullt. Je groer B , desto mehr Elektronen passen in ein Niveau. Wieviele Landau-Niveaus (bei vernachlassigbarer thermischer Anregung) nun besetzt sind, wird durch den sogenannten Fullfaktor bestimmt. Oensichtich gilt = Ne =g neL3h=Be0. Bei ganzzahligen Werten von ( = k; k = 1; 2; 3; : : :) sind also k Niveaus zur Ganze aufgefullt. Das tritt bei folgenden Werten von B auf: B(k) = neL3h=ke0, k = 1; 2; 3; : : : Mit Hilfe der (semi-)klassischen Beziehung RH = 21=L3 = B(k)=ne L3e0 erhalt man damit genau die oben angegebenen experimentell ausgezeichneten Werte von RH ! Aus diesem Bild wird auch klar, warum der longitudinale Widerstand R1 bei den betreenden Werten von RH verschwindet: Sind die untersten k LandauNiveaus zur Ganze aufgefullt, so stehen fur die Leitungselektronen wegen des Pauliverbots keine genugend nahen Energieniveaus zur Aufnahme von Energie nach Stoen (an vorwiegend Gitterfehlstellen) zur Verfugung. Es kann in dieser Situation daher keine Warmeenergie an das Gitter abgegeben werden, und R11 / 11 verschwindet! Die Ausbildung der Plateaus bei den ausgezeichneten Werten von RH , also das Gleichbleiben des Hall-Widerstandes uber ein ganzes Intervall [B(k) ? B; B(k) + B ] um die oben gefundenen Werte B(k) = Ne h=ke0 erklart man sich durch Mitwirken von lokalisierten, und damit am Ladungstransport direkt nicht mitwirkenden Elektronenzustanden (z.B. an Fremdatomen im Gitter), deren Energieniveaus dicht um die ungestorten Landau-Niveaus liegen: Bei genugend kleiner Abweichung B von den ausgezeichneten B -Werten verandern sie durch Aufnahme oder Abgabe von Elektronen die fur den Ladungstransport eektiv zur Verfugung stehende Elektronenzahl Ne derart, da = k weiterhin erfullt bleibt, die ungestorten untersten k Landauniveaus der Probe also vollbesetzt bleiben. Damit ist der treppenahnliche Verlauf von RH (B ) mit Plateaus bei den angegebenen Werten und das in diesen Bereichen verschwindende R11 weitgehend plausibel gemacht. Nicht geklart ist jedoch die experimentell beobachtete, deutlich geringere Breite der Plateaus bei manchen ungeraden Werten von k. Bei gewissen Materialien existieren auerdem Plateaus bei ganz speziellen gebrochenen Werten des Fullfaktors (fraktionaler Quanten{Hall{Eekt im Gegensatz zum bisher behandelten ganzzahligen); in obiger Formel fur RH 132 KAPITEL 6. SCHRODINGER{GLEICHUNG GELADENER TEILCHEN kann k dann auch Werte der Form 1=3; 2=3; 2=5; 3=5; : : : (ungerade Nenner!) annehmen. Die Erklarung derartiger Phanomene im Zusammenhang mit dem Quanten{Hall{Eekt ist (mit rund 1000 wissenschaftlichen Publikationen pro Jahr) eines der heutzutage bewegtesten Gebiete der theoretischen Physik. Abschlieend sei noch erwahnt, da das universelle Widerstandsquantum h=e20 = 25812; 81:::J s=(A s)2 = 25812; 81:::V A s2=(A s)2 = 25812; 81::: mittels des "Quantum"-Hall-Eektes sehr prazise gemessen werden kann und damit als Widerstand-Normal herangezogen wird! Zugleich liefert dies die Moglichkeit einer unabhangigen Prazisionsmessung der Feinstrukturkonstanten = 0 c e20=2 h! Weiterfuhrende Literatur: Hajdu u. Kramer, Physikal. Blatter, Dez. 1985 . R.E. Prange and St.M. Girvin (Eds.), The Quantum Hall Eect, Springer-Verlag, New York etc. 1987. Kapitel 7 Der Spin der Elektronen Wie in den Paragraphen 5.2 und 5.3 schon erwahnt, haben Elektronen (ebenso auch Protonen und Neutronen) einen Eigendrehimpuls ("Spin") vom "Betrage" 21 h ! 7.1 Quantenmechanische Beschreibung Die Existenz des Spins bedeutet, da die Elektronen, auer der Ortskoordinate ~x oder Impulskoordinate ~p, einen weiteren Freiheitsgrad haben: Spin nach "oben" und Spin nach "unten" bezuglich einer vorgegebenen Richtung, z.B. der x3{ Richtung. Mathematische Beschreibung: man verdoppelt die Wellenfunktion (~x; t): ! ( ~ x ; t ) + (~x; t) ! ~(~x; t) = ; ? (~x; t) wobei + ein Elektron mit Spin "oben" und ? ein Elektron mit Spin "unten" beschreiben. Der zugehorige Spin{Operator ~S ist nach S. 73 mittels der Pauli{ Matrizen gegeben: ~S = h (1; 2; 3) ; 2 ! 0 1 1 = 1 0 ; ! 0 ? i 2 = i 0 ; ! 1 0 3 = 0 ?1 : Die Matrizen j haben u. a. die Eigenschaften [1; 2] = 2i3 ; +zykl. Gleichg., j2 = 1 ; j = 1; 2; 3 : 133 KAPITEL 7. DER SPIN DER ELEKTRONEN 134 Ferner gilt: ! ! ! h h 1 0 + + ; S3 ~+ = 2 0 ?1 0 =2 0 ! + d. h. ~+ = 0 ist Eigenzustand von S3 zum Eigenwert 21 h ; analog ist ~? = ! 0 Eigenzustand zu S mit Eigenwert ? 1 h . 3 2 ? Fur festes ~x und t spannen ~+ und ~? einen 2{dim. Vektorraum auf, dessen Elemente als "Spinoren" bezeichnet werden. Ein allgemeines Element lat sich in der folgenden Art darstellen: ~(~x; t) = c+ ~+(~x; t) + c? ~?(~x; t) ; c+ ; c? : komplex. Das Skalarprodukt fur ~ ist so deniert: ( ~; ~) Z d3~x (jc+j2j + (~x; t)j2 + jc? j2j ?(~x; t)j2) Z Z 2 3 2 2 = jc+ j d ~x j +(~x; t)j + jc?j d3~x j ?(~x; t)j2 Z = jc+ j2 + jc? j2 ; falls d3~x j j2 = 1 : Wegen der physikalischen Interpretation soll ( ~; ~) = 1 sein. jc+j2 ist die Wahrscheinlichkeit dafur, da ein Elektron im Zustande ~ den Spin parallel zur x3{Achse hat, jc? j2 die Wahrscheinlichkeit dafur, da der Spin antiparallel zur x3{Achse ist: jc+ j2 + jc?j2 = 1 Im folgenden wird die Ortsabhangigkeit von ~ ignoriert, und zunachst werden nur Spineigenschaften betrachtet: Es sei ! ! ! c 1 0 + c = c+ 0 + c? 1 = c+ + + c? ? ; ? jc+ j2 + jc? j2 = 1 : Fur die Erwartungswerte < Sj > der Komponenten Sj im Zustande bekommt man, da jetzt ! c 2+ ; (1; 2) = c1+ c2+ + c1?c2? = (c1+; c1?) c 2? ! ! h 1 0 1 c + < S1 >= 2 (c+; c?) 1 0 c? = 2 h (c+c? + c?c+ ) ; analog: < S2 > = ? i2h (c+ c? ? c? c+) ; < S3 > = 21 h (jc+ j2 ? jc? j2) : 7.2. MAGNETISCHES MOMENT DES ELEKTRONS 135 7.2 Magnetisches Moment des Elektrons Wegen des Spins hat das Elektron auch ein magnetisches Moment (s.S. 79) der Groe ~ = ? 2em0g ~S ; e wobei g 2 ; in guter Naherung; g heit "gyromagnetischer" Faktor = g{Faktor. In einem aueren Feld B~ hat ein klassisches magnetisches Moment ~ die Energie ?~ B~ , d.h. wir haben quantenmechanisch den Hamilton{Operator H = e40mgh ~ B~ e und fur den zeitabhangigen Spinor (t) = c+(t)+ + c?(t)? bekommen wir die Schrodinger{Gleichung ih dtd (t) = e40mgh ~ B~ (t) : e ! c+ , c = const:, so hat c? Setzt man B~ = (0; 0; B ), B = const: und man fur ! die Gleichung ! ! ! eg h B 1 0 c c + + h ! c = 4m 0 ?1 c? ; ? e mit den beiden Losungen (t) = e?i!t !+ ! = e40mgB !L und !? = ?! ?!L : e Die zugehorigen Eigenvektoren sind + und ?. ! Ist (t = 0) = ab , so hat man Ist z. B. ab ! ?i!t (t) = aebei!t ! ; ! = e40mgB ; jaj2 + jbj2 = 1 : e Eigenvektor zu S1 zum Eigenwert 21 h , d.h. 1 h 0 1 2 1 0 ! ! ! a = 1 h a ; b 2 b KAPITEL 7. DER SPIN DER ELEKTRONEN 136 so folgt aus dieser Gleichung, da a = b. Da die Normierungsbedingung jaj2 + jbj2 = 1 sich nicht andert, wenn wir a und b gleichzeitig mit demselben konstanten Phasenfaktor ei multiplizieren, so konnen wir hier a = b = p12 wahlen. Es ergibt sich so fur den Erwartungswert ((t); S1(t)) = < S1 > (t) ! ?i!t ! 1 1 0 1 e i!t ? i!t p1 = 2 h p (e ; e ) 1 0 i!t e 2 2 = h2 cos 2!t < S1 > (t) = h2 cos 2!t ; analog < S2 > (t) = h2 sin 2!t ; < S3 > (t) = 0 d. h. der Spin "prazediert" mit der doppelten Lamor{Frequenz um die Richtung von B~ ! 7.3 Paramagnetische Resonanz der Elektronen und anderer Teilchen mit Spin 12h Der g{Faktor in der Beziehung ~ = 2qgm ~S ; ~S = 21 h ~ ; q : Ladung ; ist eine dynamische Groe, deren Wert in den meisten Fallen experimentell bestimmt werden mu. Eine Methode ist die folgende: Setzen wir jB0 !g gj4qm fur das Teilchen in einem konstanten Magnetfeld B~ 0, so hat z. B. das Elektron aufgrund seines magnetischen Momentes ~ die beiden moglichen Energie{Niveaus E+ = h !+ = h !g ; E? = h !? = ?h !g : Die Dierenz zwischen den Energie{Niveaus ist E+ ? E? = 2h!g . Analog zu dem Induzieren von U bergangen zwischen verschiedenen Niveaus bei Atomen durch Einstrahlen von Licht, kann man U bergange zwischen den beiden Spinniveaus induzieren, indem man zusatzlich ein oszillierendes Magnetfeld B~ uberlagert! 7.3. PARAMAGNETISCHE RESONANZ DER ELEKTRONEN : : : Es sei also Da 137 B~ = (B~ cos !~ t; B~ sin !~ t; B0) : ! ~ B ; B (cos ! ~ t ? i sin ! ~ t ) 0 ; ~ B~ = B~ (cos !~ t + i sin !~ t) ; ?B0 so lautet die Schrodinger{Gleichung jetzt (fur q = ?e0) ~ ?i!~t ! d h qg B ; Be 0 ih dt = 4m Be ~ i!~t ; ?B0 (t) Da H = h !g~ B~ jetzt explizit von der Zeit abhangt, kann keine Erhaltung der Energie fur das System mehr gelten, analog zu den erzwungenen Schwingungen in der Mechanik! Der Ansatz (Variation der Konstanten!) ?i!gt ! a ( t ) e (t) = b(t)ei!gt fuhrt zu den Gleichungen a_ = ?i!~g ei(2!g?!~)tb(t) ; b_ = ?i!~g e?i(2!g?!~ )ta(t) ; 0B~ : !~g = ge4m Dierenzieren der 1. Gleichung nach t und Einsetzen der zweiten ergibt a ? i(2!g ? !~ )_a + !~g2a = 0 : Der Ansatz a(t) = Aei!t fuhrt zu einer quadratischen Gleichung fur !, mit den Losungen !1;2 = (!g ? 21 !~ ) [(!g ? 21 !~ )2 + !~g2] 12 : Hat man zur Zeit t = 0: a(0) = 1, b(0) = 0, d. h. alle Spins zeigen nach "oben", so erhalt man zu spateren Zeiten: 1 !~ ) i(!g ? 12 !~ )t ( ! ? g 2 a(t) = [cos(!b t) ? i !b sin !b t] e ; ? i(!g ? 21 !~ )t ! ~ g ; b(t) = ?i !b sin !b t e !b = ((!g ? 12 !~ )2 + !~g ) 21 : KAPITEL 7. DER SPIN DER ELEKTRONEN 138 Ist T die Zeit, die zum Durchiegen des Magnetfeldes B~ benotigt wird, so ist am Ende der Bruchteil jb(T )j2 der Spins "umgeklappt": !~g2 2 [((!g ? !~ )2 + !~ 2 ) 12 T ] : sin g 2 (!g ? !~2 )2 + !~g2 "Resonanz" liegt vor, falls !~ = 2!g ! Um die Resonanz moglichst scharf zu machen, mu !~g !g , d. h. B~ B0, sein. Um moglichst viele Spins umzuklappen, wahlt man auerdem noch T !~ g = =2, da dann sin2 = 1. Die obige "paramagnetische" Resonanzmethode hat viele Anwendungen in der Atom{ und Kernphysik sowie auch in der Medizin. . jb(T )j2 = Kapitel 8 Zeitunabhangige Storungstheorie 8.1 Ohne Entartung der ungestorten Energie{ Niveaus Im Gegensatz zu den bisher diskutierten Beispielen lat sich bei den meisten Anwendungen die Schrodinger{Gleichung nicht streng losen. Aus diesem Grund sind viele Naherungs{Verfahren entwickelt worden, von denen ein wichtiges hier diskutiert werden soll: Der Hamilton{Opertor H habe die Form H = H0 + H1 ; reell und "klein", (0) Dabei wird angenommen, da die Losungen u(0) n und Eigenwerte En der stationaren Gleichung (0) (0) (0) (0) H0u(0) n = En un ; (un1 ; un2 ) = n1 n2 bekannt sind! Andererseits seien un und En die entsprechenden Groen fur H: (H0 + H1 )un = En un : Sowohl un wie auch En hangen von ab: un = un() ; En = En() : Annahmen: 1. (0) lim u () = un !0 n ; lim E () = En(0) ; !0 n wobei (zunachst) noch vorausgesetzt ist, da die Eigenwerte En(0) nicht entartet sind, d. h. zu jedem Energiewert En(0) gehort genau eine Eigenfunktion u(0) n . (Diese Annahme wird spater fallengelassen). 139 KAPITEL 8. ZEITUNABHANGIGE STORUNGSTHEORIE 140 (0) 2. Die u(0) n gehoren zum Denitionsbereich der "Storung" H 1 , und die un bilden ein vollstandiges System. Wir konnen deshalb die un nach den u(0) n entwickeln: X un = N ()(u(0) cnk ()u(0) n + k ) k6=n N () ist ein Normierungsfaktor mit N (0) = 1. Ferner gilt cnk (0) = 0. 3. Die Groen En() und cnk () lassen sich in einer Potenzreihe um = 0 entwickeln: En () = En(0) + En(1) + 2En(2) + ; 2 (2) cnk () = c(1) nk + cnk + : Mit diesen Annahmen bekommt man fur die Schrodinger{Gleichung (H0 + H1)(u(0) n + = X (1) (0) 2 X (2) (0) cnk uk + cnk uk + ) k6=n k6=n (1) 2 (2) (0) (En + En + En + ) X (1) (0) 2 X (2) (0) (u(0) cnk uk + cnk uk + ) n + k6=n k6=n (N () ist herausgefallen!) Der Vergleich der Potenzen von auf beiden Seiten ergibt: Ordnung 1 : X (0) (0) (0) X c(1)u(0) + E (1)u(0) ; H0 c(1) nk uk + H 1 un = En nk k n n k6=n k6=n (0) (0) und da H0u(0) k = Ek uk , so gilt (0) En(1)u(0) n = H 1 un + X (0) (0) (1) (0) (Ek ? En )cnk uk : k6=n (0) (0) Bildet man hiervon das Skalarprodukt mit u(0) n , so folgt wegen (un ; uk ) = nk : (0) En(1) = (u(0) n ; H 1 un ) ; wichtige Formel! Bildung des Skalarproduktes mit u(0) k , k 6= n, gibt analog: (0) (u(0) k ; H 1 un ) ; n 6= k : c(1) = nk En(0) ? Ek(0) 8.1. OHNE ENTARTUNG DER UNGESTORTEN ENERGIE{NIVEAUS Ordnung 2: 141 X (2) (0) X (0) cnk uk + H1 c(1) nk uk k6=n k6=n X (2) X (0) (0) (2) (0) = En cnk uk (2) + En(1) c(1) nk uk + En un ; H0 k6=n k6=n Skalarprodukt{Bildung mit u(0) n ergibt (0) (0) (0) X (0) (1) = X (u(0) n ; H 1 uk )(uk ; H 1 un ) ; (un ; H1u(0) ) c k nk En(0) ? Ek(0) k6=n k6=n und da H1 symmetrisch ist, folgt En(2) = E (2) = n (0) 2 X j(u(0) k ; H 1un )j : (0) (0) k6=n En ? Ek Auf diese Weise kann man in vielen Fallen die Naherungen En(1) und En(2) aus den bekannten Groen En(0) und u(0) n des ungestorten Systems bei gegebenem H 1 berechnen. Bemerkung: Die Potenzreihenentwicklung von En() um = 0 kann verschiedene Eigenschaften haben: 1. Falls En() analytisch in einer Umgebung von = 0 ist, so konvergiert die Reihe fur jj < 0 > 0 und es gibt, im Prinzip, keine Probleme, es sei denn, die Reihe konvergiert nur langsam. 2. Die Reihe konvergiert nicht, ist jedoch asymptotisch, d. h. fur j X Rj () = jEn() ? iEn(i)j i=0 gilt lim R () j !1 j 6= 0 ; fest: Divergenz, 1 R () = 0 ; j fest. aber lim !0 j j Noch brauchbar fur Naherungsrechnungen! 3. Die Reihe divergiert und ist auch nicht asymptotisch. 142 KAPITEL 8. ZEITUNABHANGIGE STORUNGSTHEORIE Wichtiges Beispiel: Anharmonischer Oszillator 2 2 H0 = ? 2hm dxd 2 + 12 bx2 ; H1 = x4 : Bisher sind keine exakten Losungen von (H0 + x4)un(x) = En(; b)un (x) bekannt. Man wei (s. B. Simon, Annals of Physics, Bd. 58 (1970); S.76{136) z. B. ,da En (; b) einen kubischen Verzweigungspunkt bei = 0 hat, d. h. En(; b) verhalt sich dort wie 1=3. Ferner ist = 0 Haufungspunkt von Verzweigungspunkten. Die Storungsreihe ist divergent, aber asymptotisch!! 1 + 4 (0) 2 (0) 2 (0) Wir haben En(1) = (u(0) n ; Q un ) = (Q un ; Q un ). Da Q = p2 (a + a), so ergibt sich fur En(1): h )2(2n2 + 2n + 1) : En(1) = 34 ( m! 8.2 Entartung der ungestorten Energie{Niveaus Falls zu den Eigenwerten En(0) mehrere Eigenfunktionen gehoren { z. B. Wasserstoffatom { , so mu das obige Verfahren modiziert werden: zu En(0) mogen endlich viele Eigenfunktionen u(0) n;j ; j = 1; :::; J; gehoren, die ebenfalls alle orthonormiert sind: (0) (u(0) n1 ;j1 ; un2 ;j2 ) = n1 n2 j1 j2 : Entwicklung von un nach den ungestorten Wellenfunktionen ergibt jetzt: X X (1) X (0) un = N ()( j u(0) cnk j uk;j + ); n;j + k6=n j j wobei die j , j , c(1) nk etc. zu bestimmen sind! Einsetzen in die Schrodinger{Gleichung ergibt bis zur Ordnung : X X k6=n j X (0) j u(0) H0( c(1) k;j ) + H 1 ( j un;j ) nk X = E (1)( j u(0) ) n j n;j + j X X (0) j uk;j ) : En(0)( c(1) nk j k6=n Skalare Multiplikation mit u(0) n;i gibt X (0) (1) j (un;i ; H1u(0) n;j ) = En i ; i = 1; : : :; J : j 8.3. DIE SPIN{BAHN{KOPPLUNG 143 (0) Da die Groen bij (u(0) n;i ; H 1un;j ), die eine J -dimensionale hermitesche Matrix bilden, im Prinzip bekannt sind, so stellt das obige System von Gleichungen, ein J -dimensionales (1)algebraisches Eigenwert{Problem zur Bestimmung der i. a. verschiedenen En;j und der j ; j = 1; :::; J; dar. In 2 Dimensionen hat man z. B. b111 + b122 = En(1)1 b211 + b222 = En(1)2 Damit diese Gleichungen eine nichttriviale Losung haben, mu ! (1) b ? E b 11 12 n det b21 b22 ? En(1) = 0 sein. Dies gibt eine quadratische Gleichung fur En(1), mit Losungen En;(1)1, En;(1)2. Vorteilhaft ist es, wenn man die u(0) ur i 6= j . Dies n;j so wahlen kann, da bij = 0 f ist z. B. der Fall, falls es einen selbstadjungierten Operator A gibt, der sowohl mit H0 als auch mit H1 vertauscht und die Entartung "aufhebt", d. h. es gilt (0) Au(0) n;j = aj un;j ; aj1 6= aj2 : Dann folgt aus (0) 0 = (u(0) n;i ; (AH 1 ? H 1 A )un;j ) = (ai ? aj )bij = 0 ; da bij = 0 fur ai 6= aj : Beispiel: H0, H1 rotationssymmetrisch, A: Drehimpuls. 8.3 Die Spin{Bahn{Kopplung Fur ein um einen positiven Kern kreisendes Elektron bewegt sich die Ladung des Kernes und erzeugt, vom Elektron aus gesehen, ein Magnetfeld B~ . Ist E~ das vom ruhenden Kern erzeugte Feld und ~v die Geschwindigkeit des Elektrons, so hatte man bei konstantem ~u = ?~v nach der speziellen Relativitatstheorie fur B~ ~ 2, wenn man noch (~v) 1 annimmt. Nun ist ~v aber den Wert B~ = ?~v E=c bei der Bewegung um den Kern nicht konstant, und man kann zeigen, da man das obige B~ noch mit dem "Thomas{Faktor" 21 multiplizieren mu: (s. Vorlesung Spezielle Relativitatstheorie) B~ = ? 12 c12 ~v E~ ; ~x : E~ = ?grad'(r) = ? d' dr r 144 KAPITEL 8. ZEITUNABHANGIGE STORUNGSTHEORIE 0 g ~S hat, so ergibt das obige Da das Elektron das magnetische Moment ~ = ? 2em e ~B {Feld im Hamilton{Operator den zusatzlichen Term HSB = ?~ B~ = 2em0g ~S B~ = ? 4me0gc2 ~S (~v E~ ) e e e0g ~S (E~ ~p) = ? e0g ~S ( d' ~x ~p) = 4m 2e c2 4m2e c2 dr r e0g 1 d'(r) ~S ~l : "Spin{Bahn" Kopplung. = ? 4m 2e c2 r dr Wir betrachten jetzt das Wasserstoatom von Kap. 5, mit dem Hamiltonoperator H0 und der Storung H1 = HSB . Die Bohrschen Energie{Niveaus En(0) des Wasserstoatoms mit 2 2 2 1 Ze h Ze20 0 ~ H0 = 2m P ? 4" r = ? 2m ? 4" 0 e 0r als Hamiltonoperator sind entartet, und zwar 2n2{fach, falls man den Spin berucksichtigt. Fur vorgegebenes n kann der Bahndrehimpuls die Werte l = 0; 1; :::; n ? 1 annehmen und jeder dieser Bahndrehimpulswerte ist nochmal 2l + 1-fach entartet. Das Problem in diesem Fall von Storungstheorie mit Entartung der ungestorten Energie-Eigenwerte ist, in den 2n2 {dimensionalen Eigen-Unterraumen die Basis so zu wahlen, da die Basisfunktionen Eigenfunktionen zu HSB sind, weil dann die Matrixelemente bij = (u0n;i; HSB u0n;j ) von Kap. 8.2 fur i =6 j verschwinden! Dies geschieht so: Der Bahndrehimpuls{Operator L~ wirkt in den von den Funktionen Ylm aufgespannten Raumen Vl, die fur festes l (2l + 1){dimensional sind, der Spinoperator S~ wirkt dagegen in dem 2{dimensionalen Raum VS der Spinoren , der von den Vektoren +, ? aufgespannt wird. Man bildet nun den tensoriellen Produktraum Vl VS , indem man die Produkte ! 1 Ylm " Ylm(; ') " ; " = ; + = 0 ; etc. als Basis des (komplexen) Vektorraumes Vl VS wahlt, der 2(2l + 1){dimensional ist. Da Lj (Ylm ") = (Lj Ylm)" und Sj (Ylm ") = Ylm(Sj ") ; so ist Lj "Einheits"{Operator bezuglich " und Sj Einheitsoperator bezuglich Ylm , d. h. in Vl VS haben Lj und Sj die "Darstellung" Lj 1S und 1l Sj : 8.3. DIE SPIN{BAHN{KOPPLUNG 145 Die Groen Jk = Lk 1S + 1l Sk ; k = 1; 2; 3 sind Operatoren in Vl VS , mit den Vertauschungsrelationen [J1; J2] = [L1; L2] 1S + 1l [S1; S2] = ih J3 ; da [Lj 1S ; 1l Sk ] = 0 ; j; k = 1; 2; 3 : Analoge Relationen gelten fur zyklische Vertauschungen der Indizes 1,2,3. Der "Gesamtdrehimpuls"{Operator ~J genugt also den Bedingungen von Paragraph 5.1 und man hat demnach die Eigenwerte h 2j (j + 1) von ~J 2 sowie h mj , ?j mj +j , von J3. Die zugehorigen Eigenfunktionen seien ~jmj . Frage: wie hangen j und mj mit l, ml, s = 21 und ms = 12 , sowie ~jmj mit Ylm " zusammen? Nun ist 3 ~J 2 = L~ 2 1S + 1l ~S2 + 2 X Lk Sk k|=1 {z } L~ ~S 2 2 Da [L~ 1S ; L~ ~S] = [L~ ; L~ ] ~S = 0, und analog [1l ~S2; L~ ~S] = 0, so gilt [~J2; L~ 2 1S ] = 0 ; [~J2; 1l ~S2] = 0 (Man beachte, da (A1 B1) (A2 B2) = (A1 A2) (B1 B2)!) Da ferner [J3; L~ 2 1S ] = 0 ; [J3; 1l ~S2] = 0 ; so kann man die Eigenfunktionen ~jmj aus Eigenfunktionen zu L~ 2 1S und 1l ~S2 2 2 konstruieren. Da aber [~J ; Lj 1S ] 6= 0, [~J ; 1l Sj ] 6= 0, so sind die Ylm " selbst 2 i. a. keine Eigenfunktionen zu ~J , wohl aber ist Ylm " Eigenfunktion zu J3: J3(Ylm ") = (L3 1S + 1l S3)(Ylm ") = (L3Ylm ) " + Ylm (S3") = h (ml + mS )(Ylm ") ; J3 hat also die Eigenwerte h mj = h (ml + mS ) . Da (mj )max = (ml)max + (mS )max = l + s ; und andererseits (mj )max = j , so hat J~ 2 den Eigenwert h 2j (j + 1), j = l + s . Der zu j = l + s, mj = j , gehorige Eigenvektor kann nur ~j=l+s;mj =l+s = Yll + 146 KAPITEL 8. ZEITUNABHANGIGE STORUNGSTHEORIE sein. Der nachstniedrige Eigenwert von J3 ist mj = l + s ? 1. Diesen Wert kann man entweder dadurch bekommen, da man von ml = l zu ml = l ? 1, oder, da man von mS = s zu mS = s ? 1 ubergeht, d. h. der zu mj = l + s ? 1 gehorige Vektorraum ist 2{dimensional. Einer der 1{dim. Unterraume wird aufgespannt von einem Vektor, der Eigenvektor zu ~J2 mit Eigenwert j = l + s ist, der andere wird aufgespannt von einem Vektor, der zum Eigenwert j = l + s ? 1 gehort (beide mussen zueinander orthogonal sein, da sie zu verschiedenen Eigenwerten des selbstadjungierten Operators ~J 2 gehoren). (Es wird l 6= 0 vorausgesetzt.) Man hat also ~j=l+s;mj =l+s?1 = (Yl;l?1 +) + (Yl;l ?) ; jj2 + j j2 = 1 : Die Koezienzen , sind durch die Forderung bestimmt, da ~j=l+s;l+s?1 normierter Eigenvektor von ~J2 zum Eigenwert h 2j (j + 1), j = l + s, sein soll. Man kann sie reell wahlen. Analog erhalt man (wegen der Orthogonalitat) ~j=l+s?1;mj =l+s?1 = (Yl;l?1 +) ? (Yl;l ?) : Allgemeiner hat man ~l+ 1 ;mj = l;mj (Yl; ml +) + l;mj (Yl;m + 1 ?) ; 2 |{z} | l{z } =mj ? 12 mj + 12 ~l? 1 ;mj = l;mj (Yl; ml +) ? l;mj (Yl;m + 1 ?) : 2 |{z} | l{z } mj ? 21 mj + 12 Die sogenannten "Clebsch{Gordan" Koezienten l;mj und l;mj haben die Werte l ? mj + 21 12 l + mj + 21 12 l;mj = ( 2l + 1 ) ; l;mj = ( 2l + 1 ) : Wir kommen zuruck zu unserem storungstheoretischen Problem: 2 h Ze20 H0 = ? 2m ? 4" e 0r hat die Eigenfunktion unlm (~x) = Rnl(r)Ylm (; ') und wirkt im Raum der Spinoren c+ + + c?? als Identitat, d. h. im Raum der durch unlm unlm(~x) aufgespannten Funktionen hat H0 die Form H 0 ! H 0 1S 8.3. DIE SPIN{BAHN{KOPPLUNG 147 Fur die Storung HSB haben wir dagegen: HSB = ? 4me02gc2 1r d'dr(r) L~ ~S e e 1 (~J 2 ? L~ 2 1 ? 1 ~S2) ; = ? 4m02gc2 1r d' S l dr 2 e d. h. die ~j;mj sind Eigenfunktionen zu HSB , nicht dagegen die Ylm "!! Es sei nun Enl(0) ein Eigenwert von H0 (beim Coulomb{Potential hangt Enl(0) nicht von l ab!) Um dann den niedrigsten Beitrag der Storung HSB auszurechnen, wahlt man nun in dem zu Enl gehorigen 2(2l +1){dim. Unterraum Vl VS die Funktionen Rnl(r) ~j;mj , j = l 12 , als Basis ( man beachte, da 2(l + s) + 1 + 2(l ? s) + 1 = 2(2l + 1)). 2 2 Wegen (L~ S~ ) = 12 (J~ ? L~ 1S ? 1l S~ 2) bekommt man 2 (L~ ~S) ~j;mj = h2 [j (j + 1) ? l(l + 1) ? s(s + 1)] ~j;mj 8 2 > > < h l fur j = l + 21 2 = > h 2 > : 2 (?l ? 1) fur j = l ? 21 (1) folgt daraus Fur die 1. Naherung Enlj E (1) = ? nlj ( e0g h 2 (R ~ ; 1 d' R ~ ) l : nl j;mj nl j;mj 2 2 ? l ?1 4me c 2 r dr e0Z , so bekommt man Da (u ; u ) = (u; u)(; ), '(r) = 4" 0r ( 2gZ e 1 (1) 0 2 Enlj = 32" m2c2 h (Rnl ; r3 Rnl ) ?l l? 1 0 e | {z } 3 1 Z 3 3 a n l(l + 12 )(l + 1) ; ( a: Bohrscher Radius ), bzw. E (1) = nlj ( 1 4Z 4 g m c2 1 l fur j = l + 21 e 3 8 n l(l + 12 )(l + 1) ?l ? 1 fur j = l ? 21 : 148 KAPITEL 8. ZEITUNABHANGIGE STORUNGSTHEORIE Man erhalt also fur l 6= 0 eine Aufspaltung der Energie{Niveaus, die dann zu j = l+ 21 und j = l ? 12 gehoren. Ein bekanntes Bespiel bildet die Aufspaltung der gelben "D{Linie" des Natriums. Sie entspricht den U bergangen l = 1 ! l = 0. Das obere Niveau ist entsprechend j = 12 und j = 32 aufgespalten! Die Linien gehoren zu n = 3. Man beachte, da bei den Alkali{Spektren schon die ungestorten Niveaus von l abhangig sind, da das Coulomb{Potential wegen der Abschirmung durch die inneren Elektronen modiziert ist. Man beachte, da die Spin-Bahn-Kopplung von der Ordnung 4 ist, wahrend die Bohrschen Energie-Niveaus des Wasserstoatoms von der Ordnung 2 sind! Weitere "Storungen" der Energie{Niveaus im Wasserstoatom: 1. Relativistische Korrekturen: 2 Ekin = mc2(1 + m~p2c2 ) 21 ? mc2 2 p ~ = 2m ? 8m13c2 (~p 2)2 + : Spin{Bahn{Kopplung und relativistische Korrekturen werden automatisch in der Dirac{Gleichung ( wird in QT II behandelt ) berucksichtigt! 2. Wechselwirkung des magnetischen Momentes vom Proton mit dem vom Elektron (Hyperfeinstruktur). 3. Ausdehnung des Protons 4. Wechselwirkung des Elektrons mit dem "Strahlungsfeld", d.h. dem elektromagnetischen Feld als Quantentheoretisches System : "Lamb{shift" ( Aufspaltung von auch bei der Dirac-Gleichung noch entarteter Energie-Niveaus ) und Korrekturen zu g = 2! (Quantenelektrodynamik) Wegen weiterer Einzelheiten s. Kap. 12 von Schwabl, Quantenmechanik . Kapitel 9 Systeme mit N Teilchen 9.1 Einige allgemeine Eigenschaften Es seien N Teilchen mit den Massen mn, n = 1; : : : ; N , gegeben. Ferner seien ~xn = (x(1n); x(2n); x(3n)) die zugehorigen Ortskoordinaten. Jedes dieser Teilchen bende sich in einem aueren (elektrischen oder magnetischen etc.) Potential Vn(~xn ) und zwischen je zweien der Teilchen wirke das Potential Vjk (~xj ? ~xk ). Dabei werden Spinkrafte zunachst ignoriert. In unmittelbarer Verallgemeinerung von den U berlegungen fur zwei Teilchen (S. 85/86) erhalt man als Hamilton{Operator fur dieses System: 2 N N N X X X H = ? 2hm n + Vn (~xn) + 21 Vjk (~xj ? ~xk ) : n j;k=1 n=1 n=1 j 6=k Beispiel: N = 26 Elektronen in der Hulle des Eisenatomes, Vn (~xn): Coulomb{ Potential des Kernes am Ort des n{ten Elektrons, Vjk (~xj ? ~xk ): Coulomb{Potential zwischen dem j{ten und k{ten Elektron! Die zugehorige zeitabhangige Schrodinger{Gleichung ist ih @t (~x1; : : :;~xN ; t) = H (~x1; : : :;~xN ; t) : Die N {Teilchen Wellenfunktion ist folgendermaen normiert: Z d3~x1 : : : d3~xN j (~x1 : : :~xN ; t)j2 = 1 und w(~x1 : : :~xN ; t) j j2 ist die Wahrscheinlichkeitsdichte dafur, das erste Teilchen in einer Umgebung des Ortes ~x1; : : :, und das N {te Teilchen in einer Umgebung des Ortes ~xN zu nden. Sind die Potentiale nicht explizit von der Zeit abhangig, so kann man ? hi Et u(~x1 : : :~xN ) (~x1 : : :~xN ; t) = e 149 KAPITEL 9. SYSTEME MIT N TEILCHEN 150 setzen und erhalt dann die zeitunabhangige (stationare) Schrodinger{Gleichung: Hu(~x1 : : :~xN ) = Eu(~x1 : : :~xN ) : In einem wichtigen Spezialfall kann man die Gleichung sofort losen: verschwinden die Vjk oder kann man sie in nullter Naherung vernachlassigen (wie z.B. in der Atomhulle die Coulomb-Krafte zwischen den Elektronen oft zunachst vernachlassigt werden) und kennt man die Losungen der Gleichungen so ist 2 (? 2hm n + Vn (~xn))un(~xn) = Enun (~xn) ; ; n u(~x1 : : :~xN ) = u1(~x1) uN (~xN ) eine Losung mit E = E1 + + E N : In vielen Anwendungen spielt der Spin von Teilchen ( Elektronen, Protonen, Neutronen ) etc. eine Rolle, z.B. bei der Spin{Bahn{Kopplung, bei den Wechselwirkungen von magnetischen Momenten verschiedener Elektronen etc. Analog zum U bergang (Verdopplung) ! ( ~ x ; t ) + (~x; t) ! ? (~x; t) (s. Kap. 7.1) berucksichtigt man diesen zusatzlichen "Freiheitsgrad" dadurch, da man eine zusatzliche Variable "n = 1 einfuhrt, die angibt, ob der Spin des n{ten Teilchens nach "oben" oder nach "unten" weist (wir betrachten hier nur Teilchen mit Spin 21 h ). Die Verallgemeinerung von "(~x; t), " = 1, fur ein Teilchen mit Spin 12 h ist dann fur N {Teilchen: "1 ;:::;"N (~x1 : : :~xN ; t) ; "n = 1 ; wobei man die 2N komplexwertigen Funktionen von (~x1 : : :~xN ; t), z.B. zu einem 2N {komponentigen Spaltenvektor zusammenfassen kann! 9.2 Die Permutationssymmetrie der Wellenfunktionen identischer Teilchen Eine sehr wichtige Rolle in der Quantentheorie spielen die Eigenschaften von Systemen "identischer" Teilchen, wie ein System von Elektronen oder Protonen etc. Ein Grund ist folgender: wahrend in der klassischen Mechanik die N gleichen Massenpunkte eines Systems dadurch individuell indiziert werden konnen, da man zu einem festen Zeitpunkt ihre Positionen und Impulse genau angibt (und durchnummeriert) und dann die einzelnen Bahnen zeitlich verfolgt, so ist dies in der IDENTISCHE TEILCHEN 9.2. PERMUTATIONSSYMMETRIE FUR 151 Quantenmechanik nicht mehr moglich, da wegen der Unscharferelation Ort und Impuls eines Teilchens zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht gleichzeitig genau gemessen werden konnen. Streut man z.B. zwei Elektronen aneinander, und mit nach der Streuung eines in einem Zahler, so wei man nie, welches der beiden Elektronen von vor der Streuung man gemessen hat, da man nicht "sehen" kann, was im Streubereich passiert; mit anderen Worten, man kann quantenmechanisch die beiden "klassisch" verschiedenen Prozesse -1 2 1 3 2 + 2 und > 2 1 = -1 nicht unterscheiden, da man nicht beliebig genau wissen kann, was in dem schraferten Bereich passiert! Konsequenzen: Diese sollen zunachst am Beispiel von 2 Elektronen in den spinunabhangigen Potentialen V (~x1), V (~x2) und V (k~x1 ? ~x2k) gezeigt werden, d. h. der Hamilton{Operator ist 2 2 h h H = ? 2m 1 ? 2m 2 + V (~x1) + V (~x2) + V (k~x1 ? ~x2k) (z.B. die beiden Elektronen des Helium{Atoms). H = H(1; 2) ist symmetrisch unter der Vertauschung von ~x1 und ~x2: H(1; 2) = H(2; 1) ! Es sei nun u"1 "2 (~x1;~x2) eine Eigenfunktion von H(1; 2): H(1; 2)u(1; 2) = Eu(1; 2) ; u(1; 2) u"1 "2 (~x1;~x2) : Da es auf die Reihenfolge bei der Durchnummerierung nicht ankommt, so kann man auch schreiben H(2; 1)u(2; 1) = Eu(2; 1) ; KAPITEL 9. SYSTEME MIT N TEILCHEN 152 und wegen H(2; 1) = H(1; 2): H(1; 2)u(2; 1) = Eu(2; 1) ; d.h. ist u(1; 2) eine Losung von H(1; 2), so ist es auch u(2; 1). (Orts{ und Spin{ Koordinaten vertauscht!). Etwas formaler: ist P12 der Permutations{ (Transpositions{) Operator P12u(1; 2) = u(2; 1) ; so folgt ganz analog zum Paritatsoperator (s. Kap. 4.7), [H; P12] = 0 ; P212 = 1 ; d. h. P12 hat die Eigenwerte +1 und ?1, man kann also die Eigenfunktionen von H(1; 2) in symmetrische und antisymmetrische zerlegen, uS (1; 2) = p1 (u(1; 2) + u(2; 1)) ; 2 uA (1; 2) = p1 (u(1; 2) ? u(2; 1)) 2 und diese Zerlegung wird wegen [H; P12] = 0 im Laufe der Zeit nicht "gemischt"! Frage: Welche Wellenfunktionen treten in der Natur auf? Antwort: (sehr tief liegendes Naturgesetz, Pauli): 2 Teilchen mit ganzzahligem Spin haben immer eine vollstandig symmetrische und 2 Teilchen mit halbzahligem Spin (Elektronen, Protonen) eine vollstandig antisymmetrische Wellenfunktion!! Die Verallgemeinerung fur N identische Teilchen ist das Pauli-Prinzip: u(1; : : : ; N ) u"1 :::"N (~x1; : : : ;~xN ) ; Die Wellenfunktion u(1; : : : ; N ) ist vollstandig symmetrisch bezuglich der Vertauschung von je zweien der Argumente, z.B. (~x1; "1) und (~xN ; "N ), fur Teilchen mit ganzzahligem Spin (Photonen, Deuteronen etc. ) und vollstandig antisymmetrisch fur Teilchen mit halbzahligem Spin (Elektronen etc.). Konsequenz: 9.3. DAS HELIUMATOM UND DIE ANDEREN ATOME 153 2 Elektronen konnen sich niemals in demselben Zustand benden! Es sei z.B. ("1;~x1) = ("2;~x2), dann folgt u"1 "2 (~x1;~x2) = ?u"2 "1 (~x2;~x1) = ?u"1 "2 (~x1;~x2) = 0 : Dies hat weitreichende Konsequenzen fur die Atomhulle, die Statistik ("Quantenstatistik") der Elektronen | Elektronen sind "Fermionen" |, das Verhalten von Elektronen in Metallen etc.. Von Teilchen mit ganzzahligem Spin ("Bosonen") kann man dagegen beliebig viele in einen Zustand stecken! 9.3 Das Heliumatom und die anderen Atome In diesem Falle ist Z = 2 und der Hamiltonoperator ist: 2 2 2 2 2 H = ? 2hm 1 ? 2hm 2 ? 4"Zek0~x k ? 4"Zek0~x k + 4" k~xe0 ? ~x k : e e 0 1 0 2 0 1 2 Hier ist der Spin der Elektronen im Hamiltonoperator vernachlassigt! Er kann jedoch nicht bei der Symmetrie der Wellenfunktion vernachl assigt werden: (1) , d. h. (1) , " = 1 seien die beiden Eigenfunktionen zu S 3 "1 1 h (1) (1) h (1) (1) S(1) 3 "1 = 2 3 "1 = "1 2 "1 : Entsprechendes gelte fur S(2) 3 und (2) "2 . Wir konnen dann die 4 "Produkt"vektoren (2) (1) (2) (1) (2) (1) (2) (1) + + ; + ? ; ? + ; ? ? bilden, auf die die 4 4 Matrizen S~ (1) 1(2) ; 1(1) S~ (2) wirken, wobei 1 0 a B a B : : : 11 12 A B = B @ a21 B a22 B : : : CA ; A = (aij ) ; B = (bij ) ; ::: ::: ::: (A B )(u v) = (A u) (B v) : (2) Die 4 (1) "1 "2 bilden eine Basis in einem 4{dim. Vektorraum, in dem der Gesamtspinoperator S~ = S~ (1) 1(2) + 1(1) S~ (2) wirkt. Da (1) (1) (2) (2) (2) (2) (1) S3((1) "1 "2 ) = (S 3 "1 ) "2 + "1 (S 3 "2 ) KAPITEL 9. SYSTEME MIT N TEILCHEN 154 ist, so hat man (2) S3((1) + + ) (2) S3((1) + ? ) (2) S3((1) ? + ) (2) S3((1) ? ? ) = = = = (2) h ((1) + + ) ; 0; 0; (2) ?h ((1) ? ? ) ; (2) , 0, ?h , wobei d.h. die ((1) "1 "2 ) sind Eigenzustande zu S 3 mit Eigenwerten h (1) (2) (1) (2) 0 zweifach auftritt. Die Zustande (+ + ) und (? ? ) sind ferner Eigenzustande zu S~ 2 mit den Eigenwerten h 21(1+1), d.h. j = 1. Zum gleichen Eigenwert gehort die Kombination (1) (2) p1 ((1) (2) + ? + ? + ) : 2 Alle drei Wellenfunktionen (2) (s) (1) (2) (ms)s=1(1; 2) = (1) + + ; ms =?1 (1; 2) = ? ? ; (1) (2) (ms)s=0(1; 2) = p1 ((1) (2) + ? + ? + ) 2 sind symmetrisch in den Indices "1" und "2". Dagegen ist die Wellenfunktion (1) (2) (2) (a)(1; 2) = p1 ((1) + ? ? ? + ) 2 antisymmetrisch in "1" und "2". Sie gehort zum Eigenwert 0 von S~ 2. Da die Gesamtwellenfunktion u"1 "2 (~x1;~x2) antisymmetrisch in ("1;~x1) und ("2;~x2) sein mu, so ist (a)(1; 2) mit einer symmetrischen Losung u(s)(~x1;~x2) von Hu(~x1;~x2) = Eu(~x1;~x2) zu kombinieren und (s)(1; 2) mit einer antisymmetrischen u(a)(~x1;~x2): "Triplett:" 3ums (~x1;~x2) = u(a)(~x1;~x2)(ms)s (1; 2) ; "Singulett:" 1u(~x1;~x2) = u(s)(~x1;~x2)(a)(1; 2) Die Helium{Atome konnen bezuglich des Spins also in einem "Triplett"-Zustand (Spin 1h) oder "Singulett"{Zustand (Spin 0) sein. Im ersten Fall bezeichnet man es als "Ortho"{, im zweiten Fall als "Para"{ Helium. 9.3. DAS HELIUMATOM UND DIE ANDEREN ATOME 155 In nullter Naherung vernachlassigen wir das Potential V12 = e20=(4"0 k~x1 ? ~x2k) zwischen den beiden Elektronen. Eigenlosungen von 2 2 2 2 h h H0 = ? 2m 1 ? 2m 2 ? 4"Zek0~x k ? 4"Zek0~x k e e 0 1 0 2 sind u(~x1;~x2) = un1 l1m1 (~x1)un2 l2m2 (~x2) ; unlm: Wasserstoeigenfunktionen; und 2 )2 : E = En1 + En2 ; En = ? m2ec (Z n2 Fur den Grundzustand bekommt man in dieser Naherung u(0s) = u100(~x1)u100(~x2) : "Para"helium. E0(0) = 2E1 = ?mec2(2)2 = ?108; 8 eV : Der exp. Wert ist E (Grundzustand) = ?79; 0 eV . Die Naherung ist also schlecht. Den ersten angeregten Zustand bekommt man, falls eines der beiden Elektronen in einem n = 2 Zustand ist: E = E1 + E2 = ?68; 0 eV (nullte Naherung). Wir haben jetzt: u(a)(~x1;~x2) = p1 (u100(~x1)u2lm(~x2) ? u2lm(~x1)u100(~x2)) ; 2 u(s)(~x1;~x2) = p1 (u100(~x1)u2lm(~x2) + u2lm(~x1)u100(~x2)) : 2 Multipliziert man diese Funktionen mit (ms)s (1; 2) bzw. (a)(1; 2), so hat man die antisymmetrischen Wellenfunktionen in nullter Naherung fur den Grundzustand und den 1. angeregten Zustand. Mit diesen Wellenfunktionen konnen wir nun Storungstheorie fur V12 = e20=(4"0k~x1 ? ~x2k) treiben. Da die Storung V12 den Spin nicht enthalt, brauchen wir nur den raumlichen Anteil der Wellenfunktionen zu betrachten. Nach Kap. 8.1 bekommen wir fur den Grundzustand (nicht entartet) in 1. Naherung den zusatzlichen Beitrag: Z 2 d3~x1d3~x2ju100(~x1)j2 k~x e?0 ~x k ju100(~x2)j2 1 2 ( s ) ( s ) (u0 ; V12u0 ) : E = KAPITEL 9. SYSTEME MIT N TEILCHEN 156 Da u100(~x) = p24 (Z=a) 32 e?Zr=a ist (s.S. 84 ), so kann man das Integral ausrechnen, mit dem Ergebnis: Ze20 = 5 Z ( 1 m c22) = 34 eV fur Z = 2 : E = 85 4" e 0a 4 2 Damit bekommen wir fur den Grundzustand in 1. Naherung E0(1) = E0(0) + E = ?74; 8 eV : Beim 1. angeregten Zustand hat man Storungstheorie mit entarteten Eigenwerten (Kap. 8.2). Da V12 jedoch mit dem Permutationsoperator P12 vertauscht, so sind u(a;s)(~x1;~x2) schon die richtigen Funktionen fur die Storungstheorie: E (s;a) Z 1 2 = 2 e0 d3x~ 1d3~x2[u100(~x1)u2lm(~x2) u2lm(~x1)u100(~x2)] 1 4"0 k~x1 ? ~x2k [u100(~x1)u2lm(~x2) u2lm(~x1)u100(~x2)] : Wegen der Art der Storung hangt das Ergebnis nicht von m ab und wir konnen m = 0 wahlen! Wir bekommen E (s;a) = CnlZ Anl ; Cnl = e20 d3~x1d3~x2ju100(~x1)j2 4" k~x1 ? ~x k ju2l0(~x2)j2 ; 0 1 2 Z 1 Anl = e20 d3~x1d3~x2u100(~x1)u2l0(~x2) 4" k~x ? ~x k u2l0(~x1)u100(~x2) o 1 2 Das in nullter Naherung entartete Energieniveau spaltet also auf, und zwar liegt der Triplett{Zustand (Cnl ? Anl) tiefer, da bei antisymmetrischer u(a)(~x1;~x2) die Elektronen sich nicht sehr nahe kommen konnen und die Abstoung deswegen geringer ist! Aus E (a) = Cnl ? Anl < E (s) = Cnl + Anl ; folgt Anl > 0. Die Groe Cnl kann man als Analogon zur klassischen Coulomb{Energie Z d3~x1d3~x2 4"(~xk1~x)(?~x2~x) k 0 1 2 interpretieren, der "Austausch"{Term Anl ist jedoch typisch quantenmechanisch und ruhrt von den Symmetrieeigenschaften der Wellenfunktionen fur die ATOME MIT Z ELEKTRONEN 157 9.4. NAHERUNGSRECHNUNGEN FUR beiden, prinzipiell nicht unterscheidbaren Elektronen her. Obwohl die Spin{Spin{ Wechselwirkungen selbst klein sind, fuhrt die "Existenz" des Spins und das Pauli{ Prinzip zu groen Eekten in Form von Anl!! Die Austauschterme sind qualitativ wichtig fur die Krafte zwischen Atomen und z.B. auch fur den Ferromagnetismus. Mehr hierzu in den Lehrbuchern. Analog zum Helium{Atom kann man die anderen Atome in nullter Naherung (d.h. unter Vernachlassigung der Krafte zwischen den Elektronen) qualitativ diskutieren, wobei allerdings diese Naherung fur wachsende Z immer schlechter wird! Qualitativ entscheidend fur die Struktur der Atomhulle ist das Pauli{Prinzip: Die Gesamtwellenfunktion fur N Elektronen mu antisymmetrisch unter der Vertauschung der Quantenzahlen sein (Ortskoordinate + Spin, oder: Inpulskoordinate + Spin, oder: Haupt(Energie{)quantenzahl n + Bahndrehimpuls l + 3{Komponente m + Spin, d. h. der Zustand eines Elektrons ist durch 4 "Quanten"zahlen charakterisiert). Wichtige Charakterisierung von Energie{Niveaus der Atome: 2S +1 LJ S : Gesamt{Spin L : Gesamt{Bahndrehimpuls J : Gesamt{Drehimpuls. L = 0 : "S ? Welle" ; L = 1 : "P ? Welle" etc: Beispiele: Grundzustand des Heliums. 1 S0 = (S = 0; L = 0; J = 0) ; n = 1 : Erste angeregte Zustande: L = 0, n = 2; 3S1 liegt niedriger als 1S0 (s. o.). Ebenso gehoren dazu die P ?Zustande 3P0;3P1;3P2 und 1P1. 9.4 Naherungsrechnungen fur die 1{Elektronen Wellenfunktionen fur Atome mit Z Elektronen. Zur Berechnung der Grundzustands{ und Anregungs{Energien der Atome mit hoheren Z sind viele Naherungsmethoden entwickelt worden, von denen 2 wichtige erwahnt seien: 9.4.1 Hartree{Verfahren Die N {Elektronen{Wellenfunktion u(1; : : : ; N ), "i" steht fur (~xi; si) wird als Produkt von orthonormierten 1{Elektronen{Wellenfunktionen angesetzt: u(1; : : :; N ) = u1(1) uN (N ) ; wobei der Index i die Quantenzahlen des i{ten Elektrons meint. Diese Produkt{ Wellenfunktion ist nicht richtig antisymmetrisiert. Dem Pauli{Prinzip wird KAPITEL 9. SYSTEME MIT N TEILCHEN 158 dadurch Rechnung getragen, da alle der N Wellenfunktionen orthogonal zueinander sein sollen. Das i{te Elektron bewegt sich einmal im Potential des Kernes sowie in einem "eektiven" Potential V~ (~xi), das durch die anderen N ? 1 Elektronen erzeugt wird. Dieses Potential hat nach Hartree naherungsweise die folgende Form: Sind uj die Wellenfunktionen des j {ten Elektrons, so erzeugt dies am Orte ~y die Ladungsdichte ?e0juj (~y)j2, so da das i{te Elektron am Orte ~x das eektive mittlere Potential Z X e20 2 ~Vi (~x) = d3~y 4"0 k~x ? ~yk j6=i juj (~y)j besitzt. Das i{te Elektron bendet sich insgesamt in dem Potential 2 Vi(~x) = ? 4"e0Zk~xk + V~i(~x) ; 0 und die zugehorige Schrodinger{Gleichung lautet 2 (? 2hm + Vi (~x))ui(~x) = 1Eiui(~x) e i = 1; : : :; N ; 1 Ei : 1{Elektronen{Energien. Dies ist ein System von N nichtlinearen Integro{Dierential{Gleichungen zur Bestimmung der ui. Es(0)ist nur numerisch iterativ (0)losbar! Man geht von plausiblen "Test"{Funktionen uj aus, berechnet daraus V~i , bekommt Losungen 1Ei(1), u(1) i (1) etc. ~ der Schrodinger{Gleichung, berechnet mit diesen u(1) ein entsprechendes V i i etc.: Sogenanntes "selbstkonsistentes" Verfahren. Als Erwartungswert (u; Hu) fur den Gesamt{Hamilton{Operator X 2 2 X 2 H = (? 2hm i ? 4"e0Zk~x k ) + 12 4" k~xe0 ? ~x k e 0 i 0 i j i i6=j erhalt man 2 XZ 3 3 1 Ei ? 2 (u; Hu) = d ~xd ~y 4" ke~x0 ? ~yk jui(~x)j2juj (~y)j2 : 0 i=1 i6=j N X 1 Mittelt man V~i(~x) noch uber die Winkel von ~x, so erhalt man ein rotationssymmetrisches Potential V~i ! Vbi(k~xk) und man kann auch hier die 1{Teilchen{ Zustande durch Quantenzahlen n, l, m, ms charakterisieren, wobei jetzt allerdings die Energiewerte 1Ei von der Hauptquantenzahl n und dem Bahndrehimpuls l abhangen. ATOME MIT Z ELEKTRONEN 159 9.4. NAHERUNGSRECHNUNGEN FUR 9.4.2 Hartree{Fock{Verfahren Hier ist die N {Elektronen{Wellenfunktion u(1; : : :; N ) wiederum aus 1{Elektronen{ Wellenfunktionen aufgebaut, aber vollstandig antisymmetrisiert: u1(1) u1(N ) ... ... 1 u(1; : : : ; N ) = p .. ... N ! . uN (1) : : : uN (N ) ("Slater"{Determinante), wobei die ui(j ) orthonormal sein sollen. Rechnet man jetzt den Erwartungswert von H bezuglich dieser u(1; : : :; N ) aus, so erhalt man 2 X Z 3 h 2 d x~ ( 2m jgradui(~x)j2 ? 4"Zek0~xk jui(~x)j2 (u; Hu) = e 0 i Z 2 X 3 3 d ~yd ~x 4" ke~x0 ? ~yk jui(~x)j2juj (~y)j2 + 12 0 i;j Z 2 X ? 21 i;j d3~yd3~x 4" ke~x0 ? ~yk ui (~x)ui(~y)uj (~y)uj (~x) : 0 | i;j {z } ("Austausch"{Term). Die Integro{Dierential{Gleichung fur die ui(~x) erhalt man aus der Forderung, da (u; Hu) minimal werden soll: Man "variiert" ui: ui ! ui + ui und verlangt, da (u; Hu) = (u; Hu) + (u; Hu) = 0 fur "kleine", aber beliebige ui, wobei jedoch die Orthonormierung erhalten bleiben soll! Resultat: 2 2 h Ze (? 2m ? 4" k0~xk )ui(~x) e 0 Z 2 X + d3~y 4" ke~x0 ? ~yk uj (~y)[uj (~y)ui(~x) ? uj (~x)ui(~y)ij ] 0 j | {z } = 1Eiui(~x) : V~iHF (~x) Bis auf den Austauschterm sind dies dieselben Gleichungen wie bei Hartree. Im Austauschterm wird nur uber die ui, uj summiert, die denselben Spin Si und Sj haben (daher die Antisymmetrie in den Ortskoordinaten). Losungen der Hartee{Fock{Gleichungen erhalt man iterativ wie oben! Mittelt man V~iHF (~x) noch uber die Winkel, so spurt das i{te Elektron ein rotationssymmetrisches Potential VbiHF (k~xk). Die 1{Elektronen{Wellenfunktionen haben dann die 160 Form KAPITEL 9. SYSTEME MIT N TEILCHEN ui(~x; S ) = Rnl(r)Yl;m " ; n l + 1 : Zu gegebenem (n; l) gehoren dann noch 2(2l+1) = 4l+2 Zustande, deren Gesamtheit man als "Schalen" bezeichnet: 1s{Schale (n = 1; l = 0); 2s{Schale (n = 2; l = 0); 2p{Schale (n = 2; l = 1) etc. Die Hartree{Fock{Losungen uHF (1; : : : ; N = Z ) konnen dann fur ein Atom mit Z Elektronen dadurch charakterisiert werden, da die Elektronen{Kongurationen in den Schalen angegeben werden. Beispiel: Sticksto: (1s)2(2s)2(2p)3: 2 Elektronen in der 1s{Schale, 2 in der 2s{ Schale und 3 in der 2p{Schale. Die folgende Tabelle (aus Baym, Lectures on Quantum Mechanics) zeigt die Elektronenkongurationen der Elemente in den nicht abgeschlossenen Schalen der Grundzustande sowie deren Gesamt-Spin, -Bahndrehimpuls und -Drehimpuls. UND CHEMISCHE BINDUNG 9.5. MOLEKULE 161 9.5 Molekule und chemische Bindung Die Quantenmechanik der Molekule und der im allgemeinen notwendigen Naherungen ist qualitativ stark dadurch bestimmt, da die Kernmassen M um mehrere Groenordnungen groer als die Elektronenmasse me sind: me 10?3 ? 10?5 : M Dieses Verhaltnis bestimmt die Groenordnungen der verschiedenen Energieanregungsarten: Bei einem Molekul von der "Ausdehnung" a sind die Elektronenimpulse von der Groenordnung h =a und die elektronischen Anregungsenergien von der Groenordnung 2 EEl mh a2 ( einige eV ) : e Die Kerne bewegen sich relativ langsam in der sie umgebenden Elektronenwolke, verandern deren Wellenfunktion und bewegen sich dorthin, wo die Elektronenenergie zusammen mit der die Abstoung bewirkenden Coulomb-Energie zwischen den Kernen minimal wird. Die Kerne schwingen um dieses Minimum mit einer Kreisfrequenz !, deren Groenordnung so abgeschatzt werden kann (Faktoren 21 werden vernachlassigt): Im Abstand R vom Minimum hat ein Kern die potentielle Energie M!2R2 . Die vom Kern bei der Bewegung von R = 0 bis R = a gewonnene potentielle Energie M!2a2 ist von der Groenordnung der elektronischen Energie EEl, d.h. 2 ; e 12 h M!2a2 mh a2 ; also ! ( m ) M m a2 e e die Schwingungsenergie h ! der Kerne sind demnach von der Groenordnung e 12 ESchw ( m M ) EEl : Die Molekule rotieren ferner im allgemeinen um ihren Schwerpunkt, mit der Energie d.h. wir haben also 2l(l + 1) h ERot ; Ma2 ; e ERot m M EEl ; me : e 12 EEl : ESchw : ERot 1 : ( m : ) M M Dies gibt einen Eindruck von den relativen Groenordnungen der verschiedenen Energieanregungs{Stufen. KAPITEL 9. SYSTEME MIT N TEILCHEN 162 Bei den Rechnungen bedient man sich der Born{Oppenheimer{Approxima- tion: Der Hamilton{Operator eines Molekuls, das aus NK Kernen der Massen M1, M2, : : : , MNK mit den Kernladungszahlen Z1, : : : , ZNK , Kernimpulsen P~1, : : :, P~ , : : :, P~NK , und aus Ne Elektronen mit Impulsen p~i besteht, enthalt bei Vernachlassigung der Spins im wesentlichen 5 Anteile: H = Te + TK + Vee + VeK + VKK ; wobei Ne 1 X 2 ; Te = p ~ i i=1 2me NK 1 X ~2 ; TK = P =1 2M 2 X Vee = 21 4" k~xe0 ? ~x k ; 0 i j i6=j NK X Ne X ?e20Z VeK = ~ ? ~xik ; =1 i=1 4"0 kR X e20Z Z 1 VKK = 2 ~ ? R~ k : 6= 4"0 kR Wegen der Kleinheit von me=M vernachlassigt man nach Born und Oppenheimer c= zunachst die kinetische Energie TK der Kerne. Im Rest{Hamiltonoperator H ~ ~ H ? TK treten die Positionen R (R1; : : : ; RNK ) der Kerne nur noch als Parameter c'n (r; R) = "bn(R)'n (r; R) folgt dann: auf. Aus H [Te + Vee (r) + VeK (r; R)]'n(r; R) = ("bn(R) ? VKK (R))'n (r; R) ; wobei r (~x1; : : :;~xNe ), "bn (R): elektronische Energie, die von R abhangt. c selbstadjungiert ist, bilden die 'n(r; R) ein vollstandiges System und man Da H kann daher die Losung (r; R) von H = E nach den 'n entwickeln: X (r; R) = un(R)'n (r; R) ; n so da X X ("bm(R) + TK )um(R)'m (r; R) = E um(R)'m (r; R) : m m Multiplikation der letzten Gleichung mit 'n(r; R) und Integration uber alle d3~xi gibt wegen der Orthonormalitat der 'n: UND CHEMISCHE BINDUNG 9.5. MOLEKULE 163 X Z 3Ne d r 'n(r; R) TK um(R)'m (r; R) + "bn (R)un(R) = Eun(R) : m Da R (um'm) = (R um )'m + umR 'm + 2(gradR um)(gradR 'm) ; so bekommt man fur die un (R) die Gleichung (TK + "b(R))un(R) = Eun(R) ? X m Bnmum(R) ; wobei NK 1 Z 2X h Bnmum(R) = ? 2 M d3Ne r 'n(r; R) =1 [2(gradR um)(gradR 'm) + umR 'm (r; R)] : Der Bnm {Term "mischt" elektronische Wellenfunktionen1 'n, die zu verschiedenen n gehoren. Er ist von der Groenordnung (me=M ) 2 und kann als Storung behandelt werden: 1 ' = me ( 1 ' ) me E kin ; da i.a. ' = ' (R~ ? ~x ) : m m n 2M R m M 2me R m M El Die um(R) werden in etwa die Form von Oszillator{Wellenfunktionen haben und 1 ~ ~ 2 Faktoren e? 2h !M (R ? R ;0) enthalten, d.h. gradR um kR~ ? R~ ;0k Mh ! um : Da kR~ ? R~ ;0k gradR 'n 'n, so ist der zugehorige Term in Bnm von der Grossenordnung h ! ( mMe ) 21 EEl. In 1. Naherung kann man daher den Bnm{Term vernachlassigen, d.h. (TK + "b(R))un (R) = Eun(R) : Dies ist die { genaherte { Schrodinger{Gleichung fur die Kern{Wellenfunk ti onen u(R). In ihr tritt die Energie "b(R) = EEl(R) + VKK als eektives Potential auf, um dessen lokale Minima die Kerne Schwingungen ausfuhren. Beispiele: 1. Das H2+ {Ion KAPITEL 9. SYSTEME MIT N TEILCHEN 164 Dieses System besteht aus zwei Protonen mit Ortsvektoren R~ a, R~ b und einem c hat hier die Form Elektron mit Ortsvektor ~x. H 2 c = ? h ? H 2m e e20 e20 e20 ? + : 4"0 kR~ a ? ~xk 4"0 kR~ b ? ~xk 4"0 kR~ a ? R~ b k c'n(~x; R~ a; R~ b) = "n 'n(~x; R~ a; R~ b) ist exakt losbar; wir werDie Gleichung H den jedoch folgende typische Naherung betrachten: Dabei ist wichtig, da c mit dem Permutationsoperator Pab kommutiert, der die beiden H Protonen vertauscht! c die Form Fuhrt man noch R~ = R~ a ? R~ b , R = kR~ k, ein, so bekommt H 2 c = ? h ? H 2m e wobei e20 e20 ; e20 ? + 4"0 k~x ? R~ =2k 4"0 k~x + R~ =2k 4"0 R R~ s = 12 (R~ a + R~ b) = 0 : 2 Man hat fur die elektronische Grundzustandsenergie "b0(R) = EEl;0(R)+ 4"e00 R , wobei c'0(~x; R~ ) = "b0(R)'0(~x; R~ ): H Betrachtet man e20=(4"0 R) als Storung, so hat man qualitativ folgende Situation: Fur groe R ist das Elektron nur an ein Proton gebunden und man hat die (negative) Wassersto{Atom{Bindungsenergie E1H = ?13; 6 eV . Fur R ! 0 ist das Elektron bei Vernachlassigung der Coulomb-Abstoung zwischen den Protonen an zwei positive Ladungen gebunden, mit der Bindungsenergie 4E1H . Rechnerisch kann man die Coulomb-Abstoung naherungsweise folgendermassen berucksichtigen: Ausgehend von den Wasserstoeigenfunktionen R~ k k ~ x ? 2 1 ? 1 ~ 2 a va(~x; R) = ( a3 ) e ; k ~x + R~2 k ? a vb(~x; R~ ) = ( a1 3 ) 21 e ; c symmetrische und sind wegen der erwahnten Permutationssymmetrie von H antisymmetrische Linearkombinationen von va und vb die richtigen Ausgangsfunktionen fur die Storungstheorie: v = c(va vb) ; UND CHEMISCHE BINDUNG 9.5. MOLEKULE 165 c sind Normierungskonstanten, die wegen (v + ; v + ) = 1 aus den va, vb (?) (?) berechnet werden konnen: 1 = (v v ; v v ) a b a b c2 Z = 2 2 d3~x va(~x; R~ )vb(~x; R~ ) : Das Integral S (R) = R d3~x v (~x; R~ )v (~x; R~ ) lat sich explizit berechnen: a b 2 S (R) = (1 + Ra + 3Ra2 ) e?R=a : c bezuglich der Wellenfunktionen v+, v? erhalt Fur die Erwartungswerte von H man dann c v ) " (R) = (v; H c va vb ) = 2(1 1S (R)) (va vb; H cva) + (vb; H cvb) (va; H cvb) (vb; H cva)] = 2(1 1S (R)) [(va; H c c = (va; H1va) S ((Rva); Hvb) ; cva) = (vb; H cvb), (va; H cvb) = (vb; H cva), also da (va; H c c " (R) = (va; H1va) S ((Rva); Hvb) : cva), (va; H cvb) kann man berechnen: Die Integrale (va; H Z cva) = E1H + e20 ? e20 d3~x jva(~x; R~ )j2 (va; H 4"0 R 4"0 k~x + R~ =2k 2 e20 e?2R=a ; = E1H + 4"e0 R + 4" 0 0 a Z 2 e20 cvb) = d3~x va(E1H + e0 ? (va; H 4"0 R 4"0 k~x + R~ =2k )vb 2 2 e e 0 0 (1 + R )e?R=a : H = (E1 + ) S ( R ) ? 4" R 4" a a 0 Fur " (R) erhalt man (graphisch): 0 KAPITEL 9. SYSTEME MIT N TEILCHEN 166 "(R) 6 "? (R) R- "+ (R) E1H exaktes "+(R) "+(R) hat ein Minimum, d. h. fuhrt zu einem stabilen Grundzustand des Molekuls. Qualitativer Grund fur den Unterschied zwischen "+ (R) und "?(R): Bei der symmetrischen Wellenfunktion ist die Aufenthaltswahrscheinlichkeit zwischen den beiden Kernen gro, bei der antisymmetrischen dagegen klein, d.h. das Elektron zwischen den Kernen fuhrt zu deren Anziehung, das dort fehlende Elektron dagegen zur Abstoung! 2. Das H2{Molekul Hier hat man 2 Protonen und 2 Elektronen: CO @ I C@ C @ 1 C @ C @ b1 a1 C 12 @ * ? @ a2 C ? C @ ? @ C ? a @ C b2 ? @C ? b RC @ ? ? 2 ? ~x R~ ~r ~r ~r ~r R~ ~r R~ ~x r12 ra1 rb1 ra2 rb2 R = = = = = = k~x1 ? ~x2k k~x1 ? R~ ak k~x1 ? R~ bk k~x2 ? R~ ak k~x2 ? R~ bk kR~ a ? R~ bk UND CHEMISCHE BINDUNG 9.5. MOLEKULE 167 Der Gesamt{Hamiltonoperator ist, ohne Spinwechselwirkungen, 1 (P~ 2 + P~ 2) + 1 (~p 2 + ~p 2) H = 2M a b 2me 1 2 e20 ( 1 + 1 ? 1 ? 1 ? 1 ? 1 ) ; + 4" 0 R r12 ra1 ra2 rb1 rb2 c = H ? 1 (P~a2 + P~b2) : H 2M In der Born{Oppenheimer{Naherung genugen die Elektron{Wellenfunktionen der Gleichung 2 e c (H ? 4"0 R ) 'n(r; R) = EEl;n(R) 'n (r; R) 0 und die Kern{Wellenfunktion der Gleichung 2 2 h ? 2M (a + b)u(R~ a; R~ b) + (EEl;n(R) + 4"e0 R )u(R~ a; R~ b) 0 ~ ~ = Eu(Ra; Rb) : Die Translationsbewegung des Schwerpunkts R~ s = 21 (R~ a + R~ b ) und die Rotation um den Schwerpunkt kann man abspalten: b u(R~ a; R~ b) = eiK~ R~ s Ylm (; ') u(RR) ; ; ' : Polarwinkel von R~ ; wobei dann h2 ub00(R) + [ h 2l(l + 1) + E (R) + e20 ] ub(R) ?M El;n MR2 | {z 4"0 R} 2K ~2 = (E ? h4M )ub(R) : Veff (R) Falls Veff (R) bei R0 ein Minimum hat, so werden die Kerne gebunden. Fur kleine Schwingungen kann man Veff (R) um R = R0 entwickeln. Wichtig fur die Existenz von Kernbindungszustanden ist daher oensichtlich das Verhalten von EEl(R). Dies kann man storungstheoretisch untersuchen, KAPITEL 9. SYSTEME MIT N TEILCHEN 168 indem man in nullter Naherung von zwei unabhangigen Wasserstoatomen ausgeht: 2 2 2 2 H0 = ? 2hm 1 ? 2hm 2 ? 4"e0r ? 4"e0 r : e e 0 a1 0 b2 Die beiden Grundzustandseigenfunktionen sind: va(ra1) va(1) = ( a1 3 ) 12 e?ra1 =a ; vb(rb2) vb(2) = ( a1 3 ) 21 e?rb2=a : Aus diesen 1{Teilchenfunktionen kann man vier 2{Teilchenfunktionen bilden: va(1)va(2); va(1)vb(2); vb(1)va(2); vb(1)vb(2) : Entscheidend ist nun, da der Hamiltonoperator H invariant ist, sowohl gegenuber der Vertauschung Pab der Kernkoordinaten einerseits, sowie auch gegenuber der Vertauschung P12 der Elektronen andererseits. Die Ausgangsfunktionen fur die Storungstheorie sollten daher solche Linearkombinationen der obigen 4 Produkte sein, die Eigenfunktionen zu Pab und auch P12 sind: v?? Pab v?? v++ Pab v++ v?+ Pab v?+ = = = = = = c? [va(1)vb(2) ? va(2)vb(1)] ; ?v?? ; P12v?? = ?v?? ; (2) c(1) + [va(1)vb (2) + va(2)vb (1)] + c+ [va(1)va (2) + vb(1)vb (2)]; v++ ; P12v++ = v++ ; c [va(1)va(2) ? vb(1)vb(2)] ; ?v?+ ; P12v?+ = v?+ ; Eine entsprechende Funktion v+? lat sich nicht bilden. Bei dem zweiten Term in v++ sowie bei v?+ benden sich jeweils zwei Elektronen an einem Kern a bzw. b. Aufgrund der Diskussion beim H2+ {Ion wird man vermuten, da vor allem die Zustande, bei denen die Elektronen zwischen den Kernen sind, zur Bindung beitragen. Man versucht daher (Heitler{London) , Storungstheorie mit den beiden Zustanden v?? = c? [va(1)vb(2) ? va(2)vb (1)] ; vb++ = c+ [va(1)vb(2) + va(2)vb(1)] UND CHEMISCHE BINDUNG 9.5. MOLEKULE 169 zu machen. Die Normierungskonstanten c?, c+ bestimmen sich aus (v?? , v??) = 1, (vb++ , vb++ ) = 1 zu 1 = 2 2S 2 ; c2 Z S = d3~x1 va(1)vb(1) = S (R) : c ? e20 bezuglich v?? und vb++ , so Bildet man den Erwartungswert von H 4"0 R erhalt man E ?? (R) = 2E1H + 1C??SA2 ; E ++ (R) = 2E1H + 1C++SA2 ; wobei 2 Z e C (R) = 4"0 d3~x1 d3~x2( r1 ? r1 ? r1 )jva(1)j2jvb(2)j2 0 12 b1 a2 Z 2 e0 d3~x d3~x ( 1 ? 1 ? 1 )v (1)v (1)v (2)v (2) : A(R) = 4" 1 2 r r r a b a b 0 12 b1 a2 Rechnerisch ist das Austauschintegral A negativ und die symmetrischen Elektron{Wellenfunktionen vb++ fuhren zur Bindung der Kerne: "(R) 6 "?? (R) 2EH R- "++ (R) 1 exaktes "++(R) Diskussion: Bei genaueren Rechnungen mu man auch die "polaren" Zustande va(1)va(2), (1) vb(1)vb(2) berucksichtigen. Es ist dann c(2) + 0; 26 c+ . KAPITEL 9. SYSTEME MIT N TEILCHEN 170 Spin und Pauli{Prinzip: Fur die Gesamtwellenfunktion gilt: (a; b; 1; 2) = '(R~ a; R~ b; ~x1;~x2) u(R~ a; R~ b ) (sa; sb) (s1; s2) ; (sa; sb) : Kern{Spinwellenfunktion, (s1; s2) : Elektron{Spinwellenfunktion. Wegen des Pauli{Prinzips mu (a; b; 1; 2) antisymmetrisch bezuglich der Vertauschung von a und b und | unabhangig davon | bezuglich der Vertauschung von 1 und 2 sein. Bezuglich der Vertauschung von a und b hat man folgende Situation: u(R~ a; R~ b) = eiK~ R~ s Ylm (; ') u(RR) ; R~ s ist symmetrisch bezuglich der Vertauschung von a und b, R~ aber antisymmetrisch und R symmetrisch. Da Ylm (; ') ! (?1)l Ylm (; '), falls R~ ! ?R~ , so gilt Pab u(R~ a; R~ b) = (?1)lu(R~ a; R~ b) : Der Bindungszustand der Kerne tritt fur '(R~ a; R~ b ; ~x1;~x2) vb++ auf, d. h. fur l = 0 mu (sa; sb) antisymmetrisch sein (Singulett): Parawassersto ; und fur l = 1 ist (sa; sb) symmetrisch (Triplett): Orthowassersto. Kapitel 10 Zur Struktur der Quantenmechanik Vorbemerkung: Viele der folgenden U berlegungen sind unvollstandig sowie mathematisch heuristisch bzw. formal. Fur ausfuhrlichere Begrundungen sei auf die Literatur am Anfang des Skriptums verwiesen. 10.1 Zeitliche Entwicklung von Zustanden und Operatoren Wir betrachten zunachst wieder einzelne Teilchen in einem Potential V (~x), das nicht explizit von der Zeit abhangen soll. Die Schrodingersche Wellenfunktion (~x; t) genugt der Gleichung 2 ih @t (~x; t) = H (~x; t) ; H = ? 2hm + V (~x) : e Die Operatoren Qj = Multiplikation mit xj sowie Pj = hi @x@ sind zeij tunabhangig, die Zeitabhangigkeit steht in (~x; t). (Es sei denn, man betrachtet ~ 0 + m1 P~ t.) solche explizit zeitabhangigen Groen wie Q ~ ; t) ein Operator, der von P~ , Q ~ und explizit von t abhangen Es sei A = A(P~ ; Q kann. Fur die Zeitabhangigkeit seines Erwartungswertes < A > (t) ( (t); A (t)) bekommt man: d < A > (t) = (@ ; A ) + ( ; @ A ) + ( ; A @ ) t t t dt = ? i1h (H ; A ) + i1h ( ; AH )+ < @tA > ; und da H selbstadjungiert sein soll, gilt: d < A > (t) = i ( ; [H; A] )+ < @ A > : t dt h 171 KAPITEL 10. ZUR STRUKTUR DER QUANTENMECHANIK 172 Beispiel: es sei A = P~ = hi grad, dann hat man: @tP~ = 0 und [H; P~ ] (~x; t) = [V (~x); P~ ] (~x; t) = V (~x)P~ (~x; t) ? P~ (V (~x) (~x; t)) = ? hi (gradV (~x)) (~x; t) ; d. h. d < P~ > = ? < gradV > ; dt das Analogon zum klassischen dtd p~ = ?gradV . Eine andere Beschreibung der zeitlichen Entwicklung bekommt man so: es sei u0(~x) beliebig oft stetig dierenzierbar und Hnu0(~x), n = 0; 1; : : :, existiere, wobei @tH = 0. Das Anfangswertproblem ih @t (~x; t) = H (~x; t) ; (~x; t = 0) 0(~x) = u0(~x) hat dann die (formale) Losung (~x; t) = e ? hi Ht denn u0(~x) = 1 n X (? hi )n Hn! u0 tn ; n=0 1 n X (? hi )n Hn! u0 ntn?1 n=0 1 n+1 X = ? hi (? hi )n Hn! u0 tn n=0 = ? i H (~x; t) : h @t (~x; t) = Die Transformation 0 = u0 (~x) ! (~x; t) = U (?t)u0(~x) ; i Ht U (t) = e h ; ist eine unitare Transformation, denn von S. 26 wissen wir, da Z d3~x u0(~x)u0(~x) = = Z Z d3~x (~x; t = 0) (~x; t = 0) d3~x (~x; t = ) (~x; t = ) reell. 10.1. ZEITLICHE ENTWICKLUNG VON ZUSTANDEN & OPERATOREN 173 Dies ist gleichbedeutend mit (U (?t) 0; U (?t) 0) = (U (t) 0; U (t) 0) = ( 0; 0) ; beliebig, d. h. U + (?t) U (?t) = 1, U + (t) U (t) = 1, und da U + (t) = U (?t), so hat man U +(t)U (t) = U (t)U + (t) = 1 : Setzt man (~x; t) = U (?t) 0(~x) in den Erwartungswert < A > ein, so bekommt man 0 < A > (t) = ( (t); A (t)) i tH i tH ? ? = (e h 0; A e h 0) i tH ? i tH = ( 0; e h Ae h 0) : Dieser Ausdruck legt es nahe, zeitabhangige Operatoren i ~A (t) = U (t) A U + (t) ; U (t) = e h Ht ; zu denieren. Da dtd U (t) = hi HU (t), so gilt d A~ (t) = i HA~ (t) ? i A~ (t)H + U (t)@ AU + (t) | t{z } dt h h @t A~ Im folgenden sei @tA = 0. Wir haben demnach die folgende Situation: Entweder: die Operatoren sind zeitunabhangig und alle Zeitabhangigkeit steckt in den Zustanden (~x; t), deren zeitliche Entwicklung durch ih @t = H gegeben ist. Dies ist das sogenannte "Schrodinger{Bild". Oder: Die Zustande 0(~x) sind zeitunabhangig und die Operatoren A~ (t) hangen von der Zeit ab. Die "Bewegungs"{Gleichung fur die Operatoren ist d A~ (t) = i [H; A~ (t)]. dt h Dies ist das sogen. "Heisenberg{Bild". KAPITEL 10. ZUR STRUKTUR DER QUANTENMECHANIK 174 Da ( (t); A (t)) = ( 0; A~ (t) 0), so ergeben beide "Bilder" dieselben Erwartungswerte und sind damit physikalisch aquivalent. Zur Zeit t = 0 stimmen Zustande und Operatoren im Heisenberg{ und Schrodinger{Bild uberein. Beispiel: harmonischer Oszillator: H = h !(a+ a + 21 ) ; [a; a+ ] = 1 : Wir haben i Ht ? i Ht i Ht ? i Ht i Ht ? i Ht H = e h He h = h !(e h a+ e h e h ae h + 21 ) ; Da H = h !(~a+ (t)~a(t) + 21 ) ; mit [~a(t); a~ + (t)] = 1 ; [H; a~ (t)] = ?h !a~ (t) ; [H; a~ +(t)] = h !a~ + (t) ist, so gilt da~ (t) = ?i!a~ (t) ; da~ +(t) = i!a~ +(t) : dt dt Diese Operator{Dierentialgleichungen haben die Losungen: a~ (t) = e?i!ta~ (0) ; a~ + (t) = ei!ta~ +(0) ; a~ (0) = a ; a~ (0) = a+ : Fur Q~ (t) und P~ (t) bekommt man daraus 1 P(0) sin !t Q~ (t) = Q(0) cos !t + m! P~ (t) = P(0) cos !t ? m!Q(0) sin !t Es sei @tA = 0, dann folgt aus [H; A~ (t)] = 0, da dtd A~ (t) = 0, d.h. Jeder Operator A~ (t), (bzw. A), der mit H vertauscht, ist eine Konstante der Bewegung, liefert also einen Erhaltungssatz !! i Da e? h Ht mit H vertauscht, so genugt es, da [H; A] = 0 fur t = 0, denn U (t)[H; A]U ?1(t) = [H; A~ (t)] = 0. 10.1. ZEITLICHE ENTWICKLUNG VON ZUSTANDEN & OPERATOREN 175 Im Heisenberg{Bild genugen die Operatoren Q~ j (t) und P~ j (t) den "kanonischen" Operator{Gleichungen d Q~ (t) = @ H ; d P~ (t) = ? @ H : dt j dt j @ P~ j (t) @ Q~ j (t) Dies folgt aus den fundamentalen Vertauschungsrelationen d A~ (t) = i [H; A~ (t)] ; [P~ (t); Q~ (t)] = h : j k dt h i jk Im folgenden wird P~ j (t) Pj , Q~ k (t) Q k gesetzt. Beweisskizze: Multipliziert man PQ ? QP = hi jeweils von links und rechts mit P und addiert das Resultat, so erhalt man P2Q ? QP2 = 2 hi P = hi @@P P2 : ("Formale" Dierentiation) Fortsetzung des Verfahrens gibt n Pn Q ? QPn = hi nPn?1 = hi @@PP : Analog n Qn P ? PQn = ? hi nQn?1 = ? hi @@QQ : Ist nun F(Q; P) in einer Potenzreihe in Q bzw. P entwickelbar, so hat man F ; [F; P] = ? h @ F : [F; Q] = hi @@P i @Q Mit F = H(Q; P) folgt dann d Q = i [H; Q] = @ H ; d P = i [H; P] = ? @ H : dt h @ P dt h @Q Die Verallgemeinerung fur mehrere Freiheitsgrade folgt unmittelbar. Bei Groen, in denen Produkte von P und Q { z.B. PQ oder Q2P etc. { vorkommen, ist die Reihenfolge der Operatoren wichtig, da P und Q nicht miteinander vertauschen! Das Heisenberg{Bild ist besonders geeignet fur relativistische Verallgemeinerungen | Quantenfeldtheorien | . Da das Schrodinger{Bild die Zeit besonders auszeichnet, ist dieses Bild fur die relativistische Quantenfeldtheorie i.a. weniger vorteilhaft! Heisenberg{Bild: Q~ j (t) = Q~ (t; j ) ! F~ (t; ~x) : "Feldoperator" im Heisenberg{Bild 176 KAPITEL 10. ZUR STRUKTUR DER QUANTENMECHANIK (Der "Index" ~x charakterisiert die unendlich vielen Freiheitsgrade eines Quantenfeldes). Auer dem Schrodinger{Bild und dem Heisenberg{Bild benutzt man noch oft, vor allem in der Streutheorie, das sogenannte "Wechselwirkungs-" bzw. DiracBild". Bei ihm sind sowohl Zustande wie Operatoren zeitabhangig. Es sei H = H0 + W , wobei H0 das System ohne Wechselwirkung W beschreibt. Die Zustande im Schrodinger{Bild sind dann ? hi Ht (~x; t) = e 0(~x) : Verfolgt man nun die zeitliche Entwicklung von (~x; t) relativ zu H0 "ruckwarts", so bekommt man iH t i H t ? i Ht 0 (~x; t) = e h (~x; t) = e h 0 e h 0(~x) : Falls sich nun die Operatoren zeitlich wie iH t ?iH t c A (t) = e h 0 Ae h 0 entwickeln, so ergibt sich fur die Erwartungswerte: c(t)(t)) = ( (t); A (t)) = ( 0; A~ (t) 0) : ((t); A Die Bewegungsgleichungen (@tA = 0) sind jetzt: c dA i [H ; A c = dt h 0 (t)] ; und d(t)(~x; t :) ih @t(~x; t) = W Das Wechselwirkungsbild spielt eine wichtige Rolle bei der zeitabhangigen Storungstheorie (s. Kap. 11). 10.2 Translationen, Drehungen und Galilei{Invarianz 10.2.1 Raumliche Translationen Analog zu den gerade diskutierten zeitlichen Translationen ? hi H (~x; t) ! (~x; t + ) = e 10.2. TRANSLATIONEN, DREHUNGEN, GALILEI{INVARIANZ 177 kann man die raumlichen Translationen ~x ! ~x + ~a behandeln: u(~x) sei beliebig oft stetig dierenzierbar und falle fur groe k~xk genugend stark ab. Dann gilt fur P~ = hi grad + hi ~a P~ U (~a) u(~x) = e u(~x) = e~a grad u(~x) X an1 1 an2 2 an3 3 n1 n2 n3 = n !n !n ! @1 @2 @3 u(~x) n1 ;n2 ;n3 1 2 3 = u(~x + ~a) : Da Z d3~x u(~x ? ~a)u(~x ? ~a) = = Z Z so ist u(~x) ! U (~a)u(~x) = e eine unitare Transformation. d3~x u(~x + ~a)u(~x + ~a) d3~x u(~x)u(~x) ; + hi ~a P~ u(~x) ; Bei N Teilchen hat man analog mit N X P~ hi gradn fur u(~x1; : : :;~xN ) : n=1 + i ~a P~ U (~a)u(~x1; : : : ;~xN ) = e h u(~x1; : : :;~xN ) = u(~x1 + ~a; : : : ;~xN + ~a) : Es sei nun 2 N X X H = ? 2hm n + 21 Vjk (~xj ? ~xk ) ; n=1 n j;k=1 j 6=k dann folgt wegen der Translations{Invarianz von H aus Hu(~x1; : : : ;~xN ) = Eu(~x1; : : :;~xN ) ; da Hu(~x1 + ~a; : : :;~xN + ~a) = Eu(~x1 + ~a; : : :;~xN + ~a) ; oder HU (?~a)u(~x1; : : :;~xN ) = EU (?~a)u(~x1; : : :;~xN ) : Multiplikation von links mit U (~a) ergibt U (~a)HU (?~a)u(~x1; : : :;~xN ) = Eu(~x1; : : :;~xN ) = Hu(~x1; : : :;~xN ) : 178 KAPITEL 10. ZUR STRUKTUR DER QUANTENMECHANIK Da diese Beziehung fur alle Eigenfunktionen des selbstadjungierten Operators H gelten soll, so hat man U (~a)HU (?~a) = H . Entwickelt man u(~x1 + ~a; : : :;~xN + ~a) nach Potenzen von ~a bis zur Ordnung ~a, so sieht man, da aus N X u(~x1 + ~a; : : :;~xN + ~a) = u(~x1; : : :;~xN ) + ~a gradnu + ~a H N X n=1 gradnu = ~a E N X n=1 n=1 N X gradn u = ~a n=1 gradnHu ; also [HPj ? Pj H]u = 0 ; j = 1; 2; 3 folgt. Der Gesamt{Impuls P~ kommutiert also mit H und ist demnach eine Konstante der Bewegung (Erhaltungssatz!) 10.2.2 Drehungen (s. auch Kap. 5) Hier sind die Drehimpuls{Operatoren Lj = hi jklxk @l die "Erzeugenden" von endlichen Drehungen: ' ist der Drehwinkel einer Drehung R~n(') um die Richtung ~n, ~n2 = 1. Ist (~x; t) die Wellenfunktion von einem spinlosen Teilchen, so gilt i L~ ~n ' (~x; t) U (~n; ') (~x; t) e h = (R~n(')~x; t) : Da Z = = Z Z d3~x (R~n(')~x; t) (R~n(')~x; t) d3(R?n 1 (')~x) (~x; t) (~x; t) d3~x (~x; t) (~x; t) ; so ist U (~n; ') ein unitarer Operator. Falls V (~x) = V (k~xk), so folgt i L~ ~n ' ? i L~ ~n ' e h He h = H ; oder ~ [H;~n L] = 0 ; d.h. [H; Lj ] = 0 ; d.h. die Lj sind Konstanten der Bewegung. 10.2. TRANSLATIONEN, DREHUNGEN, GALILEI{INVARIANZ 179 Teilchen mit Spin 21 h : Ersetzt man ~n L~ in U (~n; ') durch ~n S~ , S~ = h2 (1; 2; 3), so erhalt man i ~n S~ ' US (~n; ') = e h = cos '2 + i~n ~ sin '2 ; denn es gilt i ~n S~ ' 1 ~n ~ ' i e h = e12 X 1 i' j = ( 2 ) (~n ~)j j ! j =0 1 (?1)j ' 1 j X 2j + i(~n ~ ) X (?1) ( ' )2j +1 ; = ( ) j =0 (2j )! 2 j =0 (2j + 1)! 2 wegen (~n ~)2j = 1 ) (~n ~)2j+1 = ~n ~ . Aus 0 ' ' (n2 + in1) sin ' + in sin cos 3 2 2 2 B cos '2 + i~n ~ sin '2 = B @ ?(n2 ? in1) sin '2 cos '2 ? in3 sin '2 folgt det(US (~n; ')) = cos2 '2 + n23 sin2 '2 + (n21 + n22) sin2 '2 = 1; also Da auerdem 1 CC A det(US (~n; ')) = 1 : US (~n; ')US+(~n; ') = (cos '2 + i~n ~ sin '2 )(cos '2 ? i~n ~ sin '2 ) = cos2 ' + (~n ~)2 sin2 ' 2 2 = 1; so ist US (~n; ') ein Element der Gruppe von unitaren 2 2{Matrizen mit Determinante =1: SU(2). Zusammenhang mit den Drehungen: Die Matrix x = ~x ~ = x +x3ix x1??xix2 1 2 3 ist eine hermitesche Matrix, mit det x = ?~x 2 ; Sp x = 0 : ! 180 KAPITEL 10. ZUR STRUKTUR DER QUANTENMECHANIK Die Matrix US (~n; ') x US+ (~n; ') ist wiederum hermitesch und hat die Spur 0, da (US x US+ )+ = US++ x+ US+ = US x US+ ; Sp (US x US+ ) = Sp (US+ US x ) = Sp (x) ; d. h. man kann US (~n; ') x US+ (~n; ') = cx = ~xb ~ setzen, wobei ~xb = A(~n; ')~x eine lineare Transformation der xj ist. Da ?~xb 2 = det(xb) = det(US (~n; ') x US+ (~n; ')) = det US det US+ det x = det x = ?~x 2 gilt, so ist A(~n; ') ist eine Drehmatrix: A(~n; ') = R~n(') Jeder unitaren 2 2{Matrix US (~n; ') mit Determinante 1 ist eine 3{dim. Drehmatrix R~n(') zugeordnet! Beispiel: ~n = (0; 0; 1) ; 0 ' 1 i B e 2 0 CC B@ C US = cos '2 + i3 sin '2 = B ?i '2 A 0 e i' ! x ( x ? ix ) e 3 1 2 + US x US = ; so da (x1 + ix2)e?i' ?x3 xb1 = x1 cos ' + x2 sin ' xb2 = ?x1 sin ' + x2 cos ' ; xb3 = x3 : Aber: den Matrizen US und ?US ist dieselbe Drehmatrix R~n(') zugeordnet, wie man unmittelbar aus US (~n; ') x US+ (~n; ') = xb sieht. Man kann umgekehrt zeigen, da jeder Drehmatrix zwei unitare Matrizen US und ?US entsprechen, z.B. hat man fur ' = 2 R~n (2) = 13, aber US (~n; 2) = ?12 und US (~n; 4) = 12. Topologisch bildet die Gruppe SU(2) eine zweifache U berlagerung der Drehgruppe! Aus den Eigenschaften der Pauli{Matrizen folgt, da US (~n; ') ~ US+ (~n; ') = ~n(~n ~) ? ~n (~n ~) cos ' + ~n ~ sin ' : 10.3. INVARIANZ GEGENUBER BEWEGUNGS{ (ZEIT{)UMKEHR 181 ! ( ~ x ; t ) + e Ist (~x; t) = ein zweikomponentiger Spinor, so transformiert er sich ? (~x; t) bei einer Drehung ~x ! ~x^ = R~n (')~x folgendermaen e(~x; t) ! be(~x) = US (~n; ') e : 10.2.3 Galilei{Transformationen Hier transformieren sich die Koordinaten so: ~x ! ~x + ~ut, t ! t. Ist nun (~x; t) 2 eine Losung der freien Schrodinger{Gleichung ? 2hm = ih @t , so ist (~x ? ~ut; t) e keine Losung, da ih dtd (~x ? ~ut; t) = ih (@t ? ~u grad ) : Man kann die Galilei{Invarianz jedoch retten, in dem man die Phase von | wie bei den Eichtransformationen | mittransformiert: i m(~u ~x ? 1 ~u2t) 2 (~x; t) ! e h (~x ? ~ut; t) : Diese Transformationen lassen ebenfalls das Skalarprodukt ( 1; 2) invariant. Bei mehreren Teilchen mit wechselseitigen Potentialen transformiert sich die (freie) Schwerpunkts{Wellenfunktion in der obigen Weise, die Relativ{Koordinaten ~xj ? ~xk sind invariant. 10.3 Invarianz gegenuber Bewegungs{ (Zeit{) Umkehr In der klassischen Mechanik ist die "Zeit"{ oder "Bewegungs"{Umkehr deniert durch : ~x(t) ! ~x (t) = ~x(?t) ; t ! ?t ; ~p(t) ! p~ (t) = m dtd ~x (t) = ?~p(?t) ; d. h. die durch ~x , p~ beschriebene Bahn ist geometrisch dieselbe wie die durch ~x, ~p beschriebene, sie wird nur in umgekehrter Richtung durchlaufen. Die Newtonschen (Lagrangeschen) Bewegungsgleichungen sind i. a. invariant gegenuber der Transformation . Quantenmechanisch sollte gelten: Qj = Qj ; Pj = ?Pj (Schrodinger{Bild!) KAPITEL 10. ZUR STRUKTUR DER QUANTENMECHANIK 182 Ware quantenmechanisch eine lineare Transformation, d.h. wurde gelten (1A + 2B) = 1A + 2B ; (AB) = A B ; so wurde folgen: 1: [Pj; Qk ] = [Pj ; Qk ] = ( hi jk ) = hi jk ; 2: [Pj; Qk ] = [?Pj ; Qk ] = ? hi jk : Widerspruch! Der Widerspruch wird beseitigt, falls eine antilineare Transformation ist: (1A + 2B) = 1A + 2B ; (AB) = A B ; ~ ) = H(?P~ ; Q ~ ) = H(P~ ; Q ~ ), z.B. bei da dann ( hi jk ) = ? hi jk ist ! Es sei H (P~ ; Q 2 H = 21m P~ + V (Q~ ), dann gilt i i t Ht ? H U (t) (e h ) = e h =e ? hi Ht = U (?t) : Der Operation entspricht ein antiunitarer Operator Ub (), mit folgenden Eigenschaften: Ub (1 1 + 2 2) = 1Ub 1 + 2Ub 2 ; (Ub 1; Ub 2) = ( 2; 1) = ( 1; 2) : Fur ein Teilchen ohne Spin deniert man Ub () (~x; t) (~x; t) = (~x; ?t) ; also: Ub 2() = 1 ; Ub () = Ub ()?1 : Ist H = H, so ist mit (~x; t) auch (~x; t) eine Losung von ih @t = H . Dies bedeutet, da sowohl <e und =m seperat Losungen der Schrodinger-Gleichung sind. Ferner gilt (Ub ()Qj Ub ()?1) (~x; t) = Ub ()xj (~x; ?t) = xj Ub () (~x; ?t) = xj (~x; t) ; 10.3. INVARIANZ GEGENUBER BEWEGUNGS{ (ZEIT{)UMKEHR 183 und (Ub ()Pj Ub ()?1) (~x; t) = (Ub () hi @j ) (~x; ?t) = ? hi Ub ()@j (~x; ?t) = ? hi @j (~x; t) ; d.h. Ub ()Qj Ub ()?1 = Qj ; Ub ()Pj Ub ()?1 = ?Pj ; aus beiden folgt Ub ()Lj Ub ()?1 = ?Lj : H heit reell, falls Ub ()HUb ()?1 = H, z.B. H = 21m P~ 2 + q'(~x). In einem magnetischen Feld mit Vektor{Potential A~ gilt dagegen, wegen H(A~ ) = 21m (P~ ? qc A~ )2 + q'(~x) ; da Ub ()H(A~ )Ub ()?1 = H(?A~ ) 6= H(A~ ) : Im Gegensatz zu einem aueren elektrischen Feld bricht ein aueres magnetisches Feld die Invarianz gegenuber Zeitumkehr! Mit Spin der Elektronen: Sind 1B und 1S die Einheits{Operatoren im Orts{ bzw. Spinraum, so hat man jetzt ! auf die e(~x; t) = + (~x; t) ? (~x; t) wirkenden "Produkt"{Operatoren : (Qj 1S ) ; (Pj 1S ) ; (1B Sj ) ; wobei (Qj 1S ) = Qj 1S ; (Pj 1S ) = ?Pj 1S und (1B Sj ) = ?1B Sj gelten sollen. Bezeichnen wir die komplexe Konjugation von oben mit K; K2 = 1, so gilt K(Qj 1S )K = Qj 1S ; K(Pj 1S )K = ?Pj 1S ; KAPITEL 10. ZUR STRUKTUR DER QUANTENMECHANIK 184 und K(1B S1 )K = 1B S1 ; K(1B S2 )K = ?1B S2 ; K(1B S3 )K = 1B S3 ; da 1 und 3 reell sind , 2 rein imaginar ist! Deniert man nun (wegen 212 = ?1, 232 = ?3, 222 = 2!) Ub () = K(1B 2) ; so gilt Ub ()(Qj 1S )Ub ()?1 = Qj 1S ; Ub ()(Pj 1S )Ub ()?1 = ?Pj 1S ; Ub ()(1B Sj )Ub ()?1 = ?1B Sj ; wobei jetzt Ub 2() = K(1B 2) K(1B 2) = ?(1B 2)2 = ?1B 1S : Fur N Elektronen bekommt man analog Y Ub () = K (1(Bn) 2(n)) ; Ub ()2 = (?1)N : N n=1 Diese Relation hat folgende wichtige Anwendung: Der Hamilton{Operator H habe die Eigenschaft Ub ()HUb ()?1 = H sowie den Eigenwert E , H e(~x1; : : : ;~xN ) = E e. Dann sind e und Ub () e fur ungerades N linear unabhangig und E ist mindestens 2{fach entartet. Beweis: sowie H(Ub () e) = Ub ()(H e) = E Ub () e ; (Ub () e; Ub () e) = ( e; e) = 1 ; (Ub e; e) = (Ub 2 e; Ub e) = (?1)N ( e; Ub e) = (?1)N (Ub e; e) : 10.4. FORMINVARIANZ (ZUSAMMENFASSUNG) 185 Das bedeutet Ub () e ist zu e orthogonal, falls N ungerade, gehort aber zum selben Eigenwert E . In einem aueren elektrischen Feld sind die Energie{Niveaus einer ungeraden Anzahl von Elektronen also immer mindestens 2{fach entartet. Die Entartung kann durch Anlegen eines Magnetfeldes aufgehoben werden! 10.4 Zusammenfassung der wichtigsten Elemente bei der Forminvarianz der Schrodinger{Gleichung gegenuber Transformationsgruppen Es sei (~x1; s1; : : : ;~xN ; sN ; t) (~x; s; t) die Wellenfunktion eines N {Teilchen{ Systems und genuge der Gleichung ih @t (t;~x; s) = H (t;~x; s) wobei H = H((~x1; : : :;~xN ; ~p1 = hi grad1; : : :; ~pN = hi gradN ;~s1; : : : ;~sN ) Funktion der Orts{, Impuls{ und Spin{Operatoren, ~x (~x1; : : : ;~xN ), ~p (~p1; : : : ; p~N ), ~s (~s1; : : :;~sN ) ist. Es sei nun G = fgg eine Transformationsgruppe, deren Elemente g die Groen ~xj , p~j = hi gradj , ~sj und t in neue transformieren: ~ ~ ~ T (g) : x~bbi = fi(~g; ~x; p~; t) ; pbbi = ~gi (g; ~x; ~p; t) ; si = hi(g; ~s) ; t = k(g; t) ; wobei fur g = e (Gruppen{Eins) die identischen Transformationen gelten sollen: f~i(g = e; ~x; ~p; t) = ~xi ; ~gi(g = e; ~x; ~p; t) = p~i ; ~hi(g = e; ~s) = ~si ; k(g = e; t) = t : T (g) bezeichnet die Gesamtheit aller Transformationen ~xi ! ~xbi ; ~pi ! ~pbi ; ~si ! ~sbi ; t ! tb : T (g?1) T ?1(g) sei die Umkehrtransformation. 186 KAPITEL 10. ZUR STRUKTUR DER QUANTENMECHANIK Ferner werde die (2s1 + 1) (2sN + 1){komponentige Wellenfunktion (~x; s; t) so transformiert: b(T (g)[~x; s; t]) b(~xb; sb; tb) = A(g) (~x; s; t) ; wobei A(g) eine (2s1 + 1) (2sN + 1) mal (2s1 + 1) (2sN + 1){Matrix ist ! Durch die Transformation T (g) der ~xi, p~i , ~si, t wird der Hamilton{Operator c(~xb; ~pb; ~sb; tb) transformiert. Bei beliebigen H(~x; ~p;~s; t) in einen anderen Operator H c(~xb; ~pb; ~sb; tb) im allg. eine andere Funktion der ~xb, ~pb, ~sb, tb sein Transformationen wird H als H(~x; p~;~s; t) Funktion der ~x, ~p, ~s, t ist. c als FunkEntscheidend sind jedoch die Transformationen, bei denen H tion der ~xbi, ~pbi, ~sbi , tb dieselbe Form hat wie H(~x; p~;~s; t), d. h. fur die gilt: c(~xb; ~pb; ~sb; tb) = H(~xb; ~pb; ~sb; tb) ; H Man sagt dann, da H "forminvariant" gegenuber den Transformationen T (g) ist und die Gruppe G heit "Symmetriegruppe" von H . b(~xb; sb; tb) = A(g) (T ?1(g)[~xb; sb; tb]) ist dann eine Losung von ih @bt b(~xb; sb; tb) = H(~xb; ~pb; ~sb; tb) b(~xb; sb; tb) : In dieser Gleichung kann man die " c "{Zeichen uber den unabhangigen Variablen auch weglassen | wegen der Forminvarianz von H | , so da ih @t b(~x; s; t) = H(~x; ~p;~s; t) b(~x; s; t) : Da b(~x; s; t) = A(g) (T ?1(g)[~x; s; t]) ; so ist bei Forminvarianz von H mit (~x; s; t) auch A(g) (T ?1(g)[~x; s; t]) eine Losung der Schrodinger{Gleichung ih @t = H , d. h. T (g) erzeugt neue Losungen! Falls auch noch ( b1; b2) = ( 1; 2) oder ( b1; b2) = ( 2; 1), so handelt es sich bei T (g) um eine unitare oder antiunitare Transformation. Beide lassen die U bergangswahrscheinlichkeiten !1!2 = j( 2; 1)j2 invariant. Bei den Gruppen G kann es sich um "kontinuierliche" oder "diskrete" handeln. Bei den kontinuierlichen hangen die Gruppenelemente g von einem oder mehreren kontinuierlichen Parametern a1; : : : ; ar ab: g = g(a1; : : : ; ar). Beispiele: Translationen, Drehungen, Galilei{Transformationen. Beispiele fur diskrete Gruppen: Permutationen, Spiegelungen. Die unitaren (antiunitaren) Transformationen im Hilbertraum, die mit H vertauschen, lassen die Struktur der Bewegungsgleichungen ungeandert. Sie entsprechen kanonischen Transformationen in der Mechanik, welche die Lagrange{Funktion forminvariant lassen. 10.5. DER QUANTENMECHANISCHE HILBERT{RAUM 187 10.5 Der quantenmechanische Hilbert{Raum Die folgenden Bemerkungen sind unvollstandig. Eine zusammenhangende Diskussion ndet sich in den unten angegebenen Buchern! 1. Die quantenmechanischen Zustande (z.B. (~x; t) fur 1 Teilchen) bilden einen linearen Raum, d. h. sind 1 und 2 physikalisch realisierbare Zustande, so sind es auch 1 1 + 2 2, wobei 1 ; 2 komplex sein konnen (Superpositionsprinzip). Das Superpositionsprinzip gilt nicht vollig uneingeschrankt: Zustande mit verschiedenen elektrischen Ladungen (z. B. Proton und Neutron) und von Teilchen mit ganzzahligem und halbzahligem Spin sind nicht superponierbar. 2. Im Raum der Zustande ist durch Z ( 2; 1) = d3~x 2(~x; t) 1(~x; t) ein Skalarprodukt deniert, mit dessen Hilfe die physikalischen Aussagen formuliert werden konnen: War das System im Zustand 1 (z.B. Eigenzustand zu L1), so ist die Wahrscheinlichkeit dafur, bei einer unmittelbar folgenden Messung das System im Zustande 2 (z.B. Eigenzustand zu L2) zu nden, durch w1!2 = j( 2; 1)j2 gegeben. Mathematisch wird der Raum der Zustande durch das Skalarprodukt ( 1; 2) zu1 einem normierten Raum, wobei die "Norm" k k von durch k k +( ; ) 2 deniert ist! A hnlich wie im Euklidischen kann man mittels der Norm "Konvergenz" etc. denieren: die Folge f n; n = 1; : : :g konvergiert gegen , falls nlim !1 k n ? k = 0. Die Folge f n g heit "Cauchy{Folge", falls fur beliebiges > 0 ein N () existiert, so da k n1 ? n2 k < ; fur n1; n2 > N () : Falls zu jeder Cauchy{Folge im Raum ein Grenzelement gehort (wie im Rn!), so heit der Raum vollstandig. Der Raum der stetigen Funktionen ist nicht vollstandig (s. Literatur)! Jedoch kann man zeigen (Riesz{Fischer), da der Raum der quadratintegrablen Funktionen vollstandig ist. Denition: ein Vektorraum mit Skalarprodukt, der vollstandig ist, heit Hilbert{Raum H. Eine Untermenge des Hilbert{Raumes heit dicht in H, falls die Menge aller Grenzelemente H selbst ist. Gibt es abzahlbare Untermengen, die dicht sind, so heit H separabel. Die quantenmechanischen Hilbert{Raume sind separabel. 188 KAPITEL 10. ZUR STRUKTUR DER QUANTENMECHANIK 10.5.1 Operatoren : Den physikalischen Groen wie Ort, Impuls, Drehimpuls, Energie etc. entsprechen selbstadjungierte Operatoren (s. Literatur) im Hilbertraum, und die moglichen Mewerte bilden das "Spektrum" der Operatoren. Bei endlich{dimensionalen Matrizen (wie z.B. beim Drehimpuls) ist das Spektrum "diskret", d.h. es gibt nur endlich viele verschiedene Eigenwerte und die zugehorigen Eigenvektoren liegen im Hilbertraum. Anders dagegen die Operatoren mit kontinuierlichem Spektrum, wie z.B. die Impulsoperatoren, Pj = hi dxd , j = 1; 2; 3; Die zugehorigen "Eigenfunktioj i ~p ~x ? nen", die ebenen Wellen ep(~x) = (2h )?3=2e h , sind nicht quadratintegrabel und gehoren damit nicht zum Hilbertraum. Die mathematische Theorie wird hier aufwendiger (s. Literatur). Wichtige Konzepte im Zusammenhang mit selbstadjungierten Operatoren und den ihnen zugeordneten Observablen sind die folgenden: 1. Vollstandiger Satz von kommutierenden "Observablen". Es sei A1 ein selbstadjungierter Operator mit Eigenwerten aj (1). Sind die Eigenwerte nicht entartet, d. h. gehort zu jedem aj1 (1), j1 = 1; 2; : : :, genau ein ein{dimensionaler Eigenvektorraum mit Eigenfunktion uj1 , so ist man fertig. Im allgemeinen werden die Eigenwerte jedoch entartet sein. Dann sucht man einen zweiten Operator A2, der mit A1 kommutiert: A2A1 = A1 A2. Man kann dann die Eigenvektoren von A2 so wahlen, da sie gleichzeitig Eigenvektoren von A1 sind: A2uj1 = aj2 (2)uj1 : Im allgemeinen werden zu einem j1 verschiedene aj2 (2) gehoren, mit Eigenvektoren uj1 j2 , d. h. die ursprungliche Entartung wird reduziert. Man setzt das Verfahren so lang fort, bis man einen Satz (A1 ; : : :; Ag ) von selbstadjungierten Operatoren A , = 1; : : : ; g, mit folgenden Eigenschaften hat: Je zwei der A kommutieren miteinander. Die A haben die Eigenwerte aj ( ) und die gemeinsamen Eigenvektoren uj , j = (j1; : : :; j ; : : : ; jg ), wobei die uj jeweils fur festes j einen 1{dimensionalen Vektorraum aufspannen. Verschiedene uj sind zueinander orthogonal und die uj bilden ein vollstandiges System, d. h. jedes 2 H lat sich entwickeln X = cj uj ; cj = (uj ; ) : j (Man beachte, da j = (j1; : : :; jg ) ein Multi{Index ist!) 10.5. DER QUANTENMECHANISCHE HILBERT{RAUM 189 Man nennt die A einen vollstandigen Satz von kommutierenden Observablen! Beispiel: Wassersto{Atom: A1 = H ; A2 = L~ 2 ; A3 = L3 ; A4 = S3 2. Projektionsoperatoren Sei M H ein Unterraum des Hilbertraumes H und M? das orthogonale Komplement von M , d. h. M? besteht aus der Gesamtheit aller Vektoren, die auf allen Elementen von M senkrecht stehen. Wie M ist auch M? ein Unterraum von H, d. h. ein separabler Hilbertraum, d.h. abgeschlossen und vollstandig. Jeder Vektor 2 H lat sich eindeutig in zwei Komponenten M und M? zerlegen: = M + M ? ; M 2 M ; M ? 2 M? : Der Projektionsoperator PM auf den Unterraum M ist so deniert: PM = M fur alle 2 H : Falls 2 M , dann ist PM = , und falls 2 M?, dann ist PM = 0. Umgekehrt projeziert 1 ? PM auf M? ! Projektionsoperatoren P haben die Eigenschaften: P+ = P, P2 = P : P hat die Eigenwerte 1 und 0. Beweis: Seien 1, 2 beliebig, dann gilt ( 2; PM 1) = ( 2M + 2M? ; 1M ) = ( 2M ; 1M ) = (PM 2; 1) : P2 = P folgt unmittelbar aus der Denition. Sei P = , dann ist P2 = 2 = P = , da P2 = P, d. h. 2 = , also = 1 oder 0. Die Eigenvektoren zu = 1 sind die Elemente von M , die zu = 0 die in M? . P1 und P2 seien Projektionsoperatoren auf die Unterraume M1 und M2, dann gilt: Falls M1 orthogonal zu M2 ist, dann hat man P1P2 = P2 P1 = 0 : Falls M1 M2, so schreibt man P1 P2 , oder P2 P1 ; in diesem Fall gilt P1P2 = P1, P2P1 = P1. Falls P1 P2 = P2 P1, dann ist auch P1P2 Projektionsoperator; er projeziert auf M1 \ M2. Falls P1 und P2 orthogonal sind, d. h. P1 P2 = 0, dann projeziert P1 + P2 auf M1 M2. Falls P1 P2, dann projiziert P2 ? P1 auf das orthogonale Komplement von M1 in M2. KAPITEL 10. ZUR STRUKTUR DER QUANTENMECHANIK 190 Anwendungen von Projektionsoperatoren 1. Es sei A ein selbstadjungierter Operator mit den Eigenwerten aj | diese kon- nen entartet sein | und zugehorigen Eigenvektoren uj , die einen Unterraum Mj aufspannen. Es seien Pj die Projektionsoperatoren auf die Unterraume Mj . Dann gilt X Pj Pk = Pk Pj = jk Pj ; Pj = 1 X A = aj Pj : Spektraldarstellung von A. j Auj = aj uj Eine Funktion des Operators A wird deniert durch X f (A) = f (aj )Pj : j Es sei H ein n{dimensionaler Vektorraum, A eine hermitesche Matrix mit nicht entarteten Eigenwerten aj und Eigenvektoren 1 0 c ( j ) 1 B .. CC uj = B @ . A ; ci(j ) : komplex. cn (j ) Das Skalarprodukt sei wie folgt deniert: 0 1 c ( k ) 1 B .. CC u+j uk = (c1(j ); : : : cn(j )) B @ . A cn (k) X ci (j )ci(k) = jk : = j Dann gilt 1 c1(j ) C ... C (c(j ); : : :c (j )) n A 1 cn(j ) 1 c1(j )c1(j ) c1(j )cn (j ) C ... ... CA ; cn(j )c1(j ) cn(j )cn (j ) da Pj uk = (uj u+j ) uk = uj (u+j uk ) = jk uj : 0 B Pj = uj u+j = B @ (keine Summation uber j ) 0 BB@ 10.5. DER QUANTENMECHANISCHE HILBERT{RAUM Ferner 191 Pj Pk = uj u+j uk u+k = uk jk u+k = jk uj u+j = jk Pj : Ist aj entartet, mit zugehorigen orthonormalen Eigenvektoren uj;s, s = 1; : : : ; mj , dann lautet der Projektionsoperator auf den Eigenvektorraum m X Pj = ujs u+js : s=1 2. Ist ein System im Zustand , so hat man fur den Erwartungswert < A > der Observablen A: < A > = ( ;A ): Die Wahrscheinlichkeit w(aj ; ) dafur, bei einer Messung der Observablen A am System im Zustand den Eigenwert aj zu messen, ist (s.S. 52): mj X w(aj ; ) = j(ujs; )j2 ; s=1 wobei ujs, s = 1; : : : ; mj , die orthonormierten Eigenvektoren von A zum Eigenwert aj sind. Die obige Formel fur die U bergangswahrscheinlichkeit folgt aus der Entwicklung von nach Eigenfunktionen von A: X cj;s ujs ; cj;s = (ujs ; ) ; = j;s X Pk = ck;s uk;s ; s X X X A = ak Pk = ak ck;suk;s : k ( ;A ) = d. h. wir haben X j k aj ( ; P j ) = X j s aj w(aj ; ) ; w(aj ; ) = ( ; Pj ) : Ist selbst wieder Eigenzustand eines selbstadjungierten Operators B, mit dem vollstandigen System von Eigenfunktionen 1; : : : ; l = ; : : : dann gilt X =P = P j ; d. h. j ( ; A ) = (X P ; AP ) = (P j ; AP j X = ( j ; P AP j Sp (P ; AP ) : j) j) 192 KAPITEL 10. ZUR STRUKTUR DER QUANTENMECHANIK Da allgemein Sp (AB) = Sp (BA) ist, vorausgesetzt sie existieren, so folgt wegen P2 = P schlielich: < A > = Sp (AP ) w(aj ; ) = Sp (Pj P ) Vorteil: Wegen der Invarianz der Spur gegenuber unitaren Basis{TransformaP tionen j ! U j = ajk k , hat man nun eine vollig invariante Darstellung von < A > und w(aj ; ). 10.5. DER QUANTENMECHANISCHE HILBERT{RAUM 193 10.5.2 Diracsche Notation fur Zustandsvektoren, Skalarprodukt und Projektions{Operatoren Eine Spektraldarstellung gilt fur alle selbstadjungierten Operatoren (s. Literatur), auch fur solche mit kontinuierlichem Spektrum. Dirac hat in diesem Zusammenhang eine formale Schreibweise entwickelt, die diesem nichttrivialen Sachverhalt Rechnung tragen soll: Oben, unter 1) hatten wir am Beispiel des n{dimensionalen Vektorraumes gesehen, da + Auj = aXj uj ; u+j uX k = jk ; uj uj = P j ; A = aj Pj ; Pj = 1 : Dirac: uj jaj > ; u+j < aj j u+j uk < aj jak > ; uj u+j = jaj >< aj j X X A = aj jaj >< aj j ; jaj >< aj j = 1 ( ; A ) = < jAj > < aj j ist der zu jaj > "duale" Vektor! Diese Notation wird nun auf alle Elemente eines quantenmechanischen Hilbert{Raumes ubertragen: Bei kontinuierlichen Eigenwerten a, a0 von A normiert man so: < a0ja >= (a0 ? a) ; A = R da aja >< aj + Pj aj jaj >< aj j : kontinuierliches Spektrum Beispiel: Ortsoperator (1{dimensional) Qjx > = xjx > ; Q = < x0jx > = (x0 ? x) ; < x0jQjx > = x(x0 ? x) : diskretes Spektrum Z +1 ?1 dx xjx >< xj ; Die Entwicklung eines Zustandes j > sieht dann so aus: Z j > = dx (x)jx > : Z 0 < x j > = dx (x) < x0jx >= (x0) ; KAPITEL 10. ZUR STRUKTUR DER QUANTENMECHANIK 194 d.h. (x) =< xj >: Orts{"Darstellung" von bzw. "Schrodinger{Darstellung" des Zustandes j >! d (x), so folgt aus Sei jp > "Eigenvektor" von P: Pjp >= pjp >; da P (x) = hi dx Z jp > = dx0 < x0jp > jx0 > ; Z d < x0jp >)(x ? x0) = h d < xjp > ; p < xjp > = dx0 ( hi dx i dx also i xp < xjp >= c e h : Da Z (x ? x0) =< xjx0 > = dp < xjp >< pjx0 > ; Z (wegen dp jp >< pj = 1 (formal)) ; so gilt wegen (x ? x0) i p(x ? x0) dp e h = = jcj22h (x ? x0) ; jcj2 Z da c = (2h )? 12 . Somit haben wir ixp 1 < xjp >= p e h : 2h Formale Interpretation: Entwickelt man die Basisvektoren jp > nach den Basisvektoren jx >, so sind die ebenen Wellen < xjp > die Entwicklungskoezienten! Die "Matrix{Elemente" < x0jPjx > sind gegeben durch < x0jPjx > = also: Z dp < x0jPjp >< pjx > i p(x0 ? x) Z 1 = dp p 2 e h i p(x0 ? x) Z d 1 h = hi dxd 0 (x0 ? x) ; = i dx0 dp 2h e h < x0jPjx >= hi dxd 0 (x0 ? x) : 10.5. DER QUANTENMECHANISCHE HILBERT{RAUM 195 Seien jE > die Eigenvektoren von H, HjE >= E jE > : R "Einschieben" von 1 = dxjx >< xj ergibt Z dx0Hjx0 >< x0jE >= E jE > : Mit uE (x) < xjE > erhalt man Z dx0 < xjHjx0 > uE (x0) = EuE (x) : 1 P 2 + V (Q ) folgt daraus Fur H = 2m < xjV (Q)jx0 >= V (x0)(x ? x0) sowie < xjP2jx0 >= ?h 2 dxd22 (x ? x0), und damit Z 2 d2 0 0 0 0 dx0[? 2hm dx 2 (x ? x ) + V (x ) (x ? x )]uE (x ) = EuE (x) oder (nach zweimaliger partieller Integration des kinetischen Termes sowie wegen limx!1 ) 2 d2 ? 2hm dx 2 uE (x) + V (x)uE (x) = EuE (x) ; d.h. die Schrodinger{Gleichung in der Ortsdarstellung! Interpretation: Die Basisvektoren jE >, die Eigenvektoren von H, lassen sich als Linearkombination der jx > darstellen, mit < xjE >= uE (x) als Entwicklungskoezienten: Z Z jE >= dx < xjE > jx >= dx uE (x)jx > Die uE (x) sind die Matrix{Elemente einer (formal!) unitaren Transformation von der Basis fjx >g zu der Basis fjE >g, denn aus < x0jx >= (x0 ?x) folgt Z < E 0jE > = dx0 dx uE0 (x0) < x0juE (x)jx > Z = dx0 dx uE0 (x0)uE (x)(x0 ? x) Z = dx uE0 (x)uE (x) = (E 0 ? E ) : Die Darstellung der Groen in der Basis fjE >g, "Energie"{Darstellung auch "Heisenberg{Darstellung", sieht folgendermaen aus: < E 0jHjE >= E < E 0jE >= E(E 0 ? E ) 196 KAPITEL 10. ZUR STRUKTUR DER QUANTENMECHANIK ((E 0 ?E ) bedeutet jk , falls E 0 und E zum Punktspektrum von H gehoren E 0 = Ej , E = Ek , (E 0 ? E ) meint die "{Funktion", falls E 0 und E zum kontinuierlichen Spektrum gehoren) Z 0 < E jQjE > = dx < E 0jQjx >< xjE > Z = dx x < E 0jx >< xjE > Z = dx uE0 (x) x uE (x) : Analog: Z < E 0jPjE > = dp u~E0 (p) p u~E (p) u~E (p) = < pjE > : 10.6 Die Dichte{Matrix Wir haben bisher nur solche quantenmechanischen Systeme diskutiert, die sich in einem ganz bestimmten Zustand (~x; t), u(~x) etc. benden; dieser Zustand kann naturlich als Linearkombination einer beliebigen Basis beschrieben werden. Das System bendet sich jedoch in genau einem Zustand. In vielen Fallen | z. B. bei atomaren Teilchen in einem Strahl, bzw. bei der Thermodynamik von quantenmechanischen Systemen { wei man jedoch nicht, in genau welchem Zustand sich ein System bendet, sondern man kann nur gewisse Wahrscheinlichkeiten dafur angeben, das System in einem bestimmten Zustand anzutreen. Quantitativ kann man eine solche Situation so beschreiben: Es sei fuj ; j = (j1; : : : ; jg )g das vollstandige System von Eigenvektoren eines vollstandigen Satzes A = (A1; : : : ; Ag ) von kommutierenden, selbstadjungierten Operatoren. Projektionsoperatoren auf die von den uj aufgespannten, 1{dimensionalen Unterraume seien X Pj . Die Wahrscheinlichkeit dafur, das System im Zustand uj zu nden, sei wj , wj = 1. j Der Operator | Dichte{Operator | X = wj Pj ; j hat u.a. folgende Eigenschaften: + = ; uj = wj uj ; d.h. die uj sind Eigenfunktionen von zum Eigenwert wj , (uj ; uk ) = jk wj , X X (uj ; uj ) Sp = wj = 1 : j j 10.6. DIE DICHTE{MATRIX 197 Falls das System sich mit Sicherheit in dem Zustand uj bendet, d. h. falls wj = 1, wk = 0, k 6= j , so ist Projektionsoperator: = Pj ; 2 = : Umgekehrt folgt aus 2 = , Sp = 1, da Projektionsoperator auf einen 1{ dimensionalen Unterraum ist. Man sagt dann, das System bende sich in einem "reinen" Zustand, falls 2 = , und: es bende sich in einem "gemischten" Zustand (in einem "Gemisch" oder "Gemenge"), falls 2 6= . Das System bende sich in einem durch beschriebenen Zustand. Ferner sei A~ der einer Observablen zugeordnete selbstadjungierte Operator mit Eigenwerten ~ak und Eigenfunktionen u~k , wobei die a~k entartet sein konnen. Die Wahrscheinlichkeit w(~ak ; ) dafur, bei einer Messung von A~ das System im Zustande u~k anzutreen, ist dann gegeben durch X X wj j(~uk ; uj )j2 = wj < ~ak jaj >< aj ja~k > w(~ak ; ) = j j X < a~k jwj Pj ja~k >=< a~k j ja~k > : = j Ist Pk Projektionsoperator auf den Eigenvektor{Unterraum von a~k , so kann man auch schreiben: w(~ak ; ) = Sp (Pk ) : Fur den Erwartungswert von A~ im "Zustand" erhalt man daraus X X < A~ > a~k w(~ak ; ) = a~k Sp (Pk ) k k X = Sp (~ak Pk ) = Sp (A~ ) ; also Beispiele: k < A~ >= Sp (A~ ) = Sp ( A~ ) : 1. Strahl von Teilchen mit Spin 12 h . Solch ein System besteht in der Regel aus N unabhangig voneinander ("inkoharent") erzeugten Teilchen, von denen fur jedes einzelne der Spin wie in Kapitel 7 durch eine 2{komponentige Wellenfunktion = c+ + + c? ? beschrieben wird. Die allgemeinste hermitesche 2 2{Matrix mit der Spur 1 hat die Form = 21 (1 + P~ ~) ; ! 1 1 + P P ? iP 3 1 2 ; = 2 P + iP 1 ? P 1 2 3 P~ = (P1; P2; P3) : Polarisationsvektor ; j : Pauli{Matrizen. KAPITEL 10. ZUR STRUKTUR DER QUANTENMECHANIK 198 Da 2 = 14 (1 + jjP~ jj2 + 2P~ ~) und damit Sp 2 = 12 (1 + jjP~ jj2) 1 ; so mu gelten. jjP~ 2jj 1 Fur jjP~ jj2 = 1 gilt 2 = : reiner Zustand! q 1 Die Eigenwerte von sind 2 (1 jjP~ jj2). Sei nun ~n Einheitsvektor, ~n2 = 1. Dann ist Sn = ~n S~ = 12 h~n ~ Komponente von ~S in Richtung ~n. Sn hat die Eigenwerte 12 h , da Sn2 = 41 h 2. Die Projektionsoperatoren auf die beiden zugehorigen Eigenzustande +(~n) und ?(~n) sind P+ (~n) = 12 (1 + ~n ~) ; P? (~n) = 21 (1 ? ~n ~) ; denn P2+ (~n) = P+ (~n), P2? (~n) = P? (~n), Sp (P (~n)) = 1, P+ (~n) P? (~n) = 0. Es sei ein beliebiger Spinor (normiert). Dann +(~n) = P+ (~n) ; ?(~n) = P? (~n) ; Sn +(~n) = 21 h~n ~ 12 (1 + ~n ~) = 21 h P+ (~n) ; Sn ?(~n) = 21 h~n ~ 12 (1 ? ~n ~) = ? 21 h P? (~n) ; da (~n ~)2 = 1. Wegen (~n ~)(P~ ~) = ~n P~ + i~ (~n P~ ) ; gilt Sp (~n ~ ) = ~n P~ , und daher w+ (~n) Sp (P+ (~n)) = 21 (1 + ~n P~ ) ; w? (~n) Sp (P? (~n)) = 21 (1 ? ~n P~ ) ; < ~n S~ > = 21 h ~n P~ : 10.7. UNSCHARFE{RELATIONEN 199 ~n P~ heit der Polarisationsgrad des Strahles in Richtung ~n. Spezialfalle: (a) P~ = 0: der Strahl ist bezuglich jeder Richtung unpolarisiert. (b) P~ = ~n: der Strahl bendet sich in einem reinen Zustand und ist vollstandig in Richtung ~n polarisiert. (c) P~ = (0; 0; P3 ): Strahl ist nur in 3{Richtung polarisiert; falls P3 = 1, dann handelt es sich um einen reinen Zustand, alle Spins zeigen nach oben. Im allgemeinen hangt von den 3 reellen Parametern Pi ab, d.h. man braucht 3 unabhangige Messungen, um zu bestimmen! 2. Ein quantenmechanisches System bende sich in einem Warmebad der Temperatur T ; dann ist ?H=kT (H; T ) = e ?H=kT ; Sp (e ) Herleitung in der Quantenstatistik. 10.7 Unscharfe{Relationen Bei gegebener Dichte{"Matrix" sind die mittleren Schwankungen A und B der selbstadjungierten Operatoren A und B deniert durch 1 A = +[< (A? < A >)2 >] 2 = +[< A2 > ? < A >2] 21 ; B = +[< (B? < B >)2 >] 21 = +[< B2 > ? < B >2] 12 : Es sei = X j wj juj >< uj j : Mit A und B sind auch AB + BA und i(AB ? BA) selbstadjungiert, d. h. (uj ; (AB + BA)uj ) und (uj ; i(AB ? BA)uj ) sind reell. Aus der Schwarzschen Ungleichung ( 1; 1)( 2; 2) j( 1; 2)j2 folgt dann (uj ; A2uj )(uj ; B2uj ) = (Auj ; Auj )(Buj ; Buj ) j(Auj ; Buj )j2 = j 21 (uj ; (AB + BA)uj ) ? 2i (uj ; i(AB ? BA)uj )j2 j 21 (uj ; [A; B]uj )j2 : KAPITEL 10. ZUR STRUKTUR DER QUANTENMECHANIK 200 Ersetzt man A und B durch A? < A > ; B? < B > ; so erhalt man (uj ; [A? < A >]2uj )(uj ; [B? < B >]2uj ) j 21 (uj ; [A; B]uj )j2 : 1 1 Betrachtet man nun wj2 (uj ; [A? < A >]uj ) 21 und wj2 (uj ; [B? < B >]uj ) 12 als Komponenten von (unendlich dimensionalen) Vektoren, auf die man ebenfalls die Schwarzsche Ungleichung anwenden kann, so folgt: X X wj (uj ; [A? < A >]2 uj ) wk (uk ; [B? < B >]2 uk ) j k X 1 2 j wk (uk ; [A? < A >] uk ) 2 (uk ; [B? < B >]2uk ) 21 j2 k X 1 j 2 wk (uk ; [A; B]uk )j2 ; k so da schlielich (A)(B ) 21 j < [A; B] > j : Dies ist die allgemeine "Unscharfe"{Relation fur zwei Operatoren im Zustand . Beispiel: A = P, B = Q, [P; Q] = hi , also (P )(Q) 21 h : Das Gleichheitszeichen gilt in der Schwarzschen Ungleichung ( 1; 1)( 2; 2) j( 1; 2)j2 genau dann, wenn 2 = 1. Angewandt auf 2 = (A? < A >)~u, 1 = (B ? < B >)~u, bedeutet dies (A? < A >)~u = (B? < B >)~u : Damit ferner aus dem 2. Teil der obigen Ungleichungen eine Gleichung wird, mu (~u; ABu~) = ?(~u; BAu~) sein, d. h. ist rein imaginar: = i : (A? < A >)~u = i (B? < B >)~u ; reell. Fur gegebene A und B ist dies eine Bestimmungsgleichung fur u~. Beispiel: A = P = hi dxd ; B = Q = x ; < P >= p0 ; < Q >= x0 ; 10.8. WEITERE LITERATUR 201 Die Dierentialgleichung d ? p )~u = i (x ? x )~u(x) ; ( hi dx 0 0 hat die Losung i p x ? (x ? x )2 0 ; u~(x) = const: e h 0 e 2h d. h. die Gauschen Wellenpakete haben die Eigenschaft (Q)(P ) = 12 h ! 10.8 Weitere Literatur zur Struktur und Interpretation der Quantenmechanik Neben der schon am Anfang von Kapitel 1 der Vorlesung aufgefuhrten Literatur sei noch die folgende genannt, die vor allem die Diskussionen berucksichtigt, die es in den letzten Jahren zur Interpretation der Quantenmechanik gegeben hat, insbesondere auch im Zusammenhang mit der sogen. "Bell'schen Ungleichung". 1. Proceedings of the International Symposium "Foundations of Quantum Mechanics in the Light of New Technology" (1983), ed. by S. Kamefuchi et al., Physical Society of Japan, Tokyo 1984. 2. Fundamental Questions in Quantum Mechanics, ed. by L.M. Roth and A. Inomata, Gordon and Breach, New York etc. 1986. 3. Symposium on the Foundations of Modern Physics, ed. by P. Lahti and P. Mittelstaedt, World Scientic, Singapore 1985. 4. Quantum Concepts in Space and Time, ed. By R. Penrose and C.J. Isham, Clarendon Press, Oxford 1986. 5. Proceedings of the 2nd International Symposium "Foundations of Quantum Mechanics in the Light of New Technology" (1986) , ed. by M. Namiki et al., Physical Society of Japan, Tokyo 1987. 6. J.S. Bell, Speakable and unspeakable in quantum mechanics, Cambridge University Press, Cambridge etc. 1987. 7. Quantum Implications, Essays in Honour of David Bohm, ed. by B.J. Hiley and F.D. Peat, Routledge and Keagon-Paul, London etc. 1987. 8. D. Bohm, B.J. Hiley and P.N. Kaloyerou, Physics Reports 144(1987)321. 9. Quantum Mechanics Versus Local Realism, The Einstein-Podolsky-Rosen Paradox, ed. by F. Selleri, Plenum Press, New York and London 1988. Kapitel 11 Storungstheorie zeitabhangiger Prozesse ange sind tatsachlich nicht "stationar" sondern Die meisten physikalischen Uberg laufen in einem endlichen Zeitintervall ab, d.h. man mu die zeitabhangige Schrodinger{Gleichung bzw. zeitabhangige Operatoren zur Beschreibung des Systems benutzen. Wichtige Beispiele sind: 1. Emission und Absorption von Quanten (Licht etc.), 2. Zerfalle von Teilchen, 3. Streuprozesse. In der Regel wird die fur die betrachteten Vorgange magebliche Wechselwirkung V (t) erst zu einer Zeit t > ?T , T 0, wirksam und ist spater fur t > T nicht mehr spurbar, d.h. wir haben: V (t) = 0 fur jtj > T 0 oder V (t) V" (t) = e?"jtj V mit " > 0 wobei im letzten Ausdruck V hochstens polynomial fur groe jtj anwachst. 11.1 Schrodinger{Bild Es sei H = H0 + V (t). Die "innitesimale" Zeitentwicklung eines Schrodinger{ Zustandes S (t) ist dann gegeben durch: ih @t S (t) = H S (t) : Falls H nicht von der Zeit t abhangt, so ist die Zeitentwicklung von S (t0) zur Zeit t0 nach S (t) zur Zeit t > t0 nach Abschnitt 10.1 gegeben durch die unitare 202 11.1. SCHRODINGER{BILD 203 Transformation: S (t) = U (t; t0) S (t0) ? hi H (t ? t0) U (t; t0) = e U (t0; t0) = 1: Frage: wie sieht U (t; t0) aus, falls H explizit von der Zeit abhangt: H = H (t)? In diesem Fall lat sich U (t; t0) formal so bestimmen: Aus S (t) = U (t; t0) S (t0) folgt ih @t S (t) = ih @tU (t; t0) S (t0). Der Vergleich mit ih @t S (t) = H S (t) = H U (t; t0) S (t0) ergibt fur U (t; t0) die Dierentialgleichung: ih @tU (t; t0) = H U (t; t0) mit der Anfangsbedingung U (t0; t0) = 1. Die Dierentialgleichung lat sich formal durch eine Reihe fur U (t; t0) losen: Zusammen mit der Anfangsbedingung ist sie der folgenden Integralgleichung fur U (t; t0) aquivalent: Zt U (t; t0) = 1 + i1h dt0 H (t0) U (t0; t0): t0 Die Losung dieser Integralgleichung lat sich in Form einer sogenannten "Neumannschen Reihe" angeben: Man setzt U (0)(t; t0) = 1 ; Zt U (1)(t; t0) = 1 + i1h t dt1 H (t1) U (0)(t1; t0) ; Z 0t 1 U (2)(t; t0) = 1 + ih dt2 H (t2) U (1)(t2; t0) ; t 1 2 Z t Z t2 Z 0t 1 = 1+ dt H ( t ) dt H ( t ) + ih t0 1 1 ih t0 2 2 t0 dt1 H (t1) : Entsprechend ergibt sich fur U (n)(t; t0): Zt 1 ( n ) U (t; t0) = 1 + ih dtn H (tn ) U (n?1)(tn; t0) ; t0 so da 1 1 n Z X U (t; t0) = ttnt1 t0 dtn dt1 H (tn) H (t1): n=0 ih 204 KAPITEL 11. STORUNGSTHEORIE ZEITABHANGIGER PROZESSE Unter dem Integral ist die Reihenfolge der H (ti) wichtig, da i.a. H (t2)H (t1) 6= H (t1)H (t2). Der Teilraum, uber den integriert wird, sieht fur n = 2 so aus: t2 6 t2 t1 ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? - t0 t1 Die Integration uber t1 und t2 etc. lat sich durch folgenden Trick symmetrisieren: Denition: ( (t1)H (t2) T (H (t1)H (t2)) = H H (t2)H (t1) fur fur t 1 > t2 t 2 > t1 Da T (H (t1)H (t2)) = T (H (t2)H (t1)), so gilt: Z tZ t Z t2 Zt 1 T (H (t1)H (t2)) : dt2H (t2) dt1H (t1) = 2 t0 t0 t0 t0 Ist (t) die Stufenfunktion ( ur t > 0 ; (t) = 10 f fur t < 0 ; so kann man auch schreiben T (H (t1)H (t2)) = (t1 ? t2)H (t1)H (t2) + (t2 ? t1)H (t2)H (t1) ; und allgemein: X T (H (t1) H (tn)) = (t1 ? t2 ) (tn?1 ? tn )H (t1 ) H (tn ) : Permut: Damit erhalten wir fur U (t; t0): 1 1 n 1 Z t Z t X n! t0 t0 dt1 dtnT (H (t1) H (tn)) n=0 ih Zt T exp ? hi t dt0H (t0) : U (t; t0) = 0 11.2. DIRAC{ ODER WECHSELWIRKUNGSBILD 205 U (t; t0) ist unitar: U + (t; t0)U (t; t0) = 1 = U (t; t0)U + (t; t0) falls H selbstadjungiert ist. Plausibilitatsbetrachtung: Es sei t ? t0 = n, n gro, dann ist ? hi H (t0) U (t0 + ; t0) = 1 ? hi H (t0) e U (t0 + 2; t0) = U (t0 + 2; t0 + )U (t0 + ; t0) ? hi H (t0 + ) ? hi H (t0) e e U (t; t0) e ? hi H (t0 + (n ? 1)) e ? hi H (t0) : unitar : unitar : unitar 11.2 Dirac{ oder Wechselwirkungsbild Dieses, vor allem fur die Storungstheorie wichtige "Bild" zur zeitlichen Entwicklung eines quantentheoretischen Systems, wurde von Dirac eingefuhrt (s. Kap. 10.1): Es sei H (t) = H0 + V (t) ; wobei H0 nicht explizit von der Zeit abhangt. Beim Wechselwirkungsbild separiert man den Anteil der Zeitentwicklung von S (t) ab, der von dem Anteil H0 des Hamiltonoperators herruhrt: iH t 0 S (t) ; I (t) = e h iH t ?iH t AI (t) = e h 0 AS e h 0 : Fur V = 0 hat man I (t) = S (t) ; d.h., falls V (t) ! 0 fur jtj ! 1, so "folgt" (d.h. ohne mathematische Details) I (t ! 1) = 'aus=ein ; H0 'aus=ein = E0(aus=ein) 'aus=ein : Es gilt iH t iH t iH t 0 0 ih @t S (t) = e h 0 V (t) S (t) = VI (t) I (t) ; ih @t I = ?H0 e h S (t) + e h 206 KAPITEL 11. STORUNGSTHEORIE ZEITABHANGIGER PROZESSE also ih @t I = VI (t) I (t) und d A = i [H ; A ] + (@ A) : t I dt I h 0 I Entsprechend dem Operator U (t; t0) im Schrodinger-Bild gibt es hier ein UI (t; t0) mit der Eigenschaft I (t) = UI (t; t0) I (t0) ; UI (t0; t0) = 1 : Falls V (t) nicht explizit von der Zeit abhangt, so hat man (s. Abschnitt 10.1) i H t ? i Ht i Ht ? i H t UI (t; t0) = e h 0 e h e h 0 e h 0 0 : Ist V (t) dagegen zeitabhangig, so verfahrt man vollig analog wie im Schrodinger{ Bild: Aus der Dierentialgleichung: ih @tUI (t; t0) = VI (t) UI (t; t0) folgt die Integralgleichung Zt 1 UI (t; t0) = 1 + ih t dt0VI (t0) UI (t0; t0) ; 0 und aus ihr die Reihe: 1 1 1 Zt X )n t0 dt1 dtn T (VI (t1) VI (tn)) n=0 n! (ih Zt = T exp ? hi dt0 VI (t0) : t UI (t; t0) = 0 Sie ist der magebliche Ausgangspunkt fur sehr viele storungstheoretische Rechnungen, indem man sukzessive die Terme mit n = 1; 2; 3 etc. berucksichtigt. 11.3 U bergange 1. Ordnung Es seien 'n = 'n (t = 0) die stationaren Eigenzustande von H0: H0 'n = En 'n . Liegt zur Zeit t = t0 der Zustand I (t0) vor, so entwickelt sich daraus aufgrund der 11.3. UBERG ANGE 1. ORDNUNG 207 "Storung" VI (t) zur Zeit t der Zustand I (t) = UI (t; t0) I (t0) . Nimmt man aus der Reihe fur U (t; t0) nur die Terme mit n = 0 und 1 mit, so folgt: 1 Z t dt0 V (t0) (t ) : ( t ) = ( t ) + I I 0 ih t0 I I 0 Zur Zeit t0 = ?T , T 0, liege der Eigenzustand 'n vor: I (?T ) = 'n . Dann ist die Wahrscheinlichkeitsamplitude dafur, da zur Zeit t = +T der Zustand 'm vorliegt, durch Z +T 1 ('m; I (T )) = mn + ih dt0 ('m; VI (t0) 'n ) ?T iH t iH t ? 0 gegeben. Da VI (t) = e h V (t) e h 0 , so folgt i (E ? E )t ('m; VI (t) 'n) = e h n m ('m; V (t) 'n ) und daher Z +T i (En ? Em )t0 1 dt0e h ('m; I (T )) = mn + ih ('m ; V (t0) 'n ) ?T Dies ist die grundlegende Formel fur die Berechnung der U bergangswahrscheinlichkeit wn!m(2T ) = j('m ; I (T ))j2 fur die Storungstheorie der ersten Ordnung in V (t). Um die Formel weiter auszuwerten, sind zusatzliche Annahmen zur Form von V (t) notwendig. Zwei wichtige Beispiele seien beschrieben: 11.3.1 Zeitunabhangiges Potential Falls V nicht explizit von der Zeit abhangt, so lat sich das Zeitintegral unmittelbar ausfuhren: Z +T 0 dt0ei!nm t = 2 sin(!mn T )=!mn ; !mn = h1 (Em ? En ) : ?T Bei der Berechnung von wn!m (2T ) braucht man noch die Beziehung 2(xT ) ! sin lim x2T = (x) ; T !1 KAPITEL 11. STORUNGSTHEORIE ZEITABHANGIGER PROZESSE 208 die sich so begrunden lat: Es sei f (x) eine Testfunktion. Dann gilt Z +aT sin2(y) Z +a sin2(xT ) dx x2T f (x) = ?aT dy y2 f (y=T ) ; y = Tx : ?a Fur groe T folgt daraus: Z +1 sin2(y) dy y2 = f (0) : : : : f (0) ?1 Daraus erhalten wir fur m 6= n wn!m (2T ) = 4 12 T (!mn ) j ('m; V 'n ) j2 h Wegen (ax) = ja1j (x) bekommen wir damit schlielich die Rate ?n!m = wn!m (2T )=(2T ) : ?n!m = 2h (En ? Em) j ('m ; V 'n ) j2 : Im allgemeinen steht als Endzustand nicht nur ein einziger Zustand 'm mit scharfer Energie experimentell zur Verfugung, sondern ein Energieintervall Em, in dem (Em )(Em) Zustande liegen. Dann betragt die Gesamtrate Z ? n (En ) = dEm (Em ) ?n!m = 2h (En ) j ('n ; V 'n ) j2 : Diese Formel wird { nach Fermi { als "Goldene Regel" der 1. Ordnung fur die zeitabhangige Storungstheorie bezeichnet. Es sei nochmals betont, da die 1. Ordnung der Storungstheorie nur Sinn macht, falls die hoheren Ordnungen entsprechend vernachlassigt werden konnen. 11.3.2 Zeitlich periodisches Potential V (t) habe die Gestalt V (t) = A e?i!t + A+ ei!t : Fur die U bergangsamplitude ergibt sich daraus (m 6= n) Z +T 1 i ( ! ? ! ) t i ( ! + ! ) t + mn mn ('n; 'I (T )) = ih dt e hmj A jni + e hmj A jni : ?T Bei der Berechnung der U bergangswahrscheinlichkeit ist zu beachten, da die gemischten Terme beim Quadrieren wegfallen: Fur sehr groe T gilt namlich: Z +T Z +T 0 dt0 ei(!mn + !)t (!mn ? !) (!mn + !) = 0 : dt ei(!mn ? !)t ?T ?T 11.4. POTENTIALSTREUUNG: 1. ORDNUNG STORUNGSTHEORIE 209 Wir haben demnach fur groe T 2 wn!m = 4T 12 (!mn ? !) jhmj A jnij2 + (!mn + !) hmj A+ jni : h Fur die Rate ?n!m = wm!n =(2T ) folgt daraus 2 ?n!m = 2h (Em ? En ? h !) jhmj A jnij2 + (Em ? En + h !) hmj A+ jni : Wegen Em = En +h! beschreibt der Operator A einen Absorptionsproze, wahrend A+ wegen Em = En ? h ! einen Emissionsproze fur ein Quant der Energie h ! beschreibt. Die gerade skizzierten U berlegungen sind sehr wichtig fur die Absorption und Emission von Strahlung (s. Abschnitt 16.4 in Schwabl, Quantenmechanik, 4. Au.). 11.4 Potentialstreuung: 1. Ordnung Storungstheorie 2 h Es sei H0 = ? 2m und V~ ein Potential, an dem die im Anfangs- und Endzustand freien Teilchen gestreut werden, H = H0 + V~ . Das System sei in einem Volumen V = L3, und die freien Wellenfunktionen '~k = p1 ei~k ~x V genugen periodischen Randbedingungen: eikj L = 1 , d.h. wir haben ~k = 2 ~n; ~n = (n1; n2; n3); ni = 0; 1; 2; : : : L 2 2 Anfangszustand: '~ka = p1 ei~ka ~x ; Ea = h2mka ; V 2 2 1 Endzustand: '~ke = p ei~ke ~x ; Ee = h2mke : V Fur die Ubergangsrate ?~ka !~ke erhalt man: D E2 ?~ka !~ke = 2h (Ee ? Ea) ~ke V~ ~ka D~ ~ ~ E 1 Z 3 i(~ka ? ~ke) ~x ~ ke V ka = V d x e V (~x) : Die Anzahl der Zustande im Endzustandintervall k1e k2e k3e = 3ke ist gegeben durch 3ne = (2V)3 3ke ; 210 KAPITEL 11. STORUNGSTHEORIE ZEITABHANGIGER PROZESSE und die zugehorige Rate durch 2 Z ~ ~ 1 ?~ka !~ke 3ne = (2)2h V (Ea ? Ee ) 3ke d3x ei(ka ? ke) ~x V~ (~x) : Die Teilchenstromdichte ~| a der einfallenden Teilchen ist hier ~ ~| a V1 hmka ; und damit erhalten wir fur den 3fach dierentiellen Wirkungsquerschnitt ? 3n 3 = ~ka !~ke e j~| aj 2 Z m 1 ~ ~ 3 3 i ( k ? k ) ~ x = (2h )2 ~ (Ea ? Ee ) ke d x e a e V~ (~x) : jkaj Wegen d3ke = ke2dke d e = hm2 ke dEe d e bekommen wir schlielich (ke = ka): d3 = m Z d3x ei(~ka ? ~ke ) ~x V~ (~x)2 (E ? E ) dE d : a e e e (2h )2 Die Integration uber die Endzustandsenergie Ee ergibt die wichtige Formel d(1) = m Z d3x ei(~ka ? ~ke ) ~x V~ (~x)2 : d e (2h )2 (Der Index (1) soll andeuten, da es sich lediglich um die 1. Naherung handelt!) Man sieht, da d(1)=d e nur vom Impulsubertrag ~q = ~ka ? ~ke abhangt. Falls V~ (~x) = V~ (r), so lat sich das Integral noch weiter vereinfachen: Z Z Z1 2 3 irq cos ~ ~ d xe V (r) = 2 dr r V (r) deirq cos sin Z0+1 Z01 dzeirqz = 2 dr r2 V~ (r) ?1 0 Z1 = 4q dr r V~ (r) sin(qr) ; 0 so da ! d(1) = 4m2 Z 1 dr r V~ (r) sin(qr)2 : d e q2h 4 0 11.4. POTENTIALSTREUUNG: 1. ORDNUNG STORUNGSTHEORIE Beispiel: Yukawa{Potential: Da Z1 0 211 ?r V~ (r) = g e r : dr e?r sin(rq) = q2 +q 2 , so folgt d(1) = 2mg 2 1 2 d e (q2 + 2)2 : h Da q~ 2 = (~ka ? ~ke )2 = 2ka2(1 ? cos[6 (~ka; ~ke)]) ; 6 (~ka ; ~ke ) = # : Streuwinkel ; und (1 ? cos #) = 2 sin2(#=2), so folgt a 2# q2 = 4ka2 sin2 #2 = 8mE sin 2 : 2 h Fur = 0 ergibt sich daher: d(1) = g2 1 : d 16Ea2 sin4 # 2 Dies ist die exakte Rutherfordsche Formel fur die Coulomb{Streuung. Sie ergibt sich also schon in 1. Ordnung Storungstheorie.