Forschungsansätze und Paradigmen Beschreibungsebenen Subjektives Erleben (Introspektion) Verhalten Enkodierung, Speicherung, Repräsentation und Abruf von Information Neuronale Prozesse Erlernte Verhaltensdispositionen und Leistungen in Gedächtnistests Informationsverarbeitung Bewusstes Gefühl des Erinnerns oder der Vertrautheit Neuronale Korrelate des Einprägens und Erinnerns Kulturelles Gedächtnis Interindividueller Wissenstransfer (Schule, Studium, Ausbildung) Schriftliche Zeugnisse, Datenbanken, Internet Philosophische Vorläufer: Assoziationismus Aristoteles (384-322 v. Chr.) Gedächtnis beruht auf der Verknüpfung von Vorstellungen, Ideen und Wahrnehmungsinhalten Gesetze der Assoziationsbildung Ähnlichkeit Gegensatz räumliche oder zeitliche Nähe (Kontiguität) Britischer Empirismus (Locke; Hume) • Alles Wissen stammt aus der Erfahrung (Empirie) • Geist als „tabula rasa“: • Komplexe Ideen werden durch Assoziationen aus elementaren Ideen aufgebaut John Locke (1632-1704) David Hume (1711-1767) Philosophische Vorläufer: Nativismus Plato (427-347 v. Chr.) Angeborene Ideen Descartes (1596-1650) Assoziationismus in der Psychologie des 19. Jh. William James (1842-1910) „Principles of Psychology“ (1890) Unterscheidung zwischen erlernten Gewohnheiten (habits) und bewussten Erinnerungen an Ereignisse Gedächtnis als Netzwerk von Assoziationen Introspektionismus (Ende 19. Jh.) Methode und Ziel • Introspektion: Selbstbeobachtung der eigenen mentalen Prozesse durch hoch trainierte Versuchspersonen Probleme • Mangelnde Intersubjektivität • Einfluss subjektiver Theorien • Grenzen der Introspektion (-> unbewusste Prozesse) Fazit • Introspektion liefert zu erklärende Daten • Bedingt geeignet zur Überprüfung von Theorien über mentale Prozesse Edward Lee Thorndike (1874-1949) und das instrumentelle Konditionieren „Puzzle-Box“ Katze im Käfig zeigt alle möglichen Reaktionen: Miauen, Kratzen, Fauchen etc. Zufälliges (!) Ziehen an der Schnur führt dazu, dass sich die Tür öffnet Burrhus Frederic Skinner: Operantes (instrumentelles) Konditionieren Skinner-Box Ratte kann Hebel drücken (R) Hinweisreize (Licht, Ton) (S) Lernen wird experimentell untersucht, indem die Ratte gezielt für bestimmte Handlungen belohnt oder bestraft wird (Futter vs. E-Schock) (C+ vs. C-) Radikaler Behaviorismus: Der Geist als „black box“ Reize Reaktionen Erlernte Assoziationen Forschungsansätze und Paradigmen Informationsverarbeitungsparadigma Grundannahmen Kognition = Informationsverarbeitung Gedächtnis = Enkodierung, Speicherung und Abruf von Information Statt Reiz-Reaktions-Assoziationen Annahme mentaler Repräsentationen und Wissensstrukturen „Computermetapher“ Kognition = Software (Mentale Algorithmen) Gehirn = Hardware (Neuronale Implementierung) Informationsverarbeitungsparadigma Methode Experimentelle Analyse von Gedächtnisleistungen unter kontrollierten Bedingungen (z.B. Freie Reproduktion und Rekognition) Rückschluss von Verhaltensdaten (z.B. Reaktionszeiten, Fehler) auf (nicht direkt beobachtbare) Enkodier- und Abrufprozesse Ziel: Zerlegung kognitiver Leistungen in Verarbeitungsstufen und Subsysteme (funktionale Dekomposition) Gedächtnis Enkodierung Speicherung Abruf Was ist Denken? Einige Beispiele für Denkprozesse Eine logische Schlussfolgerung ziehen Überlegen, was man studieren möchte Darüber grübeln, warum eine Beziehung gescheitert ist Tagträumen Einen Vortrag konzipieren Sich überlegen, wie man jemanden auf einer Party kennen lernt Den nächsten Zug beim Schach auswählen Ein Gitarrensolo „im Kopf“ entwerfen Einen mathematischen Beweis führen Eine Reise planen Grundfragen der Denkpsychologie I Rationalität und Vernunft Denken Menschen rational? Gibt es Regeln des Denkens und wenn ja, welche sind dies? Folgt das Denken den Prinzipien der formalen Logik? Wie kommt es zu Denkfehlern und Fehlschlüssen? Repräsentationen und Prozesse Welche kognitiven Prozesse liegen dem Denken zugrunde? Auf was für Repräsentationen basiert das Denken (sprachlich, symbolisch, bildhaft, abstrakt)? Transfer Wie wird Wissen aus früheren Problemen auf neue Probleme übertragen? Was hilft Transfer, wann beeinträchtigt er das Problemlösen? Grundfragen der Denkpsychologie II Intuition und Einsicht Lernen und Expertise Gibt es unbewusste Denkprozesse? Welche Prozesse liegen „intuitiven“ Urteilen zugrunde? Wie kommt es zu (scheinbar) spontanen Einsichten? Wie kann man lernen, besser zu denken? Wie werden kognitive Fertigkeiten erworben und was zeichnet Experten im Vergleich zu Novizen aus? Neuronale Korrelate Welche Hirnsysteme sind am Denken beteiligt? Welche neuronalen Prozesse liegen dem Denken zugrunde? Methoden der Denkpsychologie Puzzles und Denksportaufgaben (z.B. Turm von Hanoi) Logische Schlussfolgerungsprobleme (Syllogismen) Wissensintensive Probleme (z.B. wissenschaftliches Denken & Hypothesentesten) Komplexe Probleme (z.B. Ökosystem steuern) Methoden der Denkpsychologie Selbstbeobachtung (Introspektion) Verhaltensmessung Anzahl gelöster Probleme Anzahl und Art der Fehler Lösungszeit Verhaltensprotokolle Lautes Denken (Protokollanalyse) Blickbewegungen Neurowissenschaftliche und neuropsychologische Methoden Aber: Bewusste Produkte vs. unbewusste Prozesse Bildgebende Verfahren (fMRI, PET) Elektrophysiologische Methoden (EEG, ERP) Untersuchung hirngeschädigter Patienten Computersimulation und kognitive Modellierung Produktionssysteme Konnektionistische Modelle / Neuronale Netze Bottom-up/top-down Prozesse Serielle Prozesse/parallele Prozesse (serial/parallel processing) Funktionale Spezialisierung (functional specialisation) Läsion (lesion) Modularität (modularity) Domänenspezifität (domain specifity) Dissoziation (dissociation) Doppelte Dissoziation (douple dissociation)